KANTON BASEL-LANDSCHAFT ALS GASTGEBER - INFOHEFT DER KANTONALEN VERWALTUNG

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KANTON BASEL-LANDSCHAFT ALS GASTGEBER - INFOHEFT DER KANTONALEN VERWALTUNG
INFOHEFT
DER KANTONALEN VERWALTUNG
NR. 209 | DEZEMBER 2021

VIELFÄLTIGE BERUFSWELT ERLEBEN
IMPRESSIONEN DES GENDERTAGS – ZUKUNFTSTAGS > SEITE 12

KANTON BASEL-LANDSCHAFT
ALS GASTGEBER
TREFFEN DER FACHPERSONEN FÜR DAS KANTONSBAUWESEN
UND DIE KANTONSARCHITEKTUR > SEITE 24

CHATBOTS FÜR DIE KANTONALE VERWALTUNG?
MACHBARKEITSSTUDIE UND CHATBOT-PROTOTYP > SEITE 22
KANTON BASEL-LANDSCHAFT ALS GASTGEBER - INFOHEFT DER KANTONALEN VERWALTUNG
SEITE 2 | INFOHEFT | 209 | DEZEMBER 2021

EDITORIAL
LIEBE MITARBEITERINNEN UND MITARBEITER
Der britische Dichter Alfred Lord Tennyson (1809 – 1892) hat gesagt: «An der Schwelle des neuen
Jahres lacht die Hoffnung und flüstert, es werde uns mehr Glück bringen.» Wir blicken auf
das alte Jahr zurück, das uns neben Erfolgen auch Rückschläge brachte, und schöpfen neuen Mut.
Den Zähler auf null stellen, ein neues Jahr, ein neues Glück! Doch der Jahreswechsel ist kein
Ende und kein Anfang, er ist lediglich ein weiterer Marchstein am Wegrand unseres Lebens.
Wir wandern weiter, hoffentlich mit etwas Weisheit, die wir aus unseren Erfahrungen gewonnen
haben. Wir lernen Jahr für Jahr dazu und können am Gelernten wachsen.

Bevor ein neues Jahr beginnt, lassen viele Menschen die vergangenen 365 Tage Revue ­
passieren und ziehen ihr persönliches Fazit: Wie lief das Jahr? Was wollte ich eigentlich erreichen
oder erleben? Ist es mir gelungen? Was war besonders? Was war positiv, was negativ?
Was hätte ich anders oder besser machen können? Worüber habe ich mich am meisten gefreut?
Was habe ich gelernt?

Am Jahreswechsel oft mit dabei sind gute Vorsätze, auch wenn wir mit zunehmendem Alter
nicht mehr so viel darauf geben sollten. Mehr Sport, weniger Alkohol, konzentrierter arbeiten,
endlich aufräumen, gesünder essen, weniger Flugreisen, weniger am Smartphone hängen –
die Liste möglicher Neujahrsvorsätze kann fast endlos sein. So weit, so gut, nur hapert es leider
häufig bei der Umsetzung. Warum? Weil die meisten Vorsätze unscharfe Wunschvorstellungen
bleiben, die an unserer Wirklichkeit ziemlich weit vorbei zielen. Oft nahmen wir uns zu viel vor.
Vielleicht sollten wir bei den Neujahrvorsätzen etwas bescheidener bleiben und sie dafür konkret
umsetzen. Was mir persönlich sehr viel gibt, ist mich jeden Tag über etwas Kleines, vermeintlich
Unscheinbares zu freuen: der Duft einer Blume, schöne Wolkenbilder, ein Tier streicheln,
ein Lächeln aus freundlichen Augen empfangen …

Weihnachten ist für viele von uns ein Fest im Familienkreis, für viele aber auch eine Zeit,
in der ihnen ihre Einsamkeit besonders schmerzlich bewusst wird. Versuchen wir doch, mitten in
den dunkelsten Tagen des Jahres das Licht zu erkennen und unseren Mitmenschen ein wenig
Licht zu schenken. Schenken wir Freude, empfangen wir Freude und nehmen wir das Licht mit
ins neue Jahr, auf dass es uns lange erfreuen und von innen her wärmen möge!

Ich wünsche uns allen von Herzen gesegnete Festtage.

Thomas Weber, Regierungspräsident
KANTON BASEL-LANDSCHAFT ALS GASTGEBER - INFOHEFT DER KANTONALEN VERWALTUNG
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                                                      INHALT
                          1           2           3      4      5 GIBT 6ES SEIT 7ÜBER 30 JAHREN
                                                      KINDERRECHTE                                                                        8
                                                      Durch sie wurden Kinder zu Trägern von eigenen Rechten. Dass möglichst
                                                      viele Erwachsene diese Rechte kennen, ist wichtig für deren Umsetzung.
                                                      Auch in der kantonalen Verwaltung soll das Bewusstsein für Kinderrechte
                          8           9       10         11
                                                      geschärft  12
                                                                werden.   13 Ausschnitt
                                                                        Bild:      14 aus Plakat Kinderrechte

                                                      LEITUNG DER HAUPTABTEILUNG BERUFSBILDUNG                                           10
                      15            16       17       Am181. April 19
                                                                   2021 hat20       21
                                                                            Natalie Breitenstein die Leitung der Hauptabteilung
                                                      Berufsbildung von Heinz Mohler übernommen, der Ende Jahr in Pension
                                                      geht. Im Interview sprechen die beiden über Vergangenheit und Zukunft der
                                                      ­Berufsbildung und verraten, was ihre nächsten Projekte sind.
                      22            23       24          25         26       27      28
                                                      Foto: Michael Lehner

                                                      DAS KULTURERBE DER SCHWEIZ UMFASST                                                 28
                                                      VIELE LEBENDIGE TRADITIONEN
                      29            30       31         32     33     34     35
                                                      Vereine, die sich für deren Erhalt engagieren, bewegen sich im
                                                      Spannungsfeld zwischen Tradition und Veränderung. Ein kantonales Projekt
                                                      sowie der «Tag der lebendigen Traditionen» sollen sie unterstützen.
                                                      Foto: Matthias Willi
                      36            37       38          39         40       41      42

IMPRESSUM                                             ARTIKEL
                                                      2021: Das Jahr der Gleichstellungs-Jubiläen                                4
Nummer 209, Dezember  43-54
                          2021
51. Jahrgang
                               KONVENTION ÜBER DIE
Herausgegeben von der Landeskanzlei
                                                      Impressionen des Gendertags – Zukunftstags                                12
                                                      So abwechslungsreich wie das Leben                                        14
des Kantons Basel-Landschaft
Internet: www.bl.ch
                               RECHTE DES KINDES      Rückblick auf die Berufsschau 2021                                        16
Erscheint vierteljährlich
                                                      Eigene Identität und Auftrittskompetenz                                   18
Redaktionskommission                                  Serie: Zu zweit beim Kanton                                               20
Catia Allemann-Gagliano
                                                      Serie: Mein schönster Ort in der Region                                   21
Adrian Baumgartner
Bartolino Biondi                                      Chatbots für die kantonale Verwaltung?                                    22
Michael Lehner
                                                      Fachpersonen für das Kantonsbauwesen
Nic Kaufmann
Simone Thommen                                        und die Kantonsarchitektur treffen sich im Baselbiet                      24
Rolf Wirz
                                                      Serie Hobby: Die Klaviatur eines RAV-Beraters                             26
Redaktorin                                            «Die Leute kommen auch der Gesellschaft wegen»                            30
Erna Truttmann, Landeskanzlei
                                                      Wie der Liestaler Theodor Strübin den Winter sah                          32
Rathausstrasse 2, 4410 Liestal
Feedback und Anregungen zum Infoheft:                 Serie: Meine Wahl                                                         34
Erna Truttmann, Telefon 061 552 50 33
                                                      Wiedersehen nach Corona                                                   36
E-Mail: erna.truttmann@bl.ch
                                                      Serie Einheitliche Schreibweisen: Richtig schreiben und verstanden werden 38
Personalnachrichten
                                                      Impressionen40
Mergiane Ademi, Dienstleistungszentrum Personal
Telefon 061 552 90 21                                 Agenda42
E-Mail: mergiane.ademi@bl.ch
                                                      Personalnachrichten46
Redaktionsschluss der Nummer 210:
11. März 2022

Zum Titelbild
Gendertag – Zukunftstag: In der Werkstatt
der kantonalen Fahrzeugflotte erfahren                INFO
die Mädchen, welche Teile beim Service                Das Heft erscheint digital und wird im Intranet (mit den Personalnachrichten) und
überprüft und ausgetauscht werden müssen.
                                                      auf der Internetseite (ohne die Personalnachrichten) des Kantons publiziert.
(Foto: Amt für Volksschulen)
                                                      Pensionierte Mitarbeitende, welche die Personalnachrichten als PDF erhalten
                                                      möchten, schicken bitte eine E-Mail an die Redaktorin (kommunikation@bl.ch).
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SEITE 4 | INFOHEFT | 209 | DEZEMBER 2021

2021: DAS JAHR DER
GLEICHSTELLUNGS-JUBILÄEN
Ein Blick zurück auf historische Meilensteine und die vielen engagierten Menschen des Baselbiets.

