Bis hierhin und wie weiter? Zur Zukunft der Schulsozialarbeit in Sachsen-Anhalt - gemeinsam sichern - DKJS

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Bis hierhin und wie weiter? Zur Zukunft der Schulsozialarbeit in Sachsen-Anhalt - gemeinsam sichern - DKJS
Schulerfolg     sichern
                                                                                    gemeinsam
Hrsg.: Deutsche Kinder- und Jugendstiftung

                                             Bis hierhin und wie weiter?
                                             Zur Zukunft der Schulsozialarbeit
                                             in Sachsen-Anhalt

                                             unterstützt und gefördert durch:
Bis hierhin und wie weiter? Zur Zukunft der Schulsozialarbeit in Sachsen-Anhalt - gemeinsam sichern - DKJS
INHALT                                                                         Warum eigentlich Schulerfolg sichern?                     Welche Rolle nimmt die DKJS ein?

                                                                               Die Bedingungen, unter denen Kinder und                   Wir als Deutsche Kinder- und Jugendstiftung (DKJS)
                                                                               ­Jugendliche aufwachsen, haben sich in den                sind Trägerin der landesweiten Koordinierungsstelle
4    Grußworte
                                                                                ­vergangenen Jahrzehnten – durch Globalisierung,         im Programm Schulerfolg sichern und übernehmen
     Marco Tullner, Minister für Bildung des Landes Sachsen-Anhalt
                                                                                 Individualisierung und Pluralisierung der Lebens­       die Rolle der Moderatorin zwischen allen Akteuren.
     Michael Ziche, Präsident des Landkreistages Sachsen-Anhalt
                                                                                 formen – stark verändert. Auch Schulen müssen           Wir bieten Raum und Zeit: zum gegenseitigen
                                                                                 sich diesen Veränderungen stellen und Lernprozesse      ­Kennenlernen und für den Erfahrungsaustausch in
6    Einführung in das Thema                                                     anders gestalten – was folglich eine Anpassung des       einem überregio­nalen Netzwerk. Mit praktischen
     Was ist Schulsozialarbeit?                                                  gesamten Bildungssystems erforderlich macht.             Anregungen, fachlichen Impulsen und kritischem
     Zahlen und Fakten                                                           Doch Veränderungen wecken oft Widerstände und            Hinterfragen tragen wir kontinuierlich zur Verbesse-
                                                                                 Ängste, weil man Gewohntes loslassen muss und            rung und Weiterentwicklung an Schulen, in den
                                                                                 Neues schwer ein­schätzen kann. Es braucht Mut,          ­Kommunen und im Land bei. Wir versorgen die
8    Schulsozialarbeit in Zahlen                                                 Ausdauer und das Vertrauen, gemeinsam Wege                Verantwort­lichen mit Informationen, inspirieren und
                                                                                 und Lösungen zu finden – auch dann, wenn die              knüpfen Verbindungen zwischen den unterschied­
                                                                                 Rahmen­bedingungen nicht optimal sind.                    lichen Programmakteuren. Dabei verstehen wir uns
10   Leistungen von Schulsozialarbeit
                                                                                                                                           als Wegbegleiterin und ermutigen, sich unter den
                                                                               Das ESF- und Landesprogramm Schulerfolg ­sichern            gegebenen Bedingungen auf Veränderungen ein­
12   Wirkungen von und Konsequenzen ohne Schulsozialarbeit                     ist aufgrund der besorgniserregend h  ­ ohen Quote          zulassen, Neues zu wagen und Zuversicht zu
                                                                               von Schulabbrüchen in Sachsen-­Anhalt entstanden.           ­erzeugen, die anspruchsvolle Aufgabe zu lösen –
                                                                               Andere Bundesländer n    ­ ehmen anerkennend zur             eben gemeinsam.
14   Welche Bedeutung hat Schulsozialarbeit in Sachsen-Anhalt?
                                                                               Kenntnis, wie offensiv Sachsen-Anhalt mit diesem
     Einschätzungen von Personen und Institutionen aus dem Land
                                                                               Problem umgeht und nach Lösungen sucht. Landes-           Was ist für die Zukunft wichtig?
                                                                               verwaltung, Politik und Wissenschaft erarbeiteten
16   Schulsozialarbeit im bundesweiten Überblick                               gemeinsam ein Konzept, das die Zusammenarbeit             Schulsozialarbeit ist nicht zu normieren. Es braucht
                                                                               von Schulen und Jugendhilfe stärkt und dadurch            fachliche Leitlinien für multiprofessionelles Arbeiten
                                                                               ­Kinder und Jugendliche auf ihrem Weg zum Schul­          an Schulen und ein Verständnis, dass dies nach­
18   Anregungen zur Verankerung
                                                                                erfolg unterstützt. Nach fast 10 Jahren Programm­        haltig und sinnvoll ist.
                                                                                laufzeit kann man sagen, dass dies ein richtiger Weg
22   Wege und Argumente                                                         ist: Gemeinsam haben sich Schulen und Jugendhilfe        Um zukunftsorientiert handeln zu können, gilt es
     Unbefristetes Landesprogramm unter kommunaler Beteiligung und Steuerung    Ziele gesetzt und Maßnahmen entwickelt, um Kinder        nun, das jahrelang aufgebaute Vertrauen zwischen
     Befristetes Landesprogramm                                                 und Jugendliche in ihrer Individualität und ihren        Schulen und Jugendhilfe zu verstetigen, aus­zu­bauen
     Schulsozialarbeit im Landesdienst                                          Stärken zu f­ ördern. Dazu braucht es die Vernetzung     und für weitere gemeinsame Kraft­anstrengungen zu
     Weitere Wege zur Finanzierung                                              von ­pädagogischen Fachkräften mit steuernden            nutzen. Denn wir sind auf ­einem sehr guten und
                                                                                ­Akteuren auf Landes- und auf kommunaler Ebene,          ­richtigen Weg, der Konstanz und Dynamik braucht.
                                                                                 die gemeinsam an einem Strang ziehen.                    Dies zu bewerkstelligen, sehen wir auch als unsere
25   Hilfreiche Links und Ansprechpartnerinnen und -partner                                                                               Aufgabe an.
                                                                               Was macht die Kooperation von Schulen
26   Quellenverzeichnis und Impressum                                          und ­Jugendhilfe aus?

                                                                               Kooperation ist mehr als eine Zauberformel und in
                                                                               vielen Bereichen gelingende Praxis. Schulen und
                                                                               ­Jugendhilfe haben es nicht leicht, sich mit ihren        Dr. Heike Kahl
                                                                                ­unterschiedlichen Herangehensweisen und Perspek­        Geschäftsführerin
                                                                                 tiven, auch Konkurrenzen, aufeinander einzulassen,      Deutsche Kinder- und Jugendstiftung
                                                                                 ­einander zuzuhören, sich für die j­eweils andere
                                                                                  ­Profession zu öffnen und letztlich ihre fachlichen
                                                                                   Perspektiven so zu vereinen, dass daraus neue
                                                                                   Handlungsoptionen für die Verbesserung von Lern-
                                                                                   und Lebensbedingungen für Kinder und Jugendliche
                                                                                   erwachsen können. Das geschieht nicht von allein,
                                                                                   sondern braucht Tag für Tag kommunikatives
                                                                                   ­Geschick, ein gegen­seitiges Verständnis und den     Sylvia Ruge
                                                                                    ­Tatendrang aller Verantwortlichen. Und es braucht   Leiterin Regionalstelle Sachsen-Anhalt
                                                                                     Begleitung und Steuerung eines solchen Prozesses.   Deutsche Kinder- und Jugendstiftung

                                                                                                                                                                                                  3
Liebe Leserinnen und Leser,

    Bei meinen Schulbesuchen habe ich immer wieder        man soll ja nicht immer auf dem alten Goethe            Schulsozialarbeiterinnen und Schulsozial­arbeiter
    wahrgenommen, mit welch engagiertem Einsatz           ­herumreiten, aber oft hat er Dinge geäußert, die       stärken zudem wirkungsvoll die Verbindungen
    Schulsozialarbeiterinnen und Schulsozialarbeiter       noch heute Gültigkeit besitzen und die vor allem       zwischen Elternhäusern und ­Schulen. Sie sind
    an den Schulen Projekte zur Vermeidung von             komplizierte Zusammenhänge auf eine einfache           festigende Ratgeber, leidenschaftliche Vermittler
    Schulabbrüchen entwickeln und umsetzen. Dafür          und verständliche Ebene herunter­brechen. Ein          und sachliche Brückenbauer in einer Person. Sie
    gebührt ihnen mein ausdrücklicher Dank!                ­Beispiel dafür: Lehre tut viel, aber Aufmunterung     helfen dort, wo ­andere vielleicht schon aufgegeben
                                                            tut alles.                                            haben oder die institutionellen Grenzen der Förde-
    Im Koalitionsvertrag für die laufende Legislatur                                                              rung erreicht sind. Sie leisten soziale Hilfe für die-
    ­geben die regierungstragenden Fraktionen ein         Schulsozialarbeit ist Aufmunterung. Sie ist ein         jenigen, deren soziales Umfeld nicht helfen kann,
     ­Bekenntnis zur Finanzierung von Schulsozialarbeit   ­unverzichtbarer Wegbegleiter und Mutmacher für         eine erfolgreiche Schullaufbahn zu ermöglichen.
      nach Auslaufen der EU-Förderung ab. Dafür müssen     Schülerinnen und Schüler, für Eltern und Groß­
      rechtzeitig Entscheidungen zur rechtlichen           eltern. Und natürlich auch für Lehrerinnen und         Schulsozialarbeit gleicht soziale gesellschaft­liche
      ­Ein­ordnung, zur strukturellen Anbindung, zur       Lehrer. Denn Lernen ist nicht immer ­einfach –         Ungerechtigkeiten aus. Und das ist gut so.
       inhalt­lichen Ausrichtung und zur finanziellen      ­Hindernisse müssen überwunden, Ziele immer
       ­Ver­ankerung vorbereitet werden.                    wieder neu ­gesteckt, der „innere Schweinehund“
                                                            muss jeden Tag besiegt werden. Wer „lernen“ früh
    Auftakt dafür war ein Fachgespräch im Ausschuss         lernt, der hat es später im Leben leichter. Starke
    für Bildung und Kultur am 12.01.2018. Dort gab          Hindernisse, erstrebenswerte Ziele und der „innere
    es einen interessanten Meinungsaustausch zur            Schweinehund“ sind Komponenten, die uns unser
    künftigen Ausrichtung der Schulsozialarbeit. Diesen     Leben lang begleiten.
    Gesprächsfaden werde ich aufnehmen, um die für                                                                Ihr Michael Ziche
    unser Land machbare Variante zur Verstetigung         Die Quote der Schulabbrecher steigt. Darum ist          Landrat des Altmarkkreises Salzwedel
    von Schulsozialarbeit erarbeiten zu können.           es wichtig, ja geradezu essenziell, dass es eine        Präsident des Landkreistages Sachsen-Anhalt
                                                          kontinuierliche Schulsozialarbeit gibt. Schulsozial-
                                                          arbeiterinnen und Schulsozial­arbeitern gelingt es
                                                          oft, Kinder und Jugend­liche zum Lernen zu er­
                                                          mutigen, Hürden abzubauen und Schritt für Schritt
                                                          einen Lernerfolg herbeizuführen. Es gilt hier strate-
                                                          gisch und emotional zugleich zu arbeiten, fehlende
                                                          ­Verbindungen herzustellen und Ziele aufzu­zeigen,
    Marco Tullner                                          die die Kinder und Jugendlichen vielleicht so gar
    Minister für Bildung                                   nicht im Fokus hatten.
    des Landes Sachsen-Anhalt

