Intensive Bekämpfung von Bisam und Nutria in den Niederlanden

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Intensive Bekämpfung von Bisam und Nutria in den Niederlanden
Bisam und Nutria
Dolf Moerkens, Daan Bos

Intensive Bekämpfung von Bisam
und Nutria in den Niederlanden
Erfahrungen auf Grundlage langjähriger Bekämpfung und Forschung

Bisam und Nutria haben sich seit ihrer Ankunft auf dem eurasischen Kontinent über eine enorme Fläche
verbreitet. Der Schaden, den diese invasiven gebietsfremden Arten durch Graben, Fraß und Übertragung
von Krankheiten anrichten können, sowie ihre Auswirkungen auf die Biodiversität sind in den Nieder-
landen so gravierend, dass beide Arten intensiv bekämpft werden. Mit Erfolg.

Abb. 1: Die Bisamratte oder der Bisam (Ondatra zibethicus) ist       Abb. 2: Die Nutria oder Biberratte (Myocastor coypus) ist eben-
ein semiaquatisches Nagetier. Es kam ursprünglich nur in Nord-       falls ein semiaquatisches Nagetier, das ursprünglich aus Südame-
amerika vor. Das Tier hat eine Kopf-Rumpf-Länge zwischen 25          rika stammt. Schnauze, Kinn und die meisten Schnurrhaare sind
und 40 Zentimeter mit einem starken, seitlich abgeflachten           weiß und können bis zu 130 Millimeter lang werden. Die Nutria
Schwanz mit einer Länge von 19 bis 28 Zentimetern.                   wird 36 bis 65 Zentimeter lang und hat einen kaum behaarten
.                                       Foto: M. Rothengatter        Schwanz von 25 bis 45 Zentimetern Länge mit einen runden Quer-
                                                                     schnitt.                                      Foto: Fotolia/layue

D         ie neue europäische Gesetzge-
          bung im Bereich der invasiven
          Arten hält die EU-Mitgliedsstaa-
ten dazu an, Maßnahmen zur Reduzierung
von Populationsumfang und Verbreitung
                                              Gründe für die Bekämpfung
                                              In den tiefgelegenen Teilen Nordwesteuropas
                                              spielen Risiken in Bezug auf Hochwasser-
                                              schutz, Instandhaltungskosten für Wasser-
                                                                                             Schäden. Die Maßnahmen müssen so gut
                                                                                             ausgeführt werden, dass keine Tiere hinter
                                                                                             die Schutzvorrichtungen gelangen können,
                                                                                             dass sie dort überhaupt nicht graben wollen
                                                                                             oder dass es keine Rolle spielt, ob sie graben
dieser Tiere zu ergreifen. In großen Teilen   wege, Wasserinfrastruktur, Landwirtschaft      oder nicht. Nicht speziell als Maßnahme
Deutschlands ist die Bekämpfung insbe-        und Fischerei, jedoch auch Risiken in Bezug    gegen Graben angelegter Uferschutz ist zur
sondere des Bisams seit Jahren in Gang.       auf Volksgesundheit (Ulrich et al. 2009),      Prävention nicht geeignet. Für die nieder-
Trotz erheblichem Aufwand ist der Effekt      eine große Rolle bei der Bekämpfung von        ländische Situation wurde errechnet, dass
jedoch bislang kaum nachweisbar. In Flan-     Bisam und Nutria (r einhardt et al. 2003).     ein Regulierungsszenario ohne Bekämp-
dern und den Niederlanden hingegen gibt       Ursprünglich begann man mit der Be-            fung weit teurer ist als Szenarien mit inten-
es deutliche Hinweise darauf, dass die Po-    kämpfung von Bisam und Nutria, weil de-        siver Bekämpfung. Bei einer Gesamtlänge
pulationen beider Arten weitgehend unter      ren Grabaktivitäten ein Risiko für Straßen,    der Wasserschutzanlagen von etwa 17.000
Kontrolle sind. Dies geht aus Feldbeobach-    Dämme und Deiche darstellten. BayoUMi          Kilometern ist dies insbesondere auf die
tungen, Fangzahlen und einem intensiven       & MegUid (2011) und BCM (2006) weisen          zu erwartenden Kosten für die Prävention
Forschungsprogramm hervor. In diesem          auf diese Gefahren hin. Präventivmaßnah-       zurückzuführen. In den Niederlanden wird
Artikel werden die Organisation der Be-       men, die Ufer und Deiche gegen das Gra-        deshalb bislang vor allem das Argument
kämpfung in den Niederlanden beschrie-        ben schützen, können solche Sicherheitsri-     des Hochwasserschutzes für die Bekämp-
ben und die wichtigsten Erkenntnisse des      siken zwar ausschalten, sind aber sehr kost-   fung von Bisam (Barends 2002; van loon
Forschungsprogrammes genannt.                 spielig und verhindern nicht alle Arten von    et al. 2017a) und Nutria angeführt.

