Jenseits der Binarität? - Sexuelle Identitäten in der Herausforderung - Jahrestagung der Deutschen Psychoanalytischen Gesellschaft
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Jahrestagung der Deutschen Psychoanalytischen Gesellschaft Jenseits der Binarität? Sexuelle Identitäten in der Herausforderung 8. bis 11. Juni 2023 in Weimar Weimarhalle
Grußwort Grußwort Sehr geehrte Tagungsteilnehmer:innen, Liebe Kolleg:innen und liebe Gäste, noch bevor ein Kind geboren wird, treibt die Eltern eine zentrale Frage um: „Wird es die Deutsche Psychoanalytische Gesellschaft lädt Sie herzlich zu ihrer Jahrestagung ein Junge oder ein Mädchen?“ 2023 mit dem Titel „Jenseits der Binarität? - Sexuelle Identitäten in der Herausfor- Das Geschlecht des Kindes spielt in der Öffentlichkeit eine offenbar immer größer derung“ nach Weimar ein. Auf unserer Tagung wollen wir dem Unbehagen nachspü- werdende Rolle: Meist in den letzten Schwangerschaftsmonaten organisieren Eltern ren, dass mit der zunehmenden Infragestellung der Geschlechtergrenzen und der zunehmend aufwendige „Gender-Reveal-Partys“. Also Partys, bei denen in einem tendenziellen Auflösung der Geschlechtergewissheiten einhergeht. Zwar sah sich die Überraschungsmoment für die Eltern das Geschlecht des Kindes bekanntgegeben Psychoanalyse seit ihren Anfängen dem Vorwurf ausgesetzt, eine pansexuelle Theorie wird - nicht selten auch für Social Media festgehalten. etabliert zu haben, dennoch spielt die Psychoanalyse im aktuellen Diskurs um die So werden vor großem Publikum Ballons zum Platzen gebracht, aus denen blaues „neuen“ Varianten von Sexualität kaum eine Rolle. Inzwischen leben wir in einer Zeit, oder rosa Konfetti rieselt, Torten angeschnitten, die mit blauer oder rosa Buttercreme in der sich der Geschlechtsbegriff aufzulösen und sich Geschlechtsidentitäten flexibel gefüllt werden oder Kartons geöffnet, in denen sich ein rosa oder blauer Strampler zu gestalten scheinen. Während die Wissenschaften zunehmend die Geschlechtsun- befindet. Für die Eltern ist klar: Bei Rosa wird es ein Mädchen, bei blau ein Junge. terschiede befragen, wird die Welt für Babys meist klar in Blau und Rosa getrennt. Auch bei Kleidung, Lebensmitteln und Spielzeug wird deutlich unterteilt: Prinzessin- Und spätestens seit Freuds Konzept der psychischen Bisexualität wissen wir, dass nen, Glitzer und Rosa ist für die Mädchen, Bagger, Ritter und Blau für die Jungen. jeder Mensch nicht nur auf der psychischen, sondern auch auf der körperlichen Ebene Schon früh werden Kinder also mit klaren Vorstellungen davon groß, was „typisch gegengeschlechtliche Anteile besitzt. Dennoch fordert die aktuelle Debatte um die Junge“ oder „typisch Mädchen“ ist. Transidentität - als einer tiefempfunden geschlechtlichen Inkongruenz - das psycho- Was aber, wenn Menschen sich nicht in diese Kategorien einteilen lassen möchten? analytische Denken in fundamentaler Weise heraus. Wie kann das Unbehagen am Wenn sie sich „anders“ fühlen, sich nicht mit dem ihnen zugeschriebenen Geschlecht eigenen Geschlecht und der Geschlechtlichkeit verstanden werden? Was macht es identifizieren? der Psychoanalyse so schwer, vom Genderdiskurs zu profitieren? Oder gibt es etwas Neben der biologischen Pluralität von Geschlechtern, gibt es eine Vielzahl von der Psychoanalyse Inhärentes, was dem Genderdiskurs entgegensteht? Wie können Geschlechtsidentitäten, die sich vom biologischen Geschlecht unterscheiden und sich die poststrukturalistischen Ideen und Perspektiven aus den Queer Studies in der bis ins Kleinste zu differenzieren scheinen. psychoanalytischen Theorie und Praxis berücksichtigt werden oder sind sie in Freuds Die zunehmende Öffentlichkeit hat in den letzten Jahren nicht immer dazu beigetra- Konzept der (verdrängten oder verworfenen) Bisexualität immer schon inbegriffen? gen,Verständnis zu generieren. Noch heute zählen Geschlechtsidentitäten und De- Und wie können wir ein kritisches Bewusstsein hinsichtlich der patriarchalen und batten ums „Gendern“ zu den am Hitzigsten geführten Diskussionen. Selten werden zumeist heteronormativen Diskurse etablieren, die auch in die psychoanalytische diese unter sachlichen Gesichtspunkten und anhand von Fakten geführt. Theoriebildung einwirken? Wie lässt sich Transidentität jenseits von vorschneller Pa- Im Gegenteil: Gefühlte „Wahrheiten“, diffuse Wut, Unverständnis und Beleidigungen thologisierung und vorauseilender Affirmation denken? Und wie gehen wir damit um, führen solche Diskussionen an. wenn unsere Patient:innen von uns nicht nur den Verzicht auf Geschlechtspronomen Darum freue ich mich, dass Sie sich in Ihrer Jahrestagung dem Thema unter fachlichen fordern, sondern wenn die sexuelle Orientierung der Patient:innen im psychoanalyti- Gesichtspunkten widmen und sich aus Expertensicht den Herausforderungen für Ihre schen Prozess nicht befragt werden darf? Wann sprechen wir von Pathologie und wie berufliche Praxis stellen. entgehen wir der Gefahr der Pathologisierung? Wie sind diese Fragen, die mit dem Ich wünsche Ihnen für Ihre Tagung gute Gespräche, interessante Erkenntnisse und Thema der Transsexualität in unser Bewusstsein drängen mit der Historie der erhellende Antworten auf die Fragen, die sich Ihnen stellen. Homosexualität verknüpft und wie wird damit in den psychoanalytischen Institutio- nen und in der Ausbildung von Analytiker:innen umgegangen? Mit unserer Jahresta- Mit freundlichen Grüßen gung möchten wir den Versuch wagen über diese Fragen mit Ihnen und den geladenen Referent:innen nachzudenken. Wir hoffen auf einen lebendigen Austausch über all die Ihr Verwirrungen und Verwicklungen um Geschlecht, Sexualität und Identität. Peter Kleine Oberbürgermeister der Stadt Weimar Klaus Grabska Ada Borkenhagen Vorsitzender der DPG Leiterin der Vorbereitungsgruppe 2 3
