Jahres-bericht - edoc-Server

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Jahres-bericht - edoc-Server
Jahres-
  bericht
  Universitätsbibliothek
  der Humboldt-Universität zu Berlin

                  2020

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Jahres-bericht - edoc-Server
[Prolog]
Liebe Leserinnen und Leser,

2020 war ein besonderes Jahr. Einrichtungen        Forschung weiterhin bestmöglich zu unter-
für Kultur und Bildung waren zeitweise gar         stützen. Das Motiv der Türklinke bestimmt
nicht oder nur eingeschränkt zugänglich.           darum die grafische Gestaltung dieses Jahres-
   Die Leitfrage war, wie wir Türen – auch digi-   berichts.
tale Zugänge durch Webinare und E-Medien –
öffnen können, um Zugang zu Informationen          Eine informative Lektüre wünscht Ihnen die
sicherzustellen und damit Studium, Lehre und       Universitätsbibliothek!
Jahres-bericht - edoc-Server
[Editorial]

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Jahres-bericht - edoc-Server
[ 2020 Editorial ]                                                                                      [ 2020 Editorial ]

Das Jahr 2020 war geprägt von der Corona-            tion mit Nutzer*innen und Zielgruppen sowie       noch nicht. Mit dem zweiten Lockdown musste         Office Gebrauch gemacht werden sollte und
Pandemie und ihren Auswirkungen auf das              für die Vermittlung von Inhalten, Kompeten-       die Nutzung der Lesesäle wieder zurückgenom-        Gebrauch gemacht wurde. Dafür mussten
Arbeits- und Privatleben aller Beschäftigten         zen und Ressourcen hat sich die UB in 2020        men werden. Möge die UB mit Erscheinen die-         IT-Ausstattungen und IT-Services aktualisiert
der UB. Große Anstrengungen wurden unter-            neue Formate erschlossen, die sie auch über       ses Jahresberichts dem regulären Betrieb wieder     und erweitert werden. Die interne Kommuni-
nommen, um Dienste und Services der UB               Corona hinaus einsetzen und nutzen wird.          näher gekommen sein!                                kation der UB erfolgte nun deutlich stärker in
unter strengen Pandemiebedingungen an                   Mit diesem verstärkten „turn“ zu digitaler       In engem Zusammenhang mit der Erweite-            digitaler Form – vor allem mit Chats, HU-Box,
ihren zwölf Standorten einschließlich des            Bereitstellung von Inhalten für Forschung,        rung der digitalen Services hat sich auch der       Tickets und Videokonferenzen. Nach einigen
Universitätsarchivs anzubieten und im größt-         Lehre und Studium und der ebenfalls digitalen     interne Betrieb der UB in starkem Maße verän-       Lernphasen und Erfahrungen, die sich aus
möglichen Umfang zur Verfügung zu stellen.           Vermittlung von Informations- und Medien-         dert. Um vor Ansteckungen mit Corona an             dieser neuen Situation ergaben, funktionierte
Mit großem Erfolg hat die UB ihre digitalen          kompetenzen waren viele Dienstleistungsange-      den UB-Standorten zu schützen, wurden für           auch diese Umstellung. Entscheidend war ins-
Angebote erweitert. So ist der Anteil von E-         bote der UB trotz Corona verfügbar und wurden     Services, die die Mitarbeiter*innen in Präsenz      gesamt die in der Tat ausgeprägte Zusammen-
Books und E-Journals für die Versorgung mit          intensiv genutzt. Dank des großen Einsatzes der   betrieben, entsprechende Vorkehrungen zur           arbeit aller Beschäftigten untereinander, die
aktueller Fachinformation deutlich gestiegen.        Mitarbeiter*innen wurden die Services gerne und   Einhaltung der AHA-Regelungen getroffen.            die UB in dieser herausforderungsvollen Zeit
Die Fernleihe erfolgte phasenweise mit elek-         gut in Anspruch genommen.                         Alle Mitarbeiter*innen, die vor Ort beschäftigt     immer wieder zusammenhielt.
tronischer Lieferung an die Nutzer*innen. Der           Wieder und wieder war auch der Bedarf laut     waren, wurden dringend aufgefordert, die allseits      Was in der UB in 2020 bewältigt und ge-
SUBITO-Dokumentliefer-dienst wurde stark             geworden, die Arbeitsplätze in den Standorten     bekannten Maßnahmen zum Schutz vor der              leistet wurde, wird in vorliegendem Jahresbe-
in Anspruch genommen. Das Beratungsange-             der UB zu nutzen und für die Ausleihe ge-         Pandemie zu ergreifen. Weiterhin sollten Mehr-      richt näher ausgeführt. Allen Mitarbeiter*innen
bot der UB stand komplett digital zur Ver-           druckter Medien betreten zu dürfen. Unter         fachbesetzungen von Büros vermieden und             der UB sage ich für ihren enormen Einsatz und
fügung und wurde mit großem Gewinn ge-               Einhaltung und Gewährleistung der dafür not-      Wege mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum und       starken Teamgeist voller Anerkennung hiermit:
nutzt. Die Digitalisierung wertvoller Bestände       wendigen Abstands- und Hygieneregelungen          vom Dienst vor Ort nach Möglichkeit reduziert       „Herzlichen Dank!“
wurde fortgesetzt und durch einen Service            als unerlässliche Voraussetzung konnte die        werden. Dies hatte zur Folge, dass wo immer
zur Digitalisierung von Materialien für die          Öffnung der Häuser entsprechend realisiert        – im Hinblick auf den pandemiebedingten UB-                            Prof. Dr. Andreas Degkwitz
Lehre ergänzt. Für Interaktion, Kommunika-           werden. Ein Normalbetrieb war dies allerdings     Betrieb – möglich und sinnvoll vom Home-                                                  Direktor

                                                 6                                                                                                     7
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[Inhalt]
Jahres-bericht - edoc-Server
[02]        [12]                                                  [52]                                                [76]
    Prolog      Im Fokus                                              QuerBib                                             Kurz notiert
    [04]        [14]
                Praktische Referendariatausbildung
                                                                      [54]
                                                                      Das Programm „humboldt gemeinsam“                   [80]
    Editorial   im Wandel – Anregungen und Kritik
                ehemaliger Berliner Referendar*innen
                                                                      in der UB
                                                                      Katja Braschoß, Katrin Weiser                       Neues Altes
                Anna Lingnau, Moritz Strickert
                                                                      [56]
                [20]                                                  UB intern – Auf dem Weg zum social Intranet         [86]
                Upgrade GND –                                         Anna-Katharina Huth
                Warum der FID SKA Normdaten bearbeitet
                Matthias Harbeck, Christian Rüter, Moritz Strickert   [58]
                                                                                                                          UB in Zahlen
                                                                      Wissenschaftliche Nachlässe aus den
                [24]
                Bibliotheksservices während der Corona-Zeit
                                                                      ethnologischen Fächern
                                                                      Sabine Imeri
                                                                                                                          [92]
                Ulrike Schenk, Birgit Stumm
                                                                      [60]
                                                                                                                          Vorträge/
                [30]
                Ihre Literaturversorgung bleibt gesichert!
                                                                      We’re open! Open Access trotzt dem Lockdown
                                                                      Marc Lange, Kristy Schank, Christian Winterhalter   Publikationen
                Katja Braschoß, Christian Rüter

]               [34]
                Digitalisierungsschub dank Corona
                                                                      [62]
                                                                      Besser eindeutig – eindeutig besser!                [96]
                                                                                                                          Organigramm
                                                                      Marc Lange, Christian Winterhalter
                Andreas Lehmann
                                                                      [65]
                [36]                                                  Daten-Ernte leicht gemacht?
                Digitale Vermittlung von Informationskompetenz
                Andrea Kullik, Julia Roeder, Kristy Schank,
                                                                      Matthias Harbeck                                    [98]
                Ulrike Schenk, Sabine Tschorn                         [68]
                                                                      Bibliophile Erlebnisse: Leopold Hirschbergs
                                                                                                                          Autor*innen
                [40]                                                  Büchersammlung vollständig erschlossen
                Neue Akteure an den Schaltstellen –                   Yong-Mi Rauch
                Herzlich Willkommen mitten im Lockdown
                Interview                                             [72]
                                                                      Charité-Überlieferung gereinigt und verpackt
                [46]                                                  Alexandra Pawliczek
                Die UB in den Zeiten von Corona –
                Ansichten und Einsichten von                          [74]
                UB-Mitarbeiter*innen                                  Rückgabe fristgerecht nach 99 Jahren
                O-Töne                                                Anja Otto
Jahres-bericht - edoc-Server
[Im Fokus]
Jahres-bericht - edoc-Server
[ 2020 Im Fokus ]         Absolvent*innen des Bibliotheksreferendariats              bestehen „klassische“ Arbeitsfelder weiterhin,
                                     sollen „nach dem Berufseinstieg schnell in der            wenn auch in sich wandelnder Form.4
                                     Lage sein, aufbauend auf den im Vorbereitungs-               Ungeachtet dieser Veränderungen ist das

