AKTUELLEUNTERLAGE HANDEL MIT WERTPAPIEREN - 02/2017 No85 - Arbeitsgemeinschaft Wirtschaft und ...

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02/2017   No 85
Wir bringen die Wirtschaft ins Klassenzimmer

AKTUELLEUNTERLAGE
HANDEL
MIT WERTPAPIEREN

Ideelle und materielle Unterstützung erhalten wir von unseren Projektpartnern:
AKTUELLEUNTERLAGE HANDEL MIT WERTPAPIEREN - 02/2017 No85 - Arbeitsgemeinschaft Wirtschaft und ...
AKTUELLEUNTERLAGE                                                                                                                    Inhaltsverzeichnis

            Inhaltsverzeichnis

            1	Der Kauf und Verkauf von Wertpapieren	                                                                                                5
                   1.1    Kann ich Wertpapiere kaufen bzw. verkaufen?	                                                                              5
                   1.2    Wertpapierdepot und Verrechnungskonto	                                                                                    5
                   1.3    Vor dem Wertpapierkauf	                                                                                                  10
                   1.4    Wie kaufe und verkaufe ich Wertpapiere?	                                                                                 11
                   1.5	Steuern	                                                                                                                    13

            2	Anleihen	                                                                                                                           14
                   2.1	Die Emission von Anleihen                                                                                                   14
            		2.2	Muss ich Anleihen bis zu deren Tilgung behalten?
                          Kann ich Anleihen auch nach der Emission kaufen?	                                                                        17
                   2.3	Ertrag und Rendite von Anleihen	                                                                                            21
                   2.4	Risiko von Anleihen	                                                                                                        23

            3	Aktien	                                                                                                                             28
                   3.1    Wodurch unterscheiden sich Aktien von Anleihen?	                                                                        28
                   3.2	Die Emission von Aktien	                                                                                                   28
                   3.3	Ertrag von Aktien	                                                                                                          33
                   3.4	Die Entwicklung des Aktienkurses	                                                                                           35

            4	Zusammenfassung	                                                                                                                    37

            5	Lösungsvorschläge                                                                                                                   39

            6      Kopiervorlagen                                                                                                                 47

            Autorinnen:
            Mag. Birgit Worm MBA
            Mag. Christine Bachner

            ISBN 978-3-9504188-2-8

            Hinweis: Im Sinne einer leichteren Lesbarkeit werden geschlechtsspezifische Bezeichnungen nicht durchgängig gegendert.

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HANDEL MIT WERTPAPIEREN
                                                                                                                02/2017 No 85

Ziel dieser Unterlage

Der Kauf und Verkauf von Wertpapieren ist mit Chancen und Risiken verbunden. Diese Unterlage verfolgt das
Ziel, Schülerinnen und Schülern einen Einblick zu geben, womit sich Anleger beschäftigen sollten, bevor sie
Wertpapiere kaufen bzw. verkaufen.

Die Vielzahl an Wertpapieren würde den Rahmen dieser Unterlage sprengen. Daher wird hauptsächlich auf
Anleihen und Aktien eingegangen.

Eingangsvoraussetzungen

Die Schülerinnen und Schüler verfügen bereits über grundlegende Kenntnisse zu Anleihen, Aktien und zur Börse.

Kompetenzen

Die Schülerinnen und Schüler sind in der Lage
n sorgsam mit den eigenen Finanzen umzugehen.
n Chancen und Risiken, die mit dem Handel von Anleihen und Aktien verbunden sind, zu erkennen.
n selbstständig Informationen zu geplanten Wertpapiertransaktionen zu beschaffen.

Kompetenzstufen (nach Bloom)

                          Wiedergeben

                                                                                    Analysieren

                          Verstehen

                                                                                    Entwickeln

                          Anwenden

                                                                                                                          3
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            Der Einsatz ist in folgenden Unterrichtsgegenständen möglich (Auswahl):

             GEGENSTAND                          THEMENBEREICH                        KLASSE/SEMESTER

             ALLGEMEIN BILDENDE HÖHERE SCHULEN (AHS)
                                                 Geld und Währung:
             Geografie und Wirtschaftskunde      wichtige Anlageformen nach           8. Klasse
                                                 Risiko und Chance bewerten

             BERUFSBILDENDE HÖHERE SCHULEN (BHS) – HANDELSAKADEMIE
             Betriebswirtschaft                  Wertpapiere, Derivate und Börse      7. Semester

             Ausbildungsschwerpunkt Finanz
                                                 Veranlagung                          9. Semester
             und Risikomanagement

             BERUFSBILDENDE HÖHERE SCHULEN (BHS) – HÖHERE LEHRANSTALT FÜR WIRTSCHAFTLICHE BERUFE
                                                 Geldanlage unter Berück­
             Betriebswirtschaft und
                                                 sichtigung von aktuellen Trends      8. Semester
             Projektmanagement
                                                 und ethischen Aspekten

             BERUFSBILDENDE MITTLERE SCHULEN (BMS) – HANDELSSCHULE
             Betriebswirtschaft,                 Finanzieren, Investieren und
                                                                                      5. Semester
             Wirtschaftliches Rechnen            Versichern

             BERUFSBILDENDE MITTLERE SCHULEN (BMS) – DREIJÄHRIGE FACHSCHULE FÜR WIRTSCHAFTLICHE BERUFE
             Betriebswirtschaft                  Umgang mit Geld                      4. Semester

             TIPP: Für grundlegende Begriffe zum Wertpapiergeschäft nützen Sie das Lexikon der Wiener Börse:
             https://www.wienerborse.at/wissen/boersenlexikon/

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HANDEL MIT WERTPAPIEREN
                                                                                                                            02/2017 No 85
© Wiener Börse

 1 	Der Kauf und Verkauf von Wertpapieren

 1.1 Wer kann Wertpapiere kaufen bzw. verkaufen?

 Jeder, der Geld verfügbar hat, kann Wertpapiere kaufen bzw. verkaufen (Voraussetzung: Geschäftsfähigkeit).

 Aber: Privatpersonen können nicht selber an der Börse handeln. Sie sind auf die Dienste eines berechtigten Ver-
 mittlers (einer Filialbank, einer Direktbank1 oder eines Online Brokers) angewiesen, der die Kauf- und Verkaufs-
 aufträge für sie ausführt.

 1.2 Wertpapierdepot und Verrechnungskonto

 Für den Wertpapierkauf bzw. -verkauf werden ein Wertpapierdepot und ein Verrechnungskonto benötigt:

 n Am Wertpapierdepot sind die Wertpapierbestände (die Wertpapiere, die sich in meinem Besitz befinden)
                 erfasst. Das Wertpapierdepot wird in elektronischer Form geführt, da für die gekauften Wertpapiere keine
                 Urkunden (kein Papier) ausgestellt werden.

 1 Direktbanken sind Kreditinstitute, die keine Filialen und keinen persönlichen Kontakt zu ihren Kunden haben.

                                                                                                                                      5
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            Depotauszug

            Hinweis: O. N. = Ohne Nennwert = Stückaktien

            Wertpapiere werden nicht nur verwahrt, sondern müssen auch verwaltet werden: z. B. zur Einlösung von Zins-
            oder Dividendenzahlungen, Übermittlung der Kapitalertragsteuer bzw. Kursgewinnsteuer an das Finanzamt.
            Diese Dienstleistungen werden von heimischen Banken und von manchen Online-Brokern übernommen.

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HANDEL MIT WERTPAPIEREN
                                                                                                          02/2017 No 85

Abrechnungsauskunft

n Der Bestand von Wertpapieren wird am Wertpapierdepot erfasst. Die anfallenden Geldbeträge werden auf
  dem Verrechnungskonto verrechnet. Vom Verrechnungskonto werden beispielsweise die Beträge, die beim
  Wertpapierkauf bzw. für das Führen des Wertpapierdepots anfallen, abgebucht. Auch Gutschriften,
  beispielsweise für Zinszahlungen oder beim Verkauf von Wertpapieren, werden darauf erfasst. Das
  Verrechnungskonto wird meistens bei der Bank/bei dem Online-Broker eröffnet, bei der/dem auch das
  Wertpapierdepot eröffnet wurde. Es kann dafür aber auch das eigene Girokonto verwendet werden.

                                                                                                                    7
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                                                                AUFGABEN

            Aufgabe 1:
            a)	Du kannst Wertpapiere entweder bei einer Bank, beispielsweise deiner Hausbank, oder bei einem Online-
               Broker kaufen bzw. verkaufen.

               Recherchiere: Was spricht für die Bank? Was spricht für den Online-Broker?

             Vorteile – Bank                                             Vorteile – Online-Broker

            b) Der Handel mit Wertpapieren ist nicht kostenlos.

