JAHRES BERICHT - Kinderschutzbund Ulm
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INHALT „WENN ICH BÜRGER- VORWORT UNSERES VORSITZENDEN JÜRGEN KRIECHBAUM 4 MEISTERIN VON ABSCHIEDE, NEUANFÄNGE UND VERÄNDERUNGEN 2020 6 ULM WÄRE, DANN DAS NEUE KINDERSCHUTZ-ZENTRUM 9 EIN ZUHAUSE OHNE GEWALT 10 WÜRDE ICH CO- AUSSTELLUNG „ECHT KLASSE!“ 30 JAHRE PSYCHOLOGISCHE BERATUNGSSTELLE 14 15 RONA SCHNELL AB- ERZIEHUNGSBERATUNG 2020 - HOMESCHOOLING IST NICHT NUR EINFACH 16 SCHAFFEN, DAMIT BEGLEITETER UMGANG IM KRISENJAHR 2020 18 KLAUSURTAGE UND AUSBLICK 21 WIR WIEDER IN MITGLIEDER UND MITARBEITER*INNEN 22 DIE SCHULE GEHEN EHRENAMTLICHE UMGANGSBEGLEITER*INNEN 23 UNSERE ARBEIT IN ZAHLEN 24 KÖNNEN UND STATISTISCHE ANGABEN ZUR PSYCHOLOGISCHEN BERATUNGSSTELLE 25 FREUNDE TREFFEN.“ IMPRESSUM 30 CL ARA, 8 JAHRE Wir erfahren vielfältige Unterstüt zung. Nicht alles davon wird öffentlich. Unser herzlicher Dank gilt allen, die unsere Arbeit für Kinder, Jugendliche und Familien in Not unterstützt haben. 2 3
VORWORT Viele Menschen sorgen sich aktuell um Kinder, deren Kindheit sich so grundlegend verän- dert hat, deren alltägliche Strukturen brüchig geworden sind und die mehr denn je auf ihre Eltern und Familie angewiesen sind. In diesem Jahr wurde wieder deutlich, wie wichtig zum einen ein Angebot für Kinder ist, deren Zuhause nicht ausreichend sicher ist oder deren Eltern mit eigenen Problemen be- lastet sind. Und dass zum anderen Präventionsarbeit – also das Ansprechen von Problemen so früh wie möglich ohne die Menschen zu verurteilen – kann Zukunft gestalten. Ein herzlicher Dank gilt den ehrenamtlichen Umgangsbegleiter*innen, die Kindern ein Tref- fen mit dem getrenntlebenden Elternteil in unseren Räumen ermöglicht haben – auch unter hohen Hygieneauflagen. Wir danken allen, die als Kooperationspartner*innen, als Verantwortliche in der Politik und Liebe Leserinnen Gesellschaft, als Spender*innen und Unterstützer*innen gemeinsam mit uns die Sorgen und Nöte der Kinder und Jugendlichen in diesem Jahr im Blick behielten und sich für die Belange der Kinder und Familien engagiert haben. Wir danken besonders unserem Schirm- und Leser, herrn Oberbürgermeister Gunther Czisch für seine Unterstützung und seinen von Empathie für die Kinder geprägten Besuch bei uns im Kinderschutz-Zentrum. Die Erfahrungen der Pandemie belasten Kinder und Jugendliche zunehmend mehr, je län- ger sie andauert. Darum wird unsere Arbeit zukünftig notwendiger denn je für ein gesun- 2020 war ein besonderes Jahr für uns alle – die Begegnung und das Miteinander, das des Aufwachsen der Kinder sein. Dieser Aufgabe wollen wir uns stellen – verlässlich und Menschen in einer Gesellschaft trägt, waren eingeschränkt und eine Gefahr für die eigene nachhaltig mit unseren Partner*innen und Unterstützer*innen zum Wohle der Kinder in Gesundheit. Dies war für den Kinderschutzbund, dessen Ziel es ist, Kinder und Erwachsene der Region. in Krisenzeiten durch Beratungs- und Begegnungsangebote zu begleiten, eine sehr heraus- fordernde Situation. Danke für Ihre Unterstützung! Dieser Herausforderung haben wir uns gestellt: alle Angebote in der Psychologischen Bera- tungsstelle, dem Begleiteten Umgang und dem neuen Kinderschutz-Zentrum wurden nach kurzer Unterbrechung fortgeführt und neue Angebote wie das Hilfetelefon für Eltern in der Pandemie oder digitale Elternabende und Fortbildungen entwickelt. Ihr Jürgen Kriechbaum Besonders wichtig war für uns, dass das Kinderschutz-Zentrum wie geplant im Januar 2020 seine Arbeit aufnehmen konnte. Dank der Spenden der RUKU-Stiftung, der Rudolf und Ingeborg Braungardt-Stiftung, der Stiftung Gänseblümchen sowie der Projektförderung der Beurer-Stiftung, und vielen Unterstützer*innen konnten 1,6 Personalstellen geschaffen werden. Das neue Beratungsangebot bei Gewalt gegen Kinder sowie die Ausstellung „Echt klasse!“ für Grundschüler zum Schutz vor sexualisierter Gewalt ergänzen nun das be- stehende Hilfenetz in der Region. Die Eröffnung des Kinderschutz-Zentrums fiel pandemiebedingt aus. Stattdessen gestal- teten die Mitarbeitenden des Kinderschutzbundes einen Film, um ihre Arbeit darzustellen. Die öffentliche Resonanz auf die Film-Aktion und auf die neue Homepage war äußerst positiv. Der Kinderschutzbund wird als Teil der Ulmer und Neu-Ulmer Stadtgesellschaft sowie des Alb-Donau-Kreises in diesem Jahr immer wieder sichtbar. Dies ist für unsere niederschwellige Arbeit sehr wichtig – nur so finden Menschen in Not den Weg zu uns. Darum wandten wir uns mit dem neuen Hilfetelefon für alle Erziehungsfragen und der Plakataktion „Erziehungsberatung hilft Familien“ anlässlich des 30. Jubiläums der Psycho- logischen Beratungsstelle in Zeiten der Pandemie an die hilfesuchenden Kinder, Jugend- lichen und Eltern. Beim virtuellen Nabada – ausgerichtet durch die Mitglieder des Round Table 93 Ulm/Neu- Ulm - wurde unsere Arbeit durch die Bürger*innen gewürdigt: Der Kinderschutzbund Ulm/ Neu-Ulm wurde als Organisation auf den ersten Platz gewählt. Jürgen Kriechbaum, Gabriele Wurst, Heike Nägele, Angela Trompler, Kathrin Schulthess, Ulrich Stadtmüller 4 5
„Kann ich b ei Dir über – Mir reich nachten? ABSCHIEDE UND NEUANFANG auch das k t Im Juli 2020 verabschiedete sich Lydia Heisig-Stängle nach vielen Jahren als ehrenamtliche Umgangsbegleiterin. Sie hat- und Familien liegt mir sehr am Herzen. Mein besonderes Interesse entstand bereits während meiner Schulzeit durch B E N N I, 5 J leine Sofa.“ te als Sandspiel-Therapeutin auch im Projekt „Klaro“ Kinder mein Engagement in der kirchlichen Jugendarbeit und prägt AHRE, ZU begleitet, die Gewalt erfahren mussten. Lydia Heisig-Stängles seither meinen beruflichen und privaten Werdegang. Durch S E IN E R B E R AT große Erfahrung mit Kindern und Familien in Not und ihre meine bisherigen Tätigkeiten konnte ich die Jugendhilfe aus E R IN “ empathische Art war für den Kinderschutzbund Ulm/Neu-Ulm verschiedenen Blickwinkeln kennenlernen. An der Arbeit beim von unschätzbarem Wert. Der Vorstand und das Team bedan- Kinderschutzbund reizt mich besonders der direkte Kontakt zu ken sich sehr herzlich für ihr jahrzehntelanges großes Enga- den Kindern und Familien. Es freut mich sehr, dass ich den gement, das so viel für Kinder bewirken konnte. Wir wünschen Kindern hier einen (Schutz-)Raum bieten kann, in welchem ihr alles, alles Gute. sie ungezwungen und in ihrem eigenen Tempo in Kontakt Sandra Otterbach verabschiedete sich nach vielen Jahren treten und Vertrauen aufbauen können. Ich bin beeindruckt des Engagements aus dem Team der Umgangsbegleiter*in- von der Vielfältigkeit der Arbeit des Kinderschutzbundes und nen. Sie hat Kindern immer zuverlässig und engagiert Treffen freue mich sehr darauf, mich in den verschiedenen Bereichen mit den Eltern ermöglicht. Wir alle bedanken uns sehr, sehr einbringen zu können. In einem solch herausfordernden