Inpuncto - Heinrich Pesch Haus

 
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Inpuncto - Heinrich Pesch Haus
inpuncto.       Das Magazin aus dem Heinrich Pesch Haus
                                                                            Herbst
                                                                            2019
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                                             Mut
                                                      Wie wir über uns
                                                       selbst hinaus-
                                                          wachsen

Mit Vertrauen     Mit Zivilcourage             Mit Entschlossenheit
Leitungswechsel   Politische                   Im Gespräch mit
im HPH            Jugendbildungsarbeit         der Hoteldirektorin
Seite 6           Seite 8                      Seite 14
Inpuncto - Heinrich Pesch Haus
»Eingelassen                                                                                  »Ich habe einen Traum wahr werden
                                                                                                                                      lassen.« So beschreibt Sofia Tsampazi

                                        auf das, was
                                                                                                                                      ihre Entscheidung, ins Musikstudio zu
                                                                                                                                      gehen, um drei Singles aufzunehmen
                                                                                                                                      und zu veröffentlichen. Sie singt

                                        in mir steckt«                                                                                »Laiko«, populäre Musik in ihrer
                                                                                                                                      Muttersprache Griechisch. »Ich habe
                                                                                                                                      schon immer gesungen und Musik
                                                                                                                                      geliebt.« Eine Zufallsbekanntschaft
                                                                                                                                      animierte sie zu der Entscheidung:
                                                                                                                                      »Ja, ich mach’ das jetzt – nur für mich
                                                                                                                                      und egal, was Andere davon halten.«
                                                                                                                                      Die Reaktionen seien überwältigend:
                                                                                                                                      »Meine Eltern und meine Freunde sind
                                                                                                                                      begeistert, dass ich das durchgezogen
                                                                                                                                      habe.«
                                                                                                                                      Auch beruflich hat sich Sofia Tsampazi
                                                                                                                                      auf Neues eingelassen: Vor Kurzem hat
                                                                                                                                      sie im Heinrich Pesch Hotel den Bereich
                                                                                                                                      Sales & Marketing übernommen.
                                                                                                                                      Bewusst hat sie die Herausforderung
                                                                                                                                      angenommen, sich in das neue
                                                                                                                                      Aufgabengebiet einzuarbeiten. Ihre
                                                                                                                                      Erfahrungen aus ihren Tätigkeiten am
                                                                                                                                      Empfang und im Veranstaltungsbüro
                                                                                                                                      des HPH kamen ihr dabei zu Gute, denn
                                                                                                                                      so kennt sie die Wünsche der Gäste
                                                                                                                                      genau und kann das Hotel-Team mit
                                                                                                                                      kreativen und innovativen Ideen
                                                                                                                                      unterstützen.

IMPRESSUM
inpuncto. Frühjahr 2019                            Redaktion: Andrea Neumann,               Bilder: Umschlagmotiv © narvikk/iStock.com;
                                                   Brigitte Deiters, Jana Schmitz-Hübsch,   Innenteil: Seite 2 © Sofia Tsampazi, 4/5 © aluxum/iStock.com,
Herausgeber: Heinrich Pesch Haus
                                                   Stefan Weigand                           8 © FilippoBacci/iStock.com, 10 © Wavebreakmedia/iStock.
Bildungszentrum Ludwigshafen e.V.
                                                                                            com, 12/13 © Arne Landwehr, 16 © eternalcreative/iStock.com,
Frankenthaler Straße 229                           Beratung, Realisierung & Gestaltung:
                                                                                            19 © aquatti/shutterstock.com, Rückseite © narvikk/iStock.com,
67059 Ludwigshafen                                 wunderlichundweigand
                                                                                             alle weiteren: HPH/Referenten
Direktorat: Pater Johann Spermann SJ (ViSdP),      Druck: WIRmachenDRUCK GmbH,
Ulrike Gentner, Tel.: +49 621 5999-0,              Backnang
Fax: +49 621 517225, info@heinrich-pesch-haus.de
www.heinrich-pesch-haus.de
Inpuncto - Heinrich Pesch Haus
Was ist das                                                      Inhalt
­Mutigste, das du                                                 4    Was ist das Mutigste, das Sie
                                                                       bisher gemacht haben?
                                                                       Wo Menschen über sich selbst hinauswachsen

 jemals getan hast?                                               6    »Es gibt Situationen, in denen man sich treu
                                                                       bleiben muss«
                                                                       Der zukünftige Direktor des HPH
                                                                       Tobias Zimmermann SJ
Die Antwort auf diese Frage fallen sicher ganz unterschied-
lich aus – eines ist jedoch klar: Mut gilt als positive Eigen-    8    Keine Angst vor der eigenen Courage
schaft. Und dabei meinen wir nicht unbedingte Risikobe-                Politische Bildungsarbeit für Jugendliche
reitschaft oder den Wunsch nach dem »Kick im Leben«,
sondern die Einstellung, die uns ȟber uns selbst hinaus-         10   Jugendliche stark machen!
wachsen« lässt.                                                        Ihre Spende für die Politische Jugendbildung
                                                                       im HPH
In dieser »inpuncto.«-Ausgabe werden Sie Menschen be-
gegnen, die sich Herausforderungen stellen. Aus unserem
                                                                  12   Mut entsteht durch Zutrauen
Haus sind das beispielsweise unsere Hoteldirektorin Heidi
                                                                       Im Gespräch mit dem Winzer
Lueg-Walter sowie Pater Tobias Zimmermann SJ, der im
September die Leitung des Heinrich Pesch Hauses über-
                                                                       Steffen Christmann
nehmen wird.
                                                                  14   Zukunft geht nicht ohne Mut
Auch mit unseren Bildungsangeboten bestärken wir Men-                  Interview mit Hoteldirektorin
schen darin, mutig und beherzt ihr Leben anzupacken. Und               Heidi Lueg-Walter
wenn wir im September zum achten Mal das Internationale
Erzählfest Metropolregion Rhein-Neckar veranstalten, geht         16   Über die eigene Vergänglichkeit sprechen
es im weiteren Sinne ebenfalls um Mut: Unter dem Motto                 Das zefog ermutigt zur Auseinandersetzung
»Geschichten öffnen Horizonte« werden wir in den Genuss                mit einem Tabu-Thema
vieler frei erzählter Geschichten kommen, in denen ganz
normale Menschen sich ins Unbekannte wagen. Selma                 17   Den Mutigen winkt das Leben
Scheele, eine der künstlerischen Leiterinnen des Erzähl­               Dr. Melanie Wolfers über Angst,
festes, hat für die inpuncto.« eine solche Heldengeschichte            ­Risikobereitschaft und Lebensmut
zu Papier gebracht.
                                                                  18   Geschichten öffnen Horizonte
Wir wünschen Ihnen eine anregende Lektüre!                             Das VIII. Internationale Erzählfest
                                                                       Metropolregion Rhein-Neckar

                                                                  19   Die kleine Maus
                                                                       Eine Heldengeschichte
Johann Spermann SJ und Ulrike Gentner
Direktorium des Heinrich Pesch Hauses

inpuncto. Herbst 2019                                                                                            3
Inpuncto - Heinrich Pesch Haus
E   in einschneidendes Erlebnis,
        das mich viel Mut gekostet hat,
    war die Flucht mit meiner Frau
    und unseren beiden Kindern aus
    Syrien. Als Familienvater musste
    ich entscheiden: Ja, wir wagen

                                                      A
    diesen Aufbruch ins Ungewisse,                         ls Leiterin und
    der uns über das Mittelmeer nach                       Doktorandin
    Europa geführt hat.                               meines gerade zum
                                                      Bischof geweihten
    Hussam Issa, Bundesfreiwilligendienst-            Professors Höffner
    leistender im HPH
                                                      musste ich eine
                                                      Grundsatzent-
                                                      scheidung treffen: Eine Studentin,
                                                      die gerade gefirmt worden war,
                                                      fragte mich, o­ b sie ihre Hochzeit
                                                      mit ihrem muslimischen Partner
                                                      trotz kirchlichem Verbot in unserem

