KFW-KOMMUNALPANEL 2020 - KFW RESEARCH

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KFW-KOMMUNALPANEL 2020 - KFW RESEARCH
KfW Research

      KfW-Kommunalpanel 2020
Impressum

Herausgeber
KfW Bankengruppe
Palmengartenstraße 5-9
60325 Frankfurt am Main
Telefon 069 7431-0
Telefax 069 7431-2944
www.kfw.de

Endredaktion
KfW Bankengruppe
Abteilung Volkswirtschaft
Dr. Stephan Brand
Dr. Johannes Steinbrecher
E-Mail: research@kfw.de

Inhaltliche Bearbeitung
Deutsches Institut für Urbanistik

Autoren:
Elisabeth Krone
Dr. Henrik Scheller

unter Mitarbeit von
Cansu Cankayali

ISSN 2191-4826

Copyright Titelbild
Quelle: Getty Images / Fotograf Westend61

Frankfurt am Main, Juni 2020
Inhalt

Zusammenfassung                                                       1

1.      Zum KfW-Kommunalpanel 2020                                    3

2.      Aktuelle und erwartete Finanzlage                             5

2.1.    Finanzlage 2019 noch von Haushaltsüberschüssen geprägt        7
2.2.    Beurteilung der zukünftigen Finanzsituation trübt sich ein    7
2.3.    Kommunale Verschuldung geht 2019 nur leicht zurück            8

3.      Investitionen und Investitionsrückstand                       11

3.1.    Differenz zwischen geplanten und verausgabten
        Investitionen                                                 11
3.2.    Gewährleistung des laufenden Unterhalts variiert              12
3.3.    Qualitative Einschätzung zum Investitionsrückstand konstant   12
3.4.    Anstieg des Investitionsrückstands ist auch ein Ausdruck
        gestiegener Baupreise                                         13
3.5.    Treibende Faktoren begünstigen Anstieg des
        Investitionsrückstands                                        14
3.6.    Entlastende Faktoren konnten Zuwachs des
        Investitionsrückstands nicht kompensieren                     15
3.7.    Eher Rückgang als Anstieg des Investitionsrückstands
        erwartet                                                      15

4.      Finanzierungsinstrumente und -bedingungen                     17

4.1.    Investitionsfinanzierung weitestgehend stabil                 17
4.2.    Kommunale Unterschiede in der Nutzung der
        Finanzierungsinstrumente                                      17
4.3.    Entwicklung der Investitionsfinanzierung                      18
4.4.    Positive Einschätzung zu den Kreditkonditionen                18

5.      Einschätzungen zur Digitalisierung                            21

5.1.    Prozessoptimierung und mehr Bürgernähe erwartet               21
5.2.    Digitalisierung hat hohe (strategische) Relevanz              22
5.3.    Dringlicher Digitalisierungsbedarf in Bereichen mit hohem
        Investitionsrückstand                                         23

6.      Fazit und Ausblick                                            25

Literatur                                                             27

Anhang: Methoden                                                      29
Abbildungen

Grafik 1:    Kein Gleichklang von kommunalen Einnahmen und
             Ausgaben in Krisen                                      5
Grafik 2:    Anteil des Kapitaldienstes an den kommunalen
             Einnahmen                                               6
Grafik 3:    Beurteilung der Gesamtfinanzsituation nach
             Einwohnergröße                                          7
Grafik 4:    Entwicklung der Finanzsituation                         8
Grafik 5:    Kommunale Verschuldung nach Bundesländern               9
Grafik 6:    Geplante Investitionen 2019 und 2020                    11
Grafik 7:    Qualtitative Einschätzungen zum Investitionsrück-
             stand 2019                                              13
Grafik 8:    Wahrgenommener Investitionsrückstand in den
             Kommunen 2019                                           14
Grafik 9:    Treibende und entlastende Faktoren                      15
Grafik 10:   Erwartete Entwicklung des Investitionsrückstands        16
Grafik 11:   Anteile der Finanzierungsinstrumente für kommunale
             Investitionen                                           17
Grafik 12:   Erwartungen zu einzelnen Instrumenten der
             Investitionsfinanzierung                                18
Grafik 13:   Bedingungen der Kreditaufnahme                          19
Grafik 14:   Kommunale Erwartungen und Befürchtungen für die
             Digitalisierung                                         22
Grafik 15:   Digitalisierung berührt zentrale Ausgabenbereiche der
             Kommunen                                                23
Grafik 16:   Finanzausstattung häufigster Engpass für
             Digitalisierung                                         23
Grafik 17:   Investitionen der Kommunen für Digitalisierungs-
             maßnahmen 2020                                          24
Zusammenfassung
Die Corona-Krise wirft ihren Schatten auch auf die         Auch strukturelle Veränderungen wie der demografi-
Kommunalfinanzen. Das zeigt sich im Stimmungsbild          sche Wandel, der Klimawandel und die Digitalisierung
zum KfW-Kommunalpanel 2020. Im Befragungsjahr              gehen mit kontinuierlichen Anpassungserfordernissen
2019, das die kommunalen Ebene laut amtlicher              für die lokale Infrastruktur einher. Bereits in den ruhi-
Finanzstatistik mit einem Haushaltsüberschuss von          gen „Vor-Corona-Zeiten“ war dies für Kommunen eine
5,6 Mrd. EUR abschließen konnte, war die Stimmung          echte Herkulesaufgabe.
insgesamt noch überwiegend positiv. Ganz anders die
Lage im April 2020: In der Ergänzungsumfrage zum           Bei allen investiven Herausforderungen war zumindest
KfW-Kommunalpanel 2020 gehen über 90 % der ant-            die Finanzierung im vergangenen Jahr kein vordringli-
wortenden Kämmereien von sinkenden Einnahmen               ches Problem. In nahezu sämtlichen Kommunen wur-
aus; fast 60 % erwarten steigende Ausgaben, auf die        den die Finanzierungsbedingungen als auskömmlich
rund 50 % der Befragten unter anderem mit Anpassun-        bewertet. Der Kommunalkredit nahm mit 19 % wieder
gen bei den disponiblen Investitionen reagieren müs-       einen größeren Anteil an der Investitionsfinanzierung
sen.                                                       ein. Am bedeutsamsten blieben aber die allgemeinen
                                                           Deckungsmittel (38 %) und die Fördermittel (29 %).
Mit Blick auf den kommunalen Investitionsrückstand         Hier erwarteten die Kämmereien aber bereits im ver-
sind das keine guten Aussichten. Zwar konnten die          gangenen Herbst einen Rückgang in den nächsten
nominalen Investitionen im Jahr 2019 noch einmal           Jahren. Die Corona-Krise dürfte diese Erwartungen
gesteigert werden. Insgesamt wurden für das Jahr           früher als gewünscht Realität werden lassen. In Anbe-
35,9 Mrd. EUR verplant und für 2020 waren sogar            tracht sinkender Steuereinnahmen und steigender
noch höhere Investitionen i. H. v. 37,6 Mrd. EUR vor-      Ausgaben im laufenden Jahr bleibt abzuwarten, inwie-
gesehen. Diese Planungen dürften mit der Corona-           fern sich die Finanzierungsbedingungen durch die
Krise allerdings hinfällig geworden sein. In der Ergän-    Corona-Krise verändern werden. Die positive Entwick-
zungsumfrage zum KfW-Kommunalpanel gingen 34 %             lung der vergangenen Jahre, mit sinkender Verschul-
der befragten Kämmereien von sinkenden Investitionen       dung und hohen Haushaltsüberschüssen, dürfte in vie-
im Jahr 2020 aus. Die positive Entwicklung der Investi-    len Kommunen aber zumindest für die gegenwärtige
tionen in den vergangenen Jahren dürfte durch die Kri-     Krise einige Handlungsspielräume geschaffen haben.
se erheblich gefährdet sein.                               Nichtsdestoweniger wird es erforderlich sein, durch
                                                           geeignete Maßnahmen die Investitionsfähigkeit der
Und selbst die gestiegenen Bruttoinvestitionen der Vor-    Kommunen zu stabilisieren.
jahre sind trügerisch, weil kalkulatorische Abschreibun-
gen und Preiseffekte darin nicht berücksichtigt sind.      Ein Schritt, um zumindest die Planungs- und Investiti-
Somit ist es kein Widerspruch, wenn trotz wachsender       onsprozesse zu beschleunigen, wird die weitere Digita-
Investitionsausgaben der von den Kommunen wahr-            lisierung der Verwaltung darstellen. Die Notwendigkeit
genommene Investitionsrückstand in der aktuellen           dafür zeigt sich nicht nur in der Corona-Krise. Im dies-
Hochrechnung um rund 9 Mrd. EUR auf insgesamt              jährigen Sonderthema wird deutlich, dass Digitalisie-
147 Mrd. EUR steigt. Erneut melden nahezu alle Kom-        rung bereits eine hohe Relevanz für die kommunalen
munen einen hohen Investitionsrückstand bei Schulen        Haushalte hat. Eine große Mehrheit von über 75 % der
(44,2 Mrd. EUR) und Straßen (37,1 Mrd. EUR), aber          befragten Kommunen erhofft sich, dass die internen
schon hinsichtlich der Dringlichkeit zeigen sich Diffe-    Abläufe schneller und effizienter werden. Dadurch soll-
renzen beispielsweise nach Einwohnergröße oder Re-         ten sich mittelfristig auch Kosten einsparen lassen. Zu-
gion.                                                      gleich stellen die Anfangsinvestitionen jedoch eine der
                                                           vielen Hürden für die Digitalisierung in Kommunen dar.
Deutlich wird, dass sich die strukturellen Investitions-   Wie bei den „normalen“ Investitionen zeigt sich bisher
probleme vieler Kommunen nicht durch eine gute Wirt-       auch bei der Digitalisierung, dass finanzschwache
schaftslage von allein auflösen, sondern mit nachlas-      Kommunen eher weniger investieren. Die Hoffnung,
sender Konjunktur wieder drängender werden. Dies ist       dass die Digitalisierung der Verwaltung durch die
umso bedenklicher, als dass nicht nur neue Aufgaben,       Corona-Krise einen Schub erfährt, zeigt sich hingegen
wie z. B. der Rechtsanspruch auf eine schulische           unabhängig von der finanziellen Situation der Kommu-
Ganztagsbetreuung mit entsprechenden investiven            nen.
Herausforderungen auf die Kommunen zukommen.