Ar- herzlich für ihre Tätigkeit mit Trennungsfamilien. beitsfeld ist eine gute Zusammenarbeit im Team besonders Susanne Thumm hat engagiert ihre freie Zeit für Kinder notwendig. Umso dankbarer bin ich den Kolleg*innen für die eingesetzt und vielen Familien ein Papa- oder Mama-Treffen herzliche Aufnahme, das gute Miteinander und den fachlichen ermöglicht. Dabei hat ihr fachliches Wissen auch dazu bei- Austausch. getragen, in schwierigen Familiensituationen diese Umgänge durchzuführen. Wir bedanken uns von Herzen für ihre Arbeit im Kinderschutzbund Ulm/Neu-Ulm. NEU IM TEAM: Anna Heier Ich heiße Anna Heier, bin 29 Jahre alt und arbeite seit Oktober 2020 im WAS WIRKLICH Z ÄHLT NEUE UMGANGSBEGLEITER*INNEN Kinderschutz-Zentrum des Kinder- Lothar Steurer hat auch 2020 einen Ausbildungskurs für neue schutzbundes Ulm/Neu-Ulm. Von Unsere Erfahrungen im vergangenen Jahr sind mit kei- Wir bieten deshalb Spieltherapie für die Kinder weiter an und Umgangsbegleiter*innen durchgeführt – mit mehr Abstand Beruf bin ich Kunsttherapeutin nen Erfahrungen aus den Vorjahren vergleichbar. Noch beraten Eltern persönlich – obschon wir uns in diesen Pande- und Unterbrechungen. Der Kurs wurde vor den Sommerferien (BA). Mein Aufgabenschwerpunkt nie haben wir so viele Kinder in größter Not erlebt. Noch nie miezeiten auch Sorgen um unsere eigene Gesundheit machen. beendet. Wir danken Lothar Steurer für die Durchführung des ist die kunsttherapeutische Be- wurde uns als Berater*innen so dramatisch vor Augen ge- Vielleicht ist das möglich, weil wir schon Erfahrung mit Krisen Kurses sehr herzlich und begrüßen die neuen Umgangsbeglei- gleitung von Kindern und Jugend- führt, wie gefährlich das eigene Zuhause für viele Kinder ist. haben: die Krisen, die unsere Klient*innen mitbringen und die ter*innen im Kinderschutzbund. Schön, dass ihr da seid! lichen, die Gewalt, Elterntrennung Noch nie haben wir so konkret erlebt, wie verletzbar trauma- Krisen, die wir und der Kinderschutzbund schon erlebt haben. oder andere Belastungen erlebt haben. tisierte Kinder sind, wenn die Welt in die Krise gerät. Noch nie In der Pandemie fühlen wir uns im Team, mit dem Vorstand Bisher gab es noch kein kunsttherapeutisches Angebot vor Ort, wurde uns so klar, wie wichtig das Miteinander von Kindern in und den Umgangsbegleiter*innen sehr verbunden: mit Aus- weshalb ich die Kunsttherapie hier erstmals aufgebaut habe. der Nachbarschaft, in Kindertageseinrichtungen, Schulen und tausch und Verständnis für einander, mit Ideen für die Gegen- Die ehemalige Küche im Obergeschoß gestalte ich gerade zu Vereinen auf dem Weg in ein eigenes glückliches Leben ist. wart und die Zukunft, mit fachlicher Kreativität – und auch einem Kunstatelier um. Als ich hier anfing zu arbeiten, war Noch nie haben wir so deutlich gespürt, wie wichtig unsere mit Freundlichkeit und Humor. ich noch Berufsanfängerin im Bereich Kinderschutz, weshalb Arbeit für die einzelnen Kinder und Familien, für die Fach- Wir danken den Kindern und Eltern, die uns ihr Vertrauen ge- ich bereits jetzt eine Fortbildung im Kinderschutz mache. Im kräfte und die Region und unsere gemeinsame Zukunft ist. schenkt haben, den Mitarbeitenden des Hilfsnetzes aus Ulm, Bereich der Beratungsarbeit konnte ich schon während mei- Um unser Angebot für Kinder und Familien zu gestalten, den Kolleg*innen der anderen Beratungsstellen und der Kin- nes Studiums Erfahrungen sammeln. Dort war ich für mein brauchen wir den Mut, Probleme zu benennen und den derschutz-Zentren, mit denen wir immer wieder im Austausch Praxissemester in einer Beratungsstelle für erwachsene Frau- Optimismus, Lösungen zu finden. Denn Vieles konnten wir waren und von denen wir dieses Jahr sehr viel gelernt haben. en, die in ihrer Kindheit und Jugend sexualisierte Gewalt er- 2020 nicht so machen, wie wir das wollten, dazu gehörte die Wir sind auch allen Spender*innen und Unterstützer*innen fahren haben. Dass ich gerne mit Kindern und Jugendlichen Feier zur Eröffnung des Kinderschutz-Zentrums, das Theater- dankbar, die uns dieses Jahr begleitet haben. arbeite, zeigt sich unter anderem in meiner Nebentätigkeit im projekt „Hau ab du Angst“, Fortbildungen und vieles mehr. Kunst- und Kindermuseum in Neu-Ulm. Dort bin ich im pä- Dafür ist Neues entstanden: das Hilfetelefon in der Pande- Herzlichst dagogischen Bereich angestellt, was einen schönen Ausgleich mie, Infohefte für Kinder, ein Beschwerdekasten für Kinder, ein Bettina Müller, Sonja Kroggel und das ganze Team darstellt. Film über unsere Arbeit, die Ausstellung „Echt klasse!“ in der Ich komme gebürtig aus Ulm und freue mich, hier wie- Sparkasse in Ulm, eine Plakataktion zur Erziehungs- und Tren- NEU IM TEAM: Noemi Edelkott der Fuß zu fassen. Neben meinem Arbeitsleben bin ich oft nungsberatung, Konzepte zur Arbeit bei sexualisierter Gewalt Mein Name ist Noemi Edelkott und ich bin draußen in der Natur. Außerdem gefällt mir die Gesellschaft und die Kunsttherapie – um nur einige Beispiele zu nennen. Sozialpädagogin. Ich freue mich sehr von Freund*innen und Familie, was nun zu Zeiten von Coro- Wir haben dieses Jahr auch viel gelernt: Wir beraten jetzt darüber, das Team des Kinderschutz- na leider nur begrenzt möglich ist. Seit langer Zeit war mein videounterstützt und können digitale Fortbildungen anbieten. bundes Ulm/Neu-Ulm seit September Wunsch, in einem eigenen Atelier als Kunsttherapeutin mit Wir gestalten Begleitete Umgänge anders: weniger Spielzeug 2020 unterstützen zu dürfen. Meine Kindern zu arbeiten und meine Kreativität auszuleben. Dieser und mehr Kontakt. Vor Weihnachten konnten wir allen Familien Arbeitsschwerpunkte sind die Bera- Wunsch erfüllte sich zeitgleich mit dem langjährigen Wunsch, auf der Warteliste des Begleiteten Umgangs ein erstes Gespräch tung von Kindern und Eltern auch in beim Kinderschutzbund arbeiten zu dürfen. Ich freue mich anbieten, um die Konflikte in den Familien etwas zu mindern. der Außenstelle Dietenheim sowie die somit auf viele schöne bunte Arbeitstage hier, an denen ich Das alles hat unsere Arbeit vorangebracht. Bei allen Neuerungen Begleitung der Ausstellung „Echt klas- hoffentlich das Team und die Kinder, die hierher kommen, mit haben wir auch immer wieder erlebt, was am wichtigsten ist: se!“. Der Einsatz für Kinder, Jugendliche meiner Arbeit bereichern kann. die Beziehung zu den Kindern und Eltern und das Miteinander. Team der Psychologischen Beratungsstelle u. des Kinderschutz-Zentrums 6 7