Programm Donnerstag 08. Juni 2023 Die Tagung wurde vorbereitet von 15:00 h Öffnung des Tagungsbüros Beate Blank-Knaut Großer Saal Ada Borkenhagen 16:00 – 16:30 h Eröffnung Thilo Eith Klaus Grabska,Vorsitzender der DPG Klaus Grabska Ada Borkenhagen, Leiterin der Vorbereitungsgruppe Bernd Heimerl Ralf Kirsten, Grußwort des Bürgermeisters der Stadt Iris Lauenburg Weimar Susen Werner 16:30 – 17:45 h Eröffnungsvortrag Kulturprogramm Eckehard Pioch Mattias Kayser Sexualität und Geschlechteridentität: Das Unbehagen der Psychoanalytiker:innen in einer Kultur wachsender Mög- Coverbild des Programmheftes lichkeiten und schwindender Gewissheiten Transluzide / Farbstücke 06/15, 2015 Moderation: Klaus Grabska verschiedene Farblacke auf 2 Polyesterplatten 80 x 250 cm 17:45 - 18:30 h Come Together Foto: Margareta Hesse Empfang mit Imbiss Gestaltung des Programmheftes 18:30 – 20:00 h Verleihung des Sigmund-Freud-Kulturpreis an Peter Fischer-Piel Prof. Dagmar Herzog Klaus Grabska,Vorsitzender der DPG Laudatio Ada Borkenhagen Öffentlicher Vortrag Prof. Dagmar Herzog „Cold War Freud: Eine unerwartete Geschichte“ Moderation: Prof. Ada Borkenhagen 4 5
Freitag 09. Juni 2023 Freitag 09. Juni 2023 Großer Saal Paula-Irene Villa Braslavsky Seminargebäude Raum 4 Sebastian Thrul 09:00 - 10:30 h (Un)Verfügbar: Zur Liminalität von Geschlecht 15:00 – 16:15 h Heterosexuelle Männlichkeit jenseits der und Sexualität Binaritäten – eine Sexualforschung Moderation: Ada Borkenhagen Moderation: Antje v. Boetticher 10:30 - 11:00 h Kaffeepause Seminargebäude Raum 5 Bahar Qurban 15:00 – 16:15 h Ungewissheit und Uneindeutigkeit in der 11:00 - 12:30 h Esther Hutfless Transition (Fallbeispiel) Vom Käfig der Geschlechtlichkeit Moderation: Frank Dirkopf Geschlecht aus der Perspektive psychoanalyti- scher Gender-, Queer- und Trans-Studies VIP-Lounge 1 Nord Berufspolitisches Forum: Psychoanalytische Ausbil- Moderation: Beate Blank-Knaut 15:00 – 17:00 h dung im Spannungsverhältnis zwischen Ideal und äußerer Realität. 12:30 – 15:00 Mittagspause Wie beeinflussen die neuen Rahmenbedingungen unsere Aus- und Weiterbildung? Flügelsaal 1 Nord Großgruppe (nur für Mitglieder der DPG) Moderation: Beate Blank-Knaut 12:45 – 14:15 h Leitung: Renate Grønvold Bugge VIP-Lounge 2 Süd Arbeitskreis Hochfrequente Psychoanalyse Flügelsaal 2 Süd Großgruppe (nur für Kandidat:innen der DPG) 15:00 – 17:00 h Thomas Reitter, Sonja Körber, Martina Müller 12:45 – 14:15 h Leitung: Marita Barthel-Rösing „Innere und äußere Widerstände gegen hochfrequente psychoanalytische Behandlungen“. Das Einbringen von eige- Flügelsaal 1 Nord Anne-Sophie Metz, Mitja Seibold nen Erfahrungen und ggf. von Fallvignetten ist ausdrücklich 15:00 – 16:15 h Vortrag 1: Mein Geschlecht ist mein Geschlecht erwünscht. Anmeldung bei den Leiter:innen (bitte an alle) ist mein Geschlecht bis zum 21.04.2023. Jonas Lauterbach, Tamara Logemann 16:15 – 16:30 h Kaffeepause Vortrag 2: Mein Geschlecht ist ein Geschlecht ist kein Geschlecht Seminargebäude Raum 3 Gisela Grünewald-Zemsch, Andreas Herrmann, Moderation: Iris Lauenburg 16:30 – 17:30 h Tilmann Watzel Forum: Abschluss der Ausbildung – Wie weiter Flügelsaal 2 Süd Arbeitsgemeinschaft Migration (Theo von der Marwitz, in der DPG? 15:00 – 16:15 h Amrei Weinhöppel, Bernd Heimerl) Referent: Bernd Heimerl Seminargebäude Raum 4 Workshop Fokalwerkstatt Queering migration: Sequentielle Traumatisie- 16:30 – 17:30 h Ludwig Lewandowski rung und LGBTQI + Erfahrungen in der Migrationsbewegung Foyer Imbiss für Teilnehmer:innen der Mitgliederver- Moderation: Dagmar Bielstein 17:30 – 18:00 h sammlung Seminargebäude Raum 3 Jakob Tröndle Großer Saal 15:00 – 16:15 h Freud gegen Freud? Quellen des Unverständnis- 18:00 – 23:00 h Mitgliederversammlung ses zwischen gender theory und Psychoanalyse Moderation: Harald Kamm 6 7
Samstag 10. Juni 2023 Samstag 10. Juni 2023 Großer Saal Avgi Saketopoulou VIP-Lounge 2 Süd Gisela Grünewald-Zemsch & Burkhard Brosig 09:00 – 11:00 h Reflections on gender and the infantile sexual: 15:00 – 17:00 h Jenseits der (institutionellen) Binarität: Die how we work with it and how it works us ersten postgradualen Jahre. Zur Frage der genera- Moderation: Bernd Heimerl tiven Entwicklung der psychoanalytischen Identität(en) in DPV und DPG 11:00 – 11:30 h Kaffeepause Seminargebäude Raum 3 Reimer Hinrichs 11:30 – 13:00 h Ulrike Kadi 15:00 – 16:30 h Latente Homosexualität – Psychogenese und Überlegungen zum Sexualen im Denken von klinische Relevanz Sexuellem Moderation: Sabine Warneke Moderation: Monika Englisch Seminargebäude Raum 4 Kasuistisch-technisches Seminar für DPG- und 13:00 – 15:00 h Mittagspause 15:00 – 16:30 h DPG-IPV-Kandidat:innen mit Maria Johne (DPV) Moderation: NN Flügelsaal 1 Nord Großgruppe (nur für Mitglieder der DPG) 13:15 – 14:45 h Leitung: Renate Grønvold Bugge Seminargebäude Raum 5 Ilka Schröder 15:00 – 16:30 h Trans, Geschlecht, Biologie und Soziales Flügelsaal 2 Süd Großgruppe (nur für Kandidat:innen der DPG) Moderation: Lutz Garrels 13:15 – 14:45 h Leitung: Marita Barthel-Rösing 16:30 - 17:00 h Kaffeepause Flügelsaal 1 Nord Arbeitsgemeinschaft Ethischer Diskurs 15:00 – 16:30 h (Bettina Herrmann, Bernd Ahrbeck) Seminargebäude Raum 3 Vortrag des Benedetti-Preisträgers Dr. Alexander Korte 17:00 – 18:00 h Moderation: Marco Conci „Leider versteht sich das Moralische doch nicht von selbst.“ Seminargebäude Raum 4 DPG-Schreibwerkstatt 17:00 – 18:00 h Regine Mahrer, Falk Stakelbeck, Herbert Will Flügelsaal 2 Süd Günther Holler 15:00 – 16:30 h Der Ödipuskomplex des gesunden schwulen Seminargebäude Raum 5 Forum der Kandidat:innen der DPG Mannes 17:00 – 18:00 h Moderation: Barbara Kowalenko Kleiner Saal Arbeitsgemeinschaft Gender und 15:00 – 17:30 h Psychoanalyse: Öffentliche Filmvorführung „Genderation“ mit Monika Treut (Regisseurin) Moderation: Bernd Heimerl VIP-Lounge 1 Nord Rainer Krause 15:00 – 16:30 h Über die fehlende Kohärenz der menschlichen Sexualität Moderation: Heidi Spanl 8 9
