Jugendraum 2|21 - Wirkung und evaluation
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jugendraum Kirchliche Jugendarbeit in der Erzdiözese München und Freising 2|21 Foto: Stockwerk-Fotodesign/Adobe Stock Erzbischöfliches Jugendamt Thema BDKJ München und Freising Wirkung und Qualität in der Das erwarten Evaluation Jugendarbeit Jugendliche
inhalt jugendraum Kirchliche Jugendarbeit in der Erzdiözese München und Freising jugen Kirchliche Jug thema: Qualität in der Jugendarbeit Erzbischöfliches Jugendamt barmherzig2016 Versöhnung Jetzt! Wie geht das? BDKJ München und Freising Inklusion: Vielfalt im Verband Erzbischöfliches Jugendamt Maria #volldiegnade Thema: ERWACHSEN Vorwort: Fünf Jahre #jugendraum magazin 3 Evaluation und Feedback 4-5 Qualität im Dialog 6 siebensachen 7 Grundvollzüge als Chance 8-9 BDKJ München und Freising Tägliche Leitplanken 10 Statement: Wozu das Ganze? 11 Jugendarbeit – Gemeinschaft ist das was zählt 12-13 STICKER FOR YOU 14-15 Herbst-Diözesanversammlung – Diskussion zu Maria 2.0 16 PSG am Puls der Zeit 17 Mega-Segen zum Abschied! 18 BDKJ Personalien- neuer Diözesanausschuss 19 FSJ - Hinter den Kulissen 20 Juleica – Standards ja und nein 21 wegweiser 22-23 Mensch sag‘ mal – Sozialraum erkunden 24 Jugendgemäße Liturgie!?! 25 "Zauberformel" Participatio actuosa 26 gadgets 27 Impressum 27 waswannwo 28 2
jugendraum 2|21 ndraum gendarbeit in der Erzdiözese München und Freising Liebe Leserinnen und liebe Leser, BDKJ München und Freising N werden Bist Du politisch? seit fünf Jahren gibt es das von BDKJ und Erzbischöflichem Jugendamt gemeinsam verantwortete #jugendraum magazin! Es freut mich, dass ich als BDKJ Diözesanvorsitzende, jetzt, kurz vor dem Jahreswechsel jugendraum Kirchliche Jugendarbeit in der Erzdiözese München und Freising 2021/2022, mein erstes Vorwort an Sie und euch richten darf. Seit 2016 widmete sich #jugenraum vielfältig, informativ und auch kontrovers den unterschiedlichsten Schwerpunkten. Sie lauteten: Versöhnung, Erwachsen werden, Mitbestimmung, Jugend & Pfarrei, Schule – sowie Ehrenamt, Glauben, Nachhaltigkeit, Aufbruch und zu- letzt Digitalität. Diese Themen zeigen, wie vielfältig unsere kirchliche Jugend(verbands-)arbeit war und ist. Im vorliegenden Heft dreht sich diesmal alles um die Qualität von Jugendarbeit. Was bedeutet hier Qualität? Wie ist sie messbar? Welche qualitativen Ansatzpunkte gibt es? Ein Thema, das uns alle angeht! Erzbischöfliches Jugendamt ThEma BDKJ münchen und Freising ehrenamt begleiten engagiert! 72-Stunden-aktion Freuen Sie sich/freut euch auf vielseitige, interessante Beiträge in diesem #jugendraum magazin. Da es bis Weihnachten und ins neue Jahr nicht mehr weit ist, wünsche ich Ihnen/euch ein frohes Fest und ein gesegnetes neues Jahr 2022! jugendraum Kirchliche Jugendarbeit in der Erzdiözese München und Freising 1|20 Clipart: honzahruby/Adobe Stock START Erzbischöfliches Jugendamt ThEma BDKJ münchen und Freising Jugendarbeit im Wandel AUFBRUCH Heute Zukunft gestalten jugendraum Kirchliche Jugendarbeit in der Erzdiözese München und Freising 2|21 Jana Wulf BDKJ Diözesanvorsitzende Erzbischöfliches Jugendamt Thema BDKJ München und Freising Wirkung und Qualität in der das erwarten evaluation Jugendarbeit Jugendliche! 3
Evalua Foto: Rawpixel.com/Adobe Stock Ein Werkzeug für die Qualitätsentwicklung in der kirchlichen Jugendarbeit Qualität und Qualitätsentwicklung in der kirchlichen Jugendarbeit haben über die Jahre hinweg an Bedeutung gewonnen. Dabei veränderte sich der Fokus weg von der reinen Leistungsorientierung hin zu einer Ziel- und einer Wirkungsorientierung. Ein Mittel, das in diesem Qualitätsentwicklungs- prozess mittlerweile immer häufiger zum Einsatz kommt, ist die Evaluation. Unter Evaluation versteht man grund- begleiten. Zudem unterstützt sie die für Evaluation (DeGEval) definiert ein sätzlich eine systematische, auf Daten Beteiligten vor, während und nach Programm als ein „zielgerichtetes beruhende Beschreibung und Bewertung der Datenerhebung dabei, die gelebte Vorhaben, das auf Basis eines Kon- von Gegenständen der sozialen Wirklich- Praxis gezielter, effizienter und befriedi- zepts planvoll Aktivitäten durchführt, keit. Anders als bei der Reflexion oder gender für möglichst viele Beteiligte und die zu bestimmten Wirkungen führen dem Feedback, die alltäglich genutzte besonders für die Zielgruppen auszuge- sollen“. Hierunter fallen in der kirchli- Methoden in der kirchlichen Jugendar- stalten. chen Jugendarbeit alle Veranstaltungen, beit sind, ist die Evaluation umfassender Bildungsmaßnahmen, Ferienfreizei- und tiefergehend angelegt. Sie basiert Im Fokus von Qualitätsentwicklung ten, Projekte, etc. Außerdem können auf klaren wissenschaftlichen Stan- auch Materialien und Medien evaluiert dards. Diese erlauben es den Auftrag- Leistungsorientierung: Was tun wir? werden. Da Programme in der Regel sehr gebern anhand von Datenerhebung, Zielorientierung: Welches Ergebnis unterschiedlich in Umfang, Aufwand -auswertung und Berichterstattung streben wir an? und Zielgruppe sind, gilt es vor Beginn eine fundierte und möglichst objektive der Evaluation klare Evaluationsziele zu Wirkungsorientierung: Was wollen Perspektive auf die untersuchte Maß- definieren. Nur so können die relevanten wir mit unserer Arbeit oder unserem nahme zu erhalten. Daraus können dann Daten erhoben und aufbereitet werden, Einsatz bei wem verändern? entsprechende Schlussfolgerungen die entscheidend für entsprechende gezogen werden. Schlussfolgerungen sind. Was wird evaluiert? Evaluation in der kirchlichen Jugend- Evaluationsziele arbeit bedeutet damit mehr als nur Im Bereich der kirchlichen Jugendarbeit Daten zu erheben. Ihr Anspruch ist es findet meist eine Programmevaluati- In der Regel zeichnen sich zwei Schwer- den gesamten Prozess umfassend zu on statt. Die Deutsche Gesellschaft punkte für eine Evaluation ab: 4