DER DIGITALE SPRUNG DAS NEUE KINDERSCHUT Z ZENTRUM „Wie toll, d ass ULM/ NEU-ULM ich jetzt di Beratung h gital aben kann – Das Kinderschutz-Zentrum Ulm/Neu-Ulm ist eine Fachstelle 1,6 Personalstellen des Kinderschutz-Zentrums wurden im für Kinder, Jugendliche, Eltern, Fachkräfte und Bürger*innen Jahr 2020 durch die RUKU-Stiftung, die Rudolf und Ingeborg während bei körperlicher Gewalt, sexualisierter Gewalt, psychischer Ge- walt, Vernachlässigung und häuslicher Gewalt (auch Partner- Braungardt-Stiftung, die Stiftung Gänseblümchen und das Projekt der Beurer-Stiftung „Trauma überwinden – Bildung meine Zwill gewalt genannt). Kinder und Jugendliche erhalten Beratung ermöglichen“ und viele weitere Spender*innen finanziert: eine Mittagschla inge bei Gewalt gegen Kinder. Die Eltern erhalten ebenfalls Bera- großartige Hilfe für Kinder aus der Region. Herzlichen Dank! tung, wie sie ihr Kind in Zukunft schützen können. f machen.“ Beratung und Prävention liegen in einer Hand. Teil des Kinder- schutz-Zentrums sind die Ausstellung „Echt klasse!“ und das Theaterprojekt „Hau ab Du Angst“ für Grundschulkinder zum E IN E M U T T Schutz vor sexualisierter Gewalt sowie ein umfangreiches An- ER AUS BE gebot von Elternabenden, Fortbildungen etc. Wir unterstützen R N S TA D T auch Institutionen und Vereine bei der Entwicklung von Schutz- konzepten. Das Kinderschutz-Zentrum Ulm/Neu-Ulm ist durch die Bundesarbeitsgemeinschaft der Kinderschutz-Zentren mit allen Zentren deutschlandweit im fachlichen Austausch vernetzt. 2020 geht als das Jahr der Digitalisierung in die Geschichte Auch was die Beratungsmethoden anging, war mehr möglich DAS NEUE HILFETELEFON: ein – zumindest beim Kinderschutzbund Ulm/Neu-Ulm. Eine als gedacht. Mit Hilfe von Kamera, Stift und Papier konnten neue Telefonanlage und neue Computer waren schon ge- plant, der Start der neuen Homepage für Mai 2020 terminiert. wir wichtige Punkte der Beratung festhalten, Metaphern und Bilder austauschen – und so nicht nur über das Gespräch in EIN ANKER FÜR VIELE FAMILIEN Großzügige Spenden und rasche Entscheidungen eines sehr Kontakt kommen. flexiblen Vorstands ermöglichten uns ad hoc einen unkom- plizierten Start in die digitale Welt mit neuen Headsets und In der Online-Beratung mit Kindern und Jugendlichen merk- meinsam überlegte die Beraterin mit dem Kind, was eine gute Kameras, Laptops und drei datenschutzkonformen digitalen ten wir jedoch schnell: Sie ersetzt reale spieltherapeutische Hilfe wäre. Letztlich gab das Kind sein Handy an die Mama Räumen. Schon im März waren Teamsitzungen, Beratungen, Stunden nicht. Aber immerhin konnten wir so zu den Kindern weiter. Eine völlig überforderte Mutter meldete sich. Erst war Vorstandssitzungen und bald auch Fortbildungen in Online- Kontakt halten und ihnen Raum geben, von ihren Ängsten sie wütend, dass ihre Tochter angerufen hatte, dann verstand Formaten möglich. und Sorgen im Lockdown zu berichten. Diese digitalen Treffen sie erst die Not des Kindes. Inzwischen kommen Mutter und waren für die Kinder und Jugendlichen oft sehr wichtig. Wir Kind zur Beratung. Anfänglich war unsere Sorge, dass Online-Beratung nicht die vereinbarten deshalb mit den Eltern, dass das Kind in einem notwendige Nähe erzeugt, die wir zum Beziehungsaufbau eigenen Zimmer ungestört mit uns sprechen kann. Trotzdem benötigen. Es zeigte sich schnell: Emotionale Nähe und Be- sind Schutzräume wie unsere Spielzimmer durch virtuelle „ Ic h h a b e k ziehungsaufbau sind auch über den Austausch am Compu- Räume nicht zu ersetzen. Darum boten wir allen Kindern nach eine Kraft ter möglich. Manchen Klient*innen fiel es anfänglich schwer, kürzester Zeit wieder Treffen vor Ort an. Um Familien trotz Kontaktbeschränkungen zu erreichen, war mehr, die K in Hause, Hom der zu sich auf das Angebot einzulassen, andere Ratsuchende regte unser Hilfetelefon besonders wichtig. Im März 2020 bekamen das eigene Zuhause sogar dazu an, sich mehr zu öffnen. Beim digitalen Sprung halfen uns großzügige Spenden von wir eine neue Telefonanlage mit vier Leitungen. Einen passen- Vielleicht fühlen sich die Klient*innen dort sicherer. Herzenssache, der Kinderhilfsaktion des SWR, SR und Sparda- deren Zeitpunkt gab es nicht. Wir Mitarbeitenden sind sehr eo die Streiter ffice, Bank, Computerspenden der Firma Daimler, und die Unter- dankbar, dass wir dadurch so gut erreichbar waren. Viele Men- stützung unseres Computer-Dienstleisters Bll. schen riefen an wegen eines Verdachts auf sexuelle Gewalt, wegen häuslichen Gewaltsituationen oder weil sie einfach völ- lig überfordert mit der Situation zu Hause waren. V AT E R V O eien…“ N 4 K IN DERN AUS Ein Vater rief an: Sein fünfjähriges Kind hatte gerade völlig ULM AKTION KINDER MIT unbefangen von sexualisierten Übergriffen durch den Onkel er- zählt. „Papa, das war so komisch, dass ich den Penis anfassen sollte. Ich mag das nicht.“ Der Vater war sehr aufgeregt und Eine Nachbarin rief an: Sie mache sich Sorgen um die Kin- ABSTAND DIE BESTEN erst nach einer Weile ließ er sich etwas beruhigen. Gemeinsam überlegten wir, wie der Schutz des Kindes herzustellen ist. Was der von gegenüber. Unsere Beraterin fragte sie, ob sie schon geläutet habe, um ihre Hilfe anzubieten. „Darf ich das denn hilft nun dem Kind? Muss ich gleich anzeigen? Wie kann das einfach?“, fragte sie überrascht. „Warum nicht? Vielleicht hilft Wir haben uns an der Aktion des Landesverbandes des Kinder- Jugendamt helfen? Wir vereinbarten noch weitere Termine. es ja auch, wenn Sie der Mama oder dem Papa sagen, wo sie schutzbundes Baden-Württembergs beteiligt, um damit Kin- Beratung bei Erziehungsfragen bekommen oder was es für dern dafür Danke zu sagen, für das, was sie in der Pandemie Ein neunjähriges Mädchen rief an: Die Mama regt sich im- praktische Hilfen gibt.“ Die Nachbarin wollte sich die nächsten leisten. mer mehr auf. Ich bin in meinem Kinderzimmer. Kannst du Tage nochmals melden und über ihre Erfahrungen berichten. nicht vielleicht kommen? Das Kind war sehr aufgeregt und Ich bedankte mich für ihren Anruf. Ich bin immer sehr froh, weinte. Nur langsam konnte die Beraterin sie beruhigen. Ge- wenn sich Menschen für Kinder einsetzen. 8 9
EIN ZUHAUSE OHNE Einmal war es dann so schlimm, Papa hat geschrien, Mama hat laut geweint, dass es unsere Nachbarn gehört haben. GEWALT: HILFE Auf einmal kam die Polizei. Da bin ich noch mehr erschro- cken. Was passiert jetzt? Papa musste erst einmal gehen. FÜR KINDER, DIE Danach kam eine Frau vom Jugendamt. Sie war echt nett und sie wollten, dass meine Eltern Beratung bekommen und HÄUSLICHE GEWALT ich auch, damit ich mit meinen Sorgen nicht alleine bin. Meine Eltern waren einverstanden und so kam Papa bald wieder nach Hause. Die Nachbarn hatten mich auch öfter gefragt. Ich habe im- ERLEBT HABEN Papa geht noch in eine eigene Beratung, damit er lernt, mer gesagt, es ist alles in Ordnung. Ich habe mich geschämt. Ein Projekt des Kinder- Mama nicht mehr zu schlagen, wenn er sich ärgert. Ich gehe einmal in der Woche ins Kinderschutz-Zentrum. Ich spiele Dann wurde es beim nächsten Streit so schlimm, dass ich stürzte und mich am Kopf schwer verletzte. Dieses Mal ha- schut z-Zentrums mit meiner Beraterin und wenn ich möchte, kann ich ihr erzählen, was ich erlebt habe. Reden