Generalsekretärin zu den vier "i"s - Senat-Magazin

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Generalsekretärin zu den vier "i"s - Senat-Magazin
Ma g a z in f ür eine welt weite Ökosoz ia le Markt wir tschaf t

           Jens Spahn
           Zur neuen Generation

           Julia Klöckner
           Zum Wettbewerb

             Ulf D. Posé
             Zur Verantwortung                                           Yasmin fahimi
Ausgabe 2 / 14
Einzelpreis 5

                       Generalsekretärin zu den vier „i“s
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Frühlingsgefühle                                             in den       Alpen
             SONNENALP RESORT · SONNENALP 1 · D-87527 OFTERSCHWANG /ALLGÄU
                                     TEL. + 49 (0)83 21 / 272 - 0 · FAX - 242
Gebührenfreie Reservierung aus Deutschland: 0800 / 272 29 29 · Aus Österreich und Schweiz: 008000 / 29 29 29 29
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Editorial

                                                       Herausgeber Dieter Härthe

Wie gut sind die Alten
Wie oft schon wurde sie öffentlich ausgerufen, die     „so viel Staat wie nötig“ ebenso anerkannt wird.
Zeit der Erneuerung. Dann wenn alles auf den Prüf-     Nur so ist eine Balancierung im Gemeinwohlsinn
stand muss, neue Ideen, neue Wege, andere Begriffe,    auch möglich.
frische Lösungen. Das kommt einem doch bekannt         Die Forderungskataloge der Medien und politi-
vor. Der Drang nach Fortschritt und Wachstum,          schen Akteure sollten nicht alleine mit Überle-
Verbesserung und Erneuerung ist in uns und es ist      gungen über Ausgleich, Nachhaltigkeit, Umwelt-
auch wichtig, denn es hilft Lösungen finden zu wol-    gerechtigkeit und ethischer Verantwortung gefüllt
len, wo Lösungen gefragt sind.                         sein. Verantwortung für eine zukunftsgerechte Ge-
Doch sind es nicht die guten alten Worte, die so       sellschaft kann nicht verordnet werden. Nicht alles
überraschend zutreffend in jeder Zeit die Situation    und jeder einzelne Schritt sind regulierbar. Nur mit
beschreiben können. Würde der stete Drang nach,        der Eigeninitiative und der selber erkannten Ver-
nicht immer Ergebnis bringenden, Neuerungen            antwortung sind letztlich die richtigen Lösungen
gelegentlich durch eine Beachtung dieser Leitsätze     zu leben. In diesem Sinne darf der gute alte Spruch
hilfreiche Unterstützung finden?                       von der „Leistung, die sich wieder lohnen muss“
Es kann den Blick schärfen, wenn bei politischen       nicht geächtet werden.
Diskussionen Basisgedanken bewusst sind, wie           Im Gegenteil, es ist der Kerngedanke. Leistung, nicht
„keine Leistung ohne Gegenleistung“ oder „staatli-     nur als geldwerte Zielsetzung, Leistung als Anspruch
che Hilfe muss immer Hilfe zur Selbsthilfe sein“.      an alle. Die Leistung des „kleinen Mannes“, der in
Ein einfaches Prinzip, das aber die Parlamentarier     seinem Job gewissenhaft und ehrlich seinen Dienst
zu immerwährenden Streitigkeiten treibt, ist eine      erbringt, die Leistung der selbstständigen Unter-
Erkenntnis, die wir im Privatleben alle beherzigen     nehmerin, die Arbeitsplätze schafft, die Leistung
sollten: „Erarbeiten kommt vor Verteilen“. Nach        des Konzernvorstandes, der nicht „steueroptimiert“
diesem Motto hätte die Schuldenfalle des Staates       agiert, sondern die Beiträge zur Gemeinschaft leistet,
keine Chance. Wenngleich es auch volkswirtschaft-      die erforderlich sind. Ebenso wie die Leistung der
lich zahlreiche Argumente und Modelle gibt, die        Mehrheit der Bürger, die ehrlich nur solche Unter-
ein Investment des Staates in die Gesellschaft und     stützung oder sozialen Gaben in Anspruch nehmen,
Wirtschaft als erforderlich darstellen, wird in Zei-   die zwingend erforderlich sind. Denn „wer Hilfe
ten des Überflusses doch zu wenig über Rückzah-        braucht, bekommt Solidarität“, sagt ein weiterer
lung und zu viel über die Verteilung der Mehrein-      Grundsatz, aber meint auch tatsächlich nur den, der
nahmen nachgedacht. Da könnten die guten alten         es braucht. Gemeint sind nicht die, die in den sozi-
Leitsätze helfen.                                      alen Errungenschaften einen „Anspruch“ zur Nut-
Das gilt jedoch nicht nur für die Parlamentarier,      zung erkennen wollen. Jedoch gilt dieser Grundsatz
auch die gesellschaftlichen Vertreter aus Wirtschaft   auch für die Wirtschaft. Wir müssen uns erinnern,
und Wissenschaft sind gehalten, den Grunder-           „Subventionen sind immer zeitlich zu begrenzen
kenntnissen mancher „Sprüche“ Wert zuzubilli-          und degressiv zu gestalten“.
gen. Es muss auf beiden Seiten akzeptiert werden,      So lehrreich, so einfach. Die guten alten Leitsätze, sie
dass „so viel Freiheit wie möglich“ immerhin nur       helfen den Blick für das Wesentliche zu schärfen. So
dann funktioniert, wenn der zweite Teil, nämlich       gesehen sind „die Alten“ doch wirklich die­Guten.

