Schule der Vielfalt - Schule ohne Homophobie - Zwischenbilanz 2018

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Schule der Vielfalt - Schule ohne Homophobie - Zwischenbilanz 2018
Schule der Vielfalt –
     Schule ohne Homophobie

           Zwischenbilanz 2018

Kooperation des Antidiskriminierungsprojekts in Nordrhein-Westfalen vom
                       01.08.2015 bis 31.07.2018
Schule der Vielfalt - Schule ohne Homophobie - Zwischenbilanz 2018
Schule der Vielfalt      Zwischenbilanz der NRW-Landeskoordination | 01.08.2018

Impressum
                                  Zwischenbilanz 2018

                Schule der Vielfalt – Schule ohne Homophobie

Herausgeber:

                         NRW-Fachberatungsstelle (Landeskoordination)

                         für Schule der Vielfalt - Schule ohne Homophobie

Redaktion: Frank G. Pohl

Köln, 01. August 2018

Anschrift:              Schule der Vielfalt                            Schule der Vielfalt
                         c/o rubicon e.V.                              c/o Rosa Strippe e.V.
                        Rubensstraße 8-10                              Kortumstraße 143
                        50676 Köln                                     44787 Bochum

Internetadresse:               www.schule-der-vielfalt.de /
                               www.facebook.com/schuledervielfalt

Kontakt:                 kontakt@schule-der-vielfalt.de

Büro Köln:               0221 / 27 66 999 69         (c/o rubicon e. V.)

Büro Bochum:             0234 / 640 40 77            (c/o Rosa Strippe e. V.)

                      Schule der Vielfalt – Schule ohne Homophobie
                         ist in NRW ein Kooperationsprojekt von:

                      Die NRW-Fachberatungsstelle ist angesiedelt
                            bei der Bezirksregierung Köln.

(Foto auf der Titelseite: Schüler_innen-Aktion ‚Muffins‘, Projektauftakt am Erasmus-von-
Rotterdam-Gymnasium, Viersen, 25.09.2017)

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Inhalt
Impressum                                                                       S. 2
Inhaltsverzeichnis                                                              S. 3

I. Einleitung                                                                   S. 5

II. Zur Situation von LSBTI*Q im Bildungsbereich                                S. 6

III. Kooperation zu Schule der Vielfalt in NRW                                  S. 9

IV. Entwicklung von Schule der Vielfalt als Schulprojekt                        S. 13

IV.1     Fazit zur Projektschularbeit                                           S. 20

V. Schule der Vielfalt als Programm (Aus- und Fortbildung)                      S. 22

V.1      Fortbildung                                                            S. 23
V.2      Ausbildung                                                             S. 23

V.3      Fazit zur Aus- und Fortbildung                                         S. 24

V.4      Fachtage                                                               S. 26
V.5      Fazit zu Fachtagen                                                     S. 28

VI. Fachliche Beratungs- und Informationsarbeit                                 S. 28

VI.1     Fazit zur Fachberatungs- und Informationsarbeit                        S. 30

VII. Bundesweites Netzwerk                                                      S. 31

V.1      Fazit zur Bundesvernetzung                                             S. 33

VIII. Ausblick                                                                  S. 35

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                               (Vernetzungstreffen 2016)

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     I. Einleitung
Schule der Vielfalt – Schule ohne Homophobie ist eine Erfolgsgeschichte -
und in dieser Ausgestaltung singulär in Deutschland. Das inklusive Antidis-
kriminierungsprojekt hat das Ziel, Vielfalt von LSBTI*Q1 im Bildungs-
bereich anzuerkennen und zu verankern. Denn Menschen unterscheiden
sich in vielerlei Hinsicht. Ein Unterschied betrifft ihre sexuelle und
geschlechtliche Identität. Im (Schul-) Alltag werden Zweigeschlechtlichkeit
und Heterosexualität häufig als „normal“ angesehen und diejenigen, die
„anders“ sind, ausgegrenzt.

Während     im     Unterricht der    Lehrkräfte     "gleichgeschlechtliche
Lebensweisen" und unterschiedliche geschlechtliche Identitäten meist kein
Thema sind, werden sie aber doch immer wieder im Schulalltag
thematisiert - oft in Form von Unverständnis, verbaler Abwertung oder
Mobbing gegenüber einzelnen Schüler_innen2.

Deshalb haben Schwule, Lesben, Bisexuelle und Trans*-Menschen auch an
den Schulen Angst davor beleidigt und ausgegrenzt zu werden.

Das Antidiskriminierungsprojekt Schule der Vielfalt – Schule ohne
Homophobie (im Weiteren: Schule der Vielfalt) setzt seit 2008 an dieser
Problemlage an. Seit 2012 geschieht dies in einer gemeinsamen
Kooperation mit dem Schulministerium NRW.

Im Herbst 2017 haben sich die Partner_innen im Kooperationsprojekt zu
Schule der Vielfalt in Nordrhein-Westfalen dazu entschieden, die Koopera-
tion im Andiskriminierungsprojekt zu verlängern. Alle Kooperationspartner
sind überzeugt, dass es eine erfolgreiche Kooperation gibt, die in der
bisherigen Form weitergeführt werden soll.

Die vorliegende Zwischenbilanz über die Kooperationsphase von 2015-
2018 ist eine Zusammenfassung der Aktivitäten in den letzten drei
Schuljahren.3 Er schildert die Situation im Bildungsbereich betreffend
LSBTI*Q in NRW, das im Rahmen des Projekts in drei Schuljahren

1
  LSBTI*Q: lesbisch, schwul, bisexuell, trans* (transssexuell/transgender/transident),
intersexuell/intergeschlechtlich, queer. Das Sternchen* steht für weitere Selbst-
bezeichnungen.

2
   In den Veröffentlichungen des Projekts wird der Unterstrich verwendet. Die
Schreibweise mittels des Gender Gaps (Bsp.: Schüler_innen) berücksichtigt alle sozialen
Geschlechter und Geschlechtsidentitäten. Der Unterstrich bietet Raum für selbst gewählte
Identitäten, mehr als nur weiblich und männlich. Der Unterstrich wird auch von der
Antidiskriminierungsstelle des Bundes verwendet.
3
 Bericht über die Projektaktivitäten in der ersten Kooperationsphase 2012-2015, siehe:
http://www.schule-der-vielfalt.de/3-Jahre-NRW-Schule-der-Vielfalt.pdf

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Erreichte, die Herausforderungen bei der Umsetzung im Schulbereich und
die noch offenen Aufgaben.

II. Zur Situation von LSBTI*Q im Bildungsbereich

Schwule, Lesben, Bisexuelle und Trans*-Menschen sind in der Schule oft
unsichtbar. Sie haben Angst davor, beleidigt und ausgegrenzt zu werden.
„Schwule Sau“ und „alte Lesbe“ werden nach einer Studie der Berliner
Humboldt-Universität aus dem Jahr 2012 von 60 bzw. 40 Prozent der
Schüler_innen in der 6. Klasse noch immer als Schimpfwort benutzt. 4 In
einem Bericht der EU-Kommission von 2013 heißt es:
„Homo-/Transphobie ist eines der größten Probleme an deutschen
Schulen. 73 % der LGBT-Schüler haben in der Schule noch nie offen über
ihre sexuelle    Orientierung gesprochen. 64 % haben negative
Kommentare über ihre Klassenkameraden gehört, die als LGBT
wahrgenommen werden.“ 5
Aufgrund der häufig homo- und transphoben Situation an Schulen gab und
gibt es in einigen Bundesländern in den letzten Jahren Bestrebungen, die
Bildungspläne zu überarbeiten und sexuelle Vielfalt im Schulunterricht
stärker zu berücksichtigen. Diese Vorhaben sind zum Teil auf erheblichen
Widerstand gestoßen und haben zu hitzigen Debatten geführt. In
Deutschland berufen sich Gegner_innen von Bildungsarbeit im Bereich von
LSBTI*Q-Fragen dabei nicht selten auf eine vermeintliche Mehrheit in der
Bevölkerung, die den dringend notwendigen Unterstützungs- und
Aufklärungsmaßnahmen an Schulen ablehnend gegenüberstehen würde.
Wie eine bevölkerungsrepräsentative Untersuchung im Auftrag der
Antidiskriminierungsstelle des Bundes (ADS) aus diesem Jahr belegt, ist
das Gegenteil der Fall:

