IntegrIertes Handlungs-konzept für den stadtteIl selm-Bork - Stadt Selm
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Impressum Integriertes Handlungskonzept für den Hinweis Stadtteil Selm-Bork SSR legt auf eine gendergerechte Schreibweise Wert und verwendet grundsätzlich geschlechtsneutralisieren- Auftraggeber de und geschlechterspezifische Formulierungen. Um die Stadt Selm Lesbarkeit zu unterstützen, wird als Ausnahme das ge- Der Bürgermeister nerische Maskulinum genutzt. Sollte uns die genderge- Amt für Stadtentwicklung und Bauen rechte Schreibweise im Einzelfall nicht gelingen, sind Adenauerplatz 2 selbstverständlich immer gleichzeitig und chancen‑ 59379 Selm gleich Frauen und Männer angesprochen. Auftragnehmer Das Urheberrecht der im Bericht verwendeten Bilder, SSR Schulten Grafiken und Abbildungen liegt beim Auftraggeber und Stadt- und Raumentwicklung Schulten Stadt- und Raumentwicklung. Kaiserstraße 22 44135 Dortmund Stand Fon 0231.39 69 43.0 Dortmund, Oktober 2016 Fax 0231.39 69 43.29 kontakt@ssr-dortmund.de www.ssr-dortmund.de in Kooperation mit Planungsbüro DTP Landschaftsarchitekten GmbH Im Löwental 76 45239 Essen post@dtp-essen.de www.dtp-essen.de Fon 0201.747361.0 Fax 0201.747361.10
Inhalt Impressum 3 Abbildungen 6 1 Einleitung 8 1.1 Aufgabenstellung und Prozess 10 2 Bestandsanalyse 12 2.1 Gesamtstädtische Einordnung 14 2.2 Bevölkerungs- und Sozialstruktur 16 2.3 Nutzungsstruktur 20 2.4 Stadtteilbewertung (SWOT) und Handlungsbedarf 30 3 Handlungsfelder, Leitbild und Ziele 34 3.1 Übergeordnete Entwicklungsziele und Handlungsfelder 36 3.2 Auswahl und Abgrenzung des Programmgebietes 42 4 Handlungskonzept 44 4.1 Rahmenplan 46 4.2 Maßnahmen Handlungsfeld „Lebendiges Zentrum“ 48 4.3 Maßnahmen Handlungsfeld „Aktives Band“ 56 4.4 Maßnahmen Handlungsfeld „Roter Faden“ 64 4.5 Maßnahmen Handlungsfeld „Blauer Faden“ 68 4.6 Maßnahmen Handlungsfeld „Keimzelle“ 70 4.7 Übergeordnete Maßnahmen 74 5 UMSETZUNGSKONZEPT 78 5.1 Prozessgestaltung 80 5.2 Monitoring und Evaluation 81 Tabellarische Maßnahmenübersicht 83 Quellen 89
Abbildungen Abb 001 Dialog zum IHK Selm-Bork 11 Abb 002 Dialog zum IHK Selm-Bork 11 Abb 003 Dialog zum IHK Selm-Bork 11 Abb 004 Dialog zum IHK Selm-Bork 11 Abb 005 Stadtplan Stadt Selm 15 Abb 006 Bevölkerungsstand 17 Abb 007 Bevölkerungssaldenentwicklung 17 Abb 008 Überschuss der Zu- (+) und Fortgezogenen (-) über die Gemeindegrenzen im Durchschnitt der Jahre 2010 – 2015 17 Abb 009 Altersstruktur Selm 19 Abb 010 Prognose der Jugend- und Altenquote 19 Abb 011 Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte (Arbeitsort) nach Wirtschaftsbereichen am 30.06.2014 in Prozent 19 Abb 012 Auszug aus dem Flächennutzungsplan vor der 14. Änderung 20 Abb 013 14. Änderung des Flächennutzungsplans der Stadt Selm 21 Abb 014 Wohnbaupotenziale Bahnhofstraße 23 Abb 015 Potenzial ehem. Friedhoferweiterungsfläche 23 Abb 016 Erich-Kästner-Hauptschule 23 Abb 017 Seniorenwohnpark Am Weiher 23 Abb 018 Abgrenzung des zentralen Versorgungsbereiches „Ortskern Bork / Hauptstraße“ (15. Änderung des FNP) 25 Abb 019 Marktplatz mit Wochenmarkt 27 Abb 020 Umgebauter westlicher Teil der Hauptstraße 27 Abb 021 Kirchring um die Pfarrkirche St. Stephanus 27 Abb 022 Östlicher Stadtteileingang am Kreisverkehr 27 Abb 023 Der Kirchring Bork im Ausschnitt des Katasters von 1892 28 Abb 024 Tabellarische Übersicht der Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken 31 Abb 025 Räumliches Leitbild und Handlungsfelder in Selm-Bork 37 Abb 026 Abgrenzung des Programmgebietes „Ortskern Bork“ 43 Abb 027 Rahmenplan IHK Selm-Bork (Maßnahmenübersicht) 47 Abb 028 Maßnahmenübersicht Handlungsfeld „Lebendiges Zentrum“ 49 Abb 029 Umfeld Amtshaus – Stadtteileingang Ost (Strukturvariante 1) 51 Abb 030 Umfeld Amtshaus – Stadtteileingang Ost (Strukturvariante 2) 51 Abb 031 Neubau Wohn- und Geschäftshaus Hauptstraße / Waltroper Straße (Entwurf Stand 04.03.2016) 53 Abb 032 Einmündung Waltroper Straße / Hauptstraße vor Abriss von Bestandgebäuden 53 Abb 033 Visualisierung Neubau Nahversorgungszentrum (Entwurf Stand 15.03.2016) 55 Abb 034 Übergangsbereich vom Adenauerplatz zum neuen Nahversorgungsstandort 55 Abb 035 Maßnahmenübersicht Handlungsfeld „Aktives Band“ 57 Abb 036 Vorbereich und Eingang Schulzentrum 59 Abb 037 Freiraumentwicklungspotenziale an der Weiherstraße 59 Abb 038 Seniorenwohnen an der Weiherstraße 61 Abb 039 Städtebaulicher Entwurf für das Wohnquartier am Friedhof 63
Abb 040 Städtebaulicher Entwurf für das Wohnquartier östlich der B 236 63 Abb 041 Maßnahmenübersicht Handlungsfeld „Roter Faden“ 65 Abb 042 Umfeld Haltepunkt Bork (Westf) 67 Abb 043 Situation für Radfahrer an der Netteberger Straße 67 Abb 044 Maßnahmenübersicht Handlungsfeld „Blauer Faden“ 69 Abb 045 Maßnahmenübersicht Handlungsfeld „Keimzelle“ 71 Abb 046 Kirchring – Entwicklungsvariante 1: Teilabriss und Neubau 73 Abb 047 Kirchring – Entwicklungsvariante 2: Komplettabriss und Nachzeichnen der Struktur durch Vegetation 73
Einleitung Das Integrierte Handlungskonzept (IHK) für den Stadtteil Selm-Bork dokumentiert einen weiteren wichtigen Baustein in dem bereits mehrjährigen und auf eine längerfristige Perspektive hin aus- gerichteten Stadtentwicklungsprozess in Selm. Aufbauend auf dem Masterplan Selm und unter Beteiligung der Öffentlichkeit und weiterer Ex- perten und wurden die aktuellen Entwicklungen im Stadtteil Bork in den hier dargestellten Analy- sen und Planungen aufgegriffen. Auf den folgen- den Seiten werden zunächst die Aufgabenstel- lung sowie die einzelnen Bausteine des Dialog- und Beteiligungsprozesses näher erläutert.
