Jahres- 2020 bericht - IN VIA
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Jahres- bericht 2020 IN VIA Katholischer Verband für Mädchen- und Frauensozialarbeit Diözese Rottenburg-Stuttgart e. V.
Inhalt Familien stärken KiFaZ Wilde Hilde 4 Jungen Frauen Raum geben Hildegardisheim 6 ZIMA – Zentrum für interkulturelle Mädchen- und Frauenarbeit 7 Perspektiven entwickeln Jugendmigrationsdienste 8 Bildungsberatung Hochschule 11 Kompetenzzentrum Berufsqualifikationen 12 Jugendsozialarbeit an beruflichen Schulen 14 Reisende unterstützen Bahnhofsmission 16 Verband Geistliche Begleitung 19 Unternehmensprofil 20 Organigramm 21 Finanzen 22 Helfen Sie mit! 23 Impressum 24 Fensterausstellung des Jugendmigrationsdienstes Ulm: „Kunst trotz(t) Corona" 2
Vorwort LiebeLeserin,lieberLeser,liebeLeser*innen1, wir sind in den letzten anderthalb Jahren viele kreative Wege gegangen und haben einiges getan, was wir uns (noch) nicht zugetraut hätten. „Wir“ – das sind in erster Linie die Mitarbeitenden, die in den unterschiedlichen Bereichen schnell gute Ideen entwickelt und Lösungen erarbeitet haben, um Kontakt zu halten zu den Klient*innen und Hilfesuchenden mit klassischen, aber auch vielen neuen Methoden. Hier sind „wir“ (der Vorstand) sehr beeindruckt und freuen uns über die nach wie vor vorhandene Lust am Tun und Entdecken. Herzlichen Dank an alle Hauptberuflichen und ehrenamtlich Tätigen, die mit großem Einsatz und Engagement trotz aller Widrigkeiten die Menschen, die uns anvertraut sind, begleitet und unterstützt haben! Dadurch konnten auch die meisten Zuschüsse erhalten bleiben, wofür wir (alle) natürlich besonders dankbar sind. Dass es auch Schattenseiten gibt, soll nicht verschwiegen werden. Ängste in den eigenen Reihen, Kinder und Jugendliche, die abgehängt und nur schwer zu erreichen sind, Eltern, die im Lockdown dringend auf die Notbetreuung ihrer Kinder angewiesen sind. Da unsere Klientel insbesondere die weniger begüterten Jugendlichen sind, wurde ganz offensichtlich, dass die digitale Beschulung eine schwer zu erfüllende Zumutung ist, die von unserer Seite Unterstützung erforderte – von der Vereinsamung und den psychischen Auswirkungen der Kontaktbeschränkungen ganz zu schweigen. So ist es folgerichtig, dass auch die Jugendsozialarbeit als systemrelevant zu betrachten ist. Wie F. D. Roosevelt sagte: „Glück liegt in der Freude des Erreichten und im Erlebnis der kreativen Bemühungen.“ Wir laden Sie ein, dieses Glück mit uns zu teilen und uns auf den kreativen Wegen zu folgen. Herzlichst Ilona Rauschopf Oliver Haag Anne Käpplinger Vorstandsvorsitzende Finanzvorstand Vorstand 1 Wir leben in einer bunten und vielfältigen Gesellschaft. Diese Vielfalt möchten wir sprachlich durch den Genderstern* sichtbar machen, wenn keine geschlechtsneutrale Bezeichnung möglich ist. 3
Familien stärken KiFaZ Wilde Hilde Unsere Einrichtung DieWildeHildeinwildenZeitenunterPandemiebedingungen In diesem Jahr konnte das Kinder- und Familienzentrum (KiFaZ) viele neue und In unserer Kindertagesstätte kreative Wege gehen. „In Zeiten wie diesen…“, als wir die KiTa leider kurzfristig Wilde Hilde betreuen wir insge- samt 145 Kinder. Im Zusammen- schließen mussten. Wir durften nur Notbetreuung anbieten. Nach einiger Zeit hieß spiel mit den Vorgaben des es für uns wieder Regelbetrieb, aber „unter Pandemiebedingungen“, zu organisieren. Orientierungsplans des Landes Während der Schließzeit und Notbetreuung war es uns besonders wichtig, den Kon- Baden-Württemberg orientieren wir uns in der täglichen Arbeit an takt zu den Familien und Kindern zu halten. In Kontakt waren wir auf verschiedenen dem EEC-Ansatz (Early Excellent Ebenen und auf unterschiedlichen Wegen. Die Fachkräfte der einzelnen Gruppen Centers), bei Kindern unter drei hielten telefonisch Kontakt zu den Kindern und Familien, um für die Kinder da zu Jahren mit der Schwerpunkt- sein. Von verschiedenen Mitarbeitenden und Teams wurden kreative Videos gedreht setzung nach dem Konzept und lustige Bilderserien erstellt: Sie lesen spannende Bilderbücher vor. Sie leiten Emmi Piklers. zum gemeinsamen Kochen und Backen an. Es gibt Bewegungsangebote für drinnen Drei Grundannahmen des und auf dem Balkon zum Mitmachen. Dies alles als Angebot für die Familien und EEC-Konzepts leiten uns dabei: Kinder in der Zeit, in der sie nicht zu uns kommen konnten. Wir schickten die 1. Jedes Kind ist exzellent Angebote per E-Mail an die Elternbeiräte und diese wurden an die Familien weiter- (einmalig). geleitet. Über diesen Weg hielten wir auch die Familien zum aktuellen Geschehen 2. Die Eltern/Familie des Kindes im KiFaZ auf dem Laufenden, auch wenn dies bei der Fülle der Informationen und sind die Expert*innen ihres vielen kurzfristigen Änderungen herausfordernd war. Kindes. 3. Die Kindertagesstätte wird An St. Martin gab es in diesem Jahr leider keinen gemeinsamen Laternenlauf, dafür zum Familienzentrum und öff- studierte eine Gruppe ein tolles Martinsspiel ein. Die Aufführung fand an der frischen net sich zum lokalen Umfeld. Luft im Innenhof statt. Die anderen Gruppen konnten aus den Fenstern oder mit aus- reichend Abstand die Geschichte des Heiligen Martin anschauen. Zu Weihnachten Wir arbeiten im Bereich der bekamen die Familien bunte Weihnachtslichter mit unseren Weihnachtsgrüßen an unter dreijährigen Kinder nach den Prinzipien von Emmi Pikler. ihre Haustüre gebracht. Es gab dabei freudige und dankbare Rückmeldungen von Die ungarische Kinderärztin hat den Familien. Aus der Spende eines obdachlosen Herrn aus Stuttgart konnten wir auf eindrucksvolle Weise nach- für alle Kinder zu den Weihnachtslichtern leckere Orangen verschenken. Er wollte gewiesen, dass die natürliche den Kindern in Pandemiezeiten etwas Gesundes zukommen lassen. Was für eine Bewegungsentwicklung der Kinder tolle Idee und großzügige Spende, wir sind beeindruckt und dankbar! und ihre Freude am selbständigen Spiel am besten unterstützt werden, wenn es in einer sorgsam vorbereiteten Umgebung aktiv sein kann, ohne angeleitet oder gedrängt zu werden. Mit dem Familienzentrum bieten wir unseren Familien Angebote rund um den Themenbereich junge Familie. Gemeinsam mit den Familien entwickeln wir neue Ideen, stärken Verbindungen und knüpfen Netzwerke in der Stadt. 4
