INFORMATIONEN ZU DEN LEHRFORSCHUNGSPROJEKTEN SOSE 2019/WISE 2019/2020 - FOLIEN DER VERANSTALTUNG VOM MITTWOCH 30.01.2019, 16 UHR C.T., CZS SR 274
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[Folien der Veranstaltung vom Mittwoch 30.01.2019, 16 Uhr c.t., CZS SR 274] Informationen zu den Lehrforschungsprojekten SoSe 2019/WiSe 2019/2020
Lehrforschung ist von besonderer Bedeutung, weil: Spezifikum des Jenaer Soziologiestudiums In ihrer Spezifik ein Höhepunkt im Studium, denn: Einüben der Forschungspraxis mit Durchführung des gesamten Forschungsprozesses: • Theorie: Theoretische Vorklärungen • Methode: Untersuchungsdesign, Datenerhebung u. Datenaufbereitung • Auswertung und Analyse samt ‚Publikation‘ (Lehrforschungsbericht) Eigenes Forschungsprojekt Eine intensive Auseinandersetzung mit einem Thema, die eine gute Gelegenheit bietet, die BA-Arbeit vorzubereiten/daraus zu entwickeln. Herausforderung: • Fachlich: Einarbeitung in Thema und Methodik • Selbstorganisation • Gruppenarbeit • Hohes und z.T. unregelmäßiges Arbeitspensum
Kurzpräsentationen der zum SoSe 2019 beginnenden Lehrforschungen „Die Entstehung des Kapitalismus. Marxistische, feministische und postkoloniale Perspektiven“ (Tilman Reitz) „Im Schatten von Markt und Staat: Informelle Ökonomien und Gesellschaftsbilder“ (Tine Haubner) „Aktuelle Debatten und Entwicklungen zu Nachhaltigkeit“ (Stefanie Hiß/Hanna Schulte) „Hochqualifiziert, aber schlecht bezahlt? Soziale Ungleichheiten bei Arbeitsmarkterträgen von Hochschulabsolvent*innen“ (Kathrin Leuze) [Präsentation Björn Seipelt] „Weltbeziehungen in der Spätmoderne“ (Jörg Oberthür) „Fremdsein – Fremdwerden heute. Ein ethnografischer Streifzug durch die Stadt“ (Eva Tolasch)
Die Entstehung des Kapitalismus Lehrforschung im Sommersemester 2019 und Wintersemester 2019/20 Institut für Soziologie, Universität Jena Tilman Reitz
Worum wird es gehen? 1. Die Entstehung des Kapitalismus (vom 15. bis 19. Jahrhundert) ist ebenso umstritten wie das, was ihn gegenwärtig ausmacht. 2. Aktuell diskutiert man Alternativen zum marxistisch behaupteten Kern, Profiterwirtschaftung durch Ausbeutung abhängiger Arbeit: a. Kolonialismus und Sklaverei (Weltsystemtheorie, Postkolonialismus, Geschichte der Arbeit – von Wallerstein bis Linebaugh/Rediker) b. Weibliche Reproduktionsarbeit und männliche Herrschaft (Hausarbeits- Debatte, feministische politische Ökonomie, Hexenverfolgung – Federici) c. Ausbeutung der Natur durch technologische Entwicklung (Stoffströme- Theorien) d. Schuldenwirtschaft, staatlich abgestützte Finanzmärkte und (Zentral-)Banken (Soziologie des Geldes, Geschichte der Schulden – Ingham, Graeber u.a.) 3. In der Lehrforschung prüfen wir diese Ansätze quellenkritisch und diskutieren sie gesellschaftstheoretisch.
