Infodienst Krankenhäuser - ver.di - Gesundheit & Soziales
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Nr. 84 / März 2019 Infodienst ISSN 1612-9180 Krankenhäuser
Liebe Kolleginnen & Kollegen! Vorwort Tarifauseinandersetzungen bestimmen den 30 Tage Urlaub für Azubis sowie Übernahmerege- Großteil dieser Ausgabe, lung für weitere zwei Jahre wieder in Kraft gesetzt nicht zuletzt die TdL-Runde, zu der in der Nacht vor Zusatzurlaub für ständige Wechselschichtarbeit wird dem Schreiben dieses Vorwortes eine Tarifeinigung ab 2020 drei Jahre lang um je einen Tag erhöht erzielt worden ist. Praxisanleitungen mit berufspädagogischer Zusatz- Hier nur ein paar Eckpunkte des insbesondere für qualifikation erhalten eine Zulage von 75 Euro den Krankenhausbereich sensationellen Abschlusses: Zuschlag für Samstagsarbeit wird auf 20 Prozent Entgelterhöhungen in drei Stufen erhöht um ein Gesamtvolumen von 8 Pro- Das kann sich wirklich sehen lassen! zent bei 33 Monaten Laufzeit Soziale Komponente, die über Selbstverständlich befasst sich der erste Infodienst diese Laufzeit vorsieht, dass alle 2019 auch mit anderen Themen, wie mit unserem Beschäftigten mindestens 240 Euro Dauerschwerpunkt Entlastung und Verbesserung der mehr im Monat bekommen Personalbemessung. Zudem Berichte über das Auf- Zusätzlich erhalten Beschäftigte in brausen von Massenprotesten gegen die Pflegekam- der Pflege ab Januar 2019 noch- mer in Niedersachsen und die Unterstützung der Ver- mals 120 Euro mehr im Monat einigung der Pflegenden in Bayern (VdPB) durch Durch die Übernahme der Entgelt- ver.di. Auch die Umsetzung des neuen Pflegeberufe- ordnung des TVöD erhalten z.B. gesetzes wird in dieser Ausgabe behandelt. Hebammen oder Beschäftigte Großartig auch, dass die KollegInnen bei Celenus in in der Psychiatrie sogar bis zu Bad Langensalza nach 202 Streiktagen ein Tarifergeb- 386 Euro mehr im Monat nis erzielt haben und den massiven Konflikt beenden Für KR-Azubis wird die Ausbildungsvergütung in konnten! Vielen Dank nochmal für die stärkenden zwei Stufen um je 50 Euro erhöht. Ab 1.1.2020 Solidaritätsadressen, die ihr den KollegInnen habt zu- also 100 Euro plus (sog. schulische Gesundheits- kommen lassen. berufe 91 Euro) Mit besten Grüßen Joachim Lüddecke https://mitgliedwerden.verdi.de https://klinikpersonal-entlasten.verdi.de Impressum ISSN 1612-9180 Der Infodienst Krankenhäuser ist eine Veröffentlichung Erscheinungsweise: jeweils im letzten Monat eines Quartals der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft ver.di, (März, Juni, September, Dezember) ein Kooperationsprojekt aller 10 ver.di-Landesbezirke Redaktionsschluss: jeweils am 10. des Vormonats sowie des ver.di-Bundesvorstandes, Fachbereich 3, Ressort 9 (Februar, Mai, August, November) V.i.S.d.P. Joachim Lüddecke, ver.di-Landesbezirk Niedersachsen-Bremen, Goseriede 10, 30159 Hannover, LeserInnenbriefe bitte an: Joachim Lüddecke, Tel. 0511 / 12 400 - 250, Fax 12 400 - 154, infodienst.krankenhaeuser@verdi.de joachim.lueddecke@verdi.de Bei Anfragen per E-Mail bitte Absender nicht vergessen, Endredaktion: Joachim Lüddecke damit wir gleich die zuständigen Ansprechpersonen bei ver.di vermitteln können. Das Redaktionsteam behält sich vor, Zuschriften gekürzt zu veröffentlichen. Namentlich gekennzeichnete Artikel geben Adress- und Verteileränderungen: nicht in jedem Fall die Meinung der Redaktion wieder. bitte an kerstin.germann@verdi.de Preis: nach dem Selbstkostendeckungsprinzip, Als PDF unter im ver.di-Mitgliedsbeitrag enthalten https://infodienst-krankenhaeuser.verdi.de Redaktionsschluss war am 27.2.2019 | Auflage: 13.600 Infodienst-Newsletter formlos bestellen und abbestellen bei Titelfoto: Beschäftigte der Uniklinik Würzburg am 13.2.2019 kerstin.germann@verdi.de Herstellung: freeStyle grafik + unidruck, Hannover 2 Infodienst Krankenhäuser Nr. 84 März 2019
In diesem Heft Inhalt Kontakte Helios-Konzerntarifvertrag: Ohrfeige Vor Ort für einen Großteil der Belegschaft _______21 ver.di-Landesbezirke und Servicegesellschaft der Uniklinik Göttingen: Helios-Kliniken in Leipzig: Durchbruch Bundesverwaltung __________________4 Tarifkonflikt beigelegt _________________38 in den Entgelttarifverhandlungen ________22 Endlich Bewegung bei den Vivantes- Helios Frankenwaldklinik Kronach Mehr von uns und Charité-Töchtern? ________________39 (Bayern): Tarifeinigung erreicht__________23 ist besser für alle! Carl-Thiem-Klinikum Cottbus: Frischer Wind bei Vamed ______________24 Vorläufige Tarifeinigung _______________40 Psychiatrie-Personalbemessung: Ganztägiger Warnstreik am Tumult in der Black Box ________________5 Acht Streiktage und noch keine Einigung Rhön-Klinikum Frankfurt (Oder) _________24 bei der Thiem-Service GmbH ___________40 Kein Organisationsversagen? ____________7 Rhön UKGM: Verhandlungen Definition der Untergrenzen für die zur Eingruppierung parallel zur Intensivmedizin und PpUG-Nachweis- beginnenden Tarifrunde 2019 __________25 Bildungsangebote, Vereinbarung_________________________8 Seminare, Tagungen Rhön UKGM: Betrieblich-schulische »Olympischer Brief« ___________________8 Auszubildende setzen Vergütung durch ___26 Gemeinsam stark für gute Arbeits- PpSG und PpUGV: Asklepios-Fachkliniken Brandenburg: bedingungen in der Reha ______________42 Freie Plätze in ver.di-Seminaren __________9 Noch keine Einigung__________________27 Vormerken: ver.di-Krankenhaustagung____42 Klinikum Region Hannover: Asklepios-Konzernbetriebsrat Hans-Böckler-Stiftung: Angebote 200 zusätzliche Stellen ________________10 fordert Tarifverträge __________________27 für Aufsichtsräte _____________________43 Klinikum Ernst von Bergmann, Potsdam: Protest für bessere Arbeitsbedingungen___11 Berufspolitik Literatur- und Internettipps Reform der Pflegeausbildung: Private-Equity-Investoren im deutschen Tarifpolitik Umsetzung folgt _____________________28 Gesundheitsmarkt, IAT-Studie: Tarifrunde der Länder 2019: Start der »Ausbildungsoffensive Pflege« __30 Übernahmegeschäft boomt ____________44 Impressionen ______________________9, 12 Und nochmal: Private Equity ___________45 Deutschland Magazin Mitbestimmung Februar 2019, Tarif- und Branchenpolitik: Titelthema: Finanzinvestoren ___________45 BAG-Urteil Konzerne Mitbestimmung in ausländischen zur kirchlichen Kündigungspraxis ________31 Unternehmen in Deutschland ___________45 Tarifkompromiss bei Paracelsus _________14 Europawahl: Tickende Zeitbombe Finanzmärkte _______45 Sana-Konzerntarifvertrag: Tarifkommission Ja zu einem sozialen Europa ___________32 beschließt Forderungen zur Tarifrunde ____15 