AKTUELLEUNTERLAGE HANDEL MIT WERTPAPIEREN - 02/2017 No85 - Arbeitsgemeinschaft Wirtschaft und ...
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02/2017 No 85 Wir bringen die Wirtschaft ins Klassenzimmer AKTUELLEUNTERLAGE HANDEL MIT WERTPAPIEREN Ideelle und materielle Unterstützung erhalten wir von unseren Projektpartnern:
AKTUELLEUNTERLAGE Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis 1 Der Kauf und Verkauf von Wertpapieren 5 1.1 Kann ich Wertpapiere kaufen bzw. verkaufen? 5 1.2 Wertpapierdepot und Verrechnungskonto 5 1.3 Vor dem Wertpapierkauf 10 1.4 Wie kaufe und verkaufe ich Wertpapiere? 11 1.5 Steuern 13 2 Anleihen 14 2.1 Die Emission von Anleihen 14 2.2 Muss ich Anleihen bis zu deren Tilgung behalten? Kann ich Anleihen auch nach der Emission kaufen? 17 2.3 Ertrag und Rendite von Anleihen 21 2.4 Risiko von Anleihen 23 3 Aktien 28 3.1 Wodurch unterscheiden sich Aktien von Anleihen? 28 3.2 Die Emission von Aktien 28 3.3 Ertrag von Aktien 33 3.4 Die Entwicklung des Aktienkurses 35 4 Zusammenfassung 37 5 Lösungsvorschläge 39 6 Kopiervorlagen 47 Autorinnen: Mag. Birgit Worm MBA Mag. Christine Bachner ISBN 978-3-9504188-2-8 Hinweis: Im Sinne einer leichteren Lesbarkeit werden geschlechtsspezifische Bezeichnungen nicht durchgängig gegendert. 2
HANDEL MIT WERTPAPIEREN 02/2017 No 85 Ziel dieser Unterlage Der Kauf und Verkauf von Wertpapieren ist mit Chancen und Risiken verbunden. Diese Unterlage verfolgt das Ziel, Schülerinnen und Schülern einen Einblick zu geben, womit sich Anleger beschäftigen sollten, bevor sie Wertpapiere kaufen bzw. verkaufen. Die Vielzahl an Wertpapieren würde den Rahmen dieser Unterlage sprengen. Daher wird hauptsächlich auf Anleihen und Aktien eingegangen. Eingangsvoraussetzungen Die Schülerinnen und Schüler verfügen bereits über grundlegende Kenntnisse zu Anleihen, Aktien und zur Börse. Kompetenzen Die Schülerinnen und Schüler sind in der Lage n sorgsam mit den eigenen Finanzen umzugehen. n Chancen und Risiken, die mit dem Handel von Anleihen und Aktien verbunden sind, zu erkennen. n selbstständig Informationen zu geplanten Wertpapiertransaktionen zu beschaffen. Kompetenzstufen (nach Bloom) Wiedergeben Analysieren Verstehen Entwickeln Anwenden 3
AKTUELLEUNTERLAGE HANDEL MIT WERTPAPIEREN Der Einsatz ist in folgenden Unterrichtsgegenständen möglich (Auswahl): GEGENSTAND THEMENBEREICH KLASSE/SEMESTER ALLGEMEIN BILDENDE HÖHERE SCHULEN (AHS) Geld und Währung: Geografie und Wirtschaftskunde wichtige Anlageformen nach 8. Klasse Risiko und Chance bewerten BERUFSBILDENDE HÖHERE SCHULEN (BHS) – HANDELSAKADEMIE Betriebswirtschaft Wertpapiere, Derivate und Börse 7. Semester Ausbildungsschwerpunkt Finanz Veranlagung 9. Semester und Risikomanagement BERUFSBILDENDE HÖHERE SCHULEN (BHS) – HÖHERE LEHRANSTALT FÜR WIRTSCHAFTLICHE BERUFE Geldanlage unter Berück Betriebswirtschaft und sichtigung von aktuellen Trends 8. Semester Projektmanagement und ethischen Aspekten BERUFSBILDENDE MITTLERE SCHULEN (BMS) – HANDELSSCHULE Betriebswirtschaft, Finanzieren, Investieren und 5. Semester Wirtschaftliches Rechnen Versichern BERUFSBILDENDE MITTLERE SCHULEN (BMS) – DREIJÄHRIGE FACHSCHULE FÜR WIRTSCHAFTLICHE BERUFE Betriebswirtschaft Umgang mit Geld 4. Semester TIPP: Für grundlegende Begriffe zum Wertpapiergeschäft nützen Sie das Lexikon der Wiener Börse: https://www.wienerborse.at/wissen/boersenlexikon/ 4
HANDEL MIT WERTPAPIEREN 02/2017 No 85 © Wiener Börse 1 Der Kauf und Verkauf von Wertpapieren 1.1 Wer kann Wertpapiere kaufen bzw. verkaufen? Jeder, der Geld verfügbar hat, kann Wertpapiere kaufen bzw. verkaufen (Voraussetzung: Geschäftsfähigkeit). Aber: Privatpersonen können nicht selber an der Börse handeln. Sie sind auf die Dienste eines berechtigten Ver- mittlers (einer Filialbank, einer Direktbank1 oder eines Online Brokers) angewiesen, der die Kauf- und Verkaufs- aufträge für sie ausführt. 1.2 Wertpapierdepot und Verrechnungskonto Für den Wertpapierkauf bzw. -verkauf werden ein Wertpapierdepot und ein Verrechnungskonto benötigt: n Am Wertpapierdepot sind die Wertpapierbestände (die Wertpapiere, die sich in meinem Besitz befinden) erfasst. Das Wertpapierdepot wird in elektronischer Form geführt, da für die gekauften Wertpapiere keine Urkunden (kein Papier) ausgestellt werden. 1 Direktbanken sind Kreditinstitute, die keine Filialen und keinen persönlichen Kontakt zu ihren Kunden haben. 5
AKTUELLEUNTERLAGE HANDEL MIT WERTPAPIEREN Depotauszug Hinweis: O. N. = Ohne Nennwert = Stückaktien Wertpapiere werden nicht nur verwahrt, sondern müssen auch verwaltet werden: z. B. zur Einlösung von Zins- oder Dividendenzahlungen, Übermittlung der Kapitalertragsteuer bzw. Kursgewinnsteuer an das Finanzamt. Diese Dienstleistungen werden von heimischen Banken und von manchen Online-Brokern übernommen. 6
HANDEL MIT WERTPAPIEREN 02/2017 No 85 Abrechnungsauskunft n Der Bestand von Wertpapieren wird am Wertpapierdepot erfasst. Die anfallenden Geldbeträge werden auf dem Verrechnungskonto verrechnet. Vom Verrechnungskonto werden beispielsweise die Beträge, die beim Wertpapierkauf bzw. für das Führen des Wertpapierdepots anfallen, abgebucht. Auch Gutschriften, beispielsweise für Zinszahlungen oder beim Verkauf von Wertpapieren, werden darauf erfasst. Das Verrechnungskonto wird meistens bei der Bank/bei dem Online-Broker eröffnet, bei der/dem auch das Wertpapierdepot eröffnet wurde. Es kann dafür aber auch das eigene Girokonto verwendet werden. 7
AKTUELLEUNTERLAGE HANDEL MIT WERTPAPIEREN AUFGABEN Aufgabe 1: a) Du kannst Wertpapiere entweder bei einer Bank, beispielsweise deiner Hausbank, oder bei einem Online- Broker kaufen bzw. verkaufen. Recherchiere: Was spricht für die Bank? Was spricht für den Online-Broker? Vorteile – Bank Vorteile – Online-Broker b) Der Handel mit Wertpapieren ist nicht kostenlos. Lies dir zuerst folgenden Artikel durch und recherchiere anschließend, welche Kosten beim Wertpapierhan- del anfallen. Vergleiche die Angebote von mehreren Banken und Online-Brokern. Onlinebroker: Der Markt wird größer Bei Onlinebrokern handelt man günstiger als bei Filialbanken. Doch gibt es zwi- schen ihnen Unterschiede, nicht nur preisliche. Worauf man noch achten sollte. Wien. Der Wettbewerb auf dem Onlinebroker-Markt wird größer. Der niederländische Anbieter Degiro bietet seine Dienstleistungen nun auch in Österreich an – mit Transaktionskosten, die um durchschnittlich 80 Prozent unter denen der Konkurrenz liegen sollen. So fallen beim Kauf von österreichischen Aktien um 1000 Euro 2,20 Euro Spesen an; das entspreche einem Drittel des nächstbilligsten Angebots (Flatex). Bei US-Aktien gibt es besonders günstige Konditionen. Beratung oder Haftung bei Irrtümern des Kunden gibt es nicht. 8