4                                                                                                                                                                          5
Die Zukunft von Schulsozialarbeit in Sachsen-­Anhalt ist trotz            Die Bedeutung von Schulsozialarbeit hat zu­ge­nommen.
                                                                                                                  che                der gestiegenen Herausforderungen und ­Bedarfe ungewiss:                  ­Folgendes spricht für eine Ver­ankerung von Schulsozial-
                                                                                 d h ilfe . S
                                                                                            ­  oz  ialpädagogis
                                                                    und Jugen                                                        Das Bekenntnis der Landesregierung, Schulsozialarbeit im                  arbeit im Land:
                                   in    An  ge b  o t der Kinder-                       enschen in ih
                                                                                                            rer                      Land auch nach Ende der ESF-Förderung 2020 zu fördern ,     6
                    rb  eit is t  e                                          jun g e M
    Schulsoziala                                               n tätig, um                                       Bildungs­
                             n  tin  u ie rlic h an Schule                       n tw ic k lu n g   zu ­fördern,                     ­bietet eine wichtige Grundlage. Dennoch sind viele Fragen zu             ©© In Sachsen-Anhalt liegt die Quote der Jugend­lichen,
                    ind k  o                                       ruflichen E
    Fachkräfte s                                    chen und be                                             . Zu den                 diskutieren, z. B. wie Schulsozialarbeit rechtlich verankert und             die die Schule ohne anerkannten Abschluss verlassen,
                      , s o zia  le n  , sch  u lis
                                                                             on e n z u  in tervenieren                                                                                                           bei 9,7 %.7 Schulsozialarbeit hat sich als ein wirk­
     individuelle
                    n                                        ­ risensituati
                                                                                                                                     institutionell angebunden werden kann, welche Finan­zierungs­
                                                                                                                  ng
                             n   a b z
                                     ­  u b a uen und in K                         B e ra tu  n g  u nd Be­gleitu                    modelle möglich und sinnvoll sind und wie die fachliche                      samer Beitrag gegen Schulabsentismus und -­ abbrüche
                     unge                                           ehören die
      benachteilig                                    leistungen g                                            penarbeit                                                                                           erwiesen.8
                       n d  U n te  rs  tü tz un  g s
                                                                            z ialp ä d  ag o  gische Grup                            ­Ausrichtung in Zukunft aus­sehen wird.
                     u                                        ber auch ­so
      ­Angeboten                              d ­Schüler, a                                       Ju gendlichen.
                                                                                                                   Die
                             ri n n  e n  u n                                  ­ in d e r u n  d                                                                                                               ©© Sozial und strukturell benachteiligte Kinder und
                         üle                                          für alle K
       ­einzelner Sch                                  eitangebote                                            benso von              Diese Broschüre möchte zur Diskussion der a
                                                                                                                                                                               ­ ufgeworfenen
                      e  K o n ta  k t-  u n d Fr  eiz
                                                                            rä fte n  u n d  Eltern sind e                           ­Fragen anregen und richtet sich i­nsbesondere an:
                                                                                                                                                                                                                  ­Jugendliche oder solche mit Migrationshintergrund
        ­sowie offen                           d ie Beratung
                                                                 von Lehrk                                                                                                                                         ­haben immer noch deutlich schlechtere Bildungs­
                                            d                                           esen.
                                                                                                 1
                        rb e it  m  it  u n                                 e m  ein w                                                                                                                              chancen.9
         Zusamm    en a
                      ­                                                m  G
                                                            ng mit de
                         utu  n g  w  ie  die Vernetzu                                                                                              
          ­großer Bed  e
                                                                                                                                                    Politik und ­Verwaltung                                    ©© Kinder und Jugendliche in Sachsen-Anhalt unterliegen
                                                                                                                                                                                                                  einem erhöhten Armutsgefährdungsrisiko. 2016 lebten
                                                                                                                                                    auf L­ andes- und auf kommunaler
                                                                                                                                                                                                                  ca. 91.000 Kinder und Jugendliche unter 25 Jahren in
                                                                                                                                                    Ebene                                                         Bedarfsgemeinschaften/Haushalten, die Leistungen
                                                                                                                                                                                                                  nach dem SGB II b
                                                                                                                                                                                                                                  ­ eziehen – das sind 36 % aller
                                                                                                                                                    I nteressensvertretungen                                     Leistungs­empfänger. 55 % davon sind Kinder unter
                                                                                                                                                     aus Schulen und der Jugendhilfe,                             15 Jahren.10

                                                                                                                                                     von Eltern, Kindern und
                                                                                                                                                                                                               ©© Die Lebensbedingungen von Kindern und Jugend­
                                                                                                                                                     ­Jugendlichen                                                 lichen sind verstärkt von Individuali­sierung und
                                                                                                                                                                                                                  ­Pluralisierung der Lebensformen g ­ eprägt. Schulen als
                                                                                                                                                    Interessierte Menschen,                                       Orte der öffentlichen E
                                                                                                                                                                                                                                         ­ rziehung und Bildung stehen
                                                                                                                                                     die sich für Bildungs- und                                    daher vor e­ rhöhten Herausforderungen.11
        Schulsozialarbeit ist über Jahrzehnte hinweg zu                    In den vergangenen 25 Jahren hat sich Schul­­
                                                                                                                                                     Zukunftschancen von Kindern und
        ­einem wichtigen Bestandteil der Bildungslandschaft                sozialarbeit durch die kontinuierliche Förderung                                                                                    ©© Die Heterogenität der Schülerinnen und Schüler hat
        in Sachsen-Anhalt geworden. Mitte der 90er Jahre                   und ­Weiterentwicklung stark professionalisiert.                          Jugendlichen ­engagieren                                     in den letzten Jahren stark zugenommen und stellt
        wurden erstmals einzelne Projekte, die sich aus                    ­Wissenschaftliche Begleitung, verpflichtende                                                                                          erhöhte Anforderungen an die Lehrkräfte.12
        ­regionalen Initiativen gegründet hatten, gefördert.2              ­Qualitätsstandards und die Unterstützung durch           Ziel der Broschüre ist es,
        Der Weg führte über ein ­Modellvorhaben mit 20                     ­regionale und landesweite Netzwerke ­haben ­daran                                                                                  ©© Der Anteil an Schülerinnen und Schülern mit besonde-
                                                                                                                                     • über die aktuelle Situation und die Leistungen von                         ren Förderbedarfen ist in Sachsen-Anhalt gestiegen.13
        Schulen zu einem groß angelegten Landesprogramm                    maßgeb­lichen Anteil. Schulsozialarbeit fußt auf e
                                                                                                                            ­ iner
                                                                                                                                       ­Schulsozialarbeit in Sachsen-Anhalt zu ­informieren,
        im Zeitraum 1998 bis 2003. Das mehrfach evaluierte                 partnerschaftlichen Ko­operation von Jugendhilfe
                                                                                                                                                                                                               ©© Lehrkräfte in Sachsen-Anhalt sind mit ihren Kolleginnen
        Programm galt als vorbildhaft für das Zusammen­                    und Schulen, die ­gemeinsame Zielvereinbarungen           • nachgewiesene Wirkungen von Schulsozial­arbeit
                                                                                                                                                                                                                  und Kollegen aus Thüringen und Sachsen beim Thema
        wirken von Jugendhilfe und Schulen.3 Seit 2008 gibt                treffen und ihre Kompetenzen wechselseitig                  ­darzustellen und aufzuzeigen, welche ­Risiken entstehen,
                                                                                                                                                                                                                  Inklusion pessimistischer eingestellt als der Bundes-
        es das ESF- und Landesprogramm Schulerfolg                         ­anerkennen und wertschätzen.5 Heute bietet                 wenn eine Verankerung nicht gelingen sollte,
                                                                                                                                                                                                                  durchschnitt. Nur 49 % sprechen sich für die
        ­sichern, welches das Ziel verfolgt, die hohe Zahl der             Schulsozial­arbeit ein bedeutendes Unterstützungs-                                                                                     ­gemeinsame Be­schulung von Kindern mit und ohne
                                                                                                                                     • Modelle aus anderen Bundesländern vorzustellen,
        Schulabbrüche im Land zu senken. 2015 wurde das                    und Bildungsangebot für alle Kinder und Jugend­                                                                                         Unterstützungs­bedarfe aus.14
        Programm aufgrund der Ergebnisse und Empfehlun-                    lichen, ihre Eltern und Lehrkräfte.                       • Anregungen zu geben, wie die Weichen für eine nach­
        gen der Wissenschaft inhaltlich breiter ausgerichtet.4                                                                         haltige Sicherung von Schulsozial­arbeit im Land gestellt
        Zusätzlich wird Schulsozial­arbeit in Sachsen-Anhalt                                                                           werden können.
        durch die Kommunen gefördert.