    Praktische
                                     dienst geschaffenen Grundlagen sich einen                 an ein wissenschaftliches Fachstudium an-
                                     Sektor in der professionellen Umsetzung                   schließende Bibliotheksreferendariat neben
                                     selbstständig zu erschließen.“1 Die folgende              dem berufsbegleitenden Masterstudium nach
                                     Befragung möchte darüber Auskunft geben, ob               wie vor ein zentraler Zugangsweg in den

  Referendariats-                    die praktische Ausbildung an Berliner Biblio-
                                     theken die daraus hervorgegangenen wissen-
                                     schaftlichen Bibliothekar*innen gut auf ihr
                                                                                               höheren Bibliotheksdienst. Im Land Berlin
                                                                                               wird parallel zum praktischen Ausbildungs-
                                                                                               teil an einer Bibliothek der berufsbeglei-
                                     zukünftiges Berufsfeld vorbereitet hat.                   tende Masterstudiengang „Bibliotheks- und

    ausbildung                         Das Bibliothekswesen befindet sich durch
                                     Medienwandel und Digitalisierung in einem
                                     starken Wandel. Es entstehen neue Aufgaben-
                                                                                               Informationswissenschaft“ im Fernstudium
                                                                                               an der Humboldt-Universität zu Berlin (HU)
                                                                                               durchlaufen.5
                                     bereiche, die Arbeitsteilung innerhalb der                   Diese Befragung kann aufzeigen, welche Aus-

   im Wandel –                       Bibliotheken verändert sich und Forschungs-
                                     sowie Infrastrukturaufgaben sind zusehends
                                     internationaler aufgestellt. Auf Basis der Aus-
                                                                                               bildungsinhalte ehemalige Referendar*innen
                                                                                               für den späteren Berufseinstieg als sinnvoll
                                                                                               erachten, an welcher Stelle Ausbaubedarf ge-

   Anregungen
                                     wertung von 805 Stellenausschreibungen des                sehen wird und welche Inhalte eventuell nicht
                                     wissenschaftlichen Bibliotheksdienstes der Jahre          mehr zeitgemäß sind.
                                     2012 bis 2015 benennt die Direktorin der Uni-                Die schriftliche Befragung erfolgte mittels
                                     versitätsbibliothek Erlangen-Nürnberg (FAU),              eines Fragebogens. Insgesamt waren 13 Berliner

     und Kritik
                                     Konstanze Söllner, „1. Forschungsdienstleis-              Absolvent*innen der letzten zehn Jahre bereit,
                                     tungen, Wissenschaftsmanagement 2. Open                   an der Umfrage teilzunehmen.
                                     Access, wissenschaftliches Publizieren [und]                 Dabei gliederte sich die Befragung in drei
                                     3. Forschungsdatenmanagement“ als neue                    Teile. Im Ersten wurden Rahmeninforma-

ehemaliger Berliner
                                     zentrale Aufgaben im Bibliothekswesen.2 Sie               tionen zur (akademischen) Karriere und zum
                                     beobachtete, dass 36 % aller Stellenanzeigen              Referendariat abgefragt: Es wurde bestimmt,
                                     Leitungspositionen und Managementaufgaben                 welches Fachwissen die Kandidat*innen ins
                                     in Aussicht stellen, während nur 18 % der An-             Referendariat mitbrachten und welche neuen

 Referendar*innen                    zeigen ausschließlich auf Fachreferatstätigkeiten
                                     abzielten.3 Trotz dieser neuen Aufgabenfelder

                                     1 Oesterheld, Christian: Qualifizierung im Vorberei-
                                                                                               Inhalte und Kompetenzen sie im Zuge dessen
                                                                                               erlernten.

                                                                                               4 VDB: Position des Vereins Deutscher Bibliothekare
                                     tungsdienst: Die Ausbildung im Bibliotheksreferenda-      zur Qualifikation als Wissenschaftliche Bibliothekarin /
                                     riat – Standortbestimmung in einem sich verändernden      Wissenschaftlicher Bibliothekar, 2014.
    Anna Lingnau, Moritz Strickert   Umfeld, in: Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibli-   http://www.vdb-online.org/wordpress/wp-content/up-
                                     ographie 55 (3/4), 2008, S. 149–158.                      loads/2014/04/Position-des-VDB-zur-Qualifikation-als-
                                     https://dx.doi.org/10.3196/1864295008553480, S. 150.      wissenschaftliche_r-Bibliothekar_in-Final_18.03.2014.
                                     2 Vgl. Söllner, Konstanze: Management-Abschluss           pdf, S. 7 ; VDB: Position, 2014.
                                     oder Fachlaufbahn – Wohin entwickeln sich Anforde-        5 Kraus, Eva: “Quo vadis, IBI-Fernstudent*in?” Verble-
           DOI: 10.18452/22825       rungsprofile und Karrierewege im wissenschaftlichen       ibstudie für den Weiterbildenden Masterstudiengang
                                     Bibliothekswesen?, in: o-bib. Das offene Bibliotheks-     Bibliotheks- und Informationswissenschaft im Fern-
                                     journal 3 (4), 2016, S. 257–270.                          studium am Institut für Bibliotheks- und Information-
                                     https://doi.org/10.5282/o-bib/2016H4S257-270, S. 263-     swissenschaft (IBI) der Humboldt-Universität zu Berlin,