           D    er Sprung muss immer ins Schwar-
                ze getan werden. Auf klare Sicht zu
           warten, um springen zu können, heißt
                                                      Haus feiern könne. Ich habe »Ja«
                                                      gesagt. Denn in Zeiten des Konzils
                                                      hatte ich gelernt, was es mit Gewis-
           sich dazu verurteilen, ewig zu warten«     sensentscheidungen auf sich hat.
           (Madeleine Delbrêl). Ein Sprung ins        Daran habe ich mich immer wieder
           Schwarze, ins Ungewisse, war für mich      erinnert, das hat mich mein Leben
           die Entscheidung Ja zu sagen, ob ich die   lang geleitet. Die Brautleute konn-
           Ernennung zum Weihbischof von Speyer       ten ein wunderschönes Hochzeits-
           annehmen würde. Ich wollte Pfarrer sein    fest bei uns feiern.
           und es bleiben. Das war mein Berufs-
           wunsch, der in Erfüllung gegangen war.     Dr. Marita Estor, leitete Anfang der 60er

           Jetzt musste ich mich einer Herausforde-   Jahre ein Studentinnenheim und lebt jetzt
                                                      mit zwei muslimischen Doktorandinnen
           rung stellen und eine Entscheidung tref-
                                                      zusammen
           fen, die meinem Leben eine ganz andere
           Richtung gab.

           Otto Georgens,
           Weihbischof des
           Bistums Speyer

4                                                                                inpuncto. Herbst 2019
Inpuncto - Heinrich Pesch Haus
Was ist das ­Mutigste,                        Oft sind es gar nicht die steilsten Klippen
                                               oder unerforschten Tiefen, die uns den

 das Sie bisher
                                               größten Mut abverlangen. Gerade in, ober-
                                               flächlich betrachtet, alltäglichen Situatio-
                                               nen wachsen wir über uns hinaus. Wir
                                               haben bei dem HPH verbundenen Persön-

 gemacht ­haben?                               lichkeiten nachgefragt, was ihren Mut am
                                               meisten auf die Probe gestellt hat.

                                     E   in Unternehmen mit mittlerweile 3.500
                                         Mitarbeitern zu führen, bedarf immerzu

E   inmal, da bin ich über so eine
    ganz hohe Hecke gesprungen.
Das hat nicht so gut geklappt,
                                     mutiger Entscheidungen. Aber das Mutigste,
                                     was ich bisher gemacht habe, war zu
                                     heiraten. Was im ersten Moment belustigend
­danach hatte ich einige Kratzer …   klingt, ist doch ernst gemeint. Um sich vor
                                     Gottes Angesicht einer einzigen Person zu
Samori, 9 Jahre                      verschreiben und ihr zu versprechen, sie
                                     alle Tage des restlichen Lebens zu lieben,
                                     zu achten und zu ehren, braucht viel
                                     Überzeugung in diesen unauflöslichen und

     M     ut ist: ganz              einzigartigen Bund der Ehe
           und gar sich              und vor allem Mut. Mut,
     selbst treu zu sein!            den aufzubringen sich aus
                                     meiner Erfahrung sehr lohnt.
     Berivan Ökmen,
     Auszubildende zur               Prof. Dr. Claus Hipp, Unternehmer
     Hotelkauffrau im                und Geschäftsführer von HiPP
     Heinrich Pesch Hotel

inpuncto. Herbst 2019                                                                  5
Inpuncto - Heinrich Pesch Haus
»Es gibt Situationen,
in denen man sich
treu bleiben muss«
Leitungswechsel im Heinrich Pesch Haus: Im September
löst Pater Tobias Zimmermann SJ den bisherigen
Direktor Pater Johann Spermann SJ ab. Mutige Menschen,
sagt er, und faszinieren ihn. Was er sonst noch zum Thema Mut
zu sagen hat und wie er zu der neuen Aufgabe steht,
davon berichtet er m Interview.

Wer ist für Sie ein mutiger Mensch?       Das ist ganz schön viel verlangt von     Was haben Sie sich – quasi als
Wer mir spontan einfällt, weil mich       einem Menschen. Aber wenn wir zum        ­Maxime – für Ihre zukünftige Arbeit
sein Vorbild seit meiner Jugend an-       Gegenteil von Mut kommen: Wann            vorgenommen?
spornt, ist Mahatma Gandhi. Sein          ­waren Sie im Leben auch schon ein-       Ich bin nicht der Typ dafür, mit fes-
Mut zum radikalen Verzicht auf Ge-         mal zu ängstlich?                        ten Vorstellungen zu kommen. Ich
walt hat mich immer fasziniert. Wie        Ach, das gab es immer mal wieder.        bin ein Mensch, der erstmal an-
viel Mut es zu dieser Friedfertigkeit      Ich hatte zum Beispiel eine Zeit lang    kommt und sich die Dinge anschaut.
braucht. Er ist natürlich ein Riesen-      Schwierigkeiten mit Hunden, weil         Mir ist es wichtig zu hören, was den
vorbild! Mir fallen aber auch Jugend-      ich wirklich einige ganz schlechte       Menschen wichtig ist, welche Ideen
liche im Canisius-Kolleg in Berlin         Erfahrungen gemacht habe. Aber           die Kolleginnen und Kollegen für
ein, die für sich entschieden haben,       deshalb allen Hunden nicht zu trau-      ihre Arbeit haben, und dafür möchte
dass es ihnen und ihren Familien           en, ist fast so dämlich, wie wenn        ich mir Zeit nehmen. Aber dann bin
nicht guttut, wenn sie zuhause blei-       man ein zwei schlechte Erfahrungen       ich schon auch ein Mensch, der sich
ben. Mich hat beeindruckt, wie diese       mit bestimmten Menschen verallge-        freut, gestalten zu können.
jungen Menschen ihr Leben in die           meinert und dann ganzen Gruppen
Hand nahmen. Darin habe ich sie            von Menschen nicht mehr traut.          Wie gut kennen Sie das HPH b­ ereits
und die Familien auch zu unterstüt-                                                und worauf freuen Sie sich am
zen versucht. Ich fand es mutig, sich     Sie werden nun Direktor des ­Heinrich    ­meisten?
in diesem jungen Alter nicht mit ei-      Pesch Hauses. Ist das eine neue           Ich kenne das HPH als Gast recht
ner scheinbar ausweglosen Situati-        Herausforderung, die Ihnen auch Mut       gut. Meine früheren Kollegen und
on abfinden zu wollen.                    abverlangt?                               ich sind immer gerne zu Veranstal-
                                          Eine Herausforderung ist es auf je-       tungen hergekommen. Das Team ist
Wie wichtig ist für Sie persönlich Mut?   den Fall. Aber den Begriff Mut möch-      unglaublich gastfreundlich. Und die
Ich bin immer ganz dankbar, wenn          te ich auch nicht überstrapazieren.       Zusammenarbeit mit den Leuten
ich nicht mutig sein muss. Aber es        Ich freue mich auf das Team und fin-      hier war immer sehr inspirierend
gibt Situationen, in denen man sich       de die neuen Aufgaben faszinierend.       und kollegial. Dafür haben wir die
und seinen Idealen treu bleiben und       Aber, wenn man vor der Leitung ei-        lange Fahrt von Berlin gerne in Kauf
sich dafür auch hinstellen muss. Ein      nes solchen Hauses keinen Respekt         genommen. Das Haus ist schön. Und
kluger Mensch hat einmal gesagt,          empfindet, auch vor der Verantwor-        ich freue mich auf das gute Essen
man sollte jeden Tag etwas tun, das       tung für so viele Menschen, die hier      hier. Und natürlich freue ich mich
einem ein bisschen Mut abverlangt,        arbeiten, dann sollte man vermut-         auf neue Herausforderungen: Das
um sich darauf vorzubereiten.             lich besser die Finger davon lassen.      Thema Bildungsarbeit und Akademie

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Inpuncto - Heinrich Pesch Haus
»
Ich bin nicht der Typ dafür, mit festen Vorstellungen zu
kommen. Ich bin ein Mensch, der erstmal ankommt und
sich die Dinge anschaut. Mir ist es wichtig zu hören, was
den Menschen wichtig ist, welche Ideen die Kolleginnen
und Kollegen für ihre Arbeit haben, und dafür möchte
ich mir Zeit nehmen. Aber dann bin ich schon auch ein
Mensch, der sich freut, gestalten zu können.
                                                                  »
kenne ich noch nicht, und auch nicht,
wie es sich anfühlt, ein Hotel am Laufen
zu halten. Und dazu die Entwicklung und
Gestaltung der Heinrich-Pesch-Siedlung
– das ist wirklich eine Kombination fas-
zinierender Aufgaben.