                                                                                                               Seite 1
1. Zum KfW-Kommunalpanel 2020

Die Veröffentlichung des KfW-Kommunalpanels 2020                              und mehr und damit eine Rezession.4 Wie der sich
fällt in eine Zeit, in der zum ersten Mal in der Geschich-                    deutlich verlangsamenden Wirtschaftsentwicklung am
te der Bundesrepublik Deutschland das öffentliche                             besten begegnet werden könnte, wurde bereits vor
Leben und die Wirtschaft aufgrund einer weltweiten                            Ausbruch der Corona-Pandemie diskutiert. Ein Teil der
Pandemie für mehrere Wochen weit gehend zum Erlie-                            Ökonomen empfahl dafür verschiedene konjunkturstüt-
gen gekommen sind. Die Folgen, die das neuartige                              zende Maßnahmen.5 Andere Vorschläge beinhalteten
Coronavirus (SARS-CoV-2) für das soziale, wirtschaft-                         eine Lockerung kreditfinanzierter Investitionen oder die
liche und politische Leben entfalten werden, sind bis                         Übernahme kommunaler Altschulden durch den Bund.6
dato nicht verlässlich abschätzbar. Klar ist nur, dass                        Auch aus dem Bundesfinanzministerium wurde ein
die gravierenden Einschränkungen des Wirtschaftsle-                           Vorschlag für einen Corona-Schutzschirm in Höhe von
bens auch massive Auswirkungen auf die Haushalts-                             rund 57 Mrd. EUR zur Diskussion gestellt, der aber
wirtschaft von Bund, Ländern und Kommunen haben                               noch keine Mehrheit fand.7
werden. Hinweise darauf geben bereits die Finanzvo-
lumina, die Bund und Länder als Soforthilfen für die                          Im Kern berühren all diese Diskussionsstränge die seit
Wirtschaft kurzfristig bereitgestellt haben1 und die ak-                      Jahren kontrovers debattierte Frage nach Art und
tuellen Ergebnisse des Arbeitskreises Steuerschät-                            Umfang der öffentlichen Investitionstätigkeit. Das
zung, der für 2020 gesamtstaatliche Mindereinnahmen                           KfW-Kommunalpanel leistet in Kombination mit der
von über 80 Mrd. EUR im Vergleich zu 2019 projiziert.2                        amtlichen Statistik seit über zehn Jahren einen wichti-
                                                                              gen Beitrag zur Verstetigung und Versachlichung die-
Dies erlaubt erste finanz- und haushaltspolitische                            ser Debatte, indem es ein verlässliches und regelmä-
Rückschlüsse darauf, welche Folgewirkungen die öf-                            ßig wiederkehrendes Monitoring der (kommunalen) In-
fentliche Hand im Allgemeinen und die Kommunen im                             vestitionstätigkeit darstellt und damit die „nackten Zah-
Besonderen in den kommenden Monaten erwarten:                                 len“ der amtlichen Statistik um wertvolle Kontextinfor-
Neben empfindlichen Einbrüchen bei den Steuerein-                             mationen ergänzt.8
nahmen dürften auch die Einnahmenverluste durch die
Schließung von Einrichtungen der öffentlichen Da-                             Das KfW-Kommunalpanel basiert auf einer jährlichen
seinsvorsorge bei weiter laufenden Kosten dafür sor-                          Befragung der Kämmereien von Landkreisen, Städten
gen, dass Haushaltsdefizite wahrscheinlich sind und                           und Gemeinden mit mehr als 2.000 Einwohnern. Damit
der Bedarf an Liquiditäts- und Investitionskrediten wie-                      greift das Panel auf einen methodischen Ansatz zu-
der steigen wird. Damit ist absehbar, dass die Ver-                           rück, der sich explizit als Ergänzung zu anderen Ansät-
schuldung der Kommunen – wie auch von Bund und                                zen, wie beispielsweise der Volkswirtschaftlichen Ge-
Ländern – wieder spürbar steigen dürfte. Nach Jahren                          samtrechnung (VGR) oder doppischen Haushaltsana-
der Konsolidierung könnte dies viele Kommunen haus-                           lysen versteht.9 Mit Blick auf die Ermittlung der Investi-
haltspolitisch zurückwerfen.                                                  tionstätigkeit der Kommunen weist jeder dieser Ansät-
                                                                              ze sowohl Stärken als auch Schwächen auf. Entspre-
Schon vor der Corona-Pandemie war eine Eintrübung                             chende Berechnungen können – aufgrund der Spezifi-
der weltweiten Konjunkturentwicklung zu konstatieren.
Wurde im Jahreswirtschaftsbericht der Bundesregie-                            4
                                                                                  Vgl. Scheuermeyer, P. 2020.
rung im Januar 2020 noch eine Zunahme des preis-
                                                                              5
bereinigten Bruttoinlandsprodukts in Höhe von 1,1 %                             Am prominentesten war dabei der Vorschlag zur Auflage eines Investitions-
                                                                              fonds mit einer Ausstattung von 450 Mrd. EUR über zehn Jahre, der von einer
prognostiziert,3 erwarten viele Beobachter für dieses                         institutsübergreifenden Allianz verschiedener Wirtschaftsforschungsinstitute
Jahr inzwischen einen Wachstumseinbruch von -6 %                              zur Diskussion gestellt wurde. Vgl. Bardt, H. et al. 2019.
                                                                              6
                                                                                  Vgl. bspw. Junkernheinrich, M. et al. 2019
1
 Zu den Maßnahmen zählen u. a. ein Nachtragshaushalt des Bundes für das
                                                                              7
Jahr 2020, der eine Nettokreditaufnahme in Höhe von 156 Mrd. EUR erlaubt,      Vgl. BMF 2020b. Der Schutzschirm umfasste einen Ausgleich für die Ein-
ein Soforthilfeprogramm in Höhe von 50 Mrd. EUR für Kleinstunternehmer        brüche bei den kommunalen Steuereinnahmen sowie eine Übernahme der
und Solo-Selbstständige sowie ein Wirtschaftsstabilisierungsfonds. Vgl. BMF   Kassenkredite, wobei die Finanzierung zur Hälfte von Bund und den Ländern
2020a für die ersten Maßnahmen.                                               erfolgen soll. Insbesondere die Altschuldenfrage löste aber Widerspruch aus,
                                                                              sodass eine politische Einigung noch nicht in Sicht ist.
2
 Vgl. Arbeitskreis Steuerschätzung 2020. Die Mindereinnahmen der Kommu-
                                                                              8
nen werden in der Prognose für 2020 auf -11,1 Mrd. EUR gegenüber 2019          Vgl. Krone, E. und H. Scheller 2020 oder Brand, S. und J. Steinbrecher
beziffert.                                                                    2019b.
3                                                                             9
    Vgl. BMWi 2020, S. 7.                                                         Stellvertretend: Jänchen, I. 2015 oder Klug, G. et al. 2017.

