KANTON BASEL-LANDSCHAFT ALS GASTGEBER - INFOHEFT DER KANTONALEN VERWALTUNG
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INFOHEFT DER KANTONALEN VERWALTUNG NR. 209 | DEZEMBER 2021 VIELFÄLTIGE BERUFSWELT ERLEBEN IMPRESSIONEN DES GENDERTAGS – ZUKUNFTSTAGS > SEITE 12 KANTON BASEL-LANDSCHAFT ALS GASTGEBER TREFFEN DER FACHPERSONEN FÜR DAS KANTONSBAUWESEN UND DIE KANTONSARCHITEKTUR > SEITE 24 CHATBOTS FÜR DIE KANTONALE VERWALTUNG? MACHBARKEITSSTUDIE UND CHATBOT-PROTOTYP > SEITE 22
SEITE 2 | INFOHEFT | 209 | DEZEMBER 2021 EDITORIAL LIEBE MITARBEITERINNEN UND MITARBEITER Der britische Dichter Alfred Lord Tennyson (1809 – 1892) hat gesagt: «An der Schwelle des neuen Jahres lacht die Hoffnung und flüstert, es werde uns mehr Glück bringen.» Wir blicken auf das alte Jahr zurück, das uns neben Erfolgen auch Rückschläge brachte, und schöpfen neuen Mut. Den Zähler auf null stellen, ein neues Jahr, ein neues Glück! Doch der Jahreswechsel ist kein Ende und kein Anfang, er ist lediglich ein weiterer Marchstein am Wegrand unseres Lebens. Wir wandern weiter, hoffentlich mit etwas Weisheit, die wir aus unseren Erfahrungen gewonnen haben. Wir lernen Jahr für Jahr dazu und können am Gelernten wachsen. Bevor ein neues Jahr beginnt, lassen viele Menschen die vergangenen 365 Tage Revue passieren und ziehen ihr persönliches Fazit: Wie lief das Jahr? Was wollte ich eigentlich erreichen oder erleben? Ist es mir gelungen? Was war besonders? Was war positiv, was negativ? Was hätte ich anders oder besser machen können? Worüber habe ich mich am meisten gefreut? Was habe ich gelernt? Am Jahreswechsel oft mit dabei sind gute Vorsätze, auch wenn wir mit zunehmendem Alter nicht mehr so viel darauf geben sollten. Mehr Sport, weniger Alkohol, konzentrierter arbeiten, endlich aufräumen, gesünder essen, weniger Flugreisen, weniger am Smartphone hängen – die Liste möglicher Neujahrsvorsätze kann fast endlos sein. So weit, so gut, nur hapert es leider häufig bei der Umsetzung. Warum? Weil die meisten Vorsätze unscharfe Wunschvorstellungen bleiben, die an unserer Wirklichkeit ziemlich weit vorbei zielen. Oft nahmen wir uns zu viel vor. Vielleicht sollten wir bei den Neujahrvorsätzen etwas bescheidener bleiben und sie dafür konkret umsetzen. Was mir persönlich sehr viel gibt, ist mich jeden Tag über etwas Kleines, vermeintlich Unscheinbares zu freuen: der Duft einer Blume, schöne Wolkenbilder, ein Tier streicheln, ein Lächeln aus freundlichen Augen empfangen … Weihnachten ist für viele von uns ein Fest im Familienkreis, für viele aber auch eine Zeit, in der ihnen ihre Einsamkeit besonders schmerzlich bewusst wird. Versuchen wir doch, mitten in den dunkelsten Tagen des Jahres das Licht zu erkennen und unseren Mitmenschen ein wenig Licht zu schenken. Schenken wir Freude, empfangen wir Freude und nehmen wir das Licht mit ins neue Jahr, auf dass es uns lange erfreuen und von innen her wärmen möge! Ich wünsche uns allen von Herzen gesegnete Festtage. Thomas Weber, Regierungspräsident
SEITE 3 | INFOHEFT | 209 | DEZEMBER 2021 INHALT 1 2 3 4 5 GIBT 6ES SEIT 7ÜBER 30 JAHREN KINDERRECHTE 8 Durch sie wurden Kinder zu Trägern von eigenen Rechten. Dass möglichst viele Erwachsene diese Rechte kennen, ist wichtig für deren Umsetzung. Auch in der kantonalen Verwaltung soll das Bewusstsein für Kinderrechte 8 9 10 11 geschärft 12 werden. 13 Ausschnitt Bild: 14 aus Plakat Kinderrechte LEITUNG DER HAUPTABTEILUNG BERUFSBILDUNG 10 15 16 17 Am181. April 19 2021 hat20 21 Natalie Breitenstein die Leitung der Hauptabteilung Berufsbildung von Heinz Mohler übernommen, der Ende Jahr in Pension geht. Im Interview sprechen die beiden über Vergangenheit und Zukunft der Berufsbildung und verraten, was ihre nächsten Projekte sind. 22 23 24 25 26 27 28 Foto: Michael Lehner DAS KULTURERBE DER SCHWEIZ UMFASST 28 VIELE LEBENDIGE TRADITIONEN 29 30 31 32 33 34 35 Vereine, die sich für deren Erhalt engagieren, bewegen sich im Spannungsfeld zwischen Tradition und Veränderung. Ein kantonales Projekt sowie der «Tag der lebendigen Traditionen» sollen sie unterstützen. Foto: Matthias Willi 36 37 38 39 40 41 42 IMPRESSUM ARTIKEL 2021: Das Jahr der Gleichstellungs-Jubiläen 4 Nummer 209, Dezember 43-54 2021 51. Jahrgang KONVENTION ÜBER DIE Herausgegeben von der Landeskanzlei Impressionen des Gendertags – Zukunftstags 12 So abwechslungsreich wie das Leben 14 des Kantons Basel-Landschaft Internet: www.bl.ch RECHTE DES KINDES Rückblick auf die Berufsschau 2021 16 Erscheint vierteljährlich Eigene Identität und Auftrittskompetenz 18 Redaktionskommission Serie: Zu zweit beim Kanton 20 Catia Allemann-Gagliano Serie: Mein schönster Ort in der Region 21 Adrian Baumgartner Bartolino Biondi Chatbots für die kantonale Verwaltung? 22 Michael Lehner Fachpersonen für das Kantonsbauwesen Nic Kaufmann Simone Thommen und die Kantonsarchitektur treffen sich im Baselbiet 24 Rolf Wirz Serie Hobby: Die Klaviatur eines RAV-Beraters 26 Redaktorin «Die Leute kommen auch der Gesellschaft wegen» 30 Erna Truttmann, Landeskanzlei Wie der Liestaler Theodor Strübin den Winter sah 32 Rathausstrasse 2, 4410 Liestal Feedback und Anregungen zum Infoheft: Serie: Meine Wahl 34 Erna Truttmann, Telefon 061 552 50 33 Wiedersehen nach Corona 36 E-Mail: erna.truttmann@bl.ch Serie Einheitliche Schreibweisen: Richtig schreiben und verstanden werden 38 Personalnachrichten Impressionen40 Mergiane Ademi, Dienstleistungszentrum Personal Telefon 061 552 90 21 Agenda42 E-Mail: mergiane.ademi@bl.ch Personalnachrichten46 Redaktionsschluss der Nummer 210: 11. März 2022 Zum Titelbild Gendertag – Zukunftstag: In der Werkstatt der kantonalen Fahrzeugflotte erfahren INFO die Mädchen, welche Teile beim Service Das Heft erscheint digital und wird im Intranet (mit den Personalnachrichten) und überprüft und ausgetauscht werden müssen. auf der Internetseite (ohne die Personalnachrichten) des Kantons publiziert. (Foto: Amt für Volksschulen) Pensionierte Mitarbeitende, welche die Personalnachrichten als PDF erhalten möchten, schicken bitte eine E-Mail an die Redaktorin (kommunikation@bl.ch).