Wie würden Sie jemandem das HPH
beschreiben, der noch nie etwas davon
gehört hat?
Das Heinrich Pesch Haus investiert in
Menschen, damit sie die Gelegenheit
haben, sich als Persönlichkeit zu entfal-
ten, ihr Leben zu gestalten, Verantwor-
tung für Andere zu übernehmen und auf
Grundlage reflektierter ethischer Prinzi-
pien an der Gestaltung der Gesellschaft
mitzuarbeiten. So verstehe ich Bildung.
Um sein Leben danach immer wieder
neu auszurichten, braucht man Freiräu-
me. Als Akademie und als Hotel bietet
das HPH Menschen solche Freiräume. So
habe ich es als Gast erlebt.
   Und nicht zuletzt im Blick auf die Sied-
lung ist mir wichtig: In unserer Gesell-
schaft müssen wir derzeit härter denn
je daran arbeiten, die Menschen unter-
schiedlicher Generationen, Milieus und
Kulturen miteinander ins Gespräch und
in Beziehung bringen. Auch das ist ein
Auftrag des HPH.

      Pater Tobias Zimmermann SJ
      1967 geboren als jüngstes von vier         ­ ymnasium des Jesuitenordens. Er stu-
                                                 G
      Geschwistern. Nach dem Abitur stu-         dierte Kunstpädagogik und wurde 2003
    dierte er Theologie und Philosophie. Er      zum Priester geweiht. Bis 2010 war er als
    verbrachte ein Jahr in Lateinamerika, was    Schulseelsorger am Canisius-Kolleg tätig.
    ihn sehr geprägt hat, »weil es meine erste   Seit 2011, nach einem weiteren Jahr der
    Begegnung mit fremden, mit indigenen         Ordensausbildung in Kalifornien, leitete
    Kulturen war.« 1990 trat er in den Jesui-    er das Canisius-Kolleg. Ab September
    tenorden ein. Er schloss sein Studium ab     2019 ist Tobias Zimmermann SJ Direktor
    und arbeitete fünf Jahre in der Jugendar-    des Heinrich Pesch Hauses.
    beit am Canisius-Kolleg in Berlin, einem

inpuncto. Herbst 2019                                                                        7
Inpuncto - Heinrich Pesch Haus
Keine Angst vor der
eigenen Courage                                 H
                                                         aben Jugendliche überhaupt Interesse an
                                                         politischen und gesellschaftlichen Fragen?
                                                         Sind 16-Jährige in der Lage, sich eine Mei-
                                                nung zu bilden? Haben sie Lust, sich in die Gesell-
Viele Jugendliche wollen gesellschaftlich       schaft einzubringen? Interessiert sie überhaupt,
                                                was »die da oben« diskutieren und entscheiden?
Verantwortung übernehmen. Was ihnen
                                                    Solche Fragen hört Philipp Wagner, Referent
dazu leider oft fehlt: Wissen über politische   für außerschulische Politische Jugendbildung im
Prozesse, Erfahrung bei Teamprojekten und       ­Heinrich Pesch Haus, häufig. Seine Überzeugung:
                                                 »Viele Jugendliche wollen gesellschaftlich Verant-
gute Räume für Austausch und Diskussion.         wortung übernehmen und interessieren sich für
Die Politische Jugendbildung im Heinrich         die Zukunft ihres Landes. Ihnen fehlen nur oft die
                                                 Perspektive, Möglichkeiten des Austausches und
Pesch Haus ermöglicht dies und sorgt so
                                                 Wissen um demokratische Zusammenhänge.«
dafür, dass junge Menschen Verantwortung            Hier setzt die Politische Jugendbildung im HPH
übernehmen und populistischen Meinun-            an: Sie vermittelt Inhalte über politische Prozesse
                                                 und Strukturen und zeigt Gestaltungsmöglichkei-
gen kritisch entgegentreten können.              ten auf. Dabei thematisiert sie Extremismus und
                                                 Strömungen, die unsere Demokratie gefährden. So
                                                 werden die Jugendlichen aufmerksam und hand-
                                                 lungsfähig, wenn in ihrem Umfeld Diskriminierung
                                                 und Ausgrenzung stattfinden.

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Inpuncto - Heinrich Pesch Haus
Überzeugungskraft                                      In den Seminaren tauschen sich die jungen
                   Weil dieses Aufstehen und Einstehen so schwie-      Menschen auch über Ideen und eigene Projek-
                   rig ist, hat der Bereich der Politischen Jugend-    te aus, die eigentliche Wirkung und der Erfolg
                   bildung ein genau umrissenes Ziel: »Wir wollen      der Arbeit ist aber ganz nachhaltig angelegt:
                   jungen Menschen zeigen, wie sie andere über-        »Oft spüren Jugendliche erst viel später, was es
                   zeugen können, sich mit ihnen zu engagieren.        bringt, wenn sie sich engagieren, wenn sie ge-
                   Denn in der Gruppe ist alles leichter.« Deshalb     lernt haben, zu argumentieren und andere mit-
                   werden Schülervertretungen in Seminaren bei-        zunehmen. Zugleich gibt es aber auch ganz un-
                   spielsweise durch Teambuilding gestärkt. Außer-     mittelbare Veränderungen: Es ist immer wieder
                   dem organisiert das HPH zum Beispiel Argumen-       schön beispielsweise von einer Schule zu hören,
                   tationsseminare oder Fortbildungen, bei denen       dass nun Konflikte leichter gelöst werden kön-
                   sich junge Menschen über gesellschaftliche Fra-     nen und die Möglichkeiten der Mitbestimmung
                   gen austauschen oder bei denen Multiplikator_       und Mitgestaltung viel größer sind als vorher
                   innen geschult werden, z. B. zu digitalen Metho-    angenommen.« Wenn Philipp Wagner über sei-
                   den in der Jugendbildungsarbeit.                    ne Arbeit spricht, dann merkt man ihm seine
                      Hinter all den Angeboten steht der Aspekt der    Leidenschaft für Jugenbildung an. Kein Wunder,
                   Demokratieförderung, indem die Teilnehmenden        dass nun ganz neue Kooperationen entstehen
                   erfahren, wie demokratische Strukturen funkti-      und alte – wie etwa mit kirchlichen Jugendver-
                   onieren, worin ihre Rechte und Pflichten beste-     bänden – vertieft werden.
                   hen und was sie selbst zur Gestaltung der Gesell-
                   schaft beitragen können.

