Franziskanische Zeitschrift für das Heilige Land - JAHRGANG 2019 HEFT 1 - Franziskaner
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Sehr verehrte Leserinnen und Leser, liebe Freunde und Wohlt äter des Heiligen Landes! D ie ersten Franziskaner im „Heiligen Land” ist ein Artikel von P. Gottfried Egger OFM überschrieben, der uns zu den Anfängen der auch etwas sichtbar oder „greifbar” wird von der reichen Vergangenheit der Franziskaner. Dafür sind die Arbeiten im Hauptkloster St. Sal- franziskanischen Präsenz im Nahen Osten, spe- vator in Jerusalem schon seit Jahren im Gange. ziell im Heiligen Land führt. Ein zweiter Teil dieses ehrgeizigen Museums- 800 Jahre schon besteht die Mission der Fran- projektes ist teilweise schon eröffnet; das ziskaner und bis heute führt die „Kustodie des Museum des „Studium Biblicum” an der ersten Heiligen Landes” kraftvoll ihren Auftrag aus: die Station des Kreuzweges in Jerusalem (https:// Sorge für die Heiligtümer und die Sorge für die www.terrasanctamuseum.org/en/), welches sich einheimischen Christen. speziell der Archäologie widmet. Eine wichtige Grundlage für alle Arbeit bildet Unter den „Nachrichten” aus dem Heiligen Land die Heilig-Land-Kollekte, auf die besonders jetzt am Ende dieses Heftes gehe ich noch einmal vor Ostern hingewiesen sei. darauf ein. Neben allen Aufgaben und Funk- Doch es geht nicht nur um soziale Werke und tionen für ein Museum kommt einem speziell Aktionen, die dabei unterstützt werden; ganz christlichen Museum hier in Jerusalem die Auf- wichtig war für die Mitbrüder zu allen Zeiten gabe zu, etwas vom reichen christlichen Erbe auch der Dienst an den Pilgern und der pastora- zu zeigen – und auch das kann ein Beitrag zum le Dienst an den einheimischen Christen. „Dialog der Religionen” sein, wenn hier zum ers- Am Beispiel von Akko, der Hafenstadt im Nor- ten Mal die christliche Geschichte und Kultur den Israels, sozusagen dem Landungsort der des Heiligen Landes in umfassender Weise dar- ersten Franziskaner, kann man diese franziska- gestellt wird. nischen Akzente bis heute erleben: die Mitbrü- Wenn in diesem Heft auch kein Artikel von der der tun ihren Dienst in der kleinen lateinischen Situation in Syrien direkt berichtet, möchte ich Pfarrei, sie führen eine Schule und fördern doch allen Freunden und Wohltätern danken, besonders die musikalischen Aktivitäten der die auch in den letzten Monaten die Christen Jugendlichen. Darüber hinaus empfangen sie in Syrien nicht vergessen haben. Besonders Pilgergruppen und geben ihnen die Möglichkeit, für das Rehabilitationszentrum in Aleppo gab die Hl. Messe zu feiern. es an ganz verschiedenen Orten zahlreiche Zum Erbe der Jahrhunderte langen Präsenz Initiativen. gehören auch materielle Dinge; folgen die Fran- Im Namen der anderen deutschsprachigen Kom- ziskaner doch hier ihrem Gründer, der besonde- missare des Heiligen Landes darf ich Ihnen ein ren Wert auf die würdige Ausstattung des Got- gesegnetes Osterfest wünschen, tesdienstes legte. So haben sich im Laufe der Zeit liturgische Gerätschaften und Gewänder angesammelt, die natürlich weiterhin benutzt Ihr werden, die aber auch angemessen in einem künftigen Museum der Kustodie gezeigt werden sollen – es wäre schön, wenn in Zukunft damit 2
Inhalt Die ersten Franziskaner im Hl. Land Gottfried Egger OFM Seite 4 Hosianna! Felix Possarts Palmsonntagsgemälde wird in der Himmelfahrtskirche restauriert Hanna Röbbelen Seite 13 Mit Jildirim ins Heilige Land – Teil 2 Petrus Schüler OFM Seite 15 Nachrichten aus dem Heiligen Land Petrus Schüler OFM Seite 33 Buchempfehlungen Petrus Schüler OFM Seite 37 3
Gottfried Egger OFM Franziskaner Die ersten Franziskaner im Heiligen Land D as Jahr 2019 ist für uns Franziskaner und der Geschichte des Heiligen Landes ein bedeutendes Jahr. Es sind genau 800 Jahre Seine Mission war stets eine Mission des Frie- dens und des Dialoges. Er war bereit, selbst mit denen zu kommunizieren, die aus der Sicht sei- her, seitdem unser Ordensgründer das Heilige ner Zeitgenossen die größten Gegner waren. Land betreten hat. Während der 5. Kreuzzug Wir haben im 16. Kapitel der Nichtbestätigten in vollem Gang war und die Waffen die einzi- Regel des hl. Franz Angaben, wie die Brüder gen Mittel der Eroberung schienen, überschritt auf zweifache Weise unter den Muslim wandeln der kleine Minderbruder Franziskus die Kriegs- können. Er sagt: „Eine Art besteht darin, dass front mit einer eigenen Logik, nämlich die des sie weder Zank, noch Streit beginnen, sondern geschwisterlichen Dialogs. Der Poverello heg- um Gottes Willen jeder menschlichen Kreatur te schon immer den Wunsch, unter den Sara- untertan sind und bekennen, dass sie Christen zenen zu wirken. (Sarazene ist identisch mit sind. Die andere Art ist die, dass sie, wenn sie Muslim, einer, der nicht an den Dreifaltigen sehen, dass es dem Herrn gefällt, das Wort Got- Gott glaubt.) Er wollte diese nicht mit Waffen tes verkünden …” bekämpfen als vielmehr vom Glauben an Chris- Der erste Schritt bei der Mission der Minderbrü- tus überzeugen, und dies auf ganz friedferti- der sollte also das schlichte, einfache Zeugnis ge Weise. Für ihn war klar, wenn er und seine des christlichen Lebens inmitten einer muslimi- Brüder ein Leben der Armut und Demut unter schen Umgebung sein. Erst nach diesem Zeugnis den Muslimen führten, würden diese ihn auf- des Lebens sollte das Zeugnis des Wortes fol- nehmen und für alles Notwendige besorgt sein. gen, mit der Einschränkung: „wenn sie sehen, 4