jugendraum 2|21 ation 1. Ein Programm wird evaluiert, um die- ses schrittweise zu stabilisieren oder zu verbessern. Ist dies der Fall wird in der Evaluationstheorie von einer formativen Evaluation gesprochen. was ist das? Selbstevaluation Fremdevaluation Die Personen, die für die Programmplanung und -umset- zung zuständig sind, sind für die Evaluation verantwort- lich. Evaluation, bei der die Evaluierenden nicht an Entwick- lung, Umsetzung oder Management des Evaluationsge- 2. Ein Programm wird evaluiert, um Ent- genstands beteiligt sind. Die Rollen Evaluierende und scheidungen treffen können, ob dieses Programmverantwortliche sind hier also im Gegensatz fortgeführt, beendet, ausgeweitet oder zur Selbstevaluation getrennt. Diese kann als interne oder externe Evaluation realisiert werden. verkleinert, etc. soll. Hier spricht man dann von einer summativen Evaluation. Externe Evaluation, bei der die Evaluierenden nicht der Organi- sation angehören, die für den Evaluationsgegenstand Evaluation Formen der Evaluation verantwortlich ist. Ist immer eine Fremdevaluation, aber nicht dazu synonym, da Fremdevaluationen auch intern Neben der Definition der Evaluationsziele realisiert werden können (z.B. durch andere Organisati- muss geklärt werden, welche Form der onseinheiten im Rahmen einer „in-house-evaluation“). Evaluation genutzt werden soll. Jede Interne Evaluation, bei der die Evaluierenden derselben Orga- Form hat ihre Vor- und Nachteile. Da die nisation angehören, die für den Evaluationsgegenstand Durchführung einer Evaluation aber im- Evaluation verantwortlich ist. Kann als Selbstevaluation oder Frem- mer eine Ressourcenfrage ist, wird in der devaluation („in-house-evaluation“) realisiert werden. kirchlichen Jugendarbeit überwiegend die Selbstevaluation, manchmal auch die interne Evaluation genutzt. nagements, das die Prozesse in den Blick BDKJ einher. Evaluation ist also vor allem nimmt und Handlungsempfehlungen zukunftsorientiert und kann wesentlich Nutzen von Evaluation sowie Veränderungsvorschläge für (wei- zum Erfolg eines Programms beitragen. tere) Maßnahmen liefert. So wurde die Evaluation ist mehr als ein Soll-Ist-Ver- traditionelle Jugendkorbinianswallfahrt des Erzbistum München und Freising Monika Godfroy gleich oder eine reine Erfolgskontrolle, auch wenn sie diese Kontrollfunktion 2017 für eine Neuausrichtung intensiv Pädagogin M.A. durchaus innehaben kann. Evaluation evaluiert. Eine umfassende Evaluation Projektleiterin Prävention in der kirchlichen Jugendarbeit dient vor des Formats ging 2013 und 2019 auch mit im Erzbischöflichen allem als Instrument des Qualitätsma- der bundesweiten 72-Stunden-Aktion des Jugendamt München und Freising 5
Qualität im Dialog Im Spannungsfeld der Erwartungen – Qualitätsentwicklung in der offenen Jugendarbeit Offene Jugendarbeit – das bedeutet unterschiedlichste Interessen Beteiligter, definierte Strukturen und eine Vielzahl von durchaus konträren Erwartungen. Wer für die Qualität der Angebote entschei- dend sein sollte, beleuchtet Markus Bloch, Bereichsleiter Offene Jugendarbeit und Schulsozialarbeit im Erzbischöflichen Jugendamt München und Freising. Qualitätskriterien für Dienstleistungen zu bestimmen fällt Ehrenamtliche sind unterschiedlichen Qualitätserwartungen, nicht schwer. Wer ein Restaurant besucht oder das Auto in die gewünschten Effekten und Wirkungen aber auch einem Legiti- Werkstatt bringt, wird längst über digitale Plattformen auf mationsdruck ausgesetzt. Dabei haben sie gleichzeitig selbst dem Weg zum optimalen Service geleitet. Im Profit-Bereich einen Anspruch auf entsprechende Rahmenbedingungen, um geht es dabei um Umsätze, Kundenbindung, Wachstum. erfolgreich agieren zu können. Kurz gesagt: um den Unternehmenserfolg. Wie gestaltet sich jedoch die Erfolgsmessung im Non-Profit-Bereich? Für die Wirksamkeit definieren Offene Jugendarbeit als Dienstleistung, findet diese im Span- nungsfeld unterschiedlichster Erwartungen statt. Eindeutige Um Wirksamkeit zu definieren, gilt es zunächst gewünschte Erfolgs- und Qualitätskriterien lassen sich scheinbar nur Effekte, also Wirkungsziele zu formulieren, um mit Blick auf schwer bestimmen. diese, attraktive nachhaltige Angebote zu schaffen. In diesem Kontext geht es für Hauptberufliche darum, sich mit deren strukturellen Anforderungen sowie mit deren Ausgestaltung Vielschichte Interessenlage zu beschäftigen. Die notwendigen Prozesse und Ziele sind zu beschreiben, damit Jugendliche diese Angebote aktiv • Träger richten sich fachlich nach ihrem Leitbild aus mitgestalten. Fotos Messschieber: Alexstar/Adobe Stock, Werkstatt: Syda Productions/Adobe Stock • Zuschussgeber und Lokalpolitik verfolgen kommunale Inter- essen und sind primär an Kosten und Wirkung interessiert Wichtig ist die Perspektive • die Zielgruppe hat spezifische Bedürfnisse und Interessen Die Zielgruppe hat Qualitätsansprüche, die ernst zu nehmen Hinzu kommen Strukturprinzipien der Offenen Jugendarbeit, sind. Oft werden Kinder und Jugendliche aber nicht in der z.B. die Freiwilligkeit des Angebots. Dadurch lassen sich Entwicklung von qualitativen Angeboten einbezogen. Es Entwicklungen nicht immer vorhersehen. Fachkräfte und gilt also deren Perspektive bei der Qualitätsentwicklung zu berücksichtigen. Daher braucht die offene Jugendarbeit einen partizipativen Prozess und den Dialog, in dem Qualität immer wieder neu Markus Bloch ausgehandelt wird. Denn Bedarfe und Interessen ändern sich. Dipl. Sozialpädagoge, Bereichsleiter Eine regelmäßige Reflexion des pädagogischen Angebots aus Offene Jugendarbeit und Schulsozialarbeit dem Blickwinkel der „Kunden/innen“, führt zu einer laufen- Erzbischöfliches Jugendamt den Weiterentwicklung, die wirksame und erfolgreiche offene München und Freising Jugendarbeit ermöglicht. 6
jugendraum 2|21 siebensachen Diesmal geht’s bei #siebensachen um? Die erste Kirche am Fotos: Hl. Silvester: heiligenlexikon, Petersdom: ptra/pixabay, Rucksack: monticellllo/Adobe Stock, Waldläufer: KJS Bogenhausen – Robert Dembinski, Haustiere: Ermolaev Alexandr/Adobe Stock, Schriftrolle: viktoriagavril/Adobe Stock, Krone: nickolae/Adobe Stock, Wunderkerzen: Shreejith/Adobe Stock heutigen Petersplatz wurde in meinem Auftrag gebaut. Als junger Christ wurde Hl. Silvester I. (285 bis 31.12.335): ich verfolgt und muss- Erster Papst nach der Christenver- te mich in einer Höhle folgung im frühen Mittelalter und verstecken. Patron des Jahreswechsels. Ich habe Kaiser Konstantin gerettet und durfte nun, wie der Kaiser, Mein Name bedeutet eine Krone Waldmann – da bie- tragen. tet sich die Rolle des Waldläufers in Rollenspielen an. Als Heiliger sorge ich mich um das Wohl der Haustiere und um gutes Futter für die Tiere. Für mich wurde eine gefälschte Urkunde erstellt: Dem Bischof von Rom wurde dort Gute Vorsätze für vom Kaiser die Stadt Rom und das ganze ein neues Jahr: Abendland geschenkt. Bitte im Gebet direkt an mich! 7