Familien stärken KiFaZ Wilde Hilde SchließzeitoderWassichhintergeschlossenenTürengetanhat… Eltern-Spendenaktion Einige Mitarbeitende häkelten engagiert Bauernhoftiere, Greiflinge, Mützen, Loops In einer Elternaktion wurden in und Schneckenbänder, andere bastelten bunte Sternenlichterketten für den Verkauf der Schließzeit Osternester an die beim alljährlichen Adventszauber im Stadtteil. Dieser fand leider pandemiebedingt drei Flüchtlingsunterkünfte, mit nicht statt, aber dafür konnten die Basteleien beim „Adventszauber Spezial“ direkt denen wir im Stadtteil kooperieren, im Familienzentrum erworben werden. Der Garten im Hof neben dem Sandspiel- gespendet. Ein herzliches Danke- bereich wurde mit vielen schönen Blumen und Pflanzen wundervoll bepflanzt. Für schön dafür an die Initiator*innen! das Qualitätshandbuch wurden mit der geballten Fachkompetenz der Teams Standards überarbeitet, neu geschrieben und auch neue Standards erarbeitet. Inklusionsförderung Die Stadt Stuttgart hat die Wilde Hilde in das Programm „KiTa für alle in Stuttgart“ als eine struktu- rell geförderte Kindertageseinrich- tung (KiTa S-Plus) aufgenommen. Wir sind eine von insgesamt sechs Einrichtungen in der Stadt, die diese inklusiven Plätze anbieten kann. In der Großen Hilde und Kleinen Hilla sind dies zusammen drei Plätze zur Inklusion, die künf- tig strukturell gefördert werden. DigitaleWegegehen Das Konzept schließt an unser bereits bestehendes Konzept zur Damit die Kommunikation im Team und die Arbeit mit den Familien unter den inklusiven Arbeit an. Es kann in- gültigen Kontaktbeschränkungen professionell stattfinden konnte, arbeiteten wir klusive Plätze mit Einzelförderung uns in die digitalen Möglichkeiten ein. Über die Plattform Zoom konnten im Verlauf und KiTa S-Plus-Plätze bei uns im des Jahres Elterngespräche, Neuaufnahmen, Bewerbungsgespräche, wöchentliche KiFaZ geben. In unserem multipro- Hausteams der kompletten Wilde Hilde, Teamsitzungen, Arbeitsgruppen sowie fessionellen Team sind Kinder mit Förderbedarf also weiterhin gut Elternbeirat stattfinden. aufgehoben. Zusätzlich können wir mit der neu eingerichteten Zentra- Familienzentrum– neueKoordinatorinaufneuenWegen len Informations- und Beratungs- stelle (ZIB) beim Gesundheitsamt Seit dem 20. Januar 2020 ist die neue Koordinatorin im Familienzentrum mit 70 % zusammenarbeiten und fachliche Beschäftigungsumfang im Einsatz. Renate Beigert, Diplom-Sozialpädagogin (BA), ist Beratung für die Familien der Ansprechpartnerin für die Familien, die Fachkräfte im Haus und die Kooperations- Kinder mit Förderbedarf und Teil- partner*innen im Stadtteil. Bald nach ihrem Start mussten die Angebote der Situation habebeeinträchtigung einholen. angepasst werden. Es gab sogenannte Kontakt.Punkte des Familienzentrums am roten Tor der Olgastraße 62 und im Hof der Olgastraße 120a. Viele Eltern nahmen die Möglichkeit wahr, um die neue Mitarbeiterin mit Abstand zumindest kurz kennenzu- lernen. Beim Erntedankfeuer im Hof mit den Kindern der Großen Hilde (Fotos linke Seite) wurden leckere Bratäpfel gegrillt. Zum Weltkindertag gab es eine Box mit vielfältigen Anregungen zum Thema Kinderrechte der verschiedenen Kooperations- partner*innen aus dem Stadtteil und aus dem Familienzentrum. Der „Adventszauber Spezial“ wurde mit außergewöhnlichen Postkarten beworben. 5
Jungen Frauen Raum geben Hildegardisheim Über uns KreativeWegederPädagogikimHildegardisheim Der ganz normale Alltag im Hildegardisheim, geprägt von Vielfalt, ständigem Trubel, Das Hildegardisheim liegt von Kommen und Gehen war im Jahr 2020 eine Seltenheit. Zu normalen Zeiten finden zentral in Stuttgart und bietet 107 Plätze in 61 Einzel- und persönliche (Krisen-)Gespräche üblicherweise in den späten Abendstunden statt, 23 Doppelzimmern. Hier sind wenn das Haus langsam schlafen geht, oder werden auf den nächsten Tag ver- Mädchen und junge Frauen aus schoben. Die Situation im Jahr 2020 ermöglichte den Bewohnerinnen, sich uns ganz Deutschland, aber auch aus gegenüber in relativer Ruhe und mit Zeit zu öffnen. In diesem neuen Setting traten anderen Ländern und Kontinenten psychische Belastungen hervor sowie schlimme Erlebnisse, die es zu besprechen untergebracht. Die Bewohnerinnen und zu verarbeiten galt. sind zwischen 16 und 27 Jahren alt. Viele von ihnen befinden sich in Um Freude und Spaß trotzdem nicht zu kurz kommen zu lassen, haben wir unter einer schulischen oder beruflichen Wahrung der Abstandsregeln ein kreatives Programm angeboten. Ausbildung und sind während vorgegebenen Blockwochen in Stuttgart. Die am häufigsten ver- tretenen Länder neben Deutsch- land waren 2020 Griechenland, Spanien, China und Österreich. Nur sechs Prozent der Bewoh- nerinnen kamen 2020 aus anderen Ländern, dies ist ein knappes Drittel im Vergleich zum Jahr 2019. Zwischen Reisewarnungen, BowlingbeiSchwarzlicht: EinGeistvordemSpeise- Baumrinden wurden Kontaktbeschränkungen und Golfbälle suchten im saal: HALLOWEEN! Kleine mittels Heißklebepistole Abstandsgeboten waren auch bei Schwarzlicht ihr Ziel, die Süßigkeiten wurden zu mit Moosen, Beeren, uns kreative Ideen nötig, um mit Zähne blitzten in derselben Halloween in bemalte Eicheln und anderen Fund- unseren Bewohnerinnen in einem stücken zu kunstvollen Farbe bei jedem Treffer. Servietten verpackt und gesunden Kontakt zu bleiben. Die Musik vermittelte eine im ganzen Haus versteckt. Adventsgestecken und Besonders junge Menschen leiden unter der Kontaktarmut. Sie haben kleine Dosis Partyfeeling ließen vorweihnachtliche Sorgen und Ängste, reagieren und beim anschließenden Stimmung aufkommen. mit psychischen Auffälligkeiten, Eis gab es dann nur depressiven Symptomen und Gewinnerinnen. psychosomatischen Beschwerden. Ein von den jungen Frauen geschmückter Weihnachts- Herkunft der Bewohnerinnen Toleranz und Corona: keine baum durfte auch in die- einfache Kombination. Eine sem Jahr nicht fehlen. Und Plakataktion hat alle ein- alle, die Weihnachten nicht geladen, ihre Gedanken, Aus vielen leeren Toiletten- zu Hause verbringen konn- Sorgen, Ängste und ihre papierrollen entstand ein ten, haben sich gegenseitig Genervtheit zu Papier zu Adventsschneemann- mit Kleinigkeiten, die er- bringen. Frust und Lust Kalender, unser Quoten- würfelt wurden, beschenkt. stehen so nah beieinander. mann in der Vorweih- nachtszeit. Von der Dusch- Baden-Württemberg Stuttgart haube bis zum Kaugummi übriges Deutschland gab er täglich neue Über- Europa andere Kontinente raschungen preis. 6