Franziskaner Franziskaner dass es dem Herrn gefällt.” Diese Angaben des Franz betrachtete sie als liebenswerte Brüder. Heiligen waren in der damaligen christlichen Auch ihnen, wie gegenüber allen Geschöpfen, Welt ganz ungewohnt. Die Sarazenen galten verstand er sich als Bruder, und ihr Seelenheil nämlich als Inbegriff des Bösen, doch Bruder lag ihm ebenso am Herzen wie das der Christen. Der Hl. Franziskus, lateinisches Graduale, Klosterbibliothek St. Salvater Jerusalem. © Petrus Schüler 5
IM LAND DES HERRN Schild in Akko, welches an den Aufenthalt des Hl. Franziskus erinnert. © Petrus Schüler 6
Franziskaner Franziskaner Ihnen allen wollte er Christus predigen, dafür Seliger Br. Ägidius aus Assisi, war er bereit, selbst in den Tod zu gehen. erster Franziskaner im Heiligen Land Den ersten Versuch, den Muslimen in Syrien zu predigen, unternahm Franziskus 1212. Sein Schiff Akko, die alte Hafenstadt am Mittelmeer, wurde geriet vor der dalmatischen Küste in Seenot und 1104 von den Kreuzfahrern nach einer zwanzig- er musste unverrichteter Dinge wieder nach Ita- tägigen Belagerung erobert und sie nannten sie: lien zurückkehren. Saint Jean d’Acre, S. Giovanni d’Acri. Sie bauten Der zweite Versuch war zwischen 1213 und 1214. gewaltige Befestungswerke, Paläste und Kirchen Diesmal wollte er über Spanien nach Marokko. im neuen gotischen Stil. Eines der berühmtes- Weil er aber auf der Reise krank wurde, musste ten Gebäude frühgotischer Architektur dieser er auch diese vorzeitig abbrechen. Zeit ist das Refektorium der Johanniter-Kreuz- Der dritte Versuch gelang ihm. Es war der ritter. Man kann dieses imposante Bauwerk berühmte Besuch beim Sultan Malek-el-Kamil heute noch bewundern. Auch die Kirchen und von Ägypten im Jahre 1219. Klöster wurden in diesem Stil gebaut. Beim Fall Dank seiner Begegnung mit dem Sultan Malek- von Akko im Jahr 1291 wurden praktisch alle el-Kamil, dem damaligen geistlichen und weltli- diese Kirchen und Klöster zerstört. chen Oberhaupt der muslimischen Welt, wurde Nach der elendiglichen Niederlage bei der dann die spätere Präsenz seiner Mitbrüder im Schlacht unter Saladin bei den Hörnern von Nahen Osten bis zum heutigen Tag geprägt. Hattin (Galiläa) ging Akko 1187 den Kreuzfahrern Blick auf die „Hörner von Hattin“. © Petrus Schüler 7
IM LAND DES HERRN verloren. Doch Richard von Löwenherz erober- Bruder Ägidius war Bauer und Analphabet. Von te die Stadt beim 3. Kreuzzug wieder zurück. So ihm wird berichtet, dass er drei Leidenschaften wurde Akko für 100 Jahre die Hauptstadt des besaß: Pilgern, Predigen und Arbeiten. Die zwei Kreuzfahrerreiches und Sitz des Patriarchen, ersten pflegte er in besonderer Weise in seinem da sich Jerusalem in diesem Zeitraum in den Apostolat. Von Dorf zu Dorf, von Stadt zu Stadt, Händen der Sarazenen befand. zog er wie einst die Apostel, um den Menschen Noch bevor die große Aussendung der B rüder die Gute Nachricht Jesu zu bringen. Der unge- durch den heiligen Franz von Assisi 1217 in alle bildete Bauer predigte mit ganz einfachen Wor- Teile der Welt geschah, kam einer der ersten ten bei den Menschen, die sehr erstaunt waren, Gefährten des Poverellos kurz zuvor ins Hl. über so viel Innerlichkeit und franziskanischen Land. Es ist Br. Ägidius von Assisi. Geist. Er ist nach Br. Bernhard von Qunitavalle und Um seinen Lebensunterhalt zu verdienen, Petrus Cattani der dritte Gefährte des hl. Franz scheute er sich nicht, von der Hände Arbeit zu von Assisi. Diese zwei verließen eine Woche vor leben. Er verdingte sich bei den Bauern. Selbst ihm ihre Familien und ihren Besitz, um in ein- Bauer verstand er das „Handwerk” ausgezeich- fachen Hütten zusammen mit Bruder Franz bei net. Mit dem Lohn seiner Hände – das waren der Portiunkula-Kapelle von St. Maria von den nur Naturalien – verköstigte er seine Mitbrü- Engeln Wohnsitz zu nehmen. der. Bruder Ägidius begleitete 1209 Franziskus Franziskus beim Sultan, Wandgemälde im Konvent von San Salvator in Jerusalem. © CTS 8
Franziskaner Franziskaner mit den ersten Gefährten nach Rom, wo die In Bari besuchte er das Grab des hl. Niklaus von Brüder ihre Lebensform vom mächtigen Papst Myra. Von dort aus gelangte er über Brindisi ins Innozenz III. approbieren ließen. Danach pilger- Heilige Land. Das muss um 1215/16 gewesen sein. ten die Brüder auch zu den Gräbern der Apos- Wir haben über diese Reise und den Aufenthalt telfürsten und der verschiedensten Märtyrern. des ersten Franziskaners im Heiligen Land kaum Gerade der mittelalterliche Mensch trug oft Berichte. In seiner Lebensbeschreibung, die vom eine große Sehnsucht im Herzen, die wichtigs- Sekretär des heiligen Franz verfasst wurde, von ten christlichen Heiligtümer einmal im Leben Bruder Leo von Assisi, skizziert dieser in weni- aufzusuchen. gen Zeilen seinen Aufenthalt im Heiligen Land. In den Jahren 1212–13 begab sich Bruder Ägi- Es heisst dort: „Ein Jahr darauf machte er zu dius deshalb mit seinem Mitbruder Bernhard zweit eine Pilgerfahrt nach Palästina. Als er in auf den Jakobsweg. Danach suchte er, wohl als Brindisi einige Zeit auf das Schiff warten muss- Eremitenpilger, den Monte S. Angelo im Garga- te, verschaffte er sich einen Krug, trug Wasser nogebiet in Apulien auf, um beim hl. Erzengel zur Stadt und rief: ,Wer will Wasser kaufen?’ Michael zu beten, einem Heiligtum, das auch Als Lohn nahm er für sich und seinen Mitbruder sein Ordensgründer Franziskus sehr liebte. den notwendigen Unterhalt an. Blick auf die Hafenmauer von Akko, deutlich zu sehen ist auch der weiße Turm der Kirche. © Petrus Schüler 9
