Jesus begegnen - Katharina Wiefel-Jenner Ökumenische Bibelwoche 2020/2021 - Gemeindedienst der EKM
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Katharina Wiefel-Jenner Ökumenische Bibelwoche 2020/2021 Jesus begegnen Auslegungen zu sieben Abschnitten aus dem Lukasevangelium
„Maria und Elisabeth“ Betrachtung von Johannes Beer zum Bild von Christiane Oellerich zu Text 1 der Bibelwoche: Lukas 1,39–56 Dieses Bild von Christiane Oellerich ist meinen ein über den Kopf gezogenes recht hell. Sofort treten zwei senkrechte langes Gewand angedeutet zu sehen. Formen hervor. Durch den hellblauen Die rechte ist dann Elisabeth, deren Hintergrund und die in Blauschattie- dunklere Farbe das Gewand einer älte- rungen gehaltenen Formen bestimmt ren Frau symbolisiert. Die beiden sind die Farbe Blau die Arbeit. Die linke einander zugewandt. Zwischen ihnen – Form ist heller als die rechte. Beide die Verbindungen der Formen machen haben ihre Fortsetzung in einem hel- es deutlich – geschieht ein einzigartiger len Streifen, der sich in Gelb-, Orange- Dialog. Beide sind dabei von oben mit und Rottönen nach oben zieht. Oder er diesem Lichtstreifen erfüllt. Der Heili- kommt von oben und durchdringt diese ge Geist kommt, fast an Pfingstbilder durchbrochenen Formen, fließt gerade- erinnernd, in diesem Lichtstreifen, der zu in sie hinein und leuchtet mit seinen ja auch die Farbe der Flammen hat, und strahlenden Farben durch die Formen erfüllt die beiden Damen. Er ist in sie und scheint sie auszufüllen. Die Formen ausgegossen, sodass sie von innen her- wiederum öffnen sich zueinander hin. aus leuchten. Die Beziehung der beiden Zarte Linien verbinden sie miteinan- hat auf diesem Bild etwas Direktes und der, während jeweils nach außen hin die Intimes, aber die hellen Formen, die Formen geschlossen wirken. Im oberen über ihnen schweben, symbolisieren für Bilddrittel schweben helle, blattähnli- mich die gesagten Worte. Hier steigt der che Elemente. Sie sind in Weiß, Gelb, Lobgesang auf und ist in der Welt. Er Rot und auch Blau gehalten. ist mehr als das einmalige Gespräch der Natürlich ist hier nicht wirklich Ge- beiden. Seine Teile strahlen ebenfalls in genständliches auf dem Bild zu erken- den Farben des Heiligen Geistes. nen. Auch Maria und Elisabeth sind weder als typisch menschliche Figuren noch mit Händen und Füßen und Ge- sichtern zu sehen. Und doch werden für Christiane Oellerich wurde 1957 in Bre- mich auf dem Hintergrund des Lukas- merhaven geboren. Von 1977 bis 1983 hat textes im Betrachten die beiden Formen sie an der Hochschule der Künste in Ber- zu Maria und Elisabeth. Die linke ist lin studiert, wo sie zuletzt Meisterschüle- dann Maria: Die hellere blaue Marien- rin bei Hans-Jürgen Diehl war. Sie lebt farbe macht es schon deutlich. Und wir und arbeitet in Langen bei Bremerhaven.
Herausgegeben vom Gemeindedienst der Evangelischen Kirche in Mittel- deutschland (EKM) in Zusammen- arbeit mit der Arbeitsgemeinschaft Missionarische Dienste der Evangelischen Kirche in Deutschland (AMD) Redaktionelle Bearbeitung: Matthias Ansorg Umschlaglayout: Andreas Sonnhüter Innenseitenlayout und Satz: www.ronald-reinicke.de Gesamtherstellung: fehldruck GmbH Erfurt Auflage: 15.000 Bezug über Gemeindedienst der EKM Zinzendorfplatz 3 „Alte Apotheke“ 99192 Neudietendorf gemeindedienst@ekmd.de Telefon: 03 62 02–77 17 90 Telefax: 03 62 02–77 17 98 www.gemeindedienst-ekm.de
Katharina Wiefel-Jenner Jesus begegnen Auslegungen zu sieben Abschnitten aus dem Lukasevangelium
Angaben zu Texten, Liedern und Titelbild in diesem Heft Bibeltexte der Einheiten 1–7 und Psalm zur Bibelwoche Neue Genfer Übersetzung – Neues Testament und Psalmen Copyright © 2011 Genfer Bibelgesellschaft Wiedergegeben mit freundlicher Genehmigung. Alle Rechte vorbehalten. Titelbild/Bild Umschlag innen Christiane Oellerich: „Maria und Elisabet“, 2018, Mischtechnik auf Papier, 38,8 x 36,8 cm. Bildmeditation Pfarrer Johannes Beer, Herford Lied zur Bibelwoche Lobe den Herrn, meine Seele Text: Norbert Kissel (nach Psalm 103) Musik: Norbert Kissel © 1991 SCM Hänssler, Holzgerlingen Wir danken allen Partnern für die freundlichen Genehmigungen. Angabe der Lieder aus folgenden Liederbüchern: Evangelisches Gesangbuch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EG Gotteslob . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . GL Liederbuch der Evangelischen Studierendengemeinden in Deutschland „Durch Hohes und Tiefes“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . HuT
Einleitung Liebe Bibelwochenfreundinnen und Bibelwochenfreunde! Lange bevor das Covid‑19‑Virus die Jesus das Alte verändert und alles neu Welt in Beschlag genommen hat, war wird. Der dritte Abschnitt enthält einen festgelegt worden, dass im Mittelpunkt Impuls zum persönlichen Weiterdenken der Bibelwoche 2020/21 Texte zu Begeg- und eine Anleitung, die Begegnung mit nungen aus dem Lukasevangelium ste- Jesus im eigenen Leben zu suchen. hen sollten. Unser normales Leben kam Die Ökumenische Bibelwoche lebt im Frühjahr 2020 fast zum Erliegen. von der Begegnung mit Jesus, aber auch Und auch in den Kirchengemeinden hat von der Begegnung in der Gemeinde. sich vieles vollkommen verändert. Es ist davon auszugehen, dass auch Inzwischen können wir Gottesdiens- im kommenden Winter die vertrauten te wieder zusammen in den Kirchen fei- Gemeindeveranstaltungen und Bibel- ern. Viele andere Gemeindeveranstal- gespräche noch nicht wieder durchweg tungen fallen jedoch aus oder sind ins wie gewohnt stattfinden können. Daher Internet ausgelagert. Für Begegnungen sind die Auslegungen in diesem Heft müssen wir Abstand halten und in der stärker als sonst für den persönlichen Öffentlichkeit tragen wir Masken. Gebrauch, die persönliche Betrachtung Biblische Texte, in denen es um Be- und individuelle Beschäftigung mit den gegnungen geht, klingen in einem Alltag Bibeltexten gedacht. unter Masken anders. Die Auslegungen Für das gemeinsame Nachdenken zu den sieben Abschnitten aus dem und Sprechen über die sieben Abschnit- Lukasevangelium versuchen nun, den te aus dem Evangelium enthält das Heft Kern der Begegnung – ob mit Masken außerdem Ideen für eine „Bibelwoche oder unverhüllt – in den Blick zu neh- auf Abstand“. Auf diese Weise sollen men. Jede Auslegung geht zunächst dem Bibelwochengespräche zu den ausge- nach, was in der vom Evangelisten ge- wählten Abschnitten stattfinden, ob- schilderten Begegnung geschehen ist. In wohl man evtl. nicht in der Gemeinde einem zweiten Abschnitt steht im Zen- zusammenkommen kann. Für fast alle trum, was sich für diejenigen ändert, Gespräche bleiben die Teilnehmenden die Jesus begegnen. Bei allen Texten ist in ihrem Zuhause und sind per Telefon, zu beobachten, dass die Begegnung mit E-Mail und Brief mit den anderen im 7