»Ich erlebe Jugendliche, die sich in Verbänden engagie-           »Diskriminierung und Ausgrenzung entschieden
ren, als wissbegierig, reflektiert und diskussionsfreudig.        entgegenzutreten ist gar nicht so einfach. Jede_r
Der BDKJ ist einerseits eine harte Schule: Wer sich in            weiß wie viel Mut es oft braucht, sich in einen
den Verbänden – gerade auf Leitungsebene – engagiert,             Konflikt einzumischen oder sich gegen abfällige,
der muss sich und seine Positionen und Haltungen in               diskriminierende Kommentare zu positionieren.
Frage stellen lassen und gut vor sich selbst und ande-            Ich höre von Jugendlichen oft, dass es gerade im
ren argumentieren können. Andererseits machen die                 Familien- und Freundeskreis schwerfällt, gegen
Verbände gerade dadurch stark fürs Leben. Ich sehe                Personen mit menschenfeindlichen Meinungen zu
darin auch unsere Aufgabe: Wir unterstützen Jugendli-             argumentieren, weil man sie ja gut leiden kann.
che dabei, ihre Positionen mit demokratischen Mitteln             Wir wollen sie ermutigen und darin unterstüt-
zu festigen und zu vertreten. Wir vermitteln Wissen,              zen, diesen Positionen Argumente entgegenzu­
machen sprachfähig und fördern Partizipation. Der Rest            setzen, um zu zeigen: Ich sehe das anders und
kommt ganz von selbst. Da setze ich viel Vertrauen in             hier ist kein Platz für Hetze und diskriminierende
die Gaben, die Gott jeder und jedem von uns persönlich            ­Sprüche!«
in die Wiege gelegt hat.«                                          Philipp Wagner
Katharina Goldinger                                                Referent für Politische Jugendbildung
Referentin für Politische Bildung                                  im Heinrich Pesch Haus
im Bischöflichen ­Ordinariat Speyer

inpuncto. Herbst 2019                                                                                                  9
Inpuncto - Heinrich Pesch Haus
Aktuelles
 Spenden-
  projekt         Jugendliche stark ma
                                                  Radikalisierungsprävention
Religiös motivierter Extremismus: Was
                                                  Mit ihren Angeboten geht die Politische Jugend-
­zunächst sehr abstrakt klingt, ist auf so man-
                                                  bildung im Heinrich Pesch Haus stets auf aktu-
 chem Pausenhof oder im Internet-Alltag von       elle politische Entwicklungen ein. Zum Themen-
 Jugendlichen gegenwärtiger als man denkt.        Schwerpunkt »Radikalisierungsprävention« star-
                                                  tet Bildungs­
                                                  ­             referent Philipp Wagner ein neues
 Eine zweifelhafte Nachrichtenmeldung             Projekt: ein »Escape Game«, das möglichst viele
 transportiert antisemitisches Gedanken­gut       Schülerinnen und Schüler an allgemeinbildenden
                                                  Schulen und Berufsschulen in Ludwigshafen und
 oder der Text eines HipHop-Songs schürrt
                                                  Umgebung erreichen soll.
 antimuslimische oder antichristliche Vorur-         Damit dies möglich ist, sind wir auf Spenden
 teile. Die Politische Jugendbildung im HPH       angewiesen. Unterstützen Sie dieses und weitere
                                                  Projekte der Politischen Jugendbildung und sor-
 möchte sich dieser Gefahr annehmen und           gen Sie dafür, das junge Menschen zu reflektierten
 Jugendliche mit einem ungewöhnlichen             und kritischen Persönlichkeiten reifen, die die Zu-
                                                  kunft des Landes in die Hand nehmen!
 ­Projekt aufklären und stärken.

                                                  Der Hintergrund
                                                  Religiös motivierter Extremismus wird mehr und
                                                  mehr zu einer Gefahr für Jugendliche: Wer unre-
                                                  flektiert Informationen und Meinungen aus dem
                                                  Internet übernimmt, eignet sich schnell antisemi-
                                                  tische, antichristliche oder antiislamische Haltun-
                                                  gen an.
                                                     Das »Escape Game« verfolgt einen primärprä-
                                                  ventiven Ansatz. Radikalisierungstendenzen im
                                                  eigenen Umfeld zu erkennen, diesen entgegen zu
                                                  wirken und sich und andere davor zu schützen, ist
                                                  eine Gemeinschaftsaufgabe, an der das HPH gerne
                                                  mitwirkt.

                                                  Das Ziel
                                                  »Politische Bildung ist kein Trichter, durch den
                                                  wir Wissen vermitteln, sondern es geht um ein ge-
                                                  meinsames Diskutieren verschiedener Positionen
                                                  und den Austausch unterschiedlicher Sichtwei-
                                                  sen. Die Bildungsarbeit möchte junge Menschen
                                                  darin fördern ihre eigene Persönlichkeit auszubil-
                                                  den und religiöse, kulturelle und politische Vielfalt
                                                  als Herausforderung aber zugleich auch als Berei-
                                                  cherung für eine Gesellschaft zu erleben.«
                                                  Philipp Wagner, Referent
                                                  für Politische Jugend­b­ildung im HPH

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achen!
 Das »Escape Game«
 Bei dem »Escape Game« handelt es sich
 um eine kreative Methode, um mit jun-
 gen Menschen über Mechanismen der
 Radikalisierung ins Gespräch zu kom-
 men. In einem authentisch nachgestell-
 ten Jugendzimmer erleben diese, wie ein
 junger Mensch auf der Suche nach Orien-
 tierung an das falsche Vorbild gerät und
 innerhalb kürzester Zeit von einer Ideo-
 logie überzeugt wird. Die Teilnehmenden
 werden in die Geschichte einbezogen,
 setzen sich mit Positionen auseinander     Ein komplett eingerichtetes Jugendzimmer als Kulisse:
 und lösen Rätsel, um im Spielverlauf       Hier findet das »Escape Game« statt, ein Spiel, in dem
 weiterzukommen. So können sie die Ver-     Jugendliche über die Gefahren des ­religiös motivier-
 änderungen der Persönlichkeit des Prot-    ten Extremismus aufgeklärt werden und sich konkrete
                                            Handlungsmöglichkeiten aneignen können. Es wurde von
 agonisten direkt miterleben. 60 Minuten
 dauert das Spiel – weitere 60 Minuten      Thorsten Gonska und Jonas Kühn, Fachbereich politische     Helfen
 veranschlagt Philipp Wagner für die ge-
                                            Bildung der Akademie Klausenhof, entwickelt.
                                                                                                      Sie mit!
 meinsame Reflexion des Erlebten.

                                                                          Unterstützen Sie die Politische
                                                                          Jugend­bildung im Heinrich Pesch Haus.
 »Junge Menschen, die aufgeklärt und
 mit Weitblick gesellschaft­liche Themen                                  Spendenkonto

 diskutieren und sich gegen Mobbing,                                      Förderverein des Heinrich Pesch Hauses
                                                                          Liga Bank
 Diskriminierung und Populismus ein-
                                                                          IBAN: DE35 7509 0300 0000 0588 58
 setzen: Das ist das Beste, was einer                                     BIC: GENODEF1M05
 Gesellschaft passieren kann. Dafür                                       Verwendungszweck: Jugendbildung

 tritt die Politische Jugendbildung im                                    Haben Sie Fragen oder wünschen
             Heinrich Pesch Haus ein. Ich                                 Sie eine Beratung:

             freue mich, wenn Sie mit ­                                   Andrea Neumann
                                                                          Direktionsassistentin
             Ihrer S
                   ­ pende unsere Jugend-
                                                                          Tel.: +49 621 5999-161
             bildungsarbeit ­unterstützen!«                               E-Mail: neumann@hph.kirche.org
             Johann Spermann SJ,
             Direktor des Heinrich Pesch Hauses

                                                                         Danke!
 inpuncto. Herbst 2019                                                                                         11
Mut entsteht
durch Zutrauen
»Ich bin kein Zauderer, aber ich gehe auch keine unkalkulierbaren
Risiken ein. Ich bin überzeugt, dass Dinge, die ich nach reiflicher
Überlegung tue, gut sind.« Steffen Christmann führt gemeinsam mit
seiner Frau Daniela in siebter Generation das Weingut Christmann in
Neustadt-Gimmeldingen. Tochter Sophie, eines von vier Kindern des
Ehepaares, steht in den Startlöchern, die Tradition weiterzuführen.
Braucht es Mut, ein Weingut zu übernehmen, zu führen, weiterzuent-
wickeln und weiterzugeben? Darüber sprach Dr. Thomas Steinforth,
Bildungsreferent im Heinrich Pesch Haus, mit Steffen Christmann.