                 14                  269.
                                     3 ebd., S. 266, 268.
                                                                                               2019.
                                                                                               https://edoc.hu-berlin.de/handle/18452/21800, S. 9.
Jahres-bericht - edoc-Server
Im zweiten Teil der Befragung wurden Infor-                theken angestellt. Dabei bekleiden sie verschie-                                                            am IBI aufgefangen werden. „Mir [fehlen]
mationen über die Karriere nach dem Referen-               denste Funktionen: Vier der Befragten betätigten            BEFRAGTE PRO INSTITUTION                        Kenntnisse und Erfahrungen mit (Metadaten-)
dariat ermittelt und vergangene und aktuelle               sich mehrheitlich im Fachreferat, zwei weitere                                                              Standards im Bereich der Verwaltung und Er-
Tätigkeiten und Arbeitsstandorte erfasst.                  sind im Schwerpunkt als Referent*innen für            ZLB                     2                             schließung von elektronischen Publikationen
   Im dritten Teil wurden die Befragten darum              Forschungsdaten, Digitales Publizieren und                                                                  und bei der Digitalisierung von Kulturgütern.
gebeten, die praktische Referendariatsausbil-              Open Access aktiv. Darüber hinaus wirken sie in       IAI                     3                             [...] Auch der Bereich Lizenzverträge hätte
dung vor dem Hintergrund ihrer gesamten                    Leitungsfunktionen, als Projektmitarbeiter*innen                                                            vertieft werden können zum Beispiel durch
Berufspraxis zu bewerten. Sie sollten angeben,             und in der Bestandserhaltung.                         UB HU                   5                             Hospitation beim FAK (Friedrich-Althoff-
(1) welche der erlernten Inhalte und praktischen                                                                                                                       Konsortium e.V.).”
                                                                                                                 Staatsbibliothek        0
Fähigkeiten im Arbeitsleben besonders zur                  Frageblock 3:                                                                                                   Ein zweiter wichtiger Bereich umfasste Verwal-
                                                                                                                 Preuß. Kulturbesitz
Geltung kommen, (2) ob ihnen bei Antritt                   Die Schwerpunkte der praktischen Referenda-                                                                 tung, Haushaltswesen und Personalmanagement.
der Stelle(n) Kenntnisse oder Kompetenzen                  riatsausbildung lagen, je nach Institution, sehr      FU                      2                             „Also, wie schreibt man eine BAK (Beschreibung
fehlten oder zumindest relevante Inhalte in zu             unterschiedlich. Die Referendar*innen am                                                                    des Aufgabenkreises) von Mitarbeiter*innen?
geringem Maße thematisiert worden sind, die                Iberoamerikanischen Institut waren unmittel-                                                                Wie schreibe ich ein Zeugnis? [...] Wie laufen
durch das Referendariat zukünftig mit ab-                  bar in die Fachreferatsarbeit und laufende Pro-     manche Aufgaben insbesondere mit Bezug auf              Ausschreibungen von Dienstleistungen ab?
gedeckt werden könnten und (3) ob es Teile                 jekte beziehungsweise in die Gestaltung von         Aufgaben des gehobenen Dienstes (zum Beispiel           Auch noch einfacher: Wie führe ich gute
ihrer praktischen Ausbildung gibt, für die sie             Drittmittel-Anträgen involviert, vermissten aber    die Dublettenprüfung) zu „viel Zeit eingenom-           Sitzungen durch?“ Hier ließe sich eventuell
im Arbeitsalltag keinen oder nur wenig An-                 einige Stationen, die nur in größeren Häusern       men [haben], mir aber für meine Zukunft im              darauf hinwirken, dass die Referendar*innen
wendungsbedarf sehen.                                      vorhanden waren. Die Referendar*innen an der        Bibliothekswesen überhaupt nichts gebracht              an der Moderation von Arbeitsgruppen und
                                                           HU, FU, TU und an der ZLB absolvierten einen        [haben].“ Gleiches gilt für die Erschließung            an laufenden Ausschreibungen aktiv beteiligt
                                                           generalistischen Durchlauf durchs Haus, bei         mit Rückgriff auf eine Haussystematik. Auch             werden oder an passenden Angeboten der
Auswertung                                                 dem sie alle wesentlichen Abteilungen kennen-       Negativerfahrungen konnten die Befragten für            beruflichen Weiterbildung teilnehmen.
                                                           lernten. Die auf das öffentliche Bibliothekswesen   sich verwerten, da „gerade die Kenntnis weniger             Im Fachreferat vermissten zwei Referendar-
                                                           ausgerichtete ZLB fokussierte Managementauf-        attraktiver und zeitgemäßer Praktiken sehr hilf-        innen die Berücksichtigung technischer und
Frageblock 1:                                              gaben, die FU, TU und HU darüber hinaus             reich sein kann.“ Darüber hinaus besteht der            finanzieller Rahmenbedingungen sowie den
Es zeigte sich, dass die Mehrheit der                      Fachreferatstätigkeiten. An der HU ist zudem        Wunsch nach aktiver Infotheken-Arbeit, „um              praktischen Umgang mit finanziellen Re-
Referendar*innen (insgesamt acht) ein geistes-             ein längerer Aufenthalt in den Historischen         den Bezug zur Zielgruppe nicht zu verlieren.“           ssourcen („Metadaten, Datenwege, Daten-
wissenschaftliches Studium absolviert hatte.               Sammlungen üblich.                                     Die Desiderate, die die ehemaligen Referen-          formate“; „Ich hatte zum Beispiel keine eigen-
Vier weitere hatten einen lebens- bzw. technik-               Bezüglich der Frage, inwiefern in der prak-      dar*innen für die praktische Ausbildung formu-          ständige Budgetverantwortung“ ).
wissenschaftlichen Hintergrund, eine der                   tischen Ausbildung, nützliche Kenntnisse oder       lierten, bezogen sich zum großen Teil auf digi-             Die Befragten erkannten nur wenige „über-
Befragten hatte ihr geisteswissenschaftliches              Kompetenzen erworben wurden, zeigte sich,           tale Forschungsinfrastrukturen: Insbesondere            flüssige“ Ausbildungsinhalte und verwiesen
Studium um ein Informatikstudium ergänzt.                  dass die Befragten die meisten der vermittel-       das Forschungsdatenmanagement und Open                  auf die Unterschiedlichkeit der von ihnen
Fünf Befragte verwiesen auf praktische Vorerfah-           ten Kenntnisse anwenden konnten. Manche             Access wurden wiederholt als ein Anliegen               angetretenen Stellen, die eine exakt bedarfs-
rungen in Forschung und Lehre, vier gaben an,              der erworbenen Kenntnisse sind bei der aktu-        formuliert, das, wenn überhaupt, nur abstrakt-          gerechte Ausbildung unmöglich machten. Zwar
bereits im Projektmanagement tätig gewesen zu              ellen Tätigkeit zwar nicht von praktischer Be-      theoretisch behandelt worden sei. Darüber               merkten viele an, dass sie derzeit Tätigkeiten,
sein. Darüber hinaus wurden Vorerfahrungen                 deutung, liefern aber ein Grundverständnis          hinaus hätten sich die Absolvent*innen gerne            die dem gehobenen und mittleren Dienstes
im Verlagswesen, im Archiv- und Bibliotheks-               über bibliothekarische Zusammenhänge und            eine bessere IT-Kompetenz erarbeitet. „Coden            zugeordnet werden, nicht selbst ausführen
wesen, in der Öffentlichkeitsarbeit sowie betriebs-        zukünftige Aufgaben. Hinweise auf mangelnde         für Bibliothekar*innen etc. Das habe ich nur            mussten, allerdings sei ihre Kenntnis im prak-
wirtschaftliche und IT-Kenntnisse angeführt.               Anwendbarkeit bedingten sich mitunter durch         ‚theoretisch‘ und durch hineinschnuppern ge-            tischen Alltag nichtsdestotrotz wichtig und
                                                           den Wechsel von einer Öffentlichen Bibliothek       lernt, aber ich hätte es gerne in einem Projekt         hilfreich. Als problematisch empfanden sie es
Frageblock 2:                                              zu einer Wissenschaftlichen Bibliothek bzw.         konkret selbst angewendet“. Derartige Ausbil-           lediglich, wenn sie die Mehrheit ihrer Zeit an der
Bis auf drei Personen sind alle Befragten derzeit          umgekehrt oder durch spezialisierte Beschäfti-      dungsinhalte könnten beispielsweise mittels             Ausbildungseinrichtung mit der Erledigung einer
oder demnächst in wissenschaftlichen Biblio-               gungsfelder. Kritisch angemerkt wurde, dass         einer projekt-orientierten Lehrveranstaltung            einzelnen Tätigkeit verbrachten.

                                                      16                                                                                                          17
Jahres-bericht - edoc-Server
Fazit                                                                                                      Literatur

Aus der überblicksartigen Befragung wurde                kann, könnte sie ihnen mehrwöchige Praktika       Fischer, Michael: Erfahrungen aus der Ausbil-           Söllner, Konstanze: Management-Abschluss
klar, dass die wissenschaftlich-bibliothekarische        oder andere externe Weiterbildungsmaßnah-         dungspraxis der Badischen Landesbibliothek,             oder Fachlaufbahn – Wohin entwickeln sich An-
Ausbildung stetig neuen Herausforderungen                men ermöglichen, die eine sinnvolle Ergän-        in: Bibliotheksdienst 52 (12), 2018, S. 846–863.        forderungsprofile und Karrierewege im wissen-
begegnet: Einerseits ist eine umfangreiche               zung zu den Studieninhalten bieten.               https://doi.org/10.1515/bd-2018-0102                    schaftlichen Bibliothekswesen?, in: o-bib. Das
Thematisierung grundständiger Bibliotheks-                 Theoretische Einführungen durch Kolleg*innen                                                            offene Bibliotheksjournal 3 (4), 2016, S. 257–270.
aufgaben und Zusammenhänge weiterhin not-                sollten nach Möglichkeit um praktische Aufga-     Kraus, Eva: “Quo vadis, IBI-Fernstudent*in?”            https://doi.org/10.5282/o-bib/2016H4S257-270
wendig und gewünscht, andererseits müssen                benstellungen ergänzt werden, die neben der       Verbleibstudie für den Weiterbildenden Mas-
die Ausbildungseinrichtungen auf neue Verän-             eigentlichen bibliothekarischen Arbeit auch       terstudiengang Bibliotheks- und Informations-           VDB: Position des Vereins Deutscher Biblio-
derungen reagieren. Dieser Umstand erfordert             Fragen der Budgetverantwortung, Verwaltung        wissenschaft im Fernstudium am Institut für             thekare zur Qualifikation als Wissenschaftliche
eine hohe Flexibilität von Ausbilder*innen und           und des Managements beinhalten. Praktische        Bibliotheks- und Informationswissenschaft               Bibliothekarin / Wissenschaftlicher Bibliothekar,
Referendar*innen. Die theoretische Ausbildung            Tätigkeiten sollten nicht auf einzelne wenige     (IBI) der Humboldt-Universität zu Berlin, 2019.         2014.
im begleitenden Masterstudium hat daher                  Aufgaben oder Tätigkeiten beschränkt werden,      https://edoc.hu-berlin.de/handle/18452/21800            http://www.vdb-online.org/wordpress/wp-con-
eine zentrale ergänzende Funktion.                       sondern der Vielfältigkeit des Berufsfeldes                                                               tent/uploads/2014/04/Position-des-VDB-zur-
  Die Anmerkungen der Berliner Referen-                  Rechnung tragen. Darüber hinaus sollten Aus-      Michael, Elisabeth: Die Ausbildung der Referen-         Qualifikation-als-wissenschaftliche_r-Biblio-
dar*innen zeigten einige Aspekte auf, die ihnen          bildungseinrichtungen den Referendar*innen        darinnen und Referendare an der Bibliotheks-            thekar_in-Final_18.03.2014.pdf
für eine erfolgreiche und zufriedenstellende             eine grundsätzliche offene Dialogbereitschaft     akademie Bayern – eine Bestandsaufnahme, in:
Ausbildung wichtig sind: Wenn die Ausbildungs-           bieten und ausreichend Raum lassen, ihr eigenes   Bibliotheksdienst 51 (10–11), 2017, S. 878–890.
einrichtung ihren Referendar*innen auf Basis             Betätigungsfeld zu entdecken und einen Schwer-    https://doi.org/10.1515/bd-2017-0101
des Tätigkeitsprofils keinen praktischen Ein-            punkt auszubilden.
blick in bestimmte Arbeitsfelder gewähren                                                                  Oesterheld, Christian: Qualifizierung im Vor-
                                                                                                           bereitungsdienst: Die Ausbildung im Biblio-
                                                                                                           theksreferendariat – Standortbestimmung in
                                                                                                           einem sich verändernen Umfeld, in: Zeitschrift
                                                                                                           für Bibliothekswesen und Bibliographie 55 (3/4),
                                                                                                           2008, S. 149–158.
                                                                                                           https://dx.doi.org/10.3196/1864295008553480