Sonntag 11. Juni 2023 Gremiensitzungen (Einladung erfolgt separat) Flügelsaal 1 Nord Großgruppe (nur für Mitglieder der DPG) Mittwoch 07. Juni 2023 08:00 – 09:30 h Leitung: Renate Grønvold Bugge VIP-Lounge 1 Nord Sitzung des Ausbildungsausschusses Flügelsaal 2 Süd Großgruppe (nur für Kandidat:innen der DPG) 14:00 – 17:00 h 08:00 – 09:30 h Leitung: Marita Barthel-Rösing VIP-Lounge 2 Süd Sitzung der IPV-Beauftragten Großer Saal 14:00 – 17:00 h 09:45 – 11:00 h Monika Gsell Wahlverwandtschaften. Zu Judith Le Soldats 17:00 – 18:00 h Imbiss Konzeption von «Homosexualität» Moderation: Inge Gmelin VIP-Lounge 1 Nord Sitzung des DPG-IPV-Lehranalytikerbeirats 18:00 – 21:00 h 11:00 – 11:30 h Kaffeepause VIP-Lounge 2 Süd Sitzung des Lehranalytikerbeirats 11:30 – 12:30 h Gibt es Homosexualität? 18:00 – 21:00 h Almut Rudolf-Petersen und Falk Stakelbeck Moderation:Thomas Litz Donnerstag 08. Juni 2023 12:30 – 13:00 h Verabschiedung und Ausblick VIP-Lounge 2 Süd Sitzung des Wahlvorstands 08:30 – 10:30 h Flügelsaal 2 Süd Sitzung des Erweiterten Vorstandes 11:00 – 12:30 h 12:30 – 13:00 h Imbiss Flügelsaal 2 Süd Sitzung des erweiterten Vorstandes 13:00 – 15:00 h VIP-Lounge 2 Süd Sitzung des Beirats der Stiftung der DPG 14:00 – 16:00 h 20:30 h Stammtisch der Kandidat:innen ACC Café-Restaurant am Burgplatz 1 Um Anmeldung wird gebeten unter: buka@dpg-psa.de Ansprechpartnerin: Carina Immig, Tel.: 0151/ 677 864 18 10 11
Gremiensitzungen Kulturelles Rahmenprogramm Freitag 9. Juni 2023 Freitag 9. Juni 2023 Thematische Führung durch das „neue“ Bauhaus-Museum Großer Saal Kandidat:innenversammlung Frau Ute Ackermann bietet als Kuratorin eine Führung durch das neue Bauhaus-Mu- 14:00 – 15:00 h seum mit dem Schwerpunktthema der Geschlechter und Sexualitäten am Bauhaus Weimar an. Anlässlich des 100-jährigen Jubiläums des 1919 in Weimar gegründeten Flügelsaal 2 Süd DPG-Forschungsarbeit – Treffen der Interessent:innen Staatlichen Bauhauses eröffnete 2019 das neue Bauhaus-Museum Weimar und präsen- 16:30 – 17:30 h Leitung: Eckehard Pioch tiert seither die Schätze der weltweit ältesten Bauhaus-Sammlung. Als Ort der offenen Begegnung und Diskussion erinnert es an die frühe Phase der bedeutendsten Design- Seminargebäude Treffen der Vertrauensanalytiker:innen der Institute und Kunstschule des 20. Jahrhunderts und verknüpft deren Geschichte mit Fragen zur Raum 5 Lebensgestaltung von Heute und Morgen. 16:30 – 17:30 h Link: https://www.klassik-stiftung.de/bauhaus-museum-weimar/ Zeit: Freitag, 9. Juni 2023, 16:00 bis 17:00 h Großer Saal Mitgliederversammlung Treffpunkt: Bauhaus-Museum, Kassenbereich, direkt neben der Tagungshalle ab 18:00h Kosten der Führung (inklusive Eintritt): 20,00 Euro Samstag 10. Juni 2023 Samstag 10. Juni 2023 Führung durch das Nietzsche-Archiv Friedrich Nietzsche lässt sich als Vordenker vieler auf der Tagung zu diskutierenden The- Flügelsaal 2 Süd Sitzung des Redaktionsteams Homepage sen verstehen. In der Villa „Silberblick“ verbrachte er, gepflegt von seiner Schwester Elisa- 17:00 – 18:00 h Uschi Kreuzer-Haustein, u.a. beth Förster-Nietzsche, seine letzten Lebensjahre. Nach seinem Tod ließ sie das Gebäu- de, besonders die Archivräume, von Henry van de Velde umgestalten: Innenarchitektur Seminargebäude Gremium der Vertrauensanalytiker:innen und Ausstattung zählen zu den gelungensten Schöpfungen des belgischen Architekten VIP-Lounge 1 Nord und Designers. Der Besuch bietet also einerseits philosophische Einblicke (Nietzsche- 17:00 - 18:00 h Ausstellung), andererseits ein einmaliges Jugendstil-Ensemble. Der Leiter des Kolleg Friedrich Nietzsche Professor Dr. Helmut Heit wird durch das Nietzsche-Archiv führen. Link: https://www.klassik-stiftung.de/nietzsche-archiv/ Ort: Humboldtstr. 36, 99425 Weimar (Buslinie 6 fährt Samstag um 12:45, 14:45, 16:45 in fünf Minuten bis fast vor das Archiv (Haltestelle Wilhelm-Külz-Straße) - oder zu Fuß ca. 20 min von der Tagungshalle. Zeit: 17:00 bis 18:00 h Treffpunkt: Nietzsche-Archiv, Kassenbereich Kosten der Führung (inklusive Eintritt): 15,00 Euro Ein Besuch der Gedenkstätte Buchenwald ist individuell möglich, Buslinie 6 vom Goetheplatz stündlich um XX:45 h bis Haltestelle Gedenkstätte Buchenwald. Festabend Ort: Weimarhalle Großer Saal 19:15 h Sektempfang im Foyer 19:45 h Vegetarisches Abendbuffet 21:00 h Erna P! Musikalische Köstlichkeiten aus allen Welten, die es gibt! (Gesang mit Klavierbegleitung) 21:45 h Der Kongress tanzt mit DJane „Schuchi“ 12 13
