Jahres-bericht - edoc-Server
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[Prolog] Liebe Leserinnen und Leser, 2020 war ein besonderes Jahr. Einrichtungen Forschung weiterhin bestmöglich zu unter- für Kultur und Bildung waren zeitweise gar stützen. Das Motiv der Türklinke bestimmt nicht oder nur eingeschränkt zugänglich. darum die grafische Gestaltung dieses Jahres- Die Leitfrage war, wie wir Türen – auch digi- berichts. tale Zugänge durch Webinare und E-Medien – öffnen können, um Zugang zu Informationen Eine informative Lektüre wünscht Ihnen die sicherzustellen und damit Studium, Lehre und Universitätsbibliothek!
[ 2020 Editorial ] [ 2020 Editorial ] Das Jahr 2020 war geprägt von der Corona- tion mit Nutzer*innen und Zielgruppen sowie noch nicht. Mit dem zweiten Lockdown musste Office Gebrauch gemacht werden sollte und Pandemie und ihren Auswirkungen auf das für die Vermittlung von Inhalten, Kompeten- die Nutzung der Lesesäle wieder zurückgenom- Gebrauch gemacht wurde. Dafür mussten Arbeits- und Privatleben aller Beschäftigten zen und Ressourcen hat sich die UB in 2020 men werden. Möge die UB mit Erscheinen die- IT-Ausstattungen und IT-Services aktualisiert der UB. Große Anstrengungen wurden unter- neue Formate erschlossen, die sie auch über ses Jahresberichts dem regulären Betrieb wieder und erweitert werden. Die interne Kommuni- nommen, um Dienste und Services der UB Corona hinaus einsetzen und nutzen wird. näher gekommen sein! kation der UB erfolgte nun deutlich stärker in unter strengen Pandemiebedingungen an Mit diesem verstärkten „turn“ zu digitaler In engem Zusammenhang mit der Erweite- digitaler Form – vor allem mit Chats, HU-Box, ihren zwölf Standorten einschließlich des Bereitstellung von Inhalten für Forschung, rung der digitalen Services hat sich auch der Tickets und Videokonferenzen. Nach einigen Universitätsarchivs anzubieten und im größt- Lehre und Studium und der ebenfalls digitalen interne Betrieb der UB in starkem Maße verän- Lernphasen und Erfahrungen, die sich aus möglichen Umfang zur Verfügung zu stellen. Vermittlung von Informations- und Medien- dert. Um vor Ansteckungen mit Corona an dieser neuen Situation ergaben, funktionierte Mit großem Erfolg hat die UB ihre digitalen kompetenzen waren viele Dienstleistungsange- den UB-Standorten zu schützen, wurden für auch diese Umstellung. Entscheidend war ins- Angebote erweitert. So ist der Anteil von E- bote der UB trotz Corona verfügbar und wurden Services, die die Mitarbeiter*innen in Präsenz gesamt die in der Tat ausgeprägte Zusammen- Books und E-Journals für die Versorgung mit intensiv genutzt. Dank des großen Einsatzes der betrieben, entsprechende Vorkehrungen zur arbeit aller Beschäftigten untereinander, die aktueller Fachinformation deutlich gestiegen. Mitarbeiter*innen wurden die Services gerne und Einhaltung der AHA-Regelungen getroffen. die UB in dieser herausforderungsvollen Zeit Die Fernleihe erfolgte phasenweise mit elek- gut in Anspruch genommen. Alle Mitarbeiter*innen, die vor Ort beschäftigt immer wieder zusammenhielt. tronischer Lieferung an die Nutzer*innen. Der Wieder und wieder war auch der Bedarf laut waren, wurden dringend aufgefordert, die allseits Was in der UB in 2020 bewältigt und ge- SUBITO-Dokumentliefer-dienst wurde stark geworden, die Arbeitsplätze in den Standorten bekannten Maßnahmen zum Schutz vor der leistet wurde, wird in vorliegendem Jahresbe- in Anspruch genommen. Das Beratungsange- der UB zu nutzen und für die Ausleihe ge- Pandemie zu ergreifen. Weiterhin sollten Mehr- richt näher ausgeführt. Allen Mitarbeiter*innen bot der UB stand komplett digital zur Ver- druckter Medien betreten zu dürfen. Unter fachbesetzungen von Büros vermieden und der UB sage ich für ihren enormen Einsatz und fügung und wurde mit großem Gewinn ge- Einhaltung und Gewährleistung der dafür not- Wege mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum und starken Teamgeist voller Anerkennung hiermit: nutzt. Die Digitalisierung wertvoller Bestände wendigen Abstands- und Hygieneregelungen vom Dienst vor Ort nach Möglichkeit reduziert „Herzlichen Dank!“ wurde fortgesetzt und durch einen Service als unerlässliche Voraussetzung konnte die werden. Dies hatte zur Folge, dass wo immer zur Digitalisierung von Materialien für die Öffnung der Häuser entsprechend realisiert – im Hinblick auf den pandemiebedingten UB- Prof. Dr. Andreas Degkwitz Lehre ergänzt. Für Interaktion, Kommunika- werden. Ein Normalbetrieb war dies allerdings Betrieb – möglich und sinnvoll vom Home- Direktor 6 7
[02] [12] [52] [76] Prolog Im Fokus QuerBib Kurz notiert [04] [14] Praktische Referendariatausbildung [54] Das Programm „humboldt gemeinsam“ [80] Editorial im Wandel – Anregungen und Kritik ehemaliger Berliner Referendar*innen in der UB Katja Braschoß, Katrin Weiser Neues Altes Anna Lingnau, Moritz Strickert [56] [20] UB intern – Auf dem Weg zum social Intranet [86] Upgrade GND – Anna-Katharina Huth Warum der FID SKA Normdaten bearbeitet Matthias Harbeck, Christian Rüter, Moritz Strickert [58] UB in Zahlen Wissenschaftliche Nachlässe aus den [24] Bibliotheksservices während der Corona-Zeit ethnologischen Fächern Sabine Imeri [92] Ulrike Schenk, Birgit Stumm [60] Vorträge/ [30] Ihre Literaturversorgung bleibt gesichert! We’re open! Open Access trotzt dem Lockdown Marc Lange, Kristy Schank, Christian Winterhalter Publikationen Katja Braschoß, Christian Rüter ] [34] Digitalisierungsschub dank Corona [62] Besser eindeutig – eindeutig besser! [96] Organigramm Marc Lange, Christian Winterhalter Andreas Lehmann [65] [36] Daten-Ernte leicht gemacht? Digitale Vermittlung von Informationskompetenz Andrea Kullik, Julia Roeder, Kristy Schank, Matthias Harbeck [98] Ulrike Schenk, Sabine Tschorn [68] Bibliophile Erlebnisse: Leopold Hirschbergs Autor*innen [40] Büchersammlung vollständig erschlossen Neue Akteure an den Schaltstellen – Yong-Mi Rauch Herzlich Willkommen mitten im Lockdown Interview [72] Charité-Überlieferung gereinigt und verpackt [46] Alexandra Pawliczek Die UB in den Zeiten von Corona – Ansichten und Einsichten von [74] UB-Mitarbeiter*innen Rückgabe fristgerecht nach 99 Jahren O-Töne Anja Otto