Welche Methoden kommen zum Einsatz? • Keine konventionellen soziologischen Methoden (qualitative und quantitative Erhebungen) • Basismethoden der Geschichtswissenschaft: Literatursichtung, Analyse publizierter Quellentexte • Hermeneutische und rekonstruktive Verfahren der frühen Soziologie (Durkheim, Weber, Elias, Luhmann): gesellschaftstheoretische Arbeit mit dem historischen Material • Ggf. Ansätze der Wirtschaftswissenschaft – von Arbeitswerttheorie über neoklassische Modelle bis zur ökologischen Ökonomik
Wie gestaltet sich der Ablauf? Sommersemester 2019: Lektüre und Diskussion - Gemeinsame Lektüre zentraler Texte (Weber, Wallerstein, Federici …) - Vorstellung des geschichtlichen Forschungsstands (Kocka u.a.) - Kooperative Lektüre neuerer Bücher (zu Kolonialismus und Sklaverei, weiblicher Arbeit, Finanzkapitalismus, Naturverhältnissen, ggf. auch zu Sozialdisziplinierung, Religion, Staatswirtschaft, Monopolen …) Semesterferien: Bestimmung der Lehrforschungsthemen und -gruppen (z.B. Geschichte der Bankensysteme, Sklaven- und Hausarbeit in der Textilindustrie …) Wintersemester 2019/20: Forschung zu Einzelthemen - Klärung forschungspraktischer Fragen mit dem Seminarleiter - Regelmäßige gemeinsame Diskussion von Teilergebnissen - Abfassung und Vorstellung der Lehrforschungsarbeit
Was wird von den Teilnehmenden erwartet? • Bereitschaft zu ausgedehnter Lektürearbeit • Interesse für Geschichte und Gesellschaftstheorie • Bereitschaft, sich auf ein Grenzgebiet der Soziologie einzulassen • Optional Fremdsprachenkenntnisse, geschichtliche Kenntnisse, wirtschaftswissenschaftliche (auch marxistische) Theoriekenntnis • Die Fähigkeit und Bereitschaft, einen theoretisch argumentierenden, historisch solide belegten Forschungsbericht zu erstellen
„Im Schatten von Markt und Staat: Informelle Ökonomien und Gesellschaftsbilder“ Lehrforschung in BASOZ 51 für das Sommersemester 2019 und Wintersemester 2019/20 Leitung: Dr. Tine Haubner Termin: Dienstag, 10-14 Uhr
Informelle Ökonomie …bildet jenen Teil der Wirtschaft, in dem irreguläre, unbezahlte, unversicherte, diskontinuierliche Arbeits- und Beschäftigungsverhältnisse sowie: „alle wirtschaftlichen Tätigkeiten, die nicht von der amtlichen Statistik erfaßt und damit den Regelungs- und Revenueansprüchen des Staates entzogen sind“ beheimatet sind (Evers 1987; Hart 1973).
Nicht nur die Wirtschaftswissenschaften, auch die Soziologie… …haben informelle Arbeit und informelle Ökonomie bisher überwiegend im Kontext von Ländern des globalen Südens untersucht: „…recent estimates reflect the widely held belief among mainstream economists that informal work dissipates or disappears as nations or areas within them develop economically. That is, informal exchanges and work have historically been located conceptually in economically developing nations and, very recently, in relatively poor areas of ‚developed‘ nations.“ (Marcelli et al. 2010: 1)
Informelle Märkte und informelle Arbeit erscheinen dann meist so:
Informelle Märkte in Ghana
Straßenhändler in Ghana
Informelle Arbeit kann aber auch so aussehen…
Hausarbeit und Hauswirtschaft
Selbstversorgungswirtschaft und Alternativökonomie
Gartenarbeit
Selbsthilfeökonomie, freiwilliges Engagement und Eigenarbeit
Prekäre Freelancer und Selbständige
Mögliches Schema
Verschiedene Entwicklungen deuten darauf hin, dass informelle Arbeit im Schatten von Wohlfahrtsstaat und Arbeitsmarkt auch hierzulande an Bedeutung gewinnt... …dazu trägt nicht nur die Expansion eines prekären Niedriglohnsektors, sondern auch die Zunahme irregulärer Arbeit im Kontext personen- und haushaltsbezogener Sorge-Dienstleistungen sowie die politische Stärkung bürgerschaftlichen Engagements bei. Nicht zuletzt zeugt auch die Vielzahl an Initiativen und Projekten aus dem Bereich der Alternativökonomien, Commons-Bewegung oder Sharing-Economy vom wachsenden Interesse an einer selbstbestimmten wirtschaftlichen Versorgung jenseits von Markt und Staat.