70,6 Prozent weisen die Aussage eher oder vollkommen zurück, das
Ansprechen von sexueller Vielfalt in der Schule verwirre Kinder in der

4
 Klocke, 2012: http://bildungsserver.berlin-
brandenburg.de/fileadmin/bbb/themen/sexuelle_vielfalt/Klocke_2012_Akzeptanz_sexuell
er_Vielfalt_an_Berliner_Schulen_ohne_Anhang.pdf
5
 Fünfter Bericht der Europäischen Kommission gegen Rassismus und Intoleranz (ECRI),
verabschiedet am 5. Dezember 2013, veröffentlicht am 25. Februar 2014, S. 37.
LGBT ist die Abkürzung der englisch sprachigen Bezeichnung für Lesben, Schwule,
Bisexuelle und Trans*Menschen (LSBT).

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Entwicklung ihrer Sexualität. Bei insgesamt 29,3 Prozent trifft dies
dagegen eher oder voll und ganz auf Zustimmung. Ähnlich verhält es sich
mit der Forderung, in der Schule sollten nur heterosexuelle Paare aus
Mann und Frau vorkommen, wenn es um die Themen Liebe und
Partnerschaft geht: Rund drei Viertel der Befragten lehnen dies ab
(stimme eher nicht / überhaupt nicht zu: 73,1 Prozent), immerhin gut ein
Viertel signalisiert Zustimmung (stimme voll und ganz / eher zu: 26,9
Prozent).6
Sehr deutlich fällt das Meinungsbild bei der Forderung aus, dass es ein
Ziel der Schule sein sollte, den Schüler_innen Akzeptanz gegenüber
homo- und bisexuellen Personen zu vermitteln: 89,6 Prozent der
Befragten stimmen diesem Ziel voll und ganz oder eher zu. Dass Schulen
etwas dagegen unternehmen sollten, wenn Schüler_innen Begriffe wie
‚Schwuchtel‘, ‚Homo‘, ‚Tunte‘ oder ‚Lesbe‘ als Schimpfwörter verwenden,
befürwortet ebenfalls die ganz überwiegende Mehrheit (stimme voll und
ganz / eher zu: 85,2 Prozent).

Dass dies dringend notwendig ist, belegt die „Coming-out-Studie“ des
Deutschen Jugendinstituts (2015). Darin berichten homo-, bisexuelle und
trans* Menschen ihre Befürchtungen vor dem ersten äußeren Coming-out:
69, 4 Prozent sorgten sich vor eine Ablehnung durch Familienmitglieder
und 60, 5 Prozent befürchteten Probleme an Schulen und Ausbildungs-
orten.7 Und diese Befürchtungen sind nicht unberechtigt: Mehr als die
Hälfte (54,8 Prozent) berichtet davon, nach dem Coming-out „beschimpft,
beleidigt oder lächerlich gemacht“ worden zu sein.8 Auch wenn die
Ursachen für dieses Handeln in der Schule im gesellschaftlichen Umfeld zu
suchen sind: Bildungsauftrag von Schule ist die Förderung der Akzeptanz
gegenüber allen Menschen, unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung
oder geschlechtlichen Identität. Noch zu selten wird Schule dem gerecht.
So wird die die gesellschaftliche Existenz von Schwulen, Lesben,
Bisexuellen und Trans*-Menschen in Unterrichtsinhalten und Schulbüchern
wenig widergespiegelt (Bittner 2011).9 Sexuelle und geschlechtliche

6

http://www.antidiskriminierungsstelle.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2016/2017
0112_PM_TJ2017.html , S. 10
7
    Coming-out-Studie: DJI (Hg.) 2015: Coming out - und dann…?!, S. 13
8
    ebda., S.22
9
 Bittner, Melanie: Geschlechterkonstruktionen und die Darstellung von Lesben,
Schwulen, Bisexuellen, Trans* und Inter*, Frankfurt 2011

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Vielfalt werden im Unterricht an deutschen Schulen in der Regel weder
behandelt, noch sind sie Teil der Ausbildung von Lehrkräften. Eine
selbstverständliche Teilnahme von Lehramtsstudierenden und angehenden
Schulsozialarbeiter_innen von Studiengängen in diesem Bereich werden
im Rahmen des verpflichtenden erziehungswissenschaftlichen Studiums an
deutschen Hochschulen nicht verlangt. Die Folge: Lehrkräften mangelt es
an Kompetenzen im Umgang mit homo- und transphoben Äußerungen.
Zudem sind sie unsicher, wie sie präventiv gegen solche diskriminierenden
Haltungen arbeiten können. Durch die mangelhafte Ausbildung bleibt bei
nicht wenigen im Kopf, dass Homosexualität, so wie Sexualität überhaupt,
besser kein Thema an der Schule sei. So werden Schwule, Lesben,
Bisexuelle und Trans*-Menschen nicht zuletzt durch Lehrkräfte unsichtbar
gemacht.

Im Gegensatz zu dieser häufigen schulischen Wirklichkeit haben
Lehrkräfte jedoch die gesetzliche Verpflichtung – neben Grundgesetz und
Allgemeinem Gleichbehandlungsgesetz – das Schulgesetz in NRW umzu-
setzen, das alle Lehrkräfte (also nicht nur im Fach Biologie) zum Wissen
über die Richtlinien der Sexualerziehung verpflichtet. Im Zuge der
Orientierung an bzw. dem Auftrag zu Inklusion und einer zunehmend
heterogenen Schülerschaft finden auch die o.g. Aspekte bei einem
größeren Teil von Lehrkräften mehr und mehr Beachtung. Als erster
Schritt zu mehr Akzeptanz ist dabei eine Enttabuisierung des Themas
wichtig, der nächste Schritt ist das Schaffen eines Schulklimas von
Offenheit und Respekt. Hierzu werden Kolleg_innen unter anderem durch
das Antidiskriminierungsprojekt Schule der Vielfalt unterstützt.

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III. Kooperation zu Schule der Vielfalt in NRW