Grund- vollzüge als Chance Potenzial für kirchliches Handeln in der Jugendpastoral Verkündigung, Liturgie, Diakonie, Gemeinschaft: Das sind die „Grundvollzüge“ der Kirche. Sie beschreiben, was die Kirche ausmacht. Allerdings gibt es keinen eindeutigen Beleg für diese vier, in der Kirchengeschichte schwankt ihre Zahl. Für das kirchliche Selbstverständnis sind sie immer noch entscheidend. Welches Potenzial haben sie für die Jugendarbeit? Vor der Antwort auf die anfangs ge- wird (Diakonie), entsteht sie immer neu. […] sind dazu berufen, Kirche zu sein und stellte Frage steht zunächst fest: Alle Das passiert unter anderem in Grup- Kirche mitzugestalten. Sie sind deshalb vier werden in der Jugendarbeit bereits penstunden, im Zeltlager oder bei der nie nur Adressaten kirchlicher Heilssor- selbstverständlich gelebt. Verkündigung, Internationalen Ministrantenwallfahrt. ge, sondern immer auch eigenständig das kann ein ausformuliertes Glaubens- Gemeinschaft ist Ausgangs- und Ziel- Handelnde.“ Auch bei den Grundvollzü- zeugnis eines jungen Menschen oder das punkt zugleich. gen geht es also darum, junge Menschen immer wichtiger werdende authentische zu begleiten und zu befähigen, diese „Zeugnis ohne Worte“ sein, das viel- Mögliche (weiterhin) selbst zu verwirklichen – und leicht jemanden zum Nachdenken bringt. Missverständnisse nicht darum, ihnen aktiv etwas anzubie- Liturgische Formen von und mit jungen ten, was sie dann passiv empfangen. Christen werden immer vielfältiger: Werden die Grundvollzüge konzeptionell Jugendgottesdienste, Taizé, der ökumeni- auf Jugendarbeit angewendet, können sche Jugendkreuzweg, Online-Andachten zwei Missverständnisse entstehen. Das Literatur und vieles mehr. Jugendliche Diakonie hat erste wäre eine Rückkehr in die Angebots- Die deutschen Bischöfe (1991): nicht nur große Aushängeschilder wie die logik. Dann würde die Frage lauten, inwie- Leitlinien zur Jugendpastoral, Bonn. 72-Stunden- oder die Sternsinger-Aktion. fern Jugendlichen jeweils etwas aus dem Haslinger, Herbert (2006): Wie grund- Auch persönliches, nicht institutiona- Bereich eines bestimmten Grundvollzugs legend sind die Grundvollzüge? Zur lisiertes Engagement zählt dazu, zum angeboten wird. Die jungen Menschen Illustration: Olivier Le Moal/Adobe Stock Notwendigkeit einer pastoraltheologi- Beispiel klimabewusst einzukaufen. würden so zu Objekten und nicht mehr schen Formel. In: Lebendige Seelsor- Subjekten der Jugendarbeit. ge 57, S. 76-82. Schließlich stellt die Gemeinschaft Höring, Patrik C. (2017): Jugendlichen (Koinonia) für Jugendarbeit den entschei- Dabei gilt uneingeschränkt, was die deut- begegnen. Arbeitsbuch Jugendarbeit denden Faktor dar. Wenn der Glaube schen Bischöfe schon vor dreißig Jahren (Praktische Theologie heute 152). gemeinsam gelebt (Verkündigung), ge- in ihren Leitlinien zur Jugendpastoral fest- Stuttgart. feiert (Liturgie) und praktisch umgesetzt gehalten haben: „Die Jugendlichen selbst 8
jugendraum 2|21 un Lit ig d u rg ü n i n ie Ve r k G o me ak e i Foto: Alexey Astakhov/Adobe Stock D insch af Kuchenstück-Logik dem Blick geraten, die nicht unmittel- jemand mit einer spirituellen Sehn- bar einem Vollzug zugeordnet werden sucht einen Raum dafür? Wissen junge Das zweite Missverständnis wäre eine können. Zwar kann man die Begriffe Menschen, die sich praktisch für andere Kuchenstück-Logik. Die Grundvollzüge dehnen und etwa Bildungsarbeit je engagieren wollen, dass das dort mög- werden darin als gleichgroße Stücke nach Argumentation als Verkündigung lich ist? Können Jugendliche offen von betrachtet, die zusammengenommen oder Diakonie sehen. Aber die Gefahr ihrem Glauben erzählen? So verstanden ein Ganzes ergeben, das es zu erreichen ist groß, dass ein solcher, weniger können die Grundvollzüge helfen, den gilt. Die Grundvollzüge sind aber keine eindeutiger Bereich längerfristig unter oder die Einzelnen und seine Bedürfnis- statischen, sondern dynamische Grö- den Tisch fällt. Ebenso könnten neue, se in den Mittelpunkt zu stellen und der ßen. Das wird mit Blick auf die Praxis innovative Projekte in einer streng auf Ganzheitlichkeit des Glaubens im Span- Jesu sichtbar. Wenn er den Emmaus- die Grundvollzüge ausgerichteten Kon- nungsfeld von Denken und Handeln, Jüngern die Heilige Schrift erklärt, zeption nicht genug Berücksichtigung Fühlen und Leben gerecht zu werden. ihnen dabei Gemeinschaft leistet und finden. mit ihnen Mahl feiert, dann kann man nicht mit der Stoppuhr messen, wann Grundvollzüge welcher Vollzug aufhört und der andere als Kompass beginnt. Die Grundvollzüge durchdrin- gen einander. Eine Chance sind die Grundvollzüge für die Jugendarbeit, wenn sie nicht als Nicht alleiniger Maßstab unbewegliche und allein entscheidende Theresia Kamp Größen, sondern als Kompass gesehen Auch wenn die Grundvollzüge zur Kirche werden. So könnte sich ein Team kri- Wissenschaftliche Mitar- beiterin an der Professur gehören, eignen sie sich wohl nicht als tisch reflektieren und fragen, inwieweit Porträt: privat für Pastoraltheologie der alleiniger Maßstab in der Jugendarbeit. die Grundvollzüge am jeweiligen Ort Katholischen Universität Dadurch könnten nämlich Bereiche aus erkennbar und spürbar werden. Findet Eichstätt-Ingolstadt 9
Tägliche Leitplanken Jugendverbände in der Logik der Grundvollzüge Die Grundpfeiler der inhaltlichen Strategie im Erzbistum Es geht darum Barrieren abzubauen, auch finanzielle, damit München und Freising sind die Grundvollzüge der Kirche. Die möglichst viele junge Menschen an den unterschiedlichen Jugendverbände im BDKJ München und Freising diskutierten Maßnahmen teilnehmen können. Es geht um die Schaffung im Rahmen der BDKJ-Abendreihe „Zukunft ist JUNG!“ über von Freiräumen, in welchen sich junge Menschen ausprobie- mögliche Anknüpfungspunkte ihrer Arbeit zu den Grundvoll- ren können. zügen. Spiritualität Jugend in Gemeinschaft Die katholischen Jugendverbände sind spirituell, sie sind Jugendverbandsarbeit lebt vom Miteinander. Es geht darum katholisch. Sie wollen Kirche in der Lebenswelt von Kindern zusammen Projekte zu entwickeln, gemeinschaftlich etwas und Jugendlichen sein. Es ist das, was sie ausmacht und auf die Beine zu stellen und an einem Strang zu ziehen. sie von anderen Jugendverbänden unterscheidet. Bei allen Coinonia ist das, was Jugendarbeit prägt. Ob im Zeltlager, in Veranstaltungen sind deswegen spirituelle Momente nicht einer Sitzung der Arbeitsgemeinschaft Spiritualität oder in wegzudenken. der Gruppenstunde. Das Besondere an Jugendverbandsarbeit ist, dass sich jede*r einbringen kann, auf seine*ihre Art und Durch Haltung verkünden Weise. Die Martyria wird durch Handeln und Haltung sichtbar. Werte Für andere einstehen sollen das Handeln leiten und diese Werte sollen auch klar aus dem Verhalten ableitbar sein. Das zeigt sich unter an- Ein zentrales Element ist füreinander und andere einzuste- derem im Rahmen eines Tür- und Angelgesprächs mit einem hen. Der BDKJ versteht sich deswegen nicht nur als Dach- son- Jugendlichen. Gemeinsam wollen die kirchlichen Jugend- dern auch als Spitzenverband. Ob es ein inklusives Projekt verbände Zeugnis ablegen und tun es, indem sie sich als der Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg (DPSG) ist, eine Botschafter*innen Christi verstehen. Altkleidersammlung der Katholischen Landjugendbewegung (KLJB) oder eine bundesweite Sozialaktion wie die 72-Stun- Die Grundvollzüge bilden für die katholische Jugendver- den-Aktion, hier sind die katholischen Jugendverbände diako- bandsarbeit Leitplanken ihrer Arbeit. Unsere Angebote sind nisch tätig. täglich geprägt von coinonia, diakonia, liturgia und martyria. Foto: Bildagentur-o/Adobe Stock Jana Wulf BDKJ Diözesanvorsitzende 10
