Kaffee. Nicht die Bohne langweilig - Geschichte, Anbau, Verarbeitung
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Inhaltsverzeichnis Wer hat’s gefunden? 3 Der Weg nach Europa. 4 Die Reise geht weiter in die Tropen. Eine edle Pflanze. 1. Arabica 2. Robusta Bunte Welt der Kaffeekirschen. 6 Kaffee wächst rund um die Welt. Vom Samen zur Ernte. 8 Ernte gut, alles gut. Die Weiterverarbeitung. 10 Gewaschener Kaffee. Ungewaschener Kaffee. Der Test. Es geht weiter. Kostbare Bohnen. 12 Handelswege. Internationaler Handel. Angebot und Nachfrage Differentialgeschäft Währungsschwankungen Zusatzkosten Nachhaltig. Fair. 14 Der Röstmeister am Werk. 16 Den Test bestehen. Wie von Zauberhand. Nur geröstet gut. Frische. Qualität. 18 Koffein und Entkoffeinierung. Frische zum Aufbewahren. Vakuumierung Unter Schutzatmosphäre Gefriergetrocknet und löslich. Quelle Bildmaterial: Procafé, Bern Max Havelaar-Stiftung (Schweiz), Basel Blaser Café AG, Bern Fotostudio Jonas Spengler, Bern
Wer hat’s gefunden? 1 Die Geschichte des Kaffees ist ein Sieges- zug. Bis heute. Allmorgendlicher Genuss, erholsame Entspannung und freund- schaftliches Zusammenkommen. Kaffee mit seinem köstlichen Aroma steht für mehr als ein Getränk – er ist ein Genuss- mittel. Nach einer von vielen Legenden haben nicht die Menschen, sondern die Ziegen den Kaffee entdeckt. Das war in Äthiopien ums Jahr 850. Als eines Abends die Mön- che eines Klosters gemütlich beisammen sassen, fiel ihnen auf, dass ihre Ziegen auf- fällig munter waren. Die Mönche stellten fest, dass die Tiere unbekannte Beeren gefressen hatten und machten es ihnen aus Neugier nach. Sie probierten die dunkelroten Früchte. Doch gross war die Enttäuschung über den bit- teren Geschmack und die Beeren landeten im Feuer. Kurz darauf verbreitete sich ein köstlicher Duft. Die Mönche löschten das Feuer und brauten sich aus den «gerösteten» Kaffee- bohnen ein schwarzes Getränk. Das half ihnen von da an, beim Nachtgebet wach zu bleiben. 2 1 Kaffee macht auch Ziegen munter 2 Rote Kaffeekirschen schmecken bitter –3–
Die Reise des Kaffees führte über Arabien 2. Robusta und Mekka nach Kairo und Konstanti- nopel (heute Istanbul), wo 1554 die erste «Coffea robusta» macht etwa 40% der Kaffeeschenke die Leute erfreute. Die er- Kaffee-Weltproduktion aus. Die schnell- Kaffee wächst sten Kaffeesäcke trafen 1615 in Europa ein. wachsende und ertragreiche Pflanze ist ro- rund um buster gegen Hitze und Schädlinge als die Als 1683 die Türken die Belagerung von Arabica. Robusta-Kaffee wird in Höhenla- die Welt. Wien abbrachen, liessen sie 500 Säcke Kaf- gen bis zu ca. 800 m ü. M. angebaut, vor fee zurück. Ein Glück für die Wiener: Ein allem in den tropischen Gebieten Afrikas kaffeeverrückter Pole legte den Grund- und Asiens. Nach neun bis elf Monaten stein für die noch heute weltbekannte sind die Kaffeekirschen reif und werden Wiener Kaffeehauskultur. meist nach dem ungewaschenen Verfah- ren verarbeitet. Von da an setzte der Kaffee seinen Sieges- zug durch ganz Europa fort. Immer mehr Robusta-Kaffee ist leicht kantiger und et- Menschen genossen ihn – und heute ist was rauer im Geschmack. Daher eignet er er nicht mehr aus unserem Leben wegzu- sich sehr gut für Espresso-Mischungen. denken. Die Reise geht weiter 1 in die Tropen. 