                                                                                                                                                   Seite 3
KfW-Kommunalpanel 2020

ka des öffentlichen Kapitalstocks – mithin immer nur                        Investitionstätigkeit sowie den Finanzierungsbedingun-
Näherungswerte darstellen.                                                  gen der Landkreise, Städte und Gemeinden auf Basis
                                                                            von Selbstwahrnehmungen der kommunalen Finan-
Das KfW-Kommunalpanel ist aufgrund seines über                              zentscheider liegt eine wissenschaftliche fundierte und
zehnjährigen Bestehens die einzige Längsschnittanaly-                       permanent weiterentwickelte Methodik zu Grunde.11
se ihrer Art, die regelmäßig Auskunft über die Investiti-
onstätigkeit, die Investitionsrückstände in verschiede-                     Auch in diesem Jahr werden die Umfrageergebnisse in
nen Infrastrukturbereichen sowie die Finanzierungsbe-                       Bezug zu den Daten der amtlichen Finanzstatistik so-
dingungen der Kommunen gibt. Zudem werden im                                wie den Ergebnissen früherer Befragungen gesetzt.
KfW-Kommunalpanel inzwischen vor allem vertiefte                            Ausgangspunkt des KfW-Kommunalpanels 2020 bildet
Analysen zu den Ursachen, Wechselwirkungen und re-                          eine Analyse zur Finanzsituation der Kommunen, ge-
gionalen Ausprägungen kommunaler Investitionsrück-                          folgt von der Betrachtung der kommunalen Investitio-
stände vorgenommen. Das Wissen um diese Aspekte                             nen und des Investitionsrückstands. Ein Anstieg des für
dürfte mittel- und langfristig auch und gerade mit Blick                    alle Kommunen ab 2.000 Einwohner in der Bundesre-
auf eine zielgerichtete Bewältigung der Corona-Krise                        publik Deutschland insgesamt hochgerechneten Inves-
von Bedeutung sein.                                                         titionsgesamtrückstands geht dabei mit ebenfalls ge-
                                                                            stiegenen Investitionen einher. Dieser scheinbare Wi-
Die Datengrundlage des KfW-Kommunalpanels 2020                              derspruch lässt sich neben gestiegenen qualitativen
stammt aus einer Befragung von 736 Kämmereien, die                          und quantitativen Anforderungen an die kommunale
im Herbst 2019 durchgeführt wurde, als ein derartiger                       Infrastruktur insbesondere durch die dynamische Bau-
Einbruch der Wirtschaft, wie in den letzten Wochen und                      preisentwicklung erklären.12
Monaten gesehen, nicht absehbar war. Um dennoch
eine grobe Einschätzung zu den fiskalischen und                             Im Rahmen eines Schwerpunktthemas wurden die
haushalterischen Folgen der Corona-Krise vornehmen                          Kommunen in diesem Jahr um Einschätzungen zu ih-
und zu den Ergebnissen des KfW-Kommunalpanels in                            ren Investitionen im Bereich Digitalisierung als einem
Bezug setzen zu können, finden sich in verschiedenen                        der drängendsten Zukunftsthemen gefragt. Die Bedeu-
Teilen des vorliegenden Textes bereits erste Einord-                        tung der Digitalisierung für die Funktionsfähigkeit und
nungen. Neben aktuellen Umfragen und Statistiken                            Widerstandsfähigkeit von Gesellschaft und Wirtschaft
werden dazu auch Parallelen zur Finanzkrise                                 haben die Erfahrungen der Corona-Krise eindrucksvoll
2009/2010 gezogen. Darüber hinaus wurden im Rah-                            und vielfältig untermauert. So ist zumindest zu hoffen,
men einer Nachbefragung im April dieses Jahres rd.                          dass die Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung
440 der Teilnehmer des KfW-Kommunalpanels 2020                              nun einen deutlich stärkeren Schub erfahren wird. Die
angeschrieben und um eine Einschätzung zu den ers-                          Ergebnisse im diesjährigen KfW-Kommunalpanel zei-
ten Auswirkungen und Maßnahmen aufgrund der                                 gen – wie so viele andere Studien auch – den weiten
Corona-Krise gebeten.10                                                     Weg, der für eine erfolgreiche Digitalisierung in den
                                                                            Kommunen noch zu beschreiten ist.
Um den Panelcharakter der Befragung zu bewahren,
wurde auch in diesem Jahr ein Großteil der Vorjahres-
fragen übernommen. Der Fragebogen wurde mit den
kommunalen Spitzenverbänden, Vertretern von
Kommunen und dem wissenschaftlichen Beirat des
KfW-Kommunalpanels abgestimmt. Der Erhebung zur

10                                                                          11
  Das Anschreiben für die Nachbefragung erfolgte per E-Mail an die An-        Für eine ausführliche Darstellung siehe das aktuelle Methodenpapier von
sprechpartner, die im Zuge der Hauptbefragung dazu ihr Einverständnis ge-   Krone und Scheller 2020, aber ursprünglich dazu auch: Reidenbach, M. et al.
geben hatten. Im Zeitraum vom 23.04. bis 30.04. haben insgesamt 200 der     2008.
443 angeschriebenen Kämmereien den Onlinefragebogen ausgefüllt. Zum
                                                                            12
weiteren Vorgehen siehe Methodenanhang.                                          Vgl. Brand, S. und J. Steinbrecher 2020

Seite 4
2. Aktuelle und erwartete Finanzlage

     Die Auswirkungen der Corona-Krise sind noch nicht                         gen hingegen häufig überproportional, da der Staat
     klar abschätzbar. Die Kämmereien erwarten aller-                          versucht, über Investitionen und staatlichen Konsum
     dings mehrheitlich sinkende Einnahmen und stei-                           Nachfrageeinbrüche abzufangen. Darüber hinaus ver-
     gende Ausgaben.                                                           ursachen konjunkturell bedingte Sozialausgaben eben-
                                                                               falls höhere Kosten.17 In der Ergänzungsumfrage zum
     Die Kommunen erzielten 2019 einen Finanzierungs-                          KfW-Kommunalpanel 2020 gingen 90 % der Befragten
     überschuss von 5,6 Mrd. EUR. Der Ausblick für 2020                        davon aus, dass die Einnahmen sinken, über 40 % er-
     hat sich jedoch massiv verschlechtert.                                    warten sogar stark sinkende Einnahmen.18 Rund 60 %
                                                                               der Befragten erwarteten steigende Ausgaben. Im Er-
     Die Verschuldung der kommunalen Ebene sank                                gebnis resultieren in der Regel Finanzierungsdefizite,
     Ende 2019 nur leicht auf nun 115 Mrd. EUR, davon                          die durch Rücklagenentnahme oder Kreditaufnahme
     32,5 Mrd. EUR Kassenkredite. Für 2020 muss aller-                         geschlossen werden müssen.19
     dings von signifikanten Haushaltsdefiziten und stei-
     gender Verschuldung ausgegangen werden.                                   Grafik 1: Kein Gleichklang von kommunalen Ein-
                                                                               nahmen und Ausgaben in Krisen
                                                                                                                   8%
                                                                                Wachstum der Ausgaben (pro Jahr)
Die Corona-Pandemie wird schwerwiegende konjunk-
turelle Folgen haben. Auch wenn das tatsächliche                                                                   7%
Ausmaß der Krise zum Zeitpunkt dieser Veröffentli-                                                                 6%
chung noch nicht seriös zu beziffern ist, deuten sich
                                                                                                                   5%
bereits spürbare realwirtschaftliche Konsequenzen an.
Stimmungsindikatoren wie der ifo Geschäftsklimaindex                                                               4%
oder das GfK-Konsumentenvertrauen sind dramatisch                                                                  3%
abgestürzt. Aktuelle Konjunkturprognosen erwarten ei-                                                              2%
nen Einbruch des BIP von 5 % und mehr.13                                                                           1%
                                                                                                                   0%
Die Kommunen sind zentrale Akteure der Bewältigung                                                                   -5 %     0%       5%       10 %     15 %
der Corona-Krise.14 Eine funktionierende kommunale
                                                                                                                     Wachstum der Einnahmen (pro Jahr)
Ebene setzt allerdings auch eine auskömmliche Fi-
nanzausstattung voraus. Diese gerät durch die kurz-                                                                     2005–2008 und 2010–2018          2009
und langfristigen Folgen der Krise jedoch spürbar unter                        Quelle: eigene Darstellung nach Angaben des Statistischen Bundes-
Druck. Erste Einschätzungen erwarten bereits deutli-                           amtes.
che Einnahmeeinbrüche und Ausgabensteigerungen,                                Die Mindereinnahmen in Krisenzeiten sind maßgeblich
kommunale Spitzenverbände fordern einen „Schutz-                               auf die sinkenden Steuereinnahmen der Kommunen
schirm“ für Kommunen und kommunale Unterneh-                                   zurückzuführen. An den kommunalen Gesamteinnah-
men.15                                                                         men von 270 Mrd. EUR im Jahr 2018 hatten die Steu-
                                                                               ern mit rund 101 Mrd. EUR den zweitgrößten Anteil.
Wirtschaftliche Krisen belasten die öffentlichen Haus-                         Unter den Steuereinnahmen entfällt mit 42 Mrd. EUR
halte sowohl über die Einnahmen- als auch über die                             Gewerbesteuer sowie einem Anteil von 38 Mrd. EUR
Ausgabenseite. Normalerweise verlaufen Einnahmen                               an der Einkommenssteuer ein Großteil auf konjunktur-
und Ausgaben in engem Takt; in der Krise ist dieser                            sensible Steuerarten.20 Durch den Konjunktureinbruch
Gleichklang allerdings außer Kraft gesetzt (Grafik 1).16
                                                                               17
Die Einnahmen sinken deutlich, insbesondere durch                                So rechnet der Landkreistag gegenwärtig allein für die örtlichen Jobcenter
                                                                               bei 1,2 Mio. zusätzlichen ALG II-Empfängern mit Mehrkosten von 9,5 Mrd.
den Wegfall von Steuereinnahmen. Die Ausgaben stei-                            EUR, wovon 2 Mrd. EUR auf die Landkreise und kreisfreien Städte entfallen,
                                                                               vgl. DLT 2020.
13
     Vgl. ifo 2020, GfK 2020 oder SVR Wirtschaft 2020.                         18
                                                                                                 Vgl. Brand et al. (2020).
14
     Vgl. bspw. DST 2020 oder Burger, R. 2020.                                 19
                                                                                 Ein erster Vergleich liefert aber zumindest eine Idee über mögliche Grö-
15
     Vgl. DStGB 2020 sowie Greive, M. und J. Hildebrand 2020.                  ßenordnungen: In der Krise 2009/2010 lag der Haushaltssaldo in den Jahren
                                                                               2009 bis 2011 insgesamt rd. 37 Mrd. EUR unter dem Durchschnittssaldo der
16
  Der Abbildung liegen die bereinigten Gesamteinnahmen und -ausgaben der       Vorkrisenjahre 2006–2008.
Kernhaushalte zu Grunde, wie sie in der Kassenstatistik für die Jahre ausge-   20
wiesen werden, vgl. Destatis v.J.                                                Eigene Berechnungen nach Angaben des Statistischen Bundesamtes, vgl.
                                                                               Destatis 2019b.