                                                                                                                  Seite 3 SENATE
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iNhAlTSVErZEichNiS

         rheinischer kapitalismus – das Buch

POLITIK UND PARLAMENT                                                          Neue Generation
die neue Generation sucht nach neuem Gehör .........20                         sucht nach neuem
   ruf nach einer Agenda 2020
                                                                               Gehör
Weltweit gibt es mehr ideen als Probleme ..................24
   Von hans-Jürgen Beerfeltz
                                                                               Seite 20
Vier „i“s für die soziale Marktwirtschaft ......................28
   Yasmin fahimi

Transatlantische Partnerschaft ist wichtiger denn je! .....38
   Von Thomas Straubhaar

Politikerinnen im Wettbewerb ....................................50
   interview mit Julia klöckner
                                                                               Politikerinnen im
                                                                               Wettbewerb
WIRTSCHAFTSWELT
Jung zum Abitur – und dann? .....................................6
   fächervielfalt und sehr junge Absolventen führen zu ratlosigkeit

rheinischer kapitalismus ..........................................10
                                                                               Seite 50
   Buchvorstellung von christoph Brüssel

Moralisches Missverständnis: „dafür bin ich nicht
zuständig“ ...............................................................14
   Von ulf d. Posé

Akademie des Senats ...............................................16
   Seminar zur Vertrauenskultur
                                                                               Transatlantische
                                                                               Partnerschaft
                                                                               wichtiger denn je!

                                                                               Seite 38

SENATE Seite 4
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iNhAlTSVErZEichNiS
                    IMPRESSUM                                               Redaktion:
                    Herausgeber:                                            Dr. Christoph Brüssel
                    Dieter Härthe, ViSdP                                    (Chefredaktion)
                                                                            Jennifer Simon (RvD)
                    Platz der Vereinten Nationen 7
                                                                            Annette Ahlborn
                    53111 Bonn
                                                                            Constantin Härthe
                    Tel: +49 (0)228-915-605-0
                                                                            Maria C. Wilhelm
                    www.senat-deutschland.de                                Doris Mäder (Redaktionsassistenz)
                    Hauptstadtbüro:                                         Layout: Heiner Stellmach
                    Schiffbauerdamm 40                                      Lektorat: Alectis, Bonn
                    10117 Berlin                                            Druckerei: Saxoprint
                    Tel: +49 (0)30-310-195-95                               Auflage: 10.000 Exemplare

                    Gastbeiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung
                    der Redaktion wieder. Trotz größtmöglicher Sorgfalt
                    kann der Herausgeber keinerlei Gewähr für die Aktua-
                    lität, Korrektheit, Vollständigkeit oder Qualität der be-
                    reitgestellten Informationen übernehmen. Nachdruck,
                    auch auszugsweise unter Angabe der Quelle gestattet.
                    Belegexemplar erbeten.

                               die langen Wellen der konjunktur ............................26
         Soziale                    Von Erik händeler
  Marktwirtschaft
                               Ein Steilpass für die umwelt ......................................36
   deutschland                      klimaschutz im fußball

                               Österreich – die nahen Nachbarn als Standort und
         Seite 28              investitionsmöglichkeit ..............................................42

                               die Suche nach mehr Werten in der Wirtschaft:
                               last oder lösung? ....................................................54
                                    Von constantin härthe

                               „dürfen unternehmer nicht mehr ans Geldverdienen
                               denken?“ .................................................................60
Ehrensenator wird                   fragen an den parlamentarischen Staatssekretär
     Eu-Präsident                   hans-Joachim fuchtel MdB

                               AUS DEM SENAT
         Seite 49              Zukunftssicherheit für familienunternehmen und
                               Mittelstand ..............................................................46

                               @derSenat ergänzt seine kommunikation .................47

                               Senat der Wirtschaft wählte Präsidium .......................48

                               Zukünftiger Eu-chef ist Mitglied des Senats ................49
     Moralisches
  Missverständnis

         Seite 14

                                                                                              Seite 5 SENATE
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WirTSchAfTSWElT

                 Jung zum Abitur – und dann?
                 fächervielfalt und sehr junge Absolventen führen zu ratlosigkeit

                                                                                             Von Maria c. Wilhelm

                                                             Das Schloss Salem Kolleg will Biografien, keine Kar-
                                                             rieren fördern