hilft, sagt sie immer. ben meine Nachbarn die Polizei angerufen. Im Nachhinein bin ich Ihnen dankbar. Ulm/ Neu-Ulm e.V. Und das stimmt wirklich! Mama und Papa treffen auch einen Berater beim Kinderschutzbund. Da lernen sie, was Kinder Ich bin froh, dass Lea zum Kinderschutzbund gehen kann. Es tut ihr gut, dass sie mit jemandem sprechen kann. Wir brauchen, die so einen furchtbaren Streit erlebt haben. haben einen Berater im Kinderschutz-Zentrum. Manchmal Zu Hause ist es wieder viel besser und ich habe keine Angst haben wir gemeinsame Gespräche, manchmal kommen ich mehr. Manchmal fühlt es sich schon richtig sicher und fröh- oder auch mein Mann alleine. Ich verstehe jetzt, was meine Kinder, die Gewalt zwischen ihren Eltern erleben, sind hoch- lich an, wenn wir gemeinsam um den Tisch sitzen. Trotzdem Kinder alles mitgemacht haben, wie schlimm es gewesen belastet. Die Kinder hören das Schreien und sehen das Schla- wollen die Bilder noch nicht aus meinem Kopf und ich träu- sein muss. Das ist nicht leicht auszuhalten. gen, das Blaulicht beim Polizeieinsatz, den Krankenwagen. me noch oft davon.“ Seit mein Mann auch bei der Beratung im Täterprojekt ist, Sie spüren die Todesangst von Mama oder Papa. Diese mit- beschäftigt er sich mit dem Thema Gewalt, er lernt Konflikte erlebte Gewalt ist für die Kinder existentiell bedrohlich und anders zu lösen, anders mit seiner Wut umzugehen, sich mit höchst traumatisch. „ Ko m m s c h seiner eigenen Kindheit auseinanderzusetzen. Das hilft uns ich bin unte nell, Gerade jetzt in der Corona-Krise erleben die Kinder oft mas- allen. Hätte er das nicht getan, hätte ich mich getrennt, auch sive familiäre Konflikte. Eine Ausweichmöglichkeit gibt es weil ich jetzt weiß, dass ich unsere Kinder vor dieser Gewalt r S o f a . Ic h g l d e m nicht. 80 % der Eltern vermuten, dass ihre Kinder die häus- schützen muss.“ lichen Auseinandersetzungen nicht mitbekommen. 80 % der meine Elter aube, Kinder waren dabei, wenn Partner*innen gewalttätig waren. Manchmal trennen sich die Eltern. Das Kind bleibt bei einem n bringen Elternteil und ist vorerst geschützt. Dennoch sind die Er- lebnisse nicht vergessen. Oft wohnen die Eltern trotz dieser Gewalteskalation aber auch weiterhin zusammen. Über die Gewalt in der Familie wird nicht mehr gesprochen. Die Bilder bleiben aber in den Köpfen der Kinder – die Konflikte der Er- sich um.“ wachsenen sind nicht gelöst. L U IS , 1 0 J AHRE „Ich schäme mich, dass ich mein Kind nicht AUS SICHT DES VATERS: „Meine Frau und ich leben schon viele Jahre zusammen. Als schützen konnte.“ Lea geboren wurde, war mein größter Wunsch, ihr ein schö- EINE FAMILIE, IN DER HÄUSLICHE GEWALT nes Zuhause zu schaffen. Ich muss viel arbeiten, alles ist so teuer. Bei der Arbeit hatte ich viel Stress. Abends war ich STAT TFAND, KOMMT INS KINDERSCHUT Z- LE AS MUT TER schnell genervt und meine Frau konnte mir nichts recht ma- chen. Ich habe einfach zugeschlagen. Ich konnte mich ein- ZENTRUM fach nicht steuern. AUS SICHT DER MUTTER: Ich dachte, die Kinder bekommen nichts mit. Aber Lea und Jo- „Irgendwann fing es an: In einem Streit hat mein Mann sua zogen sich immer mehr zurück, wenn ich nach Hause kam. plötzlich zugeschlagen. Ich war wie erstarrt. Danach hat er Nach dem letzten Streit riefen die Nachbarn die Polizei – ich er- sich entschuldigt, so etwas würde nie wieder passieren. Ich hielt einen Platzverweis. Als ich ging, stand Lea im Schlafanzug Immer wieder kommt es in der Familie zu Gewalt durch den gestritten haben und Papa wütend wurde. Dann saßen wir habe es geglaubt und immer versucht, keinen Anlass für im Flur mit Josua an der Hand. Beide schauten mich an. Vater gegenüber der Mutter. Als die Nachbarin Schreie hört, zusammen in meinem Zimmer und hielten uns aneinander Streit zu bieten. Aber dann ist es doch wieder passiert, er hat Unsere Beraterin vom Jugendamt hat uns geraten, mit Lea ruft sie die Polizei. fest. Sind wir Schuld, dass es Streit gibt? Wenigstens war ich wieder zugeschlagen und mich angeschrien. Er hatte auch zum Kinderschutz-Zentrum zu gehen. Hier bekommt sie the- dann nicht alleine. Ich hatte so große Angst, dass ich ganz begonnen, mich zu kontrollieren, wo ich hinfahre und mit rapeutische Spielstunden – und wir Elterngespräche, damit AUS LEAS SICHT: starr wurde. Wenn Papa Stress hatte, hat er Mama oft ge- wem ich telefoniere. Ich hatte riesige Sorge um die Kinder, wir lernen, die Kinder vor Gewalt zu schützen. Ich wusste „Ich bin jetzt acht Jahre alt und gehe in die zweite Klasse. schlagen. Wenn ich in der Schule war, hatte ich Panik, was sie sind doch noch so klein. Erst dachte ich: Wenn sie am nicht, dass Lea und Josua alles mitbekommen haben. Alleine Ich habe auch einen jüngeren Bruder, der noch in den Kin- wohl zu Hause los ist. Meine Lehrerin merkte, dass etwas Abend in ihren Zimmern sind, merken sie nichts. Aber sie zu sehen, wenn Mama und Papa sich schlagen, belastet dergarten geht. Josua ist vier Jahre alt. Ich bin die Ältere nicht stimmt und hat mich gefragt, wie es mir geht. Aber waren plötzlich so anders, so ängstlich. Meine Tochter hat Kinder. Ich habe Termine bei der Diakonie in einem Projekt und manchmal nervt Josua ziemlich, aber ich bin auch froh, Papa hat gesagt: `Wenn ihr mit jemandem darüber sprecht, nach der Schule immer gleich gefragt, ob alles o.k. ist. Ich für Männer bei häuslicher Gewalt. Ich möchte meine Familie dass er da ist. Ganz besonders dann, wenn Mama und Papa müsst ihr in ein Heim und könnt nicht mehr nach Hause.´ habe sie getröstet, obwohl es mir selbst so schlecht ging. nicht verlieren.“ 10 11
Das Atelier ist ein sicherer und ge- schützter Raum, in dem die Kinder ü h l t es nicht darauf achten müssen, was sie d r i n f n !“ mitteilen. Alles Erlebte hat hier einen n e n r i g a Raum. Die Kinder entdecken ihre Res- „In a u sourcen und Stärken. Es ist ein Ort, wo a t r n z JAHRE, Kinder ihre kindliche Neugierde und si c h g 12 NDE Kreativität ausleben dürfen und Raum nur für sie ist. Manche Kinder nützen ALI, P IEL ST U die Kunsttherapie auch dafür, ihre Welt R S NE bildnerisch so zu schaffen, wie sie sich IN EI diese erträumen. Für viele Kinder ist es eine wichtige Erfahrung, auf dem Papier das ausdrücken zu dürfen, was sie sich wünschen. Erleben Kinder sich Unser Projekt wendet sich an die Kinder, die Gewalt in selbstwirksam, können sie gestärkt in der Familie erlebt haben. „ Ic h d a c h t e ihren eigenen Alltag zurückkehren. Un- Die Erfahrung, dass die eigenen Eltern sich beschimpfen immer, sere ersten Erfahrungen mit diesem wenn Eltern und sich gegenseitig weh tun, bleibt Kindern für immer in neuen Angebot begeistern die Kin- sich Erinnerung – auch wenn sie vielleicht nie darüber sprechen. der und uns. Wir danken allen Spen- abwerten un Mit Kunsttherapie und spieltherapeutischen Angeboten im der*innen für die Unterstützung des d schlagen, Sand können die Kinder das Erlebte ausdrücken. Oft ist Projekts. dies ein Beginn, um Worte für das kaum Aussprechbare zu finden. schadet das Beratung für Eltern Kind nicht. J dem In der Beratung im Kinderschutz-Zentrum erfahren die Eltern Unterstützung und Informationen. Viele Menschen etzt weiß wissen nicht, wie sehr Kinder durch das Erleben von häus- ich, dass so Erfahrungen lche licher Gewalt geschädigt werden. Eltern brauchen Hilfe, damit sie eskalierende Situationen in der Familie früh er- K massiv schä inder kennen und gewaltfrei miteinander umgehen lernen. Der Schutz des Kindes steht im Mittelpunkt unserer Hilfe. „ W OW ! In Planung: Eine Gruppe für Kinder, die häusliche d i g e n .