Inpuncto - Heinrich Pesch Haus
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inpuncto. Das Magazin aus dem Heinrich Pesch Haus Herbst 2019 gratis zum Mitnehmen Mut Wie wir über uns selbst hinaus- wachsen Mit Vertrauen Mit Zivilcourage Mit Entschlossenheit Leitungswechsel Politische Im Gespräch mit im HPH Jugendbildungsarbeit der Hoteldirektorin Seite 6 Seite 8 Seite 14
»Eingelassen »Ich habe einen Traum wahr werden lassen.« So beschreibt Sofia Tsampazi auf das, was ihre Entscheidung, ins Musikstudio zu gehen, um drei Singles aufzunehmen und zu veröffentlichen. Sie singt in mir steckt« »Laiko«, populäre Musik in ihrer Muttersprache Griechisch. »Ich habe schon immer gesungen und Musik geliebt.« Eine Zufallsbekanntschaft animierte sie zu der Entscheidung: »Ja, ich mach’ das jetzt – nur für mich und egal, was Andere davon halten.« Die Reaktionen seien überwältigend: »Meine Eltern und meine Freunde sind begeistert, dass ich das durchgezogen habe.« Auch beruflich hat sich Sofia Tsampazi auf Neues eingelassen: Vor Kurzem hat sie im Heinrich Pesch Hotel den Bereich Sales & Marketing übernommen. Bewusst hat sie die Herausforderung angenommen, sich in das neue Aufgabengebiet einzuarbeiten. Ihre Erfahrungen aus ihren Tätigkeiten am Empfang und im Veranstaltungsbüro des HPH kamen ihr dabei zu Gute, denn so kennt sie die Wünsche der Gäste genau und kann das Hotel-Team mit kreativen und innovativen Ideen unterstützen. IMPRESSUM inpuncto. Frühjahr 2019 Redaktion: Andrea Neumann, Bilder: Umschlagmotiv © narvikk/iStock.com; Brigitte Deiters, Jana Schmitz-Hübsch, Innenteil: Seite 2 © Sofia Tsampazi, 4/5 © aluxum/iStock.com, Herausgeber: Heinrich Pesch Haus Stefan Weigand 8 © FilippoBacci/iStock.com, 10 © Wavebreakmedia/iStock. Bildungszentrum Ludwigshafen e.V. com, 12/13 © Arne Landwehr, 16 © eternalcreative/iStock.com, Frankenthaler Straße 229 Beratung, Realisierung & Gestaltung: 19 © aquatti/shutterstock.com, Rückseite © narvikk/iStock.com, 67059 Ludwigshafen wunderlichundweigand alle weiteren: HPH/Referenten Direktorat: Pater Johann Spermann SJ (ViSdP), Druck: WIRmachenDRUCK GmbH, Ulrike Gentner, Tel.: +49 621 5999-0, Backnang Fax: +49 621 517225, info@heinrich-pesch-haus.de www.heinrich-pesch-haus.de
Was ist das Inhalt Mutigste, das du 4 Was ist das Mutigste, das Sie bisher gemacht haben? Wo Menschen über sich selbst hinauswachsen jemals getan hast? 6 »Es gibt Situationen, in denen man sich treu bleiben muss« Der zukünftige Direktor des HPH Tobias Zimmermann SJ Die Antwort auf diese Frage fallen sicher ganz unterschied- lich aus – eines ist jedoch klar: Mut gilt als positive Eigen- 8 Keine Angst vor der eigenen Courage schaft. Und dabei meinen wir nicht unbedingte Risikobe- Politische Bildungsarbeit für Jugendliche reitschaft oder den Wunsch nach dem »Kick im Leben«, sondern die Einstellung, die uns »über uns selbst hinaus- 10 Jugendliche stark machen! wachsen« lässt. Ihre Spende für die Politische Jugendbildung im HPH In dieser »inpuncto.«-Ausgabe werden Sie Menschen be- gegnen, die sich Herausforderungen stellen. Aus unserem 12 Mut entsteht durch Zutrauen Haus sind das beispielsweise unsere Hoteldirektorin Heidi Im Gespräch mit dem Winzer Lueg-Walter sowie Pater Tobias Zimmermann SJ, der im September die Leitung des Heinrich Pesch Hauses über- Steffen Christmann nehmen wird. 14 Zukunft geht nicht ohne Mut Auch mit unseren Bildungsangeboten bestärken wir Men- Interview mit Hoteldirektorin schen darin, mutig und beherzt ihr Leben anzupacken. Und Heidi Lueg-Walter wenn wir im September zum achten Mal das Internationale Erzählfest Metropolregion Rhein-Neckar veranstalten, geht 16 Über die eigene Vergänglichkeit sprechen es im weiteren Sinne ebenfalls um Mut: Unter dem Motto Das zefog ermutigt zur Auseinandersetzung »Geschichten öffnen Horizonte« werden wir in den Genuss mit einem Tabu-Thema vieler frei erzählter Geschichten kommen, in denen ganz normale Menschen sich ins Unbekannte wagen. Selma 17 Den Mutigen winkt das Leben Scheele, eine der künstlerischen Leiterinnen des Erzähl Dr. Melanie Wolfers über Angst, festes, hat für die inpuncto.« eine solche Heldengeschichte Risikobereitschaft und Lebensmut zu Papier gebracht. 18 Geschichten öffnen Horizonte Wir wünschen Ihnen eine anregende Lektüre! Das VIII. Internationale Erzählfest Metropolregion Rhein-Neckar 19 Die kleine Maus Eine Heldengeschichte Johann Spermann SJ und Ulrike Gentner Direktorium des Heinrich Pesch Hauses inpuncto. Herbst 2019 3
E in einschneidendes Erlebnis, das mich viel Mut gekostet hat, war die Flucht mit meiner Frau und unseren beiden Kindern aus Syrien. Als Familienvater musste ich entscheiden: Ja, wir wagen A diesen Aufbruch ins Ungewisse, ls Leiterin und der uns über das Mittelmeer nach Doktorandin Europa geführt hat. meines gerade zum Bischof geweihten Hussam Issa, Bundesfreiwilligendienst- Professors Höffner leistender im HPH musste ich eine Grundsatzent- scheidung treffen: Eine Studentin, die gerade gefirmt worden war, fragte mich, o b sie ihre Hochzeit mit ihrem muslimischen Partner trotz kirchlichem Verbot in unserem D er Sprung muss immer ins Schwar- ze getan werden. Auf klare Sicht zu warten, um springen zu können, heißt Haus feiern könne. Ich habe »Ja« gesagt. Denn in Zeiten des Konzils hatte ich gelernt, was es mit Gewis- sich dazu verurteilen, ewig zu warten« sensentscheidungen auf sich hat. (Madeleine Delbrêl). Ein Sprung ins Daran habe ich mich immer wieder Schwarze, ins Ungewisse, war für mich erinnert, das hat mich mein Leben die Entscheidung Ja zu sagen, ob ich die lang geleitet. Die Brautleute konn- Ernennung zum Weihbischof von Speyer ten ein wunderschönes Hochzeits- annehmen würde. Ich wollte Pfarrer sein fest bei uns feiern. und es bleiben. Das war mein Berufs- wunsch, der in Erfüllung gegangen war. Dr. Marita Estor, leitete Anfang der 60er Jetzt musste ich mich einer Herausforde- Jahre ein Studentinnenheim und lebt jetzt mit zwei muslimischen Doktorandinnen rung stellen und eine Entscheidung tref- zusammen fen, die meinem Leben eine ganz andere Richtung gab. Otto Georgens, Weihbischof des Bistums Speyer 4 inpuncto. Herbst 2019