50 Jahre Frauenstimm- und -wahlrecht, 40 Jahre Gleichstellung in der Bundesverfassung,
30 Jahre erster Frauenstreik, 25 Jahre Gleichstellungsgesetz

Einige von Ihnen haben die Einführung des Frauenstimm-                    die Frauen aus. Es war ein langer Weg von den ersten Peti­
und -wahlrechts vor 50 Jahren miterlebt; nach rund 70 Ab-                 tionen bis zur Demokratie für alle Schweizer Bürgerinnen
stimmungen auf kommunaler, kantonaler und nationaler                      und Bürger.
Ebene. Vielleicht hat sich Ihre Mutter aktiv für ihre Bürge-
rinnenrechte eingesetzt? Wie schon 1862 die 30 mutigen                    FRAUEN UNTER VORMUNDSCHAFT
Sissacherinnen. Sie verfassten eine Petition als Appell, den              Die politische Stimme der Frauen hatte im vorletzten Jahr-
Frauen mehr Bildungschancen und ein gerechteres Erbrecht                  hundert kein Gewicht. Rechtlich waren sie von ihrem männ-
zu garantieren. Die Menschenrechtserklärung, auf der auch                 lichen Vormund abhängig. Im Kanton Basel-Landschaft galt
die Schweizer Bundesverfassung von 1848 fusste, schloss                   ab Mitte des 19. Jahrhunderts die «Geschlechts-Vormund-

                                                        1916                                                    1929
      1789                    1848                                                1928
                                                                                                                                          1948
                                                           Gründung Verein                                          Gründung der
           Erklärung der           Schweizerische          für das Frauen­           Bundesgericht:                 Vereinigung für
           Menschenrechte           Bundesverfassung       stimmrecht Basel mit      «Alle Schweizer                das Frauenstimm-         UNO erklärt das
           unter Ausschluss        ohne politische         aktiver Beteiligung       sind vor dem Gesetze           recht BL durch Lina      Wahlrecht zum
           der Frauen              ­Rechte für Frauen      von Baselbieterinnen      gleich» meint nur Männer       Maier-Mutschler          Menschenrecht

  Kantonstrennung;               Petition von        Erste kantonale                                                Kantonale             100 Jahre
     die Baselbieter      30 Sissacherinnen     Volksabstimmungen                                           ­A bstimmung zum      ­Bundesverfassung
 Kantonsverfassung        für mehr Bildungs-      zum Frauenstimm-                                          Frauenstimmrecht
      garantiert nur            chancen und      recht mit deutlicher                                                mit 71 %
  den Männern das        gerechtes Erbrecht               Ablehnung                                             Nein-Stimmen                       1948
          Wahlrecht
                                                                                    Demonstrationszug
                                           1862                    1919                    nach Bern                       1946
                  1832                                              bis
                                                                   1921
                                                                                                     1928
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SEITE 5 | INFOHEFT | 209 | DEZEMBER 2021

               schaft». Per Gesetz wurden alle unverheirateten Frauen                      lenmässig wenigen Männern gern, schrieben die Unter-
               gleich behandelt wie etwa kriminelle Männer. Die ­Baselbieter               zeichnerinnen, «dass sie nun zu ihrem Recht kommen». Sie
               Kantonsverfassung von 1832 garantierte nur den Männern                      seien aber «erstaunt, dass man in diesem Zusammenhang
               das Wahlrecht.                                                              nichts von der Diskriminierung der ca. 50’000 Frauen gehört
                                                                                           hat, die doch weder geistig beschränkt noch behindert,
               ERSTE KANTONALE ABSTIMMUNGEN                                                auch nicht politisch bevormundet sind und trotzdem immer
               Zu den ersten kantonalen Volksabstimmungen über das                         noch auf ihre politischen Rechte warten müssen.» Den Unter­
               Frauenstimmrecht kam es knapp ein Jahrhundert später.                       zeichnerinnen war bewusst, dass zu diesem Zeitpunkt nicht
               Die Wähler lehnten es überall deutlich ab. Währenddessen                    Regierung und Landrat das grösste Hindernis waren, son-
               organisierten sich Frauen der Kantone Basel-Landschaft und                  dern die Mehrheit der männlichen Stimmbevölkerung.
               Basel-Stadt im «Verein für das Frauenstimmrecht». 1926
                kam auf kantonaler Ebene die Frage auf, ob Frauen aufgrund                 ENGAGIERTE BASELBIETERINNEN
               ihrer «Natur» bei den Themen Schule, Kirche und Armut                       UND BASELBIETER
                mitstimmen dürften. 51,3 % der Männer sprachen sich                        Über die Kantonsgrenzen hinaus engagierte Baselbieterin-
               ­dagegen aus. Auch das Bundesgericht definierte 1928:                        nen waren beispielsweise Elisabeth Vischer-Alioth und
               «Alle Schweizer sind vor dem Gesetze gleich» meint nur die                  ­Elisabeth Thommen. Männliche Verfechter des Frauenwahl-
               Männer. So verwundert es nach der verweigernden Haltung                      rechts wie beispielsweise Ernst Matter, Theo Rutschi und
                des Bundesgerichts und des Bundesrates nicht, dass bei den                  Leo Lejeune setzten sich auf allen Ebenen ein. Der Gelter-
               Abstimmungen die männlichen Stimmbürger das Frauen-                          kinder Emil Müller reichte 1948 eine Petition ein, in der er
                wahlrecht deutlich ablehnten. Die Passivität der Stimmbe-                   verlangte, dass «die Frage der Beteiligung der Frau am öf-
               völkerung sei «eine Schande», so die Basellandschaftliche                    fentlichen Leben zu diskutieren [sei].» Erst fünf Jahre später
               Zeitung. Ein klares Zeichen setzte hingegen die Gemeinde                     legte der Regierungsrat den Bericht vor. Bereits 1929 grün-
               Niederdorf, als sie 1957 die Niederdörflerinnen auch abstim-                 dete in Liestal Lina Maier-Mutschler die «Vereinigung für
                men liess bei der Frage, ob Frauen Zivilschutz leisten sollen.              das Frauenstimmrecht Baselland». Diese engagierte sich
                                                                                            nur in den ersten Jahren explizit für die politische Gleichbe-
                WER IST STIMMBERECHTIGT?                                                    rechtigung. 1932 änderte sie den Namen in «Vereinigung
               Als 1960 in der Baselbieter Landratsdebatte den «geistig                     für Frauenrechte», um die Assoziation mit den englischen
               Gebrechlichen» das Stimmrecht gewährt wurde, gratulierte                    Suffragetten zu vermeiden. Trotz ungünstiger Verhältnisse
               die Gruppe Baselland «Vereinigung für Frauenstimmrecht»                     schlossen sich bis 1959 nahezu 100 Baselbieterinnen der
               dem Landrat für seinen Einsatz. Sie gönnten es diesen zah-                  Gruppe Baselland um Irene Reinhardt-Schoch aus München-

 1955                                                          1959                                            1969
                                      1958
                                                                                      1966
      Volksabstimmung über                                          Lehrerinnen-­                                 Bundesrat plant die Europäische
      die stufenweise Einführung           Vereinigung für          Streik in Basel mit                           Menschenrechtskonvention
      des Frauenstimmrechts                Frauenrechte,            den Baselbieterinnen    Einführung            (EMRK) unter Vorbehalten zu
      auf Kantonsebene:                    Gruppe BL um Irene       Dr. Julia Gauss und     Frauenstimmrecht      unterzeichnen: Frauen sollen
      56,3 % Nein                          Reinhardt-Schoch         Dr. Gertrud Köttgen     in BS                 weiterhin nicht abstimmen dürfen

                                            Nationale               Gründung            Am 23. Juni      5000 Frauen und
                                   ­A bstimmung mit           ­Vereinigung für     stimmten 68,1 %           Männer beim
                                       klarem «Nein»    Frauenstimmrecht BL          der Baselbieter   «Marsch nach Bern»
                                          der Männer.                                  Männer «Ja»
                                      In BL stimmen
                                                                            1965                                         1969
                                       63 % dagegen
Niederdorf lässt auch Frauen                                                                      1968
  abstimmen, ob sie künftig
   Zivilschutz leisten sollen                      1959