Franziskaner Franziskaner Auch jenseits des Meeres im Heili- gen Lande suchte er von Handarbeit zu leben. In der Stadt Akkon flocht er Körbe aus Binsen, brachte Leichen zur Begräbnisstätte und machte den Wasserträger. Fand er durchaus kei- ne Arbeit, so lebte er vom erbettelten Almosen.” (Aus Vita fr. Aegidii, Anal. franc. III, 82). Wir erfahren hier nichts von seinem Besuch der Heiligen Stätten. Wir hör- ten, dass er mit einem Mitbruder in Akko weilte; wer dieser Bruder war, wird uns auch nicht berichtet. Der Hinweis auf die Stadt Akko ist nicht unwichtig, denn wie oben erwähnt, war sie das Zentrum der Kreuzfah- rer und des lateinischen Patriarchen. Wir können annehmen, dass Bruder Ägidius im nahen Nazaret gewesen ist, vielleicht auch am See Genne- saret geweilt hat, aber in Jerusalem und Bethlehem wohl eher nicht, denn diese Orte waren ganz in den Händen der Muslime. Die Kirche verbot unter Exkommunikation diese Stätten zu betreten, weil die Sarazenen horrende Eintrittsgelder für Christen verlangt hätten. Das war für einen geldlosen Minderbruder deshalb undenkbar. In dieser Notiz ist auch nichts erwähnt, wie lange dieser Aufenthalt gedauert hat. Kurze Zeit darauf ist Bruder Ägi- dius wieder in Rom zu finden. 1220 zog Bruder Ägidius für kurze Zeit als Missionar nach Tunesien und Algerien. Nach diesen Missionsein- sätzen suchte er besonders beschau- liche Orte auf, um ganz bei Gott zu sein. Die letzten Lebensjahre verbrachte er in der Einsiedelei im Kloster Monte- ripido am Stadtrand von Perugia. An Relief in der Krypta der Kirche von Akko, unten ist der Hl. Franziskus zu sehen. © Petrus Schüler 11
IM LAND DES HERRN diesem Ort soll er auch dem König Ludwig IX., Im deutschen Sprachraum sind sie in den sog. dem Patron des III. Ordens, begegnet sein. Die „Goldenen Worte des seligen Ägidius” heraus- Fioretti, die Blütenlegende des heiligen Franzis- gekommen. kus, berichtet darüber im 34. Kapitel. Ein paar Kostproben davon: Er starb in Perugia im Rufe der Heiligkeit und • „ Selig, wer dient und dafür nicht selbst will galt den Nachfahren als Prototyp eines Franzis- bedient werden.” kaners der Anfänge. Er ging in die Geschichte • „ Die größte Gabe, die der Mensch unter dem ein als der erste Franziskaner, der das Heilige Himmel haben kann ist: Gut mit denen leben Land besucht hat (G. Golubovich). zu können, mit denen er zusammen ist.” Die Verehrung als Seliger wurde von Papst Pius • „Trübsale ohne Murren zu ertragen, reinigt VI. 1777 bestätigt. den Menschen mehr von den Sünden als Franziskus nannte ihn „den reinsten Ritter der Tränen vergießen.” franziskanischen Tafelrunde”. Br. Leo hatte seine Aphorismen – Sinnsprüche niedergeschrieben. (Fortsetzung in der nächsten Ausgabe.) Refektorium der Kreuzfahrerfestung Akko. © CTS 12
Hanna Röbbelen Hosianna! Felix Possarts Palmsonntagsgemälde wird in der Himmelfahrtskirche restauriert E s war ein Zufall – und man hätte es wohl auch nicht passender planen können: Pünktlich zum Palmsonntag 2018 schließt die „Hosianna!” – und dieses Freudenwort wähl- te der Maler dann auch als Titel für sein Bild, das im Übrigen eines von nur zwei Bildern aus Restauratorin Gordana Jakoljev ihre Arbeit an dem Œuvre des Felix Possart ist, das christliche Felix Possarts monumentalen Gemälde „Hosian- Themen darstellt. na” in der Himmelfahrtkirche ab. Der in Berlin geborene Jurist kam spät zur Male- Das 3,20 Meter mal 2,20 Meter große Kunst- rei: Erst mit 33 Jahren begann er ein Kunststu- werk, auch unter dem Titel „Einzug in Jerusa- dium und zog dann für längere Zeit nach Marok- lem” bekannt, war 1896 von Kaiser Wilhelm II. ko. Seinem Bild „Hosianna” merkt man seine auf der internationalen Kunstausstellung in Kenntnis des Orients an – an der Art, wie er Berlin für die Himmelfahrtkirche in Jerusalem den „orientalischen Typ” Mensch malt, an der erstanden worden (das Originaletikett auf der Lichtdurchlässigkeit, dem nicht durchgemalten Rückseite des Bildes verrät uns heute noch Himmel und insgesamt einem untypisch locke- den Kaufpreis von 10.000 Reichsmark) und ren Malstil. schmückte die hohe Wand der östlichen Kir- Zuletzt hatte das Bild aufgrund seiner Restaura- chenempore seitdem. tionsbedürftigkeit leider an Wirkung und Strahl- Es verbildlicht die neutestamentliche Geschich- kraft eingebüßt: Die Malschicht war schmutzig te, nach der Jesus auf einem Esel in Jerusalem und vergilbt, die Farbe an einigen Stellen aufge- einzieht, umringt von euphorischen Menschen, platzt und abgeblättert, und die Leinwand durch die aus Demut Kleider auf dem Boden ausle- einen langen Riss beschädigt. Gordana Jakoljev, gen und Palmzweige schwingen. Laut Bibelge- eine in Belgrad ausgebildete Restauratorin, die schichte rufen die Menschen in diesem Moment auf Ikonen- und Freskenmalerei spezialisiert 13
IM LAND DES HERRN ist, reiste auf Anfrage des Propstes eigens für recht strahlt, verleitet Gabriele Zander (der den Auftrag, Possarts Meisterwerk zu restaurie- lutherischen Pastorin) dazu, nun mit Besucher- ren, nach Jerusalem. Assistiert wurde ihr dabei gruppen sehr viel ausgiebiger vor ihm zu ver- von Pfarrer und Maler Markus Franke aus Frei- weilen und ihn ausführlicher zu präsentieren burg. als zuvor. Zunächst konservierte sie das Bild, d. h. vorder- seitig fixierte sie die Malschicht und rückseitig (Mit freundlicher Abdruckerlaubnis trug sie ein spezielles Mittel zur Erhöhung der aus dem Gemeindebrief der Erlöserkirche Jerusalem) Leinwandelastizität auf. Auf diese Weise, erklärte sie, würde erst einmal der wei- tere Zerfall gestoppt oder zumindest verlangsamt. Die eigentliche Restaurations- arbeit widmete sich dann den bereits vorhandenen Macken und Makeln: Das gesamt Bild wird aufwändig gereinigt und offenbarte in unserem Fall per Kontrast den erheblichen Verschmut- zungsgrad der Lackschicht, der Riss in der Leinwand wurde geschweißt und mit einem Pflaster von hinten geklebt, und die weißen Stellen abgeblätterter Far- be in einem letzten Schritt sorgfältig retuschiert. Dabei folgt das Handwerk stets der obersten Restauratoren-Re- gel: „Das Original ist heilig”, also so viel wie nötig muss, und nur so wenig wie mög- lich darf gemacht werden. Gordana vergleicht ihre Arbeit lachend mit einer Blinddarm-OP: „Nur das Nötigste wird rausgeschnit- ten und der Patient ist wie- der gesund.” Dass nun auch unser Patient wieder gesund ist und regel- Altarraum der Himmelfahrtskirche in Jerusalem. © Nizat Halloun, CTS 14