                                                                                                                                                                Seite 5
KfW-Kommunalpanel 2020

ist mit Umsatz- und Gewinneinbrüchen in noch unbe-                              Grafik 2: Anteil des Kapitaldienstes an den
kannter Höhe zu rechnen, die sich bereits ab Mai in                             kommunalen Einnahmen
den Gewerbesteueranmeldungen und -rückforde-                                                                             10 %

                                                                                Kapitaldienst in Relation zu Einnahmen
rungen bemerkbar machen werden.21 Zum Vergleich:
der Rückgang der Steuern betrug allein im Krisenjahr
2009 rund 8 Mrd. EUR bzw. 11 %. Ein vergleichbarer
Einbruch in der aktuellen Krise würde um mehr als
11 Mrd. EUR niedrigere Steuern bedeuten.22 In diesen
                                                                                                                         5%
Regionen bewegt sich auch die Prognose des Arbeits-
kreises Steuerschätzung, der für die kommunale Ebe-
ne Steuermindereinahmen von 11,1 Mrd. EUR prog-
nostiziert.23

Die veränderte Haushaltssituation dürfte sich auch in                                                                    0%
                                                                                                                                2004   2006   2008   2010    2012    2014   2016   2018
der kommunalen Verschuldung widerspiegeln. Insbe-
sondere Kassenkredite werden zur Deckung laufender                                                                                     Tilgung              Zinsen           Gesamt
Defizite wahrscheinlich wieder eine wachsende Bedeu-
                                                                                Quelle: eigene Darstellung nach Angaben des Statistischen Bundes-
tung erfahren. Aber auch für Investitionen könnte auf-                          amtes.
grund sinkender Eigenmittel wieder verstärkt auf die
Kreditfinanzierung zurückgegriffen werden. In der                               Auch wenn die kommunale Ebene somit verhältnismä-
Krise 2009/2010 stieg die Verschulung in den Jahren                             ßig gut gewappnet scheint, wird sich die Krise aufgrund
2009–2011 um rd. 20,8 Mrd. EUR bzw. rd. 19 % im                                 der disparaten Ausgangslage unterschiedlich auf ein-
Vergleich zu 2008 an.24                                                         zelne Kommunen auswirken. So haben steuerstarke
                                                                                Kommunen gegenwärtig zwar einen stärkeren Ein-
Positiv in diesem Zusammenhang ist, dass die gute                               nahmerückgang zu befürchten. Allerdings waren auch
Haushaltslage der Vorjahre auch einen deutlichen                                sie es, die in den vergangenen Jahren häufig höhere
Rückgang der kommunalen Verschuldung sowie einen                                Rücklagen bilden konnten, von denen sie in der ge-
Aufwuchs der Rücklagen zur Folge hatte. Insbesonde-                             genwärtigen Krise profitieren.27 Fehlen diese Rückla-
re die Kassenkredite wurden deutlich reduziert. Dies                            gen, müssen laufende Defizite vorrangig über Kassen-
wird gestützt durch das günstige Finanzierungsumfeld.                           kredite geschlossen werden. Inwieweit die Kommu-
Dank der gestiegenen Einnahmen und der niedrigen                                nalaufsicht eine Finanzierung der Haushalte über die
Zinsen nahm der Anteil des Schuldendienstes an den                              Ausdehnung der Kreditaufnahme akzeptieren wird,
Gesamteinnahmen seit 2006 kontinuierlich ab (Gra-                               bleibt abzuwarten. Die Mehrheit der Teilnehmer der
fik 2). Mussten in der vergangenen Krise noch rd. 8 %                           Nachbefragung (67 %) erwartet allerdings keine Locke-
der Gesamteinnahmen für Zins und Tilgung aufgewen-                              rungen des Haushaltsrechts. Vor allem finanzschwa-
det werden, waren es 2018 nur rd. 5 %.25 Diese Aus-                             che Kommunen müssen somit ggf. stärker als finanz-
gangslage zusammen mit den nach wie vor guten Fi-                               starke Kommunen über die Reduktion disponibler Aus-
nanzierungsbedingungen (vgl. Abschnitt 5) eröffnet den                          gaben, wie Investitionen, ihre Haushalte im Lot halten.
Kommunen Spielräume bei der Schuldenaufnahme.26
                                                                                Die folgenden Ergebnisse des KfW-Kommunalpanels
                                                                                2020 müssen deshalb umso stärker vor dem Hinter-
21
   Vgl. Geißler, R. und R. Freier 2020. Die Folgen für die kommunalen Baga-     grund unterschiedlicher regionaler Ausgangsbedingun-
tellsteuern (z. B. Vergnügungssteuer usw., insgesamt ca. 2 Mrd. EUR) wer-
den ebenfalls kurzfristig spürbar. Die Rückgänge in den Gemeindeanteilen an
                                                                                gen interpretiert werden, um eine unterschiedliche Be-
der Einkommenssteuer werden neben dem Einfluss der Kurzarbeit vor allem         troffenheit durch die Krise besser verstehen zu können.
bei steigender Arbeitslosigkeit sichtbar. Dies kann sich auch auf die Konsum-
neigung und damit auf die Gemeindeanteile an der Umsatzsteuer (ca. 7 Mrd.
EUR) auswirken.
22
  Diese Zahl deckt sich mit ersten Einschätzungen zum Finanzbedarf der
Kommunen, vgl. Hauser, J. 2020.
23
     Vgl. Arbeitskreis Steuerschätzung 2020.
                                                                                dienstes an den Gesamteinnahmen auf 7,2 % (dem Wert aus 2011) aus,
24
  Ein Anstieg von 19 % entspräche bei einem gegenwärtigen kommunalen            ergibt sich auf Grundlage der Einnahmen des Jahres 2018 ein zusätzliches
Schuldenstand von rund 130 Mrd. EUR beispielsweise einem Zuwachs der            Potenzial für den Schuldendienst von rd. 6 Mrd. EUR pro Jahr. Bei unverän-
Verschuldung um rund 25 Mrd. EUR.                                               derter Zins- und Tilgungsstruktur würde dies einem Neuverschuldungsvolu-
                                                                                men von rd. 84 Mrd. EUR entsprechen.
25
     Vgl. Brand, S. und J. Steinbrecher 2018a.
                                                                                27
                                                                                                           Vgl. Boettcher, F. et al. 2019, Abschnitt C, S. 4ff.
26
     Geht man beispielsweise von einer Rückkehr des Anteils des Schulden-