HANDEL MIT WERTPAPIEREN 02/2017 No 85 Bei der Konkurrenz – die Platzhirsche sind Direktanlage (vor Verkauf an BNP Paribas), Brokerjet (Erste), Bankdirekt (RLB Oberösterreich), Easy Bank (Bawag) und der deutsche Anbieter Flatex – gibt man sich gelassen und verweist auf Serviceleistungen, die Degiro nicht anbietet, etwa den Abzug der Kursgewinnsteuer und den Verlustausgleich. Einer der wichtigsten Gründe für die Entscheidung für einen Onlinebroker sind dennoch die Kosten. Die sind generell bei Direktbanken geringer als bei Filialbanken. Wie aus einem Vergleich des Vereins für Konsumenteninformation hervorgeht, gilt das auch, wenn man keinen Berater hinzuzieht, sondern online bei einer Filialbank handelt. Dann zahlt man drei Mal so viel, wie bei Direktbanken anfällt. Bei der Ordererteilung über das Internet erwiesen sich Flatex, Brokerjet und Direktanlage als die kostengünstigsten. (Der Vergleich im Magazin „Konsument“ erschien im Mai; Degiro wurde nicht berücksichtigt). Vorsicht bei Überträgen Den größten Brocken machen Transaktionskosten aus. Dem Vergleich zufolge entsprechen sie selbst bei zehnjähriger Haltedauer 60 Prozent. Der zweitgrößte Brocken sind Konto- und Depotgebühren. Nicht alle Anbieter verrechnen solche (Flatex und Degiro etwa nicht, Brokerjet dann nicht, wenn man mindestens ein Mal pro Quartal handelt). Auf weitere Kosten (etwa für Depotüberträge) sollte man die Preislisten der Anbieter durchforsten. Ein Depotübertragvon einem Anbieter zum anderen ist meist teuer. Im schlimmsten Fall fallen Kosten beim alten und beim neuen Onlinebroker an. Degiro verlangt etwa 25 Euro pro Position für jeden Übertrag von oder zu Degiro. „Wenn ein Kunde zehn Positionen auf dem Depot hat, dann muss er für den Übertrag zu Degiro 250 Euro an Spesen bezahlen. Für diesen Betrag könnte er bei Flatex 26 Trades in Höhe von 1000 Euro abwickeln“, rechnet Robert Ulm von Flatex vor. Bei Degiro bestreitet man das nicht: „Bei uns sind die Kosten so niedrig, dass man die Wertpapiere besser verkauft und dann bei uns kauft“, sagt Degiro-Vorstand Jasper Anderluh. Eine Strategie, die steuerliche Nachteile bringen kann, wenn es sich um vor 2011 erworbene „Altbestände“ handelt, die keiner Kursgewinnsteuer unterliegen. Verkauft man sie und kauft sie zurück, verzichtet man für weitere Gewinne auf diesen Vorteil. Auch auf die Höhe der Zinsen sollte man achten. Solche fallen an, wenn man schon Wertpapiere besitzt, diese als Sicherheit einsetzt, neue Papiere kauft und erst im Nachhinein bezahlt. Direktanlage, Brokerjet, Flatex, Bankdirekt und Easy Bank gehören Einlagensicherungsfonds an. Das Bargeld auf dem Verrechnungskonto (bis zu 100.000 Euro) unterliegt der Einlagensicherung. Die Wertpapiere sind von den Bankbilanzen getrennt und damit bei einer Bankinsolvenz sicher. Degiro unterliegt zwar der Aufsicht der niederländischen Finanzaufsichtsbehörde, ist aber keine Bank und gehört keinem Einlagensicherungsfonds an. „Das brauchen wir nicht, denn bei uns stehen auch die Einlagen der Kunden nicht in der Bilanz und sind damit sicher“, sagt Anderluh. Oft Schulungen angeboten Neben der Abwicklung des Wertpapierhandels bieten einige Onlinebroker weitere Dienstleistungen an. So verweisen etwa Brokerjet und Flatex auf Schulungen und Seminare, Direktanlage auf Ansparpläne für Fonds, ETFs, Aktien oder Zertifikate. Zudem gibt es befristete Rabatte für Neukunden. http://diepresse.com/home/meingeld/verbraucher/3862815/Onlinebroker_Der-Markt-wird-groesser, Beate Lammer, abgerufen am 17. Jänner 2017 9
AKTUELLEUNTERLAGE HANDEL MIT WERTPAPIEREN 1.3 Vor dem Wertpapierkauf Vor dem Wertpapierkauf solltest du dir zumindest über folgende Fragen Gedanken machen: Wie viel Geld kann und möchte ich in Wertpapiere investieren? Wann brauche ich das Geld wieder? Mit Wertpapieren besteht die Chance, höhere Erträge zu erzielen, als mit einem Sparbuch. Das ist allerdings häufig nur über einen längeren Zeitraum hinweg erreichbar. Wertpapiere werden nämlich erst rentabel, wenn der beim Kauf zu bezahlende Preis und die mit dem Wertpapierhandel verbundenen Spesen und Gebühren verdient werden. Es sollte daher nur Geld investiert werden, auf das längerfristig verzichtet werden kann. Außerdem solltest du nie darauf vergessen, dass es auch vorkommen kann, n dass Wertpapiere keinen Ertrag abwerfen oder n dass es zum (völligen) Verlust des eingesetzten Geldes kommt. Welches Risiko möchte ich eingehen? Jede Vermögensanlage, und somit auch der Kauf von Wertpapieren, lässt sich anhand der folgenden drei Kriterien des magischen Dreiecks der Vermögensanlage beurteilen: Rentabilität Sicherheit Liquidität 10
HANDEL MIT WERTPAPIEREN 02/2017 No 85 Kriterium Erklärung Sicherheit Erhalt des investierten Geldes bzw. das mögliche Verlustrisiko schnelle Verfügbarkeit des investierten Geldes Liquidität (= Möglichkeit, das Wertpapier jederzeit zu marktgerechten Preisen verkaufen zu können) Rentabilität Höhe der Verzinsung (= Ertrag eines Wertpapiers im Verhältnis zum eingesetzten Geld) Die Eckpunkte des magischen Dreiecks stehen zueinander in Konkurrenz: Wertpapiere, die einen hohen Ertrag abwerfen, risikolos sind und jederzeit zu marktgerechten Preisen verkauft werden können, gibt es leider nicht. Höchstens zwei Kriterien sind gleichzeitig erreichbar. Es gilt jedoch immer: Je höher der mögliche Ertrag (die Rentabilität) eines Wertpapiers ist, desto größer ist dessen Risiko. Es ist daher notwendig, dass du dir regelmäßig bewusst machst, welches Ziel (= welches dieser drei Kriterien) du vorrangig verfolgen möchtest und dementsprechende Wertpapiere in dein Wertpapierdepot aufnimmst. 1.4 Wie kaufe und verkaufe ich Wertpapiere? Der Kauf bzw. Verkauf von Wertpapieren ist sehr einfach. Du erteilst der Bank/dem Online-Broker den Auftrag zur Durchführung. Damit eine Wertpapiertransaktion (= Kauf bzw. Verkauf von Wertpapieren) durchführt werden kann, sollte dein Auftrag folgende Informationen beinhalten: n Name des Wertpapiers n Wertpapierkennnummer (ISIN) n Börsenplatz n Betrag, den du investieren möchtest bzw. Anzahl der Wertpapiere, die du kaufen/verkaufen möchtest n Limit: welchen Preis du maximal für den Kauf ausgeben bzw. mindestens beim Verkauf erzielen möchtest n Dauer der Gültigkeit deines Auftrags Der Handel mit Wertpapieren ist nicht nur an der Wiener Börse, sondern auch an ausländischen Börsen möglich. Dafür fallen allerdings höhere Transaktionskosten an. 11