            	Lies dir zuerst folgenden Artikel durch und recherchiere anschließend, welche Kosten beim Wertpapierhan-
               del anfallen. Vergleiche die Angebote von mehreren Banken und Online-Brokern.

                Onlinebroker: Der Markt wird größer
                Bei Onlinebrokern handelt man günstiger als bei Filialbanken. Doch gibt es zwi-
                schen ihnen Unterschiede, nicht nur preisliche. Worauf man noch achten sollte.

                Wien. Der Wettbewerb auf dem Onlinebroker-Markt wird größer. Der niederländische Anbieter Degiro
                bietet seine Dienstleistungen nun auch in Österreich an – mit Transaktionskosten, die um durchschnittlich
                80 Prozent unter denen der Konkurrenz liegen sollen. So fallen beim Kauf von österreichischen Aktien
                um 1000 Euro 2,20 Euro Spesen an; das entspreche einem Drittel des nächstbilligsten Angebots (Flatex).
                Bei US-Aktien gibt es besonders günstige Konditionen. Beratung oder Haftung bei Irrtümern des Kunden
                gibt es nicht.

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                                                                                                                    02/2017 No 85

   Bei der Konkurrenz – die Platzhirsche sind Direktanlage (vor Verkauf an BNP Paribas), Brokerjet (Erste),
   Bankdirekt (RLB Oberösterreich), Easy Bank (Bawag) und der deutsche Anbieter Flatex – gibt man sich
   gelassen und verweist auf Serviceleistungen, die Degiro nicht anbietet, etwa den Abzug der Kursgewinnsteuer
   und den Verlustausgleich. Einer der wichtigsten Gründe für die Entscheidung für einen Onlinebroker sind
   dennoch die Kosten. Die sind generell bei Direktbanken geringer als bei Filialbanken. Wie aus einem
   Vergleich des Vereins für Konsumenteninformation hervorgeht, gilt das auch, wenn man keinen Berater
   hinzuzieht, sondern online bei einer Filialbank handelt. Dann zahlt man drei Mal so viel, wie bei Direktbanken
   anfällt. Bei der Ordererteilung über das Internet erwiesen sich Flatex, Brokerjet und Direktanlage als die
   kostengünstigsten. (Der Vergleich im Magazin „Konsument“ erschien im Mai; Degiro wurde nicht
   berücksichtigt).

   Vorsicht bei Überträgen
   Den größten Brocken machen Transaktionskosten aus. Dem Vergleich zufolge entsprechen sie selbst bei
   zehnjähriger Haltedauer 60 Prozent. Der zweitgrößte Brocken sind Konto- und Depotgebühren. Nicht alle
   Anbieter verrechnen solche (Flatex und Degiro etwa nicht, Brokerjet dann nicht, wenn man mindestens ein
   Mal pro Quartal handelt). Auf weitere Kosten (etwa für Depotüberträge) sollte man die Preislisten der
   Anbieter durchforsten. Ein Depotübertragvon einem Anbieter zum anderen ist meist teuer. Im schlimmsten
   Fall fallen Kosten beim alten und beim neuen Onlinebroker an. Degiro verlangt etwa 25 Euro pro Position
   für jeden Übertrag von oder zu Degiro.

   „Wenn ein Kunde zehn Positionen auf dem Depot hat, dann muss er für den Übertrag zu Degiro 250 Euro an
   Spesen bezahlen. Für diesen Betrag könnte er bei Flatex 26 Trades in Höhe von 1000 Euro abwickeln“,
   rechnet Robert Ulm von Flatex vor. Bei Degiro bestreitet man das nicht: „Bei uns sind die Kosten so niedrig,
   dass man die Wertpapiere besser verkauft und dann bei uns kauft“, sagt Degiro-Vorstand Jasper Anderluh.
   Eine Strategie, die steuerliche Nachteile bringen kann, wenn es sich um vor 2011 erworbene „Altbestände“
   handelt, die keiner Kursgewinnsteuer unterliegen. Verkauft man sie und kauft sie zurück, verzichtet man für
   weitere Gewinne auf diesen Vorteil.

   Auch auf die Höhe der Zinsen sollte man achten. Solche fallen an, wenn man schon Wertpapiere besitzt,
   diese als Sicherheit einsetzt, neue Papiere kauft und erst im Nachhinein bezahlt. Direktanlage, Brokerjet,
   Flatex, Bankdirekt und Easy Bank gehören Einlagensicherungsfonds an. Das Bargeld auf dem
   Verrechnungskonto (bis zu 100.000 Euro) unterliegt der Einlagensicherung. Die Wertpapiere sind von den
   Bankbilanzen getrennt und damit bei einer Bankinsolvenz sicher. Degiro unterliegt zwar der Aufsicht der
   niederländischen Finanzaufsichtsbehörde, ist aber keine Bank und gehört keinem Einlagensicherungsfonds
   an. „Das brauchen wir nicht, denn bei uns stehen auch die Einlagen der Kunden nicht in der Bilanz und sind
   damit sicher“, sagt Anderluh.

   Oft Schulungen angeboten
   Neben der Abwicklung des Wertpapierhandels bieten einige Onlinebroker weitere Dienstleistungen an. So
   verweisen etwa Brokerjet und Flatex auf Schulungen und Seminare, Direktanlage auf Ansparpläne für
   Fonds, ETFs, Aktien oder Zertifikate. Zudem gibt es befristete Rabatte für Neukunden.

   http://diepresse.com/home/meingeld/verbraucher/3862815/Onlinebroker_Der-Markt-wird-groesser,
   Beate Lammer, abgerufen am 17. Jänner 2017

                                                                                                                              9
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            1.3 Vor dem Wertpapierkauf

            Vor dem Wertpapierkauf solltest du dir zumindest über folgende Fragen Gedanken machen:

            Wie viel Geld kann und möchte ich in Wertpapiere investieren?
            Wann brauche ich das Geld wieder?

            Mit Wertpapieren besteht die Chance, höhere Erträge zu erzielen, als mit einem Sparbuch. Das ist allerdings
            häufig nur über einen längeren Zeitraum hinweg erreichbar. Wertpapiere werden nämlich erst rentabel, wenn
            der beim Kauf zu bezahlende Preis und die mit dem Wertpapierhandel verbundenen Spesen und Gebühren
            verdient werden.

            Es sollte daher nur Geld investiert werden, auf das längerfristig verzichtet werden kann.

            Außerdem solltest du nie darauf vergessen, dass es auch vorkommen kann,
            n dass Wertpapiere keinen Ertrag abwerfen oder
            n dass es zum (völligen) Verlust des eingesetzten Geldes kommt.

            Welches Risiko möchte ich eingehen?

            Jede Vermögensanlage, und somit auch der Kauf von Wertpapieren, lässt sich anhand der folgenden drei
            Kriterien des magischen Dreiecks der Vermögensanlage beurteilen:

                                                      Rentabilität

                               Sicherheit                                      Liquidität

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HANDEL MIT WERTPAPIEREN
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 Kriterium          Erklärung

Sicherheit      Erhalt des investierten Geldes bzw. das mögliche Verlustrisiko
            schnelle Verfügbarkeit des investierten Geldes
Liquidität
			          (= Möglichkeit, das Wertpapier jederzeit zu marktgerechten Preisen verkaufen zu können)
Rentabilität    Höhe der Verzinsung (= Ertrag eines Wertpapiers im Verhältnis zum eingesetzten Geld)

Die Eckpunkte des magischen Dreiecks stehen zueinander in Konkurrenz:

Wertpapiere, die einen hohen Ertrag abwerfen, risikolos sind und jederzeit zu marktgerechten Preisen verkauft
werden können, gibt es leider nicht. Höchstens zwei Kriterien sind gleichzeitig erreichbar.

Es gilt jedoch immer:
Je höher der mögliche Ertrag (die Rentabilität) eines Wertpapiers ist, desto größer ist dessen Risiko.

Es ist daher notwendig, dass du dir regelmäßig bewusst machst, welches Ziel (= welches dieser drei Kriterien)
du vorrangig verfolgen möchtest und dementsprechende Wertpapiere in dein Wertpapierdepot aufnimmst.

1.4 Wie kaufe und verkaufe ich Wertpapiere?

Der Kauf bzw. Verkauf von Wertpapieren ist sehr einfach. Du erteilst der Bank/dem Online-Broker den Auftrag
zur Durchführung.