Kontakt. Nur bei zwei Texten ist ein In- ternetzugang nötig, weil hier über eine Videokonferenz das Gespräch geführt und die Gemeinschaft hergestellt wird. Zum Ende der Bibelwoche soll es einen gemeinsamen Emmausweg mit einer Feier des Heiligen Mahles geben. Jesus ist immer wieder auf überra- schende und ungewöhnliche Weise de- nen begegnet, die ihm dann gefolgt sind. Die Begegnung mit ihm verändert das Leben. Wir sind zwar durch ein Virus gezwungen, manche vertrauten Formen in der Gemeinde aufzugeben. Und auch die Art und Weise, wie wir unser Mitei- nander leben, hat sich verändert. Jesus aber nutzt alle Möglichkeiten, damit wir ihm begegnen. So hoffe ich, dass die Vorschläge für eine andere Weise des Bibelwochengesprächs eine Hilfe für die Begegnungen miteinander und mit Jesus sind. Mögen Sie in Gesundheit und mit Freude zur Ökumenischen Bibelwoche 2020/21 zusammenkommen – auf wel- che Weise auch immer dies geschieht. Berlin, Juli 2020 Katharina Wiefel‑Jenner 8
Hüpfen und Hoffen Lukas 1,39–56 Maria und Elisabeth 39Nicht lange danach machte sich Ma- glücklich preisen – jetzt und in allen ria auf den Weg ins Bergland von Juda. kommenden Generationen. 49Er, der So schnell sie konnte, ging sie in die Mächtige, hat Großes an mir getan. Stadt, 40in der Zacharias wohnte. Sie Sein Name ist heilig, 50und von Genera- betrat sein Haus und begrüßte Elisa- tion zu Generation gilt sein Erbarmen beth. 41Als Elisabeth den Gruß Marias denen, die sich ihm unterstellen. 51Mit hörte, hüpfte das Kind in ihrem Leib. starkem Arm hat er seine Macht bewie- Da wurde Elisabeth mit dem Heiligen sen; er hat die in alle Winde zerstreut, Geist erfüllt 42und rief laut: »Du bist die deren Gesinnung stolz und hochmütig gesegnetste aller Frauen, und gesegnet ist. 52Er hat die Mächtigen vom Thron ist das Kind in deinem Leib! 43Doch gestürzt und die Geringen emporgeho- wer bin ich, dass die Mutter meines ben. 53Den Hungrigen hat er ›die Hän- Herrn zu mir kommt? 44In dem Au- de‹ mit Gutem gefüllt, und die Reichen genblick, als ich deinen Gruß hörte, hat er mit leeren Händen fortgeschickt. hüpfte das Kind vor Freude in meinem 54Er hat sich seines Dieners, ›des Volkes‹ Leib. 45Glücklich bist du zu preisen, weil Israel, angenommen, weil er sich an das du geglaubt hast; denn was der Herr dir erinnerte, was er unseren Vorfahren zu- sagen ließ, wird sich erfüllen.« 46Da sag- gesagt hatte: 55dass er nie aufhören wer- te Maria: »Von ganzem Herzen preise de, Abraham und seinen Nachkommen ich den Herrn, 47und mein Geist jubelt Erbarmen zu erweisen.« 56Maria blieb vor Freude über Gott, meinen Retter. etwa drei Monate bei Elisabeth und 48Denn er hat mich, seine Dienerin, kehrte dann nach Hause zurück. gnädig angesehen, eine geringe und un- bedeutende Frau. Ja, man wird mich 9
I Maria, Elisabeth, ein Gruß und ein Lied Was geschah im Haus von Zacharias und Elisabeth? Zwei Frauen begegnen einander. Zwei dass Gott in ihnen und durch sie wirkt schwangere Frauen treffen sich. Die und sich in dieser Welt Raum schafft. eine ist jung, die andere nicht mehr ganz Das Kind der Elisabeth hüpft vor Freu- so jung. Täglich geschieht dies. Über- de. Was alle anderen von außen nicht all auf der Welt besuchen sich Frauen, erkennen können, wissen diese zwei um einander vom eigenen Glück zu Schwangeren. Unvorstellbare Freude erzählen, um miteinander ihre Sorgen löst das Kind der Maria schon jetzt aus, zu teilen, um einander zu trösten, ein- obwohl es noch vor den Augen verbor- ander zu helfen, füreinander da zu sein. gen ist. Die Begegnung der beiden Frau- Sie begrüßen einander. Sie lächeln sich en ist vom ersten Moment an von diesem gegenseitig an. Sie rufen den Namen Wissen durchdrungen: Gott handelt an der anderen mit Freude aus. Sie laufen ihnen und durch sie. Unvorstellbare aufeinander zu. Sie umarmen sich. Sie Freude wird mit den Kindern dieser haken sich unter. Sie sprechen und spre- beiden Frauen geboren. Diese Freude chen. Der Fluss der Worte versiegt so wird eines Tages vor allen Augen offen schnell nicht. Mitten in der alltäglichen sein. Das noch nicht geborene Kind der Welt wächst eine Insel aus Vertrautheit Elisabeth macht nur den Anfang mit und Verbundenheit. Zu allen Zeiten be- der überwältigenden Freude. Am Ende gegnen sich Freundinnen und Verwand- werden die hüpfen, die jetzt keine wei- te und bauen gemeinsam an dieser Insel ten Sprünge machen können. Das Elend der Zusammengehörigkeit. dieser Welt bleibt keine ewige Last, die So begegnet Maria ihrer Vertrauten und Armen werden vor Freude hüpfen und Freundin Elisabeth. Maria hat tausend die Not abschütteln. Elisabeth hat be- Gründe, Elisabeth zu besuchen. Jeder reits eine Ahnung davon und fasst diese ist bedeutsam genug, um eine anstren- Freude in die Worte ihres Grußes. Sie gende Reise von Nazareth in Galiläa bejubelt Maria und ihr Kind mit Wor- nach Judäa zum Haus des Zacharias ten, die sich tief in das Gedächtnis der anzutreten. Maria ist schwanger, und Menschheit eingegraben haben. Die auch Elisabeth ist schwanger. So alltäg- Insel der Vertrautheit, die Maria und lich es ist, dass Frauen Kinder erwarten, Elisabeth für sich aufbauen, wird zu so ungewöhnlich sind doch diese beiden einem Zufluchtsort für den Glauben. Schwangerschaften. Die eine Frau ist Generationen wiederholen die Worte zu jung für ein Kind, die andere zu alt. der Elisabeth und lieben diesen Gruß, Außergewöhnlich ist das Geschehen je- der zum Ausdruck ihrer Freude an dem doch auch für die ganze Welt. Im Leben Kind der Maria wird. von diesen beiden Frauen verbirgt sich Gottes Eingreifen. Sie hatten es mit den eigenen Ohren gehört. Engel waren da und nun spüren sie es im eigenen Leib, 10