AKTUELLEUNTERLAGE HANDEL MIT WERTPAPIEREN AUFGABEN Aufgabe 2: Welches Kriterium – Sicherheit, Liquidität oder Rentabilität – ist dir am wichtigsten? Begründe deine Entscheidung. Aufgabe 3: Wie kann Geld so investiert werden, dass es einen möglichst hohen Ertrag abwirft, ohne dass das Risiko unvernünftig erhöht wird? Experten empfehlen, bei der Veranlagung stufenweise vorzugehen, um das Risiko zu staffeln. Sie sprechen von der Veranlagungspyramide. Recherchiert in Gruppen, wie Veranlagungspyramiden aufgebaut sein können. Präsentiert eure Ergebnisse in der Klasse. Aufgabe 4: Recherchiere auf www.wienerboerse.at: Was sollten Anleger beim Kauf von Wertpapieren beachten? Aufgabe 5: a) Es gibt sehr viele unterschiedliche Arten von Wertpapieren. Erstelle einen Überblick. Schätze dabei auch die Wertpapiere nach deren Risiko ein. b) In Aufgabe 2 hast du dich entschieden, welches Kriterium (Sicherheit, Liquidität bzw. Rentabilität) dir am wich- tigsten ist. Welche Wertpapierarten passen am besten zu deiner Entscheidung? Begründe deine Auswahl. Aufgabe 6: Auf Seite 6 findest du einen Auszug eines Wertpapierdepots. Handelt es sich bei diesem Wertpapierkäufer um einen risikofreudigen oder risikoscheuen Anleger? Begründe deine Entscheidung. Aufgabe 7: Welcher Anlegertyp bist du? Im Internet gibt es viele Tests, die helfen sollen, das herauszufinden. n Suche nach solchen Tests und führe einige dieser Tests durch. Kommt bei allen Tests ein ähnliches Ergebnis heraus? n Stimmt das Ergebnis mit deiner Zielvorstellung von Aufgabe 2 überein? a) Diskutiere mit deinem Nachbarn über eure Erfahrungen mit den Tests und über eure Testergebnisse. b) Haltet gemeinsam in der Klasse fest, welche dieser Tests euch vertrauenswürdig vorkommen. 12
HANDEL MIT WERTPAPIEREN 02/2017 No 85 1.5 Steuern n Anleger, die im Inland Kapitalerträge erwirtschaften (z. B. Dividenden bei Aktien, Zinsen bei Anleihen), müssen Kapitalertragssteuer (KESt) zahlen (siehe Abrechnungsauskunft auf Seite 7). n Ist der Verkaufskurs eines Wertpapiers höher als sein Kaufkurs, dann erzielt ein Wertpapierverkäufer durch die Kursdifferenz einen Gewinn. Auch von diesem Gewinn ist eine Steuer zu zahlen: die Kursgewinnsteuer. Sowohl die Kapitalertragssteuer als auch die Kursgewinnsteuer werden zumeist von der depotführenden Stelle (z. B. der Bank) an das Finanzamt abgeführt (siehe Abrechnungsauskunft auf Seite 7). STEUERN Anleihen Aktien Zinsen: Dividenden: 27,5 % KESt 27,5 % KESt + + Realisierte Kursgewinne Realisierte Kursgewinne: (inkl. Stückzinsen): 27,5 % Kursgewinnsteuer 27,5 % Kursgewinnsteuer Spesen, die beim Kauf oder beim Verkauf von Wertpapieren anfallen, reduzieren nicht die Berechnungsbasis der KESt bzw. der Kursgewinnsteuer. 13
AKTUELLEUNTERLAGE HANDEL MIT WERTPAPIEREN 2 Anleihen 2.1 Die Emission von Anleihen Durch die Emission (Ausgabe) von Anleihen leihen sich Emittenten (Herausgeber von Wertpapieren) länger- fristig Geld von Anlegern. EMITTENTEN VON ANLEIHEN2 Große Unternehmen Banken Staaten Anleihen der Unternehmensanleihen Bankenanleihen öffentlichen Hand (Corporate Bonds) (Banking Bonds) (Government Bonds) Beispiele: Beispiele: Beispiele: Strabag-Anleihe, Anleihen der Erste Group Bank Bundesanleihen der DO & CO-Anleihe, AG, der BAWAG P.S.K., Republik Österreich, Novomatic-Anleihe, der Bank Austria Creditanstalt Länderanleihen, KTM-Anleihe Wohnbaubank AG, Gemeindeanleihen der BKS Bank AG Anleihen werden auch als Bonds, Obligationen, Renten oder Schuldverschreibungen bezeichnet. Die Emission von Anleihen aus Sicht des Emittenten Durch die Emission von Anleihen nimmt ein Emittent • bei vielen (tausenden) Investoren gleichzeitig • für eine festgelegte Dauer • zu einer festgelegten Verzinsung einen Kredit (Fremdkapital) auf. Der Emittent gibt sehr viele Anleihen aus, um das Anleihevolumen (den gesamten Kreditbetrag) aufbrin- gen zu können. Das bedeutet, dass das Anleihevolumen in viele kleine Teilbeträge (Stückelung) zerlegt wird: Die Summe aller Anleihen (Stückelung x ausgegebene Stücke) ergibt das Anleihevolumen. 2 https://www.wienerborse.at/wissen/finanzinstrumente/anleihen/, eigene Darstellung 14
HANDEL MIT WERTPAPIEREN 02/2017 No 85 Anleihen können unterschiedliche Konditionen haben, wie z.B. unterschiedlich lange Laufzeiten, unter- schiedliche Höhe und Art der Verzinsung, Häufigkeit der Zinsausschüttung: VERZINSUNG VON ANLEIHEN Feste Verzinsung Variable Verzinsung Nullkupon-Anleihen Straight Bonds Floater Zero-Bonds Keine Zinsausschüttung Die Höhe des Zinssatzes Die Höhe des Zinssatzes während der Laufzeit, dafür bleibt über die gesamte verändert sich während der größere Differenz zwischen Laufzeit hinweg gleich. Laufzeit. Emissions- und Tilgungskurs Jeder Emittent ist verpflichtet, die wichtigsten Angaben über die geplante Emission einer Anleihe in einem Emissionsprospekt zu veröffentlichen. Emissionsprospekte sind sehr umfangreich, da sie sehr viele Informa- tionen enthalten. Auf Seite 18 findest du ein Beispiel für ein gekürztes Emissionsprospekt, in dem nur die wichtigsten Informationen für Anleger zusammengefasst sind. Emissionsprospekte in dieser Art werden von Banken für interessierte Kunden erstellt. Die Emission von Anleihen aus Sicht des Käufers Aufgrund der Stückelung haben Anleihen einen fix vorgegebenen Nennwert (Nominale). Das können z. B. 100 Euro, 500 Euro oder 1.000 Euro sein. Der Emissionskurs (Ausgabekurs) ist der Preis, zu dem die Anleihe zur Zeichnung (zum Kauf) angeboten wird. Anleihen können zum Nennwert, über dem Nennwert oder unter dem Nennwert emittiert werden. Anleihekurse werden in Prozent angegeben: Der Anleihekurs zeigt an, wie viel Prozent des Nennwerts für eine Anleihe zu zahlen sind. 15
