IST DIE DUALE AUSBILDUNG NACH DER "CORONA-KRISE" - Regionalverband Ruhr
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IST DIE DUALE AUSBILDUNG NACH DER „CORONA-KRISE“ NOCH ZUKUNFTSFÄHIG? ZOOM-KONFERENZ 22. JUNI 2021, 14 – 16 UHR
INHALT – PROGRAMMPUNKTE Eröffnung 3 Dr. Frank Dudda, Vorsitzender der Verbandsversammlung des Regionalverbands Ruhr und Oberbürgermeister der Stadt Herne Impuls: Betriebliche Ausbildung in Zeiten von Corona 5 Prof. Bernd Fitzenberger, PhD, Direktor des IAB, Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung rfahrungen und Perspektiven: E Was braucht es für eine zukunftsfähige duale Ausbildung? 9 Dr. Ulrich Irle, Geschäftsführung HUEHOCO GROUP Holding GmbH & Co. KG und Vorstandsmitglied des Kompetenznetzwerks für Oberflächentechnik e. V., Hattingen Dr. Stefan Sandbrink, Geschäftsführung ASB NRW e.V. und Vorstandsmitglied des Paritätischen NRW Olesja Mouelhi-Ort, Geschäftsführung Handwerkskammer Dortmund Barbara Molitor, MAGS, Gruppe II A Berufliche Bildung, Fachkräftesicherung, Digitalisierung der Arbeitswelt Alessandro Fenu, Industriekaufmann in Ausbildung, thyssenkrupp Dortmund Carsten Taudt, Fachbereichsleiter Bildung und Fachkräftesicherung, IHK Nord Westfalen Mark Rosendahl, Geschäftsführer des DGB in der Emscher-Lippe-Region Ausblick 16 Karola Geiß-Netthöfel, Regionaldirektorin des Regionalverbands Ruhr Moderation Jeanette Kuhn SOZIALKONFERENZ RUHR Ist die duale Ausbildung nach der „Corona-Krise“ noch zukunftsfähig? 2
ERÖFFNUNG Dr. Frank Dudda, Vorsitzender der Verbandsversammlung des Regionalverbands Ruhr und Oberbürgermeister der Stadt Herne Welche Veränderungen hat die duale Ausbil- könnten wir tatsächlich einen unserer wich- dung durch die Corona-Pandemie erfahren? tigsten Vorteile, mit denen wir im interkom- Wie war es im vergangenen Jahr, wie wird es munalen und interregionalen Vergleich im anstehenden Ausbildungsjahr sein? Und punkten, verloren geben“. Die Sicherung von wie kommen Bewerber*innen mit den Unter- Fachkräften sei „einer der großen Pluspunkte“ nehmen zusammen? Fragen wie diese stan- der Metropole Ruhr, um einerseits den Ausbil- den im Zentrum der dritten Sozialkonferenz dungspakt, andererseits aber auch den „Auf- Ruhr, die – in digitaler Version – unmittelbar holprozess Ruhr“ erfolgreich zu gestalten. an zwei bundesweite Aktionen zum Thema „Deshalb müssen wir alles dafür tun, dass die Ausbildung anknüpfte: an die Aktionswoche duale Ausbildung auch in diesem Jahr noch „Ausbildung jetzt!” und den „Sommer der funktioniert.“ Berufsausbildung“. Ein deutlicher Hinweis auf Dr. Frank Dudda APPELL AN ALLE AKTEUR*INNEN: DIE „KRÄFTE ZU BÜNDELN, ALLES DAS, WAS WIR IN DEN AUSBILDUNGSPAKTEN VOR ORT HABEN, NOCH EINMAL IN DIE WAAGSCHALE ZU WERFEN, UND NICHT NACHZULASSEN.“ die Signifikanz des Themas. Eines „Existenz- Dieser Sommer sei eine „Bewährungsprobe“, themas“, wie Dr. Frank Dudda, Vorsitzender sei entscheidend, wenn man den „Export- der Verbandsversammlung des Regionalver- schlager“ duale Ausbildung nicht verspielen bands Ruhr und Oberbürgermeister der Stadt wolle. Denn die Lage sei „äußerst kritisch“; Herne, in seiner Begrüßung betonte. Diese war angesichts sinkender Ausbildungsplatzan- insgesamt vor allem ein eindringlicher Appell gebote und Problemen im Matching sei Fle- an alle Akteur*innen, die „Kräfte zu bündeln, xibilität gefragt. „Wir werden wahrscheinlich alles das, was wir in den Ausbildungspakten diesmal mit einem normalen Ausbildungsjahr vor Ort haben, noch einmal in die Waagschale nicht über die Runden kommen.“ Schon jetzt zu werfen, und nicht nachzulassen“. Denn: müsse man sich fragen, „wie weit wir eigent- „Ich glaube, nach der Pandemie werden wir lich das Ausbildungsjahr ins Jahr hineinziehen soziale Brüche sehen, wie wir sie noch nicht müssen, um wirklich möglichst vielen jungen erlebt haben.“ Auszubildenden noch Chancen zu geben und möglichst vielen Betrieben noch die Sorge zu Er sei sehr froh über die diesjährige Themen- nehmen, sie schafften das wegen der Pande- wahl der Sozialkonferenz Ruhr. Froh, „dass wir mie nicht. Wir müssen das schaffen, ansonsten gleich den Finger in die Wunde gelegt haben, haben wir alle noch ein viel größeres Problem. indem wir fragen, ob die duale Berufsausbil- Und deshalb ist das Winken mit Ausbildungs- dung nach der Corona-Krise noch zukunfts- prämien richtig. Aber vor allem müssen wir fähig ist. Denn das muss sie sein, ansonsten Hilfestellungen geben“. SOZIALKONFERENZ RUHR Ist die duale Ausbildung nach der „Corona-Krise“ noch zukunftsfähig? 3
Dr. Frank Dudda „WIR MÜSSEN ALLES DAFÜR TUN, DASS DIE DUALE AUSBILDUNG AUCH IN DIESEM JAHR NOCH FUNKTIONIERT.“ Es gelte, das Problem sehr ernst zu nehmen, auch wenn es derzeit kein „Medienhype- AKTIONSWOCHE Thema“ sei: „Hier geht es um Themen, die „AUSBILDUNG JETZT!” die Menschen angehen – die Eltern, die Sor- Unter dem Motto „Ausbildung jetzt!” hat der gen haben, dass ihre Kinder überhaupt einen Ausbildungskonsens NRW vom 21. bis 25. Juni Einstieg finden; die Jugendlichen, die Sorgen 2021 eine Aktionswoche ausgerufen. Deren Ziel: haben vor der Zukunft in einem Ausmaß, in auf die vielfältigen Möglichkeiten der Berufs- ausbildung und deren Chancen aufmerksam zu dem sie es bisher nicht gekannt haben. Und machen. von daher müssen wir 40.000 Menschen in www.mags.nrw/ausbildungjetzt der Metropole Ruhr diese Chance jedes Jahr geben.