Initiativkreis deutscher Regionen in grenzüberschreitenden Verflechtungsräumen

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Initiativkreis deutscher Regionen in grenzüberschreitenden Verflechtungsräumen
Initiativkreis deutscher Regionen
in grenzüberschreitenden
Verflechtungsräumen
Abschlussbericht des Modellvorhabens der Raumordnung (MORO)

                                                        Nürnberg
Initiativkreis deutscher Regionen in grenzüberschreitenden Verflechtungsräumen
www.metropolitane-grenzregionen.eu
Initiativkreis deutscher Regionen in grenzüberschreitenden Verflechtungsräumen
Vorwort

          Initiativkreis deutscher Regionen in grenzüberschreitenden Verflechtungsräumen | Abschlussbericht   3
Initiativkreis deutscher Regionen in grenzüberschreitenden Verflechtungsräumen
4   Initiativkreis deutscher Regionen in grenzüberschreitenden Verflechtungsräumen | Abschlussbericht
Initiativkreis deutscher Regionen in grenzüberschreitenden Verflechtungsräumen
Inhalt
1   Das MORO „Initiativkreis deutscher Regionen
    in grenzüberschreitenden Verflechtungsräumen“ .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 6
    1.1 Von grenzüberschreitenden Verflechtungsräumen zu metropolitanen Grenzregionen. .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 7
    1.2 Der „Initiativkreis Metropolitane Grenzregionen“ (IMeG) .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 9

2   Metropolitane Grenzregionen in Europa .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 14
    2.1 Metropolitane Grenzregionen als neuer Raumtyp .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 15
    2.2 Bedeutung und Rolle im europäischen Kontext .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 24

3   Neu aufstellen: Metropolitane Governance in Grenzregionen. .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 26

4   Strategien für starke metropolitane Grenzregionen . .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 34

5   Mit gutem Beispiel vorangehen – Leitprojekte mit operativer Ausrichtung .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 44
    5.1 Grenzüberschreitende Mobilität fördern .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 45
    5.2 Kräfte in Grenzregionen bündeln, Infrastrukturen vernetzen .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 49
    5.3 Umweltschutz und Kulturlandschaft grenzüberschreitend entwickeln .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 51
    5.4 Metropolitane Grenzregionen als gemeinsame Wirtschafts- und Wissenschaftsräume stärken .  .  . 53

6   Über nationale Grenzen hinaus schauen – Grenzüberschreitende Raumbeobachtung .  56

7   Kooperation und Konflikte besser managen .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 62

8   Der Schritt auf die europäische Ebene – Europäische Konferenz in Luxemburg .  .  .  .  .  .  .  . 72
    8.1 Ziele der Konferenz .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 73
    8.2 Konferenzergebnisse . .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 77

9   Zukunftsperspektiven des IMeG . .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 82

    Verzeichnisse. .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 84
    Abkürzungsverzeichnis .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 85
    Abbildungsverzeichnis .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 86
    Tabellenverzeichnis .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 87
    Literaturverzeichnis .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 87
    Bildnachweis .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 93

    Impressum .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 94

                                                                       Initiativkreis deutscher Regionen in grenzüberschreitenden Verflechtungsräumen | Abschlussbericht                                                                                                                  5
Initiativkreis deutscher Regionen in grenzüberschreitenden Verflechtungsräumen
1. Das MORO „Initiativkreis
   deutscher Regionen in
   grenzüberschreitenden
   Verflechtungsräumen“

    Kapitel 1 im Überblick

    Der Schritt, der mit der Initiierung des Modellvorhabens der Raumordnung zu
    grenzüberschreitenden Verflechtungsräumen (MORO güV) und vor allem mit der
    Etablierung des Initiativkreises Metropolitane Grenzregionen (IMeG) gegangen
    wurde, war essentiell für die Diskussion um metropolitane Grenzregionen (MGR) in
    Deutschland. Bereits in der ersten MORO-Phase wurden wichtige Grundlagen für
    die spätere Arbeit des IMeG gelegt. Sie festigten das Netzwerk, gaben Orientierung
    für dessen strategische Ausrichtung und dienten sowohl der Positionierung auf na-
    tionaler als auch auf europäischer Ebene. Der mit den beiden Modellvorhaben ein-
    geschlagene Weg wird heute – fünf Jahre nach dem Start des MORO güV und zwei
    Jahre nach der IMeG-Gründung in Berlin – von der Bundesebene als Erfolg gewertet
    (Erdmenger 2012). Diese Sichtweise wird von den Projektpartnern geteilt, da mit
    dem Modellvorhaben insgesamt eine gute und systematische Basis gelegt wurde, auf
    der die metropolitanen Grenzregionen auch in Zukunft weiterhin aufbauen können
    (Hüser 2012).

6   Initiativkreis deutscher Regionen in grenzüberschreitenden Verflechtungsräumen | Abschlussbericht
Initiativkreis deutscher Regionen in grenzüberschreitenden Verflechtungsräumen
1.1       Von grenzüberschreitenden                               Einen wichtigen Beitrag leistete das ESPON1-Projekt
                                                                  Metroborder, das sich mit Grenzüberschreitenden Polyzen-
          Verflechtungsräumen zu met-                             trischen Metropolregionen (GPMR) und deren Potenzialen
          ropolitanen Grenzregionen                               für das Zusammenwachsen der EU beschäftigte (ESPON/
                                                                  University of Luxembourg 2010). Ansatzpunkt war die
Die Diskussion um die raumordnungspolitischen Leitbil-            Erkenntnis, dass Grenzregionen zu einem prosperieren-
der und Handlungsstrategien des Bundes und der Länder             den Europa und zur Umsetzung der EU-Strategie Europa
(BBR/BMVBS 2006: 8), die 2006 von der Ministerkonferenz           2020 beitragen können, die nationale Fokussierung dem
für Raumordnung (MKRO) beschlossen wurden, gab den                allerdings im Weg steht (ESPON/University of Luxembourg
entscheidenden Impuls für das Modellvorhaben der Raum-            2010: 5). In zwei Fallstudien, Großregion und Oberrhein,
ordnung zu grenzüberschreitenden Verflechtungsräumen:             konnte aufgezeigt werden, dass diese Regionen eine
Die wirtschaftlich starken Grenzregionen sahen sich in            „wichtige, neu entstehende Erscheinung der europäischen
ihrer Rolle für die zukünftige raumstrukturelle Entwick-          Raumordnung sind und große Entwicklungspotenziale
lung in Deutschland nicht angemessen berücksichtigt.              bergen“ (ESPON/University of Luxembourg 2010: 15).
Dies galt insbesondere für das Konzept der europäischen
Metropolregionen, die in ihrer Motorenfunktion für                Diese Initiativen eröffneten die metropolitane Perspek-
Wachstum und Innovation wie auch für die sozialen und             tive für Grenzregionen und waren damit nicht zuletzt
gesellschaftlichen Entwicklungen einen zentralen Baustein         Unterstützer für das Modellvorhaben der Raumordnung
des Leitbildes „Wachstum und Innovation“ darstellen. Die          zu grenzüberschreitenden Verflechtungsräumen – kurz
Notwendigkeit, dieses Konzept auch auf grenzüberschrei-           MORO güV2. Das MORO güV wurde durch das Bundesmi-
tende Verflechtungsräume wie z.B. die Oberrheinregion             nisterium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS)
oder den deutsch-belgisch-niederländischen Grenzraum              und das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumfor-
auszuweiten, lag somit auf der Hand (BBR/BMVBS 2006:              schung (BBSR) in Kooperation mit der Regio Aachen (jetzt
44; vgl. auch Sinz 2007).                                         Zweckverband Region Aachen), den Regionalverbänden
                                                                  Mittlerer Oberrhein, Südlicher Oberrhein, Hochrhein-Bo-
Die deutschen Binnenmetropolregionen schlossen sich               densee und Bodensee-Oberschwaben sowie dem Saarland
2001 in einem Initiativkreis Europäische Metropolre-              als federführendem Partner im Jahr 2008 gestartet. Die
gionen in Deutschland (IKM) zusammen. Während in                  regionalen Partner repräsentieren Institutionen innerhalb
Deutschland der IKM die Diskussion um Rolle und Position          der Euregio Maas-Rhein, der Großregion3, der Trinationa-
der Metropolregionen vorantrieb, befassten sich eini-             len Metropolregion Oberrhein und der Bodenseeregion. Im
ge Nachbarstaaten schon frühzeitig mit Initiativen, die           Februar 2011 legte die MORO-Partnerschaft ihren Ab-
über nationalstaatliche Grenzen hinausgingen. So haben            schlussbericht für die zweijährige Arbeitsphase vor (BMVBS
grenzüberschreitende Verflechtungsräume Eingang in die            2011).
Überlegungen zur Neuausrichtung der raumordnungspoli-
tischen Systeme in Frankreich und der Schweiz gefunden –          1   ESPON = European Spatial Planning Observation Network
allerdings blieben die Ansätze auf den engeren Umgriff der
                                                                  2   Im Rahmen des MORO „Überregionale Partnerschaften in grenz-
grenzüberschreitenden Agglomerationen begrenzt (s. auch
                                                                      überschreitenden Verflechtungsräumen“ (MORO güV) wurde
Hartz/Damm/Köhler 2010: 503ff).                                       die IMeG-Partnerschaft zwischen 2008 und 2011 auf den Weg
                                                                      gebracht. Von 2011 bis 2013 wurde die Partnerschaft im Rahmen
                                                                      des MORO „Initiativkreis deutscher Regionen in grenzüberschrei-
                                                                      tenden Verflechtungsräumen“ gefördert.