Was ist das Mutigste, Oft sind es gar nicht die steilsten Klippen oder unerforschten Tiefen, die uns den das Sie bisher größten Mut abverlangen. Gerade in, ober- flächlich betrachtet, alltäglichen Situatio- nen wachsen wir über uns hinaus. Wir haben bei dem HPH verbundenen Persön- gemacht haben? lichkeiten nachgefragt, was ihren Mut am meisten auf die Probe gestellt hat. E in Unternehmen mit mittlerweile 3.500 Mitarbeitern zu führen, bedarf immerzu E inmal, da bin ich über so eine ganz hohe Hecke gesprungen. Das hat nicht so gut geklappt, mutiger Entscheidungen. Aber das Mutigste, was ich bisher gemacht habe, war zu heiraten. Was im ersten Moment belustigend danach hatte ich einige Kratzer … klingt, ist doch ernst gemeint. Um sich vor Gottes Angesicht einer einzigen Person zu Samori, 9 Jahre verschreiben und ihr zu versprechen, sie alle Tage des restlichen Lebens zu lieben, zu achten und zu ehren, braucht viel Überzeugung in diesen unauflöslichen und M ut ist: ganz einzigartigen Bund der Ehe und gar sich und vor allem Mut. Mut, selbst treu zu sein! den aufzubringen sich aus meiner Erfahrung sehr lohnt. Berivan Ökmen, Auszubildende zur Prof. Dr. Claus Hipp, Unternehmer Hotelkauffrau im und Geschäftsführer von HiPP Heinrich Pesch Hotel inpuncto. Herbst 2019 5
»Es gibt Situationen, in denen man sich treu bleiben muss« Leitungswechsel im Heinrich Pesch Haus: Im September löst Pater Tobias Zimmermann SJ den bisherigen Direktor Pater Johann Spermann SJ ab. Mutige Menschen, sagt er, und faszinieren ihn. Was er sonst noch zum Thema Mut zu sagen hat und wie er zu der neuen Aufgabe steht, davon berichtet er m Interview. Wer ist für Sie ein mutiger Mensch? Das ist ganz schön viel verlangt von Was haben Sie sich – quasi als Wer mir spontan einfällt, weil mich einem Menschen. Aber wenn wir zum Maxime – für Ihre zukünftige Arbeit sein Vorbild seit meiner Jugend an- Gegenteil von Mut kommen: Wann vorgenommen? spornt, ist Mahatma Gandhi. Sein waren Sie im Leben auch schon ein- Ich bin nicht der Typ dafür, mit fes- Mut zum radikalen Verzicht auf Ge- mal zu ängstlich? ten Vorstellungen zu kommen. Ich walt hat mich immer fasziniert. Wie Ach, das gab es immer mal wieder. bin ein Mensch, der erstmal an- viel Mut es zu dieser Friedfertigkeit Ich hatte zum Beispiel eine Zeit lang kommt und sich die Dinge anschaut. braucht. Er ist natürlich ein Riesen- Schwierigkeiten mit Hunden, weil Mir ist es wichtig zu hören, was den vorbild! Mir fallen aber auch Jugend- ich wirklich einige ganz schlechte Menschen wichtig ist, welche Ideen liche im Canisius-Kolleg in Berlin Erfahrungen gemacht habe. Aber die Kolleginnen und Kollegen für ein, die für sich entschieden haben, deshalb allen Hunden nicht zu trau- ihre Arbeit haben, und dafür möchte dass es ihnen und ihren Familien en, ist fast so dämlich, wie wenn ich mir Zeit nehmen. Aber dann bin nicht guttut, wenn sie zuhause blei- man ein zwei schlechte Erfahrungen ich schon auch ein Mensch, der sich ben. Mich hat beeindruckt, wie diese mit bestimmten Menschen verallge- freut, gestalten zu können. jungen Menschen ihr Leben in die meinert und dann ganzen Gruppen Hand nahmen. Darin habe ich sie von Menschen nicht mehr traut. Wie gut kennen Sie das HPH b ereits und die Familien auch zu unterstüt- und worauf freuen Sie sich am zen versucht. Ich fand es mutig, sich Sie werden nun Direktor des Heinrich meisten? in diesem jungen Alter nicht mit ei- Pesch Hauses. Ist das eine neue Ich kenne das HPH als Gast recht ner scheinbar ausweglosen Situati- Herausforderung, die Ihnen auch Mut gut. Meine früheren Kollegen und on abfinden zu wollen. abverlangt? ich sind immer gerne zu Veranstal- Eine Herausforderung ist es auf je- tungen hergekommen. Das Team ist Wie wichtig ist für Sie persönlich Mut? den Fall. Aber den Begriff Mut möch- unglaublich gastfreundlich. Und die Ich bin immer ganz dankbar, wenn te ich auch nicht überstrapazieren. Zusammenarbeit mit den Leuten ich nicht mutig sein muss. Aber es Ich freue mich auf das Team und fin- hier war immer sehr inspirierend gibt Situationen, in denen man sich de die neuen Aufgaben faszinierend. und kollegial. Dafür haben wir die und seinen Idealen treu bleiben und Aber, wenn man vor der Leitung ei- lange Fahrt von Berlin gerne in Kauf sich dafür auch hinstellen muss. Ein nes solchen Hauses keinen Respekt genommen. Das Haus ist schön. Und kluger Mensch hat einmal gesagt, empfindet, auch vor der Verantwor- ich freue mich auf das gute Essen man sollte jeden Tag etwas tun, das tung für so viele Menschen, die hier hier. Und natürlich freue ich mich einem ein bisschen Mut abverlangt, arbeiten, dann sollte man vermut- auf neue Herausforderungen: Das um sich darauf vorzubereiten. lich besser die Finger davon lassen. Thema Bildungsarbeit und Akademie 6 inpuncto. Herbst 2019