                                                             Die Orientierungslosigkeit unter deutschen Abitu-
                                                             rienten ist groß angesichts von mittlerweile allein
                                                             über 9.500 Bachelor-Studiengängen. Wer nicht
                                                             weiß, was er oder sie kann und will, läuft Gefahr, im
                                                             Dickicht der Möglichkeiten hängenzubleiben. Ein
                                                             Drittel aller Studierenden bricht ab, unter den Inge-
                                                             nieuren und Mathematikern ist es sogar die Hälfte.
                                                             Angebote, die den jungen Menschen vor Eintritt
                                                             ins akademische Leben einen systematischen Über-
                                                             blick über die wissenschaftlichen Fachrichtungen
                                                             verschaffen und gleichzeitig Persönlichkeitsbildung
                                                             und Querdenkertum im besten Sinne fördern, wa-
                                                             ren in Deutschland bislang nicht vorhanden. Das
                                                             Salem Kolleg, das im September 2013 gestartet ist,
                                                             hat sich zum Ziel gesetzt, diese Lücke zu schließen.

                                                              A       biturienten sind nicht ausreichend vorbe-
                                                                      reitet

                           Geschäftsführerin claudia Groot   „Heute sind Studienberechtigung und Studienbe-
                                                             fähigung nicht mehr eins“, so Robert Leicht, Auf-
                                                             sichtsratsvorsitzender des Salem Kollegs. Unterneh-
                                                             men beklagen die mangelnde Ausbildungsreife von
                                                             Schulabgängern, Universitäten die schlechte Vorbil-
                                                             dung der Studienanfänger, Eltern die Wankelmütig-
                                                             keit ihrer Sprösslinge – und die jungen Menschen
                                                             selbst? Sie fühlen sich nicht ausreichend vorbereitet
                                                             auf das, was nach der Schule kommt, und überfor-
                                                             dert mit dem, was sie im Studium erwartet. Immer-
                                                             hin gut 30 Prozent der Studienabbrecher geben
                                                             Überforderung als Grund an.
                                                             Zwar gewinnen Jungen wie Mädchen durch die ver-
                                                             kürzte Schulzeit im Zuge von G8 und die Ausset-
                                                             zung der Wehrpflicht ein Jahr, doch was tun damit
                                                             und den vielen kommenden Jahren? Eine schwierige
                                                             Entscheidung, zumal für Abiturienten, die immer
                                                             jünger werden und denen es an Erfahrung fehlt.

SENATE Seite 6
Generalsekretärin zu den vier "i"s - Senat-Magazin
Wirtschaftswelt

Aber auch die allmähliche Aufweichung herkömm-
licher Berufsbilder, die Frage, welcher Weg zu einem
dauerhaft sicheren Arbeitsplatz führt und die Fül-
le der Möglichkeiten, die sich in den vergangenen
zehn Jahren durch die Umstellung auf Bachelor-
und Masterstudiengänge ergeben hat, tragen zur
Verunsicherung der 17- bis 20-Jährigen bei. Schule,
Eltern und Beratungsstellen können nicht immer
oder nicht mehr weiterhelfen.

 G        anzheitliches Lernen und Verstehen schafft
          Entscheidungskompetenz

Und genau dort setzt das vom bekannten Internat
Schule Schloss Salem entwickelte neue Angebot für
Schulabgänger mit (Fach-)Abitur an. Es versteht
sich als ganzheitliches Lern- und Erfahrungspro-
gramm und so lautet das Motto der einjährigen Stu-
dien- und Berufswahlorientierung mit Persönlich-
keitsbildung und Leadership-Training nicht zufällig
„Erleben. Verstehen. Entscheiden“.
Neben einem Einblick in wissenschaftliche Cur-
ricula im Sinne des Studium Generale und einer
Einführung in das wissenschaftliche und interdis-
ziplinäre Arbeiten geht es auch um die Förderung
der persönlichen Reife, um das Meistern von Her-
ausforderungen, das Erleben und Überwinden von         und dem Franz von Sales Kolleg in Jülich kann der
Grenzen, sprich: um eine gründliche Vorbereitung       akademische Nachwuchs im Rahmen von mehreren
auf Studium und Beruf.                                 Wochen bis zu einem Jahr eine Vorbildung in einem
Das Konzept eines universitären Vorkurses ist nicht    speziellen Fachbereich erwerben oder fachübergrei-
neu, ein Angebot wie das des Salem Kollegs schon.      fend Studienluft schnuppern. Doch begnügen sich
Das bekannte Leibniz Kolleg, seit über 60 Jahren       diese Angebote mit der reinen Wissensvermittlung
fast schon ein Synonym für das Studium generale,       und wissenschaftlichen Orientierung. Das Salem
bietet in Zusammenarbeit mit der Universität Tü-       Kolleg aber will mehr und folgt damit dem Credo
bingen in jedem Jahr rund 50 jungen Menschen           des Salem-Gründers Kurt Hahn, der eine Erziehung
die Möglichkeit, ihre wissenschaftlichen Interessen    zur Verantwortung in ihrer Gesamtheit propagierte.
zu entdecken und zu entwickeln. Auch an anderen        „Das Salem Kolleg ist eine wichtige Weichenstellung
(Fach-)Hochschulen und Instituten wie der TU           für die Zukunft“, ist Dr. Gerhard Teufel, Rektor des
München, der Leuphana Universität in Lüneburg,         Salem Kollegs und ehemaliger Generalsekretär der
dem European College of Liberal Arts in Berlin         Studienstiftung, überzeugt.