1.1 Aufgabenstellung und Prozess Planungsanlass und Zielsetzung Der Masterplan Selm unterstreicht die zentrale Bedeutung der Innenstadt sowie der Ortsteil- „Die Zukunft liegt in der Mitte!“ – Unter diesem zentren für die gesamtstädtische Entwicklung, Motto steht der Ende 2013 fertiggestellte Mas- die hier liegenden Herausforderungen und terplan Selm als gesamtstädtisches Entwick- Entwicklungspotenziale. lungskonzept. Mit dem Integrierten Handlungs- konzept (IHK) „Innenstadt Selm“ (2014) und Für den Stadtteil Bork hatte der Masterplan dem Teilbaustein „Aktive Mitte Selm“ (Projekt bereits die Sicherung und Entwicklung des zen- der Regionale 2016) wurde diese auf die endo- tralen Versorgungsbereiches als eine der we- genen Potenziale und auf Innenentwicklung sentlichen Aufgaben formuliert. Viele der sich ausgerichtete Stadtentwicklungsstrategie be- bereits damals abzeichnenden Entwicklungen reits teilräumlich konkretisiert und mit Hilfe öf- (Ansiedlung eines Nahversorgers, Auslaufen der fentlicher Förderung für die Umsetzung Hauptschule, Umzug der Volksbank, zentren- vorbereitet. nahe Baugebietsentwicklungen etc.) haben sich zwischenzeitlich konkretisiert und können als Nachdem die Planungen in der Innenstadt Selm aktualisierte Rahmenbedingungen in das IHK projektorganisatorisch institutionalisiert und Selm-Bork aufgenommen werden. Insgesamt zahlreiche Maßnahmen in die Umsetzungsvor- zeigen diese eine – trotz Vorliegen typischer bereitung gebracht wurden, möchte sich die Problemstellungen vieler kleinerer Stadtteilzen- Stadt Selm nunmehr der konzeptionellen Bear- tren – hohe Dynamik im Stadtteil, die bei einer beitung der weiteren Stadtteile – und hiermit entsprechenden strategischen Lenkung und mit zunächst dem Stadtteil Bork – zuwenden. öffentlicher Unterstützung eine positive Ge- samtentwicklung in Bork erwarten lassen. Mit dem IHK Selm-Bork sollen die zentralen Entwicklungsaussagen des Masterplans Selm Dialog- und Beteiligungsprozess auf die Stadtteilebene heruntergebrochen, spe- zifische Ziele für die Entwicklung Borks formu- Die Erstellung des IHK Selm-Bork erfolgte über liert und konkrete Maßnahmen hierzu beschrie- alle Phasen des Erarbeitungsprozesses im in- ben werden, um dies alles in einem den tensiven Austausch mit den Fachdienststellen Anforderungen der Städtebauförderung genü- der Stadt Selm und im Dialog mit der genden Dokument zusammenzuführen. Stadtteilbevölkerung. Ausgangssituation Im Wechselspiel zwischen dem gutachterlichen Blick von außen und dem Alltagswissen und der Der Masterplan Selm greift aktuelle und abseh- Ortskenntnis der lokalen Bevölkerung konnten bare Entwicklungen und Projekte auf und bin- so gleichermaßen fachlich fundierte wie örtlich det sie in ein strategisches Gesamtkonzept mit angemessene Zielaussagen und Maßnahmen einer Perspektive bis etwa 2030 ein. Er bietet formuliert werden. damit eine Orientierung für öffentliche und pri- vate Aktivitäten und bildet eine Grundlage für Die Diskussion mit der Stadtteilbevölkerung verbindliche Planungen und die Beantragung konnte dabei unmittelbar an den zeitlich noch von Fördermitteln. nicht allzu weit zurückliegenden Dialogprozess
Integriertes Handlungskonzept für den Stadtteil Selm-Bork 11 Einleitung im Zuge der Masterplanerstellung anknüpfen: Im November 2012 fand eine Stadtteilwerkstatt zur Bewertung der Stadtteilanalyse und Ermitt- lung des Handlungsbedarfes statt. Für den räumlichen Teilbereich der Hauptstraße wurde dies im Rahmen eines Runden Tisches im Mai 2013 noch einmal vertieft. Im Oktober 2013 schließlich wurden auch die Ergebnisse des Masterplans Selm bezogen auf den Stadtteil Bork noch einmal vor Ort vorgestellt und Abb 001 Dialog zum IHK Selm-Bork diskutiert. Quelle: SSR Die Sondierungsphase im Rahmen des IHK Selm-Bork zeigte einerseits einige aktuelle Ent- wicklungen und Vorhaben auf, bestätigte auch im Grundsatz den bereits im Masterplan be- schriebenen Handlungsbedarf. Im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung („Zukunftsmarkt“) wurden unter reger Beteili- gung der Stadtteilbewohner und -bewohnerin- nen räumliche und thematische Schwerpunkte Abb 002 Dialog zum IHK Selm-Bork sowie Stoßrichtungen der zukünftigen Ent- Quelle: SSR wicklung diskutiert. Der Entwurf des Konzeptes und des Maßnah- menprogramms war nochmalig Gegenstand einer Verwaltungsrunde, eines Gespräches mit Vertretern der Ratsfraktionen sowie einer öf- fentlichen Abschlussveranstaltung („Projektmarkt“). Parallel erfolgten zwei Fachgespräche mit der Bezirksregierung Arnsberg sowie mit dem Abb 003 Dialog zum IHK Selm-Bork Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL). Quelle: SSR Während das erste Gespräch einer allgemeinen frühzeitigen Abstimmung mit dem Fördergeber diente, stand im Gespräch mit dem LWL eine konkrete fachliche Fragestellung im Mittel- punkt: In dem von vielen Baudenkmälern und Denkmalbereichen geprägten Ortskern Borks wurden die Rahmenbedingungen für planeri- sche Eingriffe geklärt sowie Absprachen zum weiteren Vorgehen getroffen. Abb 004 Dialog zum IHK Selm-Bork Quelle: SSR
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Bestandsanalyse Die Analyse des Stadtteils Bork beleuchtet zum einen den räumlichen Kontext und stellt grundle- gende aktuelle Rahmenbedingungen in Bork dar, gleichzeitig werden gesamtstädtische soziode- mografische Trends aufgezeigt. Im Rahmen der Bestandsanalyse werden die zentralen Themen der Stadtteilentwicklung beleuchtet und fachlich eingeordnet. Die Bestandsanalyse erfolgte fachübergreifend und im Dialog mit lokalen Wis- sensträgern. Die wesentlichen Ergebnisse der für die Stadtteilentwicklung relevanten Analysethe- men sind nachfolgend festgehalten. Aus der ab- schließenden Bewertung der Stärken, Schwä- chen, Chancen und Risiken (SWOT-Analyse) leitet sich der Handlungsbedarf ab, der durch das Integrierte Handlungskonzept und die darin for- mulierten Maßnahmen beantwortet wird.
