Intensive Bekämpfung von Bisam und Nutria in den Niederlanden
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Bisam und Nutria Dolf Moerkens, Daan Bos Intensive Bekämpfung von Bisam und Nutria in den Niederlanden Erfahrungen auf Grundlage langjähriger Bekämpfung und Forschung Bisam und Nutria haben sich seit ihrer Ankunft auf dem eurasischen Kontinent über eine enorme Fläche verbreitet. Der Schaden, den diese invasiven gebietsfremden Arten durch Graben, Fraß und Übertragung von Krankheiten anrichten können, sowie ihre Auswirkungen auf die Biodiversität sind in den Nieder- landen so gravierend, dass beide Arten intensiv bekämpft werden. Mit Erfolg. Abb. 1: Die Bisamratte oder der Bisam (Ondatra zibethicus) ist Abb. 2: Die Nutria oder Biberratte (Myocastor coypus) ist eben- ein semiaquatisches Nagetier. Es kam ursprünglich nur in Nord- falls ein semiaquatisches Nagetier, das ursprünglich aus Südame- amerika vor. Das Tier hat eine Kopf-Rumpf-Länge zwischen 25 rika stammt. Schnauze, Kinn und die meisten Schnurrhaare sind und 40 Zentimeter mit einem starken, seitlich abgeflachten weiß und können bis zu 130 Millimeter lang werden. Die Nutria Schwanz mit einer Länge von 19 bis 28 Zentimetern. wird 36 bis 65 Zentimeter lang und hat einen kaum behaarten . Foto: M. Rothengatter Schwanz von 25 bis 45 Zentimetern Länge mit einen runden Quer- schnitt. Foto: Fotolia/layue D ie neue europäische Gesetzge- bung im Bereich der invasiven Arten hält die EU-Mitgliedsstaa- ten dazu an, Maßnahmen zur Reduzierung von Populationsumfang und Verbreitung Gründe für die Bekämpfung In den tiefgelegenen Teilen Nordwesteuropas spielen Risiken in Bezug auf Hochwasser- schutz, Instandhaltungskosten für Wasser- Schäden. Die Maßnahmen müssen so gut ausgeführt werden, dass keine Tiere hinter die Schutzvorrichtungen gelangen können, dass sie dort überhaupt nicht graben wollen oder dass es keine Rolle spielt, ob sie graben dieser Tiere zu ergreifen. In großen Teilen wege, Wasserinfrastruktur, Landwirtschaft oder nicht. Nicht speziell als Maßnahme Deutschlands ist die Bekämpfung insbe- und Fischerei, jedoch auch Risiken in Bezug gegen Graben angelegter Uferschutz ist zur sondere des Bisams seit Jahren in Gang. auf Volksgesundheit (Ulrich et al. 2009), Prävention nicht geeignet. Für die nieder- Trotz erheblichem Aufwand ist der Effekt eine große Rolle bei der Bekämpfung von ländische Situation wurde errechnet, dass jedoch bislang kaum nachweisbar. In Flan- Bisam und Nutria (r einhardt et al. 2003). ein Regulierungsszenario ohne Bekämp- dern und den Niederlanden hingegen gibt Ursprünglich begann man mit der Be- fung weit teurer ist als Szenarien mit inten- es deutliche Hinweise darauf, dass die Po- kämpfung von Bisam und Nutria, weil de- siver Bekämpfung. Bei einer Gesamtlänge pulationen beider Arten weitgehend unter ren Grabaktivitäten ein Risiko für Straßen, der Wasserschutzanlagen von etwa 17.000 Kontrolle sind. Dies geht aus Feldbeobach- Dämme und Deiche darstellten. BayoUMi Kilometern ist dies insbesondere auf die tungen, Fangzahlen und einem intensiven & MegUid (2011) und BCM (2006) weisen zu erwartenden Kosten für die Prävention Forschungsprogramm