Natur in NRW 4/2018                                                                                                                      17
Intensive Bekämpfung von Bisam und Nutria in den Niederlanden
Bisam und Nutria
Gegenwärtig werden auch die negativen
Auswirkungen dieser Tiere auf die Bio-
diversität als Grund für die Bekämpfung
                                                                                 5                                                                              4
der Populationen angesehen (verMaat et
al. 2016; vossMeyer et al. 2016; steMMer
2017). Dies ist auch eines der wichtigsten                                       4

                                                  Anzahl der Fänge [x 100.000]
Argumente der vor Kurzem erlassenen                                                                                                                             3

                                                                                                                                                                    Arbeitseinsatz [h/km/a]
EU-Verordnung (Nr. 1143/2014) über inva-
sive gebietsfremde Arten.                                                        3

                                                                                                                                                                2

                                                                                 2
Bisambekämpfung
in den Niederlanden                                                              1
                                                                                                                                                                1

Seit den 1940er-Jahren wurden die Nie-
derlande vom Bisam, erst von Süden (Bel-
                                                                                 0                                                                              0
gien), später auch von Osten (Deutschland)                                           1940           1960              1980                 2000          2020
aus besiedelt. Die Bekämpfung der Bisame                                                                              Jahr
begann sofort nach ihrem ersten Auftreten.                                                      Bisamfänge                   Arbeitseinsatz [h/km/a]
Die Fangdaten wurden von Anfang an fest-
gehalten (Abb. 3).                            Abb. 3: Bisambekämpfung: Trendlinie Fänge und Aufwand für die gesamten Niederlande
Um die Effektivität der Bekämpfung zu         1941 bis 2017
kontrollieren, wird die Entwicklung der
Fänge pro Kilometer Uferlänge und Jahr
herangezogen. In der Praxis gilt als Faust-   daran gemessen werden kann, wie viele                                      nischer Fangmittel ist übrigens die wich-
regel, dass die Bekämpfung dann wirksam       Tiere übrigbleiben. Die Kunst besteht im                                   tigste Methode in allen Ländern, in de-
ist, wenn weniger als 0,15 Tiere pro Kilo-    Wesentlichen darin, Spuren korrekt zu er-                                  nen der Bisambestand reguliert wird, und
meter gefangen werden. In einem immer         kennen und Fallen richtig zu platzieren. Ein                               wird in einigen Publikationen beschrieben
größeren Teil der Niederlande liegt die An-   effektiver Einsatz ist jedoch immer auch                                   (Barends 2002; hatler et al. 2003; FACE
zahl der Fänge inzwischen unter 0,15 pro      vom Kontext abhängig. Landschaft, Vege-                                    2014; stUyck 2016).
Kilometer Wasserlauf (Abb. 4).                tation, vorhandene Populationsdichte, aber                                 Es wird zwischen aktiven und passiven
Durch den kontinuierlichen Einsatz von        auch die Eigenschaften des jeweiligen Be-                                  Fangmitteln unterschieden. Aktive Fang-
Bekämpfern und zusätzlichen Fachkräften       kämpfers unterscheiden sich von Ort zu Ort.                                mittel werden vor den Eingängen eines be-
in Gebieten mit hohen Populationen sind                                                                                  wohnten Baus platziert. Passive Fangmittel
die Fangzahlen auf das Niveau von Mitte                                                                                  werden an strategisch günstigen oder be-
                                              Fangmittel und -methoden
der 1970er-Jahre gesunken. Einige Studien                                                                                vorzugten Orten positioniert. Der Bisam
weisen darauf hin, dass die Bekämpfung        In den Niederlanden wird der Bisam mit                                     muss hier zur Falle kommen.
hierbei der wichtigste Faktor war (s. Ab-     mechanischen Mitteln (Fallen) gefangen.                                    Das in den Niederlanden am häufigsten ein-
schnitt Forschung).                           Es wird kein Gift verwendet. In seltenen                                   gesetzte Fangmittel ist die Conibear-Falle.
Die Erfahrungen in den Niederlanden zei-      Fällen werden die Tiere auch erschlagen                                    Dabei handelt es sich um eine Totschlag-
gen, dass der Erfolg der Bisambekämpfung      oder abgeschossen. Der Einsatz mecha-                                      falle, die im Nacken- oder Brustbereich des