AKTUELLEUNTERLAGE HANDEL MIT WERTPAPIEREN VERHÄLTNIS VON EMISSIONSKURS UND NENNWERT EINER ANLEIHE Emissionskurs Emissionskurs Emissionskurs = 100 > 100 < 100 pari über pari unter pari z. B. z. B. z. B. Nennwert = 500 EUR Nennwert = 500 EUR Nennwert = 500 EUR Emissionskurs = 100 Emissionskurs = 101,375 Emissionskurs = 99,875 z. B. z. B. z. B. Kauf von 10 Anleihen Kauf von 10 Anleihen Kauf von 10 Anleihen (ohne Spesen): (ohne Spesen): (ohne Spesen): 500 x 100 % x 10 = 500 x 101,375 % x 10 = 500 x 99,875 % x 10 = 5.000 EUR 5.068,75 EUR 4.993,75 EUR Anleihen werden Anleihen werden mit einem Anleihen werden mit einem zum Nennwert Aufschlag (Agio) Abschlag (Disagio) ausgegeben ausgegeben ausgegeben Käufer von Anleihen bekommen während der Laufzeit Zinsen (Kupons) gezahlt (Ausnahme: Nullkuponan- leihe). Das Nominale (nicht der Emissions- oder Kaufkurs!) ist die Basis für die Berechnung der Zinsen. Die Verzinsung wird daher auch als Nominalverzinsung bezeichnet. Am Ende der vereinbarten Laufzeit erfolgt die Rückzahlung (Tilgung). Der Tilgungskurs ist jener Kurs, den der Käufer am Ende der Laufzeit erhält. 16
HANDEL MIT WERTPAPIEREN 02/2017 No 85 2.2 Muss ich Anleihen bis zu deren Tilgung behalten? Kann ich Anleihen auch nach der Emission kaufen? Anleihen werden an der Börse oder außerbörslich (auch als OTC-Handel bezeichnet – OTC: Over The Coun- ter) gehandelt. Beim außerbörslichen Handel wird der Wertpapierhandel nicht über eine Börse abgewickelt, sondern findet beispielsweise zwischen Banken, Unternehmen etc. statt. Auch wenn du Anleihen verkaufen willst und dir deine Hausbank oder dein Online-Broker diese Anleihen abkauft, handelt es sich um ein außer- börsliches Geschäft. Anleihebesitzer können ihre Anleihen bis zum Ende der Laufzeit behalten oder sie vorzeitig verkaufen. Anleihekäufer können Anleihen bei Emission (innerhalb der Zeichnungsfrist) oder während der Laufzeit kaufen. 17
AKTUELLEUNTERLAGE HANDEL MIT WERTPAPIEREN AUFGABEN Aufgabe 8: Analysiere das Emissionsprospekt und beantworten die nachfolgenden Fragen. 18
HANDEL MIT WERTPAPIEREN 02/2017 No 85 1. Wer ist der Emittent der Anleihe? 2. Wie hoch ist das Nominale der Anleihe? 3. Wann konnte die Anleihe gezeichnet werden? 4. Wie hoch war der Emissionskurs? 5. War der Emissionskurs …? pari unter pari über pari 6. Zu welchem Kurs wird diese Anleihe aktuell an der Börse gehandelt? Liegt der Börsekurs über oder unter dem Emissionskurs? Recherchiere auf der Website der Wiener Börse. 7. Wie hoch ist der Zinssatz (Kupon)? 8. Handelt es sich um eine …? Anleihe mit fester Verzinsung Anleihe mit variabler Verzinsung endfällige Anleihe 9. Wann werden die Zinsen ausbezahlt? 10. Wann wird die Anleihe getilgt? Wie hoch ist der Tilgungskurs? 11. Ist der Tilgungskurs …? pari unter pari über pari 12. Wie hoch ist das Ausgabevolumen? 13. Wie viele Anleihen wurden ausgegeben? 14. Recherchiere: Was bedeutet, dass die Anleihe durch die Emittentin gekündigt werden kann? 15. Recherchiere: a) Was ist die Negativverpflichtung? b) Welche Aufgaben haben die Joint Leader Manager? c) Was bedeutet Cross Default? 19
AKTUELLEUNTERLAGE HANDEL MIT WERTPAPIEREN Aufgabe 9: Ein Anleger hat 7.000 Euro zur Verfügung, die er in Anleihen investieren möchte. a) Wie viele Anleihen der FACC AG hätte er zum Zeitpunkt der Emission um diesen Betrag kaufen können? b) Wie viele Anleihen könnte er zum aktuellen Börsenkurs um 7.000 Euro kaufen? Recherchiere auf der Website der Wiener Börse. Aufgabe 10: Recherchiere: a) Welche Vor- und Nachteile hat der außerbörsliche Handel von Wertpapieren im Vergleich zum Handel an der Börse? auSSerbörsliche Handel Vorteile Nachteile b) Können Investoren selber entscheiden, ob sie Anleihen über die Börse oder außerbörslich kaufen bzw. ver- kaufen wollen? Oder trifft diese Entscheidung die Bank bzw. der Online-Broker des Investors? 20
HANDEL MIT WERTPAPIEREN 02/2017 No 85 2.3 Ertrag und Rendite von Anleihen Bei Anleihen gibt es zwei Ertrags- bzw. Renditequellen: ERTRAGS- BZW. RENDITEQUELLEN VON ANLEIHEN Differenz zwischen Zinszahlungen Kauf- und Verkaufskurs Zinszahlungen Die Höhe des Nominalzinssatzes ist abhängig von n der Kreditwürdigkeit des Emittenten (Bonität) n dem allgemeinen Zinsniveau bei der Emission (z.B. EURIBOR) und n der Laufzeit ( je kürzer die Laufzeit, desto kleiner das Risiko, dass sich die Zinsen ändern und desto niedriger ist die Verzinsung). Differenz zwischen Kauf- und Verkaufskurs n Für den Besitzer einer Anleihe ist ein vorzeitiger Anleiheverkauf mit einer Chance oder mit einem Risiko verbunden: Ist der Verkaufskurs höher als der Kaufkurs, verkauft er die Anleihe mit Gewinn. Ist der Verkaufskurs niedriger als der Kaufkurs, macht er einen Verlust. n Wird die Anleihe bis zum Schluss behalten, kann der Anleihebesitzer Kursschwankungen während der Laufzeit ignorieren. Er bekommt den Tilgungskurs gezahlt. Ist der Tilgungskurs höher als der Kaufkurs, dann macht er ebenfalls einen Gewinn. Die Rendite Die Rendite ist die tatsächliche jährliche Verzinsung. Sie ist von folgenden Größen abhängig: Höhe der Je höher, desto besser Nominalverzinsung Kaufkurs Je niedriger, desto besser Verkaufskurs Je höher, desto besser Laufzeit Bei hoher Nominalverzinsung ist eine möglichst lange Laufzeit erstrebenswert Nebenkosten Spesen, Depotgebühr, Steuern etc. Für die Berechnung der Rendite einer Anleihe gibt es verschiedene Formeln. Es gibt n relativ einfache Formeln zur näherungsweisen Berechnung der Rendite und n komplexe Formeln, die zukünftige Erträge durch Wiederveranlagung der Zinszahlungen berücksichtigen. Je nachdem, welche Formel zur Renditeberechnung herangezogen wird, kann es zu geringfügigen Abweich ungen bei den Ergebnissen kommen. Hinweis: Im Internet findest du Renditerechner, mit denen du (näherungsweise) die Rendite einer Anleihe aus rechnen kannst. 21
AKTUELLEUNTERLAGE HANDEL MIT WERTPAPIEREN AUFGABEN Aufgabe 11: Recherchiere: Wann ist es sinnvoll, eine Anleihe vor Laufzeitende zu verkaufen? Aufgabe 12: a) Recherchiere auf der Website der Wiener Börse: Wie hoch ist die Rendite der FACC-Anleihe (siehe Aufgabe 8)? b) Unter welchen Voraussetzungen kann ein Anleihekäufer die von der Wiener Börse errechnete Rendite erzielen? c) Beurteile die Rendite der FACC-Anleihe. Ist das deiner Einschätzung nach eine hohe oder eine niedrige Rendite? d) Erkläre: Warum entspricht die Höhe der Rendite, die von der Wiener Börse ermittelt wird, nicht der Rendite, die im Wertpapierprospekt (siehe Seite 18) angeführt ist? Aufgabe 13: Gehe davon aus, dass du im Besitz von drei Anleihen der FACC AG bist (die du bis zur Tilgung behalten möchtest). Welche Erträge erzielst du im kommenden Jahr durch diese Anleihen und wann fallen sie an? © Wiener Börse 22