                                                                                                           Schüller-Zwierlein, André: Multitasker-Manage-
                                                                                                           ment: Wachsende Tätigkeitsvielfalt in der QE4
                                                                                                           / im höheren Dienst und wie man ihr begegnet,
                                                                                                           8-15 Seiten / o-bib. Das offene Bibliotheksjour-
                                                                                                           nal / herausgegeben vom VDB, Bd. 2, Nr. 3
                                                                                                           (2015), 2015, S. 8–15.
                                                                                                           https://doi.org/10.5282/o-bib/2015H3S8-15

                                                                                                           Söllner, Konstanze: Bibliotheken ohne Biblio-
                                                                                                           thekar/innen? Qualifikationen für die wissen-
                                                                                                           schaftliche Bibliothek, in: Bibliotheksdienst 51
                                                                                                           (10-11), 2017, S. 852–863.
                                                                                                           https://doi.org/10.1515/bd-2017-0098

                                                    18                                                                                                        19
[ 2020 Im Fokus ]                   Sacherschließung als Bedarf                        sonen und Sachschlagwörter, die vorrangig
                                                                                                          für die Katalogisierung durch Bibliotheken
                                                                                                          eingesetzt werden. Mittlerweile wird jedoch
                                                       Sacherschließung, also die Ergänzung der           eine Öffnung für Archive, Museen und für
                                                       suchbaren Metadaten um Schlagwörter oder           den Webbereich angestrebt. Das normierte
                                                       eine fachliche Einordnung in ein Klassifika-       Vokabular basierte lange Zeit auf dem Prinzip
                                                       tionssystem, wird häufig in bibliothekarischen     des “literary warrant” (Publikationsaufkommen)
                                                       Kreisen als etwas dargestellt, wofür keine         und war durch sein Regelwerk an das Nach-
                                                       teuren Ressourcen mehr aufgewendet werden          schlagewerksprinzip gebunden – Begriffe

  Upgrade GND –                                        sollten, da die Nutzenden diese gar nicht ver-
                                                       wenden würden oder sie maschinell kosten-
                                                       günstiger und flächendeckender umgesetzt
                                                                                                          mussten in gängigen Lexika aufgeführt sein.
                                                                                                          Durch die anlaufende Öffnung der GND wird
                                                                                                          sich dies zusehends ändern, sodass neuere
                                                       werden können. Der Fachinformationsdienst          Quellen wie die Wikipedia berücksichtigt

    Warum der                                          Sozial- und Kulturanthropologie hat gegenläufig
                                                       zu dieser Meinung einen hohen Bedarf an
                                                       Sacherschließung in seinen Projekten er-
                                                                                                          werden können. Im Fall der ethnologischen
                                                                                                          Fächer existieren aber oftmals keine neueren
                                                                                                          umfassenden Wörterbücher und Wikipedia-
                                                       kannt. Für die ethnologischen Fächer steht er      einträge, was bislang zu den beschriebenen

FID SKA Normdaten                                      vor dem Problem ein passendes Set an Schlag-
                                                       wörtern zu finden, das technisch gut einsetzbar
                                                       ist und dessen nachhaltige Pflege zumindest in
                                                                                                          Lücken beiträgt. Dies führt dazu, dass die
                                                                                                          GND aktuelle und dynamische Bereiche des
                                                                                                          wissenschaftlichen Diskurses nicht angemessen

     bearbeitet
                                                       Teilen als gesichert vorausgesetzt werden kann.    repräsentieren kann. Es fehlen Begriffe und
                                                          Forschungsdaten, Nachlassmaterialien, Digita-   deren Verknüpfungen untereinander (Relatio-
                                                       lisate, aktuelle Aufsätze und Objektdatenbanken    nierung), sie bietet damit keine durchgängige
                                                       zu Materialien aus kolonialen Kontexten sind       Thesaurusstruktur.
                                                       nur einige der Anwendungsbereiche, die der
                                                       FID dank seiner Aktivitäten im Fokus hat und
 Matthias Harbeck, Christian Rüter, Moritz Strickert   bei denen es nicht nur um eine bessere Auffind-    Das FID-Projekt
                                                       barkeit bei der freien Suche, sondern auch um      „Anreicherung der Gemeinsamen
                                                       Verknüpfungen zwischen den Beständen –             Normdatei (GND)“
                                                       zum Beispiel über Personen (Sammler*innen,         mit ethnologischen Termini
                                                       Forschende) – geht. Die Gemeinsame Norm-
                                                       datei (GND) wurde in den Blick genommen,
                                                       da diese technisch bereits an vielen Stellen       Das FID-Projekt hat mit dem 1. Oktober 2020
                                                       implementiert und schon jetzt durch ihre An-       an der UB begonnen und ist vorerst auf 16
                                                       bindung in die deutschsprachige Bibliotheks-       Monate angelegt. Es zielt vor allem auf die
                                                       landschaft nachhaltig aufgestellt ist.             Ergänzung und Neurelationierung von Personen
                                                                                                          und Sachschlagwörtern. Dies ermöglicht eine
                                                                                                          höhere Erschließungsqualität von erworbener
                                                       Die Situation der GND bisher                       Literatur, Forschungsdaten und Nachlässen.
                  DOI: 10.18452/22826                                                                     Die Sicht- und Auffindbarkeit wird durch
                                                                                                          zusätzliche Sucheinstiege erhöht. Auch sind
                                                       Die kooperativ gepflegte Gemeinsame Norm-          Entwicklungen wie die automatisierte Sach-

                        20                             datei umfasst normierte Ansetzungen für Per-       erschließung bei Digitalisaten oder Text- und
Data-Mining ebenfalls abhängig davon, dass              communities zu Bedarfen und einzelnen Be-
ein kontrolliertes Fachvokabular existiert. Bei         griffen angestoßen. Zugleich soll ein Webinar
Personen kann über die Vergabe der GND-ID               mit Bibliothekar*innen, die für die Betreuung
und eine normierte Schreibweise eine eindeutige         von ethnologischen Beständen zuständig sind,
Referenzierbarkeit sichergestellt werden.               realisiert werden, um sie beispielsweise bei der
   Das Projekt des FID ist auch deshalb wichtig,        Beratung von Wissenschaftler*innen zu unter-
weil wenige Mitglieder der Verbünde einen ex-           stützen. Daneben wird eine Handreichung für
plizit ethnologischen Fachhintergrund haben             Wissenschaftler*innen entwickelt, die sie allge-
und es an Ressourcen für eine kontinuierliche           mein über die GND, Recherchemöglichkeiten
Anreicherung der GND mangelt. Die fachliche             und die eigene Schlagwortvergabe informiert.
Perspektive des FID SKA ist insbesondere not-
wendig, da viele Begrifflichkeiten in der ethno-
logischen Fachwelt ebenfalls umstritten sind            Zwischenfazit des Projekts
und an vielen Stellen Diskussionsbedarf mit
den Fachcommunities existiert.
   Im Projekt lag der Fokus in den ersten               Die Sichtung der GND hat Leerstellen und
Monaten auf der Einarbeitung in die GND                 Probleme kenntlich gemacht. Manche Prob-
selbst, was deren Struktur und Redaktions-              leme sind dabei allgemeiner Natur und betreffen
prozesse sowie relevante Regelwerke um-                 die GND in ihrer Gesamtheit. Wiederum andere
fasste. Zugleich wurde ein Überblick dahin-             sind speziell für die ethnologischen Fächer von     Abb.: Screenshot Linked-Data-Visualisierung Franz Boas, Lobid-Oberfläche des HBZ
gehend geschaffen, wo in der GND bezüglich              Relevanz. Ein grundsätzliches Problem ist,          https://lobid.org/gnd/118512153
der Sozial- und Kulturanthropologie noch                dass vielfach keine neutrale Benennung von
Leerstellen bestanden, eine Vernetzung mit              Sachverhalten möglich ist. Vielmehr besteht
Fachvertreter*innen in Deutschland, der                 ein Spannungsverhältnis zwischen einerseits         weise die vorhandenen Einträge sind zu infor-             denen Thesauri und das Herausarbeiten von
Schweiz und Österreich aufgebaut sowie die              den Ansprüchen einer fachlichen Terminologie        mationsarm. Ein weiteres Problem besteht in               Crosskonkordanzen wird die Nachnutzung
technische Vorgehensweise eruiert. Es wurde             und andererseits dem individuellen Sprachge-        der eindeutigen Zuordnung zu Berufen, die für             von Erschließungsarbeit in unterschiedlichen
mit der Sammlung von Personen, die neu an-              brauch der jeweiligen Rezipient*innen.              Recherchezwecke ebenfalls relevant ist. Hier              Erschließungssystemen ermöglichen.
gesetzt oder überarbeitet werden können, be-               Für die ethnologischen Fächer sind problema-     ist die Grenzziehung zwischen den Berufs-                    Die Ergebnisse dieser Arbeiten werden in
gonnen. Darüber hinaus wurden Thesauri und              tische und veraltete Begriffe zu konstatieren       bezeichnungen Ethnolog*in und Antropolog*in               weiteren Arbeitskontexten (zum Beispiel der
Vokabellisten gesammelt, die als Grundlage              und die Frage nach Fremd- und Selbstbezeich-        ebenfalls schwammig und führt zu einer nicht              Nationalen      Forschungsdateninfrastruktur
für einen Abgleich und eine Anreicherung der            nungen von Gruppen zentral. Hier werden             eindeutigen Zuordnung von Personen. Außer-                und im Rahmen eines gerade entstehenden
GND dienen können.                                      weiterhin umstrittene Begriffe wie “Eskimo”         dem sind Personen, die in Museen wichtig                  Netzwerkes zum Umgang mit Materialien
   Im Laufe des Projekts werden relevante               oder “Indianer” verwendet. Zahlreiche wichtige      sind, häufig im Bibliothekskontext noch nicht             aus kolonialen Kontexten) zum Tragen kom-
Personendatensätze erstellt und erweitert,              Forschungszweige und Fachtermini wie “Stadt-        erwähnt worden.                                           men und kollaborativ auch in einem breiteren
erste Sachschlagwörter können, unter Bezug-             ethnologie” oder “Feldtagebuch” fehlen.                Eine Projektverlängerung ist bereits anvisiert,        fachlichen Umfeld vertieft werden. Der FID
nahme auf aktuelle Forschungstrends, angelegt              Die Relationen zwischen den Begriffen (s. Abb.   da mittlerweile weitere Arbeitsfelder absehbar            SKA möchte damit einen Beitrag vor allem zu
werden, zum Beispiel ethnologische Methoden,            S. 51) sollten darüber hinaus ebenfalls ausge-      geworden sind. Diese soll eine breitere Diskus-           zwei Dingen leisten:
wie die seit 1995 vermehrt angewandte „multi-           baut werden, damit sich eine dichte Netzwerk-       sion mit den Fächern und anderen Partnerein-              1) Einer besseren Abbildung und Sichtbarkeit
sited ethnography“, also Feldforschungen an             struktur ergibt. Hier mangelt es an verschie-       richtungen ermöglichen. Mittels verwandter                der ethnologischen Fächer in diesem breit ver-
verschiedenen Orten als Abkehr zu langwähren-           denen verbindenden Zwischenbegriffen und            Begriffe und hierarchischer Verweisungen soll             wendbaren Vokabular
den Forschungsaufenthalten an einem Ort.                Untergliederungen.                                  dann ein möglichst dichtes, sinnvoll zusammen-            2) sowie dessen langfristige Verwendbarkeit
Außerdem werden erste Diskussionsprozesse                  Ethnologische Persönlichkeiten sind mit-         hängendes Netz von Schlagwörtern geschaffen               und Anschlussfähigkeit an innovative infra-
mit Expert*innen der unterschiedlichen Fach-            unter in der GND nicht vorhanden, beziehungs-       werden. Die Zusammenführung von verschie-                 strukturelle Arbeitsfelder des 21. Jahrhunderts.