                                                                                                                                                                                                        6    Vgl. Koalitionsvertrag Sachsen-Anhalt 2016–2021, S. 71;
                                                                                                                                                                                                             vgl. LT Sachsen-Anhalt 2017b, S. 83–92
                                                                                                                                                                                                        7    Vgl. LT Sachsen-Anhalt 2017a, S. 61
                                                                                                                                                                                                        8    Vgl. Koalitionsvertrag Sachsen-Anhalt 2016–2021, S. 71
                                                                                                                                                                                                        9    Vgl. BMFSFJ 2017, S. 193 f.
        1   Vgl. Speck 2006, S. 23                                                                                                                                                                      10   Vgl. STALA Sachsen-Anhalt 2016
        2   Vgl. Speck/Olk 2010, S. 103                                                                                                                                                                 11   Vgl. LT Sachsen-Anhalt 2017a, S. 19 f.
        3   Vgl. Olk/Bathke/Speck 2000                                                                                                                                                                  12   Vgl. ebd., S. 6
        4   Vgl. LT Sachsen-Anhalt 2017a, S. 4                                                                                                                                                          13   Vgl. Sozioökonomische Analyse EFRE/ESF/ELER (2014–2020), S. 242
6       5   Vgl. Speck 2006, S. 23                                                                                                                                                                      14   Vgl. Forsa 2017                                                   7
Schulen in Sachsen-Anhalt sind im Rahmen von                   Kinder und Jugend­liche20 und damit ca. 38 Prozent                startete ein Landesprogramm zur Zusammenarbeit        Aktuell regelt die Richtlinie über die ­Gewährung von
    Schulerfolg sichern ca. 400 Schulsozialarbeiterinnen           ­aller Schülerinnen und Schüler21 in Sachsen-Anhalt               von Schulen und Jugendhilfe, das gemeinsam vom        Zuwendungen für das ESF-Programm Schulerfolg
    und Schulsozialarbeiter Teil der pädagogischen                 ­wurden im Schuljahr 2016/2017 über das ESF-­                     damaligen Kultusministerium und dem Ministerium       ­sichern die darüber finanzierte Schulsozialarbeit.26
    Teams.15 Die Verteilung der Schulen im Programm                Programm durch ­Schulsozialarbeit erreicht:                       für Arbeit, Frauen, Gesundheit und Soziales verant-   Es existiert keine eigene G
                                                                                                                                                                                                                     ­ esetzesregelung zur
    ist wie folgt: 38 Prozent Grundschulen, 29 Prozent             z. B. durch individuelle Beratung und Begleitung,                 wortet wurde. Dadurch war Schulsozialarbeit erst-     Schulsozialarbeit in Sachsen-­Anhalt. In der Regel
    ­Sekundarschulen, 12 Prozent Förderschulen,                    durch sozialpädagogische Gruppenarbeit oder                       mals schulformübergreifend in Sachsen-Anhalt an       wird diese aus dem § 13 SGB VIII und/oder aus
    8 ­Prozent Gemeinschaftsschulen, 6 Prozent berufs-             ­offene Kontakt- und Freizeit­angebote.                           knapp 70 Schulen aufgestellt. Das Programm lief bis   schulrechtlichen Regelungen der einzelnen Bundes-
    bildende Schulen, 5 Prozent Gymnasien und                                                                                        2003.23 Seit 2008 wird die politische Strategie der   länder abgeleitet. Diese sind laut Rechtsexperten
    2 ­Prozent Gesamtschulen.        16
                                                                                                                                     Europäischen Kommission, die Schulabbruchquote        ­jedoch keine ausreichende recht­liche Grundlage für
                                                                                                                                     zu senken, in Sachsen-Anhalt mit dem ESF-finan-       die Schulsozialarbeit.27
    An 96 weiteren Schulen waren im Schuljahr                                                                                        zierten Programm Schulerfolg sichern unterstützt.
    2016/2017 Schulsozialarbeiterinnen und Schul­                                                                                    Das Kultusministerium sicherte die Fortsetzung des
    sozialarbeiter tätig, die nicht im Rahmen des                  regionale und landesweite ­Fortbildungen und Ver-                 ESF- und Landesprogramms in der neuen Förder­
    ESF-Programms gefördert wurden.17 Insgesamt                    netzungstreffen wurden im Schuljahr 2016/2017 im                  periode ab 2015 und konnte die bedarfsorientierte
    gibt es somit an 53,3 Prozent der allgemein­                   Rahmen des ­ESF- und Landesprogramms durchge-                     Schulsozialarbeit von 200 auf rund 400 Stellen aus-
    bildenden Schulen in Sachsen-Anhalt einen Schul­               führt. Damit leisten die regionalen und landeswei-                bauen. Die ESF-Förderung läuft bis 2020.24
    sozial­arbeiter bzw. eine Schulsozial­arbeiterin.       18
                                                                   ten Netzwerke einen wichtigen Beitrag zur Qualitäts-
                                                                   entwicklung von Schulsozialarbeit und Schulen im
                                                                   Land.22

                                                                                                                                     Euro fließen seit August 2015 bis Juli 2018 aus
    Prozent der Projekte der Schulsozialarbeit im ESF-                                                                               dem Europäischen Sozialfonds in das Programm
    und Landesprogramm Schulerfolg sichern werden                                                                                    Schulerfolg sichern. Dazu kommen 7,5 Mio. Euro
    von ­Trägern der freien, die übrigen 2 ­Prozent von                                                                              vom Land und 25 abgeordnete Lehrkräfte als
    Trägern der öffentlichen Kinder- und Jugendhilfe um-                                                                             ­Beratungslehrerinnen und Beratungslehrer. Mit
    gesetzt. Insgesamt sind es 63 ­verschiedene Träger                                                                               ca. 6,7 Mio. Euro fördern die Kommunen im be­
    der Kinder- und Jugendhilfe.       19
                                                                                                                                     sagten Zeitraum zusätzlich kommunal finanzierte
                                                                                                                                     Schul­sozialarbeit.25

    15   Vgl. LT Sachsen-Anhalt 2017a, S. 1
    16   Vgl. ebd., S. 35                                          20 Erhebung der Zahl von Schülerinnen und Schülern des Ministe-
    17   Vgl. ebd., S. 2 f.                                           riums für Bildung Sachsen-Anhalt zum Schuljahr 2016/2017       23 Vgl. Olk/Bathke/Speck 2000
    18   Vgl. ebd., S. 35; vgl. STALA Sachsen-Anhalt 2017          21 Vgl. LT Sachsen-Anhalt 2017a, S. 44                            24 Vgl. Bildungsserver Sachsen-Anhalt 2017            26 Vgl. RdErl. des MK vom 15.12.2014
8   19   Eigene Berechnung auf Basis von LT Sachsen-Anhalt 2017a   22 Vgl. ebd., S. 31–54                                            25 Vgl. WD 2017, S. 25                                27 Vgl. GEW 2016                                        9
Beratung                                                            Übergangs­gestaltung                                               Elternarbeit                                                      Schulische und außerschulische
                                                                                                                                                                                                              Kooperationen
     Schulsozialarbeiterinnen und Schulsozialarbeiter bieten insbe-      Schulsozialarbeiterinnen und Schulsozialarbeiter unterstützen      Schulsozialarbeiterinnen und Schulsozialarbeiter unterstützen
     sondere in Problem- und Krisensituationen sozialpädagogische        bei Übergangsprozessen von der Kita bis zum Beruf bzw. ins         Eltern u. a. durch Beratung, Hausbesuche und offene Begegnungs-   Neben der Zusammenarbeit mit Lehrkräften und Schulleitungen
     Beratung für Kinder und Jugendliche, Eltern und Lehrkräfte an.      Studium, indem sie für Kinder und Jugendliche und ihre Eltern      und Bildungs­angebote. Sie bauen Beziehungen zwischen             ist ein breites Unterstützungsnetzwerk im Sozialraum für den
     Grundlegend ist, dass die ­Beratungen vertraulich, freiwillig und   verlässliche Brücken zwischen den Einrichtungen bauen. Sie         Schulen und Elternhäusern auf, stärken elterliche Erziehungs-     Erfolg der Schul­sozialarbeit von großer Bedeutung. Schul­
     adressatenbezogen erfolgen. Aus der ­Beratung kann sich eine        helfen dabei, rechtzeitig relevante Infor­mationen zu erhalten     kompetenzen und bieten Hilfe bei f­amiliären Problem- und         sozialarbeiterinnen und Schul­sozialarbeiter nutzen vielfältige
     mittel- oder längerfristige sozialpädagogische B
                                                    ­ egleitung im       und geeignete Wege zu finden. Sie kooperieren mit einer Viel-      ­Krisensituationen. Zudem vermitteln sie Leistungen der Jugend­   und abgestimmte Angebote, z. B. in den Bereichen Prävention,
     Schulalltag, ggf. in Kooperation mit externen Beratungs- und        zahl von Partnerinnen und Partnern wie Kitas, Horten, Ämtern,      hilfe sowie andere Unterstützungsangebote und helfen Eltern       ­Hilfen zur Erziehung, Jugendschutz, Gesundheitsvorsorge,
     Unterstützungsangeboten, entwickeln.                                Unternehmen, Arbeitsagenturen und Jobcentern und weiteren          dabei, diese in Anspruch zu nehmen.                               ­Berufsvorbereitung oder Erlebnis- und Freizeitpädagogik, und
                                                                         Institutionen.                                                                                                                       verbessern so in abgestimmter Zusammenarbeit mit dem sozial-
                                                                                                                                                                                                              räumlichen Netzwerk die Lebensbedingungen für Schülerinnen
                                                                                                                                                                                                              und Schüler. U
                                                                                                                                                                                                                           ­ nterstützt werden sie dabei vor Ort durch die
                                                                                                                                                                                                              ­regionalen Netzwerkstellen für Schulerfolg.