[ 2020 Im Fokus ] Absolvent*innen des Bibliotheksreferendariats bestehen „klassische“ Arbeitsfelder weiterhin, sollen „nach dem Berufseinstieg schnell in der wenn auch in sich wandelnder Form.4 Lage sein, aufbauend auf den im Vorbereitungs- Ungeachtet dieser Veränderungen ist das Praktische dienst geschaffenen Grundlagen sich einen an ein wissenschaftliches Fachstudium an- Sektor in der professionellen Umsetzung schließende Bibliotheksreferendariat neben selbstständig zu erschließen.“1 Die folgende dem berufsbegleitenden Masterstudium nach Befragung möchte darüber Auskunft geben, ob wie vor ein zentraler Zugangsweg in den Referendariats- die praktische Ausbildung an Berliner Biblio- theken die daraus hervorgegangenen wissen- schaftlichen Bibliothekar*innen gut auf ihr höheren Bibliotheksdienst. Im Land Berlin wird parallel zum praktischen Ausbildungs- teil an einer Bibliothek der berufsbeglei- zukünftiges Berufsfeld vorbereitet hat. tende Masterstudiengang „Bibliotheks- und ausbildung Das Bibliothekswesen befindet sich durch Medienwandel und Digitalisierung in einem starken Wandel. Es entstehen neue Aufgaben- Informationswissenschaft“ im Fernstudium an der Humboldt-Universität zu Berlin (HU) durchlaufen.5 bereiche, die Arbeitsteilung innerhalb der Diese Befragung kann aufzeigen, welche Aus- im Wandel – Bibliotheken verändert sich und Forschungs- sowie Infrastrukturaufgaben sind zusehends internationaler aufgestellt. Auf Basis der Aus- bildungsinhalte ehemalige Referendar*innen für den späteren Berufseinstieg als sinnvoll erachten, an welcher Stelle Ausbaubedarf ge- Anregungen wertung von 805 Stellenausschreibungen des sehen wird und welche Inhalte eventuell nicht wissenschaftlichen Bibliotheksdienstes der Jahre mehr zeitgemäß sind. 2012 bis 2015 benennt die Direktorin der Uni- Die schriftliche Befragung erfolgte mittels versitätsbibliothek Erlangen-Nürnberg (FAU), eines Fragebogens. Insgesamt waren 13 Berliner und Kritik Konstanze Söllner, „1. Forschungsdienstleis- Absolvent*innen der letzten zehn Jahre bereit, tungen, Wissenschaftsmanagement 2. Open an der Umfrage teilzunehmen. Access, wissenschaftliches Publizieren [und] Dabei gliederte sich die Befragung in drei 3. Forschungsdatenmanagement“ als neue Teile. Im Ersten wurden Rahmeninforma- ehemaliger Berliner zentrale Aufgaben im Bibliothekswesen.2 Sie tionen zur (akademischen) Karriere und zum beobachtete, dass 36 % aller Stellenanzeigen Referendariat abgefragt: Es wurde bestimmt, Leitungspositionen und Managementaufgaben welches Fachwissen die Kandidat*innen ins in Aussicht stellen, während nur 18 % der An- Referendariat mitbrachten und welche neuen Referendar*innen zeigen ausschließlich auf Fachreferatstätigkeiten abzielten.3 Trotz dieser neuen Aufgabenfelder 1 Oesterheld, Christian: Qualifizierung im Vorberei- Inhalte und Kompetenzen sie im Zuge dessen erlernten. 4 VDB: Position des Vereins Deutscher Bibliothekare tungsdienst: Die Ausbildung im Bibliotheksreferenda- zur Qualifikation als Wissenschaftliche Bibliothekarin / riat – Standortbestimmung in einem sich verändernden Wissenschaftlicher Bibliothekar, 2014. Anna Lingnau, Moritz Strickert Umfeld, in: Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibli- http://www.vdb-online.org/wordpress/wp-content/up- ographie 55 (3/4), 2008, S. 149–158. loads/2014/04/Position-des-VDB-zur-Qualifikation-als- https://dx.doi.org/10.3196/1864295008553480, S. 150. wissenschaftliche_r-Bibliothekar_in-Final_18.03.2014. 2 Vgl. Söllner, Konstanze: Management-Abschluss pdf, S. 7 ; VDB: Position, 2014. oder Fachlaufbahn – Wohin entwickeln sich Anforde- 5 Kraus, Eva: “Quo vadis, IBI-Fernstudent*in?” Verble- DOI: 10.18452/22825 rungsprofile und Karrierewege im wissenschaftlichen ibstudie für den Weiterbildenden Masterstudiengang Bibliothekswesen?, in: o-bib. Das offene Bibliotheks- Bibliotheks- und Informationswissenschaft im Fern- journal 3 (4), 2016, S. 257–270. studium am Institut für Bibliotheks- und Information- https://doi.org/10.5282/o-bib/2016H4S257-270, S. 263- swissenschaft (IBI) der Humboldt-Universität zu Berlin, 14 269. 3 ebd., S. 266, 268. 2019. https://edoc.hu-berlin.de/handle/18452/21800, S. 9.
Im zweiten Teil der Befragung wurden Infor- theken angestellt. Dabei bekleiden sie verschie- am IBI aufgefangen werden. „Mir [fehlen] mationen über die Karriere nach dem Referen- denste Funktionen: Vier der Befragten betätigten BEFRAGTE PRO INSTITUTION Kenntnisse und Erfahrungen mit (Metadaten-) dariat ermittelt und vergangene und aktuelle sich mehrheitlich im Fachreferat, zwei weitere Standards im Bereich der Verwaltung und Er- Tätigkeiten und Arbeitsstandorte erfasst. sind im Schwerpunkt als Referent*innen für ZLB 2 schließung von elektronischen Publikationen Im dritten Teil wurden die Befragten darum Forschungsdaten, Digitales Publizieren und und bei der Digitalisierung von Kulturgütern. gebeten, die praktische Referendariatsausbil- Open Access aktiv. Darüber hinaus wirken sie in IAI 3 [...] Auch der Bereich Lizenzverträge hätte dung vor dem Hintergrund ihrer gesamten Leitungsfunktionen, als Projektmitarbeiter*innen vertieft werden können zum Beispiel durch Berufspraxis zu bewerten. Sie sollten angeben, und in der Bestandserhaltung. UB HU 5 Hospitation beim FAK (Friedrich-Althoff- (1) welche der erlernten Inhalte und praktischen Konsortium e.V.).” Staatsbibliothek 0 Fähigkeiten im Arbeitsleben besonders zur Frageblock 3: Ein zweiter wichtiger Bereich umfasste Verwal- Preuß. Kulturbesitz Geltung kommen, (2) ob ihnen bei Antritt Die Schwerpunkte der praktischen Referenda- tung, Haushaltswesen und Personalmanagement. der Stelle(n) Kenntnisse oder Kompetenzen riatsausbildung lagen, je nach Institution, sehr FU 2 „Also, wie schreibt man eine BAK (Beschreibung fehlten oder zumindest relevante Inhalte in zu unterschiedlich. Die Referendar*innen am des Aufgabenkreises) von Mitarbeiter*innen? geringem Maße thematisiert worden sind, die Iberoamerikanischen Institut waren unmittel- Wie schreibe ich ein Zeugnis? [...] Wie laufen durch das Referendariat zukünftig mit ab- bar in die Fachreferatsarbeit und laufende Pro- manche Aufgaben insbesondere mit Bezug auf Ausschreibungen von Dienstleistungen ab? gedeckt werden könnten und (3) ob es Teile jekte beziehungsweise in die Gestaltung von Aufgaben des gehobenen Dienstes (zum Beispiel Auch noch einfacher: Wie führe ich gute ihrer praktischen Ausbildung gibt, für die sie Drittmittel-Anträgen involviert, vermissten aber die Dublettenprüfung) zu „viel Zeit eingenom- Sitzungen durch?“ Hier ließe sich eventuell im Arbeitsalltag keinen oder nur wenig An- einige Stationen, die nur in größeren Häusern men [haben], mir aber für meine Zukunft im darauf hinwirken, dass die Referendar*innen wendungsbedarf sehen. vorhanden waren. Die Referendar*innen an der Bibliothekswesen überhaupt nichts gebracht an der Moderation von Arbeitsgruppen und HU, FU, TU und an der ZLB absolvierten einen [haben].