Damit eine Wertpapiertransaktion (= Kauf bzw. Verkauf von Wertpapieren) durchführt werden kann, sollte dein
Auftrag folgende Informationen beinhalten:
n Name des Wertpapiers
n Wertpapierkennnummer (ISIN)
n Börsenplatz
n Betrag, den du investieren möchtest bzw. Anzahl der Wertpapiere, die du kaufen/verkaufen möchtest
n Limit: welchen Preis du maximal für den Kauf ausgeben bzw. mindestens beim Verkauf erzielen möchtest
n Dauer der Gültigkeit deines Auftrags

Der Handel mit Wertpapieren ist nicht nur an der Wiener Börse, sondern auch an ausländischen Börsen möglich.
Dafür fallen allerdings höhere Transaktionskosten an.

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                                                               AUFGABEN

            Aufgabe 2:
            Welches Kriterium – Sicherheit, Liquidität oder Rentabilität – ist dir am wichtigsten?
            Begründe deine Entscheidung.

            Aufgabe 3:
            Wie kann Geld so investiert werden, dass es einen möglichst hohen Ertrag abwirft, ohne dass das Risiko
            unvernünftig erhöht wird?
            Experten empfehlen, bei der Veranlagung stufenweise vorzugehen, um das Risiko zu staffeln.
            Sie sprechen von der Veranlagungspyramide.

            Recherchiert in Gruppen, wie Veranlagungspyramiden aufgebaut sein können.
            Präsentiert eure Ergebnisse in der Klasse.

            Aufgabe 4:
            Recherchiere auf www.wienerboerse.at:
            Was sollten Anleger beim Kauf von Wertpapieren beachten?

            Aufgabe 5:
            a) Es gibt sehr viele unterschiedliche Arten von Wertpapieren. Erstelle einen Überblick.
              Schätze dabei auch die Wertpapiere nach deren Risiko ein.

            b) In Aufgabe 2 hast du dich entschieden, welches Kriterium (Sicherheit, Liquidität bzw. Rentabilität) dir am wich-
              tigsten ist. Welche Wertpapierarten passen am besten zu deiner Entscheidung? Begründe deine Auswahl.

            Aufgabe 6:
            Auf Seite 6 findest du einen Auszug eines Wertpapierdepots. Handelt es sich bei diesem Wertpapierkäufer um
            einen risikofreudigen oder risikoscheuen Anleger? Begründe deine Entscheidung.

            Aufgabe 7:
            Welcher Anlegertyp bist du? Im Internet gibt es viele Tests, die helfen sollen, das herauszufinden.
            n Suche nach solchen Tests und führe einige dieser Tests durch. Kommt bei allen Tests ein ähnliches Ergebnis
              heraus?
            n Stimmt das Ergebnis mit deiner Zielvorstellung von Aufgabe 2 überein?

            a) Diskutiere mit deinem Nachbarn über eure Erfahrungen mit den Tests und über eure Testergebnisse.
            b) Haltet gemeinsam in der Klasse fest, welche dieser Tests euch vertrauenswürdig vorkommen.

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HANDEL MIT WERTPAPIEREN
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1.5	Steuern

n Anleger, die im Inland Kapitalerträge erwirtschaften (z. B. Dividenden bei Aktien, Zinsen bei Anleihen), müssen
  Kapitalertragssteuer (KESt) zahlen (siehe Abrechnungsauskunft auf Seite 7).

n Ist der Verkaufskurs eines Wertpapiers höher als sein Kaufkurs, dann erzielt ein Wertpapierverkäufer durch
  die Kursdifferenz einen Gewinn. Auch von diesem Gewinn ist eine Steuer zu zahlen: die Kursgewinnsteuer.

Sowohl die Kapitalertragssteuer als auch die Kursgewinnsteuer werden zumeist von der depotführenden Stelle
(z. B. der Bank) an das Finanzamt abgeführt (siehe Abrechnungsauskunft auf Seite 7).

                                                    STEUERN

                          Anleihen                                                Aktien

                           Zinsen:
                                                                                Dividenden:
                        27,5 % KESt
                                                                                27,5 % KESt
                              +
                                                                                      +
                Realisierte Kursgewinne
                                                                         Realisierte Kursgewinne:
                    (inkl. Stückzinsen):
                                                                         27,5 % Kursgewinnsteuer
                27,5 % Kursgewinnsteuer

 Spesen, die beim Kauf oder beim Verkauf von Wertpapieren anfallen, reduzieren nicht die Berechnungsbasis
   der KESt bzw. der Kursgewinnsteuer.

                                                                                                                               13
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            2	Anleihen

            2.1	Die Emission von Anleihen

            Durch die Emission (Ausgabe) von Anleihen leihen sich Emittenten (Herausgeber von Wertpapieren) länger-
            fristig Geld von Anlegern.

                                                                    EMITTENTEN VON ANLEIHEN2

                         Große Unternehmen                                           Banken                Staaten

                                                                                                          Anleihen der
                      Unternehmensanleihen                                     Bankenanleihen
                                                                                                       öffentlichen Hand
                        (Corporate Bonds)                                      (Banking Bonds)
                                                                                                      (Government Bonds)

                               Beispiele:                                      Beispiele:                  Beispiele:
                           Strabag-Anleihe,                          Anleihen der Erste Group Bank    Bundesanleihen der
                           DO & CO-Anleihe,                               AG, der BAWAG P.S.K.,       Republik Österreich,
                          Novomatic-Anleihe,                         der Bank Austria Creditanstalt     Länderanleihen,
                             KTM-Anleihe                                   Wohnbaubank AG,            Gemeindeanleihen
                                                                            der BKS Bank AG

             Anleihen werden auch als Bonds, Obligationen, Renten oder Schuldverschreibungen bezeichnet.

            Die Emission von Anleihen aus Sicht des Emittenten

            Durch die Emission von Anleihen nimmt ein Emittent
            • bei vielen (tausenden) Investoren gleichzeitig
            • für eine festgelegte Dauer
            • zu einer festgelegten Verzinsung
            einen Kredit (Fremdkapital) auf.

             Der Emittent gibt sehr viele Anleihen aus, um das Anleihevolumen (den gesamten Kreditbetrag) aufbrin-
               gen zu können. Das bedeutet, dass das Anleihevolumen in viele kleine Teilbeträge (Stückelung) zerlegt
               wird: Die Summe aller Anleihen (Stückelung x ausgegebene Stücke) ergibt das Anleihevolumen.

            2 https://www.wienerborse.at/wissen/finanzinstrumente/anleihen/, eigene Darstellung

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HANDEL MIT WERTPAPIEREN
                                                                                                                02/2017 No 85

 Anleihen können unterschiedliche Konditionen haben, wie z.B. unterschiedlich lange Laufzeiten, unter-
  schiedliche Höhe und Art der Verzinsung, Häufigkeit der Zinsausschüttung:

                                       VERZINSUNG VON ANLEIHEN

           Feste Verzinsung                  Variable Verzinsung               Nullkupon-Anleihen

            Straight Bonds                         Floater                         Zero-Bonds

                                                                            Keine Zinsausschüttung
       Die Höhe des Zinssatzes            Die Höhe des Zinssatzes
                                                                           während der Laufzeit, dafür
       bleibt über die gesamte          verändert sich während der
                                                                           größere Differenz zwischen
       Laufzeit hinweg gleich.                   Laufzeit.
                                                                           Emissions- und Tilgungskurs

 Jeder Emittent ist verpflichtet, die wichtigsten Angaben über die geplante Emission einer Anleihe in einem
  Emissionsprospekt zu veröffentlichen. Emissionsprospekte sind sehr umfangreich, da sie sehr viele Informa-
  tionen enthalten. Auf Seite 18 findest du ein Beispiel für ein gekürztes Emissionsprospekt, in dem nur die
  wichtigsten Informationen für Anleger zusammengefasst sind. Emissionsprospekte in dieser Art werden
  von Banken für interessierte Kunden erstellt.

Die Emission von Anleihen aus Sicht des Käufers

 Aufgrund der Stückelung haben Anleihen einen fix vorgegebenen Nennwert (Nominale). Das können z. B.
  100 Euro, 500 Euro oder 1.000 Euro sein.

 Der Emissionskurs (Ausgabekurs) ist der Preis, zu dem die Anleihe zur Zeichnung (zum Kauf) angeboten
  wird. Anleihen können zum Nennwert, über dem Nennwert oder unter dem Nennwert emittiert werden.

 Anleihekurse werden in Prozent angegeben: Der Anleihekurs zeigt an, wie viel Prozent des Nennwerts für
  eine Anleihe zu zahlen sind.