                           1957
KANTON BASEL-LANDSCHAFT ALS GASTGEBER - INFOHEFT DER KANTONALEN VERWALTUNG
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stein an. Andrée Stober, eine Unterbaselbieterin, wurde               Basel deutlich ab. Im Gegensatz zur Frage des Frauen-
1965 zur Präsidentin gewählt und Susanne Müller, eine                 stimmrechts löste das Thema «Wiedervereinigung» im
Oberbaselbieterin, zur Vizepräsidentin. Dr. Julia Gauss und           Baselbiet grosse Emotionen aus. Die Stimmbeteiligung
Dr. Gertrud Köttgen, zwei Baselbieterinnen, beteiligten sich          betrug beim Frauenstimmrecht 28,6 %, bei der Abstim-
1959 aktiv am viel beachteten Lehrerinnenstreik des Mäd-              mung zur Wiedervereinigung 76 %. 1971 – zeitgleich mit
chen-Gymnasiums Basel, um auf die untragbaren Arbeits-                der Einführung des nationalen Frauenstimmrechts – durften
und Lohnverhältnisse aufmerksam zu machen.                            die Baselbieter Frauen erstmals bei den Landratswahlen
                                                                      kandidieren und wählen.
STUFENWEISE GELINGT ES DOCH
1964 startete Leo Bürgisser eine Motion zur stufenweisen              WIESO HAT ES SO LANGE GEDAUERT?
 Einführung des kantonalen und kommunalen Frauenstimm-               Die Geschichte zeigt, wie viel Einsatz und Zeit gleichstel-
 rechts. «Es könnten heute keine wesentlichen Gründe mehr            lungspolitische Anliegen erfordern. In der ersten Hälfte des
 angeführt werden, der Frau weiterhin die politischen Rechte         20. Jahrhunderts waren die Geschlechterrollen sehr ausge-
 vorzuenthalten», so die Regierung. 1966 sprachen sich               prägt: Männer hatten ihren Auftritt im öffentlichen Raum,
 57,3 % der stimmberechtigten Baselbieter grundsätzlich              Frauen im privaten. Die Grundhaltung war sehr konservativ.
 dafür aus, die Verfassung im Hinblick auf die Frauenrechte          Durch die direkte Demokratie hing der Entscheid vom rein
zu revidieren. Ein wichtiger Schritt. Das deutliche «Ja» der         männlichen Stimmvolk ab. Auch das Ständemehr bremste
Unterbaselbieter übertönte erstmals die «Nein-Stimmen»               die Entwicklung: Konservative Kantone sahen die traditio-
 aus den Bezirken Sissach und Waldenburg. Im selben Jahr             nelle Familie in Gefahr. Die Konkordanz spielte ebenfalls
 führte Basel-Stadt das Frauenstimmrecht ein. Auch im                eine Rolle: Die Parteien wollten politische Allianzen nicht
­Kanton Basel-Landschaft machten sich Regierungs- und                gefährden und so blieben einige von ihnen lange bei der
 landrätliche Kreise nun dafür stark. Nicht zuletzt, weil sie in     «bewährten» Haltung. Häufig wollen gleichstellungspoli­
 der bevorstehenden Abstimmung über die Wiedervereini-               tische Anliegen bestehende Verhältnisse verändern und in
 gung der beiden Basel auf die Stimmen der Frauen hofften.           Frage stellen. Das stösst auf Widerstand – auch heute noch.

ENDLICH!                                                              WIE DAS «JA» ZUSTANDE KAM
Am 23. Juni 1968 wählten schliesslich 68,1 % der Basel­               Die geplante Abstimmung zur Kantonsvereinigung hat in
bieter Männer «Ja»: Der Kanton Basel-Landschaft gestand               Baselland stark zum «Ja» zum Frauenstimmrecht beigetra-
den Frauen stufenweise politische Rechte zu. Am 7. De-                gen: Viele erhofften sich, dass die Frauen helfen würden,
zember 1969 lehnte Baselland die Wiedervereinigung beider             die Vereinigung abzulehnen. Gleichzeitig war das nahe Basel-­

        Einführung des Frauen­-­                                                                                                          Neues Ehe-
1970
        stimm- und -wahlrechts auf                                                                                                        recht mit
                                        1971                                                                                       1988 gleichberech­
        Gemeindeebene in BL: 81,1 %
        der Baselbieterinnen und                                                                                                          tigter Partner­-
        Baselbieter stimmen «Ja»            Elisabeth Bühler                                                                          schaft und
                                            (SP), Helene Roth 1976                     1983                                           gemeinsamer
                                            (SP), Franziska von                                               1984                    Verantwortung
                                            Gunten (SP) und      Vreni Martin,            Angeline                                    für die Pflege
                                            Liselotte Witschi    Frenkendorf:             Fankhauser (SP):       Elisabeth Kopp       und Erziehung der
                                            (FDP) werden in      erste Gemeinde­          erste Nationalrätin    (FDP, Zürich):       Kinder sowie den
                                            den Landrat gewählt  präsidentin in BL        für BL                 erste Bundesrätin    Familienunterhalt

                    «JA» zum      Ratifizierung EMRK,       Am 14. Juni wird         Gleichstellungs­                                   Gründung der
                ­Frauenstimm-        Diskriminierungs­     die Gleichstellung           artikel in der                                  Fachstelle für
              und -wahlrecht      verbot aufgrund des       in der Bundesver­     Kantonsverfassung                                Gleichstellung BL,
         auf eidgenössischer              Geschlechts      fassung verankert                        BL                          als erster Kanton der
                       Ebene                                                                                                         Deutschschweiz

                                                    1974                   1981
                                                                                                         Adelheid Strub (SP):
                           1971                                                                               erste Landrats-                      1989
                                                                                                                 Präsidentin
                                                                                                    1984
                                                                                                                           1985
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                Stadt punkto Frauenstimmrechts-Einführung Vorbild. Auf                     WEITERARBEIT
                eidgenössischer Ebene half der Wunsch, die Europäische                     Es ist zentral für die Gleichstellung, dass Frauen und Männer
                Menschenrechts-Konvention zu ratifizieren. Hinzu kamen                     auf allen politischen Ebenen mitbestimmen und überall ver-
                die Erfahrungen in den Vorreiterkantonen: Dort blieben                     treten sind. Sie bringen immer noch unterschiedliche Erfah-
                partei­politische Verhältnisse nach der Einführung gleich und              rungen, Bedürfnisse, Sichtweisen, Schwerpunkte ein. Die
                die traditionellen Geschlechterrollen und Aufgabenvertei-                  Meilensteine in der Timeline zeigen, wie viele gleichstel-
                lung konnten beibehalten werden. Eine starke Wirkung hat-                  lungspolitische Anliegen erst nach 1971 Gehör fanden.
                te auch der «Marsch nach Bern» 1969, die rund 100-jährige
                Frauenbewegung sowie die neue, progressive 1968er-                         www.gleichstellung.bl.ch > Frauenstimmrecht
                Frauenbewegung. Und nicht zuletzt half der gesellschaft­
                liche Wandel: Frauen waren vermehrt ausser Haus berufs-                    Veronika Orasch, Gleichstellung BL / FKD
                tätig, der Dienstleistungssektor wuchs, die Frauen trugen
                                                                                           Quellen:
                zum wirtschaftlichen Erfolg der Schweiz bei.                               Meilensteine auf dem Weg zum Frauenstimmrecht im Kanton Basel-Landschaft,
                                                                                           Gleichstellung BL, 2018; Staatsarchiv BL; www.geschichte.bl.ch;
                                                                                           www.landratsprotokolle.bl.ch; «Es gelte, auszuharren», Frauenstimmrecht
                DIE VIER GLEICHSTELLUNGSJUBILÄEN                                           Baselland 1929 – 1957, Sabine Kubli und «Es gelte, auszuharren», Frauenstimm-
                Zum 50-Jahre-Jubiläum des Frauenstimmrechts werden                         recht Baselland 1957 – 1968, Pascale Meyer. In: Alles, was RECHT ist – Basel­
                                                                                           bieterinnen auf dem Weg zu Gleichstellung und Gleichberechtigung, Liestal 1992;
                die Vorreiterinnen und Vorreiter gewürdigt, die während                    50 Jahre Frauenstimmrecht, EKF; Das Volk vertreten, Gleichstellung BL, 2008.
                Jahrzehnten das Stimm- und Wahlrecht erkämpft haben.
                                                                                           Fotos: Museum für Gestaltung ZH, Schweizerisches Sozialarchiv,
                Aber auch alle, die danach die Politik geprägt und die Gleich-             www.geschichte.bl.ch, Lotti Ruckstuhl, Keystone Michael Kupferschmidt,
                berechtigung und Chancengleichheit vorangebracht haben.                    Christian Roth, Basellandschaftliche Zeitung, Schweiz. Nationalbibliothek

                Ein Meilenstein war, als 1981 die Bundesverfassung ergänzt
                wurde: Frau und Mann sind gleichberechtigt. Mit diesem
                Artikel wurde nicht nur die rechtliche Gleichstellung, sondern
                auch die Realisierung der Gleichstellung in allen Lebens­
                bereichen verankert. 1991 forderte ein landesweiter Frau-
                enstreik die Umsetzung des Verfassungsartikels von 1981.
                Daraus folgte 1996 das Gleichstellungsgesetz. Es präzisiert,
                dass niemand aufgrund des Geschlechts anders behandelt
                werden darf bei der Arbeit. Diese Ereignisse fanden vor 40,
                30 und 25 Jahren statt.