Jungen Frauen Raum geben Zentrum für Interkulturelle Mädchen- und Frauenarbeit (ZIMA) Unser Angebot umfasst einen Offenen Treff, der einen Ort zur eigenen Freizeit- Über uns gestaltung bietet. Hier können die Mädchen und jungen Frauen Hausaufgaben machen, sich ausruhen, Musik hören, Spiele spielen, basteln oder malen oder einfach Das Zentrum für Interkulturelle nur quatschen. Hier werden auch freizeitpädagogische Gruppenangebote, wie „Keep Mädchen- und Frauenarbeit (ZIMA) your Balance“ und das Kulturcafé von den Fachkräften durchgeführt. Im Rahmen bietet Mädchen und jungen Frauen dieser Angebote werden die Besucherinnen an verschiedene Themen und Techniken geschlechtersensible Räume und Lernfelder basierend auf Partei- zu Selbstfürsorge, an Bewegung, Kunst, Kultur und politischer Bildung herangeführt. lichkeit, Empowerment und Parti- Die Lernbegleitung ergänzt das bestehende Programm durch aktive Unterstützung zipation. Die Lebenswelten der bei Hausaufgaben oder Unterrichtsvorbereitung. Ein weiteres ZIMA-Angebot ist die Mädchen und jungen Frauen ste- präventive Bildungsarbeit, die zu unterschiedlichen Themen, wie z. B. Sexuelle Bildung, hen im Mittelpunkt der täglichen mit verschiedenen Mädchen- und Frauengruppen und an Schulen durchgeführt wird. Arbeit, um diese umfassend und Ergänzt wird das Angebot durch Beratung, Begleitung und Information durch die ganzheitlich zu begleiten. Die Arbeit im ZIMA basiert auf trans- ZIMA-Mitarbeiterinnen. kulturellen, antidiskriminierenden und intersektionalen Ansätzen UnddannkamCorona… der Sozialen Arbeit. Auch das ZIMA musste ab März schließen und wir überlegten uns neue Formate, um den Kontakt zur Zielgruppe nicht zu verlieren. So entstanden unter anderem der „Erstens will ich mich wöchentliche Rundruf, der ZIMA-Newsletter und eine kleine Briefaktion. bei Euch für alles bedanken, obwohl wir uns nicht sehen, ihr Den Newsletter nutzten wir, um unsere Angebote zu den jungen Menschen nach seid trotzdem für uns da, deswe- Hause zu bringen. „Keep your Balance“ und das Kulturcafé wurden digital. Zudem gen sind wir Euch dankbar.“ sammelten wir immer die aktuellsten Informationen zu Corona und den Auswirkungen E-Mail von Maya, 18 Jahre auf das Leben in Stuttgart. Wir formulierten die Informationen in leichter Sprache, damit sie von allen Mädchen und jungen Frauen verstanden wurden. Außerdem Im Rahmen der Projektförderungen veröffentlichten wir Rezepte zum Kochen oder Backen, Witze und Sportübungen. zur „Unterstützung von Frauen mit Fluchterfahrung und anderer Einige Ideen hierzu kamen von den ZIMA-Besucherinnen selbst. besonderer schutzbedürftiger Flüchtlinge“ der Beauftragten der UmzugnachRaitelsberg Bundesregierung für Migration, Im Oktober ist das ZIMA an einen neuen Standort gezogen. Vom Stöckach ging es Flüchtlinge und Integration und „PjuMa – Perspektiven für geflüch- mitten in den Stadtteil Raitelsberg im Stuttgarter Osten. Die Besucherinnen waren – tete Mädchen und junge Frauen“ den Hygienekonzepten entsprechend – tatkräftig dabei, sich das neue ZIMA so des Zweckerfüllungsfonds Flücht- einzurichten, dass sie sich dort wohl fühlen. Im kommenden Jahr liegt der Fokus lingshilfen der Diözese Rotten- vor allem auf dem Ankommen im neuen Stadtteil. burg-Stuttgart initiieren wir bedarfsgerechte Angebote für geflüchtete Mädchen und junge Frauen und binden diese in unsere pädagogische Arbeit ein. „Wichtig für uns ist, dass in den Entscheidungen der Politik die Vielfalt der unter- schiedlichen Lebenswelten von Kindern und Jugendlichen mitbedacht wird.“ Sozialarbeiterin des ZIMA 7
Perspektiven entwickeln Jugendmigrationsdienste Integration als Ziel CoronaundDigitalisierung:JMD-Arbeiteinmalanders! Um auch während des pandemiebedingten Lockdowns für die Jugendlichen erreichbar zu sein, war Kreativität gefragt. IN VIA ermöglichte schnell das mobile Arbeiten mit Laptops, Hygienekonzepte wurden Die Jugendmigrationsdienste begleiten junge Menschen mit entwickelt. Beratungen fanden telefonisch, Migrationshintergrund im Alter digital oder bei Notfällen in Präsenz unter von 12 bis 27 Jahren beim Inte- Hygienemaßnahmen statt, z. B. für behördliche Schriftwechsel zur Existenzsicherung grationsprozess in Deutschland. oder Antragsstellung für PCs von Schüler*innen. Unterstützung beim Lernen für IN VIA ist Träger von fünf Jugend- Homeschooling war dringend notwendig. So wurde in Schwäbisch Gmünd im Garten migrationsdiensten in Böblingen, des Stadtteilzentrums gelernt. In Ulm wurde der offene Lerntreff zum virtuellen Heilbronn, Ostalbkreis mit Respekt Coaches, Stuttgart und Ulm sowie Raum, kreative Ferienangebote wirkten gegen die Vereinsamung. In Heilbronn wurde der Bildungsberatung Garantie- der abgesagte Besuch des Berufsinformationszentrums kurzerhand in den PC-Raum fonds Hochschule in Stuttgart. verlegt, mithilfe der Webseite „Planet-Beruf“ erläuterten die JMD-Beraterinnen Möglichkeiten der Berufsorientierung. Desinfektionsmittel, medizinische Masken Angebote der und Plexiglasscheiben gehören inzwischen zum Beratungsalltag. Jugendmigrationsdienste • Individuelle Integrations- förderung mit Förderplan JMDStuttgart:KunstverbindetGenerationen– auchzuCorona nach Case-Management Das generationsübergreifende Projekt „Kunst als • Migrationsspezifische Beratung zu Spracherwerb Brücke zueinander“1, eine Kooperation zwischen und Aufenthalt dem IN VIA Jugendmigrationsdienst Stuttgart und • Professionelle Beratung dem Bischof-Moser-Haus, konnte auch 2020 unter zu Bildungswegen und Corona-Bedingungen stattfinden. So gab es im persönlichen Fragen Sommer einen mehrtägigen Kunstkurs im Innen- • Sozialpädagogische hof des Bischof-Moser-Hauses mit anschließen- Integrationskursbegleitung • Außerschulische Sprach- der Vernissage im Freien. Wie „wichtig und förderung, Bildungs- und erfolgreich die Zusammenarbeit der Teilnehme- Gruppenangebote rinnen unterschiedlicher Altersgruppen mit unter- • Elternberatung schiedlichem Hintergrund in Verbindung mit der Kunst ist“, schilderte uns eine Teilnehmerin. Im Die Entwicklung guter Lebens- Vordergrund stehen nicht mehr die Unterschiede, perspektiven der Jugendlichen ist das zentrale Anliegen der Jugend- sondern die Gemeinsamkeiten. Mit Erfolg lässt migrationsdienste. Mit aktiver sich abschließend sagen, dass das Projekt nicht Netzwerkarbeit im Sozialraum, nur Zuspruch bei den Teilnehmerinnen, sondern besonders mit Akteur*innen aus auch großen Anklang für die konzeptionelle Schule und Beruf, fördern die Weiterentwicklung des Bischof-Moser-Hauses Jugendmigrationsdienste fand. Aus den positiven Erfahrungen des Kunst- Chancengerechtigkeit und die Partizipation junger Menschen. projektes heraus entwickelt sich dieses nun zu einer intergenerativen Begegnungsstätte weiter. 1 Finanziert durch den Projektmittelfonds „Zukunft der Jugend“ der Stadt Stuttgart und den Zweckerfüllungsfonds Flüchtlingshilfen der Diözese Rottenburg-Stuttgart 8