Die Initiative zu Schule der Vielfalt – Schule ohne Homophobie ist in der
LSBT*IQ-Community verwurzelt und genießt dort hohe Akzeptanz. Denn
die Fachlichkeit des Schulprojekts baut auf der jahrzehntelangen Arbeit
mit der Zielgruppe in Beratung, Coming-out und Selbsthilfe auf. Im
Bildungsbereich war und ist dabei die Erfahrung von LSBT*IQ-
Jugendlichen und -Erwachsenen verbindend und prägend, dass der Aspekt
von sexueller und geschlechtlicher Vielfalt stark tabuisiert ist.
Im Jahr 2008 riefen die damalige lesbisch-schwule Schulaufklärung
SchLAu NRW und die Landeskoordination der Anti-Gewalt-Arbeit für
Lesben und Schwule in NRW gemeinsam die Initiative „Schule ohne
Homophobie - Schule der Vielfalt“ ins Leben.
Ein Auslöser dafür war die Kenntnis von konkreten, zum Teil
schwerwiegenden, Diskriminierungs- und Gewalterfahrungen sowohl von
Schüler_innen als auch von Lehrkräften. Bei der weiteren Evaluation des
Themas wurde deutlich, dass an vielen Schulen ein Klima herrscht, das
von Unwissenheit, Ängsten, Vorurteilen und feindlichen Haltungen
gegenüber Homosexualität geprägt ist. Dies äußert sich im abwertenden
Gebrauch des Wortes „schwul“, aber auch in konkreten verbalen und
körperlichen Übergriffen gegenüber lesbischen, schwulen und bisexuellen
Schüler_innen und Lehrkräften.
Ziel der Initiative war es, in Nordrhein-Westfalen eine gesellschaftliche
Öffentlichkeit für die Ächtung von Homophobie in der Schule herzustellen
und so sowohl strukturelle als auch individuelle homophobe
Diskriminierung und Gewalt in Schulen zu stoppen.
Dabei war und ist es zunächst notwendig, darüber zu informieren, wie sich
Homophobie an der Schule äußert und warum diese sowohl für betroffene
Schüler_innen und Lehrkräfte als auch die Schulgemeinschaft als Ganzes
ein Problem darstellt. Homophobie wird – das wurde im Vorfeld der
Initiative deutlich – häufig nicht erkannt oder anders als zum Beispiel
Rassismus nicht als problematisch eingestuft. Darüber hinaus gab es von
Seiten    der    Eltern, Lehrkräfte   und   Schulleitungen   sowie    der
Schulverwaltung und Teilen der Politik Vorbehalte dagegen, das Thema
„Homosexualität“ aktiv in der Schule zu thematisieren. Als Grund dafür
wurde häufig genannt, dass Homosexualität – wie Sexualität überhaupt –
kein Thema an der Schule sei. Seltener offen geäußert wurden eigene
Vorbehalte oder negative Einstellungen, zu denen das Vorurteil gehört,
dass Jugendliche durch die offensive Bearbeitung des Themas „Sexuelle
Identität“ zur „Homosexualität verführt“ werden könnten. Widerstand
entsteht auch in Bezug auf die Frage, warum sich eine Mehrheit mit dem
Thema einer Minderheit auseinandersetzen muss.

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Das Projekt hat das Ziel, diese Vorbehalte aufzugreifen, zu sensibilisieren
und zu informieren. Vor allem will es deutlich machen, wie massiv
„Homosexualität“ und „Trans*“ von den Jugendlichen selbst an der Schule
bereits (negativ) thematisiert werden, häufig ohne jede pädagogische
Intervention.
Seit dem Schuljahr 2012/2013 ist Schule der Vielfalt in NRW ein
Kooperationsprojekt der Landeskoordination der Anti-Gewalt-Arbeit für
Lesben, Schwule und Trans* in NRW (in Trägerschaft des rubicon e.V.),
der Schwul Lesbisch Bi Trans* Aufklärung SCHLAU NRW, der Rosa Strippe
e.V. und dem Ministerium für Schule und Bildung (MSB) Nordrhein-
Westfalen. Arbeitsplatz für die Tätigkeit des Landeskoordinators sind die
Einrichtungen der beiden Kooperationspartner, des rubicon e.V. in Köln
und der Rosa Strippe e.V. in Bochum.

                                              Der Vertrag zwischen den Koopera-
                                              tionspartnern wurde am 26.10.2012
                                              im MSB unterzeichnet. Jährlich
                                              erfolgt ein Bericht der Landes-
                                              koordination zum Fortgang des
                                              Projekts. Laut Kooperationsvertrag
                                              ist die Koordinierungsgruppe mit
                                              den o. g. Partnern das Beschluss-
                                              gremium      des Projekts unter be-
                                              ratender Beteiligung des Minis-
                                              teriums     für   Kinder,    Familie,
                                              Flüchtlinge und Integration (MKFFI).
(Projektkauftakt Wilhelm-Kraft-
Gesamtschule, Sprockhövel 2012)

Im Rahmen des Kooperationsvertrages unterstützt das Ministerium für
Schule und Bildung (MSB) des Landes Nordrhein-Westfalen seit 2012 das
Projekt durch die Stellung einer hauptamtlichen Landeskoordination in
Form einer Abordnung. Die Abordnung ist angesiedelt bei der Bezirks-
regierung Köln.
Aufgabe der Landeskoordination von Schule der Vielfalt ist es, das Thema
„Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt“ stärker in die Schulen
einzubringen. Ziel ist es, ein Schulklima zu schaffen, in dem sich Lesben,
Schwule, Bisexuelle und Trans*-Menschen wohlfühlen und angstfrei lernen
und arbeiten können – ob als Schüler_innen, Lehrkräfte oder andere in
der Schule Beschäftigte.
Ein Schwerpunkt der Landeskoordination ist die Betreuung der Schulen,
die Schule der Vielfalt sind. Für diese Projektschulen führt die
Landeskoordination jährliche Vernetzungstreffen durch, bei denen sich die
Schulen gemeinsam über ihre Erfahrungen und Aktionen austauschen. Die

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Landeskoordination berät Schulen und Schulbehörden bei der Umsetzung
im Bildungsbereich.
Durch Fortbildungen, Vernetzungstreffen, Fachtage und Workshops
werden Lehrkräfte in die Lage versetzt, kompetent selbstständig
Unterrichtseinheiten zu Homophobie und dem Thema „Homosexualität“
sowie langfristig auch zu „Trans-phobie/Trans*“ zu gestalten. Darüber
hinaus werden Fachveranstaltungen für Projektschulen, interessierte
Schulen und Multiplikator_innen durchgeführt.
Für die Öffentlichkeits- und Informationsarbeit im Bildungsbereich gilt,
dass sie sich noch stärker als bisher an Bedingungen in den Schulen und
Sichtweisen von Lehrkräften orientiert. Hier wie auch bei der strukturellen
Verankerung der Projektziele in das System Schule bietet eine
Landeskoordination, die aus dem Schulbereich kommt, wichtige fachliche
Ressourcen für das Projekt.

                        Beratung von                Fachvorträge u.
                      (Projekt-) Schulen           -veranstaltungen
                        Gewinnen neuer                Workshops
                        Projektschulen                Vernetzungs-
                                                        treffen

       Fachliche                                                     Kooperationen
       Öffentlichkeits-
       arbeit

                          Konzeptio-                   Strukturelle
                       nelle Entwicklung            Verankerung des
                        Dokumentation               Themas (bes. in
                        Evaluation von               der Aus- und Fort-
                         Aktivitäten                   bildung)

Auf der Arbeitsebene bestand das Team der Landeskoordination von
Schule der Vielfalt im Berichtszeitraum neben dem Landeskoordinator
Frank G. Pohl aus den Vertreter_innen der Kooperationspartner: Dr. Beate
Blatz (rubicon), Şefik_a Gümüş (Landeskoordination der Anti-Gewalt-

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Arbeit für Lesben, Schwule und Trans* in NRW), Benjamin Kinkel
(SCHLAU NRW) und Markus Chmielorz (Rosa Strippe). Zudem findet ein
regelmäßiger fachlicher Austausch des Landeskoordinators mit dem MSB
und der Bezirksregierung Köln statt.

Seit 2013 unterschreiben die Projektschulen die Selbstverpflichtungserklärung von Schule
der Vielfalt.

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IV. Entwicklung von Schule der Vielfalt als Schulprojekt

Die Landeskoordination steht in regelmäßigem Kontakt zu den
Projektschulen. Dabei werden die Situationen an den Schulen, die
bisherigen Erfahrungen bei der Umsetzung und die Erwartungen an das
Projekt besprochen.

Neben Informationsgesprächen über eine Projektteilnahme von Schulen
waren konkrete Diskriminierungserfahrungen u.a. von Lehrkräften weitere
Anlässe sich an den Landeskoordinator zu wenden. Diese sahen sich an
der Schule wegen ihrer (vermeintlichen) Homosexualität Anfeindungen
ausgesetzt. In den Gesprächen stellte sich insbesondere bei Lehrkräften
heraus, dass sie aus Scham die Information über Diskriminierung nicht an
Vorgesetzte    weitergeben.   Vertraulichkeit  war    deshalb    diesem
Personenkreis besonders wichtig. Für die Landeskoordination ist die
Kenntnis von konkreten Diskriminierungssituationen auch deshalb
bedeutsam, weil sie für viele Akteur_innen im Bildungsbereich erst der
Anlass sind, strukturell gegen Homo- und Transphobie an der Schule
vorzugehen.