HANDEL MIT WERTPAPIEREN 02/2017 No 85 2.4 Risiko von Anleihen Anleihen gelten grundsätzlich als sichere Wertpapiere. Aber auch Anleihen können von verschiedenen Risiken betroffen sein, beispielsweise von jenem, dass sich der Marktzinssatz ändert. Der Marktzinssatz ist abhängig von der wirtschaftlichen Lage und der Zinspolitik der Notenbanken. In der EU ist das die EZB (Europäische Zentralbank). Bei Veränderungen der Marktzinsen gilt für Anleihen mit fester Verzinsung: Auswirkung auf den Kurs einer Anleihe Niveau des Marktzinssatzes mit fester Verzinsung Anleihenkurs fällt Die Nachfrage nach älteren Anleihen lässt nach, steigt da neu emittierte Anleihen einen höheren Nominal zinssatz haben und für Anleger attraktiver sind. Anleihenkurs steigt Die Nachfrage nach älteren Anleihen nimmt zu, sinkt da diese einen höheren Nominalzinssatz haben als neu emittierte Anleihen. Die älteren Anleihen sind daher für Anleger attraktiver. Ergänzend dazu gilt: Je näher der Tag der Tilgung einer Anleihe rückt, umso mehr gleicht sich der (Börse)Kurs dem Tilgungskurs der Anleihe an. Auch die Bonität (Kreditwürdigkeit) des Emittenten spielt eine wichtige Rolle. Es besteht prinzipiell immer das Risiko, dass der Emittent seinen Zahlungsverpflichtungen (Zinszahlungen bzw. Tilgung der Anleihe) nicht mehr nachkommen kann (= Ausfalls- bzw. Insolvenzrisiko). Im schlimmsten Fall verliert der Anleihebesitzer den Betrag, den er in die Anleihen investiert hat. Anleihen von Schuldnern mit geringer Bonität und hoher Verzinsung sind sehr riskant. Sie werden deshalb auch Junk Bonds (Schundanleihen) bzw. High Yield Bonds genannt. Ratingagenturen bewerten die Kreditwürdigkeit von Staaten und Unternehmen und vergeben Ratings für Emittenten und Emissionen. Um die Bonität eines Emittenten zu überprüfen, können die Ratings internationaler Ratingagenturen herangezogen werden. Ratings sind für die Einschätzung von Renditechancen und Risiko unverzichtbar. Sie dienen übrigens auch als Grundlage für die Festlegung der Höhe des Nominalzinssatzes. Zu den bekanntesten und einflussreichsten Ratingagenturen gehören Moody’s, Fitch und S&P (Standard & Poors). 23
AKTUELLEUNTERLAGE HANDEL MIT WERTPAPIEREN Bei der Sicherheit der Rückzahlung von Kapital, das in Anleihen investiert wurde, ist nicht nur die Bonität des Emittenten wichtig. Auch die Anleihen selber können unterschiedliche Ausstattungsmerkmale haben: Sicherheit der Rückzahlung des in Anleihen investierten Kapitals – Ausstattungsmerkmale von Anleihen Anleihen mit hoher Gleichrangigkeit mit den Nachrangige Sicherheit/mündelsichere übrigen, nicht-nachrangigen, Anleihen Anleihen3 Verbindlichkeiten Dabei handelt es sich um Im Falle einer Liquidation des Im Falle einer Liquidation des besonders sichere und wert Emittenten werden Besitzer Emittenten, werden alle nicht- beständige Anleihen. Das sind dieser Anleihen gleichrangig nachrangigen Verbindlich beispielsweise Anleihen des mit allen anderen Gläubigern keiten ausbezahlt. Erst danach Bundes, der Länder und der behandelt und im Insolvenzfall werden diese Anleihen Kommunen. wie die anderen Gläubiger aus bedient, sofern noch finanzielle der Insolvenzmasse bedient. Mittel vorhanden sind. Bedingt durch dieses Risiko haben nachrangige Anleihen eine höhere Verzinsung. 3 Ein Vormund darf Gelder eines Minderjährigen (des Mündels) nur in sicheren Anlageformen investieren. 24
HANDEL MIT WERTPAPIEREN 02/2017 No 85 AUFGABEN Aufgabe 14: Vor dem Kauf eines Wertpapiers solltest du dich immer darüber informieren, welche Risiken damit verbunden sind. Anleihen gelten zwar allgemein als sicher, doch auch bei diesen Wertpapieren gibt es Risiken. Recherchiere, welche Risiken bei Anleihen auftreten können und ergänze die folgende Tabelle. Risiko Kurzbeschreibung Kurs- und Zinsänderungsrisiko Anleihekurse fallen, da Marktzinsniveau steigt Emittent kann seinen Zahlungsverpflichtungen Ausfallsrisiko bzw. Insolvenzrisiko nicht mehr nachkommen. Aufgabe 15: Du rechnest damit, dass in den nächsten ein bis zwei Jahren der Marktzinssatz steigen wird. Wenn du dir jetzt Anleihen kaufen würdest, die neu emittiert werden … … würdest du dir Anleihen mit kürzeren Laufzeiten oder längeren Laufzeiten kaufen? Begründe deine Entscheidung. Aufgabe 16: Lies dir den folgenden Presseartikel und beantworte die anschließenden Fragen: Staatsanleihe mit Rekord Die erste 70-jährige Staatsanleihe war stark überzeichnet. 202 Investoren boten 7,8 Mrd. Euro Wien. Die Republik Österreich hat am Dienstag zwei Mrd. Euro über eine 70-jährige Staatsanleihe aufgenommen. Die Papiere waren deutlich überzeichnet und brachten eine Rendite von 1,53 Prozent, teilte die Bundesfinanzierungsagentur (OeBFA) mit. Sie sei die erste Staatsanleihe in der Eurozone mit einer Laufzeit von 70 Jahren. Bisher gab es maximal 50 Jahre Laufzeit. 25
AKTUELLEUNTERLAGE HANDEL MIT WERTPAPIEREN Die 70-jährige Anleihe ging zu einem Drittel an Versicherungs- oder Pensionsfonds. 31 Prozent nahmen sich Fondsmanager in die Bücher. Banken kauften 20 Prozent, Zentralbanken 13 Prozent und Privatbanken drei Prozent. Unter den Ländern waren vor allem Investoren aus Großbritannien (26 Prozent) und der Schweiz (22 Prozent) aktiv. Dahinter folgten Deutsche (14 Prozent), Niederländer (acht Prozent) und Österreicher (vier Prozent). 202 Investoren interessierten sich für die 70-jährige Anleihe. Insgesamt wurden 7,8 Mrd. Euro angeboten. Zugleich hat die Republik Österreich eine siebenjährige Staatsanleihe mit einem Volumen von drei Mrd. Euro platziert. Hier war die Rendite negativ mit –0,191 Prozent. Auch dieses Papier war deutlich überzeichnet. Und es war das erste Mal, dass die Republik eine neue Anleihe mit negativer Rendite – und einem Kupon mit 0,0 Prozent Zinsen – begab. Bisher hatte es negative Renditen nur bei der Aufstockung bereits laufender Anleihen gegeben. (APA) http://diepresse.com/home/wirtschaft/boerse/5108391/Staatsanleihe-mit-Rekord?from=suche.intern.portal, abgerufen am 17. Jänner 2017 a) Welche Aufgaben hat die Bundesfinanzierungsagentur (OeBFA)? b) Bundesanleihen sind die am meisten gehandelte Anleihenart. Warum haben Bundesanleihen für Investoren so eine große Bedeutung? Recherchiere auf der Website der Bundesfinanzierungsagentur. c) Recherchiere auf der Website der Wiener Börse: - Zu welchem Kurs wird die 70jährige Bundesanleihe derzeit gehandelt? - Wie hoch ist ihre aktuelle Rendite? Aufgabe 17: n Der Fußballverein HSV (Hamburger Sport Verein) hat in Deutschland im Jahr 2012 eine Anleihe mit einer Nominalverzinsung von 6 % und einer Laufzeit von 7 Jahren emittiert. Siehe: https://www.hsv.de/de/unser-hsv/ueber-den-hsv/anleihe n Im Jahr 2012 hat auch die Republik Österreich eine Bundesanleihe mit einer siebenjährigen Laufzeit emittiert (ISIN AT0000A0VRF9). Deren Nominalverzinsung beträgt allerdings nur 1,95 %. a) Erkläre: Warum gibt es einen so großen Unterschied bei der Höhe der Nominalverzinsung dieser beiden Anleihen? b) Wie beurteilst du die HSV-Anleihe hinsichtlich der Kriterien Sicherheit, Liquidität und Rentabilität? c) Welche dieser beiden Anleihen würdest du bevorzugt kaufen? Begründe deine Entscheidung. Aufgabe 18: Du liest, dass der Anleihekäufer dem Anleiheverkäufer Stückzinsen bezahlen muss. a) Recherchiere und erkläre, was das bedeutet. b) Sind bei der Neuemission einer Anleihe dem Emittenten, wie beispielsweise der Republik Österreich, auch Stückzinsen zu bezahlen? 26