                                                                                                                   2014

                                                                                                                        Neues
  1990                                                                                                                  Sorgerecht:            2019
                                         1994                    2002                   2005                            gemeinsame
        Letzter Schweizer Kanton                                                                                        elterliche Sorge             2. nationaler
        (AI) muss per Bundes­-                Elsbeth Schneider       Fristenregelung        Mutterschafts­             als Regelfall,               Frauenstreik
        gerichts-Beschluss das                (CVP): erste            bei Schwanger-         versicherung               auch bei unver­              mit über 500’000
        Frauen­stimmrecht einführen           Regierungsrätin in BL   schafts-Abbruch        tritt in Kraft             heirateten Paaren            Menschen

                                       Gleichstellungs­         Gewalt in Ehe    Neues Namensrecht:          Maya Graf (Grüne):                  Einführung
                                   gesetz tritt in Kraft:    und Partnerschaft      Eheleute können           erste Ständerätin             2 Wochen Vater-
                                        Keine Benach­        wird Offizialdelikt        ihren Namen                      für BL               schaftsurlaub /
                                          teiligung am                                 behalten oder                                                    Ja zu
                                 Arbeitsplatz aufgrund                                einen Familien-                                               gleichge­
                                                                              2004                                               2019
                                     des Geschlechts                                  namen wählen                                             schlechtlicher
   1. nationaler Frauenstreik                                                                                                                            Ehe
     fordert Umsetzung des
Gleichstellungsartikels in der                        1996                                           2013
       Bundesverfassung                                                                                                                                      2021
                            1991
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KINDERRECHTE AUCH FÜR
DIE VERWALTUNG MASSGEBEND
Kinderrechte gibt es seit über 30 Jahren. Durch sie wurden Kinder zu Trägern von eigenen Rechten.
Dass möglichst viele Erwachsene diese Rechte kennen, ist wichtig für deren Umsetzung.
Auch in der kantonalen Verwaltung soll das Bewusstsein für Kinderrechte geschärft werden.

Kinderrechte sind spezielle Menschenrechte für Kinder. Auf-         kantonaler Ebene durch Gesetze, Verordnungen und deren
grund ihrer Entwicklung brauchen Kinder besonderen                  Umsetzung und auf kommunaler Ebene durch Reglemente,
Schutz, besondere Förderung und besondere, ­kindgerechte            Verordnungen, Angebote, Dienstleistungen und Strukturen.
gesellschaftliche Beteiligungsmöglichkeiten. Wir Erwach-
senen sind aufgefordert, Kinder als Menschen mit eigenen            Die Umsetzung wird vom UNO-Kinderrechtsausschuss
Rechten anzuerkennen und die Kinderrechte umzusetzen.               überwacht. Alle fünf Jahre muss die Schweiz diesem Aus-
                                                                    schuss Bericht über den Stand der Umsetzung der KRK
DER STARTSCHUSS                                                     erstatten. Der Ausschuss prüft, wie die Kinderrechte ein-
1979 begann eine Arbeitsgruppe der UNO-Menschenrechts­              gehalten werden und wo es Verbesserungspotenzial gibt.
kommission mit der Erarbeitung der Kinderrechts­konvention          Nebst dem offiziellen Bericht erstattet die Zivilgesellschaft
(KRK). Diese wurde am 20. November 1989 von der UNO-                (Nichtregierungsorganisationen) einen weiteren Bericht.
Generalversammlung verabschiedet und inzwischen – bis
auf die Vereinigten Staaten von Amerika – von allen UNO-            Aufgrund des föderalistischen Systems der Schweiz fällt ein
Mitgliedstaaten ratifiziert, 1997 auch von der Schweiz.             grosser Teil der Umsetzung in den Bereich der Kantone. Alle
                                                                    Mitarbeitenden in der kantonalen Verwaltung haben entwe-
In 54 Artikeln gibt sie Kindern Schutz-, Förder- und Betei­         der indirekt oder direkt mit Kindern und Jugendlichen zu tun.
ligungsrechte und formuliert weltweit gültige Grundwerte            Auch Direktionen, die nicht direkt mit Kindern und Jugend-
im Zusammenleben mit Kindern, und zwar über alle sozialen,          lichen arbeiten, treffen Entscheidungen, die einen Einfluss
kulturellen, ethnischen oder religiösen Unterschiede hinweg.        auf die Lebensbedingungen von Kindern haben. Deshalb
                                                                    ist es wichtig, dass die Kinderrechte bekannt und in den
DIE ECKPFEILER DER                                                  Abläufen verankert sind.
­KINDERRECHTSKONVENTION
Die KRK enthält viele Rechte, die für das Aufwachsen und            UMSETZUNG AUF KANTONALER EBENE
für eine gesunde Entwicklung wichtig sind. Dazu gehören             Auf kantonaler Ebene engagiert sich eine vom R
                                                                                                                 ­ egierungsrat
unter anderem das Recht auf Gleichbehandlung, auf Wah-              eingesetzte überdirektionale Arbeitsgruppe zur Umsetzung
rung des Kindeswohls / des übergeordneten Kindesinteres-            der UNO-Kinderrechtskonvention für die Sensibilisierung
ses, auf Partizipation, Bildung, Meinungsfreiheit, Spiel und        und Umsetzung der Kinderrechte innerhalb und ausserhalb
Freizeit. Insbesondere der Schutz vor jeglicher Gewaltan-           der kantonalen Verwaltung. Die Schwerpunkte dieser «AG
wendung und die Wahrung ihrer Würde sind wichtige Ele-              Kinderrechte» liegen bei der Verankerung des übergeord-
mente der KRK.                                                      neten Kindesinteresses in der kantonalen Verwaltung (Art.
                                                                    3 KRK), bei der Stärkung des Rechts auf Anhörung und
Vier der Artikel wurden als eine Art Leitlinie identifiziert, die   Partizipation von Kindern bei Entscheidungen, die sie be-
der gesamten Konvention zugrunde liegen:                            treffen (Art. 12 KRK) und bei der Förderung einer gewalt-
− das Recht auf Gleichbehandlung (Art. 2 KRK),                      freien Erziehung (Art. 6 KRK und weitere).
− das Recht auf Wahrung des übergeordneten
   ­Kindesinteresses (Art. 3 KRK),                                  Aktuell stehen die Projekte «Übergeordnetes Kindesinte­
− das Recht auf Leben und Entwicklung (Art. 6 KRK),                 resse» und «Gewaltfreie Erziehung» im Vordergrund.
− das Recht auf Anhörung und Partizipation (Art. 12 KRK).
                                                                    Geleitet wird die AG Kinderrechte vom Fachbereich Kindes-
DIE PFLICHTEN DER SCHWEIZ                                           und Jugendschutz der Sicherheitsdirektion. Mehr unter
Mit der Unterzeichnung der KRK hat sich die Schweiz ver-            www.kindesschutz.bl.ch.
 pflichtet, die Kinderrechte umzusetzen. Die Umsetzung ist
vor allem eine staatliche Angelegenheit. Sie erfolgt auf            Alexandra Dahinden, Malena Wyss und Thomas Nigl,
­nationaler Ebene durch Gesetze und Förderprogramme, auf            Fachbereich Kindes- und Jugendschutz (Grafik: UNICEF)
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      43-54
                            KONVENTION ÜBER DIE
                            RECHTE DES KINDES
Die Konvention über die Kinderrechte
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«ICH GEHE MIT EINEM GUTEN GEFÜHL»
Am 1. April 2021 hat Natalie Breitenstein die Leitung der Hauptabteilung Berufsbildung von
 Heinz Mohler übernommen, der Ende Jahr in Pension geht. Im Interview sprechen die beiden über
­Vergangenheit und Zukunft der Berufsbildung und verraten, was ihre nächsten Projekte sind.