                                                                  3   Die Abkürzung „Großregion“ meint die Großregion Saarland
                                                                      – Lorraine – Luxemburg – Rheinland-Pfalz – Région Wallonne
                                                                      – Communauté Française de Belgique und Deutschsprachige
                                                                      Gemeinschaft Belgiens

                            Initiativkreis deutscher Regionen in grenzüberschreitenden Verflechtungsräumen | Abschlussbericht      7
Initiativkreis deutscher Regionen in grenzüberschreitenden Verflechtungsräumen
Abb. 1: Die Metropolregionen in Deutschland und die Regionen des MORO zu grenzüberschreitenden Verflechtungsräumen
(Kartographie: agl auf der Basis von Geodaten des BBSR und Website IKM)

                                                                                     Nürnberg

8       Initiativkreis deutscher Regionen in grenzüberschreitenden Verflechtungsräumen | Abschlussbericht
Initiativkreis deutscher Regionen in grenzüberschreitenden Verflechtungsräumen
Das MORO setzte sich zum Ziel, die wirtschaftlich starken          Grenzregionen zu festigen, wurde die zweijährige Startphase
Grenzregionen in den Fokus der Raumentwicklung in                  des Netzwerks im Rahmen des MORO „Initiativkreis deut-
Deutschland zu rücken. Ein weiteres Anliegen war und ist,          scher Regionen in grenzüberschreitenden Verflechtungsräu-
auf die spezifischen Rahmenbedingungen der räumlichen              men“, kurz MORO IMeG, von Seiten der Bundesraumord-
Entwicklung in metropolitanen Grenzregionen auf-                   nung unterstützt.
merksam zu machen. Obwohl die grenzüberschreitenden
Kooperationen der MORO-Partner auf eine Jahrzehnte
lange Tradition zurückblicken und diese auch an den                Mitglieder und Organisationsstruktur
Grenzen zum ehemaligen „Ostblock“ seit dem Fall des
Eisernen Vorhangs zum Alltagsgeschäft gehören, entfalten           Die Projektpartner, die bereits im MORO güV zusammen-
nationalstaatliche Grenzen bis heute eine Barrierewirkung.         gearbeitet haben, sind zugleich die aktuellen Mitglieder
Die Fokussierung auf nationale Politiken, unterschiedli-           des IMeG. Mit dem Beitritt der Euregio Maas-Rhein im
che Planungs- und Verwaltungskulturen, funktionale und             Sommer 2013 ist erstmals eine MGR auch mit ihren Teil-
infrastrukturelle Doppelstrukturen, Sprachbarrieren sowie          räumen jenseits der deutschen Grenze im IMeG vertreten.
nicht zuletzt bis heute wirksame Stereotypen der Wahr-             Das Land Rheinland-Pfalz ist als assoziiertes Mitglied der
nehmung der Nachbarn erschweren die Zusammenarbeit                 Partnerschaft beigetreten. Der IMeG ist offen für weitere
und eine abgestimmte territoriale Entwicklung in den               Mitglieder; dies gilt einerseits für die Teilräume der IMeG-
Grenzregionen (BMVBS 2011: 9f). Diese Hemmnisse sind               Regionen in den Nachbarländern, aber auch für weitere
spezifisch für Grenzregionen und bestärken zugleich die            Grenzregionen, sofern deren räumliche und funktionale
Notwendigkeit zur grenzüberschreitenden Kooperation.               Strukturen dem Selbstverständnis und den Zielen des
Die Unterschiede dies- und jenseits der Grenze sind nicht          IMeG entsprechen.
zuletzt der Auslöser für enge (Pendler)Verflechtungen, eine
wachsende grenzüberschreitende Mobilität und intensive
wirtschaftliche Beziehungen.                                       Selbstverständnis

                                                                   Der IMeG versteht sich nicht als Konkurrenz zu den etab-
1.2       Der „Initiativkreis                                      lierten Kooperationsstrukturen in Grenzregionen, sondern

          Metropolitane Grenz-                                     möchte die bestehenden Strukturen unterstützen, um die
                                                                   territoriale Zusammenarbeit und die grenzüberschreitende
          regionen“ (IMeG)                                         metropolitane Raumentwicklung weiter voranzutreiben.
                                                                   Da es sich bei den Mitgliedern im Kern um für räumliche
Die MORO-Partnerschaft verfolgte von Beginn an, sich zu            Planung und Entwicklung zuständige Institutionen han-
einem Netzwerk zusammenzuschließen, um gemeinsam                   delt, stehen – vergleichbar dem IKM – der raumordnungs-
die Interessen der metropolitanen Grenzregionen besser             politische Auftrag und der regionale Entwicklungsansatz
vertreten zu können.                                               im Vordergrund der gemeinsamen Arbeit. Die territoriale
                                                                   Perspektive ist damit entscheidend für das Selbstverständ-
Die Gründung des IMeG am 17. März 2011 in Berlin ist das           nis des Netzwerks.
Ergebnis der intensiven zweijährigen Arbeitsphase im Mo-
dellvorhaben zu grenzüberschreitenden Verflechtungsräu-
men. Um die Arbeit der IMeG-Regionen zu metropolitanen

                             Initiativkreis deutscher Regionen in grenzüberschreitenden Verflechtungsräumen | Abschlussbericht    9
Initiativkreis deutscher Regionen in grenzüberschreitenden Verflechtungsräumen
Ziele                                                                 Die Partner engagieren sich für die metropolitanen Grenz-
                                                                      regionen und entwickeln Strategien zur Förderung dieses
1. Die Partnerschaft sieht die Notwendigkeit, eine auf                Raumtyps stetig weiter – im Sinne eines lernenden Netz-
   funktionale Integration und Metropolisierung ausge-                werkes. Der IMeG will – aufbauend auf den Ergebnissen des
   richtete Strategieentwicklung mit konkreten Pro-                   2008 begonnenen MORO-Prozesses – das Selbstverständnis
   jekten zu verbinden – Kooperationsstrukturen und                   der metropolitanen Grenzregionen vertiefen, diese Räume
   regionale Governance sollen dazu weiterentwickelt                  profilieren und gemeinsam Position beziehen. Gerade der
   werden.                                                            letzte Punkt ist eine grundlegende Voraussetzung dafür, im
                                                                      Rahmen der deutschen Raumentwicklungspolitik wie auch
Ein Vorteil ist, dass wichtige Phasen des „Region-Building“           in größeren Netzwerken auf europäischer Ebene gemein-
in den IMeG-Regionen bereits durchlaufen wurden. Nun                  sam aktiv zu werden und die Interessen der metropolita-
steht die Effektivierung der Regionalisierungsprozesse an;            nen Grenzregionen wirksam zu vertreten.
dafür müssen bestehende und für Grenzregionen spezi-
fische Barrieren aktiv abgebaut und gemeinsame Sicht-                 4. Die Partnerschaft setzt sich dafür ein, metropolitane
weisen auf die Grenzregionen entwickelt werden. Es geht                  Grenzregionen als „motorische“ Räume in den Leit-
darum, die regionale Governance für eine auf territoriale                bildern der Raumentwicklung zu verankern und auf
Integration und Metropolisierung ausgerichtete Strategie-                dieser Basis eine Politik des Bundes und der Länder
entwicklung und Projektarbeit weiterzuentwickeln.                        für diese Grenzregionen zu entwickeln.