Referent:innen und Moderator:innen Referent:innen und Moderator:innen Ahrbeck, Bernd, Prof. Dr. Herrmann, Andreas P., Dr. med. Lauenburg, Iris, Dipl.-Psych. Saketopoulou, Avgi Beim Andreasbrunnen 5, 20249 Hamburg Weißenburger Platz 8, 81667 München Xantener Str. 22, 10707 Berlin 80 University Place, #5C, New York, bernd.ahrbeck@ipu-berlin.de andreas.p.herrmann@gmx.de iris.lauenburg@googlemail.com NY 10003, USA avgisaketopoulou@gmail.com Blank-Knaut, Beate, Dr. med. Dipl.Psych. Herrmann, Bettina, Dipl. Psych. Lauterbach, Jonas, M. Sc. Belforter Str.1, 10405 Berlin Weißenburger Platz 8, 81667 München Oederweg 9, 60318 Frankfurt Seibold, Mitja, M. Sc. blank-knaut@gmx.de bettina-herrmann@gmx.de j.lauterbach@posteo.de Mendelssohnstr. 49, 60325 Frankfurt seibold@mailbox.org Boetticher, Antje von, Dipl.-Psych. Herzog, Dagmar, Prof. Lewandowski, Ludwig, Dr. rer. med Dahlmannstraße 5, 37073 Göttingen Graduate Center der City University New York, 365 Grüner Weg 36, 48329 Havixbeck Schröder, Ilka, Dipl. Pol. praxis.avboetticher@posteo.de 5th Ave, New York, NY 10016,Vereinigte Staaten info@praxis-lewandowski.de Semperstraße 24, 22303 Hamburg Dherzog@gc.cuny.edu Ilka-schroeder@gmx.de Borkenhagen, Ada, Prof. Dr. phil.-habil. Dipl.-Psych. Litz, Thomas, Dipl.-Psych. Eschenstr. 5, 12161 Berlin Hinrichs, Reimer, Dr. med. Haus-Endt-Straße 50, 40593 Düsseldorf Schwerd, Wolfgang, Dipl.-Psych. Sven-Hedin-Strasse 28, 14163 Berlin thomaslitz@gmx.com Lindenstr. 6a, 36037 Fulda Brosig, Burkhard, Prof. Dr. med. reimer@bln.de wolfgang.schwerd@gmx.de Zentrum für Kinderheilkunde und Jugendmedizin Logemann, Tamara, M. Sc. Bereich Familien- und Kinderpsychosomatik Holler, Günter, Dr. med. Mendelssohnstr. 49, 60325 Frankfurt Spanl, Heidi, Dipl.-Psych. Klinikstraße 36, 35392 Gießen Apostel-Paulus-Straße 35, 10823 Berlin Logemann.Tamara@gmail.com Pettenkoferstr. 4, 80336 München Burkhard.Brosig@psycho.med.uni-giessen.de ggmholler@yahoo.de spanl@psychotherapie-pettenkofer4.de Mahrer, Regine, Dr. med. Concetti, Ana Laura, Lic. Psych. Hutfless, Esther, Psychotherapeut:in (Psychoanalyse) Holbeinstrasse 92, CH-4051 Basel – Schweiz Stakelbeck, Falk, Dr. med. Bismarckstr. 60, 66121 Saarbrücken Taborstraße 15/28, A-1020 Wien r.mahrer@gmx.ch Prälat-Zistl-Str. 6, 80331 München praxis.concetti@gmx.de esther.hutfless@univie.ac.at falkstakelbeck@web.de Metz, Anne-Sophie, M. Sc. Conci, Marco, Dr.med. Jessen-Klingenberg, Anne, Dipl.-Psych. Mendelssohnstr. 49, 60325 Frankfurt Thrul, Sebastian, Dr. med. 80336 München, Pettenkoferstrasse 4 Frankfurterstr.4, 35037 Marburg Anne-Sophie.Metz@t-online.de Hauptstrasse 34, 4102 Binningen, Schweiz marcoconci@aol.com ajessenklingenberg@aol.de sebastian.thrul@pbl.ch Müller, Martina, Dipl.-Psych. Dirkopf, Frank, Dr. phil. Dipl. Psych. Johne, Maria, Dipl.-Psych. mueller-martina-julie@gmx.de Tröndle, Jakob, Dr. Sonnenallee 33, 12047 Berlin Gustav-Mahler-Straße 12,04109 Leipzig Poststr. 10, 69115 Heidelberg Anklamer Str. 47, 10115 Berlin dirkopf@gmx.de maria.johne@dpv-mail.de jakobtroendle@gmail.com Nadler-Herr, Gudula, Dipl.-Psych. Englisch, Monika Kadi, Ulrike, Assoz. Prof. Priv.-Doz. DDr. Herrnstr. 5, 97209 Veitshöchheim Uebelacker, Irmgard, Dr. med. Steinstr. 26, 10119 Berlin Lindengasse 41/9A, 1070 Wien g.nadler-herr@gmx.de Wilhelmstr. 49 a, 35037 Marburg monika.englisch@berlin.de Barbara.Kadi@meduniwien.ac.at i.uebelacker@web.de Qurban, Bahar, Dipl.-Psych. Garrels, Lutz, Dr. med. Kamm, Harald, Dr. rer. biol. hum. Günthersburgallee 8, 60316 Frankfurt Vetter, Ulrike, Dipl.-Psych. Kaiserstraße 50, 60329 Frankfurt am Main Untere Königstraße 26, 96052 Bamberg bahar_qurban@web.de Niedstr. 16, 12159 Berlin l.garrels@t-online.de harald.kamm@bnv-bamberg.de ulrike.vetter@posteo.de Pioch, Eckehard Gmelin, Inge, Dipl.-Psych. Körber, Sonja, Dipl.-Psych. Zehdenicker Str. 8a, 10119 Berlin Villa Braslavksy, Paula-Irene, Prof. Dr. Charlottenstr. 23, 70182 Stuttgart Biernatzkistr. 33, 22767 Hamburg eckehard.pioch@t-online.de paula.villa@lmu.de inge.gmelin@posteo.de sonkoe@snafu.de www.gender.soziologie.uni-muenchen.de Reitter, Thomas, Dr. med. Grabska, Klaus, Dipl.-Psych. Korte, Alexander, Dr. med. dr.thomasreitter@online.de von der Marwitz, Theo, Arzt Kellinghusenstr. 27, 20249 Hamburg Nußbaumstr. 5a, 80336 München Nußbaumstr. 5a, 80336 München Neustadtscontrescarpe 68, 28199 Bremen Klaus.Grabska@t-online.de alexander.korte@med.uni-muenchen.de praxis@vdmarwitz.net Rothe, Hans-Joachim, Dr. med. Grünewald-Zemsch, Gisela, Dr. phil. Dipl.-Psych. Kowalenko, Barbara, Dr. med. Holzhausenstr. 36, 60322 Frankfurt Warneke, Sabine, Dipl.-Psych. Adolf-Braun-Str.45, 90429 Nürnberg Hagelberger Str. 11, 10965 Berlin hj.rothe@gmx.de Veghestr.11a,48149 Münster gisela.zemsch@t-online.de barbarakowalenko@t-online.de s.warneke@icloud.com Rudolf-Petersen, Almut, Dipl.-Psych. Gsell, Monika, Psychoanalytikerin Krause, Reiner, Prof. Dr. phil. Semperstraße 24, 22303 Hamburg Watzel, Tilmann, Dipl.-Psych. Scheuchzerstr. 8, 8006 Zürich, CH Strombergweg 1, 66121 Saarbrücken info@almutrudolf.de Xantener Str. 22, 10707 Berlin monika.gsell@bluewin.ch beratung@prof-rkrause.de praxis-watzel@outlook.de Heimerl, Bernd, Dr. rer. nat. Dipl.-Psych. Weinhöppel, Amrei, Psych. Rognitzstr. 10, 14057 Berlin Bruderstr. 2, 80538 München drbernd.heimerl@t-online.de a.weinhoeppel@gmx.de 14 15