Strategische Personalplanung – Deutscher Personalräte-Preis 2018: ein wachsendes Thema für Betriebs- Wertschätzung à la SRH? ______________15 Herzlichen Glückwunsch nach NRW _____33 und Personalräte_____________________46 Celenus Bad Langensalza: Tarifergebnis Prima Klima? Wie die Beschäftigten nach 202 Streiktagen _________________16 Aus den Landesbezirken die sozialen Beziehungen im Betrieb Medical Park AG: Warnstreik bewerten___________________________47 Hamburg: Tarifabschluss VKKH __________34 in der Klinik Berlin Humboldtmühle ______17 bewegt euch! Streitschrift für eine würde- Fachtagung zur Umsetzung Ameos Ostholstein: Absichtserklärungen des neuen Pflegeberufegesetzes _______34 volle Pflege in Deutschland ____________47 reichen nicht! _______________________18 Tarifabschluss Altonaer Soziale Selbstverwaltung und Ameos-Kliniken Hildesheim/Hameln Kinderkrankenhaus _________________35 Rehabilitation _______________________47 und Osnabrück: Tarifverträge nach Pflegekammer in Niedersachsen: Geschlechtergerecht im Einsatz für 2,5 Jahren fertig _____________________19 ver.di kündigt Entwicklung eines eine bessere Gesellschaft? Median West: Tarifvertrag unterschrieben. tragfähigen Alternativmodells an ________36 Die Gleichstellung der Geschlechter Endlich Rechtssicherheit! ______________19 ver.di Bayern unterstützt die Vereinigung im Dritten Sektor ____________________47 MediClin Hedon-Klinik Lingen (Nds.): der Pflegenden in Bayern (VdPB) ________37 Endlich ein Tarifvertrag ________________20 Capio: Tarifeinigung in Dannenberg (Nds.) ___________________20 THOMAS LANGREDER R E N AT E S T I E B I T Z Infodienst Krankenhäuser Nr. 84 März 2019 3
ver.di-Landesbezirksfachbereiche 3 Kontakte Nord Bahnhofsplatz 22-28, 28195 Bremen Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen Hüxstr. 1, 23552 Lübeck Fax 0421 / 3301 - 392 Karl-Liebknecht-Str. 30-32, 04107 Leipzig Fax 0451 / 8100 - 888 Ralf Krüger Tel. 0421 / 3301 - 330 Fax 0341 / 52901 - 630 Steffen Kühhirt Tel. 0451 / 8100 - 801 Diana Sternagel Tel. 0421 / 3301 - 331 Bernd Becker Tel. 0341 / 52901 - 230 Wolfgang Hooke Tel. 0451 / 8100 - 805 Thomas Mühlenberg Tel. 0341 / 52901 - 111 Christian Wölm Tel. 0451 / 8100 - 716 Hessen Manuela Schaar Tel. 0341 / 52901 - 235 Katrin Hirschlein Tel. 0451 / 8100 - 703 Wilhelm-Leuschner-Str. 69-77, 60329 Frankfurt/M. Viola Doktor-Wolf Tel. 0341 / 52901 - 232 Angelika Grabazius Tel. 0451 / 8100 - 714 Fax 069 / 2569 - 1329 Annett Steinbach Tel. 0371 / 69034 - 32 Vanessa Britt Tel. 0451 / 8100 - 709 Georg Schulze-Ziehaus Tel. 069 / 2569 - 1322 Cornelia Herwig Tel. 0341 / 52901 - 234 Stefan Röhrhoff Tel. 069 / 2569 - 1320 Ingrid Besser Tel. 0341 / 52901 - 233 Hamburg Jens Ahäuser Tel. 069 / 2569 - 1220 Besenbinderhof 60, 20097 Hamburg Saskia Jensch Tel. 069 / 2569 - 1323 Rheinland-Pfalz-Saarland Tel. 040 / 89 06 15 - 730, Fax 040 / 89 06 15 - 740 Petra Wegener Tel. 069 / 2569 - 1321 Münsterplatz 2-6, 55116 Mainz Hilke Stein Tel. Tel. 040 / 89 06 15 - 731 Carmen Staab-Sommer Tel. 069 / 2569 - 1201 Fax 06131 / 9726 - 288 Sigrid Ebel Tel. 040 / 89 06 15 - 733 Frank Hutmacher Tel. 06131 / 9726 - 130 Norbert Proske Tel. 040 / 89 06 15 - 734 Nordrhein-Westfalen Stephanie Unger-Maar Tel. 06131 / 9726 - 131 Sönke Rabisch Tel. 040 / 89 06 15 - 735 Karlstraße 123-127, 40210 Düsseldorf Mirko Gelfert Tel. 06131 / 9726 - 170 Dr. Arnold Rekittke Tel. 040 / 89 06 15 - 736 Fax 0211 / 61824 - 463 Michael Stock Tel. 040 / 89 06 15 - 737 Wolfgang Cremer Tel. 0211 / 61824 - 290 Bayern Stefanie Ullmann Tel. 040 / 89 06 15 - 732 Jan von Hagen Tel. 0211 / 61824 - 295 Schwanthalerstr. 64, 80336 München Karin Frey Tel. 040 / 89 06 15 - 738 Susanne Hille Tel. 0211 / 61824 - 292 Fax 089 / 59977 - 1039 Anna Jürgens Tel. 040 / 89 06 15 - 739 Maria Tschaut Tel. 0211 / 61824 - 164 Robert Hinke Tel. 089 / 59977 - 1030 Daniela Harms Tel. 040 / 89 06 15 - 741 Serdar Boztemur Tel. 0211 / 61824 - 297 Kathrin Weidenfelder Tel. 089 / 59977 - 1033 Dagmar Otto Tel. 040 / 89 06 15 - 742 Martina Kordon Tel. 0211 / 61824 - 296 Nico Wickleder Tel. 0931 / 3 21 06 - 28 Desiree Schauerte Tel. 040 / 89 06 15 - 744 Natalie Preußer Tel. 0211 / 61824 - 184 Lorenz Ganterer Tel. 089 / 59977 - 1031 Antonia Seefried Tel. 089 / 59977 - 1035 Niedersachsen-Bremen Berlin-Brandenburg Michael Kreusen Tel. 089 / 59977 - 1036 Goseriede 10, 30159 Hannover Köpenicker Str. 30, 10179 Berlin Fax 0511 / 12 400 - 151 Fax 030 / 8866 - 5925 Baden-Württemberg Joachim Lüddecke Tel. 0511 / 12 400 - 250 Meike Jäger Tel. 030 / 8866 - 5250 Theodor-Heuss-Str. 2 / tHeo.1, 70174 Stuttgart Elke Nobel Tel. 0511 / 12 400 - 253 Heike Modrow Tel. 030 / 8866 - 5251 Irene Gölz Tel. 0711 / 88788 - 0330 Annette Klausing Tel. 0511 / 12 400 - 256 Heike Spies Tel. 030 / 8866 - 5260 Yvonne Baumann Tel. 0711 / 88788 - 0310 Aysun Tutkunkardes Tel. 0511 / 12 400 - 251 Ivo Garbe Tel. 030 / 8866 - 5261 Silke Hansen Tel. 0711 / 88788 - 0320 Jan-Erik Keilholz Tel. 0511 / 12 400 - 175 Marco Pavlik Tel. 030 / 8866 - 4110 Katrin Biro Tel. 0711 / 88788 - 0304 Silvia Ganza Tel. 0511 / 12 400 - 254 Ralf Franke Tel. 0355 / 4 78 58 15 Manuela Käfer Tel. 0711 / 88788 - 0301 Christina Ölscher Tel. 0511 / 12 400 - 261 Cornelia Ullrich Tel. 0711 / 88788 - 0302 Sabrina Kubitschko Tel. 0711 / 88788 - 0303 Alle ver.dianerInnen sind unter vorname.nachname@verdi.de zu erreichen. ver.di-Bundesverwaltung BesucherInnenanschrift Telefon Fax ver.di-Bundesverwaltung, Paula-Thiede-Ufer 10, 10179 Berlin Berufspolitik FB 3 Postanschrift Melanie Wehrheim, Bereichsleiterin _____________ –1830 –3420 ver.di-Bundesverwaltung, Fachbereich 3 (bzw. 4), 10112 Berlin Diana Sgolik, Jugendarbeit im FB 3______________ –1049 –3420 Sandra Koziar, Mitarbeiterin ____________________ –1852 –3420 Telefon, Fax 030 / 6956 – Durchwahl Betriebs- und Branchenpolitik FB 3 Telefon Fax Niko Stumpfögger, Bereichsleiter ________________ –1808 –3430 Uwe Ostendorff, Konzernbetreuung _____________ –1849 –3430 Ressortleitung FB 3 / Cordula Kiank, Universitätskliniken ______________ –1840 –3430 Koordination / Kommunikation Gisela Neunhöffer, Psychiatrie, Sylvia Bühler, Bundesvorstandsmitglied, Servicebetriebe ____________________________ –1842 –3430 Bundesfachbereichsleiterin ___________________ –1800 –3250 Mario Gembus, Kirchen, Diakonie und Caritas _____ –1049 –3420 Doris Skirka, Mitarbeiterin _____________________ –1801 –3250 Sarah Bormann, Reha, Behindertenhilfe __________ –1843 –3430 N.N., Bereichsleitung Michael Dehmlow, Konzernbetreuung, Koordination, Planung, Controlling Sozial- und Erziehungsdienst _________________ –1841 –3430 Janine Dröse, Mitarbeiterin ____________________ –1807 –3250 Marion Leonhardt, Wohlfahrtsverbände, Beatrice Campe, Mitarbeiterin __________________ –1803 –3250 Rettungsdienste____________________________ –1871 –3430 Gesundheitspolitik Matthias Gruß, Altenpflege ____________________ –1832 –3430 Grit Genster, Bereichsleiterin ___________________ –1810 –3420 Kerstin Motz, Mitarbeiterin ____________________ –1813 –3430 Dietmar Erdmeier ____________________________ –1815 –3420 Sabrina Stein, Mitarbeiterin ____________________ –1872 –3430 Nelly Desfeux, Mitarbeiterin____________________ –1833 –3420 FB 4 (Sozialversicherung) Tarifpolitik FB 3 Bundesfachgruppe Rentenversicherung Heike von Gradolewski-Ballin, Rolf Behrens, Rehakliniken der Bereichsleiterin ____________________________ –1821 –3410 Deutschen Rentenversicherung _________________ –1950 –3456 Angelika Spautz _____________________________ –1831 –3410 Sven Bergelin _______________________________ –1870 –3410 Fachbereich 3 im Internet Axel Weinsberg ______________________________ –1823 –3410 https://gesundheit-soziales.verdi.de Katrin Wegener, Mitarbeiterin __________________ –1860 –3410 Nadine Garcon, Mitarbeiterin __________________ –1822 –3410 Bundesfachgruppe Rentenversicherung im Internet https://sozialversicherung.verdi.de/fachgruppen/rentenversicherung 4 Infodienst Krankenhäuser Nr. 84 März 2019
Psychiatrie-Personalbemessung: Tumult in der Black Box Mehr von uns ist besser für alle! Noch immer gibt es keine Informationen dar- über, wie zukünftig die Personalausstattung in der stationären Psychiatrie geregelt sein wird. Wie früher berichtet, hüllt sich der Gemeinsame Bundesausschuss, der die neuen Regelungen bis spä- testens Ende September erarbeiten soll, weiter in Schweigen. Auf dem Weg dorthin müssen noch zahl- reiche Abstimmungsverfahren laufen, Fachgesellschaf- ten müssen Gelegenheit zur Stellungnahme bekom- men. Da der G-BA eine öffentliche Diskussion vermeidet und bisher noch nicht einmal einen Ent- wurf vorgelegt hat, tappen Beschäftigte und Öffent- lichkeit im Dunkeln. Wie viel medizinisch-therapeutisches Personal soll sich künftig um psychisch kranke Menschen kümmern? Aus der Black Box G-BA dringen keine Inhalte nach außen. Dafür rappelt es ordentlich im Karton. Die in vielen Einrichtungen durchgeführte und ei- Botschaft an die Selbstverwaltung gentlich bis Dezember fertiggestellte »Wittchen-Stu- Angesichts der Querelen und unterschiedlichen die« ist weiterhin nicht veröffentlicht. Im Gegenteil, Interessenlagen wird die Zeit knapp für die Einfüh- noch vor Veröffentlichung der Studie werden Zweifel rung der neuen Personalbemessung in der Psychia- an deren wissenschaftlichen Grundlagen geäußert, trie. Es droht ein Schmalspurmodell oder sogar ein die von der TU Dresden jetzt überprüft werden. Auf- komplettes Scheitern der Verhandlungen. grund der Intransparenz des Verfahrens zur Erarbei- Stimmberechtigt im G-BA sind zu dieser Frage nur tung der neuen Richtlinie über die Personalbemes- der Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenkassen sung sind die Vorwürfe für Außenstehende nicht zu (GKV-SV), die Deutsche Krankenhausgesellschaft überprüfen. (DKG) und die drei unparteiischen Mitglieder. Klar ist aber: Die Verzögerung der Studie, die ohne- Deshalb fordern wir GKV-SV und DKG nun auf, ihre hin nur den Ist-Zustand der Personalausstattung er- Differenzen zu überwinden und im Interesse der fassen sollte und damit einen begrenzten Beitrag zur Patient*innen und Beschäftigten einen Richtlinien- Diskussion um das Soll leisten kann, darf eine frist- entwurf auf den Weg zu bringen, der die ver.di- gerechte Umsetzung der Neufassung der Personal- Forderung nach einer »Psych-PV plus« umsetzt. Dafür bemessung in der Psychiatrie nicht verhindern. Es machen wir mit einer Unterschriftensammlung weite- liegen genügend Belege dafür vor, dass ein Personal- ren Druck. 2 zuwachs dringend erforderlich ist. Patient*innen und Beschäftigte brauchen eine Psych-PV plus. Jetzt. Mach mit – für eine Psych-PV plus! Immerhin hat die Plattform Personal, ein Zusam- Unterstützer*innen unterschreiben eine zweifache menschluss zahlreicher psychiatriebezogener Ver- Botschaft auf »PsychPVplus«-Kärtchen – an die Kran- bände, im Januar in der Zeitschrift »Der Nervenarzt« kenhausgesellschaft und den Spitzenverband der Ge- ein Konzept für eine Neufassung der Personal- setzlichen Krankenkassen. Alle Betroffenen können bemessung veröffentlicht. ver.di hat diesen Vorschlag die Aktion unterstützen: Beschäftigte, Patient*innen, konstruktiv-kritisch kommentiert. 1 Doch es ist frag- Angehörige, Krankenversicherte und alle, denen eine lich, ob dieses Konzept, das auch noch zahlreiche gute Psychiatrie am Herzen liegt. Fragen offenlässt, zur Grundlage der neuen G-BA- Richtlinie wird. 1 https://gesundheit-soziales.verdi.de/mein-arbeitsplatz/psychiatrie/++co++9d9d940e-38f4-11e9-bc60-525400afa9cc 2 https://gesundheit-soziales.verdi.de/mein-arbeitsplatz/psychiatrie/++co++5524db46-254a-11e9-adff-525400f67940 Infodienst Krankenhäuser Nr. 84 März 2019 5
Mehr von uns ist besser für alle! »Den Partnern in der Selbst- verwaltung wurde eine große Ver- antwortung übertragen. Sie müs- sen ihr jetzt gerecht werden. Die Psychiatrien brauchen dringend einen deutlichen Personalzuwachs, um einen ähnlichen Personal- notstand wie in den Allgemein- krankenhäusern zu vermeiden«, so Michael Krömker, Sprecher der ver.di-Bundesfachkommission Psychiatrische Einrichtungen. Beschäftigte, die diese und wei- tere Aktionen zur Psych-PV plus ver.di-Konzernbetriebsräte großer Krankenhauskonzerne waren mit die ersten, die ihre »Botschaft an die Selbstverwaltung« unterzeichnet und eine unterstützen wollen, können sich Psych-PV plus gefordert haben. als Psych-PV-plus-Botschafter* innen melden (siehe Kasten). Wer Karten unterschreiben las- Karten werden bei den ver.di-Bezirken (im Fachbereich Gesundheit, sen und an ver.di zurücksenden Soziale Dienste, Wohlfahrt und Kirchen) gesammelt oder können zu- will, kann diese bei ver.di bestellen. rückgeschickt werden an: Kerstin Motz, ver.di-Bundesverwaltung Die Sammlung der Karten läuft bis Fachbereich 3, Paula-Thiede-Ufer 10, 10179 Berlin zum 15. Mai 2019, dann werden Für Rückfragen: kerstin.motz@verdi.de sie an GKV-Spitzenverband und DKG übergeben. Gisela Neunhöffer, ver.di- Aktuelle Infos immer unter https://psychiatrie.verdi.de Bundesverwaltung Wir suchen dich Was sind die Aufgaben als Psych-PV -plus- als Psych-PV-plus-Botschafter*in Botschafter*in? Aufklären