» Ich bin nicht der Typ dafür, mit festen Vorstellungen zu kommen. Ich bin ein Mensch, der erstmal ankommt und sich die Dinge anschaut. Mir ist es wichtig zu hören, was den Menschen wichtig ist, welche Ideen die Kolleginnen und Kollegen für ihre Arbeit haben, und dafür möchte ich mir Zeit nehmen. Aber dann bin ich schon auch ein Mensch, der sich freut, gestalten zu können. » kenne ich noch nicht, und auch nicht, wie es sich anfühlt, ein Hotel am Laufen zu halten. Und dazu die Entwicklung und Gestaltung der Heinrich-Pesch-Siedlung – das ist wirklich eine Kombination fas- zinierender Aufgaben. Wie würden Sie jemandem das HPH beschreiben, der noch nie etwas davon gehört hat? Das Heinrich Pesch Haus investiert in Menschen, damit sie die Gelegenheit haben, sich als Persönlichkeit zu entfal- ten, ihr Leben zu gestalten, Verantwor- tung für Andere zu übernehmen und auf Grundlage reflektierter ethischer Prinzi- pien an der Gestaltung der Gesellschaft mitzuarbeiten. So verstehe ich Bildung. Um sein Leben danach immer wieder neu auszurichten, braucht man Freiräu- me. Als Akademie und als Hotel bietet das HPH Menschen solche Freiräume. So habe ich es als Gast erlebt. Und nicht zuletzt im Blick auf die Sied- lung ist mir wichtig: In unserer Gesell- schaft müssen wir derzeit härter denn je daran arbeiten, die Menschen unter- schiedlicher Generationen, Milieus und Kulturen miteinander ins Gespräch und in Beziehung bringen. Auch das ist ein Auftrag des HPH. Pater Tobias Zimmermann SJ 1967 geboren als jüngstes von vier ymnasium des Jesuitenordens. Er stu- G Geschwistern. Nach dem Abitur stu- dierte Kunstpädagogik und wurde 2003 dierte er Theologie und Philosophie. Er zum Priester geweiht. Bis 2010 war er als verbrachte ein Jahr in Lateinamerika, was Schulseelsorger am Canisius-Kolleg tätig. ihn sehr geprägt hat, »weil es meine erste Seit 2011, nach einem weiteren Jahr der Begegnung mit fremden, mit indigenen Ordensausbildung in Kalifornien, leitete Kulturen war.« 1990 trat er in den Jesui- er das Canisius-Kolleg. Ab September tenorden ein. Er schloss sein Studium ab 2019 ist Tobias Zimmermann SJ Direktor und arbeitete fünf Jahre in der Jugendar- des Heinrich Pesch Hauses. beit am Canisius-Kolleg in Berlin, einem inpuncto. Herbst 2019 7
Keine Angst vor der eigenen Courage H aben Jugendliche überhaupt Interesse an politischen und gesellschaftlichen Fragen? Sind 16-Jährige in der Lage, sich eine Mei- nung zu bilden? Haben sie Lust, sich in die Gesell- Viele Jugendliche wollen gesellschaftlich schaft einzubringen? Interessiert sie überhaupt, was »die da oben« diskutieren und entscheiden? Verantwortung übernehmen. Was ihnen Solche Fragen hört Philipp Wagner, Referent dazu leider oft fehlt: Wissen über politische für außerschulische Politische Jugendbildung im Prozesse, Erfahrung bei Teamprojekten und Heinrich Pesch Haus, häufig. Seine Überzeugung: »Viele Jugendliche wollen gesellschaftlich Verant- gute Räume für Austausch und Diskussion. wortung übernehmen und interessieren sich für Die Politische Jugendbildung im Heinrich die Zukunft ihres Landes. Ihnen fehlen nur oft die Perspektive, Möglichkeiten des Austausches und Pesch Haus ermöglicht dies und sorgt so Wissen um demokratische Zusammenhänge.« dafür, dass junge Menschen Verantwortung Hier setzt die Politische Jugendbildung im HPH übernehmen und populistischen Meinun- an: Sie vermittelt Inhalte über politische Prozesse und Strukturen und zeigt Gestaltungsmöglichkei- gen kritisch entgegentreten können. ten auf. Dabei thematisiert sie Extremismus und Strömungen, die unsere Demokratie gefährden. So werden die Jugendlichen aufmerksam und hand- lungsfähig, wenn in ihrem Umfeld Diskriminierung und Ausgrenzung stattfinden. 8 inpuncto. Herbst 2019
Überzeugungskraft In den Seminaren tauschen sich die jungen Weil dieses Aufstehen und Einstehen so schwie- Menschen auch über Ideen und eigene Projek- rig ist, hat der Bereich der Politischen Jugend- te aus, die eigentliche Wirkung und der Erfolg bildung ein genau umrissenes Ziel: »Wir wollen der Arbeit ist aber ganz nachhaltig angelegt: jungen Menschen zeigen, wie sie andere über- »Oft spüren Jugendliche erst viel später, was es zeugen können, sich mit ihnen zu engagieren. bringt, wenn sie sich engagieren, wenn sie ge- Denn in der Gruppe ist alles leichter.« Deshalb lernt haben, zu argumentieren und andere mit- werden Schülervertretungen in Seminaren bei- zunehmen. Zugleich gibt es aber auch ganz un- spielsweise durch Teambuilding gestärkt. Außer- mittelbare Veränderungen: Es ist immer wieder dem organisiert das HPH zum Beispiel Argumen- schön beispielsweise von einer Schule zu hören, tationsseminare oder Fortbildungen, bei denen dass nun Konflikte leichter gelöst werden kön- sich junge Menschen über gesellschaftliche Fra- nen und die Möglichkeiten der Mitbestimmung gen austauschen oder bei denen Multiplikator_ und Mitgestaltung viel größer sind als vorher innen geschult werden, z. B. zu digitalen Metho- angenommen.