Petrus Schüler OFM Jildirim Mit Jildirim ins Heilige Land – Teil 2 M it einem Artikel „Mit Jildirim ins Heilige Land” habe ich aus den „Erinnerungen und Glossen zum Palästina-Feldzug 1917–1918”, Schon am Anfang seiner Erzählungen kommt der Autor auf die Frauen und ihre Verschleie- rung zu sprechen: einem Buch von Josef Trexler, erschienen „im Nur etwa ein Viertel von ihnen (Anm der Red.: Selbstverlage des Verfassers”, zitiert und diese der Frauen) ist ganz verschleiert, und ein wei- kommentiert. teres Viertel, durchweg Christen oder Juden, Im heutigen Artikel möchte ich das fortset- ganz unverschleiert wie bei uns, der Rest, zen; ging es im ersten Artikel vor allen Dingen meist Landleute, ist halbverschleiert: die Par- um die deutsche Präsenz im Heiligen Land, so tie vom Mund bis zu den Augenbrauen bleibt sollen in diesem Artikel das tägliche Leben, offen. Wir sind aber belehrt worden, daß einer Brauchtum und Sitte im Vordergrund ste- muhammedanischen Frau ins Gesicht zu sehen, hen. Der heutige Besucher des Heiligen Lan- von dieser als ebenso großer Schimpf betrach- des, der die arabischen Landesteile besucht, tet wird, wie wenn man bei uns einer Frau auf wird vielen Dingen begegnen, die sich in ein- der Straße die Kleider vom Leib reißen würde. hundert Jahren scheinbar gar nicht verändert So ganz konnte ich mir aber doch nicht versa- haben. Diese möchte ich hier vorstellen – aber gen, hie und da hinzusehen, und da fiel mir auf, auch Dinge, die heute nicht mehr anzutreffen wie kokett heutzutage auch viele der muham- sind. In allen Teilen behalte ich die originale medanischen Evastöchter aus ihren mehr oder Schreibweise des Autors bei. Josef Trexler, der weniger durchsichtigen Schleiern nach uns uns ja leider anonym bleibt, hat sehr scharf Männer blinzeln können. Ja, man sagt, daß … beobachtet, sich seine Gedanken gemacht und heute nur noch die ganz häßlichen Gesichter auch erklärt. Machen wir uns mit ihm auf den durch einen undurchsichtigen Schleier ver- Weg in das Heilige Land, wie es vor 100 Jahren deckt seien. ausgeschaut hat und teilweise noch heute aus- Gab es damals schon keine absolute Regel der schaut. Verschleierung, so sieht das heute ähnlich aus: 15
IM LAND DES HERRN „Morgenländische Sitten“ – Stich aus: Meßmer: Das Heilige Land, München 1860, Klosterbibliothek St. Anna München. © Raynald Wagner 16
Jildirim Jildirim wer z. B. in Ramallah auf den Straßen völlig Das arabische Flachdach ist uns gut bekannt; im unverschleierten Frauen begegnet, kann davon Inneren ist das alte arabische Haus fast immer ausgehen, dass es sich nicht nur um Christin- auch nur ein großer Raum, ausgenommen vor- nen handelt – in dieser modernen pulsierenden nehme Stadthäuser oder Häuser der Ober- Stadt, wo es wesentlich weniger sozialen oder schicht auf den Dörfern. Leider hat die palästi- religiösen Druck als auf dem Land gibt, gehen nensische Landbevölkerung erst in den letzten auch viele muslimische Frauen unverschleiert Jahren ein Gefühl für diese schönen Häuser – und dass diese „Evastöchter” sehr „kokett” bekommen, leider ist viel davon modern über- erscheinen, kann niemand verleugnen. baut oder auch heute noch dem Verfall preisge- Zum nächsten kommt Trexler auf das arabische geben. Haus zu sprechen: Wer das arabische Haus kennenlernen will, dem Nun die Häuser! Durchweg haben sie flaches sei das verlassene Dörfchen Lifta am Westrand Dach. Sie sind größtenteils zweistöckig, auch Jerusalems empfohlen, man kann hier wie in ein- und dreistöckige sind nicht selten. Zu einer einem Freilichtmuseum (noch) durch die Häuser Beschreibung des Inneren wird sich später spazieren. In Sebaste bei Nablus hat man schö- Gelegenheit finden. ne Beispiele, wie diese Häuser restauriert wer- Innenhof eines Hauses während der laufenden Sanierungsarbeiten. © Petrus Schüler 17
IM LAND DES HERRN Plakat der Renovierungsarbeiten in Nisf Jubeil. © Petrus Schüler 18
Jildirim Jildirim den. Das Nachbardorf Nisfe Yubeil ist ähnlich, Winkel derselben ist ein dunkler Bretterver- hier hat ATS (Assoziazione Terra Santa – die schlag, da drinnen ein rundes Loch im Boden „Foundraising-Organisation” der Kustodie des und daneben eine Kanne mit Wasser als – Heiligen Landes) erst kürzlich einige verfallene Ersatz für Papier. Häuser erworben und restauriert; einige Gäste Etwas appetitlicher wird es dann, wenn es um zimmer sind entstanden und eine „Küche” – den Kaffee geht: hier können Besucher mit den Frauen des Ortes Der Kaffee wird … im ganzen Orient nur aus gemeinsam kochen – und essen. Auch in Tai- winzigen Schälchen getrunken. Dafür ist es beh, wenige Kilometer nördlich von Jerusalem, aber auch echter Mokka, der recht stark ist. ist in einem alten Haus das tägliche Leben der Die Türken und auch die arabischen S tädter Fellachen dargestellt. trinken den Kaffee meist süß, die Beduinen Hören wir noch ein weiteres Detail: und Fellachen aber ohne Zucker. „Kaffee Doch kann ich mich hier der für uns weniger alla Türk” macht man wie folgt: Man setzt appetitlichen Feststellung nicht enthalten, daß das Wasser mit Zucker „so man hat”, auf das … fast durchweg, aber auch sonst häufig im Feuer, läßt es kochen und schüttet den ganz Orient, der Abort – in der Küche ist. In einem fein gemahlenen oder gestoßenen Kaffee „so Blick auf das verlassene Lifta. © Petrus Schüler 19