eurer Kolleg*innen, z.B. über Möchtest du … Stationsbesuche, Flugblattverteilungen, Wort- dich für eine gute Personalausstattung in der beiträge oder Informationsstände bei Betriebs-, Psychiatrie stark machen? Personal- und Mitarbeiterversammlungen dass die Stimme der Beschäftigten zu diesem Kolleg*innen für Aktivitäten und Aktionen ge- Thema laut und deutlich wir d? winnen deine Kolleg*innen dazu informieren und ge- Die Postkartenaktion unterstützen meinsam in Aktion treten? Weitere Aktionen werden folgen. dazu Hintergrundinfos, Aktionstipps und Ver- netzungsmöglichkeiten bekommen? Wie kann ich mich als Psych-PV -plus- Dann melde dich Botschafter*in fit machen? als Psych-PV-plus-Botschafter*in! Wir bieten Webinare, d.h. Online-Schulungen mit einfachsten technischen Mitteln an. W ir schicken dir eine Präsentation. Du wählst dich in eine Telefonkonferenz ein, in der diese erläutert wir d. Du hast die Möglichkeit, Fragen zu stellen und zu diskutieren. Termine für Schulungen werden regelmäßig bekanntgegeben. 6 Infodienst Krankenhäuser Nr. 84 März 2019
Kein Organisationsversagen? Mehr von uns ist besser für alle! Nach Todesfällen wegen falscher Medikamentenabgabe wir d dieses Urteil dazu, dass Pflege- eine Krankenpflegerin in Göppingen zu einer Bewährungsstrafe kräfte in Überlastungssituationen verurteilt. Trägt der Arbeitgeber keine Verantwortung? künftig immer eine Gefährdungs- anzeige stellen müssen.« Die Verwechselung von Medi- auf die »erhebliche Arbeitsbelas- Auch Gisela Neunhöffer von der kamenten hat in der Klinik am tung« und den hohen Zeitdruck ver.di-Bundesverwaltung legte Eichert im baden-württembergi- hin, dem die Pflegerin während Pflegekräften als Reaktion auf das schen Göppingen zwei Todesopfer der Nachtschicht ausgesetzt war – Urteil erneut nahe, Überlastungs- gefordert. Dafür verantwortlich und widerspricht damit der Klinik- situationen mittels Gefährdungs- gemacht wird nun allein die Kran- leitung, der zufolge es ausgespro- anzeigen zu dokumentieren. kenpflegerin, die in der betreffen- chen ruhig auf der Station zu- Arbeitgeber dürften darauf nicht den Nacht Dienst hatte. Obwohl gegangen sei. Dennoch gibt die mit Repressalien reagieren, be- die Staatsanwaltschaft die erheb- Ermittlungsbehörde allein der tonte die Gewerkschafterin und liche Arbeitsbelastung als eine Pflegekraft die Schuld an den verwies auf ein Urteil des Landes- Ursache des fatalen Irrtums Ereignissen. Sie leitet kein Ermitt- arbeitsgerichts Niedersachsen, das benennt, sieht sie kein Organisa- lungsverfahren gegen die Verant- das Asklepios-Klinikum Göttingen tionsversagen des Arbeitgebers. wortlichen der Klinik ein, weil sie kürzlich zur Rücknahme von ver.di übt daran scharfe Kritik. »keinen Anfangsverdacht für ein Abmahnungen gegen zwei Kran- Das Amtsgericht Göppingen hat Organisationsverschulden« des kenpflegerinnen verurteilte, die die Krankenpflegerin Ende Januar Arbeitgebers erkennen könne. mittels Gefährdungsanzeigen auf 2019 wegen fahrlässiger Tötung »Mit diesem Urteil haben es die ihre Situation hingewiesen hatten. in zwei Fällen und fahrlässiger Pflegekräfte nun amtlich: In einer »Unser Beileid gilt den Angehö- Körperverletzung in drei weiteren Überlastungssituation tragen sie rigen der Verstorbenen. Unsere Fällen zu einer einjährigen Frei- alleine die Verantwortung«, kriti- Solidarität gehört der Kollegin und heitsstrafe auf Bewährung sowie sierte Irene Gölz, die bei ver.di in ihren hunderten Kolleginnen und einer Geldstrafe verurteilt. Im Sep- Baden-Württemberg für das Ge- Kollegen, die Nacht für Nacht im tember vergangenen Jahres hatte sundheitswesen zuständig ist. Stress der Überlastung durch sie mehreren Patient*innen ver- Angesichts der dramatischen Per- Unterbesetzung den gleichen sehentlich falsche Medikamente sonalnot in den Krankenhäusern Fehler begehen könnten«, erklärte verabreicht. Die Staatsanwalt- sei das niemandem mehr zumut- Neunhöffer. schaft wies in ihren Stellungnahmen bar. »In letzter Konsequenz führt Der Fall belege erneut den politischen Handlungsdruck. Der Zusammenhang zwischen Perso- Gefährdungsanzeige nalausstattung und Versorgungs- qualität sei wissenschaftlich erwie- Bereich __________ sen. Auch die Pflegekräfte selbst berichten zum Beispiel im ver.di- Nachtdienstreport davon, dass es An die Geschäftsführung bei Alleinarbeit – insbesondere auf Frau Herr ______________________________ großen Stationen – deutlich häufi- ger zu gefährlichen Situationen kommt. »Davor müssen die Patien- Am Mo , Di , Mi , Do , Fr , Sa , So , den ______ tinnen und Patienten, aber auch in der Früh- Spät- Nachtschicht die Beschäftigten geschützt wer- sind _____ Patienten zu betreuen, davon den – durch verbindliche und am Pflegebedarf orientierte gesetz- liche Personalvorgaben«, forderte Neunhöffer. https://nachtdienstreport.verdi.de Daniel Behruzi Infodienst Krankenhäuser Nr. 84 März 2019 7
Definition der Untergrenzen für die Intensiv- medizin und PpUG-Nachweis-Vereinbarung Mehr von uns ist besser für alle! Weil es zur Definition der Untergrenzen für Zu Sanktionen bei Nichteinhaltung der Unter- Zur Verordnung die Intensivmedizin offenbar eine Vielzahl von An- grenzen (Vereinbarung gemäß § 137i Absatz 1 Satz 7 über Pflege- fragen auch an das BMG bzw. InEK gab, erfolgte SGB V zu Vergütungsabschlägen bei Nichteinhaltung personalunter- Ende letzten Jahres eine klarstellende Kommentie- der Pflegepersonaluntergrenzen) schreibt der GKV- grenzen (PpUGV) rung durch das Bundesgesundheitsministerium, Spitzenverband am 27. Februar: »Die Verhandlungen siehe Infodienst die auf der InEK-Seite veröffentlicht wurde: der Selbstverwaltungspartner DKG und GKV-Spitzen- 83, S. 5f. https://tinyurl.com/BMG-intensiv verband über die Abschlagvereinbarung dauern noch an. Der gesetzlich vorgesehene Konfliktlösungs- Im Dezember 2018 haben GKV-Spitzenverband und mechanismus für diese Vereinbarung ist ein auto- DKG die Verhandlungen über die Nachweisverein- matisches Verfahren der Schiedsstelle (§ 18a Abs. 6 barung zu Pflegepersonal-Untergrenzen (PpUG- KHG) ohne Antrag einer der Vertragsparteien. Der Nachweis-Vereinbarung) abgeschlossen. Sie enthält aktuelle Verhandlungsstand lässt erkennen, dass für über die Nachweisführung hinaus eine Definition die Abschlagsvereinbarung gemäß § 137i Abs. 1 S. 7 unzulässiger Personalverlagerungen und sieht ein SGB V ein Schiedsverfahren nötig werden wird.