IntegrIertes Handlungs-konzept für den stadtteIl selm-Bork - Stadt Selm

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IntegrIertes Handlungs-konzept für den stadtteIl selm-Bork - Stadt Selm
Integriertes Handlungs-
konzept für den stadtteil
Selm-Bork
IntegrIertes Handlungs-konzept für den stadtteIl selm-Bork - Stadt Selm
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Integriertes
Handlungs-
konzept für
den Stadtteil
Selm-Bork
IntegrIertes Handlungs-konzept für den stadtteIl selm-Bork - Stadt Selm
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Impressum
 Integriertes Handlungskonzept für den   Hinweis
 Stadtteil Selm-Bork                     SSR legt auf eine gendergerechte Schreibweise Wert
                                         und verwendet grundsätzlich geschlechtsneutralisieren-
 Auftraggeber                            de und geschlechterspezifische Formulierungen. Um die
 Stadt Selm                              Lesbarkeit zu unterstützen, wird als Ausnahme das ge-
 Der Bürgermeister                       nerische Maskulinum genutzt. Sollte uns die genderge-
 Amt für Stadtentwicklung und Bauen      rechte Schreibweise im Einzelfall nicht gelingen, sind
 Adenauerplatz 2                         selbstverständlich immer gleichzeitig und chancen‑
 59379 Selm                              gleich Frauen und Männer angesprochen.

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IntegrIertes Handlungs-konzept für den stadtteIl selm-Bork - Stadt Selm
IntegrIertes Handlungs-konzept für den stadtteIl selm-Bork - Stadt Selm
Inhalt
       Impressum                                              3

       Abbildungen                                           6

 1     Einleitung                                            8
 1.1   Aufgabenstellung und Prozess                          10

 2     Bestandsanalyse	                                      12
 2.1	Gesamtstädtische Einordnung                             14
 2.2   Bevölkerungs- und Sozialstruktur                      16
 2.3	Nutzungsstruktur                                        20
 2.4	Stadtteilbewertung (SWOT) und Handlungsbedarf           30

 3     Handlungsfelder, Leitbild und Ziele	                  34
 3.1   Übergeordnete Entwicklungsziele und Handlungsfelder   36
 3.2   Auswahl und Abgrenzung des Programmgebietes           42

 4     Handlungskonzept                                      44
 4.1	Rahmenplan                                              46
 4.2   Maßnahmen Handlungsfeld „Lebendiges Zentrum“          48
 4.3   Maßnahmen Handlungsfeld „Aktives Band“                56
 4.4   Maßnahmen Handlungsfeld „Roter Faden“                 64
 4.5   Maßnahmen Handlungsfeld „Blauer Faden“                68
 4.6   Maßnahmen Handlungsfeld „Keimzelle“                   70
 4.7   Übergeordnete Maßnahmen                               74

 5	UMSETZUNGSKONZEPT	                                        78
 5.1   Prozessgestaltung                                     80
 5.2   Monitoring und Evaluation                             81

       Tabellarische Maßnahmenübersicht                      83

       Quellen                                               89
IntegrIertes Handlungs-konzept für den stadtteIl selm-Bork - Stadt Selm
Abbildungen
Abb 001   Dialog zum IHK Selm-Bork                                                                   11
Abb 002   Dialog zum IHK Selm-Bork                                                                   11
Abb 003   Dialog zum IHK Selm-Bork                                                                   11
Abb 004   Dialog zum IHK Selm-Bork                                                                   11
Abb 005   Stadtplan Stadt Selm                                                                       15
Abb 006   Bevölkerungsstand                                                                          17
Abb 007   Bevölkerungssaldenentwicklung                                                              17
Abb 008   Überschuss der Zu- (+) und Fortgezogenen (-) über die Gemeindegrenzen
          im Durchschnitt der Jahre 2010 – 2015                                                      17
Abb 009   Altersstruktur Selm                                                                        19
Abb 010   Prognose der Jugend- und Altenquote                                                        19
Abb 011   Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte (Arbeitsort)
          nach Wirtschaftsbereichen am 30.06.2014 in Prozent                                         19
Abb 012   Auszug aus dem Flächennutzungsplan vor der 14. Änderung                                    20
Abb 013   14. Änderung des Flächennutzungsplans der Stadt Selm                                       21
Abb 014   Wohnbaupotenziale Bahnhofstraße                                                            23
Abb 015   Potenzial ehem. Friedhoferweiterungsfläche                                                 23
Abb 016   Erich-Kästner-Hauptschule                                                                  23
Abb 017   Seniorenwohnpark Am Weiher                                                                 23
Abb 018   Abgrenzung des zentralen Versorgungsbereiches „Ortskern Bork / Hauptstraße“
          (15. Änderung des FNP)                                                                     25
Abb 019   Marktplatz mit Wochenmarkt                                                                 27
Abb 020   Umgebauter westlicher Teil der Hauptstraße                                                 27
Abb 021   Kirchring um die Pfarrkirche St. Stephanus                                                 27
Abb 022   Östlicher Stadtteileingang am Kreisverkehr                                                 27
Abb 023   Der Kirchring Bork im Ausschnitt des Katasters von 1892                                    28
Abb 024   Tabellarische Übersicht der Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken                        31
Abb 025   Räumliches Leitbild und Handlungsfelder in Selm-Bork                                       37
Abb 026   Abgrenzung des Programmgebietes „Ortskern Bork“                                            43
Abb 027   Rahmenplan IHK Selm-Bork (Maßnahmenübersicht)                                              47
Abb 028   Maßnahmenübersicht Handlungsfeld „Lebendiges Zentrum“                                      49
Abb 029   Umfeld Amtshaus – Stadtteileingang Ost (Strukturvariante 1)                                51
Abb 030   Umfeld Amtshaus – Stadtteileingang Ost (Strukturvariante 2)                                51
Abb 031   Neubau Wohn- und Geschäftshaus Hauptstraße / Waltroper Straße (Entwurf Stand 04.03.2016)   53
Abb 032   Einmündung Waltroper Straße / Hauptstraße vor Abriss von Bestandgebäuden                   53
Abb 033   Visualisierung Neubau Nahversorgungszentrum (Entwurf Stand 15.03.2016)                     55
Abb 034   Übergangsbereich vom Adenauerplatz zum neuen Nahversorgungsstandort                        55
Abb 035   Maßnahmenübersicht Handlungsfeld „Aktives Band“                                            57
Abb 036   Vorbereich und Eingang Schulzentrum                                                        59
Abb 037   Freiraumentwicklungspotenziale an der Weiherstraße                                         59
Abb 038   Seniorenwohnen an der Weiherstraße                                                         61
Abb 039   Städtebaulicher Entwurf für das Wohnquartier am Friedhof                                   63
IntegrIertes Handlungs-konzept für den stadtteIl selm-Bork - Stadt Selm
Abb 040   Städtebaulicher Entwurf für das Wohnquartier östlich der B 236       63
Abb 041   Maßnahmenübersicht Handlungsfeld „Roter Faden“                       65
Abb 042   Umfeld Haltepunkt Bork (Westf)                                       67
Abb 043   Situation für Radfahrer an der Netteberger Straße                    67
Abb 044   Maßnahmenübersicht Handlungsfeld „Blauer Faden“                      69
Abb 045   Maßnahmenübersicht Handlungsfeld „Keimzelle“                         71
Abb 046   Kirchring – Entwicklungsvariante 1: Teilabriss und Neubau            73
Abb 047   Kirchring – Entwicklungsvariante 2: Komplettabriss und Nachzeichnen
          der Struktur durch Vegetation                                        73
IntegrIertes Handlungs-konzept für den stadtteIl selm-Bork - Stadt Selm
1
Einleitung

Das Integrierte Handlungskonzept (IHK) für den
Stadtteil Selm-Bork dokumentiert einen weiteren
wichtigen Baustein in dem bereits mehrjährigen
und auf eine längerfristige Perspektive hin aus-
gerichteten Stadtentwicklungsprozess in Selm.
Aufbauend auf dem Masterplan Selm und unter
Beteiligung der Öffentlichkeit und weiterer Ex-
perten und wurden die aktuellen Entwicklungen
im Stadtteil Bork in den hier dargestellten Analy-
sen und Planungen aufgegriffen. Auf den folgen-
den Seiten werden zunächst die Aufgabenstel-
lung sowie die einzelnen Bausteine des
Dialog- und Beteiligungsprozesses näher
erläutert.
1.1               Aufgabenstellung und Prozess