SEITE 4 | INFOHEFT | 209 | DEZEMBER 2021 2021: DAS JAHR DER GLEICHSTELLUNGS-JUBILÄEN Ein Blick zurück auf historische Meilensteine und die vielen engagierten Menschen des Baselbiets. 50 Jahre Frauenstimm- und -wahlrecht, 40 Jahre Gleichstellung in der Bundesverfassung, 30 Jahre erster Frauenstreik, 25 Jahre Gleichstellungsgesetz Einige von Ihnen haben die Einführung des Frauenstimm- die Frauen aus. Es war ein langer Weg von den ersten Peti und -wahlrechts vor 50 Jahren miterlebt; nach rund 70 Ab- tionen bis zur Demokratie für alle Schweizer Bürgerinnen stimmungen auf kommunaler, kantonaler und nationaler und Bürger. Ebene. Vielleicht hat sich Ihre Mutter aktiv für ihre Bürge- rinnenrechte eingesetzt? Wie schon 1862 die 30 mutigen FRAUEN UNTER VORMUNDSCHAFT Sissacherinnen. Sie verfassten eine Petition als Appell, den Die politische Stimme der Frauen hatte im vorletzten Jahr- Frauen mehr Bildungschancen und ein gerechteres Erbrecht hundert kein Gewicht. Rechtlich waren sie von ihrem männ- zu garantieren. Die Menschenrechtserklärung, auf der auch lichen Vormund abhängig. Im Kanton Basel-Landschaft galt die Schweizer Bundesverfassung von 1848 fusste, schloss ab Mitte des 19. Jahrhunderts die «Geschlechts-Vormund- 1916 1929 1789 1848 1928 1948 Gründung Verein Gründung der Erklärung der Schweizerische für das Frauen Bundesgericht: Vereinigung für Menschenrechte Bundesverfassung stimmrecht Basel mit «Alle Schweizer das Frauenstimm- UNO erklärt das unter Ausschluss ohne politische aktiver Beteiligung sind vor dem Gesetze recht BL durch Lina Wahlrecht zum der Frauen Rechte für Frauen von Baselbieterinnen gleich» meint nur Männer Maier-Mutschler Menschenrecht Kantonstrennung; Petition von Erste kantonale Kantonale 100 Jahre die Baselbieter 30 Sissacherinnen Volksabstimmungen A bstimmung zum Bundesverfassung Kantonsverfassung für mehr Bildungs- zum Frauenstimm- Frauenstimmrecht garantiert nur chancen und recht mit deutlicher mit 71 % den Männern das gerechtes Erbrecht Ablehnung Nein-Stimmen 1948 Wahlrecht Demonstrationszug 1862 1919 nach Bern 1946 1832 bis 1921 1928
SEITE 5 | INFOHEFT | 209 | DEZEMBER 2021 schaft». Per Gesetz wurden alle unverheirateten Frauen lenmässig wenigen Männern gern, schrieben die Unter- gleich behandelt wie etwa kriminelle Männer. Die Baselbieter zeichnerinnen, «dass sie nun zu ihrem Recht kommen». Sie Kantonsverfassung von 1832 garantierte nur den Männern seien aber «erstaunt, dass man in diesem Zusammenhang das Wahlrecht. nichts von der Diskriminierung der ca. 50’000 Frauen gehört hat, die doch weder geistig beschränkt noch behindert, ERSTE KANTONALE ABSTIMMUNGEN auch nicht politisch bevormundet sind und trotzdem immer Zu den ersten kantonalen Volksabstimmungen über das noch auf ihre politischen Rechte warten müssen.» Den Unter Frauenstimmrecht kam es knapp ein Jahrhundert später. zeichnerinnen war bewusst, dass zu diesem Zeitpunkt nicht Die Wähler lehnten es überall deutlich ab. Währenddessen Regierung und Landrat das grösste Hindernis waren, son- organisierten sich Frauen der Kantone Basel-Landschaft und dern die Mehrheit der männlichen Stimmbevölkerung. Basel-Stadt im «Verein für das Frauenstimmrecht». 1926 kam auf kantonaler Ebene die Frage auf, ob Frauen aufgrund ENGAGIERTE BASELBIETERINNEN ihrer «Natur» bei den Themen Schule, Kirche und Armut UND BASELBIETER mitstimmen dürften. 51,3 % der Männer sprachen sich Über die Kantonsgrenzen hinaus engagierte Baselbieterin- dagegen aus. Auch das Bundesgericht definierte 1928: nen waren beispielsweise Elisabeth Vischer-Alioth und «Alle Schweizer sind vor dem Gesetze gleich» meint nur die Elisabeth Thommen. Männliche Verfechter des Frauenwahl- Männer. So verwundert es nach der verweigernden Haltung rechts wie beispielsweise Ernst Matter, Theo Rutschi und des Bundesgerichts und des Bundesrates nicht, dass bei den Leo Lejeune setzten sich auf allen Ebenen ein. Der Gelter- Abstimmungen die männlichen Stimmbürger das Frauen- kinder Emil Müller reichte 1948 eine Petition ein, in der er wahlrecht deutlich ablehnten. Die Passivität der Stimmbe- verlangte, dass «die Frage der Beteiligung der Frau am öf- völkerung sei «eine Schande», so die Basellandschaftliche fentlichen Leben zu diskutieren [sei].» Erst fünf Jahre später Zeitung. Ein klares Zeichen setzte hingegen die Gemeinde legte der Regierungsrat den Bericht vor. Bereits 1929 grün- Niederdorf, als sie 1957 die Niederdörflerinnen auch abstim- dete in Liestal Lina Maier-Mutschler die «Vereinigung für men liess bei der Frage, ob Frauen Zivilschutz leisten sollen. das Frauenstimmrecht Baselland». Diese engagierte sich nur in den ersten Jahren explizit für die politische Gleichbe- WER IST STIMMBERECHTIGT? rechtigung. 1932 änderte sie den Namen in «Vereinigung Als 1960 in der Baselbieter Landratsdebatte den «geistig für Frauenrechte», um die Assoziation mit den englischen Gebrechlichen» das Stimmrecht gewährt wurde, gratulierte Suffragetten zu vermeiden. Trotz ungünstiger Verhältnisse die Gruppe Baselland «Vereinigung für Frauenstimmrecht» schlossen sich bis 1959 nahezu 100 Baselbieterinnen der dem Landrat für seinen Einsatz. Sie gönnten es diesen zah- Gruppe Baselland um Irene Reinhardt-Schoch aus München- 1955 1959 1969 1958 1966 Volksabstimmung über Lehrerinnen- Bundesrat plant die Europäische die stufenweise Einführung Vereinigung für Streik in Basel mit Menschenrechtskonvention des Frauenstimmrechts Frauenrechte, den Baselbieterinnen Einführung (EMRK) unter Vorbehalten zu auf Kantonsebene: Gruppe BL um Irene Dr. Julia Gauss und Frauenstimmrecht unterzeichnen: Frauen sollen 56,3 % Nein Reinhardt-Schoch Dr. Gertrud Köttgen in BS weiterhin nicht abstimmen dürfen Nationale Gründung Am 23. Juni 5000 Frauen und A bstimmung mit Vereinigung für stimmten 68,1 % Männer beim klarem «Nein» Frauenstimmrecht BL der Baselbieter «Marsch nach Bern» der Männer. Männer «Ja» In BL stimmen 1965 1969 63 % dagegen Niederdorf lässt auch Frauen 1968 abstimmen, ob sie künftig Zivilschutz leisten sollen 1959 1957