                                                                                                                         Tieres zuschlägt. In Nordrhein-Westfalen
                                                                                                                         und einigen anderen Bundesländern darf
                                                                                                                         dieser Fallentyp nicht eingesetzt werden.
                                                                                                                         Die Conibear-Falle wird vor allen Gän-
                                                                                                                         gen eines Bisambaus aufgestellt. Um ihre
                                                                                                                         Qualität zu gewährleisten, gehen die Be-
                                                                                                                         strebungen dahin, ab 2020 nur noch zer-
                                                                                                                         tifizierte Conibear-Fallen aus Edelstahl zu
                                                                                                                         verwenden (Zertifizierung gemäß AIHTS
                                                                                                                         durch das FUR Institute of Canada). Pas-
                                                                                                                         sive Fangmittel werden unterstützend ein-
                                                                                                     Wasserverband
                                                                                                                         gesetzt, um migrierende Bisame oder bei
                                                                                                  Fänge pro
                                                                                                                         hohen Dichten schnell eine große Anzahl
                                                                                                  Kilometer
                                                                                                                         Tiere fangen zu können. Häufig erfolgt dies
                                                                                                  ■ 0,00 –0,15
                                                                                                                         mit Käfigen, manchmal mit einer Langzeit-
                                                                                                  ■ 0,15–0,35
                                                                                                                         falle, die an Orten platziert wird, die von
                                                                                                  ■ 0,35–0,75
                                                                                                                         den Tieren bevorzugt aufgesucht werden.
                                                                                                  ■ 0,75–1,10
                                                                                                                         Nur mit aktiven oder nur mit passiven
                                                                                                  ■ 1,10–1,50
                                                                                                                         Fangmitteln alleine ist es schwierig, eine
                                                                                                  ■ 1,50–1,85
                                                                                                                         große Population unter Kontrolle zu be-
                                                                                                  ■ 1,85–2,25
                                                                                                                         kommen. Je kleiner die verbleibende Po-
                                                                                                  ■ 2,25–3,00
                                                                                                                         pulation wird, desto stärker sollte der
                                                                                                  ■ 3,00–3,75
                                                                                                                         Schwerpunkt auf die aktive Bekämpfung
                                                                                                  ■ > 3,75
                                                                                                                         gelegt und die Bisame tatsächlich aufge-
Abb. 4: Bisamfänge pro Kilometer Wasserlauf in 2017                                  Karte: Dutch Water Authorities      sucht werden.