2.1 Gesamtstädtische Einordnung Im Rahmen der Gebietsreform wurde Selm in Selbstständigkeit als „Amt Bork“ zurückzufüh- den Kreis Unna (Regierungsbezirk Arnsberg) ren ist. eingegliedert und zählt somit administrativ zum Ruhrgebiet und zur Metropolregion Rhein-Ruhr. An der Bahnlinie, im nordöstlichen Bereich Im Selbstverständnis der Selmer Bürger domi- Borks liegt mit dem Gewerbegebiet „Am Diesel- niert dagegen weiterhin das Zugehörigkeitsge- weg“ eines der beiden großen Gewerbegebiete fühl zum Münsterland. Selms. Südlich von Bork liegt mit dem Landes- amt für Ausbildung, Fortbildung und Perso- Selm ist damit in seiner Geschichte und auch nalangelegenheiten (LAFP) ein bedeutsamer im Zukunftsland der Regionale 2016 eine Ausbildungsstandort der Polizei NRW. Grenzgängerin. Mit gut 26.000 Einwohnern ist Selm eine „typische“ Mittelstadt im westlichen Mit Fertigstellung der Ortsumgehung (Südwall Münsterland und zugleich von der Nähe zum und B 236) in den 1990er Jahren wurden die Ballungsraum Ruhrgebiet geprägt. Hier werden Waltroper Straße und die Kreisstraße im inner- die spezifischen Herausforderungen und Po- örtlichen Abschnitt vom Durchgangsverkehr tenziale der Übergangszone zwischen südli- entlastet. chem Münsterland und Ruhrgebiet deutlich. Östlich der B 236 befindet sich die Ortslage Die Stadt liegt mit drei Haltepunkten ver- Hassel, die durch die Bundesstraße und einen kehrsgünstig an der Bahnstrecke Dort- Freiraumkeil vom Zentrum Borks getrennt ist, mund-Enschede und ist über diverse Bundes- administrativ und versorgungstechnisch jedoch und Landstraßen sowohl an die umgebenden zu Bork gehört. Städte und Gemeinden sowie an das Münster- land und das Ruhrgebiet angebunden. Eine Ansonsten ist Bork von einem recht vielfältigen großräumige Anbindung ist durch Autobahnan- Landschaftsraum umgeben: Hinter dem nord- schlüsse an die BAB 1 Köln-Bremen und die östlich vorbeifließenden Selmer Bach erheben BAB 2 Hannover-Oberhausen gegeben. sich die Netteberge als Hügellandschaft, nach Südwesten schließt sich die Lippeaue an. Die Nach der Innenstadt ist Bork mit knapp unter südliche Stadtgrenze zu Lünen ist mit der Al 6.700 Einwohnern (31.12.2015) der zweitgrößte stedder Mark durch eines der wenigen größe- Stadtteil Selms. Der Masterplan Selm hat den ren Waldgebiete in der Umgebung geprägt, Stadtteil Bork – kontrastierend zur „Kleinstadt“ während die übrigen Bereiche weitgehend land- Selm und zum „Wohnplatz“ Cappenberg – als wirtschaftlich genutzt sind. „Dorf“ charakterisiert. Damit sollte dargestellt werden, dass Bork über die Wohnfunktion hin- aus über eine eigene Grundversorgung verfügt. Mit dem Amtshaus ist der Stadtteil darüber hi- naus Sitz der Stadtverwaltung. Auch der Bahn- haltepunkt Bork (Westf.) unterstreicht Borks Bedeutung als gut ausgestatteter und in vielen Bereichen „selbstständiger“ Stadtteil Selms, was sicherlich auch auf die lange tatsächliche
Integriertes Handlungskonzept für den Stadtteil Selm-Bork 15 Bestandsanalyse Abb 005 Stadtplan Stadt Selm Quelle: Stadt Selm
2.2 Bevölkerungs- und Sozialstruktur Da stadtteilbezogene Daten für Bork – mit dem Jahr 2004 lässt sich ein Bevölkerungs- Ausnahme der Gesamtbevölkerung und der Al- rückgang konstatieren. So sank die Bevölke- tersverteilung – nicht zur Verfügung standen, rungszahl zwischen den Jahren 2000 und 2015 werden zur Darstellung der Bevölkerungs- und um 1.076 Personen, was einem Rückgang um Sozialstruktur im Folgenden gesamtstädtische 3,95 % entspricht. Wie Abbildung 6 veran- Zeitreihen und Daten der Bertelsmann-Stiftung schaulicht, spiegelt sich damit in Selm ein Trend sowie der Landesdatenbank IT.NRW wider, der sich auch im Kreis Unna und im Land verwendet. NRW zeigt. Bevölkerungsvorausberechnungen der Bertelsmann-Stiftung und der Landesda- In einer qualitativen Einschätzung durch die tenbank NRW prognostizieren der Stadt Selm Verwaltung zeichnet sich der Stadtteil Bork im einen hohen Bevölkerungsrückgang um -8,7 % Vergleich zur Gesamtstadt nicht durch weitrei- bis zum Jahr 2030. Dieser Wert liegt oberhalb chende Abweichungen aus, die einen besonde- angrenzender Kommunen wie Werne (-6,1 %) ren Handlungsbedarf auslösen. Vielmehr soll die oder Lünen (-8,2 %), aber unterhalb des pro- nachfolgende gesamtstädtische Betrachtung gnostizierten Wertes vieler Kommunen des Grundlage für eine kommunale Strategie zum Ruhrgebietes. Umgang mit dem demografischen Wandel so- wie ggf. zum Ergreifen sozialpräventiver Maß- Die negative Bevölkerungsentwicklung Selms in nahmen darstellen, wozu von den drei Stadttei- den letzten Jahren ist sowohl auf natürliche als len arbeitsteilig nach ihren besonderen auch auf wanderungsbedingte Bevölkerungs- Standortbedingungen und Potenzialen ein Bei- bewegungen zurückzuführen. Zwischen den trag geleistet werden soll. Insoweit handelt es Jahren 2010 und 2014 schwankte der natürli- sich auch um eine Aktualisierung des im Rah- che Bevölkerungssaldo ebenso wie der Wande- men des Masterplans Selm verwendeten rungssaldo in unterschiedlicher Intensität und Datenmaterials. lässt kein eindeutiges Muster sichtbar werden (s. Abbildung 7). Ein massiver Anstieg des Be- Mit Blick auf die hier herangezogenen Ver- völkerungssaldos wird im Jahr 2015 erkennbar, gleichsräume ist darauf hinzuweisen, dass Selm der vermutlich auf die Aufnahme von Flüchtlin- durch seine Randlage im Kreis Unna und im Re- gen zurückzuführen ist. Im Jahr 2015 verzeich- gierungsbezirk Arnsberg sicherlich einige Be- nete Selm insgesamt 2.740 wanderungsbe- sonderheiten aufweist. So sind einige insbeson- dingte Zuzüge. dere sozioökonomische Faktoren stärker „münsterländisch“ geprägt. Andererseits profi- Betrachtet man die Zu- und Fortzüge über die tiert Selm durch seine Ballungsraumnähe auch Gemeindegrenzen der Stadt Selm nach Alters- als beliebter Wohnstandort. gruppen (Abbildung 8), so fallen bei Betrachtung des Zeitraums 2010 bis 2015 zwei Aspekte auf: Mit 26.164 Einwohnerinnen und Einwohnern Deutliche Überschüsse von Zu- gegenüber Fort- zählt Selm zu den mittelgroßen Städten des zügen lassen sich für die Altersgruppen der Min- südlichen Münsterlandes (Stichtag 31.12.2015). derjährigen, der 25 bis unter 30-Jährigen sowie Im Ortsteil Bork leben derzeit 6.690 Einwohne- der 30 bis unter 50-Jährigen beobachten. Inner- rinnen und Einwohner, was etwa einem Viertel halb der beiden letztgenannten Alterskohorten der Selmer Bevölkerungszahl entspricht. Seit positioniert sich die Stadt Selm vor dem Kreis
Integriertes Handlungskonzept für den Stadtteil Selm-Bork 17 Bestandsanalyse 102 100 Index (2000 = 100) 98 96 94 92 90 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 Stadt Selm Kreis Unna Land NRW Abb 006 Bevölkerungsstand Quelle: SSR auf Datengrundlage IT.NRW, Landesdatenbank 1200 1000 Bevölkerungssaldo 800 600 400 200 0 -200 2010 2011 2012 2013 2014 2015 -400 Natürlicher Saldo Wanderungssaldo Bevölkerungssaldo Abb 007 Bevölkerungssaldenentwicklung Quelle: SSR auf Datengrundlage IT.NRW, Landesdatenbank 65 Jahre und mehr 50 bis unter 65 30 bis unter 50 25 bis unter 30 18 bis unter 25 unter 18 -40% -20% 0% 20% 40% 60% 80% Land NRW Kreis Unna Stadt Selm Abb 008 Überschuss der Zu- (+) und Fortgezogenen (-) über die Gemeindegrenzen im Durchschnitt der Jahre 2010 – 2015 Quelle: SSR auf Datengrundlage IT.NRW, Landesdatenbank