“ Gleiches gilt für die Erschließung an laufenden Ausschreibungen aktiv beteiligt generalistischen Durchlauf durchs Haus, bei mit Rückgriff auf eine Haussystematik. Auch werden oder an passenden Angeboten der Auswertung dem sie alle wesentlichen Abteilungen kennen- Negativerfahrungen konnten die Befragten für beruflichen Weiterbildung teilnehmen. lernten. Die auf das öffentliche Bibliothekswesen sich verwerten, da „gerade die Kenntnis weniger Im Fachreferat vermissten zwei Referendar- ausgerichtete ZLB fokussierte Managementauf- attraktiver und zeitgemäßer Praktiken sehr hilf- innen die Berücksichtigung technischer und Frageblock 1: gaben, die FU, TU und HU darüber hinaus reich sein kann.“ Darüber hinaus besteht der finanzieller Rahmenbedingungen sowie den Es zeigte sich, dass die Mehrheit der Fachreferatstätigkeiten. An der HU ist zudem Wunsch nach aktiver Infotheken-Arbeit, „um praktischen Umgang mit finanziellen Re- Referendar*innen (insgesamt acht) ein geistes- ein längerer Aufenthalt in den Historischen den Bezug zur Zielgruppe nicht zu verlieren.“ ssourcen („Metadaten, Datenwege, Daten- wissenschaftliches Studium absolviert hatte. Sammlungen üblich. Die Desiderate, die die ehemaligen Referen- formate“; „Ich hatte zum Beispiel keine eigen- Vier weitere hatten einen lebens- bzw. technik- Bezüglich der Frage, inwiefern in der prak- dar*innen für die praktische Ausbildung formu- ständige Budgetverantwortung“ ). wissenschaftlichen Hintergrund, eine der tischen Ausbildung, nützliche Kenntnisse oder lierten, bezogen sich zum großen Teil auf digi- Die Befragten erkannten nur wenige „über- Befragten hatte ihr geisteswissenschaftliches Kompetenzen erworben wurden, zeigte sich, tale Forschungsinfrastrukturen: Insbesondere flüssige“ Ausbildungsinhalte und verwiesen Studium um ein Informatikstudium ergänzt. dass die Befragten die meisten der vermittel- das Forschungsdatenmanagement und Open auf die Unterschiedlichkeit der von ihnen Fünf Befragte verwiesen auf praktische Vorerfah- ten Kenntnisse anwenden konnten. Manche Access wurden wiederholt als ein Anliegen angetretenen Stellen, die eine exakt bedarfs- rungen in Forschung und Lehre, vier gaben an, der erworbenen Kenntnisse sind bei der aktu- formuliert, das, wenn überhaupt, nur abstrakt- gerechte Ausbildung unmöglich machten. Zwar bereits im Projektmanagement tätig gewesen zu ellen Tätigkeit zwar nicht von praktischer Be- theoretisch behandelt worden sei. Darüber merkten viele an, dass sie derzeit Tätigkeiten, sein. Darüber hinaus wurden Vorerfahrungen deutung, liefern aber ein Grundverständnis hinaus hätten sich die Absolvent*innen gerne die dem gehobenen und mittleren Dienstes im Verlagswesen, im Archiv- und Bibliotheks- über bibliothekarische Zusammenhänge und eine bessere IT-Kompetenz erarbeitet. „Coden zugeordnet werden, nicht selbst ausführen wesen, in der Öffentlichkeitsarbeit sowie betriebs- zukünftige Aufgaben. Hinweise auf mangelnde für Bibliothekar*innen etc. Das habe ich nur mussten, allerdings sei ihre Kenntnis im prak- wirtschaftliche und IT-Kenntnisse angeführt. Anwendbarkeit bedingten sich mitunter durch ‚theoretisch‘ und durch hineinschnuppern ge- tischen Alltag nichtsdestotrotz wichtig und den Wechsel von einer Öffentlichen Bibliothek lernt, aber ich hätte es gerne in einem Projekt hilfreich. Als problematisch empfanden sie es Frageblock 2: zu einer Wissenschaftlichen Bibliothek bzw. konkret selbst angewendet“. Derartige Ausbil- lediglich, wenn sie die Mehrheit ihrer Zeit an der Bis auf drei Personen sind alle Befragten derzeit umgekehrt oder durch spezialisierte Beschäfti- dungsinhalte könnten beispielsweise mittels Ausbildungseinrichtung mit der Erledigung einer oder demnächst in wissenschaftlichen Biblio- gungsfelder. Kritisch angemerkt wurde, dass einer projekt-orientierten Lehrveranstaltung einzelnen Tätigkeit verbrachten. 16 17
Fazit Literatur Aus der überblicksartigen Befragung wurde kann, könnte sie ihnen mehrwöchige Praktika Fischer, Michael: Erfahrungen aus der Ausbil- Söllner, Konstanze: Management-Abschluss klar, dass die wissenschaftlich-bibliothekarische oder andere externe Weiterbildungsmaßnah- dungspraxis der Badischen Landesbibliothek, oder Fachlaufbahn – Wohin entwickeln sich An- Ausbildung stetig neuen Herausforderungen men ermöglichen, die eine sinnvolle Ergän- in: Bibliotheksdienst 52 (12), 2018, S. 846–863. forderungsprofile und Karrierewege im wissen- begegnet: Einerseits ist eine umfangreiche zung zu den Studieninhalten bieten. https://doi.org/10.1515/bd-2018-0102 schaftlichen Bibliothekswesen?, in: o-bib. Das Thematisierung grundständiger Bibliotheks- Theoretische Einführungen durch Kolleg*innen offene Bibliotheksjournal 3 (4), 2016, S. 257–270. aufgaben und Zusammenhänge weiterhin not- sollten nach Möglichkeit um praktische Aufga- Kraus, Eva: “Quo vadis, IBI-Fernstudent*in?” https://doi.org/10.5282/o-bib/2016H4S257-270 wendig und gewünscht, andererseits müssen benstellungen ergänzt werden, die neben der Verbleibstudie für den Weiterbildenden Mas- die Ausbildungseinrichtungen auf neue Verän- eigentlichen bibliothekarischen Arbeit auch terstudiengang Bibliotheks- und Informations- VDB: Position des Vereins Deutscher Biblio- derungen reagieren. Dieser Umstand erfordert Fragen der Budgetverantwortung, Verwaltung wissenschaft im Fernstudium am Institut für thekare zur Qualifikation als Wissenschaftliche eine hohe Flexibilität von Ausbilder*innen und und des Managements beinhalten. Praktische Bibliotheks- und Informationswissenschaft Bibliothekarin / Wissenschaftlicher Bibliothekar, Referendar*innen. Die theoretische Ausbildung Tätigkeiten sollten nicht auf einzelne wenige (IBI) der Humboldt-Universität zu Berlin, 2019. 