IM LAND DES HERRN man hat” hinein, läßt das Gemisch zwei bis Hier hat sich nicht viel geändert; sehr passend dreimal aufwallen und fertig ist der „Mocca”. ist die Gewohnheit, dass man den Kaffee bei So dick, wie er ist, wird er gleichmäßig auf die den Empfängen zum Tode eines Familienange- verschiedenen Täßchen verteilt. Der Araber hörigen immer ohne Zucker trinkt – ein Hinweis setzt gerne noch etwas Zimmt oder Nelken zu, auf die Bitterkeit der Trauer. ebenfalls feingemahlen. Das sowieso schon Bleiben wir gleich beim Thema Tod: so kleine Mokka-Täßchen darf niemals ganz In einer Art Sarg, der aber nur zum Trans- voll gegossen werden. Dies wäre im Orient port dient, … wird die Leiche von zwei bis vier unschicklich. Man bietet seinem Gast gerne Männern nach dem Friedhof getragen. Voraus noch ein zweites Täßchen. Ein drittes anzu- gehen gewöhnlich zwei Männer mit einer Art bieten, gilt als „Wink durch die Blume”, daß Buchsbaumbüscheln an Stangen und daneben der Gast das Plauderstündchen nicht zu lan- andere mit den Lieblingsgerichten der Toten, ge ausdehnen soll. Meist wird der Mocca so hintendrein in möglichster Unordnung, lebhaft heiß angeboten, daß man ihn schon von selbst schwatzende Leidtragende. so bedächtig schlürft, wie es Brauch und Während Christen sich heute einfacher Särge Anstand ist. bedienen, ist bei den Muslimen diese offene „Türkischer Kaffee“ ist auch heute noch eine Köstlichkeit. © Petrus Schüler 20
Jildirim Jildirim Muslimischer Sarg vor einem Friedhof. © Petrus Schüler 21
IM LAND DES HERRN Bahre in Gebrauch: auf ihren Friedhöfen stehen nicht ganz ungepflegt und häufig mit Zypressen sie bereit: grün und mit Koransprüchen ver- bepflanzt, während die arabischen Begräbnis- sehen. stätten meist recht verwahrlost sind. Auf das Grab kommen später zwei senkrechte Hier vergleicht der Autor die Friedhöfe der Tür- Grabsteine, einer am Kopfende und einer am ken – geht seine Reise ja durch die heutige Tür- Fuß, die bei Männern an Stelle unseres Kreuzes kei – mit den Friedhöfen der Araber. Was letz- einen Turban oder einen Fez zeigen, bei Frau- tere angeht, hat sich nichts geändert. Der Fried- en eine Blume. Auf diese Steine setzen sich hofsbesuch ist gänzlich unbekannt. Die Form nach Meinung der Muhammedaner die beiden des Grabes mit den beiden aufrechten Steinen Engel der Verstorbenen, von denen der eine die ist gleichgeblieben. guten, der andere die bösen Handlungen der Kommen wir wieder zurück zum täglichen Menschen gewissenhaft aufgeschrieben hat … Leben; das Rauchen. Und da fällt dem Besucher Die (Friedhöfe) der Türken sind im allgemeinen des Orients natürlich die Wasserpfeife auf: Blick auf ein muslimisches Friedhofsfeld, im Vordergrund eine Grabstätte. © Petrus Schüler 22
Jildirim Jildirim Eine Wasserpfeife in einem modernen Lokal. © Petrus Schüler 23
IM LAND DES HERRN Eine dickbauchige Flasche mit Wasser steht am der Beliebtheit. Erst kürzlich berichteten mir Boden, obenauf statt des Stöpsels ein kleines Franziskaner aus dem Libanon, dass besonders Gefäß mit Tabak und etwas Holzkohle darin. bei Mädchen und jungen Frauen das Rauchen Mittels einen langen Schlauches wird der Rauch der Wasserpfeife eine Mode geworden ist. durch das Wasser gezogen, dabei gekühlt und Kommen wir zum Kamel; dem Besucher fällt auf, gereinigt und dann mit einem meist silbernen dass im Heiligen Land besonders das einhöck- Mundstück eingeatmet. rige Kamel vertreten ist; diese Beobachtung Der arabische Name der Wasserpfeife ist „Schi- machte schon Josef Trexler: scha”, in palästinensischen Raum hat sich Hier auf den Kamelfarmen … und auch wei- vielero rts die türkische Form „Nargile” erhal- ter südlich auf Kamelmärkten habe ich nur das ten. Auch in Europa findet man heute in allen in Arabien und Afrika heimische einheimische Städten „Wasserpfeifenkaffees”. Aber auch im einhöckerige Dromedar gesehen, während in Orient erfreut sich die Wasserpfeife wachsen- Kleinasien, besonders in der Gegend östlich Touristen auf der Kamelfarm in Mamshit. © Petrus Schüler 24
Jildirim Jildirim Ein arabischer Junge reitet freihändig auf einem Kamel. © Petrus Schüler 25
IM LAND DES HERRN von Konia, mehr das zweihöckerige Trampeltier Als das geschwindeste Kamel gilt das schlanke, zu Hause sein soll. Vielfach sind auch die Kreu- aus Arabien und dem Sudan stammende einhö- zungen beider Arten üblich. ckerige „Hedschin”, das vielfach von Beduinen Für Israel und Palästina könnte man feststel- in ihren Wüstenliedern als „Mutter der Schnel- len: je weiter südlich man kommt, umso mehr ligkeit” besungen wird. Viele Tage nacheinan- Kamelen begegnet man. Traurige Realität ist, der sollen diese Reitkamele bis zu 150 Kilome- dass durch die israelische Blockadepolitik im ter täglich zurücklegen können, wie khakigelbe Gazastreifen das Kamel wieder zum Trans- Kameraden vom Kamelreiterkorps berichten. portmittel wird. Im Raum Hebron bekommt Den Ehrentitel „Schiff der Wüste” verdient das das Kamel noch eine andere Bedeutung: von Kamel besonders deswegen, weil es außer Halhul in das Zentrum von Hebron hineinfah- ordentlich genügsam in der Nahrung ist, vor rend, begegnet man einigen Kamel-Metzge- allem Wasser viel länger entbehren kann als reien. Das geschlachtete Tier behält ab dem alle übrigen Haustiere. Dabei kann man ihm Hals bis zum Kopf sein Fell und so hängen die Waren von vier bis sechs Zentnern aufbürden. Schlachttiere mit dem weißen Fleisch vor den Kniend oder vielmehr auf den nach polsterartig Metzgereien. am Bauch unten und an den Beinen sich bilden- Geschlachtete Kamele hängen vor einer Kamel-Metzgerei in Hebron. © Petrus Schüler 26