Sie haben ab 2002 Ihr Weingut auf bio-   sehr erfolgreich. Wir hatten etwas       Sie haben vier Kinder …
dynamisch umgestellt. Woher nahmen       vorzuweisen, und ich hatte mir ei-       (lacht): Ja, und das könnte man auch
Sie den Mut, das zu tun?                 nen gewissen Respekt erarbeitet.         als mutig bezeichnen – oder viel-
Wenn man eine solche Entscheidung        Aber natürlich gab es Menschen, die      leicht sogar blauäugig.
von außen betrachtet, mag das mu-        mir klar gemacht haben, warum das
tig erscheinen. Aber mir erschien sie    schief gehen würde. Andere Kollegen      Was tun Sie als Vater – oder mit Ihrer
ganz logisch. Hier in der Region war     dagegen haben mich ermutigt – und        Frau zusammen als Eltern – damit Ihre
das neu, aber in anderen Regionen        in der Folge habe ich wiederum an-       Kinder mutig werden? Können Sie
– im Elsass oder Burgund – wurde         dere durch den Erfolg ermutigt.          dazu etwas beitragen?
es schon gemacht. Was ich dort ge-                                                Ja, sehr viel sogar. Denn das habe
sehen habe, erschien mir schlüssig       Um eine solche Entscheidung zu           ich auch von meinen Eltern erfah-
und so vernünftig, dass ich das nicht    treffen, braucht es aber auch inneren    ren. Ich bin langsam in die Leitung
als Risiko ansah.                        Halt. Was ist oder war Ihr Halt?         des Weinguts hineingewachsen, bis
                                         Das Grundvertrauen, um etwas anzu-       mein Vater es mir 1996, als ich 30
Waren Sie nicht darüber besorgt, was     packen, ist mein christliches Funda-     wurde, übertragen hat. Ich durfte
Andere davon hielten – dass Sie viel-    ment. Ich fühle einen gewissen Rück-     und konnte immer mehr entschei-
leicht sogar als esoterischer Ökospin-   halt, wenn ich etwas anpacke. Man        den und hatte dabei die Gewissheit,
ner verspottet werden?                   könnte ja alles, was wir hier erreicht   dass ich im entscheidenden Moment
Nicht so sehr. Zu diesem Zeitpunkt       haben, als Zufälle abtun. Aber das er-   einen bedingungslosen Rückhalt
waren wir mit unseren Weinen schon       scheint mir zu unwahrscheinlich.         habe. Dieses Zutrauen hat mich be-
                                                                                  stärkt. Nachdem ich allein verant-
                                                                                  wortlich war für das Weingut, hat
                                                                                  mein Vater nie etwas abgelehnt oder
                                                                                  sich eingemischt, aber er hat immer

                                                                                  Steffen Christmann war Impulsgeber bei
                                                                                  einer Veranstaltung der Reihe »Kamin-
                                                                                  gespräche« im Heinrich Pesch Haus. Im
                                                                                  Bild links ist er mit HPH-Bildungsreferent
                                                                                  Dr. Thomas Steinforth zu sehen, auf dem
                                                                                  Bild oben mit seiner Tochter Sophie und
                                                                                  Kellermeister Oskar Michelletti. Das
                                                                                  Weingut Christmann bewirtschaftet
                                                                                  ökologisch-biodynamisch 20 Hektar
                                                                                  Weinberge in Gimmeldingen, Königs-
                                                                                  bach, Ruppertsberg und Deidesheim.

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Ich muss
                                                                                                    mit jemandem
                                                                                                    reden …

                                                                      Unsere Beratungsstelle steht allen offen,
                                                                      unabhängig von Alter, Konfession und
                                                                      Weltanschauung.

viel hinterfragt. Ich musste das nie als mangelndes
Zutrauen empfinden, sondern es half zur reiflichen
Überlegung.

Und dieses Erleben geben Sie weiter?
Ich denke schon. Ich freue mich, wenn unsere Kin-                   … bei Sorgen und Ängsten         … vor einer schwierigen
der sagen, sie können uns alles erzählen. Ich glau-                   im Blick auf die Zukunft         Entscheidung
be, dass wir als Eltern viel dazu beitragen können,
                                                                    … nach Enttäuschungen            … in Konflikten mit
wie unsere Kinder leben. Sicher, sie haben das
                                                                      oder Rückschlägen                dem Partner,
Glück, dass sie in diese Familie mit einem gewissen
                                                                                                       der Familie oder
wirtschaftlichen Niveau hineingeboren sind. Aber                    … nach einem
                                                                                                       Kollegen
es hängt viel davon ab, wie wir mit ihnen umgehen                     Klinikaufenthalt
– und ob sie mit dem, was sie haben und können,                                                      … bei Fragen nach
verantwortungsbewusst umgehen.                                                                         Lebenssinn und Glaube

                                                                      Wir hören Ihnen zu, erarbeiten mit Ihnen Lösungen,
Eine letzte Frage: Gibt es etwas in Ihrem Leben, das
Sie noch nicht gewagt haben, aber gerne noch wagen                    gehen mit Ihnen Wege.
würden?
(überlegt länger): Da wüsste ich nichts. Ich ruhe –
nicht nur, was den Betrieb angeht – in mir. Ich habe                  Aussprache · Lebensberatung ·
das Gefühl, dass ich hier genau richtig bin. Mit allem!
                                                                      Hilfe in Krisen · Seelsorge ·
                                                                      Geistliche Begleitung
     Das nächste »Kamingespräch« im HPH für                           Wir sind ein Team von Psychologinnen, einer
     christliche Unternehmer_innen und Füh-                           Sozialarbeiterin und Priestern. Für Einzelgespräche
     rungskräfte findet am 12. September 2019
                                                                      nehmen wir uns Zeit. Sie können Verschwiegenheit
     um 19 Uhr statt.
                                                                      erwarten und auf Wunsch auch anonym bleiben.
     Thema: »Psychopathen in der Chefetage?«
                                                                      Es entstehen Ihnen keine Kosten.
     Impulsgeber: Prof. Dr. Volker Lingnau, TU
     Kaiserslautern

                                                                      Sie finden die Offene Tür hier:
     Anmeldung bei
                                                                      F 2, 6                             Öffnungszeiten:
     Andrea Neumann, Direktionsassistentin HPH                        68159 Mannheim                     Mo, Di, Do, Fr 9 – 12 Uhr
     Tel.: 0621 5999-161                                              Tel.: 062116066                    Mo – Do      14 – 17 Uhr
     E-Mail: neumann@hph.kirche.org                                   E-Mail: mannheim@offene-tuer.net   und nach Vereinbarung
                                                          Anzeige

                                                                      Die Leitung der Offenen Tür
inpuncto. Herbst 2019                                                 liegt beim Jesuitenorden.
Zukunft geht
                                                           nicht ohne Mut