                                                                      Hier lassen sich erste Erfolge verzeichnen: Der IMeG und
2. Die Partnerschaft engagiert sich dafür, europäische                seine Mitglieder begleiteten die Debatte um die Fortschrei-
   und nationale Förderpolitiken besser anzuwenden                    bung der Leitbilder der Raumentwicklung in Deutschland.
   und zu synchronisieren. Das bedeutet: mehr Abstim-                 Die metropolitanen Grenzregionen wurden auf Basis der
   mung mit den Nachbarstaaten in der grenzüber-                      Arbeiten des IMeG bereits im neuen Raumordnungsbericht
   schreitenden Regionalentwicklung!                                  auf Bundesebene berücksichtigt (BBSR 2012). Zudem ist
                                                                      vorgesehen, dass sie erstmalig Eingang in die Leitbild-Karte
Das frühere INTERREG- bzw. heutige Mainstream-Pro-                    finden (s. Abb. 2).
gramm Ziel 3 – Europäische Territoriale Zusammenarbeit
(ETZ) – hilft dabei, Kooperationen unter schwierigen Rah-
menbedingungen zu erproben und auszubauen. Allerdings                 5. Die Partnerschaft möchte die metropolitanen Grenz-
reicht das zukünftig nicht aus, um verstärkt Impulse in der              regionen im europäischen Raumentwicklungsdiskurs
Wirtschafts- und Raumordnungspolitik zu setzen, infra-                   positionieren.
strukturelle Herausforderungen in Grenzregionen zu be-
wältigen, konfliktreiche Themen anzupacken oder System-               Darüber hinaus setzt sich der IMeG für eine engere Ver-
differenzen zu überwinden. Der IMeG möchte sich deshalb               knüpfung nationaler Leitbilder mit europäischen Ansätzen
dafür einsetzen, die Förderansätze auf nationaler Ebene auf           zur Strukturentwicklung ein. Hierzu zählen beispielsweise
die Grenzregionen auszuweiten, adäquate Förderprogram-                die Fortschreibung der Territorialen Agenda der Europäi-
me einzustellen und Programme zu synchronisieren.                     schen Union 2020 (TAEU 2020), die Strukturfondsdebatte
                                                                      2013+, das ESPON-Programm oder die Strategie Europa
                                                                      2020. Um die mit der Strategie verbundenen Ziele zu
3. Die Partnerschaft möchte ein lernendes Netzwerk                    verwirklichen, „benötigen wir integrierte, territorial diffe-
   etablieren und das Selbstverständnis der metropo-                  renzierte und institutionell akkordierte Antworten“, auch
   litanen Grenzregionen als Entwicklungsmotoren                      über administrative Grenzen hinweg, die innerhalb und
   ausbauen.                                                          zwischen Mitgliedsstaaten existieren (Streitenberger 2012).

10      Initiativkreis deutscher Regionen in grenzüberschreitenden Verflechtungsräumen | Abschlussbericht
Abb. 2: Die Leitbildkarte aus dem Jahr 2006 (oben; BBSR/BMVBS 2006: 40) und
der Entwurf des Leitbilds für die Fortschreibung 2013 (unten; BBSR, Stand 20.08.2013)
Leitbild Wachstum und Innovation
                                                                                               Metropolräume

                                                                                                          Kerne der Hauptstadtregion und der bestehenden
                                                                                                          europäischen Metropolregionen

                                                                                                          engerer metropolitaner Verflechtungsraum

                                                                                                          weiterer metropolitaner Verflechtungsraum
                                                                                                          einschließlich ländlicher Räume

                                                                                                          Übergangszonen zwischen
                                                                                                          metropolitanen Verflechtungsräumen

                                                                                               Wachstumsräume außerhalb engerer
                                                                                               metropolitaner Verflechtungsräume

                                                                                               Stabilisierungsräume

                                                                                               Raumstruktur

                                                                                                          hochverdichteter Zentralraum

                                                                                                          verdichteter Zwischenraum
                                                                             © BBR Bonn 2006

    100 km
                                                                                               Die Karte veranschaulicht das Leitbild. Die Signaturen
                                                                                               stellen jedoch keine planerischen Festlegungen dar.

Wettbewerbsfähigkeit stärken                              Entwurf 20.08.2013
                                                                                               Metropolräume

                                                                                                          Kerne der Hauptstadtregion und der
                                                                                                          europäischen Metropolregionen
                                                                                                          weitere Standorte von Metropolfunktionen

                                                                                                          engere metropolitane Verflechtungsräume

                                                                                                          weitere metropolitane Verflechtungsräume
                                                                                                          einschließlich ländlicher Räume
                                                                                                          Übergangszonen zwischen
                                                                                                          metropolitanen Verflechtungsräumen

                                                                                                          Kerne der metropolitanen
                                                                                                          Grenzregionen (IMeG)

                                                                                                          engere metropolitane Verflechtungsräume
                                                                                                          in metropolitanen Grenzregionen (IMeG)

                                                                                                          Metropolitane Grenzregionen (IMeG)

                                                                                               Ländliche und verstädterte
                                                                                               wirtschaftliche Wachstumsräume

                                                                                               Räume mit besonderem
                                                                                               strukturellem Handlungsbedarf

                                                                                               Verkehrsinfrastruktur
                                                                                               (Grundlage: Ergebnis des Trilogs vom 29.05.2013)

                                                                                                          Strasse - Europäisches Kernnetz
                                                                                                          Schiene - Europäisches Kernnetz

                                                                                                          Internationaler Flughafen - Europäisches Kernnetz

                                                                                                          Internationaler Seehafen - Europäisches Kernnetz

                                                                                                          Nord-Ostsee-Kanal

                                                                                                          maritimer Planungsraum

     100 km                                                                                    Die Karte veranschaulicht das Leitbild. Die Signaturen
                                                          © BBSR Bonn 2013
                                                                                               stellen jedoch keine planerischen Festlegungen dar.

                                 Initiativkreis deutscher Regionen in grenzüberschreitenden Verflechtungsräumen | Abschlussbericht                            11
6. Die Partnerschaft will den Initiativkreis                         blierte grenzüberschreitende Institutionen aufweisen, oder
   in Europa besser vernetzen.                                       Grenzregionen, die erkennbar auf dem Wege dorthin sind.
                                                                     Schnell wurde die Frage aufgeworfen, ob sich auch unter
Der IMeG möchte weitere Partner für eine erfolgreiche                den Grenzregionen Deutschlands weitere metropolitane
Positionierung und Zusammenarbeit der metropolitanen                 grenzüberschreitende Verflechtungsräume identifizieren
Grenzregionen in Europa gewinnen. Gleichzeitig wird ein              lassen, deren deutsche Teilräume den Initiativkreis als Part-
Erfahrungsaustausch mit europäischen Netzwerken wie                  ner verstärken könnten. In einem längeren Prozess setzte
der Arbeitsgemeinschaft Europäischer Grenzregionen                   sich die Partnerschaft mit dieser Fragestellung auseinander,
(AGEG) oder der Mission Opérationelle Transfrontalière               suchte den Austausch und führte Gespräche mit Verant-
(MOT) sowie anderen metropolitanen Grenzregionen in                  wortlichen vor Ort, um einen Eindruck der Regionen und
Europa angestrebt.                                                   ihrer grenzüberschreitenden Strukturen zu erhalten.

                                                                     Darüber hinaus wurde ein intensiverer Austausch mit
Aufgaben und Arbeitsprozess                                          bundesweiten bzw. europäischen Netzwerken (IKM, MOT,
                                                                     AGEG) auf den Weg gebracht. Einen Beitrag zur Vernetzung
Seit Gründung des IMeG baut die Partnerschaft ihre                   auf europäischer Ebene hat insbesondere die europäische
gemeinsame Arbeit inhaltlich und strategisch aus. Gerade             Konferenz „Metropolitane Grenzregionen in Europa“
in der Startphase wurde dabei der Vertiefung des gemeinsa-           geleistet, die am 19. und 20. November 2012 in Luxemburg
men Selbstverständnisses mit Blick auf die Rolle metropo-            stattgefunden hat (s. Kap. 8).
litaner Grenzregionen in Europa eine besondere Bedeutung
beigemessen (s. Kap. 2). Die bereits im MORO güV identifi-
zierten strategischen und operativen Handlungsfelder zur             Positionsbestimmungen
Förderung der metropolitanen Ausrichtung in Grenzregi-
onen (BMVBS 2011: 76) dienten als Arbeitsgrundlage des               Um sich mit den Zielen und Anliegen des IMeG an eine
IMeG auf der Suche nach regionalen Leitprojekten, die das            interessierte (Fach)Öffentlichkeit zu wenden, hat die Part-
Konzept der metropolitanen Grenzregionen unterstützen                nerschaft im November 2012 eine „Positionsbestimmung“
und veranschaulichen (s. Kap. 4 und 5). Auch die regions-            herausgegeben. Wichtige Botschaften sind, dass Grenz-
übergreifenden Leitprojekte zu grenzüberschreitenden                 überschreitende Polyzentrische Metropolregionen (GPMR)
Geoinformationssystemen (GIS) und Kooperationspro-                   vor allem die Ziele der TAEU 2020 unterstützen: Sie leisten
zessen leisten hierzu einen entscheidenden Beitrag (s.               einen Beitrag zu territorialer Kohäsion und Kooperation in
Kap. 6 und 7). Der IMeG ist damit dem Auftrag des Bun-               Europa. Als Wachstumsmotoren treiben sie die wirtschaft-
des nachgekommen, eigene konzeptionelle Vorarbeiten                  liche, gesellschaftliche und soziale Entwicklung in den
durchzuführen und diese in den raumordnungspolitischen               europäischen Grenzregionen voran. Deshalb sind grenz-
Diskussionsprozess einzubringen.                                     überschreitende Initiativen für Europa wichtig!