                                                                                                              Seite 7 SENATE
Generalsekretärin zu den vier "i"s - Senat-Magazin
Wirtschaftswelt

                                                                                                             Salem-Mende

                  S     tudium generale mit Persönlichkeitsbildung
                        und Talentförderung
                                                                       und mit der Natur Teamentwicklung und Füh-
                                                                       rungsverantwortung gefördert, Grenzen erfahren
                                                                       und überwunden. Darüber hinaus nehmen die Kol-
                                                                       legiaten an einer intensiven und individuellen Stu-
                 Die Kollegiaten leben zusammen auf dem moder-         dien- und Berufswahlberatung teil.
                 nen Campus in der Nähe des Bodensees bei Über-        Bewerbungsgespräche, Potenzialanalysen, Bewer-
                 lingen und werden von Doktoranden und jungen          bungstrainings und viele Informationen aus ers-
                 Wissenschaftlern, allesamt Stipendiaten der Studi-    ter Hand von Persönlichkeiten aus der Wirtschaft
                 enstiftung des deutschen Volkes, in drei Trimestern   helfen den jungen Menschen, einen Überblick zu
                 in die Natur-, Geistes- und Gesellschaftswissen-      bekommen und sich von Beginn an „richtig“ zu ent-
                 schaften eingeführt.                                  scheiden. Das spart Zeit und Geld.
                 Neben Fächern wie Psychologie, Wirtschaft, Recht,

                                                                        B
                 Mathematik, Literatur und Geschichte stehen auch
                 Bewaffnete Konflikte, Chemie des Gehirns, Bild
                                                                               eim Auswahlseminar für Bewerber geht es
                 und Bewegung im Film u.v.m. auf dem Plan – The-
                                                                               um mehr als gute Noten
                 men, die den Einzelnen und die Welt bewegen.
                 Hinzu kommt das Projekt „Soziale Wirklichkeit“,
                 bei dem sich Teams von jeweils fünf Kollegiaten       Für das Salem Kolleg kann sich jeder Interessierte
                 einer selbst gewählten, aktuellen Fragestellung zum   mit (Fach-)Hochschulreife bis zu einem Alter von
                 „Brennpunkt Europa“ und seinem wirtschaftlichen,      22 Jahren bewerben. Bei der Auswahl der 40 Kol-
                 gesellschaftlichen und sozialen Wandel widmen.        legiaten des am 6. September startenden Kollegjah-
                 Geforscht wird dabei auch vor Ort im Rahmen ei-       res sind nicht allein die Schulnoten, sondern viele
                 ner Recherchereise.                                   weitere Kriterien wie Engagement, Leistungswille,
                 Neben Vorlesungen und Projektarbeit bleibt Zeit       Kreativität und kritischer Geist ausschlaggebend.
                 für Theater, Musik, Sport und Sprachen, für Eigen-    Denn es geht nicht um die Förderung von Karrie-
                 arbeit, Erfahrungsaustausch und Outdoor-Training.     ren, sondern von Biografien. Die Bewerbungsun-
                 Ganz im Sinne des Erlebnispädagogen Kurt Hahn         terlagen finden Interessierte zum Download unter
                 werden beim Wandern, Klettern, Kanufahren in          www.salemkolleg.de.

SENATE Seite 8
Generalsekretärin zu den vier "i"s - Senat-Magazin
Unser Ziel ist eine ökologische und soziale Marktwirt-
schaft. Wir müssen dabei die Nutzung der Umwelt aus
einem Rahmenkonzept heraus begrenzen.
             das hat mit Planwirtschaft überhaupt
             nichts zu tun.

                                                                                Klaus Töpfer
                                                             Ehrensenator des Senats der Wirtschaft

Für Nachhaltigkeit und eine Ökosoziale Marktwirtschaft

      www.bowa.de                         www.steute.de                        www.leschaco.com

  www.taylorwessing.com                www.thormontagen.de                    www.e-h-group.com

  www.takko-fashion.com                 www.infineon.com                    www.hochland-group.com

                          Eine Initiative des Senats der Wirtschaft
Generalsekretärin zu den vier "i"s - Senat-Magazin
WirTSchAfTSWElT

rheinischer kapitalismus

                                            Von christoph Brüssel

 Die Redaktion hat die Idee, über das frisch gedruckte
 Buch zum rheinischen Kapitalismus einen Bericht zu
 bringen. Also mach ich mich ans Thema und seh´ mir
 erstmal die Autorenliste des Buchs an.