« Wenn Philipp Wagner über sei- den in der Jugendbildungsarbeit. ne Arbeit spricht, dann merkt man ihm seine Hinter all den Angeboten steht der Aspekt der Leidenschaft für Jugenbildung an. Kein Wunder, Demokratieförderung, indem die Teilnehmenden dass nun ganz neue Kooperationen entstehen erfahren, wie demokratische Strukturen funkti- und alte – wie etwa mit kirchlichen Jugendver- onieren, worin ihre Rechte und Pflichten beste- bänden – vertieft werden. hen und was sie selbst zur Gestaltung der Gesell- schaft beitragen können. »Ich erlebe Jugendliche, die sich in Verbänden engagie- »Diskriminierung und Ausgrenzung entschieden ren, als wissbegierig, reflektiert und diskussionsfreudig. entgegenzutreten ist gar nicht so einfach. Jede_r Der BDKJ ist einerseits eine harte Schule: Wer sich in weiß wie viel Mut es oft braucht, sich in einen den Verbänden – gerade auf Leitungsebene – engagiert, Konflikt einzumischen oder sich gegen abfällige, der muss sich und seine Positionen und Haltungen in diskriminierende Kommentare zu positionieren. Frage stellen lassen und gut vor sich selbst und ande- Ich höre von Jugendlichen oft, dass es gerade im ren argumentieren können. Andererseits machen die Familien- und Freundeskreis schwerfällt, gegen Verbände gerade dadurch stark fürs Leben. Ich sehe Personen mit menschenfeindlichen Meinungen zu darin auch unsere Aufgabe: Wir unterstützen Jugendli- argumentieren, weil man sie ja gut leiden kann. che dabei, ihre Positionen mit demokratischen Mitteln Wir wollen sie ermutigen und darin unterstüt- zu festigen und zu vertreten. Wir vermitteln Wissen, zen, diesen Positionen Argumente entgegenzu machen sprachfähig und fördern Partizipation. Der Rest setzen, um zu zeigen: Ich sehe das anders und kommt ganz von selbst. Da setze ich viel Vertrauen in hier ist kein Platz für Hetze und diskriminierende die Gaben, die Gott jeder und jedem von uns persönlich Sprüche!« in die Wiege gelegt hat.« Philipp Wagner Katharina Goldinger Referent für Politische Jugendbildung Referentin für Politische Bildung im Heinrich Pesch Haus im Bischöflichen Ordinariat Speyer inpuncto. Herbst 2019 9
Aktuelles Spenden- projekt Jugendliche stark ma Radikalisierungsprävention Religiös motivierter Extremismus: Was Mit ihren Angeboten geht die Politische Jugend- zunächst sehr abstrakt klingt, ist auf so man- bildung im Heinrich Pesch Haus stets auf aktu- chem Pausenhof oder im Internet-Alltag von elle politische Entwicklungen ein. Zum Themen- Jugendlichen gegenwärtiger als man denkt. Schwerpunkt »Radikalisierungsprävention« star- tet Bildungs referent Philipp Wagner ein neues Eine zweifelhafte Nachrichtenmeldung Projekt: ein »Escape Game«, das möglichst viele transportiert antisemitisches Gedankengut Schülerinnen und Schüler an allgemeinbildenden Schulen und Berufsschulen in Ludwigshafen und oder der Text eines HipHop-Songs schürrt Umgebung erreichen soll. antimuslimische oder antichristliche Vorur- Damit dies möglich ist, sind wir auf Spenden teile. Die Politische Jugendbildung im HPH angewiesen. Unterstützen Sie dieses und weitere Projekte der Politischen Jugendbildung und sor- möchte sich dieser Gefahr annehmen und gen Sie dafür, das junge Menschen zu reflektierten Jugendliche mit einem ungewöhnlichen und kritischen Persönlichkeiten reifen, die die Zu- kunft des Landes in die Hand nehmen! Projekt aufklären und stärken. Der Hintergrund Religiös motivierter Extremismus wird mehr und mehr zu einer Gefahr für Jugendliche: Wer unre- flektiert Informationen und Meinungen aus dem Internet übernimmt, eignet sich schnell antisemi- tische, antichristliche oder antiislamische Haltun- gen an. Das »Escape Game« verfolgt einen primärprä- ventiven Ansatz. Radikalisierungstendenzen im eigenen Umfeld zu erkennen, diesen entgegen zu wirken und sich und andere davor zu schützen, ist eine Gemeinschaftsaufgabe, an der das HPH gerne mitwirkt. Das Ziel »Politische Bildung ist kein Trichter, durch den wir Wissen vermitteln, sondern es geht um ein ge- meinsames Diskutieren verschiedener Positionen und den Austausch unterschiedlicher Sichtwei- sen. Die Bildungsarbeit möchte junge Menschen darin fördern ihre eigene Persönlichkeit auszubil- den und religiöse, kulturelle und politische Vielfalt als Herausforderung aber zugleich auch als Berei- cherung für eine Gesellschaft zu erleben.« Philipp Wagner, Referent für Politische Jugendbildung im HPH 10 inpuncto. Herbst 2019
achen! Das »Escape Game« Bei dem »Escape Game« handelt es sich um eine kreative Methode, um mit jun- gen Menschen über Mechanismen der Radikalisierung ins Gespräch zu kom- men. In einem authentisch nachgestell- ten Jugendzimmer erleben diese, wie ein junger Mensch auf der Suche nach Orien- tierung an das falsche Vorbild gerät und innerhalb kürzester Zeit von einer Ideo- logie überzeugt wird. Die Teilnehmenden werden in die Geschichte einbezogen, setzen sich mit Positionen auseinander Ein komplett eingerichtetes Jugendzimmer als Kulisse: und lösen Rätsel, um im Spielverlauf Hier findet das »Escape Game« statt, ein Spiel, in dem weiterzukommen. So können sie die Ver- Jugendliche über die Gefahren des religiös motivier- änderungen der Persönlichkeit des Prot- ten Extremismus aufgeklärt werden und sich konkrete Handlungsmöglichkeiten aneignen können. Es wurde von agonisten direkt miterleben. 60 Minuten dauert das Spiel – weitere 60 Minuten Thorsten Gonska und Jonas Kühn, Fachbereich politische Helfen veranschlagt Philipp Wagner für die ge- Bildung der Akademie Klausenhof, entwickelt. Sie mit! meinsame Reflexion des Erlebten. Unterstützen Sie die Politische Jugendbildung im Heinrich Pesch Haus. »Junge Menschen, die aufgeklärt und mit Weitblick gesellschaftliche Themen Spendenkonto diskutieren und sich gegen Mobbing, Förderverein des Heinrich Pesch Hauses Liga Bank Diskriminierung und Populismus ein- IBAN: DE35 7509 0300 0000 0588 58 setzen: Das ist das Beste, was einer BIC: GENODEF1M05 Gesellschaft passieren kann. Dafür Verwendungszweck: Jugendbildung tritt die Politische Jugendbildung im Haben Sie Fragen oder wünschen Heinrich Pesch Haus ein. Ich Sie eine Beratung: freue mich, wenn Sie mit Andrea Neumann Direktionsassistentin Ihrer S pende unsere Jugend- Tel.: +49 621 5999-161 bildungsarbeit unterstützen!« E-Mail: neumann@hph.kirche.org Johann Spermann SJ, Direktor des Heinrich Pesch Hauses Danke! inpuncto. Herbst 2019 11