Bei Beratungsgesprächen und den u. g. unterschiedlichen Veranstaltungen
(s. u., Punkt V.) wurden auch Gründe dafür genannt, sich nicht für eine
Projektteilnahme zu entscheiden:

      Nicht selten wird die Sorge einer Belastung durch ein zusätzliches
        Projekt an der Schule genannt, in der Regel für sowieso schon
        engagierte Lehrkräfte, und dies vor dem Hintergrund der Zunahme
        der Arbeitsverdichtung.

      Andere fürchten, dass bei einer Projektteilnahme die Anmeldezahlen
        für Schüler_innen an einer Schule rückläufig sein könnten.

      Bei konkreten Einzelgesprächen äußern Kolleg_innen die Sorge, dass
        „ihre Schülerschaft“ für ein Thema im Zusammenhang mit sexueller
        Identität nicht geeignet sei. Man befürchtete massive (zusätzliche)
        Probleme im Unterrichts- und Schulablauf.

      Gegensätzlich äußerten sich einzelne Schulleitungen: an ihrer Schule
       sei Homophobie „kein Problem“. Deshalb sei das Projekt nicht
       erforderlich.

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      Lehrkräfte mit persönlichem Bezug zu LSBTI*Q forderten Solidarität
        ein: „Im Kollegium ist zwar bekannt, dass ich lesbisch bin. Ich sehe
        aber nicht, warum gerade ich mich besonders engagieren sollte.
        Schule der Vielfalt sollte ein Anliegen aller Lehrkräfte in meinem
        Kollegium sein.“

      Andere sorgten sich darum, dass die eigene Kompetenz angezweifelt
        würde, wenn man durch die „persönliche Betroffenheit“ als
        „homosexueller Schulleiter“ das Thema Antidiskriminierung in
        Bezug auf die sexuelle und geschlechtliche Identität ins Kollegium
        trage.

Die o.g. unterschiedlichen Argumentationen zeigen, wie wichtig es ist
deutlich zu machen, dass Schule der Vielfalt ein Projekt inklusiver
Akzeptanz- und Antidiskriminierungsarbeit ist. Im Sinne von Schulgesetz
und AGG gilt es zu verdeutlichen, dass durch die Projektteilnahme ein
diskriminierungsfreies Klima gefördert wird, das für das erfolgreiche
Lernen aller Schüler_innen hilfreich ist.

Im Rahmen des Projekts spielen die Vernetzungstreffen eine wichtige
Rolle. Sie sind für offiziell am Projekt teilnehmende Schulen verpflichtend,
dienen zum Austausch über den aktuellen Stand des Projekts an den
Schulen sowie auch der Perspektiven-Entwicklung. Die Rückmeldungen
der teilnehmenden Projektschulen zeigen, dass die Teilnehmenden in
ihren Handlungskompetenzen gestärkt aus der Veranstaltung gehen, um
sich vor Ort für mehr Akzeptanz und gegen Homo- und Transphobie
einzusetzen. Da die Teilnahme der Projektschulen verbindlich ist, mussten
in den vergangenen Jahren auch teilweise die Fahrtkosten für die
vertretenden Schüler_innen übernommen werden, da sonst ihre Teil-
nahme nicht sichergestellt gewesen wäre.

Insgesamt ist in der aktuellen Projektphase eine qualitative inhaltliche
Vertiefung bei den Vernetzungstreffen festzustellen, insbesondere bei den
Schulen, die zum Teil schon seit einigen Jahren im Projekt aktiv sind. Hier
zeigt sich der Modellcharakter, den die Schulen im Rahmen der
Projektverwirklichung haben. Beispiel: An einer Projektschule (Schul-
zentrum Odenthal) wurde die erste Unisex-Toilette eingerichtet, nachdem
sich im letzten Schuljahr innerhalb weniger Wochen zwei Trans*-Jungen
outeten. Das Coming-out war Anlass das Thema „Transidentität“ als
Tagesordnungspunkt in die Dienstbesprechung der Lehrkräfte aufzu-
nehmen. Durch die bewährte enge Kooperation konnte eine fachliche

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Beratung zu Trans* von Seiten des rubicon an der Schule stattfinden, die
unterstützend bei der Debatte im Kollegium zur Einrichtung von
Unisextoiletten als konkrete Maßnahme half. Das Ergebnis war eine
mehrheitliche Zustimmung für die Einrichtung von Unisextoiletten.

Projektauftakt: Bettina-von-Arnim-Gymnasium (li.), Gymnasium Gevelsberg (re.)

Seit 2013 werden besondere Aktivitäten der Schulen im vorausgehenden
Schuljahr mit der Vergabe von Urkunden gewürdigt. Diese Aktivitäten aus
dem aktuellen Berichtszeitraum werden im Folgenden auszugsweise
dokumentiert.

Bettina-von-Arnim-Gymnasium, Dormagen
Es wurde ein Projekttag „Schule der Vielfalt“ für die gesamte
Jahrgangsstufe 9 durchgeführt von einem Team der Lehrkräfte und der SV.
Dabei wurden z. B. folgende Workshops angeboten:
„Blau oder rosa – du musst dich entscheiden???“, „Rollenbilder,
Homosexualität“, „Transsexualität, Intersexualität“, „Positionen zur
Homosexualität in Religion und Gesellschaft (Blick in die Geschichte,
rechtliche Stellung, Homosexualität in Judentum, Christentum und Islam)“,
„Homosexualität in Sprache und Medien“.
Ein Projektkurs „Schule gegen Diskriminierung“ wurde für die Q 1
entwickelt, mit dem Ziel der Weiterentwicklung der Projekte von Schule der
Vielfalt und Schule ohne Rassismus. Die Grundkonzeption des Projektkurses
es, dass Schüler_innen Workshops für Mitschüler_innen anderer
Jahrgangsstufen entwickeln, durchführen und evaluieren.

Elisabeth-von-Thüringen-Gymnasium, Köln
Es fand eine Lesung für zwei Klassen mit dem Autor Lutz van Dijk statt.
Außerdem wurden Teile des Kollegiums zu LSBTI*Q fortgebildet und im
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schulinternen Lehrplan wurde die Teilnahme des Jahrgangs 8 an SCHLAU-
Workshops verankert (angesiedelt beim Fach Evangelische Religion). Für
die Schulbibliothek wurden Jugendbücher und Filme zum Thema LSBTI*Q
angeschafft. Anlässlich des IDAHOT* gab es eine Bilder-Aktion des Kunst-
LK. Zwei Schülerinnen der Q1 wählten die Themen ihrer Facharbeiten
passend zur Teilnahme der Schule am Antidiskriminierungsnetzwerk Schule
der Vielfalt. Eine Schülerin beschäftigte sich im Fach Biologie mit der Frage:
"Ist jeder Mensch bisexuell?", und eine andere untersuchte in ihrer
Facharbeit im Fach Deutsch "Homosexualität in Thomas Manns Der Tod in
Venedig".

Erich Kästner-Schule, Bochum
Die Schüler_innen der SV haben riesige Banner mit dem Text des Artikels 3
des Grundgesetzes geschrieben sowie "Wir zeigen Homophobie die rote
Karte" und weitere Plakate gegen Homophobie und für Vielfalt erstellt.
Diese vorgezeichneten Banner wurden in der Mensa der EKS ausgelegt und
am 17. Mai 2016 von allen interessierten Schüler_innen und bunt gestaltet.
Zudem wurden Fotos aufgenommen, die einzelne Schüler_innen,
Lehrer_innen oder ganze Klassen mit vorgehaltener Roter Karte vor den
Bannern zeigen, um ein Zeichen gegen Homophobie zu setzen. Diese Fotos
wurden einen Tag später an die Banner geheftet. Es war eine gelungene
Aktion, die Lernende mit Lehrpersonen und Schüler_innen untereinander
ins Gespräch über Vielfalt, Toleranz und Akzeptanz gebracht hat.