18                                                                                                                                                     Natur in NRW 4/2018
Intensive Bekämpfung von Bisam und Nutria in den Niederlanden
Bisam und Nutria
                                              die Bekämpfung professionell durchfüh-          trägt 33,3 Millionen Euro für die gesamten
 Erfahrung 1: Um eine Bisampopulation         ren zu lassen. Ein Grund dafür kann sein,       Niederlande.
 unter Kontrolle zu bekommen, ist eine        dass ein Prämienfänger ein finanzielles In-
 Kombination aus aktiven und passiven         teresse daran hat, nicht alle Bisame, son-
 Fangmitteln notwendig.                       dern mit wenig Aufwand so viele Tiere           Nutriabekämpfung
                                              wie möglich zu fangen. Professionelle Fän-
                                              ger dagegen sind darauf ausgerichtet, auch
                                                                                              in den Niederlanden
Sowohl aktive als auch passive Fangmittel     noch den letzten Bisam zu fangen, trotz         Die Niederlande haben keine eigene Nutria-
führen zu unerwünschten Beifängen. Bei        des erhöhten Aufwands.                          population mehr. Bei 95 Prozent der Fänge
der Verwendung von aktiven Fangmitteln                                                        handelt es sich um Tiere, die aus Deutsch-
wie Fallen sind dies insbesondere Vögel                                                       land zuwandern. Diese werden innerhalb
und bestimmte Säugetiere. Beim Einsatz         Erfahrung 4: Die Chance auf Dezimie-           von fünf Kilometern von der Grenze ent-
von eher passiven Mitteln wie Tauchsper-       rung einer Population ist größer, wenn         fernt gefangen (Abb. 5). Des Weiteren er-
ren oder anderen Fangkäfigen werden vor        nur professionelle Fänger eingesetzt           folgen die Fänge vor allem an den großen
allem Fische mitgefangen. Im „Verhaltens-      werden.                                        Flüssen wie Rhein und Maas.
kodex Bisam und Nutria“ sind die Anforde-                                                     Nach einem anfänglichen Rückgang der
rungen formuliert, die Fangmittel erfüllen                                                    Nutriafänge in der niederländischen Grenz-
müssen. So müssen Fangkäfige immer mit        Wir haben in den letzten Jahren gelernt,        region auf 487 Stück in 2013 stiegen diese
einem otterabweisenden Ring und Fisch-        dass es erfolgversprechender ist, für ein Ge-   bis 2016 auf beinahe das Vierfache an
klappen versehen sein. Um unerwünschte        biet eine Gruppe von Bekämpfern gemein-         (Abb. 6). Im selben Zeitraum erhöhte sich
Beifänge so weit wie möglich zu vermei-       sam einzusetzen, als eine Person allein.        auch in Niedersachsen die Anzahl der durch
den, dürfen in den Niederlanden alle in Ge-                                                   Jäger abgeschossenen Nutrias um mehr als
brauch befindlichen Fangmittel, also auch                                                     das Vierfache (4.539 geschossene Nutrias in
die Fallen, nur vollständig unter Wasser       Erfahrung 5: Zusammenarbeit bei der            2013/14 und 21.866 in 2016/17; Fritz 2018).
verwendet werden. Die Anzahl der Bei-          Bekämpfung ist effektiver als individu-
fänge korreliert stark mit der Anzahl der      elles Vorgehen.
                                                                                              Fangmittel und -methoden
Fangmittel im Feld und nimmt ab, wenn
bei kleineren Bisampopulationen weniger                                                       In den Niederlanden werden zur Nutria-
Fangmittel ausliegen (stUyck 2008; Bos et     In den Niederlanden sind die Wasserver-         bekämpfung nur Lebendkäfige verwen-
al. 2017).                                    bände für die Bekämpfung von Bisam und          det, um Beifang, insbesondere von Biber
                                              Nutria verantwortlich. Wörtlich heißt es        und Fischotter, zu vermeiden. Die in ei-
                                              im Wassergesetz, dass die Wasserverbände        nem Lebendkäfig gefangenen Nutrias (und
 Erfahrung 2: Unerwünschte Beifänge           für die Vermeidung von Schäden durch Bi-        Bisame) werden mit einer Druckluftwaffe
 korrelieren stark mit der Anzahl der         sam und Nutria an Wasserschutzanlagen           getötet. An allen in die Niederlande flie-
 ausgelegten Fangmittel.                      so weit wie möglich Sorge zu tragen haben.      ßenden Flüssen und Bächen liegen Le-
                                              Derzeit gibt es acht Bekämpfungsorgani-         bendkäfige auf einem Floß oder am Ufer
                                              sationen in den Niederlanden. Die erfor-        aus, um die dort eindringenden Nutrias
                                              derlichen finanziellen Mittel werden über       sofort zu fangen. Die meisten Fangkäfige
Strategie
                                              Steuern durch die Wasserverbände von den        sind mit einem Sender versehen, der den
Die heutige Strategie in den Niederlan-       Steuerpflichtigen eingezogen. Das Budget        Bekämpfer benachrichtigt, sobald sich der
den besteht darin, Bisame flächendeckend      für die Bisambekämpfung im Jahr 2018 be-        Käfig geschlossen hat.
und ganzjährig zu bekämpfen. Gefangen
werden muss schwerpunktmäßig im Win-
ter und Frühling, solange es noch keinen
Nachwuchs gibt. Im Sommer und Herbst
wird vor allem nach Nachzüglern gesucht.
Im Frühling und Herbst werden Sperren
aufgestellt, um zu verhindern, dass migrie-
rende Tiere sich anderswo niederlassen.