Perspektiven entwickeln Jugendmigrationsdienste JMDOstalbkreis:Wanderausstellung„Was’losDeutschland?“ Reden bringt Respekt In Kooperation mit der „Partnerschaft für Demokratie Ostalbkreis“ konnte der JMD Ostalbkreis die Wanderausstellung für Aalen gewinnen. Die bundesweite Ausstellung ist wissenschaftlich fundiert, präventiv, jugendgerecht und gemeinsam mit jungen Muslim*innen entwickelt worden. Sie greift die Themen Islamfeindlichkeit, Islamis- mus sowie Alltägliches aus dem Leben junger Menschen auf. Die Besucher*innen bewegen sich durch eine multimediale Szenerie von 30 lebensgroßen Figuren in elf Szenen. Über Lautsprecher kommunizieren die Figuren miteinander, über Kopfhörer sind ihre Gedanken zu hören. Für drei Wochen verwandelte sich der Eingangsbereich des Aalener Rathauses in eine völlig neue Szenerie. Schon bei der Eröffnung gab es Respekt Coaches/ viele positive Kommentare über die außergewöhnliche Darstellungsweise. „Hier in Anti-Mobbing-Profis in Aalen Aalen leben über 120 Nationen zusammen. Das gehört zu Deutschland und Gott sei Ein Präventionsprogramm des Dank zu Aalen“, sagte Aalens Erster Bürgermeister, als er die Ausstellung eröffnete. Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zur Stärkung des Demokratie- verständnisses junger Menschen und Vorbeugung vor religiös begründetem Extremismus und menschenfeindlichen Ideologien. Die zentralen Anliegen der Respekt Coaches sind: • Jugendlichen eine Stimme geben • Toleranzförderung • Abbau von Vorurteilen • Wertevermittlung in einer demokratischen Gesellschaft Projekte„OhneSprachegehtgarnichts”und„PjuMa“amZiel In Kooperation mit dem Beruf- lichen Schulzentrum Aalen sind Um die Lebenssituation geflüchteter Mädchen und Frauen zu verbessern sowie zwei Respekt Coaches, angegliedert gesellschaftliche Teilhabe zu fördern, hat IN VIA zusätzlich zum Sprachprojekt „Ohne an den Jugendmigrationsdienst Sprache geht gar nichts”, ein partizipatives Projekt „Perspektiven für geflüchtete Ostalbkreis, tätig. Das präventive Mädchen und junge Frauen (PjuMA)” konzipiert mit Angeboten zur Stärkung des Gruppenangebot richtet sich an alle Schüler*innen von der Selbstwerts und Förderung von Teilhabe. Nach drei Jahren nun konnten die beiden VABO-Klasse 1 bis zum Gymnasium. Projekte erfolgreich abgeschlossen werden. An allen fünf Standorten waren die Bei der Umsetzung und Ideen- Jugendmigrationsdienste im Rahmen dieser Projekte für die Zielgruppe tätig. entwicklung von Workshops, Insgesamt haben am Mädchen- und Frauenprojekt 386 Mädchen und junge Frauen Planspielen und Veranstaltungen teilgenommen, am Sprachprojekt waren es 679 Teilnehmende. Projektziele wie arbeiten die Respekt Coaches mit Schulabschlüsse, Sprachzertifikate und Ausbildungsplätze wurden erreicht, mit Trägern von politischer Bildung und Radikalisierungsprävention partizipativem Ansatz wurden die Mädchen und jungen Frauen in ihren Ressourcen zusammen. und ihrer Selbstwirksamkeit gestärkt. Die jungen Menschen haben durch die Projekt- maßnahmen ihre Ausgangslage erheblich verbessert. Finanziert wurde dies über den 1 Zweckerfüllungsfonds Flüchtlingshilfen der Diözese Rottenburg-Stuttgart, kirchliche VABO: Vorqualifizierungsjahr Arbeit und Beruf in beruflichen Schulen Eigenmittel, kommunale Mittel der Städte Stuttgart und Ulm, Beurer Stiftung Ulm, mit dem Schwerpunkt Erwerb Spenden der SWSG sowie durch private Spenden. Ganz herzlichen Dank dafür! von Deutschkenntnissen 9
Perspektiven entwickeln Jugendmigrationsdienste Empowerment für ... JMDUlm:Kunsttrotz(t)Corona Trotz Lockdown waren die Jugendlichen kreativ ... geflüchtete Jugendliche mittels zugeschickter Malutensilien sowie einer „In welcher Welt wollen wir selbstgedrehten Videoanleitung zum Zeichnen leben?“ – ein neues, partizipatives Projekt mit Förderung durch den eines menschlichen Gesichts. Daraus folgte Zweckerfüllungsfonds Flüchtlings- eine Fensterausstellung mit Kunstwerken im hilfen der Diözese Rottenburg- beliebten Fischerviertel von Ulm. Über einen Stuttgart. Die Empowerment- und QR-Code konnte online für das Siegerbild Bildungsangebote der erfolgrei- abgestimmt werden. chen Projekte „Perspektiven für junge geflüchtete Mädchen und Gut angenommen von Passant*innen und Frauen“ und „Ohne Sprache geht Jugendlichen wurde die Aktion, muttersprach- gar nichts“ wurden sehr gut liche Komplimente/gute Wünsche zum angenommen. Diese Erfahrungen Mitnehmen an die Fenster des Lerntreffs zu nachhaltig weiterzuentwickeln kleben. Die aufmunternden Grüße an die Mit- und Synergieeffekte zu nutzen, waren Impulsgeber für das bürger*innen in diesen schwierigen Zeiten neue Vorhaben, denn junge wurden gerne mitgenommen. Menschen und insbesondere Noch kurz vor dem Lockdown konnte mit auch Mädchen und Frauen im Selbstbildungsprozess zu stärken, Schüler*innen einer VABO-Klasse das Plakat- ist ein erklärtes Verbandsziel projekt „Wir holen uns selbst die Sterne vom von IN VIA. Beteiligung wird hier Himmel“ durchgeführt werden. Anlässlich des nicht nur großgeschrieben, Weltfrauentags setzten sich die Schüler*innen sondern auch umgesetzt. zusammen mit Medienpädagog*innen kreativ Bildungsangebote mit dem Thema Rollenbilder auseinander. • Erwerb und Verbesserung der Am 8. März 2020 konnten sie ihre Werke im deutschen Sprachkenntnisse Rahmen einer Veranstaltung zum Weltfrauen- • Festigung von Sprach- und Lernkompetenzen tag noch stolz der Öffentlichkeit präsentieren. • Verbesserung von schulischen Die Aktion wurde durch den Zweckerfüllungs- Leistungen fonds Flüchtlingshilfen finanziert. Thematische Workshopangebote • Stärkung der Selbstwirksamkeit • Digitale Kompetenzen BegleitetePersonen Ehrenamtlicheund h ich nlic • Berufliche Orientierung mt 2020 Honorarkräfte bl a män • Demokratiebildung P* iche wei ges fte it IF rkrä • Rollenbilder und Gesellschaft mtl e te e te e te * IFP = Integrationsförderplan, on m ora • Klimaschutz und Umwelt bedeutet intensive Einzelfall- l ei t l ei t l ei t en a betreuung nach Casemanagement Hon Be g Be g Be g dav Ehr 2 * ist hier nicht vorgesehen Bildung und Empowerment JMD Böblingen 113 52 165 97 JMD Böblingen 0 4 ermöglichen Menschen, ein selbstbestimmtes Leben zu JMD Heilbronn 53 102 155 95 JMD Heilbronn 0 5 führen und gesellschaftliche JMD Ostalbkreis 49 80 129 75 JMD Ostalbkreis 1 3 Prozesse mitzugestalten. JMD Stuttgart 87 96 183 120 mit Respekt Coaches JMD Ulm 160 171 331 144 JMD Stuttgart 1 15 Respekt Coaches 45 55 100 *² JMD Ulm 22 16 507 556 1063 531 24 43 10