Gesamtschule Borbeck, Essen
An der Borbecker Schule wurden im Schuljahr 2015/2016 im Rahmen eines
Projekttags in zwei Jahrgängen (7 und 13) zum Thema Homophobie
gearbeitet. Die Workshops wurden dabei zum Teil von den SV-
Schüler_innen der Schule selbst durchgeführt.
• Am IDAHOT* bzw. dem Schultag nach den Pfingstferien haben die SV-
Schüler_innen die Eingänge der Schule in Regenbogenfarben geschmückt.
Mit Plakaten und persönlicher Ansprache im Inneren der Schule wurde dann
auf den IDAHOT hingewiesen.

Geschwister-Scholl-Schule, Detmold
• Am Tag der offenen Tür der Geschwister-Scholl-Schule gab es eine Foto-
Aktion gegen Diskriminierung und Beleidigungen.
• Bei der zentralen Veranstaltung der Stadt Detmold zum Holocaust-
Gedenktag führte die schulische AG eine Aktion zum Thema "Rosa Winkel"
durch.

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• Zum IDAHOT machte unsere AG eine Unterschriftensammlung gegen
Diskriminierung und im Unterricht wurde Gender-Typisierung thematisiert
(bspw. durch Aufgabenstellung). Außerdem beteiligten sie sich mit einer
Farb-Aktion im Rahmen der NRW-Aktion "Rote Karte gegen Vorurteile".
• Aktuell bereitet die AG gemeinsam mit der SV einen Projekttag zum
Holocaust-Gedenktag 2017 vor.

Käthe-Kollwitz-Gesamtschule (KKS), Leverkusen
• Neben schulinternen Aktionen gab es am 17.05. eine „Beflaggung“ in
allen Klassen. Die Regenbogenflagge hing vorne neben der Tafel mit dem
Hinweis auf den IDAHOT*.
• Beim jährlichen KKS-Projekttag „Gender und Diversität“ am 22.06.2016
waren neben Lehrkräften und Oberstufenschüler_innen auch externe
Organisationen beteiligt. Es gab insgesamt 34 verschiedene Workshops. Es
war der 3. Projekttag, der das Leitbild der KKS “Wir leben den Unterschied“
thematisierte.
An der Käthe-Kollwitz-Gesamtschule gibt es schon lange eine AG von
Lehrkräften, die sich regelmäßig mit Fragen von „Gender und Diversität“ an
der Schule beschäftigt.

Max-Planck-Gymnasium, Dortmund
• Als Teil der Menschenrechtsarbeit wurde zum SoR-Projekttag das Modul
„Homophobie“ durch die MP CourAGe in der Jahrgangsstufe 8 durchgeführt.
• Die AG beteiligte sich an der Aktion „Rote Karte“ der NRW-Kampagne
„anders und gleich – Nur Respekt Wirkt".
• Die betreuenden Lehrkräfte nahmen am „Runden Tisch für Lesben,
Schwule und Transidente beim Amt des Oberbürgermeisters“ teil (kurzer
Bericht über das Projekt am MPG).
• MP CourAGe-Besuch der Ausstellung „Homosexualitäten“ sowie des
Workshops „Queerboard“ im LWL-Museum für Kunst und Kultur Münster.

Richard-Riemerschmid-Berufskolleg (RRBK), Köln
• Aufklärungs- und Aktionsstand der Aidshilfe Köln zum Welt-AIDS-Tag in
der Aula der Schule.
• Kino-Workshop „Homosexuelle in Deutschland vor und nach 1933 – 1945
– 1969“ beim RRBK-Projekttag „Deutschlandbilder“, der in zwei
Durchläufen von ca. 30 Schüler_innen besucht wurde, mit dem
Dokumentarfilm „Paragraf 175“ und einem Video-Kommentar von Rosa von
Praunheim zur Wirkung seines Films „Nicht der Homosexuelle ist pervers …“
gewannen die Schüler_innen Eindrücke aus einer für sie längst vergessenen

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Zeit der Bundesrepublik Deutschland.
• Erstellen von Wandzeitungen mit Jahreszahlen einiger markanter
positiver gesetzlicher und gesellschaftlicher Veränderungen.
• Beteiligung am Info-Stand von Schule der Vielfalt auf dem Straßenfest
des Christopher- Street-Day in Köln.

Realschule am Stadtpark, Schwerte
Der Informatikkurs erstellte eine Umfrage zum Thema Homophobie. Die
Umfrage wurde durchgeführt in der eigenen Schule, in der Schwerter
Innenstadt und auf der Bildungsmesse didacta. Anschließend wertete eine
Schüler_innen-Gruppe die Ergebnisse mittels eines Computerprogramms
aus und stellte die Ergebnisse in einer Powerpointpräsentation auch auf
der didacta vor.

Schulzentrum Odenthal
• Es gab einen Filmnachmittag mit Podiumsdiskussion (Film: Prayers for
Bobby).
• Die schulische „Promi-Galerie“ wurde aktualisiert (u.a. mit Trans*-
Personen wie Bastian Buschbaum).
• Anbringung einer Solidaritätsschleife für die Opfer von Orlando.
• Infostand zum IDAHOT* mit der anders-und-gleich-Aktion „Rote Karte“.

Beispiele zum Projektauftakt an neu teilnehmenden Schulen:

Am 27.01.2016 wurde der Projektauftakt in Hagen-Haspe mit einer kleinen
Feier gestaltet. Dabei gab es Redebeiträge von Seiten der Schüler_innen,
der Elternvertretung, des Landeskoordinators und der Schulleitung. Am
16.02.2016 startete zudem mit dem Bettina-von-Arnim-Gymnasium die
erste Schule in Dormagen als offizielle "Schule der Vielfalt". An der Schule
engagieren sich seit zwei Jahren SV-Schüler_innen gegen Homo- und
Transphobie. Bereits zum zweiten Mal fand ein Projekttag statt, in diesem
Jahr mit Workshops zu unterschiedlichen Themen, zum Beispiel: Fragen der
sprachlichen Diskriminierung, Geschlechterrollen, Trans*- und Inter-
sexualität sowie dem Umgang mit Homosexualität in verschiedenen
Gesellschaften und Religionen. Beim anschließenden Projektauftakt mit
Projektschild und Selbstverpflichtungserklärung war in Dormagen auch
Bürgermeister Erik Lierenfeld zugegen, der selbst bis 2006 auf das Bettina-
von-Arnim-Gymnasium ging. Er dankte den SV-Schüler_innen für ihr
Engagement und betonte: „Als ich die Einladung zum heutigen Termin

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bekam, habe ich mich geärgert – aber nur darüber, dass wir als Schüler
nicht selbst auf die Idee gekommen sind, uns in dieser Weise für dieses
tolle Projekt einzusetzen.“

Kurz vor Sommerferien findet am Gymnasium Gevelsberg traditionell das
Sommerfest statt. Im Juli 2016 wurde dabei der offizielle Projektauftakt
als 18. Schule der Vielfalt mit dem Fest verbunden. Bereits ein Jahr zuvor
waren Schüler_innen mit ihren Lehrkräften als Gastschule beim
Vernetzungstreffen und informierten sich über die Konzeption und
mögliche Aktivitäten im Antidiskriminierungsprojekt. Schnell war klar, dass
Schule der Vielfalt sehr gut zum Ansatz des Gevelsberger Gymnasiums
passt. Denn "Wir sind vielfältig!" lautet der Slogan der Schule. Nun wird
auch der Aspekt der Akzeptanz von sexueller und geschlechtlicher Vielfalt
ganz offiziell als Teil von Diversität benannt.