II Maria singt davon, wie Gott alles neu macht Maria und Elisabeth tragen Kinder in ist sie fähig, über Gottes Tun an ihr zu diese Welt, die alles neu machen. Auf jubeln. Die Begegnung mit der anderen der Insel ihrer wunderbaren Vertraut- Frau und ihrer Vertrauten öffnet ihren heit erleben Maria und Elisabeth im Mund und ihr Herz. Sie braucht die Voraus, wie Gott alles neu macht und Gemeinschaft mit ihrer Freundin, um das Vertraute umkehrt. Schon mit ihrer Gottes Wirken laut zu loben. Die Insel Begegnung im Haus des Zacharias be- der Vertrautheit und Begegnung mit ginnt das Neue, das Gott mit den Kin- Elisabeth ist der Ort der Freude über dern von Elisabeth und Maria für die Gott, über das Kind und über die Zu- Welt will. An ihren Kindern wird für kunft, die mit ihrem Kind beginnt. Bei alle Welt sichtbar werden, dass Gott die Elisabeth kann ihre Seele besingen, was Rangordnung in dieser Welt umkehrt. Gott an Großem tut. Ihre Freude über Johannes und Jesus sind die Kinder ar- Gott hat einen Ort, und das ist der Ort, mer Leute, aber sie werden den Mäch- an dem ungeteiltes Vertrauen und der tigen entgegentreten. Sie werden mit Glaube zusammenkommen. Elisabeths Demut die Hochmütigen entlarven und Worte werden seit Jahrhunderten Tag den Gewalttätern die Stirn bieten. Sie für Tag wiederholt. Auch die Worte Ma- werden Gottes Vorliebe für die Schwa- rias wurden zum Lied, das täglich an- chen sichtbar machen und mit Worten gestimmt wird. Gestern und heute und und Taten die Menschen dazu locken, so lange Menschen dem Sohn der Maria dem Gott Israels mehr zuzutrauen als vertrauen, werden Marias Worte Abend den Herrschern über Geld und Waffen. für Abend gesungen. Die Insel der Ver- Sie werden an Abraham erinnern und bundenheit, die Maria und Elisabeth daran, dass der Gott Israels seine Ver- bewohnen, ist durch Marias Loblied ein sprechen hält. Johannes und Jesus wer- Trostort und ein Kraftort für den Glau- den zuerst Israel und dann aller Welt ben vieler. den Weg aus dem Schatten des Todes und hin zum Frieden weisen. Durch die Kinder von Maria und Elisabeth macht Gott die Schwachen stark und die Mächtigen schwach. So wie Elisabeth eine Ahnung von der Freude hat, die das Kind der Maria in die Welt trägt, so weiß auch Maria, dass Gott mit ihrem Kind alles neu macht. In Nazareth hatte der Engel es ihr verkündet. Als der En- gel zu ihr kam, konnte sie nicht mehr als Ja zu dem sagen, was ihr geschieht. Erst als sie von Judäa zu Elisabeth kommt, 11
Ein Impuls zum Weiterdenken Maria und Elisabeth begrüßen einan- deutsamer ist der Gruß. Wir brauchen der. Der Gruß ist Freundlichkeit und es, einander zu grüßen, um einander zu Freude. Er ist Einladung, sich der Ge- vertrauen, gemeinsam Sorgen zu tragen, genwart Gottes zu erinnern. Wenn wir das Glück und den Glauben zu teilen. einander grüßen, geben wir einander Maria und Elisabeth grüßen einander die Hand, umarmen einander. In den und vergewissern sich gegenseitig, wie Zeiten von erzwungenem Abstand wer- Gottes Eingreifen die Welt verändert. den die Ellbogen zum Gruß sacht an- Sie haben einander, um wahrzunehmen, einandergestoßen. Man verbeugt sich was Gott tut und darüber zu jubeln. Sie voreinander, hält vor die Brust die ge- brauchen die anderen. geneinander gelegten Hände oder man Wen brauchen wir, um Gott wahrzu- winkt sich zu. Der Gruß bleibt, und je nehmen und Gott zu loben? Wie begrü- gefährlicher die Zeiten sind, desto be- ßen wir einander? Jesus begegnen Ich höre den Klang der Stimmen, die mir vom Glauben erzählt haben. Ich erinnere mich an die Begegnungen, die mein Herz höherschlagen ließen. Ich erinnere mich an Worte, die mein Innerstes berührt haben. Ich erinnere mich an die Lieder, die ich lauthals gesungen habe. Ich singe und bete. Ich buchstabiere die Worte, mit denen andere vor mir Gott gelobt haben. Ich lobe Gott. Gebet Wunderbarer Gott, du kommst zu uns. Du machst alles neu. Beginne heute damit. Du bist deinen Versprechen treu. Erinnere dich daran, dass die Hungrigen Gerechtigkeit brauchen. Du bist der Atem unseres Glaubens. Sing mit uns vom Frieden und vom Sieg über den Tod. Dir vertrauen wir uns an, heute und alle Tage. Amen. 12
Lieder EG GL HuT Ich lobe meinen Gott von ganzem Herzen 272 400 Du meine Seele, singe 302 Hoch hebt den Herrn mein Herz 309 Halleluja, wir loben dich 94 Den Herren will ich loben ♦ 604 395 Magnificat (Kanon) ♦ 605 390 7 ♦ Anhang Bayern/Thüringen BIBELWOCHE AUF ABSTAND Telefongespräche zu zweit Voraussetzungen Die Teilnehmenden haben einen Telefonanschluss. Jeweils zwei Teilnehmende bilden ein Team und verabreden sich für ein Telefonge- spräch von ca. einer halben Stunde. Sie erhalten einen Vorschlag für den Ablauf des Telefonats. Drei Schritte 1. Jede*r liest der/dem anderen den Bibeltext vor (aus der eigenen Bibel oder aus dem Teilnehmerheft). 2. Austausch über drei Themen oder Fragen a) Was für eine Hoffnung bewegt die beiden Frauen? b) Ist meine Hoffnung so stark wie die der beiden Frauen? Worauf hoffe ich? c) Was erhoffe ich von Gott und wofür lobe ich Gott? Für jede Frage bzw. jedes Thema schreiben beide Teilnehmende ein Wort auf. 3. Die Leitung sammelt die Worte ein (per Telefon/E-Mail etc.). Alle Worte werden zusammengestellt (auf ein Blatt oder in einer Datei z.B. als Wordcloud) und wer- den zusammen mit dem Gebet aus dem Teilnehmerheft (ergänzt um Wochen- spruch oder Herrnhuter Losung) und einem Dank fürs Mitmachen (ggf. ergänzt um Ankündigungen oder Nachrichten aus der Gemeinde) allen zugeschickt, die an den Telefongesprächen beteiligt waren. 13
Rufen und Berufen Lukas 5,1–11 Der Fischzug des Petrus 1Eines Tages stand Jesus am See Gen- kommen und mit anpacken. Zusammen nesaret; eine große Menschenmenge füllten sie die beiden Boote, bis diese drängte sich um ihn und wollte das schließlich so voll waren, dass sie zu Wort Gottes hören. 2Da sah er zwei sinken drohten. 8Als Simon Petrus das Boote am Ufer liegen. Die Fischer wa- sah, warf er sich vor Jesus auf die Knie ren ausgestiegen und reinigten ihre Net- und sagte: »Herr, geh fort von mir! Ich ze. 3Jesus stieg in das Boot, das Simon bin ein sündiger Mensch.« 9Denn ihm gehörte, und bat ihn, ein Stück weit und allen, die bei ihm ›im Boot‹ waren, auf den See hinauszufahren. So konnte war der Schreck in die Glieder gefah- er im Boot sitzen und von dort aus zu ren, weil sie solch einen Fang gemacht den Menschen sprechen. 4Als er auf- hatten, 10und genauso ging es Jakobus gehört hatte zu reden, wandte er sich und Johannes, den Söhnen des Zebedä- an Simon und sagte: »Fahr jetzt wei- us, die zusammen mit Simon Fischfang ter hinaus auf den See; werft dort eure betrieben. Doch Jesus sagte zu Simon: Netze zum Fang aus!« 5Simon antwor- »Du brauchst dich nicht zu fürchten. tete: »Meister, wir haben uns die ganze Von jetzt an wirst du ein Menschenfi- Nacht abgemüht und haben nichts ge- scher sein.« 11Da zogen sie die Boote an fangen. Aber weil du es sagst, will ich Land, ließen alles zurück und schlossen die Netze auswerfen.« 6Das taten sie sich ihm an. dann auch, und sie fingen eine solche Menge Fische, dass ihre Netze zu reißen begannen. 7Deshalb winkten sie den Fischern im anderen Boot, sie sollten 14