“ Gefragt seien mehr Ausbildungs- „SOMMER DER BERUFSAUSBILDUNG“ plätze, eine niederschwellige Vermittlung und Im „Sommer der Berufsausbildung“ wirbt die eine einheitliche Beratung, „ein Coaching für Allianz für Aus- und Weiterbildung von Juni bis Oktober 2021 bei jungen Menschen und Betrieben Jugendliche und nicht ein Programmdschun- für die duale Ausbildung – und das auf Bundes-, gel“. Dies sei mit Blick auf die Zukunft der Landes- und regionaler Ebene. Auf diese Weise Region und auch die Ziele der Verbandsver- sollen möglichst viele Jugendliche 2021 eine sammlung für die Metropole Ruhr – „grünste betriebliche Berufsausbildung antreten können. Industrieregion der Welt, Hotspot der Kreati- www.aus-und-weiterbildungsallianz.de ven, Innovationsschmiede Ruhr‘“ – unerläss- lich. „Dazu brauchen wir die jungen Leute, und dafür gibt es viele spannende berufliche Ausbildungen.“ Anders gesagt: „Wir haben hier ein wichtiges Thema aufgemacht, bei dem wir aus meiner Sicht pandemisch ziemlich beeinträchtigt sind und vielleicht sogar ein bisschen mit dem Rücken an der Wand stehen. Aber das soll uns nicht aufhalten. Wir wollen ja gerade zeigen, dass wir wieder da sind, und dass wir Wege finden, auch aus dieser Lage das Beste zu machen.“ SOZIALKONFERENZ RUHR Ist die duale Ausbildung nach der „Corona-Krise“ noch zukunftsfähig? 4
IMPULS: BETRIEBLICHE AUSBILDUNG IN ZEITEN VON CORONA Prof. Bernd Fitzenberger, Direktor des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) Immer weniger junge Menschen bewerben Die Problemlage ist alles andere als eindimen- sich um einen Ausbildungsplatz. Gleich- sional. Zwar hat die Corona-Pandemie einen zeitig scheuen viele Unternehmen vor dem durchaus positiven Trend auf dem deutschen Hintergrund der Corona-Krise die Bereit- Ausbildungsmarkt ausgebremst. Dieser hatte stellung von Ausbildungsplätzen, aber auch sich in den vergangenen Jahren jedoch ohne- die Übernahme von Nachwuchskräften. In hin zu einem „Bewerbermarkt“ entwickelt, seinem Impuls-Vortrag forderte Prof. Bernd auf dem das Ausbildungsplatzangebot deut- Fitzenberger dringend innovative Berufs- lich das Interesse der Jugendlichen an dualer orientierungsangebote, mehr Flexibilität bei Ausbildung übersteigt. der Vermittlung sowie Veränderungen in den bestehenden Angebotsstrukturen, um Fitzenberger: „Deutschlandweit hatten wir gezielt den regionalen Mismatch anzugehen. uns bei den gemeldeten Berufsausbildungs- Dem bundesweiten Förderprogramm „Aus- stellen tatsächlich eingependelt; von 2016 bildungsplätze sichern“ und der damit ver- bis 2019 gab es sogar eine durchaus erfreu- bundenen Ausbildungsprämie bescheinigte liche Entwicklung: Betriebe wollten wieder der Experte indes bislang kaum Lenkungs- etwas stärker als zu Beginn der 2010er-Jahre wirkung. ausbilden.“ Die Gründe: eine gute Konjunk- tur und der drohende Fachkräfte-Engpass. „Der begrenzende Faktor im Ausbildungs- CORONA LÄSST STELLEN- markt war in dieser Zeit die Ausbildungs- RONA LÄSST STELLEN- UND VOR ALLEM UND VOR ALLEM BEWERBER neigung bzw. die Ausbildungswilligkeit der WERBERMELDUNGEN WEITER DEUTLICH ZURÜCKGEHENJugendlichen, so dass es zwischen 2016 und MELDUNGEN WEITER DEUTLICH 2019 dann keinen Aufwuchs bei den abge- ZURÜCKGEHEN ldete Bewerber(-innen) und gemeldete betriebliche Ausbildungsstellen, Jeweils schlossenen Ausbildungsverträgen gab.“ Mehr Angebot also als Nachfrage. Für 2020 ber bis Mai und Vorjahresvergleich, Deutschland registrierte das IAB dann bundesweit einen 508.900 „starken Einbruch“ mit einem „Rückgang des 462.600 438.900 447.900 Ausbildungsplatzangebotes in einer Größen- 400.000 366.700 ordnung von acht Prozent“ am Jahresende. „Das überraschende Ergebnis war allerdings, dass sogar die Zahl der unbesetzten Aus- -8,9% -8,3% -9,1% -3,2% bildungsplatzstellen anstieg, obwohl das Angebot zurückgegangen ist, was darauf hindeutet, dass in der Covid-19-Krise die Aus- bildungsneigung der Jugendlichen noch stär- Bewerberinnen und Bewerber betriebliche Ausbildungsstellen ker eingebrochen ist.“ Kurz gesagt: Weniger 2018/2019 2019/2020 2020/2021 Angebot - aber noch weniger Nachfrage. Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit Gemeldete Bewerber(-innen) und gemeldete betriebliche Ausbildungsstellen, jeweils Oktober bis Mai und Vorjahresvergleich, Deutschland Der Ausbildungsmarkt während der Corona-Krise // Seite 5 Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit SOZIALKONFERENZ RUHR Ist die duale Ausbildung nach der „Corona-Krise“ noch zukunftsfähig? 5
Ein deutschlandweiter Trend, der sich letzt- Arbeit 8,9 Prozent weniger Bewerber*innen lich auch in NRW findet: Zwar lässt sich hier gemeldet und im Mai 2021 noch einmal 8,3 2016 noch nicht von einem „Bewerbermarkt“ Prozent weniger als im Vorjahr.“ In NRW sank sprechen – damals suchten hier deutlich die Zahl der Interessent*innen von Oktober mehr junge Menschen einen Ausbildungs- 2020 bis Mai 2021 um 6,4 Prozent auf insge- platz als im Landesvergleich – „doch 2019 samt 91.149. „Hinter diesen Rückgängen versteckt sich DRAMATISCHE VERSCHIEBUNG IN eine dramatische Verschiebung in der Struk- DER STRUKTUR DER GEMELDETEN tur der gemeldeten Ausbildungsstellen; auch hier hinterlässt die Krise ihre Spuren.“ Wegge- AUSBILDUNGSSTELLEN brochen sind bundesweit Ausbildungsplätze auf dem Feld der körpernahen Dienstleistun- Insgesamt -3,0 Nichtmed. Gesundheitsberufe, Körperpflege -22,5 gen (-26,4%), aber auch im Bereich Touris- Tourismus-, Hotel- und Gaststättenberufe -15,4 mus, Hotel und Gastronomie (-17,7%). „Auf Lebensmittelherstellung u. -verarbeitung -8,6 Finanzdienstleistungen, Steuerberatung -8,3 der anderen Seite gibt es Zuwächse bei medi- Technische Entwicklung und Konstruktion -8,2 zinischen Gesundheitsberufen, Verkehr und Maschinen- und Fahrzeugtechnikberufe -8,0 Logistik.