“ Das funktio Gewalt erlebt haben E IN E A N W Ä LT IN N A C H niert ja wirklich! Kinder lernen gemeinsam in der Gruppe mit anderen Kin- Anna Heier begleitet die Kinder in Einzeltherapien, bei der dern über kunsttherapeutische Angebote, ihre Gefühle und E IN E R F O R Gestaltung des Bildes oder des Kunstwerks. Anschließend ihr Erleben ausdrücken. Dafür wollen wir – wenn die Pan- demie Gruppenangebote zulässt – ein Gruppenangebot für T B IL D U N G sprechen die Kinder mit der Therapeutin über das entstan- dene Werk. Manche (inneren) Bilder kommen unbewusst auf “ Kinder einrichten. das Papier und durch das gemeinsame Gespräch entsteht M A R V IN , 9 eine Integration des Unbewussten. Ein wichtiger Schritt in NACHDEM JAHRE, E R E IN E IH der Therapie ist, eigene Worte für das Unfassbare, was die S IT U AT IO N N BEL A ST AUF DEM B ENDE Kinder verletzt hat, zu finden. Somit ist Kunsttherapie tat- IL D E IN F A C H V ER ÄNDERT KUNST THERAPIE: sächlich eine nonverbale Therapieform – ergänzt durch den Baustein Sprache. H AT EIN NEUES ANGEBOT DES KINDERSCHUT Z-ZENTRUMS RATGEBER FÜR SCHULEN DES Durch die Pandemie sind viele Kinder hochbelastet. Oft sind letzten Monaten immer wieder gestellt. Kindern steht das ALB-DONAU-KREISES die Kinder traurig, erschöpft und sprachlos. Mit Spendengel- Atelier offen, um dort zu malen und mit verschiedenen Ma- dern konnten wir im Oktober 2020 ein kunsttherapeutisches terialien ihre Kunstwerke zu gestalten. Kunsttherapie wird In Zusammenarbeit mit Heike Leppert, Leiterin des regionalen nem Verdacht auf Kindeswohlgefährdung. Sie ist ein wichtiger Angebot im Kinderschutz-Zentrum beginnen. Es ist ein An- oft als „nonverbale“ Therapieform bezeichnet. Kinder, die Bildungsbüros, und Sabine Blessing, Leiterin des Fachdiens- Baustein für die Zusammenarbeit zwischen den Schulen, den gebot für Kinder, die Gewalt oder massive Belastungen zu beispielsweise Gewalt erfahren haben, drücken im Malen sich tes Familienhilfe Soziale Dienste, sowie vielen Akteur*innen Jugendämtern und den Hilfesystemen der Jugendhilfe und der Hause erlebt haben. Die Kunsttherapeutin Anna Heier rich- und ihre Gefühle aus. Diese Erfahrung hilft Kindern bei der im Kinderschutz entstand die Broschüre „Regionaler Ratge- Medizin in der Region zum Schutz der Kinder. Gerne haben tete in den Räumen in der Olgastraße 125 ein Atelier ein. Verarbeitung des Erlebten, gibt ihnen neue Sicherheit und ber im Sozialraum Schule – bei Kindeswohlgefährdung“. Die wir unser Wissen im Kinderschutz für dieses Projekt zur Ver- stärkt sie für ihre Zukunft. Die Kunst ermöglicht einen Aus- Redaktion lag beim Kinderschutz-Zentrum Ulm/Neu-Ulm. Die fügung gestellt. Die Broschüre ist abrufbar unter www.biba. „Malen die Kinder einfach nur ein Bild und dann geht druck, der vorerst keine Worte benötigt und dem Kind trotz- auch digital abrufbare Broschüre gibt allen Fachkräften an alb-donau-kreis.de es ihnen dadurch besser?“ Diese Frage wurde uns in den dem einen Austausch und ein Mitteilen ermöglicht. den Schulen im Alb-Donau-Kreis Handlungssicherheit bei ei- 12 13
→ AUS - S T E L LU N G 30 JAHRE PSYCHOLOGISCHE BERATUNGSSTELLE ECHT KL A SSE! „Beratungs st für Familie ellen Bis heute ist das gewaltfreie Erziehen eine Herausforderung für Eltern. Geschlagen wird selten aus Überzeugung, son- dern vielmehr aus Überforderung. Aber auch Themen wie i m me r a u c h n s i n d Eifersucht unter Geschwistern, Probleme beim Einschlafen, Umgang mit Wut und Ärger, Krisen in der Familie, Gewalt, ein Spiegel Elterntrennung sind u.a. Themen in der Beratung. Seit 30 der Gesells Jahren beraten Psycholog*innen, Sozialpädagog*innen, chaft.“ Heilpädagog*innen mit therapeutischen Zusatzausbildungen Kinder, Jugendliche und Eltern. Vertraulich, kostenfrei und auf Wunsch auch anonym. Ein niederschwelliges Angebot LOTHAR S mit hoher Fachlichkeit und großer Nachhaltigkeit. L E IT E R D E TEURER, R PSYCHO Ein Grund zum Feiern in einem Jahr, in dem die Be- B E R AT U N G L O G IS C H E N ratung für Familien und Fachkräfte wichtiger denn je K IN D E R S C S S T E L L E DES ist. Wir haben dieses Jubiläum mit einer Plakataktion für HUT ZBUND Eltern gewürdigt. NEU-ULM E S ULM/ 1 9 9 0 B IS 2017 30 Jahre Ps DIE AUSSTELLUNG „ECHT KL ASSE!“ – 2020 feierte der Kinderschutzbund Ulm/Neu- Ulm das 30. Jubiläum der Psychologischen des Kind ychologi sche Ber erschut atungss EIN PRÄVENTIONSANGEBOT ZUM Beratungsstelle für Elterntrennung, Erzie- Erziehu zbundes telle hungsfragen, Familienkonflikte, Gewalt ge- ngsbera Ulm/Neu SCHUT Z VOR SE XUALISIERTER GEWALT gen Kinder. Als die Beratungsstelle vom dama- ligen Leiter Lothar Steurer eröffnet wurde, war -Ulm tung stä rkt Fam die Welt noch eine andere. Das Schlagen von ilien Kindern als Erziehungsmittel war in der Fami- Wenn ic h sauer b auf meine Toch Im April 2020 wurde die neue Ausstellung „Echt klasse!“ – Im Mai wurde „Echt Klasse!“ erst in der Sparkasse Ulm Neue lie erlaubt. Bei Scheidungen galt das Schuld- in, zähle 10, bev ich e ter or ich m rst bis Fürs Co gebaut am Plöner See – als Teil des neuen Kinderschutz- Mitte für das Publikum öffentlich ausgestellt, danach fand prinzip, was auch Folgen für den Umgang mit spreche . it ih r mputer Spielen gibt es Zentrums Ulm/Neu-Ulm geliefert. Wir waren vom ersten Mo- die Ausstellung in der Sparkasse Ehingen im Juli 2020 noch- den Kindern hatte. Schon seit Gründung des bei uns feste Regeln. ment an begeistert, wie fachlich gut die von „Petze“ aus Kiel mals Platz. Die Mitarbeitenden des Kinderschutzbundes bo- Kinderschutzbundes Anfang der 70er Jahre konzipiert Ausstellung gestaltet ist. Alle wichtigen Themen ten Führungen für Kleingruppen an, die rasch ausgebucht waren die Mitarbeitenden Pionier*innen bei für Kinder zum Schutz vor sexualisierter Gewalt werden an waren. Das Interesse von Schulsozialarbeiter*innen, Leh- dem Thema sexualisierte Gewalt gegen Kin- den interaktiven Tafeln kindgerecht dargestellt: mein Kör- rer*innen, Erzieher*innen und anderen Fachkräften war sehr der. Viele Menschen dachten, dass die Kinder Unser F amilien per, meine Gefühle, meine Grenzen, Hilfe holen, Gute und hoch. einfach alles schnell