Integriertes Handlungskonzept für den Stadtteil Selm-Bork 18 Bestandsanalyse Unna. In den Wanderungsgewinnen spiegelt sich dem Land NRW erwirtschaften. Steigende ver- auch die Familienfreundlichkeit Selms wider. fügbare Einkommen der privaten Haushalte Wanderungsverluste unter den 18 bis unter zeugen von einer positiven wirtschaftlichen 25-Jährigen resultieren hingegen vor allem aus Entwicklung und dienen als Indikator für wach- der Bildungsmigration. senden Wohlstand der Selmer Bevölkerung. Positiv herauszustellen ist ebenso die Entwick- Die Altersstruktur im Ortsteil Bork weist keine lung der sozialversicherungspflichtig Beschäf- Besonderheiten im Vergleich zur gesamtstädti- tigten der vergangenen Jahre. Nach rückläufi- schen Altersstruktur auf (s. Abbildung 9). Aller- gen Zahlen im Zeitraum 2002 bis 2006 dings zeigt der direkte Vergleich mit dem Kreis profitiert die Stadt Selm ebenso wie der Kreis Unna in Selm einen höheren Jugendquotienten Unna von einem Beschäftigungsplus um 14 % (unter 20-Jährige je 100 Personen der Alters- zwischen den Jahren 2007 und 2014. gruppe 20-64) von 31,8 % (Kreis Unna: 30,8 %) im Jahr 2014 sowie einen niedrigeren Altenquoti- Die Wirtschaftsstruktur der Stadt Selm ist ähn- enten (ab 65-Jährige je 100 Personen der Alter- lich wie umliegende Kommunen durch einen gruppe 20-64) von 33,7 % (Kreis Unna: 36,9 %). hohen Anteil Beschäftigter im tertiären Wirt- Momentan deutet dies auf eine insgesamt jün- schaftssektor geprägt, wie Abbildung 11 ver- gere Bevölkerung Selms im Vergleich mit den deutlicht. Innerhalb des tertiären Sektors bilden übrigen Kommunen des Kreises Unna hin. Den die sonstigen Dienstleistungen mit einem Be- Prognosen der Bertelsmann-Stiftung zufolge schäftigtenanteil von 43,93 % den Schwer- wird sich dieser Befund allerdings nicht langfris- punkt. Der Wert bewegt sich auf einem ver- tig halten. Bis zum Jahr 2030 sinkt der Jugend- gleichsweise hohen Niveau, zumal der quotient geringfügig (31,8 % auf 31,5 %), aber es kreisweite Durchschnitt von 41,11 % auf gerin- kommt zu einer deutlichen Erhöhung des Al- gere Anteile in angrenzenden Kommunen hin- tenquotienten (von 33,7 % auf 57,7 %). Der für deutet. Das produzierende Gewerbe ist mit das Jahr 2030 prognostizierte Gesamtquotient 30,51 % ähnlich wie im kreisweiten Durch- von 89,2 %, also die Anzahl an Personen im nicht schnitt (29,14 %) höher als auf Landesebene erwerbstätigen Alter je 100 Personen im er- (28,24 %), aber geringer als auf Regierungsbe- werbsfähigen Alter, wird sich oberhalb des kreis- zirksebene (34,27 %) vertreten. Dieser Wert im weiten Durchschnitts von 88,1 % und des landes sekundären Sektor spiegelt auch die Lage weiten Durchschnitts von 80,6 % bewegen. Selms zwischen dem industriell geprägten Anzeichen des demografischen Wandels sowie Ruhrgebiet und dem ländlich geprägten Müns- die mit diesem verbundenen Herausforderungen terland wider. werden sich zukünftig in Selm daher in verstärk- tem Maße bemerkbar machen. Aus planerischer Perspektive kann u.a. von einem erhöhten Be- darf an Pflege- und Betreuungseinrichtungen für ältere und hilfsbedürftige Menschen ausgegan- gen werden. Die Entwicklung des verfügbaren Einkommens privater Haushalte zeigte zuletzt einen positi- ven Verlauf. Zwar stiegen die Einkommensver- hältnisse mit Ausnahme des Jahres 2008 stetig an, aber erst seit 2010 überwiegt das verfüg- bare Einkommen gegenüber dem, was private Haushalte auf Ebene des Kreises Unna oder
Integriertes Handlungskonzept für den Stadtteil Selm-Bork 19 Bestandsanalyse 30% relative Anteile 20% 10% 0% u18 18-30 30-50 50-65 ü65 Bork (2016) Gesamtstadt (2016) Abb 009 Altersstruktur Selm Quelle: SSR auf Datengrundlage IT.NRW, Landesdatenbank 60 30% relative Anteile 40 20% 20 10% 0 0% 2014u18 18-30 2030 30-50 2014 50-65 ü65 2030 Bork (2016) Jugendquotient Gesamtstadt (2016)Altenquotient Abb 010 Prognose der Jugend- und Altenquote Quelle: SSR auf Grundlage Bertelsmann-Stiftung 2016 100% relative Anteile [%] 75% 50% 25% 0% Stadt Selm Kreis Unna Regierungsbezirk Land NRW Arnsberg Land- und Forstwirtschaft, Fischerei Produzierendes Gewerbe Handel, Gastgewerbe, Verkehr Sonstige Dienstleistungen Abb 011 Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte (Arbeitsort) nach Wirtschaftsbereichen am 30.06.2014 in Prozent Quelle: Wegweiser Kommune, Bertelsmann-Stiftung 2016
2.3 Nutzungsstruktur Bauleitplanung zu einem kompakteren Siedlungskörper um den zentralen Versorgungsbereich beigetragen. Mit der 14. Änderung des Flächennutzungspla- nes (FNP) der Stadt Selm vom September Zugleich wird durch Ausweisung einer Sonder- 2015 wurde im Stadtteil Bork zentralen Zielaus- baufläche unmittelbar an der B 236 die Ansied- sagen des Masterplans Selm nachgekommen lung von Einzelhandelsbetrieben ermöglicht. Da und die Weichen für eine innenorientierte Ent- hierfür ein konkretes Ansiedlungsinteresse be- wicklung gestellt. steht, wurde mit der Aufstellung des Bebau- ungsplans Nr. 84 „Nahversorgung Bork“ parallel Mit der bedarfsbedingten Rücknahme einer verbindliches Baurecht geschaffen. Diese Pla- randlagigen Wohnbaufläche (Teilbereich 2 der nung wurde erforderlich, da im zentralen Ver- 14. Änderung des FNP) im Ausgleich zu einer sorgungsbereich „Nebenzentrum Ortskern Bork Neuausweisung unmittelbar östlich des Orts- / Hauptstraße“ nachweislich keine geeigneten kerns wurde die planungsrechtliche Vorausset- Standorte zur Ansiedlung eines Lebensmittel- zung für die Schließung der Siedlungslücke discounters und Drogeriemarktes verfügbar zwischen dem Zentrum Bork und dem Sied- sind. lungsbereich Hassel geschaffen. Hierdurch wird Abb 012 Auszug aus dem Flächennutzungsplan vor der 14. Änderung Quelle: Stadt Selm
Integriertes Handlungskonzept für den Stadtteil Selm-Bork 21 Bestandsanalyse Abb 013 14. Änderung des Flächennutzungsplans der Stadt Selm Quelle: Stadt Selm