 Erfahrung 3: Die Bekämpfung erfolgt
 ganzjährig.
                                                                                                                            Wasserverband
                                                                                                                       Anzahl Nutriafänge
                                                                                                                       ■0
Organisation                                                                                                           ■1
                                                                                                                       ■2
Zunächst übernahmen professionelle Fän-
                                                                                                                       ■3
ger und Prämienfänger die Bisambekämp-
                                                                                                                       ■4
fung. Später verschob sich der Schwer-
                                                                                                                       ■5
punkt hin zu professionellen Fängern. Ab
                                                                                                                       ■ 6–10
1992 wurden nur noch professionelle Fän-
                                                                                                                       ■ 11–25
ger eingesetzt. Ein großer Teil der frühe-
                                                                                                                       ■ 26–35
ren Prämienfänger hat bei dem professi-
                                                                                                                       ■ > 35
onellen Bekämpfungsdienst angeheuert.
Auch Flandern und England beschlossen,        Abb. 5: Nutriafänge pro Flächeneinheit in 2017             Karte: Dutch Water Authorities

Natur in NRW 4/2018                                                                                                                     19
Intensive Bekämpfung von Bisam und Nutria in den Niederlanden
Bisam und Nutria
Strategie
Nutrias werden gegenwärtig hauptsächlich                           6.000
an der Grenze zu Deutschland gefangen.                                          5.291
Das ist das Ergebnis einer strategischen
Entscheidung zu Anfang dieses Jahrhun-                             5.000

derts, die Niederlande vollständig von Nu-

                                                Anzahl der Fänge
trias zu befreien und gleichzeitig den Zu-                         4.000
strom aus dem Ausland zu regulieren. Diese
Strategie kommt in der Praxis sehr gut an,
                                                                   3.000
weil sie kosteneffizienter ist und Beifänge
oder Schäden besser vermeidet als die Be-                                                                                                                  1.897
kämpfung einer vorhandenen Population.                             2.000