                                                                                                                          15
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                               VERHÄLTNIS VON EMISSIONSKURS UND NENNWERT EINER ANLEIHE

                        Emissionskurs                       Emissionskurs                     Emissionskurs
                            = 100                               > 100                             < 100

                             pari                             über pari                         unter pari

                            z. B.                                z. B.                             z. B.
                     Nennwert = 500 EUR                  Nennwert = 500 EUR                Nennwert = 500 EUR
                     Emissionskurs = 100                Emissionskurs = 101,375           Emissionskurs = 99,875

                             z. B.                               z. B.                             z. B.
                     Kauf von 10 Anleihen               Kauf von 10 Anleihen               Kauf von 10 Anleihen
                        (ohne Spesen):                     (ohne Spesen):                     (ohne Spesen):
                      500 x 100 % x 10 =                500 x 101,375 % x 10 =             500 x 99,875 % x 10 =
                          5.000 EUR                         5.068,75 EUR                       4.993,75 EUR

                      Anleihen werden               Anleihen werden mit einem          Anleihen werden mit einem
                       zum Nennwert                      Aufschlag (Agio)                  Abschlag (Disagio)
                        ausgegeben                         ausgegeben                         ausgegeben

             Käufer von Anleihen bekommen während der Laufzeit Zinsen (Kupons) gezahlt (Ausnahme: Nullkuponan-
              leihe). Das Nominale (nicht der Emissions- oder Kaufkurs!) ist die Basis für die Berechnung der Zinsen. Die
              Verzinsung wird daher auch als Nominalverzinsung bezeichnet.

             Am Ende der vereinbarten Laufzeit erfolgt die Rückzahlung (Tilgung). Der Tilgungskurs ist jener Kurs, den
              der Käufer am Ende der Laufzeit erhält.

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                                                                                                              02/2017 No 85

2.2	Muss ich Anleihen bis zu deren Tilgung behalten?
    Kann ich Anleihen auch nach der Emission kaufen?

Anleihen werden an der Börse oder außerbörslich (auch als OTC-Handel bezeichnet – OTC: Over The Coun-
ter) gehandelt. Beim außerbörslichen Handel wird der Wertpapierhandel nicht über eine Börse abgewickelt,
sondern findet beispielsweise zwischen Banken, Unternehmen etc. statt. Auch wenn du Anleihen verkaufen
willst und dir deine Hausbank oder dein Online-Broker diese Anleihen abkauft, handelt es sich um ein außer-
börsliches Geschäft.

Anleihebesitzer können ihre Anleihen
 bis zum Ende der Laufzeit behalten oder
 sie vorzeitig verkaufen.

Anleihekäufer können Anleihen
 bei Emission (innerhalb der Zeichnungsfrist) oder
 während der Laufzeit kaufen.

                                                                                                                        17
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                                                          AUFGABEN

            Aufgabe 8:
            Analysiere das Emissionsprospekt und beantworten die nachfolgenden Fragen.

18
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                                                                                               02/2017 No 85

1.   Wer ist der Emittent der Anleihe?

2. Wie hoch ist das Nominale der Anleihe?

3. Wann konnte die Anleihe gezeichnet werden?

4. Wie hoch war der Emissionskurs?

5. War der Emissionskurs …?
      pari
      unter pari
      über pari

6.	Zu welchem Kurs wird diese Anleihe aktuell an der Börse gehandelt?
     Liegt der Börsekurs über oder unter dem Emissionskurs?
     Recherchiere auf der Website der Wiener Börse.

7. Wie hoch ist der Zinssatz (Kupon)?

8. Handelt es sich um eine …?
      Anleihe mit fester Verzinsung
      Anleihe mit variabler Verzinsung
      endfällige Anleihe

9. Wann werden die Zinsen ausbezahlt?

10. Wann wird die Anleihe getilgt? Wie hoch ist der Tilgungskurs?

11. Ist der Tilgungskurs …?
      pari
      unter pari
      über pari

12. Wie hoch ist das Ausgabevolumen?

13. Wie viele Anleihen wurden ausgegeben?

14. Recherchiere: Was bedeutet, dass die Anleihe durch die Emittentin gekündigt werden kann?

15. Recherchiere:
     a) Was ist die Negativverpflichtung?

     b) Welche Aufgaben haben die Joint Leader Manager?

     c) Was bedeutet Cross Default?

                                                                                                         19
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            Aufgabe 9:
            Ein Anleger hat 7.000 Euro zur Verfügung, die er in Anleihen investieren möchte.
            a) Wie viele Anleihen der FACC AG hätte er zum Zeitpunkt der Emission um diesen Betrag kaufen können?

            b) 	Wie viele Anleihen könnte er zum aktuellen Börsenkurs um 7.000 Euro kaufen?
               Recherchiere auf der Website der Wiener Börse.

            Aufgabe 10:
            Recherchiere:
            a) 	Welche Vor- und Nachteile hat der außerbörsliche Handel von Wertpapieren im Vergleich zum Handel an
               der Börse?

                                                    auSSerbörsliche Handel
             Vorteile                                                 Nachteile

            b) 	Können Investoren selber entscheiden, ob sie Anleihen über die Börse oder außerbörslich kaufen bzw. ver-
               kaufen wollen? Oder trifft diese Entscheidung die Bank bzw. der Online-Broker des Investors?

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                                                                                                                          02/2017 No 85

2.3	Ertrag und Rendite von Anleihen

Bei Anleihen gibt es zwei Ertrags- bzw. Renditequellen:

                               ERTRAGS- BZW. RENDITEQUELLEN VON ANLEIHEN

                                                                            Differenz zwischen
                     Zinszahlungen
                                                                          Kauf- und Verkaufskurs

Zinszahlungen
Die Höhe des Nominalzinssatzes ist abhängig von
n der Kreditwürdigkeit des Emittenten (Bonität)
n dem allgemeinen Zinsniveau bei der Emission (z.B. EURIBOR) und
n der Laufzeit ( je kürzer die Laufzeit, desto kleiner das Risiko, dass sich die Zinsen ändern und desto niedriger ist
  die Verzinsung).

Differenz zwischen Kauf- und Verkaufskurs
n Für den Besitzer einer Anleihe ist ein vorzeitiger Anleiheverkauf mit einer Chance oder mit einem Risiko
  verbunden: Ist der Verkaufskurs höher als der Kaufkurs, verkauft er die Anleihe mit Gewinn. Ist der
  Verkaufskurs niedriger als der Kaufkurs, macht er einen Verlust.
n Wird die Anleihe bis zum Schluss behalten, kann der Anleihebesitzer Kursschwankungen während der
  Laufzeit ignorieren. Er bekommt den Tilgungskurs gezahlt. Ist der Tilgungskurs höher als der Kaufkurs, dann
  macht er ebenfalls einen Gewinn.

Die Rendite
Die Rendite ist die tatsächliche jährliche Verzinsung. Sie ist von folgenden Größen abhängig:

Höhe der           Je höher, desto besser
Nominalverzinsung
Kaufkurs               Je niedriger, desto besser
Verkaufskurs           Je höher, desto besser
Laufzeit               Bei hoher Nominalverzinsung ist eine möglichst lange Laufzeit erstrebenswert
Nebenkosten            Spesen, Depotgebühr, Steuern etc.

Für die Berechnung der Rendite einer Anleihe gibt es verschiedene Formeln. Es gibt
n relativ einfache Formeln zur näherungsweisen Berechnung der Rendite und
n komplexe Formeln, die zukünftige Erträge durch Wiederveranlagung der Zinszahlungen berücksichtigen.

Je nachdem, welche Formel zur Renditeberechnung herangezogen wird, kann es zu geringfügigen Abweich­
ungen bei den Ergebnissen kommen.

Hinweis: Im Internet findest du Renditerechner, mit denen du (näherungsweise) die Rendite einer Anleihe aus­
rechnen kannst.

                                                                                                                                    21
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                                                                          AUFGABEN

             Aufgabe 11:
             Recherchiere: Wann ist es sinnvoll, eine Anleihe vor Laufzeitende zu verkaufen?

             Aufgabe 12:
             a) Recherchiere auf der Website der Wiener Börse: Wie hoch ist die Rendite der FACC-Anleihe (siehe Aufgabe 8)?

             b) Unter welchen Voraussetzungen kann ein Anleihekäufer die von der Wiener Börse errechnete Rendite erzielen?

             c) Beurteile die Rendite der FACC-Anleihe. Ist das deiner Einschätzung nach eine hohe oder eine niedrige Rendite?

             d) 	Erkläre: Warum entspricht die Höhe der Rendite, die von der Wiener Börse ermittelt wird, nicht der Rendite,
                             die im Wertpapierprospekt (siehe Seite 18) angeführt ist?

             Aufgabe 13:
             Gehe davon aus, dass du im Besitz von drei Anleihen der FACC AG bist (die du bis zur Tilgung behalten möchtest).
             Welche Erträge erzielst du im kommenden Jahr durch diese Anleihen und wann fallen sie an?
            © Wiener Börse

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                                                                                                                  02/2017 No 85

2.4	Risiko von Anleihen

Anleihen gelten grundsätzlich als sichere Wertpapiere.