Integriertes Handlungskonzept für den Stadtteil Selm-Bork 22 Bestandsanalyse Wohnen erfolgt eine regional verstärkte Nachfrage auf dem Wohnungsmarkt für die Dauer der Ausbil- Qualitativ betrachtet sind die Ballungsrandlage dungszeiten. Dies hat den Wohnungsmarkt Selms mit der Nähe zum Ruhrgebiet und im auch im Stadtteil Selm belebt, Auf dem Seg- Übergang zum landschaftlich reizvollen Müns- ment des „Kurzzeitwohnens“ besteht weiterhin terland sowie die kleinstädtischen bis dörfli- Nachfragepotenzial. chen Strukturen mit einem attraktiven Woh- numfeld kennzeichnend für den Wohnstandort Neben dem bereits entwickelten Baugebiet Selm. „Nierfeld“ (B-Plan Nr. 78) sind die im Master- plan Selm für Bork benannten Wohnbauflä- Auch wenn Selm in den letzten Jahren wieder chenpotenziale mit der 14. FNP-Änderung ein positives Wanderungssaldo verzeichnet (östlich der B 239) und dem städtebaulichen (u.a. auch durch den Flüchtlingszuzug), kann Entwurf für das Wohnquartier am Friedhof hierduch die natürliche Bevölkerungsentwick- weiter vorbereitet worden. Mit dem B-Plan Nr. lung nicht kompensiert werden, sodass in der 86 „Bahnhofstraße“ wird die Wohnbebauung Summe von einem Bevölkerungsrückgang aus- der ehemaligen Sportplatzfläche zwischen zugehen ist. dem Ortskern und dem Bahnhaltepunkt ermöglicht. Steigende Wohnflächenansprüche, der demo- grafische Wandel und eine Pluralisierung der Insofern bestätigt sich die bereits mit dem Lebensstile führen zu einer Änderung der Masterplan Selm verfolgte Strategie, zentren- Wohnungsnachfrage. Mit der sinkenden Bevöl- nah Wohnangebote zu schaffen und zu qualifi- kerungszahl wird sich die Wohnungsnachfrage zieren, welche auch die Nachfragedichte für zunehmend von einem quantitativen hin zu ei- Handels- und Dienstleistungsangebote im Zen- nem qualitativen Bedarf entwickeln. trum erhöhen und damit insgesamt zu einer Stabilisierung des Ortskerns beitragen. Insofern ist die zentrale Aufgabe der Wohnbau- entwicklung weniger darin zu sehen, expansiv Soziale Infrastruktur neue Baulandflächen auszuweisen, sondern vielmehr darin, Flächenpotenziale für die benö- Soziale Infrastruktur wie Bildungs-, Betreu- tigten qualitativen Umstrukturierungsprozesse ungs- und Gesundheitseinrichtungen stellen bereitzustellen. einen wesentlichen Standortfaktor für das Wohnen dar. Für den Stadtteil Bork geht es dabei im We- sentlichen darum, jungen Menschen in der Fa- Bork verfügt aktuell über einen Grundschul- miliengründungsphase sowie älteren Men- standort (mit Außenstelle in Cappenberg) so- schen, für die ihre bisherige Wohnung nicht wie eine Hauptschule. Die Schulentwicklung ist mehr den Bedürfnissen entspricht, den Ver- ein im hohen Maß von der demografischen bleib in Bork zu ermöglichen. Durch den Neu- Entwicklung beeinflusster Sektor. Bezüglich des bau barrierefreier und seniorengerechter Woh- Schulwahlverhaltens spielen darüber hinaus nungen ist zudem von einer Freisetzung von qualitative Aspekte des Schulangebotes eine Bestandsimmobilien für andere Nachfrager Rolle. Da mit dem Schulentwicklungsplan vom auszugehen. Oktober 2013 eine höchst aktuelle Basis vor- liegt, in welcher diese Aspekte und ihre Konse- Im Stadtteil Bork ist als Besonderheit noch auf quenzen ausführlich dargestellt sind, soll sich im die Umstrukturierung des LAFP hinzuweisen: Folgenden auf die wesentlichen raumwirksa- Durch die Abschaffung der „Kasernierung“ men Aussagen beschränkt werden. Durch die
Integriertes Handlungskonzept für den Stadtteil Selm-Bork 23 Bestandsanalyse Alterung der Bevölkerung nehmen die schulrelevanten Altersgruppen anteilig noch stärker ab als die Wohnbevölkerung als Ganzes. Dies wirkt sich auf die Zügigkeit der Schulen und damit den Raumbedarf aus. Zugleich ist hierbei zu berücksichtigen, dass sich durch den Ausbau der Ganztagsbetreuung durchaus auch ein zusätzlicher Bedarf ergibt. Zudem ist die zunehmende Präferenz von Gymnasien und Ganztagsschulen zu Lasten der Hauptschule zu Abb 014 Wohnbaupotenziale Bahnhofstraße beobachten. Quelle: SSR Perspektivisch (der Schulentwicklungsplan hat einen Planungshorizont bis zum Schuljahr 2021 / 22) zeigt sich bei der Grundschule Bork eine ausgeglichene Bilanz. Bei der Erich-Käst- ner-Hauptschule in Bork besteht zukünftig ein Überhang von 15 Räumen. Der perspektivische Raumflächenüberhang im Sekundarbereich von fast einem Drittel der Flä- chenkapazitäten führte zusammen mit der Abb 015 Potenzial ehem. Friedhoferweiterungsfläche oben beschriebenen Präferenz bei der Wahl der Quelle: DTP Schulform zur Einrichtung einer Sekundar- schule in der Stadt Selm: Seit dem Schuljahr 2014 / 15 werden die Erich-Kästner-Gesamt- schule in Bork sowie die Otto-Hahn-Realschule im Stadtteil Selm jahrgangsweise aufgelöst und parallel in den frei werdenden Räumen der Re- alschule das neue Schulangebot aufgebaut. Bei Umsetzung dieser Planungen wäre der Stand- ort der Erich-Kästner-Hauptschule in Bork zum Sommer 2019 freigezogen. Abb 016 Erich-Kästner-Hauptschule Nachdem zum Zeitpunkt der Erstellung des Quelle: DTP Masterplans Selm die Nachnutzungsperspek- tive für das Schulgebäude noch ungewiss war, konnte zwischenzeitlich eine für den Stadtteil Bork potenzialträchtige Nachnutzungsper- spektive eröffnet werden: So zog zum Schul- jahresbeginn 2016 / 17 die Pestalozzischule (Förderschule) von einem etwas ablagigen Standort im Stadtteil Selm in das 1. Oberge- schoss des Hauptschulgebäudes in Bork. Die auslaufende Hauptschule wird parallel für drei weitere Schuljahre im Erdgeschoss betrieben. Abb 017 Seniorenwohnpark Am Weiher Danach stehen diese Räumlichkeiten auch für Quelle: DTP
Integriertes Handlungskonzept für den Stadtteil Selm-Bork 24 Bestandsanalyse die Pestalozzischule zur Verfügung, für die im Realisierung einer weiteren Seniorenresidenz in Schulentwicklungsplan ein Bedarf von zukünf- Bork beteiligt. Hier soll am Marktplatz ein Se- tig zwei weiteren Räumen gegenüber dem niorenzentrum mit 39 vollstationären Plätzen in Altstandort ermittelt wurde. vier Wohngruppen entstehen. Weiterhin sollen in sieben separierten Apartments Service-Woh- Bemerkenswert ist weiterhin das mit dem Lan- nen sowie Tagespflegeplätze realisiert werden. desamt für Aus- und Fortbildung und Perso- nalangelegenheiten der Polizei NRW (LAFP) Einzelhandel vorhandene akademische Bildungsangebot in Bork. Die Hauptgeschäftslage in Bork erstreckt sich zwischen dem Marktplatz entlang der Haupt- Hinsichtlich der Kindertageseinrichtungen, wei- straße bis zum Edeka-Markt an der Kreis- terer Plätze in der Kindertagespflege sowie der straße. Die Neuabgrenzung des zentralen Ver- Angebote der offenen Ganztagsschule (Grund- sorgungsbereiches (ZVB) „Ortskern Bork / schulen und Förderschule) und der Über-Mit- Hauptstraße“ als Nebenzentrum schließt öst- tag-Betreuung besteht in Selm ein breites Be- lich angrenzend auch den Adenauerplatz und treuungsangebot für Kinder und Jugendliche. die Netteberger Straße bis zur B 236 ein. Die U3-Betreuungsangebote werden nach An- gaben der Stadt Selm kontinuierlich weiter Nachdem das Einzelhandelskonzept (2005) ausgebaut. einen hohen Kaufkraftabfluss im Stadtteil Bork konstatiert hatte (22 % im kurzfristigen Be- Nachdem der Jugendtreff „Freestyle“ in Bork darf), verstärkten sich die Bemühungen zur 2009 aus Kostengründen geschlossen werden Verbesserung der Nahversorgungssituation im musste, wird nicht nur seitens der Jugendlichen Stadtteil. Bedarf an offenen Treffs beziehungsweise Ver- anstaltungsmöglichkeiten für Jugendliche Ein seit längerer Zeit leerstehender Lebensmit- angemeldet. telmarkt am Marktplatz konnte nicht mehr er- folgreich reaktiviert