 Drei Autoren für ein Buch – aber welche. Kein Invest-
 mentbanker oder Uniprofessor. Ein Pfarrer, den man
 auch aus den Medien kennt, prägnant seine Stimme,
 der rheinische Akzent und die teils deftige Argumen-
 tation. Ein Politiker, der als SPD-Mann im Landtag
 sitzt. Ein Journalist und Redenschreiber von Spitzen-
 managern.
 Welch Kombination, was hat den Leser da zu erwarten,
 wie gehe ich das Thema einer Rezension denn an? Also
 lese ich mal in dem Buch, suche den Anpackpunkt, die
 kritischen Stellen, die rheinischen Besonderheiten, die
 Spannung oder die Langeweile. Immer mit den Ge-
 danken im Hinterkopf, wie schreib ich denn darüber                      Pfarrer franz Meurer
 und wie fang ich´s denn an.
 Ganz ehrlich, zu Beginn ist ein kleiner Widerstand in
 mir, Skepsis und Misstrauen. Wie sachlich, fachlich
 oder politisch sind die Zeilen, die mich erwarten, wie
 erhellend die Kapitel über die rheinische Art der Wirt-
 schaft.
 Schon die Einleitung aber beginnt so gefällig, mit so
 viel Schreibfreude, mit einer erkennbar rheinischen In-
 telligenz, dass es plötzlich statt Widerstand das Gefühl
 der Neugier in mir gibt. Es macht Freude und es ent-
 stehen Bilder im Kopf. Plötzlich muss ich nicht mehr
 dieses Buch lesen – ich will es lesen. Ich will wissen,
 was die drei rheinischen Autorentypen mir denn er-                       Politiker Jochen ott
 zählen wollen.
 Und dann denk ich, ganz wie der Rheinländer nun mal
 so denkt, wenn er vor einer wichtigen Aufgabe steht:
 „ Et es wie et es“.
 Die beste Beschreibung des Buchs über den rheini-
 schen Kapitalismus ist das Buch über den rheinischen
 Kapitalismus. Das Vorwort hat mich so gepackt, besser
 kann ich das Buch nicht beschreiben. Und eine objek-
 tivere Vorlage für unsere Leser kann es nicht geben, als
 direkt in den Text reinzuschnuppern.
 „Et kütt wie et kütt“ – meine Rezension soll das Vor-
 wort selber sein, bitte ...
                                                                           Autor Peter Sprong

                                                                         Seite 11 SENATE
Wirtschaftswelt

          Der rheinische Kapitalismus
          als ein „dritter Weg“
          Das Vorwort des Buchs

                  Wir werfen die Leinen los: Drei Mann in einem         Auch Jochen Ott (39) kann nicht bis Basel bleiben.
                  Boot. Raus geht’s aus dem Kölner Yachthafen,          Der gebürtige Kölner, dreifache Familienvater und
                  gleich danach drehen wir stromaufwärts. Ein betag-    Oberstudienrat a.D. engagiert sich schon seit über
                  tes Motorboot, gebaut vor 80 Jahren in Rotterdam,     zwei Jahrzehnten in der Politik.
                  arbeitet sich den Rhein hinauf. Wer zu den Quel-
                  len will, muss gegen den Strom fahren. Das ist hier   Seit 2001 ist er Vorsitzender der SPD in Köln
                  ganz zu wörtlich zu nehmen.                           und hat ihre Erneuerung vorangebracht, nachdem
                  Allerdings: Bei einer Geschwindigkeit von maximal     sie sich durch falschen Klüngel und Korruption bei-
                  sieben Kilometern pro Stunde wären wir da ziem-       nah selbst zerstört hätte. Zugleich unterhält Jochen
                  lich lange unterwegs. Rund 1.000 Kilometer legt       Ott beste Beziehungen rheinabwärts nach Düs-
                  der Rhein, Europas längste Schifffahrtsstraße, von    seldorf. Dort führt er seit 2008 stellvertretend die
                  Konstanz bis Rotterdam zurück und bis zu seinen       NRW-SPD und seit 2012 auch die SPD-Fraktion
                  Quellen in den Schweizer Alpen könnten wir oh-        im Landtag und streitet von dort aus für mindestens
                  nehin nicht vordringen. Aber immerhin bis Basel       drei seiner Herzensthemen: den geförderten Woh-
                  könnten wir kommen. Das wären noch genau 521          nungsbau im Rahmen einer stabilen Quartiersent-
                  Kilometer, also rund 75 Stunden oder mehr als drei    wicklung, die Instandsetzung von Brücken und
                  Tage bei ununterbrochener Fahrt.                      Straßen sowie die kommunale Selbstverwaltung.