Der IMeG bemühte sich frühzeitig darum, mit den na-                  Mit den im Rahmen der Konferenz präsentierten „Luxem-
tionalen Teilräumen der Nachbarländer, aber auch mit                 burger Thesen“ knüpfte der IMeG an die Straßburger Er-
anderen grenzüberschreitenden Verflechtungsräumen, wie               klärung der Ministerkonferenz für Raumordnung (MKRO)
der EUREGIO/MONT-Region, der Grenzüberschreitenden                   vom 23. Februar 2007, an die EU-Strategie Europa 2020 und
Metropolregion Stettin und der EuRegio Salzburg – Berch-             an die TAEU 2020 an. Die „Luxemburger Thesen“ sollen An-
tesgadener Land – Traunstein, über eine mögliche Zusam-              stoß geben, die grenzüberschreitende polyzentrische Rau-
menarbeit ins Gespräch zu kommen. Potenzielle Partner                mentwicklung in der EU und die innovative Vernetzung
sind alle Grenzregionen, die intensive grenzüberschreiten-           von Stadtregionen und Städten weiter in den Vordergrund
de Verflechtungen und metropolitane (Teil)Funktionen in              der nationalstaatlichen Raumordnungspolitiken und der
einem polyzentrischen Raumgefüge integrieren sowie eta-              europäischen Kohäsionspolitik zu stellen (s. Kap. 8).

12     Initiativkreis deutscher Regionen in grenzüberschreitenden Verflechtungsräumen | Abschlussbericht
Initiativkreis Metropolitane
          Grenzregionen
          // Positionsbestimmung

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Die Positionsbestimmung des IMeG finden Sie in deutsch, englisch und französisch auf
www.metropolitane-grenzregionen.eu

                     Initiativkreis deutscher Regionen in grenzüberschreitenden Verflechtungsräumen | Abschlussbericht   13
2. Metropolitane Grenzregionen
   in Europa

     Kapitel 2 im Überblick

     Metropolitane Grenzregionen zeichnen sich durch spezifische konstituierende Merkmale aus:
     1.	 intensive grenzüberschreitende funktionale Verflechtungen und Gemeinsamkeiten,
     2.	 tradierte institutionelle Arrangements grenzüberschreitender Zusammenarbeit,
     3.	 Großräumigkeit und polyzentrische Raumstruktur sowie
     4.	 Metropolfunktionen und Potenziale für Wachstum und Innovation.

     Die IMeG-Regionen sowie weitere europäische MGR wie die Eurométropole Lille-Kortrijk-Tournai oder
     Grand Genève liegen im europäischen Pentagon – dem wirtschaftsstärksten und bevölkerungsreichs-
     ten Raum Europas (BBSR 2010: 73f). Aber auch außerhalb des Pentagons gibt es dynamische und starke
     Grenzregionen: Zu ihnen zählen insbesondere die Öresundregion oder die centrope.

     Nicht nur für die nationale Raumentwicklung, sondern auch für den europäischen Zusammenhalt
     spielen MGR eine wichtige Rolle: MGR sind das „Europa im Kleinen“, in dem EU-Gesetze und Richtlini-
     en ihre direkte Wirkung zeigen, und zugleich „Laboratorien“ der europäischen Integration. Metropoli-
     tane Grenzregionen leisten einen Beitrag zur Umsetzung der Strategie EU-2020 und kurbeln die globale
     Wettbewerbsfähigkeit Europas an. In Hinblick auf die europäische Regionalentwicklung fördern sie
     das territoriale Gleichgewicht und ein polyzentrisches Europa (Mehlbye 2012). Grenzüberschreitende
     territoriale Kooperation ist ein zentrales Element europäischer Kohäsionspolitik. Es liegt eine Chance
     darin, Grenzen als Ressource zu betrachten!

14   Initiativkreis deutscher Regionen in grenzüberschreitenden Verflechtungsräumen | Abschlussbericht
2.1       Metropolitane Grenzregionen                              1.      Intensive grenzüberschreitende
          als neuer Raumtyp                                                funktionale Verflechtungen und
                                                                           Gemeinsamkeiten
Zu Beginn des MORO zu grenzüberschreitenden Ver-
flechtungsräumen ging es darum, eine Annäherung und                Ein Blick auf die Karte der IMeG-Regionen zeigt, dass diese
schließlich eine belastbare Definition für metropolitane           in ihren Kernbereichen grenzüberschreitende Agglomera-
Grenzregionen als (neuen) Raumtyp im europäischen Kon-             tionen oder Städtenetze mit intensiven funktionalen und
text zu finden. Grundlagen lieferten mehrere Workshops             räumlichen Verflechtungen umfassen. Die Verflechtungen
und Expertisen (TU Dresden 2009/2010a, b) zum Thema                spiegeln sich vor allem im Bereich der Wirtschaftscluster,
sowie die BBSR-Studie „Metropolräume in Europa“ (BBSR              Arbeitsmärkte und Ausbildungsangebote, Dienstleistungen
2010). Im Ergebnis einigten sich die Partner auf konstituie-       im Einzelhandel oder Gesundheitswesen, der Verkehrs-
rende Merkmale, die die Eigenschaften der metropolitanen           netze oder auch der Kultur- und Freizeitangebote wider.
Grenzregionen und das Selbstverständnis der Partnerschaft          Intensität und Reichweite der grenzüberschreitenden Ver-
zusammenfassen (BMVBS 2011: 40ff):                                 flechtungen sind wichtige Indikatoren für die funktionale
                                                                   Integration in den Grenzregionen. Die konkrete Analyse ist
1.	 Metropolitane Grenzregionen zeichnen sich durch                vor dem Hintergrund der schwierigen Datenverfügbarkeit,
    intensive grenzüberschreitende funktionale Verflech-           des hohen Erhebungsaufwands und fehlender Vergleich-
    tungen und Gemeinsamkeiten aus.                                barkeit der Datensätze jedoch keine leichte Aufgabe.

2.	 Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit beruht auf             Ein Indikator, der die intensiven Beziehungen auf dem
    tradierten institutionellen Arrangements.                      Arbeitsmarkt und das enge Kooperationsgeflecht in metro-
                                                                   politanen Grenzregionen gut abbildet, sind die Pendlerver-
3.	 Großräumigkeit und polyzentrische Raumstruktur                 flechtungen. Zwar sind insgesamt nur 7% der EU-Bevölke-
    prägen die Regionalisierung.                                   rung grenzüberschreitend mobil, aber 80% dieser Mobilität
                                                                   findet in Grenzregionen statt (Euro-Institut 2010: 20). So
4.	 Die metropolitanen Grenzregionen integrieren metro-            erreicht die Zahl der interregionalen Grenzpendler in der
    politane Funktionen und besitzen besondere Potenziale          Großregion Spitzenwerte in Europa (ESPON/University of
    für Wachstum und Innovation.                                   Luxembourg 2010: 47ff). Rund 211.000 Personen pendel-
                                                                   ten hier 2011 zu ihrem Arbeitsplatz, wobei Luxemburg
Diese Merkmale kennzeichnen nicht nur die IMeG-                    mit ca. 155.000 Personen (ca. 3/4 aller Grenzpendler) die
Regionen, sondern auch andere MGR in Europa, wie die               höchste Einpendlerzahl aufwies (s. Abb. 5). Die Hälfte der in
Öresundregion, die Eurométropole Lille-Kortrijk-Tournai,           Luxemburg arbeitenden Einpendler hat einen Wohnsitz in
Grand Genève oder die centrope. Es handelt sich dabei um           Frankreich, je ein Viertel kommt aus Belgien und Deutsch-
Grenzregionen mit hohem Potenzial für Wachstum, Inte-              land (Interregionale Arbeitsmarktbeobachtungsstelle 2012:
gration sowie eine kohärente Raumentwicklung in Europa.            84). Das Phänomen der steigenden Zahl der Grenzpendler
                                                                   in Richtung Luxemburg wird schon seit drei Dekaden be-
                                                                   obachtet (Gerber/Enaux 2012: 6); auch in Zukunft wird die
                                                                   Zahl der Pendler in der Region wohl weiter steigen.

                             Initiativkreis deutscher Regionen in grenzüberschreitenden Verflechtungsräumen | Abschlussbericht   15
Grenzgängerströme in der Großregion 2011

           Abb. 3: Grenzgängerströme in der Großregion 2011 (Interregionale Arbeitsmarktbeobachtungsstelle 2013;
           Quellen: IGSS: BA: INAMI; INSEE (Schätzungen))

           Hinweis: Die Zahlen der ein- und
           auspendelnden Grenzgänger in den
           einzelnen Regionen können nicht
           gegeneinander aufgerechnet werden, da
           das Einzugsgebiet des grenzüberschreiten-
           den Arbeitsmarktes über das Gebiet der
           Großregion hinausreicht. Daher ist die Zahl
           der grenzüberschreitenden Einpendler in
           die Großregion höher als die der aus den
           Teilgebieten auspendelnden Personen.

         Zum
          Abb.30.06.2011 zählte das Saarland
               4: Mitgliedshochschulen    der insgesamt 24.658Bodensee-Hochschule
                                              Internationalen  Einpendler aus Rheinland-Pfalz; in Rheinland-Pfalz arbeiteten zum
                             gleichen Zeitpunkt insgesamt 15.137 Einpendler aus dem Saarland (Quelle: BA).
           (Regionalverband Bodensee-Oberschwaben/Regionalverband Hochrhein-Bodensee: 26)
                                                      Quellen: IGSS: BA: INAMI; INSEE (Schätzungen)
                                                 Interregionale Arbeitsmarktbeobachtungsstelle (IBA / OIE)
           Hinweis: Die Zahlen der ein- und auspendelnden Grenzgänger in den einzelnen Regionen können nicht gegeneinander
          aufgerechnet werden, da das Einzugsgebiet des grenzüberschreitenden Arbeitsmarktes über das Gebiet der Großregion
             hinausreicht. Daher ist die Zahl der grenzüberschreitenden Einpendler in die Großregion höher als die der aus den
                                                    Teilgebieten auspendelnden Personen.