vergessen sollten, was heute e leb ntspann en ist wir uns ter, weil schlechte Geheimnisse, Nein sagen. Die interaktive Ausstel- Seitdem steht die Ausstellung in den Räumen des Kinder- sie erlebt hatten. e re Kinder mehr loben. lung lädt Kinder und Erwachsene zum Mitmachen ein. schutz-Zentrums. Wir machen wertvolle Erfahrungen mit Der Kinderschutzbund Ulm/Neu-Ulm stellte Kindern, die bei uns zur Beratung und Therapie kommen. von Anfang an die Kinder mit ihren Be- Kinder, die selbst sexualisierte Gewalt erlebt haben, sind dürfnissen ins Zentrum seiner Arbeit: bei einigen Fragen auffallend verunsichert. Muss man nicht Kinder konnten in Beratungs- und Spiel- doch eigentlich alles machen, was Erwachsene sagen? Auch stunden über das Erlebte sprechen. Diese den eigenen Körper wahrnehmen, fällt Kindern immer wieder Haltung zeichnet unsere Arbeit bis heute schwer: Ist das jetzt unangenehm oder angenehm? aus. Das Angebot für Kinder, die Gewalt Wir freuen uns, wenn wir die Ausstellung an Grundschulen erlebt haben, wurde über Jahrzehnte der Region ausleihen können. Mit der Ausleihe sind ein El- professionalisiert: Heute gibt es das ternabend, eine Fortbildung zum Thema sexualisierte Gewalt Kinderschutz-Zentrum als spezialisier- gegen Kinder für Lehrer*innen und die Unterstützung bei te Fachstelle bei Gewalt gegen Kinder. der Begleitung der Schulklassen verbunden. Damit werden Die Psychologische Beratungsstelle Ich weiß Schulen unsere Partner im Kinderschutz. Es gibt bereits viele des Kinderschutzbundes ist neben jetz seine G t, dass jeder m renzen Anfragen. Nur durch Prävention können wir gemeinsam den Angeboten der Diakonie und der ko al an holen tu mmt. Hilfe t gut. sexualisierte Gewalt gegen Kinder verhindern. Caritas eine der drei Erziehungsbe- Schreit mein So ratungsstellen in der Region Ulm/ Bonbon h will, ble n, weil er ein bei mein ibe ich gelasse Alb-Donau-Kreis. Ein überkonfes- e m „Nein “. n Wir bedanken uns ganz herzlich bei Radio 7 Drachenkinder, der sionelles Angebot für ratsuchende Rufen S ie uns a Sparkasse Ulm, ulmskleinespatzen und der Otto-Kässbohrer- Kinder, Jugendliche, Eltern und n oder schreib 0731/2 en Sie u Stiftung, die diese Ausstellung für die Region ermöglichen. Fachkräfte. in fo @ kinders chu 8042 ns : Psychol tzbund-u ogis lm.de Kindersc che Beratungss hutzbun telle des d 14 Olgastra es Ulm/Neu-Ulm ße 125, 89073 U 15 lm
ERZIEHUNGSBERATUNG 2020 - AUSSENSTELLE DER ERZIEHUNGSBERATUNGS- HOMESCHOOLING IST NICHT STELLE IN DIETENHEIM NUR EINFACH „Meine Mam a h ist einfach Seit 1991 gibt es die Außenstelle in Dietenheim in den Räu- e n a u c keine Lehre men des Rathauses. Dort bietet der Kinderschutzbund Ulm/ i r m ü ss u „W n a Neu-Ulm an einem Tag in der Woche Erziehungsberatung an. rin – 2020 hat Noemi Edelkott als Mitarbeiterin für Dietenheim La n d g e sondern begonnen. au f d e m e e s Viele Familien sind sehr froh bei Erziehungsfragen, Eltern- u en , w i meine Mam trennung und Gewalt gegen Kinder eine Ansprechpartnerin hi n s c h a h t . “ g e direkt in Dietenheim zu haben. 2020 nahmen 40 Familien a.“ aus dem südlichen Alb-Donau-Kreis das Angebot in An- K i n d er n Joram, zehn Jahre: JORAM, 10 J A H R E A LT spruch. Als Berater*innen profitieren wir vom netten Mitein- ander im Rathaus und der guten Zusammenarbeit besonders d e n RTR AG S DES VO „Ich heiße Joram und bin zehn mit den Schulsozialarbeiter*innen, Integrationsfachkräften E R I N EINES S ET ZING EN Jahre alt. Ich gehe in die 4. Klasse. und der Mitarbeiterin des Internationalen Bundes. 2021 BES U C H DE S I N Am liebsten spiele ich Fußball und werden wir in die Königstrasse 65 in die Räume der Bruder- S C H U T ZBUN baue Legos mit meinem Freund. haus-Diakonie neben dem Rathaus ziehen. Dadurch werden KINDE R Meine Schwester ist sechs Jahre alt. Seit dem Lockdown ler- der Schule auch sehr still. Dabei ist er sonst so fröhlich und wir in Räumen arbeiten, die einen Ausbau unserer Arbeit ne ich zu Hause. Mein Fußballtraining fällt aus. Zuerst fand motiviert. Für mich ist es schwer, weil ich den Kontakt mit für Kinder und Familien in Dietenheim ermöglichen. Damit ich es cool, dass wir alle zuhause waren. Aber dann hatten den Kindern einfach nicht so habe wie im Klassenzimmer. sind die Voraussetzungen gegeben für Fortbildungen und Mama und ich immer Streit wegen der Schulaufgaben. Ich Nun rief mich die Mutter an: Sie ist jetzt bei einer Beratungs- Elternabende sowie ein spezialisiertes Angebot für Kinder, uns bei Josef Barabeisch, Leiter der Abteilung Jugend und habe manches einfach nicht verstanden. Meine Mama er- stelle, weil es so viel Streit mit den Hausaufgaben gibt. Da die Gewalt erfahren haben und deren Eltern. Wir freuen uns Soziales beim Alb-Donau-Kreis, Bürgermeister Christoph Eh klärt alles ganz anders als die Lehrerin. Dabei will ich doch war ich richtig erleichtert. Wir wollen der Mutter vorschla- auf die weitere Zusammenarbeit mit den Mitarbeitenden in und Verwaltungsleiter Dietmar Kögel für die Unterstützung ins Gymnasium. Wenn Mama wütend wird, schreit sie und gen, dass Joram in die Notbetreuung geht.“ Kindertageseinrichtungen und Schulen sowie den Ehrenamt- unserer Vorhaben in Dietenheim. Und wir danken den Kin- sagt ich sei dumm. Ich vermisse meine Freunde und das lichen in den Vereinen – kurzum mit allen, die für Kinder und dern und Eltern, die uns ihr Vertrauen schenken. Fußballtraining.“ Jugendliche Verantwortung tragen. Besonders bedanken wir Noemi Edelkott und Bettina Müller Die Mutter: „Ich bin alleinerziehend. Mit Joram und Celina wohne ich in ELTERN – MIT ABSTAND DIE BESTEN! einer kleinen Wohnung. Mit dem Homeschooling komme ich gar nicht zurecht. Als erstes habe ich mir einen Drucker mit ENTWICKLUNG DES NEUEN ELTERNKURSES einem Kredit gekauft. Ich habe wenig Geduld, wenn Joram seine Aufgaben nicht versteht. Ich habe so Angst, dass er im Gymnasium nicht klar kommen wird. Er will immer alles schnell und schlampig machen. Und dann lässt sich er sich so schnell ablenken. Das macht mich wahnsinnig. Ich arbeite von zuhause aus, und oft erledige ich meine Arbeit nachts. Dann habe ich morgens wirklich keine Nerven. Als ich ein- mal völlig ausgeflippt bin, hat meine Nachbarin geklopft. Ich Die Nachbarin: habe dann nur noch geweint, weil mir alles zu viel war. Sie „Joram kenne ich schon, seit er zwei Jahre alt ist. Ein netter hat mich zur Beratungsstelle des Kinderschutzbundes be- Junge. Die Mama hat schon viel mitgemacht. Die Trennung gleitet. Dort spreche ich jetzt mit einer Beraterin über meine war nicht einfach. Alleinerziehend mit zwei Kindern ist eine Sorgen und wie ich Joram gut helfen kann. Seitdem ist es bei große Herausforderung. Auch weil sie gar keine Familie hier in uns sehr viel entspannter.