Natalie Breitenstein und Heinz Mohler in den Büroräumlichkeiten an der Rosenstrasse 25 in Liestal (Foto: Michael Lehner)

Sie gehen nach 39 Jahren in Pension. Können Sie loslassen?                 für mich sein, am Morgen ohne Pendenzenliste aufzuwa-
Und haben Sie bereits Pläne für die Zeit danach?                           chen. Vermissen werde ich die unglaublich bereichernde
Heinz Mohler: Ich freue mich sehr auf den neuen Lebens-                    Arbeit und die Kontakte mit den vielen tollen Kolleginnen
abschnitt! Endlich Zeit für meine Liebsten zu haben, Zeit für              und Kollegen inner- und ausserhalb der Bildungs-, Kultur- und
Sprachkurse und Sport – es wird eine ganz neue Erfahrung                   Sportdirektion. Aber letztlich ich bin vor allem erleichtert
                                                                           darüber, dass ich die riesige Verantwortung für die Berufs-
                                                                           bildung an Natalie Breitenstein abgeben kann. Sie war ­meine
 Die Hauptabteilung Berufsbildung informiert und berät
                                                                           absolute Wunschnachfolgerin.
zu allen Fragen der Berufs- und Studienwahl sowie der
­L aufbahnplanung. Ferner hat sie die Aufsicht über die Lehr­
verhältnisse und Lehrbetriebe im Kanton, organisiert die                   Seit April leiten Sie die Hauptabteilung Berufsbildung. Wie
Qualifikationsverfahren der Grundbildung und setzt sich für die            haben Sie Ihren Start erlebt?
Aus- und Weiterbildung von Berufsbilderinnen und Berufs­                   Natalie Breitenstein: Es war eine intensive Zeit. Aber ich war
 bildnern ein. Sie führt den bikantonalen Lehrstellennachweis und          ja schon fast drei Jahre lang stellvertretende Leiterin und
veröffentlicht Schnupperlehrstellen, koordiniert die Brücken­              Leiterin der Stabsstelle, bevor ich die Hauptabteilung über-
angebote und führt ergänzende Bildungs- und Beratungsangebote,             nommen habe. So bin ich in die vielfältigen Themen der
die dem Ein- oder Wiedereinstieg ins Berufsleben dienen.
                                                                           Berufsbildung hineingewachsen. Wegen Pensionierungen
Sie richtet ausserdem Ausbildungsbeiträge aus.
                                                                           im Team und meinem eigenen Wechsel mussten mehrere
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Schlüsselpositionen gleichzeitig neu besetzt werden. Die
                                                                  Natalie Breitenstein ist promovierte Germanistin und
Rekrutierung hat uns sehr gefordert, auch die Pandemie­
                                                                  ­ ltphilologin. 2018 trat sie als stellvertretende Leiterin der
                                                                  A
bewältigung und die KV-Reform beschäftigen uns weiterhin          Hauptabteilung Berufsbildung in die BKSD ein.
stark. Es war deshalb sehr wertvoll, dass ich in allen wich-      Zuvor verantwortete sie die Nachwuchsprogramme und
tigen Dossiers schon sattelfest war. Seit November sind           IT-Lehrstellen des Migros-Genossenschaftsbundes
wir nun endlich vollzählig. Ich freue mich auf die Arbeit mit     Zürich und baute die Career Services der Universität Zürich auf.
fast 80 engagierten Mitarbeitenden.
                                                                  Insbesondere die schulisch anspruchsvollen Ausbildungen
Sie können zusammen auf eine grosse Erfahrung in der              leiden aber zunehmend unter dem Trend zur Akademisie-
Berufsbildung zurückblicken. Was waren die Meilensteine           rung: Viele Jugendliche und Erziehungsberechtigte reali­
der vergangenen Jahre? Und was hat sich aus Ihrer Sicht           sieren nicht, dass die Berufsbildung vergleichbare Bildungs-
vielleicht auch nicht so gut entwickelt?                          und Laufbahnchancen eröffnet wie der Weg über die
Heinz Mohler: Das wichtigste Projekt war wohl die Einfüh-         Mittelschulen. Der Fokus ist einfach ein anderer.
rung des neuen Berufsbildungsgesetzes 2002 mit der Ein-
bindung der Gesundheits-, Sozial- und Landwirtschafts­            Ihre Prognose: Was sind die grossen Trends der Zukunft?
berufe ins vom Bund geregelte Berufsbildungssystem, der           Nathalie Breitenstein: Es gibt drei Megatrends, welche die
Ausgestaltung der Berufsbildung als Verbundaufgabe zwi-           Berufsbildung nachhaltig verändern: die Digitalisierung, die
schen Kanton, Bund und Branchenverbänden und der kon-             steigende berufliche Mobilität und der demografische Wan-
sequenten Transformation der duale Ausbildung zum trialen         del. Daraus ergeben sich laufend neue Anforderungen an
System – also mit den Lernorten Schule, Betrieb und über-         Fachkräfte und Unternehmen, die wir rechtzeitig erkennen
betrieblichen Kursen. Dazu kamen später einschneidende            und anpacken müssen. Das bedeutet, dass wir die Inhalte
Reformen der Berufsmaturität, des allgemeinbildenden              und die Konzepte in der beruflichen Ausbildung laufend den
Unterrichts und die Einführung der Mindestvorschriften für        Entwicklungen in der Wirtschaft und insbesondere im
Höhere Fachschulen. All diese Veränderungen erforderten           Dienstleistungssektor anpassen müssen. Vor diesem Hinter­
massive Einführungsarbeiten und beschäftigen uns zum              grund engagieren wir uns auch im vom Bund initiierten Pro-
Teil bis heute.                                                   jekt «Berufsbildung 2030».

Nathalie Breitenstein: Vor zwei Jahren wurden auch die            Heinz Mohler: Für die Berufstätigen selbst wird das lebens-
Brückenangebote neu positioniert. Diese unglaubliche Dy-          lange Lernen für die Erhaltung der Arbeitsmarktfähigkeit
namik, welche die Berufsbildung heute ausmacht, die gab           und der eigenen Karrierechancen noch zentraler. Das heisst
es früher so nicht. Aber auch wenn die vielen Neuerungen          aber nicht, dass plötzlich alle an die Uni müssen. Absolven-
sehr aufwändig in der Umsetzung sind und die bestehenden          tinnen und Absolventen der Höheren Berufsbildung sind in
Strukturen enorm fordern: Meiner Meinung nach sind wir            vielen Branchen extrem gefragt.
auf dem richtigen Weg.
                                                                  Worauf sollen junge Menschen nun achten, die sich nach
Heinz Mohler: Absolut. Ich gehe mit einem guten Gefühl.           der obligatorischen Schulzeit für eine berufliche Grundbil-
                                                                  dung entscheiden?
Hat sich der Stellenwert der Berufsbildung in der Gesell-         Nathalie Breitenstein: Sie sollen ihre Bedürfnisse und Fähig­
schaft verändert?                                                 keiten kennenlernen und versuchen, diese realistisch ein-
Heinz Mohler: In unserem Kanton ist die Berufsbildung sehr        zuschätzen – auch im Bewusstsein, dass nicht alle gleich
gut etabliert, auch, weil wir die Beziehung zu den Wirt-          auf Anhieb ihren Traumberuf finden. Aber gerade die Berufs­
schaftsverbänden und den Sozialpartnern gezielt pflegen.          bildung eröffnet unendlich viele Wege zu einer befriedigen-
                                                                  den Laufbahn. Entscheidend ist auch nicht der schulische
Heinz Mohler kennt die Berufsbildung aus jeder Optik:             Rucksack allein. Mit der richtigen Einstellung und ein wenig
als Lernender mit Berufsmittelschule, als Abgänger                Durchhaltevermögen kann man sich stetig weiterentwickeln.
einer Höheren Fachschule und Fachhochschule als Berufs­           Und es gibt viele Möglichkeiten, um sich Unterstützung zu
schullehrer, als Rektor der Berufsfachschule für Gesundheit       holen.
und als Kadermitglied der kantonalen Verwaltung.
Ende 2021 geht er als stellvertretender Leiter der Dienststelle
                                                                  Interview: Michael Lehner und Fabienne Romanens,
Berufsbildung, Mittelschulen und Hochschulen in Pension.
                                                                  Kommunikation BKSD
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IMPRESSIONEN DES
GENDERTAGS – ZUKUNFTSTAGS
Am 11. November 2021 nutzten viele Kinder und Jugend­                     programmen besuchen. Losgelöst von starren Geschlechter­
liche die Gelegenheit, in die vielfältige Berufswelt unseres              bildern werden Mädchen und Jungs mit dem «Seitenwech-
Kantons einzutauchen und den Arbeitsalltag hautnah mitzu­                 sel» für eine offene Berufswahl ermutigt.
erleben. So konnten beispielsweise die Schülerinnen und
Schüler der 7. Klassen bei der kantonalen Verwaltung und                  Carine von Däniken, Koordinatorin Seitenwechsel, Amt
den Gerichten eines von 24 verschiedenen Seitenwechsel-                   für Volksschulen, BKSD (© Bilder: Amt für Volksschulen)

Die Landschreiberin erklärt den Weg eines parlamentarischen               Ein Tag beim Amt für Militär und Bevölkerungsschutz:
­ orstosses: von der Einreichung durch ein Landratsmitglied
V                                                                         Einsatzoffizierin Melanie Brack erklärt das Vorgehen während
bis zur Volksabstimmung.                                                  eines Ereignisses im Lage- und Einsatzraum.

Programm «1 Tag als Chefin» bei der BKSD: Mädchen erhalten einen Einblick in die vielfältige Arbeit von Regierungsrätin Monica Gschwind.
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In der Kantonsbibliothek Baselland erhalten Buben einen Einblick        In der Werkstatt der kantonalen Fahrzeugflotte erfahren die Mädchen,
in die Arbeiten einer Fachperson für Medienbildung.                     welche Teile beim Service überprüft und ausgetauscht werden müssen.

7. Klässlerinnen besuchen mit Regierungsrätin Kathrin Schweizer das Passbüro und erfahren, wie man zu einem neuen Pass kommt.