Organisatorische Hinweise Organisatorische Hinweise Veranstaltungsort Anmeldung Teilnehmer: bis 15. April 2023 ab 16. April 2023 innengebühren DPG-Mitglieder 350,00 € 455,00 € DPG-Kandidat:innen 175,00 € 245,00 € Gäste 490,00 € 525,00 € Kandidat:innen anderer Insti- 227,00 € 297,00 € tute/ Fachgesellschaften Student:innen 175,00 € 245,00 € Tageskarte Vollzahler:innen 228,00 € 228,00 € Tageskarte für 133,00 € 133,00 € Kandidat:innen; Student:innen Festabend: DPG-Mitglieder 120,00 € 125,00 € und Gäste Festabend: Kandidat:innen; 70,00 € 75,00 € Student:innen Führung I: Bauhaus-Museum 20,00 € 20,00 € Führung II: Nietzsche-Archiv 15,00 € 15,00 € Bezahlung Bitte überweisen Sie den Gesamtbeitrag, einschließlich zusätzlicher Gebühren für das Rahmenprogramm, bis spätestens 15. Mai 2023 auf das Konto der DPG: Zahlungsempfänger DPG e.V. Weimarhalle Verwendungszweck Jahrestagung 2023 / Teilnehmer:innen Name und ggf. Begleit- UNESCO-Platz 1 programm, bei Tageskarten bitte zusätzlich den Tag der Teilnah- 99407 Weimar me angeben www.weimarhalle.de Bank Deutsche Apotheker- und Ärztebank IBAN DE21 3006 0601 0405 3206 82 Tagungsbüro BIC DAAEDEDDXXX Maren Budke in der Weimarhalle Stornierung Donnerstag 08.06. 15:00 – 20:00 h Bei Stornierung bis zum 15. März 2023 wird die Tagungsgebühr voll erstattet, bis zum 16. April 2023 zu 50 Prozent. Danach verfällt die Teilnehmer:innengebühr. Freitag 09.06. 08:30 – 18:30 h Büchertisch Samstag 10.06. 08:30 – 18:30 h Der Büchertisch richtet wieder das Antiquariat FUNDUS, Fachbuchhandlung für Psychotherapie und Psychoanalyse aus. Sonntag 11.06. 08:30 – 13:30 h Kontakt: www.buch-fundus.de; order@buch-fundus.de 16 17
Organisatorische Hinweise Organisatorische Hinweise Kongressunterlagen und Zertifizierungen Anreise mit PKW oder Bus Ihre Tagungsunterlagen erhalten Sie im Tagungsbüro. Die Zertifizierung ist beantragt, Die Autobahn A4 ist nur zehn Minuten entfernt vom Stadtzentrum. Ab Ortseingang die Zertifikate werden im Tagungsbüro ausgegeben. ist es leicht, der Ausschilderung in die Innenstadt und dort dann den Hinweisen zum Parkhaus congress centrum weimarhalle zu folgen. Mahlzeiten In der Umgebung des Tagungshotels befinden sich verschiedene Restaurants. Eine Gedenkstätte Buchenwald, Schloss Ettersburg Sömmerda (B7 / B85) entsprechende Liste erhalten Sie im Tagungsbüro. 6 Schloss Tiefur t Hotels Best Western Premier Grand Hotel Russischer Hof Goetheplatz 2 99423 Weimar Telefon +49 3643 7740 15 4 Harry-Graf-Kessler-Str. r. Jorge-Semprùn-Platz lemmer-St Oskar-Sch www.bestwestern.de/hotels/Weimar/Best-Western-Premier-Grand-Hotel-Russischer- Bad Hersf 1 Stèp Hes han sel- e- Schloss Tiefur t elder Straße Pla tz Hof Weimarhalle 2 18 Begrenztes Zimmerkontingent, unter Stichwort „DPG“ direkt im Hotel reservieren. Erfurt (B7); Berkaer Bahnhof Über Coud 17 dem Hotel Schillerhof Weimar rayst Kege raße ltor Berkaer 19 Schützengasse 1 Bahnhof Jena (B7) 9 3 22 21 20 99423 Weimar 16 12 Telefon +49 3643 8819010 5 www.schillerhof-weimar.de 8 7 Hotel Anna Amalia Geleitstr. 8-12 14 99423 Weimar 11 10 Telefon +49 3643 49560 13 www.hotel-anna-amalia.de A 4; Rudolstadt (B85) Belvedere Jugendherberge Weimar „Germania“ Carl-August-Allee 13 weimar 1 Bauhaus-Museum Weimar 2congress centrum weimarhalle 9 Goethe- und Schiller-Denkmal 10 Haus „Am Horn“ 17 Stadtkirche St. Peter und Paul (Herderkirche) 11 Henry-van-de-Velde-Bau 18 Stadtmuseum Weimar 99423 Weimar 3Deutsches Nationaltheater Weimar 4DNT, Spielstätte E-Werk Fürstenhaus (Bauhaus-Universität Weimar) 19 Stadtschloss, Schlossmuseum Weimar 5 (Hochschule für Musik Franz Liszt 12 Herzogin Anna Amalia Bibliothek 20 Weimar Haus Gedenkstätte Buchenwald Goethes Weimar) 13 Historischer Friedhof, Fürstengruft, 21 Wittumspalais Telefon +49 3643 850490 6Gartenhaus 7 Goethe-Nationalmuseum, Goethes 8Wohnhaus und Ausstellung Russisch-orthodoxe Kirche 14 Liszt-Haus 15 Museum Neues Weimar 22 Tourist Information Weimar Markt 10, 99423 Weimar www.jugendherberge.de/jugendherbergen/weimar-germania-156 100 m 16 Schillers Wohnhaus, 500 m Schiller-Museum Zufahrt Tiefgarage Anreise mit der Bahn Ab 49,50 € (einfache Fahrt) kann die Buchung eines Veranstaltungstickets von jedem DB-Bahnhof nach Weimar (Thüringen) zum bundesweiten Festpreis über die Website der (www.weimarhalle.de/anreise-und-parken) preisgünstiger sein. Sollte das Veran- staltungsticket dort nicht angezeigt werden, ändern Sie bitte die Verkehrsmittelwahl. 18 19
Abstracts Hauptvorträge Abstracts Hauptvorträge Öffentliche Filmvorführung des Films Genderation von Monika Treut im Kleinen lichen Belastungen ernst genommen und damit einen ganz neuen Zugang zu und ein Saal der Weimarhalle. Verständnis für die innere Befindlichkeit und das Selbstgefühl von bestimmten homo- Organisiert von der Arbeitsgemeinschaft Gender und Psychoanalyse. sexuellen Männern geschaffen. Moderiert von Bernd Heimerl Esther Hutfless Auf die Frage: „Sind Sie ein Mann oder eine Frau?“ antworteten die Gendernauten Vom Käfig der Geschlechtlichkeit - Geschlecht aus der Perspektive psy- mit „Ja“. choanalytischer Gender-, Queer- und Trans-Studies „I speak to you today from this elective, refashioned cage of the ‘trans man’ of the Ein Film von Monika Treut (D 2021, 88 Minuten, OmU) ‘non-binary body’. Some will say that this, too, is a political cage: whatever the case, Im Beisein von Monika Treut wird nach dem Film mit ihr diskutiert (Questions & this cage is better than that of ‘men and women’ in that it acknowledges its status as a Answers) cage”, schreibt Paul B. Preciado in “Can the Monster speak?”, ein publizierter Vortrag, der explizit die Pathologisierung von Transpersonen im psychoanalytischen Diskurs Als M. Treut 1999 nach Kalifornien reiste, um einen Film über das Phänomen der problematisiert. Transgeschlechtlichkeit zu drehen, war San Francisco das Zentrum der Transszene. Ihr Queer und Trans haben wie kaum ein anderer