                                                              A
                                                                      ls Heidi Lueg-Walter im Jahr 2008
                                                                      ihre Aufgabe als Hoteldirektorin im
                                                                      Heinrich Pesch Haus antrat, war
                                                              ihre Herausforderung: Ein Bildungshaus
                                                              auf dem Stand der neunziger Jahre fit zu
                                                              machen für die Zukunft und so den Fortbe-
                                                              stand des Hauses und die Arbeitsplätze der
                                                              Mitarbeitenden zu sichern.
                                                                 Was sie vorfand, war ein Gebäude, das
                                                              in die Jahre gekommen war und im Reno-
                                                              vierungsstau stand. Doch die Hoteldirek-
                                                              torin ließ sich davon nicht abschrecken,
                                                              sondern sah gleich das Potenzial des Ortes
                                                              mit seinen flexiblen Räumlichkeiten, dem
                                                              wunderbaren Park und kostenfreien Park-
                                                              plätzen. »Perfekte Voraussetzungen für ein
                                                              richtig gutes Seminarhotel!«, erinnert sie
                                                              sich. Doch der Weg dorthin war nicht ganz
                                                              leicht.
     Das Heinrich Pesch Hotel                                    »Ich erinnere mich noch, dass das Bil-
                                                              dungshaus damals fast ausschließlich von
      Das mit drei Sternen klassifizierte Heinrich Pesch
                                                              kirchlichen und caritativen Gruppen ge-
     Hotel verfügt über 58 Einzel- und 18 Doppelzimmer
                                                              bucht wurde; das ist eine wichtige Zielgrup-
     sowie 20 Seminarräume unterschiedlicher Größe
                                                              pe, allerdings konnten wir so allein keine
     mit moderner Tagungstechnik und exzellenter
     ­IT-Infrastruktur.                                       zufriedenstellende Auslastung erreichen.
                                                              Der Betrieb hätte auf längere Sicht nicht
     Heinrich Pesch Hotel ***                                 kostendeckend erhalten werden ­können.«
     Frankenthaler Straße 229                                    Inzwischen ist das Heinrich Pesch Hotel
     67059 Ludwigshafen                                       mit drei Sternen klassifiziert und hat eini-
     www.heinrich-pesch-hotel.de                              ge Auszeichnungen und Qualitätssiegel er-
                                                              worben. Um das zu erreichen, musste Heidi
     Bei Tagungs-Anfragen ist das Team des                    Lueg-Walter auch mutige Entscheidungen
     Veranstaltungsbüros gerne für Sie da:                    treffen.
     Tel. +49 621 5999-162
     E-Mail veranstaltungen@heinrich-pesch-hotel.de

     Das Empfangs-Team steht Ihnen für Ihre
     Zimmerreservierungen zur Verfügung:
     Tel. +49 621 5999-0
     E-Mail empfang@heinrich-pesch-hotel.de

14                                                                                  inpuncto. Herbst 2019
Einladende Räumlichkeiten,
   eine großzügige Lounge und
moderne Technik: Das Heinrich
 Pesch Hotel ist geschätzer Ort
   für Seminare, Tagungen und
         Übernachtungen geht.

                                                                                          Das Heinrich Pesch Hotel
  Was war Ihre mutigste Entscheidung       In Ihrer Funktion als Hoteldirektorin:
                                                                                          ist der ideale Partner für
  als Hoteldirektorin?                     Ist »mutig« manchmal auch gleichzu-
  Es war die Entscheidung, das Bil-        setzen mit »unpopulär«?                        anspruchsvolle Tagungen.
  dungshaus weiterzuentwickeln und         Das kommt vor! So manches Team-
  es als Hotel klassifizieren zu lassen.   mitglied, das seit Jahrzehnten für das          20 unterschiedliche Tagungsräume
  Damit verbunden waren natürlich          Haus tätig war, war über die Neue-               Aula für bis zu 400 Personen
  große Investitionen und Änderungen       rungen nicht immer glücklich. Es fiel            76 moderne und gepflegte Zimmer
  im Betriebsablauf. Nun sind wir ein      einigen Mitarbeiterinnen und Mitar-
                                                                                            Vielfältiges Catering
  Drei-Sterne-Hotel.                       beitern schwer, die Veränderungen
                                           mitzutragen. Damit wir den hohen
                                                                                            Kostenfreie Parkplätze
  Warum war das mutig? Was hätte           Servicestandard halten konnten, wa-
  schief gehen können?                     ren beispielsweise Veränderungen               Lassen Sie sich gleich Ihr persönliches
  Es gab drei Knackpunkte, die Unge-       bei den Arbeitszeiten nötig, die sich          Angebot erstellen unter unserer
  wissheit in das Vorhaben gebracht        erst einmal einspielen mussten. Was            Nummer: (0621) 5999-162
  haben: Zunächst einmal, dass der         uns aber allen geholfen hat, war die
  Hotelmarkt in Ludwigshafen und der       Haltung: »Wir sind Gastgeber!« Aus
  Rhein-Neckar-Region nicht noch ein       der heraus engagiert sich das gesam-
  weiteres Hotel auslasten könnte. Au-     te Team Tag für Tag, damit jeder Gast
  ßerdem mussten wir befürchten, dass      sich hier rundum wohl fühlt. Die be-
  das »alte Bildungshaus« nicht als Ta-    geisterten Rückmeldungen unserer
  gungshotel angenommen wird. Und es       Gäste beweisen uns, dass wir das
  bestand die Gefahr, dass wir Stamm-      überzeugend leben.
  gruppen, die dem Haus viele Jahre die
  Treue hielten, verlieren würden.         Welche Ziele verfolgen Sie für das
                                           Hotel?
  Haben sich die Entscheidung und die      Das Hotel darf sich jetzt nicht auf
  Mühen dennoch gelohnt?                   seinen Erfolgen ausruhen. Deshalb
  Ja, und darüber freue ich mich sehr!     arbeiten wir weiter für eine noch
  Wir konnten fast alle Stammgäs-          bessere Auslastung der Hotelzim-
  te halten – und wir bekommen von         mer sowie der Seminarräume. Dazu
  ihnen immer wieder schöne Rück-          kommt, dass wir permanent die
  meldungen über die neuen Möglich-        Ausstattung an die gestiegenen Er-
  keiten und die renovierten und um-       wartungen der Gäste anpassen. Und
  gestalteten Zimmer. Dazu konnten         dann gibt es noch das Vorhaben, das
  wir viele neue Gäste und Firmen hin-     Hotel als »Green Hotel« zertifizieren
  zugewinnen, aus Bereichen, die wir       zu lassen. Hierzu arbeiten wir gerade
                                                                                          Heinrich Pesch Hotel
  als reines Bildungshaus nicht hätten     an Energieaspekten und probieren
  erreichen können.                        Chancen aus, das Hotel noch nach-              Frankenthaler Straße 229
                                           haltiger zu betreiben.                         67059 Ludwigshafen
                                                                                          www.heinrich-pesch-hotel.de
                                                                                Anzeige

  inpuncto. Herbst 2019                                                                                                    15
»Wie möchte ich eigentlich mal sterben?
                                                                   Was soll passieren, wenn ich selbst nicht
                                                                   mehr entscheiden kann?« Über den eigenen
                                                                   Tod und das eigene Sterben nachzudenken

 Über die eigene                                                   und darüber zu sprechen, ist für viele Men-
                                                                   schen mit Angst und Unsicherheit behaf-

­Vergänglichkeit                                                   tet. Trotzdem kann niemand dem Thema
                                                                   ausweichen. Das HPH bietet deshalb eine

 sprechen
                                                                   Veranstaltungsreihe an, die hilft, sich dem
                                                                   Thema ganz persönlich und ohne Scheu zu
                                                                   widmen.