HANDEL MIT WERTPAPIEREN 02/2017 No 85 Aufgabe 19: a) Recherchiere: Welches Rating hat die Novomatic AG von S & P (Standard & Poors) erhalten? Vergleiche es mit dem Rating, das die Republik Österreich von S & P erhalten hat. Rating von S & P Novomatic AG Republik Österreich b) Würdest du dir jetzt Novomatic-Anleihen kaufen? Begründe deine Entscheidung, indem du die Anleihe hin- sichtlich ihrer Sicherheit, ihrer Rentabilität und ihrer Liquidität analysierst. 27
AKTUELLEUNTERLAGE HANDEL MIT WERTPAPIEREN 3 Aktien 3.1 Wodurch unterscheiden sich Aktien von Anleihen? GRUPPEN VON WERTPAPIEREN Forderungswertpapiere Beteiligungswertpapiere z. B. Anleihen z. B. Aktien Wesentliche Merkmale Wesentliche Merkmale Ein Investor Ein Investor – leiht einem Emittenten Kapital – erwirbt einen Anteil am Unternehmen (= stellt Fremdkapital zur Verfügung). des Emittenten/ist am Unternehmen – erhält Zinsen. beteiligt (= stellt Eigenkapital zur – erhält das eingesetzte Kapital zu einem Verfügung). bestimmten Zeitpunkt vom Emittenten – hat ein Recht auf einen Anteil am zurück. ausgeschütteten Gewinn. – hat im Unternehmen kein Mitsprache- – stellt Kapital unbefristet zur Verfü- recht. gung. Es erfolgt keine Rückzahlung des Kapitals durch den Emittenten. – hat im Unternehmen üblicherweise ein Mitspracherecht. 3.2 Die Emission von Aktien Die Emission von Aktien aus Sicht eines Emittenten Der Verkauf von Aktien ist eine der wichtigsten Möglichkeiten zur Kapitalbeschaffung von Aktiengesellschaften. Durch die Emission von Aktien nimmt eine Aktiengesellschaft Eigenkapital auf. Die Aufbringung des Kapitalbetrags erfolgt durch die Ausgabe von vielen (tausenden) Aktien. Aktienemissionen erfolgen häufig über die Börse, um möglichst viele (tausende) Aktienkäufer zu erreichen. Es kann jedoch nicht jede Aktiengesellschaft an der Börse Aktien emittieren, da dafür strenge Auflagen erfüllt werden müssen. Aktien haben, wie Anleihen, einen Nennwert (Ausnahme: Stückaktie). Es ist gesetzlich nicht gestattet, Aktien unter deren Nennwert zu emittieren (Ausgabe unter pari ist verboten). Emissionskurse über dem Nennwert sind üblich. 28
HANDEL MIT WERTPAPIEREN 02/2017 No 85 Die Emission von Aktien aus Sicht eines Käufers Wer Aktien kauft, wird Miteigentümer einer Aktiengesellschaft. Inhaber von Aktien (Aktionäre) haben Rechte: RECHTE VON AKTIONÄREN Recht auf Gewinnbeteiligung Es gibt keine Pflicht für eine Aktiengesellschaft, Gewinn auszuschütten. Erfolgt eine Gewinnaus- schüttung, hat jeder Aktionär einen Anspruch auf einen Anteil am Gewinn (Dividende). Recht auf Anteil am Liquidationserlös Falls die Aktiengesellschaft insolvent wird, hat jeder Aktionär einen Anspruch auf einen Anteil am Liquidationserlös. Recht auf den Bezug junger Aktien Bei einer Kapitalerhöhung werden von der Aktiengesellschaft weitere Aktien ( junge Aktien) emit- tiert. Jeder Aktionär hat in dem Verhältnis ein Recht auf den Bezug von junge Aktien (= Bezugs- recht), das seinem bisherigen Anteil am Unternehmen entspricht. Das dient dazu, dass sein Anteil am Unternehmen und damit sein Mitspracherecht im gleichen Verhältnis erhalten bleiben. Recht auf Teilnahme an der Hauptversammlung Üblicherweise findet die Hauptversammlung einmal pro Jahr statt. Aktionäre haben ein Mit spracherecht (z. B. Mitspracherecht, ob und in welcher Höhe eine Dividende an Aktionäre aus geschüttet wird – der Vorschlag kommt vom Vorstand einer Aktiengesellschaft, der Beschluss erfolgt in der Hauptversammlung), ein Auskunftsrecht sowie das Recht auf Anfechtung von Hauptversammlungsbeschlüssen. Es gibt Stamm- und Vorzugsaktien: • Aktionäre, die Stammaktien besitzen, haben sämtliche oben angeführten Rechte. • Besitzer von Vorzugsaktien haben zwar kein Mitspracherecht in der Hauptversammlung, dafür aber üblicherweise das Recht auf eine höhere Dividende. Je mehr Stammaktien einer Aktiengesellschaft ein Aktionär besitzt, umso größer ist sein Anteil am Unter- nehmen. Je größer sein Anteil am Unternehmen ist, umso mehr Mitsprachemöglichkeiten hat er. • Hat eine Aktiengesellschaft viele (tausende) Aktien ausgegeben, sind die Mitsprachemöglichkeiten eines privaten Aktionärs (Kleinanlegers) üblicherweise verschwindend gering. Für viele Aktionäre hat das Mit- spracherecht jedoch keine Bedeutung. Es geht ihnen viel mehr darum, mit Aktien möglichst hohe Erträge zu erwirtschaften. 29
AKTUELLEUNTERLAGE HANDEL MIT WERTPAPIEREN AUFGABEN Aufgabe 20: „Anleihen sind eher risikolose Wertpapiere. Aktien hingegen gelten als riskant.“ a) Bist du auch dieser Meinung? Diskutiert diese Aussage in der Klasse. b) Welche Risiken geht ein Anleger ein, wenn er Geld in Aktien investiert? c) Recherchiere: Welche Strategien gibt es, um das Aktienrisiko zu minimieren? Aufgabe 21: Lies dir die folgende Pressemeldung durch und beantworte die anschließenden Fragen: UniCredit greift zu – Mega-Kapitalerhöhung Bis 2019 sollen 14.000 Jobs abgebaut werden. Das Kapital bis Anfang 2017 um 13 Milliarden erhöht werden. Die italienische Großbank Unicredit will bei Investoren 13 Milliarden Euro einsammeln und damit ihre dünne Kapitaldecke aufpolstern. Der neue Vorstandschef Jean-Pierre Mustier will mit dem frischen Geld den Umbau der Muttergesellschaft der Münchner HypoVereinsbank finanzieren und Risiken aus der Bilanz nehmen. Die Kosten sollen um 1,7 Milliarden Euro sinken. 1,1 Milliarden soll allein der Abbau von 14.000 Stellen bringen, das sind 6500 mehr als erwartet. Wie viel davon auf Deutschland und Österreich entfällt, teilte die Bank nicht mit. Einen Verkauf der deutschen Tochter schloss Mustier allerdings aus: Die HypoVereinsbank sei eine "strategische Beteiligung". Am Kapitalmarkt wurden die Pläne positiv aufgenommen. Die Aktie drehte rasch ins Plus und stieg am Vormittag um vier Prozent. Vom Abbau dürfte in Deutschland vor allem das Investmentbanking betroffen sein, das konzernweit mit dem Firmenkundengeschäft verzahnt werden soll. Mustier will die Führungsstrukturen deutlich straffen. Insgesamt kostet der Konzernumbau 12,2 Milliarden Euro, 8,1 Milliarden Euro schreibt UniCredit im vierten Quartal allein auf faule Kredite ab. "Wir gehen unsere Altlasten konsequent an, um die Qualität der Bilanz deutlich zu verbessern und die Basis für nachhaltige Gewinne zu schaffen", erklärte Mustier. Um die Risiken zu senken, verkauft die Bank faule Kredite im Umfang von 17,7 Milliarden Euro an die Allianz-Fondsgesellschaft Pimco und den US-Finanzinvestor Fortress. Sie stammen aus den Jahren vor 2011. 30