     Individuelle Förderung                                              Soziales Lernen, Gewaltprävention und                              Schulentwicklung
                                                                         ­Demokratiebildung
     Schulsozialarbeiterinnen und Schulsozialarbeiter ermöglichen                                                                           Schulsozialarbeiterinnen und Schulsozialarbeiter arbeiten in
     es – durch sozialpädagogische Begleitung im Rahmen der              Schulsozialarbeiterinnen und Schulsozialarbeiter verfügen          schulischen Gremien am Schulprogramm mit und beteiligen
     ­Einzelfallhilfe –, Benachteiligungen abzubauen und Stigma­         über vielfältige Handlungsstrategien und -kompetenzen für          sich aktiv an der Schul­entwicklung. Sie tragen zu einem ge-
     tisierungen entgegenzuwirken. Zudem unterstützen sie gezielt        ­soziales Lernen. Sie bieten ­sozialpädagogische Gruppenarbeit     meinsamen, ganzheitlichen Bildungsverständnis bei, indem
     Schülerinnen und Schüler mit besonderem Förderbedarf und            an, damit Kinder und Jugendliche ­soziale und emotionale           sie ihre Kompetenzen einbringen, um Umsetzungsstrategien
     helfen dabei, persönliche, schulische und familiäre Probleme        ­Kompetenzen erwerben und ausbauen, z. B. Team-, Kommunika­        zu entwickeln und neue Lern- und Arbeitsformen zu realisieren.
     zu bewältigen. Individuelle Förderung bedeutet auch, Kinder         tions- und Konfliktfähigkeit oder die Fähigkeit zur ­Reflexion.    Zudem unterstützen sie Schulleitungen und Lehrkräfte darin,
     und Jugend­liche ganzheitlich und stärkeorientiert zu fördern.      Sie bilden Streitschlichterinnen und Streitschlichter aus und      eine wertschätzende und offene Team- und Feedbackkultur zu
     Unterstützt wird die A
                          ­ rbeit der sozialpädagogischen Fachkräfte     ­beraten bzw. begleiten diese an Schulen. Häufig unterstützen      entwickeln und ­außerschulische Kooperationen und Netzwerke
     durch ein breites Netzwerk an Partnerinnen und Partnern,            sie auch Lehrkräfte in Krisensituationen und initiieren Projekte   auszubauen.
     ­öffentlichen und freien Trägern der Jugendhilfe, Lehrkräften,      zur schulischen ­Gewaltprävention. Zudem fördern sie Kinder
     Schulleitungen, Eltern, Beratungseinrichtungen und w
                                                        ­ eiteren        und Jugendliche, sich aktiv zu beteiligen und an ihrer Schule
     Institutionen.                                                      mitzuwirken.

10                                                                                                                                                                                                                                                                              11
29
                                                                                 28

                                                                                      29 Neben Studien zur Wirkung von Schulsozialarbeit wurden die Ergebnisse der Zukunftsklausur
12   28 Vgl. Olk/Speck 2009, S. 910–927; vgl. Olk/Speck/Stimpel 2012, S. 61ff.           im Kloster D
                                                                                                    ­ rübeck im Januar 2017 bei der Zusammenstellung berücksichtigt.                      13
LIGA der Freien Wohlfahrtspflege Sachsen-Anhalt e. V.