                  Keiner von uns hat so viel Zeit: Auf Pfarrer Franz    Peter Sprong ist der einzige, der bis Basel an Bord
                  Meurer (62) wartet die Gemeinde St. Elisabeth und     bleiben könnte, denn das Oldtimer-Boot ist oh-
                  St. Theodor, gelegen im rechtsrheinischen Kölner      nehin sein Arbeitsplatz. Als hauptberuflicher Re-
                  Stadtteil Höhenberg-Vingst – einem Viertel, das       denschreiber und freier Autor hat der 47-Jährige
                  man früher als sozialen Brennpunkt bezeichnet         vor fünf Jahren das Büro an Land gegen die schwim-
                  hätte. Heute nennen es die Bewohner selbst lie-       mende Schreibstube eingetauscht. Gemeinsam mit
                  ber „Viertel mit Erneuerungsbedarf “. Den Total-      zwei Mitarbeitern versorgt er von Bord aus Männer
                  absturz kann Pfarrer Meurer dort zusammen mit         und Frauen der Wirtschaft mit Redemanuskripten,
                  vielen engagierten Helfern und Unterstützern aus      denn Vorstände und Verbandspräsidenten können
                  Gesellschaft und Politik seit Jahrzehnten erfolg-     nicht alles selbst schreiben. Deshalb begleitet er sie
                  reich verhindern.                                     nicht nur redaktionell, sondern auch als Berater und
                                                                        Coach auf ihrem oft risikoreichen Weg ans Redner-
                  Der „Alternative Ehrenbürger“ der Stadt Köln          pult. Von ihnen hat der studierte Historiker und
                  stemmt die Herkules-Aufgabe mit kircheneige-          Literaturwissenschaftler gelernt, „wie Wirtschaft
                  ner Kleiderkammer, selbstorganisierter, ökumeni-      geht“, und dass Geld nicht zwangsläufig der Feind
                  scher Ferienfreizeit vor der Haustür und selbstge-    des Guten ist. Der Unternehmensberater, der Poli-
                  machter Arbeitsagentur, die auch Schulabbrecher       tiker und der Pfarrer: Da sitzen Wirtschaft, Politik
                  und Hauptschüler in Ausbildungen oder Jobs ver-       und Gesellschaft in einem Boot.
                  mittelt. Zwischendurch tingelt der „Ghetto-Predi-     Ein Bild, das mittlerweile sogar im konsensverlieb-
                  ger“ durch die TV-Talks der Republik und wirbt für    ten Köln selten geworden ist. Auch in der restlichen
                  Unterstützung.                                        Republik sind Wirtschaft, Politik und Gesellschaft

SENATE Seite 12
WirTSchAfTSWElT

meist weit davon entfernt, das gemeinsame Schiff als
Team zu steuern, es sicher durch die Wogen der Zeit
und gemeinsamen Zielen entgegen zu führen. Das
war doch mal anders!
Wo ist die vielgerühmte Integrationskraft des Rhei-
nischen Kapitalismus geblieben? Also jener für
Deutschland typischen Spielart der Marktwirt-
schaft, in der soziale Ansprüche und die Freiheitsbe-
dürfnisse des Marktes miteinander zum Ausgleich
kommen; wo Politik, Wirtschaft und Gesellschaft
bei allem Streit über Details sich doch immer be-
wusst sind, dass sie im selben Boot sitzen? Wie rhei-
nisch kann und soll der Kapitalismus im 21. Jahr-
hundert noch sein? Um das herauszufinden, sind
die drei Autoren im Kölner Oldtimer-Boot zwar
nicht bis nach Basel gefahren.

Die Idee, es doch zu tun, gefiel ihnen allerdings so
gut, dass sie zumindest in Gedanken auf die Rei-
se und auf Spurensuche gegangen sind: Über 800          einem jeweils subjektiven Standpunkt aus unter
kurvenreiche Rhein-Kilometer von Basel nach             die Lupe. Persönliche Fußnoten und launige An-
Rotterdam haben sie der Antwort auf diese Fragen        merkungen der Autoren ergänzen hier und da den
näher gebracht. Dabei waren nicht alle Nebenflüsse      Lauftext, um deutlich zu machen: Auch wer im
und Windungen der wechselvollen Geschichte von          selben Boot sitzt, muss nicht immer einer Meinung
Interesse, die der Rheinische Kapitalismus bis heute    sein. Darüber hinaus präsentiert das Buch zahlrei-
hinter sich gebracht hat. Wichtiger war die Welt,       che Beispiele aus dem ganz alltäglichen Leben, die
die direkt vor der eigenen Haustür beginnt, dort        veranschaulichen, was der Rheinische Kapitalis-
aber nicht endet.                                       mus als ein „dritter Weg“ in der Praxis leisten kann
Die Fragen von Reichtum und Armut, von Wachs-           – auch wenn dieser Weg nicht immer neu, sondern
tum und Versorgung, von Gestaltung und Teilha-          im Gegenteil wohlbekannt ist.
be – das alles ist in Köln-Vingst so aktuell wie in     Doch ganz gleich, von wo man schaut: Es sieht
den Favelas von Rio de Janeiro, im deutschen DAX-       ganz so aus, als müsste die Welt „rheinischer“ wer-
Unternehmen ebenso wie beim US-Multi, im Stadt-         den, wenn sie besser werden soll.
rat genauso wie bei den Vereinten Nationen.
                                                        Rheinischer Kapitalismus
Nach einer Zeitreise durch Theorie und Praxis des       Franz Meurer, Jochen Ott, Peter Sprong
Rheinischen Kapitalismus nimmt dieses Buch des-         Eine Streitschrift für mehr Gerechtigkeit
halb in drei Kapiteln die politische, die wirtschaft-   Greven Verlag Köln
liche und die soziale Situation in Deutschland von      978-3-7743-0631-8