HANDEL MIT WERTPAPIEREN 02/2017 No 85 UniCredit solle "eine der attraktivsten Banken in Europa" werden, sagte Mustier. Der Plan basiere darauf, dass UniCredit eigenständig bleiben werde. Es gebe keine Gespräche über einen Zusammenschluss. Zuletzt hatte es Spekulationen über eine Fusion mit der französischen SocGen gegeben. Die Kapitalerhöhung ist die größte in der italienischen Wirtschafts-Geschichte. Sie soll bis Juni 2017 umgesetzt sein. Zehn Banken haben Garantien übernommen, dass sie die neuen Aktien an den Mann bekommen. Mustier will fast so viel Geld aufnehmen, wie die Bank an der Börse wert ist: Mit 15 Milliarden Euro liegt sie zwischen der Deutschen Bank (24 Milliarden) und der Commerzbank (knapp zehn Milliarden). In diesem Jahr allein hat UniCredit die Hälfte ihres Marktwertes verloren. Nun sollen zehn Aktien zu einer zusammengelegt werden. Der seit knapp einem halben Jahr amtierende Investmentbanker Mustier hatte den Kapitalbedarf mit dem Verkauf der polnischen Tochter Pekao und der Fondsgesellschaft Pioneer sowie einem Teilverkauf der Online-Tochter FinecoBank vorab reduziert. Weitere Verkäufe seien nun nicht geplant, sagte er. Mit der Anbindung des Investmentbanking an das Firmenkundengeschäft folgt UniCredit einem ähnlichen Schritt der Commerzbank. Mit der Kapitalerhöhung und dem Abbau der Risiken will die Bank bis 2019 auf eine harte Kernkapitalquote von mehr als 12,5 Prozent kommen. Zuletzt waren es – dank Übergangsregelungen – im Branchenvergleich unterdurchschnittliche elf Prozent. Für 2016 gibt es keine Dividende, danach sollen 20 bis 50 Prozent des Gewinns ausgeschüttet werden. Für das Jahr 2019 peilt Mustier einen Nettogewinn von 4,7 Milliarden Euro und eine Rendite auf das materielle Eigenkapital von mehr als neun Prozent an. http://diepresse.com/home/wirtschaft/boerse/5133210/UniCredit-greift-zu-MegaKapitalerhoehung, abgerufen am 17. Jänner 2017 a) Warum beabsichtigt die Unicredit eine Kapitalerhöhung durchzuführen? b) Wie viel Geld soll durch die Kapitalerhöhung eingenommen werden? c) Was bedeutet „Am Kapitalmarkt wurden die Pläne positiv aufgenommen. Die Aktie drehte rasch ins Plus und stieg am Vormittag um vier Prozent.“? d) Was bedeutet „Zehn Banken haben Garantien übernommen, dass sie die neuen Aktien an den Mann bekommen.“ e) Welchen Wert hat die Unicredit derzeit an der Börse? f) Wie viel Prozent des Gewinns sollen zukünftig als Dividende ausgeschüttet werden? 31
AKTUELLEUNTERLAGE HANDEL MIT WERTPAPIEREN Aufgabe 22: Recherchiere auf der Webseite der Wiener Börse: a) Welche drei Aktien erzielten im prime market im Vorjahr an der Wiener Börse die größten Kursgewinne (beste Performance), welche drei Aktien die größten Kursverluste (schlechteste Performance)? TIPP: Die Informationen findest du unter Marktdaten Statistiken Jahresstatistik Gewinner Unternehmen Performance 1. 2. 3. Verlierer Unternehmen Performance 1. 2. 3. b) Recherchiere: Wie beurteilen aktuell Analysten n jene Aktie, die im Vorjahr die beste Performance hatte und n jene, die im Vorjahr die schlechteste Performance hatte? Sollte ein Investor diese Aktien in nächster Zeit kaufen? Begründe deine Entscheidung. Aufgabe 23: a) Recherchiere: n Was sind Blue Chips? n Was sind Pennystocks? b) Wird ein sicherheitsorientierter Anleger eher in Blue Chips oder in Pennystocks investieren? c) Würdest du eher in Blue Chips oder in Pennystocks investieren? Begründe deine Entscheidung. 32
HANDEL MIT WERTPAPIEREN 02/2017 No 85 3.3 Ertrag von Aktien ERTRAGSQUELLEN VON AKTIEN Differenz zwischen Verkauf von Dividende Kauf- und Verkaufskurs Bezugsrechten Dividende n Die Dividende ist der an die Aktionäre ausgeschüttete Gewinn. Es wird jedes Jahr neu beschlossen, ob und in welcher Höhe eine Dividende ausgeschüttet wird. n Jenen Aktionären, die am Tag der Dividendenausschüttung im Aktienbesitz sind, verbleibt die Dividende in voller Höhe. Vergleichbares zu den Stückzinsen bei Anleihen (siehe Aufgabe 18) gibt es bei Aktien nicht. Differenz zwischen Kauf- und Verkaufskurs n Aktien werden an Börsen gehandelt. Es gibt aber auch den außerbörslichen Handel (OTC-Handel). n Aktionäre können beim Verkauf ihrer Aktien vom Steigen des Kurses der Aktie profitieren, aber auch durch ein Sinken des Kurses Verluste einfahren. n Die Höhe der Dividende reduziert am Ausschüttungstag den Aktienkurs. Die Aktie wird dann „ex dividende“ gehandelt. Dieser Dividendenabschlag führt dazu, dass der Aktienkurs fällt. Verkauf von Bezugsrechten Werden von einer Aktiengesellschaft junge Aktien ausgegeben, erhält jeder Aktionär Bezugsrechte. Hat ein Ak- tionär kein Interesse, junge Aktien zu kaufen, kann er seine Bezugsrechte verkaufen. Auch mit Bezugsrechten wird gehandelt, nicht nur mit Aktien. 33