 Planungsanlass und Zielsetzung                       Der Masterplan Selm unterstreicht die zentrale
                                                      Bedeutung der Innenstadt sowie der Ortsteil-
 „Die Zukunft liegt in der Mitte!“ – Unter diesem     zentren für die gesamtstädtische Entwicklung,
 Motto steht der Ende 2013 fertiggestellte Mas-       die hier liegenden Herausforderungen und
 terplan Selm als gesamtstädtisches Entwick-          Entwicklungspotenziale.
 lungskonzept. Mit dem Integrierten Handlungs-
 konzept (IHK) „Innenstadt Selm“ (2014) und           Für den Stadtteil Bork hatte der Masterplan
 dem Teilbaustein „Aktive Mitte Selm“ (Projekt        bereits die Sicherung und Entwicklung des zen-
 der Regionale 2016) wurde diese auf die endo-        tralen Versorgungsbereiches als eine der we-
 genen Potenziale und auf Innenentwicklung            sentlichen Aufgaben formuliert. Viele der sich
 ausgerichtete Stadtentwicklungsstrategie be-         bereits damals abzeichnenden Entwicklungen
 reits teilräumlich konkretisiert und mit Hilfe öf-   (Ansiedlung eines Nahversorgers, Auslaufen der
 fentlicher Förderung für die Umsetzung               Hauptschule, Umzug der Volksbank, zentren-
 vorbereitet.                                         nahe Baugebietsentwicklungen etc.) haben sich
                                                      zwischenzeitlich konkretisiert und können als
 Nachdem die Planungen in der Innenstadt Selm         aktualisierte Rahmenbedingungen in das IHK
 projektorganisatorisch institutionalisiert und       Selm-Bork aufgenommen werden. Insgesamt
 zahlreiche Maßnahmen in die Umsetzungsvor-           zeigen diese eine – trotz Vorliegen typischer
 bereitung gebracht wurden, möchte sich die           Problemstellungen vieler kleinerer Stadtteilzen-
 Stadt Selm nunmehr der konzeptionellen Bear-         tren – hohe Dynamik im Stadtteil, die bei einer
 beitung der weiteren Stadtteile – und hiermit        entsprechenden strategischen Lenkung und mit
 zunächst dem Stadtteil Bork – zuwenden.              öffentlicher Unterstützung eine positive Ge-
                                                      samtentwicklung in Bork erwarten lassen.
 Mit dem IHK Selm-Bork sollen die zentralen
 Entwicklungsaussagen des Masterplans Selm            Dialog- und Beteiligungsprozess
 auf die Stadtteilebene heruntergebrochen, spe-
 zifische Ziele für die Entwicklung Borks formu-      Die Erstellung des IHK Selm-Bork erfolgte über
 liert und konkrete Maßnahmen hierzu beschrie-        alle Phasen des Erarbeitungsprozesses im in-
 ben werden, um dies alles in einem den               tensiven Austausch mit den Fachdienststellen
 Anforderungen der Städtebauförderung genü-           der Stadt Selm und im Dialog mit der
 genden Dokument zusammenzuführen.                    Stadtteilbevölkerung.

 Ausgangssituation                                    Im Wechselspiel zwischen dem gutachterlichen
                                                      Blick von außen und dem Alltagswissen und der
 Der Masterplan Selm greift aktuelle und abseh-       Ortskenntnis der lokalen Bevölkerung konnten
 bare Entwicklungen und Projekte auf und bin-         so gleichermaßen fachlich fundierte wie örtlich
 det sie in ein strategisches Gesamtkonzept mit       angemessene Zielaussagen und Maßnahmen
 einer Perspektive bis etwa 2030 ein. Er bietet       formuliert werden.
 damit eine Orientierung für öffentliche und pri-
 vate Aktivitäten und bildet eine Grundlage für       Die Diskussion mit der Stadtteilbevölkerung
 verbindliche Planungen und die Beantragung           konnte dabei unmittelbar an den zeitlich noch
 von Fördermitteln.                                   nicht allzu weit zurückliegenden Dialogprozess
Integriertes Handlungskonzept für den Stadtteil Selm-Bork                                      11
Einleitung

im Zuge der Masterplanerstellung anknüpfen:
Im November 2012 fand eine Stadtteilwerkstatt
zur Bewertung der Stadtteilanalyse und Ermitt-
lung des Handlungsbedarfes statt. Für den
räumlichen Teilbereich der Hauptstraße wurde
dies im Rahmen eines Runden Tisches im Mai
2013 noch einmal vertieft. Im Oktober 2013
schließlich wurden auch die Ergebnisse des
Masterplans Selm bezogen auf den Stadtteil
Bork noch einmal vor Ort vorgestellt und                    Abb 001 Dialog zum IHK Selm-Bork
diskutiert.                                                 Quelle: SSR

Die Sondierungsphase im Rahmen des IHK
Selm-Bork zeigte einerseits einige aktuelle Ent-
wicklungen und Vorhaben auf, bestätigte auch
im Grundsatz den bereits im Masterplan be-
schriebenen Handlungsbedarf.

Im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung
(„Zukunftsmarkt“) wurden unter reger Beteili-
gung der Stadtteilbewohner und -bewohnerin-
nen räumliche und thematische Schwerpunkte                  Abb 002 Dialog zum IHK Selm-Bork
sowie Stoßrichtungen der zukünftigen Ent-                   Quelle: SSR
wicklung diskutiert.

Der Entwurf des Konzeptes und des Maßnah-
menprogramms war nochmalig Gegenstand
einer Verwaltungsrunde, eines Gespräches mit
Vertretern der Ratsfraktionen sowie einer öf-
fentlichen Abschlussveranstaltung
(„Projektmarkt“).

Parallel erfolgten zwei Fachgespräche mit der
Bezirksregierung Arnsberg sowie mit dem                     Abb 003 Dialog zum IHK Selm-Bork
Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL).                   Quelle: SSR
Während das erste Gespräch einer allgemeinen
frühzeitigen Abstimmung mit dem Fördergeber
diente, stand im Gespräch mit dem LWL eine
konkrete fachliche Fragestellung im Mittel-
punkt: In dem von vielen Baudenkmälern und
Denkmalbereichen geprägten Ortskern Borks
wurden die Rahmenbedingungen für planeri-
sche Eingriffe geklärt sowie Absprachen zum
weiteren Vorgehen getroffen.

                                                            Abb 004 Dialog zum IHK Selm-Bork
                                                            Quelle: SSR
2
Bestandsanalyse

Die Analyse des Stadtteils Bork beleuchtet zum
einen den räumlichen Kontext und stellt grundle-
gende aktuelle Rahmenbedingungen in Bork dar,
gleichzeitig werden gesamtstädtische soziode-
mografische Trends aufgezeigt. Im Rahmen der
Bestandsanalyse werden die zentralen Themen
der Stadtteilentwicklung beleuchtet und fachlich
eingeordnet. Die Bestandsanalyse erfolgte
fachübergreifend und im Dialog mit lokalen Wis-
sensträgern. Die wesentlichen Ergebnisse der für
die Stadtteilentwicklung relevanten Analysethe-
men sind nachfolgend festgehalten. Aus der ab-
schließenden Bewertung der Stärken, Schwä-
chen, Chancen und Risiken (SWOT-Analyse)
leitet sich der Handlungsbedarf ab, der durch das
Integrierte Handlungskonzept und die darin for-
mulierten Maßnahmen beantwortet wird.
2.1               Gesamtstädtische Einordnung