hervor. In diesem auf diese Gefahren hin. Präventivmaßnah- zurückzuführen. In den Niederlanden wird Artikel werden die Organisation der Be- men, die Ufer und Deiche gegen das Gra- deshalb bislang vor allem das Argument kämpfung in den Niederlanden beschrie- ben schützen, können solche Sicherheitsri- des Hochwasserschutzes für die Bekämp- ben und die wichtigsten Erkenntnisse des siken zwar ausschalten, sind aber sehr kost- fung von Bisam (Barends 2002; van loon Forschungsprogrammes genannt. spielig und verhindern nicht alle Arten von et al. 2017a) und Nutria angeführt. Natur in NRW 4/2018 17
Bisam und Nutria Gegenwärtig werden auch die negativen Auswirkungen dieser Tiere auf die Bio- diversität als Grund für die Bekämpfung 5 4 der Populationen angesehen (verMaat et al. 2016; vossMeyer et al. 2016; steMMer 2017). Dies ist auch eines der wichtigsten 4 Anzahl der Fänge [x 100.000] Argumente der vor Kurzem erlassenen 3 Arbeitseinsatz [h/km/a] EU-Verordnung (Nr. 1143/2014) über inva- sive gebietsfremde Arten. 3 2 2 Bisambekämpfung in den Niederlanden 1 1 Seit den 1940er-Jahren wurden die Nie- derlande vom Bisam, erst von Süden (Bel- 0 0 gien), später auch von Osten (Deutschland) 1940 1960 1980 2000 2020 aus besiedelt. Die Bekämpfung der Bisame Jahr begann sofort nach ihrem ersten Auftreten. Bisamfänge Arbeitseinsatz [h/km/a] Die Fangdaten wurden von Anfang an fest- gehalten (Abb. 3). Abb. 3: Bisambekämpfung: Trendlinie Fänge und Aufwand für die gesamten Niederlande Um die Effektivität der Bekämpfung zu 1941 bis 2017 kontrollieren, wird die Entwicklung der Fänge pro Kilometer Uferlänge und Jahr herangezogen. In der Praxis gilt als Faust- daran gemessen werden kann, wie viele nischer Fangmittel ist übrigens die wich- regel, dass die Bekämpfung dann wirksam Tiere übrigbleiben. Die Kunst besteht im tigste Methode in allen Ländern, in de- ist, wenn weniger als 0,15 Tiere pro Kilo- Wesentlichen darin, Spuren korrekt zu er- nen der Bisambestand reguliert wird, und meter gefangen werden. In einem immer kennen und Fallen richtig zu platzieren. Ein wird in einigen Publikationen beschrieben größeren Teil der Niederlande liegt die An- effektiver Einsatz ist jedoch immer auch (Barends 2002; hatler et al. 2003; FACE zahl der Fänge inzwischen unter 0,15 pro vom Kontext abhängig. Landschaft, Vege- 2014; stUyck 2016). Kilometer Wasserlauf (Abb. 4). tation, vorhandene Populationsdichte, aber Es wird zwischen aktiven und passiven Durch den kontinuierlichen Einsatz von auch die Eigenschaften des jeweiligen Be- Fangmitteln unterschieden. Aktive Fang- Bekämpfern und zusätzlichen Fachkräften kämpfers unterscheiden sich von Ort zu Ort. mittel werden vor den Eingängen eines be- in Gebieten mit hohen Populationen sind wohnten Baus platziert. Passive Fangmittel die Fangzahlen auf das Niveau von Mitte werden an strategisch günstigen oder be- Fangmittel und -methoden der 1970er-Jahre gesunken. Einige Studien vorzugten Orten positioniert. Der Bisam weisen darauf hin, dass die Bekämpfung In den Niederlanden wird der Bisam mit muss hier zur Falle kommen. hierbei der wichtigste Faktor war (s. Ab- mechanischen Mitteln (Fallen) gefangen. Das in