“ Branchen also, die weniger unter der Krise leiden bzw. sogar davon profitieren, Gebäude- und Versorgungstechnische Berufe +1,1 Hoch- und Tiefbauberufe +2,3 wie etwa der Online-Handel. Laut einer Befra- (Innen-)Ausbauberufe +2,8 gung des IAB vom Dezember 2020 planten Verkaufsberufe +2,9 Verkehr, Logistik (außer Fahrzeugführ.) +6,6 bundesweit rund zehn Prozent der Betriebe Medizinische Gesundheitsberufe +8,8 für 2021 weniger Ausbildungsplätze ein oder *) B erufshauptgruppen mit mind. 5.000 gemeldeten betrieblichen A usbildungsstellen wollen gar nicht mehr ausbilden. „Zugleich sehen wir in der historischen Entwicklung Gemeldete betriebliche Ausbildungsstellen nach Berufshauptgruppen, größte einen deutlichen Rückgang der Übernahme- Veränderungen im Vergleich zum Vorjahr in Prozent (Berufe mit mind. 5.000 Stellen), Oktober bis Mai 2021, Deutschland quote. Sie ist 2020 bundesweit um etwa fünf Prozentpunkte von 77 auf 72 Prozent gesun- Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit ken.“ In NRW fällt die Übernahme leicht höher aus, geht aber auch hier zurück. Neben unsi- hatte sich das auch in NRW umgedreht, und cheren Geschäftserwartungen und finanziel- 2020 sehen wir auch hier einen starken Ein- len Sorgen begründet knapp ein Drittel der bruch beim Ausbildungsplatzangebot um befragten Unternehmen die Einschränkung gut 10.000 Stellen und einen noch stärkeren der Ausbildungsmöglichkeiten auch mit Rek- Rückgang der besetzten Ausbildungsplätze rutierungsproblemen: Die Betriebe können um deutlich mehr als 10.000 Stellen“. Die keine geeigneten Bewerber*innen finden. Situation im Ruhrgebiet präsentierte sich 2020 mit knapp 26.800 Ausbildungsverträ- gen und damit einem Rückgang um 10,8 Pro- zent „etwas schwächer als der Trend in NRW und etwas stärker als bundesweit“. Dennoch: Eine ernste Entwicklung, die der IAB-Direk- tor mit zusätzlichen Daten untermauerte. „Im Mai 2020 waren bei der Bundesagentur für SOZIALKONFERENZ RUHR Ist die duale Ausbildung nach der „Corona-Krise“ noch zukunftsfähig? 6
„Die Jugendlichen sind ganz klar bisher nicht Und auch wenn es mit dem Ausbildungsplatz aktiviert worden, das betrifft vor allen Dingen geklappt hat, zeigt die Corona-Krise Aus- die Neubewerber*innen aus den Abgangs- wirkungen: „In der Debatte wird manchmal klassen der Sekundarschulen“, resümierte Fit- vergessen, dass die Ausbildung jetzt natür- zenberger. Zugleich seien die „dramatischen lich unter deutlich erschwerten Bedingungen MÖGLICHKEITEN DER BERUFSORIENTIERUNG UND -BERATUNG SIND DEUTLICH EINGESCHRÄNKT Verschiebungen im Ausbildungsplatzange- stattfindet.“ Wer im März 2020 im ersten bot“ eine zusätzliche Herausforderung für die Lehrjahr war, habe jetzt „mehr als die Hälfte“ Berufsorientierung, „weil die Jugendlichen seiner Ausbildungszeit unter „Pandemie- überzeugt werden müssen, dass die Berufe, Bedingungen“ absolviert, in Betrieben, in die jetzt stärker angeboten werden, auch denen Kurzarbeit und Schließungen die Regel angetreten werden“. Vor diesem Hintergrund waren. „Das hat natürlich Auswirkungen auf sei es keine Überraschung, dass im vergange- den Prüfungsbetrieb. Meiner Meinung nach nen Jahr sogar mehr Stellen unbesetzt geblie- hat man das im letzten Jahr sehr gut gelöst, ben sind als 2019. Die Corona-Pandemie habe aber der Prozess des Sammelns von Berufs- die Möglichkeiten der Berufsorientierung erfahrung, der Betreuung in der Ausbildung und -beratung deutlich eingeschränkt, auch hat deutlich gelitten. In einem Drittel der seien Praktikumsmöglichkeiten weggefallen. befragten Betriebe lief die Ausbildung nicht Zudem habe die duale Ausbildung je nach wie geplant, konnten Inhalte nicht wie vor- Schulform grundsätzlich einen mehr oder gesehen vermittelt werden. Das ist ein Effekt weniger guten Stand: Während an Haupt- der Krise, der ähnlich wie in der schulischen schulen das Interesse an einer Berufsausbil- Ausbildung noch länger nachwirken kann.“ dung bis zur Abschlussklasse weitgehend auf gleich hohem Niveau bleibt, orientieren sich Realschüler*innen zwischen der achten und zehnten Klasse deutlich häufiger um – und entscheiden sich vielfach für einen höheren Schulabschluss. Bei Abiturient*innen domi- niert „wie nicht anders zu erwarten“ das Hochschulstudium mit 61 Prozent, während duales Studium und Ausbildung mit neun bzw. 16 Prozent weiterhin eine untergeord- nete Rolle spielen. Die Schulschließungen der vergangenen Monate hätten jedoch das Interesse an der Berufsausbildung sowohl an Haupt- als auch an Realschulen „zusätzlich leicht negativ beeinflusst“. SOZIALKONFERENZ RUHR Ist die duale Ausbildung nach der „Corona-Krise“ noch zukunftsfähig? 7
Prof. Bernd Fitzenberger „AUSBILDUNGSBEREITSCHAFT DER WIRTSCHAFTLICH PROSPERIERENDEN BETRIEBE MUSS GESTÄRKT WERDEN, UM ALTBEWERBER*INNEN NICHT GÄNZLICH ZU VERLIEREN.“ Welche Lösungen kann es geben? Welche Ausbildungsberufen im betrieblichen Umfeld Herausforderungen stehen an? Vor allem, zu ermöglichen. „Zielmarke kann eindeutig so Fitzenberger, sei die „Ausbildungsbereit- nicht der 1. September 2021 sein. Wir müs- schaft der derzeit wirtschaftlich prosperie- sen dahin kommen, dass wir Vermittlungen renden Betriebe zu stärken“, um letztlich bis zum Jahresende bzw. bis ins neue Jahr in auch Altbewerber*innen nicht gänzlich zu nennenswertem Umfang hinbekommen, und verlieren. Hier setzt unter anderem das bun- das in größerem Umfang, als das im letzten desweite Förderprogramm „Ausbildungs- Jahr passiert ist.