SEITE 6 | INFOHEFT | 209 | DEZEMBER 2021 stein an. Andrée Stober, eine Unterbaselbieterin, wurde Basel deutlich ab. Im Gegensatz zur Frage des Frauen- 1965 zur Präsidentin gewählt und Susanne Müller, eine stimmrechts löste das Thema «Wiedervereinigung» im Oberbaselbieterin, zur Vizepräsidentin. Dr. Julia Gauss und Baselbiet grosse Emotionen aus. Die Stimmbeteiligung Dr. Gertrud Köttgen, zwei Baselbieterinnen, beteiligten sich betrug beim Frauenstimmrecht 28,6 %, bei der Abstim- 1959 aktiv am viel beachteten Lehrerinnenstreik des Mäd- mung zur Wiedervereinigung 76 %. 1971 – zeitgleich mit chen-Gymnasiums Basel, um auf die untragbaren Arbeits- der Einführung des nationalen Frauenstimmrechts – durften und Lohnverhältnisse aufmerksam zu machen. die Baselbieter Frauen erstmals bei den Landratswahlen kandidieren und wählen. STUFENWEISE GELINGT ES DOCH 1964 startete Leo Bürgisser eine Motion zur stufenweisen WIESO HAT ES SO LANGE GEDAUERT? Einführung des kantonalen und kommunalen Frauenstimm- Die Geschichte zeigt, wie viel Einsatz und Zeit gleichstel- rechts. «Es könnten heute keine wesentlichen Gründe mehr lungspolitische Anliegen erfordern. In der ersten Hälfte des angeführt werden, der Frau weiterhin die politischen Rechte 20. Jahrhunderts waren die Geschlechterrollen sehr ausge- vorzuenthalten», so die Regierung. 1966 sprachen sich prägt: Männer hatten ihren Auftritt im öffentlichen Raum, 57,3 % der stimmberechtigten Baselbieter grundsätzlich Frauen im privaten. Die Grundhaltung war sehr konservativ. dafür aus, die Verfassung im Hinblick auf die Frauenrechte Durch die direkte Demokratie hing der Entscheid vom rein zu revidieren. Ein wichtiger Schritt. Das deutliche «Ja» der männlichen Stimmvolk ab. Auch das Ständemehr bremste Unterbaselbieter übertönte erstmals die «Nein-Stimmen» die Entwicklung: Konservative Kantone sahen die traditio- aus den Bezirken Sissach und Waldenburg. Im selben Jahr nelle Familie in Gefahr. Die Konkordanz spielte ebenfalls führte Basel-Stadt das Frauenstimmrecht ein. Auch im eine Rolle: Die Parteien wollten politische Allianzen nicht Kanton Basel-Landschaft machten sich Regierungs- und gefährden und so blieben einige von ihnen lange bei der landrätliche Kreise nun dafür stark. Nicht zuletzt, weil sie in «bewährten» Haltung. Häufig wollen gleichstellungspoli der bevorstehenden Abstimmung über die Wiedervereini- tische Anliegen bestehende Verhältnisse verändern und in gung der beiden Basel auf die Stimmen der Frauen hofften. Frage stellen. Das stösst auf Widerstand – auch heute noch. ENDLICH! WIE DAS «JA» ZUSTANDE KAM Am 23. Juni 1968 wählten schliesslich 68,1 % der Basel Die geplante Abstimmung zur Kantonsvereinigung hat in bieter Männer «Ja»: Der Kanton Basel-Landschaft gestand Baselland stark zum «Ja» zum Frauenstimmrecht beigetra- den Frauen stufenweise politische Rechte zu. Am 7. De- gen: Viele erhofften sich, dass die Frauen helfen würden, zember 1969 lehnte Baselland die Wiedervereinigung beider die Vereinigung abzulehnen. Gleichzeitig war das nahe Basel- Einführung des Frauen- Neues Ehe- 1970 stimm- und -wahlrechts auf recht mit 1971 1988 gleichberech Gemeindeebene in BL: 81,1 % der Baselbieterinnen und tigter Partner- Baselbieter stimmen «Ja» Elisabeth Bühler schaft und (SP), Helene Roth 1976 1983 gemeinsamer (SP), Franziska von 1984 Verantwortung Gunten (SP) und Vreni Martin, Angeline für die Pflege Liselotte Witschi Frenkendorf: Fankhauser (SP): Elisabeth Kopp und Erziehung der (FDP) werden in erste Gemeinde erste Nationalrätin (FDP, Zürich): Kinder sowie den den Landrat gewählt präsidentin in BL für BL erste Bundesrätin Familienunterhalt «JA» zum Ratifizierung EMRK, Am 14. Juni wird Gleichstellungs Gründung der Frauenstimm- Diskriminierungs die Gleichstellung artikel in der Fachstelle für und -wahlrecht verbot aufgrund des in der Bundesver Kantonsverfassung Gleichstellung BL, auf eidgenössischer Geschlechts fassung verankert BL als erster Kanton der Ebene Deutschschweiz 1974 1981 Adelheid Strub (SP): 1971 erste Landrats- 1989 Präsidentin 1984 1985
SEITE 7 | INFOHEFT | 209 | DEZEMBER 2021 Stadt punkto Frauenstimmrechts-Einführung Vorbild. Auf WEITERARBEIT eidgenössischer Ebene half der Wunsch, die Europäische Es ist zentral für die Gleichstellung, dass Frauen und Männer Menschenrechts-Konvention zu ratifizieren. Hinzu kamen auf allen politischen Ebenen mitbestimmen und überall ver- die Erfahrungen in den Vorreiterkantonen: Dort blieben treten sind. Sie bringen immer noch unterschiedliche Erfah- parteipolitische Verhältnisse nach der Einführung gleich und rungen, Bedürfnisse, Sichtweisen, Schwerpunkte ein. Die die traditionellen Geschlechterrollen und Aufgabenvertei- Meilensteine in der Timeline zeigen, wie viele gleichstel- lung konnten beibehalten werden. Eine starke Wirkung hat- lungspolitische Anliegen erst nach 1971 Gehör fanden. te auch der «Marsch nach Bern» 1969, die rund 100-jährige Frauenbewegung sowie die neue, progressive 1968er- www.gleichstellung.bl.ch > Frauenstimmrecht Frauenbewegung. Und nicht zuletzt half der gesellschaft liche Wandel: Frauen waren vermehrt ausser Haus berufs- Veronika Orasch, Gleichstellung BL / FKD tätig, der Dienstleistungssektor wuchs, die Frauen trugen Quellen: zum wirtschaftlichen Erfolg der Schweiz bei. Meilensteine auf dem Weg zum Frauenstimmrecht im Kanton Basel-Landschaft, Gleichstellung BL, 2018; Staatsarchiv BL; www.geschichte.bl.ch; www.landratsprotokolle.bl.ch; «Es gelte, auszuharren», Frauenstimmrecht DIE VIER GLEICHSTELLUNGSJUBILÄEN Baselland 1929 – 1957, Sabine Kubli und «Es gelte, auszuharren», Frauenstimm- Zum 50-Jahre-Jubiläum des Frauenstimmrechts werden recht Baselland 1957 – 1968, Pascale Meyer. In: Alles, was RECHT ist – Basel bieterinnen auf dem Weg zu Gleichstellung und Gleichberechtigung, Liestal 1992; die Vorreiterinnen und Vorreiter gewürdigt, die während 50 Jahre Frauenstimmrecht, EKF; Das Volk vertreten, Gleichstellung BL, 2008. Jahrzehnten das Stimm- und Wahlrecht erkämpft haben. Fotos: Museum für Gestaltung ZH, Schweizerisches Sozialarchiv, Aber auch alle, die danach die Politik geprägt und die Gleich- www.geschichte.bl.ch, Lotti Ruckstuhl, Keystone Michael Kupferschmidt, berechtigung und Chancengleichheit vorangebracht haben. Christian Roth, Basellandschaftliche Zeitung, Schweiz. Nationalbibliothek Ein Meilenstein war, als 1981 die Bundesverfassung ergänzt wurde: Frau und Mann sind gleichberechtigt. Mit diesem Artikel wurde nicht nur die rechtliche Gleichstellung, sondern auch die Realisierung der Gleichstellung in allen Lebens bereichen verankert. 1991 forderte ein landesweiter Frau- enstreik die Umsetzung des Verfassungsartikels von 1981. Daraus folgte 1996 das Gleichstellungsgesetz. Es präzisiert, dass niemand aufgrund des Geschlechts anders behandelt werden darf bei der Arbeit. Diese Ereignisse fanden vor 40, 30 und 25 Jahren statt. 2014 Neues 1990 Sorgerecht: 2019 1994 2002 2005 gemeinsame Letzter Schweizer Kanton elterliche Sorge 2. nationaler (AI) muss per Bundes- Elsbeth Schneider Fristenregelung Mutterschafts als Regelfall, Frauenstreik gerichts-Beschluss das (CVP): erste bei Schwanger- versicherung auch bei unver mit über 500’000 Frauenstimmrecht einführen Regierungsrätin in BL schafts-Abbruch tritt in Kraft heirateten Paaren Menschen Gleichstellungs Gewalt in Ehe Neues Namensrecht: Maya Graf (Grüne): Einführung gesetz tritt in Kraft: und Partnerschaft Eheleute können erste Ständerätin 2 Wochen Vater- Keine Benach wird Offizialdelikt ihren Namen für BL schaftsurlaub / teiligung am behalten oder Ja zu Arbeitsplatz aufgrund einen Familien- gleichge 2004 2019 des Geschlechts namen wählen schlechtlicher 1. nationaler Frauenstreik Ehe fordert Umsetzung des Gleichstellungsartikels in der 1996 2013 Bundesverfassung 2021 1991