                                                   22                                                                                                            23
[ 2020 Im Fokus ]       Bibliothek mal anders:                            110%-ig auszubauen, um zu kompensieren,
                                   Services im Shutdown                              was an Analogem weggebrochen war. Kurz
                                                                                     nach dem Shutdown der UB haben wir daher
                                                                                     das Angebot „Subito für HU-Angehörige“
                                   Als es Mitte März 2020 für uns Kolleg*innen aus   eingeführt. Nicht nur HU-Mitarbeiter*innen,
                                   dem Bereich Benutzung ins Homeoffice ging,        auch HU-Studierende konnten nun kostenfrei
                                   war es schon ein mulmiges Gefühl. Wie lange       über den Expresslieferdienst Subito-Aufsätze
                                   würde der Shutdown andauern, wann würden          aus Zeitschriften und Teilkopien aus Büchern
                                   wir wieder ins Grimm-Zentrum zurückkehren         bestellen; die Scans wurden innerhalb von drei

Bibliotheksservices
                                   können? Benutzungsbibliothekar*innen ohne         Werktagen geliefert. Die Kolleg*innen der
                                   analoge Benutzung zu sein, war eine Rolle, in     Dokumentlieferung haben im Homeoffice
                                   die es sich schnellstmöglich einzufühlen und      neben hunderten HU-Mitarbeiter*innen weit
                                   hineinzudenken galt. Ein Großteil unseres         über 1.000 HU-Studierende zusätzlich für

   während der
                                   Kerngeschäfts würde in den nächsten Wochen        diesen Service einzeln manuell freigeschaltet.
                                   nicht möglich sein: Keine Ausleihe von Medien,    Knapp 10.000 Bestellungen wurden von Subito
                                   keine Bereitstellungen, keine Face-to-face-Aus-   an die HU-Angehörigen bis Ende Juli 2020 ge-
                                   kunft, -Schulung und -Beratung und vor allem:     liefert. Für diesen Service hat die UB sehr viel

  „Corona-Zeit“
                                   keine Bereitstellung von Lesesaalplätzen. Für     positives Feedback von den HU-Angehörigen
                                   unsere Nutzer*innen: Ebbe, Pleite. Kein Ort,      erhalten. Beispielhaft sei eine Mail von Anfang
                                   nirgends.                                         April zitiert:
                                      Unsere Aufgabe bestand darin, den verblie-
                                   benen virtuellen Raum im Sinne unserer
     Ulrike Schenk, Birgit Stumm   Nutzer*innen zu 100 % mit Leben zu füllen und
                                   unsere Dienstleistungen dorthin zu verlagern.        „Liebe MitarbeiterInnen der HU-Bibliothek,
                                      Die telefonische Auskunft für unsere              ich möchte mich an dieser Stelle ganz, ganz
                                   Nutzer*innen lief ab dem ersten Tag im Home-         herzlich für Ihren hervorragenden Service
                                   office nahtlos weiter, allerdings eingeschränkt      zur Literaturversorgung der Studierenden
                                   auf den Zeitraum Montag bis Freitag von 10:00        der HU bedanken. Durch die Möglichkeit
                                   bis 14:00 Uhr. Bis die Auskunft ab Juli 2020         […] kann meine Tochter weiter an ihrer
                                   wieder vor Ort erfolgte, erreichten uns knapp        juristischen Hausarbeit schreiben. Sie leisten
                                   1.200 telefonische Anfragen. Auch die schrift-       einen ganz wichtigen Beitrag dazu. […]“
                                   liche Auskunft lief lückenlos weiter. Insgesamt
                                   beantworteten wir im besagten Zeitraum 4.319
                                   Anfragen verschiedenster Art.
                                                                                     Rückmeldungen dieser Art waren uns in
                                                                                     diesen schwierigen Zeiten Motivation und
                                   Subito kostenfrei für alle                        Ansporn zugleich.
                                   HU-Angehörigen                                      Der ebenso neu eingerichtete Scan-Service
                                                                                     für HU-Lehrende ergänzte das Subito-Angebot.
           DOI: 10.18452/22827                                                       Im Homeoffice wurden die Aufträge durch das
                                   Selbstredend konnten unsere Nutzer*innen          Referat Information angenommen, bearbeitet,
                                   unmittelbar auf unsere elektronischen An-         UB-weit verteilt und von kleinen Scanteams an