       Abbildung 11: Mitgliedshochschulen der internationalen Bodenseehochschule (Karte: DACH+; Quelle: Internationale Bodensee-Hochschule)

                                                                                        26

16   Initiativkreis deutscher Regionen in grenzüberschreitenden Verflechtungsräumen | Abschlussbericht
Auch im wissenschaftlichen Bereich – gerade wenn es um            Ende der 1960er bzw. Anfang der 1970er Jahre nutzten die
die Zusammenarbeit zwischen Universitäten geht – entste-          heutigen IMeG-Regionen die ersten Erfahrungen in der
hen immer stärkere Austauschbeziehungen. Die Boden-               grenzüberschreitenden Kooperation, um darauf aufbauend
seeregion ist mit knapp 30 akademischen Einrichtungen             offizielle Regierungskommissionen mit teilräumlichen
bei ca. 3,8 Mio. Einwohnern ein grenzüberschreitender Ort         Regionalausschüssen bzw. Regionalkommissionen und
des „Wissens“. Die Internationale Bodensee-Hochschule             entsprechenden thematischen Arbeitsgruppen zu gründen.
(IBH) verbindet über 27 Hochschulen in den verschiedenen          Gemeinsam wollte man auf diese Weise den Problemen
Teilen des grenzüberschreitenden Verflechtungsraums und           dies- und jenseits der Grenze besser entgegenwirken. So
steht in enger Kooperation mit Unternehmen vor Ort. Es            wurden u.a. in der Euregio Maas-Rhein die Stiftung Euregio
handelt sich dabei um Verflechtungen, die insbesondere            Maas-Rhein (1975), in der Großregion die Deutsch-Fran-
das Leitbild „Wachstum und Innovation“ unterstützen (Re-          zösisch-Luxemburgische Regierungskommission und die
gionalverband Bodensee-Oberschwaben/Regionalverband               Regionalkommission Saarland-Lothringen-Luxemburg-
Hochrhein-Bodensee 2010: 27).                                     Trier/Westpfalz (1969-1971), am Oberrhein die Deutsch-
                                                                  Französisch-Schweizerische Regierungskommission und
Dabei beschränken sich intensive funktionale Verflech-            die spätere Oberrheinkonferenz (1975) bzw. die Internati-
tungen primär auf den grenznahen Raum und bilden                  onale Bodenseekonferenz (1972) mit ihrer Konferenz der
keineswegs den administrativen Rahmen der grenzüber-              Regierungschefs und den thematischen Kommissionen
schreitenden Kooperation, beispielsweise der Großregion           als administrative grenzüberschreitende Organe ins Leben
oder der Trinationalen Metropolregion Oberrhein, ab (TU           gerufen.
Dresden 2010b: 8). Generell sind größere Regionsabgren-
zungen aber wichtig, um eine verstärkte internationale            Die späten 1980er und frühen 1990er Jahre standen im Zei-
Wahrnehmbarkeit und Wettbewerbsfähigkeit im Sinne des             chen des kontinuierlichen Ausbaus der grenzüberschrei-
Metropolenkonzepts erreichen zu können. Es bedarf einer           tenden Institutionen: Legislative Organe wie der Interregi-
kritischen Masse, um als grenzüberschreitende Region              onale Parlamentarierrat (1986) als das legislatives Organ der
überhaupt in den Blick genommen zu werden, und eines              Großregion, der Bodenseerat (1991) in der Bodenseeregion,
großräumigen Zuschnitts, um spezifische Entwicklungs-             der Euregiorat (1995) in der Euregio Maas-Rhein oder der
potenziale unterschiedlicher Teilräume identifizieren und         Oberrheinrat 1997 zwischen dem Elsass, Baden, der Nord-
nutzen zu können.                                                 westschweiz und der Südpfalz wurden eingerichtet.

                                                                  Mit der in den 1990er Jahren durch die Europäische Kom-
                                                                  mission eingeführten Gemeinschaftsinitiative INTERREG
2.     Tradierte institutionelle                                  kam es zu einem Schub in der grenzüberschreitenden Ko-
       Arrangements grenzüber-                                    operation: Eine Vielzahl von Projekten mit verschiedensten
                                                                  thematischen Schwerpunkten wurde seitdem durchge-
       schreitender Zusammenarbeit
                                                                  führt. Mittlerweile ist INTERREG als Ziel 3 „Europäische
                                                                  Territoriale Zusammenarbeit“ in die Mainstreamförderung
In den IMeG-Regionen konnten sich stabile institutionel-
                                                                  der EU integriert. Die wesentlichen Elemente des För-
le Kooperationsstrukturen ausbilden, die in dieser Form
                                                                  derprogramms wie Konsultation, Partnerschaftsprinzip,
nur wenige Metropolregionen in Deutschland aufweisen.
                                                                  Kofinanzierungsnotwendigkeit, Programmplanung und
Die bestehenden institutionellen Arrangements bieten
                                                                  -begleitung wurden über die Jahre weiterentwickelt (Euro-
die Chance, neue Konzepte metropolitaner Governance
                                                                  Institut 2010: 7f). Seit mehr als 20 Jahren stellt die EU den
anzudocken. Zugleich bedeutet die Anpassung langjähriger
                                                                  europäischen Regionen Finanzmittel im Rahmen von IN-
Routinen und administrativer Handlungsräume der grenz-
                                                                  TERREG bzw. ETZ zur Verfügung – eine Erfolgsgeschichte,
überschreitenden Kooperation eine besondere Herausfor-
                                                                  die auch in der fünften Förderperiode fortgesetzt (2014-
derung.
                                                                  2020) werden soll.

                            Initiativkreis deutscher Regionen in grenzüberschreitenden Verflechtungsräumen | Abschlussbericht   17
Erst später, ab dem Jahr 2000, setzte eine „ebenenspezifi-             für das gemeinsame Ziel der Akteure, die Probleme in den
sche Differenzierung“ ein – eine Phase, in der beispiels-              Grenzregionen aktiv in Angriff zu nehmen. Die langjähri-
weise kommunal getragene Eurodistrikte und Städte-                     gen Erfahrungen der Akteure und Institutionen bilden eine
netze ins Leben gerufen wurden (Euro-Institut 2010). Die               Schlüsselkompetenz für den territorialen Zusammenhalt in
vorwiegend staatlich dominierten Strukturen wurden                     Europa. (Euro-Institut 2010)
seitdem um netzwerkartige, nicht-institutionelle Formen
der grenzüberschreitenden Kooperation mit Akteuren aus                 In jüngster Zeit lässt sich eine Neuorientierung in der insti-
Wirtschaft und Zivilgesellschaft ergänzt (Blatter/Scherer              tutionellen Ausrichtung der Grenzregionen beobachten,
2006: 283).                                                            die die metropolitanen Funktionen stärker repräsentieren
                                                                       sollen. Ein gutes Beispiel dafür ist die Weiterentwicklung
Da hierarchische Steuerungsoptionen und formale                        der Oberrheinregion zu einer Trinationalen Metropolregi-
Sanktionierungsmöglichkeiten im grenzüberschreitenden                  on oder die auf den ESPON-Ergebnissen (ESPON/Univer-
Kontext weitgehend fehlen, sind die Akteure somit auf ein              sity of Luxembourg 2011) gestützten Bemühungen zur Aus-
freiwilliges Aushandeln von Interessen und eine konsens-               gestaltung einer Grenzüberschreitenden Polyzentrischen
orientierte Zusammenarbeit angewiesen. Die entstandenen                Metropolregion in der Großregion (s. Kap. 3).
Kooperationsstrukturen und Praktiken stehen sinnbildlich

Tab. 1: Phasen der Institutionalisierung der grenzüberschreitenden Kooperation in den IMeG-Regionen
(nach Euro-Institut 2010, aus: BMVBS 2011: 61; verändert)