werden, was neben der et- Bezüglich des Bildungsangebotes im kulturellen was abseitigen Lage auch auf das nicht mehr Bereich und der Erwachsenenbildung sind die zeitgemäße Flächenpotenzial und das be- Einrichtungen des Fortbildungs- und Kulturbe- grenzte Parkplatzangebot zurückgeführt wer- triebs Selm (FoKuS) – Bibliothek, Musikschule, den kann. Dennoch handelte es sich um den Volkshochschule – und die katholische Famili- einizgen Standort, der im ZVB überhaupt noch enbildungsstätte anzuführen, die auch mit An- für eine solche Nutzung in Frage kam und zu- geboten im Stadtteil Bork präsent sind. sammen mit acht weiteren Standorten in eine vergleichende Untersuchung zur „Entwicklung Ein Familienzentrum und Seniorenbegegnungs- eines Standortes zur Sicherung und Stärkung stätten ergänzen das Angebot an sozialer Infra- der Nahversorgung“ (Stadt Selm 2015) einbe- struktur in Bork. Der Caritasverband Lünen- zogen werden konnte. Selm-Werne betreibt den Seniorenwohnpark Am Weiher in Bork. Im Rahmen der Sozialpla- Die 2015 aktualisierte Standortuntersuchung nung des Kreises Unna hat die Kreispflegekon- aus dem Jahr 2010 kommt zu dem Schluss, ferenz der Stadt Selm als einer der wenigen „dass ein Einzelhandelsstandort kleiner als Standorte in der Region noch einen Bedarf an 800 m² Verkaufsfläche im Zentralen Versor- weiteren Pflegeeinrichtungen bescheinigt. Der gungsbereich Bork nicht realisiert werden kann. Caritasverband hat sich erfolgreich an einer Auch das Anforderungsprofil für einen isolierten Ausschreibung des Kreises Unna zur Drogeriemarktstandort, der von Investorenseite
Integriertes Handlungskonzept für den Stadtteil Selm-Bork 25 Bestandsanalyse kaum nachgefragt wird, kann im ZVB nicht Im Ortskern Bork zeigen sich hingegen typische nachgewiesen werden. Alternativplanungen auf Tendenzen, die auch auf allgemeine Eintwick- dem Feuerwehrgrundstück am Adenauerplatz lungen im Einzelhandel zurückzuführen sind: konnten ebenfalls nicht realisiert werden [An- Die Konzentration des Handels an autoaffinen merkung: Dieser Standort war Sachstand zum Standorten sowie die zunehmende Bedeutung Zeitpunkt der Erstellung des Masterplans des Online-Handels führen zum Rückzug „klas- Selm]. Daher ist die Realisierung eines Nahver- sischer“ Handelsangebote aus der Fläche, wo- sorgungszentrums mit Lebensmitteldiscounter, von insbesondere Nebenzentren mit kleinteili- Drogeriemarkt und Backshop im Kreuzungsbe- gen Flächenstrukturen betroffen sind. reich Netteberger Straße/B 236, das im Rah- men der 14. Änderung des Flächennutzungspla- Diesen allgemeinen Entwicklungstendenzen nes und durch die Neuaufstellung des kann vor Ort nur begrenzt entgegengewirkt Bebauungsplanes Nr. 84 „Nahversorgung Bork“ werden. Zu empfehlende Strategien sind, planerisch entwickelt werden soll, notwendig. Impulse größerer Handelsmagneten bestmög- lich zur Belebung der traditionellen Einkaufsla- Mit der Umsetzung dieser Maßnahme, die in- gen zu nutzen, die Geschlossenheit der Zen- zwischen bauleitplanerisch vorbereitet ist, wird trenlagen durch eine räumliche Konzentration für das Frühjahr 2017 gerechnet. Damit kann zu sichern, ergänzende Nutzungsangebote au- eine wesentliche Verbesserung der Nahversor- ßerhalb des Handels zur Frequenzsteigerung gungssituation erreicht werden. zu nutzen und durch die Gestaltung des öffent- lichen Raumes zur Erhöhung der Abb 018 Abgrenzung des zentralen Versorgungsbereiches „Ortskern Bork / Hauptstraße“ (15. Änderung des FNP) Quelle: Stadt Selm
Integriertes Handlungskonzept für den Stadtteil Selm-Bork 26 Bestandsanalyse Aufenthaltsqualität und damit der Aufenthalts- Freiraum dauer beizutragen. Der rechtskräftige Landschaftsplan des Kreises Die Überlegungen zur Aufgabe des Standortes Unna für die Stadt Selm weist den Außenbe- „Marktplatz“ einschließlich der Verlagerung des reich im Stadtgebiet fast vollständig als Land- Wochenmarktes in das Zentrum des Ortskerns, schaftsschutzgebiet aus. die Verlagerung der Volksbank-Filiale in ein neues Wohn- und Geschäftshaus in der Orts- Selbst von der Ortsmitte Borks kann der freie mitte und die Wiederaufnahme der Überlegun- Landschaftsraum quasi in alle Richtungen in gen zur Umgestaltung der Hauptstraße und einer Entfernung von weniger als einem Kilo- des Adenauerplatzes scheinen somit zielfüh- meter erreicht werden. Auch die aufgelockerte rende Handlungsansätze zur Stabilisierung und und durchgrünte Siedlungsstruktur stellt eine Weiterentwicklung des ZVB Ortskern Bork / große Qualität des Stadtteils dar und relativiert Hauptstraße, welche mit der Entwicklung zen- den Bedarf an öffentlichen Grünanlagen inner- trennahen Wohnens sinnvoll ergänzt werden. halb des Siedlungsbereiches. Zugleich kommt dem öffentlichen Freiraum – ob als Straßen- Gewerbe raum, Platz oder Grünanlage – eine wichtige soziale Funktion im Stadtteilleben zu und ist Ähnlich wie beim Wohnen ist auch beim Ge- hierbei identitätsstiftend. Gerade für ältere werbe kein über das noch vorhandene Flächen- Menschen und Eltern mit kleinen Kindern ist ein potenzial im FNP hinausgehender quantitativer attraktives Wohnumfeld von hoher Bedeutung. Bedarf anzumelden. Attraktiv gestaltete Freiräume tragen über ihre Unter qualitativen Gesichtspunkten wurde aller- Aufenthaltsqualität für Einheimische und Gäste dings bereits im Masterplan Selm darauf hinge- darüber hinaus zur Stabilisierung des zentralen wiesen, dass neben der bloßen Flächenverfüg- Versorgungsbereiches bei. barkeit „konventioneller“ Gewerbeflächen für eine erfolgreiche Ansiedlungspolitik insbeson- Wenn mit der Realisierung des neuen Senioren- dere eine Standortprofilierung sowie das Ange- zentrums der bisherige Marktplatz überbaut bot von Standorten mit qualitativ anderweitig wird, ist nicht nur für den Wochenmarkt ein ausgerichteten Nutzungsmöglichkeiten erfor- neuer Standort erforderlich. Der noch auf dem derlich scheint (Bedarf an Standorten für For- Marktplatz befindliche „Vereinsbaum“ weist da- schung & Technologie sowie für Wohnen & rüber hinaus auf den Bedarf nach einem zen- Arbeiten). tralen Identitätsort und einer Feierstätte hin. Hier bietet der Standort Bork mit dem Gewer- Während der westliche Teil der Hauptstraße in begebiet „Am Dieselweg“ (als einem von zwei den 1980er Jahren bereits eine Neugestaltung Selmer Gewerbegebieten) und dem dort ver- erfuhr, wurde diese für den östlichen Abschnitt folgten Ansatz „Wohnen & Arbeiten“ ein Poten- und den Adenauerplatz nach Fertigstellung der zial von gesamtstädtischer Bedeutung. Die Ortsumgehung zwar möglich, aber bislang nicht Lage zwischen Bahnlinie und B 236 sowie die realisiert. Nähe zum Ortskern stellen gute Voraussetzun- gen für die Ansiedlung von Betrieben dar, von Südlich der Hauptstraße finden sich mehrere denen auch der Wohnstandort Bork und der Grünflächen (vom Umfeld des Seniorenwohn- ZVB im Zentrum profitieren können. parks Am Weiher, über den Friedhof bis hin zu einer kleinen Grünanlage unmittelbar östlich des Kreisverkehrs an der B 236), die bislang