Jildirim Jildirim den Harth aut-Erhöhungen liegend, empfängt interessantes Detail: bei einem nabatäischen das Kamel, meist ohne zu murren, seine Last. Haus wurde eine Stallanlage ausgegraben. Was Manche allerdings, namentlich jüngere, knurren man für einen Kamelstall hielt (der nabatäi- heftig, während die Ballen, Kisten oder Balken sche Transport war ein Karawanentransport mit am Sattel festgebunden werden, und beißen hie Kamelen), war wohl eher ein Pferdestall: einmal und da sogar um sich. sind die Plätze zu klein und zum anderen wur- Wer sich für Kamele interessiert, sei die Kamel- den Kamele immer außerhalb des Hauses gehal- farm bei Mamshit im nördlichen Negev empfoh- ten – wegen der Geruchsbelästigung. len: man kann sich dort an der Fütterung betei- Wenden wir uns am Ende des Artikels einigen ligen, man kann Kameltouren von verschiede- religiösen Aspekten zu, wie dem Ramadan: ner Länge buchen, man kann dort in kleinen Der Fastenmonat ist der neunte Monat der ara- Häusern auf der Farm übernachten. Doch auch bisch-türkischen Zeitrechnung und das Fasten in den Ausgrabungen von Mamshit (arabisch beginnt am Tage, nachdem der Neumond beob- Kurnub) – Teil des „UNESCO-Weltkulturerbes” achtet worden ist. Tagsüber muss in diesem (Weihrauchstraße und Wüstenstädte im Negev) ganzen Monat der gläubige Muslim sich jeder und israelischer Nationalpark – findet sich ein Art von Speise und Trank, jeglichen Verkehrs Ein junger Mann ruht sich während des Tages im Ramadan aus. © Petrus Schüler 27
IM LAND DES HERRN mit Frauen, ja sogar der geliebten Zigarette ent- spezielle Dinge beschränken, die auch dem heu- halten. Aber der Kanonenschuss am Abend, bei tigen Pilger in Jerusalem ins Auge fallen: einmal Verschwinden der Sonne am Horizont bedeutet der Kanonenschuss, ein Relikt aus der „türki- das Aufhören dieses im Sommer recht langen schen Zeit”, der Zeit des Ottomanischen Rei- Fasttages. Dann aber wird gründlich nachgeholt ches: Wer die Kanone sucht, findet sie unweit und es erwirbt sich Verdienste für den Himmel, des Paulushauses auf dem moslemischen Fried- wer das Fasten so pünktlich wie möglich bei hof, dessen Eingang sich in der Saladin-Stra- Vernehmen des Kanonenschusses abbricht. Die ße befindet. Vom „Gartengrab” lässt sich die nun beginnende Abendmahlzeit ist den gan- Kanone im Ramadan ausmachen. Die „Fest- zen Monat hindurch ein Festmahl, an dem auch stimmung bis tief in die Nacht hinein” erfah- geladene Freunde und Bekannte teilnehmen. ren besonders Besucher des Österreichischen Auch für unerwartete Gäste wird vorgesorgt Hospizes; besonders in den scheinbar unend- und selbst europäische Bekannte pflegt man lichen Nächten am Ende des Ramadans, wenn dazu einzuladen. Bis tief in die Nacht hinein sich die Besucher der Großen Moschee – der Al herrscht Feststimmung, die meisten Minaretts Aksa – durch die Gassen schieben. Wer keinen werden beleuchtet. Schlaf findet, kann sich über eine schöne, neue Sicher könnte man über den Ramadan eine Tradition freuen: vom Herodestor her sind die Menge schreiben; ich möchte mich auf einige Straßen einfallsreich für die Nächte geschmückt Zalabieh, arabische Süßigkeit, die besonders gern im Ramadan angeboten wird. © Petrus Schüler 28
Jildirim Jildirim Oben: Lampions, gebastelt aus Eierschachteln. Unten: Das Damaskus-Tor mit Girlanden im Ramadan. © Petrus Schüler 29
IM LAND DES HERRN Beleuchtung in den Straßen des arabischen Viertels in Jerusalem im Ramadan. © Petrus Schüler 30
Jildirim Jildirim mit „Recyclingmaterial” wie Eierbehältern, Plas- se geschickt. Meine Leutchen waren daran recht tikbechern und vielem mehr. Neben vielem, was froh; denn es war doch etwas anderes, als die sich an Süßigkeiten findet, ist eine Spezialität Rübenmarmelade. schon unserem Autor aufgefallen: Wie im Bild zu sehen, wird dieses „Aprikosen- Eine Spezialität ist namentlich das „Aprikosen- leder” besonders gern im Ramadan angeboten leder” (Kamardin). In einer Art Obstpresse, die, und verzehrt. mehr oder weniger primitiv, in jedem Garten Ganz am Schluss noch eine erheiternde Bege- steht, wird die Aprikose zu Mus zerquetscht. benheit in einer Kirche: Dieses wird dann auf zwei Metern langen Bret- Im Maroniten-Kirchlein … sah ich einmal, wie tern dünn ausgegossen. Die Bretter werden vor- Kinder mit einem kleinen Hund „Fangspiel” trie- her mit Olivenöl bestrichen, damit der Apriko- ben. Gleich darauf kam eine Frau mit einer Art senteig nicht anklebt. Nach zwei bis drei Tagen Reiskuchen, den sie zum Andenken an ihren Sonnenschein darauf ist das Mus eingetrocknet; eben verstorbenen Mann gebacken hatte, an es ist Aprikosenleder und kann leicht zusam- den Altar. Der Geistliche segnete den Kuchen, mengerollt werden. Ich habe wie die Kamera- nahm eine Fingerspitze davon in den Mund und den manches Pfundpaketchen davon nach Hau- am Schluß des Gottesdienstes stürzte sich das „Aprikosenleder“ wird auch heute noch angeboten. © Petrus Schüler 31