den Niederlanden am häufigsten ein- schnitt Forschung). Es wird kein Gift verwendet. In seltenen gesetzte Fangmittel ist die Conibear-Falle. Die Erfahrungen in den Niederlanden zei- Fällen werden die Tiere auch erschlagen Dabei handelt es sich um eine Totschlag- gen, dass der Erfolg der Bisambekämpfung oder abgeschossen. Der Einsatz mecha- falle, die im Nacken- oder Brustbereich des Tieres zuschlägt. In Nordrhein-Westfalen und einigen anderen Bundesländern darf dieser Fallentyp nicht eingesetzt werden. Die Conibear-Falle wird vor allen Gän- gen eines Bisambaus aufgestellt. Um ihre Qualität zu gewährleisten, gehen die Be- strebungen dahin, ab 2020 nur noch zer- tifizierte Conibear-Fallen aus Edelstahl zu verwenden (Zertifizierung gemäß AIHTS durch das FUR Institute of Canada). Pas- sive Fangmittel werden unterstützend ein- Wasserverband gesetzt, um migrierende Bisame oder bei Fänge pro hohen Dichten schnell eine große Anzahl Kilometer Tiere fangen zu können. Häufig erfolgt dies ■ 0,00 –0,15 mit Käfigen, manchmal mit einer Langzeit- ■ 0,15–0,35 falle, die an Orten platziert wird, die von ■ 0,35–0,75 den Tieren bevorzugt aufgesucht werden. ■ 0,75–1,10 Nur mit aktiven oder nur mit passiven ■ 1,10–1,50 Fangmitteln alleine ist es schwierig, eine ■ 1,50–1,85 große Population unter Kontrolle zu be- ■ 1,85–2,25 kommen. Je kleiner die verbleibende Po- ■ 2,25–3,00 pulation wird, desto stärker sollte der ■ 3,00–3,75 Schwerpunkt auf die aktive Bekämpfung ■ > 3,75 gelegt und die Bisame tatsächlich aufge- Abb. 4: Bisamfänge pro Kilometer Wasserlauf in 2017 Karte: Dutch Water Authorities sucht werden. 18 Natur in NRW 4/2018
Bisam und Nutria die Bekämpfung professionell durchfüh- trägt 33,3 Millionen Euro für die gesamten Erfahrung 1: Um eine Bisampopulation ren zu lassen. Ein Grund dafür kann sein, Niederlande. unter Kontrolle zu bekommen, ist eine dass ein Prämienfänger ein finanzielles In- Kombination aus aktiven und passiven teresse daran hat, nicht alle Bisame, son- Fangmitteln notwendig. dern mit wenig Aufwand so viele Tiere Nutriabekämpfung wie möglich zu fangen. Professionelle Fän- ger dagegen sind darauf ausgerichtet, auch in den Niederlanden Sowohl aktive als auch passive Fangmittel noch den letzten Bisam zu fangen, trotz Die Niederlande haben keine eigene Nutria- führen zu unerwünschten Beifängen. Bei des erhöhten Aufwands. population mehr. Bei 95 Prozent der Fänge der Verwendung von aktiven Fangmitteln handelt es sich um Tiere, die aus Deutsch- wie Fallen sind dies insbesondere Vögel land zuwandern. Diese werden innerhalb und bestimmte Säugetiere. Beim Einsatz Erfahrung 4: Die Chance auf Dezimie- von fünf Kilometern von der Grenze ent- von eher passiven Mitteln wie Tauchsper- rung einer Population ist größer, wenn fernt gefangen (Abb. 5). Des Weiteren er- ren oder anderen Fangkäfigen werden vor nur professionelle Fänger eingesetzt folgen die Fänge vor allem an den großen allem Fische mitgefangen. Im „Verhaltens- werden. Flüssen wie Rhein und Maas. kodex Bisam und Nutria“ sind die Anforde- Nach einem anfänglichen Rückgang der rungen formuliert, die Fangmittel erfüllen Nutriafänge in der niederländischen Grenz- müssen. So