Im Serverraum der Zentralen Informatik sehen die Jugendlichen,          Im Zeichnungsbetrieb des Hochbauamts lernen Buben, eines
wo Daten abgespeichert werden.                                          der vielen Geräte, wie beispielsweise den Scanner / Plotter, zu bedienen.
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Larissa Czech bei einer Ausbildung des Kulturgüterschutzes im Zivilschutz.

Eine Lehre im Amt für Militär und Bevölkerungsschutz

SO ABWECHSLUNGSREICH WIE DAS LEBEN
Das Amt für Militär und Bevölkerungsschutz (AMB) bildet aktuell sechs Lernende aus und beschäftigt
zudem eine WMS-Praktikantin. Bei einer Grösse von rund 50 Mitarbeitenden machen somit
15 Prozent der Belegschaft die Ausbildungsstellen aus. Das AMB ist eine eigentliche Ausbildungsstätte.
Die Lernenden berichten hier gleich selbst über ihre Eindrücke und Erfahrungen.

Ich bin Larissa Czech und absolviere zurzeit mein drittes                    wasser-Einsatz im Sommer dieses Jahrs. Das Mitwirken
Lehrjahr. Die Lehre im AMB ist sehr vielseitig und spannend,                 als Teil des Bevölkerungsschutzes empfinde ich als Privileg.
da man jedes Halbjahr in eine neue Abteilung kommt und                       Im AMB mag ich besonders den Umgang mit den Mitarbei-
somit einen umfassen Einblick in Einsatz-, Ausbildungs- und                  tenden, denn wir als Lernende werden sehr geschätzt und
Verwaltungstätigkeiten erhält. Aktuell arbeite ich in der Ab-                in aktuelle Themen miteinbezogen.
teilung Personelles und Bevölkerungsschutz. Hier versende
ich Dienstvoranzeigen und Aufgebote für die jeweiligen                       Ich bin Noé Schneeberger und arbeite nun seit rund vier
Zivilschutz- und Bevölkerungsschutz-Kurse. Dafür ist es not-                 Monaten im AMB. Aktuell unterstütze ich die Assistenz der
wendig, dass ich auch mit dem Zivilschutzgesetz vertraut                     Dienststellenleitung und erledige dabei immer unterschied-
bin, um die richtigen Auskünfte geben zu können. Da das                      liche Aufträge. Bei Problemen kann ich mich immer an mei-
Amt mit dem Kantonalen Krisenstab (KKS) zusätzlich für                       ne Berufsbildnerin wenden. Generell sind die meisten Mit-
Notsituationen zuständig ist, erhält man dadurch einen ganz                  arbeitenden im Amt sehr nett und hilfsbereit. Meine
speziellen Einblick in ein sehr aufregendes und komplexes                    täglichen Aufgaben, wie z. B. der Post-Ein- und Ausgang,
Gebiet. Vor allem in der Covid-19-Lage war es sehr span-                     waren am Anfang ein wenig verwirrend, doch Woche für
nend zu erleben, wie der Kantonale Krisenstab f­ unktionierte.               Woche komme ich besser zurecht. Ich fühle mich sehr wohl
                                                                             hier und finde es toll, dass wir als Lernende so viele ver-
Mein Name ist Nora Güdel. In meinem letzten Lehrjahr bin                     schiedene Eindrücke bekommen und Dinge erleben, welche
ich in der Abteilung Einsatzführung. Als Lernende darf ich                   in einer normalen KV-Lehre nicht vorkommen.
bereits viel Verantwortung übernehmen mit abwechslungs-
reichen und spannenden Tätigkeiten. Zum Beispiel bei admi­                   Mein Name ist Eric Lapaire. Für mich war es eine grosse
nistrativer Unterstützung im Nachgang zu Einsätzen des                       Umstellung, direkt nach der «angenehmen» ­Sekundarschule
Care-Teams, von Öl- und ABC-Ereignissen oder dem Hoch-                       direkt ins Berufsleben einzusteigen. Das frühe Aufstehen
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                                                                            LEHRSTELLEN FÜR 2022
                                                                            Das Amt für Militär und Bevölkerungsschutz ist eine Dienststelle
                                                                            der Sicherheitsdirektion mit rund 50 Mitarbeitenden. Die Palette
                                                                            der Aufgaben reicht von der Administrierung der Wehr- und
                                                                            Schutzdienstpflichtigen über die Ausbildung von Führungsstäben
und der Arbeitsweg machten mir am Anfang noch zu schaf-                     bis zum Bewältigen von Grossereignissen zusammen mit den
fen. In der Abteilung Personelles und Bevölkerungsschutz                    Partnern im Verbund Bevölkerungsschutz. Die Sicherheit des
                                                                            Kantons gehört zum täglichen Geschäft. Für den Lehrlingsstart
wurden mir sehr rasch Arbeiten und Aufträge anvertraut
                                                                            im August 2022 bietet das AMB wiederum drei Lehrlingsplätze
und ich tauchte gleich ins Arbeitsleben ein. Die allgemein
                                                                            an. Interessierte wenden sich an Astrid Aebi (astrid.aebi@bl.ch).
offene Stimmung im Haus erleichterte uns neuen Lehrlin-
gen eine schnelle Einbindung ins Team. Zu Beginn war es
schwierig, mit so vielen neuen Eindrücken und Aufgaben                      in den beiden Ressorts Raumpflege und Betriebsunterhalt.
umzugehen, denn man musste viel lernen und sich einprä-                     Dort gehe ich täglichen Arbeiten nach, welche ich mit einem
gen, zum Beispiel der Umgang mit all den Geräten oder                       Mitarbeiter oder teilweise allein erledige. Überbetriebliche
Programmen. Aber nach nun bald drei Monaten habe ich                        Kurse habe ich in Sursee und die Berufsschule besuche ich
mich sehr gut eingelebt und kann schon ziemlich selbst-                     an der GIBL-Liestal. Mein Beruf ist spannend und interes-
ständig arbeiten. Allgemein gesagt gefällt mir die Arbeit im                sant, da er sehr vielfältig ist und ich jede Woche etwas
AMB sehr und ich freue mich auf die kommende Zeit.                          Neues lerne – selbst noch im dritten Lehrjahr. Ich lerne hier
                                                                            unter anderem, Verantwortung zu übernehmen, s­ elbstständig
Ich heisse Sabrina Rudin und absolviere ein einjähriges                     zu arbeiten und mit Kunden umzugehen.
Praktikum beim AMB. Ich arbeite jeweils vier Tage in der
Buchhaltung und einen Tag beim Wehrpflichtersatz. Die                       Ich heisse Alessio Crimi, ich mache meine Lehre als Fach-
Arbeit im AMB ist sehr spannend und abwechslungsreich.                      mann Betriebsunterhalt in der Kaserne in Liestal und ich
Man bekommt einen enormen Einblick in die grosse Welt                       befinde mich im zweiten Lehrjahr. Im Moment lerne ich viel
der Finanzen. Das AMB erledigt auch B
                                    ­ uchhaltungsaufgaben                   über die Haustechnik. Ausserdem habe ich schon viel über
für das Amt für Migration und Bürgerrecht, was die Arbeiten                 Reinigungs- und Wartungsarbeiten in den verschiedensten
noch abwechslungsreicher macht. Ebenfalls bin ich einge-                    Formen gelernt. Der Beruf gefällt mir, da man viel Verschie-
bunden in den «Ämtliplan». Man lernt dabei, zusammen mit                    denes erlernt und immer wieder etwas Anderes macht.
den Lernenden Arbeiten zu planen und sich zu arrangieren.                   Wem es gefällt, abwechslungsreiche Arbeiten auszuführen
                                                                            und wer handwerkliches Interesse hat, dem kann ich den
Mein Name ist Timo Affolter. Ich befinde mich im dritten                    Beruf Fachmann Betriebsunterhalt nur empfehlen.
Lehrjahr zum Fachmann Betriebsunterhalt EFZ. Diese Aus-
bildung absolviere ich in der Kaserne in Liestal. Ich arbeite               Lernende AMB (Text und Fotos)

Oben vl.: Noé Schneeberger, Eric Lapaire, Sabrina Rudin, Timo Affolter; unten vl.: Nora Güdel, Larissa Czech, Alessio Crimi
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Mit Engagement am Stand für die kantonale Verwaltung Basel-Landschaft

RÜCKBLICK AUF DIE BERUFSSCHAU 2021
Auch in diesem Jahr war die kantonale Verwaltung an der Berufsschau vertreten. Lernende sowie
­Berufsbildungsverantwortliche aus verschiedenen Direktionen haben die Besucherinnen und Besucher
der Berufsschau auf die Lehrberufe beim Kanton aufmerksam gemacht.

von links: Leandro Rosamilia, Martial Gasche, Sahil Multani, Alessia Bloise, Colin Knus, Alec Silfverberg

