Ist das KVB-Leihradsystem im Kölner Norden zum Scheitern verurteilt?

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Ist das KVB-Leihradsystem im Kölner Norden zum Scheitern verurteilt?
Ist das KVB-Leihradsystem im
Kölner Norden zum Scheitern
verurteilt?
1. März 2021

Die Kritik an den Plänen der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) das s.g.
stationsbasierte Angebot im Kölner Norden einzurichten, reißt nicht ab. Als in der
letzten Woche die Adressen der acht Leihstationen im Bezirk 6 der
Bezirksvertretung bekannt geworden sind, ging die SPD erneut an die
Öffentlichkeit. In ihrer jüngsten Pressemitteilung findet der Vorsitzende der SPD
im Kölner Norden, Mattis Dieterich, deutliche Worte

Mattis Dieterich, Vorsitzender der SPD im Kölner Norden
Mattis Dieterich,
Vorsitzender der
SPD im Kölner
Norden

„Das Angebot im Stadtbezirk Chorweiler ist weder flächendeckend noch attraktiv.
Obwohl das gesamte Stadtgebiet erschlossen werden sollte, werden durch den
Vorschlag fast 40.000 Menschen im Bezirk weiterhin ausgeschlossen. Das
stationsgebundene System wird ad absurdum geführt, wenn es keine Stationen
gibt, an denen man ein Leihrad ausleihen kann. […] Insgesamt ist der Vorschlag
vollkommen ungeeignet, um den Betrieb im Stadtbezirk zu testen. Hier wurden
auf dem Reißbrett Stationen entworfen, ohne sich mit den Gegebenheiten des
Stadtbezirks auseinanderzusetzen. Das Bezirkszentrum, der Bahnhof Worringen,
die S-Bahn-Haltestellen am Volkhovener Weg, Chorweiler Nord und das
Gewerbegebiet Feldkassel, bekommen keine Stationen. Dabei sind gerade das die
Orte, an denen die Menschen von dem Leihradsystem profitieren könnten.“

Auch Vertreter der anderen Parteien gehen mit dem Vorschlag der KVB und der
Stadt Köln hart ins Gericht.

Wolfgang Kleinjans, Fraktion Grüne BV Chorweiler

Wolfgang
Kleinjans,
Fraktion Grüne
BV Chorweiler
„Wir begrüßen den Start der Einbeziehung des Bezirk Chorweiler in das
städtische Fahrrad-Verleihsystem. Allerdings hatten wir gehofft, dass man
Fahrräder an beliebiger Stelle im Stadtbezirksgebiet abstellen kann.

Straßenkreuzungen vorzugeben, hätte noch Sinn gemacht, aber feste Sammel-
Plätze, entsprechen nicht dem Kundenverhalten. Warum wird der Bezirk
Chorweiler anders behandelt, als die Innenstadt?

Ich habe mir die vorgeschlagenen Standorte in eine Karte eingezeichnet, um das
Konzept der Planung zu verstehen. Leider kann ich es trotzdem für den Bezirk
Chorweiler nicht verstehen.

Die Standorte Worringen, Blumenberg (Teufelsbergstr.), Seeberg-Süd
(Ilexweg)Neuerdings Chorweiler-Ost genannt), Heimersdorf, Merkenich,
Fühlinger See sind nicht in Sichtweite von Bushaltestellen.
Der Worringer und der Heimersdorfer Standort ignorieren die U-Bahn- oder S-
Bahnhöfe. Allein die Sammelplätze an Blumenberg S-Bahn und in Pesch sind
irgendwie nachzuvollziehen.

Da sehe ich systemischen Nachbesserungsbedarf. Auch wenn noch mehr
Standorte dazu kommen sollten, ist eine Akzeptanz dieses Systems nicht zu
erwarten, bei dem ich zum Benutzen des Leih-Fahrrads, noch mehrere hundert
Meter zu Fuß zurücklegen muss. Vor allem in der dunklen Tages-/Jahreszeit, wird
das Leih-Fahrradsystem, nach meiner Einschätzung, so nicht angenommen
werden.