müssen Fangkäfige immer mit Wir haben in den letzten Jahren gelernt, region auf 487 Stück in 2013 stiegen diese einem otterabweisenden Ring und Fisch- dass es erfolgversprechender ist, für ein Ge- bis 2016 auf beinahe das Vierfache an klappen versehen sein. Um unerwünschte biet eine Gruppe von Bekämpfern gemein- (Abb. 6). Im selben Zeitraum erhöhte sich Beifänge so weit wie möglich zu vermei- sam einzusetzen, als eine Person allein. auch in Niedersachsen die Anzahl der durch den, dürfen in den Niederlanden alle in Ge- Jäger abgeschossenen Nutrias um mehr als brauch befindlichen Fangmittel, also auch das Vierfache (4.539 geschossene Nutrias in die Fallen, nur vollständig unter Wasser Erfahrung 5: Zusammenarbeit bei der 2013/14 und 21.866 in 2016/17; Fritz 2018). verwendet werden. Die Anzahl der Bei- Bekämpfung ist effektiver als individu- fänge korreliert stark mit der Anzahl der elles Vorgehen. Fangmittel und -methoden Fangmittel im Feld und nimmt ab, wenn bei kleineren Bisampopulationen weniger In den Niederlanden werden zur Nutria- Fangmittel ausliegen (stUyck 2008; Bos et In den Niederlanden sind die Wasserver- bekämpfung nur Lebendkäfige verwen- al. 2017). bände für die Bekämpfung von Bisam und det, um Beifang, insbesondere von Biber Nutria verantwortlich. Wörtlich heißt es und Fischotter, zu vermeiden. Die in ei- im Wassergesetz, dass die Wasserverbände nem Lebendkäfig gefangenen Nutrias (und Erfahrung 2: Unerwünschte Beifänge für die Vermeidung von Schäden durch Bi- Bisame) werden mit einer Druckluftwaffe korrelieren stark mit der Anzahl der sam und Nutria an Wasserschutzanlagen getötet. An allen in die Niederlande flie- ausgelegten Fangmittel. so weit wie möglich Sorge zu tragen haben. ßenden Flüssen und Bächen liegen Le- Derzeit gibt es acht Bekämpfungsorgani- bendkäfige auf einem Floß oder am Ufer sationen in den Niederlanden. Die erfor- aus, um die dort eindringenden Nutrias derlichen finanziellen Mittel werden über sofort zu fangen. Die meisten Fangkäfige Strategie Steuern durch die Wasserverbände von den sind mit einem Sender versehen, der den Die heutige Strategie in den Niederlan- Steuerpflichtigen eingezogen. Das Budget Bekämpfer benachrichtigt, sobald sich der den besteht darin, Bisame flächendeckend für die Bisambekämpfung im Jahr 2018 be- Käfig geschlossen hat. und ganzjährig zu bekämpfen. Gefangen werden muss schwerpunktmäßig im Win- ter und Frühling, solange es noch keinen Nachwuchs gibt. Im Sommer und Herbst wird vor allem nach Nachzüglern gesucht. Im Frühling und Herbst werden Sperren aufgestellt, um zu verhindern, dass migrie- rende Tiere sich anderswo niederlassen. Erfahrung 3: Die Bekämpfung erfolgt ganzjährig. Wasserverband Anzahl Nutriafänge ■0 Organisation ■1 ■2 Zunächst übernahmen professionelle Fän- ■3 ger und Prämienfänger die Bisambekämp- ■4 fung. Später verschob sich der Schwer- ■5 punkt hin zu professionellen Fängern. Ab ■ 6–10 1992 wurden nur noch professionelle Fän- ■ 11–25 ger eingesetzt. Ein großer Teil der frühe- ■ 26–35 ren Prämienfänger hat bei dem professi- ■ > 35 onellen Bekämpfungsdienst angeheuert. Auch Flandern und England beschlossen, Abb. 5: Nutriafänge pro Flächeneinheit in 2017 Karte: Dutch Water Authorities Natur in NRW 4/2018 19