Integriertes Handlungskonzept für den Stadtteil Selm-Bork 27 Bestandsanalyse aber weder funktional noch gestalterisch ent- wickelt noch attraktiv miteinander vernetzt sind. Gerade durch die angrenzenden Nutzun- gen ist hier ein hohes Potenzial der innerörtli- chen Grünflächenentwicklung zu sehen. Auch die großzügigen Grün- und Freiflächen im Umfeld des Amtshauses sind in Anbetracht der zentralen Lage sowohl als untergenutzt wie auch als „untergestaltet“ anzusehen. Abb 019 Marktplatz mit Wochenmarkt Quelle: DTP Im Masterplan Selm wurde der Selmer Bach als zentraler stadtteilverbindender Freiraum- und Wegekorridor konzipiert. Da der Selmer Bach nordöstlich des Siedlungsbereichs entlangfließt, kommt ihm als eine attraktiven Fuß- und Rad- wegeanbindung an das Ortszentrum eine be- sondere Bedeutung zu. Ortsbild und Denkmäler Allein im Zentrum Borks finden sich links und Abb 020 Umgebauter westlicher Teil der Hauptstraße rechts der Hauptstraße etwa 15 eingetragene Quelle: DTP Baudenkmäler. Darüber hinaus wird das Ortsbild wesentlich durch die städtebauliche Struktur geprägt, in der sich immer noch das mittelalter- liche Kirchdorf widerspiegelt. Eine für viele Kirchdörfer Westfalens typische Besonderheit stellt der Kirchring, eine ringför- mige Bebauung, um die Pfarrkirche St. Stepha- nus dar, der in seiner Struktur noch erhalten ist. Auch wenn aktuell nur ein Gebäude der Rand- bebauung selbst als Baudenkmal eingetragen Abb 021 Kirchring um die Pfarrkirche St. Stephanus ist, geht von der der Pfarrkirche ein Umge- Quelle: SSR bungsschutz aus. Durch eine teilweise starke Überformung historischer Bausubstanz lässt sich der konkrete Denkmalwert einzelner Ge- bäude ohne weitere Untersuchungen noch nicht bestimmen. Auch viele weitere für Kirchdörfer typische Ge- bäude, Nutzungen und Strukturen im Umfeld der Kirche sind in Bork heute teilweise nur noch zu vermuten und erfordern ggf. weitergehende archäologische Untersuchungen. Abb 022 Östlicher Stadtteileingang am Kreisverkehr Quelle: DTP
Integriertes Handlungskonzept für den Stadtteil Selm-Bork 28 Bestandsanalyse Im Rahmen der Erstellung des IHK Selm-Bork Station sind erhöhte Anforderungen an Orien- wurden der Landschaftsverband Westfa- tierung, Führung und Sicherheit zu stellen. len-Lippe (LWL) mit seinen Dienststellen Denk- Hierzu ist im Prinzip der gesamte Bereich zwi- malpflege und Archäologie konsultiert, um eine schen dem Stadtteileingang am Bahnhof und Ersteinschätzung der Situation im Ortskern dem Kreisel Bahnhofsstraße einer gestalteri- Borks zu erhalten und das weitere Vorgehen schen Qualifizierung zu unterziehen. Die Ge- abzustimmen. staltung des Ortseingangs an der Waltroper Straße soll in Verbindung mit einer Attraktivie- Der LWL begrüßt, wenn insbesondere der Be- rung für den Fuß- und Radverkehr den Stand- reich des Kirchrings im Rahmen des IHK eine ort LAFP besser an den Stadtteil anbinden. Der Qualifizierung erhält. Die LWL-Archäologie für Kreisverkehr am Ostwall ist auch durch seine Westfalen behält sich vor, bei beabsichtigten Gestaltung eine signifikante Marke, doch ver- Eingriffen im Ortskern Einzelprüfungen vorzu- schwindet auch hier Bork hinter Lärmschutz- nehmen, ob eine weitergehende archäologische wällen. Zur Ausbildung eines Ortseingangs, der Untersuchung sinnvoll ist. auf den dahinter befindlichen Geschäftsbereich aufmerksam macht, ist eine wahrnehmbare und Bezüglich weiterer Aspekte des Ortsbildes qualitätsvolle bauliche Ausgestaltung der Eck- wurde bereits im Masterplan Selm auf das Er- bebauung zu verfolgen. In diesem Zuge sollte fordernis einer Qualifizierung des Bahnhofsum- geprüft werden, inwieweit die städtebauliche feldes hingewiesen. Auch die Station selbst ist Gestaltung auch den erforderlichen Lärm- dringend modernisierungsbedürftig (nicht bar- schutz für die dahinterliegende Wohnbebauung rierefrei). Aufgrund der abseitigen Lage der gegenüber dem Wall verbessern kann. Abb 023 Der Kirchring Bork im Ausschnitt des Katasters von 1892 Quelle: Stadt Selm
Integriertes Handlungskonzept für den Stadtteil Selm-Bork 29 Bestandsanalyse Mobilität solide Basis zu stellen, empfiehlt sich im Vorfeld eine Aktualisierung der vorliegenden Der Verkehrsentwicklungsplan (VEP) der Stadt Verkehrsuntersuchungen. Selm stammt aus dem Jahr 1989 / 90. Im Jahr 2003 wurde seitens der Stadt ein Verkehrssta- Was den öffentlichen Verkehr betrifft, besteht tusbericht erstellt, der die prognostizierte Ver- mit dem Haltepunkt Bork (Westf) der Bahnlinie kehrssituation und den Umsetzungsstand des Dortmund – Coesfeld – Enschede eine hervor- Maßnahmenprogramms des VEP evaluierte. In ragende Anbindung an den Schienenverkehr. der Folge wurden u.a. auch für den Stadtteil Der Ortskern Borks wird von der Regionalbusli- Bork vertiefende verkehrskonzeptionelle Be- nie R19 (Lünen – Selm – Lüdinghausen) im trachtungen angestellt (Ortskern Bork – Ver- Stundentakt bedient. Ergänzt wird das Busan- kehrskonzept 2004). Der Verkehrsstatusbericht gebot durch weitere Fahrten zu den Hauptver- kam 2003 zu dem Ergebnis, dass die weitaus kehrszeiten (D19 Lünen – Bork – Selm), durch meisten im VEP 1989 / 90 vorgeschlagenen Stadtbuslinien (insbesondere Flächenbedien- Maßnahmen – mit Ausnahme des Radver- ung) und ein Taxibussystem für nachfrage- kehrskonzeptes und der Planungen für den schwache Gebiete und die Schwachlastzeiten. Ortskern Bork – umgesetzt wurden bzw. sich in der Umsetzungs- oder Planungsphase be- Bork ist über einen Ost-West-Korridor (Verbin- fanden. Da der ÖPNV-Anteil des Modal Split dung zwischen Cappenberg und Bork) an das deutlich gesteigert werden konnte, waren auch Radverkehrsnetz NRW angebunden. Über die die Steigerungen des Kfz-Verkehrs nicht im B 236 besteht eine Verbindung zu einem weite- vom VEP prognostizierten Maße eingetreten. ren, nördlichen Korridor auf Selmer Stadtgebiet (Verbindung zwischen Nordkirchen und Olfen Die Untersuchungen aus dem Jahr 2004 für über Selm). Diese Verbindungen sind ab- Bork (Verkehrskonzept Ortskern Bork) ergaben schnittsweise auch in touristische Routensys- auch für diesen Stadtteil eine weitgehend un- teme integriert. So führt die Römer-Lippe- problematische Verkehrssituation. Auch die Ge- Route durch den Ortskern Borks, wodurch sich samtzahl der Stellplätze im Ortskern wurde als Bork in Verbindung mit dem Bahnhaltepunkt befriedigend eingeschätzt, deren Verteilung auf dieser überregional bedeutsamen Route als führt jedoch punktuell zu Engpässen. Für die Etappenziel oder Ausgangspunkt anbietet. Die durch den Bau der Ortsumgehung Bork ver- Empfehlungen des Masterplans Selm zur Ent- kehrlich entlasteten Abschnitte der Haupt- wicklung des Selmer-Bach-Korridors umfassten straße (einschließlich Adenauerplatz), Nette- auch den Vorschlag, über diese zu ent- berger Straße und Waltroper Straße liegt ein wickelnde Wegeverbindung auch die städtebauliches