Perspektiven entwickeln Bildungsberatung Hochschule Im Jahr 2020 wurden vom Team der Bildungsberatung wieder zahlreiche zugewanderte Über uns Menschen beraten. Die Beratungen fanden zu Beginn des Jahres in gewohnter Art und Weise statt – sowohl in den Büros der Bildungsberaterinnen in Stuttgart, also auch im Rahmen der mobilen Beratung in Heilbronn, Tübingen und Neu-Ulm. Ende Februar verabschiedete sich die langjährige Kollegin Irene Schaefer-Vischer in den Ruhestand. Zur Feier im Hildegardisheim waren zahlreiche Kolleg*innen und Kooperations- partner*innen eingeladen. Die Bildungsberatung Garantie- fonds Hochschule ist ein aus Schon wenige Tage später zeichnete sich ab, dass Mitteln des Bundesministeriums die Arbeit des Teams der Bildungsberatung erst für Familie, Senioren, Frauen und einmal nicht mehr wie gewohnt erfolgen konnte. Jugend gefördertes Programm mit Coronabedingt mussten in kürzester Zeit kreative bundesweit 22 Beratungsstellen. Die Bildungsberater*innen beraten Wege gefunden werden, den Kontakt zu den Rat- und begleiten junge Zugewanderte, suchenden aufrecht zu erhalten. Zunächst fanden die in Deutschland eine akademi- Beratungen weitestgehend per E-Mail und Telefon sche Laufbahn beginnen oder fort- statt. Mit den steigenden Temperaturen im setzen möchten. Gemeinsam mit Sommer konnten – unter Einhaltung der den Ratsuchenden entwickelt die Hygienevorschriften – auch wieder Bildungsberatung Hochschule einen individuellen Bildungsplan. Personen eingeladen werden. Sie prüft auch die Voraussetzungen Auf die besondere Beratungs- für eine Förderung nach den situation reagierte die Richtlinien des Garantiefonds Koordinierungsstelle der Hochschule und entscheidet, ob Bildungsberatung sogar mit Bewerber*innen für eine Förderung einem neuen Give-Away: eine zugelassen werden können. Mund-Nasen-Maske im Design der Bildungsberatung. ModerneKommunikationswegeaufdemVormarsch Im Laufe des Jahres konnten Beratungen auch per Videokonferenz durchgeführt werden. Entsprechend verringerte sich im Jahr 2020 zwar die Zahl der persönlichen Beratungen mit 151 Terminen im Vergleich zum Vorjahr (653). Ergänzt wurden diese jedoch durch 397 Beratungen per Videokonferenz, E-Mail oder Telefon. ErfolgreicheZulassungsquote Trotz der besonderen Umstände wurden im Jahr 2020 vierunddreißig Personen in die Förderung nach den Richtlinien des Garantiefonds Hochschule aufgenommen. Die Förderung beinhaltet alle Maßnahmen wie Deutschintensivsprachkurse mit Ziel C1, Englischintensivsprachkurse mit Ziel B1 oder B2, Vorbereitungskurse zum Fachstudium, Studienkollegs und Vorbereitungskurse zum Studienkolleg sowie den Sonderlehrgang zum Erwerb der Hochschulreife. Mithilfe kreativer Wege konnte die Bildungsberatung wie in den Vorjahren mit großer Effizienz dazu beitragen, zugewanderten Menschen Perspektiven zu öffnen. Dies zeigt auch der Blick auf die Studienaufnahmen: 30 Personen, die von der Bildungsberatung beraten wurden, erhielten eine Zulassung fürs Studium. 11
Perspektiven entwickeln Kompetenzzentrum Berufsqualifikationen Über uns Das Beratungszentrum zur Anerkennung ausländischer Berufsqualifikationen unter- stützt Zugewanderte bei der Anerkennung ihrer Abschlüsse. Ziel ist es, dass alle Migrant*- innen ihre Potenziale im Erwerbsleben bestmöglich nutzen. Beratungsmöglich- keiten gibt es in Ulm und an 21 weiteren Standorten im Regierungsbezirk Tübingen. Die weiterführende Qualifizie- rungsberatung hilft Personen, die nach einem Anerkennungs- verfahren noch Beratungsbedarf haben, zum Beispiel Ratsuchen- de, die keine volle Anerkennung AllesingewohntenBahnen…bisCoronaunsherausforderte erhalten haben und eine Aus- gleichsmaßnahme absolvieren Und jetzt? Wie kommen die Ratsuchenden zu uns? Werden sie überhaupt weiter müssen. Die Beraterin sucht Kontakt zu uns aufnehmen? Wie können wir beraten? Verstehen die Klient*innen passende Angebote, klärt Finan- alles? Schaffen sie es, wichtige Dokumente zu besorgen? Der Beginn war holprig, zierungsfragen und unterstützt digitales Beraten ungewohnt. Genau wie wir kreative Wege finden mussten, auch dann mit Rat, wenn die mussten es Zugewanderte aber eigentlich schon immer – auch ohne Virus. Anerkennung grundsätzlich abgelehnt wurde. Zum Beispiel Frau N. aus Kamerun: Die ausgebildete Krankenpflegerin kam für ein FSJ nach Deutschland. Das Verfahren zur beruflichen Anerkennung verzögerte sich: Beratungszahlen und -orte fehlende Dokumente aus dem Heimatland, lange Bearbeitungszeiten in Deutschland. Das Visum zum Aufenthalt lief ab, ein Verfahrensende nicht in Sicht. Frau N. schlug zunächst den Weg einer verkürzten Ausbildung zur Pflegefachkraft ein, bis mit Hilfe des Beratungszentrums doch noch die ersehnte Antwort kam: Teile ihrer Ausbildung wurden anerkannt. Jetzt absolviert Frau N. einen Lehrgang in einem Krankenhaus und wird in Kürze die volle Anerkennung als Gesundheits- und Krankenpflegerin erhalten. Flexibilität hat auch Frau K., studierte Grundschullehrerin aus dem Kosovo bewiesen. Da die Lehreranerkennung zu hohe Anforderungen stellte, hatte sie die Anerkennung Ulm 38% Tübingen 16% als Kindheitspädagogin beantragt. Ihr Studium wurde daraufhin aber nur teilweise Reutlingen 4% anerkannt. Zusammen mit der Qualifizierungsberaterin suchte sie Alternativen und Ravensburg 6% Möglichkeiten zur Nachqualifizierung: Lehramtsstudium an einer Pädagogischen Aulendorf 1% Leutkirch 1% Hochschule? Schulfremdenprüfung als Erzieherin? Oder doch Nachqualifizierung als Friedrichshafen 13% Kindheitspädagogin? Bei der Suche nach dem besten Weg sind immer auch ein Ehingen 4% Langenau 1% Quäntchen Kreativität und Einfallsreichtum gefragt. Mit Hilfe unserer Beratung hat Biberach 5% Frau K. schließlich die Zusage für einen Platz im Kindergarten für die Praxisphase des Sigmaringen 5% Anerkennungsverfahrens erhalten. Im Anschluss wird sie an der Evangelischen Hoch- Balingen 2% Albstadt-Ebingen 2% schule Ludwigsburg Module des Studiengangs Kindheitspädagogik nachstudieren, Hechingen 2% um künftig als vollanerkannte Fachkraft im Erziehungswesen arbeiten zu können. 12