Bisam und Nutria Strategie Nutrias werden gegenwärtig hauptsächlich 6.000 an der Grenze zu Deutschland gefangen. 5.291 Das ist das Ergebnis einer strategischen Entscheidung zu Anfang dieses Jahrhun- 5.000 derts, die Niederlande vollständig von Nu- Anzahl der Fänge trias zu befreien und gleichzeitig den Zu- 4.000 strom aus dem Ausland zu regulieren. Diese Strategie kommt in der Praxis sehr gut an, 3.000 weil sie kosteneffizienter ist und Beifänge oder Schäden besser vermeidet als die Be- 1.897 kämpfung einer vorhandenen Population. 2.000 Organisation 1.000 487 Im Gegensatz zur Bisambekämpfung ist 0 die Nutriabekämpfung national organi- 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 siert. Die erforderlichen Mittel, 1,2 Milli- onen Euro im Jahr 2018, werden von den Jahr niederländischen Steuerzahlern durch die 21 Wasserverbände eingezogen. Die Aus- Abb. 6: Nutriafänge 2000 bis 2017 führung der Bekämpfungsmaßnahmen er- folgt durch die Bekämpfungsorganisatio- nen an der Landesgrenze im Auftrag der für den Hochwasserschutz. Dies geht auch Union der Wasserverbände. In 2018 wur- Forschung aus einzelnen Anekdoten in Jahresberich- den 21 Nutriabekämpfer an der Landes- Im Auftrag der Bisambekämpfung in den ten über die Bekämpfung oder technischen grenze eingesetzt. Niederlanden wurde seit 2000 umfang- Studien dazu hervor (TAW 1985; BayoUMi reiche Forschung betrieben. In den An- & MegUid 2011; Bos et al. 2016). fangsjahren waren dies vor allem Schreib- Aus den historischen Studien und einer Dokumentation der Fänge tischstudien, die oft unter dem Namen Studie, bei der Tiere lebend gefangen und Für die Planung einer effektiven Nutria- „Nutzen- und Notwendigkeitsstudien“ zu- markiert wurden (van loon et al. 2017a, und Bisambekämpfung sind aktuelle Fang- sammengefasst werden (u. a. BCM 2006, Bos & van loon 2018), folgte der Beweis daten notwendig. Seit Beginn der Bisam- gaaFF et al. 2007, van vliet & lengkeek für eine faktische Auswirkung der Be- bekämpfung in den Niederlanden wurden 2007). Außerdem wurden Modelle zur Po- kämpfung auf die vorhandene Anzahl der die Fänge erfasst. Die ersten Fangregis- pulationsentwicklung entwickelt (Bos et Bisame, wenn genug Aufwand betrieben trierungssysteme wurden vor dem Jahrhun- al. 2010; Bos & ydenBerg 2011). Auf de- wurde und die Bekämpfung gut organi- dertwechsel entwickelt. Das erste nationale ren Grundlage wurde in den Jahren 2013 siert war. Die ökonomischen Studien zeig- Fangregistrierungssystem stammt aus dem bis 2015 ein großer Feldversuch in 117 Ver- ten, dass sich die Kosten der professionel- Jahr 2006. Im System werden Fänge, Bei- suchsflächeneinheiten von fünf mal fünf len Bekämpfung in der niederländischen fänge, Fangmittel, GPS-Standorte und die Quadratkilometern Größe (Bos et al. 2016) Situation mit dem Nutzen die Waage hal- aufgewendete Zeit erfasst. Auf diese Weise durchgeführt, um die Wirksamkeit der Bi- ten. Es gibt deutliche Hinweise, dass die kann zum Beispiel der Stundenaufwand an sambekämpfung zu bewerten. Die Modelle Kosten letzten Endes sinken, wenn die ver- Gebiete zugewiesen, Verantwortlichkeiten