 Phase                     Zeitraum         Merkmal                                 Ausprägung in den MORO-Regionen
 Administrative            späte 1960er     Erste administrative Erfahrungen        Euregio: Gründung der Stiftung Maas-Rhein 1975
 Institutionenbildung      bis frühe        und der systematische Aufbau            Großregion: Gründung der Deutsch-Französisch-
                           1970er Jahre     grenzüberschreitender Beziehungen       Luxemburgischen Regierungskommission und der
                                            führen zur Gründung offizieller         Regionalkommission Saarland-Lothringen-Luxem-
                                            Regierungskommissionen mit              burg-Trier/Westpfalz 1969-1971
                                            teilräumlichen Regionalausschüs-
                                                                                    Oberrhein: Gründung der Deutsch-Französisch-
                                            sen bzw. Regionalkommissionen
                                                                                    Schweizerischen Regierungskommission und der
                                            und entsprechenden thematischen
                                                                                    späteren Oberrheinkonferenz 1975
                                            Arbeitsgruppen bzw. zur Gründung
                                            von Stiftungen                          Bodensee: Gründung der Internationalen Boden-
                                                                                    seekonferenz 1972 mit ihrer Konferenz der Regie-
                                                                                    rungschefs sowie thematischer Kommissionen
 Gouvernementale           späte 1980er     Schaffung legislativer Organe           Euregio: Euregiorat 1995
 Differenzierung           bis frühe                                                Großregion: Interregionaler Parlamentarierrat 1986,
                           1990er Jahre                                             dem ein Interregionaler Wirtschafts- und Sozialaus-
                                                                                    schuss folgte
                                                                                    Oberrhein: Oberrheinrat 1997
                                                                                    Bodensee: Bodenseerat 1991
 Projektorientierte        ab Beginn        Durchführung grenzüberschreiten-        Insbesondere befördert durch die Implementierung
 Professionalisierung      1990er Jahre     der Projekte                            und erfolgreiche Umsetzung der Gemeinschaftsini-
                                                                                    tiative INTERREG in allen vier Grenzregionen
 Ebenenspezifische         ab 2000          Gründung von Eurodistrikten,            Euregio: Eurodistrict Aachen-Heerlen (Projekt)
 Differenzierung                            Städtenetzen, Durchführung von          Großregion: Eurodistrict SaarMoselle, Städtenetz
                                            Agenda-Prozessen                        QuattroPole
                                                                                    Oberrhein: 4 Eurodistrikte (REGIO PAMINA,
                                                                                    Strasbourg-Ortenau, Freiburg/ Centre et Sud Alsace,
                                                                                    Trinationaler Eurodistrict Basel)
                                                                                    Bodensee: Bodensee Agenda 21

18       Initiativkreis deutscher Regionen in grenzüberschreitenden Verflechtungsräumen | Abschlussbericht
3.      Großräumigkeit und poly-
        zentrische Raumstruktur
                                                                                                      Wallonien
Sowohl bei den binnendeutschen Metropolregionen
als auch bei den metropolitanen Grenzregionen stehen                                                                                       Rheinland-Pfalz

großräumige Regionalisierungsprozesse im Vordergrund,                                                                      Luxemburg

um auf europäischer oder gar globaler Ebene wettbewerbs-
                                                                                                                                       Saarland

fähige Kooperations- und Handlungsräume etablieren zu
können. Mit Beginn erster grenzüberschreitender Koope-                                                                   Lothringen

rationen wurden gleichzeitig die großräumigen Zuschnitte
der IMeG-Regionen festgelegt und nach und nach erwei-
tert, so in der Euregio Maas-Rhein, der Bodenseeregion und
der Großregion (s. Abb. 5).
                                                                             Saarland-Lothringen Luxemburg
                                                                                   0     50     100
                                                                                                             Kilometer
                                                                                                           150

Die metropolitanen Grenzregionen zeichnen sich durch
eine polyzentrische Raumstruktur aus (s. Abb. 6). Neben
Agglomerationen und Stadtregionen integrieren sie auch
ländlich strukturierte Räume. Die Zusammenarbeit von
Städten, deren Umland und ländlichen Teilräumen sowie                                                 Wallonien

zwischen wachstumsstarken und strukturschwachen
Teilräumen führt zu einer Funktions- und Arbeitsteilung,                                                                   Luxemburg
                                                                                                                                           Rheinland-Pfalz

die sich zur Stärkung der Gesamtregion offensiv nutzen
lässt: „In einem partnerschaftlichen Miteinander dieser                                                                                Saarland

strukturell und ökonomisch unterschiedlichen Regionsty-
pen sollen alle Teilräume dazu beitragen, dass insbesondere                                                              Lothringen

Wachstum und Innovation gestärkt werden“ (BMVBS 2011:
15).

                                                                             Regionalkommission
                                                                             SaarLorLux Trier/Westpfalz
                                                                                   0     50     100
                                                                                                             Kilometer
                                                                                                           150

                                                                                                      Wallonien

                                                                                                                                           Rheinland-Pfalz
                                                                                                                           Luxemburg

                                                                                                                                       Saarland

                                                                                                                         Lothringen

                                                                             Interregionaler Parlamen-
Abb. 5: Großräumige Regionalisierungsprozesse am Beispiel des                tarierrat und Programm-
SaarLorLux-Raums (Kartographie: agl auf der Basis von Geodaten               gebiet INTERREG IV A            Kilometer

                                                                             Großregion
                                                                                   0     50     100        150
des BBSR und der Regionen; s. hierzu Schulz 1997)

                                Initiativkreis deutscher Regionen in grenzüberschreitenden Verflechtungsräumen | Abschlussbericht                            19
Abb. 6: Das polyzentrische städtische System in den vier IMeG-Regionen
     (Kartographie: agl auf der Basis von Geodaten des BBSR und der Regionen; aus BMVBS 2011: 25, 27, 30, 32)

                  Nationale Hauptstadt
                  Kernstadt / Oberzentrum
                                                                                        !
                                                                                        B
                  Quattropole
                  (grenzüberschreitendes Städte-
                  netz von Oberzentren)                                         Mons                                 !
                                                                                                                Liege !       Eupen
                                                                                                                              !   !

                                                                              !!
                                                                               !
                                                                                                        !                  Verviers
z    Einwohnerzahlen der Städte                                            Quaregnon        !!
                                                                                                        !
                                                                                                        Namur
                                                                                                                                                                        Neuwied
                                                                                                                                                                        !
                                                                                           Charleroi
                                                                                                                                                                             !
                                                                                                                                                                             ! Koblenz
                  > 200.000
ms
                  > 100.000                                                                                                                                                              Mainz
                                                                                                                                                                                          !
                                                                                                                                                                                          !
t/                > 50.000                                                                                                      !
                                                                                                                                L
                                                                                                                    Arlon !
                                                                                                                              Luxembourg          !
                                                                                                                                                  ! Trier
                  Nationale Grenzen                                                                                               !
                                                                                                                                  H                                                   Worms
                                                                                                                                                                                             !
                                                                                                                                                                                   Ludwigs-
                                                                                                                                                                   Kaisers-
                                                                                                                                                                   lautern !!         hafen
                                                                                                                                                                                            ! !
                                                                                                                                                                                         !
                                                                                                                                                        !
                                                                                                                                                        ! Saarbrücken              Neustadt/
                                                                                                                                                                                    Weinstr.
                                                                                                                                  !
                                                                                                                                  !
                                                                                                                                  Metz
                                  Kilometer
     0    25      50            100                                                                         ! Bar-le-Duc

                                                                                                                                  !
                                                                                                                                  ! Nancy

                                                                                                        !
                                                                                                        F

                                                                                                                                         !                                               !
                                                                                                                                                                                         D
                                                                                                                                      Epinal

                                       Kilometer
     0                 50            100
                                                       Großregion

                                                                                                                                                                                                       !        Kernstadt,
                                                                                   Kernstadt /Karlsruhe
                                                                                               Oberzentrum                                                  Kernstadt / Oberzentrum                    H        Nationale H
                            !   NL                                          !

                                                                                                                      Villingen-Schwenningen
                                                                       Einwohnerzahlen der Städte                                             Einwohnerzahlen der Städte
                                                                                                                                                                     D            !                Stadt mit Einwoh

                                                                           !       > 200 000
                                                                                       Baden-Baden
                                                                                                                                         !
                                                                                                                                         !
                                                                                                                                                            > 200.000                                  !        >200 000
                                                                   Strasbourg> 100 000
                 Hasselt
                            Heerlen Esch-
                                                                            !                                                                           > 100.000
                                                                                                                                                       Konstanz         Ravensburg
                                                                                                                                                                                                       !         >50 000
                   !
                   !                                                                                                                                                         !
                                     !                     F                !      > 50 000 D                                                               > 50.000                         !
               Maastricht ! !        !
                                   weiler
                                    ! !                                          Offenburg                                                                     !
                                                                                                                                                               !
                                                                                                                                                                   Friedrichshafen
                                                                                                                                                                        !
                                                                                                                                                                                             !
                                                                                                                                                                                       Kempten
                                     !
                         Aachen ! ! Düren !
                                   Stolberg                                        Nationale Grenzen
                                                                                                                                                                        !
                                                                                                                                                         Nationale Grenzen
                                                                                                                                                  Winterthur                                                    Nationale G
                Liege ! !        !
                              ! Eupen           !
                                         Euskirchen             Colmar
                                                                                                                                                   !
                                                                                                                                                   !
                                                                                                                                                                    !
                                                                                                                                                                    !
                        Verviers                                                                                                             !
                                                                                Freiburg                                                                       St. Gallen
                                                                                                                                             Zürich

                                                            Mulhouse                                                                                                     H Vaduz               !
                                                                                                                                                                                               A

                  !
                  B                                                          Lörrach-Weil
                                                                                            Kilometer                                    !
                                                                                                                                         CH
                                                                                                                                                                 Kilometer                                           Kilomete

                                                   !
                                                   D
                                                                       0       25     50                                                      0        25       50                                 0       25       50