« zweistufiges Verfahren vor, wie diese festgestellt Mehr Infos auf den Seiten des werden. GKV-Spitzenverbandes unter dem Kurzlink Grundsätzlich wird von Personalverlagerungen aus- https://tinyurl.com/GKV-PpUGV gegangen, wenn die Anzahl der Pflegekräfte in den anderen Bereichen um mehr als drei Prozent reduziert wird. Unzulässig sind Personalverlagerungen, wenn sich das Verhältnis von Pflegekräften zu Belegungs- tagen in anderen Bereichen um drei Prozent reduziert. »Olympischer Brief« Seit dem 10. Januar 2019 reist in Leipzig, die wie eine olympische der »Olympische Brief« durch Fackel durch die Republik getragen die deutschen Krankenhäuser. wird. Am 5. Juni soll der Brief in Leip- Gestartet ist er in Kiel, dann ging Die Resonanz zeigt, dass diese zig ankommen und von – hoffent- er nach Brandenburg und nach Idee wirkt. Der Brief entfacht ein lich – vielen Kolleg*innen und Berlin, von dort nach Dresden, Feuer der Unterstützung bei vielen Unterstützer*innen übergeben nach Jena, dann nach Köln und Krankenhausbeschäftigten, Ange- werden. Düsseldorf. Die ersten 40 Meter hörigen und Patient*innen. Silvia Habekost Papier waren in der ersten Woche bereits mit Unterschriften gefüllt. In der aktuellen Tarifrunde (TdL) macht der Brief an den bestreikten Krankenhäusern Station. Die Idee ist auf einem bundes- weiten Vernetzungstreffen von Unterstützungsbündnissen für mehr Personal im Krankenhaus/ Gesundheitssystem entstanden. Eine Botschaft an die Gesundheits- minister*innenkonferenz im Juni Mehr Infos unter https://www.facebook.com/olympic.letter/ 8 Infodienst Krankenhäuser Nr. 84 März 2019
PpSG und PpUGV: Freie Plätze in ver.di-Seminaren Mehr von uns ist besser für alle! Pflegepersonal-Stärkungsgesetz (PpSG) und Pflegepersonaluntergrenzen-Verordnung (PpUGV) in der betrieblichen Praxis In der Pflege braucht es zusätzliches gut qualifizier- die Interessen zwischen Beschäftigtengruppen aus- tes Personal, um den Arbeitsdruck zu verringern, die balanciert werden? Ausbildungsqualität zu verbessern, gesundheits- Vor dem Hintergrund der geltenden Regeln zur fördernde Arbeitsbedingungen zu schaffen und den Krankenhausfinanzierung stellen wir im Seminar die Arbeitsplatz attraktiver zu machen. Die Pflegeperso- neuen Bestimmungen des PpSG und der PpUGV vor. naluntergrenzen-Verordnung gibt seit Oktober 2018 Nach gemeinsamer Bewertung und rechtlicher Ein- Personalschlüssel für ausgewählte Stationen vor. ordnung stellen wir Möglichkeiten zur Diskussion, Das Pflegepersonal-Stärkungsgsetz (PpSG, Inkraf- wie die Interessenvertretung im Betrieb positiv Ein- treten 1.1.2019) zielt auf die Stärkung der betrieb- fluss nehmen kann. lichen Gesundheitsförderung durch finanzielle An- Darüber hinaus erfolgt ein Überblick über die Per- reize und Maßnahmen, die die Personalausstattung sonalbedarfsermittlungsverfahren im Krankenhaus. in der Pflege verbessern sollen. Hier lernen die Teilnehmenden konkrete Möglichkei- Wie sehen die Neuregelungen aus und auf welche ten der Beteiligung im Rahmen der Personaleinsatz- Weise kommen die Gelder in den Kliniken und beim und -kostenplanung kennen. Personal an? Welche Gestaltungs- und Beteiligungs- Mit Stand vom 18. Februar 2019 gibt es noch freie rechte hat die Interessenvertretung? Wie können Seminarplätze an folgenden Terminen: 10.04.-11.04.2019 in Heilbronn, Baden-Württemberg https://www.verdi-bub.de/seminare/seminarfinder/seminardetail/1663-1904101/ 25.04.-26.04.2019 in Frankfurt am Main, Hessen https://www.verdi-bub.de/seminare/seminarfinder/seminardetail/1663-1904251/ 05.06.-06.06.2019 in Wiedemar, Sachsen https://www.verdi-bub.de/seminare/seminarfinder/seminardetail/1663-1906052/ HESSEN VER.DI R. K O Y-R E D E M A N N / F O T O T E A M Uniklinik Frankfurt/Main Infodienst Krankenhäuser Nr. 84 März 2019 9
Klinikum Region Hannover: 200 zusätzliche Stellen Mehr von uns ist besser für alle! ver.di setzt im Klinikum Region Hannover eine V ereinbarung zur ver.di-Verhandlungsführer Entlastung durch. Mehr freie Tage für ältere Beschäftigte. Neues Joachim Lüddecke sieht das nach »MobilTeam« soll Ausfälle kompensieren. 18 Verhandlungsrunden erzielte Ergebnis als großen Erfolg. »Wir Der nächste Dominostein ist 75 Euro zusätzlich pro Schicht, in haben ein paar ordentliche Pflöcke gefallen: Auch für das Klinikum der es zu einem solchen Einsatz für mehr Personal und Entlastung Region Hannover hat ver.di eine kommt. eingeschlagen«, so der Gewerk- Vereinbarung zur Entlastung 30 der 200 zusätzlichen Pflege- schafter. Die Zahl der Pflegekräfte durchgesetzt. Wie das kommunale stellen werden dafür eingesetzt, an den zehn Klinikstandorten soll Unternehmen im Intranet verkün- die Qualifizierung, Ausbildung und infolge des Vertrags um über zehn det, sollen unter anderem 200 Einarbeitung zu verbessern. Eben- Prozent wachsen. »Wichtig sind zusätzliche Vollzeitkräfte in der so viele sollen dazu dienen, dass auch die zusätzlichen Entlastungs- Pflege eingestellt werden. Die nachts in keiner Schicht mehr tage für ältere Kolleginnen und Hälfte von ihnen sind für ein alleine gearbeitet wird, »bei An- Kollegen. Sie haben damit zwei- neues »MobilTeam« gedacht, das näherung an eine Pflegekraft für mal im Jahr die Möglichkeit, den »zu einem professionellen Um- 15 Patienten«. 20 neue Pflegestel- Akku etwas aufzuladen.« gang mit Fehlzeiten« beitragen len sollen besonders belastete Dass die höhere Belastung der soll. Mit Hilfe dieses Personalpools Bereiche entlasten und ebenfalls Beschäftigten im »MobilTeam« soll das häufige Einspringen von 20 werden für den Ausgleich von ausgeglichen werde, sei entschei- Pflegekräften außerhalb ihres »Entlastungstagen« genutzt. Ab dend, um genug Kolleginnen und Dienstplans reduziert werden. dem kommenden Jahr haben Be- Kollegen für diesen Pool zu ge- Kommt es dennoch dazu, wird schäftigte ab dem 55. Lebensjahr winnen. dieses freiwillige Engagement mit Anspruch auf zwei zusätzliche 150 Prozent der Arbeits- als Frei- freie Tage im Jahr zur Regenera- Ungeklärt zeit abgegolten. Auf Wunsch der tion. 2020 gilt dieser Anspruch ab Die Verhandlungen waren Pflegekraft kann der entspre- 50 und von 2021 an ab 45 Jahren. schwierig, es gab viel hin und her. chende Betrag auch ausgezahlt Von diesen Entlastungstagen pro- Derzeit ist an einzelnen Punkten werden. fitieren auch Beschäftigte der Ser- immer noch nicht abschließend Um die Flexibilität der Kollegin- vice GmbH. geklärt, ob die vereinbarte Rege- nen und Kollegen im »MobilTeam« Auszubildende werden nach er- lung durch den Kommunalen zu honorieren, erhalten diese eine folgreichem Abschluss unbefristet, Arbeitgeberverband sanktioniert Zulage von 300 Euro im Monat. und nur in begründeten Einzelfäl- oder als Haustarifvertrag wirksam Bei besonderer Flexibilität kann len befristet, übernommen. Zudem wird. dieser Betrag auf 500 Euro stei- wird ein Verfahren zur »Ausbil- Mehrfach hatte die Belegschaft gen. Für sogenannte Joker-Dienste dungsfehlanzeige« eingeführt, um im Laufe des Konflikts die Arbeit – bei denen Pflegekräfte kurzfris- Defizite in der Ausbildung zu be- niedergelegt, um den Arbeitgeber tig auf eine andere Station ver- heben. zu konkreten und verbindlichen setzt werden können – gibt es Entlastungsmaßnahmen zu be- wegen – letztlich mit Erfolg. Sollte der Arbeitgeber aus verbandspoli- tischen Gründen jetzt einen Rück- zieher machen, hat Lüddecke bereits angekündigt, diese Trumpf- karte wieder zu ziehen. Daniel Behruzi FREESTYLE 10 Infodienst Krankenhäuser Nr. 84 März 2019