Konzept aus dem Jahr 1998 100-Schlösser-Route von Schloss Nordkirchen vor, dessen Umsetzung aus finanziellen Grün- über Schloss Cappenberg wieder zurück auf den zurückgestellt wurde. Allerdings ergeben die nördliche Hauptroute zu führen. Hiermit sich hier vor dem Hintergrund der geplanten wäre auch eine attraktive Radwegeverbindung Einzelhandelsentwicklung östlich der B 236 abseits der Bundesstraße möglich, die in Ansät- auch veränderte Rahmenbedingungen, die eine zen (Luisenstraße) auch vorhanden ist. Dieses neue städtebauliche Gesamtbetrachtung erfor- Hauptradverkehrsnetz wird In der Fläche durch dern. Um eine Umgestaltung der Straßenräume weitere Radwege, Anliegerstraßen und ver- im Ortskern (Straßenzüge Bahnhofsstraße – kehrsberuhigte Bereiche ergänzt. Für die wei- Hauptstraße – Netteberger Straße und tere Förderung des Radverkehrs bietet die Waltroper Straße – Kreisstraße) und die da- kompakte Siedlungsstruktur Borks darüber hin- durch erforderlich werdenden Neuregelungen aus noch Potenziale. des fließenden und ruhenden Verkehrs auf eine
2.4 Stadtteilbewertung (SWOT) und Handlungsbedarf Die SWOT-Analyse ist ein Instrument zur Un- ȫȫ Die Bauleitplanung der zurückliegenden Jahre tersuchung der Stärken (Strengths), Schwä- hat gute Voraussetzungen für eine bedarfs- chen (Weaknesses), Chancen (Opportunities) und innenorientierte Wohnbauentwicklung in und Risiken (Threats) auf verschiedenen The- Bork geschaffen. Qualitative Aspekte (Ziel- menfeldern. Sie dient damit als Basis für die gruppen, Gestaltung) rücken zukünftig in den Identifikation von Handlungsbedarf und für die Fokus. Strategieentwicklung. Als Stärken und Schwä- ȫȫ Mit Blick auf die demografische Entwicklung chen werden dabei im Allgemeinen Faktoren im verstärkt sich der Bedarf an Wohn-, Betreu- unmittelbaren Zugriffsbereich des Handelnden ungs- und Gesundheitsangeboten für ältere (hier: der Kommune) betrachtet (interne Ana- Menschen. Die gegebene „Familienfreund- lyse). Unter Chancen und Risiken werden dage- lichkeit“ sollte im Sinne einer ausgewogenen gen Umfeldfaktoren und Rahmenbedingungen Entwicklung dabei aber nicht vernachlässigt verstanden, welche nicht dem direktem Einfluss werden. unterliegen (Umfeldanalyse), sondern denen ȫȫ Die Nahversorgungssituation wird sich bei mit Anpassungsstrategien begegnet werden Umsetzung der aktuellen Planungen nachhal- kann. tig verbessern. Für die kleinteiligen Struktu- ren des historischen Zentrums fehlt es aller- Bestimmende Analyseergebnisse dings noch an einem zukünftigen Profil. ȫȫ Bei der Gestaltung des öffentlichen Raums im In Zusammenfassung der räumlichen und the- Ortskern besteht „Nachholbedarf“: Teilberei- matischen Bestandsanalyse können die folgen- che wurden nach Fertigstellung der Umge- den bestimmenden Entwicklungsaspekte für hungsstraße noch nicht umgestaltet, die be- den Stadtteil Bork festgehalten werden: reits umgestalteten Bereiche sind bereits wieder „in die Jahre gekommen“. Die öffentli- ȫȫ Der Stadtteil ist ebenso wie die Gesamtstadt chen Grünflächen im Ortskern bleiben hinter durch seine Lage zwischen dem Ballungs- ihrem gestalterischen und funktionalen Po- raum Ruhrgebiet und dem Münsterland ge- tenzial zurück. prägt. Die gute infrastrukturelle Anbindung ȫȫ Der historische Ortskern gibt Bork eine cha- und das attraktive landschaftliche Umfeld rakteristische Identität und ein attraktives kennzeichnen das hohe Potenzial des Image. Die freizeittouristischen Potenziale Wohnstandortes. insbesondere der Römer-Lippe-Route sind ȫȫ Diese Attraktivität als Wohnstandort spiegelt noch nicht ausgeschöpft. sich auch in der Bevölkerungsstruktur wider ȫȫ Die verkehrliche Situation Borks stellt eine (überdurchschnittlicher Anteil von Familien günstige Voraussetzung für eine Entwicklung mit Kindern). Die Bildungswanderung junger dar, die Fußgänger und Radfahrende in den Erwachsener ist eine typische Ausprägung Mittelpunkt stellt. Dies spiegelt sich in der vergleichbarer Kommunen. Gerade für Bork Gestaltung der Straßenräume noch nicht wi- bieten sich durch das LAFP aber auch Chan- der. cen, diese Altersgruppe stärker vor Ort zu binden. Perspektivisch wird sich der Anteil der älteren Menschen an der Gesamtbevöl- kerung deutlich erhöhen.
Integriertes Handlungskonzept für den Stadtteil Selm-Bork 31 Bestandsanalyse Stärken Nähe zu Ballungsräumen bei zugleich Mangel an barrierefreiem Wohnraum, Schwächen ȫȫ ȫȫ qualitativ hochwertiger Wohnumge- Wohnangeboten mit Service sowie bung mit einem starken Pflegeplätzen Landschaftsbezug ȫȫ Mangel an Angeboten für ȫȫ Dörfliche Struktur mit hoher Jugendliche Stadtteilidentität ȫȫ Leerstände und Mindernutzungen im ȫȫ Ausgewogene Sozialstruktur mit fa- Ortskern, fehlendes Profil milienfreundlichem Umfeld und Klima ȫȫ Touristische Potenziale noch nicht ȫȫ Innenorientierte Entwicklung und ausgeschöpft (insbesondere zielgrup- Stärkung der Nahversorgung bauleit- penorientierte Übernachtungskapazi- planerisch bereits vorbereitet täten und gastronomische Angebote) ȫȫ Stabiler Grundschulstandort ȫȫ Funktionale und gestalterische Defi- ȫȫ Römer-Lippe-Route als (über-)regio- zite einzelner öffentlicher Räume: nal bedeutsame freizeittouristische Ortseingänge / Bahnstationen / Route führt durch den Ortskern Ortsdurchfahrten / Grünanlagen und ȫȫ Bahnhaltepunkt und vergleichsweise Plätze gute Busanbindung ȫȫ Belebung und Nachfrage nach Wohn- ȫȫ Bevölkerungsrückgang gefährdet die CHancen Risiken raum durch LAFP (Teilkompensation erforderliche Nachfragedichte für der Bildungsabwanderung) zahlreiche öffentliche und private An- ȫȫ Bauliche Qualifizierung sowie Neubau gebote (Nahverkehr, Handel, im Innenbereich stärkt den Ortskern Dienstleistungen) und den Stadtteil insgesamt; Freiset- ȫȫ Negative Entwicklungen, falls auf ab- zung von Potenzialen im Bestand sehbare deutliche Alterung der Bevöl- durch zielorientierten Neubau kerung nicht reagiert wird (Wohnan- ȫȫ Förderschule als Ankernutzer eröffnet gebote, Soziale Infrastuktur) Potenziale für weitere stadtteilbezo- ȫȫ Ausbleiben eines positiven Impulses gene Angebote im Schulzentrum für den Einzelhandel bei unzureichen- ȫȫ Überplanung Marktplatz und Verlage- der Integration der Neuansiedlung in rung Wochenmarkt Bork an die Hauptgeschäftslage ȫȫ Qualifizierung des öffentlichen Raums ȫȫ „Gesichtsverlust“ (Image) beim Auf- (Straßen, Plätze, Grünanlagen), auch brechen historischer städtebaulicher zur Verknüpfung und Attraktivierung Strukturen öffentlicher und privater Angebote ȫȫ Neuinanspruchnahme und Versiege- ȫȫ Ortsumfahrung verschafft städtebau- lung von Böden durch Neuauswei- liche Gestaltungsspielräume im sung von Bauflächen (in nicht in- Ortskern tegrierten Lagen) ȫȫ Etablierung Borks als Einstiegsort und Etappenziel an der Römer-Lippe-Route Abb 024 Tabellarische Übersicht der Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken Quelle: SSR
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