2014. im begleitenden Masterstudium hat daher Aufgaben oder Tätigkeiten beschränkt werden, https://edoc.hu-berlin.de/handle/18452/21800 http://www.vdb-online.org/wordpress/wp-con- eine zentrale ergänzende Funktion. sondern der Vielfältigkeit des Berufsfeldes tent/uploads/2014/04/Position-des-VDB-zur- Die Anmerkungen der Berliner Referen- Rechnung tragen. Darüber hinaus sollten Aus- Michael, Elisabeth: Die Ausbildung der Referen- Qualifikation-als-wissenschaftliche_r-Biblio- dar*innen zeigten einige Aspekte auf, die ihnen bildungseinrichtungen den Referendar*innen darinnen und Referendare an der Bibliotheks- thekar_in-Final_18.03.2014.pdf für eine erfolgreiche und zufriedenstellende eine grundsätzliche offene Dialogbereitschaft akademie Bayern – eine Bestandsaufnahme, in: Ausbildung wichtig sind: Wenn die Ausbildungs- bieten und ausreichend Raum lassen, ihr eigenes Bibliotheksdienst 51 (10–11), 2017, S. 878–890. einrichtung ihren Referendar*innen auf Basis Betätigungsfeld zu entdecken und einen Schwer- https://doi.org/10.1515/bd-2017-0101 des Tätigkeitsprofils keinen praktischen Ein- punkt auszubilden. blick in bestimmte Arbeitsfelder gewähren Oesterheld, Christian: Qualifizierung im Vor- bereitungsdienst: Die Ausbildung im Biblio- theksreferendariat – Standortbestimmung in einem sich verändernen Umfeld, in: Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie 55 (3/4), 2008, S. 149–158. https://dx.doi.org/10.3196/1864295008553480 Schüller-Zwierlein, André: Multitasker-Manage- ment: Wachsende Tätigkeitsvielfalt in der QE4 / im höheren Dienst und wie man ihr begegnet, 8-15 Seiten / o-bib. Das offene Bibliotheksjour- nal / herausgegeben vom VDB, Bd. 2, Nr. 3 (2015), 2015, S. 8–15. https://doi.org/10.5282/o-bib/2015H3S8-15 Söllner, Konstanze: Bibliotheken ohne Biblio- thekar/innen? Qualifikationen für die wissen- schaftliche Bibliothek, in: Bibliotheksdienst 51 (10-11), 2017, S. 852–863. https://doi.org/10.1515/bd-2017-0098 18 19
[ 2020 Im Fokus ] Sacherschließung als Bedarf sonen und Sachschlagwörter, die vorrangig für die Katalogisierung durch Bibliotheken eingesetzt werden. Mittlerweile wird jedoch Sacherschließung, also die Ergänzung der eine Öffnung für Archive, Museen und für suchbaren Metadaten um Schlagwörter oder den Webbereich angestrebt. Das normierte eine fachliche Einordnung in ein Klassifika- Vokabular basierte lange Zeit auf dem Prinzip tionssystem, wird häufig in bibliothekarischen des “literary warrant” (Publikationsaufkommen) Kreisen als etwas dargestellt, wofür keine und war durch sein Regelwerk an das Nach- teuren Ressourcen mehr aufgewendet werden schlagewerksprinzip gebunden – Begriffe Upgrade GND – sollten, da die Nutzenden diese gar nicht ver- wenden würden oder sie maschinell kosten- günstiger und flächendeckender umgesetzt mussten in gängigen Lexika aufgeführt sein. Durch die anlaufende Öffnung der GND wird sich dies zusehends ändern, sodass neuere werden können. Der Fachinformationsdienst Quellen wie die Wikipedia berücksichtigt Warum der Sozial- und Kulturanthropologie hat gegenläufig zu dieser Meinung einen hohen Bedarf an Sacherschließung in seinen Projekten er- werden können. Im Fall der ethnologischen Fächer existieren aber oftmals keine neueren umfassenden Wörterbücher und Wikipedia- kannt. Für die ethnologischen Fächer steht er einträge, was bislang zu den beschriebenen FID SKA Normdaten vor dem Problem ein passendes Set an Schlag- wörtern zu finden, das technisch gut einsetzbar ist und dessen nachhaltige Pflege zumindest in Lücken beiträgt. Dies führt dazu, dass die GND aktuelle und dynamische Bereiche des wissenschaftlichen Diskurses nicht angemessen bearbeitet Teilen als gesichert vorausgesetzt werden kann. repräsentieren kann. Es fehlen Begriffe und Forschungsdaten, Nachlassmaterialien, Digita- deren Verknüpfungen untereinander (Relatio- lisate, aktuelle Aufsätze und Objektdatenbanken nierung), sie bietet damit keine durchgängige zu Materialien aus kolonialen Kontexten sind Thesaurusstruktur. nur einige der Anwendungsbereiche, die der FID dank seiner Aktivitäten im Fokus hat und Matthias Harbeck, Christian Rüter, Moritz Strickert bei denen es nicht nur um eine bessere Auffind- Das FID-Projekt barkeit bei der freien Suche, sondern auch um „Anreicherung der Gemeinsamen Verknüpfungen zwischen den Beständen – Normdatei (GND)“ zum Beispiel über Personen (Sammler*innen, mit ethnologischen Termini Forschende) – geht. Die Gemeinsame Norm- datei (GND) wurde in den Blick genommen, da diese technisch bereits an vielen Stellen Das FID-Projekt hat mit dem 1. Oktober 2020 implementiert und schon jetzt durch ihre An- an der UB begonnen und ist vorerst auf 16 bindung in die deutschsprachige Bibliotheks- Monate angelegt. Es zielt vor allem auf die landschaft nachhaltig aufgestellt ist. Ergänzung und Neurelationierung von Personen und Sachschlagwörtern. Dies ermöglicht eine höhere Erschließungsqualität von erworbener Die Situation der GND bisher Literatur, Forschungsdaten und Nachlässen. DOI: 10.18452/22826 Die Sicht- und Auffindbarkeit wird durch zusätzliche Sucheinstiege erhöht. Auch sind Die kooperativ gepflegte Gemeinsame Norm- Entwicklungen wie die automatisierte Sach- 20 datei umfasst normierte Ansetzungen für Per- erschließung bei Digitalisaten oder Text- und
Data-Mining ebenfalls abhängig davon, dass communities zu Bedarfen und einzelnen Be- ein kontrolliertes Fachvokabular existiert. Bei griffen angestoßen. Zugleich soll ein Webinar Personen kann über die Vergabe der GND-ID mit Bibliothekar*innen, die für die Betreuung und eine normierte Schreibweise eine eindeutige von ethnologischen Beständen zuständig sind, Referenzierbarkeit sichergestellt werden. realisiert werden, um sie beispielsweise bei der Das Projekt des FID ist auch deshalb wichtig, Beratung von Wissenschaftler*innen zu unter- weil wenige Mitglieder der Verbünde einen ex- stützen. Daneben wird eine Handreichung für plizit ethnologischen Fachhintergrund haben Wissenschaftler*innen entwickelt, die sie allge- und es an Ressourcen für eine kontinuierliche mein über die GND, Recherchemöglichkeiten Anreicherung der GND mangelt. Die fachliche und die eigene Schlagwortvergabe informiert. Perspektive des FID SKA ist insbesondere not- wendig, da viele Begrifflichkeiten in der ethno- logischen Fachwelt ebenfalls umstritten sind Zwischenfazit des Projekts und an vielen Stellen Diskussionsbedarf mit den Fachcommunities existiert. Im Projekt lag der Fokus in den ersten Die Sichtung der GND hat Leerstellen und Monaten auf der Einarbeitung in die GND Probleme kenntlich gemacht. Manche Prob- selbst, was deren Struktur und Redaktions- leme sind dabei allgemeiner Natur und betreffen prozesse sowie relevante Regelwerke um- die GND in ihrer Gesamtheit. Wiederum andere fasste. Zugleich wurde ein Überblick dahin- sind speziell für die ethnologischen Fächer von Abb.: Screenshot Linked-Data-Visualisierung Franz Boas, Lobid-Oberfläche des HBZ gehend geschaffen, wo in der GND bezüglich Relevanz. Ein grundsätzliches Problem ist, https://lobid.org/gnd/118512153 der Sozial- und Kulturanthropologie noch dass vielfach keine neutrale Benennung von Leerstellen bestanden, eine Vernetzung mit Sachverhalten möglich ist. Vielmehr besteht Fachvertreter*innen