1699 pflanzten die Holländer, die eine der einflussreichsten Seemächte waren, auf ihrer Insel Java in Indonesien Kaffee an. Es folgten Plantagen auf Sri Lanka, Indien und schliesslich auch in Südamerika, in ihrer Besitzung Surinam (Niederländisch Guayana). Von dort verbreitete er sich in die Gebiete mit tropischem und subtro- pischem Klima, wo heute der grösste Teil der Weltproduktion herkommt. Eine edle Pflanze. Es gibt über 80 Kaffeebaumarten. Zwei haben sich durchgesetzt: 2 3 4 1. Arabica Etwa 60 % der Kaffee-Weltproduktion stammen von «Coffea arabica» Bäumen. Sie gedeihen besonders gut in Höhen zwischen 600 und 2000 m ü. M. Sie 5 6 wachsen vor allem in Zentral- und Süd- amerika sowie an der Ostküste Afrikas. In sieben bis acht Monaten reifen Arabica- Kaffeekirschen und werden anschliessend meist nach dem gewaschenen Verfahren verarbeitet. Arabica-Kaffee schmeckt sehr aromatisch, ist mild und abgerundet im Geschmack. 1–2 Kaffeeplantage in Brasilien 3 Kaffeebauer bei der Arbeit 4 Kaffeeplantage in Kolumbien 5 Arabica 6 Robusta –5–
Die Kaffeepflanze hat längliche, dunkel- 1 grüne Blätter. In grösseren Produktions- ländern ist es möglich, dass über das gan- ze Jahr gesehen immer in einer Region Blütezeit ist, zum Beispiel in Kolumbien mit seinen je nach geographischer Lage unterschiedlichen klimatischen Bedin- gungen. In der Regel gibt es in einer Plan- tage drei Blüteperioden: Oftmals hängen an einem Baum gleichzeitig unreife grüne Kirschen, reifere gelbe und hellrote und ausgereifte purpurrote Kirschen. Kaffee wächst rund um die Welt. Der Kaffeebaum ist ein Tropengewächs, das in Ländern mit heissem und feuch- tem Klima gedeiht (Durchschnittstempe- 2 3 4 raturen 18 – 22 °C). Kaffee wird in rund 90 Ländern angebaut und die Hauptanbau- gebiete liegen in einem Gürtel bis zum 24. Breitengrad nördlich und südlich um den Äquator. In diesem Gebiet wächst der Kaffeebaum am besten zwischen 600 und 1200 m ü. M. Der begehrte Hochlandkaffee wächst zwischen 1600 und 2000 m ü. M. Von daher kommt auch seine Bezeich- nung «Strictly High Grown». 5 30 8 7 31 37 52 33 4 6 36 3 9 1 20 19 24 35 15 18 26 17 13 21 27 22 12 32 32 32 28 32 34 11 25 14 32 16 10 29 23 Zentralamerika: Südamerika: Afrika: Asien: 1 Costa Rica 10 Bolivien 16 Angola 30 China 2 Dominikanische Republik 11 Brasilien 17 Äthiopien 31 Indien 3 El Salvador 12 Ecuador 18 Elfenbeinküste 32 Indonesien 4 Guatemala 13 Kolumbien 19 Ghana 33 Laos 5 Haiti 14 Peru 20 Guinea 34 Neuguinea 6 Honduras 15 Venezuela 21 Kamerun 35 Philippinen 7 Kuba 22 Kenia 36 Thailand 8 Mexiko 23 Madagaskar 37 Vietnam 9 Nicaragua 24 Nigeria 25 Tansania 26 Togo 27 Uganda 28 D. R. Kongo 29 Simbabwe 1 Blüten eines Kaffeebaumes 2 Blätter eines Kaffeebaumes 3 Unreife grüne Kirschen 4 Reife rote Kirschen 5 Wichtige Kaffeeanbauländer –7–
Die jungen Kaffeeschösslinge keimen et- wa 10 Wochen nach der Aussaat. Sobald Haupterntezeiten: sie 5 bis 10 Zentimeter gewachsen sind, Brasilien werden sie einzeln in hohe Töpfe oder (Hauptanbaugebiet) Mai – September Plastiktüten eingepflanzt und in Baum- schulen weitergepflegt. Zentralamerika Oktober – März Afrika Oktober – April Dort wachsen sie während 4 bis 5 Monaten Asien November – April zu jungen Pflanzen heran, die etwa 30 bis 40 Zentimeter hoch sind. Nun werden sie in die Plantagen verpflanzt. Der Kaffeebaum blüht nach 3 Jahren zum ersten Mal. Die meist bescheidene erste 1 Ernte folgt in der Regel im 4. Jahr. Ab dem 5. bis 7. Jahr kann man mit normalem Er- trag rechnen (ca. 10 bis 20 Jahre lang). In den ersten Jahren müssen die Kaffeepflan- zer viel investieren, bevor es sich finanziell auszahlt. Ernte gut, alles gut. Wann die Kaffeebauern ernten können hängt von der geografischen Lage, dem Klima, der Höhe und der Jahreszeit im An- baugebiet ab. In der Regel werden die purpurroten, rei- fen Kaffeekirschen von Hand gepflückt. Beim Arabica-Baum liegt der Ertrag zwi- schen 500 und 1500 g Kaffeebohnen, beim Robusta zwischen 500 und 2000 g. 2 3 4 Grosser Arbeitsaufwand: Für 500 g Kaffee- bohnen müssen 2500 g Kaffeekirschen ge- pflückt werden. 5 6 7 8 9 10 Kaffeebohne Silberhaut Pergaminhülle Fruchtfleisch 1–5 Wachstumsstadien: vom Keimling bis zur kleinen Pflanze 6–7 Der junge Baum wird in eine sogenannte «Nursery» verpflanzt 8–10 Die reifen roten Kaffeekirschen werden von Hand gepflückt –9–