                 24                gebote zurückgreifen, es galt nun aber, diese     den verschiedenen UB-Standorten gescannt.
Coaching, bei dem Einzelpersonen uns vorab              vor Ort wieder beanspruchen zu können. Am
                                                                                                                ihre Themen zusenden können und wir uns                 04.05.2020 war es endlich soweit: Wir öffneten
                                                                                                                per Zoom dann ca. 45 Minuten individuell den            das Grimm-Zentrum und stellten Medien bereit,
                                                                                                                Nutzer*innen widmen. Dies wird sicherlich               die die HU-Angehörigen vorab online bestellen
                                                                                                                eines von mehreren Serviceangeboten sein, die           konnten. Die Leseplätze blieben jedoch noch
                                                                                                                in unserem Leben nach Corona fortbestehen               verwaist, das Arbeiten in den Lesesälen war
                                                                                                                werden.                                                 vorerst nicht möglich. Beim Streifen durch die
                                                                                                                Die Wiederaufnahme der Services vor Ort                 Etagen nach Wochen des Shutdowns waren
                                                                                                                war eine Herausforderung und viel Arbeit,               die Tische und Stühle schon mit einer dünnen
                                                                                                                aber auch eine Arbeit, auf die wir uns in der           Staubschicht des Vergessens bedeckt. Es war
                                                                                                                Benutzung gefreut haben. Die Pionier*innen              deprimierend.
                                                                                                                innerhalb der Benutzungsabteilung in Sachen
                                                                                                                Vor-Ort-Services waren die Kolleg*innen des
                                                                                                                Bereichs Ausleihe, die die im Homeoffice ge-            Endlich sind wir wieder Lernraum
                                                                                                                planten Konzepte für die Wiedereröffnung der            – vorübergehend
                                                                                                                Ausleih-Services umsetzten. Zum ersten Tag
Abb. 1: Regeln für das neue Miteinander in der Bibliothek
                                                                                                                der Wiedereröffnung warteten ca. 900 Bestel-
                                                                                                                lungen auf uns. In den Tagen vor der Wieder-            Die Services weiteten wir dann nach und nach
                                                                                                                eröffnung liefen bei uns die Telefondrähte im           aus. Immer wieder hieß es, neue Arbeitsabläufe
                                                                                                                Homeoffice heiß, die Nutzer*innen konnten               zu entwickeln, diese mit allen Kolleg*innen
Es geht wieder los!                                      Eine produktive Möglichkeit, den Kontakt zu            es offenbar kaum erwarten, unsere Angebote              zu diskutieren, Ideen zu sammeln, auch über
                                                         unseren Nutzer*innen im virtuellen Raum
                                                         weiter zu pflegen, bestand in der Aufnahme
Im April 2020 begannen bereits die ersten Pla-           unseres Webinarangebots, mit dem wir ab
nungen für die Wiederaufnahme der Services. Es           Mai 2020 begannen. Nachdem wir uns bereits
sollte das eigentlich Unmögliche – Benutzung             intern mittels verschiedenster Video-Konferenz-
trotz Pandemie – möglich gemacht werden.                 formate mit der Konferenzsoftware Zoom ver-
Viele Absprachen im Vorfeld und gute Ideen               traut gemacht hatten, gewannen wir schnell
waren nun gefragt und nicht zuletzt auch ein             eine gewisse Routine bei der Durchführung
langer Atem, um an plötzlich allseits begehrte           unserer Webinare. In dem Zuge lernten wir
Dinge zu gelangen, wie Plexiglas, Desinfektions-         die Vorzüge, nicht auf die Tücken der hiesigen
mittel, Videokameras für virtuelle Konferen-             Schulungsräume angewiesen zu sein, schnell
zen und vieles mehr.                                     zu schätzen. Auch hätten wir nie gedacht,
Die Planungen für das Sommersemester                     wieviel Nähe und Austausch zu Nutzer*innen
2020 steckten indes voller Unwägbarkeiten.               auch auf digitalem Wege möglich ist. Die
Würde es überhaupt ein Sommersemester an                 Akzeptanz seitens der Nutzer*innen ist ähnlich
der Uni geben, würden wir überhaupt wieder               wie bei den analogen Angeboten: Literaturver-
öffnen können? Und wenn ja, mit welcher Art              waltungsprogramme erfahren relativ großen
Service? Wie können wir Schutz vor dem Virus             Zuspruch, allgemeinere Formate wie „UB
gewährleisten – für die Nutzer*innen und uns             Kompakt“ eher weniger. Sehr erfolgreich auch
selbst? Und, egal wie es weitergeht: Was brauchen        auf virtueller Ebene läuft das Angebot „Meine
unsere Nutzer*innen in diesen schwierigen                erste Hausarbeit“. Ein gänzlich neues Format,
Zeiten am dringendsten?                                  das sehr beliebt ist, ist das persönliche Recherche-   Abb. 2: Bestellte Bücher aus dem Freihandbereich        Abb. 3: Platzkarten für Arbeitsplätze

                                                    26                                                                                                             27
Abb. 4: Arbeitsplätze zweckentfremdet zum Sortieren bestellter Bücher

Ängste und Vorbehalte zu sprechen, neue Dienst-         Umso herber dann der Rückschritt in den er-
pläne aufzustellen, die Website-Inhalte und             neuten Lockdown ab Mitte Dezember. Unsere
Plakate an der Außenfassade zu aktualisieren,           Lesesäle mussten wir erneut sperren, die Aus-
neue Wegeführungen durch das Foyer und                  leihe per Wegekarte läuft aber weiter und der
schließlich auch für den Lesesaalbereich an-            Zugang zu unseren Beständen bleibt somit
zupassen. Zur Wiederöffnung der Lesesäle des            gewährleistet.
Grimm-Zentrums am 01.07.2020 mussten                       Wir hoffen nun auf ein Frühjahr 2021, in
ca. 200 sogenannte Platzkarten erstellt und             dem wir – mit Vorsicht und Vorausschau – die
mit RFID-Tags versehen werden. Die ersten               Dienstleistungen und Angebote hoffentlich
Nutzer*innen wieder im Haus begrüßen zu                 wieder „hochfahren“ können. Auf jeden Fall
können, zu sehen, wie die Etagen sich wie-              sind wir gut vorbereitet, haben wir doch bereits
der füllten und das sehr positive Feedback der          fast jedes Szenario nun einmal geplant, konfi-
Nutzer*innen entgegenzunehmen, war uns                  guriert, durchlebt und zur Neuauflage best-
als Benutzungskolleg*innen eine Freude. Seit            möglich abgespeichert. Und noch etwas haben
August 2020 ermöglichten wir auch Nicht-                wir alle in den bisherigen Pandemiemonaten
HU-Angehörigen wieder den Zutritt ins                   gelernt: mit Zeiten der Ungewissheit umzu-
Grimm-Zentrum und damit die Ausleihe von                gehen.
Beständen. Nicht nur die vielen Mails und An-
fragen in den Wochen zuvor zeigten uns: wir
waren vermisst worden.                                                                                     Abb. 5: Gähnende Leere auf den Leseterrassen

                                                   28                                                                                                     29
[ 2020 Im Fokus ]         Erwerbung und Erschließung                             Zum Beginn des digitalen Semesters wurde
                                      unter Corona-Bedingungen                             das Angebot an „Textbooks“, also den Lehr-
                                                                                           büchern in elektronischer Form, entscheidend
                                                                                           erweitert. Für diese gibt es nicht immer ein
                                      Auch die Arbeit der Universitätsbibliothek (UB)      Standard-Campus-Angebot. Darum musste sich
                                      war im Jahr 2020 von der Corona-Pandemie             die UB mit zusätzlichen Angebotsmodellen und
                                      geprägt. Alle Standorte der Universitätsbiblio-      Plattformen auseinandersetzen.
                                      thek wurden Mitte März geschlossen. Die Print-         Kostenfreie Angebote nationaler und inter-
                                      Bestände waren somit nicht mehr wie gewohnt          nationaler Verlage wurden kurzfristig auf

        Ihre                          zugänglich. Ab Mai erfolgte eine stufenweise
                                      Öffnung der UB-Standorte für den Publi-
                                      kumsverkehr – zum Normalbetrieb konnte bis
                                                                                           inhaltliche Relevanz geprüft und umfassend
                                                                                           wahrgenommen.
                                                                                             Zugriffsmöglichkeiten wurden erweitert,
                                      Redaktionsschluss dieses Jahresberichts nicht        denn alle HU-Angehörigen sollten von ihrem

Literaturversorgung                   zurückgekehrt werden. Für die Literaturversor-
                                      gung konnte die Universitätsbibliothek jedoch
                                      von Beginn der Pandemie an Entwarnung geben:
                                                                                           nun häuslichen Arbeitsplatz via VPN auf die
                                                                                           Ressourcen zugreifen können. Dafür wurden
                                                                                           Remote-Server-Kapazitäten ausgebaut und
                                      für alle Wissenschaftler*innen und Studierende       Datenbank-Lizenzen ergänzt, z.B. Beck für

  bleibt gesichert!                   der Humboldt-Universität blieb sie ohne jede
                                      Unterbrechung gewährleistet.
                                                                                           Studierende.
                                                                                             Innerhalb kürzester Zeit konnte das elek-
                                                                                           tronische Angebot erweitert werden; die
                                                                                           UB kann den Zugriff auf 650.000 E-Books,
                                      Ausbau des elektronischen                            30.000 E-Journals und 600 Datenbanken an-
    Katja Braschoß, Christian Rüter   Angebotes                                            bieten. Die bisherige Versorgungsstrategie er-
                                                                                           fuhr damit einen weiteren Aufschwung, auch
                                                                                           bisher vorrangig print-affine Fächer setzen
                                      Die UB setzt bereits seit mehreren Jahren den        inzwischen verstärkt auf eine ortsunabhängige
                                      größten Teil ihres Budgets für Literatur in elek-    Versorgung durch elektronische Ressourcen.
                                      tronischer Form ein. Die UB verfügt damit              Auch zukünftig wird der UB-Bestand konse-
                                      über einen sehr umfangreichen retrospektiven         quent elektronisch ausgebaut werden. Ihrem
                                      und aktuellen Bestand an E-Books, E-Journals         Auftrag einer umfassenden Literaturversorgung
                                      und Datenbanken aller namhaften Verlage.             kann die UB damit unabhängig von allen
                                         Ab Mitte März 2020 wurde dieses Angebot           Gebäudezugänglichkeiten und zu jeder Zeit
                                      durch verschiedene Maßnahmen in sehr kurzer          nachkommen.
                                      Zeit umfassend und nachhaltig erweitert:
                                         Insgesamt wurden 36 teilweise kurzfristige,
                                      teilweise längerfristige Evidence-Based-Selection-   Ausbau der Erschließung von
                                      Modelle (EBS) mit wichtigen deutschen und            Online-Ressourcen
                                      internationalen Verlagen abgeschlossen. Diese
                                      EBS bieten i.d.R. Zugang zum gesamten E-Book-
           DOI: 10.18452/22828        Angebot der Verlage und ermöglichen im               Ein guter Bestand lebt jedoch immer von
                                      Anschluss an die Laufzeit die Auswahl von            seiner guten Erschließung, denn so wird er
                                      dauerhaft zugänglichen Titeln in Höhe der            einfacher recherchier- und identifizierbar und