in Deutschland, der ein Spannungsverhältnis zwischen einerseits weise die vorhandenen Einträge sind zu infor- denen Thesauri und das Herausarbeiten von Schweiz und Österreich aufgebaut sowie die den Ansprüchen einer fachlichen Terminologie mationsarm. Ein weiteres Problem besteht in Crosskonkordanzen wird die Nachnutzung technische Vorgehensweise eruiert. Es wurde und andererseits dem individuellen Sprachge- der eindeutigen Zuordnung zu Berufen, die für von Erschließungsarbeit in unterschiedlichen mit der Sammlung von Personen, die neu an- brauch der jeweiligen Rezipient*innen. Recherchezwecke ebenfalls relevant ist. Hier Erschließungssystemen ermöglichen. gesetzt oder überarbeitet werden können, be- Für die ethnologischen Fächer sind problema- ist die Grenzziehung zwischen den Berufs- Die Ergebnisse dieser Arbeiten werden in gonnen. Darüber hinaus wurden Thesauri und tische und veraltete Begriffe zu konstatieren bezeichnungen Ethnolog*in und Antropolog*in weiteren Arbeitskontexten (zum Beispiel der Vokabellisten gesammelt, die als Grundlage und die Frage nach Fremd- und Selbstbezeich- ebenfalls schwammig und führt zu einer nicht Nationalen Forschungsdateninfrastruktur für einen Abgleich und eine Anreicherung der nungen von Gruppen zentral. Hier werden eindeutigen Zuordnung von Personen. Außer- und im Rahmen eines gerade entstehenden GND dienen können. weiterhin umstrittene Begriffe wie “Eskimo” dem sind Personen, die in Museen wichtig Netzwerkes zum Umgang mit Materialien Im Laufe des Projekts werden relevante oder “Indianer” verwendet. Zahlreiche wichtige sind, häufig im Bibliothekskontext noch nicht aus kolonialen Kontexten) zum Tragen kom- Personendatensätze erstellt und erweitert, Forschungszweige und Fachtermini wie “Stadt- erwähnt worden. men und kollaborativ auch in einem breiteren erste Sachschlagwörter können, unter Bezug- ethnologie” oder “Feldtagebuch” fehlen. Eine Projektverlängerung ist bereits anvisiert, fachlichen Umfeld vertieft werden. Der FID nahme auf aktuelle Forschungstrends, angelegt Die Relationen zwischen den Begriffen (s. Abb. da mittlerweile weitere Arbeitsfelder absehbar SKA möchte damit einen Beitrag vor allem zu werden, zum Beispiel ethnologische Methoden, S. 51) sollten darüber hinaus ebenfalls ausge- geworden sind. Diese soll eine breitere Diskus- zwei Dingen leisten: wie die seit 1995 vermehrt angewandte „multi- baut werden, damit sich eine dichte Netzwerk- sion mit den Fächern und anderen Partnerein- 1) Einer besseren Abbildung und Sichtbarkeit sited ethnography“, also Feldforschungen an struktur ergibt. Hier mangelt es an verschie- richtungen ermöglichen. Mittels verwandter der ethnologischen Fächer in diesem breit ver- verschiedenen Orten als Abkehr zu langwähren- denen verbindenden Zwischenbegriffen und Begriffe und hierarchischer Verweisungen soll wendbaren Vokabular den Forschungsaufenthalten an einem Ort. Untergliederungen. dann ein möglichst dichtes, sinnvoll zusammen- 2) sowie dessen langfristige Verwendbarkeit Außerdem werden erste Diskussionsprozesse Ethnologische Persönlichkeiten sind mit- hängendes Netz von Schlagwörtern geschaffen und Anschlussfähigkeit an innovative infra- mit Expert*innen der unterschiedlichen Fach- unter in der GND nicht vorhanden, beziehungs- werden. Die Zusammenführung von verschie- strukturelle Arbeitsfelder des 21. Jahrhunderts. 22 23
[ 2020 Im Fokus ] Bibliothek mal anders: 110%-ig auszubauen, um zu kompensieren, Services im Shutdown was an Analogem weggebrochen war. Kurz nach dem Shutdown der UB haben wir daher das Angebot „Subito für HU-Angehörige“ Als es Mitte März 2020 für uns Kolleg*innen aus eingeführt. Nicht nur HU-Mitarbeiter*innen, dem Bereich Benutzung ins Homeoffice ging, auch HU-Studierende konnten nun kostenfrei war es schon ein mulmiges Gefühl. Wie lange über den Expresslieferdienst Subito-Aufsätze würde der Shutdown andauern, wann würden aus Zeitschriften und Teilkopien aus Büchern wir wieder ins Grimm-Zentrum zurückkehren bestellen; die Scans wurden innerhalb von drei Bibliotheksservices können? Benutzungsbibliothekar*innen ohne Werktagen geliefert. Die Kolleg*innen der analoge Benutzung zu sein, war eine Rolle, in Dokumentlieferung haben im Homeoffice die es sich schnellstmöglich einzufühlen und neben hunderten HU-Mitarbeiter*innen weit hineinzudenken galt. Ein Großteil unseres über 1.000 HU-Studierende zusätzlich für während der Kerngeschäfts würde in den nächsten Wochen diesen Service einzeln manuell freigeschaltet. nicht möglich sein: Keine Ausleihe von Medien, Knapp 10.000 Bestellungen wurden von Subito keine Bereitstellungen, keine Face-to-face-Aus- an die HU-Angehörigen bis Ende Juli 2020 ge- kunft, -Schulung und -Beratung und vor allem: liefert. Für diesen Service hat die UB sehr viel „Corona-Zeit“ keine Bereitstellung von Lesesaalplätzen. Für positives Feedback von den HU-Angehörigen unsere Nutzer*innen: Ebbe, Pleite. Kein Ort, erhalten. Beispielhaft sei eine Mail von Anfang nirgends. April zitiert: Unsere Aufgabe bestand darin, den verblie- benen virtuellen Raum im Sinne unserer Ulrike Schenk, Birgit Stumm Nutzer*innen zu 100 % mit Leben zu füllen und unsere Dienstleistungen dorthin zu verlagern. „Liebe MitarbeiterInnen der HU-Bibliothek, Die telefonische Auskunft für unsere ich möchte mich an dieser Stelle ganz, ganz Nutzer*innen lief ab dem ersten Tag im Home- herzlich für Ihren hervorragenden Service office nahtlos weiter, allerdings eingeschränkt zur Literaturversorgung der Studierenden auf den Zeitraum Montag bis Freitag von 10:00 der HU bedanken. Durch die Möglichkeit bis 14:00 Uhr. Bis die Auskunft ab Juli 2020 […] kann meine Tochter weiter an ihrer wieder vor Ort erfolgte, erreichten uns knapp juristischen Hausarbeit schreiben. Sie leisten 1.200 telefonische Anfragen. Auch die schrift- einen ganz wichtigen Beitrag dazu. […]“ liche Auskunft lief lückenlos weiter. Insgesamt beantworteten wir im besagten Zeitraum 4.319 Anfragen verschiedenster Art. Rückmeldungen dieser Art waren uns in diesen schwierigen Zeiten Motivation und Subito kostenfrei für alle Ansporn zugleich. HU-Angehörigen Der ebenso neu eingerichtete Scan-Service für HU-Lehrende ergänzte das Subito-Angebot. DOI: 10.18452/22827 Im Homeoffice wurden die Aufträge durch das Selbstredend konnten unsere Nutzer*innen Referat Information angenommen, bearbeitet, unmittelbar auf unsere elektronischen An- UB-weit verteilt und von kleinen Scanteams an 24 gebote zurückgreifen, es galt nun aber, diese den verschiedenen UB-Standorten gescannt.