                                                                           Basel

                                                                                 CH

     Euregio Maas-Rhein                                Trinationale Metropolregion                                   Grenzüberschreitender
                                                       Oberrhein                                                     Verflechtungsraum Bodensee

     20          Initiativkreis deutscher Regionen in grenzüberschreitenden Verflechtungsräumen | Abschlussbericht
4.     Metropolfunktionen und Potenziale                          2010: 73f). Derzeit werden 46% des europäischen Brutto-
                                                                  inlandsproduktes (GDP) im Pentagon erwirtschaftet, das
       für Wachstum und Innovation
                                                                  nur 14% der Fläche Europas ausmacht und in dem 32%
                                                                  der europäischen Bevölkerung leben. Die IMeG-Regionen
Ein wesentliches Merkmal der IMeG-Regionen sind ihre
                                                                  liegen inmitten dieses Raumes und verfügen über metro-
metropolitanen Standortfaktoren. Bereits 2005 kam eine
                                                                  politane Teilfunktionen, die z.T. durchaus mit denen der
vom Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR),
                                                                  binnendeutschen Metropolregionen vergleichbar sind
der Akademie für Raumforschung und Landesplanung
                                                                  (BMVBS 2011: 51). Aber auch außerhalb des Pentagons gibt
(ARL) und dem Regionalverband Bodensee-Oberschwaben
                                                                  es dynamische und starke Grenzregionen: Zu ihnen zählen
durchgeführte Fachveranstaltung zu dem Ergebnis, dass
                                                                  u.a die Öresundregion und die centrope.
sich „deutliche Hinweise darauf ergeben, dass gerade bei
grenzüberschreitenden Wachstumsräumen, vielleicht aber
                                                                  Das Ergebnis der BBSR-Studie zu Metropolräumen in Eu-
nicht nur bei diesen, das Konzept der Metropolregionen
                                                                  ropa wird durch die Analyse des ESPON-Projekts Metro-
um andere Wachstumsmotoren zu ergänzen ist“ (Köhler
                                                                  border unterstützt (ESPON/University of Luxembourg
2007: 118).
                                                                  2010: 15ff). Als Analysebasis diente u.a. die ESPON-Kate-
                                                                  gorie „Functional Urban Areas“ (FUA). Es zeigte sich, dass
Untermauert wurde das Ergebnis u.a. durch die BBSR-
                                                                  Grenzüberschreitende Polyzentrische Metropolregionen in
Studie zu „Metropolräume in Europa“ (BBSR 2010), die
                                                                  Teilräumen über nicht zu unterschätzende metropolitane
auf eine Neubestimmung der Metropolfunktionen, die
                                                                  Qualitäten verfügen. Zudem wird deutlich, dass die Städte
Darstellung ihrer räumlichen Verteilung auf europäi-
                                                                  nur im polyzentrischen Gefüge der Grenzregionen einen
scher Ebene und eine Abgrenzung und Typisierung von
                                                                  Beitrag zur metropolitanen Dimension der Grenzregion
Metropolräumen abzielten. Metropolräume im Sinne der
                                                                  leisten, es sich um komplementäre Elemente eines komple-
Studie sind „solche Räume bzw. Orte, in denen sich die
                                                                  xen polyzentrischen Systems handelt. Neben den IMeG-
Metropolfunktionen in den Bereichen in hoher Dichte und
                                                                  Regionen entsprechen insbesondere die Öresundregion, die
Vielfalt räumlich konzentrieren“ (BBSR 2010: 6). Es konnte
                                                                  Eurométropole Lille-Kortrijk-Tournai, Grand Genève und
nachgewiesen werden, dass sich die Metropolfunktionen in
                                                                  die centrope den funktionalen Charakteristika metropoli-
erster Linie auf den Kernraum Mitteleuropas, vor allem auf
                                                                  taner Grenzregionen in Europa.
das europäische Pentagon mit den Eckpunkten London,
Hamburg, München, Mailand und Paris beziehen (BBSR

                            Initiativkreis deutscher Regionen in grenzüberschreitenden Verflechtungsräumen | Abschlussbericht   21
Metropolräume in Europa

     Metropolfunktionen
     Abb. 7: Räumliche Verteilung derin Metropolräumen
                                      Metropolfunktionen in Europa (BBSR 2010: 72)

                             Reykjavik

                                                                                                                                                         Trondheim

                                                                                                                                                                                                                            Helsinki                 St.Petersburg
                                                                                                                            Bergen                               Oslo
                                                                                                                                                                                            Stockholm

                                                                                                                                                                                                                             Tallinn
                                                                                                                                                                                                                                                                                           Moskva
                                                                                             Aberdeen                                                                Göteborg
                                                                          Glasgow
                                                                                          Edinburgh                                                                                                                           Riga
                                                              Belfast                                                                                      Arhus
                                                                                                                                                             Kobenhavn-Malmö
                                                                                             Newcastle
                                                                                                                                                                                                                                       Vilnius
                                                Dublin                                        Leeds                                                Odense                                                                                             Minsk
                                         Cork                   Manchester-Liverpool
                                                                                             Sheffield                                           Hamburg
                                                              Birmingham                    Nottingham                      Groningen
                                                                                                                                         Bremen
                                                                                                   Cambridge
                                                    Cardiff-Bristol                                                                              Hannover                                                        Warszawa
                                                                                                                                   Münster                                                         Poznan
                                                                                 Oxford                            Randstad                                             Berlin
                                                                                          London
                                                                                                                     Eindhoven    Bielefeld
                                                                                                           Gent
                                                                          Southampton                            Bruxelles Rhein-Ruhr                                            Dresden
                                                                                                           Lille                        Göttingen                                                  Wroclaw
                                                                                                                     Maas-Rhein                               Leipzig
                                                                                                                                                                                                                                                                          Kyiv
                                                                                                                           Hahn Rhein-Main
                                                                                                                                                                                                                    Krakow
                                                                                                                    Luxembourg           Würzburg
                                                                                                                                                                             Praha          Brno
                                                                                                   Paris                       Rhein-Neckar Nürnberg
                                                                                                                 Nancy
                                                                                                                                     Stuttgart
                                                           Nantes                                                  Strasbourg                                                                                                                                        Chisinau
                                                                                                                                                München                              Wien-Bratislava
                                                                                                                              Basel
                                                                                                                                                                            Linz
                                                                                                                                                                                                                 Budapest
                                                                                                                 Lausanne             Zürich                       Salzburg         Graz
                                                                                                            Geneve                                     Innsbruck
                                                                                                                               Bern
                                                                                                       Lyon                                      Verona                     Ljubljana
                                                                        Bordeaux                                                       Milano                                                                                                          Bucuresti
                                                                                                                 Grenoble                               Venezia-Padova                  Zagreb
                                                                                                                             Torino            Parma
                                                                                                   Montpellier
                                                                                                                                                       Bologna                                        Sarajevo    Beograd
                                                     Bilbao                                                                           Genova
              Porto                                                               Toulouse
                                                                                                                            Nice          Pisa
                                                                                                        Marseille-Toulon                           Firenze                              Split
                                         Madrid                                                                                                                                                                                                    Sofija
     Lisboa                                                 Zaragoza                                                                                                                                                                                                            Istanbul
                                                                                              Barcelona                                                                                                                                                                                             Ankara
                                                                                                                                                  Roma                                                                    Skopje
                                                                                                                                                                                                   Bari
                                                                                                                                                                                                                 Tirana
                                                                      Valencia       Palma                                                                         Napoli
                        Sevilla
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       © BBR Bonn 2010

                                                                                                                                                                                                                                                 Athinai
                                     Malaga
                                                                                                                                                                   Palermo

                                                                                                                                                                                                                                                                                                             Nicosia

                                                                                                                                                                                   Malta
                      500 km

     Indexwert der Metropolräume                                                                                                        Bedeutende Metropolräume                                                                                              Datenbasis: Eigene Erhebung des BBSR
                                                                                                                                                                                                                                                              Geometrische Grundlage: GfK GeoMarketing,
     (normiert, Maximum = 100)                                                                                                                                                                                                                                BBSR LAU-2
                                                                                                                                        London                                                   100,0
                                  100
                                                                                                                                        Paris                                                     97,9
                                    50
                                                                                                                                        Randstad                                                  74,5
                                    10                                                                                                  Bruxelles                                                 66,8
                                                                                                                                        Rhein-Ruhr                                                51,1
                                                                                                                                        Moskva                                                    47,2
     Anteile nach Funktionsbereichen                                                                                                    Wien-Bratislava                                           45,1
                      Kultur                    Politik                                                                                 Rhein-Main                                                41,2
                                                                                                                                        Roma                                                      40,8
                                                                                                                                        Berlin                                                    38,7
         Verkehr                                     Wirtschaft

                          Wissenschaft

12            BBSR-Berichte KOMPAKT 4 / 2010

22      Initiativkreis deutscher Regionen in grenzüberschreitenden Verflechtungsräumen | Abschlussbericht
Abb. 8: Die metropolitanen Grenzregionen in Europa (Kartographie: agl auf der Basis von Geodaten des BBSR, ESPON und der Regionen)