                 30                   gezahlten Kosten.                                    letztlich besser nutzbar.
Nutzung unter Corona-Bedingungen

                                                                                                             Das quantitativ und qualitativ ausgebaute und          In ähnlicher Höhe kommen Nutzungen von
                                                                                                             umfassend erschlossene elektronische Angebot           E-Journals und Datenbanken hinzu. Die pande-
                                                                                                             der UB wird hervorragend genutzt. Bereits vor          miebedingten Einschränkungen vor Ort haben
                                                                                                             den pandemiebedingten Schließungen der                 somit den Ausbau der ortsunabhängigen Litera-
                                                                                                             Standorte lagen die Zugriffe im siebenstelligen        turversorgung massiv beschleunigt und letzt-
                                                                                                             Bereich. Allein auf das E-Book-Angebot erfolg-         lich Services an anderer Stelle stark optimiert.
                                                                                                             ten 2016 und 2017 gut 2,6 Millionen Zugriffe,             Ihre Literaturversorgung bleibt gesichert!
                                                                                                             diese steigerten sich 2018 und 2019 auf gut 3,6        Dieser Aufruf ist angekommen und wurde
                                                                                                             Millionen. 2020 wurde ein absoluter Höchst-            wahrgenommen. Die UB wird alles daransetzen,
                                                                                                             stand erreicht: Unsere E-Book-Ressourcen               diesen erfolgreichen Weg fortzusetzen.
                                                                                                             wurden 6,4-Millionen-mal heruntergeladen.

Abb. 1: Rot umrandet – die Links zu Kapiteln des Buches bzw. zu Buchrezensionen

                                                                                                                     ZUGRIFFE AUF E-BOOKS
Um noch schneller und umfänglicher auf neu               bzw. E-Books. In vielen Fällen werden vorhan-
erworbene Lizenzen zugreifen zu können,                  dene Rezensionen zu einem E-Book verlinkt
wurden einfache Metadaten der Lizenzanbieter             (Abb 1). Durch den CDI werden zudem Inhalte
zu allen neuen Lizenzen kurzfristig eingespielt          aus unterschiedlichen Datenbanken sowie di-                                                                                          6,4 Mio.
und damit sofort für alle Nutzer*innen sicht-            verse Open-Access-Repositorien durchsucht.
bar. Für eine effiziente und nachhaltige Litera-         Somit ist die vertiefte und vernetzte Suche in
turrecherche werden unsere langfristig lizen-            vielen unserer Online-Ressourcen erheblich
zierten Online-Ressourcen jetzt auch in den              verbessert worden.
einschlägigen Verbundkatalogen nachkata-                    Doch auch unsere Print-Bestände haben
logisiert, Sacherschließungsmerkmale ergänzt             wir nicht aus den Augen verloren. Genauso
und Update-Routinen etabliert. Gut 40.000                ärgerlich wie kein Zugriff auf den Volltext einer
E-Book-Links wurden vorab überprüft und                  Online-Ressource ist ein gedrucktes Buch, das                                       3,6 Mio.                  3,6 Mio.
bei Bedarf korrigiert, so dass sich Frustrationen        sich nicht an seinem Standort im Regal befindet.
durch fehlenden Zugriff entscheidend minimiert           In der Zeit der Schließung wurden Teile des Be-
haben. Unsere Nutzer*innen können so nicht               standes einer Revision unterzogen und Verluste                2,6 Mio.
nur von einem gut erschlossenen Bestand bei              umfassend verzeichnet. Die Qualität unseres
der Recherche profitieren, sondern sie gelangen          Bestandsnachweises und damit unseres Informa-
einfach und störungsfrei zu den gewünschten              tionsangebotes ist damit wieder ein deutliches
Inhalten.                                                Stück gesteigert worden.
  Darüber hinaus wurde in der Suchoberfläche
des UB-Suchportals PRIMUS der sogenannte
Central Discovery Index (CDI) hinzugefügt. Dieser                                                                        2017                   2018                      2019                  2020
ergänzt den recherchierbaren UB-Bestand um
Artikel und Buchkapitel zahlreicher E-Journals                                                               Abb. 2: Balkendiagramm Zugriffe auf E-Books im Zeitraum von 2017 bis 2020

                                                    32                                                                                                         33
[ 2020 Im Fokus ]     Das Jahr 2020 wird allen in Erinnerung bleiben      für einen neuen Lockdown gestellt. Wir sind
                              und seine Spuren in den Geschichtsbüchern           vorbereitet, doch die neue Welt des Homeoffice
                              hinterlassen: Berufsverbot, Kurzarbeit, Kinder-     birgt auch für die IT neue Tücken. Aus näherer
                              notbetreuung und Lieferschwierigkeiten bei          Betrachtung ist nun jedes private Gerät, sei es
                              ausgewählten Produkten werden bei jedem             Computer oder Smartphone, ein potenzielles
                              von uns dauerhaft im Gedächtnis verankert           Einfallstor für Schadsoftware. Somit sind
                              bleiben. Ein Corona-Virus verändert die Welt        die Beschäftigten zwar mit Technik und den
                              und den Alltag.                                     Möglichkeiten des Homeoffice gut versorgt,
                                Doch Corona ist es zu verdanken, dass wir         doch die eigentliche Arbeit innerhalb der IT-
                              einen immensen Digitalisierungsschub erlebt         Abteilung beginnt jetzt: „Wie administrieren wir
                              haben. Noch vor acht Jahren hieß es in der          Firmenlaptops aus der Ferne?“, „Wie statten wir
                              Politik: „Das Internet ist für uns alle Neuland“.   die Beschäftigten mit Antivirenlösungen aus?“,
                              Dass dies in vielen Schulen noch der Wahrheit       „Wie werden die Beschäftigten nach Corona

Digitalisierungsschub         entspricht, sei dahingestellt. Aber für uns, IT-
                              Abteilung der Universitätsbibliothek, hieß der
                              Auftrag: „Machen Sie es möglich, dass unsere
                                                                                  arbeiten wollen?“. Aus diesem Grund stellen
                                                                                  wir uns der Tatsache, dass es zukünftig eine
                                                                                  Mischung aus Homeoffice und Präsenzarbeit
                              Beschäftigten von zu Hause aus arbeiten kön-        geben wird. Die dafür notwendige Infrastruktur

    dank Corona               nen.“ Und das taten wir. Innerhalb weniger
                              Tage stand eine Infrastruktur bereit, mit der
                              sich die Beschäftigten mittels Virtual Private
                                                                                  muss zusätzlich zum bisherigen Tagesgeschäft
                                                                                  bereitgestellt werden.

                              Network (VPN) in das HU-Netz einwählen
                              konnten und plötzlich Dienste und Portale von
       Andreas Lehmann        zu Hause aus aufrufen konnten, die sie bisher
                              nur vom Arbeitsplatz aus bedienten. Auch der
                              Computer- und Medienservice (CMS) der HU-
                              Berlin hat im Gesamtkontext eine Infrastruktur
                              geschaffen, die auch zukünftig nicht an Be-
                              deutung verlieren wird: Das Videokonferenz-
                              system Zoom und das bereits erwähnte VPN.
                              Mit Hilfe von Zoom konnten sich Beschäftigte
                              wieder zu Teams zusammenfinden, auch wenn             FAKTENCHECK
                              sie zu Hause parallel Kinder betreuten oder
                              Essen kochten. Alle vereint aus ihren Wohn-           Folgende Dienste und Portale hat
                              zimmern heraus.                                       die IT-Abteilung in 2020 coronabedingt
                                Ab Juni 2020 kam dann die Wende. Das                eingerichtet und folgendes Equipment
                              neue Digitale verlor an Reiz und wir wollten          beschafft:
                              wieder unter Menschen sein. Für einen kurzen
                              Moment kamen wir wieder regelmäßig zusam-              •   Scandienst
                              men und beschafften vor dem Hintergrund                •   WinTS Server
        DOI: 10.18452/22829   eines möglichen neuen Lockdowns Headsets,              •   Evaluation einer Antivirenlösung
                              Webcams und Laptops.                                   •   Schutz vor Emotet und Makop
                                Während diese Zeilen hier geschrieben                •   Webcams, Headsets, Laptops

              34              werden – Januar 2021 – werden die Weichen
[ 2020 Im Fokus ]               Der Sprung ins kalte Wasser –                          Dabei standen sowohl bei den fächerüber-
                                               auf zu neuen Ufern                                  greifenden als auch bei den fachspezifischen
                                                                                                   Webinaren neben Fragen zu möglichen tech-
                                                                                                   nischen Lösungen auch Überlegungen zu
                                               Mit der pandemiebedingten Schließung aller          notwendigen didaktischen Anpassungen und
                                               Bibliotheksstandorte ab Mitte März kam auch         inhaltlichen Überarbeitungen an. Die Distanz-
                                               das gesamte Präsenzangebot zur Vermittlung          lehre brachte viele Herausforderungen mit
                                               von Informationskompetenz (IK) zum Erliegen.        sich: Wie erhält man die Aufmerksamkeit der
                                               Anfang des Monats hatte die Universitätsbiblio-     Teilnehmenden? Wie lassen sich kooperatives