Vom 27. – 31. Oktober 2021 fand die Berufsschau auf dem                       einem Basketballspiel, ein Passschalter sowie ein virtueller
Sportareal Frenkenbündten in Liestal statt. Gleich drei Lehr-                 Roboter weckten bei den Besucherinnen und Besuchern
berufe stellten unsere Lernenden aktiv vor. Am Stand Nr. 54                   grosses Interesse. So konnten sie sich mit den verschiede-
wurde über die KV-, Büroassistenten/innen- sowie am be-                       nen Aufgaben vertieft befassen, Fragen stellen und erhielten
nachbarten Stand über die IT-Lehre beim Kanton informiert.                    dadurch ein Bild über diese Lehrberufe. Das Interesse w
                                                                                                                                    ­ urde
Aktivitäten wie ein Glücksrad, ein Quiz in Verbindung mit                     geweckt und wir hoffen auf gezielte Bewerbungen für
SEITE 17 | INFOHEFT | 209 | DEZEMBER 2021

von links: Martial Gasche, Leandro Rosamilia, Alessia Bloise, Colin Knus   Stand kantonale Verwaltung BL

­ nsere Lehrstellen. Es war besonders toll zu sehen, dass
u                                                                          ­reibungslos funktioniert. Ein grosses Dankeschön geht an
alle Lernenden motiviert am Stand für die Lehrberufe bei                   alle, die engagiert mitgearbeitet und dadurch eine erfolgrei-
der kantonalen Verwaltung mitgewirkt haben und aktiv auf                   che Berufsschau ermöglicht haben. Auch für das Jahr 2023
die Besucherinnen und Besucher zugegangen sind. Dank                       ist ein Stand an der Berufsschau in Pratteln vorgesehen.
der guten Zusammenarbeit aller Beteiligten hat die Organi-
sation der Standeinrichtung sowie die Standbesetzung                       Doris Piljic, Personalamt, FKD (Fotos: Lernende)
SEITE 18 | INFOHEFT | 209 | DEZEMBER 2021

Herbstprojektwoche der Lernenden

EIGENE IDENTITÄT UND AUFTRITTSKOMPETENZ
Die Lernenden haben sich während der Projektwoche mit der eigenen Identität,
dem Einfluss von sozialen Medien und den eigenen Denkprozessen auseinandergesetzt.
Auch das Unterwegssein und das Arbeiten in der Gruppe prägten die Woche.

Vom 11. bis 15. Oktober 2021 haben im Landwirtschaft­                      den Gelegenheit, mit ihren Gedanken und ihrer Musik
lichen Zentrum Ebenrain Lernende aus verschiedenen Be-                     ­ adio­sendungen aufzunehmen, die dann via Internet unter
                                                                           R
rufen wie Kaufleute, Informatikerinnen und Informatiker,                   powerup.ch live auf Sendung gingen. Die Sendungen sind
Automobilmechatroniker usw. in einer Projektwoche einmal                   als Podcast zu hören unter dem Link: www.powerup.ch/
den für sie bekannten Berufsalltag hinter sich gelassen.                   podcasts.

Ziel der Projektwoche war die Förderung von Auftrittskom-                  Die Lernenden haben die Projektwoche mit dem folgenden
petenz und die Auseinandersetzung mit der eigenen Iden-                    Kurzbericht, mit Fotos, Videos und Flipcharts dokumentiert:
tität. Die Lernenden lernten verstehen, welche ­Denkprozesse
bei Entscheidungen massgebend sind und wie sie in der                      «Der Ablauf von Montag bis Mittwoch bestand aus der Ge-
Gruppe Verantwortung übernehmen können. Das Team                            staltung diverser Sendungen zu verschiedenen Themen. Als
vom «Radiobus powerup.ch» des Pestalozzi-Kinderdorfs                       Vorbereitung bekamen wir spannende und informative
hat die Lernenden und das Lagerteam begleitet und unter-                   ­Inputs von Adrian Strazza mit Gedanken zum Zusammen­
stützt. Nach einer Einführung ins Thema hatten die Lernen-                  leben, Selbstvertrauen und wieso Menschen sind wie sie

von links: Lisa Liniger, Alina Mangold, Jason Jimenez, Jeremias Biland, Brendan Gass
SEITE 19 | INFOHEFT | 209 | DEZEMBER 2021

von links: Alberto Colazzo, Mikail Kilic, Erza Selimi, Elisa Puntel,
Alina Brüderlin

sind. Als Ausgleich und im Wechsel zu den Sendungen                    An unserem letzten Herbstlager-Tag hatte jede Gruppe eine
 hatten wir am Nachmittag ein Sportprogramm mit Remco                  Präsentation zu den Themen Berufsbildung, wieso Sissach
van Baalen und Attila Balas, welches von ihnen beiden                  die «Weltstadt 2021» ist und nicht Barcelona sowie eine
­kreativ, aber auch fordernd gestaltet wurde.                          Radiosendung am Donnerstagnachmittag darüber, wieso
                                                                       der Kanton Basel-Landschaft der beste Lehrbetrieb des
Nach der täglichen kurzen Znüni-Pause erhielten wir Zeit               Jahres sein sollte. Wir gaben uns zu jeder Gruppe und zur
für die Vorbereitung der Radiosendungen zu ganz unter-                 ganzen Woche ein Feedback, das uns für den gegebenen
schiedlichen Themen wie: Corona, Depression, Menschen-                 Zeitpunkt und die Zukunft helfen werden.»
rechte, Liebe und vieles mehr. Unsere Herausforderung
waren gewisse Ziele, wie die passenden Songs auszuwäh-                      Weitere Bilder und Einblicke erhalten Sie im neuen
len, die Redezeit von 3 Minuten einzuhalten und tief in ein            ­Instagram-Projektaccount «Lernende BL». Folgen Sie uns.
Thema zu gehen.
                                                                       Nadia Greiner, Personalamt, Finanz- und Kirchendirektion
Für uns war auch der Küchendienst eine tägliche Aufgabe                und Text Lernende: Mikail Kilic, Büroassistent Sicherheits­
mit unserem Koch Felix Gisler. Dies war eine Abwechslung               direktion und Alina Brüderlin, Büroassistentin Finanz- und
zum Programm und hat viel Spass gemacht. Es gab aller-                 Kirchendirektion
hand gute Gerichte.

Für den Donnerstagmorgen hatten wir uns Zeit genommen,
diverse Gruppenarbeiten vorzubereiten für das Spezialpro-
gramm. Anschliessend am Donnerstagmittag war unser
persönliches Highlight. Felix Gisler bekochte uns stets er-
freulich und mit Sympathie. Das Essen an der Sonne, mit
guter Musik vom Radiobus und gutes Zusammensein ge-
nossen wir.
SEITE 20 | INFOHEFT | 209 | DEZEMBER 2021

                                                                       ZU ZWEIT BEIM KANTON
                                                                       Das «Infoheft» stellt Mitarbeiterinnen und
                                                                       ­Mitarbeiter vor, die eine Namensvetterin oder
                                                                       einen Namensvetter haben. Dieses Mal sind
                                                                       es die beiden Silvia Schweizer.

Aufgrund der verstärkten Schutzmassnahmen wurde eine coronakonforme Bildvariante gewählt: Silvia Schweizer, VGD
und Silvia Schweizer, SID (mit Brille) (Fotos: Michael Lutz, Mediensprecher der Staatsanwaltschaft)

Seit wann arbeiten Sie beim Kanton, und auf je welcher                 vielleicht höchstens, als meine eigene Chefin Silvia Schwei-
Direktion?                                                             zer von der VGD geschrieben hat statt mir.
Silvia Schweizer (SID): Seit dem 1. September 2012 arbeite             (VGD): Selten erhalte ich eine nicht an mich gedachte Mail,
ich beim Kanton bei der Sicherheitsdirektion, Dienststelle             welche ich dann jeweils möglichst ungelesen weiterleite.
Staatsanwaltschaft, in der Funktion einer Staatsanwältin.
                                                                       Haben Sie nebst dem Arbeitgeber weitere Gemeinsam­
Silvia Schweizer (VGD): Am 1. Oktober 1990 habe ich bei                keiten?
der Bau- und Umweltschutzdirektion im Umweltschutzlabor                (SID): Das weiss ich nicht.
angefangen. Am 1. Januar 2013 wurden wir dann ins Labor
für Lebensmittelsicherheit der Volkswirtschafts- und Ge-               (VGD): Den Namen noch, aber sonst?
sundheitsdirektion integriert.
                                                                       Woher kommt Ihr Familienname bzw. hat er eine spezielle
Kennen Sie Ihre Namensvetterin in der Verwaltung?                      Bedeutung?
(SID): Nein, nur per E-Mail. Es war schön, dass wir uns
anlässlich des Fototermins persönlich kennenlernen konnten.            (SID): Gebürtig ist meine Familie von Oberdorf BL, das
                                                                       ­ eschlecht kommt von Titterten BL.
                                                                       G
(VGD): Nein, nur hin und wieder von einem Mail-Austausch.
                                                                       (VGD): Mein Heimatort ist Stettlen im Kanton Bern. Die
Gab es je eine lustige Verwechslung mit Ihrer Namens­                  Bedeutung kommt anscheinend von «Melken», aber genau
vetterin?                                                              weiss ich das nicht.
(SID): Silvia Schweizer von der VGD bekommt öfters Mails,
die für mich bestimmt sind. Ob das lustig ist, weiss ich nicht,        Interview: Erna Truttmann, Landeskanzlei
aber manchmal sind auch seltsame darunter. Amüsant war                 (Foto: Michael Lutz )
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                                                              MEIN SCHÖNSTER ORT
                                                              IN DER REGION