wurden verfeinert (van loon et al. 2017b), bleibende Population kleiner wird. Auch bestimmt und Forschung mit detaillierten es wurde eine historische Analyse durch- im deutschen Kontext kann sich eine Be- Felddaten erleichtert werden. Seit 2013 wer- geführt (van loon et al. 2017a) und eine rechnung des Kosten-Nutzen-Verhältnis- den die Fänge im Feld von den Bekämpfern gesellschaftliche Kosten-Nutzen-Analyse ses für die verschiedenen Landschaftsty- mithilfe eines Smartphones registriert. Neu erstellt (Bos & gronoUwe 2018). Außer- pen lohnen. ist, dass mit den Daten aus den Fangregis- dem wurde in zwei Gebieten die Bekämp- Die Forschung scheint auch zur gesell- trierungssystemen auch Prognosen für die fung drei Jahre lang ausgesetzt, und die schaftlichen Akzeptanz der Bekämpfung kommenden Zeiträume erstellt werden kön- Entwicklung der Population, der Schäden beizutragen. Aufgrund der neuesten Er- nen. Es wurde ein Populationsmodell ent- und die Anzahl der Fänge nach Beendi- kenntnisse kann nun eine angemessene wickelt, das auf Grundlage der historischen gung des Versuches wurden eingehend öffentliche Debatte darüber geführt wer- Fänge und der Fänge in den umliegenden untersucht (Bos & van loon 2018). Diese den, ob das heutige Praxisziel bei der Bi- Flächeneinheiten eine Prognose je Saison Forschung hat viele neue Erkenntnisse er- sambekämpfung möglicherweise auch abgibt (Anzahl Fänge zur angegebenen Zeit bracht. Aus der groß angelegten Feldfor- auf die faktische Eliminierung der Art bis oder erforderlicher Zeitaufwand bei ge- schung ergab sich zum Beispiel ein klarer an die Landesgrenze angepasst werden wünschter Anzahl Fänge). Zusammenhang zwischen Schäden durch muss. Grabaktivitäten an Ufern und Schutzan- lagen und der Anzahl der Bisame, die in Erfahrung 6: Eine Registrierung von der Vergangenheit gefangen wurden. Die Erfahrung 7: Wissenschaftliche For- Fängen, Fangmitteln und -orten ist un- Schäden sind von außen nicht immer zu se- schung trägt zu gesellschaftlicher verzichtbar für die Zuweisung von Ar- hen. Manchmal sind es Systeme von Gän- Akzeptanz der Bisam- und Nutria- beitsstunden an Gebiete, für die Be- gen und Nestern, die bis ins Innerste eines bekämpfung und der Untermauerung richterstattung und für die Forschung. Kais vordringen. Unter solchen Umstän- strategischer Entscheidungen bei. den sind die Tiere eine ernsthafte Gefahr 20 Natur in NRW 4/2018
Bisam und Nutria Bos, d. & e. e. van loon (2018): Beheer torical perspective on the effects of trap- Innovation van de Muskusrat in Nederland. Synthese ping and controlling the muskrat (Ondatra Das Fachgebiet Bisam- und Nutriabekämp- van een grootschalige veldproef en paral- zibethicus) in the Netherlands. Pest Manag fung verändert sich derzeit stark. Die heu- lelle studies. Altenburg & Wymenga ecolo- Sci 73: 305–312. doi: 10.1002/ps.4270. tige Zeit bietet zwar immer mehr Möglich- gisch onderzoek, Feanwâlden. van loon, e. e., ydenBerg, r. c. & d. Bos keiten, erfordert aber auch einen effiziente- Bos, d. & J. gronoUwe (2018): Toekomst van (2017b): Statistical estimation of Muskrat ren Einsatz und rückt den Faktor Tierwohl het muskusrattenbeheer