Seite 6
Aktuelle und erwartete Finanzlage

2.1. Finanzlage 2019 noch von Haushaltsüber-                             Die Einschätzungen differieren jedoch nicht nur nach
schüssen geprägt                                                         Einwohnergröße, sondern auch nach Regionen. Wäh-
Das Jahr 2019 war wirtschaftlich erneut sehr erfolg-                     rend die Kommunen insgesamt Ihre Situation mit der
reich. Die kommunale Ebene wies 2019 zum fünften                         durchschnittlichen Schulnote 3,2 bewerteten, waren die
Mal in Folge einen Finanzierungsüberschuss auf. Mit                      Kommunen im Süden (2,8) im Schnitt deutlich positiver
5,6 Mrd. EUR (Kern- und Extrahaushalte) bzw.                             gestimmt. Unterdurchschnittlich schätzten dahingegen
4,5 Mrd. EUR (Kernhaushalt) fiel dieser zwar geringer                    Kommunen in NRW und in den ostdeutschen Bundes-
als im Vorjahr aus, lag jedoch weiterhin deutlich über                   ländern ihre Situation ein: Sie vergaben im Schnitt die
dem Mittel der vergangenen Jahrzehnte.28 Grundlage                       Note 3,8 bzw. 3,9.
für den Finanzierungsüberschuss der kommunalen
Ebene bildete die im Jahr 2019 weiterhin gute gesamt-                    Die positiven Einschätzungen zur aktuellen Gesamtfi-
wirtschaftliche Lage. Hohe Gewerbesteuer- und Ein-                       nanzsituation schließen an die Bewertungen der Kom-
kommenssteuereinnahmen standen dank der weiterhin                        munen zur Entwicklung ihrer finanziellen Situation seit
hohen Erwerbstätigenquoten relativ geringen Sozial-                      dem Haushaltsjahr 2009 an. Denn knapp die Hälfte der
ausgaben gegenüber.                                                      Kommunen kam im Herbst 2019 zu der Einschätzung,
                                                                         dass diese „durchgängig positiv“ (10 %) oder „tenden-
Zum Zeitpunkt der Befragung im Herbst 2019 schätz-                       ziell eher positiv“ (37 %) war. Rund 21 % und weitere
ten die Finanzverantwortlichen der Städte, Gemeinden                     7 % der Kommunen gaben an, dass sie "weit gehend
und Landkreise die aktuelle Gesamtfinanzsituation er-                    konstant" bzw. "uneinheitlich" gewesen sei. Insgesamt
neut als überdurchschnittlich gut ein (Grafik 3). Von                    vermeldeten mit 24 % ähnlich viele Landkreise, Städte
den befragten Kommunen gaben 32 % an, die aktuelle                       und Kommunen wie im Vorjahr, dass sich ihre Finanz-
Finanzsituation sei entweder „sehr gut“ oder „gut“,                      situation in den vergangenen 10 Jahren verschlechtert
29 % beschrieben sie immerhin noch als „befriedi-                        habe.
gend“, etwas mehr als ein Drittel der Kommunen be-
wertet sie hingegen nur als „ausreichend“ oder gar                       2.2. Beurteilung der zukünftigen Finanzsituation
„mangelhaft“. Im Vergleich zum Vorjahr fiel die Ein-                     trübt sich ein
schätzung der Kämmereien aber bereits ein wenig                          Für das laufende Haushaltsjahr erwarteten schon im
schlechter aus.                                                          Herbst 2019 erstmals seit drei Jahren wieder mehr
                                                                         Kommunen, dass sich die Lage "eher nachteilig"
Auffällig ist hierbei, dass unter den Städten mit mindes-                (41 %) oder "sehr nachteilig" (6 %) entwickelt. Aller-
tens 50.000 Einwohnern ein knappes Drittel (32 %) die                    dings gingen auch immer noch annähernd gleich viele
Situation als „mangelhaft“ bezeichnete. Insgesamt wa-                    Kommunen davon aus, dass sie "weit gehend kon-
ren die Kreise in Ihrer Einschätzung positiver als ande-                 stant" bleiben wird (43 %). Lediglich 10 % erwarteten,
re Kommunaltypen: 43 % schätzten die Situation als                       dass sich ihre Finanz- und Haushaltslage "eher vorteil-
entweder „gut“ oder „sehr gut“ ein und nur 29 % als                      haft" oder "sehr vorteilhaft" entwickeln wird.
„ausreichend“ oder „mangelhaft“.
                                                                         Die allgemeine konjunkturelle Eintrübung, die im
Grafik 3: Beurteilung der Gesamtfinanzsituation                          Herbst feststellbar war, spiegelt sich auch unverkenn-
nach Einwohnergröße                                                      bar in den Einschätzungen zur Haushaltsentwicklung
                    2%                                                   der kommenden fünf Jahre wider. Hier waren es nur
     2T–5T EW            31 %           31 %        16 %    19 %
                    6%                                                   6 %, die eine Verbesserung erwarteten, während ein
     5T–20T EW           21 %       30 %        20 %       23 %          Drittel der Landkreise, Städte und Gemeinden von
                    5%
20T–50T EW                   38 %       17 %    17 %       23 %          konstanten Verhältnissen ausging und 61 % eine Ver-
                    3%                                                   schlechterung erwarteten. Befürchtungen, die sich nun
       >50T EW           27 %        30 %      9%         32 %
                    2%                                                   durch die Corona-Krise mehr als zu bewahrheiten
          Kreise             41 %           29 %     12 % 17 %           scheinen.
                    4%
      Insgesamt          28 %         29 %         18 %    21 %
                                                                         Beim Abgleich der Einschätzung im Herbst 2019 fällt
                   0%       20 %    40 %     60 %      80 %      100 %
                                                                         auf, dass die Kommunen, die ihre Finanzsituation als
      Sehr gut     Gut   Befriedigend      Ausreichend     Mangelhaft
                                                                         "gut" einschätzten, im Schnitt auch eine positivere Ent-
Quelle: KfW-Kommunalpanel 2020, durchgeführt vom Difu von Sep-           wicklung für die Zukunft erwarteten, während Kommu-
tember bis Oktober 2019.
                                                                         nen, die bereits heute über eine mangelnde Finanz-
                                                                         ausstattung klagen, für die Zukunft noch eine weitere
28
     Vgl. Destatis 2020b.

                                                                                                                            Seite 7
KfW-Kommunalpanel 2020

Verschlechterung erwarten. Diese Unterschiede in den                           2.3. Kommunale Verschuldung geht 2019 nur leicht
Ausgangsbedingungen lassen auch eine unterschied-                              zurück
liche Betroffenheit durch die Corona-Krise erwarten.                           Die kommunale Verschuldung im Kernhaushalt beim
                                                                               nicht-öffentlichen Bereich sank im Jahr 2019 minimal
Die wachsende Skepsis der Kämmerer zeigt sich auch                             von 1.512 EUR pro Kopf zu Jahresbeginn auf
im aggregierten „Stimmungsindex“ (Grafik 4).29 Nach                            1.499 EUR pro Kopf am 31.12.2019.31 Nachdem im
vielen Jahren wachsender Zuversicht waren im Jahr                              Jahr 2018 durch die Einführung der Hessenkasse ein
2019 zum ersten Mal wieder sowohl die Einschätzung                             deutlicher Rückgang der Verschuldung auf kommuna-
der aktuellen Lage als auch der Ausblick auf das                               ler Ebene zu beobachten war,32 fiel der Rückgang im
Folgejahr pessimistischer als in den Vorperioden.                              vergangenen Jahr geringer aus. So, wie auch im Bun-
                                                                               desdurchschnitt, haben sich auch in den einzelnen
Grafik 4:          Entwicklung der Finanzsituation                             Bundesländern keine großen Veränderungen ergeben.
 1,0                                                                           Im Saarland (3.419 EUR je Einw.), Rheinland-Pfalz
                                                                               (2.958 EUR je Einw.) und Nordrhein-Westfalen
 0,5
                                                                               (2.597 EUR je Einw.) liegt die durchschnittliche Pro-
                                                                               Kopf-Verschuldung der Gemeinden und Gemeindever-
                                                                               bände weiterhin deutlich über dem gesamtdeutschen
 0,0
                                                                               Durchschnitt (Grafik 5).

-0,5                                                                           Von den insgesamt 115 Mrd. EUR, mit denen Gemein-
                                                                               den und Gemeindeverbände im Kernhaushalt zum Jah-
-1,0                                                                           reswechsel beim nicht-öffentlichen Sektor verschuldet
                                                                               waren, entfallen mit 32,5 Mrd. EUR nur noch 28 % auf
              Aktuelle Finanzsituation                                         Kassenkredite, die verbleibenden 72 % auf Kredite und
              Entwicklung der Finanzsituation im Folgejahr                     Wertpapierschulden.33
Quelle: KfW-Kommunalpanel 2020, durchgeführt vom Difu von Sep-
tember bis Oktober 2019.                                                       Die Bemühungen zur Reduktion der kommunalen Ver-
In der gegenwärtigen Lage ist die Einschätzung noch                            schuldung der vergangenen Jahre dürfte der Mehrheit
deutlich pessimistischer. In der Ergänzungsbefragung                           der Kommunen in der gegenwärtigen Krise ausrei-
gaben im April 2020 nahezu alle befragten Kämmerei-                            chend Handlungsspielraum für die Neuverschuldung
en an, dass sie für das laufende Jahr von sinkenden                            geben. In Anbetracht der zu erwartenden Einbrüche bei
bis stark sinkenden Einnahmen ausgehen – insbeson-                             den Steuereinnahmen und der daraus resultierenden
dere im Bereich der Steuereinnahmen und den Ein-                               Haushaltsdefizite wird sich allerdings der Konsolidie-
nahmen aus wirtschaftlicher Tätigkeit. Gleichzeitig stei-                      rungspfad der Vorjahre sehr wahrscheinlich nicht mehr
gen die Ausgaben insbesondere im Bereich der Sach-                             fortsetzen lassen. In Anbetracht sinkender Einnahmen
ausgaben und der Sozialausgaben, wo jeweils etwa                               und steigender Ausgaben ist vielmehr davon auszuge-
zwei Drittel von eher oder stark steigenden Ausgaben                           hen, dass die kommunale Verschuldung vorerst wieder
ausgehen.30                                                                    steigen wird. So geben zwei Drittel der Kämmereien in
                                                                               der Ergänzungsbefragung an, der Corona-Krise kurz-
                                                                               fristig mit einer höheren Aufnahme von Kassenkrediten
                                                                               zu begegnen (36 %). Etwa ein Viertel erwartet zudem
                                                                               eine verstärkte Finanzierung über Investitionskredite.34

                                                                               31
                                                                                    Vgl. Destatis 2020c, Tab. 5.2.
                                                                               32
                                                                                 Die im Rahmen der Hessenkasse von der Wirtschafts- und Infrastruktur-
                                                                               bank Hessen (WIBank) übernommenen Kredite erscheinen seitdem weder auf
29
  Der Stimmungsindex aggregiert die Antworten zur Frage nach der aktuellen     Kommunal- und auf Landesseite, da die Förderbank in der amtlichen Statistik
Finanzsituation und nach der für das kommende Haushaltsjahr erwarteten Fi-     nicht dem Staat zugeordnet ist. Vgl. Destatis 2019a.
nanzsituation jeweils zu einem Wert, wobei Werte über 0 auf eine, im Ver-
                                                                               33
gleich zu Vorperioden, optimistischere Einschätzung der Befragten hinweisen.        Vgl. Destatis 2020c, Tab 5.1.
30                                                                             34
     Vgl. Brand, S. et al. 2020 für eine ausführlichere Darstellung.                Mehrfachnennungen möglich.

Seite 8
Aktuelle und erwartete Finanzlage

Grafik 5: Kommunale Verschuldung nach
Bundesländern
In Euro je Einwohner

    Insgesamt                       1.499
                                    1.512

      Saarland                                            3.419
                                                          3.360

    Rheinland-                                       2.958
      Pfalz                                          2.946

     Nordrhein-                                   2.597
     Westfalen                                    2.644

        Hessen                            1.900
                                         1.829

Niedersachsen                       1.461
                                    1.463

    Schleswig-                   1.272
     Holstein                    1.264

      Sachsen-                   1.159
       Anhalt                    1.163

 Mecklenburg-                 897
 Vorpommern                   926

        Bayern                867
                              880

     Thüringen             694
                           722

  Brandenburg             566
                           637

       Sachsen           548
                         593

    Baden-              494
  Württemberg           491

                  0    1.000        2.000         3.000      4.000
                   2019 2018

Quelle: eigene Darstellung nach Angaben des Statistischen Bundes-
amtes.