                                                                                                               Seite 13 SENATE
WirTSchAfTSWElT

                  Moralisches
                  Missverständnis:
                                            „dafür
                                       bin ich nicht
                                       zuständig“

                                                                            Von ulf d. Posé

                                     ,,Da sind die Kollegen zuständig. Ich versuche, Sie
                                     zu verbinden.“ Ein Knacken, Wartemelodie, Besetzt-
                                     zeichen, aus. Dergleichen hat sicher jeder schon ein-
                                     mal erlebt, der mit einem Unternehmen oder einer
                                     Behörde telefonieren wollte. Selbst wenn das Wort
                                     Service groß auf der Homepage steht, fühlt sich
                                     längst nicht jeder Mitarbeiter gleichermaßen für
                                     den Kunden verantwortlich, schon gar nicht, wenn
                                     die Anfrage nicht in die eigene Zuständigkeit
                                     fällt. Für den Kunden ist das ärgerlich, aber Hand
                                     aufs Herz: Wer macht schon gerne Arbeit, für die
                                     man nicht bezahlt wird? Haben Sie sich nicht viel-
                                     leicht auch schon mal damit begnügt, eine Anfrage
                                     einfach an die zuständige Abteilung weiterzuleiten?
                                     Und warum auch nicht, man hat ja selbst genug zu
                                     tun. Das ist zwar technisch gesehen richtig, verant-
                                     wortlich ist es nicht. Denn Verantwortlichkeit geht
                                     über die eigene Zuständigkeit hinaus.
                                     Dafür genügt es nicht, an die nominell zugeord-
                                     nete Stelle zu verweisen und sich um alles Weitere
                                     nicht zu scheren. Das Mindeste wäre es, sicher-
                                     zustellen, dass der Kunde mit seinem Anliegen
                                     auch ankommt, oder einen Rückruf zu organisie-
                                     ren, auch wenn das eine Mehrarbeit bedeutet, für
                                     die man streng genommen nicht bezahlt wird. Aber
                                     für Kundenzufriedenheit ist jeder verantwortlich,
                                     nicht nur diejenigen, deren Job „Kundenbetreuung“
                                     heißt. Das ist der Unterschied zwischen einem blo-
                                     ßen Tätigkeitsprofil, das festlegt, was jemand zu tun
                                     hat, und einer Funktionsbeschreibung, die besagt,
                                     welche Ziele man erreichen soll und was man tun
                                     muss, um dieser Verantwortung gerecht zu werden.
                                     Es sind also vor allem die Ergebnisse, für die wir ver-
                                     antwortlich sind, nicht die Ausführung bestimmter
                                     Tätigkeiten.

SENATE Seite 14
Wirtschaftswelt

                                Verantwortung endet nicht
                                bei der Zuständigkeit

Genau hier liegt aber das Problem: Statt uns unse-
rer Verantwortung zu stellen, verstecken wir uns nur
zu gerne hinter unseren Tätigkeiten und entschul-
digen fehlende Ergebnisse mit der Aufzählung von
Maßnahmen, die leider nicht zum gewünschten Er-
gebnis geführt haben.
Manchmal geht das so weit, dass Menschen ihre
Ziele ändern, nur weil ihre Maßnahmen nicht er-
folgreich sind, anstatt die Maßnahmen so zu än-
dern, dass das gewünschte Ergebnis doch noch er-
reicht werden kann.
Dass Verantwortung bei der Zuständigkeit nicht
aufhört, gilt übrigens nicht nur für Kleinigkeiten
wie einen verirrten Anruf, sondern bei allem. Denn
es gibt so etwas wie eine Gesamtverantwortung:
nicht nur für den eigenen Erfolg, sondern auch für
den der Mitarbeiter, der Kollegen und Vorgesetz-
ten. Wie sonst könnte wohl erfolgreiche Teamarbeit     nicht teilbar, wer verantwortet, entscheidet, und wer
gelingen? Übergreifende Verantwortung gilt insbe-      entscheidet, verantwortet. Allzu gerne versuchen
sondere bei Führungsaufgaben, die immer auch die       wir zwar, die Verantwortung abzuwälzen, auf die
gesamte Organisation betreffen. Wer seine Verant-      Umstände, den Chef, die Märkte, die Kunden, den
wortung ernst nimmt, kann Fehlverhalten ande-          Herrgott. Aber in was für einer Welt würden wir le-
rer Mitarbeiter oder Abteilungen nicht schulter-       ben, wenn wir uns unserer Verantwortung nicht stel-
zuckend hinnehmen oder bei einem Schaden, den          len? Wenn wir alle uns ausschließlich auf das zu-
sein Unternehmen verursacht hat, einfach sagen:        rückziehen, wofür wir meinen, zuständig zu sein?
Betrifft mich nicht. Verantwortlichkeit heißt, sich    Missstände würden Missstände bleiben, geht uns ja
um Dinge zu kümmern, nach dem Motto: „Ich bin          nichts an. Lassen Sie uns also Verantwortung zeigen,
zwar nicht zuständig, aber es geht mich trotzdem       auch dann noch, wenn wir nicht ausdrücklich zustän-
etwas an.“                                             dig sind. Das macht uns zu wertvollen Partnern unse-
In der Management-Literatur heißt es manchmal:         rer Kunden, Lieferanten, Vorgesetzten.
Man delegiert Aufgaben, nicht die Verantwortung.
Wer aber entscheiden darf, ohne Verantwortung          Ulf D. Posé
zu übernehmen, wird schnell zur Gefahr. Und            Experte für Wirtschaftsethik
wer verantworten soll, was er nicht entschieden        und Unternehmenskultur
hat, gerät selbst in höchste Not. Verantwortung ist    Erschienen in: Der ethische Kompass