Diskurs der letzten 30 Jahre unser Ver- Dokumentarfilm Gendernauts (1999) setzte den faszinierenden Künstler:innen, denen ständnis von Geschlechtlichkeit herausgefordert, vergleichbar mit der Herausforde- sie auf ihre Reise durch das Land der Neuen Geschlechter begegnet ist, ein filmisches rung unseres Verständnisses von Sexualität durch die Psychoanalyse zu Beginn des 20. Denkmal. Treut porträtierte Gender-Mixer und sexuelle Cyborgs, die ihre Körper mit Jahrhunderts. Mit der Analyse, dass Geschlecht nicht einfach eine biologische Tatsache Hilfe neuer Technologien und Biochemie verändern und damit die Identität von männ- ist, sondern als Herrschaftskategorie funktioniert, können Queer- und Trans-Studies lich und weiblich in Frage stellen. Wie die Kosmonauten durch das Weltall und die nicht nur unser Verständnis von Geschlechtlichkeit bereichern, sie verweisen uns auch Cybernauten durch die Netzkultur, so reisen die Gendernauten durch die vielfältigen auf jene Dispositive, die unser Denken prägen und die auch im analytischen Setting Welten der Sexualität. Gut 20 Jahre später kehrt Treut nach Kalifornien zurück, um mitunter zu Voreingenommenheiten und Abwertungen gegenüber gendernonkonfor- die Protagonist:innen ihres bahnbrechenden und vielfach ausgezeichneten Filmklassi- men Patient*innen führen. Ausgehend von verschiedenen Gender-Konzeptionen im kers wiederzutreffen. analytischen Diskurs geht der Vortrag der Frage nach, wie dekonstruktive Ansätze aus den Queer- und Trans-Studies für psychoanalytische Auseinandersetzungen mit Moderation: Bernd Heimerl (Arbeitsgemeinschaft Gender und Psychoanalyse) Subjektivität, Identität und Geschlechtlichkeit produktiv gemacht werden können, um Geschlechtlichkeit jenseits von Binaritäten psychoanalytisch denken zu können. Trailer: https://www.filmportal.de/node/1676281/video/1734796 Ulrike Kadi Monika Gsell Überlegungen zum Sexualen im Denken von Sexuellem Wahlverwandtschaften. Zu Judith Le Soldats Konzeption von Sexuelles und Sexuales bilden bis heute einen Fokus psychoanalytischer Theorie und «Homosexualität» Praxis, auch wenn sie in manchen gegenwärtigen psychoanalytischen Ansätzen in Die Zürcher Psychoanalytikerin Judith Le Soldat (1947–2008) hat eine in der psycho- den Hintergrund geraten sind. Einer Zwei-Geschlechterordnung widersprechende analytischen Landschaft bisher einzigartige Theorie der Homosexualität vorgelegt. „Trans“-Phänomene tauchen gegenwärtig in Analysen mehr auf als noch vor wenigen Darin beanspruchte sie sowohl, «das Naheliegende der Objektwahl» zu erklären, als Jahren. Sie enthalten Denkaufgaben über das Sexuelle, die vom Sexualen durchtränkt auch die psychische Bedeutung ganz konkreter Sexualpraktiken und «warum schwule sind. „Trans“-Phänomene können schon allein mit ihrer Heftigkeit verwirren. Aktuell Männer auf der ganzen Welt sich in öffentlichen WCs, in Parks, in Dark Rooms treffen Verwirrendes, aber auch Momente von dem, was im Umgang mit Sexuellem wie Sexu- [und] es dort miteinander treiben.» alem immer schon verwirrend war, werden in diesem Vortrag anhand von klinischem In meinem Vortrag lege ich dar, weshalb Le Soldat meines Erachtens zwar nicht die Material theoretisch untersucht. homosexuelle Objektwahl per se zu erklären vermochte, ihr aber dennoch etwas Bedeutendes gelungen ist: Sie hat die sexuellen Praktiken einer bestimmten Gruppe von schwulen Männern als Ausdruck von bestimmten, unbewussten Phantasien und als Versuch der Bewältigung von bestimmten inneren Konflikten und lebensgeschicht- 20 21
Abstracts Hauptvorträge Abstracts Hauptvorträge / Nachmittagsveranstaltungen Almut Rudolf-Petersen & Falk Stakelbeck Paula-Irene Villa Braslavsky Gibt es Homosexualität? (Un)Verfügbar: Zur Liminalität von Geschlecht und Sexualität Die Ausgrenzung Homosexueller aus den psychoanalytischen Instituten wurde in Der Vortrag zeichnet die gesellschaftliche Bedingtheit von Geschlecht und den 1990er Jahren stillschweigend aufgehoben. Diese Revision war institutionspoli- Sexualität(en) nach. Deutlich werden soll dabei, dass das ‚Gender‘-Konzept in sozi- tisch geboten, wurde aber von den vorherrschenden Konzepten nicht gedeckt – die alwissenschaftlicher Perspektive eher nicht ‚Identität‘ meint, sondern eine komplexe Theorien, die vorher die Pathologisierung von homosexuellen Entwicklungen hatten Form zwischen trägen sozialen (Ungleichheits- und Differenz-)Strukturen, mannigfal- rechtfertigen sollen, blieben weitgehend unangetastet. An diesen historischen Moment, tigen individuellen Praxen und normativer Rahmungen. Gender wäre demnach eine an diese im Grunde spannungsreiche Konstellation wollen wir erinnern. Die notwen- wirkmächtige Realfiktion, die als Element sozialer Ordnung Praxis ermöglicht und dige theoretische Debatte wurde erst vor einigen Jahren aufgenommen. reguliert. In der aktuellen Diskussion wird die Kategorie Homosexualität nun selbst in Frage Die (bedingte) Gestaltbarkeit von Geschlecht und Sexualität ist ein Kernelement gestellt. Wir stellen eine Relektüre des Ödipuskomplexes vor, die den Zusammenhang moderner Gesellschaften und moderner Subjektivität. Als körperleiblich gebundene, von anatomischer Geschlechterdifferenz, Identifikation und Phantasie bei der Aneig- materielle Dimensionen von individueller Praxis wie von gesellschaftlichen Strukturen nung des Geschlechts neu befragt, und wir zeigen aus einer queertheoretisch beein- sind gender und das Sexuelle bedingt verfügbar, also weder gänzlich voluntaristisch