I Jesus, eine Menschenmenge und drei Fischer Was geschah am See Gennesaret? In Kapernaum begegnet Jesus den Men- aber trotzdem zu erkennen, wie absurd schen, mit denen er zusammen unterwegs Jesu Idee ist. Zu Simons Berufskompe- sein möchte. Hier findet er diejenigen, die tenz gehört es, nicht am hellen Tag zu fi- ihm zur Seite stehen und ihm helfen wer- schen. Gefischt wird nachts. Simon und den. Von hier aus bricht Jesus auf, hier- seine Freunde nutzen große Schlepp- hin kehrt er immer wieder zurück. Hier netze, die sie auf den See werfen. Die erwarten ihn nicht nur Menschen, die Fische können am Tag die Netze erken- von ihm geheilt werden wollen. Hier lau- nen, wenn das Sonnenlicht auf den See fen ihm nicht nur die entgegen, die ihn fällt. Am Tag begeben sich die Fische bedrängen und nur auf ihre eigene Not nicht in die ausgebreiteten Fallen. Die schauen. In Kapernaum leben auch die, Fischer brauchen die Dunkelheit und die ihrerseits für Jesus da sein wollen: arbeiten nachts. Zur Professionalität seine Unterstützer*innen, seine Freun- der Fischer gehört es außerdem, dass de, Freundinnen, Schüler, die Jünger. man nicht allein auf den See fährt. Man Simon lebt hier mit seiner Frau, seiner braucht zwei Boote, um den Fang aus Schwiegermutter und seiner Familie. dem Wasser zu holen. Zwölf bis vier- Hier arbeiten Simon, Jakobus und Jo- zehn Menschen sind zum Einholen der hannes als Fischer. Der See Gennesa- gefüllten Netze nötig. Auf Jesu Bitte hin ret ermöglicht ihnen ein bescheidenes handeln Simon, Jakobus und Johannes Einkommen. Sie sind keine Hungerlei- gegen die Regeln des eigenen Berufes der oder Tagelöhner. Sie besitzen Boo- und werden durch einen wunderbaren te, Netze und Häuser. Diesen Fischern Fischfang belohnt. begegnet Jesus also in Kapernaum. Von Bisher hatte Jesus gepredigt, Kran- Simon und seinen Freunden lässt er sich ke geheilt, gelehrt. Er hatte sich als Pro- helfen. Auf sie verlässt er sich. Sie fah- phet und Arzt gezeigt. Wer ihm begeg- ren ihn auf den See hinaus, damit die nete, erlebte einen außergewöhnlichen Menschenmenge ihn nicht bedrängen Menschen. Mit dem, was nun geschieht, kann. Sie geben ihm ein Boot, das Jesus zeigt Jesus, dass er nicht nur ein außer- als Lehrstuhl benutzt. Sie helfen Jesus. gewöhnlicher Lehrer ist. Die Menschen, Ganz selbstverständlich verschaffen sie an denen ihm besonders liegt und mit ihm einen kleinen Schutzraum. So wie denen er zusammenwirken will, sollen Jesus für die Kranken da ist, sind sie für erkennen, wer er ist. Und sie werden Jesus da. Daran ändert auch Jesu be- gewahr, dass sie nicht nur einem Arzt fremdliche Aufforderung, am Tag zum und Propheten geholfen haben. Sie er- Fischfang hinaus auf den See zu fahren, leben ein Wunder, und das ist größer als nichts. Sie stehen zu Jesus. Für ihn sind alles, was sie zuvor erlebt haben. Das sie sogar bereit, die eigenen Berufsüber- Wunder ist wichtiger als alle Hilfe, die zeugungen zu ignorieren. Der erfahrene Jesus ihnen gegeben hatte, und wichti- Fischer Simon zögert zwar nicht, gibt ger als alle Unterstützung, die sie Jesus 15
geben konnten. Sie erleben, wie ihnen sus noch einen einfachen Satz hinzu. Er in Jesus Gott begegnet. Gottes Nähe zu beruft Simon ohne große Worte, ohne erleben, lässt sie erstarren. Sie spüren, genaue Handlungsanweisung, ohne Be- wie klein und unzulänglich sie sind. Aus fehlston. Jesus sagt nichts weiter als: „In dieser Erstarrung befreit Jesus sie mit Zukunft wirst du Menschen fangen.“ den gleichen Worten wie die Engel bei der Ankündigung seiner Geburt und in der Weihnachtsnacht. „Fürchtet euch nicht!“, sagt Jesus. Und dann fügt Je- II Die Boote bleiben liegen und alles wird neu Als Simon, Johannes und Jakobus von Simon, Jakobus und Johannes bleiben ihrer nächtlichen Arbeit zurückkehrten in ihrem Beruf und doch wird alles neu. und noch aufräumten, ahnten sie nicht, Sie werden keine Boote und keine Netze dass sich noch am gleichen Tag ihr Le- mehr brauchen, aber ihre Kenntnisse, ben von Grund auf ändern würde. Je- ihr Gespür, ihre Kollegialität und ihre sus nimmt ihre Hilfe in Anspruch und Aufmerksamkeit für Wind und Wetter dann verändert er alles. Mitten in ihren werden sie weiter brauchen. Sie werden Alltag hinein tritt Jesus, und alles wird Menschen für Jesus „fangen“. neu. Simon und die beiden anderen ha- Jesus hat nun in Kapernaum Men- ben allerdings auch das Ihre getan, dass schen gefunden, die ihm helfen. Er Jesus ihrem Leben eine neue Richtung ist nicht mehr allein, wenn er Wunder gibt. Sie haben sich Jesus mit ihrer Pro- tut. Er ist nicht mehr allein, wenn die fessionalität als Fischer zur Verfügung Kranken und Verzweifelten ihre Arme gestellt und dabei trotzdem nicht an nach ihm ausstrecken und ihn berühren dem Alten festgehalten. Sie tun Neues, wollen. Er ist nicht mehr allein, wenn weil Jesus es sagt. „Auf dein Wort hin“, er predigt und Gottes Wort erklärt. Si- sagt Simon, und das ist Grund genug. mon, Jakobus und Johannes sind bei Sie nutzen ihre Netze, ihre Boote, ihre ihm und helfen ihm mit ihren Fähigkei- Technik, ihre Kenntnisse vom See. Sie ten und ihrem Sachverstand, denn auch arbeiten auf vertraute Weise zusammen. Jesus braucht Hilfe. Von außen betrachtet, tun sie das Glei- che wie immer, aber ihre innere Haltung ist neu. Sie tun es, weil sie Jesu Worte gehört haben. Genau das will Jesus. Darauf setzt er. „Von jetzt an wirst du Menschenfischer sein“, sagt er zu Simon und will, dass Simon seine Berufserfah- rung, seine Technik, seine Professiona- lität dazu nutzt, Jesus zu unterstützen. 16
Ein Impuls zum Weiterdenken Es ist ein ganz normaler Morgen nach einer Nachtschicht. Jesus begegnet Simon, Jakobus und Johannes mitten in deren Berufsalltag. Diese Begegnung verändert ihren Beruf. Jesus beruft sie, und sie haben eine neue Berufung. Die Kompetenzen ihres alten Berufs benötigen sie weiter, aber sie setzen sie nun für ihren Glauben an Jesus ein. Jesus begegnen Ich schaue auf meinen Alltag. Ich schaue auf meine Berufstätigkeit. Ich schaue auf meine Fähigkeiten. Ich schaue auf meinen Sachverstand. Womit kann ich Jesus helfen? Gebet Jesus Christus, du kommst zu uns. Du machst alles neu. Du rufst uns. Öffne unsere Ohren, damit wir deinen Ruf hören. Du berufst uns. Nimm unsere Fähigkeiten und nutze sie für dich. Dir vertrauen wir uns an, heute und alle Tage. Amen. Lieder EG GL HuT Agios o Theos 185.4 Jesus, der zu den Fischern lief 313 Gott verspricht: Ich will dich segnen 348 In Gottes Namen fang ich an 494 Ich lobe meinen Gott, der aus der Tiefe mich holt ♦ 615 383 89 Wo Menschen sich vergessen 830 332 ♦ Anhang Bayern/Thüringen 17