                                                                                                Seite 9
3. Investitionen und Investitionsrückstand

     2019 waren in den Haushaltsplänen der Kommunen          lichen Verwaltungsgebäude (5 %) vorgesehen.36 Auch
     Investitionen in Höhe von 35,9 Mrd. EUR vorgese-        bei den geplanten Investitionen für 2020, die im Herbst
     hen. Für 2020 waren es noch einmal 5 % mehr.            2019 laut Hochrechnung rund 37,6 Mrd. EUR betrugen,
                                                             haben die Straßen und Verkehrsinfrastruktur und die
     Der Investitionsrückstand im Bereich der Straßen        Schulen einen Anteil von rd. 50 %.
     und der Verkehrsinfrastruktur wurde von den
     Finanzverantwortlichen unter allen Infrastrukturbe-     Grafik 6:            Geplante Investitionen 2019 und 2020
     reichen als am „gravierendsten“ eingeschätzt.           In Mrd. Euro
                                                              40
                                                                                                                      37, 6
     Der wahrgenommene Investitionsrückstand 2019                                      35,9
                                                              35                                                      4,0
     beziffert sich insgesamt auf rd. 147 Mrd. EUR.                                    4,7
                                                                                                                      3,0
                                                              30                       2,6                            1,0
                                                                                       0,9                            1,6
     Der Investitionsrückstand wurde 2019 weiterhin                                    1,5
                                                              25                                                      3,3
     durch Kapazitätsengpässe in der Bauwirtschaft so-                                 3,2
     wie fehlendes Personal in den kommunalen Bau-            20
                                                                                                                      9,8
     verwaltungen getrieben.                                                           8,5
                                                              15
                                                                                       2,3                            2,3
     Für einen Teil der Kommunen erschweren nach wie          10                       1,7                            2,2
     vor fehlende finanzielle Ressourcen die Investitions-
     tätigkeit. Hier drohen die Folgen der Corona-Krise           5                    9,3                            9,2
     die größten negativen Einflüsse zu entfalten.
                                                                  0
                                                                            Geplante Investitionen 2019    Geplante Investitionen 2020

                                                                      Straßen      Gebäude       Wasser   Schulen      Kitas         Kultur
Die mittel- bis langfristigen Folgen der Corona-Krise für             Sport        Wohnen        IT       Feuerwehr    Sonstiges
die kommunalen Investitionen sind noch nicht klar. Im
Jahr 2019 setzte sich der kontinuierliche Anstieg der        Quelle: KfW-Kommunalpanel 2020, durchgeführt vom Difu von Sep-
                                                             tember bis Oktober 2019.
kommunalen Investitionen der Vorjahre noch einmal
fort: Laut Hochrechnung planten die Städte, Gemein-          3.1. Differenz zwischen geplanten und verausgab-
den und Landkreise mit mindestens 2.000 Einwohnern           ten Investitionen
für das Haushaltsjahr 2019 Investitionen in Höhe von         Nicht alle diese geplanten Investitionen konnten auch
rund 35,9 Mrd. EUR (Grafik 6). Aufgrund der steigen-         tatsächlich von den Kommunen realisiert werden. Ins-
den Baupreise ist allerdings davon auszugehen, dass          gesamt ergeben sich laut Hochrechnung verausgabte
der Nettovermögenseffekt trotz steigender Investitions-      Investitionen in Höhe von 24,4 Mrd. EUR für das
volumina deutlich geringer ausfällt.35                       Haushaltsjahr 2019. Lediglich 15 % der Kommunen,
                                                             die sowohl geplante als auch tatsächliche Gesamtin-
Allein die Hälfte der geplanten Investitionen des Jahres     vestitionen angaben, nannten bei beiden Abfragen den
2019 entfiel – wie auch schon in den Vorjahren – auf         gleichen Wert. Bei 80 % der Städte, Gemeinden und
die zwei volumenstärksten Bereiche Straßen und Ver-          Landkreise wurden insgesamt geringere Investitionen
kehrsinfrastruktur (26 %) sowie Schulen (24 %). Die          verausgabt als geplant. Einige wenige Kommunen
andere Hälfte war insbesondere für bauliche Maßnah-          (5 %) berichteten hingegen von höheren verausgabten
men im Bereich der Kinderbetreuung (9 %), des Brand-         als geplanten Investitionen.37
und Katastrophenschutzes (7 %), der Wasserversor-
gung und Abwasserentsorgung (7 %) sowie der öffent-          36
                                                                Die Ergebnisse dieser aggregierten Hochrechnungen für die einzelnen
                                                             Infrastrukturbereiche spiegeln die Besonderheiten des KfW-Kommunalpanels
                                                             und der ihm zu Grunde liegenden Befragung wider. Da sich diese an die Fi-
                                                             nanzverantwortlichen der Landkreise, Städte und Gemeinden richtet, sind die
                                                             Angaben zu den oft in Eigenbetrieben ausgelagerten Daseinsvorsorgeberei-
                                                             chen, wie insbesondere Wasserver- und -entsorgung, Wohnungswirtschaft
                                                             und Informationstechnologie, naturgemäß nicht derart umfangreich, wie das
                                                             für Infrastrukturbereiche der Fall ist, die direkt aus dem Kernhaushalt der
                                                             Kommune heraus verantwortet werden. Investitionen in den ausgelagerten
                                                             Bereichen werden also im Hinblick auf die gesamte kommunale Ebene ten-
                                                             denziell unterschätzt.
35
     Vgl. Brand, S. und J. Steinbrecher 2020.
                                                             37
                                                                  Kommunen, die höhere tatsächliche als geplante Investitionen eintrugen,

                                                                                                                                    Seite 11
KfW-Kommunalpanel 2020

     Von den Kommunen genannte Gründe für                                     3.2. Gewährleistung des laufenden Unterhalts
     Abweichungen von der Investitionsplanung                                 variiert
     Dass sich die tatsächlich verausgabten Investitionen                     Bei den Befragungsergebnissen fällt – wie bereits in
     eines Jahres von den im Haushaltsplan veranschlag-                       den Vorjahren – auf, dass mit den Investitions- und In-
     ten Planzahlen unterscheiden, ist durchaus üblich                        standhaltungsmaßnahmen der vergangenen Jahre die
     bei Kommunen. Die betroffenen Kommunen, von                              Unterhaltung der bestehenden Straßen und Verkehrs-
     denen 70 % einen Grund für die Abweichung nen-                           infrastruktur nur in etwa einem Drittel der Kommunen
     nen,38 begründen diesen vor allem mit Kapazitäts-                        (37 %) "vollständig" oder "weit gehend" gewährleistet
     engpässen in der Bauwirtschaft bzw. den daraus re-                       werden konnte. Von den zentralen kommunalen Auf-
     sultierenden ergebnislosen Ausschreibungen (45 %).                       gaben sind die Straßen und die Verkehrsinfrastruktur
     Weitere 13 % nennen ganz allgemein Verzögerun-                           damit der Infrastrukturbereich, bei dem notwenige In-
     gen bei Planung und / oder Bau. Fehlendes Personal                       vestitionen am häufigsten auf einen späteren Zeitpunkt
     in den Bauverwaltungen ist für jede vierte Kommune                       verschoben werden.
     ein Problem, das zu geringeren tatsächlich veraus-
     gabten als geplanten Investitionen führt. Ein Sechs-                     Auch andere Infrastrukturbereiche sind von unzu-
     tel der Landkreise, Städte und Gemeinden musste                          reichender Instandhaltung betroffen. So gaben z. B. le-
     aufgrund fehlender finanzieller Mittel oder noch nicht                   diglich 44 % der Kommunen an, dass sie im Bereich
     genehmigter Fördermittel Investitionen ins Folgejahr                     Sportstätten und Bäder die Unterhaltung in den ver-
     schieben. Für ein weiteres Zehntel sind sonstige                         gangenen fünf Jahren „vollständig“ oder „weit gehend“
     Genehmigungen hierfür ursächlich. Insgesamt 7 %                          gewährleisten konnten. Bei der Wohnungswirtschaft
     machen zudem ein ebenfalls mit der guten Konjunk-                        war dies sogar nur rund ein Drittel, allerdings ist diese
     tur der Baubranche zusammenhängen Aspekt für die                         auch regional von sehr unterschiedlicher Relevanz für
     Abweichung verantwortlich: steigende Planungs-                           die Kommunen.39
     und Baupreise. Nur selten – so die befragten Kom-
     munen – liegen hingegen politische Entscheidungen                        3.3. Qualitative Einschätzung zum Investitions-
     und Prioritätensetzungen hinter den Abweichungen                         rückstand konstant
     im Mitteleinsatz. Noch seltener wurden nach Anga-                        Die fehlende Unterhaltung der Straßen- und Verkehrs-
     ben der Kommunen Maßnahmen reduziert oder                                infrastruktur in den vergangenen Jahren schlägt sich
     auch vorsorglich höhere Investitionsvolumina kalku-                      auch in der qualitativen Einschätzung zum Investitions-
     liert als schlussendlich benötigt.                                       rückstand in diesem Bereich nieder (Grafik 7): Drei von
                                                                              vier Kommunen gaben an, es handle sich in diesem
     Darüber hinaus gibt es jedoch weitere Gründe, die                        Bereich um einen „gravierenden Rückstand“ (19 %)
     – auch wenn sie von den Kommunen nicht explizit                          oder „nennenswerten Rückstand“ (52 %). Im Bereich
     genannt wurden – von wesentlicher Bedeutung für                          Schulen (inkl. Erwachsenenbildung) waren es 15 %
     die nicht nur hier konstatierte Differenz zwischen ge-                   bzw. 45 %. Da es sich hierbei überwiegend um größere
     planten und tatsächlich verausgabten Investitionen                       Kommunen handelte, bedeutet das, dass gut zwei Drit-
     sind. So ist es in den Kommunen durchaus üblich,                         tel der Bevölkerung in Städten oder Gemeinden leben,
     dass die Bauverwaltungen für Maßnahmen, die ggf.                         in denen im Bereich Schulen ein „gravierender“ oder
     noch zum Ende eines Jahres starten könnten, die                          „nennenswerter Rückstand“ besteht. Bei Sportstätten
     ersten Mittel bereits für das entsprechende Jahr an-                     und Bädern trifft dies sogar auf etwa 60 % der Bevölke-
     melden. Ziel ist es, möglichst früh mit der Durchfüh-                    rung zu. In beiden Bereichen wurde der Rückstand hö-
     rung des Projekts starten zu können. Meist müssen                        her eingeschätzt als in den Vorjahren.
     diese Mittel jedoch als Ermächtigungen in das je-
     weils darauffolgende Haushaltsjahr übertragen wer-
     den, z. B. weil der unwahrscheinliche Fall, dass alle
     Genehmigungen und Mittelzusagen bereits vorlagen,
     eben doch nicht eintrat.