Aber auch Anleihen können von verschiedenen Risiken betroffen sein, beispielsweise von jenem, dass sich der
Marktzinssatz ändert.

Der Marktzinssatz ist abhängig von der wirtschaftlichen Lage und der Zinspolitik der Notenbanken. In der EU ist
das die EZB (Europäische Zentralbank).

Bei Veränderungen der Marktzinsen gilt für Anleihen mit fester Verzinsung:

                                                         Auswirkung auf den Kurs einer Anleihe
  Niveau des Marktzinssatzes
                                                                mit fester Verzinsung

                                                                    Anleihenkurs fällt 
                                                       Die Nachfrage nach älteren Anleihen lässt nach,
                steigt                             da neu emittierte Anleihen einen höheren Nominal­
                                                       zinssatz haben und für Anleger attraktiver sind.

                                                                    Anleihenkurs steigt 
                                                       Die Nachfrage nach älteren Anleihen nimmt zu,
                sinkt                               da diese einen höheren Nominalzinssatz haben als
                                                      neu emittierte Anleihen. Die älteren Anleihen sind
                                                                 daher für Anleger attraktiver.

Ergänzend dazu gilt: Je näher der Tag der Tilgung einer Anleihe rückt, umso mehr gleicht sich der (Börse)Kurs
dem Tilgungskurs der Anleihe an.

Auch die Bonität (Kreditwürdigkeit) des Emittenten spielt eine wichtige Rolle. Es besteht prinzipiell immer das
Risiko, dass der Emittent seinen Zahlungsverpflichtungen (Zinszahlungen bzw. Tilgung der Anleihe) nicht mehr
nachkommen kann (= Ausfalls- bzw. Insolvenzrisiko). Im schlimmsten Fall verliert der Anleihebesitzer den
Betrag, den er in die Anleihen investiert hat.

  Anleihen von Schuldnern mit geringer Bonität und hoher Verzinsung sind sehr riskant. Sie werden deshalb
 
    auch Junk Bonds (Schundanleihen) bzw. High Yield Bonds genannt.

 Ratingagenturen bewerten die Kreditwürdigkeit von Staaten und Unternehmen und vergeben Ratings für
    Emittenten und Emissionen. Um die Bonität eines Emittenten zu überprüfen, können die Ratings
    internationaler Ratingagenturen herangezogen werden. Ratings sind für die Einschätzung von
    Renditechancen und Risiko unverzichtbar. Sie dienen übrigens auch als Grundlage für die Festlegung der
    Höhe des Nominalzinssatzes. Zu den bekanntesten und einflussreichsten Ratingagenturen gehören
    Moody’s, Fitch und S&P (Standard & Poors).

                                                                                                                            23
AKTUELLEUNTERLAGE                                                                                                                 HANDEL MIT WERTPAPIEREN

            Bei der Sicherheit der Rückzahlung von Kapital, das in Anleihen investiert wurde, ist nicht nur die Bonität des
            Emittenten wichtig. Auch die Anleihen selber können unterschiedliche Ausstattungsmerkmale haben:

                                  Sicherheit der Rückzahlung des in Anleihen investierten Kapitals –
                                                 Ausstattungsmerkmale von Anleihen

                        Anleihen mit hoher                                Gleichrangigkeit mit den
                                                                                                                              Nachrangige
                     Sicherheit/mündelsichere                           übrigen, nicht-nachrangigen,
                                                                                                                               Anleihen
                            Anleihen3                                        Verbindlichkeiten

                    Dabei handelt es sich um                            Im Falle einer Liquidation des                Im Falle einer Liquidation des
                   besonders sichere und wert­                           Emittenten werden Besitzer                  Emittenten, werden alle nicht-
                  beständige Anleihen. Das sind                         dieser Anleihen gleichrangig                   nachrangigen Verbindlich­
                   beispielsweise Anleihen des                          mit allen anderen Gläubigern                 keiten ausbezahlt. Erst danach
                   Bundes, der Länder und der                          behandelt und im Insolvenzfall                    werden diese Anleihen
                           Kommunen.                                   wie die anderen Gläubiger aus                 bedient, sofern noch finanzielle
                                                                         der Insolvenzmasse bedient.                     Mittel vorhanden sind.
                                                                                                                       Bedingt durch dieses Risiko
                                                                                                                      haben nachrangige Anleihen
                                                                                                                        eine höhere Verzinsung.

            3 Ein Vormund darf Gelder eines Minderjährigen (des Mündels) nur in sicheren Anlageformen investieren.

24
HANDEL MIT WERTPAPIEREN
                                                                                                             02/2017 No 85

                                                   AUFGABEN

Aufgabe 14:
Vor dem Kauf eines Wertpapiers solltest du dich immer darüber informieren, welche Risiken damit verbunden
sind. Anleihen gelten zwar allgemein als sicher, doch auch bei diesen Wertpapieren gibt es Risiken.
Recherchiere, welche Risiken bei Anleihen auftreten können und ergänze die folgende Tabelle.

 Risiko                                                     Kurzbeschreibung

Kurs- und Zinsänderungsrisiko			                            Anleihekurse fallen, da Marktzinsniveau steigt
                                      		                    Emittent kann seinen Zahlungsverpflichtungen
Ausfallsrisiko bzw. Insolvenzrisiko
                                                            nicht mehr nachkommen.

Aufgabe 15:
Du rechnest damit, dass in den nächsten ein bis zwei Jahren der Marktzinssatz steigen wird.
Wenn du dir jetzt Anleihen kaufen würdest, die neu emittiert werden …
… würdest du dir Anleihen mit
 kürzeren Laufzeiten oder
 längeren Laufzeiten
kaufen?
Begründe deine Entscheidung.

Aufgabe 16:
Lies dir den folgenden Presseartikel und beantworte die anschließenden Fragen:

    Staatsanleihe mit Rekord
    Die erste 70-jährige Staatsanleihe war stark überzeichnet. 202 Investoren boten
    7,8 Mrd. Euro
    Wien. Die Republik Österreich hat am Dienstag zwei Mrd. Euro über eine 70-jährige Staatsanleihe
    aufgenommen. Die Papiere waren deutlich überzeichnet und brachten eine Rendite von 1,53 Prozent,
    teilte die Bundesfinanzierungsagentur (OeBFA) mit. Sie sei die erste Staatsanleihe in der Eurozone mit
    einer Laufzeit von 70 Jahren. Bisher gab es maximal 50 Jahre Laufzeit.

                                                                                                                       25
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                Die 70-jährige Anleihe ging zu einem Drittel an Versicherungs- oder Pensionsfonds. 31 Prozent nahmen
                sich Fondsmanager in die Bücher. Banken kauften 20 Prozent, Zentralbanken 13 Prozent und Privatbanken
                drei Prozent. Unter den Ländern waren vor allem Investoren aus Großbritannien (26 Prozent) und der
                Schweiz (22 Prozent) aktiv. Dahinter folgten Deutsche (14 Prozent), Niederländer (acht Prozent) und
                Österreicher (vier Prozent). 202 Investoren interessierten sich für die 70-jährige Anleihe. Insgesamt
                wurden 7,8 Mrd. Euro angeboten.

                Zugleich hat die Republik Österreich eine siebenjährige Staatsanleihe mit einem Volumen von drei Mrd.
                Euro platziert. Hier war die Rendite negativ mit –0,191 Prozent. Auch dieses Papier war deutlich
                überzeichnet. Und es war das erste Mal, dass die Republik eine neue Anleihe mit negativer Rendite – und
                einem Kupon mit 0,0 Prozent Zinsen – begab. Bisher hatte es negative Renditen nur bei der Aufstockung
                bereits laufender Anleihen gegeben. (APA)

            http://diepresse.com/home/wirtschaft/boerse/5108391/Staatsanleihe-mit-Rekord?from=suche.intern.portal,
            abgerufen am 17. Jänner 2017

            a) Welche Aufgaben hat die Bundesfinanzierungsagentur (OeBFA)?

            b) Bundesanleihen sind die am meisten gehandelte Anleihenart. Warum haben Bundesanleihen für Investoren
              so eine große Bedeutung? Recherchiere auf der Website der Bundesfinanzierungsagentur.

            c) Recherchiere auf der Website der Wiener Börse:
              - Zu welchem Kurs wird die 70jährige Bundesanleihe derzeit gehandelt?
              - Wie hoch ist ihre aktuelle Rendite?