flussten Perspektive, dass psychoanalytische Diskurse das Phänomen Homosexualität behauptbar noch jenseits von Praxis und Normen gegeben. Wie sich darin ‚doing nicht nur beschreiben, sondern dieses für Pathologisierungen anfällige Konstrukt gender‘, gegenwärtige Polemiken um Trans* oder die (pop)kulturellen Sichtbarkeiten gleichzeitig selbst erzeugen. von ‚Queer‘ einordnen, darauf geht der Vortrag auch ein. Zur Diskussion steht am Ende die Einsicht, dass Geschlecht und Sexualität liminale Formen sind, die moderne Avgi Saketopoulou Gesellschaften und Individuen so heimsuchen wie undramatisch gelebt werden. Reflections on gender and the infantile sexual: how we work with it and how it works us Arbeitsgemeinschaft Ethischer Diskurs: „Leider versteht sich das With clinical material derived from four times weekly psychoanalytic work with a Moralische doch nicht von selbst.“ patient identifying as non-binary, Avgi Saketopoulou‘s presentation will serve as a Bettina Herrmann & Bernd Ahrbeck springboard for fleshing out psychoanalytic thinking about non-binary genders. The Referent: Alexander Korte talk will urge analysts to consider how all genders, not just non-normative or atypical Wir möchten in unserer Veranstaltung die ethischen Fragen in Zusammenhang mit ones, involve complex compromises, negotiations, and intersubjective meaning-making. der Diagnostik und Therapie von Genderdysphorie sowie mit dem geplanten Selbst- These processes, as will be discussed, do not follow the logic of linear time, but are bestimmungsgesetz diskutieren. Alexander Korte wird uns ein Einführungsreferat dazu folded into the temporality of psychic time, making après-coup central to the concep- halten. tualization of gender’s evolutive potential. Arbeitsgemeinschaft Migration: Queering migration: Sequentielle Überlegungen zum Geschlecht und zur infantilen Sexualität: wie wir damit arbeiten Traumatisierung in der queeren Migrationsbewegung und wie es uns bearbeitet Bernd Heimerl, Theo von der Marwitz & Amrei Weinhöppel Anhand von klinischem Material aus einer 4stündigen psychoanalytischen Behand- Viele Migrant:innen erleben das Warten auf eine Asylentscheidung mit einem Gefühl lung mit einem/einer Patient:in, die sich als nicht-binär identifiziert, wird Avgi Sa- des Feststeckens und des Ausgeliefertseins. Der Veranstaltung konzentriert sich auf ketopoulous Vortrag als Ausgangspunkt dienen, um das psychoanalytische Denken die Erfahrungen von queeren Personen mit dem Warten, was nicht selten re-traumati- über nicht-binäre Geschlechter zu vertiefen. Avgi Saketopolulou zeigt, dass Fragen sierend in Hinblick auf spezifische Ängste aufgrund der queeren Identität erlebt wird. nach Gender - nicht nur nicht-normative oder atypische-, komplexe Kompromisse, innere Verhandlungen und intersubjektive Bedeutungsgebung im Subjekt fordern. Die- Anne-Sophie Metz & Mitja Seibold se Prozesse folgen nicht einer Logik der linearen Zeit, sondern sind in die Zeitlichkeit Mein Geschlecht ist mein Geschlecht ist mein Geschlecht der psychischen Zeit eingebettet, wodurch das Après-Coup für die Konzeptualisie- Wir Ausbildungskandidat:innen erleben uns permanent zwischen aktuellen Diskursen rung von Geschlecht eine zentrale Denkfigur wird. und „alten“ Theorien. Was ist unsere psychoanalytische Haltung und was passiert, wenn sie auf eine institutionelle Haltung trifft, die Transidentität vielleicht ganz ande- Übersetzung Bernd Heimerl res verstehen will? Dieses Spannungsfeld in uns selbst und in der DPG wollen wir mit 22 23
Abstracts Nachmittagsveranstaltungen Abstracts Nachmittagsveranstaltungen diesem Vortrag kritisch untersuchen und berichten, was dabei passiert, wenn wir diese des Kindes folgend, massiv gegen den Versuch die Homosexuellen als eine besonders Frage generationsübergreifend stellen. geartete Gruppe abzutrennen gewehrt. Reimer Hinrichs Jonas Lauterbach & Tamara Logemann Latente Homosexualität – Psychogenese und klinische Relevanz Mein Geschlecht ist ein Geschlecht ist kein Geschlecht Der Aufsatz untersucht den Begriff der latenten Homosexualität aus unterschied- Menschen, die sich Jenseits der Binarität verorten und/oder zu einem Zeitpunkt in lichen Perspektiven, da sich eine präzise psychoanalytische Nosologie des Begriffes ihrem Leben sich im Rahmen einer Transition mit dem anderen Geschlecht identifizie- weder durch einschlägige Recherche in der mir bekannten Literatur noch im thera- ren, werden von der psychoanalytischen Theorie häufig pathologisiert zurückgelassen. peutischen Alltag als realistisch erwiesen hat. Anstatt einen gemeinsamen Raum entstehen zu lassen, wo beide Platz haben, bleiben Insbesondere der benachbarte Freud’sche Begriff der Bisexualität als konstitutionelles sie häufig unverstanden und allein. Was sagen die Betroffenen zur Psychoanalyse, was Postulat und als Merkmal zur Partnerorientierung wird psychohistorisch untersucht. sind ihre Erfahrungen? Let the queers speak. Weitere Zugänge werden angeboten durch die Darstellung der phylogenetischen Vorstufen heterosexueller Fortpflanzung, die Psychogenese manifester männlicher Ilka Schröder und weiblicher Homosexualität, die Interpretationen der frühen psychoanalytischen Trans, Geschlecht, Biologie und Soziales Orthodoxie (Abraham, Ferenczi) sowie Jungianischer Aspekte der hier involvierten In der Psychoanalyse werden vielfach cis-heteronormative Anforderungen reprodu- Grenzbereiche von latenter Homosexualität und Individuation. ziert, die dem