 Im Rahmen der Gebietsreform wurde Selm in          Selbstständigkeit als „Amt Bork“ zurückzufüh-
 den Kreis Unna (Regierungsbezirk Arnsberg)         ren ist.
 eingegliedert und zählt somit administrativ zum
 Ruhrgebiet und zur Metropolregion Rhein-Ruhr.      An der Bahnlinie, im nordöstlichen Bereich
 Im Selbstverständnis der Selmer Bürger domi-       Borks liegt mit dem Gewerbegebiet „Am Diesel-
 niert dagegen weiterhin das Zugehörigkeitsge-      weg“ eines der beiden großen Gewerbegebiete
 fühl zum Münsterland.                              Selms. Südlich von Bork liegt mit dem Landes-
                                                    amt für Ausbildung, Fortbildung und Perso-
 Selm ist damit in seiner Geschichte und auch       nalangelegenheiten (LAFP) ein bedeutsamer
 im Zukunftsland der Regionale 2016 eine            Ausbildungsstandort der Polizei NRW.
 Grenzgängerin. Mit gut 26.000 Einwohnern ist
 Selm eine „typische“ Mittelstadt im westlichen     Mit Fertigstellung der Ortsumgehung (Südwall
 Münsterland und zugleich von der Nähe zum          und B 236) in den 1990er Jahren wurden die
 Ballungsraum Ruhrgebiet geprägt. Hier werden       Waltroper Straße und die Kreisstraße im inner-
 die spezifischen Herausforderungen und Po-         örtlichen Abschnitt vom Durchgangsverkehr
 tenziale der Übergangszone zwischen südli-         entlastet.
 chem Münsterland und Ruhrgebiet deutlich.
                                                    Östlich der B 236 befindet sich die Ortslage
 Die Stadt liegt mit drei Haltepunkten ver-         Hassel, die durch die Bundesstraße und einen
 kehrsgünstig an der Bahnstrecke Dort-              Freiraumkeil vom Zentrum Borks getrennt ist,
 mund-Enschede und ist über diverse Bundes-         administrativ und versorgungstechnisch jedoch
 und Landstraßen sowohl an die umgebenden           zu Bork gehört.
 Städte und Gemeinden sowie an das Münster-
 land und das Ruhrgebiet angebunden. Eine           Ansonsten ist Bork von einem recht vielfältigen
 großräumige Anbindung ist durch Autobahnan-        Landschaftsraum umgeben: Hinter dem nord-
 schlüsse an die BAB 1 Köln-Bremen und die          östlich vorbeifließenden Selmer Bach erheben
 BAB 2 Hannover-Oberhausen gegeben.                 sich die Netteberge als Hügellandschaft, nach
                                                    Südwesten schließt sich die Lippeaue an. Die
 Nach der Innenstadt ist Bork mit knapp unter       südliche Stadtgrenze zu Lünen ist mit der Al­
 6.700 Einwohnern (31.12.2015) der zweitgrößte      stedder Mark durch eines der wenigen größe-
 Stadtteil Selms. Der Masterplan Selm hat den       ren Waldgebiete in der Umgebung geprägt,
 Stadtteil Bork – kontrastierend zur „Kleinstadt“   während die übrigen Bereiche weitgehend land-
 Selm und zum „Wohnplatz“ Cappenberg – als          wirtschaftlich genutzt sind.
 „Dorf“ charakterisiert. Damit sollte dargestellt
 werden, dass Bork über die Wohnfunktion hin-
 aus über eine eigene Grundversorgung verfügt.
 Mit dem Amtshaus ist der Stadtteil darüber hi-
 naus Sitz der Stadtverwaltung. Auch der Bahn-
 haltepunkt Bork (Westf.) unterstreicht Borks
 Bedeutung als gut ausgestatteter und in vielen
 Bereichen „selbstständiger“ Stadtteil Selms,
 was sicherlich auch auf die lange tatsächliche
Integriertes Handlungskonzept für den Stadtteil Selm-Bork   15
                 Bestandsanalyse

Abb 005 Stadtplan Stadt Selm
Quelle: Stadt Selm
2.2              Bevölkerungs- und Sozialstruktur

 Da stadtteilbezogene Daten für Bork – mit         dem Jahr 2004 lässt sich ein Bevölkerungs-
 Ausnahme der Gesamtbevölkerung und der Al-        rückgang konstatieren. So sank die Bevölke-
 tersverteilung – nicht zur Verfügung standen,     rungszahl zwischen den Jahren 2000 und 2015
 werden zur Darstellung der Bevölkerungs- und      um 1.076 Personen, was einem Rückgang um
 Sozialstruktur im Folgenden gesamtstädtische      3,95 % entspricht. Wie Abbildung 6 veran-
 Zeitreihen und Daten der Bertelsmann-Stiftung     schaulicht, spiegelt sich damit in Selm ein Trend
 sowie der Landesdatenbank IT.NRW                  wider, der sich auch im Kreis Unna und im Land
 verwendet.                                        NRW zeigt. Bevölkerungsvorausberechnungen
                                                   der Bertelsmann-Stiftung und der Landesda-
 In einer qualitativen Einschätzung durch die      tenbank NRW prognostizieren der Stadt Selm
 Verwaltung zeichnet sich der Stadtteil Bork im    einen hohen Bevölkerungsrückgang um -8,7 %
 Vergleich zur Gesamtstadt nicht durch weitrei-    bis zum Jahr 2030. Dieser Wert liegt oberhalb
 chende Abweichungen aus, die einen besonde-       angrenzender Kommunen wie Werne (-6,1 %)
 ren Handlungsbedarf auslösen. Vielmehr soll die   oder Lünen (-8,2 %), aber unterhalb des pro-
 nachfolgende gesamtstädtische Betrachtung         gnostizierten Wertes vieler Kommunen des
 Grundlage für eine kommunale Strategie zum        Ruhrgebietes.
 Umgang mit dem demografischen Wandel so-
 wie ggf. zum Ergreifen sozialpräventiver Maß-     Die negative Bevölkerungsentwicklung Selms in
 nahmen darstellen, wozu von den drei Stadttei-    den letzten Jahren ist sowohl auf natürliche als
 len arbeitsteilig nach ihren besonderen           auch auf wanderungsbedingte Bevölkerungs-
 Standortbedingungen und Potenzialen ein Bei-      bewegungen zurückzuführen. Zwischen den
 trag geleistet werden soll. Insoweit handelt es   Jahren 2010 und 2014 schwankte der natürli-
 sich auch um eine Aktualisierung des im Rah-      che Bevölkerungssaldo ebenso wie der Wande-
 men des Masterplans Selm verwendeten              rungssaldo in unterschiedlicher Intensität und
 Datenmaterials.                                   lässt kein eindeutiges Muster sichtbar werden
                                                   (s. Abbildung 7). Ein massiver Anstieg des Be-
 Mit Blick auf die hier herangezogenen Ver-        völkerungssaldos wird im Jahr 2015 erkennbar,
 gleichsräume ist darauf hinzuweisen, dass Selm    der vermutlich auf die Aufnahme von Flüchtlin-
 durch seine Randlage im Kreis Unna und im Re-     gen zurückzuführen ist. Im Jahr 2015 verzeich-
 gierungsbezirk Arnsberg sicherlich einige Be-     nete Selm insgesamt 2.740 wanderungsbe-
 sonderheiten aufweist. So sind einige insbeson-   dingte Zuzüge.
 dere sozioökonomische Faktoren stärker
 „münsterländisch“ geprägt. Andererseits profi-    Betrachtet man die Zu- und Fortzüge über die
 tiert Selm durch seine Ballungsraumnähe auch      Gemeindegrenzen der Stadt Selm nach Alters-
 als beliebter Wohnstandort.                       gruppen (Abbildung 8), so fallen bei Betrachtung
                                                   des Zeitraums 2010 bis 2015 zwei Aspekte auf:
 Mit 26.164 Einwohnerinnen und Einwohnern          Deutliche Überschüsse von Zu- gegenüber Fort-
 zählt Selm zu den mittelgroßen Städten des        zügen lassen sich für die Altersgruppen der Min-
 südlichen Münsterlandes (Stichtag 31.12.2015).    derjährigen, der 25 bis unter 30-Jährigen sowie
 Im Ortsteil Bork leben derzeit 6.690 Einwohne-    der 30 bis unter 50-Jährigen beobachten. Inner-
 rinnen und Einwohner, was etwa einem Viertel      halb der beiden letztgenannten Alterskohorten
 der Selmer Bevölkerungszahl entspricht. Seit      positioniert sich die Stadt Selm vor dem Kreis
Integriertes Handlungskonzept für den Stadtteil Selm-Bork                                             17
                                    Bestandsanalyse

                        102
                        100
   Index (2000 = 100)

                         98
                         96
                         94
                         92
                         90
                                  2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014
                                                       Stadt Selm             Kreis Unna               Land NRW

Abb 006 Bevölkerungsstand
Quelle: SSR auf Datengrundlage IT.NRW, Landesdatenbank

                        1200
                        1000
    Bevölkerungssaldo

                         800
                         600
                         400
                         200
                              0
                        -200           2010               2011              2012                2013           2014          2015
                        -400
                                         Natürlicher Saldo               Wanderungssaldo                 Bevölkerungssaldo

Abb 007 Bevölkerungssaldenentwicklung
Quelle: SSR auf Datengrundlage IT.NRW, Landesdatenbank

 65 Jahre und mehr
                   50 bis unter 65
                    30 bis unter 50
                    25 bis unter 30
                        18 bis unter 25
                                  unter 18

                                         -40%            -20%             0%              20%            40%          60%           80%
                                                         Land NRW           Kreis Unna          Stadt Selm

Abb 008 Überschuss der Zu- (+) und Fortgezogenen (-) über die Gemeindegrenzen im Durchschnitt der Jahre 2010 – 2015
Quelle: SSR auf Datengrundlage IT.NRW, Landesdatenbank
Integriertes Handlungskonzept für den Stadtteil Selm-Bork                                                  18
Bestandsanalyse