Organisation                                                       1.000
                                                                                                                                                  487
Im Gegensatz zur Bisambekämpfung ist
                                                                       0
die Nutriabekämpfung national organi-                                      2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017
siert. Die erforderlichen Mittel, 1,2 Milli-
onen Euro im Jahr 2018, werden von den                                                                              Jahr
niederländischen Steuerzahlern durch die
21 Wasserverbände eingezogen. Die Aus-         Abb. 6: Nutriafänge 2000 bis 2017
führung der Bekämpfungsmaßnahmen er-
folgt durch die Bekämpfungsorganisatio-
nen an der Landesgrenze im Auftrag der                                                                               für den Hochwasserschutz. Dies geht auch
Union der Wasserverbände. In 2018 wur-
                                               Forschung                                                             aus einzelnen Anekdoten in Jahresberich-
den 21 Nutriabekämpfer an der Landes-          Im Auftrag der Bisambekämpfung in den                                 ten über die Bekämpfung oder technischen
grenze eingesetzt.                             Niederlanden wurde seit 2000 umfang-                                  Studien dazu hervor (TAW 1985; BayoUMi
                                               reiche Forschung betrieben. In den An-                                & MegUid 2011; Bos et al. 2016).
                                               fangsjahren waren dies vor allem Schreib-                             Aus den historischen Studien und einer
Dokumentation der Fänge                        tischstudien, die oft unter dem Namen                                 Studie, bei der Tiere lebend gefangen und
Für die Planung einer effektiven Nutria-       „Nutzen- und Notwendigkeitsstudien“ zu-                               markiert wurden (van loon et al. 2017a,
und Bisambekämpfung sind aktuelle Fang-        sammengefasst werden (u. a. BCM 2006,                                 Bos & van loon 2018), folgte der Beweis
daten notwendig. Seit Beginn der Bisam-        gaaFF et al. 2007, van vliet & lengkeek                               für eine faktische Auswirkung der Be-
bekämpfung in den Niederlanden wurden          2007). Außerdem wurden Modelle zur Po-                                kämpfung auf die vorhandene Anzahl der
die Fänge erfasst. Die ersten Fangregis-       pulationsentwicklung entwickelt (Bos et                               Bisame, wenn genug Aufwand betrieben
trierungssysteme wurden vor dem Jahrhun-       al. 2010; Bos & ydenBerg 2011). Auf de-                               wurde und die Bekämpfung gut organi-
dertwechsel entwickelt. Das erste nationale    ren Grundlage wurde in den Jahren 2013                                siert war. Die ökonomischen Studien zeig-
Fangregistrierungssystem stammt aus dem        bis 2015 ein großer Feldversuch in 117 Ver-                           ten, dass sich die Kosten der professionel-
Jahr 2006. Im System werden Fänge, Bei-        suchsflächeneinheiten von fünf mal fünf                               len Bekämpfung in der niederländischen
fänge, Fangmittel, GPS-Standorte und die       Quadratkilometern Größe (Bos et al. 2016)                             Situation mit dem Nutzen die Waage hal-
aufgewendete Zeit erfasst. Auf diese Weise     durchgeführt, um die Wirksamkeit der Bi-                              ten. Es gibt deutliche Hinweise, dass die
kann zum Beispiel der Stundenaufwand an        sambekämpfung zu bewerten. Die Modelle                                Kosten letzten Endes sinken, wenn die ver-
Gebiete zugewiesen, Verantwortlichkeiten       wurden verfeinert (van loon et al. 2017b),                            bleibende Population kleiner wird. Auch
bestimmt und Forschung mit detaillierten       es wurde eine historische Analyse durch-                              im deutschen Kontext kann sich eine Be-
Felddaten erleichtert werden. Seit 2013 wer-   geführt (van loon et al. 2017a) und eine                              rechnung des Kosten-Nutzen-Verhältnis-
den die Fänge im Feld von den Bekämpfern       gesellschaftliche Kosten-Nutzen-Analyse                               ses für die verschiedenen Landschaftsty-
mithilfe eines Smartphones registriert. Neu    erstellt (Bos & gronoUwe 2018). Außer-                                pen lohnen.
ist, dass mit den Daten aus den Fangregis-     dem wurde in zwei Gebieten die Bekämp-                                Die Forschung scheint auch zur gesell-
trierungssystemen auch Prognosen für die       fung drei Jahre lang ausgesetzt, und die                              schaftlichen Akzeptanz der Bekämpfung
kommenden Zeiträume erstellt werden kön-       Entwicklung der Population, der Schäden                               beizutragen. Aufgrund der neuesten Er-
nen. Es wurde ein Populationsmodell ent-       und die Anzahl der Fänge nach Beendi-                                 kenntnisse kann nun eine angemessene
wickelt, das auf Grundlage der historischen    gung des Versuches wurden eingehend                                   öffentliche Debatte darüber geführt wer-
Fänge und der Fänge in den umliegenden         untersucht (Bos & van loon 2018). Diese                               den, ob das heutige Praxisziel bei der Bi-
Flächeneinheiten eine Prognose je Saison       Forschung hat viele neue Erkenntnisse er-                             sambekämpfung möglicherweise auch
abgibt (Anzahl Fänge zur angegebenen Zeit      bracht. Aus der groß angelegten Feldfor-                              auf die faktische Eliminierung der Art bis
oder erforderlicher Zeitaufwand bei ge-        schung ergab sich zum Beispiel ein klarer                             an die Landesgrenze angepasst werden
wünschter Anzahl Fänge).                       Zusammenhang zwischen Schäden durch                                   muss.
                                               Grabaktivitäten an Ufern und Schutzan-
                                               lagen und der Anzahl der Bisame, die in
 Erfahrung 6: Eine Registrierung von           der Vergangenheit gefangen wurden. Die                                  Erfahrung 7: Wissenschaftliche For-
 Fängen, Fangmitteln und -orten ist un-        Schäden sind von außen nicht immer zu se-                               schung trägt zu gesellschaftlicher
 verzichtbar für die Zuweisung von Ar-         hen. Manchmal sind es Systeme von Gän-                                  Akzeptanz der Bisam- und Nutria-
 beitsstunden an Gebiete, für die Be-          gen und Nestern, die bis ins Innerste eines                             bekämpfung und der Untermauerung
 richterstattung und für die Forschung.        Kais vordringen. Unter solchen Umstän-                                  strategischer Entscheidungen bei.
                                               den sind die Tiere eine ernsthafte Gefahr