Wenn wir es schaffen wollen, die Menschen für das Angebot zu begeistern,
müssen entweder mehrere Sammelplätze im Ort verteilt werden, um die Wege
kurz zu halten oder erst gar keine Sammelplatz-Systeme eingerichtet werden, wie
innerstädtisch. Bei einem System mit mehreren Sammel-Plätzen, muss innerhalb
der Orte eine Höchst-Grenze von 200 Metern Abstand untereinander, das Ziel
sein.

Fazit: Stark verbesserungs- und ausbaufähig!!“

Klaus Roth, Einzelmandatsträger Die Linke
Klaus      Roth,
Einzelmandatsträ
ger Die Linke

„Der Stadtbezirk Chorweiler ist von der Fläche her der zweitgrößte in Köln. Dafür
sind 8 Leihstationen lächerlich, denn sie führen zwangsläufig dazu, dass man
nicht in allen Stadtteilen des Bezirks ein Rad ausleihen kann. Genau so wichtig
wie eine Erhöhung der Zahl der Stationen ist aber eine Ausweitung der
Möglichkeiten, das Rad nach Gebrauch stehen zu lassen, wie das auch in den
anderen Stadtbezirken der Fall ist.“

Joshua Schlimgen, Einzelmandatsträger FDP

Joshua
Schlimgen,
Einzelmandatsträ
ger FDP

„Dass das Leihradsystem der KVB nun außerhalb der bestehenden Flexzone (und
damit auch in Chorweiler) angeboten wird, ist ein lange überfälliger Schritt. Die
ersten acht (vorläufigen) Stationen sind dabei halbwegs sinnvoll auf den
Stadtbezirk verteilt, lassen aber noch Raum für Verbesserung. Um die
Problematik der letzten Meile, die mit der schlechten Anbindung Chorweilers
insbesondere an den Bahnverkehr einhergeht, zu lösen, braucht es vor allen
Dingen zwei Schritte: Erstens muss, ähnlich wie die SPD BV6 das vorschlägt,
jedes Veedel durch eine eigene Station mit einem Leihfahrrad erreichbar sein.
Zweitens muss aber auch der schnelle Umstieg von der Bahn auf das Fahrrad
möglich sein. Wir schlagen deswegen vor, zusätzlich Leihfahrradstationen an
Bahnstationen mit Parkplätzen (wie etwa an der (H) Chorweiler, (H) Volkhovener
Weg, (H) Worringen S-Bahn, (H) Merkenich) einzurichten. Auf lange Sicht können
die Bahnstationen dann zu vollständigen Mobilitätsstationen, an denen Bus, Bahn,
Leihfahrrad, Leihauto und P+R kombiniert werden können, aufgewertet werden.
So erhöht man die Attraktivität des ÖPNV und schafft auch im Kölner Norden
Alternativen zum eigenen Auto.“

Über die Position der CDU im Kölner Norden ist uns zur Zeit nichts bekannt, wir
warten noch auf die Beantwortung unserer Anfrage.

KVB-Rad: Erste Standorte zum Systemstart

    1. Standortnummer: 6-2. Pesch, Bushaltestelle Johannesstraße
    2. Standortnummer: 6-7. Fühlinger See
    3. Standortnummer: 6-8. Worringen, Gohrer Weg
    4. Standortnummer: 6-9. Merkenich, Brictiusstrasse
    5. Standortnummer: 6-10. Seeberg (In der KVB-Vorlage irrtümlich
       “Chorweiler Ost”)
    6. Standortnummer: 6-12. Heimersdorf, Mispelweg
    7. Standortnummer: 6-14. Blumenberg, S-Bahn
    8. Standortnummer: 6-19. Blumenberg, Teufelsbergstraße (In der KVB-
       Vorlage irrtümlich “Teufelsberger Straße”)

Max. Anzahl Fahrräder an allen Stationen:10

Alexander Litzenberger

Titelfoto: Umsteigemöglichkeiten an Haltestellen, Bildnachweis: Stephan
Anemüller, Kölner Verkehrs-Betriebe AG
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