            Aufgabe 17:
            n Der Fußballverein HSV (Hamburger Sport Verein) hat in Deutschland im Jahr 2012 eine Anleihe mit einer
              Nominalverzinsung von 6 % und einer Laufzeit von 7 Jahren emittiert.
              Siehe: https://www.hsv.de/de/unser-hsv/ueber-den-hsv/anleihe

            n Im Jahr 2012 hat auch die Republik Österreich eine Bundesanleihe mit einer siebenjährigen Laufzeit
              emittiert (ISIN AT0000A0VRF9). Deren Nominalverzinsung beträgt allerdings nur 1,95 %.

            a) Erkläre: Warum gibt es einen so großen Unterschied bei der Höhe der Nominalverzinsung dieser
              beiden Anleihen?
            b) Wie beurteilst du die HSV-Anleihe hinsichtlich der Kriterien Sicherheit, Liquidität und Rentabilität?
            c) Welche dieser beiden Anleihen würdest du bevorzugt kaufen? Begründe deine Entscheidung.

            Aufgabe 18:
            Du liest, dass der Anleihekäufer dem Anleiheverkäufer Stückzinsen bezahlen muss.
            a) Recherchiere und erkläre, was das bedeutet.
            b) Sind bei der Neuemission einer Anleihe dem Emittenten, wie beispielsweise der Republik Österreich, auch
              Stückzinsen zu bezahlen?

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HANDEL MIT WERTPAPIEREN
                                                                                                              02/2017 No 85

Aufgabe 19:
a) Recherchiere:
   Welches Rating hat die Novomatic AG von S & P (Standard & Poors) erhalten?
   Vergleiche es mit dem Rating, das die Republik Österreich von S & P erhalten hat.

                                                             Rating von S & P
Novomatic AG
Republik Österreich

b) 	Würdest du dir jetzt Novomatic-Anleihen kaufen? Begründe deine Entscheidung, indem du die Anleihe hin-
   sichtlich ihrer Sicherheit, ihrer Rentabilität und ihrer Liquidität analysierst.

                                                                                                                        27
AKTUELLEUNTERLAGE                                                                                     HANDEL MIT WERTPAPIEREN

            3	Aktien

            3.1 Wodurch unterscheiden sich Aktien von Anleihen?

                                                   GRUPPEN VON WERTPAPIEREN

                          Forderungswertpapiere                                   Beteiligungswertpapiere

                                  z. B. Anleihen                                           z. B. Aktien

                             Wesentliche Merkmale                                   Wesentliche Merkmale

                 Ein Investor                                              Ein Investor
                 – leiht einem Emittenten Kapital                        – erwirbt einen Anteil am Unternehmen
                    (= stellt Fremdkapital zur Verfügung).                   des Emittenten/ist am Unternehmen
                 – erhält Zinsen.                                           beteiligt (= stellt Eigenkapital zur
                 – erhält das eingesetzte Kapital zu einem                  Verfügung).
                    bestimmten Zeitpunkt vom Emittenten                    – hat ein Recht auf einen Anteil am
                    zurück.                                                  ausgeschütteten Gewinn.
                 – hat im Unternehmen kein Mitsprache-                    – stellt Kapital unbefristet zur Verfü-
                    recht.                                                   gung. Es erfolgt keine Rückzahlung des
                                                                             Kapitals durch den Emittenten.
                                                                           – hat im Unternehmen üblicherweise ein
                                                                             Mitspracherecht.

            3.2	Die Emission von Aktien

            Die Emission von Aktien aus Sicht eines Emittenten

              Der Verkauf von Aktien ist eine der wichtigsten Möglichkeiten zur Kapitalbeschaffung von
               Aktiengesellschaften.
              Durch die Emission von Aktien nimmt eine Aktiengesellschaft Eigenkapital auf.
              Die Aufbringung des Kapitalbetrags erfolgt durch die Ausgabe von vielen (tausenden) Aktien.
              Aktienemissionen erfolgen häufig über die Börse, um möglichst viele (tausende) Aktienkäufer zu erreichen.
               Es kann jedoch nicht jede Aktiengesellschaft an der Börse Aktien emittieren, da dafür strenge Auflagen
               erfüllt werden müssen.
              Aktien haben, wie Anleihen, einen Nennwert (Ausnahme: Stückaktie). Es ist gesetzlich nicht gestattet,
               Aktien unter deren Nennwert zu emittieren (Ausgabe unter pari ist verboten). Emissionskurse über dem
               Nennwert sind üblich.

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HANDEL MIT WERTPAPIEREN
                                                                                                              02/2017 No 85

Die Emission von Aktien aus Sicht eines Käufers

  Wer Aktien kauft, wird Miteigentümer einer Aktiengesellschaft.
  Inhaber von Aktien (Aktionäre) haben Rechte:

                                         RECHTE VON AKTIONÄREN

      Recht auf Gewinnbeteiligung
        Es gibt keine Pflicht für eine Aktiengesellschaft, Gewinn auszuschütten. Erfolgt eine Gewinnaus-
        schüttung, hat jeder Aktionär einen Anspruch auf einen Anteil am Gewinn (Dividende).

      Recht auf Anteil am Liquidationserlös
        Falls die Aktiengesellschaft insolvent wird, hat jeder Aktionär einen Anspruch auf einen Anteil
        am Liquidationserlös.

      Recht auf den Bezug junger Aktien
        Bei einer Kapitalerhöhung werden von der Aktiengesellschaft weitere Aktien ( junge Aktien) emit-
        tiert. Jeder Aktionär hat in dem Verhältnis ein Recht auf den Bezug von junge Aktien (= Bezugs-
        recht), das seinem bisherigen Anteil am Unternehmen entspricht. Das dient dazu, dass sein Anteil
        am Unternehmen und damit sein Mitspracherecht im gleichen Verhältnis erhalten bleiben.

      Recht auf Teilnahme an der Hauptversammlung
        Üblicherweise findet die Hauptversammlung einmal pro Jahr statt. Aktionäre haben ein Mit­
        spracherecht (z. B. Mitspracherecht, ob und in welcher Höhe eine Dividende an Aktionäre aus­
        geschüttet wird – der Vorschlag kommt vom Vorstand einer Aktiengesellschaft, der Beschluss
        erfolgt in der Hauptversammlung), ein Auskunftsrecht sowie das Recht auf Anfechtung von
       Hauptversammlungsbeschlüssen.

 Es gibt Stamm- und Vorzugsaktien:
  • Aktionäre, die Stammaktien besitzen, haben sämtliche oben angeführten Rechte.
  • Besitzer von Vorzugsaktien haben zwar kein Mitspracherecht in der Hauptversammlung, dafür aber
    üblicherweise das Recht auf eine höhere Dividende.

 Je mehr Stammaktien einer Aktiengesellschaft ein Aktionär besitzt, umso größer ist sein Anteil am Unter-
  nehmen. Je größer sein Anteil am Unternehmen ist, umso mehr Mitsprachemöglichkeiten hat er.
  • Hat eine Aktiengesellschaft viele (tausende) Aktien ausgegeben, sind die Mitsprachemöglichkeiten eines
    privaten Aktionärs (Kleinanlegers) üblicherweise verschwindend gering. Für viele Aktionäre hat das Mit-
    spracherecht jedoch keine Bedeutung. Es geht ihnen viel mehr darum, mit Aktien möglichst hohe Erträge
    zu erwirtschaften.

                                                                                                                        29
AKTUELLEUNTERLAGE                                                                                       HANDEL MIT WERTPAPIEREN

                                                               AUFGABEN

            Aufgabe 20:
            „Anleihen sind eher risikolose Wertpapiere. Aktien hingegen gelten als riskant.“

            a) Bist du auch dieser Meinung?
            Diskutiert diese Aussage in der Klasse.

            b) Welche Risiken geht ein Anleger ein, wenn er Geld in Aktien investiert?

            c) Recherchiere: Welche Strategien gibt es, um das Aktienrisiko zu minimieren?

            Aufgabe 21:
            Lies dir die folgende Pressemeldung durch und beantworte die anschließenden Fragen:

                UniCredit greift zu –
                Mega-Kapitalerhöhung
                Bis 2019 sollen 14.000 Jobs abgebaut werden. Das Kapital bis Anfang 2017 um
                13 Milliarden erhöht werden.

                Die italienische Großbank Unicredit will bei Investoren 13 Milliarden Euro einsammeln und damit ihre
                dünne Kapitaldecke aufpolstern. Der neue Vorstandschef Jean-Pierre Mustier will mit dem frischen Geld
                den Umbau der Muttergesellschaft der Münchner HypoVereinsbank finanzieren und Risiken aus der
                Bilanz nehmen. Die Kosten sollen um 1,7 Milliarden Euro sinken. 1,1 Milliarden soll allein der Abbau
                von 14.000 Stellen bringen, das sind 6500 mehr als erwartet. Wie viel davon auf Deutschland und
                Österreich entfällt, teilte die Bank nicht mit. Einen Verkauf der deutschen Tochter schloss Mustier
                allerdings aus: Die HypoVereinsbank sei eine "strategische Beteiligung". Am Kapitalmarkt wurden die
                Pläne positiv aufgenommen. Die Aktie drehte rasch ins Plus und stieg am Vormittag um vier Prozent.