Coaching, bei dem Einzelpersonen uns vorab vor Ort wieder beanspruchen zu können. Am ihre Themen zusenden können und wir uns 04.05.2020 war es endlich soweit: Wir öffneten per Zoom dann ca. 45 Minuten individuell den das Grimm-Zentrum und stellten Medien bereit, Nutzer*innen widmen. Dies wird sicherlich die die HU-Angehörigen vorab online bestellen eines von mehreren Serviceangeboten sein, die konnten. Die Leseplätze blieben jedoch noch in unserem Leben nach Corona fortbestehen verwaist, das Arbeiten in den Lesesälen war werden. vorerst nicht möglich. Beim Streifen durch die Die Wiederaufnahme der Services vor Ort Etagen nach Wochen des Shutdowns waren war eine Herausforderung und viel Arbeit, die Tische und Stühle schon mit einer dünnen aber auch eine Arbeit, auf die wir uns in der Staubschicht des Vergessens bedeckt. Es war Benutzung gefreut haben. Die Pionier*innen deprimierend. innerhalb der Benutzungsabteilung in Sachen Vor-Ort-Services waren die Kolleg*innen des Bereichs Ausleihe, die die im Homeoffice ge- Endlich sind wir wieder Lernraum planten Konzepte für die Wiedereröffnung der – vorübergehend Ausleih-Services umsetzten. Zum ersten Tag Abb. 1: Regeln für das neue Miteinander in der Bibliothek der Wiedereröffnung warteten ca. 900 Bestel- lungen auf uns. In den Tagen vor der Wieder- Die Services weiteten wir dann nach und nach eröffnung liefen bei uns die Telefondrähte im aus. Immer wieder hieß es, neue Arbeitsabläufe Homeoffice heiß, die Nutzer*innen konnten zu entwickeln, diese mit allen Kolleg*innen Es geht wieder los! Eine produktive Möglichkeit, den Kontakt zu es offenbar kaum erwarten, unsere Angebote zu diskutieren, Ideen zu sammeln, auch über unseren Nutzer*innen im virtuellen Raum weiter zu pflegen, bestand in der Aufnahme Im April 2020 begannen bereits die ersten Pla- unseres Webinarangebots, mit dem wir ab nungen für die Wiederaufnahme der Services. Es Mai 2020 begannen. Nachdem wir uns bereits sollte das eigentlich Unmögliche – Benutzung intern mittels verschiedenster Video-Konferenz- trotz Pandemie – möglich gemacht werden. formate mit der Konferenzsoftware Zoom ver- Viele Absprachen im Vorfeld und gute Ideen traut gemacht hatten, gewannen wir schnell waren nun gefragt und nicht zuletzt auch ein eine gewisse Routine bei der Durchführung langer Atem, um an plötzlich allseits begehrte unserer Webinare. In dem Zuge lernten wir Dinge zu gelangen, wie Plexiglas, Desinfektions- die Vorzüge, nicht auf die Tücken der hiesigen mittel, Videokameras für virtuelle Konferen- Schulungsräume angewiesen zu sein, schnell zen und vieles mehr. zu schätzen. Auch hätten wir nie gedacht, Die Planungen für das Sommersemester wieviel Nähe und Austausch zu Nutzer*innen 2020 steckten indes voller Unwägbarkeiten. auch auf digitalem Wege möglich ist. Die Würde es überhaupt ein Sommersemester an Akzeptanz seitens der Nutzer*innen ist ähnlich der Uni geben, würden wir überhaupt wieder wie bei den analogen Angeboten: Literaturver- öffnen können? Und wenn ja, mit welcher Art waltungsprogramme erfahren relativ großen Service? Wie können wir Schutz vor dem Virus Zuspruch, allgemeinere Formate wie „UB gewährleisten – für die Nutzer*innen und uns Kompakt“ eher weniger. Sehr erfolgreich auch selbst? Und, egal wie es weitergeht: Was brauchen auf virtueller Ebene läuft das Angebot „Meine unsere Nutzer*innen in diesen schwierigen erste Hausarbeit“. Ein gänzlich neues Format, Zeiten am dringendsten? das sehr beliebt ist, ist das persönliche Recherche- Abb. 2: Bestellte Bücher aus dem Freihandbereich Abb. 3: Platzkarten für Arbeitsplätze 26 27
Abb. 4: Arbeitsplätze zweckentfremdet zum Sortieren bestellter Bücher Ängste und Vorbehalte zu sprechen, neue Dienst- Umso herber dann der Rückschritt in den er- pläne aufzustellen, die Website-Inhalte und neuten Lockdown ab Mitte Dezember. Unsere Plakate an der Außenfassade zu aktualisieren, Lesesäle mussten wir erneut sperren, die Aus- neue Wegeführungen durch das Foyer und leihe per Wegekarte läuft aber weiter und der schließlich auch für den Lesesaalbereich an- Zugang zu unseren Beständen bleibt somit zupassen. Zur Wiederöffnung der Lesesäle des gewährleistet. Grimm-Zentrums am 01.07.2020 mussten Wir hoffen nun auf ein Frühjahr 2021, in ca. 200 sogenannte Platzkarten erstellt und dem wir – mit Vorsicht und Vorausschau – die mit RFID-Tags versehen werden. Die ersten Dienstleistungen und Angebote hoffentlich Nutzer*innen wieder im Haus begrüßen zu wieder „hochfahren“ können. Auf jeden Fall können, zu sehen, wie die Etagen sich wie- sind wir gut vorbereitet, haben wir doch bereits der füllten und das sehr positive Feedback der fast jedes Szenario nun einmal geplant, konfi- Nutzer*innen entgegenzunehmen, war uns guriert, durchlebt und zur Neuauflage best- als Benutzungskolleg*innen eine Freude. Seit möglich abgespeichert. Und noch etwas haben August 2020 ermöglichten wir auch Nicht- wir alle in den bisherigen Pandemiemonaten HU-Angehörigen wieder den Zutritt ins gelernt: mit Zeiten der Ungewissheit umzu- Grimm-Zentrum und damit die Ausleihe von gehen. Beständen. Nicht nur die vielen Mails und An- fragen in den Wochen zuvor zeigten uns: wir waren vermisst worden. Abb. 5: Gähnende Leere auf den Leseterrassen 28 29
[ 2020 Im Fokus ] Erwerbung und Erschließung Zum Beginn des digitalen Semesters wurde unter Corona-Bedingungen das Angebot an „Textbooks“, also den Lehr- büchern in elektronischer Form, entscheidend erweitert. Für diese gibt es nicht immer ein Auch die Arbeit der Universitätsbibliothek (UB) Standard-Campus-Angebot. Darum musste sich war im Jahr 2020 von der Corona-Pandemie die UB mit zusätzlichen Angebotsmodellen und geprägt. Alle Standorte der Universitätsbiblio- Plattformen auseinandersetzen. thek wurden Mitte März geschlossen. Die Print- Kostenfreie Angebote nationaler und inter- Bestände waren somit nicht mehr wie gewohnt nationaler Verlage wurden kurzfristig auf Ihre zugänglich. Ab Mai erfolgte eine stufenweise Öffnung der UB-Standorte für den Publi- kumsverkehr – zum Normalbetrieb konnte bis inhaltliche Relevanz geprüft und umfassend wahrgenommen. Zugriffsmöglichkeiten wurden erweitert, Redaktionsschluss dieses Jahresberichts nicht denn alle HU-Angehörigen sollten von ihrem Literaturversorgung zurückgekehrt werden. Für die Literaturversor- gung konnte die Universitätsbibliothek jedoch von Beginn der Pandemie an Entwarnung geben: nun häuslichen Arbeitsplatz via VPN auf die Ressourcen zugreifen können. Dafür wurden Remote-Server-Kapazitäten ausgebaut und für alle Wissenschaftler*innen und Studierende Datenbank-Lizenzen ergänzt, z.B. Beck für bleibt gesichert! der Humboldt-Universität blieb sie ohne jede Unterbrechung gewährleistet. Studierende. Innerhalb kürzester Zeit konnte das elek- tronische Angebot erweitert werden; die UB kann den Zugriff auf 650.000 E-Books, Ausbau des elektronischen 30.000 E-Journals und 600 Datenbanken an- Katja Braschoß, Christian Rüter Angebotes bieten. Die bisherige Versorgungsstrategie er- fuhr damit einen weiteren Aufschwung, auch bisher vorrangig print-affine Fächer setzen Die UB setzt bereits seit mehreren Jahren den inzwischen verstärkt auf eine ortsunabhängige größten Teil ihres Budgets für Literatur in elek- Versorgung durch elektronische Ressourcen. tronischer Form ein. Die UB verfügt damit Auch zukünftig wird der UB-Bestand konse- über einen sehr umfangreichen retrospektiven quent elektronisch ausgebaut werden. Ihrem und aktuellen Bestand an E-Books, E-Journals Auftrag einer umfassenden Literaturversorgung und Datenbanken aller namhaften Verlage. kann die UB damit unabhängig von allen Ab Mitte März 2020 wurde dieses Angebot Gebäudezugänglichkeiten und zu jeder Zeit durch verschiedene Maßnahmen in sehr kurzer nachkommen. Zeit umfassend und nachhaltig erweitert: Insgesamt wurden 36 teilweise kurzfristige, teilweise längerfristige Evidence-Based-Selection- Ausbau der Erschließung von Modelle (EBS) mit wichtigen deutschen und Online-Ressourcen internationalen Verlagen abgeschlossen. Diese EBS bieten i.d.R. Zugang zum gesamten E-Book- DOI: 10.18452/22828 Angebot der Verlage und ermöglichen im Ein guter Bestand lebt jedoch immer von Anschluss an die Laufzeit die Auswahl von seiner guten Erschließung, denn so wird er dauerhaft zugänglichen Titeln in Höhe der einfacher recherchier- und identifizierbar und 30 gezahlten Kosten. letztlich besser nutzbar.