Kaffee wird vor allem nach den folgenden an der Sonne oder maschinell getrocknet. zwei Methoden aufbereitet: In Säcke abgefüllt, bewahrt man sie in La- gern oder Verarbeitungszentren auf. Vor dem Verschiffen werden die Pergament- Eine Kaffeekirsche Gewaschene Aufbereitung schalen entfernt. enthält in der Regel (gewaschener Kaffee) zwei Kaffeebohnen. • Reinigen • Aufquellen Ungewaschener • Entfernen des Fruchtfleisches • Fermentieren Kaffee. • Waschen • Trocknen Die trockene Aufbereitung wird vor allem • Schälen in tiefen Lagen, in Regionen ohne Wasser, wie Brasilien, Westafrika und Asien ein- Ungewaschene Aufbereitung gesetzt. Bei dieser Methode werden die Kaffeekirschen auf Trocknungsplätzen (ungewaschener Kaffee) ausgebreitet und während 2 bis 3 Wochen Es geht weiter. • Sortieren/Sieben an der Sonne getrocknet. In manchen • Trocknen Zonen wird der Kaffee klimabedingt 2 bis In Säcke abgefüllt und in Container ver- • Aufbrechen 4 Tage mit Heissluft getrocknet. Sobald packt, warten die «grünen Bohnen» auf • Reinigen das Fruchtfleisch trocken ist, wird den die Verschiffung in die Konsumentenlän- Kaffeekirschen in Brechmaschinen (Des- der. Dort erwarten sie noch einige Verar- cascadores) die Hülle abgenommen. Nun beitungsschritte, bis sie konsumfertig im Mehr und mehr wenden einige Länder werden die Kaffeebohnen verlesen. Laden stehen. auch die halbgewaschene Methode an: Eine andere Methode ist die «Bulk-Ver- Halbgewaschene Aufbereitung Der Test. schiffung». Hier wird der Rohkaffee aus den Säcken in eine Wanne geleert, mit ei- (halbgewaschener Kaffee) Spezialisten begutachten Rohkaffee schon nem Rohr abgesogen und in die Container • Reinigen im Ursprungsland. Sie rösten kleine Portio- geblasen. Diese werden vorher mit Kunst- • Aufquellen nen jeder Sorte, degustieren den zuberei- stofffolien, Jute oder mit einem kompak- • Entfernen des Fruchtfleisches teten Kaffee und entscheiden über die Qua- ten, auf die Containermasse angefertigten • Waschen lität, welche auch den Preis beeinflusst. Grossgebinde ausgekleidet. • Trocknen • Schälen 1 2 3 Gewaschener Kaffee. Viele der qualitativ besonders guten Kaf- feesorten aus hohen Lagen werden nass aufbereitet. Dazu gehören die zentral- amerikanischen Kaffees und die Kaffees 4 5 aus Kolumbien, Kenia und Tansania. Sie werden gewaschene Kaffees oder «Milds» genannt. Die Bohnen müssen erst vom Fruchtfleisch getrennt werden. Dazu kom- men die Kaffeekirschen in Quelltanks, wo sie über Nacht aufquellen. In Spezialma- schinen (Pulper) wird anschliessend ein Grossteil des Fruchtfleisches der Kaffee- 6 7 kirschen maschinell entfernt. Das restli- che Fruchtfleisch wird danach durch Ver- gärung von den Bohnen gelöst. Die Gärung (Fermentation) dauert 24 bis 36 Stunden und beeinflusst den Ge- schmack des Kaffees. Anschliessend wer- den die Bohnen sauber gewaschen und 1 Blätter, unreife Kirschen, Steine, Sand und andere Verunreinigungen werden entfernt 2 Dies geschieht mit Wasser oder mit einem Sieb 3 Sobald die Frucht- fleischreste abgewaschen sind, trocknen die Bohnen an der Sonne oder in Trocknungshäusern 4 Kontrolle der Kaffeequalität 5 Die Bohnen werden von Hand verlesen, schadhafte Bohnen werden aussortiert 6 Spezialisten degustieren die Kaffeequalitäten 7 Der Kaffee wird zum Verschiffen in Säcke verpackt – 11 –
Kostbare Bohnen.