Im Rahmen dieser Lehrforschung • Befassen wir uns in theoretischer Hinsicht mit ganz verschiedenen informellen Formen wirtschaftlichen Austausches (wie unbezahlte Sorgearbeit, Engagement, Nachbarschaftshilfe oder Gabentausch) und auch mit verschiedenen disziplinären Forschungsansätzen aus Soziologie und Ethnologie. • Sie lernen qualitative Erhebungs- und Auswertungs-methoden kennen und zwar mit einem Schwerpunkt auf der Erhebung und Auswertung von problemzentrierten qualitativen Interviews. • Neben problemzentrierten Einzelinterviews werden wir mit Feldprotokollen arbeiten.
Im Rahmen dieser Lehrforschung • Machen wir uns in methodologischer Hinsicht mit den Fragen und Perspektiven qualitativer Forschung vertraut, um dann verschiedene, konkrete qualitative Methoden und die mit ihnen verbundene Forschungsprogrammatik kennenzulernen, insbesondere die Grounded Theory. • Konkret soll es vor allem um die subjektive Deutung dieser wirtschaftlichen Aktivitäten gehen. Wir wollen also nicht nur erforschen, was die Befragten konkret tun, sondern auch, was sie mit ihren Tätigkeiten verbinden, welche Motive sie antreiben und welche gesellschaftliche Bedeutung sie ihrem Tun beimessen.
Organisation des Forschungsprozesses im Sommersemester • Das Sommersemester ist der grundlegenden Wissensvermittlung und – erschließung in Bezug auf informelle Ökonomie und qualitative Methoden gewidmet. Dabei werden sich Themenarbeit und praktische Übungen abwechseln. In jeder Sitzung werden zudem Blitzlicht-Protokolle von einer/einem der Teilnehmenden verlesen. • Je weiter die Lehrforschung fortschreitet, desto mehr steht die eigene Forschungsarbeit der Studierenden im Mittelpunkt. • Die empirische Forschungsarbeit beginnt dann in den Sommersemesterferien mit der Protokollierung des Feldaufenthaltes und der Erhebung von Einzelinterviews in Forschungs-Teams, bestehend aus vier Studierenden. Die Teams finden sich bis zum Ende des Sommersemesters zusammen und organisieren die Themenkonkretisierung und den weiteren Forschungsprozess gemeinsam. • Es gibt Einzelleistungen, die im abschließenden Lehrforschungsbericht als solche ausgewiesen werden: Jede_r Studierende führt zum jeweiligen Gruppenthema ein problemzentriertes Interview durch, für dessen Transkription und Auswertung er/sie verantwortlich ist. In der Gruppe fließen dann Einzel- und Gruppenleistungen zusammen.
Organisation des Forschungsprozesses im Wintersemester • Das Wintersemester ist der Auswertung der Feldprotokolle und Einzelinterviews und der Vorbereitung des Lehrforschungsberichtes gewidmet. • Zu den Untersuchungsthemen der Teams könnten beispielsweise Aktive in der Nachbarschaftshilfe und freiwillig Engagierte, pflegende Angehörige aber auch Akteure aus Initiativen wie Urban Gardening, Commons-Projekten oder alternativen Tauschzirkeln gehören. • Jedes Forscher_innen-Team kann sich am Schluss entscheiden, ob eine Gruppennote gewünscht ist oder ob sich die Note aus der Kombination von Einzel- und Gruppenleistung zusammensetzen soll. Die Arbeit in den Forscher_innenteams wird in regelmäßigen Kleingruppensitzungen betreut. Der abschließende Lehrforschungsbericht entspricht im Umfang pro Person dem Äquivalent einer Hausarbeit.
Um die Lehrforschung erfolgreich abzuschließen, sollten Sie… • regelmäßig teilnehmen • bereit sein zu intensiver Lektürearbeit und dem Abfassen eines Sitzungsprotokolls • im Seminar aktiv und verantwortungsbewusst mitarbeiten • Zwei qualitative Methoden selbständig anwenden und empirisches Material auswerten • gemeinsam mit anderen Kommoliton*innen in einer Forschungsgruppe zusammenarbeiten und einen Forschungsbericht verfassen (zweites Semester) • bereit sein, in den Semesterferien zu arbeiten (Erhebung, Transkription)
Das erwartet Sie… • umfangreiche Einführung in die soziologische Debatte zu informeller Ökonomie und informeller Arbeit • gründliche theoretische und praktische Einarbeitung in qualitative Interviewmethoden und den dazu gehörigen methodologischen Background • intensive empirische Arbeit am selbst gewählten Forschungsgegenstand • spannende Gruppen- und Plenumsdiskussionen • verbindliche Betreuung der Forschungsgruppen durch die Dozentin • ... und am Ende: Forschungserfahrung im Feld!