nutzten Haushaltsreste bzw. Ermächtigungen aus dem Vorjahr, weil Investiti-
onen nach 2019 verschoben wurden.
38                                                                            39
  Bei den Angaben handelt es sich um die kategorisierten Antworten aus          Es sind insbesondere ostdeutsche Städte und Gemeinden, die angeben,
Freitextantworten. Wenn von den Kommunen verschiedene Aspekte genannt         die Unterhaltung sei "nur in geringem Umfang" (42 %) oder "gar nicht" (11 %)
wurden, wurden diese auch mehreren Kategorien zugeordnet. Die Prozentan-      gewährleistet. In den westdeutschen Städten und Gemeinden, sagten dies le-
gaben summieren sich daher nicht auf 100 %.                                   diglich 16 bzw. 6 %.

Seite 12
Investitionen und Investitionsrückstand

Grafik 7:         Qualitative Einschätzungen zum Investitionsrückstand 2019

       Straßen             19 %                                            52 %                                                  26 %              3%
       Schulen          15 %                                     45 %                                                     38 %
         Sport         13 %                                40 %                                                    42 %                            5%
      Gebäude         12 %                              38 %                                                       48 %
         Kitas      8%                             38 %                                                          50 %                              4%
      Wohnen         10 %                             39 %                                             31 %                               20 %
       Wasser        9%                         33 %                                                   44 %                                 14 %
            IT      7%                         35 %                                                    45 %                                 13 %
     Feuerwehr     5%                    30 %                                                            61 %                                      4%
         Kultur 4 %                 24 %                                                           66 %                                          6%
        ÖPNV 3 %               20 %                                              53 %                                                24 %
 Gesundheit         7%                  25 %                                28 %                                            40 %
         Abfall                                                68 %                                                                30 %
       Energie       8%                                      52 %                                                           39 %
      Sonstige     6%                       32 %                                               41 %                                     21 %

     Insgesamt      8%                                         56 %                                                         33 %                   3%

      Gravierender Rückstand          Nennenswerter Rückstand              Geringer oder kein Rückstand                 Weiß nicht

Quelle: KfW-Kommunalpanel 2020, durchgeführt vom Difu von September bis Oktober 2019.

Der Bereich Wasserversorgung und Abwasserentsor-                                  "nennenswertem Rückstand" um 4 % auf 56 % zurück-
gung wurde zwar ebenso häufig von den Kommunen                                    ging. Somit sehen nun 33 % der Kommunen (gegen-
als Bereich mit problematischem Rückstand genannt,                                über 31 % im Vorjahr) insgesamt einen "geringen oder
allerdings vor allem von kleineren Gemeinden.40 Der                               keinen Rückstand".
Bereich der Wohnungswirtschaft ist ein gutes Beispiel
für einen Investitionsbereich, der eine hohe politische                           3.4. Anstieg des Investitionsrückstands ist auch
und mediale Aufmerksamkeit erfährt und von den be-                                ein Ausdruck gestiegener Baupreise
fragten Kommunen dementsprechend in der qualitati-                                Die qualitative Einschätzung des Investitionsrückstands
ven Bewertung hoch gerankt wird, in den quantitativen                             ist wichtig, um auch das Ausmaß des wahrgenomme-
Werten jedoch nicht hervorsticht, weil eben nicht alle                            nen Investitionsrückstands einschätzen zu können.
Kommunen gleichermaßen betroffen sind: Mit mehr als                               Dieser beläuft sich in der Hochrechnung für das Jahr
einem Drittel ist die Wohnungswirtschaft derjenige Be-                            2019 auf rund 147 Mrd. EUR (Grafik 8), fällt also im
reich, der neben der Energiewirtschaft am häufigsten                              Vergleich zum Vorjahr um 6 % höher aus.
als „überwiegend ausgelagert“ bezeichnet wird.
                                                                                  Vor dem Hintergrund steigender Bruttoinvestitionsaus-
Der Anteil der Kommunen, die insgesamt einen "gra-                                gaben mag dieser Befund zunächst verwundern. Es
vierenden Rückstand" über alle Infrastrukturbereiche                              fällt jedoch auf, dass dieser Anstieg nahezu ähnlich
hinweg sehen, ist im Vergleich zum Vorjahr minimal                                hoch wie der Anstieg des Baupreisindex für Straßen-
angestiegen (von 7 auf 8 %), während der Anteil mit                               bau sowie etwas höher als der Anstieg des Baupreisin-
                                                                                  dex für Bürogebäude41 ausfällt. Auch im langjährigen
40
   Im Rahmen der Befragungen werden die Kommunen auch gefragt, für wel-           Trend der vergangenen sechs Jahre zeigt sich, dass
che Infrastrukturbereiche sie verantwortlich sind, um diesen Umstand in der
Hochrechnung berücksichtigen zu können. Als unmittelbar werden hier dieje-        der wahrgenommene Investitionsrückstand im Mittel
nigen Bereiche bezeichnet, die „komplett oder größtenteils in eigener Verant-     ebenso stark anstieg wie die Baupreisindizes. Obwohl
wortung“ der Kommune betrieben werden, als mittelbar solche, die „überwie-
gend ausgelagert“ sind. Darüber hinaus gibt es Bereiche, die für einzelne
                                                                                  also die Kommunen brutto mehr investierten, standen
Kommunen nicht relevant sind, beispielsweise weil sich Kreise nur äußerst         diesem Ausgabenanstieg aufgrund der Preissteigerun-
selten um Wasserver- und Abwasserentsorgung kümmern oder kleine Städte
und Gemeinden oft nicht für den ÖPNV verantwortlich sind. Für ausführliche
                                                                                  gen nicht in gleichem Umfang Nettovermögenszu-
Informationen, vgl. Krone, E. und H. Scheller 2019, S. 12 und Brand, S. und J.
                                                                                  41
Steinbrecher 2019c.                                                                    Vgl. Destatis 2020a.

                                                                                                                                                      Seite 13
KfW-Kommunalpanel 2020

Grafik 8:    Wahrgenommener Investitionsrückstand in den Kommunen 2019

                                                                                                    Straßen
                   Schulen
                                                                                                 37,1 Mrd. EUR
                44,2 Mrd. EUR
                                                                                                     25,3 %
                    30,1 %

                                                        Insgesamt
                                                                                                              ÖPNV
                                                      147 Mrd. EUR                                        0,3 Mrd. EUR
                                                                                                              0,2 %
                 Sonstiges                                                                          Verwaltungsgebäude
               3,0 Mrd. EUR                                                                            12,9 Mrd. EUR
                   2,0 %                                                                                   8,8 %
                       IT                                                                        Abfall
                 2,8 Mrd. EUR                                                                0,1 Mrd. EUR
                     1,9 %                                                                       0,1 %
                       Feuerwehr                                                           Wasser
                     9,3 Mrd. EUR                                                       8,1 Mrd. EUR
                          6,3 %                                                             5,5 %
                                Wohnen                                            Kitas
                             1,9 Mrd. EUR                                     9,7 Mrd. EUR
                                 1,3 %       Sport                   Kultur
                                        10,3 Mrd. EUR Gesundheit 6,2 Mrd. EUR     6,6 %
                                            7,0 %     1,1 Mrd. EUR
                                                          0,8 %      4,2 %

Quelle: KfW-Kommunalpanel 2020, durchgeführt vom Difu von September bis Oktober 2019.