Unna. In den Wanderungsgewinnen spiegelt sich               dem Land NRW erwirtschaften. Steigende ver-
auch die Familienfreundlichkeit Selms wider.                fügbare Einkommen der privaten Haushalte
Wanderungsverluste unter den 18 bis unter                   zeugen von einer positiven wirtschaftlichen
25-Jährigen resultieren hingegen vor allem aus              Entwicklung und dienen als Indikator für wach-
der Bildungsmigration.                                      senden Wohlstand der Selmer Bevölkerung.
                                                            Positiv herauszustellen ist ebenso die Entwick-
Die Altersstruktur im Ortsteil Bork weist keine             lung der sozialversicherungspflichtig Beschäf-
Besonderheiten im Vergleich zur gesamtstädti-               tigten der vergangenen Jahre. Nach rückläufi-
schen Altersstruktur auf (s. Abbildung 9). Aller-           gen Zahlen im Zeitraum 2002 bis 2006
dings zeigt der direkte Vergleich mit dem Kreis             profitiert die Stadt Selm ebenso wie der Kreis
Unna in Selm einen höheren Jugendquotienten                 Unna von einem Beschäftigungsplus um 14 %
(unter 20-Jährige je 100 Personen der Alters-               zwischen den Jahren 2007 und 2014.
gruppe 20-64) von 31,8 % (Kreis Unna: 30,8 %)
im Jahr 2014 sowie einen niedrigeren Altenquoti-            Die Wirtschaftsstruktur der Stadt Selm ist ähn-
enten (ab 65-Jährige je 100 Personen der Alter-             lich wie umliegende Kommunen durch einen
gruppe 20-64) von 33,7 % (Kreis Unna: 36,9 %).              hohen Anteil Beschäftigter im tertiären Wirt-
Momentan deutet dies auf eine insgesamt jün-                schaftssektor geprägt, wie Abbildung 11 ver-
gere Bevölkerung Selms im Vergleich mit den                 deutlicht. Innerhalb des tertiären Sektors bilden
übrigen Kommunen des Kreises Unna hin. Den                  die sonstigen Dienstleistungen mit einem Be-
Prognosen der Bertelsmann-Stiftung zufolge                  schäftigtenanteil von 43,93 % den Schwer-
wird sich dieser Befund allerdings nicht langfris-          punkt. Der Wert bewegt sich auf einem ver-
tig halten. Bis zum Jahr 2030 sinkt der Jugend-             gleichsweise hohen Niveau, zumal der
quotient geringfügig (31,8 % auf 31,5 %), aber es           kreisweite Durchschnitt von 41,11 % auf gerin-
kommt zu einer deutlichen Erhöhung des Al-                  gere Anteile in angrenzenden Kommunen hin-
tenquotienten (von 33,7 % auf 57,7 %). Der für              deutet. Das produzierende Gewerbe ist mit
das Jahr 2030 prognostizierte Gesamtquotient                30,51 % ähnlich wie im kreisweiten Durch-
von 89,2 %, also die Anzahl an Personen im nicht            schnitt (29,14 %) höher als auf Landesebene
erwerbs­tätigen Alter je 100 Personen im er-                (28,24 %), aber geringer als auf Regierungsbe-
werbsfähigen Alter, wird sich oberhalb des kreis-           zirksebene (34,27 %) vertreten. Dieser Wert im
weiten Durchschnitts von 88,1 % und des landes­­            sekundären Sektor spiegelt auch die Lage
weiten Durchschnitts von 80,6 % bewegen.                    Selms zwischen dem industriell geprägten
Anzeichen des demografischen Wandels sowie                  Ruhrgebiet und dem ländlich geprägten Müns-
die mit diesem verbundenen Herausforderungen                terland wider.
werden sich zukünftig in Selm daher in verstärk-
tem Maße bemerkbar machen. Aus planerischer
Perspektive kann u.a. von einem erhöhten Be-
darf an Pflege- und Betreuungseinrichtungen für
ältere und hilfsbedürftige Menschen ausgegan-
gen werden.

Die Entwicklung des verfügbaren Einkommens
privater Haushalte zeigte zuletzt einen positi-
ven Verlauf. Zwar stiegen die Einkommensver-
hältnisse mit Ausnahme des Jahres 2008 stetig
an, aber erst seit 2010 überwiegt das verfüg-
bare Einkommen gegenüber dem, was private
Haushalte auf Ebene des Kreises Unna oder
Integriertes Handlungskonzept für den Stadtteil Selm-Bork                                     19
                                 Bestandsanalyse

                          30%
   relative Anteile

                          20%

                          10%

                          0%
                                      u18                  18-30                 30-50               50-65               ü65
                                                         Bork (2016)          Gesamtstadt (2016)

Abb 009 Altersstruktur Selm
Quelle: SSR auf Datengrundlage IT.NRW, Landesdatenbank

 60 30%
   relative Anteile

 40 20%

 20 10%

    0                     0%
                                 2014u18              18-30
                                                         2030                    30-50  2014     50-65                 ü65
                                                                                                                    2030
                                                    Bork (2016)
                                         Jugendquotient                       Gesamtstadt (2016)Altenquotient

Abb 010 Prognose der Jugend- und Altenquote
Quelle: SSR auf Grundlage Bertelsmann-Stiftung 2016

                          100%
   relative Anteile [%]

                          75%

                          50%

                          25%

                           0%
                                     Stadt Selm                  Kreis Unna              Regierungsbezirk         Land NRW
                                                                                            Arnsberg
                                 Land- und Forstwirtschaft, Fischerei                        Produzierendes Gewerbe
                                 Handel, Gastgewerbe, Verkehr                                Sonstige Dienstleistungen

Abb 011 Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte (Arbeitsort) nach Wirtschaftsbereichen am 30.06.2014 in Prozent
Quelle: Wegweiser Kommune, Bertelsmann-Stiftung 2016
2.3                               Nutzungsstruktur

                 Bauleitplanung                                    zu einem kompakteren Siedlungskörper um den
                                                                   zentralen Versorgungsbereich beigetragen.
                 Mit der 14. Änderung des Flächennutzungspla-
                 nes (FNP) der Stadt Selm vom September            Zugleich wird durch Ausweisung einer Sonder-
                 2015 wurde im Stadtteil Bork zentralen Zielaus-   baufläche unmittelbar an der B 236 die Ansied-
                 sagen des Masterplans Selm nachgekommen           lung von Einzelhandelsbetrieben ermöglicht. Da
                 und die Weichen für eine innenorientierte Ent-    hierfür ein konkretes Ansiedlungsinteresse be-
                 wicklung gestellt.                                steht, wurde mit der Aufstellung des Bebau-
                                                                   ungsplans Nr. 84 „Nahversorgung Bork“ parallel
                 Mit der bedarfsbedingten Rücknahme einer          verbindliches Baurecht geschaffen. Diese Pla-
                 randlagigen Wohnbaufläche (Teilbereich 2 der      nung wurde erforderlich, da im zentralen Ver-
                 14. Änderung des FNP) im Ausgleich zu einer       sorgungsbereich „Nebenzentrum Ortskern Bork
                 Neuausweisung unmittelbar östlich des Orts-       / Hauptstraße“ nachweislich keine geeigneten
                 kerns wurde die planungsrechtliche Vorausset-     Standorte zur Ansiedlung eines Lebensmittel-
                 zung für die Schließung der Siedlungslücke        discounters und Drogeriemarktes verfügbar
                 zwischen dem Zentrum Bork und dem Sied-           sind.
                 lungsbereich Hassel geschaffen. Hierdurch wird

Abb 012 Auszug aus dem Flächennutzungsplan vor der 14. Änderung
Quelle: Stadt Selm
Integriertes Handlungskonzept für den Stadtteil Selm-Bork   21
                 Bestandsanalyse

Abb 013 14. Änderung des Flächennutzungsplans der Stadt Selm
Quelle: Stadt Selm
Integriertes Handlungskonzept für den Stadtteil Selm-Bork                                                   22
Bestandsanalyse