                Vom Abbau dürfte in Deutschland vor allem das Investmentbanking betroffen sein, das konzernweit mit
                dem Firmenkundengeschäft verzahnt werden soll. Mustier will die Führungsstrukturen deutlich straffen.
                Insgesamt kostet der Konzernumbau 12,2 Milliarden Euro, 8,1 Milliarden Euro schreibt UniCredit im
                vierten Quartal allein auf faule Kredite ab. "Wir gehen unsere Altlasten konsequent an, um die Qualität
                der Bilanz deutlich zu verbessern und die Basis für nachhaltige Gewinne zu schaffen", erklärte Mustier.
                Um die Risiken zu senken, verkauft die Bank faule Kredite im Umfang von 17,7 Milliarden Euro an die
                Allianz-Fondsgesellschaft Pimco und den US-Finanzinvestor Fortress. Sie stammen aus den Jahren vor
                2011.

30
HANDEL MIT WERTPAPIEREN
                                                                                                                  02/2017 No 85

      UniCredit solle "eine der attraktivsten Banken in Europa" werden, sagte Mustier. Der Plan basiere darauf,
      dass UniCredit eigenständig bleiben werde. Es gebe keine Gespräche über einen Zusammenschluss.
      Zuletzt hatte es Spekulationen über eine Fusion mit der französischen SocGen gegeben.

      Die Kapitalerhöhung ist die größte in der italienischen Wirtschafts-Geschichte. Sie soll bis Juni 2017
      umgesetzt sein. Zehn Banken haben Garantien übernommen, dass sie die neuen Aktien an den Mann
      bekommen. Mustier will fast so viel Geld aufnehmen, wie die Bank an der Börse wert ist: Mit 15
      Milliarden Euro liegt sie zwischen der Deutschen Bank (24 Milliarden) und der Commerzbank (knapp
      zehn Milliarden). In diesem Jahr allein hat UniCredit die Hälfte ihres Marktwertes verloren. Nun sollen
      zehn Aktien zu einer zusammengelegt werden.

      Der seit knapp einem halben Jahr amtierende Investmentbanker Mustier hatte den Kapitalbedarf mit dem
      Verkauf der polnischen Tochter Pekao und der Fondsgesellschaft Pioneer sowie einem Teilverkauf der
      Online-Tochter FinecoBank vorab reduziert. Weitere Verkäufe seien nun nicht geplant, sagte er. Mit der
      Anbindung des Investmentbanking an das Firmenkundengeschäft folgt UniCredit einem ähnlichen Schritt
      der Commerzbank.

      Mit der Kapitalerhöhung und dem Abbau der Risiken will die Bank bis 2019 auf eine harte Kernkapitalquote
      von mehr als 12,5 Prozent kommen. Zuletzt waren es – dank Übergangsregelungen – im Branchenvergleich
      unterdurchschnittliche elf Prozent. Für 2016 gibt es keine Dividende, danach sollen 20 bis 50 Prozent des
      Gewinns ausgeschüttet werden. Für das Jahr 2019 peilt Mustier einen Nettogewinn von 4,7 Milliarden
      Euro und eine Rendite auf das materielle Eigenkapital von mehr als neun Prozent an.

http://diepresse.com/home/wirtschaft/boerse/5133210/UniCredit-greift-zu-MegaKapitalerhoehung, abgerufen
am 17. Jänner 2017

a) Warum beabsichtigt die Unicredit eine Kapitalerhöhung durchzuführen?

b) Wie viel Geld soll durch die Kapitalerhöhung eingenommen werden?

c) Was bedeutet „Am Kapitalmarkt wurden die Pläne positiv aufgenommen. Die Aktie drehte rasch ins Plus
  und stieg am Vormittag um vier Prozent.“?

d) Was bedeutet „Zehn Banken haben Garantien übernommen, dass sie die neuen Aktien an den Mann
   bekommen.“

e) Welchen Wert hat die Unicredit derzeit an der Börse?

f) Wie viel Prozent des Gewinns sollen zukünftig als Dividende ausgeschüttet werden?

                                                                                                                            31
AKTUELLEUNTERLAGE                                                                                    HANDEL MIT WERTPAPIEREN

            Aufgabe 22:

            Recherchiere auf der Webseite der Wiener Börse:
            a) 	Welche drei Aktien erzielten im prime market im Vorjahr an der Wiener Börse die größten Kursgewinne
                  (beste Performance), welche drei Aktien die größten Kursverluste (schlechteste Performance)?

                  TIPP: Die Informationen findest du unter Marktdaten  Statistiken  Jahresstatistik

                 Gewinner
                                 Unternehmen                                     Performance

            1.

            2.

            3.

                 Verlierer
                                 Unternehmen                                     Performance

            1.

            2.

            3.

            b) Recherchiere: Wie beurteilen aktuell Analysten
                  n jene Aktie, die im Vorjahr die beste Performance hatte und
                  n jene, die im Vorjahr die schlechteste Performance hatte?
            Sollte ein Investor diese Aktien in nächster Zeit kaufen? Begründe deine Entscheidung.

            Aufgabe 23:

            a) Recherchiere:
            n Was sind Blue Chips?
            n Was sind Pennystocks?

            b) Wird ein sicherheitsorientierter Anleger eher in Blue Chips oder in Pennystocks investieren?

            c) Würdest du eher in Blue Chips oder in Pennystocks investieren? Begründe deine Entscheidung.

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HANDEL MIT WERTPAPIEREN
                                                                                                                 02/2017 No 85

3.3	Ertrag von Aktien

                                        ERTRAGSQUELLEN VON AKTIEN

                                             Differenz zwischen                     Verkauf von
              Dividende
                                           Kauf- und Verkaufskurs                  Bezugsrechten

Dividende
n Die Dividende ist der an die Aktionäre ausgeschüttete Gewinn. Es wird jedes Jahr neu beschlossen, ob und in
  welcher Höhe eine Dividende ausgeschüttet wird.
n Jenen Aktionären, die am Tag der Dividendenausschüttung im Aktienbesitz sind, verbleibt die Dividende in
  voller Höhe. Vergleichbares zu den Stückzinsen bei Anleihen (siehe Aufgabe 18) gibt es bei Aktien nicht.

Differenz zwischen Kauf- und Verkaufskurs
n Aktien werden an Börsen gehandelt. Es gibt aber auch den außerbörslichen Handel (OTC-Handel).
n Aktionäre können beim Verkauf ihrer Aktien vom Steigen des Kurses der Aktie profitieren, aber auch durch
  ein Sinken des Kurses Verluste einfahren.
n Die Höhe der Dividende reduziert am Ausschüttungstag den Aktienkurs. Die Aktie wird dann „ex dividende“
  gehandelt. Dieser Dividendenabschlag führt dazu, dass der Aktienkurs fällt.

Verkauf von Bezugsrechten
Werden von einer Aktiengesellschaft junge Aktien ausgegeben, erhält jeder Aktionär Bezugsrechte. Hat ein Ak-
tionär kein Interesse, junge Aktien zu kaufen, kann er seine Bezugsrechte verkaufen. Auch mit Bezugsrechten
wird gehandelt, nicht nur mit Aktien.

                                                                                                                           33
AKTUELLEUNTERLAGE                                                                                     HANDEL MIT WERTPAPIEREN

                                                              AUFGABEN

            Aufgabe 24:
            Gehe von folgender Situation aus:
            22.08.2016: Kauf von 200 Stück Aktien der Erste Group Bank AG (ISIN AT0000652011) zum Kurs von 24,31
            28.10.2016: Verkauf dieser Aktien zum Kurs von 29,26

            a) Wie hoch ist der Kursgewinn?
            b) Welcher Betrag wird auf dem Verrechnungskonto eingehen?

            Aufgabe 25:
            Gehe von folgender Situation aus:
            4.05.2016: Kauf von 100 Stück Aktien der Rosenbauer International AG (ISIN AT0000922554) zum Kurs von 56,68

            a) Wie hoch ist der aktuelle Kurs der Rosenbauer-Aktie an der Wiener Börse?
            b) Sollen die Aktien noch länger behalten oder verkauft werden? Begründe deine Entscheidung.