Klinikum Ernst von Bergmann, Potsdam: Protest für bessere Arbeitsbedingungen Mehr von uns ist besser für alle! Am 30. Januar 2019 protestier- ten Beschäftigte des Klinikum Ernst von Bergmann für die Ver- besserung ihrer Arbeitsbedingun- gen. Vom Haupteingang des Klinikums ging der Protestzug zum Rathaus Potsdam. Seit Monaten wird in der Klinik weit über das Limit der Beschäf- tigten hinaus gearbeitet. Es gibt viele personelle Ausfälle, zudem herrscht ein hoher Krankheits- aktion. Sie sollen innerhalb der Grund für die derzeitige Ent- stand bei den Pflegekräften. Im Klinikgruppe den Arbeitgeber wicklung sind der Personalmangel Jahr 2018 haben 2.221 Mitarbei- wechseln. Betroffen sind alle und die nicht ausreichende Finan- ter*innen des Klinikums eine Ge- Therapeut*innen, Optometrist* zierung der Krankenhäuser. Mit fährdungsanzeige verfasst. Diese innen und Optiker*innen, Prä- ihrer Aktion appellierten die Be- hohe Zahl ist ein deutlicher Hin- medikationsassistent*innen und schäftigten an die Stadtverordne- weis auf die Überlastung der Be- ein Teil der Medizinischen Fach- ten, im Interesse der Bürger*innen schäftigten und darauf, dass die angestellten. dafür Sorge zu tragen, dass die Qualität der Pflege stark gefährdet Diese Mitarbeiter*innen arbeiten notwendigen Investitionskosten sein könnte. als unternehmensinterne Leih- für die Krankenhäuser des Landes Die Beschäftigten fordern mehr arbeiter*innen oft bereits seit Jah- Brandenburg ausreichend finan- Personal, kein Holen aus dem Frei, ren auf demselben Arbeitsplatz in ziert werden. Ansonsten befürch- keine Leasingkräfte, gleichen Lohn einem anderen Unternehmensteil ten sie in naher Zukunft den für gleiche Arbeit, keine Mitarbei- der Klinikgruppe. Nun werden die Kollaps der medizinischen Ver- ter*innen zweiter Klasse und betroffenen Beschäftigten der sorgung. Schluss mit den Ausgliederungen. Poliklinik zum Unterschreiben Manon Cochois, Torsten Schulz, Auch die Beschäftigten der Poli- neuer Arbeitsverträge gedrängt. ver.di Potsdam-Nordwestbranden- klinik Ernst von Bergmann GmbH Für viele stellen sich die neuen burg beteiligten sich an der Protest- Vertragsbedingungen viel ungüns- tiger dar. R E N AT E S T I E B I T Z (2) Infodienst Krankenhäuser Nr. 84 März 2019 11
Tarifrunde der Länder 2019: Impr essionen Tarifpolitik Aktuelle Infos findet ihr unter https://wir-sind-es-wert.verdi.de/ Uniklinik Würzburg ZfP Emmendingen Uniklinik Jena Medizinische Hochschule Hannover (Schmott = Knete, Kohle, Kies, Moos, Moneten ...) J O A C H I M E. R O E T T G E R S ZfP Winnenden 12 Infodienst Krankenhäuser Nr. 84 März 2019
Tarifpolitik Uniklinik Würzburg ZfP Wiesloch M I C H A E L S L O G S N AT BERITH JORDAN UKSH Campus Kiel UKSH Campus Lübeck Uniklinik Jena Infodienst Krankenhäuser Nr. 84 März 2019 13
Tarifkompromiss bei Paracelsus Tarif- und Branchen- politik: Konzerne 4% mehr und Sonderurlaub auch die verbesserten gesetz- für ver.di-Mitglieder lichen Rahmenbedingungen der Und sie bewegen sich doch – in Refinanzierung von Tarifsteige- der vierten Verhandlungsrunde rungen, insbesondere für Pflege- KRISTOFFER BORRMANN konnte nach 14 Stunden intensiver kräfte, berücksichtigt werden. Verhandlungen in den Morgen- Die Ausbildungsentgelte steigen stunden des 18. Januar 2019 ein zum 1. Februar und 1. Oktober Ergebnis erreicht werden. 2019 gleichfalls um je 2%. Wichtig war uns die Weiterent- Für Auszubildende in der Ge- wicklung des Entgelttarifvertrages, sundheits- und Krankenpflege Um dieses Verhandlungsergeb- damit auch die Beschäftigten bei werden die Entgelte auf das nis zu ermöglichen, war unser Paracelsus an den tarifpolitischen aktuelle Niveau des Tarifvertra- Entgegenkommen bei der Jah- Entwicklungen im Gesundheits- ges des TVöD angehoben, so- ressonderzahlung notwendig. wesen teilhaben können. Selbst- fern die Refinanzierung durch Für 2019 konnten wir die bishe- verständlich spielt dabei auch die die neuen gesetzlichen Regelun- rige Höhe von 55 Prozent und wirtschaftliche Situation des Kon- gen gesichert ist. Für diese Aus- für 2020 noch 47,5 Prozent zerns nur fünf Monate nach Been- zubildenden bedeutet das eine einer durchschnittlichen Mo- digung der Insolvenz eine zentrale Steigerung ihrer Ausbildungs- natsvergütung garantieren. Ab Rolle. entgelte um 16% im ersten, 2021 beträgt das garantierte 15% im zweiten und 13,5% im Weihnachtsgeld nur noch 40 Das Ergebnis ist ein klassischer dritten Ausbildungsjahr. Prozent. Ob die neuen ergebnis- Kompromiss Prima, dass es wieder eine Vor- abhängigen Variablen dann ge- Rückwirkende Anhebung der teilsregelung für ver.di-Mitglie- zahlt werden können, wird sich Besitzstandszulagen um 2% ab der gibt. Die drei freien Tage zeigen. Unverändert bleibt je- dem 1. Dezember 2018. sollen das Engagement unserer doch das Urlaubsgeld. Anhebung der Entgelttabellen, Mitglieder honorieren, ohne die Auch die Zurückführung der Al- der Funktions- und Leitungszula- ein Tarifabschluss überhaupt tersteilzeitregelung im MTV auf gen um 2% ab dem 1. Februar nicht möglich wäre. das gesetzliche Niveau ist ein 2019. In einer Prozessvereinbarung schwieriges Zugeständnis an die Anhebung der Funktionszulage verpflichten sich die Tarifver- Arbeitgeber. für Pflegekräfte in Akutkliniken tragsparteien, bis zum 30. Sep- Angesichts der unverändert (FZ 1.1) um 30 Euro ab dem tember 2019 über weitere wich- schwierigen wirtschaftlichen Situ- 1. Juni 2019. tigen Themen unverzüglich ation von Paracelsus ist die er- Zahlung einer Zulage von weiter zu verhandeln. Diese fal- reichte Entgeltsteigerung von ins- 30 Euro für Pflegekräfte in den len nicht »unter den Tisch«. gesamt vier Prozent im laufenden Entgeltgruppen M 6 und M 7 ab Dazu gehört die von uns gefor- Jahr positiv zu sehen. Für die dem 1. Juni 2019. derte Besserstellung einiger Be- Pflegekräfte liegt die Steigerung Weitere Anhebung der Entgelt- rufsgruppen, wie zum Beispiel durch die Zulagenerhöhung von tabellen, der Funktions- und Lei- die Medizinisch-Technischen- 30 Euro im Schnitt sogar bei fünf tungszulagen um 2% ab dem Assistent/innen, die Physio- und Prozent. 1. Oktober 2019. Ergotherapeuten in den Sucht- Die Tarifkommission hat dem Laufzeit der neuen Entgelt- und kliniken und in der Psychosoma- Verhandlungsergebnis am 21. Ja- Zulagentabellen bis zum 31. De- tik oder die Masseure und medi- nuar 2018 zugestimmt. zember 2019. So können wir zinischen Bademeister/innen. Sven Bergelin, ver.di-Bundes- schon zum Jahresende 2019 er- Auch die Neuberechnung von verwaltung neut über die Weiterentwick- Zuschlägen und Bereitschafts- lung der Tabellen und Zulagen dienstentgelten nach den je- verhandeln. Dabei können dann weils gezahlten individuellen Entgelten wird dann verhandelt. Infos zu Paracelsus immer unter https://paracelsus.verdi.de 14 Infodienst Krankenhäuser Nr. 84 März 2019