EINE «KUHNTERBUNTE» TRUPPE                                    So kommt es, dass wir
«Mein schönster Ort in der Region»: Die Anfrage zum Ver-      ­unserer Lieblingstruppe in
fassen dieses Textes löste so einiges bei mir aus: Im dies-    regelmässigen Abständen
jährigen wunderschönen Herbst, der bei Sonnenschein alles     einen Besuch abstatten. Je
in ein goldig warmes Licht verpackt, sprudeln die Ideen nur    nach Terminkalender der
so. Vielleicht die Hohe Winde mit der grandiosen Aussicht?    Bewohnerschaft besteht
Oder doch lieber meine direkte Nachbarschaft beim Marga­       die Chance auf ein Meet &
rethenhügel an der Grenze zwischen Basel und Binningen        Greet mit Mark, dem schot-
und mit Blick über die Dächer der Stadt bis in die Vogesen    tischen Hochlandrind oder
und den Schwarzwald?                                           mit Ben, einem Holsteinrind
                                                               mit imposanter Schulter­
Aber wie so oft, wenn die Entscheidung schwerfällt, fährt      höhe oder mit Vivo, einer Angus-Limousin-Kreuzung, die
man mit der ersten Eingebung am besten: Mein schönster         nie genug Streicheleinheiten bekommen kann. Sie und alle
Ort in der Region heisst «Villa Kuhnterbunt» und ist ein       anderen Bewohnerinnen und Bewohner der Villa Kuhnter-
Lebenshof für Kühe, Ochsen und Kälber. 2014 von Bea Gutz-      bunt dürfen ein Leben abseits menschlicher Nutzungsan-
willer mit dem Kauf ihrer ersten Kuh gestartet, beherbergt    sprüche führen.
das Projekt auf seinen zwei Standorten, dem Hof Riedmatt
oberhalb von Känerkinden und dem Hof Homberg in Läufel­       Der Besuch meines schönsten Ortes in der Region kann ich
fingen, aktuell unter anderem 50 Rinder, 32 Schafe, zwei      von ganzem Herzen empfehlen. Ein Spaziergang zur Villa
Ponys und sechs Schweine.                                     Kuhnterbunt lohnt sich schon allein um des Ausblicks willen.
                                                              Sei es vom Hof Riedmatt mit Panoramablick auf Känerkin-
Als wir das erste Mal auf einer Wanderung beim Hof Ried-      den, Wittinsburg und Rünenberg oder vom Hof Homberg
matt vorbeikamen, fiel uns sofort die bunt zusammen­          unterhalb des Wiesenbergs mit wunderbarer Aussicht auf
gewürfelte Herde auf. Da schien weder die Milch- noch die     die Jurahöhen.
Fleischproduktion eine Rolle zu spielen. Die Tiere waren
auch auffallend offen und interessiert gegenüber uns Zwei-    Wer selbst interessiert ist, findet hier weitere Infos: www.
beinern. Einige Monate später kamen wir wieder an einer       villakuhnterbunt.ch. Finanziert über Spenden freut sich die
so unorthodoxen Herde vorbei, diesmal beim Hof Homberg.       Villa Kuhnterbunt selbstverständlich immer über neue «kuh-
Einen Zusammenhang stellten wir aber noch nicht her. Erst     le» Vereinsmitglieder, Paten und Gönnerinnen.
dank einem Artikel über die spektakuläre Flucht der Kuh
Tilda aus einem Schlachttransporter und ihre Rettung unter    Anna Vegh, Rechtsanwältin, Abteilung Recht,
Mithilfe der Villa Kuhnterbunt ging uns ein Licht auf.        Bau- und Umweltschutzdirektion
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CHATBOTS FÜR DIE KANTONALE VERWALTUNG?
Wer im Internet unterwegs ist, wird wohl schon auf sie gestossen sein: Chatbots. Dank diesen
kleinen ­Helferlein findet man rund um die Uhr Antworten auf Fragen und Anliegen.
Lassen sie sich auch für die kantonale Verwaltung Basel-Landschaft gewinnbringend einsetzen?

Diese Fragestellung ist im Rahmen des Umsetzungspro-                 dinnen und -kunden erhalten rund um die Uhr – unabhängig
gramms «Digitale Verwaltung 2022» in Kooperation mit der             von Schalteröffnungszeiten – Auskunft zu den wichtigsten
Landeskanzlei, der Zentralen Informatik, dem Kantonalen              Fragen.
Amt für Industrie, Gewerbe und Arbeit (KIGA) und weiteren
interessierten Dienststellen angegangen worden. Ergän-               PROTOTYP BEI DEN REGIONALEN
zend zur Machbarkeitsstudie wurde ein Chatbot-Prototyp               ­ RBEITSVERMITTLUNGSZENTREN
                                                                     A
für einen Anwendungsfall der Abteilung Arbeitsvermittlung            Um es gleich vorwegzunehmen: Ganz so einfach war es
(RAV) des KIGA erstellt. Dieser wurde bewusst mit der ein-           mit der scheinbar einfachsten Anwendung nicht. Als erstes
fachsten Chatbot-Ausführung, einem sogenannten Klick-Bot             muss man überhaupt einmal wissen, welche Kundenfragen
(siehe Info-Box unten), realisiert. Damit konnten erste prak-        sich eignen. Dazu wurden alle beim RAV per E-Mail oder
tische Erfahrungen gesammelt werden.                                 Telefon eintreffenden Anfragen über einen gewissen Zeit-
                                                                     raum analysiert. Etwa ein Drittel davon wurde als geeignet
                                                                     eingestuft. In einem weiteren Schritt mussten diese An­
   «Ein Chatbot ist keine Magie, sondern reine Logik.»               fragen nach Themengebiet zusammengefasst, in einen
                                                                     Dialogbaum eingebunden und die passenden Antworten
   Maia Henz, Projektleiterin «Chatbot BL», ZI                       dazu verfasst werden. Diese sollten nach den Kommunika-
                                                                     tionsgrundsätzen der kantonalen Verwaltung formuliert sein,
                                                                     also allgemein verständlich, mit kurzen Sätzen und ohne
Auf den ersten Blick scheinen Chatbots eine ideale Lösung            unnötige Fachbegriffe. Zu diesem Zweck wurden sie von
zu sein. Dienststellen werden bei der Beantwortung von               den Kommunikationsverantwortlichen der Landeskanzlei
Routineanfragen entlastet, da diese durch einen Chatbot              überarbeitet. Und schliesslich sollten sie auch juristisch hieb-
«automatisch» übernommen werden. Und Verwaltungskun-                 und stichfest sein. Die Juristen des KIGA wurden deshalb
                                                                     ebenfalls eingebunden.
WAS IST EIN CHATBOT?
Der Begriff «Chatbot» setzt sich aus den englischen Wörtern          Dabei erfolgte die Umsetzung nach agiler Vorgehensweise.
«to chat», also plaudern, und «robot», Roboter, zusammen.            Die Entwicklung wurde in kleine Teilschritte unterteilt, die
Ein Chatbot ermöglicht ein virtuelles Gespräch mit einem             nacheinander in sogenannten Sprints abgearbeitet wurden.
technischen System.                                                  Am Ende jeden Sprints wurden die entwickelten Teilschrit-
Es gibt verschiedene Ausbaustufen. Die einfachsten sind              te durch das RAV beurteilt. Diese Rückmeldungen flossen
regelbasierte Chatbots, sogenannte Klick-Bots. Dabei klicken         in den nächsten Sprint ein, wodurch der Chatbot kontinuier­
sich Nutzerinnen und Nutzer durch einen vorgegebenen                 lich verbessert wurde.
Dialogbaum. Die Fragen und Antworten sind dabei vorgegeben.

Etwas weiter entwickelt sind die dynamischen, intentbasier-
ten Bots. Nutzer/innen können ihre Frage frei eingeben, und der         «Der Aufwand für die Auswahl der Fragen
Chatbot gibt die passende Auskunft, wenn er die Frage erkennt           und Formulierung der Textbausteine seitens
und eine Antwort dazu erfasst worden ist. Solche Systeme                der Dienststelle ist nicht zu unterschätzen.»
erfordern einen viel grösseren Entwicklungsaufwand.
Das höchste Level sind zurzeit die sogenannt selbstlernenden
                                                                        Andreas Blochwitz, Ressortleiter Fachstelle QS,
Bots auf der Basis von künstlicher Intelligenz, bei denen sich das
                                                                        Support und Weiterbildung, KIGA
System aufgrund der gestellten Fragen immer weiterentwickelt.
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