“ plätze sichern“ an, das im Spätsommer 2020 auf den Weg gebracht wurde – „relativ spät Im Gespräch mit Moderatorin Jeanette Kuhn für das Ausbildungsjahr 2020, weil da viele nahm Fitzenberger abschließend den so Entscheidungen bereits gefallen waren“. Und genannten regionalen Mismatch noch einmal auch aktuell greife das Programm noch nicht: genauer unter die Lupe, der deutliche regio- Trotz steigender Bekanntheit in den Betrieben nale Unterschiede in den Daten beschreibt. „können wir keinen Zuwachs bei der Bean- „Hier fallen zum Beispiel einige Arbeitsagen- tragung von Fördermitteln und damit auch turbezirke im Ruhrgebiet auf. Im April 20/21 keine Steigerung des Ausbildungsplatzange- gab es etwa in Gelsenkirchen und Reckling- botes erkennen“. Tatsächlich hatte im März hausen ein Bewerber-Angebots-Verhältnis 2021 lediglich ein Viertel der Unternehmen von jeweils über 130 Bewerber*innen auf 100 eine entsprechende Förderung beantragt. Ausbildungsstellen; ganz anders als etwa in „Meine Einschätzung ist, dass das Programm Rostock oder Konstanz, wo auf 100 Stellen für 2020 keine Lenkungswirkung ausgeübt 23 bzw. 41 Bewerber*innen kommen.“ Ein in hat. Und ich befürchte, es wird auch in diesem NRW und insbesondere in der Metropole Ruhr Jahr nicht in dem Umfang genutzt werden, bereits „längerfristig“ existierendes Phäno- weil schlicht und ergreifend die Ausbildungs- men, das sich, so Fitzenberger, allerdings plätze zumindest bis September nicht in dem auch erfreulich lesen lasse: „Der positive Teil Umfang besetzt werden können, wie sich die ist, dass es im Ruhrgebiet offensichtlich eine sehr hohe Zahl von Jugendlichen gibt, die FÖRDERPROGRAMM „AUSBILDUNGSPLÄTZE SICHERN“” sich für einen Ausbildungsplatz interessieren. Mit dem Bundesprogramm „Ausbildungsplätze sichern“ unterstützt das Stellen Sie das doch den Zahlen für Rostock Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) seit August 2020 gezielt gegenüber. Die meisten Betriebe dort wer- ausbildende Betriebe etwa über eine Ausbildungsprämie. den, wenn sich das nicht dieses Jahr drastisch www.bmbf.de/de/das-sollten-kmu-jetzt-wissen-11839.html ändert, leer ausgehen und ihre Ausbildungs- www.bmbf.de/de/bundesprogramm-ausbildungsplaetze-sichern-13371.html plätze nicht besetzen können. 130 ist sicher- lich eine Relation, die für die Bewerber*innen Bundesregierung das vorstellt.“ Eine „Flexi- nicht super angenehm ist, eine Relation 80 zu bilisierung des Einstiegs“ sei unumgänglich, 90 wäre da ganz toll. Für die Wirtschaft im ebenso wie eine „Ausweitung der Einstiegs- Ruhrgebiet ist das aber eigentlich eine gute qualifizierung“, etwa um Jugendlichen ein Nachricht.“ sozialversicherungspflichtiges Praktikum in SOZIALKONFERENZ RUHR Ist die duale Ausbildung nach der „Corona-Krise“ noch zukunftsfähig? 8
ERFAHRUNGEN UND PERSPEKTIVEN: WAS BRAUCHT ES FÜR EINE ZUKUNFTSFÄHIGE DUALE AUSBILDUNG? Dr. Ulrich Irle, Geschäftsführung HUEHOCO GROUP Holding GmbH & Co. KG und Vorstandsmitglied des Kompetenznetzwerks für Oberflächentechnik e. V., Hattingen Dr. Stefan Sandbrink, Geschäftsführung ASB NRW e.V. und Vorstandsmitglied des Paritätischen NRW Olesja Mouelhi-Ort, Geschäftsführung Handwerkskammer Dortmund Barbara Molitor, MAGS, Gruppe II A Berufliche Bildung, Fachkräftesicherung, Digitalisierung der Arbeitswelt, Alessandro Fenu, Industriekaufmann in Ausbildung, thyssenkrupp Dortmund Carsten Taudt, Fachbereichsleiter Bildung und Fachkräftesicherung, IHK Nord Westfalen Mark Rosendahl, Geschäftsführer des DGB in der Emscher-Lippe-Region Die zentrale Warnung der Podiumsrunde in die Ausbildung gestartet seien. „Ich selbst war unüberhörbar: Bleibt alles wie es ist und war bereits im dritten Ausbildungsjahr und werden die Anstrengungen aller Akteur*in- konnte das Unternehmen daher schon ken- nen nicht noch einmal gezielt hochgefahren nenlernen. Doch prinzipiell war die Situation und gebündelt, steuern wir unweigerlich auf für die Auszubildenden – wie für alle anderen eine Fachkräftekrise zu. Innovative Ansätze in auch – eine große Umstellung.“ Gegen rund der Berufsorientierung und in der Ansprache 350 weitere Bewerber*innen hatte sich Fenu auch von Jugendlichen seien derzeit notwen- behaupten können und einen von zwei Aus- diger denn je, um den Mismatch auf dem Aus- bildungsplätzen bei thyssenkrupp ergattert. bildungsmarkt aktiv anzugehen. Aber was „Ich denke, ich bin im Assessment Center bzw. bringen Prämien oder eine Aktionswoche tat- beim Bewerbungsgespräch damals gut ange- sächlich? Welche Aufgabe kommt den Schu- kommen.“ Stichwort Matching: Es hat einfach len zu? Was müssen Betriebe leisten? Und gut gepasst. Eine Situation, die auf dem Aus- was wird von den Auszubildenden erwartet? bildungsmarkt mittlerweile alles andere als Es gelte, so das einhellige Fazit der Runde, selbstverständlich ist. Anders gesagt: Die festgefahrene Strukturen aufzubrechen – Regel ist mittlerweile der Mismatch. Alessandro Fenu „AUSBILDUNGSJAHR 2020 WAR ALLES ANDERE ALS EIN „NORMALES“ JAHR.“ aber auch am Image der dualen Ausbildung Mit seinem Appell, junge Menschen bereits zu arbeiten, mit Vorurteilen aufzuräumen und frühzeitig, vor allem aber auch regelmä- vor allem: Jugendliche zu motivieren und sie ßig in der Schule mit dem Thema berufliche dort abzuholen, wo sie stehen. Zukunft zu konfrontieren, rannte der frisch gebackene Industriekaufmann bei den ande- Homeoffice, weniger unmittelbare Betreu- ren Podiumsteilnehmer*innen daher offene ung, Klausuren im Homeschooling: Das Türen ein. Sein Fazit: „Es macht wenig Sinn, Ausbildungsjahr 2020 war, berichtete Ales- die Schüler*innen erst in ihrem letzten Jahr sandro Fenu, alles andere als ein „normales“ darauf anzusprechen.“ Statt einer „Moment- Jahr, insbesondere für jene, die gerade erst aufnahme“ sei eine wiederkehrende Auf- SOZIALKONFERENZ RUHR Ist die duale Ausbildung nach der „Corona-Krise“ noch zukunftsfähig? 9