Wohnen                                                      erfolgt eine regional verstärkte Nachfrage auf
                                                            dem Wohnungsmarkt für die Dauer der Ausbil-
Qualitativ betrachtet sind die Ballungsrandlage             dungszeiten. Dies hat den Wohnungsmarkt
Selms mit der Nähe zum Ruhrgebiet und im                    auch im Stadtteil Selm belebt, Auf dem Seg-
Übergang zum landschaftlich reizvollen Müns-                ment des „Kurzzeitwohnens“ besteht weiterhin
terland sowie die kleinstädtischen bis dörfli-              Nachfragepotenzial.
chen Strukturen mit einem attraktiven Woh-
numfeld kennzeichnend für den Wohnstandort                  Neben dem bereits entwickelten Baugebiet
Selm.                                                       „Nierfeld“ (B-Plan Nr. 78) sind die im Master-
                                                            plan Selm für Bork benannten Wohnbauflä-
Auch wenn Selm in den letzten Jahren wieder                 chenpotenziale mit der 14. FNP-Änderung
ein positives Wanderungssaldo verzeichnet                   (östlich der B 239) und dem städtebaulichen
(u.a. auch durch den Flüchtlingszuzug), kann                Entwurf für das Wohnquartier am Friedhof
hierduch die natürliche Bevölkerungsentwick-                weiter vorbereitet worden. Mit dem B-Plan Nr.
lung nicht kompensiert werden, sodass in der                86 „Bahnhofstraße“ wird die Wohnbebauung
Summe von einem Bevölkerungsrückgang aus-                   der ehemaligen Sportplatzfläche zwischen
zugehen ist.                                                dem Ortskern und dem Bahnhaltepunkt
                                                            ermöglicht.
Steigende Wohnflächenansprüche, der demo-
grafische Wandel und eine Pluralisierung der                Insofern bestätigt sich die bereits mit dem
Lebensstile führen zu einer Änderung der                    Masterplan Selm verfolgte Strategie, zentren-
Wohnungsnachfrage. Mit der sinkenden Bevöl-                 nah Wohnangebote zu schaffen und zu qualifi-
kerungszahl wird sich die Wohnungsnachfrage                 zieren, welche auch die Nachfragedichte für
zunehmend von einem quantitativen hin zu ei-                Handels- und Dienstleistungsangebote im Zen-
nem qualitativen Bedarf entwickeln.                         trum erhöhen und damit insgesamt zu einer
                                                            Stabilisierung des Ortskerns beitragen.
Insofern ist die zentrale Aufgabe der Wohnbau-
entwicklung weniger darin zu sehen, expansiv                Soziale Infrastruktur
neue Baulandflächen auszuweisen, sondern
vielmehr darin, Flächenpotenziale für die benö-             Soziale Infrastruktur wie Bildungs-, Betreu-
tigten qualitativen Umstrukturierungsprozesse               ungs- und Gesundheitseinrichtungen stellen
bereitzustellen.                                            einen wesentlichen Standortfaktor für das
                                                            Wohnen dar.
Für den Stadtteil Bork geht es dabei im We-
sentlichen darum, jungen Menschen in der Fa-                Bork verfügt aktuell über einen Grundschul-
miliengründungsphase sowie älteren Men-                     standort (mit Außenstelle in Cappenberg) so-
schen, für die ihre bisherige Wohnung nicht                 wie eine Hauptschule. Die Schulentwicklung ist
mehr den Bedürfnissen entspricht, den Ver-                  ein im hohen Maß von der demografischen
bleib in Bork zu ermöglichen. Durch den Neu-                Entwicklung beeinflusster Sektor. Bezüglich des
bau barrierefreier und seniorengerechter Woh-               Schulwahlverhaltens spielen darüber hinaus
nungen ist zudem von einer Freisetzung von                  qualitative Aspekte des Schulangebotes eine
Bestandsimmobilien für andere Nachfrager                    Rolle. Da mit dem Schulentwicklungsplan vom
auszugehen.                                                 Oktober 2013 eine höchst aktuelle Basis vor-
                                                            liegt, in welcher diese Aspekte und ihre Konse-
Im Stadtteil Bork ist als Besonderheit noch auf             quenzen ausführlich dargestellt sind, soll sich im
die Umstrukturierung des LAFP hinzuweisen:                  Folgenden auf die wesentlichen raumwirksa-
Durch die Abschaffung der „Kasernierung“                    men Aussagen beschränkt werden. Durch die
Integriertes Handlungskonzept für den Stadtteil Selm-Bork                                                  23
Bestandsanalyse

Alterung der Bevölkerung nehmen die
schulrele­vanten Altersgruppen anteilig noch
stärker ab als die Wohnbevölkerung als Ganzes.
Dies wirkt sich auf die Zügigkeit der Schulen
und damit den Raumbedarf aus. Zugleich ist
hierbei zu berücksichtigen, dass sich durch den
Ausbau der Ganztagsbetreuung durchaus auch
ein zusätzlicher Bedarf ergibt. Zudem ist die
zunehmende Präferenz von Gymnasien und
Ganztagsschulen zu Lasten der Hauptschule zu                Abb 014 Wohnbaupotenziale Bahnhofstraße
beobachten.                                                 Quelle: SSR

Perspektivisch (der Schulentwicklungsplan hat
einen Planungshorizont bis zum Schuljahr 2021
/ 22) zeigt sich bei der Grundschule Bork eine
ausgeglichene Bilanz. Bei der Erich-Käst-
ner-Hauptschule in Bork besteht zukünftig ein
Überhang von 15 Räumen.

Der perspektivische Raumflächenüberhang im
Sekundarbereich von fast einem Drittel der Flä-
chenkapazitäten führte zusammen mit der                     Abb 015 Potenzial ehem. Friedhoferweiterungsfläche
oben beschriebenen Präferenz bei der Wahl der               Quelle: DTP
Schulform zur Einrichtung einer Sekundar-
schule in der Stadt Selm: Seit dem Schuljahr
2014 / 15 werden die Erich-Kästner-Gesamt-
schule in Bork sowie die Otto-Hahn-Realschule
im Stadtteil Selm jahrgangsweise aufgelöst und
parallel in den frei werdenden Räumen der Re-
alschule das neue Schulangebot aufgebaut. Bei
Umsetzung dieser Planungen wäre der Stand-
ort der Erich-Kästner-Hauptschule in Bork zum
Sommer 2019 freigezogen.
                                                            Abb 016 Erich-Kästner-Hauptschule
Nachdem zum Zeitpunkt der Erstellung des                    Quelle: DTP
Masterplans Selm die Nachnutzungsperspek-
tive für das Schulgebäude noch ungewiss war,
konnte zwischenzeitlich eine für den Stadtteil
Bork potenzialträchtige Nachnutzungsper-
spektive eröffnet werden: So zog zum Schul-
jahresbeginn 2016 / 17 die Pestalozzischule
(Förderschule) von einem etwas ablagigen
Standort im Stadtteil Selm in das 1. Oberge-
schoss des Hauptschulgebäudes in Bork. Die
auslaufende Hauptschule wird parallel für drei
weitere Schuljahre im Erdgeschoss betrieben.                Abb 017 Seniorenwohnpark Am Weiher
Danach stehen diese Räumlichkeiten auch für                 Quelle: DTP
Integriertes Handlungskonzept für den Stadtteil Selm-Bork                                                 24
Bestandsanalyse

die Pestalozzischule zur Verfügung, für die im              Realisierung einer weiteren Seniorenresidenz in
Schulentwicklungsplan ein Bedarf von zukünf-                Bork beteiligt. Hier soll am Marktplatz ein Se-
tig zwei weiteren Räumen gegenüber dem                      niorenzentrum mit 39 vollstationären Plätzen in
Altstandort ermittelt wurde.                                vier Wohngruppen entstehen. Weiterhin sollen
                                                            in sieben separierten Apartments Service-Woh-
Bemerkenswert ist weiterhin das mit dem Lan-                nen sowie Tagespflegeplätze realisiert werden.
desamt für Aus- und Fortbildung und Perso-
nalangelegenheiten der Polizei NRW (LAFP)                   Einzelhandel
vorhandene akademische Bildungsangebot in
Bork.                                                       Die Hauptgeschäftslage in Bork erstreckt sich
                                                            zwischen dem Marktplatz entlang der Haupt-
Hinsichtlich der Kindertageseinrichtungen, wei-             straße bis zum Edeka-Markt an der Kreis-
terer Plätze in der Kindertagespflege sowie der             straße. Die Neuabgrenzung des zentralen Ver-
Angebote der offenen Ganztagsschule (Grund-                 sorgungsbereiches (ZVB) „Ortskern Bork /
schulen und Förderschule) und der Über-Mit-                 Hauptstraße“ als Nebenzentrum schließt öst-
tag-Betreuung besteht in Selm ein breites Be-               lich angrenzend auch den Adenauerplatz und
treuungsangebot für Kinder und Jugendliche.                 die Netteberger Straße bis zur B 236 ein.
Die U3-Betreuungsangebote werden nach An-
gaben der Stadt Selm kontinuierlich weiter                  Nachdem das Einzelhandelskonzept (2005)
ausgebaut.                                                  einen hohen Kaufkraftabfluss im Stadtteil Bork
                                                            konstatiert hatte (22 % im kurzfristigen Be-
Nachdem der Jugendtreff „Freestyle“ in Bork                 darf), verstärkten sich die Bemühungen zur
2009 aus Kostengründen geschlossen werden                   Verbesserung der Nahversorgungssituation im
musste, wird nicht nur seitens der Jugendlichen             Stadtteil.
Bedarf an offenen Treffs beziehungsweise Ver-
anstaltungsmöglichkeiten für Jugendliche                    Ein seit längerer Zeit leerstehender Lebensmit-
angemeldet.                                                 telmarkt am Marktplatz konnte nicht mehr er-
                                                            folgreich reaktiviert werden, was neben der et-
Bezüglich des Bildungsangebotes im kulturellen              was abseitigen Lage auch auf das nicht mehr
Bereich und der Erwachsenenbildung sind die                 zeitgemäße Flächenpotenzial und das be-
Einrichtungen des Fortbildungs- und Kulturbe-               grenzte Parkplatzangebot zurückgeführt wer-
triebs Selm (FoKuS) – Bibliothek, Musikschule,              den kann. Dennoch handelte es sich um den
Volkshochschule – und die katholische Famili-               einizgen Standort, der im ZVB überhaupt noch
enbildungsstätte anzuführen, die auch mit An-               für eine solche Nutzung in Frage kam und zu-
geboten im Stadtteil Bork präsent sind.                     sammen mit acht weiteren Standorten in eine
                                                            vergleichende Untersuchung zur „Entwicklung
Ein Familienzentrum und Seniorenbegegnungs-                 eines Standortes zur Sicherung und Stärkung
stätten ergänzen das Angebot an sozialer Infra-             der Nahversorgung“ (Stadt Selm 2015) einbe-
struktur in Bork. Der Caritasverband Lünen-                 zogen werden konnte.
Selm-Werne betreibt den Seniorenwohnpark
Am Weiher in Bork. Im Rahmen der Sozialpla-                 Die 2015 aktualisierte Standortuntersuchung
nung des Kreises Unna hat die Kreispflegekon-               aus dem Jahr 2010 kommt zu dem Schluss,
ferenz der Stadt Selm als einer der wenigen                 „dass ein Einzelhandelsstandort kleiner als
Standorte in der Region noch einen Bedarf an                800 m² Verkaufsfläche im Zentralen Versor-
weiteren Pflegeeinrichtungen bescheinigt. Der               gungsbereich Bork nicht realisiert werden kann.
Caritasverband hat sich erfolgreich an einer                Auch das Anforderungsprofil für einen isolierten
Ausschreibung des Kreises Unna zur                          Drogeriemarktstandort, der von Investorenseite
Integriertes Handlungskonzept für den Stadtteil Selm-Bork                                                 25
                 Bestandsanalyse