Perspektiven entwickeln Kompetenzzentrum Berufsqualifikationen NeueWegeinderBrückenmaßnahme Brückenmaßnahme Als Psychologin managte Frau N. in Moskau Projekte zur Bildung und psychosozialen Die 9-monatige Brückenmaß- Begleitung von Waisenkindern. Mit der Teilnahme an der Brückenmaßnahme stellte nahme für Akademiker*innen sie sich den Herausforderungen in Deutschland. Auf eigenen Wunsch hin unterstützte mit ausländischen Abschlüssen sie die Maßnahme und übernahm bald Unterrichtssequenzen zu Kommunikation wurde von IN VIA entwickelt und und Konfliktmanagement. Eine Erfahrung, die für sie der Wendepunkt gewesen sei. wird im Rahmen einer Bildungs- Mittlerweile ist Frau N. als psychologische Beraterin und Dozentin selbstständig. kooperation mit der Hochschule Sie bietet Workshops und Coachings zu Selbst-/Stressmanagement, Motivation und Neu-Ulm durchgeführt. Die Teil- nehmer*innen werden schwer- Integration an. Für die Brückenmaßnahme ist Frau N. weiterhin als Dozentin tätig. punktmäßig in betriebswirtschaft- Sie motiviert nun selbst Teilnehmer*innen und hilft ihnen dabei, eigene Ressourcen lichen Grundlagen und Projekt- und Kompetenzen aktiv zu nutzen. management, interkultureller Kommunikation, Bewerbungs- management und weiteren StarkimBeruf–FrauenPower arbeitsmarktrelevanten Themen 18 Mütter mit Migrationsbiographie wurden im offenen Angebot bei der Berufsweg- qualifiziert und anschließend planung begleitet. Aufgrund der Pandemie mussten die Pläne und Vorhaben der gecoacht. Das Programm wird gefördert aus Mitteln des Euro- Mütter jedoch oftmals zurückgestellt werden. Die Begleitung der Kinder im Home- päischen Sozialfonds und des schooling, schlechte digitale Ausstattung, Sprachbarrieren und finanzielle Engpässe Bundesministeriums für Arbeit führten zu Überforderung; Zukunftsängste und Stress überlagerten den Alltag. und Soziales. Erschwerend hinzu kam die schlechter werdende Arbeitsmarktlage: Vermittlung in Praktika oder Arbeit waren kaum möglich. Eine Vermittlung in Sprachkurse war ebenso oft aussichtslos, da das Angebot pandemiebedingt stark eingeschränkt wurde. Trotz der schwierigen Bedingungen suchten die Teilnehmer*innen motiviert nach Lösungsansätzen. ABjetzt! Ich fühlte mich von Anfang 17 Frauen und ein Mann wurden auf ihrem Weg an sehr gut aufgehoben und in eine Teilzeit-Ausbildung begleitet. Pandemie- professionell beraten. Das bedingt wurden die Inhalte des Projektes, welches gemeinsame Erstellen von sich an alleinerziehende und pflegende Angehörige Bewerbungsunterlagen hat richtet, angepasst. So wurde der persönliche Kon- sehr viel Spaß gemacht und ich takt nicht nur durch Telefon- und Videoberatung habe viel dazulernen können. aufrechterhalten, sondern auch bei gemeinsamen Es war erfrischend, immer über Spaziergängen (Walk & Talk) und Gesprächen am alles reden zu können, was Spielplatzrand. Zudem wurden den Teilnehmer*- gerade so los war. Auch wäh- innen Unterlagen mit Bastelideen, Spielen und rend Corona blieb der Kontakt Entspannungsübungen geschickt. Auf diese per Videotelefonie bestehen, Weise konnten viele im Projekt gehalten und worüber ich sehr dankbar bin. motiviert werden, ihr Ausbildungsziel nicht aus Ich kann das Projekt nur jedem dem Blick zu verlieren. Mit Erfolg: Tatsächlich wärmstens weiterempfehlen. begannen trotz wirtschaftlicher und persönlicher (Brief einer Teilnehmerin aus Einschränkungen zwei Frauen ihre Ausbildung dem Projekt AB jetzt!) im pflegerischen Bereich. 13
Perspektiven entwickeln Jugendsozialarbeit an beruflichen Schulen An einem Strang KreativeWege:DigitaleWorkshops Der Schulalltag unserer Schüler*innen hat sich massiv verändert: Unterricht findet nun Im Mittelpunkt der Arbeit der für viele Jugendliche zeitweise oder vollständig digital statt. Dies stellt alle Beteiligten Jugendsozialarbeit an beruf- lichen Schulen stehen die vor große Herausforderungen: die Versorgung mit digitalen Endgeräten und einem Wünsche und Anliegen der stabilen Internetzugang waren 2020 die erste Hürde. Aber auch das Lernen von zu- Schüler*innen, ihrer Erziehungs- hause, zum Teil in beengten Wohnverhältnissen, Selbstorganisation und -motivation, berechtigten und der Lehrkräfte. das Fehlen direkter Ansprechpartner*innen und der Peergroup waren und sind für Gemeinsam werden Wege ge- viele Jugendliche belastend. Hinzu kommen Sorgen um die Zukunft: privat, schulisch sucht, wie die Schüler*innen den und beruflich. Bei all diesen Themen ist die Jugendsozialarbeit Ansprechpartnerin – nächsten Schritt in die Selbst- aber auch wir waren herausgefordert, neue Arbeitsformen zu entwickeln und kreative ständigkeit gehen, einen mög- Wege zu gehen. Viele unserer Angebote finden nun auch digital statt. Wir haben lichst großen Bildungserfolg beispielsweise neue Formate für Online-Workshops entwickelt. So können wir trotz- erzielen und eine passende An- schlussperspektive finden können. dem Angebote für Klassen oder Gruppen anbieten, und den Schüler*innen einen Austausch ermöglichen. Hierfür nutzen wir die bestehenden Plattformen der Schulen, Die Sozialpädagoginnen haben um den Schüler*innen einen niederschwelligen Zugang zu ermöglichen. Zeit für persönliche Gespräche und arbeiten mit den Klassen im Übergang Schule – Beruf in EinneuesArbeitsfeld:SchulbezogeneJugendsozialarbeit themenbezogenen Projekten. anderAlexander-Fleming-Schule Bisher wurde Jugendsozialarbeit an beruf- Gesamtanzahl der lichen Schulen klassenbezogen umgesetzt, Schüler*innen: 288 d. h. nur bestimmte Klassen konnten die- ses Angebot in Anspruch nehmen. In den letzten Jahren wurde jedoch ein erhöhter 111 männlich 177 weiblich (39 %) Bedarf von Schüler*innen festgestellt, die (61 %) im klassenbezogenen Ansatz keine Berück- sichtigung gefunden haben. Vor diesem Hintergrund wurde ein Modellprojekt etabliert, das allen Schüler*innen einer Schule, unabhängig von ihrem Bildungsgang, Zugang zur Jugendsozialarbeit ermöglichen soll. An der Alexander-Fleming-Schule Anteil der Schüler*innen wurde dafür eine neue Vollzeitstelle geschaffen, die seit Dezember 2020 besetzt ist. mit Migrationshintergrund In den ersten Wochen ging es zunächst darum, den Schüler*innen und Lehrkräften die 87 (30 %) Jugendsozialarbeit und deren Angebote bekannt zu machen. Nach und nach nahmen ohne Migrations- die Schüler*innen das Beratungsangebot in Anspruch. Die Themen beinhalten vor hintergrund 199 (70%) mit Migrations- allem Informationen und Unterstützung in Bezug auf Schwierigkeiten im Ausbildungs- hintergrund betrieb, Betriebswechsel, Ausbildungsabbruch, Zukunftsperspektiven sowie psychische Belastungen. Neben der Einzelfallarbeit und Gruppenangeboten wird gemeinsam mit weiteren Modellstandorten ein pädagogisches Konzept des schulbezogenen Modells entwickelt. 14