BIBELWOCHE AUF ABSTAND Bibel teilen per Telefonkonferenz Voraussetzungen Die Gemeinde hat einen Telefonkonferenzraum eingerichtet. Die Leitung des Bibel- gesprächs sollte möglichst alle Teilnehmenden kennen. Da die Methode durch ein ruhiges Gespräch geprägt ist, eignet sie sich für eine Telefonkonferenz mit bis zu zwölf Personen. Das Bibelgespräch folgt den üblichen Schritten von „Bibel teilen“. Die Leitung sorgt dafür, dass alle die Möglichkeit bekommen, sich zu beteiligen. Sie nennt die Abfolge zu Beginn und lädt jeweils zum nächsten Schritt ein. 1. Einladen: Wir begrüßen Christus. Wir werden uns bewusst, dass Gott in unserer Mitte ist. Die Leitung spricht ein Gebet. 2. Lesen: Wir lesen den Bibeltext. 3. Verweilen beim Gelesenen: Jede*r nennt ein Wort oder einen Satz, der sie/ihn berührt. 4. Schweigen: Die Leitung nennt eine Zeitdauer für die Stille und lädt dazu ein, in der Stille sich für Christus zu öffnen und ihn sprechen zu lassen. 5. Teilen: Die Leitung lädt dazu ein, die Worte zu nennen, die beim Lesen/Hören und in der Stille besonders berührt haben. Jede*r kann auch seine Gedanken zu den Worten mitteilen. Die Leitung achtet darauf, dass die Gesprächsanteile aus- gewogen verteilt sind und keine engführenden Debatten entstehen. Es sollen keine Streitgespräche geführt werden. 6. Handeln: Die Leitung lädt dazu ein, die Frage zu bedenken: Was will Gott, das wir tun sollen? Welches Wort nehmen wir mit in unseren Alltag? 7. Beten: Die Leitung lädt zum gemeinsamen Gebet ein. Alle werden eingeladen, zum Gebet beizutragen. Die Leitung schließt das Gebet mit einer Fürbitte, dem Dank für das gemeinsame Hören auf das biblische Wort und dem Vaterunser. Die Leitung beendet das Bibelgespräch per Telefonkonferenz mit einem Segen. 18
Geben und Vergeben Lukas 7,36–50 Jesus und die Sünderin 36Ein Pharisäer hatte Jesus zu sich zum größere Schuld erlassen hat.« – »Rich- Essen eingeladen, und Jesus war gekom- tig«, erwiderte Jesus. 44Dann wies er auf men und hatte am Tisch Platz genom- die Frau und sagte zu Simon: »Siehst du men. 37In jener Stadt lebte eine Frau, die diese Frau? Ich bin in dein Haus gekom- für ihren unmoralischen Lebenswandel men, und du hast mir kein Wasser für bekannt war. Als sie erfuhr, dass Jesus meine Füße gereicht; sie aber hat mei- im Haus des Pharisäers zu Gast war, ne Füße mit ihren Tränen benetzt und nahm sie ein Alabastergefäß voll Salb- mit ihrem Haar getrocknet. 45Du hast öl und ging dorthin. 38Sie trat von hin- mir keinen Kuss zur Begrüßung gege- ten an das Fußende des Polsters, auf ben; sie aber hat, seit ich hier bin, nicht dem Jesus Platz genommen hatte, und aufgehört, meine Füße zu küssen. 46Du brach in Weinen aus; dabei fielen ihre hast meinen Kopf nicht einmal mit ge- Tränen auf seine Füße. Da trocknete sie wöhnlichem Öl gesalbt, sie aber hat ihm die Füße mit ihrem Haar, küsste meine Füße mit kostbarem Salböl ge- sie und salbte sie mit dem Öl. 39Als der salbt. 47Ich kann dir sagen, woher das Pharisäer, der Jesus eingeladen hatte, kommt. Ihre vielen Sünden sind ihr ver- das sah, dachte er: »Wenn dieser Mann geben worden, darum hat sie mir viel wirklich ein Prophet wäre, würde er die Liebe erwiesen. Wem aber wenig verge- Frau kennen, von der er sich da berüh- ben wird, der liebt auch wenig.« 48Und ren lässt; er wüsste, was für eine sündige zu der Frau sagte Jesus: »Deine Sünden Person das ist.« sind dir vergeben.« 40Da wandte sich Jesus zu ihm. »Si- 49Die anderen Gäste fragten sich: »Wer mon«, sagte er, »ich habe dir etwas zu ist dieser Mann, der sogar Sünden ver- sagen.« Simon erwiderte: »Meister, bitte gibt?« 50Jesus aber sagte zu der Frau: sprich!« – 41»Zwei Männer hatten Schul- »Dein Glaube hat dich gerettet. Geh in den bei einem Geldverleiher«, begann Frieden!« Jesus. »Der eine schuldete ihm fünfhun- dert Denare, der andere fünfzig. 42Kei- ner der beiden konnte seine Schulden zurückzahlen. Da erließ er sie ihnen. Was meinst du: Welcher von den bei- den wird ihm gegenüber wohl größere Dankbarkeit empfinden?« 43Simon ant- wortete: »Ich nehme an, der, dem er die 19
I Jesus, ein Pharisäer und eine stadtbekannte Frau? Was geschah im Haus des Simon? Im Haus des Simon begegnet Jesus nur gesagt, dass sie ein unmoralisches Menschen, für die er im Mittelpunkt Leben führt – was auch immer das hei- steht. Hier findet er diejenigen, die ihn ßen mag. Sie muss vermögend gewesen sehen und mit ihm zusammen sein wol- sein. Einer armen Frau wäre es unmög- len. Hier kommen die zusammen, die lich gewesen, ein Alabastergefäß mit bereit sind, Jesus bis auf den Grund ih- kostbarem Salböl mitzubringen. rer Seele blicken zu lassen. Jesus steht im Mittelpunkt. Ihm Da ist zum einen Simon. Und da wollen sowohl Simon als auch die Frau ist zum anderen eine namenlose, aber begegnen. Was geschah, beschreibt der stadtbekannte Frau. Simon lädt Jesus Evangelist so: Simon öffnet sein Haus ein und gibt für ihn ein Essen. Simon für Jesus und bittet ihn direkt zu Tisch. sieht in Jesus einen Propheten Gottes. Dann tritt die Frau in die Männerrunde Wer einen Propheten einlädt, räumt und geht zum Fußende der Liege von ihm den wichtigsten Platz im eigenen Jesus. Sie weint und ihre Tränen tropfen Haus ein und hofft darauf, Gottes Wort auf die bloßen Füße Jesu. Sie küsst seine zu hören. Füße, öffnet ihre Haare, trocknet Jesu Die Nachwelt schaut voller Vorurtei- tränennassen Füße. Sie bricht den Hals le auf Simon, denn er ist Pharisäer. Man ihres Fläschchens mit Salböl ab, gießt tut ihm allerdings Unrecht, denn Jesus das Öl auf Jesu Füße und salbt sie. Es suchte das Gespräch mit den Pharisä- wird atemlose Stille geherrscht haben, ern. Die Pharisäer wollten mit ihrem so überrascht waren alle, die anwesend Leben Gott die Ehre geben und Gottes waren. Der Auftritt der Frau war scho- Wort in ihrem Leben verwirklichen. Sie ckierend, und alle Anwesenden werden waren nicht die Feinde Jesu, sondern auf Jesus geschaut haben. Wie hätte Je- Gläubige, mit denen Jesus und später sus reagieren sollen? Seine Füße wegzie- auch die Jünger um den richtigen Weg hen? Vom Mahl aufstehen und das Haus des Glaubens gerungen haben. des Simon verlassen? Die Frau zurecht- Die Frau kommt ohne Einladung weisen? Hätte er Simon bitten können, und ist plötzlich im Haus des Simon, als sie wegzuschicken? dieser mit seinem Ehrengast Jesus isst. Nichts dergleichen tut Jesus. Er Sie durchbricht einfach die Regeln der wendet sich stattdessen an seinen Gast- Gastfreundschaft. Bei einem Essen ha- geber, jedoch nicht, um ihn an seine ben Frauen nichts zu suchen – erst recht Gastgeberpflichten zu erinnern und nicht bei einem Mahl zu Ehren eines ihn zu bitten, die Frau aus dem Haus Gastes. Da bleiben die Männer unter zu weisen. Der Evangelist verrät zwar sich, ruhen auf Liegen, essen, trinken seinen Leserinnen und Lesern die un- und sprechen miteinander. Frauen brin- ausgesprochenen Gedanken von Si- gen lediglich die Speisen. Der Name der mon, aber die spielen letztlich keine Frau wird nicht erwähnt. Über sie wird Rolle. Jesus erzählt Simon vielmehr 20