AKTUELLEUNTERLAGE HANDEL MIT WERTPAPIEREN AUFGABEN Aufgabe 24: Gehe von folgender Situation aus: 22.08.2016: Kauf von 200 Stück Aktien der Erste Group Bank AG (ISIN AT0000652011) zum Kurs von 24,31 28.10.2016: Verkauf dieser Aktien zum Kurs von 29,26 a) Wie hoch ist der Kursgewinn? b) Welcher Betrag wird auf dem Verrechnungskonto eingehen? Aufgabe 25: Gehe von folgender Situation aus: 4.05.2016: Kauf von 100 Stück Aktien der Rosenbauer International AG (ISIN AT0000922554) zum Kurs von 56,68 a) Wie hoch ist der aktuelle Kurs der Rosenbauer-Aktie an der Wiener Börse? b) Sollen die Aktien noch länger behalten oder verkauft werden? Begründe deine Entscheidung. Aufgabe 26: Du liest in einem Artikel, dass die Aktie von Schoeller-Bleckmann eine hohe Volatilität aufweist. a) Erkläre: Was ist die Volatilität? b) Würdest du eher Aktien mit hoher oder mit niedriger Volatilität kaufen. Begründe deine Entscheidung. Aufgabe 27: Die Ecoduna AG ist ein österreichisches Unternehmen, das auf die Entwicklung, den Bau und den Betrieb von industriellen Zuchtanlagen für Mikroorganismen spezialisiert ist. Siehe: www.ecoduna.at Im Herbst 2016 hat dieses Unternehmen Aktien emittiert, eine weitere Aktienemission ist im Frühjahr 2017 ge- plant. a) Die Aktienemission im Herbst 2016 war überzeichnet (siehe Information auf der Homepage des Unterneh- mens). Was bedeutet das? b) Würdest du Aktien dieses Unternehmens kaufen? Begründe deine Entscheidung. Bevor du deine Entscheidung triffst: n Lies dir Informationen auf der Homepage des Unternehmens durch. n Hier findest du das Emissionsprospekt aus dem Jahr 2016: https://www.ecoduna.com/downloads/gebilligter-prospekt_ecoduna-ag.pdf n Lies dir Presseartikel über dieses Unternehmen durch. n Finde heraus, wie diese Aktien verkauft werden können. n Schätze das Risiko ein, das du mit dem Kauf dieser Aktien eingehen würdest. 34
HANDEL MIT WERTPAPIEREN 02/2017 No 85 3.4 Die Entwicklung des Aktienkurses Generell gilt: n Aktienkurse kommen durch das Zusammentreffen von Angebot und Nachfrage zustande. Sie entstehen, weil viele (tausende) Marktteilnehmer Vorstellungen darüber haben, welchen Wert eine Aktie derzeit für sie hat. – Besteht eine große Nachfrage nach einer Aktie, dann werden Aktienverkäufer die Preise erhöhen. Da- durch steigt der Aktienkurs. – Besteht kein oder nur geringes Interesse an einer Aktie, dann müssen Aktienverkäufer die Preise reduzie- ren, damit sich Käufer finden. Dadurch sinkt der Aktienkurs. n Käufer und Verkäufer von Aktien treffen ihre Entscheidungen aufgrund von Erwartungen, wie sich der Akti- enkurs in Zukunft entwickeln wird. – Aktienkäufer werden ihr Geld nicht in Aktien investieren, bei denen sie ausgehen, dass deren Kurse zu- künftig fallen werden. – Aktienverkäufer werden ihre Aktien nicht verkaufen, wenn der aktuelle Kurs niedrig ist und sie davon aus- gehen, dass er zukünftig steigen wird. Es gibt allerdings viele Faktoren, ie die Erwartungen der Käufer und Verkäufer, n d n deren Kauf- bzw. Verkaufsentscheidungen und dadurch ie Entwicklung des Aktienkurses beeinflussen. n d Mögliche Einflussfaktoren auf den Aktienkurs4 Konjunktur- Ergebnisse von erwartungen technischen Höhe der Unternehmens- Analysen Kapital- ergebnisse und zu- (Chartanalysen) marktzinsen künftige Geschäfts- Branchen- entwicklung des entwicklung Unternehmens Psychologische Analysten- Faktoren kommentare Gerüchte Aktienkurs Politische Entscheidungen 4 vgl. Ahrens, Angelika: Der Börse-Berater. Das 1x1 für Anleger. Wien: Linde Verlag, 2006, S. 27ff, eigene Darstellung 35
AKTUELLEUNTERLAGE HANDEL MIT WERTPAPIEREN AUFGABEN Aufgabe 28: Erkläre: Was ist mit folgender Aussage gemeint? „Die Börse läuft der realen Wirtschaftsentwicklung mindestens halbes Jahr voraus.“5 Aufgabe 29: a) Wenn die Markzinsen fallen, steigen üblicherweise die Aktienkurse. Welche Erklärung gibt es dafür? b) Wie wird sich ein Steigen der Kapitalmarktzinsen auf Aktienkurse auswirken? Aufgabe 30: Um die Stimmung und Trends an der Börse wiederzugeben, verwenden „Börsianer“ eine eigene Sprache. Ordne die passenden Erklärungen den nachfolgenden Aussagen richtig zu: Aussage Erklärung Es kam zu einem Crash. Die Börse präsentiert sich freundlich/fest/erholt. Die Börse ist lustlos. Bei der Aktie XYZ handelt es sich um einen High Flyer. Das sind Turnaround-Kandidaten. Die Aktie XYZ ist ein Underperformer. Erklärung 1. Aktien, die stark an Wert verloren haben, deren Kurse wahrscheinlich zukünftig wieder steigen werden 2. Eine Aktie, deren Kurs sich schlechter als der Gesamtmarkt (z. B. ATX) entwickelt 3. Aktie mit steilem Kursanstieg 4. Es fehlt die Orientierung. Keiner weiß, ob er kaufen oder verkaufen soll. 5. Es kam zu extremen Kursstürzen. 6. Die Börsenkurse steigen. Aufgabe 31: Lies dir den folgenden Artikel durch: http://www.handelsblatt.com/finanzen/maerkte/boerse-inside/ boersenpsychologie-im-zweifel-siegt-die-emotion-ueber-den-verstand/9517124.html Was sind für dich die wichtigsten Aussagen? Fasse Sie schriftlich zusammen. Aufgabe 32: Es gibt keine verlässliche Methode, die zukünftige Entwicklung von Aktienkursen vorherzusagen. Trotzdem werden von Wertpapieranalysten die Fundamentalanalyse bzw. die technische Analyse (Chartana- lyse) eingesetzt, um günstige Zeitpunkte für den Aktienkauf bzw. -verkauf zu ermitteln. Recherchiere und erkläre: Was ist die Fundamentalanalyse? Was ist die technische Analyse? Aufgabe 33: Lies dir die folgende Presseaussendung durch: http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20160920_OTS0187/eans-adhoc-semperit-ag-holding-semperit- gruppe-aktualisiert-ausblick Erkläre: Worum geht es in dieser Aussendung und warum wurde sie veröffentlicht? 5 vgl. E-Book Ratgeber Aktien & Wertpapiere, http://www.meinegeldanlage.com/thema/aktien, S. 12, abgerufen am 12.1.17 36
HANDEL MIT WERTPAPIEREN 02/2017 No 85 4 Zusammenfassung Schritt 1: Analyse der Ausgangssituation Wie viel Geld kann ich in Wertpapiere investieren? Bin ich risikofreudig/-scheu? Welches Ziel verfolge ich? Welche Wertpapiere passen zu meinem Ziel? etc. Schritt 2: Informationsbeschaffung bzw. Anlageberatung vor dem Wertpapierkauf Welche Informationen gibt es über die Wertpapiere, die mich interessieren? Woher bekomme ich Informationen? etc. Schritt 3: Auswahl der Wertpapiere und Auftragserteilung (Durchführung des Wertpapierkaufs) Welche Kosten fallen an? etc. Schritt 4: Regelmäßige Erfolgskontrolle Wie entwickeln sich meine Wertpapiere? Soll ich Wertpapiere verkaufen? Wie beurteilen Analysten die von mir gekauften Wertpapiere? Welche Informationen gibt es über die Unternehmen bzw. von den Unternehmen? Soll ich andere Wertpapiere kaufen? etc. 37
AKTUELLEUNTERLAGE © Wiener Börse HANDEL MIT WERTPAPIEREN Weiterführende Informationen der Wiener Börse: www.wienerborse.at Wissen Bildung & Beruf: Börse im Unterricht n Unterrichtspaket: Das Thema Börse und Kapitalmarkt leicht verständlich aufbereitet – Tipps und Informationen für den Unterricht n Vorträge für Schülerinnen und Schüler n Lehrerinnen- und Lehrerseminare n Börsewissen einfach gemacht: Börsewissen kompakt und Börsequiz 38
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