Sana-Konzerntarifvertrag: Tarifkommission beschließt Forderungen zur Tarifrunde Tarif- und Branchen- politik: Konzerne Gutes Geld für gute Arbeit Am 23. Januar 2019 hat unser e Für ver.di-Mitglieder soll es wie- und endlich Arbeitszeit- Tarifkommission folgende der eine Vorteilsregelung geben: gerechtigkeit Forderungen beschlossen: Wir fordern drei freie Tage pro Landauf, landab wird öffentlich Die Steigerung der Entgelte und Jahr, auch für Auszubildende. diskutiert, dass die Arbeit in Kran- Zulagen ab dem 1. März 2019 Darüber hinaus sind die verbesser- kenhäusern aufgewertet werden um 7%, mindestens um ten gesetzlichen Möglichkeiten DANIEL WREDE muss. Dabei sind die Beschäftigten 200 Euro monatlich, Laufzeit der Refinanzierung von Tarifsteige- im Gesundheitswesen sehr be- 12 Monate. rungen zu nutzen. gehrt. In vielen Regionen können Die Anhebung der Ausbildungs- Die weiteren Themen, die auch sich Beschäftigte aussuchen, in entgelte auf das Niveau des Gegenstand der Diskussionen vor welcher Klinik sie morgen anfangen. TVöD. Das entspricht einer An- Ort gewesen sind, wie zum Bei- Darauf haben auch viele Arbeit- hebung je nach Ausbildungsjahr spiel eine bessere Bewertung von geber reagiert und mit uns die zwischen 14 und 16%. Bereitschaftsdiensten, höhere Ein- Tarifverträge deutlich verbessert. Bei der Ergebnisabhängigen Ver- gruppierungen, die Anerkennung Vor diesem Hintergrund lief auch gütung (EAV) soll die jeweils im von Fachweiterbildungen oder die die Forderungsdiskussion zur Tarif- November zu zahlende Garantie Anhebung der Leitungszulagen runde 2019 im Bereich des Kon- von heute 50 auf 75% einer werden gleichfalls in die Verhand- zerntarifvertrages der Sana-Klini- Monatsvergütung angehoben lungen eingebracht. ken, an der sich viele Kolleginnen werden. Mit diesen Forderungen wollen und Kollegen beteiligt haben. Die Arbeitszeit in den neuen wir den Sana-Konzerntarifvertrag Eine deutliche Anhebung Bundesländern ist auf gegenüber anderen Tarifverträgen der Entgelttabelle und der Zu- 38,5 Stunden zu verkürzen. im Krankenhausbereich attraktiver lagen im Sana-Entgelttarifvertrag Für die beiden Reha-Kliniken gestalten. Daran muss auch Sana ist der wesentliche Schwerpunkt kommen wieder die Akuttabel- ein Interesse haben. unserer Forderungen. len und die Ergebnisabhängige Die Tarifverhandlungen beginnen Ein zweiter Schwerpunkt ist Vergütung (EAV) zur Anwen- am 19. März und werden am die Angleichung der Arbeitszeit dung. Ohne einen Kompromiss 10. April und 23. Mai 2019 fort- in den neuen Bundesländern auf in dieser Frage wird die Tarif- gesetzt. das Niveau im Westen. Eine längst kommission keinem Tarifergeb- Sven Bergelin, ver.di-Bundes- überfällige Frage der Gerechtig- nis zustimmen. verwaltung keit. Infos zu Sana immer unter https://sana.verdi.de Wertschätzung à la SRH? Infos zur SRH immer unter https://SRH.verdi.de Auch zweite Verhandlungs- runde zum SRH-Kliniken- Eine Erhöhung der Entgelttabelle Die Tarifkommission wird am Tarifvertrag ohne konkrete wurde in Aussicht gestellt, ohne 14. Februar 2019 den bisherigen Ergebnisse diese konkret zu beziffern. Man Verhandlungsverlauf diskutieren Auch in der zweiten Verhand- müsse jetzt die durch die neuen und das weitere Vorgehen sowie lungsrunde zum Neuabschluss des gesetzlichen Rahmenbedingungen notwendige Aktionen zur Durch- J A N -C O R D F U H R M A N N von uns zum 31. Dezember 2018 geänderten Möglichkeiten der Re- setzung unserer wesentlichen For- gekündigten SRH-Kliniken-Tarif- finanzierung »prüfen«. derungen beraten. Die Fortsetzung vertrages gab es wenig konkrete Es geht bei Tarifverhandlungen der Verhandlungen ist am 6. März Angebote und damit auch keine um die Wertschätzung der Be- 2019 vereinbart. Ergebnisse. Von einem möglichen schäftigten und ihrer Arbeit – eine Sven Bergelin, ver.di-Bundes- Tarifkompromiss sind wir noch Wertschätzung, die wir bisher in verwaltung »meilenweit« entfernt. diesen Verhandlungen bei der SRH vermissen! Infodienst Krankenhäuser Nr. 84 März 2019 15
Celenus Bad Langensalza: Tarifergebnis nach 202 Streiktagen Tarif- und Branchen- politik: Konzerne Der seit vielen Monaten andau- ernde Tarifkonflikt an der Reha- Klinik in Bad Langensalza in Siehe auch Info- Thüringen ist beigelegt. Nach ins- dienst 83, S. 37, gesamt 202 Streiktagen haben 82, S. 29 ver.di und der private Betreiber und 81, S. 20 Celenus eine tarifliche Vereinba- rung getroffen, die den Beschäf- tigten in den kommenden Jahren unter anderem jährliche Entgelt- erhöhungen zwischen 1,5 und 2,25 Prozent garantiert. »Das ist bei Weitem nicht das, Vereinbarung unterschrieben hat«, Schmidt fristlos gekündigt. Der was wir uns erhofft hatten. Die sagte ver.di-Verhandlungsführerin Konzern hat zugesagt, die Kündi- Kolleginnen und Kollegen hätten Heike von Gradolewski-Ballin. Be- gungen, die vom Arbeitsgericht wahrlich mehr verdient«, sagte reits 2018 hatte der Konzern die für unwirksam erklärt wurden, der Leiter des ver.di-Landesbezirks Bezahlung einseitig um bis zu 272 nicht weiter zu verfolgen. Sachsen, Sachsen-Anhalt und Euro im Monat erhöht. »Auch Der örtliche Streikleiter von Thüringen, Oliver Greie. »Die diese Lohnerhöhungen hätte es ver.di, Falk Ludwig, zeigte sich er- Tarifkommission hat sich nach ohne den großartigen Kampf der leichtert, dass diese »extrem harte einer emotionalen Debatte den- Beschäftigten nicht gegeben. Die Auseinandersetzung« beigelegt noch dafür entschieden, diesen nun vereinbarte Entgelttabelle sat- werden konnte. »Wir hoffen, dass Kompromiss einzugehen.« Neben telt darauf auf und schafft Rechts- man bei Celenus nun wieder zu den Lohnsteigerungen, die gestaf- sicherheit.