Nutzung unter Corona-Bedingungen Das quantitativ und qualitativ ausgebaute und In ähnlicher Höhe kommen Nutzungen von umfassend erschlossene elektronische Angebot E-Journals und Datenbanken hinzu. Die pande- der UB wird hervorragend genutzt. Bereits vor miebedingten Einschränkungen vor Ort haben den pandemiebedingten Schließungen der somit den Ausbau der ortsunabhängigen Litera- Standorte lagen die Zugriffe im siebenstelligen turversorgung massiv beschleunigt und letzt- Bereich. Allein auf das E-Book-Angebot erfolg- lich Services an anderer Stelle stark optimiert. ten 2016 und 2017 gut 2,6 Millionen Zugriffe, Ihre Literaturversorgung bleibt gesichert! diese steigerten sich 2018 und 2019 auf gut 3,6 Dieser Aufruf ist angekommen und wurde Millionen. 2020 wurde ein absoluter Höchst- wahrgenommen. Die UB wird alles daransetzen, stand erreicht: Unsere E-Book-Ressourcen diesen erfolgreichen Weg fortzusetzen. wurden 6,4-Millionen-mal heruntergeladen. Abb. 1: Rot umrandet – die Links zu Kapiteln des Buches bzw. zu Buchrezensionen ZUGRIFFE AUF E-BOOKS Um noch schneller und umfänglicher auf neu bzw. E-Books. In vielen Fällen werden vorhan- erworbene Lizenzen zugreifen zu können, dene Rezensionen zu einem E-Book verlinkt wurden einfache Metadaten der Lizenzanbieter (Abb 1). Durch den CDI werden zudem Inhalte zu allen neuen Lizenzen kurzfristig eingespielt aus unterschiedlichen Datenbanken sowie di- 6,4 Mio. und damit sofort für alle Nutzer*innen sicht- verse Open-Access-Repositorien durchsucht. bar. Für eine effiziente und nachhaltige Litera- Somit ist die vertiefte und vernetzte Suche in turrecherche werden unsere langfristig lizen- vielen unserer Online-Ressourcen erheblich zierten Online-Ressourcen jetzt auch in den verbessert worden. einschlägigen Verbundkatalogen nachkata- Doch auch unsere Print-Bestände haben logisiert, Sacherschließungsmerkmale ergänzt wir nicht aus den Augen verloren. Genauso und Update-Routinen etabliert. Gut 40.000 ärgerlich wie kein Zugriff auf den Volltext einer E-Book-Links wurden vorab überprüft und Online-Ressource ist ein gedrucktes Buch, das 3,6 Mio. 3,6 Mio. bei Bedarf korrigiert, so dass sich Frustrationen sich nicht an seinem Standort im Regal befindet. durch fehlenden Zugriff entscheidend minimiert In der Zeit der Schließung wurden Teile des Be- haben. Unsere Nutzer*innen können so nicht standes einer Revision unterzogen und Verluste 2,6 Mio. nur von einem gut erschlossenen Bestand bei umfassend verzeichnet. Die Qualität unseres der Recherche profitieren, sondern sie gelangen Bestandsnachweises und damit unseres Informa- einfach und störungsfrei zu den gewünschten tionsangebotes ist damit wieder ein deutliches Inhalten. Stück gesteigert worden. Darüber hinaus wurde in der Suchoberfläche des UB-Suchportals PRIMUS der sogenannte Central Discovery Index (CDI) hinzugefügt. Dieser 2017 2018 2019 2020 ergänzt den recherchierbaren UB-Bestand um Artikel und Buchkapitel zahlreicher E-Journals Abb. 2: Balkendiagramm Zugriffe auf E-Books im Zeitraum von 2017 bis 2020 32 33
[ 2020 Im Fokus ] Das Jahr 2020 wird allen in Erinnerung bleiben für einen neuen Lockdown gestellt. Wir sind und seine Spuren in den Geschichtsbüchern vorbereitet, doch die neue Welt des Homeoffice hinterlassen: Berufsverbot, Kurzarbeit, Kinder- birgt auch für die IT neue Tücken. Aus näherer notbetreuung und Lieferschwierigkeiten bei Betrachtung ist nun jedes private Gerät, sei es ausgewählten Produkten werden bei jedem Computer oder Smartphone, ein potenzielles von uns dauerhaft im Gedächtnis verankert Einfallstor für Schadsoftware. Somit sind bleiben. Ein Corona-Virus verändert die Welt die Beschäftigten zwar mit Technik und den und den Alltag. Möglichkeiten des Homeoffice gut versorgt, Doch Corona ist es zu verdanken, dass wir doch die eigentliche Arbeit innerhalb der IT- einen immensen Digitalisierungsschub erlebt Abteilung beginnt jetzt: „Wie administrieren wir haben. Noch vor acht Jahren hieß es in der Firmenlaptops aus der Ferne?“, „Wie statten wir Politik: „Das Internet ist für uns alle Neuland“. die Beschäftigten mit Antivirenlösungen aus?“, Dass dies in vielen Schulen noch der Wahrheit „Wie werden die Beschäftigten nach Corona Digitalisierungsschub entspricht, sei dahingestellt. Aber für uns, IT- Abteilung der Universitätsbibliothek, hieß der Auftrag: „Machen Sie es möglich, dass unsere arbeiten wollen?“. Aus diesem Grund stellen wir uns der Tatsache, dass es zukünftig eine Mischung aus Homeoffice und Präsenzarbeit Beschäftigten von zu Hause aus arbeiten kön- geben wird. Die dafür notwendige Infrastruktur dank Corona nen.“ Und das taten wir. Innerhalb weniger Tage stand eine Infrastruktur bereit, mit der sich die Beschäftigten mittels Virtual Private muss zusätzlich zum bisherigen Tagesgeschäft bereitgestellt werden. Network (VPN) in das HU-Netz einwählen konnten und plötzlich Dienste und Portale von Andreas Lehmann zu Hause aus aufrufen konnten, die sie bisher nur vom Arbeitsplatz aus bedienten. Auch der Computer- und Medienservice (CMS) der HU- Berlin hat im Gesamtkontext eine Infrastruktur geschaffen, die auch zukünftig nicht an Be- deutung verlieren wird: Das Videokonferenz- system Zoom und das bereits erwähnte VPN. Mit Hilfe von Zoom konnten sich Beschäftigte wieder zu Teams zusammenfinden, auch wenn FAKTENCHECK sie zu Hause parallel Kinder betreuten oder Essen kochten. Alle vereint aus ihren Wohn- Folgende Dienste und Portale hat zimmern heraus. die IT-Abteilung in 2020 coronabedingt Ab Juni 2020 kam dann die Wende. Das eingerichtet und folgendes Equipment neue Digitale verlor an Reiz und wir wollten beschafft: wieder unter Menschen sein. Für einen kurzen Moment kamen wir wieder regelmäßig zusam- • Scandienst men und beschafften vor dem Hintergrund • WinTS Server DOI: 10.18452/22829 eines möglichen neuen Lockdowns Headsets, • Evaluation einer Antivirenlösung Webcams und Laptops. • Schutz vor Emotet und Makop Während diese Zeilen hier geschrieben • Webcams, Headsets, Laptops 34 werden – Januar 2021 – werden die Weichen