     Um Schulsozialarbeit und die Unterstützungsnetzwerke in den
                                                                                                                                                                                                                                                             Lars Duwe
     Landkreisen, den kreisfreien Städten und auf Landesebene als
                                                                                                                                                                                                                                                             Vorstandsmitglied ­Wirtschaftsjunioren Salzlandkreis e. V.                                                                                                                                                        Dr. Thomas Pudelko
     ein zukunftssicheres Angebot für alle Schulen zu sichern, ­müssen
     jetzt Entscheidungen in Hinblick auf die strukturelle ­Anbindung,                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         ­Kooperationsverbund ­Schulsozialarbeit
                                                                                                                                                             Jürgen Krampe                                     Carmen Werner                                 Gerade im Bildungssektor und speziell in der Förderung von Schülerinnen und Schülern dürfen finanzielle Mittel in keinster
     die inhaltliche Ausrichtung sowie die rechtliche und finanzielle
                                                                                                                                                             stellvertretender Direktor                        Leiterin Jugendamt L­ andkreis Harz           Weise eingekürzt werden. In Unternehmen wäre dies gleichbedeutend mit der bewussten Verweigerung von Investitionen in die                                                                                         Die Entwicklung der Schulsozialarbeit ist
     Verankerung getroffen werden.
                                                                                                                                                             Landesschulamt Sachsen-Anhalt                                                                   Zukunft, was langfristig zwangsläufig zum Untergang der Unternehmen führen würde.                                                                                                                                 bundesweit zwiespältig. Einerseits erfolgt
     Ziel der LIGA der Freien Wohlfahrtspflege ist es, unmittelbar nach                                                                                                                                        Schulsozialarbeit ist nicht nur ein                                                                                                                                                                                                                             eine Konsolidierung, teilweise auch ein Aus-
                                                                                                                                                             Schulsozialarbeit ergänzt die verschie­denen      ­zusammengesetztes Substantiv aus             Um allen Kindern die gleichen Startvoraussetzungen in das Erwerbsleben zu ermöglichen, sie zu motivieren und sich der Sorgen                                                                                      bau. Andererseits bleibt es jedem Bundes-
     dem Auslaufen der ESF-Förderung eine in jeder Hinsicht abge­
                                                                                                                                                             Kompetenzbereiche, die aktuell e ­ rfolgreiche     Schule und Sozialarbeit, sie ist eine        und Ängste anzunehmen, scheint es unabdingbar, die Schulsozialarbeit auch über das Jahr 2020 hinaus zu fördern. Eine ziel­                                                                                        land überlassen, wie die Schulsozialarbeit
     sicherte Grundlage zu haben, um die erfolgreiche Arbeit an den
                                                                                                                                                             Schulen benötigen. Die Erfahrungen zeigen,         ­gelungene Verbindung zwischen den           gerichtete Aufgabenverteilung kann aus meiner Sicht zu einer Fokussierung auf die Kernaufgaben beitragen, die Lehrkräfte                                                                                          ausgestaltet wird oder wer für sie zuständig
     Schulen und in den Netzwerkstellen fortzusetzen.
                                                                                       Ines Petermann                                                        dass das Zusammenwirken von Pädagogik               Systemen Schule und Jugendhilfe. Im         ­entlasten und letztendlich den Schülerinnen und Schülern zugutekommen.                                                                                                                                           ist. So ist in Niedersachsen und Bremen die
                                                                                       stellvertretende Vorsitzende                                          und Schulsozial­arbeit neue Arbeitsweisen,          Landkreis Harz sind die Schulsozial­                                                                                                                                                                                                                          Überleitung der Zuständigkeit zu Schule in
                                                                                       Schulleitungsverband Sachsen-Anhalt                                   die im schulischen Alltag erforderlich sind,        arbeit und die dazugehörige Netzwerk­                                                                                                                                                                                                                         vollem Gange, ohne dass die fachliche und
                                                                                                                                                             hervorbringt und sich bewährt hat. Quanti­          stelle ein fester Bestandteil des Alltags                                                                                                                                                                                                                     professionsbezogene Eigenständigkeit der
                                                                                        Schulsozialarbeit hat das direkte Mit­                               tative Diskussionen zu Stundenumfängen für          in Schulen und in der Jugendhilfe – ein                                                                                                                                                                                                                       Schulsozialarbeit gesichert ist.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Prof. em. Dr. phil. habil. Karl-Heinz Braun
                                                                                        einander von Schülerinnen und Schülern,                              Schülerinnen und Schüler allein sind nicht          Wegfall ist nicht vorstellbar.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Hochschule Magdeburg-Stendal
                                                                                        Lehrkräften, p ­ ädagogischen Mitarbeitenden                         zielführend. Das systemische Zusammen­                                                                                                                                                                                                                                                                            In Sachsen-Anhalt wird Schulsozial­arbeit
                                                                                                                                                                                                                                                             Städte- und Gemeindebund Sachsen-Anhalt e. V.
     Landesschülerrat Sachsen-Anhalt                                                    und Eltern durch das Bauen von inner-                                wirken verschiedener Kompetenzen in Netz-                                                                                                                                                                                                                                                                         auch in Form von Projekten im Rahmen des
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               Schulsozialarbeit nimmt die klassische Einsicht auf, dass
                                                                                        und außer­schulischen Brücken in den                                 werken hat sich als sehr erfolgreich erwie-                                                                                                                                                                                                                                                                       ESF-Programms Schulerfolg sichern realisiert.
                                                                                                                                                                                                                                                             Schulsozialarbeit fördert Integration und soziale Chancengleich-                                                                  „gute Schule“ mehr ist als „guter Unterricht“, und verwirk-
     Wir sehen vorrangige Ziele der Schulsozialarbeit in der Förderung                  ­letzten J­ahren verändert und intensiviert.                         sen. Wichtig sind gemeinsam vereinbarte                                                                                                                                                                                                                                                                           Damit ist eine Beständigkeit der Angebote
                                                                                                                                                                                                                                                             heit. Der Bedarf steigt vor allem aufgrund der Umsetzung der                                                                      licht sie in vielschichtiger Weise. Sie trägt dazu bei, die
     junger Menschen in ihrer individuellen Entwicklung (schulisch,                      Das Zusammenwirken schul- und sozial­                               Ziele, aber deutlich abgegrenzte Kompetenz-                                                                                                                                                                                                                                                                       schwerlich möglich. Positiv hervorzuheben
                                                                                                                                                                                                                                                             ­Inklusion und der Integrationsaufgaben. Die Verantwortung liegt                                                                  Schule als kind- und jugendgemäßen Lebens- und Erfah-
     sozial, beruflich), in der bedarfsorientierten Unterstützung und                    pädagogischer ­Kompetenzen in unseren                               bereiche. So entsteht ein sinnvolles Ganzes.                                                                                                                                                                                                                                                                      sind die Koordinierungsstellen und die Tat-
                                                                                                                                                                                                                                                              in erster Linie bei den für Bildung zuständigen Ländern. Deshalb                                                                 rungsraum zu gestalten, in dem politisch-soziales Lernen
     Beratung von Schülerschaft, Lehrkräften und Eltern sowie in der                     Schulen erweitert die Sichtweisen, er­öffnet                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          sache, dass Schulsozialarbeit sowohl an
                                                                                                                                                                                                                                                              sehen wir das Land Sachsen-Anhalt in der Pflicht, eine – nach                        Iris Herzig                                 angeregt, der Unterricht – nach innen zu den Lebenswelten
     Entwicklung einer Wohlfühlatmosphäre am Lebensort Schule.                           neue Wege, schafft Freiräume für L­ ehrkräfte,                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Grund- als auch an weiterführenden Schulen
                                                                                                                                                                                                                                                              Auslaufen der jetzigen ESF-Förderung – dauerhafte Finanzierung                       Fachbereichsleitung Bildung,                und nach außen zu den Sozialräumen – geöffnet, die Berufs­
     Als erwachsene Vertrauensperson stehen sie außerhalb des                            bündelt mögliche Unter­stützungs­systeme                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              ange­boten wird.
                                                                                                                                                                                                               Angela Papenburg                               der Schulsozialarbeit sicherzustellen. Die Kommunen sind mit                         Migration, Ordnung und Sicherheit           orientierung gefördert, der Übergang in die Ausbildung
     ­Benotungssystems.                                                                  und koordiniert das Schaffen ­wesentlicher                                                                            Ehrenamtliche Vorsitzende Wirtschaft           ­ihren Erfahrungen vor Ort kompetente Partner, um zu entscheiden,                    Landkreis Börde                             ­begleitet sowie in schwierigen Entwicklungs- und Lebens­
                                                                                         Grundlagen für die B ­ ewältigung vielfältiger                                                                        Netzwerk SCHULEWIRTSCHAFT                       an welchen Schulen die Schulsozialarbeiterinnen und Schulsozial­                                                                 situationen Einzelfallhilfe geleistet wird. Sie ist ein unver-
     Wir halten es für unbedingt notwendig, dass Schulsozialarbeit                       Problem­lagen in ­allen Schul­formen. Deshalb                                                                         Sachsen-Anhalt                                  arbeiter besonders gebraucht werden. Die Kommunen benötigen                         Die gegenwärtigen gesellschaftlichen       zichtbares Element einer modernen, demokratischen und
     unbefristet möglich und im Landesschulgesetz Sachsen-Anhalt                       muss künftig ­jeder Schule ermöglicht werden,                                                                                                                           im Interesse der Kinder und der Schulen langfristige Planungs­                      Veränderungsprozesse bringen es            humanen Schule, weil sie hilft, die gravierenden
     aufgenommen wird. Pro Schule muss mindestens eine Schul­                          Schulsozialarbeit zu ­implementieren, zu                                                                                Lernen findet zukünftig an vielen Orten         sicherheit.                                                                         ­aufgrund ihrer Dynamik mit sich, dass     ­Bildungsungerechtigkeiten kompensatorisch abzubauen
     sozialarbeitsstelle in Vollzeit geschaffen werden.                                ­verstetigen und zu ­nutzen.                                                                                            und zunehmend digital statt. Immer                                                                                                   die Gefahr der gesellschaftlichen Aus-     und ­Bildungsarmut präventiv zu verhindern.
                                                                                                                                                                                                               mehr wird auf individuelle Interessen,                                                                                               grenzung steigt. Insbesondere Kinder
                                                                                                                                          Ralf Brecher                                                         Stärken und Talente eingegangen.                                                                                                     und Jugendliche benötigen ein Unter-
                                                                                                                                           Fachbereichsleiter ­Qualitätsfeststellungen an ­Schulen             Und genau das kann Schulsozialarbeit                                                                                                 stützungssystem, das dieser Tendenz
                                                                                                                                          ­Landesinstitut für Schulqualität und Lehrerbildung                  leisten! Sie fördert die Verknüpfung von                                                                                             entgegenwirkt. Schulsozialarbeit stellt
                                                                                                                                           Sachsen-Anhalt (LISA)                                               schulischen mit außerschulischen                                                                                                     so ein Unterstützungssystem dar. Sie
                                                                                                                                                                                                                                                             Katharina Brederlow
                                                                                                                                                                                                               ­Angeboten, sodass junge Menschen                                                                                                    sollte durch eine enge Zusammenarbeit
                                                                                                                                                                                                                                                             Beigeordnete für Bildung und Soziales
                                                                                                                                          Im Rahmen der Schulbesuche durch die Evaluationsteams des             eine Perspektive für ihr Leben und e­ inen                                                                                          von Elternhaus, Schule und Jugendhilfe    Prof. Dr. Karsten Speck
     Landeselternrat Sachsen-Anhalt                                                                                                                                                                                                                          Stadt Halle (Saale)
                                                                                                                                          LISA in den Schuljahren 2015/2016 und 2016/2017 wurden                realistischen Einblick in die Arbeitswelt                                                                                           unter Berücksichtigung eines klaren       Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
                                                                                                                                          auch Schulen evaluiert, die Projekte zur Schulsozialarbeit an­        der Zukunft erhalten.                                                                                                               Rollenverständnisses gekennzeichnet
     Schulen benötigen in der heutigen Zeit multiprofessionelle Teams, die sich dem Bildungserfolg der Kinder und Jugendlichen                                                                                                                               Schulsozialarbeit hat sich in der Stadt Halle (Saale) fest etabliert.
                                                                                                                                          bieten. Es konnte festgestellt werden, dass der Stellenwert der                                                                                                                                           sein. Schulsozialarbeit betrachte ich     Seit 1998 wurde Schulsozialarbeit in Sachsen-Anhalt institutionalisiert und im Rahmen einer systemischen Kooperation von
     ­widmen. Die Schulsozialpädagoginnen und -pädagogen sind wichtige Vertrauenspersonen der Lernenden und Eltern, begleiten                                                                                                                                Sie erweitert den Blick auf Schülerinnen und Schüler um die
                                                                                                                                          Projekte sehr hoch ist und die Schulsozialarbeit eine erhebliche                                                                                                                                          als Teil der kommunalen Bildungsland-     ­Jugendhilfe und Schule weiterentwickelt und professionalisiert. Schulabsentismus und -abbruch waren und sind ein wichtiges
      schulische Übergänge und zeigen Perspektiven auf. Darüber hinaus schulen sie soziale Kompetenzen, organisieren Präventions-                                                                                                                            ­sozialpädagogische Sicht, ist wichtiger Partner an der Schnitt-
                                                                                                                                          Tiefe und Breite erreicht hat. Kennzeichnend ist, dass diese                                                                                                                                              schaft.                                    Thema. Um dieses sehr komplexe Phänomen sozial- und schulpädagogisch zu bearbeiten, bedarf es ganzheitlicher und inter-
      projekte und leisten Einzelfallhilfe, beispielsweise bei Problemen mit Suchtmitteln, bei Gewalt und Mobbing, bei Schulversagen                                                                                                                          stelle von Jugendhilfe und Schule und eine der Säulen, um
                                                                                                                                          ­Projekte konzeptionell in das Gesamtsystem Schule eingebunden                                                                                                                                                                                       disziplinärer Ansätze, die das ESF- und Landesprogramm Schulerfolg sichern bundesweit auszeichnen. Für die erfolgreiche Ver-
      oder gar -abbruch, helfen bei der erfolgreichen Integration Zugewanderter und bei der Inklusion beeinträchtigter Schülerinnen                                                                                                                           Chancen­gerechtigkeit zu ermöglichen.
                                                                                                                                           sind. Die Zusammenarbeit aller Beteiligten erfolgt auf einer ver-                                                                                                                                                                                   stetigung von Schulsozialarbeit nach Auslaufen der ESF-Förderung sind meiner Einschätzung nach sehr zeitnah Verhandlungen
      und Schüler.                                                                                                                         bindlich vereinbarten und gleichberechtigten Basis.                                                                                                                                                                                                 zwischen Land und Kommunen zu führen und ressortübergreifende Formate zur gemeinsamen Steuerung zu installieren.
                                                                                                                                                                                                                                                             Eine Verstetigung der Schulsozialarbeit in kommunaler Steuerung
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               ­Darüber hinaus bedarf es einer übergreifenden Konzeption der Zusammenarbeit von Schule und Jugendhilfe für das Land. Nur
     Eine zeitgemäße Schule, welche die Sorgen und Nöte der ihr anvertrauten Kinder und Jugendlichen ernst nimmt, kann und darf                                                                                                                              und Koordinierung, die durch eine auskömmliche gesicherte
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                auf dieser Basis können die umfangreichen und bundesweit anerkannten Vorarbeiten im Land Sachsen-Anhalt gewinnbringend
     nicht auf Schulsozialarbeit verzichten.                                                                                                                                                                                                                 ­Finanzierung durch das Land und zudem für alle Schulen reali-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                genutzt werden.
                                                                                                                                                                                                                                                              sierbar ist, sollte jetzt politisch leitende Maxime sein!

14                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             15
LIGA der Freien Wohlfahrtspflege Sachsen-Anhalt e. V.

     Um Schulsozialarbeit und die Unterstützungsnetzwerke in den
     Landkreisen, den kreisfreien Städten und auf Landesebene als
     ein zukunftssicheres Angebot für alle Schulen zu sichern, ­müssen
     jetzt Entscheidungen in Hinblick auf die strukturelle ­Anbindung,
                                                                                                                                                             Jürgen Krampe                                     Carmen Werner
     die inhaltliche Ausrichtung sowie die rechtliche und finanzielle
                                                                                                                                                             stellvertretender Direktor                        Leiterin Jugendamt L­ andkreis Harz
     Verankerung getroffen werden.
                                                                                                                                                             Landesschulamt Sachsen-Anhalt