SEITE 8 | INFOHEFT | 209 | DEZEMBER 2021 KINDERRECHTE AUCH FÜR DIE VERWALTUNG MASSGEBEND Kinderrechte gibt es seit über 30 Jahren. Durch sie wurden Kinder zu Trägern von eigenen Rechten. Dass möglichst viele Erwachsene diese Rechte kennen, ist wichtig für deren Umsetzung. Auch in der kantonalen Verwaltung soll das Bewusstsein für Kinderrechte geschärft werden. Kinderrechte sind spezielle Menschenrechte für Kinder. Auf- kantonaler Ebene durch Gesetze, Verordnungen und deren grund ihrer Entwicklung brauchen Kinder besonderen Umsetzung und auf kommunaler Ebene durch Reglemente, Schutz, besondere Förderung und besondere, kindgerechte Verordnungen, Angebote, Dienstleistungen und Strukturen. gesellschaftliche Beteiligungsmöglichkeiten. Wir Erwach- senen sind aufgefordert, Kinder als Menschen mit eigenen Die Umsetzung wird vom UNO-Kinderrechtsausschuss Rechten anzuerkennen und die Kinderrechte umzusetzen. überwacht. Alle fünf Jahre muss die Schweiz diesem Aus- schuss Bericht über den Stand der Umsetzung der KRK DER STARTSCHUSS erstatten. Der Ausschuss prüft, wie die Kinderrechte ein- 1979 begann eine Arbeitsgruppe der UNO-Menschenrechts gehalten werden und wo es Verbesserungspotenzial gibt. kommission mit der Erarbeitung der Kinderrechtskonvention Nebst dem offiziellen Bericht erstattet die Zivilgesellschaft (KRK). Diese wurde am 20. November 1989 von der UNO- (Nichtregierungsorganisationen) einen weiteren Bericht. Generalversammlung verabschiedet und inzwischen – bis auf die Vereinigten Staaten von Amerika – von allen UNO- Aufgrund des föderalistischen Systems der Schweiz fällt ein Mitgliedstaaten ratifiziert, 1997 auch von der Schweiz. grosser Teil der Umsetzung in den Bereich der Kantone. Alle Mitarbeitenden in der kantonalen Verwaltung haben entwe- In 54 Artikeln gibt sie Kindern Schutz-, Förder- und Betei der indirekt oder direkt mit Kindern und Jugendlichen zu tun. ligungsrechte und formuliert weltweit gültige Grundwerte Auch Direktionen, die nicht direkt mit Kindern und Jugend- im Zusammenleben mit Kindern, und zwar über alle sozialen, lichen arbeiten, treffen Entscheidungen, die einen Einfluss kulturellen, ethnischen oder religiösen Unterschiede hinweg. auf die Lebensbedingungen von Kindern haben. Deshalb ist es wichtig, dass die Kinderrechte bekannt und in den DIE ECKPFEILER DER Abläufen verankert sind. KINDERRECHTSKONVENTION Die KRK enthält viele Rechte, die für das Aufwachsen und UMSETZUNG AUF KANTONALER EBENE für eine gesunde Entwicklung wichtig sind. Dazu gehören Auf kantonaler Ebene engagiert sich eine vom R egierungsrat unter anderem das Recht auf Gleichbehandlung, auf Wah- eingesetzte überdirektionale Arbeitsgruppe zur Umsetzung rung des Kindeswohls / des übergeordneten Kindesinteres- der UNO-Kinderrechtskonvention für die Sensibilisierung ses, auf Partizipation, Bildung, Meinungsfreiheit, Spiel und und Umsetzung der Kinderrechte innerhalb und ausserhalb Freizeit. Insbesondere der Schutz vor jeglicher Gewaltan- der kantonalen Verwaltung. Die Schwerpunkte dieser «AG wendung und die Wahrung ihrer Würde sind wichtige Ele- Kinderrechte» liegen bei der Verankerung des übergeord- mente der KRK. neten Kindesinteresses in der kantonalen Verwaltung (Art. 3 KRK), bei der Stärkung des Rechts auf Anhörung und Vier der Artikel wurden als eine Art Leitlinie identifiziert, die Partizipation von Kindern bei Entscheidungen, die sie be- der gesamten Konvention zugrunde liegen: treffen (Art. 12 KRK) und bei der Förderung einer gewalt- − das Recht auf Gleichbehandlung (Art. 2 KRK), freien Erziehung (Art. 6 KRK und weitere). − das Recht auf Wahrung des übergeordneten Kindesinteresses (Art. 3 KRK), Aktuell stehen die Projekte «Übergeordnetes Kindesinte − das Recht auf Leben und Entwicklung (Art. 6 KRK), resse» und «Gewaltfreie Erziehung» im Vordergrund. − das Recht auf Anhörung und Partizipation (Art. 12 KRK). Geleitet wird die AG Kinderrechte vom Fachbereich Kindes- DIE PFLICHTEN DER SCHWEIZ und Jugendschutz der Sicherheitsdirektion. Mehr unter Mit der Unterzeichnung der KRK hat sich die Schweiz ver- www.kindesschutz.bl.ch. pflichtet, die Kinderrechte umzusetzen. Die Umsetzung ist vor allem eine staatliche Angelegenheit. Sie erfolgt auf Alexandra Dahinden, Malena Wyss und Thomas Nigl, nationaler Ebene durch Gesetze und Förderprogramme, auf Fachbereich Kindes- und Jugendschutz (Grafik: UNICEF)
SEITE 9 | INFOHEFT | 209 | DEZEMBER 2021 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43-54 KONVENTION ÜBER DIE RECHTE DES KINDES Die Konvention über die Kinderrechte
SEITE 10 | INFOHEFT | 209 | DEZEMBER 2021 «ICH GEHE MIT EINEM GUTEN GEFÜHL» Am 1. April 2021 hat Natalie Breitenstein die Leitung der Hauptabteilung Berufsbildung von Heinz Mohler übernommen, der Ende Jahr in Pension geht. Im Interview sprechen die beiden über Vergangenheit und Zukunft der Berufsbildung und verraten, was ihre nächsten Projekte sind. Natalie Breitenstein und Heinz Mohler in den Büroräumlichkeiten an der Rosenstrasse 25 in Liestal (Foto: Michael Lehner) Sie gehen nach 39 Jahren in Pension. Können Sie loslassen? für mich sein, am Morgen ohne Pendenzenliste aufzuwa- Und haben Sie bereits Pläne für die Zeit danach? chen. Vermissen werde ich die unglaublich bereichernde Heinz Mohler: Ich freue mich sehr auf den neuen Lebens- Arbeit und die Kontakte mit den vielen tollen Kolleginnen abschnitt! Endlich Zeit für meine Liebsten zu haben, Zeit für und Kollegen inner- und ausserhalb der Bildungs-, Kultur- und Sprachkurse und Sport – es wird eine ganz neue Erfahrung Sportdirektion. Aber letztlich ich bin vor allem erleichtert darüber, dass ich die riesige Verantwortung für die Berufs- bildung an Natalie Breitenstein abgeben kann. Sie war meine Die Hauptabteilung Berufsbildung informiert und berät absolute Wunschnachfolgerin. zu allen Fragen der Berufs- und Studienwahl sowie der L aufbahnplanung. Ferner hat sie die Aufsicht über die Lehr verhältnisse und Lehrbetriebe im Kanton, organisiert die Seit April leiten Sie die Hauptabteilung Berufsbildung. Wie Qualifikationsverfahren der Grundbildung und setzt sich für die haben Sie Ihren Start erlebt? Aus- und Weiterbildung von Berufsbilderinnen und Berufs Natalie Breitenstein: Es war eine intensive Zeit. Aber ich war bildnern ein. Sie führt den bikantonalen Lehrstellennachweis und ja schon fast drei Jahre lang stellvertretende Leiterin und veröffentlicht Schnupperlehrstellen, koordiniert die Brücken Leiterin der Stabsstelle, bevor ich die Hauptabteilung über- angebote und führt ergänzende Bildungs- und Beratungsangebote, nommen habe. So bin ich in die vielfältigen Themen der die dem Ein- oder Wiedereinstieg ins Berufsleben dienen. Berufsbildung hineingewachsen. Wegen Pensionierungen Sie richtet ausserdem Ausbildungsbeiträge aus. im Team und meinem eigenen Wechsel mussten mehrere