[ 2020 Im Fokus ] Der Sprung ins kalte Wasser – Dabei standen sowohl bei den fächerüber- auf zu neuen Ufern greifenden als auch bei den fachspezifischen Webinaren neben Fragen zu möglichen tech- nischen Lösungen auch Überlegungen zu Mit der pandemiebedingten Schließung aller notwendigen didaktischen Anpassungen und Bibliotheksstandorte ab Mitte März kam auch inhaltlichen Überarbeitungen an. Die Distanz- das gesamte Präsenzangebot zur Vermittlung lehre brachte viele Herausforderungen mit von Informationskompetenz (IK) zum Erliegen. sich: Wie erhält man die Aufmerksamkeit der Anfang des Monats hatte die Universitätsbiblio- Teilnehmenden? Wie lassen sich kooperatives Digitale thek (UB) noch an zwei Standorten mit großer Resonanz und einem breiten Programm die Lange Nacht der aufgeschobenen Hausarbeiten Arbeiten und Üben in digitaler Form organi- sieren? Wie kann man Teilnehmende zu aktiver Mitwirkung motivieren? Die zoomeigenen Tools durchgeführt – ohne zu ahnen, welche massiven für Umfragen, das Whiteboard und der Chat Vermittlung von Veränderungen ins Haus stehen würden und für wie lange keine Schulungen mehr vor Ort würden stattfinden können. waren dabei erste wichtige Mittel, um eine aktive Partizipation zu fördern. Im Laufe des Sommersemesters wurden, Informations- Für das Arbeiten im Homeoffice nutzten wir auch um einer zunehmenden Zoom-Müdigkeit schnell die verschiedensten Optionen virtueller seitens der Studierenden entgegenzuwirken, Vernetzung, die uns in Zeiten geschlossener weitere aktive Übungselemente wie Kleingrup- Hörsäle auch weiterhin den kontinuierlichen penaufgaben in Breakout-Rooms, Benutzung kompetenz Austausch mit den Studierenden und die Ver- von Mentimeter-Umfragen und Wortwolken- mittlung von Informationskompetenz ermög- Aufgaben oder Kahoot-Quiz in die Webinare lichten. eingebaut. Spielerische Kennenlern- und Erste Erfahrungen mit der von der Humboldt- Aufmerksamkeitsübungen, z.B. mit Hilfe Universität (HU) bereitgestellten Videokonferenz- von Padlet-Weltkarten, rundeten die neuen software Zoom konnten wir in UB-internen Formate ab. In einer nach UB-Wünschen zu- Andrea Kullik, Julia Roeder, Kristy Schank, Sitzungen sammeln, etwaige audiovisuelle geschnittenen Fortbildung zur digitalen Lehre Ulrike Schenk, Sabine Tschorn Tücken umschiffen und verschiedene inter- vermittelte die Dozentin, wie eine – oftmals aktive Möglichkeiten testen. Eine kurzfristig fade – PowerPoint-Vorführung durch eine gute von der Beruflichen Weiterbildung angebotene Atmosphäre und kleine auflockernde Momente Fortbildung zu den technischen Möglichkeiten zu einem spannenden aktiven Format wird. So von Zoom gab früh Hilfestellung von außen. können der Einsatz gezielter Visualisierun- Von Beginn an half auch der gegenseitige gen, kleine Spiele oder auch die Workshops in Austausch untereinander, Berührungsängste Breakout-Rooms die virtuelle Lehre auflockern. abzubauen und die Software auszuprobieren. Frisch motiviert setzten viele Kolleg*innen Nach ersten fachspezifischen virtuellen Schul- diese Anregungen direkt und kreativ in ihren ungen im April sollte zunächst das allgemeine Formaten um. Dabei etablierte sich auch eine Format „UB Kompakt Online“ vor allem Stud- engere Kooperation und Abstimmung zwischen ierenden den Bibliothekseinstieg erleichtern. Schulenden der fächerübergreifenden und DOI: 10.18452/22830 Sukzessive erfolgte dann die Umstellung aller Schulenden der fachspezifischen Einheiten. Angebote - von „Meine erste Hausarbeit“ bis zu den verschiedenen Literaturverwaltungskursen 36 - auf ein Webinar-Format.
Mit wachsender Routine Materialien. Weitere langfristige Umstellungen ins virtuelle Wintersemester auf hybride Formate und die Fokussierung stark frequentierter Schulungen vor Ort auf schüler- orientierte Themen sind geplant. Bis zum Herbst stellte die UB das gesamte IK- Um den sehr individuellen Recherche- Angebot auf virtuelle Formate um und baute es Bedarf der Nutzer*innen zu decken, bietet das aus. Sowohl mit dem neuen Format „Rund um Referat Information in enger Kooperation mit die Bib für Erstsemester“ als auch mit allen den Fachreferent*innen seit Beginn der virtuellen anderen virtuellen Angeboten konnten im IK-Veranstaltungen außerdem ein „Recherche- Wintersemester insgesamt mehr Interessierte Coaching“ für bis zu zwei Personen an. Das erreicht werden als im Präsenzbetrieb. Diese Er- Angebot kommt gut an und trägt dazu bei, die fahrung machten auch die Fachreferent*innen Hürde der ersten Kontaktaufnahme zu über- in ihren fachspezifischen Webinaren. Dabei be- winden. währte sich im Schulungsalltag die Kooperation Die bereits in der Vergangenheit immer zwischen dem Referat Information und den mal angedachte Coffee-Lecture-Reihe, deren Fachreferent*innen: Der Besuch der Schulung Umsetzung vor Ort logistisch schwierig war, Abb.: Digitale Lehre an der UB via Zoom „Rund um die Bib für Erstsemester“ bildete bietet die UB nun online an. Jeden Mittwoch teils die Voraussetzung, an fachspezifischen erhalten interessierte Teilnehmer*innen ohne Schulungen teilzunehmen. vorherige Anmeldung innerhalb von fünfzehn Des Weiteren beteiligte sich die UB mit kurzen Minuten einen kurzen Einblick in verschiedene selbstproduzierten Videos an einer Gong-Show Themen und Services der UB. der Universität für Erstsemester und dem Vir- tuellen Infomarkt. Vor-Ort-Führungen durch die Bibliothek ersetzt seit Oktober ein Selbst- Lessons learned lernangebot mittels der App „Actionbound“. Die Nutzer*innen werden dabei per App spielerisch durch die Bibliothek geführt und Durch den Sprung ins kalte Wasser bewegen ebenso wie die Auseinandersetzung mit tech- Erstsemester ist eine Schulung oder Führung beantworten kontextsituativ Fragen, teils auch wir uns mittlerweile routiniert im Fahrwasser nischen Problemen in den Schulungsräumen. der erste Anlass, die Bibliothek zu besuchen, zu ihrem jeweiligen Fachbestand. der virtuellen Möglichkeiten. Die Auseinander- Nicht zuletzt hat die kollegiale Zusammen- Hemmschwellen zu überwinden und erste setzung mit Konzepten der virtuellen Lehre hat arbeit von der Situation profitiert. Schon lange Kontakte zu knüpfen. sich als Bereicherung erwiesen. gibt es den Wunsch, dass zentrale IK-Vermitt- Die Bibliothek ist nach wie vor ein Ort des Webinare nicht nur für Alles in allem fällt die Bilanz der Entwick- lung und Fachreferent*innen enger mitein- lebendigen Austauschs, der gelebten Teilhabe Erstsemester lung der IK-Angebote in der Pandemiezeit posi- ander kooperieren. Diesem Ziel ist man jetzt und der persönlichen Begegnungen, den die tiv aus. Trotz der desolaten globalen Gesamtlage einen großen Schritt nähergekommen. Ob die virtuelle Welt bei weitem nicht ersetzen kann. hat Corona der UB in dieser Hinsicht einen Nutzer*innen letztlich Präsenz- oder Webinar- Wir freuen uns auf ein hoffentlich baldiges Auch die Schulungsveranstaltungen der For- enormen Innovationsschub beschert, sowohl formate favorisieren, ist sicher nicht pauschal Wiedersehen vor Ort. schungsdatenmanagement-Initiative, insbeson- bezüglich der Anwendung bisher wenig ver- zu beantworten. Daher werden wir, sobald dere für die Humboldt Graduate School und die trauter Techniken als auch im Hinblick auf neue Normalität zurückgekehrt ist, an beiden Formen Berufliche Weiterbildung, wurden auf Zoom- Formate. Für zoom-erprobte Dozent*innen festhalten und diese nebeneinander und inein- Formate umgestellt. Der Bereich der Schüler- und Teilnehmer*innen sind virtuelle Veran- andergreifend anbieten. IK-Vermittlung erfuhr ebenfalls Anpassungen staltungen in summa mit weit geringerem Trotz weitreichender Umstellung auf die der bisherigen Konzepte. In den Fokus rückt logistischen Aufwand verbunden als Präsenz- digitale Lehre wird der Besuch vor Ort weiter- nun der Zugriff auf frei zugängliche Online- veranstaltungen. Die Raumbuchung entfällt hin von großer Bedeutung sein. Für viele 38 39
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