jugendraum 2|21 Wozu das Ganze? Der BDKJ Diözesanvorstand blickt auf die von April bis September durchgeführten Arbeitsfeld- Treffen im Rahmen des Strategieprozesses der Erzdiözese München und Freising zurück. Als Vertreter*innen für „die Jugend“ nahmen Jana Wulf, Marco Gnacy und BDKJ Präses Richard Greul an sechs Sitzungen des Arbeitsfelds „Kirche vor Ort – Seelsorge nach Lebensalter“ teil. Marco Gnacy Jana Wulf Richard Greul ehrenamtlicher BDKJ Präses BDKJ Diözesanvorsitzender Diözesanvorsitzende BDKJ München und Freising Den Veranstaltenden gelang es Die Arbeitsfeld-Gruppe mit uns Mit 25 Wirkungskriterien wurden in den Arbeitstreffen nicht, klar drei Jugendvertreter*innen war innovative und vorhandene Ange- zu sagen, worum es konkret zwar vielfältig aufgestellt, wenig bote priorisiert. Generell wäre für geht. Die Stoßrichtung blieb präsent waren aber Menschen mich eine solche Wirkungsmes- für mich über viele Sitzungen von außerhalb der Kirche. Wir- sung schwierig, wenn davon Grund- hinweg unklar. Ernüchterung kungsmessung kann meines Er- aufgaben, wie die Sakramente machte sich bei mir breit, als achtens nur funktionieren, wenn betroffen wären. Denn diese dürfen deutlich wurde, dass keine nicht immer nur die „eigenen“ keinesfalls zur Disposition stehen. großen Entscheidungen zu fällen Leute befragt werden. Sozial- sind, sondern diese durch den räumliches Arbeiten bedeutet, Positiv war, dass allen bewusst Lenkungskreis bereits gefallen dass auch „Außenstehende“ zu sein scheint, dass im Bereich sind bzw. von diesem getroffen besprechen, wie sie die Wirkung Jugend nicht gespart werden werden. wahrnehmen. Es braucht eine kann. Denn junge Menschen sind ehrliche Bedarfsanalyse und eine die Zukunft dieser Kirche! Jugend- Problematisch war auch die viel stärkere Feedbackkultur, die arbeit muss weiterhin sowohl in durch das Beratungsunterneh- man sich von den Jugendverbän- der Pfarrei als auch auf Kreis- und men PWC vorgegebene Sprache, den sehr gut abschauen könnte. Diözesanebene möglich bleiben mit der viele Teilnehmende nur und finanziert werden. schwer zurechtkamen. Hilfreich Innerhalb des Arbeitsfeldes wur- war, dass die Wirkungskriterien de uns immer wieder vermittelt, Für uns ist klar, dass sich der in Fragen umformuliert wurden. dass die Jugend vielen am Herzen BDKJ München und Freising und liegt. Erfreulich für den BDKJ war seine Kreis- und Mitgliedsver- Sinnvoll wäre gewesen, den die Reaktion auf die sechs Diskus- bände weiterhin intensiv am Strategieprozess von unten nach sionsabende „Zukunft ist JUNG“, Gesamtstrategieprozess beteiligt oben durchzuziehen, also von die einzige Rahmenveranstaltun- und sich für die Belange der Kin- den Pfarrgemeinden ausgehend. gen zu den Arbeitsfeld-Treffen. der und Jugendlichen einsetzt. 11
Jugendarbeit Gemeinschaft, ist da Für die Attraktivität von Angeboten kirchlicher Jugenda und entspannt zugeht, man andere junge Menschen ke So kommen Veranstaltungen bei Jugendlichen an Einladung und diesen automatisch für Freigetränke wieder einlösbar zu machen. Die Einladung ist der Türöffner für das Angebot. Jungen Menschen genügt dabei Es braucht Räume, die sich junge eine übersichtliche Gestaltung, sie brau- Menschen aneignen können. Gerne mit chen keine Schnörkel und bitte keine Sofas und Sitzmöglichkeiten - möglichst „Jugendslang“-Wörter, außer die Aus- gemütlich. Denn sonst fällt es schwer mit schreibung wurde wirklich von Jugendli- neuen Leuten ins Gespräch zu kommen. chen gestaltet. Überflüssig sind Anmel- dungen in Papierform, allerdings muss Insbesondere im Winter ist eine einfache die digitale Variante am besten direkt Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmit- am Handy ausfüllbar sein. Hervorragend teln wichtig, damit die Teilnehmer*innen ist es, wenn ein Link zur Website und zu gut und sicher nach Hause kommen. einer digitalen Karte eingebaut ist. Thema Eltern Junge Menschen wollen auf Augenhöhe Die Zielgruppe ist in vielen Fällen min- wahr- und ernstgenommen werden. derjährig, deshalb ist es bei der Eltern- Wenn junge Menschen für andere junge arbeit wichtig, dass die Informationen Menschen etwas anbieten, ist das sehr deutlich formuliert sind und klar ist, authentisch. Wichtig ist es, die Zielgrup- dass ausgebildete Jugendleiter*innen pe zu fragen, worauf sie Lust hat und dabei sind. Gerade bei mehrtägigen Akti- die Jugendlichen dann in die Planung onen, wie einem Zeltlager, ist es sinnvoll miteinzubeziehen. Das Angebot sollte einen Elternabend zu veranstalten, um „offen“ sein, um Austausch und Kennen- dort Fragen und Bedenken zu klären. lernen zu erleichtern – mitmachen oder zuschauen, beides ist ok. Infrastruktur Veranstaltungsende Enorm wichtig ist eine gut gepflegte Homepage mit Fotos der Ansprech Schön kann ein offenes Ende sein. Das partner*innen. Dazu kommt, dass eine Angebot, nach dem Ausflug zur Alpaka- funktionierende, mobile Ansicht der Farm den Abend in der Jugendstelle eigenen Homepage unerlässlich ist. ausklingen zu lassen, ist perfekt. Gegen Ende kann gerne gefragt werden, wie es Foto: Mittelpunktonline/jugendfotos.de Bei einer Abendveranstaltung brauchen den Teilnehmer*innen gefallen hat. Aber Jugendliche neben Getränken auch et- bitte anschließend keinen Fragebogen Johannes Rohleder was zu essen! Generell gilt: Kostenlos ist verschicken, sinnvoller ist ein Flipchart- attraktiv, führt aber auch zu einer größe- papier mit Stiften oder ein Korb mit Erzieher ren Unverbindlichkeit. Eine Lösung kann unterschiedlichen Smileys, aus denen Kursleiter sein, einen kleinen Betrag zu erheben ausgewählt werden kann. KjG München und Freising Mehr unter www.jugendraum-magazin.de 12