Ziel entgegenstehen, individuellen Leidensdruck zu mindern. Dieser Ergänzend werden ontogenetische und entwicklungspsychologische Aspekte latenter Gegensatz soll anhand von Argumenten rund um (Trans-)Geschlechtlichkeit diskutiert Homosexualität sowie deren klinische Erscheinungsformen beschrieben. Hierbei wird werden: Wofür steht das biologische Geschlecht in sozialen Interaktionen und (wo) die psychoanalytische Frage vertieft, ob es sich bei der latenten Homosexualität dyna- hat es im Gegensatz bzw. in Ergänzung zum sozialen Geschlecht eine Bedeutung? misch um ein primär libidinöses Triebderivat handelt oder eher um einen psychoreak- tiven regressiven Abwehrmechanismus. Sebastian Thrul Eine Abrundung erfährt das Thema durch Exkurse zur Organmedizin (Hermaphrodi- Heterosexuelle Männlichkeit jenseits der Binaritäten – eine Sexualforschung tismus), zur Sexualpsychologie (Transsexualität, Transvestitismus), zur transkulturellen, Ein Analysand beschreibt Sex – intensiv, lustvoll, verstörend. Ein verwirrendes Bild soziologischen und historischen Entwicklung sowie zur aktuellen gesellschaftlichen männlicher Heterosexualität jenseits der Binaritäten entsteht und genuin psychoana- Akzeptanz der Epiphänomene latenter Homosexualität. Klinisch-therapeutische Über- lytische Fragen tauchen auf. Ist Sex generell verstörend, oder «queer»? Kann rigide legungen schliessen das Thema ab. Phallizität als Abwehrformation gegen diese Queerness verstanden werden? Gibt es einen spezifisch männlichen Hass auf Sex? Günter Holler Der Ödipuskomplex des gesunden schwulen Mannes Jakob Tröndle Die gesunde Entwicklung homosexuell liebender Menschen, wird am Beispiel des Freud gegen Freud? Quellen des Unverständnisses zwischen gender später schwulen Mannes beschrieben. Im »lesbischen bzw. schwulen Komplex« entwi- theory und Psychoanalyse ckelt sich das proto-homosexuelle Mädchen und der proto-homosexuelle Junge, die Ich möchte die Unterschiede zwischen Psychoanalyse und gender theory in ihren – wie auch der später heterosexuelle oder bisexuelle Mensch –, mit einer Präkon- ganz unterschiedlichen Verwendungsweisen der Psychoanalyse gegenüberstellen und zeption (Bion) in die ödipale Situation eintreten, nach Pubertät und Adoleszenz zur anhand von Butlers „Das Unbehagen der Geschlechter“ der Frage nachgehen, wie in lesbischen Frau oder schwulen Mann. die Gender-Debatte freud‘sche Denkfiguren eingehen konnten, die der Psychoanalyse jetzt als fremd gegenübertreten. Rainer Krause Über die fehlende Kohärenz der menschlichen Sexualität Workshop Fokalkonferenz Die Vorstellung die menschliche Sexualität sei etwas Einheitliches ist falsch. Man Organisation: Ludwig Lewandowski muss unterscheiden: 1. Das Gehirn Geschlecht. 2. Das Zuweisungsgeschlecht.3. die Auf Basis eines Erstinterviews wird ein Focus erarbeitet und der Prozess der Focus- Geschlechtsidentität.4. die Geschlechtsrollenidentität 5. die sexuelle Orientierung. Findung nachvollzogen. Stunden- und Konferenz-Protokolle strukturieren die gemeinsa- Freud hatte sich seinen Vorstellung der ursprünglich polymorph perversen Sexualität me Arbeit. Über die Möglichkeit zur künftigen Mitarbeit wird im Workshop informiert. 24 25
Erläuterung zum Cover des Programmheftes TRANSLUZIDE Wenn das Unsichtbare durchscheint Margareta Hesse, die an der FH Dortmund bis 2022 eine Kunstprofessur innehatte, gestaltet Bildkörper, die eigenartig anrühren. Margareta Hesse benutzt durchscheinende, industriell gefertigte Polyesterplatten als Bildträger und das Naturprodukt Schellack sowie Farblacke als Farbträger, was zu der von ihr seit 1998 konsequent verfolgten Serie der Transluziden, den durchleuchteten Bildern führte. Es handelt sich durchweg um doppelflächige Bilder. Sie bestehen aus zwei im Abstand von einigen Zentimetern hintereinander gestellten durchscheinenden, aber nicht durchsichtigen Polyesterplatten mit feiner Binnenstruktur, die deckungsgleich zuge- schnitten sind und deren Transparenz durch manuelles Anschleifen variiert werden kann. Für die Bildwirkung wesentlich ist das Licht, das zum Teil von der Bildoberfläche glänzend reflektiert wird und dabei je nach Position der Betrachtung changiert, teils aus dem Raum hinter und zwischen den beiden Bildflächen diffus hervorleuchtet. Zum statischen Element kommt etwas Bewegtes, Schwebendes. So ist Ordnung nicht starr und das Chaotische doch gebändigt: Jenseits der Binarität. Dieser Eindruck des Lebendigen im polaren (binären) Gegensatz zum geometrischen Raster wird durch die Unbestimmtheit des aus der Tiefe kommenden farbigen Lichts verstärkt. Die Bilder von Margareta Hesse sind ungegenständlich, sie stellen nichts dar und sind nicht Träger einer Bedeutung oder einer Botschaft. Sie entstehen aus dem komponie- renden, experimentierenden Spiel mit Farbe und Licht, zweckfrei. Das spielerische Ele- ment schließt eine bewusst gesetzte Ordnung nicht aus. Die Bilder zielen nicht primär auf das Suchen und Erkennen eines ordnenden Prinzips, vielmehr auf die Bereitschaft zur emotionalen Resonanz und dem Spiel mit dem Unsichtbaren. Margareta Hesse lebt und arbeitet in Berlin. In ihrer aktuellen Einzelausstellung ein schöner gedanke - so weich und spitz im Zentrum für aktuelle Kunst, Zitadelle Spandau Berlin, zeigt die für ihre Licht-/Laserinstallationen bekannte Künstlerin Margareta Hesse eine große Bandbreite ihrer künstlerischen Arbeiten aus den zurückliegenden rund 30 Jahren. Bernd Heimerl
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