                                               W
                                                          enn du es dir aussuchen     genau solche Themen aufgreift.«
Vortragsreihe:                                            könntest: Wie stellst du    Birgit Meid-Kappner leitet im HPH
»Wohlgeordneter Lebensabend                               dir deinen Tod vor? Was     das Zentrum für Ethik, Führung
unter christlichen Aspekten«                   würdest du dir für deine letzten       und Organisationsentwicklung im
                                               Tage und Stunden wünschen?«            Gesundheitswesen (zefog). »Das
Die Abende umfassen einen Vortrag mit          Wenn man solche Fragen liest,          Besondere an den Vorträgen ist,
anschließender Möglichkeit zum Gespräch.       kommt man schnell ins Grübeln.         dass sie ganz unbefangen mit dem
                                               Vielleicht stellt sich auch Unsi-      Thema Lebens­ende umgehen. Wir
05.11.2019, 19 bis 20:30 Uhr                   cherheit oder der Wunsch nach          möchten zeigen: Der Tod gehört
»So sterben wir – Was wir über unser           einem Themenwechsel ein. Trotz-        zum Leben dazu, also können wir
Lebensende wissen sollten«
                                               dem sind es Fragen, die gar nicht      frei und offen darüber reden.«
Roland Schulz, Journalist und Autor,
                                               so fernliegend ist. Sterben müssen        Wie sieht ein guter Abschied
München
                                               wir alle. Und doch sind Tod und die    aus, was passiert eigentlich beim
                                               eigene Vergänglichkeit alles ande-     Sterben, welche Regelungen soll-
15.01.2020, 19 bis 20:30
»Was Palliativmedizin und Palliativpflege      re als bequeme Themen.                 ten wir frühzeitig treffen, was kann
am Lebensende noch für uns tun können«            »In den Fortbildungen für Fach-     die Palliativmedizin leisten – und
PD Dr. Matthias Schuler, Facharzt für Innere   kräfte aus dem Krankenhaus- und        was nicht: Die Referenten sprechen
Medizin/Palliativmedizin am Diakonissen-       Pflegebereich treffe ich viele Men-    ganz verständlich und alltagsnah
krankenhaus Mannheim                           schen, die täglich mit Tod und Ster-   über die wesentlichen Aspekte. Je-
                                               ben zu tun haben. Was fast alle sa-    der Vortragsabend gibt auch Raum
11.03.2020, 19 bis 20:30 Uhr                   gen: Es ist unverzichtbar, dass sich   für Fragen und Austausch.
»Was wir am Lebensende regeln soll-            jeder Einzelne Gedanken über den
ten – Fragen und Antworten zu einer            eigenen Tod macht und beispiels-
­verantwortungsvollen und gut                  weise eine Patientenverfügung ver-
 informierten Nachlassregelung«                fasst oder eine Vorsorgevollmacht
 RA Michael Ramstetter, Mannheim
                                               erteilt. Das entlastet den Einzel-
                                                                                                        Birgit Meid-Kappner,
                                               nen im Leben, im Ernstfall dann                          Leiterin des zefog, rät
18.06.2020, 19 bis 20:30 Uhr
                                               auch die Angehörigen. Deshalb                            zu einer unbefangenen
»Von der Kunst des Sterbens«
                                               haben wir für den Herbst 2019 und                        Auseinandersetzung
Prof. Dr. Traugott Roser, Münster
                                               das erste Halbjahr 2020 eine Vor-                        mit der eigenen Ver-
                                               tragsreihe ins Leben gerufen, die                        gänglichkeit.

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Den Mutigen winkt das Leben

                                                                             M
                                            Im Alltag aller Menschen gibt              utig sein bedeutet: Wir brin-   hätte für mich nach Kapitulation und
                                                                                       gen uns selbst ins Spiel. Wir   Scheitern geschmeckt.
                                            es zahlreiche Momente, die
                                                                                       machen uns emotional be-           Wir haben jeden Augenblick neu
                                            zur Mutprobe werden. Da          rührbar; wir lassen uns auf etwas ein,    die Wahl: Wir können am Ufer sitzen
                                            wagt ein Student, in einem       dessen Ausgang ungewiss ist. Und          bleiben oder uns mit unserem Le-
                                                                             wir gehen damit zugleich das Risiko       bensschiff aufs Wasser hinauswagen.
                                            Seminar eine Frage zu stellen,   ein, enttäuscht oder verletzt zu wer-     Natürlich lockt das sichere Ufer. Denn
                                            auch wenn er sich dadurch        den. Und das bedeutet auch: In dem        dort haben wir festen Boden unter
                                                                             Maß, in dem wir uns ins Leben hin-        den Füßen. Wir vermeiden das Risiko,
                                            die Blöße gibt, das Ganze
                                                                             einwerfen, riskieren wir, dass wir uns    zu kentern oder uns zu verletzen. Vor
                                            nicht richtig verstanden zu      Schrammen und blaue Flecken ho-           allem aber könnten wir uns am Ufer
                                            haben. Da möchte ein Pen-        len. In dem Maß, in dem wir auf der       weiterhin hingebungsvoll der Aufga-
                                                                             Bildfläche des Lebens auftauchen,         be widmen, die Sicherheitsstandards
                                            sionär gerne einen Tanzkurs      anstatt unter dem Radarschirm zu          unseres Bootes zu perfektionieren.
                                            besuchen, aber seine Furcht,     fliegen, laufen wir Gefahr, dass wir      Denn schließlich wollen wir ja eines
                                                                             verletzt werden. Und dies ängstigt –      Tages hinausrudern! Doch das Fatale
                                            eine blöde Figur zu machen,
                                                                             denn niemand will verwundet wer-          ist: Wer auf ein »Rundum-sorglos-
                                            hält ihn davon ab. Mut be-       den!                                      Paket« spekuliert, wartet auf den
                                            ginnt nicht erst bei nobel-          »Hast du keine Angst davor, zu        Sankt-Nimmerleins-Tag!
                                                                             scheitern?«, fragten mich die Studie-        Beherzt leben können wir in je-
                                            preisverdächtigen Großtaten      renden bei meinem Abschied von der        nem Maß, in dem wir unsere Angst
                                            (die ohnehin höchst selten       Universität. Mir war bei meinem Auf-      wahrnehmen, verletzt zu werden.
                                                                             bruch vor vielem bange. Zum Beispiel      Wenn wir uns dieser Angst stellen,
                                            vorkommen). Sein eigent­         davor, dass ich mich in der Ordens-       und wenn wir ihr nicht die Deutungs-
                                            liches Revier ist der konkrete   gemeinschaft nicht heimisch fühlen        hoheit über unser Leben geben. Ihr
                                            Alltag!                          würde, oder dass mir der Lebensrah-       nicht das letzte Wort überlassen.
                                                                             men auf Dauer zu eng wird und die         Kurz gesagt: Mut ist, wenn anderes
                                                                             Luft abschnürt. Aber ich hatte nicht      wichtiger wird als unsere Angst! Wer
                                                                             die Befürchtung zu scheitern. Den         mutig seine Angst durchwatet, wird
                                                                             Aufbruch gar nicht erst zu wagen, das     die Erfahrung machen: Ich spüre Le-
                                                                                                                       bendigkeit, wenn ich mich ins Tie-
                                                                                                                       fe wage und dem Strom des Lebens
                                                                                                                       überlasse. Solche Erfahrungen stär-
Foto © Manuela Holzer-Horny, www.picts.at

                                                                                                                       ken wiederum das Vertrauen hinaus-
                                                                                                                       zupaddeln. Gerade an einem Tag, der
                                                                                                                       Angst macht. Es ist das Leben selbst,
                                                                                                                       das fragt: Bist du mit an Bord?

                                                                                                                       Melanie Wolfers, Dr. theol., Mag. Phil.,
                                                                                                                       war Hochschulseelsorgerin in München
                                                                                                                       und trat 2004 in den Orden der Salvato­
                                                                                                                       rianerinnen in Österreich ein. Seitdem
                                                                                                                       lebt sie in Wien und engagiert sich
                                                                                                                       vielfältig in der Beratungs- und Bildungs-
                                                                                                                       arbeit. Im Heinrich Pesch Haus war sie
                                                                                                                       bereits mehrfach als Referentin. Der
                                                                                                                       vorliegende Text ist ein Auszug aus ihrem
                                                                                                                       Buch »Trau dich, es ist dein Leben«
                                                                                                                       (bene! Verlag 2018).