     Ziel der LIGA der Freien Wohlfahrtspflege ist es, unmittelbar nach                                                                                                                                        Schulsozialarbeit ist nicht nur ein
                                                                                                                                                             Schulsozialarbeit ergänzt die verschie­denen      ­zusammengesetztes Substantiv aus
     dem Auslaufen der ESF-Förderung eine in jeder Hinsicht abge­
                                                                                                                                                             Kompetenzbereiche, die aktuell e ­ rfolgreiche     Schule und Sozialarbeit, sie ist eine
     sicherte Grundlage zu haben, um die erfolgreiche Arbeit an den
                                                                                                                                                             Schulen benötigen. Die Erfahrungen zeigen,         ­gelungene Verbindung zwischen den
     Schulen und in den Netzwerkstellen fortzusetzen.
                                                                                       Ines Petermann                                                        dass das Zusammenwirken von Pädagogik               Systemen Schule und Jugendhilfe. Im
                                                                                       stellvertretende Vorsitzende                                          und Schulsozial­arbeit neue Arbeitsweisen,          Landkreis Harz sind die Schulsozial­
                                                                                       Schulleitungsverband Sachsen-Anhalt                                   die im schulischen Alltag erforderlich sind,        arbeit und die dazugehörige Netzwerk­
                                                                                                                                                             hervorbringt und sich bewährt hat. Quanti­          stelle ein fester Bestandteil des Alltags
                                                                                        Schulsozialarbeit hat das direkte Mit­                               tative Diskussionen zu Stundenumfängen für          in Schulen und in der Jugendhilfe – ein
                                                                                        einander von Schülerinnen und Schülern,                              Schülerinnen und Schüler allein sind nicht          Wegfall ist nicht vorstellbar.
                                                                                        Lehrkräften, p ­ ädagogischen Mitarbeitenden                         zielführend. Das systemische Zusammen­
     Landesschülerrat Sachsen-Anhalt                                                    und Eltern durch das Bauen von inner-                                wirken verschiedener Kompetenzen in Netz-
                                                                                        und außer­schulischen Brücken in den                                 werken hat sich als sehr erfolgreich erwie-
     Wir sehen vorrangige Ziele der Schulsozialarbeit in der Förderung                  ­letzten J­ahren verändert und intensiviert.                         sen. Wichtig sind gemeinsam vereinbarte
     junger Menschen in ihrer individuellen Entwicklung (schulisch,                      Das Zusammenwirken schul- und sozial­                               Ziele, aber deutlich abgegrenzte Kompetenz-
     sozial, beruflich), in der bedarfsorientierten Unterstützung und                    pädagogischer ­Kompetenzen in unseren                               bereiche. So entsteht ein sinnvolles Ganzes.
     Beratung von Schülerschaft, Lehrkräften und Eltern sowie in der                     Schulen erweitert die Sichtweisen, er­öffnet
     Entwicklung einer Wohlfühlatmosphäre am Lebensort Schule.                           neue Wege, schafft Freiräume für L­ ehrkräfte,
     Als erwachsene Vertrauensperson stehen sie außerhalb des                            bündelt mögliche Unter­stützungs­systeme                                                                              Angela Papenburg
     ­Benotungssystems.                                                                  und koordiniert das Schaffen ­wesentlicher                                                                            Ehrenamtliche Vorsitzende Wirtschaft
                                                                                         Grundlagen für die B ­ ewältigung vielfältiger                                                                        Netzwerk SCHULEWIRTSCHAFT
     Wir halten es für unbedingt notwendig, dass Schulsozialarbeit                       Problem­lagen in ­allen Schul­formen. Deshalb                                                                         Sachsen-Anhalt
     unbefristet möglich und im Landesschulgesetz Sachsen-Anhalt                       muss künftig ­jeder Schule ermöglicht werden,
     aufgenommen wird. Pro Schule muss mindestens eine Schul­                          Schulsozialarbeit zu ­implementieren, zu                                                                                Lernen findet zukünftig an vielen Orten
     sozialarbeitsstelle in Vollzeit geschaffen werden.                                ­verstetigen und zu ­nutzen.                                                                                            und zunehmend digital statt. Immer
                                                                                                                                                                                                               mehr wird auf individuelle Interessen,
                                                                                                                                          Ralf Brecher                                                         Stärken und Talente eingegangen.
                                                                                                                                           Fachbereichsleiter ­Qualitätsfeststellungen an ­Schulen             Und genau das kann Schulsozialarbeit
                                                                                                                                          ­Landesinstitut für Schulqualität und Lehrerbildung                  leisten! Sie fördert die Verknüpfung von
                                                                                                                                           Sachsen-Anhalt (LISA)                                               schulischen mit außerschulischen
                                                                                                                                                                                                               ­Angeboten, sodass junge Menschen
                                                                                                                                          Im Rahmen der Schulbesuche durch die Evaluationsteams des             eine Perspektive für ihr Leben und e­ inen
     Landeselternrat Sachsen-Anhalt                                                                                                       LISA in den Schuljahren 2015/2016 und 2016/2017 wurden                realistischen Einblick in die Arbeitswelt
                                                                                                                                          auch Schulen evaluiert, die Projekte zur Schulsozialarbeit an­        der Zukunft erhalten.
     Schulen benötigen in der heutigen Zeit multiprofessionelle Teams, die sich dem Bildungserfolg der Kinder und Jugendlichen            bieten. Es konnte festgestellt werden, dass der Stellenwert der
     ­widmen. Die Schulsozialpädagoginnen und -pädagogen sind wichtige Vertrauenspersonen der Lernenden und Eltern, begleiten             Projekte sehr hoch ist und die Schulsozialarbeit eine erhebliche
      schulische Übergänge und zeigen Perspektiven auf. Darüber hinaus schulen sie soziale Kompetenzen, organisieren Präventions-         Tiefe und Breite erreicht hat. Kennzeichnend ist, dass diese
      projekte und leisten Einzelfallhilfe, beispielsweise bei Problemen mit Suchtmitteln, bei Gewalt und Mobbing, bei Schulversagen      ­Projekte konzeptionell in das Gesamtsystem Schule eingebunden
      oder gar -abbruch, helfen bei der erfolgreichen Integration Zugewanderter und bei der Inklusion beeinträchtigter Schülerinnen        sind. Die Zusammenarbeit aller Beteiligten erfolgt auf einer ver-
      und Schüler.                                                                                                                         bindlich vereinbarten und gleichberechtigten Basis.

     Eine zeitgemäße Schule, welche die Sorgen und Nöte der ihr anvertrauten Kinder und Jugendlichen ernst nimmt, kann und darf
     nicht auf Schulsozialarbeit verzichten.

14
Lars Duwe
Vorstandsmitglied ­Wirtschaftsjunioren Salzlandkreis e. V.                                                                                                                                                         Dr. Thomas Pudelko
                                                                                                                                                                                                                   ­Kooperationsverbund ­Schulsozialarbeit
Gerade im Bildungssektor und speziell in der Förderung von Schülerinnen und Schülern dürfen finanzielle Mittel in keinster
Weise eingekürzt werden. In Unternehmen wäre dies gleichbedeutend mit der bewussten Verweigerung von Investitionen in die                                                                                          Die Entwicklung der Schulsozialarbeit ist
Zukunft, was langfristig zwangsläufig zum Untergang der Unternehmen führen würde.                                                                                                                                  bundesweit zwiespältig. Einerseits erfolgt
                                                                                                                                                                                                                   eine Konsolidierung, teilweise auch ein Aus­
Um allen Kindern die gleichen Startvoraussetzungen in das Erwerbsleben zu ermöglichen, sie zu motivieren und sich der Sorgen                                                                                       bau. Andererseits bleibt es jedem Bundes­
und Ängste anzunehmen, scheint es unabdingbar, die Schulsozialarbeit auch über das Jahr 2020 hinaus zu fördern. Eine ziel­                                                                                         land überlassen, wie die Schulsozialarbeit
gerichtete Aufgabenverteilung kann aus meiner Sicht zu einer Fokussierung auf die Kernaufgaben beitragen, die Lehrkräfte                                                                                           ausgestaltet wird oder wer für sie zuständig
­entlasten und letztendlich den Schülerinnen und Schülern zugutekommen.                                                                                                                                            ist. So ist in Niedersachsen und Bremen die
                                                                                                                                                                                                                   Überleitung der Zuständigkeit zu Schule in
                                                                                                                                                                                                                   vollem Gange, ohne dass die fachliche und
                                                                                                                                                                                                                   professionsbezogene Eigenständigkeit der
                                                                                                                                                                                                                   Schulsozialarbeit gesichert ist.
                                                                                                                                 Prof. em. Dr. phil. habil. Karl-Heinz Braun
                                                                                                                                 Hochschule Magdeburg-Stendal
                                                                                                                                                                                                                   In Sachsen-Anhalt wird Schulsozial­arbeit
Städte- und Gemeindebund Sachsen-Anhalt e. V.
                                                                                                                                                                                                                   auch in Form von Projekten im Rahmen des
                                                                                                                                 Schulsozialarbeit nimmt die klassische Einsicht auf, dass
                                                                                                                                                                                                                   ESF-Programms Schulerfolg sichern realisiert.
Schulsozialarbeit fördert Integration und soziale Chancengleich­                                                                 „gute Schule“ mehr ist als „guter Unterricht“, und verwirk­
                                                                                                                                                                                                                   Damit ist eine Beständigkeit der Angebote
heit. Der Bedarf steigt vor allem aufgrund der Umsetzung der                                                                     licht sie in vielschichtiger Weise. Sie trägt dazu bei, die
                                                                                                                                                                                                                   schwerlich möglich. Positiv hervorzuheben
­Inklusion und der Integrationsaufgaben. Die Verantwortung liegt                                                                 Schule als kind- und jugendgemäßen Lebens- und Erfah­
                                                                                                                                                                                                                   sind die Koordinierungsstellen und die Tat­
 in erster Linie bei den für Bildung zuständigen Ländern. Deshalb                                                                rungsraum zu gestalten, in dem politisch-soziales Lernen
                                                                                                                                                                                                                   sache, dass Schulsozialarbeit sowohl an
 sehen wir das Land Sachsen-Anhalt in der Pflicht, eine – nach                        Iris Herzig                                angeregt, der Unterricht – nach innen zu den Lebenswelten
                                                                                                                                                                                                                   Grund- als auch an weiterführenden Schulen
 Auslaufen der jetzigen ESF-Förderung – dauerhafte Finanzierung                       Fachbereichsleitung Bildung,               und nach außen zu den Sozialräumen – geöffnet, die Berufs­
                                                                                                                                                                                                                   ange­boten wird.
 der Schulsozialarbeit sicherzustellen. Die Kommunen sind mit                         Migration, Ordnung und Sicherheit          orientierung gefördert, der Übergang in die Ausbildung
 ­ihren Erfahrungen vor Ort kompetente Partner, um zu entscheiden,                    Landkreis Börde                            ­begleitet sowie in schwierigen Entwicklungs- und Lebens­
  an welchen Schulen die Schulsozialarbeiterinnen und Schulsozial­                                                                situationen Einzelfallhilfe geleistet wird. Sie ist ein unver­
  arbeiter besonders gebraucht werden. Die Kommunen benötigen                         Die gegenwärtigen gesellschaftlichen        zichtbares Element einer modernen, demokratischen und
  im Interesse der Kinder und der Schulen langfristige Planungs­                      Veränderungsprozesse bringen es             humanen Schule, weil sie hilft, die gravierenden
  sicherheit.                                                                         ­aufgrund ihrer Dynamik mit sich, dass      ­Bildungsungerechtigkeiten kompensatorisch abzubauen
                                                                                       die Gefahr der gesellschaftlichen Aus­      und ­Bildungsarmut präventiv zu verhindern.
                                                                                       grenzung steigt. Insbesondere Kinder
                                                                                       und Jugendliche benötigen ein Unter­
                                                                                       stützungssystem, das dieser Tendenz
                                                                                       entgegenwirkt. Schulsozialarbeit stellt
                                                                                       so ein Unterstützungssystem dar. Sie
Katharina Brederlow
                                                                                       sollte durch eine enge Zusammenarbeit
Beigeordnete für Bildung und Soziales
                                                                                       von Elternhaus, Schule und Jugendhilfe    Prof. Dr. Karsten Speck
Stadt Halle (Saale)
                                                                                       unter Berücksichtigung eines klaren       Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
                                                                                       Rollenverständnisses gekennzeichnet
Schulsozialarbeit hat sich in der Stadt Halle (Saale) fest etabliert.
                                                                                       sein. Schulsozialarbeit betrachte ich     Seit 1998 wurde Schulsozialarbeit in Sachsen-Anhalt institutionalisiert und im Rahmen einer systemischen Kooperation von
Sie erweitert den Blick auf Schülerinnen und Schüler um die
                                                                                       als Teil der kommunalen Bildungsland­     ­Jugendhilfe und Schule weiterentwickelt und professionalisiert. Schulabsentismus und -abbruch waren und sind ein wichtiges
­sozialpädagogische Sicht, ist wichtiger Partner an der Schnitt­
                                                                                       schaft.                                    Thema. Um dieses sehr komplexe Phänomen sozial- und schulpädagogisch zu bearbeiten, bedarf es ganzheitlicher und inter­
 stelle von Jugendhilfe und Schule und eine der Säulen, um
                                                                                                                                   disziplinärer Ansätze, die das ESF- und Landesprogramm Schulerfolg sichern bundesweit auszeichnen. Für die erfolgreiche Ver­
 Chancen­gerechtigkeit zu ermöglichen.
                                                                                                                                  stetigung von Schulsozialarbeit nach Auslaufen der ESF-Förderung sind meiner Einschätzung nach sehr zeitnah Verhandlungen
                                                                                                                                  zwischen Land und Kommunen zu führen und ressortübergreifende Formate zur gemeinsamen Steuerung zu installieren.
Eine Verstetigung der Schulsozialarbeit in kommunaler Steuerung
                                                                                                                                  ­Darüber hinaus bedarf es einer übergreifenden Konzeption der Zusammenarbeit von Schule und Jugendhilfe für das Land. Nur
und Koordinierung, die durch eine auskömmliche gesicherte
                                                                                                                                   auf dieser Basis können die umfangreichen und bundesweit anerkannten Vorarbeiten im Land Sachsen-Anhalt gewinnbringend
­Finanzierung durch das Land und zudem für alle Schulen reali­
                                                                                                                                   genutzt werden.
 sierbar ist, sollte jetzt politisch leitende Maxime sein!