Über 100 Millionen Menschen arbei- Internationaler Differentialgeschäft ten im Kaffeesektor. Davon kümmern sich rund 25 Millionen Kaffeebauern um Handel. Die Börse definiert die Basisqualität für Anbau und Ernte des Kaffees. In der Welt- Rohkaffee, welche als allgemeiner Richt- handelsstatistik gehört Kaffee zu den Kaffee wird aus den Produktionsländern wert im Kaffeehandel dient. Abweichun- wichtigsten Gütern. in alle Welt verschifft. Rohkaffeevorräte gen äussern sich in der Differenz zum lagern in fast allen grossen Hafenstädten aktuellen Börsenpreis, dem so genannten der Welt. In New York und London befin- Differential, einer wichtigen Komponente Durchschnittliche Welt- den sich die zwei wichtigsten Kaffeebör- im börsenbetonten Rohkaffeehandel. Je produktion sen. Dabei wird in New York Arabica Kaffee nach Rohkaffeequalität und Ursprungs- und in London Robusta Kaffee gehandelt. land ist zu dem Börsenpreis ein Zu- oder • Südamerika ca. 60 Mio. Sack Abschlag zu bezahlen. • Afrika ca. 15 Mio. Sack Preisschwankungen gehören im Kaffee- • Zentralamerika handel zum Alltag und haben, abgesehen und Mexiko ca. 18 Mio. Sack von unvermeidbaren Umwelteinflüssen, Währungsschwankungen • Asien ca. 32 Mio. Sack im Grossen und Ganzen folgende Ursa- Total ca. 125 Mio. Sack chen: Der internationale Kaffeehandel wird aus- zu 60 kg schliesslich in US-Dollar abgewickelt. Un- abhängig vom Börsenpreis sorgt ein höher In der Praxis wiegt ein Sack zwischen Angebot und Nachfrage bewerteter Dollar für teureren Kaffee. 45 und 90 kg. Statistische Bewer- tungen wie hier basieren auf einem Seit die Anbauländer – allen voran Brasi- Gewicht von 60 kg pro Sack. lien – sich mehr und mehr eines zuneh- Zusatzkosten menden Eigenkonsums erfreuen, hat die Nachfrage zugenommen. Daneben wächst Neben dem Wert des Kaffees bestimmen Von dieser Weltproduktion werden etwa das Interesse an Kaffee auch in Ländern, auch Zusatzkosten für Rohöl, Transport, 90 Mio. Sack exportiert. Der Rest ist für die bislang eine wenig entwickelte Kaffee- Versicherungen etc. den Endpreis für die den Eigenkonsum in den Produktionslän- kultur hatten. Auf diese Entwicklungen Käufer. dern bestimmt oder wird gelagert. reagieren natürlich die Börsen. Handelswege. 1 Die Grafik zeigt den Ablauf des täglichen Kaffeegeschäftes. Dabei werden nicht zwingend alle Stationen durchlaufen. Ein Exporteur kann durchaus eigene Pflan- zungen und eine Aufbereitungsanlage be- sitzen und die entsprechenden Arbeiten im Ursprungsland vornehmen. Pflanzer Aufbereitung (Sammelplatz) Exporteur Kaffeebörsen in New York und London Importeur 2 3 4 Kaffeeröster Konsument 1 Mittels Containerschiff reist der Kaffee in die ganze Welt 2 Kaffeelagerhalle 3 Circa 90 Mio Sack zu 60 kg werden exportiert 4 Die Kaffeebörsen in London und New York entscheiden über den Preis – 13 –
Nachhaltig. Fair.