                 kaum nachgefragt wird, kann im ZVB nicht                    Im Ortskern Bork zeigen sich hingegen typische
                 nachgewiesen werden. Alternativplanungen auf                Tendenzen, die auch auf allgemeine Eintwick-
                 dem Feuerwehrgrundstück am Adenauerplatz                    lungen im Einzelhandel zurückzuführen sind:
                 konnten ebenfalls nicht realisiert werden [An-              Die Konzentration des Handels an autoaffinen
                 merkung: Dieser Standort war Sachstand zum                  Standorten sowie die zunehmende Bedeutung
                 Zeitpunkt der Erstellung des Masterplans                    des Online-Handels führen zum Rückzug „klas-
                 Selm]. Daher ist die Realisierung eines Nahver-             sischer“ Handelsangebote aus der Fläche, wo-
                 sorgungszentrums mit Lebensmitteldiscounter,                von insbesondere Nebenzentren mit kleinteili-
                 Drogeriemarkt und Backshop im Kreuzungsbe-                  gen Flächenstrukturen betroffen sind.
                 reich Netteberger Straße/B 236, das im Rah-
                 men der 14. Änderung des Flächennutzungspla-                Diesen allgemeinen Entwicklungstendenzen
                 nes und durch die Neuaufstellung des                        kann vor Ort nur begrenzt entgegengewirkt
                 Bebauungsplanes Nr. 84 „Nahversorgung Bork“                 werden. Zu empfehlende Strategien sind,
                 planerisch entwickelt werden soll, notwendig.               Impulse größerer Handelsmagneten bestmög-
                                                                             lich zur Belebung der traditionellen Einkaufsla-
                 Mit der Umsetzung dieser Maßnahme, die in-                  gen zu nutzen, die Geschlossenheit der Zen-
                 zwischen bauleitplanerisch vorbereitet ist, wird            trenlagen durch eine räumliche Konzentration
                 für das Frühjahr 2017 gerechnet. Damit kann                 zu sichern, ergänzende Nutzungsangebote au-
                 eine wesentliche Verbesserung der Nahversor-                ßerhalb des Handels zur Frequenzsteigerung
                 gungssituation erreicht werden.                             zu nutzen und durch die Gestaltung des öffent-
                                                                             lichen Raumes zur Erhöhung der

Abb 018 Abgrenzung des zentralen Versorgungsbereiches „Ortskern Bork / Hauptstraße“ (15. Änderung des FNP)
Quelle: Stadt Selm
Integriertes Handlungskonzept für den Stadtteil Selm-Bork                                                   26
Bestandsanalyse

Aufenthaltsqualität und damit der Aufenthalts-              Freiraum
dauer beizutragen.
                                                            Der rechtskräftige Landschaftsplan des Kreises
Die Überlegungen zur Aufgabe des Standortes                 Unna für die Stadt Selm weist den Außenbe-
„Marktplatz“ einschließlich der Verlagerung des             reich im Stadtgebiet fast vollständig als Land-
Wochenmarktes in das Zentrum des Ortskerns,                 schaftsschutzgebiet aus.
die Verlagerung der Volksbank-Filiale in ein
neues Wohn- und Geschäftshaus in der Orts-                  Selbst von der Ortsmitte Borks kann der freie
mitte und die Wiederaufnahme der Überlegun-                 Landschaftsraum quasi in alle Richtungen in
gen zur Umgestaltung der Hauptstraße und                    einer Entfernung von weniger als einem Kilo-
des Adenauerplatzes scheinen somit zielfüh-                 meter erreicht werden. Auch die aufgelockerte
rende Handlungsansätze zur Stabilisierung und               und durchgrünte Siedlungsstruktur stellt eine
Weiterentwicklung des ZVB Ortskern Bork /                   große Qualität des Stadtteils dar und relativiert
Hauptstraße, welche mit der Entwicklung zen-                den Bedarf an öffentlichen Grünanlagen inner-
trennahen Wohnens sinnvoll ergänzt werden.                  halb des Siedlungsbereiches. Zugleich kommt
                                                            dem öffentlichen Freiraum – ob als Straßen-
Gewerbe                                                     raum, Platz oder Grünanlage – eine wichtige
                                                            soziale Funktion im Stadtteilleben zu und ist
Ähnlich wie beim Wohnen ist auch beim Ge-                   hierbei identitätsstiftend. Gerade für ältere
werbe kein über das noch vorhandene Flächen-                Menschen und Eltern mit kleinen Kindern ist ein
potenzial im FNP hinausgehender quantitativer               attraktives Wohnumfeld von hoher Bedeutung.
Bedarf anzumelden.
                                                            Attraktiv gestaltete Freiräume tragen über ihre
Unter qualitativen Gesichtspunkten wurde aller-             Aufenthaltsqualität für Einheimische und Gäste
dings bereits im Masterplan Selm darauf hinge-              darüber hinaus zur Stabilisierung des zentralen
wiesen, dass neben der bloßen Flächenverfüg-                Versorgungsbereiches bei.
barkeit „konventioneller“ Gewerbeflächen für
eine erfolgreiche Ansiedlungspolitik insbeson-              Wenn mit der Realisierung des neuen Senioren-
dere eine Standortprofilierung sowie das Ange-              zentrums der bisherige Marktplatz überbaut
bot von Standorten mit qualitativ anderweitig               wird, ist nicht nur für den Wochenmarkt ein
ausgerichteten Nutzungsmöglichkeiten erfor-                 neuer Standort erforderlich. Der noch auf dem
derlich scheint (Bedarf an Standorten für For-              Marktplatz befindliche „Vereinsbaum“ weist da-
schung & Technologie sowie für Wohnen &                     rüber hinaus auf den Bedarf nach einem zen-
Arbeiten).                                                  tralen Identitätsort und einer Feierstätte hin.

Hier bietet der Standort Bork mit dem Gewer-                Während der westliche Teil der Hauptstraße in
begebiet „Am Dieselweg“ (als einem von zwei                 den 1980er Jahren bereits eine Neugestaltung
Selmer Gewerbegebieten) und dem dort ver-                   erfuhr, wurde diese für den östlichen Abschnitt
folgten Ansatz „Wohnen & Arbeiten“ ein Poten-               und den Adenauerplatz nach Fertigstellung der
zial von gesamtstädtischer Bedeutung. Die                   Ortsumgehung zwar möglich, aber bislang nicht
Lage zwischen Bahnlinie und B 236 sowie die                 realisiert.
Nähe zum Ortskern stellen gute Voraussetzun-
gen für die Ansiedlung von Betrieben dar, von               Südlich der Hauptstraße finden sich mehrere
denen auch der Wohnstandort Bork und der                    Grünflächen (vom Umfeld des Seniorenwohn-
ZVB im Zentrum profitieren können.                          parks Am Weiher, über den Friedhof bis hin zu
                                                            einer kleinen Grünanlage unmittelbar östlich
                                                            des Kreisverkehrs an der B 236), die bislang
Integriertes Handlungskonzept für den Stadtteil Selm-Bork                                                    27
Bestandsanalyse

aber weder funktional noch gestalterisch ent-
wickelt noch attraktiv miteinander vernetzt
sind. Gerade durch die angrenzenden Nutzun-
gen ist hier ein hohes Potenzial der innerörtli-
chen Grünflächenentwicklung zu sehen.