                                                                                                                                                                                                                                                                   15
Mecklenburg-Vorpommern
                                                                                                                                          ESF- und Landesprogramm zur Förderung der Schulsozialarbeit
                                                                                                                                          • Landesförderung seit den 90er Jahren
                                                                                                                                          • 2008: ESF-Programm mit 270 Schulsozialarbeitsstellen
 Schulsozialarbeit gibt es in allen Bundesländern. Nachfolgend                                                                            • 2017: ca. 330–350 Schulsozialarbeitsstellen41 v. a. an regionalen Schulen, Grundschulen,
 sind Modelle von sieben Bundesländern exemplarisch dargestellt.                                                                              ­Gymnasien, ­Förderschulen, Gesamtschulen, Schulstationen42
                                                                                                                                           • ESF-Förderung läuft bis 2020, danach ist eine Verankerung geplant
 Einen Gesamtüberblick der Bundesländer finden Sie unter
                                                                                                                                           Trägerschaft
 www.schulerfolg-sichern.de/service/publikationen oder hier:                                                                               • Träger der öffentlichen und freien Kinder- und Jugendhilfe43
                                                                                                                                          Finanzierung
                                                                                                                                           • seit 2008: ESF-Mittel mit 50 %iger Landesförderung in Höhe von 3,5 Mio. Euro jährlich
                                           Schleswig-Holstein                                                                              • 2011–2013: zusätzlich ca. 100 Stellen aus BuT-Mitteln als zweckgebundene Zuweisung an Landkreise
                                           Landesprogramm zur Förderung der Schulsozialarbeit                                                 und kreisfreie Städte zur Schaffung von Schulsozialarbeit
                                           • Ausbau über die kommunalen Strukturen seit den 90er Jahren                                    • ab 2014: Kommunen erhalten Restmittel aus dem BuT zur zweckgebundenen Weiterfinanzierung der
                                           • Schulsozialarbeit wird explizit als Aufgabe der Schule im Schul­                                 Schulsozialarbeit44
                                              gesetz e­ rwähnt (unter § 6 Abs. 6 SchulG).30
                                           • 2015: landesweit an 80 % der Schulen mit 409 Vollzeitstellen31
                                           Trägerschaft
                                           • Träger der öffentlichen und freien Kinder- und Jugendhilfe32
                                           Finanzierung
                                           • seit 2011: 4,6 Mio. Euro (Förderung nach Anzahl der Schülerinnen                                              Sachsen
                                              und Schüler an Grundschulen)                                                                                 „Landesprogramm Schulsozialarbeit“
                                           • 2011–2013: indirekte Bundesmittel von jährlich ca. 13 Mio. Euro                                               • neues Landesprogramm seit Februar 201745
                                              für die Schulträger                                                                                          • 2017/2018: ca. 260 Vollzeitstellen an Oberschulen, Förderschulen, Grundschulen
                                           • seit 2015: jährlich 17,8 Mio. Euro33 durch das Land (übernimmt                                                   und Gymna­sien46
                                              weg­gefallene indirekte Bundesmittel und zahlt die 4,6 Mio. Euro)                                            Trägerschaft
                                                                                                                                                           • Träger der öffentlichen und freien Kinder- und Jugendhilfe
                                                                                                                                                           Finanzierung
     Niedersachsen                                                                                                                                         • 2017/2018: jeweils 15 Mio. Euro
     „Soziale Arbeit in schulischer Verantwortung“                                                                                                         • ab 2018: jährlich ca. 18 Mio. Euro mit dem Eigenanteil der Kommunen
     • seit 2017: Schulsozialarbeit im Landesdienst, vom Nieder­sächsischen Kultus­                                                                           (2017: 10 %, 2018: 20 %)
         ministerium gefördert                                                                                                                             • Förderung nach Anzahl der Schülerinnen und Schüler
     • ca. 850 Vollzeitstellen34 v. a. an Ganztagsschulen, Haupt-, Ober- und
        ­kooperativen Gesamtschulen, berufsbildenden Schulen35
     Trägerschaft
     • pädagogische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nach § 53 NSchG im Landes-
         dienst, Schulleitung ist weisungsbefugt
     Finanzierung                                                                                                                                                            Thüringen
     • 2017: 46,5 Mio. Euro Fördervolumen des Landes                                                                                                                         Landesprogramm „Schulbezogene Jugendsozialarbeit“ und kommunale Förderung
     • seit 2015: 5,3 Mio. Euro bzw. 100 weitere Vollzeitstellen für Grund­schulen mit                                                                                       • Schulsozialarbeit seit den 90er Jahren
         besonders hohen Flüchtlingszahlen                                                                                                                                   • 2017: ca. 200 Vollzeitstellen an 270 Schulen (mehr als 50 % an Regelschulen)
     • seit 2017: weitere 50 Stellen zur Flüchtlingsintegration                                                                                                              • zudem: ca. 15 vom Land mitgeförderte Vollzeitstellen über das Programm ­
     • 2019–2021 (geplant): weitere 200 Stellen im Landesdienst v. a. an Grund­                                                                                                 „Örtliche Jugendförderung“ (ÖJF)
         schulen und Gymnasien                                                                                                                                               Trägerschaft
     • ab 2021 (geplant): Ausbau auf ca. 1.000 Vollzeitstellen in Landes­verantwortung                                                                                       • Träger der öffentlichen und freien Kinder- und Jugendhilfe
         (55 Mio. Euro jährlich)                                                                                                                                             Finanzierung
     • bereits in Umsetzung: Öffnung der Schulbudgets für die freiwillige F­ inanzierung                                                                                     • seit 2013/2014: jährlich ca. 10 Mio. Euro im Landesprogramm
         von pädagogischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern36                                                                                                               • Kommunen fördern zusätzlich mit ca. 850.000 Euro im Landesprogramm und
                                                                                                                                                                                bis zu 200.000 Euro im ÖJF47

                                           Baden-Württemberg
                                           Landesprogramm „Jugendsozialarbeit an öffentlichen Schulen“
                                           • Schulsozialarbeit seit den 70er Jahren
                                           • 2016: 1.420 Vollzeitstellen37
                                           • Deckungsgrad: 53,5 % aller allgemeinbildenden Schulen, 60,2 %                                                Bayern
                                               aller beruflichen Schulen38                                                                                Landesprogramm „Jugendsozialarbeit an Schulen“ (JaS)
                                           Trägerschaft                                                                                                   • Landesprogramm seit den 2000er Jahren
                                           • 57,55 % öffentliche Träger                                                                                   • 2017: 810 Vollzeitstellen für ca. 1.100 Einsatzorte48 (Förder-, Berufs-, Grund- und Realschulen)
                                           • 42,45 % freie Träger der Kinder- und Jugendhilfe39                                                           Trägerschaft
                                           Finanzierung                                                                                                   • Träger der öffentlichen und freien Kinder- und Jugendhilfe49
                                           • Festbetragszuschuss pro Jahr und Stelle: 16.700 Euro (1/3 durch                                              Finanzierung
                                              Land, 1/3 durch Landkreise/kreisfreie Städte und 1/3 durch                                                  • Festbetragsfinanzierung durch das Land (Förderrichtlinie zur Jugendsozialarbeit nach § 13 SGB VIII)
                                              ­Gemeinden)                                                                                                 • Zuwendung für eine Vollzeitstelle: 16.360 Euro (Pauschale)
                                           • 2012–2014: ca. 55 Mio. Euro bereitgestelltes Fördervolumen des                                               • Haushaltsplanung für 2017/2018: ca. 18,2 Mio. Euro50
                                               Landes
                                           • 2016: ca. 50 Mio. Euro zusätzlich für Stellenausbau40