“ der Gegend haben. Darum helfe ich gerne aus. Am Anfang des Lockdowns habe ich Maria, die Mutter, immer wieder schrei- it en und die Kinder bitterlich weinen gehört. Auch die Kinder schreien und streiten sich viel. Dann habe ich einfach mal a u s c h m In Zeiten der Pandemie sind Kinder und Eltern besonders „Der Aust tern hilft Die Lehrerin: geklingelt und nachgefragt, ob ich helfen kann. Erst hatte ich gefordert. Wie können Eltern das Miteinander gut gestal- „Joram ist ein guter Schüler. Er könnte im Herbst gut auf Angst, dass Maria ärgerlich wird. Aber sie war so froh, dass ten, sodass die Kinder gestärkt werden? Was stärkt Eltern das Gymnasium gehen. Aber mit dem Homeschooling kommt ich kam. Ich habe der Mama den Kinderschutzbund vorge- n d e r e n E l in diesen Zeiten? Um Informationen, Austausch und Ideen er nicht zurecht. Er macht viele Fehler und manche Auf- schlagen. Über das Beratungsangebot habe ich in der Zeitung a .“ im Zusammenleben mit den Kindern zu fördern, haben wir m i r e n o r m RE, gaben fehlen einfach. Als ich mit seiner Mutter gesprochen gelesen. Zum ersten Termin bin ich einfach mitgegangen. Die einen neuen digitalen Elternkurs entwickelt. habe, hat sie kaum geantwortet. Ob sie sich schämt, dass Kinder kommen jetzt zweimal die Woche zum Kakaotrinken es zuhause nicht klappt? Ob Joram zuhause jetzt noch mehr und Spielen zu mir. Das ist für mich eine nette Abwechslung H Druck bekommt? Joram war beim Abholen der Aufgaben in und Maria kann dann solange ein wenig arbeiten.“ R V O N J OEL, 2 JA MUT TE A, 4 JAH RE UND ALIN 16 17
Die Gewaltandrohungen und Abwertung gegenüber uns Hel- c h e e i n f a c h fenden machen die Gewalt in der Familie sichtbar. Verlie- „ Ic h m a ren Erwachsene das Kind und seine Bedürfnisse aus den u, Augen und zentrieren sich auf ihre spontanen Impulse und d i e A u g e n z ausschließlich auf ihre eigenen Bedürfnisse, wird das Kind t, zum Störfaktor. Dann bestimmen Wut und Aggression das S t r e i t g i b Familienleben. In Gesprächen mit anderen Helfenden aus wenn es w e g .“ dem Hilfenetz hörten wir Ähnliches. Helfen und Unterstüt- c h zen werden oft nicht als gemeinsame Sorge um das Kind dann b i n i wahrgenommen, sondern als Einmischung und Besserwis- serei. Dabei ist unsere Haltung eine andere: gemeinsam mit , HRE den Eltern im Sinne des Kindes gute Lösungen zu finden. LUC A, 4 JA G L E IT E T E N UMGANG Auf diesem Weg sind wir auf den Respekt der Ratsuchenden M BE angewiesen – sonst entstehen Distanz und Misstrauen statt KOMMT ZU Nähe und Vertrauen. Dann rücken Lösungen für die Kinder und die Familien in weite Ferne. Damit dies gelingt: Ein respektvoller Umgang mit uns Mit- Mit Respekt - gemeinsam für Kinder: 2020 haben wir arbeitenden ist die Grundlage für jedes Unterstützungsan- Mitarbeitende bis an die Belastungsgrenze gearbeitet: am gebot. Hilfetelefon, in der digitalen und persönlichen Beratung, in der Spieltherapie, der Erziehungsberatung, im Begleiteten Umgang und im Kinderschutz-Zentrum. Die Eltern-Kind- Treffen im Begleiteten Umgang wurden das ganze Jahr von den ehrenamtlichen Umgangsbegleiter*innen ermöglicht – verlässlich und wertschätzend. Dabei gehören die meisten Umgangsbegleiter*innen zu einer Risikogruppe. Was für ein wertvolles Engagement für Kinder und Familien in Not! Gleichzeitig haben wir 2020 auffallend viel Ärger, Wut und Aggression gegenüber uns Mitarbeitenden verspürt. Ein Poli- zeieinsatz, Beschwerden über uns, Androhungen rechtlicher Konsequenzen, Ärger und Abwertung im Netz gegenüber dem Kinderschutzbund Ulm/Neu-Ulm. Das ist für uns Mit- Davids Vater: Davids Mutter: arbeitende eine zusätzliche hohe Belastung. Sicher sind „Ich hatte Verständnis dafür, dass der Kinderschutzbund „David trifft seinen Papa seit drei Monaten im Kinder- viele Menschen in der Pandemie noch dünnhäutiger und im März den Umgang ausgesetzt hat. Zu diesem Zeitpunkt schutzbund. Wir Eltern haben viel und laut gestritten, bevor verzweifelter. war so Vieles unklar. Ich durfte auch nicht mehr ins Büro mein Mann ausgezogen ist. David hat leider viel miterlebt. fahren, sondern musste von zuhause aus arbeiten. Ich habe Darum bin ich erleichtert, dass David bei seiner Beraterin „ Ic h f r e u David aber sehr vermisst. Es war schwer zu akzeptieren, ein spieltherapeutisches Angebot bekommt und im Kinder- den Besu e mich auf ihn fast sechs Wochen nicht zu sehen. Ich hatte Angst, schutzbund seinen Papa treffen kann. Ich bin mir sicher, dass sich das schlecht auf unsere Beziehung auswirkt. Als dass es ihm dort gut geht und ich kann mich gut an die BEGLEITETER UMGANG c h v o n Pa der Kinderschutzbund mir anbot, Informationen für uns El- Regeln halten, nicht mit seinem Papa zu streiten, sondern – und ho pa tern auszutauschen und dem Kind Postkarten zu schreiben, nur David zum Spielen abzugeben. Zuerst war die Pause im habe ich mich sehr gefreut. Beim ersten Treffen im Mai Lockdown gut für mich und ich habe mich gefreut, nicht wird kein ffentlich IM KRISENJAHR 2020 hatten David und ich uns sehr viel zu erzählen. Ich habe mich ihm sehr nahe gefühlt und war erleichtert, dass alles mehr nach Ulm fahren zu müssen. Nach einiger Zeit merkte ich aber, dass David seinen Papa vermisst. Ich habe mich er krank wie immer war.“ richtig für ihn gefreut, als die Treffen weitergingen.“ 2020 nutzten 76 Familien unser Angebot des Begleiteten Umgangs. 90 Kinder konnten in unseren Räumen ihre El- PA U L A , 8 J AHRE, V !“ Anja Federle, Beraterin der Eltern: „Wir haben sehr unter- schiedliche Erfahrungen im Umgang mit der Coronakrise tern treffen. Das Projekt „Kind im Zentrum – Beratung für BEGLEIT OR DEM gemacht. Insgesamt haben die Familien viel Verständnis Kinder im Begleiteten Umgang“ wurde weiterentwickelt. In ETEN UM gezeigt und sich sehr gut an alle Hygienemaßnahmen ge- GANG Stuttgart, Mannheim und Ulm wurden insgesamt 91 Kinder halten. Überraschenderweise konnten einige Umgänge be- therapeutisch bei „Kind im Zentrum“ begleitet. 2021 wird endet werden, da die Eltern in der Krise ein Fachtag für Ortsverbände aus Bayern und Baden-Würt- schichte vorlesen und mit dem Handy aufnehmen, einen selbst eine gute Lösung für ihr Kind temberg stattfinden. Videoclip schicken, einen Brief schreiben. fanden. Bei anderen Familien war Der Ansatz „Kind im Zentrum“ findet inzwischen deutsch- Mit neuem Hygienekonzept, der Möglichkeit des Online-Be- das nicht möglich und die Pandemie landweit Beachtung und beteiligt Kinder altersangemessen gleiteten Umgangs und in unseren neu gestalteten Räu- wurde zu einer weiteren Mauer im im Begleiteten Umgang, wie es durch das neue Jugendhil- men, die mehr Abstand zwischen Familie und Ehrenamt- Elternstreit. Wir sind sehr dankbar fe-Gesetz vorgeben wird. lichen ermöglichten, starteten wir im Mai wieder. Während für den Einsatz der Umgangsbeglei- Unsere praktischen Erfahrungen: Als Deutschland Mitte des zweiten Lockdowns gingen die Begleiteten Umgänge ter*innen. Wir waren immer im Kon- März in den Lockdown ging, mussten wir die Begleiteten weiter. Ermöglicht haben dies die Umgangsbegleiter*innen takt miteinander, damit sich bei uns Umgänge bis Anfang Mai absagen. Wir stießen auf gro- mit viel Flexibilität mit Vertrauen ins Leben – trotz Sorge jede und jeder wohl und sicher fühlt. ßes Verständnis bei den Eltern. Gemeinsam mit den Eltern um die eigene Gesundheit. Ihnen gebühren unser ganzer überlegten wir neue Wege der Kommunikation: eine Ge- Respekt und unser besonderer Dank. 18 19