jugendraum 2|21 as was zählt arbeit ist aus dem Blickwinkel Jugendlicher entscheidend, dass es dabei locker ennenlernt und mit Freunden Zeit verbringen kann. Wann und warum ist ein Angebot der Jugendarbeit für dich so interessant, dass du gerne hin gehst? fragte #jugendraum in BDKJ und Pfarreien engagierte Jugendliche im Alter von 15 und 16 Jahren. Dabei ging es nicht um eine konkrete Veranstaltung, sondern um die ganze Bandbreite katholischer Jugendarbeit. Ein Pfarreifest nach einem Für mich ist das interessant, Gottesdienst, bei dem man viele Spiele wenn es mich von der Thematik her spielen kann, wie Sackhüpfen oder Fußballspielen. bzw. wenn der Anlass mich interessiert Wo man zusammen isst und redet. Da gehe ich und wenn Leute dabei sind, mit denen immer gerne hin, weil man mit Freunden ich gut klarkomme. immer viel Spaß hat. Basti, 16 Niklas, 15 Für mich ist es definitiv der Zusammenhalt mit Leiter*innen. Die Am liebsten, wenn ich Gemeinschaft und Erfahrungen, die die Möglichkeit habe, neue Leute vor sich dort sammeln lassen. allem über eine längere Zeitspanne kennen- Für mich ist ein Angebot zulernen. Wenn ich vielleicht Erfahrungen der Jugendarbeit interessant, wenn ich sammeln kann, die ich sonst durch Noreen, 16 weiß, dass es nicht so streng gehalten Schule und andere Ausbildungen wird, sondern Spaß macht und nicht bekomme. locker, entspannt ist. Für mich ist eigentlich alles cool. Richard, 15 Ich finde das Zeltlager cool, aber auch Marietta, 16 einfach mit denen aus der Pfarrei zu chil- len. Ich mag es einfach mit ihnen Zeit zu verbringen. Weil ich Ministrant bin, beantworte ich es für den Gottesdienst. Also, ich mag es, wenn es danach noch etwas Bei Jugendaktionen Melli, 16 gibt, was man gemeinschaftlich macht. Zum Bei- sind es die beteiligten Menschen und spiel etwas zu essen oder auch nur Getränke, Freunde, die ausmachen, ob ich hingehe aber auch, wenn es noch ein Fußballspiel oder nicht. Also, wenn ich mit guten oder ähnliches gibt. Freunden etwas unternehme und dabei andere kennenlernen kann, finde ich es super. Raphael, 16 Kathi, 16 Umfrage des BDKJ München und Freising bei Kreis- und Jugendverbänden im Sommer 2021. 13
Haltet am Glauben fest, Haltet am Glauben fest, seid mutig und stark. seid mutig und stark. (1 KOR 16, 13) (1 KOR 16, 13) 14
jugendraum 2|21 Gestaltung Maria Naber © Erzbischöfliches Jugendamt München und Freising Gestaltung Maria2021 Naber Einheitsübersetzung der Heiligen© Schrift ErzbischöflichesKatholische © 2016 JugendamtBibelanstalt München und 15 Freising GmbH, 2021 Stuttgart Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift © 2016 Katholische Bibelanstalt GmbH, Stuttgart
Diskussion zu Maria 2.0 Nicht mehr rein digital, aber auch noch nicht wieder komplett im Jugendhaus Josefstal – zur ersten „hybriden“ Herbst-Diözesanversammlung trafen sich Mitte Oktober Delegierte in Präsenz plus online zugeschaltete Mitglieder. Dabei standen der Strategieprozess im Erzbistum und im Studienteil die Thesen der Initiative Maria 2.0 im Mittelpunkt. „Ein Anfang ist gemacht und diese Diskussion, die zum großen lange der Kinder und Jugendlichen im BDKJ Thema Gleichberechtigung zählt, bereichert uns sehr“, Gesamtstrategieprozess „Kirche so BDKJ Diözesanvorsitzende Jana Wulf zum Studienteil. Die gestalten – Wirkung entfalten“ sieben Thesen der Initiative Maria 2.0, bei denen es um eine einsetzen wird. offene und zukunftsfähige Kirche geht, wurden ausgiebig betrachtet und sowohl mit der kirchlichen Lehrmeinung als In diesem Zusammenhang auch mit den Gegenthesen von Maria 1.0 verglichen. Zentrale stellt der Bund der Deut- Diskussionspunkte waren dabei die Aspekte: Gleichberech- schen Katholischen Jugend tigung, Machtteilung, Aufklärung von Missbrauch sowie die (BDKJ) klare Forderungen, Freiwilligkeit des Zölibats. u.a., dass junge Menschen an allen Prozessen beteiligt werden Beschlossen wurde dann, die sieben Thesen der Initiative Maria müssen und dass die Ergebnis- 2.0 zu unterstützen. "Wir sind überzeugt, dass sich unsere Kir- se des Gesamtstrategieprozesses che als Gemeinschaft der Gläubigen in einem ständigen Wandel hinsichtlich der Ergebnisse des Arbeits- befindet und mit unserer Unterstützung mutige und notwendige felds „Kirche vor Ort: Seelsorge nach Entscheidungen treffen muss, damit sie zukunftsfähig, lebens- Lebensalter“ kritisch überprüft werden. „Jede nah, glaubhaft und authentisch bleibt", heißt es im Beschluß. Politik ist Jugendpolitik.“ bekräftigte Jana Wulf im Rahmen der Einführung in den Antrag. „Das gilt Nicht nachlassen auch für jede Kirchenpolitik.“ Zudem beschloss der BDKJ München und Freising, dass sich der Jubiläumsjahr 2022 Dach- und Spitzenverband weiterhin bei Erzbischof Reinhard Kardinal Marx, Generalvikar Christoph Klingan, Amtschefin Dr. 2022 steht für den BDKJ München und Freising ein Jahr der Stephanie Herrmann, Msgr. Thomas Schlichting, Ruth Huber und Jubiläen an – 60 Jahre Ecuador-Partnerschaft, 75 Jahre BDKJ, dem Lenkungskreis des Gesamtstrategieprozesses für die Be- 40 Jahre Internationale Jugendbegegnung Dachau und 80 Jahre Jugendkorbinianswallfahrt – man darf auf die Aktivitäten dazu gespannt sein. Claudia Hoffmann Die Herbst-Diözesanversammlung zeigte, u.a. in den Pau- sengesprächen, beim „Stüberl“ und dem Gottesdienst, dass Öffentlichkeitsreferentin alle, die dort waren, die Präsenzveranstaltung im Jugendhaus BDKJ München und Freising Josefstal genossen. Die nächste BDKJ Diözesanversammlung kann hoffentlich für alle am 25. und 26. März 2022 in Präsenz stattfinden! 16
jugendraum 2|21 PSG amPuls Foto: Lisa Kötter, Maria 2.0, Münster; Porträts: privat derZeit Die Pfadfinderinnenschaft St. Georg (PSG) München und Freising steht für eine parteiliche Mädchen- und Frauenarbeit in der Kirche. Im Verband erleben Pfadfinder*innen Vorbilder und Wegbegleite- rinnen* und entdecken in Gemeinschaft Spiritualität und Glauben aus weiblichen Perspektiven. So entstehen neue Antworten auf alte Fragen und gegenwärtige Herausforderungen. Maria 2.0 was heiSSt das? Periodenarmut bekämpfen Der Ausgangspunkt für den Start der Initiative Die Periode ist ein wichtiges Ereignis im Leben einer menstru- Maria 2.0 war die Kritik an der Rolle der Frauen in ierenden Person. Doch sie kann auch verunsichernd sein, wenn der katholischen Kirche. Frauen* feierten im Mai man nicht versteht, was gerade mit dem eigenen Körper ge- 2019 vor Kirchen Agape-Feiern, um zu kritisieren, schieht. Besonders erschwert wird dies durch gesellschaftliche dass Frauen* nicht zu Priester*innen geweiht Normen und die Scham über den Zyklus zu sprechen. werden können. Daraus wurde eine sehr enga- Zudem fehlen oftmals die Mittel, um sich Hygieneartikel leisten gierte Bewegung, die sich für eine zukunftsfähi- zu können. Menschen in Ländern des Globalen Südens improvi- ge Umgestaltung der Kirche einsetzt. sieren und verwenden Blätter, Zeitungen oder Stofffetzen als Ein- In einem Thesenanschlag an Kirchentüren im lage. Diese Hilfsmittel können zu Infektionen führen. Aber auch Frühjahr 2021 forderte Maria 2.0 Machtteilung, bei uns ist Periodenarmut eine soziale