                                                                                          35   Vgl. WD 2016, S. 14
                  30   Vgl. GEW 2016, S. 23                                               36   Vgl. WD 2017, S. 46    41   Vgl. WD 2017, S. 45                                              46   Vgl. DJI 2017, S. 39
                  31   Vgl. WD 2017, S. 48                                                37   Vgl. ebd., S. 6        42   Vgl. WD 2016, S. 14                                              47   Vgl. WD 2017, S. 20 ff.
                  32   Vgl. FH Kiel 2013                                                  38   Vgl. KVJS 2016, S. 5   43   Vgl. MSIG MV 2015, S. 2                                          48   Vgl. ebd., S. 43
                  33   Vgl. WD 2017, S. 8 ff.                                             39   Vgl. ebd.              44   Vgl. WD 2017, S. 45                                              49   Vgl. STMAS Bayern 2017
16                34   Vgl. ebd., S. 46                                                   40   Vgl. WD 2017, S. 5     45   Vgl. ebd., S. 48                                                 50   Vgl. ebd.                                                        17
Strukturell zuordnen                                              Trägerschaft bestimmen                                                 Rechtlich verankern

     Schulsozialarbeit wird meist als Angebot der Jugendhilfe an       Die Trägerschaft hängt von der strukturellen Zuordnung der             Schulsozialarbeit findet sich explizit weder im SGB VIII noch im    Auch eine gemeinsame Trägerschaft mit geregelter Aufgaben-
     Schulen verstanden. Es gibt auch Gegenstimmen, die meinen,        Schulsozialarbeit ab. In Sachsen-Anhalt wird Schulsozialarbeit         Schulgesetz des Landes Sachsen-Anhalt ; in der Regel wird sie
                                                                                                                                                                                       60                         verantwortung von Schulen und Jugendhilfe, die durch eine
     Schulen haben selbst einen Bildungs- und Erziehungsauftrag,       zu 100 Prozent von freien und öffentlichen Trägern der Kinder-         nach § 13 SGB VIII abgeleitet. Bundesweit wird seit vielen Jahren
                                                                                                                                                                                 61                               ­Kooperationsvereinbarung begründet werden kann, ist mög-
     der sozialpädagogische Aufgaben umfasst. Von der
                                                   51
                                                                       und Jugendhilfe umgesetzt. Dabei hat sich eine partnerschaft­          eine eindeutige gesetzliche Regelung der Schulsozialarbeit          lich. Die Regelung dazu könnte im jeweiligen Landesrecht erfol-
     ­strukturellen Zuordnung sind die Erwartungshaltungen an          liche Kooperation von Schulen und Jugendhilfe auf einer ver-           ­gefordert. Dafür spricht, dass die gesetzliche Regelung und die    gen.66 Die Novellierung des SGB VIII auf Bundesebene ist dabei
     die sozialpädagogischen Fachkräfte, aber auch die rechtliche      bindlichen und gleichberechtigten Basis im Land bewährt,
                                                                                                                      58
                                                                                                                                              praktische Entwicklung von Schulsozialarbeit stark auseinan-        zu beachten.67 An der Schnittstelle von Schul- und Jugendhilfe-
     Verankerung und finanzielle Verantwortung abhängig.52             insbesondere aufgrund der enormen Professionalisierung                 derklaffen und dies im Konflikt mit dem rechtsstaatlichen           recht hat die Schule nach § 10 Abs. 1 SGB VIII Vorrang vor den
                                                                       ­dieser. Folgende Pro-  und Contra-  Argumente gilt es beim          Grundsatz der Gesetzmäßigkeit der Verwaltung und dem Gebot          Angeboten der Jugendhilfe. Wenn die Schule die sozialpädago-
     Die veränderten gesamtgesellschaftlichen Bedingungen im           Festlegen der Trägerschaft von Schulsozialarbeit grundsätzlich         der Rechtssicherheit steht. Außerdem bietet eine eindeutige
                                                                                                                                                                                62                                gischen Angebote, die sie im Rahmen ihres Erziehungs- und
     Land sollten berücksichtigt und die Notwendigkeit von multi-      zu berück­sichtigen.      59
                                                                                                                                              gesetzliche Regelung eine rechtssichere Grundlage für ein           Bildungsauftrags leisten muss, nicht zur Verfügung stellt, leistet
     professionellen Teams an Schulen anerkannt werden. Ganz-                                                                                 ­dynamisch wachsendes Arbeitsfeld, Kontinuität, die bedarfs­        sie die Jugendhilfe. Aus der gemeinsamen Aufgabenverantwor-
     heitliche Ansätze und ressortübergreifende Zusammenarbeit                                                                                gerechte Finanzierung und klare Zuständig- und Verantwortlich-      tung von Jugendhilfe und Schulen lässt sich eine gemeinsame
     sind notwendiger denn je. Ein partnerschaftlich-kooperativer                                                                             keiten.  63                                                         Finanzierungsverantwortung ableiten68, z. B. indem sich der
     Ansatz von Schulen und Jugendhilfe auf einer verbindlichen           Freier oder öffentlicher ­Träger           Schulischer Träger                                                                           Schulträger von vornherein an den Aufwendungen, den Sach-
     und gleichberechtigten Basis53 hat sich in Sachsen-Anhalt                    der Jugendhilfe                                             Die Rechtsgrundlagen sind im jeweiligen Schul- und im Jugend-       und Personalkosten, beteiligt.69
     ­bewährt. Wenn beide Systeme gemeinsam Verantwortung                                                                                     hilferecht und ggf. auch im kommunalen Recht festzuschreiben.
                                                                          ]] größere sozial­pädagogische       ]] weniger Konflikte in der
     ­übernehmen, bereichern sie sich wechselseitig zum Wohle                                                                                 Für eine Verankerung im Jugendhilferecht spricht:
                                                                             ­Kompetenz                           ­Kooperation
     von ­Kindern und Jugendlichen.
                                                                          ]] fachliche Autonomie der           ]] Kontinuität
                                                                             Fachkräfte                                                       • eine bundesweit einheitliche Handhabung,64
                                                                                                               ]] klarer Auftrag für die
                                                                          ]] gute Einbindung                      ­Schulsozialarbeit          • die Dienst- und Fachaufsicht liegt bei Fachkräften der
     Auftrag und Leistungen                                                  in die Jugendhilfe                                                    ­Jugendhilfe,
                                                                          ]] mehr Flexibilität und                                            • wirkungsvollere Schulsozialarbeit in den Strukturen des
     Zahlreiche Studien zeigen, dass Schulsozialarbeit auf vielfache         ­Innovation
                                                                                                                                                   SGB VIII,
     Weise wirkt.54 Relevant ist daher die Frage, was Schul­sozial­                                                                           • keine höhere Kostenbelastung für den öffentlichen Träger,
                                                                          ^^ größere Distanz ­zwischen         ^^ geringere sozial­
     arbeiterinnen und -arbeiter in Sachsen-Anhalt zukünftig leisten                                                                          • strengerer Datenschutz nach dem SGB.65
                                                                             Schule und Jugendhilfe               pädagogische ­Kompetenz
     sollen und können.    55
                                                                          ^^ eher Konflikte in der             ^^ kaum fachliche ­Autonomie
                                                                             ­Kooperation                         der ­Fachkräfte             Eine Verankerung im Schulgesetz Sachsen-Anhalt sollte zudem
     Für die Leistungsbeschreibung liegen jahrzehntelange Erfah-          ^^ Stigmatisierungsgefahr            ^^ wenig Anbindung in          erfolgen, damit die Verantwortlichkeit sozialpädagogischer
     rungen vor, die sich in der Praxis bewährt haben. 2015 sind die                                              die ­Jugendhilfe            ­Aufgaben an Schulen geklärt, die strukturelle Zuordnung
     Leistungen von Schulsozialarbeit – aufgrund der Ergebnisse                                                ^^ kaum Flexibilität und       ­de­finiert und entsprechende Ausführungs- und Finanzierungs­
     und Empfehlungen der wissenschaftlichen Begleitforschung –                                                   ­Innovation
                                                                                                                                              bestimmungen sowie der Datenschutz rechtssicher definiert
     um präventive Ansätze, Schulentwicklung und sozialräumliche                                                                              werden können. Dabei sind weitere multiprofessionelle Unter-
     Vernetzung erweitert worden. Aktuell entspricht das Leistungs-                                                                           stützungssysteme zu berücksichtigen.
     angebot der über den ESF geförderten Schulsozialarbeit den
     bundesweiten Fachempfehlungen56.

     Notwendig ist ein landesweites Konzept zur Kooperation von
     Schulen und Jugendhilfe (mit den jeweiligen Teilbereichen,
     ­Definitionen und Zuständigkeiten), das multiprofessionelle
     ­Beratungs- und Unterstützungssysteme mitdenkt.57

                51   Vgl. Meinunger 2016, S. 68
                52   Vgl. ebd., S. 67 f.                                                                                                      60   Stand Dezember 2017
                53   Vgl. Speck 2006, S. 23                                                                                                   61   Vgl. Meinunger 2016, S. 69
                54   Vgl. Speck/Olk 2010, S. 321                                                                                              62   Vgl. GEW, S. 43                                                66   Vgl. ebd., S. 46
                55   Vgl. Speck 2015                                                                                                          63   Vgl. ebd., S. 5                                                67   Vgl. ebd., S. 35
                56   Vgl. KV 2015, S. 14 ff.                           58 Vgl. Speck 2006, S. 23                                              64   Vgl. ebd., S. 39                                               68   Vgl. ebd., S. 43
18              57   Vgl. Speck 2015                                   59 Vgl. ebd.; vgl. DV 2014, S. 15 ff.                                  65   Vgl. ebd.                                                      69   Vgl. ebd., S. 35                                                19
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