In der Woche vor den Weihnachtsferien
war es auch in Köln-Nippes soweit: Nach
fast zwei Jahren der Vorbereitung wurde
das Schild von Schule der Vielfalt auch im
Eingangsbereich der Gesamtschule Nippes
angebracht und der Projektauftakt als 19.
offiziell teilnehmende Schule gefeiert.
Lange hatte die Schülervertretung (SV) dafür gearbeitet, als Projektschule
in das Netzwerk aufgenommen zu werden. Die Schüler_innen haben einen
Antrag an die Schulkonferenz gestellt, in dem sie die Relevanz des Themas
darlegten. In ihren Reden dankten die Kölner Bürgermeisterin Elfi Scho-
Antwerpes, der Schulleiter Martin Nolte sowie für die Eltern der Schulpfleg-
schaftsvorsitzende Herr Schmitz den Schüler_innen für ihren beharrlichen
Einsatz dafür, offizielle Projektschule zu werden.

Die neuen Projektschulen werden auch in Zukunft Raum geben für Unter-
richtsprojekte im Rahmen von Antidiskriminierungsarbeit zu den Themen
Homo- und Transphobie. Es zeigt sich, dass eine Beratung auch der neuen
Schulen bei der Umsetzung der Qualitätsstandards besondere Bedeutung
hat.

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IV. 1 Fazit zur Projektschularbeit

1.  Die Zahl der teilnehmenden Projektschulen wurde seit
Kooperationsbeginn mit dem MSB in den einzelnen Phasen der
Kooperationen mehr als verdoppelt (2012-2015: von 5 auf 11, 2015-
2018: von 11 auf 28).

2. Auch wenn die Verdoppelung der Projektteilnahme als Erfolg zu werten
ist, so erscheint die Zahl der teilnehmenden Schulen gemessen an der
Gesamtzahl der Schulen in Nordrhein-Westfalen noch zu gering. Neben
der Notwendigkeit den Bekanntheitsgrad des Projekts weiter zu erhöhen,
ist genauso deutlich geworden, dass Schulen im Prozess auf dem Weg zur
Projektschule intensive Beratung und Unterstützung benötigen.

3. Während es am Ende der ersten Kooperationsphase nur in drei von
fünf NRW-Regierungsbezirken am Projekt teilnehmende gab (Arnsberg,
Düsseldorf, Köln), gibt es nun in allen Regierungsbezirken Projektschulen
von Schule der Vielfalt. Weiterhin gibt es jedoch ein Gefälle „Nord-Süd“
und „Stadt-Land“. Letzteres schwächt sich allerdings dort ab, wo es
bereits engagierte Schulen von Schule der Vielfalt gab. Im Umkreis dieser
Schulen fanden sich leichter weitere am Projekt teilnehmende Schulen.

4. Es zeigt sich auch weiterhin die Notwendigkeit, einzelne Vorbehalte
abzubauen, Projektschule zu werden. Dies erfordert weitere Informa-
tionsveranstaltungen um zu verdeutlichen, dass Schule der Vielfalt
wichtige Akzeptanz- und Antidiskriminierungs-arbeit leistet, die ein
diskriminierungsfreies Klima und damit die Chancen für ein erfolgreiches
Lernen aller Schüler_innen fördert.

5. Gerade die Verzahnung zwischen modellhaften Projektschulen (mit
vereinbarten Qualitätsstandards), häufig verbunden mit LSBTI*Q-
Bildungsworkshops von SCHLAU und der Qualitätssicherung durch die
Aus- und Fortbildung von (angehenden) Lehrkräften wird als sinnvolle,
angemessene     und   sich   ergänzende    Konzeption    von   Anti-
diskrimierungsarbeit am Beispiel von LSBTI*Q-Themen an Schulen ge-
braucht.

6. Mit der Zahl von aktuell 28 Projektschulen (plus teilnehmende
Gastschulen) hat das Projekt die räumliche Kapazität von rubicon und

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Rosa Strippe für die Teilnehmenden bei den Vernetzungstreffen
überschritten. Als Zwischenlösung hat Schule der Vielfalt für die
diesjährigen Treffen zusätzlich den Saal des SKF in Köln und in Bochum
die Aula des Goethe-Gymnasiums organisiert. Mittelfristig ist es notwendig
die Treffen auf Ebene der Bezirksregierungen durchzuführen (anders
als bei SOR-SMC sind bei Schule der Vielfalt die Teilnahmen der
Projektschulen bei den Vernetzungstreffen verpflichtend).

Nächste Handlungsoptionen: Es hat sich gezeigt, dass bei einer Steigerung
der Teilnahmezahlen eine beratende Koordinierung für (Projekt-) Schulen
auf regionaler Ebene notwendig ist (Bezirkskoordinator_innen).10

    10
      In den Sitzungen der Koordinierungsgruppe im MSB wurde der Bedarf nach
    Bezirkskoordinator_innen wiederholt geäußert (vgl. Sitzung am 03.12.2015, TOP 5,
    Sitzung am 07.02.2016, TOP 4, Sitzung am 30.06.2017, TOP 2).
    Ebenso wurde dies in bisherigen Berichten thematisiert: vgl. Jahresbericht 2016,
    S.31,
    http://www.schule-der-vielfalt.de/Schule-der-Vielfalt-Bericht2016.pdf

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V. Schule der                Vielfalt        als         Programm         (Aus-    und
Fortbildung)
In der Ausbildung der Lehrkräfte findet in Deutschland – auch in NRW –
eine diversitätssensible Bildung („Antidiskriminierungspädagogik“), die
auch Homo- und Transphobie berücksichtigt, zum größten Teil nicht bzw.
höchstens punktuell, aber nicht strukturell implementiert statt. Aufgrund
der Situation an den Schulen für LSBTI*-Menschen besteht jedoch
dringender Handlungsbedarf (siehe Kapitel II).

Eine Implementation des Themas in die Strukturen der Ausbildung von
zukünftigen und in die Fortbildung von examinierten Lehrkräften war von
Beginn an aus Sicht des Projekts in den folgenden drei Bereichen
erforderlich:

Bachelor-/Master-            Vorbereitungsdienst von Fortbildung von
Studium                      Lehramtsanwärter_innen Lehrkräften

Hochschule                   Zentren für                      Angebote der Bezirks-
                             schulpraktische                  regierungen, z. B. über
                             Lehrerausbildung (ZfsL)          Kompetenzteams

angedacht:                   Modellprojekt am ZfsL in           u.a. Modulentwicklung
                             Hagen                              zu „Schulkultur gestalten
Kooperation mit                                                 – Demokratie
Zentren der                                                     entwickeln“ sowie
LehrerInnenbildung an                                           „Geschlechtergerechte
den Hochschulen                                                 Bildung“

Die o.g. angedachte Kooperation mit Zentren der Lehrerbildung hat im
Berichtszeitraum bereits punktuell stattgefunden. Dies lag am
Engagement einzelner Dozent_innen, die Schule der Vielfalt einluden.

Für die Nachhaltigkeit des Projekts ist es erforderlich, dass Lehrkräfte in
NRW zu Themen des Projekts kompetent aus- und fortgebildet werden.
Dies betrifft neben Lehrkräften (dabei besonders Beratungslehrkräften)
und Mitgliedern von Schulleitungen auch Schulsozialarbeiter_innen sowie
Eltern an den Projektschulen. Hierzu wurden erste Schritte eingeleitet

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oder sind in Planung, bei denen der Landeskoordinator von Schule der
Vielfalt beratend bzw. unterstützend mitwirkt.

In der Projektphase von 2015-2018 sind dies insbesondere:

V.1 Fortbildung
In 2016 wurde ein Fortbildungsangebot auf den Weg gebracht, das es von
der BR Köln zu „Gender & Diversität“ (G&D) ab dem Schuljahr 2017/2018
als Angebot an die Lehrkräfte gibt. Im bisher bestehenden Format der
Planungsgruppe „Reflexive Koedukation“ konnten dazu im Berichts-
zeitraum Moderator_innen gewonnen werden, die Kenntnisse im Bereich
Genderkompetenz als Querschnittsthema, zu denen dann auch Aspekte
von Homo- und Transphobie gehören, vermitteln.