Mut entsteht durch Zutrauen »Ich bin kein Zauderer, aber ich gehe auch keine unkalkulierbaren Risiken ein. Ich bin überzeugt, dass Dinge, die ich nach reiflicher Überlegung tue, gut sind.« Steffen Christmann führt gemeinsam mit seiner Frau Daniela in siebter Generation das Weingut Christmann in Neustadt-Gimmeldingen. Tochter Sophie, eines von vier Kindern des Ehepaares, steht in den Startlöchern, die Tradition weiterzuführen. Braucht es Mut, ein Weingut zu übernehmen, zu führen, weiterzuent- wickeln und weiterzugeben? Darüber sprach Dr. Thomas Steinforth, Bildungsreferent im Heinrich Pesch Haus, mit Steffen Christmann. Sie haben ab 2002 Ihr Weingut auf bio- sehr erfolgreich. Wir hatten etwas Sie haben vier Kinder … dynamisch umgestellt. Woher nahmen vorzuweisen, und ich hatte mir ei- (lacht): Ja, und das könnte man auch Sie den Mut, das zu tun? nen gewissen Respekt erarbeitet. als mutig bezeichnen – oder viel- Wenn man eine solche Entscheidung Aber natürlich gab es Menschen, die leicht sogar blauäugig. von außen betrachtet, mag das mu- mir klar gemacht haben, warum das tig erscheinen. Aber mir erschien sie schief gehen würde. Andere Kollegen Was tun Sie als Vater – oder mit Ihrer ganz logisch. Hier in der Region war dagegen haben mich ermutigt – und Frau zusammen als Eltern – damit Ihre das neu, aber in anderen Regionen in der Folge habe ich wiederum an- Kinder mutig werden? Können Sie – im Elsass oder Burgund – wurde dere durch den Erfolg ermutigt. dazu etwas beitragen? es schon gemacht. Was ich dort ge- Ja, sehr viel sogar. Denn das habe sehen habe, erschien mir schlüssig Um eine solche Entscheidung zu ich auch von meinen Eltern erfah- und so vernünftig, dass ich das nicht treffen, braucht es aber auch inneren ren. Ich bin langsam in die Leitung als Risiko ansah. Halt. Was ist oder war Ihr Halt? des Weinguts hineingewachsen, bis Das Grundvertrauen, um etwas anzu- mein Vater es mir 1996, als ich 30 Waren Sie nicht darüber besorgt, was packen, ist mein christliches Funda- wurde, übertragen hat. Ich durfte Andere davon hielten – dass Sie viel- ment. Ich fühle einen gewissen Rück- und konnte immer mehr entschei- leicht sogar als esoterischer Ökospin- halt, wenn ich etwas anpacke. Man den und hatte dabei die Gewissheit, ner verspottet werden? könnte ja alles, was wir hier erreicht dass ich im entscheidenden Moment Nicht so sehr. Zu diesem Zeitpunkt haben, als Zufälle abtun. Aber das er- einen bedingungslosen Rückhalt waren wir mit unseren Weinen schon scheint mir zu unwahrscheinlich. habe. Dieses Zutrauen hat mich be- stärkt. Nachdem ich allein verant- wortlich war für das Weingut, hat mein Vater nie etwas abgelehnt oder sich eingemischt, aber er hat immer Steffen Christmann war Impulsgeber bei einer Veranstaltung der Reihe »Kamin- gespräche« im Heinrich Pesch Haus. Im Bild links ist er mit HPH-Bildungsreferent Dr. Thomas Steinforth zu sehen, auf dem Bild oben mit seiner Tochter Sophie und Kellermeister Oskar Michelletti. Das Weingut Christmann bewirtschaftet ökologisch-biodynamisch 20 Hektar Weinberge in Gimmeldingen, Königs- bach, Ruppertsberg und Deidesheim. 12 inpuncto. Herbst 2019
Ich muss mit jemandem reden … Unsere Beratungsstelle steht allen offen, unabhängig von Alter, Konfession und Weltanschauung. viel hinterfragt. Ich musste das nie als mangelndes Zutrauen empfinden, sondern es half zur reiflichen Überlegung. Und dieses Erleben geben Sie weiter? Ich denke schon. Ich freue mich, wenn unsere Kin- … bei Sorgen und Ängsten … vor einer schwierigen der sagen, sie können uns alles erzählen. Ich glau- im Blick auf die Zukunft Entscheidung be, dass wir als Eltern viel dazu beitragen können, … nach Enttäuschungen … in Konflikten mit wie unsere Kinder leben. Sicher, sie haben das oder Rückschlägen dem Partner, Glück, dass sie in diese Familie mit einem gewissen der Familie oder wirtschaftlichen Niveau hineingeboren sind. Aber … nach einem Kollegen es hängt viel davon ab, wie wir mit ihnen umgehen Klinikaufenthalt – und ob sie mit dem, was sie haben und können, … bei Fragen nach verantwortungsbewusst umgehen. Lebenssinn und Glaube Wir hören Ihnen zu, erarbeiten mit Ihnen Lösungen, Eine letzte Frage: Gibt es etwas in Ihrem Leben, das Sie noch nicht gewagt haben, aber gerne noch wagen gehen mit Ihnen Wege. würden? (überlegt länger): Da wüsste ich nichts. Ich ruhe – nicht nur, was den Betrieb angeht – in mir. Ich habe Aussprache · Lebensberatung · das Gefühl, dass ich hier genau richtig bin. Mit allem! Hilfe in Krisen · Seelsorge · Geistliche Begleitung Das nächste »Kamingespräch« im HPH für Wir sind ein Team von Psychologinnen, einer christliche Unternehmer_innen und Füh- Sozialarbeiterin und Priestern. Für Einzelgespräche rungskräfte findet am 12. September 2019 nehmen wir uns Zeit. Sie können Verschwiegenheit um 19 Uhr statt. erwarten und auf Wunsch auch anonym bleiben. Thema: »Psychopathen in der Chefetage?« Es entstehen Ihnen keine Kosten. Impulsgeber: Prof. Dr. Volker Lingnau, TU Kaiserslautern Sie finden die Offene Tür hier: Anmeldung bei F 2, 6 Öffnungszeiten: Andrea Neumann, Direktionsassistentin HPH 68159 Mannheim Mo, Di, Do, Fr 9 – 12 Uhr Tel.: 0621 5999-161 Tel.: 062116066 Mo – Do 14 – 17 Uhr E-Mail: neumann@hph.kirche.org E-Mail: mannheim@offene-tuer.net und nach Vereinbarung Anzeige Die Leitung der Offenen Tür inpuncto. Herbst 2019 liegt beim Jesuitenorden.