nahme des Themas sehr viel effizienter. Es sei es ein Spaziergang mit Bewerber*innen gelte, das Eigeninteresse der Jugendlichen im Wald, den Dr. Ulrich Irle, Geschäftsführung zu wecken. Dass dabei auch deutlich mehr HUEHOCO GROUP, anregte. „Berufsorientierungselemente“ im Schullall- tag, mehr Praxisbezug im Unterricht auch in Richtung technische Kompetenzen hel- CHAT fen könnten, wie Olesja Mouelhi-Ort von der Wie werden die Studien- und Berufs- Geschäftsführung der Handwerkskammer orientierungslehrer der Schulen über Dortmund vorschlug, sah Fenu ähnlich. „Ich die sich veränderten Berufsbilder bereue nicht, dass ich damals meine Ausbil- informiert? dung angefangen habe, weil es wirklich ein super Start ins Berufsleben ist und gegebe- nenfalls auch als Grundlage für ein Studium dienen kann. Ich bin zufrieden damit, wel- chen Weg ich eingeschlagen habe.“ Eine maßgebliche Rolle in der Berufsorien- tierung kommt den Schulen zu – und „KAoA CHAT Frühzeitige Orientie- funktioniert“, wie Carsten Taudt, Fachbe- rungshilfen in Sachen reichsleiter Bildung und Fachkräftesiche- Schüler*innen und Lehrer*innen müs- Ausbildung, „Berufe rung bei der IHK Nord Westfalen versicherte: sen Berufe erfahren. Und das nicht erfahren“, wie es im „Das sieht man gerade jetzt, wo es durch die nur zum Ende der Schullaufbahn. Und Chat hieß, „und das Pandemie weggefallen ist“. Aufgabe eines Eltern mitnehmen dabei. nicht nur zum Ende Studien- und Berufswahlkoordinators sei es der Schullaufbahn“: dabei nicht, griff Taudt eine Nachfrage aus Die Weichen dafür, dem Chat auf, Berufsbilder ganz genau zu versicherte Barbara kennen, „das ist völlig unmöglich, aber auch Molitor vom NRW-Arbeitsministerium, habe gar nicht notwendig“. Vielmehr gehe es das Land in den vergangenen Jahren bereits darum, „eine Vorstellung davon zu haben“, gestellt. Etwa mit dem System KAoA und – wie Schüler*innen angeleitet werden können. vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie „Und aus unserer Erfahrung muss ich sagen, – der verstärkten Transferierung von Bera- die Lehrer sind sehr gewillt, mit uns zusam- tungsangeboten ins Internet. „Ich glaube, menzuarbeiten.“ Nachdrücklich warb Taudt da ist auf allen Ebenen, lokal, regional, aber zudem etwa für „Ausbildungsbotschafter“ auch auf Landesebene, viel erfolgt, um trotz in den Schulen – also Jugendliche, „die auf der schwierigen Rahmenbedingungen in der Augenhöhe von ihrer eigenen Ausbildung Pandemie junge Menschen und ihre Eltern bei berichten und so die Schüler*innen anregen, der Berufsorientierung zu unterstützen und selbst nachzudenken und den richtigen Weg gleichzeitig Unternehmen den Rahmen und für sich zu suchen“. die Möglichkeit zu geben, ihre Ausbildungs- plätze anzubieten. Das Matching ist aber natürlich online sehr schwierig.“ Was, darü- ber war sich die Runde einig, mehr innova- tive Ansätze in der Vermittlung und Beratung notwendig macht, sei es eine Ausbildungs- messe der Handwerkskammer auf einem Parkdeck, die Molitor ins Gespräch brachte, SOZIALKONFERENZ RUHR Ist die duale Ausbildung nach der „Corona-Krise“ noch zukunftsfähig? 10
Barbara Molitor „WIR MÜSSEN JUNGE MENSCHEN DORT ABHOLEN, WO SIE TATSÄCHLICH STEHEN UND DAS NICHT NUR FRÜHZEITIG, SONDERN AUCH INDIVIDUELL.“ Grundsätzlich sei es essenziell, junge Men- sung hinzubekommen“. Hier gelte es, genau schen dort abzuholen, wo sie tatsächlich hinzuschauen, denn auch im Ruhrgebiet sei stehen und das nicht nur frühzeitig, sondern nicht in jedem Agenturbezirk die Situation auch individuell - Stichwort Ausbildungs- gleich. Die im Impulsvortrag genannten Zah- reife. Molitor: „Es gibt auch Jugendliche, bei len für Gelsenkirchen und Recklinghausen denen eine Einstiegsqualifizierung (EQJ) beispielsweise seien laut Rosendahl deswe- ein guter Anknüpfungspunkt ist.“ Mark gen „so schlecht“, weil dort der Strukturwan- Rosendahl, Geschäftsführer des DGB in der del längst noch nicht abgeschlossen sei – „wir Emscher-Lippe-Region, warb gerade in haben hier zehntausende Arbeitsplätze noch puncto Eignung für mehr Offenheit: „Klagen in den letzten Jahren verloren“. Das Hand- der Unternehmen über Auszubildende gibt werk in der Region sei historisch bedingt es oft; die Frage ist, wie wir damit umgehen.“ „völlig unterrepräsentiert“, was sich jetzt mit Er appelliert: „Wir können jetzt nicht warten, Blick auf die Zukunftstechnologien räche. dass vielleicht doch irgendwann die Super- cracks kommen. Das ist keine Perspektive Tatsächlich, bestätigt Olesja Mouelhi-Ort, für die Wirtschaft. Man muss mit den Leuten habe das Handwerk bereits sehr lange mit Mark Rosendahl „WIR HABEN EIN POTENZIAL VON TAUSENDEN JUNGER MENSCHEN, DIE JE LÄNGER SIE ARBEITSLOS SIND, SICH AUCH WEITER DEQUALIFIZIEREN.“ arbeiten, die da sind.“ Deshalb seien aus- sinkenden Ausbildungszahlen zu kämpfen. bildungsberatende Hilfen, das Berufsquali- Seit 2016 sei es auch aufgrund einer „sehr fizierungsjahr, aber auch außerbetriebliche guten konjunkturellen Lage“ jedoch gelun- Ausbildungsplätze stärker zu nutzen als bis- gen, die Ausbildungszahlen zu stabilisieren. lang. „Wir haben ein Potenzial von tausenden „Und dann kam Corona und hat uns leider junger Menschen, die, je länger sie arbeitslos einen sehr großen Dämpfer verpasst.“ Die sind, auch weiter dequalifizieren. Auch zum Auswirkungen seien je nach Branche unter- Vorteil der jungen Menschen kann man dieses schiedlich hart ausgefallen. „Bundesweit Potenzial nur nutzen, wenn die Jugendlichen hatten wir Einbußen in Höhe von etwa elf in eine Beschäftigung kommen, damit sie ihr Prozent bei den Eintragungszahlen; in NRW eigenes Leben in den Griff bekommen. Das und in der Handwerkregion Ruhr waren es machen wir, glaube ich, noch zu wenig.“ In der minus acht Prozent. Das hört sich relativ Praxis kämen, so Molitor, deshalb zusätzliche moderat an, aber der Bedarf an Fachkräften Matching-Berater gerade in jenen Regionen im Handwerk ist natürlich bei weitem nicht zum Einsatz; „wo es schwierig ist, eine Pas- gedeckt, und wir steuern auf eine Fachkräf- SOZIALKONFERENZ RUHR Ist die duale Ausbildung nach der „Corona-Krise“ noch zukunftsfähig? 11