In den Planungs- und Evaluationstagungen (PET) wurden zwei Module
entwickelt, die in diesem Schuljahr als ScheLf angeboten und bereits jetzt
stark nachgefragt sind, so dass eine angebotene Fortbildung bereits
doppelt/parallel durchgeführt werden muss. Die Ziele der Fortbildungen
sind die Sensibilisierung für Diskriminierung in Bezug auf sexuelle und
geschlechtliche Vielfalt sowie Handlungsmöglichkeiten für Lehrkräfte
(Intervention und Prävention). Schwerpunktsetzung erfolgt je nach
Anfrage der Schule. Der Bezug zu Schule und dem Handlungsrahmen von
Lehrkräften stehen im Mittelpunkt.

Auf Landesebene ist zudem ein Fortbildungsmodul im Rahmen von
„Demokratie gestalten – Schulkultur entwickeln“ entwickelt worden. Dabei
steht bis dato die Pilotierung sowie die Umsetzung als reguläres
Fortbildungsangebot der Kompetenzteams noch aus.

V.2 Ausbildung
Am 04.11.2014 wurde Schule der Vielfalt bei der Planungstagung der
Beratungslehrkräfte   der    Bezirksregierung   Köln   vorgestellt.  Eine
Implementierung der Themen Homo- und Transphobie in die neuen
Curricula der Beratungslehrkräfte und der Schulpsychologie ist angedacht.

Die gesellschaftlichen Anforderungen an Lehrkräfte sind in den letzten
Jahren stark gestiegen. Dies muss sich folglich auch in der Ausbildung von
Lehramtsanwärter_innen und dem Vorbereitungsdienst („Referendariat“)

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sowie der abschließenden Staatsprüfung von angehenden Lehrkräften
widerspiegeln.
Für die Gewinnung weiterer ZfsL zur Integration des Themas ist die durch
das Land vorgenommene Änderung der Ordnung des Vorbereitungs-
dienstes und der Zweiten Staatsprüfung für Lehrämter an Schulen (OVP)
hilfreich, in der nun als Ziel „Vielfalt als Herausforderung (…) und als
Chance“ aufgeführt und die „Befähigung zur individuellen Förderung von
Schülerinnen und Schülern und Umgang mit Heterogenität unter
Beachtung der Erfordernisse der Inklusion besonders zu berücksichtigen“
ist (OVP-Änderung vom 25.04.2016). Dennoch bedarf es auch weiterhin
Überzeugungs- und Sensibilisierungsarbeit, um weitere ZfsL für die
Kooperation zu gewinnen.
2016 wurden - entsprechend der Kooperationsvereinbarung für die zweite
Projektphase (2015-2018) Fortbildungen an vier weiteren ZfsL
durchgeführt. Die Rückmeldungen aus Hagen, wo alle Referendar_innen
am Modul teilnehmen, zeigt: die Fortbildung wird für unterrichts- und
schulalltagsrelevant gehalten.

Die Obligatorik der Teilnahme ist wichtig, weil an Thementagen bei der
Auswahl von verschiedenen Workshops sonst hauptsächlich diejenigen in
den Workshop kommen, die sensibilisiert sind und im Klassenraum und
auf dem Schulhof schon richtig zuhören.

V.3 Fazit zur Aus- und Fortbildung

1.   Im Bereich der Lehrkräfte-Fortbildung ist die eingerichtete
Moderator_innen-Gruppe bei der Bezirksregierung Köln ein
wichtiger Schritt zur Verstetigung des Fortbildungsangebots im
Themenbereich.

Nächste Handlungsoptionen: Einrichtung solcher Moderator_innen-
Gruppen auch bei den anderen BR. Die fachliche Unterstützung durch die
Landeskoordination hat sich bewährt und könnte auch durch
Bezirkskoordinator_innen abgesichert werden.11

11
  Die Einrichtung solche Gruppen wurde bereits zum Ende der ersten Kooperationsphase
thematisiert, vgl. Kooperationsbericht „3 Jahre“ 2012-2015, S. 41: http://www.schule-
der-vielfalt.de/3-Jahre-NRW-Schule-der-Vielfalt.pdf

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2. Im Bereich der Ausbildung von angehenden Lehrkräften wurde das im
Jahr 2013 gestartete NRW-Pilotprojekt am Hagener Zentrum für
schulpraktische Lehrerausbildung (ZfsL) wurde im Berichtszeitraum
erfolgreich fortgesetzt.

3. Die angehenden Lehrkräfte halten die Fortbildungen von Schule der
Vielfalt für schulalltags- und unterrichtsrelevant. Denn: In diesem zum
Teil noch immer tabuisierten Bereich kann der Umgang mit Fragen zu
„Diversität“, „Gender“ und „Inklusion“ beispielhaft besonders gut
verdeutlicht und gezeigt werden, dass es Themen sind, die alle angehen.

4. An den ZfsL haben im Jahr 2016 240 Personen an den Fortbildungen
von Schule der Vielfalt teilgenommen.

5. In den letzten zwei Jahren fanden Fobi-Veranstaltungen in Aachen,
Krefeld, Hagen und Neuss statt. Mit den aktuell bestehenden Ressourcen
kann das Projekt weiterhin das ZfsL Hagen und ein weiteres Seminar voll
umfänglich bedienen. So strebt das ZfsL Lüdenscheid eine feste
Vereinbarung mit Schule der Vielfalt an, um Themensetzung zu
verstetigen.

6. Die Referent_innen-Tätigkeit an den ZfsL findet im Rahmen der AG
Gender and Queer Education statt. Anfragen weiterer ZfsL sind
gewünscht, können mit bestehenden Ressourcen jedoch nicht abgedeckt
werden.

Nächste Handlungsoptionen: Von Seiten der AG wird zusätzlicher Bedarf
angemeldet, um eine verpflichtende Einstiegsschulung, Weiterentwicklung
von Modulen sowie Fortbildungen für die Honorarkräfte zu realisieren.

7. Wie viel Beratungsarbeit noch notwendig ist, zeigen beispielhaft die
vergeblichen Bemühungen des Leiters       des ZfsL in Hamm für die
Einführung des „Hagener Modells“ (das er von seinem Wechsel von Hagen
nach Hamm kannte) an seinem neuen Seminarstandort.

Nächste Handlungsoptionen:

Um den Weg der Fortschritte fortzusetzen und eine Nachhaltigkeit des
Projekts zu erlangen, ist es notwendig folgende Bausteine des Projekts
weiter voran zu bringen:

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Schule der Vielfalt   Zwischenbilanz der NRW-Landeskoordination | 01.08.2018

      - Unterstützung bei der strukturellen Verankerung von Schule der
        Vielfalt in der Aus- und Fortbildung der Lehrkräfte,

      - entsprechend der Änderung der OVP an weiteren ZfsL darauf
        hinzuwirken, Fortbildungen von Schule der Vielfalt obligatorisch für
        Referendar_innen anzubieten,

      - im Bereich der Fortbildung die Angebote für Lehrkräfte weiter
        auszubauen.

Es bleibt daher weiterhin ein wichtiges Ziel, Moderator_innengruppen bei
den anderen Bezirksregierungen sowie Koordinationen für Schule der
Vielfalt ebenfalls auf Bezirksebene zu etablieren.

IV.4 Fachtage
Seit 2013 führt das Projekt jährliche Fachtage durch. Während in der 1.
Projektphase (2012-2015) die allgemeine Projektentwicklung inhaltlicher
Schwerpunkt der Arbeit war, widmete sich das Projekt in der 2. Phase
(2015-2018) den Themen Migration, Integration und Religion im Kontext
von Gender & Diversity.