Literatur und Kontakt • Mörtenböck, Peter/Mooshammer, Helge (2016): Andere Märkte. Zur Architektur der informellen Ökonomie. Bielefeld: Transcript. • Helfrich, Silke et al. (Hrsg.) (2014): Commons. Für eine neue Politik jenseits von Markt und Staat. Bielefeld: transcript. • Adloff, Frank/Mau, Steffen (Hrsg.) (2005): Vom Geben und Nehmen. Zur Soziologie der Reziprozität. Frankfurt a.M.: Campus. • Mayer-Ahuja, Nicole (2012): Arbeit, Unsicherheit, Informalität. In: Dörre, Klaus/ Sauer, Dieter/Wittke, Volker (Hrsg.): Kapitalismustheorie und Arbeit. Neue Ansätze soziologischer Kritik. Frankfurt a.M./New York. Campus: S. 289-301. • Karakayali, Juliane (2010): Die Regeln des Irregulären – Häusliche Pflege in Zeiten der Globalisierung. In: Scheiwe, Kirsten/Krawietz, Johanna (Hrsg.): Transnationale Sorgearbeit. Rechtliche Rahmenbedingungen und gesellschaftliche Praxis. Wiesbaden: VS. S. 148-169. • Alter Chen, Martha (2013): Informalität, Geschlecht und die globalen Auswirkungen der großen Rezession. In: Burchardt, Hans-Jürgen/Peters, Stefan/Weinmann, Nico (Hrsg.): Arbeit in globaler Perspektive. Facetten informeller Beschäftigung. Frankfurt a.M./New York: Campus. S. 149-171. • Evers, Hans-Dietrich (1987): Schattenwirtschaft, Subsistenzproduktion und informeller Sektor. Wirtschaftliches Handeln jenseits von Markt und Staat. In: Soziologie wirtschaftlichen Handelns. Sonderheft der Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie 28/1987. Opladen: Westdeutscher Verlag. S. 353-366. Kontakt: Tine.Haubner@uni-jena.de Sprechstunde: Dr. Tine Haubner: Di 15-16.30 Uhr (Raum 393) Semesterferien: siehe Homepage (bitte anmelden)
Aktuelle Debatten und Entwicklungen zu Nachhaltigkeit Lehrforschung im SoSe 2019 und WiSe 2019/2020 Prof. Dr. Stefanie Hiß Hanna Schulte Prof. Dr. Stefanie Hiß und Hanna Schulte: Lehrforschung „Aktuelle Debatten und Entwicklungen zu Nachhaltigkeit 30 / 15
Worum wird es in der Lehrforschung gehen? In der Lehrforschung führen Sie qualitative Forschungsprojekte im thematischen Rahmen „Aktuelle Debatten und Entwicklungen zu Nachhaltigkeit“ durch. Beispiele für Forschungsthemen: • In welchen Debatten hat der Begriff Nachhaltigkeit wie Einzug gehalten? • Narrative von NGOs und sozialen Bewegungen • Entwicklungen der „Messbarmachung“ von Nachhaltigkeit (Accounting, Rating, Siegel, Normen …) • nachhaltige Alternativen und ihre Erzählungen • Untersuchung von Organisationen, Bewegungen und Konzepten, die sich im Kontext von Nachhaltigkeit bewegen (Diversity Management, Sharing Economy, Nachhaltige Stadt, …) Prof. Dr. Stefanie Hiß und Hanna Schulte: Lehrforschung „Aktuelle Debatten und Entwicklungen zu Nachhaltigkeit 31 / 15
Welche Methoden werden angewandt? Beispiele für qualitative Methoden: • Analyse von • Dokumenten (Veröffentlichungen von Organisationen wie Leitbilder, Berichte, Broschüren etc.) • Medieninhalten (Zeitungsartikel, Zeitschriften o. Ä.) • Online Medien (Blogs, Foren, Social Media …) • (Einzel-)Fallstudien • Qualitative Inhaltsanalyse o.A. Auswertungsmethoden Prof. Dr. Stefanie Hiß und Hanna Schulte: Lehrforschung „Aktuelle Debatten und Entwicklungen zu Nachhaltigkeit 32 / 15