Olesja Mouelhi-Ort „DER BEDARF AN FACHKRÄFTEN IM HANDWERK IST BEI WEITEM NICHT GEDECKT, UND WIR STEUERN AUF EINE FACHKRÄFTEKRISE ZU.“ tekrise zu.“ Angesichts dieser Perspektive sei schulausbildung tendiert. Das heißt, viele die Ausbildungsbereitschaft der Handwerks- Interessent*innen werden sich schwertun, betriebe prinzipiell „ungebrochen“. Zwei diese Ausbildung erfolgreich abzuschließen.“ Monate vor Ausbildungsstart habe man aktu- Eine fatale Situation, gerade jetzt: „Wir gehen ell allerdings „noch unheimlich viele unbe- davon aus, dass ungefähr zehntausend Pfle- setzte Lehrstellen“. Die Gründe? Vor allem gende während der Pandemie ihren Job auf- der fehlende unmittelbare Kontakt zu den gegeben haben, wegen Überlastung, weil sie Jugendlichen – „Messen, Jobbörsen, jegliche der Situation nicht mehr gewachsen waren, Präsentationsmöglichkeiten der Betriebe weil sie einfach raus wollten aus dem System. sind weggefallen“. Wir brauchen also dringend Pflegekräfte.“ Eine weitere Herausforderung: Schulformen Sind manche Hürden also zu hoch? Und verschwinden, aus denen das Handwerk bis- haben vor diesem Hintergrund Schulnoten lang beständig Nachwuchs akquiriert hat. als charakteristisches, oft alleiniges Ent- Zugleich würden moderne Handwerksbe- scheidungskriterium für einen Ausbildungs- rufe immer komplexer und digitaler, immer platz nicht längst ausgedient? Für Dr. Ulrich anspruchsvoller, „daher muss es zukünftig Irle ist genau das der Fall: „Ich glaube, dass unser Schwerpunkt sein, verstärkt auch an man sich viel mehr darauf konzentrieren Gymnasien fürs Handwerk zu werben“ – jener sollte, welche Potenziale in diesen jungen Schulform also, der bereits der Impulsvortrag Menschen stecken, die sich bei einem bewer- ein grundsätzlich eher geringes Interesse ben.“ Auch die von Irle unterstützte Initiative Dr. Stefan Sandbrink „WIR HABEN IN DER PFLEGE EIN NEUES, GENERALISTISCHES AUSBILDUNGSSYSTEM [...]. VIELE INTERESSENT*INNEN WERDEN SICH SCHWERTUN, DIESE AUSBILDUNG ERFOLGREICH ABZUSCHLIESSEN.“ an einer dualen Berufsausbildung beschei- GLW in Velbert ziele genau darauf ab: „Wir nigt hatte. Dr. Stefan Sandbrink, Geschäfts- sehen dort Ausbildung nicht nur als die Ver- führung ASB NRW, ergänzte die Diskussion mittlung von Fachwissen. Es geht uns auch für den Pflegebereich um einen ähnlichen um Sozialkompetenz und generell um das Aspekt: „Wir haben in der Pflege ein neues, Thema Kompetenzen, und das ist mir in der generalistisches Ausbildungssystem, das bisherigen Diskussion auch noch deutlich zu maximal herausfordernd ist – eine dreijährige kurz gekommen. Ich glaube, dass die jungen Ausbildung, die von den Anforderungen, von Leute heute an Schulen nicht mehr erfahren, der Qualität her eher in Richtung Fachhoch- was eigentlich ihre Stärken sind. Und wenn SOZIALKONFERENZ RUHR Ist die duale Ausbildung nach der „Corona-Krise“ noch zukunftsfähig? 12
Dr. Ulrich Irle „AUSBILDUNG NICHT NUR ALS DIE VERMITTLUNG VON FACHWISSEN SEHEN. ES GEHT UNS AUCH UM SOZIALKOMPETENZ.“ wir das nicht schaffen, dann werden wir ewig falls nicht stehen bleiben.“ Was, wie Carsten hinter diesen jungen Menschen herrennen Taudt versicherte, tatsächlich fatal wäre: „Wir und nicht verstehen, warum wir sie nicht in erleben immer noch Betriebe, die lieber auf eine Ausbildung kriegen.“ Es sei unumgäng- Schulnoten gehen und lieber den perfekten lich, Jugendliche als „selbstständige und Bewerber haben. Die müssen sich umstellen, nicht fremdbestimmte Menschen“ zu begrei- die haben sonst gar keine Chance mehr.“ Die fen, sie wertzuschätzen und sie zu begeistern Situation, dass Abiturient*innen tatsächlich „für die Dinge, die wir tun“. Realschüler*innen bei der Vergabe vorgezo- gen würden, wie kritisch im Chat angemerkt Eine Forderung, für die Irle auch im Chat wurde, stelle sich laut Irle dabei vielfach Bestätigung erhielt. Sein dringender Appell: „Wir müssen schauen, wie wir das ‚gematcht‘ kriegen. Wir werden in unseren gewohnten CHAT Denkstrukturen die Lösungen nicht finden. Sollten wir nicht kritisch auf die Ich könnte mir zum Beispiel vorstellen, dass Kriterien der Vergabe von Ausbildung eine Reihe von Unternehmen sagen, für das schauen? Wählt die Firma nicht lieber nächste Jahr bieten wir Praktika an. Und dann den Abiturienten als den Realschüler? können sich Schüler*innen zwei Monate lang wechselnd von Firma zu Firma am besten in ganz unterschiedlichen Berufen einfach mal ausprobieren.“ Weitere Ideen ergänzte er CHAT im Anschluss an die eigentliche Diskus- schon gar nicht mehr, „weil es mittlerweile händeringend darum geht, überhaupt einen Wichtiger Punkt: schulische Ausbildung sion: „Anstatt Mitar- Azubi zu bekommen“. sollte darauf ausgerichtet sein, auf beiter*innen vorzeitig Kompetenzen und Stärken der Schü- in die Rente zu ent- Mehr Engagement auf Seiten der Betriebe ist ler*innen zu entdecken und zu lassen, ist es doch also gefordert, nicht zuletzt auch: mehr inno- entwickeln. sinnvoll, das Wissen vatives Denken – und das in jeder Hinsicht. länger zu nutzen, viel- Taudt: „Ganz wichtig ist, dass viele Betriebe leicht mit neuer Qua- sich fragen, wie mache ich eigentlich auf lifikation, die schwere meine Ausbildung aufmerksam? Manche Arbeit leichter macht. Stellenanzeigen sind noch aus dem letzten Der Weg zur Digitalisierung in der Industrie, Jahrhundert und erreichen nicht die Ziel- im Handwerk wird dazu führen, dass wir mehr gruppe.“ Wer zukunftsfähig sein wolle, müsse qualifizierte Menschen in den Firmen benö- Bewerber*innen als „Kundengruppe“ begrei- tigen. Hier wären wahrscheinlich kürzere fen, „mit der man eine langfristige lukrative Lerneinheiten von zwei bis drei Wochen gut Verbindung eingehen möchte“. denkbar. So könnte man auch Mitarbeiter*in- nen, die keinen Ausbildungsnachweis haben, Und welchen Nutzen haben in diesem mit auf das Niveau heben. Wir dürfen jeden- Zusammenhang Projekte wie die Aktions- SOZIALKONFERENZ RUHR Ist die duale Ausbildung nach der „Corona-Krise“ noch zukunftsfähig? 13