Herausforderung. Sanitäre Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt mit Anlagen, Hygieneartikel und Wissen bringen Menstruierenden erforderlichen Konsequenzen, positive Haltung Freiheit. Sie brauchen einen Rückzugsort, an dem sie sich um gegenüber selbstbestimmter Sexualität und Hygiene kümmern und die gebrauchten Artikel entsorgen können. die Abschaffung des Pflichtzölibats. Die PSG Um darauf aufmerksam zu machen, hat die PSG die Toiletten unterstützt diese Initiative mit Anträgen bei des KorbiniansHaus für kirchliche Jugendarbeit im Kirchlichen Versammlungen, weil der Jugendverband hinter Zentrum in München mit kostenfreien Hygieneprodukten und den Thesen steht und dies auch nach außen mit einer Kurzinformation ausgestattet. tragen will. Wir freuen uns über Unterstützer*innen! Pfadfinder*innen machen sich also gemeinsam auf den Weg, um Veränderungen und eine für alle vielfältigen Geschlechter gerech- tere Kirche, Gesellschaft und Welt zu erreichen. Das beginnt in den Gruppenstunden vor Ort, bei Abenteuern mit dem Stamm und in der Gemeinschaft des Diözesan- und Bundesverbandes, der eine starke frauen*politischer Stimme wahrnimmt. Verena Schlagheck Valerie Gastager Diözesanvorsitzende Diözesanvorsitzende PSG München und Freising PSG München und Freising 17
zum Abschied Endlich konnten die „Superheldinnen“ des BDKJ ausgiebig gefeiert werden Am 25. September 2021 war es endlich soweit, die festliche Verabschiedung der langjährigen BDKJ Diözesanvorsitzenden Monika Godfroy und Dr. Stephanie von Luttitz konnte in der Jugendkirche in München-Haidhausen stattfinden. Die beiden – so die Einladung – „Superhel- dinnen“ hatten sich bereits im Juli 2020 als Hauptamtliche verabschiedet. Jetzt trafen sich Weggefährt*innen, ehemalige und derzeitige Jugendamtsleitungen, Vertreter*innen aus dem Ordinariat und viele Freund*innen aus Jugendverbänden und -organisationen, um sie zu feiern. Beim Gottesdienst mit Diözesanjugend- pfarrer Richard Greul konnten die Gäste die beiden segnen – Mega-Segen zum Abschied! Bei Monika Godfroy bedank- te sich Laudator Alexander Klug dafür, dass „unsere Moni einfach immer alles wusste“ und den BDKJ als Geschäftsfüh- rerin durch schwierige Zeiten brachte. In seiner Laudatio für Stephanie von Luttitz betonte Pfarrer Daniel Lerch ihren vielfältigen Einsatz für die Frauen- und Kirchenpolitik und die medialen Erfolge der Kommunikationsfachfrau. Bis sich Kreis- und Jugendverbände, der Diözesanausschuss und viele andere bei den beiden für ihre großartige Arbeit be- dankt hatten, war es 23.30 Uhr und die Moderation, Jana Wulf und Marco Gnacy, lud zur Party ein. Bye, bye Superwomen! 18
jugendraum 2|21 per s onalien KjG München und Freising Pfarrer Tobias Hartmann ist seit 3. Juli 2021 geistlicher Leiter der KjG München und Freising. Ebenfalls neu in der Diözesanleitung ist (im Bild rechts) Daniela Kistler als ehrenamtliche Diöze- Foto: KjG München und Freising sanleiterin. Veronica Seidel war zuvor bereits in der Diözesanleitung, wurde nun aber als ehren- amtliche geistliche Diözesanleiterin gewählt. Ministrantenverband Bei den Vorstandswahlen im Ministranten- Foto: Ministrantenverband München und Freising verband München und Freising wurden Isabel Gnacy und Stefan Heumann als Vorstände be- stätigt. Zudem gehören dem Vorstand weiterhin Benedikt Gernand und Theresa Hepfengraber an. (Bild v.l.n.r.: Stefan, Isabel, Theresa und Benedikt) BDKJ in der Region München e.V. Am 24. April 2021 wurde Max Sternberg in den Stadt- und Regionalvorstand des BDKJ in der Region München e.V. nachgewählt. Neuer Diözesanausschuss Portraits: privat In folgender Besetzung nahm der Mitte Oktober neu gewählte Diözesanausschuss (DA) des BDKJ München und Freising seine Arbeit auf: Wiedergewählt wurden Florian Wiedner und Veronica Seidel, neu dabei sind Benedikt Gernand, Carla Kerling, Matthias Stiftinger und Franziska Thums (siehe Bilder von links oben nach rechts unten) Bei der Diözesanversammlung im Herbst wurden die bisherigen Mitglieder des Diözesanausschusses verabschiedet. Vielen Dank an Katrin Ascher, Barbara Purschke (Vorsitzende), Magdalena Poruba, Philipp Wittershagen und Veronika Vogl für ihr langjähriges Engagement. 19
Hinter den Kulissen Nicht nur praktisches Arbeiten – viel Qualität und Herzblut steckt dahinter! Ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) FSJ im geschützten Rahmen ableisten bedeutet, dass junge Menschen für ein kann. Dies ist sehr wichtig, um den ganzes Jahr in einer sozialen Einrich- Freiwilligendienst im sozialen Bewusst- tung mitarbeiten. Dabei sollen sie in sein hervorzuheben und den vielen möglichst alle Bereiche des Berufs- jungen Menschen ein wertvolles Jahr feldes eingebunden werden, wie auch zu ermöglichen, welches Orientierung Teamsitzungen und Elternabende. So schafft und den Einstieg ins Berufsle- steht es im Handbuch-Freiwilligen- ben erleichtert. dienste. „Ich fühle mich wie ein festes Teammit Qualitätsmanagement glied“, diesen Satz hören Fachreferent im FSJ *innen, welche die Freiwilligen während des FSJ unterstützen, häufig und er Bereits seit 2011 gibt es bundesweit für zeugt von der guten Anbindung und die katholischen FSJ-Träger einzuhalten- Einbindung in den Einsatzstellen. Päda- de „Qualitätsstandards“. Durch diese gogische Begleitung in der Einsatzstelle Evaluation und Statistik Vorgaben wird gewährleistet, dass ein und durch das FSJ Fachreferat sind ein FSJ eben nicht „nur ein Praktikum“ ist. wesentlicher und wichtiger Bestandteil Qualifizierungsangebote für die Ein- Es müssen eine fachliche Anleitung, des Jahres und ebenfalls in den Quali- satzstellen, fachlicher Austausch im Bildungsseminare, pädagogische tätsstandards genau verankert. Wie viel Team sowie eine enge Zusammenarbeit Begleitung, Arbeitsrichtlinien und viele und welche Form der Unterstützung die mit anderen Gremien stehen für die weitere Grundbedingungen gegeben Freiwilligen brauchen, entscheiden sie Fachreferent*innen regelmäßig an. sein, damit ein junger Mensch sein selbst. Auch eine jährliche Evaluation in Form von Fragebögen und einer statistischen Herzstück Seminararbeit Erhebung werden genutzt, um die Arbeit und Zufriedenheit aller Parteien zu über- Foto + Abbildung: FSJ Referat BDKJ + Caritas Auch die vorgeschriebenen 25 Bildungs- prüfen und schnell auf Veränderungen tage in Form von fünf Seminarwochen reagieren zu können. tragen zur persönlichen Reife und Andrea Reichert Entwicklung der jungen Menschen bei. Alle genannten Bausteine sind ein Dipl. Sozialpäd.in (FH) Hier stehen Qualität und Fachlichkeit wichtiges Fundament für ein gelingen- FSJ Fachreferentin an erster Stelle – doch auch Spaß und des Freiwilliges Soziales Jahr, durch das BDKJ und Caritas Erholung dürfen natürlich nicht zu kurz jährlich 100 junge Menschen vom FSJ kommen. Referat begleitet werden. 20