Zukunft geht nicht ohne Mut A ls Heidi Lueg-Walter im Jahr 2008 ihre Aufgabe als Hoteldirektorin im Heinrich Pesch Haus antrat, war ihre Herausforderung: Ein Bildungshaus auf dem Stand der neunziger Jahre fit zu machen für die Zukunft und so den Fortbe- stand des Hauses und die Arbeitsplätze der Mitarbeitenden zu sichern. Was sie vorfand, war ein Gebäude, das in die Jahre gekommen war und im Reno- vierungsstau stand. Doch die Hoteldirek- torin ließ sich davon nicht abschrecken, sondern sah gleich das Potenzial des Ortes mit seinen flexiblen Räumlichkeiten, dem wunderbaren Park und kostenfreien Park- plätzen. »Perfekte Voraussetzungen für ein richtig gutes Seminarhotel!«, erinnert sie sich. Doch der Weg dorthin war nicht ganz leicht. Das Heinrich Pesch Hotel »Ich erinnere mich noch, dass das Bil- dungshaus damals fast ausschließlich von Das mit drei Sternen klassifizierte Heinrich Pesch kirchlichen und caritativen Gruppen ge- Hotel verfügt über 58 Einzel- und 18 Doppelzimmer bucht wurde; das ist eine wichtige Zielgrup- sowie 20 Seminarräume unterschiedlicher Größe pe, allerdings konnten wir so allein keine mit moderner Tagungstechnik und exzellenter IT-Infrastruktur. zufriedenstellende Auslastung erreichen. Der Betrieb hätte auf längere Sicht nicht Heinrich Pesch Hotel *** kostendeckend erhalten werden können.« Frankenthaler Straße 229 Inzwischen ist das Heinrich Pesch Hotel 67059 Ludwigshafen mit drei Sternen klassifiziert und hat eini- www.heinrich-pesch-hotel.de ge Auszeichnungen und Qualitätssiegel er- worben. Um das zu erreichen, musste Heidi Bei Tagungs-Anfragen ist das Team des Lueg-Walter auch mutige Entscheidungen Veranstaltungsbüros gerne für Sie da: treffen. Tel. +49 621 5999-162 E-Mail veranstaltungen@heinrich-pesch-hotel.de Das Empfangs-Team steht Ihnen für Ihre Zimmerreservierungen zur Verfügung: Tel. +49 621 5999-0 E-Mail empfang@heinrich-pesch-hotel.de 14 inpuncto. Herbst 2019
Einladende Räumlichkeiten, eine großzügige Lounge und moderne Technik: Das Heinrich Pesch Hotel ist geschätzer Ort für Seminare, Tagungen und Übernachtungen geht. Das Heinrich Pesch Hotel Was war Ihre mutigste Entscheidung In Ihrer Funktion als Hoteldirektorin: ist der ideale Partner für als Hoteldirektorin? Ist »mutig« manchmal auch gleichzu- Es war die Entscheidung, das Bil- setzen mit »unpopulär«? anspruchsvolle Tagungen. dungshaus weiterzuentwickeln und Das kommt vor! So manches Team- es als Hotel klassifizieren zu lassen. mitglied, das seit Jahrzehnten für das 20 unterschiedliche Tagungsräume Damit verbunden waren natürlich Haus tätig war, war über die Neue- Aula für bis zu 400 Personen große Investitionen und Änderungen rungen nicht immer glücklich. Es fiel 76 moderne und gepflegte Zimmer im Betriebsablauf. Nun sind wir ein einigen Mitarbeiterinnen und Mitar- Vielfältiges Catering Drei-Sterne-Hotel. beitern schwer, die Veränderungen mitzutragen. Damit wir den hohen Kostenfreie Parkplätze Warum war das mutig? Was hätte Servicestandard halten konnten, wa- schief gehen können? ren beispielsweise Veränderungen Lassen Sie sich gleich Ihr persönliches Es gab drei Knackpunkte, die Unge- bei den Arbeitszeiten nötig, die sich Angebot erstellen unter unserer wissheit in das Vorhaben gebracht erst einmal einspielen mussten. Was Nummer: (0621) 5999-162 haben: Zunächst einmal, dass der uns aber allen geholfen hat, war die Hotelmarkt in Ludwigshafen und der Haltung: »Wir sind Gastgeber!« Aus Rhein-Neckar-Region nicht noch ein der heraus engagiert sich das gesam- weiteres Hotel auslasten könnte. Au- te Team Tag für Tag, damit jeder Gast ßerdem mussten wir befürchten, dass sich hier rundum wohl fühlt. Die be- das »alte Bildungshaus« nicht als Ta- geisterten Rückmeldungen unserer gungshotel angenommen wird. Und es Gäste beweisen uns, dass wir das bestand die Gefahr, dass wir Stamm- überzeugend leben. gruppen, die dem Haus viele Jahre die Treue hielten, verlieren würden. Welche Ziele verfolgen Sie für das Hotel? Haben sich die Entscheidung und die Das Hotel darf sich jetzt nicht auf Mühen dennoch gelohnt? seinen Erfolgen ausruhen. Deshalb Ja, und darüber freue ich mich sehr! arbeiten wir weiter für eine noch Wir konnten fast alle Stammgäs- bessere Auslastung der Hotelzim- te halten – und wir bekommen von mer sowie der Seminarräume. Dazu ihnen immer wieder schöne Rück- kommt, dass wir permanent die meldungen über die neuen Möglich- Ausstattung an die gestiegenen Er- keiten und die renovierten und um- wartungen der Gäste anpassen. Und gestalteten Zimmer. Dazu konnten dann gibt es noch das Vorhaben, das wir viele neue Gäste und Firmen hin- Hotel als »Green Hotel« zertifizieren zugewinnen, aus Bereichen, die wir zu lassen. Hierzu arbeiten wir gerade Heinrich Pesch Hotel als reines Bildungshaus nicht hätten an Energieaspekten und probieren erreichen können. Chancen aus, das Hotel noch nach- Frankenthaler Straße 229 haltiger zu betreiben. 67059 Ludwigshafen www.heinrich-pesch-hotel.de Anzeige inpuncto. Herbst 2019 15
»Wie möchte ich eigentlich mal sterben? Was soll passieren, wenn ich selbst nicht mehr entscheiden kann?« Über den eigenen Tod und das eigene Sterben nachzudenken Über die eigene und darüber zu sprechen, ist für viele Men- schen mit Angst und Unsicherheit behaf- Vergänglichkeit tet. Trotzdem kann niemand dem Thema ausweichen. Das HPH bietet deshalb eine sprechen Veranstaltungsreihe an, die hilft, sich dem Thema ganz persönlich und ohne Scheu zu widmen. W enn du es dir aussuchen genau solche Themen aufgreift.« Vortragsreihe: könntest: Wie stellst du Birgit Meid-Kappner leitet im HPH »Wohlgeordneter Lebensabend dir deinen Tod vor? Was das Zentrum für Ethik, Führung unter christlichen Aspekten« würdest du dir für deine letzten und Organisationsentwicklung im Tage und Stunden wünschen?