wächse gegenüber, beispielsweise in Form neuer oder                 ren Realisierung für die jeweiligen Träger (z. B. kom-
zusätzlicher Infrastruktur. Berücksichtigt man ferner,              munale Auslagerungen) herausfordernd sind.42
dass auch die quantitativen und qualitativen Ansprüche
an die kommunale Infrastruktur steigen, verwundert es               3.5. Treibende Faktoren begünstigen Anstieg des
nicht, dass der Investitionsrückstand in diesem Umfeld              Investitionsrückstands
auch bei steigenden Bruttoinvestitionen zunimmt.                    Die Kommunen wurden ebenfalls gefragt, welche trei-
                                                                    benden und entlastenden Faktoren die Höhe des In-
Bei den Investitionsbereichen hat wie im Vorjahr der                vestitionsrückstands beeinflussten (Grafik 9).43 Drei
Schulbereich (inkl. Erwachsenenbildung) mit rund                    verschiedene Aspekte werden hierbei nahezu gleich
44,2 Mrd. EUR bzw. 30 % den größten Anteil. Mit                     häufig unter den drei wichtigsten treibenden Faktoren
37,1 Mrd. EUR entfallen erneut etwa 25 % des Investi-               genannt: 44 % der Kommunen, die Angaben machten,
tionsrückstands auf die Straßen und die kommunale                   beklagten fehlende finanzielle Mittel, um Investitionen
Verkehrsinfrastruktur. Öffentliche Verwaltungsgebäude               zu finanzieren oder auch nur den Eigenanteil für För-
tragen mit 12,9 Mrd. EUR bzw. 9 % zum Investitions-                 derprogramme von Bund und Ländern aus dem eige-
rückstand bei, während Sportstätten und Bäder                       nen Haushalt bereitzustellen. Nahezu ähnlich oft wurde
(10,3 Mrd. EUR) sowie Kinderbetreuung (9,7 Mrd.                     fehlendes Personal in der Bauverwaltung genannt
EUR) jeweils 7 % ausmachen. Nötige Maßnahmen für                    (39 %). Begleiterscheinungen der guten konjunkturel-
den Brand- und Katastrophenschutz sowie in die Was-
                                                                    42
server- und Abwasserentsorgung belaufen sich auf je-                   Dies betrifft unter anderem die Gesundheitsinfrastruktur, den ÖPNV, die
                                                                    Wohnungswirtschaft, die Energieerzeugung und -versorgung sowie die Ab-
weils 6 % des wahrgenommenen Investitionsrück-                      fallwirtschaft.
stands.                                                             43
                                                                      Die Frage nach treibenden und entlastenden Faktoren wurde in diesem
                                                                    Jahr direkt im Anschluss an die Frage nach der qualitativen und quantitativen
Bereiche, die nur von wenigen Kommunen in der Kern-                 Einschätzung des Investitionsrückstands gestellt. Sie ist als zweiteilige Frei-
                                                                    textfrage konzipiert, wobei sowohl für die treibenden als auch für die entlas-
verwaltung wahrgenommen werden, machten rein                        tenden Faktoren jeweils bis zu drei Aspekte genannt werden konnten. Die
rechnerisch erneut nur einen geringen Anteil am Ge-                 Prozentwerte, die im Folgenden genannt werden, beziehen sich – damit sie
                                                                    vergleichbar sind – immer auf die Gesamtheit derjenigen Kommunen, die zu-
samtrückstand aus, obwohl davon auszugehen ist,                     mindest einen treibenden oder einen entlastenden Faktor genannt haben. Im
dass auch hier große Investitionsbedarfe vorliegen, de-             Mittel wurden je Kommune zwei treibende und 0,8 entlastende Faktoren ge-
                                                                    nannt. Die Angaben zu Freitextantworten sind nicht gewichtet.

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Investitionen und Investitionsrückstand

len Lage der vergangenen Jahre sind weitere treibende                       von jeweils ca. 5 % der Kommunen als einer der drei
Faktoren, beispielsweise ein Mangel an Baufirmen und                        wichtigsten treibenden Faktoren für den Investitions-
Handwerkern (28 %), die Baupreisentwicklung (19 %)                          rückstand erwähnt.
sowie keine bzw. nicht-adäquate Angebote auf städti-
                                                                            3.6. Entlastende Faktoren konnten Zuwachs des
sche Ausschreibungen von Aufträgen für Bauprojekte
                                                                            Investitionsrückstands nicht kompensieren
(8 %).44
                                                                            Während etwa jede zweite Kommune (49 %) mindes-
                                                                            tens einen treibenden Faktor nannte, wurden lediglich
Rund 10 % der teilnehmenden Kommunen berichteten
                                                                            von 28 % der Kommunen auch entlastende Faktoren
zudem von Problemen bei der Fördermittelbeantra-
                                                                            für den Investitionsrückstand genannt. Dementspre-
gung, wie beispielsweise den langen Antragsphasen
                                                                            chend fallen auch die Anteile, mit denen diese einzel-
sowie aufwendigen Fördervoraussetzungen. Rechtliche
                                                                            nen entlastenden Faktoren genannt wurden, geringer
Hemmnisse, wie fehlende Genehmigungen oder stei-
                                                                            aus. Unter den befragten Kommunen, die zu den trei-
gende Standards wurden von 12 % der Kommunen
                                                                            benden und / oder entlastenden Faktoren Angaben ge-
genannt.
                                                                            macht haben, nannten 36 % der Kommunen die zur
Grafik 9:       Treibende und entlastende Faktoren                          Verfügung stehende Zuweisungen und Zuwendungen
                                                                            (inkl. verfügbarer Fördermittel) der vergangenen Jahre
                                                                            als einen der drei wichtigsten Entlastungsfaktoren.
         Finanzielle
                               Personelle                 Zuweis. /
         Restriktio-
                              Restriktionen               Zuwend.
             nen
                                 39 %                      36 %             Insgesamt 14 % nannten als entlastenden Faktor
            44 %
                                                                            – noch allgemeiner – die gute Finanzlage, die sich mit
                                                                            den hohen kommunalen Steuereinnahmen positiv auf
                         Kapaz.                 Preise
                                                                 gute       die kommunalen Haushalte ausgewirkt habe. Das Zins-
         rechtl.                                              Finanzen
                       Bauwirtsch.              19 %                        umfeld, das die Kapitalkosten für aufzunehmende Kre-
        Hemmn.                                                  14 %
                          28 %
          12 %                                                              dite reduziert, wurde von 11 % der Kommunen als ent-
                                                         Zinsen
                                     Ausschr.
                                                          11 %
                                                                            lastend eingeschätzt.
                                      8%
           8.
                   Förderm.
                                                 9.               4.
                    10 %       10.                                          Neben diesen finanziellen Einflussfaktoren, die einen
                                                                            Großteil der Antworten ausmachten, wurden auch or-
                                                                            ganisatorische bzw. prozessuale Entlastungsfaktoren
     Treibende Faktoren:                                                    genannt. Dazu gehören beispielsweise Erleichterungen
     1. Finanzielle Restriktionen (44 %)                                    im Vergaberecht, Personaleinstellungen und -schulun-
     2. Mangelnde personelle Ressourcen (39 %)
     3. Kapazitäten der Bauwirtschaft (28 %)                                gen oder die Reorganisation interner Prozesse. Aller-
     4. Baupreise (19 %)                                                    dings wurden alle diese Antworten von jeweils deutlich
     5. rechtliche Hemmnisse (12 %)
     6. Bedingungen für Fördermittel (10 %)                                 unter 5 % der Kommunen genannt.
     7. keine passenden Ausschreibungsergebnisse (8 %)
     8. zusätzliche Aufgaben der Kommunen (6 %)
     9. bestehender Rückstand (6 %)                                         3.7. Eher Rückgang als Anstieg des Investitions-
     10. Demografie (5 %)
                                                                            rückstands erwartet
     Entlastende Faktoren:                                                  Mit Blick auf die kommenden Jahre erwarteten zum Be-
     1. Zuweisungen und Zuwendungen (36 %)
     2. gute finanzielle Lage (14 %)
                                                                            fragungszeitpunkt im Herbst 2019 rund 40 % der
     3. niedrige Zinsen (11 %)                                              Kommunen eher einen Rückgang ihres Investitions-
     4. Entlastungen (4 %)
                                                                            rückstandes (Grafik 10). Ein Viertel ging hingegen da-
     Anm: Nennungen mit weniger als 5 % bzw. 4 % werden                     von aus, dass der Rückstand insgesamt noch anstei-
     nicht dargestellt.
                                                                            gen wird. Besonders optimistisch waren die Kommu-
Quelle: KfW-Kommunalpanel 2020, durchgeführt vom Difu von Sep-              nen für die Bereiche Kinderbetreuung und Schule, also
tember bis Oktober 2019.                                                    denjenigen Bereichen, in denen aktuell aufgrund einer
Darüber hinaus wurden zusätzliche kommunale Aufga-                          Reihe neuer gesetzlicher Verpflichtungen (wie bei-
ben, die demografische Entwicklung, Probleme in kon-                        spielsweise der Ganztagsschulbetreuung) und Förder-
kreten Infrastrukturbereichen oder Besonderheiten der                       programme viel investiert wird.45 Etwas mehr als die
lokalen Infrastruktur (z. B. Alter, Zustand der Anlagen)                    Hälfte gingen hier jeweils davon aus, dass der Rück-
                                                                            stand abgebaut werden kann, während nur 16 bzw.
44
  Da einzelne Kommunen sowohl die fehlende Verfügbarkeit von Handwer-       19 % davon ausgingen, dass er weiter anwächst. Auch
kern als auch Preise und ggf. auch mangelhafte Ausschreibungsergebnisse
nennen konnten, lassen sich die einzelnen Prozentwerte nicht einfach auf-
                                                                            45
summieren.                                                                       Vgl. Scheller, H. 2019.

                                                                                                                                      Seite 15
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