„WER ZUKUNFTSFÄHIG SEIN WILL, MÜSSE Carsten Taudt BEWERBER*INNEN ALS „KUNDENGRUPPE“ BEGREIFEN, MIT DER MAN EINE LANGFRISTIGE LUKRATIVE VERBINDUNG EINGEHEN MÖCHTE.“ woche oder auch der „Sommer der Ausbil- ten. Mark Rosendahl: „Wir müssen die Ausbil- dung“? Beides, so Barbara Molitor, solle noch dung grundsätzlich attraktiver machen.“ Bei einmal alle Kräfte bündeln und den Jugend- der Berufswahl gehe es heute neben der per- lichen klar machen: „Kümmert euch jetzt! Alle sönlichen Neigung auch um Themen wie die Unterstützungsangebote sind da! Die Som- Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Freizeit merferien sind für den Bereich der berufli- und nicht zuletzt um eine faire Bezahlung. chen Ausbildung keine Ferien!“ Carsten Taudt Ein Punkt, der im Chat vielfach zur Sprache ergänzt, dass die Initiativen – „und wir fan- kam: angefangen bei deutlichen Unterschie- gen ja nicht erst jetzt an“ – durchaus ersten den in den Branchen bis hin zur Lohnan- Erfolg zeigen: „Im nördlichen Ruhrgebiet sind gleichung zwischen Nicht-Akademiker* wir mit einem kräftigen Minus bei den dies- jährigen Verträgen gestartet, was mich echt erschreckt hat. Das hat sich inzwischen in ein CHAT kräftiges Plus von sechs Prozent gegenüber Wie schätzt die Runde die Situation dem Vorjahr gewandelt. Das deutet darauf zur Lohnangleichung zwischen Nicht- hin, dass es uns gelingt, die jungen Leute tat- Akademikern und Akademiker*innen sächlich zu erreichen. Jetzt müssen wir wei- ein? Um langfristige Berufe attraktiv zu termachen!“ Und Taudt stimmte mit Molitor machen? überein: Terminvorgaben für den Beginn der … Ausbildung seien das falsche Signal. „Es muss Bezahlung im Handwerk nicht attraktiv klar werden, dass auch nach dem 1. Septem- genug ber noch etwas geht, aber trotzdem nichts … auf die lange Bank geschoben werden sollte.“ Facharbeitereinkommen im Hand- Deutlich kritischer sah der IHK-Experte hin- werk deutlich niedriger als im Metall. gegen die Ausbildungsprämie: „Junge Leute, Wir sollten nicht die Friseur*innen und aber auch deren Eltern sind verunsichert Verkäufer*innen im Einzelhandel ver- worden, weil damit gesagt wurde: Der Aus- gessen. bildungsmarkt liegt darnieder, wir müssen ihn retten.“ Oder wie Ulrich Irle erklärte: „Prämien lobe ich immer dann aus, wenn ich ansonsten ziemlich hilflos bin.“ Diese Botschaft, so Taudt, „ist in den Köpfen der innen und Akademiker*innen. Hier stellte Leute hängengeblieben“. Dieses Bild jetzt Olesja Mouelhi-Ort jedoch klar: „Es gibt mitt- zu korrigieren, sei das, „was wir derzeit alle lerweile ja einen bunten Strauß an neuen mit großer Anstrengung machen und was wir Studiengängen. Ob man aber als Akademi- unbedingt weiterführen müssen, mit so viel ker mit einem Bachelor-Abschluss in sozialer persönlichem Kontakt wie irgend möglich“. Arbeit oder Eventmanagement wirklich mehr Darüber hinaus gelte es, gezielt am Image Geld verdient als mit einer guten Ausbildung und der Reputation der Ausbildung zu arbei- im Handwerk - mit der Weiterbildungsoption, SOZIALKONFERENZ RUHR Ist die duale Ausbildung nach der „Corona-Krise“ noch zukunftsfähig? 14
die man hat mit dem Meistertitel hat - stelle ich arg in Frage.“ Und was wird von den Jugend- AUSBILDUNGSKONSENS NRW lichen selbst erwartet? Initiative, Interesse und 1996 haben sich die Landesregierung, Wirtschaft, vor allem: Motivation. Carsten Taudt: Wenn ein Gewerkschaften, Arbeitsverwaltung und Kommu- Betrieb das Gefühl hat, der will eigentlich gar nen zum Ausbildungskonsens NRW zusammen- nicht, das ist echt schwierig; das ist eine Art geschlossen. Dessen Ziel: „Jeder junge Mensch der Sozialisierung, an der wir noch arbeiten in Nordrhein-Westfalen, der ausgebildet werden will, wird ausgebildet.“ müssen. Da hilft nicht erst die Berufsorientie- www.mags.nrw/ausbildungskonsens rung, sondern da müssen wir wirklich sehen, wie wir Strukturen schaffen, um diese jungen „KEIN ABSCHLUSS OHNE ANSCHLUSS“ (KAOA) Menschen in eine andere Motivationslage zu Mit dem landesweiten Übergangssystem KAoA versetzen.“ Auch hier könne das Handwerk regelt NRW den Übergang von der Schule in punkten, schloss Mouelhi-Ort als Reaktion Ausbildung bzw. Studium und fördert gezielt die frühzeitige berufliche Orientierung von Schü- auf einen Chat-Beitrag, der nach der Zukunft ler*innen und deren Eltern. von Jugendlichen ohne Abschluss oder von www.mags.nrw/uebergang-schule-beruf-startseite Geflüchteten fragte. Das Handwerk habe in der Vergangenheit hinreichend bewiesen, wel- GEMEINSCHAFTSLEHRWERKSTATT DER che integrative Fähigkeit es besitze: „Die Wirt- INDUSTRIE VON VELBERT UND UMGEBUNG schaft hat sehr deutlich gezeigt, dass es nicht (GLW) 1937 gegründet bietet die GLW heute in Koope- darauf ankommt, wo man herkommt und was ration mit der „heimischen Metall- und Elektro- man an Kompetenzen mitbringt. Denn das industrie“ 240 Plätze für Auszubildende und kann man alles lernen. Sofern man denn will.