« normalen, wertschätzenden Um- felt nach Erfahrungsstufen jeweils gangsformen zurückfindet.« Das zum 1. Juli eines Jahres umgesetzt Kündigungen vom Tisch Vorgehen des Konzerns hatte weit werden, beinhaltet die Vereinba- Am 18. Februar 2018 konnten über das Unternehmen und die rung die Erhöhung des Urlaubs- die Streikenden »erhobenen Haup- Region hinaus für Empörung ge- geldes um 50 auf 500 Euro, einen tes« in den Betrieb zurückkehren, sorgt. Beschäftigte und Gewerk- tariflich garantierten Kinder- sagte von Gradolewski-Ballin. Bis schafter*innen im In- und Ausland betreuungszuschuss von monatlich dahin werden sie bezahlt freige- hatten sich mit den Streikenden 75 Euro sowie eine Einmalzahlung stellt. Laut Vereinbarung werden solidarisiert. »Einen solch lang- im Juli 2019 von 190 Euro für alle in Zusammenhang mit dem wierigen Konflikt durchzustehen, jeden Beschäftigten. Streik erfolgten Maßregelungen ist aller Ehren wert«, hob Ludwig »Die Streikenden haben eine zurückgenommen. Im Verlauf der hervor. »Die Kolleginnen und große Entschlossenheit gezeigt. Auseinandersetzung hatte Celenus Kollegen können stolz auf sich Mit ihrer Hartnäckigkeit haben sie eine Reihe von Beschäftigten aus- sein.« durchgesetzt, dass Celenus die gesperrt und den Gewerkschafte- Thomas Mühlenberg, ver.di SAT Löhne erhöht und eine tarifliche rinnen Carmen Laue und Heike 16 Infodienst Krankenhäuser Nr. 84 März 2019
Medical Park AG: Warnstreik in der Klinik Berlin Humboldtmühle Tarif- und Branchen- politik: Konzerne Anlass für den Warnstreik am alle Beschäftigten geschaffen wer- 9. Januar 2019 waren Tarifver- den. ver.di fordert insbesondere: handlungen, die seit August 2018 38,5 Stunden wöchentliche ergebnislos laufen. Erst unter An- Arbeitszeit (für Vollzeitkräfte), drohung von Streiks war die Ar- derzeit 40 Stunden, beitgeberseite überhaupt zur Auf- Jahressonderzahlung in Höhe nahme von Tarifverhandlungen von 2.500 Euro, bereit. ver.di fordert für die Be- Krankengeldzuschuss bis zur R E N AT E S T I E B I T Z (3) schäftigten einen Haustarifvertrag 39. Woche, in Anlehnung an den TVöD. Dies Zulage für Wechselschicht- und würde alleine beim monatlichen Schichtarbeit, Entgelt mehrere Hundert Euro Zusatzurlaub für Wechsel- mehr bedeuten. Derzeit werden schicht- und Schichtarbeit, Stichworte die Beschäftigten für die gleiche 30 Tage Urlaub pro Kalender- Die Medical Park Berlin Humboldtmühle ist Arbeit unterschiedlich bezahlt. Ins- jahr, eine Reha-Klinik für Neurologie, Ortho- besondere Beschäftigte, die schon monatliche Entgelte nach TVöD pädie und Innere Medizin/Kardiologie mit knapp 400 Beschäftigten. länger im Betrieb sind, erhalten Die Tarifkommission hatte den Zur Medical Park-Unternehmensgruppe ge- oft ein geringeres Gehalt als neu Warnstreik beschlossen, weil es hören bundesweit zwölf Kliniken und zwei eingestellte Kolleginnen und Kol- fast kein Entgegenkommen der ambulante Gesundheitszentren, die Leis- legen. Mit dem Tarifvertrag sollen Arbeitgeberseite gab. tungen zur Rehabilitation und Prävention anbieten. Mit mehr als 3.000 Beschäftig- einheitlich gute Bedingungen für Heike Spies, ver.di Berlin- ten werden ca. 70.000 Patientinnen und Brandenburg Patienten stationär und ambulant versorgt. Infodienst Krankenhäuser Nr. 84 März 2019 17
Ameos Ostholstein: Absichtserklärungen reichen nicht! Tarif- und Branchen- politik: Konzerne Nachdem Sana und Ameos in gleichlautenden Presseerklärungen im Aber erst die Zukunft wird Oktober die Übernahme der Sana-Klinik Eutin, der Inselklinik Fehmarn, zeigen, welchen Weg Ameos ein- Siehe Infodienst der Klinik Middelburg und der Klinik Oldenburg durch Ameos angekün- schlagen wird und ob die münd- 83, S. 32 digt hatten, leitete das Bundeskartellamt im Dezember 2018 ein so- lichen Aussagen belastbar sind genanntes Hauptprüfverfahren ein. Das geschieht bei allen Verkaufs- und perspektivisch Bestand haben. vorhaben, die aus kartellrechtlicher Sicht nicht problemlos sind. Zu der dringlichen Frage nach Innerhalb von vier Monaten muss das Kartellamt eine Entscheidung ver- Erhalt der Standorte stellt Ameos öffentlichen – in diesem Fall spätestens Anfang April 2019. in Aussicht, alle Standorte weiter betreiben zu wollen, allerdings Dennoch: Beschäftigte Um diesen Forderungen Nach- ohne dafür ein Konzept vorzulegen. brauchen frühestmögliche druck zu verleihen, gingen Klinik- Da klingt Vieles schön, unser Ziel Sicherheit, beschäftigte am 12. Dezember sollte es jetzt sein, Ameos beim zumal Ameos nicht für eine ar- 2018 in Eutin auf die Straße. Wort zu nehmen und die gewach- beitnehmerfreundliche Unterneh- Und diese Kundgebung hat ihre senen gewerkschaftlichen Struk- menskultur steht. So konnten zum Wirkung nicht verfehlt. turen zu nutzen, um mögliche Beispiel die Beschäftigten der Das Gespräch mit Ameos am Standortkonzepte, Umstrukturie- Ameos-Kliniken Osnabrück und 21. Dezember 2018 verlief durch- rungsmaßnahmen und evtl. damit Hildesheim 2016 nur durch einen aus konstruktiv und wir konnten verbundene Auswirkungen auf die mehr als elfwöchigen Streik ver- positive Signale mitnehmen. Beschäftigten gewerkschaftlich hindern, dass sie von der Tarifent- Ameos sicherte uns mündlich zu, engmaschig und aktiv mitzugestal- wicklung des öffentlichen Dienstes alle tarifvertraglichen Verpflich- ten. Ein weiteres wichtiges Ziel abgekoppelt werden. tungen einzuhalten und alle der- sollte die Verteidigung der Tarif- Die Beschäftigten in Schleswig- zeitigen Standorte zu erhalten – bindung an den TVöD sein. Holstein wollen nicht Ähnliches einschließlich der Küche in Len- durchmachen müssen. Deshalb sahn. Allerdings lehnt Ameos es Wir wollen eine schriftliche fordern sie einen Tarifvertrag, der weiterhin ab, diese Zusagen mit Vereinbarung mit Ameos, die bisherigen Vergütungen und ver.di tarifvertraglich schriftlich zu damit Tarifvertrag und Standorte Arbeitsbedingungen dauerhaft sichern. Das ist enttäuschend und belastbar gesichert sind. fixiert und perspektivisch regelt. hier müssen wir weiter am Ball Sobald der Betreiberwechsel Derzeit liegen diese auf dem bleiben! vollzogen ist, werden wir erneut Niveau des TVöD. Zudem soll der Ebenso erklärte Ameos, auch das Gespräch mit Ameos suchen. neue Eigentümer eine langfristige zukünftig weiter über die tarif- Steffen Kühhirt, ver.di Nord Standortgarantie für alle Kliniken gebundene Gesellschaft einstellen geben und Ausgliederungen aus- zu wollen. schließen. 18 Infodienst Krankenhäuser Nr. 84 März 2019
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