Perspektiven entwickeln Jugendsozialarbeit an beruflichen Schulen Zielgruppen der schulbezogenen Jugendsozialarbeit Berufsschule 1.568 Schüler*innen Meisterschule 21 Schüler*innen Berufskolleg 125 Schüler*innen Berufl. Gymnasium 151 Schüler*innen gesamt 1.865 Schüler*innen Themen der Online-Workshops Berufsorientierung: Was sind meine Stärken? Berufswahlfahrplan Ausbildungsbotschafter*innen Lernorganisation im Fernunterricht Wie kann ich während des „Home- Die mit dem Lockdown einhergehenden Schulschließun- schoolings“ gut für mich sorgen? gen haben uns im letzten Jahr vor neue Herausforde- rungen gestellt. Da unsere Arbeit vom Kontakt mit den Was hilft mir Schüler*innen in der Schule geprägt ist, mussten wir neue beim Konzentrieren? kreative Wege gehen, um die Schüler*innen zu erreichen, den Kontakt zu ihnen halten und weiterhin für sie da sein To-Do-Liste zu können. So haben wir uns in den letzten Monaten in Aufgeräumter Neben Instagram die Social-Media-Welt begeben. Mittlerweile gehören Arbeitsplatz hat sich auch WhatsApp und Instagram zu unserem Arbeitsalltag. Unser WhatsApp in unse- Handy in anderen Instagram-Account stellt für uns eine gute Plattform dar, rer Arbeit etabliert. Raum legen, WA-Gruppen um den Schüler*innen verschiedene Informationen wei- stumm schalten, bei Social- Schnell wurde deut- terzugeben, auf bevorstehende Termine und Deadlines Media-Apps abmelden lich, dass der Weg hinzuweisen sowie uns und unsere Angebote vorzustellen. über WhatsApp für So schaffen wir es, trotz Lockdown für die Schüler*innen viele Schüler*innen da zu sein sowie Präsenz und Nähe auszustrahlen. Bei- Regelmäßige Pausen der einfachere und und frische Luft schnellere ist, um spiele für Themen, die wir bisher aufgriffen haben, sind: mit uns in Kontakt Tipps für‘s Homeschooling, Informationen zur Berufs- und zu treten und Ter- Studienorientierung, Hilfenummern und einiges mehr. Genug zu trinken mine zu vereinbaren. und gesunde Snacks 15
Reisende unterstützen Bahnhofsmission Erste Anlaufstelle Wennnichtwirhelfen,werdann? Einfach da. Selten zuvor hat sich dieser Leitspruch der Bahnhofsmissionen wohl Bahnhofsmissionen leisten so bewahrheitet wie im Jahr 2020. Gerade während des ersten pandemiebedingten Reise- und Mobilitätshilfen und sind erste Anlaufstellen am Lockdowns im März waren die Bahnhofsmissionen oft die einzige Einrichtung, die Bahnhof. Sie unterstützen Men- am Bahnhof besetzt blieb. Zwar sahen sich auch die Bahnhofsmissionen gezwungen, schen auf Reisen und in akuten personelle Präsenz sowie Begleitangebote, Reisehilfen und Aufenthaltsmöglichkeiten Notlagen in einem Mix aus auf- in den Gasträumen auf ein Minimum zu reduzieren oder teilweise vorübergehend suchender Arbeit und stationärer einzustellen. Trotz der Beschränkungen des öffentlichen Lebens blieben sie jedoch Hilfe. Sie bieten Schutz und durchgängig Anlaufstelle für die Menschen: auf dem Bahnhofsgelände, direkt am Aufenthalt, Information und praktische Hilfe, Gesprächs- und Gleis oder über geöffnete Fenster, durch die Kaffee und Tee gereicht wurden. Und Vermittlungsangebote. Dafür ar- nicht nur vor Ort, auch am Telefon oder per E-Mail waren die Mitarbeiter*innen für beiten sie mit den Einrichtungen die Anliegen der Hilfesuchenden ansprechbar. der Deutschen Bahn und anderen mobilen, sozialen und kirchlichen Anlass für Gespräche gab es wahrlich genug: Ratlosigkeit, aber auch Aggression und Diensten vor Ort zusammen. Die Unverständnis wegen der Einschränkungen. Andere belastete die Angst, den Arbeits- haupt- und ehrenamtlichen Mit- platz zu verlieren, selbst ernsthaft krank zu werden oder jemanden anzustecken, der arbeitenden sind verlässliche An- fehlende soziale Kontakt und die Perspektivlosigkeit ob der ungewissen Lage. sprechpartner*innen für alle Nöte und Fragen. Sie unterstützen alle Wie schon in der Vergangenheit erwiesen sich die Bahnhofsmissionen abermals als Menschen schnell, niedrigschwel- Seismografen der Gesellschaft. Die durch die Corona-Pandemie aufreißenden sozialen lig, vertraulich und unentgeltlich. Unterschiede ließen vermehrt Menschen mit finanziellen sowie sozialen Sorgen, aber auch mit psychischen und Abhängigkeitsauffälligkeiten Zuspruch in den Bahnhofsmissionen suchen. So wandten sich in den größeren Städten zunehmend Biberach renoviert Personen aus dem Niedriglohnsektor, die ihre Arbeit aufgrund der stagnierenden Wirtschaft verloren hatten, und Rentner*innen, denen in der Pandemie der Minijob weggebrochen war und die nun mit ihrer knappen Rente haushalten mussten, an die Bahnhofsmissionen. Die statistisch höheren Beratungs- und Interventionsraten deuten darauf hin, dass die Mitarbeitenden mehr Zeit für diese Klient*innen hatten, wohingegen sich die geringe Zahl an Reisenden auch in weniger Gepäckhilfen niederschlugen. Auch gute Neuigkeiten hielt das Jahr bereit. So wurde die zweimonatige Schließung der Bahnhofsmission Biberach dazu genutzt, den seit längerem reno- vierungsbedürftigen Gastraum frisch zu streichen und eine neue Küche einzubauen. 16
Reisende unterstützen Bahnhofsmission Gabenzaun in Stuttgart Da die Tafelläden und viele der Anlaufstellen für Bedürftige während des ersten Lockdowns geschlossen blieben, ging die Bahnhofsmission Stuttgart neue Wege. Über die „Aktion Mensch“ warb sie Gelder für die Ausgabe von Vespertüten ein, in denen sich außer belegten Broten, Obst und Mineralwasser auch Hygiene- artikel befanden. Die Resonanz auf diese kostenlosen Tüten war derart groß, dass am Ende bis zu 120 Stück pro Tag ausgegeben Um den Kontakt zu den Ehrenamtlichen aufrecht zu hal- wurden. Parallel dazu richtete die ten, von denen viele die Befreiung vom Dienst zu ihrem Bahnhofsmission einen „Gaben- zaun“ ein. Kontaktlos konnten hier eigenen Schutz sehr bedauerten, wurde regelmäßig tele- gespendete haltbare Lebensmittel, foniert und per E-Mail und in Form von Corona-News- Hygieneartikel und gut erhaltene lettern abwechslungsreich und informativ über die Lage Kleidung aufgehängt werden. am Bahnhof und in den Bahnhofsmissionen informiert. Wer helfen möchte, kann das bis heute tun. Gut erhaltene, Mit großer Erleichterung wurden die Lockerungen im saubere Kleidung und haltbare Sommer aufgenommen, in deren Folge auch die Gast- Lebensmittel sind auch weiterhin räume wieder öffnen konnten. Um den Ehrenamtlichen, immer willkommen. die überwiegend zu den Corona-Risikogruppen zählen, den Wiedereinstieg in den Dienst zu ermöglichen und den Gastraum für den Publikumsverkehr freizugeben, wurden umfangreiche Hygienekonzepte erarbeitet: Plexiglasabtrennscheiben angebracht, Hinweisschilder aufgehängt, teilweise Boden- leitlinien aufgeklebt sowie die Ein- und Auslasszeiten in die Gasträume getaktet. Im Sommer wurde dann auch das Publikum wieder diverser: Während zuvor die Beschränkungen des öffentlichen Lebens sowie die Schließung von Schulen und Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen zu einem massiven Rückgang der Reisezahlen sowie der Reisebegleitungen geführt hatten, nahm der Bedarf im Bereich Reise- hilfen und Information über die Sommermonate wieder an Fahrt auf. So führten beispielsweise am Knotenbahnhof Aulendorf die aufgrund der Pandemie veränderten Urlaubsaktivitäten (Wandern und Radfahren im Inland) ebenso wie die Bauarbeiten zur Elektrifizierung der Südbahn und damit verbundene Änderungen im Betriebs- ablauf zu einem erhöhten Hilfebedarf. Mit den erlassenen Einschränkungen im Winter verlor das Leben wieder an Fahrt und die Bahnhofsmissionen kehrten zu den Routinen des ersten Lockdowns zurück. 17