SEITE 11 | INFOHEFT | 209 | DEZEMBER 2021 Schlüsselpositionen gleichzeitig neu besetzt werden. Die Natalie Breitenstein ist promovierte Germanistin und Rekrutierung hat uns sehr gefordert, auch die Pandemie ltphilologin. 2018 trat sie als stellvertretende Leiterin der A bewältigung und die KV-Reform beschäftigen uns weiterhin Hauptabteilung Berufsbildung in die BKSD ein. stark. Es war deshalb sehr wertvoll, dass ich in allen wich- Zuvor verantwortete sie die Nachwuchsprogramme und tigen Dossiers schon sattelfest war. Seit November sind IT-Lehrstellen des Migros-Genossenschaftsbundes wir nun endlich vollzählig. Ich freue mich auf die Arbeit mit Zürich und baute die Career Services der Universität Zürich auf. fast 80 engagierten Mitarbeitenden. Insbesondere die schulisch anspruchsvollen Ausbildungen Sie können zusammen auf eine grosse Erfahrung in der leiden aber zunehmend unter dem Trend zur Akademisie- Berufsbildung zurückblicken. Was waren die Meilensteine rung: Viele Jugendliche und Erziehungsberechtigte reali der vergangenen Jahre? Und was hat sich aus Ihrer Sicht sieren nicht, dass die Berufsbildung vergleichbare Bildungs- vielleicht auch nicht so gut entwickelt? und Laufbahnchancen eröffnet wie der Weg über die Heinz Mohler: Das wichtigste Projekt war wohl die Einfüh- Mittelschulen. Der Fokus ist einfach ein anderer. rung des neuen Berufsbildungsgesetzes 2002 mit der Ein- bindung der Gesundheits-, Sozial- und Landwirtschafts Ihre Prognose: Was sind die grossen Trends der Zukunft? berufe ins vom Bund geregelte Berufsbildungssystem, der Nathalie Breitenstein: Es gibt drei Megatrends, welche die Ausgestaltung der Berufsbildung als Verbundaufgabe zwi- Berufsbildung nachhaltig verändern: die Digitalisierung, die schen Kanton, Bund und Branchenverbänden und der kon- steigende berufliche Mobilität und der demografische Wan- sequenten Transformation der duale Ausbildung zum trialen del. Daraus ergeben sich laufend neue Anforderungen an System – also mit den Lernorten Schule, Betrieb und über- Fachkräfte und Unternehmen, die wir rechtzeitig erkennen betrieblichen Kursen. Dazu kamen später einschneidende und anpacken müssen. Das bedeutet, dass wir die Inhalte Reformen der Berufsmaturität, des allgemeinbildenden und die Konzepte in der beruflichen Ausbildung laufend den Unterrichts und die Einführung der Mindestvorschriften für Entwicklungen in der Wirtschaft und insbesondere im Höhere Fachschulen. All diese Veränderungen erforderten Dienstleistungssektor anpassen müssen. Vor diesem Hinter massive Einführungsarbeiten und beschäftigen uns zum grund engagieren wir uns auch im vom Bund initiierten Pro- Teil bis heute. jekt «Berufsbildung 2030». Nathalie Breitenstein: Vor zwei Jahren wurden auch die Heinz Mohler: Für die Berufstätigen selbst wird das lebens- Brückenangebote neu positioniert. Diese unglaubliche Dy- lange Lernen für die Erhaltung der Arbeitsmarktfähigkeit namik, welche die Berufsbildung heute ausmacht, die gab und der eigenen Karrierechancen noch zentraler. Das heisst es früher so nicht. Aber auch wenn die vielen Neuerungen aber nicht, dass plötzlich alle an die Uni müssen. Absolven- sehr aufwändig in der Umsetzung sind und die bestehenden tinnen und Absolventen der Höheren Berufsbildung sind in Strukturen enorm fordern: Meiner Meinung nach sind wir vielen Branchen extrem gefragt. auf dem richtigen Weg. Worauf sollen junge Menschen nun achten, die sich nach Heinz Mohler: Absolut. Ich gehe mit einem guten Gefühl. der obligatorischen Schulzeit für eine berufliche Grundbil- dung entscheiden? Hat sich der Stellenwert der Berufsbildung in der Gesell- Nathalie Breitenstein: Sie sollen ihre Bedürfnisse und Fähig schaft verändert? keiten kennenlernen und versuchen, diese realistisch ein- Heinz Mohler: In unserem Kanton ist die Berufsbildung sehr zuschätzen – auch im Bewusstsein, dass nicht alle gleich gut etabliert, auch, weil wir die Beziehung zu den Wirt- auf Anhieb ihren Traumberuf finden. Aber gerade die Berufs schaftsverbänden und den Sozialpartnern gezielt pflegen. bildung eröffnet unendlich viele Wege zu einer befriedigen- den Laufbahn. Entscheidend ist auch nicht der schulische Heinz Mohler kennt die Berufsbildung aus jeder Optik: Rucksack allein. Mit der richtigen Einstellung und ein wenig als Lernender mit Berufsmittelschule, als Abgänger Durchhaltevermögen kann man sich stetig weiterentwickeln. einer Höheren Fachschule und Fachhochschule als Berufs Und es gibt viele Möglichkeiten, um sich Unterstützung zu schullehrer, als Rektor der Berufsfachschule für Gesundheit holen. und als Kadermitglied der kantonalen Verwaltung. Ende 2021 geht er als stellvertretender Leiter der Dienststelle Interview: Michael Lehner und Fabienne Romanens, Berufsbildung, Mittelschulen und Hochschulen in Pension. Kommunikation BKSD
SEITE 12 | INFOHEFT | 209 | DEZEMBER 2021 IMPRESSIONEN DES GENDERTAGS – ZUKUNFTSTAGS Am 11. November 2021 nutzten viele Kinder und Jugend programmen besuchen. Losgelöst von starren Geschlechter liche die Gelegenheit, in die vielfältige Berufswelt unseres bildern werden Mädchen und Jungs mit dem «Seitenwech- Kantons einzutauchen und den Arbeitsalltag hautnah mitzu sel» für eine offene Berufswahl ermutigt. erleben. So konnten beispielsweise die Schülerinnen und Schüler der 7. Klassen bei der kantonalen Verwaltung und Carine von Däniken, Koordinatorin Seitenwechsel, Amt den Gerichten eines von 24 verschiedenen Seitenwechsel- für Volksschulen, BKSD (© Bilder: Amt für Volksschulen) Die Landschreiberin erklärt den Weg eines parlamentarischen Ein Tag beim Amt für Militär und Bevölkerungsschutz: orstosses: von der Einreichung durch ein Landratsmitglied V Einsatzoffizierin Melanie Brack erklärt das Vorgehen während bis zur Volksabstimmung. eines Ereignisses im Lage- und Einsatzraum. Programm «1 Tag als Chefin» bei der BKSD: Mädchen erhalten einen Einblick in die vielfältige Arbeit von Regierungsrätin Monica Gschwind.
SEITE 13 | INFOHEFT | 209 | DEZEMBER 2021 In der Kantonsbibliothek Baselland erhalten Buben einen Einblick In der Werkstatt der kantonalen Fahrzeugflotte erfahren die Mädchen, in die Arbeiten einer Fachperson für Medienbildung. welche Teile beim Service überprüft und ausgetauscht werden müssen. 7. Klässlerinnen besuchen mit Regierungsrätin Kathrin Schweizer das Passbüro und erfahren, wie man zu einem neuen Pass kommt. Im Serverraum der Zentralen Informatik sehen die Jugendlichen, Im Zeichnungsbetrieb des Hochbauamts lernen Buben, eines wo Daten abgespeichert werden. der vielen Geräte, wie beispielsweise den Scanner / Plotter, zu bedienen.