jugendraum 2|21 Foto: DisobeyArt/Adobe Stock standards ja+nein Die Erwartungen unterschiedlichster Beteiligter bei Veranstaltungen in der Jugend(verbands)arbeit erfordern nach Ansicht von Maria-Theresia Kölbl, geistliche Verbandsleiterin des BDKJ Bayern, das immer wieder neue Aushandeln von Standards. Einige Standards, wie die Bestimmungen zum Erwerb der Juleica (Jugendleiter*innencard) sind dennoch festgelegt. „So, dann wären wir fertig. Kann bitte jede*r noch einen „Feed- Von den Bundesländern wurden jeweils noch Präzisierungen backbogen“ ausfüllen, bevor ihr nach Hause geht!“ Selten vorgenommen, in Bayern durch den Bayerischen Jugendring gibt es in der Jugendarbeit eine Veranstaltung, bei der am (BJR Beschluss, 2013). Ende nicht noch die Aufforderung zum Ausfüllen eines solchen Bogens kommt. Sie sollen dabei helfen, die Veranstaltung zu Wichtige Juleica-Standards sind daher: reflektieren und evtl. nachzubessern und sind damit trotz ihrer Bezeichnung tatsächlich Reflexionsbögen, die dazu beitragen, Die Ausbildung darf 34 Zeitstunden nicht unterschreiten die Qualität zu sichern. Dabei ist Qualität ein weiter Begriff und und soll von pädagogischem Personal geleitet werden und/ gerade in der Jugend(verbands)arbeit schwer zu greifen, da oder von Menschen, die fundierte Erfahrungen mit Jugend- Qualität vor allem auch ein Prozess ist (LJA, 2001). arbeit und Kursleitung aufweisen. Der Inhalt der Gruppenleitungsschulung umfasst u.a. die Le- Juleica ist Standard benssituation von Kindern und Jugendlichen, Grundkennt- nisse in Entwicklung, Vermittlung von Leitungskompetenz Trotzdem oder gerade deswegen gibt es Qualitätsstandards, und Gruppenpädagogik. Außerdem soll gezeigt werden, wie die schon 2009 von der Jugend- und Familienministerkonfe- Aktivitäten geplant und durchgeführt werden können, wie renz der Länder (JFMK, 2013) definiert wurden und so eine die Strukturen von Jugendarbeit sind und welche Wertorien- Grundlage für Jugendarbeit bilden. Zusammengefasst sind sie tierung Jugendverbände haben. Außerdem gehören Rechts- in den Bestimmungen zur Juleica. Sie stellen ein Mindestmaß und Versicherungsfragen dazu. an Anforderungen an die Ausbildung von Jugendleiter*innen. Zudem findet die Prävention sexualisierter Gewalt und geschlechtsbewusste Arbeit ihren Platz. Quellen Gender Mainstreaming und interkulturelle Kompetenzen sol- Mitteilungen LJA WL 148/2001, Fachausschuss 2 (Jugendar- len als Querschnittsthemen bei allen Inhalten mit einfließen. beit) der Bundesarbeitsgemeinschaft der Landesjugendäm- ter, Qualitätsentwicklung in der Jugendarbeit, 2001, Seite 36 Diese Standards verbessern die Qualität trägerübergreifend Jugend- und Familienministerkonferenz der Länder – JFMK, und machen sie, gewissermaßen, auch vergleichbar. Gleich- Design juleica 2009. Christine Kessel, Porträt: privat Vereinbarung der Obersten Landesjugendbehörden zur An- zeitig bieten sie die Möglichkeit für die Jugendverbände ihre wendung einer Card für Jugendleiterinnen und Jugendleiter, verbandsspezifischen Inhalte miteinzubringen und so Vielfalt 2009, online: https://jfmk.de/wp-content/uploads/2018/12/ zu ermöglichen. Anlage_zu_TOP_4.7_2.pdf (13.11.2021) Bayerischer Jugendring, Beschluss zu Qualitätsstandards für Maria-Theresia Kölbl die Vergabe der Jugendleiter/-innen- Card (Juleica) in Bayern – Aktualisierung bzgl. Erste-Hilfe- Ausbildung, 2013, online: Geistliche Verbandsleiterin BDKJ Bayern www.bjr.de/themen/ehrenamt/juleica/qualitaetsstandards.html Vorsitzende der Landesstelle für (13.11.2021) kath. Jugendarbeit in Bayern 21
Foto: The Creation of Man, Birth Undisturbed, Natalie Lennard 22 weg weiser
jugendraum 2|21 eine Geburt so faszinierend so gewaltig so krass ein Wunder – wie es jeden Tag auf der Welt passiert und doch unglaublich staunend den Atem anhalten jedes Kind jeder Mensch wurde geboren aus dem Schoß seiner Mutter die Geburt Jesu alles aus der Bahn werfend die Welt verändernd im Stall geboren eine Geburt wie jede andere und doch born to be a star der Messias Jesus! Das ist Weihnachten! Oh ja, das ist kein typisches Krippenbild, keine heilige Familie, kein Knabe im lockigen Haar. Die britische Künstlerin und Fotografin Natalie Lennard zeigt Geburtsszenen realistisch, direkt und natürlich. Trotz oder gerade wegen ihrer Natürlichkeit wirken die Bilder in ihrer Direktheit erschreckend. Wer war denn schon einmal bei einer Geburt dabei? In unserer Gesellschaft verschicken wir Fotos von süßen Babys, ein paar Tage nach der Geburt. Wen wundert es, dass uns ein radikales Geburtsfoto von der Geburt Jesu fremd ist, wenn wir bisher nur die gebräuchlichen Weihnachtsbilder, die den gedruckten Dankeskarten nach der Geburt ähneln, kennen. Jesus wurde geboren, mit allem was dazu gehört, als Mensch und als Gottes Sohn! Warum also nicht, auch diese Seite von Jesu Geburt einmal zeigen – realistisch schön und faszinierend zugleich! Ursula Wieser Pastoralreferentin Portrait: privat Pfarrverband Haar 23
Mit der Fragetasche den Sozialraum erkunden Die Fragetasche „Mensch, sag mal“ des evangelischen Amts für Gemeindedienst in Nürnberg bietet umfangreiches Material für eine sozialraumorientierte Arbeitsweise. Im Fokus stehen bei den Metho- den die Bedürfnisse der jungen Menschen im Sozialraum und somit eine neue Qualität der Angebote. Sozialraumorientierung ist eine Haltung, mittels derer sich Menschen langfristig mit ihren vielfältigen Bezügen in den Material und Methoden Blick nehmen lassen. Das Profil der existenziell gewendeten Mit der Fragetasche werden konkrete Anregungen für erste Pastoral in der Erzdiözese München und Freising, beschreibt Schritte, aber auch Materialien und Begleitangebote für die Er- fachlich eine notwendige Hinwendung von der Pfarrgemeinde schließung des Sozialraums als längerer Prozess zur Verfügung zum Sozialraum. gestellt. Die Broschüre führt anschaulich in die Sozialraumo- rientierung mit christlichem Hintergrund ein, dazu enthält die Pastoral im Wandel Projektbox eine Fülle an Methoden mit passendem Material. Für diesen Wandel bietet die Fragetasche zahlreiche Metho- den, um auf unterschiedliche Personen im Sozialraum zuzuge- hen. Die Anregungen zum kreativen Erkunden des Raums und seiner Akteure, ermöglichen es einen Fokus auf die Bedürfnis- Was ist in der Fragetasche? se der Menschen vor Ort zu lenken. Es bedeutet in der Nach- Projektbox: Sie ist angefüllt mit Arbeitsbögen zu Methoden, folge Jesus hinauszugehen und zu fragen: „Was willst du, dass Arbeitstechniken, Formaten, guten Beispielen und Dialogange- ich dir tue?