IM LAND DES HERRN ganze Volk auf den vom „Kirchendiener” darge- lein von Josef Trexler beschließen. Er schließt reichten Kuchen. Jedes, groß und klein, suchte mit Worten aus „Wilhelm Tell”: eine Handvoll zu erwischen, ja der Kampf um „Ans Vaterland ans teure, Schließ dich an. Das den Kuchen artete in regelrechte Prügelei aus – halte fest mit deinem ganzen Herzen. in der Kirche. H i e r sind die starken Wurzeln deiner Kraft” Hier hat sich vieles zum Besseren verändert, Dem möchte ich die Worte von Psalm 87 ergän- berichtet Trexler doch auch eine Beobachtung: zend anschließen: Alles plappert und lacht in der Kirche. Auch Der Herr liebt seine Gründung auf heiligen der Gesang ist nichts weniger als ein Ohren- Bergen, die Tore Zions mehr als alle Stät- schmaus. Schade um das arme Volk! Dachte ich ten Jakobs. mir. Welch’ herrliches Arbeitsfeld hätten hier Ja, über Zion wird man sagen: Ein jeder unsere frommen Benediktiner! ist in ihr geboren. Er, der Höchste gibt ihr Mit der Feststellung, dass wir die Lebendigkeit Bestand! (Ps. 87, 1,2,5) der arabischen Gottesdienste heute oft bewun- Quelle: Mit Jildirim ins Heilige Land dern können, möchte ich die Ausführungen Erinnerungen und Glossen zum Palästina-Feldzug 1917–1918 über das kleine aber sehr unterhaltsame Büch- Josef Trexler, Selbstverlag des Verfassers Straßenszene während des Ramadan. © Petrus Schüler 32
Petrus Schüler OFM Nachrichten Nachrichten aus dem Heiligen Land Ordensnachwuchs Momentan sind es in Bethlehem zwölf junge Män- ner, die in das Ordensleben eingeführt werden. Auch in diesem Jahr können wir wieder positiv Einen zweiten Kurs, für die Kandidaten aus von unseren Berufungen in der Kustodie des den arabischen Ländern, gibt es im Libanon, im Heiligen Landes berichten: im Sommer 2018 Kloster in Harissa. begann ein neuer Kurs von Postulanten, d. h. Dort sind es momentan sieben Postulanten, Kandidaten für den Franziskanerorden. hier im Bild. Davon sind drei junge Männer aus Die Postulanten zusammen mit den Brüdern vor der Kirche in Harissa. © Petrus Schüler 33
IM LAND DES HERRN Jordanien, drei kommen aus dem Libanon und sche Fundstücke aus den „franziskanischen” ein Postulant stammt aus dem Irak. Grabungen ausgestellt: einmal aus dem Hero- Die Ausbildung ist nicht nur theoretisch: wie dium bei Bethlehem und der anderen Herodes Sie sehen können, wird auch fleißig im Garten festung östlich des Jordans: Machärus, Ort gearbeitet: in den Gewächshäusern wird Gemü- des Martyriums des hl. Johannes des Täufers. se und Salat für den Eigenverbrauch angebaut. Einige schöne Ossuarien vom Ölberg werden gezeigt, und damit wird die frühe christliche Museum der Flagellatio Präsenz in der hl. Stadt verdeutlicht. Beson- ders hingewiesen sei auf die Grabungsfunde Große Fortschritte macht das Museum des aus mehreren byzantinischen Klöstern aus „Studium Biblicum Franciscanum” an der ers- der Gegend zwischen Jerusalem und Bethle- ten Kreuzwegstation: der erste Teil – die Multi hem; im Bild ein georgisches Mosaik aus dem media-Show – ist nun schon seit zwei Jah- 6. Jahrhundert n. Chr., eines der weltweit ren fertiggestellt und dient der Vorbereitung ältesten Zeugnisse der georgischen Sprache der Pilger auf die christliche Topografie der und Schrift. Stadt. Seit 2018 ist ein weiterer Teil eröffnet Die Präsentation aller Stücke verdient Auf- worden: hier sind bedeutende archäologi- merksamkeit: man begibt sich durch einen P. Samhar, Magister der Kandidaten, vor dem Gewächshaus im Klostergarten in Harissa. © Petrus Schüler 34
Nachrichten Nachrichten unterirdischen Korridor in die verschiedenen Abteilungen und erfährt auf dem Weg noch interessante Dinge über den Ort selbst; so steht am Ende des Rundganges die Besichtigung einer alten Zisterne, vom deutschen Franziska- ner Br. Wendelin Hinterkeuser geschickt in die Hausstruktur eingefügt. Momentan wird sowohl an einem deutschen Flyer gearbeitet wie auch an der Übersetzung der Multimedia-Show in die deutsche Sprache. Pater Adalbert Kremer OFM verstorben Pater Adalbert Kremer (geboren 1932 in Macken) war Kommissar des Heiligen Landes der Thüringischen Franziskanerprovinz und versah dieses Amt mit großer Leidenschaft. Er förderte gerade auch durch die Pilgerreisen die Beziehungen zu den Mitbrüdern an den heiligen Stätten in Israel, Jordanien und anderen Län- dern des Vorderen Orients. Oben: Georgische Mosaikinschrift aus Bir el-Qutt, Museum SBF. © Petrus Schüler Unten: P. Adalbert Kremer OFM (†). © Bildarchiv Deutsche Franziskanerprovinz 35
IM LAND DES HERRN werden, das Frühstück ist reichlich mit loka- len Produkten bestückt. Oft sind es Wander- gruppen und Einzelgäste, manchmal kommen kleine Gruppen zum Übernachten. Das liebens- würdige Gesicht des Gästehauses ist Shadi, ein junger Mann der gleich in der Nachbarschaft wohnt und sich fast den ganzen Tag um Gäste und den Betrieb kümmert. Der Link für die Webseite (in Englisch): https://www.mosaicghsebastia.com/ In den Morgenstunden des 11. Februar 2019 ver- starb P. Adalbert im Kloster Frauenberg in Fulda. Möge Gott ihm ewige Ruhe im himmlischen Jerusalem schenken. Gästehaus Sebaste – Nisf Jubeil Erfreuliches kann man vom Gästehaus in Sebaste berichten; nicht nur, dass in den zurückliegen- den Jahren schon viele Gäste in Sebaste „abge- stiegen” sind – das kleine Gästehaus (unter Leitung von ATS Associazione Terra Santa) ist zu einem Geheimtipp geworden für Leute, die außer der Übernachtung auch etwas vom Ort selbst erfahren wollen. In den letzten beiden Jahren konnten wieder einige Räume mehr für den Gästebetrieb renoviert werden. In den einfallsreich gestalteten Zimmern kön- nen mittlerweile bis 17 Personen aufgenommen Links: Shadym der Manager des Gästehauses. Rechts: Blick in eines der Gästezimmer. © Petrus Schüler 36