                                                            Euregio Maas-Rhein:                                             Öresundskomiteen:
                                                                                                                                                                     centrope: 44.500 km²;
     Eurométropole Lille-                                   3,9 Mio.; 10.800 km²;                                       21.000 km²; 3,7 Mio. EW;
                                                                                                                                                                     6,6 Mio. EW; Wien (A),
    Kortrijk- Tournai: 3.544                              Aachen, Düren (D); Liège,                                     Malmö, Helsingborg, Lund
                                                                                                                                                                      Brno (CZ), Győr (HU),
    km²; 2 Mio. EW; Kortrijk                               Hasselt (B); Maastricht,                                     (SE); Kopenhagen, Frede-
                                                                                                                                                                         Bratislava (SK)
      (B), Lille, Tournai (F)                                   Heerlen (NL)                                              riksberg, Roskilde (DK)

                                                                                                                        Öresundskomiteen
                                                                                                        !   "

                                                                                                                                                    !
                                                                                                                                                    !
                                                                                    !
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                                                  !!Euregio
                                                     !!                                                                                         !
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                                                   Maas-Rhein                               !                   !
                                                                                                                        !
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                             !!                               !     Großregion
                  Euro-
                métropole                                          !!
                                                                   !                                                        !CENTROPE
                                                                                                                                "

          Lille-Kortrijk-Tournai                  !
                                             !
                                             H                          Trinationale
                                                                    ! !Metropolregion !
                                                      !
          ! "
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                                                                         Oberrhein
                                             !
                                                              !!
                                                                   !        !
                                                                         Grenzüberschreitender

                                                          !
                                                                          Verflechtungsraum
                                                                                      !
                                                                               Bodensee
                                                                                                    !
                                                                                                                                !           !!  "
                                                                                                                                                                     Metropolitane Grenzregionen
                                                              !        !
                                                                                                                                                                     (IMeG-Regionen)
                                                          !                 ! !         !
                                                              !         !                                                                                            Weitere metropolitane
                                                                    !        !
                                                                                H                                                       !                            Grenzregionen in Europa
                                                          !
                                                                                                                                                                     ESPON-Kategorie
                      Grand Genève               !                                                                                                                   "Functional Urban Area" (FUA)
                                           !                                                                                        !                                grenzüberschreitend
                                                                                                                                            !
                                                                                                                                    "
                                                                                                                                            "
                            !
                                                                            !
                                                                                !                                           !
                                                                                                                                                            !!   !   Hauptstadt,
                                                                                                                                                             "

                                                                                                !       !                                                            Stadt mit > 200.000 EW
                                                          !
                                                                        !                           !

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                                                      !

      Großregion: 11,3 Mio.                                                                                                                                     Grenzüberschreitender
    EW; 65.400 km²; Mainz,                                                                                                                                  Verflechtungsraum Bodensee:
                                                                  Grand Genève:                                 Trinationale Metropolre-
     Ludwigshafen, Koblenz,                                                                                                                                    3,6 Mio. EW; 19.850 km²;
                                                                    2.000 km²;                                  gion Oberrhein: 5,9 Mio.;
    Trier, Kaiserslautern (D);                                                                                                                                Friedrichshafen, Konstanz,
                                                                   915.000 EW;                                     Fläche: 21.500 km²;
     Saarbrücken (D); Metz,                                                                                                                                   Ravensburg (D); Zürich, St.
                                                                   Genève (CH),                                  Karlsruhe, Freiburg im
     Nancy (F); Luxemburg-                                                                                                                                     Gallen, Winterthur (CH),
                                                                  Annemasse (F)                                 Breisgau (D); Strasbourg,
       Stadt (L); Charleroi,                                                                                                                                 Bregenz, Dornbirn, Feldkirch
                                                                                                                Mulhouse (F); Basel (CH)
    Lüttich, Namur, Mons (B)                                                                                                                                        (A), Vaduz (FL)

                                                          Initiativkreis deutscher Regionen in grenzüberschreitenden Verflechtungsräumen | Abschlussbericht                                          23
2.2       Bedeutung und Rolle im                                     Meilenstein hierzu ist u.a. die Territoriale Agenda der EU
                                                                     2020, in der die polyzentrische Raumentwicklung und die
          europäischen Kontext                                       innovative Vernetzung von Stadtregionen und Städten als
                                                                     erste territoriale Priorität in den Vordergrund der europä-
„Europa im Kleinen“                                                  ischen Kohäsionspolitik gestellt werden. Eine Forderung
                                                                     der TAEU 2020 ist, dass sich die Entwicklungsstrategien der
Auf europäischer Ebene konnten durch das Schengener                  Städte und Regionen stärker an den Zielen der EU-Strategie
Abkommen, die Einheitliche Europäische Akte (EEA), den               Europa 2020 – intelligentes, nachhaltiges und integratives
Vertrag von Maastricht und die Einführung des Euro im                Wachstum – orientieren sollen, um den territorialen Zusam-
Rahmen der Währungsreform wichtige Schritte für das                  menhalt und die Nutzung der territorialen Potenziale zu
Zusammenwachsen Europas unternommen werden. Am                       fördern. Grenzüberschreitende Polyzentrische Metropolre-
deutlichsten zeigen sich deren Auswirkungen in den Grenz-            gionen können dazu einen besonderen Beitrag leisten, da sie
regionen und dem Alltagsleben der Bevölkerung. Grenzre-              als Wachstumsmotoren die wirtschaftliche, gesellschaftliche
gionen sind Motoren des Integrationsprozesses und Wiege              und soziale Entwicklung in Europa entlang der Binnengren-
für intensive Verflechtungen über die nationalstaatlichen            zen vorantreiben und damit die Wettbewerbsfähigkeit und
Grenzen hinweg – das Europa im Kleinen. Für die Bewoh-               die nachhaltige Entwicklung Europas im Sinne der territori-
ner der Grenzregionen bieten sich viele Möglichkeiten, die           alen Kohäsion unterstützen. Und ihre Potenziale sind noch
aus der Grenzsituation erwachsen: Das spezifische Angebot            längst nicht ausgeschöpft: In Zukunft gilt es, metropolitane
an Arbeitsplätzen und Dienstleistungen, Bildungsstätten,             Strategien für Grenzregionen zu entwickeln und ihre Ent-
kulturellen Aktivitäten und Freizeiteinrichtungen dies- und          wicklung dadurch bestmöglich zu fördern.
jenseits der Grenze sowie speziell auf Grenzräume ausgelegte
Infrastrukturen und Angebote, wie bilinguale Kindergär-              Dabei lassen sich Unterschiede in den europäischen MGR
ten, Ausbildungsstätten und Studiengänge, werden gerne               aufgrund der geschichtlichen Ereignisse nicht von der
genutzt. (BMVBS 2011: 9)                                             Hand weisen: „Das, was sich an den Westgrenzen tut, hat
                                                                     eine lange Tradition; an den Ostgrenzen ist dies noch viel
Trotz der Erfolge der Europapolitik und den spezifischen             neuer und muss erprobt werden. Daher ist es wichtig, sol-
Chancen von Grenzregionen zeigen sich hier auch die                  che Prozesse wie den des IMeG zu begleiten und nachah-
Herausforderungen eines Europas der Regionen (vgl. Hrbek/            menswerte Beispiele zu propagieren. An allen nationalen
Weyand 1994): Die metropolitanen Grenzregionen liegen aus            Grenzen beobachtet man genau das, was hier Vielen im
Perspektive der Nationalstaaten in Randlage; dies spiegelt           Alltag vertraut ist: Vielfältige soziale und kulturelle Bezie-
sich auch in den nationalen Politiken wider. Unterschiedli-          hungen, Abhängigkeiten, neue Formen der Arbeitsteilung
che administrative Kompetenzen und Zuständigkeiten der               zwischen städtischen und ländlichen Regionen, Stadt und
jeweiligen Nationalstaaten führen in den Grenzregionen zu            Land [...]“ (Erdmenger 2012).
komplexen Mehr-Ebenen-Verflechtungen und erfordern
eine ständige nationale Rückbindung. Dies erschwert das
gemeinsame grenzüberschreitende Handeln und verzögert                Nationalstaatliche Grenzen als Ressource
Verwaltungsabläufe. (TU Dresden 2010a: 9)
                                                                     „Grenzregionen sind durch ein widersprüchliches Verhält-
                                                                     nis zum Nationalstaat gekennzeichnet, da die besonderen
„Laboratorien“ der europäischen Integration                          Chancen von Grenzregionen zum einen auf der Wirksam-
                                                                     keit und zum anderen auf der praktischen Infragestellung
Grenzregionen sind damit nicht nur Sinnbild für Europa,              nationalstaatlicher Regelungen beruhen“ (Heidenreich
sondern auch „Laboratorien“ der europäischen Integrati-              1999: 6). Aus diesem Spannungsfeld ergibt sich ein Gefälle
on. Hier werden die auf europäischer Ebene entwickelten              entlang nationalstaatlicher Grenzen, das entscheidende
Konzepte wie das der territorialen Kohäsion wirksam. Ein             Impulse für die wirtschaftlichen Verflechtungen in den

24     Initiativkreis deutscher Regionen in grenzüberschreitenden Verflechtungsräumen | Abschlussbericht
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