SEITE 14 | INFOHEFT | 209 | DEZEMBER 2021 Larissa Czech bei einer Ausbildung des Kulturgüterschutzes im Zivilschutz. Eine Lehre im Amt für Militär und Bevölkerungsschutz SO ABWECHSLUNGSREICH WIE DAS LEBEN Das Amt für Militär und Bevölkerungsschutz (AMB) bildet aktuell sechs Lernende aus und beschäftigt zudem eine WMS-Praktikantin. Bei einer Grösse von rund 50 Mitarbeitenden machen somit 15 Prozent der Belegschaft die Ausbildungsstellen aus. Das AMB ist eine eigentliche Ausbildungsstätte. Die Lernenden berichten hier gleich selbst über ihre Eindrücke und Erfahrungen. Ich bin Larissa Czech und absolviere zurzeit mein drittes wasser-Einsatz im Sommer dieses Jahrs. Das Mitwirken Lehrjahr. Die Lehre im AMB ist sehr vielseitig und spannend, als Teil des Bevölkerungsschutzes empfinde ich als Privileg. da man jedes Halbjahr in eine neue Abteilung kommt und Im AMB mag ich besonders den Umgang mit den Mitarbei- somit einen umfassen Einblick in Einsatz-, Ausbildungs- und tenden, denn wir als Lernende werden sehr geschätzt und Verwaltungstätigkeiten erhält. Aktuell arbeite ich in der Ab- in aktuelle Themen miteinbezogen. teilung Personelles und Bevölkerungsschutz. Hier versende ich Dienstvoranzeigen und Aufgebote für die jeweiligen Ich bin Noé Schneeberger und arbeite nun seit rund vier Zivilschutz- und Bevölkerungsschutz-Kurse. Dafür ist es not- Monaten im AMB. Aktuell unterstütze ich die Assistenz der wendig, dass ich auch mit dem Zivilschutzgesetz vertraut Dienststellenleitung und erledige dabei immer unterschied- bin, um die richtigen Auskünfte geben zu können. Da das liche Aufträge. Bei Problemen kann ich mich immer an mei- Amt mit dem Kantonalen Krisenstab (KKS) zusätzlich für ne Berufsbildnerin wenden. Generell sind die meisten Mit- Notsituationen zuständig ist, erhält man dadurch einen ganz arbeitenden im Amt sehr nett und hilfsbereit. Meine speziellen Einblick in ein sehr aufregendes und komplexes täglichen Aufgaben, wie z. B. der Post-Ein- und Ausgang, Gebiet. Vor allem in der Covid-19-Lage war es sehr span- waren am Anfang ein wenig verwirrend, doch Woche für nend zu erleben, wie der Kantonale Krisenstab f unktionierte. Woche komme ich besser zurecht. Ich fühle mich sehr wohl hier und finde es toll, dass wir als Lernende so viele ver- Mein Name ist Nora Güdel. In meinem letzten Lehrjahr bin schiedene Eindrücke bekommen und Dinge erleben, welche ich in der Abteilung Einsatzführung. Als Lernende darf ich in einer normalen KV-Lehre nicht vorkommen. bereits viel Verantwortung übernehmen mit abwechslungs- reichen und spannenden Tätigkeiten. Zum Beispiel bei admi Mein Name ist Eric Lapaire. Für mich war es eine grosse nistrativer Unterstützung im Nachgang zu Einsätzen des Umstellung, direkt nach der «angenehmen» Sekundarschule Care-Teams, von Öl- und ABC-Ereignissen oder dem Hoch- direkt ins Berufsleben einzusteigen. Das frühe Aufstehen
SEITE 15 | INFOHEFT | 209 | DEZEMBER 2021 LEHRSTELLEN FÜR 2022 Das Amt für Militär und Bevölkerungsschutz ist eine Dienststelle der Sicherheitsdirektion mit rund 50 Mitarbeitenden. Die Palette der Aufgaben reicht von der Administrierung der Wehr- und Schutzdienstpflichtigen über die Ausbildung von Führungsstäben und der Arbeitsweg machten mir am Anfang noch zu schaf- bis zum Bewältigen von Grossereignissen zusammen mit den fen. In der Abteilung Personelles und Bevölkerungsschutz Partnern im Verbund Bevölkerungsschutz. Die Sicherheit des Kantons gehört zum täglichen Geschäft. Für den Lehrlingsstart wurden mir sehr rasch Arbeiten und Aufträge anvertraut im August 2022 bietet das AMB wiederum drei Lehrlingsplätze und ich tauchte gleich ins Arbeitsleben ein. Die allgemein an. Interessierte wenden sich an Astrid Aebi (astrid.aebi@bl.ch). offene Stimmung im Haus erleichterte uns neuen Lehrlin- gen eine schnelle Einbindung ins Team. Zu Beginn war es schwierig, mit so vielen neuen Eindrücken und Aufgaben in den beiden Ressorts Raumpflege und Betriebsunterhalt. umzugehen, denn man musste viel lernen und sich einprä- Dort gehe ich täglichen Arbeiten nach, welche ich mit einem gen, zum Beispiel der Umgang mit all den Geräten oder Mitarbeiter oder teilweise allein erledige. Überbetriebliche Programmen. Aber nach nun bald drei Monaten habe ich Kurse habe ich in Sursee und die Berufsschule besuche ich mich sehr gut eingelebt und kann schon ziemlich selbst- an der GIBL-Liestal. Mein Beruf ist spannend und interes- ständig arbeiten. Allgemein gesagt gefällt mir die Arbeit im sant, da er sehr vielfältig ist und ich jede Woche etwas AMB sehr und ich freue mich auf die kommende Zeit. Neues lerne – selbst noch im dritten Lehrjahr. Ich lerne hier unter anderem, Verantwortung zu übernehmen, s elbstständig Ich heisse Sabrina Rudin und absolviere ein einjähriges zu arbeiten und mit Kunden umzugehen. Praktikum beim AMB. Ich arbeite jeweils vier Tage in der Buchhaltung und einen Tag beim Wehrpflichtersatz. Die Ich heisse Alessio Crimi, ich mache meine Lehre als Fach- Arbeit im AMB ist sehr spannend und abwechslungsreich. mann Betriebsunterhalt in der Kaserne in Liestal und ich Man bekommt einen enormen Einblick in die grosse Welt befinde mich im zweiten Lehrjahr. Im Moment lerne ich viel der Finanzen. Das AMB erledigt auch B uchhaltungsaufgaben über die Haustechnik. Ausserdem habe ich schon viel über für das Amt für Migration und Bürgerrecht, was die Arbeiten Reinigungs- und Wartungsarbeiten in den verschiedensten noch abwechslungsreicher macht. Ebenfalls bin ich einge- Formen gelernt. Der Beruf gefällt mir, da man viel Verschie- bunden in den «Ämtliplan». Man lernt dabei, zusammen mit denes erlernt und immer wieder etwas Anderes macht. den Lernenden Arbeiten zu planen und sich zu arrangieren. Wem es gefällt, abwechslungsreiche Arbeiten auszuführen und wer handwerkliches Interesse hat, dem kann ich den Mein Name ist Timo Affolter. Ich befinde mich im dritten Beruf Fachmann Betriebsunterhalt nur empfehlen. Lehrjahr zum Fachmann Betriebsunterhalt EFZ. Diese Aus- bildung absolviere ich in der Kaserne in Liestal. Ich arbeite Lernende AMB (Text und Fotos) Oben vl.: Noé Schneeberger, Eric Lapaire, Sabrina Rudin, Timo Affolter; unten vl.: Nora Güdel, Larissa Czech, Alessio Crimi