Petrus Schüler OFM Buchempfehlungen „Welt und Umwelt der Bibel“ te, zur Geschichte des Grabes selbst, zu Pilger- berichten über die Grabeskirche und über Nach- „Welt und Umwelt der Bibel”, diese Heftreihe, bauten desselben. Unter den Autoren der Arti- die vom Katholischen Bibelwerk Stuttgart heraus kel, die mit gutem Bildmaterial versehen sind, gegeben wird, hat im Heft Nr. 1, 2019 den Titel: finden wir u. a. Georg Röwekamp und Jürgen „Das Grab Jesu – Geschichte und Geheim- Krüger, die den Lesern unseres Heftes gewiss nis”. Sehr empfehlenswert sind die Artikel zur gut bekannt sind. Ein sehr empfehlenswertes Grabeskirche und ihrer Bau- und Kunstgeschich- Heft mit weiteren interessanten Artikeln. Titelseite der Zeitschrift „Welt und Umwelt der Bibel“. © Petrus Schüler 37
IM LAND DES HERRN „Die Geburtskirche in IM LAND DES HERRN Bethlehem“ … Franziskanische Zeitschrift für das Heilige Land … ist der Titel eines Buches, welches keinen 73. Jahrgang 2019 • Nr. 1 besseren Termin seiner Erscheinung haben Herausgeber: könnte; sind doch erst vor einigen Monaten die Die Kommissariate des Heiligen Landes im meisten Gerüste in der Geburtsbasilika gefal- deutschen Sprachraum. len und haben uns einen völlig neuen Eindruck Redaktion für Deutschland: dieser so bedeutenden Kirche mit ihren unver- Fr. Petrus Schüler OFM, Pfr. Stephan Rödl Sankt-Anna-Straße 19, D-80538 München gleichlichen Mosaiken gegeben. Genau diese E-Mail: bruderpetrus@franziskaner.de Mosaiken stehen im Fokus dieses Buchs von Druck: Bianca und Gustav Kühnel, dessen Untertitel Grasl FairPrint, A-2540 Bad Vöslau, www.grasl.eu lautet: „Die kreuzfahrerzeitliche Auskleidung Für die Kommissariate des Heiligen Landes ist Nach- einer frühchristlichen Basilika”. haltigkeit ein wichtiger Maßstab unseres Handelns. Eingefügt ist ein Artikel über alle Inschriften Deshalb achten wir auch bei der Herstellung dieser Zeitschrift ganz besonders auf umweltfreundliche, der Mosaiken von Erich Lamberz. Das Buch ist ressourcenschonende und schadstofffreie Produk- bei Schnell und Steiner, Regensburg, erschie- tionsweisen und Materialien. nen. Über diese Mosaiken dieser Kirche findet Das Papier stammt aus ökologischer, ökonomischer man wohl momentan kaum eine bessere Ver und sozial nachhaltig bewirtschafteten Wäldern. Für öffentlichung. die Druckproduktion wurden nur erneuerbare Ener- gien und reine Pflanzenölfarben verwendet. Fotos: Redaktionsarchiv, wenn nicht anders ange- geben. „Im Land des Herrn” erscheint viermal im Jahr und wird den Freunden und Förderern kostenlos zuge- stellt. Die Zeitschrift kann bei den u. a. Kommissa- riaten bestellt werden. Für Spenden sind wir sehr dankbar. Anschriften und Konten der einzelnen Kommissariate: Kommissariat des Heiligen Landes München: D-80538 München, St.-Anna-Str. 19 IBAN: DE24 4726 0307 0055 0504 00 BIC: GENODEM1BCK Generalkommissariat des Heiligen Landes Wien: A-1010 Wien, Franziskanerplatz 4 IBAN: AT50 6000 0000 0193 9833 BIC: OPRKATWW Kommissariat des Heiligen Landes Schweiz: Franziskanerkloster Mariaburg CH-8752 Näfels/Kanton Glarus PC-Näfels 89-87 4592-8 IBAN: CH30 0900 0000 8987 4592 8 Copyright © Kommissariat des Hl. Landes, München Alle Rechte, auch die des auszugsweisen Abdruckes einer Übersetzung, oder der Reproduktion einer Abbildung, vorbehalten. Seite 38: Titelseite des Buches „Die Geburtskirche in Bethlehem“. © Petrus Schüler Titelbild: Hosianna! Einzug in Jerusalem, Felix Possart, Himmelfahrtskirche Jerusalem. © CTS Rückseite: Plakat der Palmsonntagsaktion 2019. © CTS 38
Franziskanische Pilgerfahrten ins Heilige Land 2019 Kommissariat des Heiligen Landes München Br. Petrus Schüler OFM, Franziskanerkloster München, St.-Anna-Str. 19, D-80538 München Tel. 089/21126-104, bruderpetrus@franziskaner.de – www.heilig-land.de „Wir gehen jetzt nach Jerusalem hinauf“ 22.03.2019 bis 31.03.2019 Begleitung durch Bruder Petrus Schüler OFM, München Eine klassische Hl. Land-Reise mit vorösterlichen Akzenten „Christentum und Islam im Heiligen Land“ im Herbst 2019 Begleitung durch Bruder Petrus Schüler OFM, München (weitere Informationen in Kürze auf unserer Website) „Heiligland-Reise für Jugendliche“ 27.12.2019 bis 07.01.2020 in Zusammenarbeit mit der Jugendpastoral der Deutschen Franziskanerprovinz Kommissariat des Heiligen Landes, Schweiz (Näfels) P. Gottfried Egger OFM, Franziskanerkloster Mariaburg, CH-8752 Näfels/Kanton Glarus, Tel. 0041-55612-2818, Fax 0041-55612-2827, E-Mail: gottfried.egger@franziskaner.ch Frühjahrswallfahrt 26.03.2019 bis 05.04.2019 Begleitung durch P. Gottfried Egger OFM, Näfels Israel/Palästina/Jordanien (Imboden, Brig) Wallfahrt mit behinderten Menschen (Paraplegiker) 06.05.2019 bis 15.05.2019 Begleitung durch P. Fidelis Schorer OFM, Näfels, Anmeldung Terra Sancta Tours AG, Bern Israel/Palästina Herbstwallfahrt 21.10.2019 bis 31.10.2019 Begleitung durch P. Gottfried Egger OFM, Näfels, Anmeldung Terra Sancta Tours AG, Bern Israel/Palästina/Jordanien Generalkommissariat des Heiligen Landes, Wien P. Elias van Haaren OFM, Franziskanerplatz 4, A-1010 Wien, Tel. 0043-1-5121917, E-Mail: heiligland@pilgerreise.at – www.pilgerreise. Reise ins Hl. Land 01.08.2019 bis 09.08.2019 Jordanien und Hl. Land 07.10.2019 bis 22.10.2019 Abrahamsweg 28.10.2019 bis 06.11.2019 Kurzreisen ins Hl. Land 02.02.2020 bis 23.02.2020 Jordanien und Hl. Land 08.03.2020 bis 24.03.2020 Abonnement der Zeitschrift möglich über Internet: info@heilig-land.de Das Heilige Land im Internet: www.heilig-land.de (Kommissariat des Heiligen Landes, Deutschland) www.heiligland.franziskaner.ch (Kommissariat des Heiligen Landes, Schweiz) www.pilgerreise.at (Kommissariat des Heiligen Landes, Wien) www.custodia.org (Kustodie der Franziskaner, Jerusalem) www.proterrasancta.org (Hilfswerke für das Heilige Land) www.cicts.org (Christian Information Centre, Jerusalem) www.terrasanctablog.org/de 39
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