« Gesundheitswesen (zefog). »Das Die Abende umfassen einen Vortrag mit Wenn man solche Fragen liest, Besondere an den Vorträgen ist, anschließender Möglichkeit zum Gespräch. kommt man schnell ins Grübeln. dass sie ganz unbefangen mit dem Vielleicht stellt sich auch Unsi- Thema Lebensende umgehen. Wir 05.11.2019, 19 bis 20:30 Uhr cherheit oder der Wunsch nach möchten zeigen: Der Tod gehört »So sterben wir – Was wir über unser einem Themenwechsel ein. Trotz- zum Leben dazu, also können wir Lebensende wissen sollten« dem sind es Fragen, die gar nicht frei und offen darüber reden.« Roland Schulz, Journalist und Autor, so fernliegend ist. Sterben müssen Wie sieht ein guter Abschied München wir alle. Und doch sind Tod und die aus, was passiert eigentlich beim eigene Vergänglichkeit alles ande- Sterben, welche Regelungen soll- 15.01.2020, 19 bis 20:30 »Was Palliativmedizin und Palliativpflege re als bequeme Themen. ten wir frühzeitig treffen, was kann am Lebensende noch für uns tun können« »In den Fortbildungen für Fach- die Palliativmedizin leisten – und PD Dr. Matthias Schuler, Facharzt für Innere kräfte aus dem Krankenhaus- und was nicht: Die Referenten sprechen Medizin/Palliativmedizin am Diakonissen- Pflegebereich treffe ich viele Men- ganz verständlich und alltagsnah krankenhaus Mannheim schen, die täglich mit Tod und Ster- über die wesentlichen Aspekte. Je- ben zu tun haben. Was fast alle sa- der Vortragsabend gibt auch Raum 11.03.2020, 19 bis 20:30 Uhr gen: Es ist unverzichtbar, dass sich für Fragen und Austausch. »Was wir am Lebensende regeln soll- jeder Einzelne Gedanken über den ten – Fragen und Antworten zu einer eigenen Tod macht und beispiels- verantwortungsvollen und gut weise eine Patientenverfügung ver- informierten Nachlassregelung« fasst oder eine Vorsorgevollmacht RA Michael Ramstetter, Mannheim erteilt. Das entlastet den Einzel- Birgit Meid-Kappner, nen im Leben, im Ernstfall dann Leiterin des zefog, rät 18.06.2020, 19 bis 20:30 Uhr auch die Angehörigen. Deshalb zu einer unbefangenen »Von der Kunst des Sterbens« haben wir für den Herbst 2019 und Auseinandersetzung Prof. Dr. Traugott Roser, Münster das erste Halbjahr 2020 eine Vor- mit der eigenen Ver- tragsreihe ins Leben gerufen, die gänglichkeit. 16 inpuncto. Herbst 2019
Den Mutigen winkt das Leben M Im Alltag aller Menschen gibt utig sein bedeutet: Wir brin- hätte für mich nach Kapitulation und gen uns selbst ins Spiel. Wir Scheitern geschmeckt. es zahlreiche Momente, die machen uns emotional be- Wir haben jeden Augenblick neu zur Mutprobe werden. Da rührbar; wir lassen uns auf etwas ein, die Wahl: Wir können am Ufer sitzen wagt ein Student, in einem dessen Ausgang ungewiss ist. Und bleiben oder uns mit unserem Le- wir gehen damit zugleich das Risiko bensschiff aufs Wasser hinauswagen. Seminar eine Frage zu stellen, ein, enttäuscht oder verletzt zu wer- Natürlich lockt das sichere Ufer. Denn auch wenn er sich dadurch den. Und das bedeutet auch: In dem dort haben wir festen Boden unter Maß, in dem wir uns ins Leben hin- den Füßen. Wir vermeiden das Risiko, die Blöße gibt, das Ganze einwerfen, riskieren wir, dass wir uns zu kentern oder uns zu verletzen. Vor nicht richtig verstanden zu Schrammen und blaue Flecken ho- allem aber könnten wir uns am Ufer haben. Da möchte ein Pen- len. In dem Maß, in dem wir auf der weiterhin hingebungsvoll der Aufga- Bildfläche des Lebens auftauchen, be widmen, die Sicherheitsstandards sionär gerne einen Tanzkurs anstatt unter dem Radarschirm zu unseres Bootes zu perfektionieren. besuchen, aber seine Furcht, fliegen, laufen wir Gefahr, dass wir Denn schließlich wollen wir ja eines verletzt werden. Und dies ängstigt – Tages hinausrudern! Doch das Fatale eine blöde Figur zu machen, denn niemand will verwundet wer- ist: Wer auf ein »Rundum-sorglos- hält ihn davon ab. Mut be- den! Paket« spekuliert, wartet auf den ginnt nicht erst bei nobel- »Hast du keine Angst davor, zu Sankt-Nimmerleins-Tag! scheitern?«, fragten mich die Studie- Beherzt leben können wir in je- preisverdächtigen Großtaten renden bei meinem Abschied von der nem Maß, in dem wir unsere Angst (die ohnehin höchst selten Universität. Mir war bei meinem Auf- wahrnehmen, verletzt zu werden. bruch vor vielem bange. Zum Beispiel Wenn wir uns dieser Angst stellen, vorkommen). Sein eigent davor, dass ich mich in der Ordens- und wenn wir ihr nicht die Deutungs- liches Revier ist der konkrete gemeinschaft nicht heimisch fühlen hoheit über unser Leben geben. Ihr Alltag! würde, oder dass mir der Lebensrah- nicht das letzte Wort überlassen. men auf Dauer zu eng wird und die Kurz gesagt: Mut ist, wenn anderes Luft abschnürt. Aber ich hatte nicht wichtiger wird als unsere Angst! Wer die Befürchtung zu scheitern. Den mutig seine Angst durchwatet, wird Aufbruch gar nicht erst zu wagen, das die Erfahrung machen: Ich spüre Le- bendigkeit, wenn ich mich ins Tie- fe wage und dem Strom des Lebens überlasse. Solche Erfahrungen stär- Foto © Manuela Holzer-Horny, www.picts.at ken wiederum das Vertrauen hinaus- zupaddeln. Gerade an einem Tag, der Angst macht. Es ist das Leben selbst, das fragt: Bist du mit an Bord? Melanie Wolfers, Dr. theol., Mag. Phil., war Hochschulseelsorgerin in München und trat 2004 in den Orden der Salvato rianerinnen in Österreich ein. Seitdem lebt sie in Wien und engagiert sich vielfältig in der Beratungs- und Bildungs- arbeit. Im Heinrich Pesch Haus war sie bereits mehrfach als Referentin. Der vorliegende Text ist ein Auszug aus ihrem Buch »Trau dich, es ist dein Leben« (bene! Verlag 2018). inpuncto. Herbst 2019 17