Die erfolgreichen Fachtage im Berichtszeitraum hatten die Titel:
„Diversitätssensibilität in Schule der Vielfalt – Wie kann Akzeptanzarbeit
zu LSBTI* unter Berücksichtigung interkultureller Aspekte aussehen?“
(2016) und „Religion und LSBTI*Q-Akzeptanz an Schulen“ (2017).12

Am 07.02.2018 fand in Bochum der Fachtag zu „10 Jahren Schule der
Vielfalt“. Ministerin Gebauer würdigte die Arbeit des Projekts mit den
Worten:

12
     Links zu den Veranstaltungsdokumentationen: Fachtag 2016, Fachtag 2017

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Schule der Vielfalt    Zwischenbilanz der NRW-Landeskoordination | 01.08.2018

„Ich möchte all denen für ihr unermüdliches Engagement danken, die
„Schule der Vielfalt – Schule ohne Homophobie“ möglich machen. […]

Die   Landesregierung     in  NRW   zeigt  null Toleranz                        gegenüber
Diskriminierung    wegen     der sexuellen  Orientierung                        oder  der
geschlechtlichen Identität!

Gerade    junge Menschen müssen                      ohne     Diskriminierungen      und
Diffamierungen aufwachsen können.

Die Landesregierung unterstützt deshalb die Aufklärungs-                             und
Toleranzprojekte in den Schulen und in der Jugendarbeit. […]

Wir treten gemeinsam ein für eine vielfältige Schule, in der Jugendliche
und Erwachsene sich sicher fühlen, in der sie Unterstützung erhalten und
in der sie erleben, was es heißt, verschieden sein zu dürfen und dabei
gleiche Rechte zu haben.

Ich möchte Sie, liebe Anwesende, weiter in Ihrer wichtigen Arbeit
unterstützen.“13

13
     Veranstaltungsdokumentation im Rundbrief 2/2018, S. 4 ff.

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IV.5 Fazit zu Fachtagen
In den Schüler_innen-Gruppen an den Fachtagen haben diese zwei
zentrale Forderungen im Bereich Homo- und Transphobie gestellt: 1. dass
Lehrkräfte bei solchen diskriminierenden Äußerungen intervenierten und
2. dass Lehrkräfte sich in diesem Bereich fortbildeten.

Nächste Handlungsoptionen: Fortsetzung der jährlichen Fachtage. Ohne
Erhöhung von Ressourcen sollten die Fachtage in zweijährlichem
Rhythmus durchgeführt werden, um das hohe Niveau halten zu können.

VI. Fachliche Beratungs- und Informationsarbeit
Neben der koordinierenden und konzeptionellen Arbeit berät die
Landeskoordination Schulen und Schulbehörden bei der Umsetzung von
Schule der Vielfalt im Bildungsbereich. In Workshops und bei
Infoveranstaltungen stellte der Landeskoordinator das Konzept und die
Inhalte des Projekts vor und berichtete von den Erfahrungen der bisherigen
Projektschulen. Ziel war die Gewinnung von Multiplikator_innen,
Kooperationspartner_innen und zukünftigen Projektschulen.

In den Gesprächen wurden auf Seiten der Schulleitungen und Lehrkräften
die Unsicherheiten und zahlreichen Fragen deutlich, wie z. B.:

    Wie ist die Situation von LSBTI*Q-Jugendlichen und -Beschäftigten in
     den Schulen? (LSBTI*Q = lesbisch, schwul, bisexuell, trans*, inter*,
     queer)

    Wie verhalte ich mich bei diskriminierenden Äußerungen?

    Welche Unterrichtsmaterialien gibt es, um die Akzeptanz von Vielfalt zu
     unterstützen? Wo finde ich sie?

Die Landeskoordination bringt sowohl auf der kollegialen Ebene von
schulischen Partnerprojekten als auch auf der administrativen Ebene der
Schulbehörden Themen von Schule der Vielfalt ein. Zu dieser
Sensibilisierungsarbeit gehörten im Berichtszeitraum Gespräche, in denen
das Projekt vorgestellt wurde. Beispiele:

     17.02.2016, Düsseldorf: Vortrag und Information am MSB-Stand im
      Rahmen der didacta

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      08.03.2016, Mönchengladbach: Workshop „Ich engagiere mich für
       Vielfalt!“ bei der Lernstatt Demokratie NRW

      07.06.2016, Leverkusen: Unterstützung der Käthe-Kollwitz-Schule
       bei der Vorbereitung des Projekttags: Mulitplikator_innen-Schulung

      09.06.2016, Dortmund: „DiverseCity“, Expert_innenforum im
       Rahmen der Diversity-Tage der Stadt Dortmund14

      14.06.2016: Vortrag bei der BSV Unna

      22.06.2016: Unterstützung der Leverkusener Käthe-Kollwitz-Schule
       beim Projekttag: Workshop-Durchführung

      29.9.2016, Soest: "Alles Gender oder was?!", Workshop bei der
       Fachtagung der Qualitäts- und UnterstützungsAgentur (QUA-LiS)
       NRW

      16.11.2016, Düsseldorf: Schule der Vielfalt als inklusives Projekt,
       „Vom Wert der Vielfalt“ - Fachtag vom kommunalen „Qualitätszirkel
       Inklusion“

Bei Schulleitungsdienstbesprechungen mit mehr als 400 wurde das Projekt
Schulleitungen im Bereich der Bezirksregierung Köln vorgestellt – diese
Präsentationen dienten zugleich der Sensibilisierung von Schulleitungen
für das Thema Homo- und Transphobie.

Regelmäßig erhielt der Landeskoordinator Anfragen aus Schulen, von
Schulleitungen, (Beratungs-) Lehrkräften sowie aus den Bereichen Schul-
psychologie und Schulsozialarbeit betreffend des Umgangs mit Homo- und
Transphobie sowie zu Möglichkeiten der Intervention und Prävention.
Bei den unterschiedlichen o. g. Terminen war es notwendig informierende
Materialien des Projekts zur Verfügung zu haben.

Es liegen weiterhin Flyer, Postkarten, die Projekt-Broschüre sowie die vier
Gewinner-Plakate des Schüler_innen-Wettbewerbs gedruckt vor. Diese
werden regelmäßig von          verschiedenen (Projekt-)     Schulen und
Interessierten angefordert.

14
   Ein ausführlicher Rückblick des Tages ist online dokumentiert unter „Leben in
Dortmund“.

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                                                    Zudem hat Schule der Vielfalt
                                                    anlässlich des Internationalen
                                                    Tages     gegen     Homo-      und
                                                    Transphobie          (17.05.2016)
                                                    gemeinsam mit SCHLAU NRW
                                                    eine „Checkliste“ für Schulen
                                                    herausgegeben. Die Broschüre
                                                    stellt    Handlungsempfehlungen
                                                    für Schulen zur Verfügung, die
                                                    sich    für    eine    Schulkultur
                                                    engagieren     wollen,    in   der
                                                    lesbische, schwule, bisexuelle,
                                                    trans*,    inter*   und     queere
                                                    Menschen (LSBTI*Q) als selbst-
                                                    verständlicher    und    gleichbe-
                                                    rechtigter Teil der Schulge-
                                                    meinschaft verstanden werden.

Die Dringlichkeit einer solchen Handreichung wurde deutlich aufgrund der
Rückmeldungen von Lehrkräften deutlich, insbesondere während der ZfsL-
Fortbildungen, aber auch bei anderen Veranstaltungen, bei denen konkrete
„Handlungsempfehlungen“ gewünscht wurden. Hier zeigt sich auch die
Bedeutung der Fortbildungsarbeit von Schule der Vielfalt: Durch die
Fortbildungen    erhält   das   Projekt  selbst  qualitativ  hochwertige
Informationen über die Bedarfe bei Lehrkräften.

So wurde auch der Informationsbedarf bei Lehrkräften und Schulleitungen
zum Umgang mit Trans*-Jugendlichen und der Herstellung von
angemessenen (nicht diskriminierenden) Schulsituationen deutlich. Seit
drei Jahren haben dazu die Anfragen zugenommen.15

VI.1 Fazit zur Fachberatungs- und Informationsarbeit

1. Mit kreativen Aktionen gegen Homo- und Transphobie an Schulen in
NRW       konnten     mit     den    Materialien         im   Rahmen       des   Projekts

15
  Dies spiegelte sich auch in den Gesprächen in der Koordinierungsgrippe wider, vgl.
Sitzungsprotokolle aus 2016 und 2017.

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