eine kleine Geschichte über Schulden, So erklärt er ihm, was für die späteren über Liebe und Dankbarkeit und über Leserinnen und Leser keine Erläute- die Gastfreundschaft. Diese Geschich- rung mehr braucht. Jesus wählt den te sagt alles darüber, wie Jesus auf die Wert von Geld, um Simon und allen, Menschen sieht, die ihm begegnen. Je- die ihm zuhören, eine Vorstellung da- sus erzählt von zwei Schuldnern. Der von zu vermitteln, wie lebenswichtig die eine schuldet anderthalb Jahresgehälter Nähe zu Gott ist. Wenn die Schulden (500 Denare), der andere zwei Monats- so groß sind, dass man nie mehr Hoff- gehälter (50 Denare). Schulden in dieser nung schöpfen kann, dann bleibt das Größenordnung – gleichgültig ob 500 ganze Leben düster. Wenn die Chance oder 50 Denare – sind bedrängend. Sie besteht, sich die Tränen der Verzweif- rauben den Schlaf und stürzen in Ver- lung aus den Augen zu wischen und zweiflung. Schulden dieses Ausmaßes aufzuatmen, dann beginnt das Leben dominieren alle Entscheidungen des Le- von neuem. In besonders verzweifelten bens. Aufatmen und neuen Lebensmut Situationen kommt es vor, dass Schuld- kann schöpfen, wem solche Schulden ner unter Tränen bitten, dass ihnen we- erlassen werden. Die Frage, welcher der nigstens ein Teil ihrer Schulden erlassen beiden Schuldner dankbarer sein wird, wird. Ist die Verzweiflung unermesslich, braucht keine Antwort. Jesus müsste spielt Scham keine Rolle mehr und man sie gar nicht stellen. Wie immer, wenn tut etwas, das alle anderen peinlich oder Jesus Geschichten erzählt, ist es ent- sogar empörend finden. Die namenlose scheidend, wofür einzelne Elemente Frau fühlte sich so, dass sie gar keine der Geschichte stehen. Die Schulden Chancen mehr bei Gott hat und Simon stehen für die Sehnsucht, gesehen und sieht das genauso. Trotzdem hofft sie, geliebt zu werden. Sie sind ein Bild für mit ihren Tränen, mit ihrer Sehnsucht den großen, großen Abstand, den die und ihrer Liebe ihre Lage zu ändern. Menschen zu Gott halten. Jesus rechnet Jesus zeigt auf die Frau und macht Si- damit, dass Simon nicht sofort versteht, mon deutlich, dass er zu klein von Gott wofür die Schulden stehen und was sie denkt. mit den Tränen der Frau zu tun haben. II Die Frau geht in Frieden und alles wird neu Mit der Geschichte über die Schuldner geben. Ihre Sehnsucht nach Gott und und mit seiner Erklärung hält Jesus Si- ihre Liebe zu Gott lassen sie alle Scham mon den Spiegel vor. Simon ist nur neu- vergessen. Sie sieht in Jesus nicht nur gierig auf Gott. Er hat Jesus eingeladen, den Propheten. Sie sieht in Jesus Got- um den Propheten zu erleben und so tes Gegenwart und ergreift die Chan- auch von Gott zu hören. Seine Neugier ce, Jesus ihre Sehnsucht und Liebe zu ist nicht so brennend wie die Sehnsucht Füßen zu legen. Sie handelt, wie es ein der Frau. Entsprechend sparsam ist er bitter verzweifelter Schuldner tut, um in seiner Zuwendung zu Jesus. Die Frau den Gläubiger zu erweichen. Weil sie in hat die Hoffnung auf Gott nicht aufge- Jesus Gott erkennt, kann sie auch Jesu 21
Worte als die Befreiung erleben, die weiter gegessen? Der Evangelist erzählt sie sich von Gott erhofft. Jesus schenkt davon mit Absicht nichts. Das Ende ist ihr den Frieden, den in dieser Welt nur offen, damit wir zum Teil der Geschich- Gott geben kann. Sie hat ganz auf Got- te werden. Der Evangelist bietet uns tes Liebe gesetzt und Jesus hat sie nicht Leserinnen und Lesern an, uns mit der enttäuscht. Sie kann aufatmen. Frau zu identifizieren und unsere Sehn- Eigentlich erzählt der Evangelist die sucht nach Gott ohne Scham zu zeigen. Geschichte nicht zu Ende. Sie endet mit Die Geschichte endet nicht, weil nicht Jesu Aufforderung „Geh in Frieden!“ nur für die Frau alles neu wird, sondern Wir lesen nicht, was dann geschah. Ist für alle, die Jesus begegnen und ihre die Frau gegangen? Hat Simon anschlie- Liebe zeigen. ßend mit Jesus und den anderen Gästen Jesus begegnen Ich schaue auf meine Sehnsucht nach Frieden und Liebe. Ich schaue auf meine Trauer. Ich schaue auf mein Versagen. Ich denke an die Tränen, die ich geweint habe. Ich halte Jesus meinen Glauben hin. Gebet Jesus Christus, du kommst zu uns. Du machst alles neu. Du liebst uns. Nimm unsere Liebe und nutze sie für dich. Du bist der Friede, der die Welt verändert. Schaffe dir Raum in uns und durch uns. Dir vertrauen wir uns an, heute und alle Tage. Amen. Lieder EG GL HuT Nun lob, mein Seel, den Herren 289 Jesus nimmt die Sünder an 353 Mir ist Erbarmung widerfahren 355 Den Herren will ich loben ♦ 604 395 Lass uns in deinem Namen, Herr ♦ 634 446 331 Ubi caritas et amor ♦ 651 445 133 ♦ Anhang Bayern/Thüringen 22
BIBELWOCHE AUF ABSTAND Bibelgespräch per Videokonferenz Voraussetzungen Die Gemeinde hat einen Videokonferenzraum (z.B. Zoom) eingerichtet und lädt zu einem Bibelgespräch per Internet ein. Die Teilnehmenden verabreden sich dazu, während der Videokonferenz gemein- sam zu essen. Jede*r hat ein Gedeck und eine kleine Mahlzeit vorbereitet. Es ist günstig, wenn sich einige bereits besser kennen, damit ein informelles Gespräch ohne Stocken beginnen kann. Die Leitung öffnet den Konferenzraum und die Teilnehmenden betreten den Raum. Die Leitung lädt zum informellen Austausch ein. Die Teilnehmenden zeigen sich gegenseitig, was sie für die gemeinsame Mahlzeit vorbereitet haben. Die Leitung spricht ein Tischgebet. Nachdem der erste Hunger gestillt ist, liest die Leitung den Bibeltext vor. Die Leitung fordert dazu auf, die Gründe für Simon und seine Einladung an Jesus zu überlegen. Gemeinsam wird überlegt, wie sich die Teilnehmenden fühlen würden, wenn sich plötzlich jemand in die Videokonferenz einschalten würde und alle Auf- merksamkeit auf sich zöge. Es wird überlegt: Was will die namenlose Frau von Jesus? Warum handelt sie so, wie sie es tut? Was erreicht sie bei Jesus? Was bekommt Simon von Jesus? Hat er erreicht, was er mit seiner Einladung erreichen wollte? Die Leitung fasst das Gespräch zusammen. Das Bibelgespräch endet mit Dankgebet und Segen. Der Videokonferenzraum bleibt so lange geöffnet, bis alle informellen Gespräche beendet wurden. 23
Hören und Handeln Lukas 10,38–42 Martha und Maria 38Als Jesus mit seinen Jüngern weiterzog, kam er in ein Dorf, wo ihn eine Frau mit Namen Martha in ihr Haus einlud. 39Sie hatte eine Schwester, die Maria hieß. Maria setzte sich dem Herrn zu Füßen und hörte ihm zu. 40Martha hingegen machte sich viel Arbeit, um für das Wohl ihrer Gäste zu sorgen. Schließlich stellte sie sich vor Jesus hin und sagte: »Herr, findest du es richtig, dass meine Schwester mich die ganze Arbeit allein tun lässt? Sag ihr doch, sie soll mir hel- fen!« – 41»Martha, Martha«, erwiderte der Herr, »du bist wegen so vielem in Sorge und Unruhe, 42aber notwendig ist nur eines. Maria hat das Bessere ge- wählt, und das soll ihr nicht genommen werden.« 24