    Digitale                                   thek (UB) noch an zwei Standorten mit großer
                                               Resonanz und einem breiten Programm die
                                               Lange Nacht der aufgeschobenen Hausarbeiten
                                                                                                   Arbeiten und Üben in digitaler Form organi-
                                                                                                   sieren? Wie kann man Teilnehmende zu aktiver
                                                                                                   Mitwirkung motivieren? Die zoomeigenen Tools
                                               durchgeführt – ohne zu ahnen, welche massiven       für Umfragen, das Whiteboard und der Chat

Vermittlung von                                Veränderungen ins Haus stehen würden und
                                               für wie lange keine Schulungen mehr vor Ort
                                               würden stattfinden können.
                                                                                                   waren dabei erste wichtige Mittel, um eine
                                                                                                   aktive Partizipation zu fördern.
                                                                                                      Im Laufe des Sommersemesters wurden,

 Informations-
                                                  Für das Arbeiten im Homeoffice nutzten wir       auch um einer zunehmenden Zoom-Müdigkeit
                                               schnell die verschiedensten Optionen virtueller     seitens der Studierenden entgegenzuwirken,
                                               Vernetzung, die uns in Zeiten geschlossener         weitere aktive Übungselemente wie Kleingrup-
                                               Hörsäle auch weiterhin den kontinuierlichen         penaufgaben in Breakout-Rooms, Benutzung

  kompetenz
                                               Austausch mit den Studierenden und die Ver-         von Mentimeter-Umfragen und Wortwolken-
                                               mittlung von Informationskompetenz ermög-           Aufgaben oder Kahoot-Quiz in die Webinare
                                               lichten.                                            eingebaut. Spielerische Kennenlern- und
                                                  Erste Erfahrungen mit der von der Humboldt-      Aufmerksamkeitsübungen, z.B. mit Hilfe
                                               Universität (HU) bereitgestellten Videokonferenz-   von Padlet-Weltkarten, rundeten die neuen
                                               software Zoom konnten wir in UB-internen            Formate ab. In einer nach UB-Wünschen zu-
 Andrea Kullik, Julia Roeder, Kristy Schank,   Sitzungen sammeln, etwaige audiovisuelle            geschnittenen Fortbildung zur digitalen Lehre
      Ulrike Schenk, Sabine Tschorn            Tücken umschiffen und verschiedene inter-           vermittelte die Dozentin, wie eine – oftmals
                                               aktive Möglichkeiten testen. Eine kurzfristig       fade – PowerPoint-Vorführung durch eine gute
                                               von der Beruflichen Weiterbildung angebotene        Atmosphäre und kleine auflockernde Momente
                                               Fortbildung zu den technischen Möglichkeiten        zu einem spannenden aktiven Format wird. So
                                               von Zoom gab früh Hilfestellung von außen.          können der Einsatz gezielter Visualisierun-
                                               Von Beginn an half auch der gegenseitige            gen, kleine Spiele oder auch die Workshops in
                                               Austausch untereinander, Berührungsängste           Breakout-Rooms die virtuelle Lehre auflockern.
                                               abzubauen und die Software auszuprobieren.          Frisch motiviert setzten viele Kolleg*innen
                                               Nach ersten fachspezifischen virtuellen Schul-      diese Anregungen direkt und kreativ in ihren
                                               ungen im April sollte zunächst das allgemeine       Formaten um. Dabei etablierte sich auch eine
                                               Format „UB Kompakt Online“ vor allem Stud-          engere Kooperation und Abstimmung zwischen
                                               ierenden den Bibliothekseinstieg erleichtern.       Schulenden der fächerübergreifenden und
              DOI: 10.18452/22830              Sukzessive erfolgte dann die Umstellung aller       Schulenden der fachspezifischen Einheiten.
                                               Angebote - von „Meine erste Hausarbeit“ bis zu
                                               den verschiedenen Literaturverwaltungskursen

                    36                         - auf ein Webinar-Format.
Mit wachsender Routine                                  Materialien. Weitere langfristige Umstellungen
ins virtuelle Wintersemester                            auf hybride Formate und die Fokussierung stark
                                                        frequentierter Schulungen vor Ort auf schüler-
                                                        orientierte Themen sind geplant.
Bis zum Herbst stellte die UB das gesamte IK-             Um den sehr individuellen Recherche-
Angebot auf virtuelle Formate um und baute es           Bedarf der Nutzer*innen zu decken, bietet das
aus. Sowohl mit dem neuen Format „Rund um               Referat Information in enger Kooperation mit
die Bib für Erstsemester“ als auch mit allen            den Fachreferent*innen seit Beginn der virtuellen
anderen virtuellen Angeboten konnten im                 IK-Veranstaltungen außerdem ein „Recherche-
Wintersemester insgesamt mehr Interessierte             Coaching“ für bis zu zwei Personen an. Das
erreicht werden als im Präsenzbetrieb. Diese Er-        Angebot kommt gut an und trägt dazu bei, die
fahrung machten auch die Fachreferent*innen             Hürde der ersten Kontaktaufnahme zu über-
in ihren fachspezifischen Webinaren. Dabei be-          winden.
währte sich im Schulungsalltag die Kooperation            Die bereits in der Vergangenheit immer
zwischen dem Referat Information und den                mal angedachte Coffee-Lecture-Reihe, deren
Fachreferent*innen: Der Besuch der Schulung             Umsetzung vor Ort logistisch schwierig war,
                                                                                                            Abb.: Digitale Lehre an der UB via Zoom
„Rund um die Bib für Erstsemester“ bildete              bietet die UB nun online an. Jeden Mittwoch
teils die Voraussetzung, an fachspezifischen            erhalten interessierte Teilnehmer*innen ohne
Schulungen teilzunehmen.                                vorherige Anmeldung innerhalb von fünfzehn
  Des Weiteren beteiligte sich die UB mit kurzen        Minuten einen kurzen Einblick in verschiedene
selbstproduzierten Videos an einer Gong-Show            Themen und Services der UB.
der Universität für Erstsemester und dem Vir-
tuellen Infomarkt. Vor-Ort-Führungen durch
die Bibliothek ersetzt seit Oktober ein Selbst-         Lessons learned
lernangebot mittels der App „Actionbound“.
Die Nutzer*innen werden dabei per App
spielerisch durch die Bibliothek geführt und            Durch den Sprung ins kalte Wasser bewegen           ebenso wie die Auseinandersetzung mit tech-             Erstsemester ist eine Schulung oder Führung
beantworten kontextsituativ Fragen, teils auch          wir uns mittlerweile routiniert im Fahrwasser       nischen Problemen in den Schulungsräumen.               der erste Anlass, die Bibliothek zu besuchen,
zu ihrem jeweiligen Fachbestand.                        der virtuellen Möglichkeiten. Die Auseinander-      Nicht zuletzt hat die kollegiale Zusammen-              Hemmschwellen zu überwinden und erste
                                                        setzung mit Konzepten der virtuellen Lehre hat      arbeit von der Situation profitiert. Schon lange        Kontakte zu knüpfen.
                                                        sich als Bereicherung erwiesen.                     gibt es den Wunsch, dass zentrale IK-Vermitt-             Die Bibliothek ist nach wie vor ein Ort des
Webinare nicht nur für                                     Alles in allem fällt die Bilanz der Entwick-     lung und Fachreferent*innen enger mitein-               lebendigen Austauschs, der gelebten Teilhabe
Erstsemester                                            lung der IK-Angebote in der Pandemiezeit posi-      ander kooperieren. Diesem Ziel ist man jetzt            und der persönlichen Begegnungen, den die
                                                        tiv aus. Trotz der desolaten globalen Gesamtlage    einen großen Schritt nähergekommen. Ob die              virtuelle Welt bei weitem nicht ersetzen kann.
                                                        hat Corona der UB in dieser Hinsicht einen          Nutzer*innen letztlich Präsenz- oder Webinar-           Wir freuen uns auf ein hoffentlich baldiges
Auch die Schulungsveranstaltungen der For-              enormen Innovationsschub beschert, sowohl           formate favorisieren, ist sicher nicht pauschal         Wiedersehen vor Ort.
schungsdatenmanagement-Initiative, insbeson-            bezüglich der Anwendung bisher wenig ver-           zu beantworten. Daher werden wir, sobald
dere für die Humboldt Graduate School und die           trauter Techniken als auch im Hinblick auf neue     Normalität zurückgekehrt ist, an beiden Formen
Berufliche Weiterbildung, wurden auf Zoom-              Formate. Für zoom-erprobte Dozent*innen             festhalten und diese nebeneinander und inein-
Formate umgestellt. Der Bereich der Schüler-            und Teilnehmer*innen sind virtuelle Veran-          andergreifend anbieten.
IK-Vermittlung erfuhr ebenfalls Anpassungen             staltungen in summa mit weit geringerem               Trotz weitreichender Umstellung auf die
der bisherigen Konzepte. In den Fokus rückt             logistischen Aufwand verbunden als Präsenz-         digitale Lehre wird der Besuch vor Ort weiter-
nun der Zugriff auf frei zugängliche Online-            veranstaltungen. Die Raumbuchung entfällt           hin von großer Bedeutung sein. Für viele

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