SEITE 16 | INFOHEFT | 209 | DEZEMBER 2021 Mit Engagement am Stand für die kantonale Verwaltung Basel-Landschaft RÜCKBLICK AUF DIE BERUFSSCHAU 2021 Auch in diesem Jahr war die kantonale Verwaltung an der Berufsschau vertreten. Lernende sowie Berufsbildungsverantwortliche aus verschiedenen Direktionen haben die Besucherinnen und Besucher der Berufsschau auf die Lehrberufe beim Kanton aufmerksam gemacht. von links: Leandro Rosamilia, Martial Gasche, Sahil Multani, Alessia Bloise, Colin Knus, Alec Silfverberg Vom 27. – 31. Oktober 2021 fand die Berufsschau auf dem einem Basketballspiel, ein Passschalter sowie ein virtueller Sportareal Frenkenbündten in Liestal statt. Gleich drei Lehr- Roboter weckten bei den Besucherinnen und Besuchern berufe stellten unsere Lernenden aktiv vor. Am Stand Nr. 54 grosses Interesse. So konnten sie sich mit den verschiede- wurde über die KV-, Büroassistenten/innen- sowie am be- nen Aufgaben vertieft befassen, Fragen stellen und erhielten nachbarten Stand über die IT-Lehre beim Kanton informiert. dadurch ein Bild über diese Lehrberufe. Das Interesse w urde Aktivitäten wie ein Glücksrad, ein Quiz in Verbindung mit geweckt und wir hoffen auf gezielte Bewerbungen für
SEITE 17 | INFOHEFT | 209 | DEZEMBER 2021 von links: Martial Gasche, Leandro Rosamilia, Alessia Bloise, Colin Knus Stand kantonale Verwaltung BL nsere Lehrstellen. Es war besonders toll zu sehen, dass u reibungslos funktioniert. Ein grosses Dankeschön geht an alle Lernenden motiviert am Stand für die Lehrberufe bei alle, die engagiert mitgearbeitet und dadurch eine erfolgrei- der kantonalen Verwaltung mitgewirkt haben und aktiv auf che Berufsschau ermöglicht haben. Auch für das Jahr 2023 die Besucherinnen und Besucher zugegangen sind. Dank ist ein Stand an der Berufsschau in Pratteln vorgesehen. der guten Zusammenarbeit aller Beteiligten hat die Organi- sation der Standeinrichtung sowie die Standbesetzung Doris Piljic, Personalamt, FKD (Fotos: Lernende)
SEITE 18 | INFOHEFT | 209 | DEZEMBER 2021 Herbstprojektwoche der Lernenden EIGENE IDENTITÄT UND AUFTRITTSKOMPETENZ Die Lernenden haben sich während der Projektwoche mit der eigenen Identität, dem Einfluss von sozialen Medien und den eigenen Denkprozessen auseinandergesetzt. Auch das Unterwegssein und das Arbeiten in der Gruppe prägten die Woche. Vom 11. bis 15. Oktober 2021 haben im Landwirtschaft den Gelegenheit, mit ihren Gedanken und ihrer Musik lichen Zentrum Ebenrain Lernende aus verschiedenen Be- adiosendungen aufzunehmen, die dann via Internet unter R rufen wie Kaufleute, Informatikerinnen und Informatiker, powerup.ch live auf Sendung gingen. Die Sendungen sind Automobilmechatroniker usw. in einer Projektwoche einmal als Podcast zu hören unter dem Link: www.powerup.ch/ den für sie bekannten Berufsalltag hinter sich gelassen. podcasts. Ziel der Projektwoche war die Förderung von Auftrittskom- Die Lernenden haben die Projektwoche mit dem folgenden petenz und die Auseinandersetzung mit der eigenen Iden- Kurzbericht, mit Fotos, Videos und Flipcharts dokumentiert: tität. Die Lernenden lernten verstehen, welche Denkprozesse bei Entscheidungen massgebend sind und wie sie in der «Der Ablauf von Montag bis Mittwoch bestand aus der Ge- Gruppe Verantwortung übernehmen können. Das Team staltung diverser Sendungen zu verschiedenen Themen. Als vom «Radiobus powerup.ch» des Pestalozzi-Kinderdorfs Vorbereitung bekamen wir spannende und informative hat die Lernenden und das Lagerteam begleitet und unter- Inputs von Adrian Strazza mit Gedanken zum Zusammen stützt. Nach einer Einführung ins Thema hatten die Lernen- leben, Selbstvertrauen und wieso Menschen sind wie sie von links: Lisa Liniger, Alina Mangold, Jason Jimenez, Jeremias Biland, Brendan Gass
SEITE 19 | INFOHEFT | 209 | DEZEMBER 2021 von links: Alberto Colazzo, Mikail Kilic, Erza Selimi, Elisa Puntel, Alina Brüderlin sind. Als Ausgleich und im Wechsel zu den Sendungen An unserem letzten Herbstlager-Tag hatte jede Gruppe eine hatten wir am Nachmittag ein Sportprogramm mit Remco Präsentation zu den Themen Berufsbildung, wieso Sissach van Baalen und Attila Balas, welches von ihnen beiden die «Weltstadt 2021» ist und nicht Barcelona sowie eine kreativ, aber auch fordernd gestaltet wurde. Radiosendung am Donnerstagnachmittag darüber, wieso der Kanton Basel-Landschaft der beste Lehrbetrieb des Nach der täglichen kurzen Znüni-Pause erhielten wir Zeit Jahres sein sollte. Wir gaben uns zu jeder Gruppe und zur für die Vorbereitung der Radiosendungen zu ganz unter- ganzen Woche ein Feedback, das uns für den gegebenen schiedlichen Themen wie: Corona, Depression, Menschen- Zeitpunkt und die Zukunft helfen werden.» rechte, Liebe und vieles mehr. Unsere Herausforderung waren gewisse Ziele, wie die passenden Songs auszuwäh- Weitere Bilder und Einblicke erhalten Sie im neuen len, die Redezeit von 3 Minuten einzuhalten und tief in ein Instagram-Projektaccount «Lernende BL». Folgen Sie uns. Thema zu gehen. Nadia Greiner, Personalamt, Finanz- und Kirchendirektion Für uns war auch der Küchendienst eine tägliche Aufgabe und Text Lernende: Mikail Kilic, Büroassistent Sicherheits mit unserem Koch Felix Gisler. Dies war eine Abwechslung direktion und Alina Brüderlin, Büroassistentin Finanz- und zum Programm und hat viel Spass gemacht. Es gab aller- Kirchendirektion hand gute Gerichte. Für den Donnerstagmorgen hatten wir uns Zeit genommen, diverse Gruppenarbeiten vorzubereiten für das Spezialpro- gramm. Anschliessend am Donnerstagmittag war unser persönliches Highlight. Felix Gisler bekochte uns stets er- freulich und mit Sympathie. Das Essen an der Sonne, mit guter Musik vom Radiobus und gutes Zusammensein ge- nossen wir.