20                                                                                                                                                    Natur in NRW 4/2018
Bisam und Nutria
                                                Bos, d. & e. e. van loon (2018): Beheer        torical perspective on the effects of trap-
Innovation                                      van de Muskusrat in Nederland. Synthese        ping and controlling the muskrat (Ondatra
Das Fachgebiet Bisam- und Nutriabekämp-         van een grootschalige veldproef en paral-      zibethicus) in the Netherlands. Pest Manag
fung verändert sich derzeit stark. Die heu-     lelle studies. Altenburg & Wymenga ecolo-      Sci 73: 305–312. doi: 10.1002/ps.4270.
tige Zeit bietet zwar immer mehr Möglich-       gisch onderzoek, Feanwâlden.                   van loon, e. e., ydenBerg, r. c. & d. Bos
keiten, erfordert aber auch einen effiziente-   Bos, d. & J. gronoUwe (2018): Toekomst van     (2017b): Statistical estimation of Muskrat
ren Einsatz und rückt den Faktor Tierwohl       het muskusrattenbeheer in Nederland. De        abundance. Altenburg & Wymenga / Univer-
stärker ins Bewusstsein. Die heutigen Be-       mogelijkheden onderzocht.                      siteit van Amsterdam, Veenwouden / Amster-
kämpfer haben andere Bedürfnisse und            Bos, d. & r. ydenBerg (2011): Evalua-          dam.
Möglichkeiten als frühere Generationen.         tion of alternative management strategies      van vliet, F. & w. lengkeek (2007): Al-
Wir versuchen, hier durch Innovationen          of muskrat Ondatra zibethicus population       ternatieve strategieën voor de bestrijding
eine Brücke zu schlagen. Wir arbeiten ge-       control using a population model. Wildlife     van muskusratten. Haalbaarheidsstudie en
genwärtig an folgenden Innovationen:            Biol 17: 143–155. doi: 10.2981/09-115.         voorbereiding veldexperimenten. Bureau
• Environmental DNA (eDNA): Ziel ist es,        Face [eUropean Federation oF associations      Waardenburg, Culemborg.
   Bisam und Nutria in Zukunft mittels          For hUnting and conservation] (2014): Best     verMaat, J. e., Bos, B. & p. van der BUrg
   DNA in Wasserproben aufzuspüren und          practices guidelines for trapping of mammals   (2016): Why do reed beds decline and fail
   darüber hinaus zu kontrollieren, ob Ge-      in Europe. Ondatra zibethicus 2013/2014.       to re-establish? A case study of Dutch peat
   biete noch immer unbesiedelt sind.           Fritz, h. (2018): Ausbreitung der Nutria in    lakes. Freshw Biol 61: 1580–1589. doi:
• DNA-Mapping: Welche (Teil-)Popula-            Niedersachsen. Symposium: Deutsche und         10.1111/fwb.12801.
   tion ist wo niedergelassen? Auf Grund-       Niederländer diskutieren Bekämpfung der        vossMeyer, a., ahrendt, w., Brühne, M.
   lage der Fänge kann eine Übersicht über      Nutria. Landwirtschaftskammer Nieder-          & M. Büdding (2016) Einfluss der Nutria
   die Migrationsrouten erstellt und even-      sachsen.                                       auf Rohrkolben-Röhrichte. Natur in NRW
   tuelle Zu- oder Durchwanderung effek-        gaaFF, a., de gaaFF, r., Michels, r., r ein-   3/2016: 36–40.
   tiver angegangen werden. 2017 wurde          hard, s. & h. vroliJk (2007): Economi-
   hierzu eine Pilotstudie mit Proben aus       sche schade als gevolg van graverij en vraat
   Belgien, Deutschland (Niedersachsen)         door Muskusratten. LEI, Den Haag.
   und den Niederlanden durchgeführt.           hatler, d. F., Blood, d. a. & a. M. M.          Zusammenfassung
• Intelligente Fallen: Fallen, die nur bei      Beal (2003): Furbearer Management               Die Bisampopulation in den Niederlan-
   der Zielart Bisam oder Nutria schließen.     Guidelines Muskrat Ondatra zibethicus.          den ist durch Bekämpfung weitgehend
• Intelligente Kamerafallen: Kameras, die       r einhardt, F., volkswirt, M. h., Bas-          unter Kontrolle. Nutrias wurden kom-
   täglich über die Anzahl Bisame und Nu-       tiansen, F. & s. BrUno (2003): Economic         plett aus dem Inland bis an die Landes-
   trias berichten, die diese passiert haben.   Impact of the Spread of Alien Species in        grenze zurückgedrängt. Der Grund für
                                                Germany. Federal Environmental Agency           das intensive Bekämpfungsprogramm in