Wie gestaltet sich der Ablauf? 33 • Einstieg in die Themen aus soziologischer Perspektive • Einstieg bzw. Auffrischung von Qualitativen Methoden, die im Seminar angewandt April werden • Zusammenfinden von Projektgruppen Mai • Erstellen eines Forschungsantrags nach dem Vorbild eines DFG-Antrags (Projektgruppen) Juni • Eigenständige Durchführung des Forschungsprojekts (Projektgruppen), vor allem: Oktober • Erhebung der Empirie • Auswertung der Empirie • Forschungsbericht und Wiss. Poster erstellen (Projektgruppen) Abschlusspräsentation Januar ggf. BA-Arbeit 33 / 15
Was wird von den Teilnehmenden erwartet? • Engagierte Mitarbeit • Einbringen eigener Ideen • Einarbeiten in neue Inhalte • Arbeit mit qualitativen Methoden • Kontinuierliche Arbeit in Kleingruppen • Langfristige Arbeit in einer festen Projektgruppe • Selbständige und eigenverantwortliche Arbeit • Möglichkeit aufbauend die BA-Arbeit zu schreiben Prof. Dr. Stefanie Hiß und Hanna Schulte: Lehrforschung „Aktuelle Debatten und Entwicklungen zu Nachhaltigkeit 34 / 15
Weitere Informationen http://www.sozmog.uni-jena.de/Lehrforschung.html hanna.schulte@uni-jena.de stefanie.hiss@uni-jena. de Prof. Dr. Stefanie Hiß und Hanna Schulte: Lehrforschung „Aktuelle Debatten und Entwicklungen zu Nachhaltigkeit 35 / 15
Lehrforschung (quantitativ): Hochqualifiziert, aber schlecht bezahlt? Soziale Ungleichheiten bei Arbeitsmarkterträgen von Hochschulabsolvent*innen Prof. Dr. Kathrin Leuze Zeit: Donnerstag, 10 – 14 Uhr Raum: Methodenlabor Prof. Dr. Kathrin Leuze 36
Worum wird es in der Lehrforschung gehen? • Erklärung der ungleichen Arbeitsmarkterträge von Hochschulabsolvent*innen • Mögliche Determinanten von Ungleichheit: • Elterliche Herkunft (z.B. Bildungsabschluss der Eltern) • Geschlecht • Migrationshintergrund • … • Mögliche Dimensionen von Ungleichheit = Arbeitsmarkterträge • Stundenlohn • Beschäftigungsadäquanz (vertikal, horizontal) • Arbeitszufriedenheit • Beruflicher Status • … Prof. Dr. Kathrin Leuze 37
Methoden • Untersuchung eines selbstgewählten Themas in Kleingruppen (max. 3 Personen) • Welche Methoden werden angewandt? Quantitative Sekundärdatenanalysen auf Basis des DZHW Absolventenpanels (Welle 2001, 2005 oder 2009) • Ziel: Durchführung von univariaten und bivariaten Deskriptionen sowie multivariaten Analyseverfahren (z.B. lineare Regression, logistische Regression) • Wiederholung und Vertiefung der Kenntnisse des Statistikprogramms Stata Prof. Dr. Kathrin Leuze 38
Wie gestaltet sich der Ablauf und was wird erwartet? • Sommersemester: • Entwicklung einer eigenen Forschungsfrage Schreiben der Einleitung • Recherche des Forschungsstandes Schreiben des Literaturüberblicks • Recherche von Theorie(n) und Ableiten von Hypothesen Schreiben des Theorieteils • Entwickeln des Forschungsdesigns Präsentation • Operationalisierungen der theoretischen Konstrukte Operationalisierungstabelle • Wintersemester: • Aufbereitung der Daten Einreichen des Do-Files • Univariate und bivariate Deskription der Daten Präsentation • multivariate Auswertung der Daten Präsentation • Schreiben des Forschungsberichts Modulprüfung Prof. Dr. Kathrin Leuze 39