                                            inpuncto. Herbst 2019                                                                                             17
Geschichten
öffnen
Horizonte
Im September 2019 begeistert das Erzählfest wieder
Erwachsene und Kinder in der Metropolregion Rhein-Neckar.
Das Heinrich Pesch Haus veranstaltet zum achten Mal
dieses deutschlandweit einzigartige Festival.                                                       Geschichten beflügeln
                                                                                                    die Fantasie, Fantasie
                                                                                                    fördert die Kreativität

A
       ltbekanntes hinterfragen, fan-     öffnen Horizonte.« Es findet vom 15.                      von Menschen – mit
       tasievoll und kreativ auch Un-     bis 22. September 2019 an verschie-                       unserem Erzählfest laden
       mögliches denken und so neue       denen Orten der Metropolregion                            wir Sie auf eine Ent­
                                                                                   deckungsreise ein!
Horizonte entdecken – das klingt          statt.
                                                                                   Ulrike Gentner, stellvertretende
spannend, kann aber auch Unsicher-           Im Mittelpunkt stehen wieder die
                                                                                   Direktorin des HPH
heit erzeugen. Wie oft im Leben trau-     Kinder. Aber auch Erwachsene wer-
en wir uns wirklich, das Gewohnte         den in dieser Woche angeregt, mit
hinter uns zu lassen und neu aufzu-       den Geschichtenerzählerinnen und                          Zuhören und miteinan-
brechen?                                  -erzählern aus aller Welt auf Reisen                      der reden, das müssen
   »Aber genau das macht doch das         zu gehen, hinter fremde Türen zu bli-                     wir, um gemeinsam un-
Leben reicher und lebenswert. Denn        cken, ihrer Fantasie Raum zu geben                        sere Zukunft zu gestal-
wenn wir uns auf Neues einlassen,         und »Unmögliches zu denken«.                              ten. Tauchen Sie beim
                                                                                                    Erzählfest in Geschichten
können zum Beispiel Respekt und              Tausende große und kleine Zuhö-
                                                                                   und Gespräche ein, eröffnen Sie sich
Miteinander wachsen«, betont Ulrike       rer hat das Internationale Erzählfest
                                                                                   neue Perspektiven!
Gentner, stellvertretende Direktorin      in den vergangenen Jahren begeis-
                                                                                   Karin Heyl, BASF SE,
des HPH.                                  tert. 2017 waren es 8.400, davon
                                                                                   Corporate Citizenship
   Eine solche Haltung und Einstel-       6.100 Kinder.
lung zum Leben kann nicht erzwun-            »Wir sind froh, dass wir als lang-
gen werden – viel besser ist es, wenn     jährigen Hauptsponsor wieder die
sie spielerisch und leicht wächst. Frei   BASF SE für das einzigartige Erzähle-
erzählte Geschichten können dabei         vent gewinnen konnten«, freut sich
ein Türöffner sein. Und deshalb lautet    Ulrike Gentner. Finanzielle Unterstüt-
das Motto des VIII. Internationalen       zung kommt auch von der Heinrich-            Veranstaltungstipps
Erzählfestes Metropolregion Rhein-        Pesch-Stiftung.
Neckar in diesem Jahr: »Geschichten                                                 Das Erzählfest wird am Sonntag,
                                                                                    15.09.2019, um 19.30 Uhr mit dem
                                                                                    Erzähl­abend »Querdenker und
                                                                                    Traumtänzer« eröffnet.
                                                                                    Weitere Veranstaltungen im
                                                                                    ­Heinrich Pesch Haus:
                                                                                    Samstag, 21.09.2019, 18 bis 22 Uhr:
                                                                                    Lange Nacht: Geschichten im
                                                                                    Park mit dem Titel »Hinter dem
                                                                                    Horizont«
                                                                                    Sonntag, 22.09.2019, 11 bis 17 Uhr:
                                                                                    Familientag zum Abschluss
                                                                                    Der Eintritt ist frei.
                                                                                    Das Programm des Erzählfestes
                                                                                    und viele weitere Informationen
                                                                                    finden Sie auf der Seite
18                                                                                  www.die-welt-erzaehlt.de
                                                                                                   inpuncto. Herbst 2019
Impuls

Die kleine Maus
E
      ine kleine Maus lebte einst in einem ruhigen              Als die Maus das hörte, wurde sie nachdenklich. Was
      Wald. Eines Tages jedoch hörte sie ein Rauschen,       war der Wolf doch für ein schönes Tier! Und er war noch
      das ihr vorher noch nie aufgefallen war. Neugie-       dazu der Wächter des Berges. Und sie kleine Maus konn-
rig folgte sie dem Geräusch. Plötzlich stand sie an ei-      te auch mit ihren Barthaaren einen Weg über den Bo-
nem riesigen Fluss. Ihr kleines Herz pochte heftig und       den ertasten. Da kam sie aus ihrem Versteck und sprach:
sie war überwältigt von dem Anblick. »Woher kommt            »Hier bin ich, grauer Wolf, und ich gebe Dir meine Au-
der nur?« fragte sie sich und lief flussaufwärts. Da teil-   gen.« Kaum hatte sie das gesagt, da wurde ihr schwarz
te sich das Gras und sie stand vor einer weiten Ebene.       vor Augen. Nichts als Dunkelheit. Sie hörte nur noch die
Der Fluss schlängelte sich hindurch zu einem hohen           warme Stimme des Wolfes. »Ich danke Dir, kleine Maus.
Berg. Weit oben kreisten Adler. »Oh nein!«, dachte die       Du hast mein Leben gerettet. Und nun komm.« Vorsich-
Maus, »wenn die mich sehen, bin ich Vogelfutter!«            tig hob der Wolf die Maus auf seinen Rücken und brachte
   Sie hatte furchtbare Angst und zitterte am ganzen         sie zum Gipfel. Dort war ein klarer, tiefer See. Der Wolf
Leib. Aber die Neugier siegte. Sie huschte über die          setzte die Maus ab und sprach: »Tauche in das Wasser.«
Ebene am Fluss entlang. Sie spürte einen Schatten               Kaum hatte sie das getan, konnte sie wieder sehen!
über sich und hörte Flügel schlagen - aber sie rann-         Da sah sie zum ersten Mal den Blick vom Berg. Die Weite
te weiter ohne Unterlass. Da! Ein Stein! Und schwups         war erschreckend und atemberaubend schön. Die kleine
war sie in einem Loch, in der Erde unter dem Stein           Maus kletterte auf den höchsten Stein. Der Wind zerrte an
verschwunden. Die Adler flogen davon, doch die klei-         ihr. Sie sah die Adler kreisen, doch sie hatte keine Angst.
ne Maus blieb in ihrem Versteck. Da hörte sie eine           »Spring!« sagte der Wolf. Und die kleine Maus schloss die
Stimme. »Was soll nur aus mir werden?« Es war ein            Augen und sprang. Der Wind trug sie hoch. Sie flog. Sie
alter grauer Wolf mit trübem Blick. »Bald habe ich al-       lachte. »Jetzt bist Du nicht mehr ›Kleine Maus‹,« rief der
les, auch mich selbst vergessen. Aber ich bin doch der       Wolf ihr nach, »jetzt bist du ›Fliegende Maus‹!«
Wächter des Berges! Das einzige, was mir jetzt noch          (Frei nach einer Geschichte aus Nordamerika)
helfen könnte, sind die Augen einer Maus.«                   Selma Scheele

In vielen Geschichten machen sich Heldinnen und Helden
auf einen ungewissen Weg. Dafür braucht es Mut. Und wir?
Wir f­ olgen ihnen dabei, fürchten uns mit ihnen und bangen
und hoffen mit ihnen gemeinsam. Das liebe ich an Geschichten!
Sie erlauben es uns mit den Figuren auf Reisen zu gehen.
Und wer weiß, vielleicht packt uns danach selbst der Wunsch
etwas Neues zu wagen. Denn wie sagte die Schriftstellerin
­Susan ­Sontag so schön: »Mut ist genauso ansteckend wie Angst.«

                                                                                        Selma Scheele hat mit Susanne Tiggemann
                                                                                        die künstlerische Leitung des Erzählfestes
                                                                                        inne. Manchmal sind ihre Erzählungen mit
                                                                                        musikalischen oder bilingualen Klängen
                                                                                        verwebt – in ihren beiden Familiensprachen
                                                                                        Deutsch und Türkisch.

 inpuncto.                                                                                                                 19
Heinrich Pesch Haus
 Bildungszentrum Ludwigshafen e.V.
 Frankenthaler Straße 229
 67059 Ludwigshafen
 Tel.:   +49 621 5999-0
 Fax:    +49 621 517225
 E-Mail: info@heinrich-pesch-haus.de
 www.heinrich-pesch-haus.de

                  »Mut steht am Anfang
                                des Handelns,
                           Glück am Ende.«
                           Demokrit, griechischer Philosoph

                                       смелéть
 courage                                               dânshí
la valentia                                       il corragio

                                     la fortitude
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