“ (Lk 18,41). boten sowie zahlreichen raffinierten Hilfsmitteln wie Flanier- oder Netzwerkkarten. geht hin und fragt Broschüre: Sie bietet Orientierung, Hintergrundinformationen, Als Startpaket für die Sozialraumerkundung versorgt die ent- Anleitungen, um Fragen zu stellen und Kontaktadressen. haltene große Projektbox Pfarreien und Verbände mit zahlrei- chen Arbeitsbögen und Begleitmaterialien. Ob als Einsteiger/ Plakat: Es gibt einen guten Überblick im XL-Format über alle Mög- in oder erfahrene Person der Sozialraumorientierung, es finden lichkeiten, die Ihnen Ihre Fragetasche bietet. Auf der Rückseite sich in der Fragetasche spannende Projekte, Methoden, Forma- erfahren Sie, warum Sozialraumerkundung und (Feld-) te und Arbeitstechniken. Forschung einiges gemeinsam haben – und wie Sie zum Forscher werden! Online-Material losgehen https://afg-elkb.de/fragetasche/worum-es-geht/ „Wege entstehen dadurch, dass man sie geht“ – dieser Satz Abbildung Tasche: afg, Portrait: privat findet sich zwar nicht ausdrücklich in den Schriften Franz Kaf- Martina Jakubek kas, er wird ihm aber zugeschrieben. Für den Umgang mit der „Fragetasche“ könnte er ein gutes Motto sein. Niemand kann Dipl. Sozialpädagogin (FH) nämlich ganz genau wissen, wohin der Weg im Sozialraum Referentin forum führt, welchen Menschen, Gruppen, Vereinigungen und Organi- alter & generationen sationen man dabei begegnet und wie sich dies auf einen selbst und die ganze Gemeinde auswirkt. 24
jugendraum 2|21 Jugendgemäße Liturgie!?! Stylisch, verständlich und respektvoll – um Jugendliche für Gottesdienste zu begeistern, braucht es Sensibilität für deren Lebenswirklichkeit. Wichtig ist, dass alle, die da sind und mitfeiern, auch willkommen und gewollt sind. Zeitgemäße Jugendliturgie erfordert stetige Anpassung an die aktuelle Sprache und Ästhetik. Die folgenden acht Aussagen geben eine Orientierung für die Reflexion von Jugendliturgie. Sie sind eine Weiterentwicklung der im Materialien-Heft 140 des Erzbischöf- lichen Jugendamts München und Freising 2008 formulierten neun Orientierungen „Liturgie ist jugendgemäß, wenn...“. Liturgie ist jugendgemäß, wenn … Liturgie ist jugendgemäß, wenn … sich jede*r willkommen fühlt. Jugendliche darin Gott erahnen können. Liturgie ist jugendgemäß, wenn … Liturgie ist jugendgemäß, wenn … Jugendliche einen Zusammenhang Jugendliche sich in Leitung und zu ihrem Leben erkennen. Begleitung erfahren. Liturgie ist jugendgemäß, wenn … Liturgie ist jugendgemäß, wenn … Jugendliche sie in vielfältigen For- sie Jugendliche in ihrem Glauben men mitgestalten. und Leben ernst nimmt. Liturgie ist jugendgemäß, wenn … Liturgie ist jugendgemäß, wenn … Symbole und Riten von Jugendli- sie in Musik, Sprache und Ästhetik chen verstanden werden. den Feiernden entspricht. SharePics mit ausführlichen Texten stehen ab sofort online zur Verfügung unter: www.eja-muenchen.de/jugendliturgie. Im neuen Materialien-Heft Nr. 156 des Erzbischöflichen Jugendamts München und Freising sind die bislang veröffentlichten und die neuen Texte nun als Zusammenfassung erschienen. Miriam Grottenthaler Markus Lentner Pastoralreferentin Gemeindereferent Portraits: privat Jugendseelsorgerin Referent für religiöse Bildung und Jugendstellen München Süd-West Ministrantenarbeit bis Mai 2021 25
Participatio actuosa Foto: julia_104/Adobe Stock Die Zauberformel für einen gemeinsam gefeierten Gottesdienst: Aktive Teilnahme! „Mama, mir ist so langweilig – an meinem Bein hängend und ziehend nervt mein Sohn während des Hochgebets. Er hat schon lange durchgehalten…“ Immer wieder haben wir den Eindruck, dass der Gottesdienst vom Priester gefeiert wird und wir „Besucher“ sind oder Zu „Zur Gestaltung gehören Methoden der ganzheitlich-sinn schauende. Aber so gelingt Gottesdienst nicht – das wissen enhaften Religionspädagogik: Mit den Augen sehen, mit wir alle. Gottesdienst ist schön, wenn alle mitfeiern können. den Ohren hören, etwas mit den Händen zu fassen und zu Anstatt mit jeder Altersgruppe einzeln zu feiern – Gottesdienst tun – das alles gehört zum religiösen Erleben für Kinder im Altenheim, in der Behinderteneinrichtung, mit den Kleinkin- im Kindergartenalter. [..] Wenn Kinder bei der Gestaltung dern oder Jugendlichen – ist der sonntägliche Gottesdienst mit etwas (mit) spielen, dann erleben sie selbst etwas von „der ganzen Pfarrfamilie“ eine ganz andere Herausforderung. der Freude, Angst, Hoffnung, dem Geheiltwerden oder Ich würde sagen: Eine Chance. dem Wachsen der Personen in den Geschichten. Diese Erfahrungen können sie anschließend mit dem Glauben in Lebenslust, die ansteckt Beziehung setzen.“ (Heike Helmchen-Menke 2019) Kinder sind dabei ein belebendes Element: Die Kunst ist, den Kindern mit ihrer Lebendigkeit, ihrem Bewegungsdrang und ihrer Spontanität einen angemessenen Raum zu geben, so Gemeinsamkeit stärken dass die älteren Mitfeiernden an der Lebenslust der Kinder Dabei rührt es Erwachsene und Senioren/innen an, wenn partizipieren können und davon angesteckt werden. Können sie Kinder zuschauen. Für viele Erwachsene ist das Erleben Jugendliche und Erwachsene einer Predigt folgen, fordern von Kindern im Gottesdienst außergewöhnlich, deshalb ist Kinder (und auch viele Senioren) dazu heraus, nicht nur das es umso wichtiger Kinder im Gottesdienst zur Gewohnheit kognitive Vermögen einzusetzen. werden zu lassen. Unter dem Motto „Sonntagselement“ der Beteiligung ermöglichen Kinderpastoral finden sich für jeden Sonntag im Jahreskreis einfache Ideen, um Kinder aktiv in den Gemeindegottes- Im Gegensatz zu vielen Erwachsenen oder Jugendlichen beteili- dienst einzubinden. Die Kinder spüren dann, wir sind nicht gen sich Kinder und machen gerne mit: nur schmückendes Beiwerk, sondern: die Gemeinde braucht • sie stellen an Allerseelen die Kerze für den Verstorbenen auf uns. Wir sind notwendig für den Gottesdienst und tragen die den vorbereiteten Platz, Feier mit. • sie zünden die Kerzen am Adventskranz an, • sie vollziehen zum Lied "Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht" die Gesten mit, • sie legen Weihrauchkörner in die Schale zu den Fürbitten. Literatur Ideen für die Gestaltung des Sonntagsgottesdienstes Monika Mehringer „wenn Kinder da sind“, finden sich unter „Sonntagsele- ment“ auf www.erzbistum-muenchen.de/Kinderpastoral Gemeindereferentin oder auf www.kinderpastoral.de/Kindergottesdienst Fachreferat Kinderpastoral Helmchen-Menke, Heike (2019): Mit den Kleinsten das im Erzbischöflichen Jugendamt Größte feiern. In: Gottesdienst 18/2019, S. 202 München und Freising 26
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