in Nederland. De abundance. Altenburg & Wymenga / Univer- stärker ins Bewusstsein. Die heutigen Be- mogelijkheden onderzocht. siteit van Amsterdam, Veenwouden / Amster- kämpfer haben andere Bedürfnisse und Bos, d. & r. ydenBerg (2011): Evalua- dam. Möglichkeiten als frühere Generationen. tion of alternative management strategies van vliet, F. & w. lengkeek (2007): Al- Wir versuchen, hier durch Innovationen of muskrat Ondatra zibethicus population ternatieve strategieën voor de bestrijding eine Brücke zu schlagen. Wir arbeiten ge- control using a population model. Wildlife van muskusratten. Haalbaarheidsstudie en genwärtig an folgenden Innovationen: Biol 17: 143–155. doi: 10.2981/09-115. voorbereiding veldexperimenten. Bureau • Environmental DNA (eDNA): Ziel ist es, Face [eUropean Federation oF associations Waardenburg, Culemborg. Bisam und Nutria in Zukunft mittels For hUnting and conservation] (2014): Best verMaat, J. e., Bos, B. & p. van der BUrg DNA in Wasserproben aufzuspüren und practices guidelines for trapping of mammals (2016): Why do reed beds decline and fail darüber hinaus zu kontrollieren, ob Ge- in Europe. Ondatra zibethicus 2013/2014. to re-establish? A case study of Dutch peat biete noch immer unbesiedelt sind. Fritz, h. (2018): Ausbreitung der Nutria in lakes. Freshw Biol 61: 1580–1589. doi: • DNA-Mapping: Welche (Teil-)Popula- Niedersachsen. Symposium: Deutsche und 10.1111/fwb.12801. tion ist wo niedergelassen? Auf Grund- Niederländer diskutieren Bekämpfung der vossMeyer, a., ahrendt, w., Brühne, M. lage der Fänge kann eine Übersicht über Nutria. Landwirtschaftskammer Nieder- & M. Büdding (2016) Einfluss der Nutria die Migrationsrouten erstellt und even- sachsen. auf Rohrkolben-Röhrichte. Natur in NRW tuelle Zu- oder Durchwanderung effek- gaaFF, a., de gaaFF, r., Michels, r., r ein- 3/2016: 36–40. tiver angegangen werden. 2017 wurde hard, s. & h. vroliJk (2007): Economi- hierzu eine Pilotstudie mit Proben aus sche schade als gevolg van graverij en vraat Belgien, Deutschland (Niedersachsen) door Muskusratten. LEI, Den Haag. und den Niederlanden durchgeführt. hatler, d. F., Blood, d. a. & a. M. M. Zusammenfassung • Intelligente Fallen: Fallen, die nur bei Beal (2003): Furbearer Management Die Bisampopulation in den Niederlan- der Zielart Bisam oder Nutria schließen. Guidelines Muskrat Ondatra zibethicus. den ist durch Bekämpfung weitgehend • Intelligente Kamerafallen: Kameras, die r einhardt, F., volkswirt, M. h., Bas- unter Kontrolle. Nutrias wurden kom- täglich über die Anzahl Bisame und Nu- tiansen, F. & s. BrUno (2003): Economic plett aus dem Inland bis an die Landes- trias berichten, die diese passiert haben. Impact of the Spread of Alien Species in grenze zurückgedrängt. Der Grund für Germany. Federal Environmental Agency das intensive Bekämpfungsprogramm in Erfahrung 8: Um in Zukunft effizienter (Umweltbundesamt) / J. W. Goethe-Univer- den Niederlanden liegt primär in der Auf- und effektiver arbeiten zu können, müs- sity, Berlin/Frankfurt/Main. rechterhaltung des Hochwasserschutzes. sen wir uns weiterentwickeln. steMMer, B. (2017): Bisam und Nutria als Die wichtigsten Erkenntnisse eines