            Aufgabe 26:
            Du liest in einem Artikel, dass die Aktie von Schoeller-Bleckmann eine hohe Volatilität aufweist.

            a) Erkläre: Was ist die Volatilität?
            b) Würdest du eher Aktien mit hoher oder mit niedriger Volatilität kaufen. Begründe deine Entscheidung.

            Aufgabe 27:
            Die Ecoduna AG ist ein österreichisches Unternehmen, das auf die Entwicklung, den Bau und den Betrieb von
            industriellen Zuchtanlagen für Mikroorganismen spezialisiert ist.
            Siehe: www.ecoduna.at
            Im Herbst 2016 hat dieses Unternehmen Aktien emittiert, eine weitere Aktienemission ist im Frühjahr 2017 ge-
            plant.

            a) Die Aktienemission im Herbst 2016 war überzeichnet (siehe Information auf der Homepage des Unterneh-
               mens). Was bedeutet das?

            b) Würdest du Aktien dieses Unternehmens kaufen? Begründe deine Entscheidung.
               Bevor du deine Entscheidung triffst:
               n Lies dir Informationen auf der Homepage des Unternehmens durch.
               n Hier findest du das Emissionsprospekt aus dem Jahr 2016:
                  https://www.ecoduna.com/downloads/gebilligter-prospekt_ecoduna-ag.pdf
               n Lies dir Presseartikel über dieses Unternehmen durch.
               n Finde heraus, wie diese Aktien verkauft werden können.
               n Schätze das Risiko ein, das du mit dem Kauf dieser Aktien eingehen würdest.

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HANDEL MIT WERTPAPIEREN
                                                                                                                                              02/2017 No 85

3.4	Die Entwicklung des Aktienkurses

Generell gilt:
n Aktienkurse kommen durch das Zusammentreffen von Angebot und Nachfrage zustande. Sie entstehen, weil
    viele (tausende) Marktteilnehmer Vorstellungen darüber haben, welchen Wert eine Aktie derzeit für sie hat.
     – Besteht eine große Nachfrage nach einer Aktie, dann werden Aktienverkäufer die Preise erhöhen. Da-
        durch steigt der Aktienkurs.
     – Besteht kein oder nur geringes Interesse an einer Aktie, dann müssen Aktienverkäufer die Preise reduzie-
        ren, damit sich Käufer finden. Dadurch sinkt der Aktienkurs.
n Käufer und Verkäufer von Aktien treffen ihre Entscheidungen aufgrund von Erwartungen, wie sich der Akti-
    enkurs in Zukunft entwickeln wird.
     – Aktienkäufer werden ihr Geld nicht in Aktien investieren, bei denen sie ausgehen, dass deren Kurse zu-
        künftig fallen werden.
     – Aktienverkäufer werden ihre Aktien nicht verkaufen, wenn der aktuelle Kurs niedrig ist und sie davon aus-
        gehen, dass er zukünftig steigen wird.

Es gibt allerdings viele Faktoren,
   ie die Erwartungen der Käufer und Verkäufer,
n d
n deren Kauf- bzw. Verkaufsentscheidungen und dadurch
   ie Entwicklung des Aktienkurses beeinflussen.
n d

                                          Mögliche Einflussfaktoren auf den Aktienkurs4

                                                                                Konjunktur-
                                                  Ergebnisse von               erwartungen
                                                   technischen                                               Höhe der
               Unternehmens-                         Analysen                                                Kapital-
             ergebnisse und zu-                  (Chartanalysen)                                            marktzinsen
             künftige Geschäfts-                                                                                           Branchen-
              entwicklung des                                                                                             entwicklung
               Unternehmens

          Psychologische
                                                                                                                              Analysten-
             Faktoren
                                                                                                                             kommentare

             Gerüchte
                                                                Aktienkurs                                                      Politische
                                                                                                                             Entscheidungen

4 vgl. Ahrens, Angelika: Der Börse-Berater. Das 1x1 für Anleger. Wien: Linde Verlag, 2006, S. 27ff, eigene Darstellung

                                                                                                                                                        35
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                                                                                    AUFGABEN

            Aufgabe 28: Erkläre: Was ist mit folgender Aussage gemeint?
            „Die Börse läuft der realen Wirtschaftsentwicklung mindestens halbes Jahr voraus.“5

            Aufgabe 29:
            a) Wenn die Markzinsen fallen, steigen üblicherweise die Aktienkurse. Welche Erklärung gibt es dafür?
            b) Wie wird sich ein Steigen der Kapitalmarktzinsen auf Aktienkurse auswirken?

            Aufgabe 30: Um die Stimmung und Trends an der Börse wiederzugeben, verwenden „Börsianer“ eine eigene
            Sprache. Ordne die passenden Erklärungen den nachfolgenden Aussagen richtig zu:

              Aussage									                                                                                                           Erklärung
            Es kam zu einem Crash.
            Die Börse präsentiert sich freundlich/fest/erholt.
            Die Börse ist lustlos.
            Bei der Aktie XYZ handelt es sich um einen High Flyer.
            Das sind Turnaround-Kandidaten.
            Die Aktie XYZ ist ein Underperformer.

            Erklärung
            1. 	Aktien, die stark an Wert verloren haben, deren Kurse wahrscheinlich zukünftig wieder steigen werden
            2. 	Eine Aktie, deren Kurs sich schlechter als der Gesamtmarkt (z. B. ATX) entwickelt
            3. 	Aktie mit steilem Kursanstieg
            4. 	Es fehlt die Orientierung. Keiner weiß, ob er kaufen oder verkaufen soll.
            5. 	Es kam zu extremen Kursstürzen.
            6. 	Die Börsenkurse steigen.

            Aufgabe 31: Lies dir den folgenden Artikel durch:
            http://www.handelsblatt.com/finanzen/maerkte/boerse-inside/
            boersenpsychologie-im-zweifel-siegt-die-emotion-ueber-den-verstand/9517124.html
            Was sind für dich die wichtigsten Aussagen? Fasse Sie schriftlich zusammen.

            Aufgabe 32: Es gibt keine verlässliche Methode, die zukünftige Entwicklung von Aktienkursen vorherzusagen.
            Trotzdem werden von Wertpapieranalysten die Fundamentalanalyse bzw. die technische Analyse (Chartana-
            lyse) eingesetzt, um günstige Zeitpunkte für den Aktienkauf bzw. -verkauf zu ermitteln.
            Recherchiere und erkläre: Was ist die Fundamentalanalyse? Was ist die technische Analyse?

            Aufgabe 33: Lies dir die folgende Presseaussendung durch:
            http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20160920_OTS0187/eans-adhoc-semperit-ag-holding-semperit-
            gruppe-aktualisiert-ausblick
            Erkläre: Worum geht es in dieser Aussendung und warum wurde sie veröffentlicht?

            5 vgl. E-Book Ratgeber Aktien & Wertpapiere, http://www.meinegeldanlage.com/thema/aktien, S. 12, abgerufen am 12.1.17

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HANDEL MIT WERTPAPIEREN
                                                                                                        02/2017 No 85

4	Zusammenfassung

                                                  Schritt 1:

                                  Analyse der Ausgangssituation

                Wie viel Geld kann ich in Wertpapiere investieren? Bin ich risikofreudig/-scheu?
                 Welches Ziel verfolge ich? Welche Wertpapiere passen zu meinem Ziel? etc.

                                                    
                                                  Schritt 2:

      Informationsbeschaffung bzw. Anlageberatung vor dem Wertpapierkauf

                  Welche Informationen gibt es über die Wertpapiere, die mich interessieren?
                                  Woher bekomme ich Informationen? etc.
                                                    

                                                  Schritt 3:

                          Auswahl der Wertpapiere und Auftragserteilung
                              (Durchführung des Wertpapierkaufs)

                                         Welche Kosten fallen an? etc.
                                                    

                                                  Schritt 4:

                                   Regelmäßige Erfolgskontrolle

      Wie entwickeln sich meine Wertpapiere? Soll ich Wertpapiere verkaufen? Wie beurteilen Analysten
      die von mir gekauften Wertpapiere? Welche Informationen gibt es über die Unternehmen bzw. von
                         den Unternehmen? Soll ich andere Wertpapiere kaufen? etc.

                                                                                                                  37
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© Wiener Börse                                                                                         HANDEL MIT WERTPAPIEREN

                 Weiterführende Informationen der Wiener Börse:

                 www.wienerborse.at  Wissen  Bildung & Beruf: Börse im Unterricht

                 n Unterrichtspaket: Das Thema Börse und Kapitalmarkt leicht verständlich aufbereitet –
                   Tipps und Informationen für den Unterricht
                 n Vorträge für Schülerinnen und Schüler
                 n Lehrerinnen- und Lehrerseminare
                 n Börsewissen einfach gemacht: Börsewissen kompakt und Börsequiz

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