Reisende unterstützen Bahnhofsmission Bescherung am Bahnhof BahnhofsmissionMobil/KidsonTour Auch die Programme zur Reisebegleitung standen ganz im Zeichen An zahlreichen Standorten über- der Pandemie. Kids on Tour ist ein Angebot zur Begleitung allein reichten Ehrenamtliche der Bahn- hofmissionen in der Adventszeit reisender Kinder im Alter von sechs bis einschließlich 14 Jahren, kleine Geschenke mit dem Ziel, welches die Bahnhofsmissionen in Zusammenarbeit mit der Deut- die Weihnachtszeit für die Bedürf- schen Bahn AG anbieten. Konnte das Jahr noch mit einer bundes- tigen trotz aller Beschränkungen weiten Auslastung der Plätze von über 100 % im Vergleich zum zu etwas Schönem zu machen und Vorjahr starten, entschied sich die Bundesgeschäftsstelle der ein Zeichen der Menschlichkeit zu Bahnhofsmission Deutschland e.V. die Reisebegleitung für Kinder pandemiebedingt setzen. So erhielten beispiels- weise Reisende in Biberach Päck- im April einzustellen. Von August bis Oktober wurden wieder Begleitungen angeboten, chen zur Aufmunterung in diesem die Auslastung lag jedoch nurmehr bei 30 bis 50 % des Vorjahres. Ab November schwierigen Pandemiejahr. Ein musste das Programm erneut eingestellt werden und konnte wegen steigender Weihnachtsessen to go gab es in Inzidenzzahlen bis zum Jahresende nicht wieder aufgenommen werden. Ulm, wo die Bahnhofmission zu- sammen mit verschiedenen Filia- Mit Bahnhofsmission Mobil bieten die württembergischen Bahnhofsmissionen len der Kaufland-Supermarktkette einen individuellen Begleitservice im Regionalverkehr in Baden-Württemberg an. sowie privaten Spender*innen aus Er wird vor allem von Kindern, aber auch von Erwachsenen mit Assistenzbedarf in dem Umland ein leckeres Weih- Anspruch genommen. Neben Betroffenen und Angehörigen können sich Behinderten-, nachtsmahl zusammenstellte. Reha- und Jugendhilfe-Einrichtungen an die Bahnhofsmissionen wenden. Auch dieses Angebot musste im März eingestellt werden. Eine Wiederaufnahme der Reisebegleitung wurde über das Jahr hinweg immer wieder neu bewertet, doch ohne Impfschutz für die Reisebegleiter*innen, ohne die Möglichkeit der Platzreservierung im Regionalverkehr sowie die herrschenden Reisebeschränkungen blieb das Angebot das Jahr über ausgesetzt. Sobald eine Wiederaufnahme möglich ist, plant die Bahn- hofsmission Biberach das bisherige Angebot Bahnhofsmission Mobil um einen wei- teren Aspekt gesellschaftlicher Teilhabe in Form eines lokalen Reisebegleitservice zu erweitern. Hierbei sollen mobilitätseingeschränkte Menschen durch ehrenamtliche Mitarbeiter*innen zuhause abgeholt und anschließend bei Praxisbesuchen oder In Stuttgart wurden auf Initiative Behördengängen, aber auch beim Einkaufsbummel in Ulm oder einem Tagesausflug von Gudrun Nopper, Ehefrau des neu gewählten Stuttgarter Ober- an den Bodensee begleitet werden. bürgermeisters, gleich derart viele Spenden generiert, dass nicht nur 75JahreBahnhofsmissionAulendorf zu Heiligabend 100 Festessen an Bedürftige ausgegeben werden Die Bahnhofsmission Aulendorf wurde in der Not der Nachkriegszeit im Jahr 1945 konnten, sondern ein großer ins Leben gerufen. So sollte 2020 das 75-jährige Jubiläum mit zwei Veranstaltungen Betrag ins Jahr 2021 übertragen und verstärkter Öffentlichkeitsarbeit begangen werden. Die Corona-Pandemie jedoch werden konnte. Somit sind wei- durchkreuzte diese Pläne. Wer sich trotzdem über die Geschichte der Bahnhofs- tere Essensausgaben gesichert. mission Aulendorf informieren möchte, der kann dies in einer Chronik tun, die über die Leitung vor Ort erhältlich ist. 18
Verband Geistliche Begleitung DasJahr2020ausderSichtderGeistlichenBegleitung Aufde ne rste nBl ic k könnte der Jahresbericht 2020 gefüllt sein mit Problemen, Hindernissen, Fehlanzeigen. Aufde nzwe iten Bl ick entdecke ich noch eine andere Seite dieses Jahres: Wir sind unfreiwillig neue Wege gegangen. Ich würde sagen: Sie waren ein wenig „Kleiner. Feiner. St iller – und K re ativer“. Klei ner: Unter der Überschrift „Vitamin C“ konnten Impulse nur noch per E-Mail oder per Zoom versandt werden. Vitamin C brauchen wir zur Abwehr von Krankheiten. Genauso brauchen wir Nähe und Begleitung, gerade jetzt. Dabei kann das „C“ auch für „christlich“ oder „creative“ oder „cool bleiben“ stehen. Feiner: Es gab keine Großveranstaltungen, dafür aber mehr Zeit für ein- zelne Mitarbeitende, für Online-Fortbildungen, Zeit zum Zuhören. S til ler: Ein neues Angebot entstand: die „Stille Woche/Stillen Tage“. Mitarbeitende planen mit mir gemeinsam: Wie kann eine auf meine Person zugeschnittene Auszeit aussehen? K reat iv er: „Kreativ“ – sind das nicht die Leute, die gerne basteln? Ja, auch dafür war Zeit! „Kreativ“ – sind das nicht die Leute, die für jedes Problem eine Lösung finden? Ich bin gespannt, wie wir langfristig mit den Vor- und Nachteilen des Homeoffice umgehen werden! „Kreativ“ – ist „creation“ nicht das englische Wort für „Schöpfung“? Auch Gott ist kreativ – als Schöpfer der Welt kann er ein Lied davon singen. Und siehe: Wir sind ein Teil davon – Teil des Problems und gleichzeitig Teil der Lösung! Wir sind Geschöpfe, die krank werden können und Mitschöpfer*innen, die heilen können. Wir wollen, dass nicht nur „das Starke“ überlebt. Wir kämpfen für die Idee, dass sich auch das „Schwache“ durchsetzen kann und darf. Dafür nehmen wir auch Schwierigkeiten in Kauf und suchen kreative Wege. Aufde nd ritte n B lic k muss ich zugeben: Das letzte Jahr war eine große Heraus- forderung. Einige wurden über die zumutbare Grenze hinaus gefordert. Viele haben große Solidarität gezeigt. Wir haben diese Herausforderung gemeinsam angenommen und stellen fest: Auf diese Weise gehen wir nicht unter. Wir finden auch für große Probleme eine Lösung. Wir sind kreativer als gedacht. Deshalb blicke ich zuversicht- lich auf das Jahr 2021. Gabriele Gostner-Priebe 19
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