David (sechs Jahre): „Als die Corona-Zeit im März losging, war alles ganz auf- KLAUSURTAGE IN BAD WALDSEE – regend. Mama hat zu mir gesagt, dass ich erst mal nicht mehr in den Kindergarten gehen darf. Sie ist auch zuhau- IM MITTELPUNKT DAS KIND N M IT se geblieben. Wir haben viel im Garten gespielt. Das A M - W IR W IR K E S war irgendwann langweilig und meine kleine 2020 war das Team des Kinderschutz- R G E M E IN Schwester hat genervt. Sie war immer da. bundes Ulm/Neu-Ulm auf einer Klau- S C H U T Z GEHT NU h e idungskon flikt K IN D E R u n d S c rennungs- Ich habe die Papa-Treffen auch vermisst. surtagung in Bad Waldsee – zwei span- s k re is Kind im T ung Da darf ich sonst alleine hin und wir nende Tage zum Thema „Die Arbeit mit Arb e it K in d e s w ohlgefährd is haben so viel Zeit zu spielen. Aber Kindern“. Daraus entstanden konkrete Arbeitskre e Gewalt sk re is häuslich nung ich hatte auch Angst, Papa anzu- Ideen und Ansätze für die alltägliche Arbeit ndhilfepla is J u g e tz-Zentren stecken. Im Radio habe ich gehört, therapeutische Arbeit. Ein Beschwerde- Arbeitsk re d e r K inderschu -Zentren it e r* in n e ntreff e n d e r K in derschutz dass Omas und Opas, aber auch El- verfahren für Kinder, ein Infoflyer spe- Le scha ft eitsgemein tern, sterben können. Im Mai hab ziell für Kinder und ein Therapieheft für Bundesarb tä rke“ gramm „S ich Papa endlich wieder gesehen. Kinder wurden anschießend von Fran- Landespro rühe Hilfe n“ s Ulm/ Bibe rach c h „ F e z ir k nen Das war sehr schön und alle haben ziska Herdter entwickelt. Runder T is it s k re is d e s S ch u lb n g s ste ll enleiter*in nsarbe tu mich beruhigt, dass es gerade nicht Präventio nen – Bera hutzbund m il ie n richter*in t U lm – Kindersc nau-Kreise s mehr so gefährlich ist mit dem Virus. Austausch F a h u tz s te ll e der S ta d D ien s te des Alb-Do Das Spielzimmer war ein bisschen anders Kindersc der Soziale ürttemberg Austausch e n M it a rbeitenden U m g a ng Baden-W – aber mit Papa spielen war cool!“ mit d r Austausch Begleitete ang Bayern e m einschaft iteter Umg AUSBLICK – WIR rb e it s g le -Ulm Evelyn Meyer, Umgangsbegleiterin: Landesa e m einsch a ft B e g ll e n Ulm / Neu e it s g g s s te Landesarb er Beratun „Im ersten Lockdown war ich erleichtert, dass die Begleite- onferenz d ten Umgänge pausierten. Gleichzeitig waren meine Gedan- ken bei den Familien, da die Kinder ihre Mama und ihren BEHALTEN DIE Stell e n le it e rk Papa nicht mehr treffen konnten. Darum war ich ab Mai auch wieder tätig. Die Kinder haben sich riesig gefreut als KINDER IM BLICK sie wieder kommen durften. Das Umgestalten der Räume Während der Jahresbericht entsteht, werden wir von An- auch weiterhin verlässlich und professionell tun. Dafür brau- fand ich gut, so war weniger Spielzeug da und die Kinder fragen nach Beratung überrannt. Die Anfragen verändern chen wir aber die Unterstützung aller Menschen in Ulm und haben mehr mit ihren Eltern gespielt. Ich bin sehr gerne sich: Jetzt melden sich immer mehr Eltern, deren Kinder vor der Region. Nur gemeinsam werden wir Kindern wieder neue sen Umgangsbegleiterin beim Kinderschutzbund. Inzwischen einem Jahr noch völlig unbeschwert durchs Leben gingen. Perspektiven eröffnen können – damit sie fröhlich und unbe- treffen wir uns zu Supervisionen und Besprechungen digi- tal. Das ist schon spannend. Aber ich freue mich sehr, wenn „ K i n d e r m ü s Die Auswirkungen der Pandemie werden erschreckend deut- lich. Schon früher waren Beratungsplätze für Kinder und Ju- schwert das tun können, was jeder Mensch braucht und unser Leben so viel reicher macht: die Begegnung mit Anderen. s auf so Viele n. Treffen wieder in Echt gehen.“ gendliche oft Mangelware, inzwischen sind sie ein rares Gut. c hte Die Welt ist ins Wanken geraten – die Kontrolle geht „Spenden, um Sonja Kroggel, „Kind im Zentrum“-Beraterin für David: ge r a d e v e r z i verloren. Kinder und Jugendliche brauchen Zukunftsper- Kinder zu schützen „David war nun zu einigen Terminen bei mir in der Be- spektiven in ihrem Alltag: regelmäßig in Schule und Kita ratung. Wir überlegen zusammen, welche Wünsche er an n u n s , gehen, Großeltern besuchen und Freund*innen treffen, auf Wir f r e u e jetzt wichtig , sind Mama und Papa hat oder was er beim nächsten Papa- dem Spielplatz toben und Sport machen. Wir erleben gerade Treffen machen möchte. Wir malen, spielen und lachen. hautnah, was passiert, wenn dieser Alltag nicht möglich ist: ht dass sie nic ie e je. Wir habe r denn Manchmal ist David wütend und traurig. Dann stampft er traurige, verunsicherte und ängstliche Kinder. Eltern - schon zornig mit dem Fuß, dass der Boden wackelt. Mit der Bera- längst über ihrer Belastungsgrenze - Erwachsene, die schrei- terin der Eltern bin ich im engen Austausch, um eine gute u c h n o c h a uf d en und schlagen oder einfach aufgeben. n in die- Lösung für David und seine Eltern zu finden.“ a „Man braucht ein Dorf um ein Kind zu erziehen.“ Dieses af- sem Jahr er Mama- oder f rikanische Sprichwort gilt für alle Kinder auf der Welt. Und wie sehr Kin ahren, darum müssen wir jetzt schon für morgen sorgen. Die Erfah- rungen der Kinder während der Pandemie sind Bilder in ih- Pa p a - T r e f f e n n .“ der auf ren Köpfen, ihre Ängste werden nicht ausgelöscht sein, wenn ü s s e die Pandemie abklingt. Kinder haben keinen Reset-Knopf. Hilfe von au e n m ßen Kinder brauchen jetzt und in Zukunft Orte, wo sie über ihre verzi c h t Erfahrungen sprechen können. Wo ihnen zugehört wird, wo angewiesen s i n d .“ sie im Spiel ihre Ängste darstellen können und unterstützt werden: damit sie in vollen Bussen keine Angst mehr be- Z IS K A N J A F E D E RLE, FR AN kommen, sie sich nicht als Versager*in fühlen im (virtuellen) L ANGJ A EL, Ä H R IG E S P E R D T E R , R E N É S T E ID Klassenzimmer und sie wieder Vertrauen in das Leben und E N D E R IN AUS ULM H die Welt fassen können. E R * IN N E N M ITA R B E IT NG Darum wird es in Zukunft darauf ankommen, ob es ausrei- ETEN UMGA chend Beratungs- und Hilfsangebote geben wird. Der Kinder- IM B E G L E IT schutzbund Ulm/Neu-Ulm mit der Beratungsstelle und dem Kinderschutz-Zentrum kann Kindern einen Platz mitten in Ulm anbieten, wo sie ihre Sorgen und Nöte, aber auch ihre Stärken und Kreativität entdecken können. Dies werden wir 20
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