“ Umschüler*innen. www.glw-velbert.de/ CHAT Wir müssen auch über die Fähigkeit von Ausbildungsbetrieben Bezahlung im Handwerk nicht attraktiv genug reden … auszubilden! Was geschieht mit den Schülern, die keinen Abschluss haben, die Wie werden die Studien- und Berufsorientierungslehrer der Schu- richtig alphabetisiert werden müssen. Wie soll man diese weiter len über die sich verändernden Berufsbilder informiert? qualifizieren? (Stichwort: Zuwanderung aus Südosteuropa) Sollten wir nicht kritisch auf die Kriterien der Vergabe von Aus- Schüler*innen und Lehrer*innen müssen Berufe erfahren. Und das bildung schauen? Wählt die Firma nicht lieber den Abiturienten als nicht nur zum Ende der Schullaufbahn. Und Eltern mitnehmen den Realschüler? dabei. Wie schätzt die Runde die Situation zur Lohnangleichung zwischen Facharbeitereinkommen im Handwerk deutlich niedriger als im Nicht-Akademikern und Akademiker*innen ein? Um langfristige Metall. Wir sollten nicht die Friseur*innen und Verkäufer*innen im Berufe attraktiv zu machen? Einzelhandel vergessen Wichtiger Punkt: schulische Ausbildung sollte darauf ausgerichtet sein, auf Kompetenzen und Stärken der Schüler*innen zu entde- cken und zu entwickeln SOZIALKONFERENZ RUHR Ist die duale Ausbildung nach der „Corona-Krise“ noch zukunftsfähig? 15
AUSBLICK Karola Geiß-Netthöfel, Regionaldirektorin des Regionalverbands Ruhr Für die „Innovationsschmiede Ruhr“, für die Doch auch der Regionalverband Ruhr stehe Ansiedlung moderner Zukunftstechnologien in der Pflicht und verstehe sich in diesem im Ruhrgebiet, resümierte Karola Geiß-Nett- Prozess als Moderator und Netzwerker: „Wir höfel in ihrem Ausblick, „brauchen wir nicht haben Kontakte zu den Industrie- und Han- nur Akademiker*innen, sondern wir brauchen delskammern, zu den Handwerkskammern, auch ganz dringend die gut ausgebildeten zu Unternehmer*innen, und wir versuchen, Fachkräfte, die die duale Berufsausbildung da auch etwas aufzunehmen und zusammen- durchlaufen“. Gerade vor dem Hintergrund zubringen, um weiterzukommen im Ruhrge- der Corona-Pandemie sei Ausbildung ein biet.“ Dabei sei es unverzichtbar, regionale „ganz wichtiges Thema“, dem sich der RVR Unterschiede in der Metropole Ruhr genauer zukünftig – gemeinsam mit den beteilig- in den Blick zu nehmen und entsprechend ten Akteur*innen – noch deutlicher widmen zu agieren: „Wenn ich das Kernruhrgebiet werde. betrachte, in der Hellwegzone, dann boomt es Karola Geiß-Netthöfel „WIR BRAUCHEN NICHT NUR AKADEMIKER*INNEN, SONDERN AUCH GUT AUSGEBILDETE FACHKRÄFTE.“ Vor allem sei es wesentlich, schloss Geiß- da schon wieder. Im nördlichen Ruhrgebiet ist Netthöfel an die Podiumsdiskussion und die noch Luft nach oben, da muss man noch sehr Begrüßung durch Dr. Frank Dudda an, Wege viel tun.“ Ursächlich verantwortlich für das und Möglichkeiten zu finden, junge Menschen regionale Ungleichgewicht: der noch relativ in Sachen Berufsausbildung zu motivieren. junge Strukturwandel in der Emscher-Lippe- „Die Jugendlichen, das stelle ich auch fest, Region, auf den zuvor auch Mark Rosendahl sind durch die Corona-Zeit desorientiert. hingewiesen hatte. „Wir müssen sehen, dass Und das wäre vielleicht eine Frage gewesen, wir dort neue Arbeitsplätze bekommen.“ die wir hier noch etwas deutlicher hätten Grundsätzlich zeigte sich die RVR-Regio- beleuchten müssen.“ Frühzeitig zu infor- naldirektorin dabei durchaus optimistisch: mieren und Orientierungshilfe zu leisten, sei „Ich stelle fest, dass es da gerade ganz viele dabei auch Aufgabe der Schulen: „Ich glaube, Bemühungen gibt, und ich glaube auch, dass die Gymnasien bereiten nach wie vor sehr es da vorangeht.“ stark auf das Studium vor. Sie haben nicht im Blick, dass man nicht unbedingt studieren muss, sondern auch im Rahmen einer Ausbil- dung weiterkommt.“ SOZIALKONFERENZ RUHR Ist die duale Ausbildung nach der „Corona-Krise“ noch zukunftsfähig? 16
Noch während der laufenden Sozialkonferenz Ihr persönliches Fazit in Sachen Sozialkonfe- habe man sich per Mail verständigt, die The- renz 2021: „Ich darf meinem Team und den men Ausbildung und Berufsausbildung künf- Sozialbeigeordneten an dieser Stelle ein gro- tig stärker in den Fokus nehmen zu wollen. ßes Lob aussprechen: Sie finden immer The- Karola Geiß-Netthöfel „ZUKÜNFTIG WOLLEN WIR ÜBERLEGEN, WIE WIR UNS DEM THEMA AUSBILDUNG, ABER AUCH DER WEITERBILDUNG UND FORTBILDUNG NOCH STÄRKER WIDMEN KÖNNEN.“ „Und das auch in unseren Bildungskonferen- men, die absolut aktuell sind. Und für eine zen“. Geiß-Netthöfel verwies zudem auf den digitale Konferenz habe ich gerade die Podi- „Bildungsbericht Ruhr 2020“ und erklärte: umsdiskussion als sehr lebhaft wahrgenom- „Bislang hat unser Schwerpunkt sehr auf den men. Ich freue mich auf weitere Konferenzen Bereichen Schulausbildung und frühkindliche und hoffe, dass wir damit die Situation für Bildung gelegen. Zukünftig wollen wir über- viele Menschen weiter verbessern können.“ legen, wie wir uns dem Thema Ausbildung, aber auch der Weiterbildung und Fortbil- dung noch einmal stärker widmen können. Dies machen wir nicht allein; wir machen das mit unseren Sozialbeigeordneten, die die Situation vor Ort in unseren Kommunen sehr gut kennen, und die auch diese Konferenzen immer mit vorbereiten.“ BILDUNGSBERICHT RUHR Im Dezember 2020 erschien der zweite „Bildungs- bericht Ruhr“ als Ergebnis der Zusammenarbeit des Regionalverbands Ruhr mit RuhrFutur und Bil- dungsakteur*innen aus Kommunen, Hochschulen und weiteren Einrichtungen. Der Bericht arbeitet die Entwicklungen im Bildungssystem bis 2019 auf, bezieht die Corona-Krise jedoch noch nicht mit ein. https://bildungsbericht.ruhr SOZIALKONFERENZ RUHR Ist die duale Ausbildung nach der „Corona-Krise“ noch zukunftsfähig? 17
Herausgegeber: Regionalverband Ruhr Die Regionaldirektorin Kronprinzenstraße 35 D-45128 Essen T: +49 (0)201 2069 - 0 F: +49 (0)201 2069 - 500 www.rvr.ruhr Redaktion: Referat Bildung und Soziales, RVR Regina Schenberg Gestaltung: Team Kommunikationsdesign, RVR Text: Tanja Weimer, Schacht 11 Essen, Juli 2021
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