I Jesus, zwei Schwestern und die Sorge Was geschah im Haus der Martha? Im Haus der Martha begegnet Jesus zwei der Schrift gefordert wird: „Eine Frau, Frauen. Er begegnet zwei Schwestern, die den HERRN fürchtet, soll man lo- die unabhängig und frei leben. Er trifft ben. Gebt ihr von den Früchten ihrer Frauen, die ohne Rücksicht auf andere Hände, und ihre Werke sollen sie loben entscheiden, was sie für Jesus tun und in den Toren!“ (Sprüche 31,30+31). Ganz wie sie sich ihm zuwenden. Im Haus Gastgeberin sorgt sie dafür, dass Jesus der Martha findet Jesus Maria, die ihm – und auch sein Gefolge – gut bewirtet bedingungslos zuhört. Und er begegnet werden. Die Fantasie von uns Leserin- ihrer Schwester Martha, die in Gefahr nen und Lesern ergänzt die sparsamen ist, sich selbst zu verlieren. Im Haus der Worte des Evangelisten gerne so, dass Martha begegnet Jesus Frauen, auf die Martha in der Küche verschwindet, am er für seinen Weg zu den Menschen an- Herd steht und hin und her läuft. Aber gewiesen ist und die er nicht entbehren nichts davon können wir im Evange- kann. Er braucht diese Frauen, die sich lium lesen. Der Evangelist schreibt, um sein Wohlergehen sorgen und zu- dass Martha ganz davon in Anspruch gleich ganz auf seine Worte hören. Jesus genommen ist, Jesus zu dienen. Man braucht diese Schwestern. könnte es auch so übersetzten: „Sie zer- Jesus kommt mit seinen Jüngern auf reißt sich“. Der Evangelist beschreibt dem Weg nach Jerusalem in das Dorf, damit weniger Marthas äußeres Tun als in dem die Schwestern Martha und Ma- ihre innere Haltung. Martha ist keine ria leben. Im Johannesevangelium spielt zwischen Küche und Esstisch hin und auch ihr Bruder Lazarus eine beson- her eilende Frau. Martha ist vielmehr dere Rolle. Im Lukasevangelium kon- mit ihrem Denken und Planen davon in zentriert sich der Evangelist ganz auf Anspruch genommen, es Jesus gut ge- die beiden Schwestern. Ausdrücklich hen zu lassen. Sie widmet sich dem Or- schreibt er von Marthas Haus. Sie ist die ganisieren für den Gast, aber ihre Auf- Hausherrin und die Bestimmerin. Das merksamkeit richtet sich nicht auf den sagt bereits ihr Name, der aus dem Ara- Gast Jesus selbst. Ihre Schwester Maria mäischen stammt und übersetzt „Her- geht ganz anders mit dem gemeinsamen rin“ heißt. Wie es ihrem Namen ent- Gast um. Auch ihre Haltung ist auf Je- spricht, ist sie diejenige, die einlädt oder sus ausgerichtet, aber ihre innere und den Zutritt zum Haus verweigert. Sie ihre äußere Haltung stimmen überein. heißt willkommen und weist den Platz Nichts will sie bei Jesus überhören, alles zu. Sie teilt die Arbeit ein. Martha ist von Jesus will sie verstehen. Sie sitzt zu keine nützliche Dienerin, über die man Jesu Füßen und hört ganz und gar auf verfügen könnte und über die man hin- die Worte Jesu. Das ist die Haltung von wegsieht. Was sie tut, macht sie aus ei- Schülern. Sie knien zu den Füßen der genem Entschluss. Für ihr Handeln hat Lehrer. Maria ist Jesu Schülerin. Beide sie Anspruch auf den Respekt, der in Schwestern achten auf Jesus, beide kon- 25
zentrieren sich mit ihrer Aufmerksam- mit ihrer Schwester darüber verständi- keit darauf, für Jesus da zu sein. Martha gen können. Das Thema ist grundsätz- zerreißt sich dabei in ihrer Sorge für das licher. Im Hintergrund steht folgende äußere Wohl Jesu und seiner Jünger. Frage: Was muss man tun, um zu Jesus Maria beschränkt sich dagegen, blendet zu gehören? Erwartet Jesus nicht eifrige das Äußere aus und achtet nur auf Jesu und geschäftige Arbeit für ihn? Welche Worte. Art der Zuwendung steht Jesus zu? Ha- Als Hausherrin und Gastgeberin ben Frauen genauso wie Männer das wendet sich Martha an Jesus. Er soll die Recht, einfach nur zuzuhören und bei Situation klären. Ginge es nur um die Jesus zu lernen? Hausarbeit für die Gäste, hätte sie sich II Jesus antwortet und alles wird neu Martha wünscht sich, dass Jesus für sie fremden aus. Hat Maria nun das Besse- Partei ergreift. Diesem Wunsch verwei- re oder das Gute gewählt? In wichtigen gert sich Jesus. Er weist Martha aber Handschriften des Lukasevangeliums nicht zurück. Jesus kritisiert Martha sagt Jesus: „Maria hat das Gute gewählt.“ auch nicht, obwohl man seine Bemer- Die Verwirrung darüber lässt sich auf- kung so verstehen könnte. Er beschreibt lösen, wenn man Jesu Aussage auf die nur, was er wahrnimmt. Er sieht, wie sehr innere Haltung von Martha und Maria sich Martha von Sorgen leiten lässt. Für bezieht. Hierfür hat Jesus eine klare Po- sie stehen nicht seine Worte im Mittel- sition. Konzentriertes Lernen und Hö- punkt. Der Dienst an ihm braucht aber ren auf Jesus ist auch für das Handeln die Aufmerksamkeit für seine Worte. unverzichtbar. Der Evangelist nutzt das Martha lässt sich davon ablenken, weil gleiche Wort für Marthas Tun, mit dem sie für Jesus alles richtig machen möchte. die Zuwendung der ersten Gemeinde zu Sie hört Jesus zu, aber ihre Sorge ist wich- den Armen und Schwachen in der Apo- tiger als das Hören. Das ist der Unter- stelgeschichte beschrieben wird. Was schied zu Maria, die sich ganz auf Jesus Martha macht, ist Diakonie. Die Diako- konzentriert. Mit seiner Antwort an Mar- nie braucht die Hingabe an das Hören tha gibt Jesus zu verstehen, dass er beide auf Jesu Wort. Marthas Bitte sorgt dafür, Schwestern braucht. Beide sollen seine dass Jesus erklärt, welche Haltung er sich Worte weiterverbreiten. Maria verhält von denen wünscht, die in seinem Na- sich bereits wie eine Schülerin. Genau das men handeln. Es geht nicht nur darum, will Jesus auch von Martha. Er sammelt gastfreundlich zu sein, anderen zu essen Schülerinnen und Schüler um sich, lehrt zu geben und sie zu pflegen. Der Dienst sie und will, dass sie später seine Lehre an anderen braucht die Aufmerksamkeit weitergeben. Beide Schwestern sollen sei- für Jesus, wie sie Maria zeigt. Es gibt kein ne Schülerinnen sein. Sie gehören zu Jesus Handeln oder Hören, sondern Handeln und sollen das Evangelium verkündigen. und Hören gehören zusammen. Das ist Jesu Worte über die Wahl, die Martha die neue Lehre Jesu. Sie macht das Hören getroffen hat, löste immer wieder Be- neu und auch das Handeln. 26