For- Gefahr für Großmuschelbestände. Natur in schungsprogramms und die Organisation Literatur NRW 4/2017: 24–28. der Bekämpfung in den Niederlanden stUyck, J. (2016): Code voor goede praktijk werden in diesem Artikel beschrieben. Barends, F. (2002): The Muskrat (Ondatra voor het vangen van de muskusrat, Ondatra Der Schaden durch Grabaktivitäten an zibethicus): expansion and control in the zibethicus, in Vlaanderen. Implementatie Ufern und Schutzanlagen ist größer, Netherlands. Lutra 45: 97–104. van Europese Overeenkomst inzake inter- wenn mehr Bisame vorhanden sind. Der BayoUMi, a. & M. a. MegUid (2011): Wild- nationale normen voor de humane vangst Schaden kann den Wasserschutz ernst- life and safety of earthen structures: A re- van dieren met behulp van vallen. Instituut haft gefährden. Die Bekämpfung kann view. J Fail Anal Prev 11: 295–319. doi: voor Natuur- en Bosonderzoek, Brussel. Auswirkung auf die Anzahl der Bisame 10.1007/s11668-011-9439-y. stUyck, J. (2008): Muskusrattenbestrijding haben, wenn genug Aufwand betrie- BCM (2006): Gevolgen van graverij door in Vlaanderen. Bevalt de nieuwe aanpak. ben wird und die Organisation gut ist. muskusratten en beverratten voor de veilig- Zoogdier 19: 18–19. In der niederländischen Situation halten heid van waterkeringen. DHV, Amersfoort. TAW (1985): De muskusrat en zijn gevaren sich die Kosten für die professionelle Bos, d., k lop, e., van heMert, h., la haye, voor de waterkering. TAW, Delft. Bekämpfung auf nationaler Ebene die M., hollander, h., van loon, e. e. & r. c. Ulrich, r. g., heckel, g., pelz, h.-J., Waage mit dem Nutzen. Es gibt deutli- ydenBerg (2016): Beheer van Muskusratten wieler, l. h., nordhoFF, M., doBler, che Hinweise, dass die Kosten der Be- in Nederland. Effectiviteit van bestrijding g., Freise, J., MatUschka, F.-r., JacoB, kämpfung letztendlich sinken, je klei- op grond van historie en een grootschalige J., schMidt-chanasit, J., gerstengarBe, ner die verbleibende Population wird. veldproef. Deel 1 & 2 – Samenvatting en F. w., Jäkel, t., süss, J., ehlers, B., nit- Achtergrondstudies. Tussenrapportage. sche, a., k allies, r., Johne, r., günther, Altenburg & Wymenga ecologisch onder- s., henning, k., grUnow, r., wenk, M., Autoren zoek, Veenwouden. MaUl, l. c., hUnFeld, k.-p., wölFel, r., Bos, d., hollander, h., k lop, e. & r. c. schares, g., scholz, h. c., BrockMann, Ing. Dolf Moerkens ydenBerg (2017): Bijvangsten bij de mus- s. o., pFeFFer, M. & s. s. essBaUer (2009): Dutch Water Authorities kusrattenbestrijding. Ontwikkeling tussen Nagetiere und Nagetierassoziierte Krank- dmoerkens@uvw.nl 2007 en 2016. Zoogdier 28: 23–25. heitserreger. Bundesgesundheitsblatt – Ge- Bos, d., van Belle, J., van wieren, s., yden- sundheitsforsch – Gesundheitsschutz 52: Dr. ir. Daan Bos Berg, r. c., & p. w. goedhart (2010): Naar 352–369. doi: 10.1007/s00103-009-0798-4. Altenburg & Wymenga Ecological objectieve schatting van aantallen Muskus- van loon, e. e., Bos, d., van hellenBerg consultants ratten in Nederland. Levende Nat. 111: 94–99 hUBar, c. & r. c. ydenBerg (2017a): A his- d.bos@altwym.nl Natur in NRW 4/2018 21
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