H1: Frauen verdienen weniger nach dem Studium, weil sie weniger berufsspezifische Kenntnisse im Studium erwerben. log Stundenlohn Modell 1 Modell 2 Modell 3 Modell 4 Modell 5 1. männlich 2. weiblich -0.165*** -0.147*** -0.152*** -0.138*** -0.077*** (0.015) (0.015) (0.015) (0.015) (0.016) berufspraktische Kenntnisse 0.063*** 0.053*** 0.031** durch das Studium (0.009) (0.009) (0.010) Umfang Pflichtpraktika im 0.094*** 0.087*** 0.034*** Studium (0.010) (0.010) (0.010) R2 0.030 0.043 0.053 0.062 0.163 N 5550 5550 5550 5550 5550 Modell 5 kontrolliert für Studienfach, Abschlussart, Abschlussinstitution, Dauer des Studiums, Dauer des Studiums quadriert. Standardfehler in Klammern, * p
H1: Frauen verdienen weniger nach dem Studium, weil sie weniger berufsspezifische Kenntnisse im Studium erwerben. Predictive Margins of frau with 95% CIs Predictive Margins of frau with 95% CIs 2.8 2.8 2.75 Linear Prediction Linear Prediction 2.7 2.65 2.7 2.6 2.6 2.55 2.5 sehr schlecht 1 2 3 sehr gut 0 1 2 3 berufspraktische Kenntnisse durch das Studium Umfang Pflichtpraktika im Studium Mann Frau Mann Frau Prof. Dr. Kathrin Leuze 41
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Prof. Dr. Kathrin Leuze 42
Weltbeziehungen in der Spätmoderne Dr. Jörg Oberthür
I Weltbeziehungen Frage nach dem Verhältnis/der Vermittlung zwischen Individuum & Gesellschaft - Art des “In die Welt gestellt” seins (Rosa 2013, 7) Abbildungen aus Rosa 2013 (387, 390) - kognitive, evaluative & emotionale/affektive Aspekte (vgl. ebd. 380) soziologische Relevanz: a) ‘Selbst’& ‘Welt’ wechselseitig konstitutiv, b) kollektive Vermittlung von Welt als Erfahrungshorizont, sozialer Struktur & individueller Praxis
II ‘Spätmoderne’ Differenzierung Rationalisierung Struktur Kultur Person Natur Individualisierung Domestizierung Dimensionen sozialer Wirklichkeit und Modernisierungsprozesse – Abbildung basierend auf Rosa/Strecker/Kottmann (2012,23)
II 'Spätmoderne’ Beschleunigung (Rosa 2005) & Dynamische Stabilsierung (Rosa/Dörre/Lessenich: 2017) Abbildung: Rosa (2010, 25)
III Weltbeziehungen in d. Spätmoderne Resonanz vs. Entfremdung (Rosa 2016) Zwei grundsätzliche Modi für Weltbeziehungen: Resonanz vs. Entfremdung (2016, 246ff.) Resonanz: “Resonanz ist eine durch Af fizierung und Emotion,intrinsisches Interesse und Selbstwirksamkeitserwartung gebildete Form der Weltbeziehung, in der sich Subjekt und Welt gegenseitig berühren und zugleich transformieren. Resonanz ist keine Echo-, sondern eine Antwortbeziehung; sie setzt voraus, dass beide Seiten mit eigener Stimme sprechen […] Resonanz impliziert ein Moment konstitutiver Unverfügbarkeit […]” (ebd., 298) Drei Achsen der Resonanz (ebd. 331-435): a) Horizontale Achse: z.B. Familie, Freundschaft, Politik… b) Diagonale Achse: z.B. Arbeit, Bildung, Sport … c) Vertikale Achse: z.B. Religion, Kunst, Natur … Entfremdung: “Entfremdung bezeichnet eine spezifische Form der Weltbeziehung, in der Subjekt und Welt einander indifferent oder feindlich (repulsiv) und mithin innerlich unverbunden gegenüberstehen. […] Entfremdung definiert damit einen Zustand, in dem die› Weltanverwandlung‹ misslingt, so dass die Welt stets kalt, starr, abweisend und nicht responsive erscheint. Resonanz bildet daher ›dasAndere‹ derEntfremdung – ihren Gegenbegriff.”