Geschichten öffnen Horizonte Im September 2019 begeistert das Erzählfest wieder Erwachsene und Kinder in der Metropolregion Rhein-Neckar. Das Heinrich Pesch Haus veranstaltet zum achten Mal dieses deutschlandweit einzigartige Festival. Geschichten beflügeln die Fantasie, Fantasie fördert die Kreativität A ltbekanntes hinterfragen, fan- öffnen Horizonte.« Es findet vom 15. von Menschen – mit tasievoll und kreativ auch Un- bis 22. September 2019 an verschie- unserem Erzählfest laden mögliches denken und so neue denen Orten der Metropolregion wir Sie auf eine Ent deckungsreise ein! Horizonte entdecken – das klingt statt. Ulrike Gentner, stellvertretende spannend, kann aber auch Unsicher- Im Mittelpunkt stehen wieder die Direktorin des HPH heit erzeugen. Wie oft im Leben trau- Kinder. Aber auch Erwachsene wer- en wir uns wirklich, das Gewohnte den in dieser Woche angeregt, mit hinter uns zu lassen und neu aufzu- den Geschichtenerzählerinnen und Zuhören und miteinan- brechen? -erzählern aus aller Welt auf Reisen der reden, das müssen »Aber genau das macht doch das zu gehen, hinter fremde Türen zu bli- wir, um gemeinsam un- Leben reicher und lebenswert. Denn cken, ihrer Fantasie Raum zu geben sere Zukunft zu gestal- wenn wir uns auf Neues einlassen, und »Unmögliches zu denken«. ten. Tauchen Sie beim Erzählfest in Geschichten können zum Beispiel Respekt und Tausende große und kleine Zuhö- und Gespräche ein, eröffnen Sie sich Miteinander wachsen«, betont Ulrike rer hat das Internationale Erzählfest neue Perspektiven! Gentner, stellvertretende Direktorin in den vergangenen Jahren begeis- Karin Heyl, BASF SE, des HPH. tert. 2017 waren es 8.400, davon Corporate Citizenship Eine solche Haltung und Einstel- 6.100 Kinder. lung zum Leben kann nicht erzwun- »Wir sind froh, dass wir als lang- gen werden – viel besser ist es, wenn jährigen Hauptsponsor wieder die sie spielerisch und leicht wächst. Frei BASF SE für das einzigartige Erzähle- erzählte Geschichten können dabei vent gewinnen konnten«, freut sich ein Türöffner sein. Und deshalb lautet Ulrike Gentner. Finanzielle Unterstüt- das Motto des VIII. Internationalen zung kommt auch von der Heinrich- Veranstaltungstipps Erzählfestes Metropolregion Rhein- Pesch-Stiftung. Neckar in diesem Jahr: »Geschichten Das Erzählfest wird am Sonntag, 15.09.2019, um 19.30 Uhr mit dem Erzählabend »Querdenker und Traumtänzer« eröffnet. Weitere Veranstaltungen im Heinrich Pesch Haus: Samstag, 21.09.2019, 18 bis 22 Uhr: Lange Nacht: Geschichten im Park mit dem Titel »Hinter dem Horizont« Sonntag, 22.09.2019, 11 bis 17 Uhr: Familientag zum Abschluss Der Eintritt ist frei. Das Programm des Erzählfestes und viele weitere Informationen finden Sie auf der Seite 18 www.die-welt-erzaehlt.de inpuncto. Herbst 2019
Impuls Die kleine Maus E ine kleine Maus lebte einst in einem ruhigen Als die Maus das hörte, wurde sie nachdenklich. Was Wald. Eines Tages jedoch hörte sie ein Rauschen, war der Wolf doch für ein schönes Tier! Und er war noch das ihr vorher noch nie aufgefallen war. Neugie- dazu der Wächter des Berges. Und sie kleine Maus konn- rig folgte sie dem Geräusch. Plötzlich stand sie an ei- te auch mit ihren Barthaaren einen Weg über den Bo- nem riesigen Fluss. Ihr kleines Herz pochte heftig und den ertasten. Da kam sie aus ihrem Versteck und sprach: sie war überwältigt von dem Anblick. »Woher kommt »Hier bin ich, grauer Wolf, und ich gebe Dir meine Au- der nur?« fragte sie sich und lief flussaufwärts. Da teil- gen.« Kaum hatte sie das gesagt, da wurde ihr schwarz te sich das Gras und sie stand vor einer weiten Ebene. vor Augen. Nichts als Dunkelheit. Sie hörte nur noch die Der Fluss schlängelte sich hindurch zu einem hohen warme Stimme des Wolfes. »Ich danke Dir, kleine Maus. Berg. Weit oben kreisten Adler. »Oh nein!«, dachte die Du hast mein Leben gerettet. Und nun komm.« Vorsich- Maus, »wenn die mich sehen, bin ich Vogelfutter!« tig hob der Wolf die Maus auf seinen Rücken und brachte Sie hatte furchtbare Angst und zitterte am ganzen sie zum Gipfel. Dort war ein klarer, tiefer See. Der Wolf Leib. Aber die Neugier siegte. Sie huschte über die setzte die Maus ab und sprach: »Tauche in das Wasser.« Ebene am Fluss entlang. Sie spürte einen Schatten Kaum hatte sie das getan, konnte sie wieder sehen! über sich und hörte Flügel schlagen - aber sie rann- Da sah sie zum ersten Mal den Blick vom Berg. Die Weite te weiter ohne Unterlass. Da! Ein Stein! Und schwups war erschreckend und atemberaubend schön. Die kleine war sie in einem Loch, in der Erde unter dem Stein Maus kletterte auf den höchsten Stein. Der Wind zerrte an verschwunden. Die Adler flogen davon, doch die klei- ihr. Sie sah die Adler kreisen, doch sie hatte keine Angst. ne Maus blieb in ihrem Versteck. Da hörte sie eine »Spring!« sagte der Wolf. Und die kleine Maus schloss die Stimme. »Was soll nur aus mir werden?« Es war ein Augen und sprang. Der Wind trug sie hoch. Sie flog. Sie alter grauer Wolf mit trübem Blick. »Bald habe ich al- lachte. »Jetzt bist Du nicht mehr ›Kleine Maus‹,« rief der les, auch mich selbst vergessen. Aber ich bin doch der Wolf ihr nach, »jetzt bist du ›Fliegende Maus‹!« Wächter des Berges! Das einzige, was mir jetzt noch (Frei nach einer Geschichte aus Nordamerika) helfen könnte, sind die Augen einer Maus.« Selma Scheele In vielen Geschichten machen sich Heldinnen und Helden auf einen ungewissen Weg. Dafür braucht es Mut. Und wir? Wir f olgen ihnen dabei, fürchten uns mit ihnen und bangen und hoffen mit ihnen gemeinsam. Das liebe ich an Geschichten! Sie erlauben es uns mit den Figuren auf Reisen zu gehen. Und wer weiß, vielleicht packt uns danach selbst der Wunsch etwas Neues zu wagen. Denn wie sagte die Schriftstellerin Susan Sontag so schön: »Mut ist genauso ansteckend wie Angst.« Selma Scheele hat mit Susanne Tiggemann die künstlerische Leitung des Erzählfestes inne. Manchmal sind ihre Erzählungen mit musikalischen oder bilingualen Klängen verwebt – in ihren beiden Familiensprachen Deutsch und Türkisch. inpuncto. 19
Heinrich Pesch Haus Bildungszentrum Ludwigshafen e.V. Frankenthaler Straße 229 67059 Ludwigshafen Tel.: +49 621 5999-0 Fax: +49 621 517225 E-Mail: info@heinrich-pesch-haus.de www.heinrich-pesch-haus.de »Mut steht am Anfang des Handelns, Glück am Ende.« Demokrit, griechischer Philosoph смелéть courage dânshí la valentia il corragio la fortitude
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