Ein Impuls zum Weiterdenken Martha und Maria waren auch nach Ostern wichtige Mitglieder der ersten Ge- meinde des Auferstandenen. Sie haben die Worte Jesu verkündigt. Frauen haben in der Gemeinde immer eine bedeutende Rolle gespielt. Und die Kirche Jesu Chris- ti braucht Frauen wie sie zu allen Zeiten. Ihre Gaben und Fähigkeiten sind un- verzichtbar. Deswegen übernehmen sie eine Fülle von Aufgaben. Über der vielen gleichzeitig zu erledigenden Arbeit drohen sie sich zu zerreißen. Aber Jesus will nicht, dass sie in der Sorge für die Gemeinde ihn selbst aus dem Blick verlieren. Jesus begegnen Ich schaue auf mein Engagement in der Gemeinde. Ich schaue auf meine Aufga- ben. Ich schaue auf meine Überforderung und meine Unruhe. Ich denke daran, wie schön es ist, einfach nur zu hören und zu lernen. Ich setze mich und lese Jesu Worte. Gebet Jesus Christus, du kommst zu uns. Du machst alles neu. Deine Worte verändern die Welt. Beginne mit uns und verändere uns. Du willst, dass wir uns für das Gute entscheiden. Hilf uns dabei. Dir vertrauen wir uns an, heute und alle Tage. Amen. Lieder EG GL HuT Wohl denen, die da wandeln 295 543 Alles ist an Gottes Segen 352 Aller Augen warten auf dich, Herre 461 717 Lass dich, Herr Jesu Christ 496 Herr, gib uns Mut zum Hören ♦ 588 448 219 Du schenkst uns Zeit ♦ 592 ♦ Anhang Bayern/Thüringen 27
BIBELWOCHE AUF ABSTAND Impulse per Brief oder E-Mail Voraussetzungen Briefe bzw. E-Mails werden ausgetauscht. Alle Interessierten melden sich bei der Leitung. Sie bekommen an drei Tagen je- weils einen Brief bzw. eine E-Mail mit einem Impuls für den Tag. 1. Tag – Lukas 10,38 und 40 Ich stelle mir vor: Jesus kommt mit seinen Jüngern zu mir nach Hause. Wie be- grüße ich Jesus? Wie empfange ich Jesus in meinem Haus? Was tue ich? Womit bewirte ich? Worauf achte ich? Was wünsche ich mir von Jesus? – Ich notiere einen Gedanken. 2. Tag – Lukas 10,39 Ich stelle mir vor: Jesus kommt mit seinen Jüngern zu mir nach Hause. Ich stel- le mir vor, dass ich mich einfach hinsetze und nichts weiter tue, als auf Jesus zu achten. Ich lese in der Bibel, z.B. das Evangelium der Woche, den Wochen- spruch. Ich lese in den Psalmen. Ich lese Losung und Lehrtext für den Tag und bedenke, was ich gelesen habe. Ich stelle mir vor, dass meine Schwester (oder eine engagierte Frau aus meinem Umfeld) um mich herum ist und ich überlege, was sie von mir erwartet. – Ich notiere einen Gedanken. 3. Tag – Lukas 10, 40–42 Ich überlege, ob ich eher eine Martha oder eine Maria bin. Ich stelle mir vor, was Jesus von mir erwartet. Ich überlege, was Jesus zu mir sagt. Was ist das „gute Teil“, das Jesus bei mir findet? Worüber würde sich Jesus bei mir freuen? – Ich notiere einen Gedanken. Zu jedem Tag gehört am Ende des Briefes/der E-Mail ein Segenswunsch bzw. ein Gebet. Die Teilnehmenden werden am Beginn der drei Tage über den Ablauf infor- miert. Sie werden eingeladen, ihre notierten Gedanken per E-Mail oder Brief an die Leitung zu schicken – entweder jeden Tag oder am Ende der drei Tage. Wenn alle einverstanden sind bzw. wer damit einverstanden ist, überlässt es der Leitung, die mitgeteilten Gedanken an alle weiterzugeben. Die Leitung schickt eine Abschluss- E-Mail bzw. einen Abschlussbrief an alle und bedankt sich für die Teilnahme und fasst zusammen, was die Impulse ausgelöst haben. Dabei kann sie die wichtigsten Gedanken der Teilnehmer an alle weitergeben. 28
Heilen und Danken Lukas 17, 11–19 Die zehn Aussätzigen 11Auf seinem Weg nach Jerusalem zog Jesus durch das Grenzgebiet von Sa- marien und Galiläa. 12Kurz vor einem Dorf kamen ihm zehn Aussätzige ent- gegen; sie blieben in einigem Abstand stehen 13und riefen laut: »Jesus, Meister, hab Erbarmen mit uns!« 14 Jesus sah sie an und sagte zu ihnen: »Geht und zeigt euch den Priestern!« Auf dem Weg dorthin wurden sie ge- sund. 15Einer von ihnen kam zurück, als er sah, dass er geheilt war. Er pries Gott mit lauter Stimme, 16warf sich vor Jesu Füßen nieder und dankte ihm. Die- ser Mann war ein Samaritaner. 17Jesus aber sagte: »Sind denn nicht alle zehn gesund geworden? Wo sind die ande- ren neun? 18Ist es keinem außer diesem Fremden in den Sinn gekommen, zu- rückzukehren und Gott die Ehre zu geben?« 19Dann sagte er zu dem Mann: »Steh auf, du kannst gehen! Dein Glau- be hat dich gerettet.« 29
I Jesus, zehn Geheilte und ein Samariter Was geschah mit dem Samariter? Im Grenzland begegnet Jesus Men- eigenen Priester auf dem Berg Gari- schen, die aus dem normalen Leben he- zim. Sie brauchten den Tempel und die rausgefallen sind und die fast die Hoff- Priester von Jerusalem nicht. Die Rö- nung aufgegeben haben, jemals wieder mer und Herodes ließen Samaria ihre zurückkehren zu können. Hier findet religiöse Eigenständigkeit. Das vertiefte Jesus die, die nicht mehr dazugehören die Trennung und für die anderen Juden und zu denen die anderen auf Abstand waren die Samaritaner zwar noch so gehen. Hier finden ihn diejenigen, die wie Verwandte, aber sie waren Abgefal- nicht berührt werden sollen und die lene, die den rechten Weg des Glaubens sich nichts sehnlicher wünschen, als ei- verlassen hatten und nicht mehr dazu- nen Weg aus der Isolation zu finden. Im gehörten. Deswegen war es auch bei Grenzland verlassen sie ihre Quarantä- einer Reise von Galiläa nach Jerusalem ne und hoffen auf Jesus. üblich, nicht den direkten Weg durch Jesus ist im Grenzland zwischen Ga- Samaria zu wählen. Im Grenzland war liläa und Samaria unterwegs. Der direk- die Begegnung mit Samaritanern jedoch te Weg von Kapernaum nach Jerusalem unvermeidlich. So trifft Jesus auf seinen führt durch Samaria. Für Galiläer und Lehrreisen durch Galiläa immer wieder Menschen aus Juda waren die Bewohner auf Samaritaner. Entsprechend weist Samarias schwierige Nachbarn. Man der Evangelist in seinem Bericht von der lehnte sie ab. Die Bewohner von Sama- Heilung der zehn Aussätzigen zunächst ria waren vermutlich die Nachkommen darauf hin, dass Jesus im Grenzgebiet von den einfachen Israeliten, die nach unterwegs ist. Im Mittelpunkt steht eine dem Untergang des Nordreichs von Gruppe von zehn Menschen und ihre den Assyrern nicht verschleppt worden Hoffnung. Ob es Männer oder Frau- waren und von den Menschen, die aus en sind und woher die Zehn kommen, den anderen eroberten Gebieten von spielt noch gar keine Rolle. Sie leiden an den Assyrern dort angesiedelt wurden. Aussatz. Sie leben ganz offensichtlich Seit dem babylonischen Exil und vor in Quarantäne außerhalb der Siedlung, allem nach der Rückkehr aus dem Exil denn sie machen sich bei Jesus bemerk- hatte man sich auseinandergelebt. Die bar, bevor er in das Dorf kommt. Aus- Erfahrungen der Menschen und ihre sätzige haben Hautkrankheiten, die sie Überlebenskämpfe waren einfach zu entstellen. Diese Krankheiten müssen unterschiedlich. Auch die Samaritaner nicht unbedingt ansteckend sein, aber verehrten den Gott Israels, orientierten die Veränderungen der Haut mach- sich an den Erzvätern und Erzmüttern. ten sie unrein. Wer unrein war, wurde Die Worte von Mose waren ihnen hei- vom Gottesdienst ausgeschlossen. Das lig, aber nicht die Prophetenbücher und bedeutet, dass Aussätzige wegen ihres die anderen biblischen Schriften. Sie Makels auch nicht mehr mit den an- hatten ihren eigenen Tempel und ihre deren zusammenleben durften. Weil 30
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