III Weltbeziehungen in der Spätmoderne Leitfragen: Wie (unter welchen sozialen Bedingungen) entstehen Resonanz oder Entfremdung in ausgewählten Feldern der sozialen Praxis (‘Achsen’, ‘Sphären’) spätmoderner Gegenwartsgesellschaften Wie bearbeiten Akteur_innen potentiell krisenhafte Veränderungen ihrer Weltbeziehungen & welche Praxismuster ermöglichen hierbei ‘Resonanz’- Erfahrungen Konkrete Untersuchungsfelder (Beispiele): politischer Protest (‘horizontale Achse’); neue Körperpraktiken (‘diagonale Achse’); ‘Deep Ecology’ (‘vertikale Achse’) Präferierte Erhebungsverfahren/Forschungsdesigns: Interviews, Gruppendiskussionen, teilnehmende Beobachtung
IV Aufbau LF SoSe19 Grundlagen der ‘Soziologie der Weltbeziehung’ Methodologische Basisüberlegungen zur qualitativen SF im Rahmen einer Soziologie der Wbz Methodenmodul: Erhebungsverfahren & Auswertung Dokumentarische Methode (Ralf Bohnsack) Projektinitiierung und offene Werkstattphase WiSe19/20 Weitere Literaturarbeit zu den Themen der einzelnen Projektgruppen Enwicklung und Präsentation der Forschungsdesigns (bis ca. Ende November) Erhebung (Dezember/Januar) Auswertung, gemeinsamer Beginn der Interpretation (Werkstattphase), Feriensprechstunden für Gruppen Forschungsbericht
IV Aufbau LF Anforderungen/Erwartungen: Interesse am Thema Kreativität beim Entwickeln von Forschungsfragen gutes Vorverständnis der Grundprinzipien qualitativer Sozialforschung und/oder eigenverantwortliche Erarbeitung der Grundlagen Anwesenheit aller Gruppen zu allen Sitzungen gemeinsamer Theorierahmen & gemeinsame Auswertungsmethode alle können zur Diskussion beisteuern & davon profitieren Beratung der Gruppen: 1) in der Veranstaltung, 2) in der Sprechstunde Faire, eigenverantwortliche Organisation der Gruppenarbeit
Literatur: Rosa, Hartmut/Dörre, Klaus/Lessenich, Stephan (2017): Appropriation, Activation and Acceleration: The Escalatory Logics of Capitalist Modernity and the Crises of Dynamic Stabilization. In: Theory, Culture & Society. Volume: 34 issue: 1, page(s): 53-73 Rosa, Hartmut (2016), Resonanz. Eine Soziologie der Weltbeziehung, Berlin. Rosa, Hartmut (2013), Weltbeziehungen im Zeitalter der Beschleunigung. Umrisse einer neuen Gesellschaftskritik, Berlin. 2. Aufl. Rosa, Hartmut/Strecker, David/Kottmann, Andrea (2012), Soziologische Theorien, Konstanz. 2. Aufl. Rosa, Hartmut (2010), Alienation and Acceleration. Towards a Critical Theory of Late-Modern Temporality Malmö/Arhus. Rosa, Hartmut (2005), Beschleunigung. Die Veränderung der Zeitstrukturen in der Moderne, Frankfurt am Main. Zusätzlich zur Vorbereitung empfohlen: Bourdieu, P. (1987): Strukturen, Habitusformen, Praktiken. In: Ders.: Sozialer Sinn. Kritik der theoretischen Vernunft. 97-121. F.a.M. Honneth, A. (2000): Die soziale Dynamik der Mißachtung. Zur Ortsbestimmung einer kritischen Gesellschaftstheorie. In: Ders.: Das Andere der Gerechtigkeit. F.a.M. 88-109. Jaeggi, R. (2016): Entfremdung. F.a.M. 19-23, 40-61 Meuser, M. (2001): Repräsentation sozialer Strukturen im Wissen. Dokumentarische Methode und Habitusrekonstruktion. In: R. Bohnsack; I., Nentwig-Gesemann, Nohl, A.- M. (Hg.): Die dokumentarische Methode und ihre Forschungspraxis. Opladen. 207-221. Young, I. M. (1993): Werfen wie ein Mädchen. In: Deutsche Zeitschrift für Philosophie. Nr.4/1993. 707-725.