Auch die großzügigen Grün- und Freiflächen im
Umfeld des Amtshauses sind in Anbetracht der
zentralen Lage sowohl als untergenutzt wie
auch als „untergestaltet“ anzusehen.                        Abb 019 Marktplatz mit Wochenmarkt
                                                            Quelle: DTP
Im Masterplan Selm wurde der Selmer Bach als
zentraler stadtteilverbindender Freiraum- und
Wegekorridor konzipiert. Da der Selmer Bach
nordöstlich des Siedlungsbereichs entlangfließt,
kommt ihm als eine attraktiven Fuß- und Rad-
wegeanbindung an das Ortszentrum eine be-
sondere Bedeutung zu.

Ortsbild und Denkmäler

Allein im Zentrum Borks finden sich links und               Abb 020 Umgebauter westlicher Teil der Hauptstraße
rechts der Hauptstraße etwa 15 eingetragene                 Quelle: DTP
Baudenkmäler. Darüber hinaus wird das Ortsbild
wesentlich durch die städtebauliche Struktur
geprägt, in der sich immer noch das mittelalter-
liche Kirchdorf widerspiegelt.

Eine für viele Kirchdörfer Westfalens typische
Besonderheit stellt der Kirchring, eine ringför-
mige Bebauung, um die Pfarrkirche St. Stepha-
nus dar, der in seiner Struktur noch erhalten ist.
Auch wenn aktuell nur ein Gebäude der Rand-
bebauung selbst als Baudenkmal eingetragen                  Abb 021 Kirchring um die Pfarrkirche St. Stephanus
ist, geht von der der Pfarrkirche ein Umge-                 Quelle: SSR
bungsschutz aus. Durch eine teilweise starke
Überformung historischer Bausubstanz lässt
sich der konkrete Denkmalwert einzelner Ge-
bäude ohne weitere Untersuchungen noch
nicht bestimmen.

Auch viele weitere für Kirchdörfer typische Ge-
bäude, Nutzungen und Strukturen im Umfeld
der Kirche sind in Bork heute teilweise nur noch
zu vermuten und erfordern ggf. weitergehende
archäologische Untersuchungen.                              Abb 022 Östlicher Stadtteileingang am Kreisverkehr
                                                            Quelle: DTP
Integriertes Handlungskonzept für den Stadtteil Selm-Bork                                                 28
                  Bestandsanalyse

                  Im Rahmen der Erstellung des IHK Selm-Bork                  Station sind erhöhte Anforderungen an Orien-
                  wurden der Landschaftsverband Westfa-                       tierung, Führung und Sicherheit zu stellen.
                  len-Lippe (LWL) mit seinen Dienststellen Denk-              Hierzu ist im Prinzip der gesamte Bereich zwi-
                  malpflege und Archäologie konsultiert, um eine              schen dem Stadtteileingang am Bahnhof und
                  Ersteinschätzung der Situation im Ortskern                  dem Kreisel Bahnhofsstraße einer gestalteri-
                  Borks zu erhalten und das weitere Vorgehen                  schen Qualifizierung zu unterziehen. Die Ge-
                  abzustimmen.                                                staltung des Ortseingangs an der Waltroper
                                                                              Straße soll in Verbindung mit einer Attraktivie-
                  Der LWL begrüßt, wenn insbesondere der Be-                  rung für den Fuß- und Radverkehr den Stand-
                  reich des Kirchrings im Rahmen des IHK eine                 ort LAFP besser an den Stadtteil anbinden. Der
                  Qualifizierung erhält. Die LWL-Archäologie für              Kreisverkehr am Ostwall ist auch durch seine
                  Westfalen behält sich vor, bei beabsichtigten               Gestaltung eine signifikante Marke, doch ver-
                  Eingriffen im Ortskern Einzelprüfungen vorzu-               schwindet auch hier Bork hinter Lärmschutz-
                  nehmen, ob eine weitergehende archäologische                wällen. Zur Ausbildung eines Ortseingangs, der
                  Untersuchung sinnvoll ist.                                  auf den dahinter befindlichen Geschäftsbereich
                                                                              aufmerksam macht, ist eine wahrnehmbare und
                  Bezüglich weiterer Aspekte des Ortsbildes                   qualitätsvolle bauliche Ausgestaltung der Eck-
                  wurde bereits im Masterplan Selm auf das Er-                bebauung zu verfolgen. In diesem Zuge sollte
                  fordernis einer Qualifizierung des Bahnhofsum-              geprüft werden, inwieweit die städtebauliche
                  feldes hingewiesen. Auch die Station selbst ist             Gestaltung auch den erforderlichen Lärm-
                  dringend modernisierungsbedürftig (nicht bar-               schutz für die dahinterliegende Wohnbebauung
                  rierefrei). Aufgrund der abseitigen Lage der                gegenüber dem Wall verbessern kann.

Abb 023 Der Kirchring Bork im Ausschnitt des Katasters von 1892
Quelle: Stadt Selm
Integriertes Handlungskonzept für den Stadtteil Selm-Bork                                                   29
Bestandsanalyse

Mobilität                                                   solide Basis zu stellen, empfiehlt sich im Vorfeld
                                                            eine Aktualisierung der vorliegenden
Der Verkehrsentwicklungsplan (VEP) der Stadt                Verkehrsuntersuchungen.
Selm stammt aus dem Jahr 1989 / 90. Im Jahr
2003 wurde seitens der Stadt ein Verkehrssta-               Was den öffentlichen Verkehr betrifft, besteht
tusbericht erstellt, der die prognostizierte Ver-           mit dem Haltepunkt Bork (Westf) der Bahnlinie
kehrssituation und den Umsetzungsstand des                  Dortmund – Coesfeld – Enschede eine hervor-
Maßnahmenprogramms des VEP evaluierte. In                   ragende Anbindung an den Schienenverkehr.
der Folge wurden u.a. auch für den Stadtteil                Der Ortskern Borks wird von der Regionalbusli-
Bork vertiefende verkehrskonzeptionelle Be-                 nie R19 (Lünen – Selm – Lüdinghausen) im
trachtungen angestellt (Ortskern Bork – Ver-                Stundentakt bedient. Ergänzt wird das Busan-
kehrskonzept 2004). Der Verkehrsstatusbericht               gebot durch weitere Fahrten zu den Hauptver-
kam 2003 zu dem Ergebnis, dass die weitaus                  kehrszeiten (D19 Lünen – Bork – Selm), durch
meisten im VEP 1989 / 90 vorgeschlagenen                    Stadtbuslinien (insbesondere Flächenbedien-
Maßnahmen – mit Ausnahme des Radver-                        ung) und ein Taxibussystem für nachfrage-
kehrskonzeptes und der Planungen für den                    schwache Gebiete und die Schwachlastzeiten.
Ortskern Bork – umgesetzt wurden bzw. sich
in der Umsetzungs- oder Planungsphase be-                   Bork ist über einen Ost-West-Korridor (Verbin-
fanden. Da der ÖPNV-Anteil des Modal Split                  dung zwischen Cappenberg und Bork) an das
deutlich gesteigert werden konnte, waren auch               Radverkehrsnetz NRW angebunden. Über die
die Steigerungen des Kfz-Verkehrs nicht im                  B 236 besteht eine Verbindung zu einem weite-
vom VEP prognostizierten Maße eingetreten.                  ren, nördlichen Korridor auf Selmer Stadtgebiet
                                                            (Verbindung zwischen Nordkirchen und Olfen
Die Untersuchungen aus dem Jahr 2004 für                    über Selm). Diese Verbindungen sind ab-
Bork (Verkehrskonzept Ortskern Bork) ergaben                schnittsweise auch in touristische Routensys-
auch für diesen Stadtteil eine weitgehend un-               teme integriert. So führt die Römer-Lippe-
problematische Verkehrssituation. Auch die Ge-              Route durch den Ortskern Borks, wodurch sich
samtzahl der Stellplätze im Ortskern wurde als              Bork in Verbindung mit dem Bahnhaltepunkt
befriedigend eingeschätzt, deren Verteilung                 auf dieser überregional bedeutsamen Route als
führt jedoch punktuell zu Engpässen. Für die                Etappenziel oder Ausgangspunkt anbietet. Die
durch den Bau der Ortsumgehung Bork ver-                    Empfehlungen des Masterplans Selm zur Ent-
kehrlich entlasteten Abschnitte der Haupt-                  wicklung des Selmer-Bach-Korridors umfassten
straße (einschließlich Adenauerplatz), Nette-               auch den Vorschlag, über diese zu ent-
berger Straße und Waltroper Straße liegt ein                wickelnde Wegeverbindung auch die
städtebauliches Konzept aus dem Jahr 1998                   100-Schlösser-Route von Schloss Nordkirchen
vor, dessen Umsetzung aus finanziellen Grün-                über Schloss Cappenberg wieder zurück auf
den zurückgestellt wurde. Allerdings ergeben                die nördliche Hauptroute zu führen. Hiermit
sich hier vor dem Hintergrund der geplanten                 wäre auch eine attraktive Radwegeverbindung
Einzelhandelsentwicklung östlich der B 236                  abseits der Bundesstraße möglich, die in Ansät-
auch veränderte Rahmenbedingungen, die eine                 zen (Luisenstraße) auch vorhanden ist. Dieses
neue städtebauliche Gesamtbetrachtung erfor-                Hauptradverkehrsnetz wird In der Fläche durch
dern. Um eine Umgestaltung der Straßenräume                 weitere Radwege, Anliegerstraßen und ver-
im Ortskern (Straßenzüge Bahnhofsstraße –                   kehrsberuhigte Bereiche ergänzt. Für die wei-
Hauptstraße – Netteberger Straße und                        tere Förderung des Radverkehrs bietet die
Waltroper Straße – Kreisstraße) und die da-                 kompakte Siedlungsstruktur Borks darüber hin-
durch erforderlich werdenden Neuregelungen                  aus noch Potenziale.
des fließenden und ruhenden Verkehrs auf eine
2.4               Stadtteilbewertung (SWOT) und
                  Handlungsbedarf