Um den Kaffeeproduzenten ein stabileres Einkommen zu sichern, lancierten in den vergangenen Jahren diverse Organisatio- nen Unterstützungsprojekte. Genuss mit gutem Gewissen. Die Schweizer Kaffeewirtschaft ist an nachhaltig produzierten Kaffeequalitäten interessiert. Sie begrüsst deshalb im Rah- men der Entwicklungszusammenarbeit alle Massnahmen, welche in den Produk- tionsgebieten die eigenverantwortlich organisierten kleinbäuerlichen und ge- nossenschaftlichen Strukturen fördern. Sie erachtet Anstrengungen im Bereich der Aus- und Weiterbildung als die am besten geeigneten Massnahmen, um Armut und illegale Arbeitsbedingungen zu vermei- den. 25 Millionen Kaffeebauern arbeiten in über 1 90 Ländern, davon sind 80 % Kleinbauern (Quelle ICO 2009). Mit ihren Familien le- ben 110 bis 120 Millionen Menschen direkt vom Kaffee. 2 3 4 5 6 7 1 Bis zu 120 Mio. Menschen leben direkt vom Kaffee 2–7 Fairer Handel ermöglicht ein stabiles Einkommen, Bildung und Gesundheitsversorgung – 15 –
Der Röstmeister am Werk.
Die Schweiz importiert pro Jahr rund Im meist automatisch gesteuerten Röst- 98’000 t Rohkaffee. Davon werden etwa prozess werden vor allem zwei Verfahren 33’000 t als löslicher Kaffee, entkoffei- angewendet: Der traditionelle Trommel- nierter Kaffee oder Röstkaffee wieder ex- röster mit einer Röstzeit von 10 bis 15 Kaffeemischen portiert. Der Inlandverbrauch beläuft Minuten und die mit Heissluft und Wärme- ist eine Kunst. sich also auf circa 65’000 t Rohkaffee. Da- rückgewinnung betriebenen modernen mit die Schweiz jederzeit über genügend Schalen- oder auch Trommelröster mit Vorräte verfügt, hat der Bundesrat die Röstzeiten von teilweise unter 10 Minu- Pflichtlagerhaltung bei den schweizeri- ten. schen Importeuren angeordnet. Die Kaffeesorten unterschiedlicher Her- kunft lagern in Silos und werden in den Den Test bestehen. automatischen Mischanlagen zu den verschiedensten köstlichen Mischungen Sobald eine Rohkaffeelieferung in der zusammengestellt. Die einzelnen Roh- Schweiz eintrifft, werden Proben entnom- kaffeesorten werden nach Rezept genau men und für den Qualitätstest bereitge- abgewogen. Die Mischung wird anschlies- stellt. Die Hälfte der Probe wird geröstet, send zu den Rösttrommeln weitergeleitet. die andere im Rohzustand belassen und Gleich nach dem Rösten wird der Kaffee ein kleiner Rest wird als Rückstellungs- aromadicht verpackt. So entfaltet er sei- muster aufbewahrt. Die Kaffeeproben nen Geschmack erst im entscheidenden werden in Musterschalen gefüllt und kön- Moment: in der Kaffeetasse. nen nun getestet werden. Farbe und Geruch des Rohkaffees wei- 1 sen auf die Frische hin. Weiter achtet der Röstmeister auf eine einheitliche Boh- nengrösse. Das ist die Voraussetzung für eine Durchröstung. Hat der geröstete Kaffee den Augen- und Nasentest bestan- den, wird er degustiert und auf seine ge- schmacklichen Qualitäten geprüft. Wie von Zauberhand. Das Mischverhältnis der verschiedenen Sorten bleibt ein Geheimnis. In der Schweiz werden mehrheitlich Arabica- Kaffees verwendet. Beim Zusammenstellen der Mischung ist wichtig, für welche Kaffeeart sie verwen- det wird. Für Milchkaffee, Café Crème, 2 3 4 Espresso, Ristretto, Cappuccino usw. Kaffeemischen ist eine Kunst. Sie setzt einen ausgeprägten Geruchs- und Ge- schmackssinn sowie eine langjährige Er- fahrung voraus. 5 6 7 Nur geröstet gut. Rohkaffee ist ungeniessbar und entwickelt erst in der Röstanlage bei 180 bis 220° C sein Aroma, seinen Duft und seine charak- teristische Farbe. Deshalb kontrolliert der Röstmeister immer wieder den perfekten und gleichmässigen Röstgrad der Bohnen. 1 Kaffeerösttrommel 2 Der Röstmeister nimmt Stichproben vor der Einlagerung 3 Proberöster 4 Computergesteuerte Röstanlage 5 Geröstete und rohe Kaffeebohnen werden in Musterschalen für den Qualitätstest abgefüllt 6 Die gemahlenen Kaffeebohnen werden mit heissem Wasser aufbereitet 7 Die mensch- lichen Sinnesorgane sind unübertroffen – 17 –
Frische. Qualität.