„Fremdsein – Fremdwerden heute. Ein ethnografischer Streifzug durch die Stadt“ (Lehrforschung) Dr. Eva Tolasch SoSe 2019 - WiSe 2019/20, Mittwoch 10:00 - 14:00 Uhr 52
Worum geht es? • Was ist der Gegenstand? „Soziale Praktiken“ der Fremdheitskonstruktion & -erfahrung im alltäglichen Handeln – Alltagswissen/-handeln/-fühlen • Was bedeutet „ab ins Feld“? Lebensräumen & -situationen (jenseits des Labors) aufsuchen, erkunden, erfahren, etwa durch die Straße wandern und zuhören, beobachten, erleben.. -> „andauernde unmittelbare Erfahrung“ (Breidenstein et al. 2015) Fragestellung: "What the hell is going on here?" (Geertz 1983) Zwischen Fremdsein und –werden -> Migration, Flucht, Grenzen Dr. Eva Tolasch am AB Prof. Dr. Sylka Scholz 53
Fremdheit – ein soziologisches Problem? • Georg Simmel „Exkurs über den Fremden“ (1908) • Robert Ezra Park „Marginal Man“ (1928) • Alfred Schütz „The Stranger“ (1944) • Rosi Braidotti „Nomadic Subjects“ (1994) • Michel Foucault „Die Geburt des Rassismus“ (1992) Dr. Eva Tolasch am AB Prof. Dr. Sylka Scholz 54
Methoden • Qualitative, rekonstruktive Methoden • Gis-Ethnografie (teilnehmen, beobachten, sprechen, visualisieren und zeit-räumlich verorten) Wir müssen an dem Ort sein, wo es geschieht, um Wissens-, Handlungs- und Gefühlsmuster zu verstehen. (vgl. u.a. Breidenstein et al. 2015) Dr. Eva Tolasch am AB Prof. Dr. Sylka Scholz 55
Soziale Praktiken in Zeit und Raum visualisieren – ein GIS-Experiment Esri Story Map StoryMapJS https://storymaps.esri.com/stories/2018/day-of- https://storymap.knightlab.com adventure/index.html
Ablauf – Teil 1 SoSe 2019 • Einführung in die Thematik: Daten und Fakten am Beispiel Flucht & Migration, soziologische Zugänge: Fremdheit, Forschungsperspektive: (Un)doing difference/borders/migration.. • Methodologie und Methoden der Ethnografie (insbesondere teilnehmende Beobachtung) • Einstieg in die Forschungspraxis in Arbeitsgruppen: Erarbeitung eines Exposés in der Arbeitsgruppe (Relevanz des Themas, Forschungsfrage, Forschungsstand, Methodik) In der vorlesungsfreien Zeit • Feldzugang & Datenerhebung, Beginn mit der Auswertung Dr. Eva Tolasch am AB Prof. Dr. Sylka Scholz 57
Ablauf – Teil 2 WiSe 2019/20 • Auswertung in den Arbeitsgruppen • Weitere theoretische Arbeit (Pendelbewegung zwischen Erhebung der Daten, Auswertung und Theoriebildung) • Workshop: GIS-Story-Map als visuelle Praxis in der Ethnografie/qualitativen Sozialforschung • Arbeit an den Forschungsberichten und GIS-Story-Map • Abschluss: Ergebnispräsentation ggf. in Form von GIS-Story-Map Dr. Eva Tolasch am AB Prof. Dr. Sylka Scholz 58
Erwartungen • Interesse an Zugängen der Fremdheits- und Alltagssoziologie am Schnittpunkt qualitativ-ethnografischer Forschung (Hammersley/Atkinson 2007 etwa) • Interesse den “gesunden Menschenverstand kritisch infrage zu stellen“(Bauman 1984) • Interesse in die Lebenswelt anderer „einzutauchen“ (Emerson/Fretz/Shaw 1995) • Lust neue(re) originelle Methoden-Zugänge in der qualitativen Sozialforschung zu erproben: GIS-Ethnografie, visuelle Ethnografie... Dr. Eva Tolasch am AB Prof. Dr. Sylka Scholz 59
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