 Die SWOT-Analyse ist ein Instrument zur Un-        ȫȫ Die Bauleitplanung der zurückliegenden Jahre
 tersuchung der Stärken (Strengths), Schwä-            hat gute Voraussetzungen für eine bedarfs-
 chen (Weaknesses), Chancen (Opportunities)            und innenorientierte Wohnbauentwicklung in
 und Risiken (Threats) auf verschiedenen The-          Bork geschaffen. Qualitative Aspekte (Ziel-
 menfeldern. Sie dient damit als Basis für die         gruppen, Gestaltung) rücken zukünftig in den
 Identifikation von Handlungsbedarf und für die        Fokus.
 Strategieentwicklung. Als Stärken und Schwä-       ȫȫ Mit Blick auf die demografische Entwicklung

 chen werden dabei im Allgemeinen Faktoren im          verstärkt sich der Bedarf an Wohn-, Betreu-
 unmittelbaren Zugriffsbereich des Handelnden          ungs- und Gesundheitsangeboten für ältere
 (hier: der Kommune) betrachtet (interne Ana-          Menschen. Die gegebene „Familienfreund-
 lyse). Unter Chancen und Risiken werden dage-         lichkeit“ sollte im Sinne einer ausgewogenen
 gen Umfeldfaktoren und Rahmenbedingungen              Entwicklung dabei aber nicht vernachlässigt
 verstanden, welche nicht dem direktem Einfluss        werden.
 unterliegen (Umfeldanalyse), sondern denen         ȫȫ Die Nahversorgungssituation wird sich bei

 mit Anpassungsstrategien begegnet werden              Umsetzung der aktuellen Planungen nachhal-
 kann.                                                 tig verbessern. Für die kleinteiligen Struktu-
                                                       ren des historischen Zentrums fehlt es aller-
 Bestimmende Analyseergebnisse                         dings noch an einem zukünftigen Profil.
                                                    ȫȫ Bei der Gestaltung des öffentlichen Raums im

 In Zusammenfassung der räumlichen und the-            Ortskern besteht „Nachholbedarf“: Teilberei-
 matischen Bestandsanalyse können die folgen-          che wurden nach Fertigstellung der Umge-
 den bestimmenden Entwicklungsaspekte für              hungsstraße noch nicht umgestaltet, die be-
 den Stadtteil Bork festgehalten werden:               reits umgestalteten Bereiche sind bereits
                                                       wieder „in die Jahre gekommen“. Die öffentli-
 ȫȫ Der Stadtteil ist ebenso wie die Gesamtstadt       chen Grünflächen im Ortskern bleiben hinter
    durch seine Lage zwischen dem Ballungs-            ihrem gestalterischen und funktionalen Po-
    raum Ruhrgebiet und dem Münsterland ge-            tenzial zurück.
    prägt. Die gute infrastrukturelle Anbindung     ȫȫ Der historische Ortskern gibt Bork eine cha-

    und das attraktive landschaftliche Umfeld          rakteristische Identität und ein attraktives
    kennzeichnen das hohe Potenzial des                Image. Die freizeittouristischen Potenziale
    Wohnstandortes.                                    insbesondere der Römer-Lippe-Route sind
 ȫȫ Diese Attraktivität als Wohnstandort spiegelt      noch nicht ausgeschöpft.
    sich auch in der Bevölkerungsstruktur wider     ȫȫ Die verkehrliche Situation Borks stellt eine

    (überdurchschnittlicher Anteil von Familien        günstige Voraussetzung für eine Entwicklung
    mit Kindern). Die Bildungswanderung junger         dar, die Fußgänger und Radfahrende in den
    Erwachsener ist eine typische Ausprägung           Mittelpunkt stellt. Dies spiegelt sich in der
    vergleichbarer Kommunen. Gerade für Bork           Gestaltung der Straßenräume noch nicht wi-
    bieten sich durch das LAFP aber auch Chan-         der.
    cen, diese Altersgruppe stärker vor Ort zu
    binden. Perspektivisch wird sich der Anteil
    der älteren Menschen an der Gesamtbevöl-
    kerung deutlich erhöhen.
Integriertes Handlungskonzept für den Stadtteil Selm-Bork                                      31
                    Bestandsanalyse

Stärken

                  Nähe zu Ballungsräumen bei zugleich               Mangel an barrierefreiem Wohnraum,

                                                                                                             Schwächen
               ȫȫ                                                ȫȫ

                  qualitativ hochwertiger Wohnumge-                 Wohnangeboten mit Service sowie
                  bung mit einem starken                            Pflegeplätzen
                  Landschaftsbezug                               ȫȫ Mangel an Angeboten für

               ȫȫ Dörfliche Struktur mit hoher                      Jugendliche
                  Stadtteilidentität                             ȫȫ Leerstände und Mindernutzungen im

               ȫȫ Ausgewogene Sozialstruktur mit fa-                Ortskern, fehlendes Profil
                  milienfreundlichem Umfeld und Klima            ȫȫ Touristische Potenziale noch nicht

               ȫȫ Innenorientierte Entwicklung und                  ausgeschöpft (insbesondere zielgrup-
                  Stärkung der Nahversorgung bauleit-               penorientierte Übernachtungskapazi-
                  planerisch bereits vorbereitet                    täten und gastronomische Angebote)
               ȫȫ Stabiler Grundschulstandort                    ȫȫ Funktionale und gestalterische Defi-

               ȫȫ Römer-Lippe-Route als (über-)regio-               zite einzelner öffentlicher Räume:
                  nal bedeutsame freizeittouristische               Ortseingänge / Bahnstationen /
                  Route führt durch den Ortskern                    Ortsdurchfahrten / Grünanlagen und
               ȫȫ Bahnhaltepunkt und vergleichsweise                Plätze
                  gute Busanbindung

               ȫȫ Belebung und Nachfrage nach Wohn-              ȫȫ Bevölkerungsrückgang gefährdet die
CHancen

                                                                                                             Risiken
                  raum durch LAFP (Teilkompensation                 erforderliche Nachfragedichte für
                  der Bildungsabwanderung)                          zahlreiche öffentliche und private An-
               ȫȫ Bauliche Qualifizierung sowie Neubau              gebote (Nahverkehr, Handel,
                  im Innenbereich stärkt den Ortskern               Dienstleistungen)
                  und den Stadtteil insgesamt; Freiset-          ȫȫ Negative Entwicklungen, falls auf ab-

                  zung von Potenzialen im Bestand                   sehbare deutliche Alterung der Bevöl-
                  durch zielorientierten Neubau                     kerung nicht reagiert wird (Wohnan-
               ȫȫ Förderschule als Ankernutzer eröffnet             gebote, Soziale Infrastuktur)
                  Potenziale für weitere stadtteilbezo-          ȫȫ Ausbleiben eines positiven Impulses

                  gene Angebote im Schulzentrum                     für den Einzelhandel bei unzureichen-
               ȫȫ Überplanung Marktplatz und Verlage-               der Integration der Neuansiedlung in
                  rung Wochenmarkt                                  Bork an die Hauptgeschäftslage
               ȫȫ Qualifizierung des öffentlichen Raums          ȫȫ „Gesichtsverlust“ (Image) beim Auf-

                  (Straßen, Plätze, Grünanlagen), auch              brechen historischer städtebaulicher
                  zur Verknüpfung und Attraktivierung               Strukturen
                  öffentlicher und privater Angebote             ȫȫ Neuinanspruchnahme und Versiege-

               ȫȫ Ortsumfahrung verschafft städtebau-               lung von Böden durch Neuauswei-
                  liche Gestaltungsspielräume im                    sung von Bauflächen (in nicht in-
                  Ortskern                                          tegrierten Lagen)
               ȫȫ Etablierung Borks als Einstiegsort und

                  Etappenziel an der
                  Römer-Lippe-Route

Abb 024 Tabellarische Übersicht der Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken
Quelle: SSR
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