Koffein und Gefriergetrocknet Pro-Kopf-Verbrauch von Entkoffeinierung. und löslich. Rohkaffee in den einzelnen Ländern Jede Kaffeebohne enthält 1 bis 2,5 % Koffe- In den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts in. Manche Menschen reagieren auf diese wurde das Gefriertrocknen erfunden: Flüs- • Finnland 12 kg Menge bereits empfindlich. Damit auch siger Kaffee-Extrakt wird bei -40 °C tief- • Schweiz 9 kg sie einen herrlichen Kaffee geniessen gefroren. Anschliessend wird er wieder • Dänemark 8 kg können, wird Kaffee entkoffeiniert. Das erwärmt und mit einer Vakuumpumpe • Schweden 8 kg geschieht in einem völlig unschädlichen, wird dem Kaffee die Flüssigkeit entzogen. • Deutschland 7 kg natürlichen Verfahren, welches das Aro- • Frankreich 6 kg ma nicht beeinträchtigt. Entkoffeinierter Das geht nur dank elektronischer Regulie- • Italien 6 kg Kaffee darf höchstens 0,1 % Koffein ent- rung von Erwärmung und Vakuumierung. • Spanien 5 kg halten; meist liegt der Wert aber deutlich Dabei entstehen die bekannten braunen • USA 5 kg darunter. Kaffeekörner. • England 4 kg • Japan 4 kg Frische zum Aufbewahren. Sauerstoff lässt den Kaffee rasch altern 1 und führt zu Aromaverlust. Um dies zu verhindern, gibt es folgende Verpackungs- methoden: Vakuumierung Der Sauerstoff wird der Packung vollstän- dig entzogen und der Inhalt wird fest zu- sammengepresst. Daher kommt der Fach- ausdruck «Hartpackung». Unter Schutzatmosphäre Wird Kaffee unter Luft verpackt, ist er Umgebungseinflüssen ausgesetzt, die zu unerwünschten Produktveränderungen führen können. Haupteinflüsse sind dabei u.a. Oxidation durch Luftsauerstoff. Diese 2 3 4 negativen Einflüsse können durch Ver- packen unter modifizierter Atmosphäre (MAP: Modified Atmosphere Packaging) unterdrückt werden. Der Kaffee bleibt bei dieser Technologie lose, wobei sich die Packung normal anfühlt. Der Fachaus- druck lautet «Weichpackung». 5 6 Frisch geröstete Kaffeebohnen entwickeln Kohlensäure. Durch ein kleines Ventil kann diese entweichen, ohne dass Sauer- stoff eintreten kann. 1 Kaffee wird von Millionen von Menschen konsumiert und genossen 2 Verpackungen werden unter Schutzatmosphäre vakuumiert 3 Verpackung mit Ventil 4 Unter Schutzatmosphäre vakuumierte Verpackungen 5 Gefriergetrockneter löslicher Kaffee 6 Latte Art verzaubert jeden Kaffee – 19 –
Exact! Werbeagentur Logodesign Procafé Logo 4-farbig Logo 4-farbig mit Byline Vereinigung zur Förderung von Kaffee Association pour la promotion du café procafé procafé Associazione per la promozione del caffè Logo 1-farbig Procafé L•o Schwanengasse 5 + 7 • Postfach 7675 • 3001 Bern • www.procafe.ch go 1-farbig mit Byline
Sie können auch lesen