SEITE 20 | INFOHEFT | 209 | DEZEMBER 2021 ZU ZWEIT BEIM KANTON Das «Infoheft» stellt Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor, die eine Namensvetterin oder einen Namensvetter haben. Dieses Mal sind es die beiden Silvia Schweizer. Aufgrund der verstärkten Schutzmassnahmen wurde eine coronakonforme Bildvariante gewählt: Silvia Schweizer, VGD und Silvia Schweizer, SID (mit Brille) (Fotos: Michael Lutz, Mediensprecher der Staatsanwaltschaft) Seit wann arbeiten Sie beim Kanton, und auf je welcher vielleicht höchstens, als meine eigene Chefin Silvia Schwei- Direktion? zer von der VGD geschrieben hat statt mir. Silvia Schweizer (SID): Seit dem 1. September 2012 arbeite (VGD): Selten erhalte ich eine nicht an mich gedachte Mail, ich beim Kanton bei der Sicherheitsdirektion, Dienststelle welche ich dann jeweils möglichst ungelesen weiterleite. Staatsanwaltschaft, in der Funktion einer Staatsanwältin. Haben Sie nebst dem Arbeitgeber weitere Gemeinsam Silvia Schweizer (VGD): Am 1. Oktober 1990 habe ich bei keiten? der Bau- und Umweltschutzdirektion im Umweltschutzlabor (SID): Das weiss ich nicht. angefangen. Am 1. Januar 2013 wurden wir dann ins Labor für Lebensmittelsicherheit der Volkswirtschafts- und Ge- (VGD): Den Namen noch, aber sonst? sundheitsdirektion integriert. Woher kommt Ihr Familienname bzw. hat er eine spezielle Kennen Sie Ihre Namensvetterin in der Verwaltung? Bedeutung? (SID): Nein, nur per E-Mail. Es war schön, dass wir uns anlässlich des Fototermins persönlich kennenlernen konnten. (SID): Gebürtig ist meine Familie von Oberdorf BL, das eschlecht kommt von Titterten BL. G (VGD): Nein, nur hin und wieder von einem Mail-Austausch. (VGD): Mein Heimatort ist Stettlen im Kanton Bern. Die Gab es je eine lustige Verwechslung mit Ihrer Namens Bedeutung kommt anscheinend von «Melken», aber genau vetterin? weiss ich das nicht. (SID): Silvia Schweizer von der VGD bekommt öfters Mails, die für mich bestimmt sind. Ob das lustig ist, weiss ich nicht, Interview: Erna Truttmann, Landeskanzlei aber manchmal sind auch seltsame darunter. Amüsant war (Foto: Michael Lutz )
SEITE 21 | INFOHEFT | 209 | DEZEMBER 2021 MEIN SCHÖNSTER ORT IN DER REGION EINE «KUHNTERBUNTE» TRUPPE So kommt es, dass wir «Mein schönster Ort in der Region»: Die Anfrage zum Ver- unserer Lieblingstruppe in fassen dieses Textes löste so einiges bei mir aus: Im dies- regelmässigen Abständen jährigen wunderschönen Herbst, der bei Sonnenschein alles einen Besuch abstatten. Je in ein goldig warmes Licht verpackt, sprudeln die Ideen nur nach Terminkalender der so. Vielleicht die Hohe Winde mit der grandiosen Aussicht? Bewohnerschaft besteht Oder doch lieber meine direkte Nachbarschaft beim Marga die Chance auf ein Meet & rethenhügel an der Grenze zwischen Basel und Binningen Greet mit Mark, dem schot- und mit Blick über die Dächer der Stadt bis in die Vogesen tischen Hochlandrind oder und den Schwarzwald? mit Ben, einem Holsteinrind mit imposanter Schulter Aber wie so oft, wenn die Entscheidung schwerfällt, fährt höhe oder mit Vivo, einer Angus-Limousin-Kreuzung, die man mit der ersten Eingebung am besten: Mein schönster nie genug Streicheleinheiten bekommen kann. Sie und alle Ort in der Region heisst «Villa Kuhnterbunt» und ist ein anderen Bewohnerinnen und Bewohner der Villa Kuhnter- Lebenshof für Kühe, Ochsen und Kälber. 2014 von Bea Gutz- bunt dürfen ein Leben abseits menschlicher Nutzungsan- willer mit dem Kauf ihrer ersten Kuh gestartet, beherbergt sprüche führen. das Projekt auf seinen zwei Standorten, dem Hof Riedmatt oberhalb von Känerkinden und dem Hof Homberg in Läufel Der Besuch meines schönsten Ortes in der Region kann ich fingen, aktuell unter anderem 50 Rinder, 32 Schafe, zwei von ganzem Herzen empfehlen. Ein Spaziergang zur Villa Ponys und sechs Schweine. Kuhnterbunt lohnt sich schon allein um des Ausblicks willen. Sei es vom Hof Riedmatt mit Panoramablick auf Känerkin- Als wir das erste Mal auf einer Wanderung beim Hof Ried- den, Wittinsburg und Rünenberg oder vom Hof Homberg matt vorbeikamen, fiel uns sofort die bunt zusammen unterhalb des Wiesenbergs mit wunderbarer Aussicht auf gewürfelte Herde auf. Da schien weder die Milch- noch die die Jurahöhen. Fleischproduktion eine Rolle zu spielen. Die Tiere waren auch auffallend offen und interessiert gegenüber uns Zwei- Wer selbst interessiert ist, findet hier weitere Infos: www. beinern. Einige Monate später kamen wir wieder an einer villakuhnterbunt.ch. Finanziert über Spenden freut sich die so unorthodoxen Herde vorbei, diesmal beim Hof Homberg. Villa Kuhnterbunt selbstverständlich immer über neue «kuh- Einen Zusammenhang stellten wir aber noch nicht her. Erst le» Vereinsmitglieder, Paten und Gönnerinnen. dank einem Artikel über die spektakuläre Flucht der Kuh Tilda aus einem Schlachttransporter und ihre Rettung unter Anna Vegh, Rechtsanwältin, Abteilung Recht, Mithilfe der Villa Kuhnterbunt ging uns ein Licht auf. Bau- und Umweltschutzdirektion
SEITE 22 | INFOHEFT | 209 | DEZEMBER 2021 CHATBOTS FÜR DIE KANTONALE VERWALTUNG? Wer im Internet unterwegs ist, wird wohl schon auf sie gestossen sein: Chatbots. Dank diesen kleinen Helferlein findet man rund um die Uhr Antworten auf Fragen und Anliegen. Lassen sie sich auch für die kantonale Verwaltung Basel-Landschaft gewinnbringend einsetzen? Diese Fragestellung ist im Rahmen des Umsetzungspro- dinnen und -kunden erhalten rund um die Uhr – unabhängig gramms «Digitale Verwaltung 2022» in Kooperation mit der von Schalteröffnungszeiten – Auskunft zu den wichtigsten Landeskanzlei, der Zentralen Informatik, dem Kantonalen Fragen. Amt für Industrie, Gewerbe und Arbeit (KIGA) und weiteren interessierten Dienststellen angegangen worden. Ergän- PROTOTYP BEI DEN REGIONALEN zend zur Machbarkeitsstudie wurde ein Chatbot-Prototyp RBEITSVERMITTLUNGSZENTREN A für einen Anwendungsfall der Abteilung Arbeitsvermittlung Um es gleich vorwegzunehmen: Ganz so einfach war es (RAV) des KIGA erstellt. Dieser wurde bewusst mit der ein- mit der scheinbar einfachsten Anwendung nicht. Als erstes fachsten Chatbot-Ausführung, einem sogenannten Klick-Bot muss man überhaupt einmal wissen, welche Kundenfragen (siehe Info-Box unten), realisiert. Damit konnten erste prak- sich eignen. Dazu wurden alle beim RAV per E-Mail oder tische Erfahrungen gesammelt werden. Telefon eintreffenden Anfragen über einen gewissen Zeit- raum analysiert. Etwa ein Drittel davon wurde als geeignet eingestuft. In einem weiteren Schritt mussten diese An «Ein Chatbot ist keine Magie, sondern reine Logik.» fragen nach Themengebiet zusammengefasst, in einen Dialogbaum eingebunden und die passenden Antworten Maia Henz, Projektleiterin «Chatbot BL», ZI dazu verfasst werden. Diese sollten nach den Kommunika- tionsgrundsätzen der kantonalen Verwaltung formuliert sein, also allgemein verständlich, mit kurzen Sätzen und ohne Auf den ersten Blick scheinen Chatbots eine ideale Lösung unnötige Fachbegriffe. Zu diesem Zweck wurden sie von zu sein. Dienststellen werden bei der Beantwortung von den Kommunikationsverantwortlichen der Landeskanzlei Routineanfragen entlastet, da diese durch einen Chatbot überarbeitet. Und schliesslich sollten sie auch juristisch hieb- «automatisch» übernommen werden. Und Verwaltungskun- und stichfest sein. Die Juristen des KIGA wurden deshalb ebenfalls eingebunden. WAS IST EIN CHATBOT? Der Begriff «Chatbot» setzt sich aus den englischen Wörtern Dabei erfolgte die Umsetzung nach agiler Vorgehensweise. «to chat», also plaudern, und «robot», Roboter, zusammen. Die Entwicklung wurde in kleine Teilschritte unterteilt, die Ein Chatbot ermöglicht ein virtuelles Gespräch mit einem nacheinander in sogenannten Sprints abgearbeitet wurden. technischen System. Am Ende jeden Sprints wurden die entwickelten Teilschrit- Es gibt verschiedene Ausbaustufen. Die einfachsten sind te durch das RAV beurteilt. Diese Rückmeldungen flossen regelbasierte Chatbots, sogenannte Klick-Bots. Dabei klicken in den nächsten Sprint ein, wodurch der Chatbot kontinuier sich Nutzerinnen und Nutzer durch einen vorgegebenen lich verbessert wurde. Dialogbaum. Die Fragen und Antworten sind dabei vorgegeben. Etwas weiter entwickelt sind die dynamischen, intentbasier- ten Bots. Nutzer/innen können ihre Frage frei eingeben, und der «Der Aufwand für die Auswahl der Fragen Chatbot gibt die passende Auskunft, wenn er die Frage erkennt und Formulierung der Textbausteine seitens und eine Antwort dazu erfasst worden ist. Solche Systeme der Dienststelle ist nicht zu unterschätzen.» erfordern einen viel grösseren Entwicklungsaufwand. Das höchste Level sind zurzeit die sogenannt selbstlernenden Andreas Blochwitz, Ressortleiter Fachstelle QS, Bots auf der Basis von künstlicher Intelligenz, bei denen sich das Support und Weiterbildung, KIGA System aufgrund der gestellten Fragen immer weiterentwickelt.
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