 Erfahrung 8: Um in Zukunft effizienter         (Umweltbundesamt) / J. W. Goethe-Univer-        den Niederlanden liegt primär in der Auf-
 und effektiver arbeiten zu können, müs-        sity, Berlin/Frankfurt/Main.                    rechterhaltung des Hochwasserschutzes.
 sen wir uns weiterentwickeln.                  steMMer, B. (2017): Bisam und Nutria als        Die wichtigsten Erkenntnisse eines For-
                                                Gefahr für Großmuschelbestände. Natur in        schungsprogramms und die Organisation
Literatur                                       NRW 4/2017: 24–28.                              der Bekämpfung in den Niederlanden
                                                stUyck, J. (2016): Code voor goede praktijk     werden in diesem Artikel beschrieben.
Barends, F. (2002): The Muskrat (Ondatra        voor het vangen van de muskusrat, Ondatra       Der Schaden durch Grabaktivitäten an
zibethicus): expansion and control in the       zibethicus, in Vlaanderen. Implementatie        Ufern und Schutzanlagen ist größer,
Netherlands. Lutra 45: 97–104.                  van Europese Overeenkomst inzake inter-         wenn mehr Bisame vorhanden sind. Der
BayoUMi, a. & M. a. MegUid (2011): Wild-        nationale normen voor de humane vangst          Schaden kann den Wasserschutz ernst-
life and safety of earthen structures: A re-    van dieren met behulp van vallen. Instituut     haft gefährden. Die Bekämpfung kann
view. J Fail Anal Prev 11: 295–319. doi:        voor Natuur- en Bosonderzoek, Brussel.          Auswirkung auf die Anzahl der Bisame
10.1007/s11668-011-9439-y.                      stUyck, J. (2008): Muskusrattenbestrijding      haben, wenn genug Aufwand betrie-
BCM (2006): Gevolgen van graverij door          in Vlaanderen. Bevalt de nieuwe aanpak.         ben wird und die Organisation gut ist.
muskusratten en beverratten voor de veilig-     Zoogdier 19: 18–19.                             In der niederländischen Situation halten
heid van waterkeringen. DHV, Amersfoort.        TAW (1985): De muskusrat en zijn gevaren        sich die Kosten für die professionelle
Bos, d., k lop, e., van heMert, h., la haye,    voor de waterkering. TAW, Delft.                Bekämpfung auf nationaler Ebene die
M., hollander, h., van loon, e. e. & r. c.      Ulrich, r. g., heckel, g., pelz, h.-J.,         Waage mit dem Nutzen. Es gibt deutli-
ydenBerg (2016): Beheer van Muskusratten        wieler, l. h., nordhoFF, M., doBler,            che Hinweise, dass die Kosten der Be-
in Nederland. Effectiviteit van bestrijding     g., Freise, J., MatUschka, F.-r., JacoB,        kämpfung letztendlich sinken, je klei-
op grond van historie en een grootschalige      J., schMidt-chanasit, J., gerstengarBe,         ner die verbleibende Population wird.
veldproef. Deel 1 & 2 – Samenvatting en         F. w., Jäkel, t., süss, J., ehlers, B., nit-
Achtergrondstudies.        Tussenrapportage.    sche, a., k allies, r., Johne, r., günther,
Altenburg & Wymenga ecologisch onder-           s., henning, k., grUnow, r., wenk, M.,
                                                                                               Autoren
zoek, Veenwouden.                               MaUl, l. c., hUnFeld, k.-p., wölFel, r.,
Bos, d., hollander, h., k lop, e. & r. c.       schares, g., scholz, h. c., BrockMann,         Ing. Dolf Moerkens
ydenBerg (2017): Bijvangsten bij de mus-        s. o., pFeFFer, M. & s. s. essBaUer (2009):    Dutch Water Authorities
kusrattenbestrijding. Ontwikkeling tussen       Nagetiere und Nagetierassoziierte Krank-       dmoerkens@uvw.nl
2007 en 2016. Zoogdier 28: 23–25.               heitserreger. Bundesgesundheitsblatt – Ge-
Bos, d., van Belle, J., van wieren, s., yden-   sundheitsforsch – Gesundheitsschutz 52:        Dr. ir. Daan Bos
Berg, r. c., & p. w. goedhart (2010): Naar      352–369. doi: 10.1007/s00103-009-0798-4.       Altenburg & Wymenga Ecological
objectieve schatting van aantallen Muskus-      van loon, e. e., Bos, d., van hellenBerg       consultants
ratten in Nederland. Levende Nat. 111: 94–99    hUBar, c. & r. c. ydenBerg (2017a): A his-     d.bos@altwym.nl

Natur in NRW 4/2018                                                                                                                     21
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