                                                                                                               Seite 15 SENATE
Wirtschaftswelt

                  Akademie des Senats
                  Zur Vertrauenskultur in Wirtschaft und Gesellschaft

                  Ministerpräsident a.D. Dr. Jürgen Rüttgers, Ethikle-      lungsideen für die eigenen Unternehmen erkannt.
                  gende Prof. Dr. Rupert Ley und UN-Sonderbeauf-            Ein Senator erklärte, direkt in diesen Tagen bei ei-
                  tragter Prof. Dr. Leisinger. Unternehmer sind die be-     ner Vorstandsklausur Impulse zur Umsetzung ein-
                  wussten Gestalter dieser Welt, in der sie auch leben      zuleiten.
                  und die sie für ihre Nachkommen sichern wollen.           Prof. Dr. Rupert Lay ist Jesuitenpater und Wissen-
                  Mit dieser Vorgabe ist ein Auftrag verbunden, Wer-        schaftler, der als „moralische“ Instanz gilt und die
                  te zu setzen und in eine plausible, Vertrauen erzeu-      nachmoderne Ethik der Biophilie geschaffen hat. Er
                  gende Form zu gießen.                                     begleitete Hunderte von Managerinnen und Mana-
                                                      Daher folgt aus       gern jahrzehntelang als Berater.
                                                      dem Unterneh-         Dr. Jürgen Rüttgers, Ministerpräsident und Bundes-
                                                      mertum selbst die     minister a.D., der sehr praktisch die Notwendigkeit
                                                      ethische Vorgabe      einer Vertrauenskultur auf höchster Ebene und un-
                                                      für eine Vertrau-     ter anspruchsvollsten Bedingungen erfahren hat. Er
                                                      enskultur.            gilt als der Vordenker vieler wichtiger Gesetze und
                                                      Vertrauen erleich-    politischer Gestaltungen.
                                                      tert Interaktionen    Prof. Dr. Dr. Klaus M. Leisinger, Präsident der Stif-
                                                      mit anderen, hilft,   tung „Global Values Alliance“, Professor für Business
                                                      neue Chancen zu       Ethics und Corporate Responsibility (Universität
                                                      nutzen, um Ent-       Basel), früherer Sonderberater des UN-Generalse-
                                                      scheidungen aus-      kretärs und heute Senior Advisor der Vereinten Na-
                                                      gewogen und sitt-     tionen für den Global Compact.
                                                      lich verantwortet     Norbert Reithmann, erfahrener Unternehmensma-
                                                      vorbereiten und       nager und Gründer des ENR Social Projects.
                                                      durchführen zu        Das Konzept dieses Exzellenzseminars wurde durch
                                                      können.               Ulf D. Posé, der gemeinsam mit Dr. Christoph Brüs-
                  Vertrauen hilft, sich selbst und einem Unternehmen        sel die Akademie des Senats der Wirtschaft leitet,
                  eine Identität und damit Sinn zu geben.                   entwickelt. Selber war er auch einer der wichtigen
                  Das waren die Grundannahmen des Seminars.                 Referenten und führte die Diskussionen.
                  Die Referenten begeisterten die Teilnehmer aus            Das Programm wurde unterstützt durch die ge-
                  dem Senat. Teilweise wurden auch konkrete Hand-           meinnützige Karl-Schlecht-Stiftung.

                  Wir sitzen alle in einem Boot – Werte in der Mitarbeiterführung

                  „ … wenn man von anderen hört, dass es die glei-          lichen Effekt durch Respekt, Verantwortung und
                  chen Probleme im Management gibt, dann kann das           Anerkennung gegenüber Mitarbeitern durch Ulf D.
                  schon helfen“ –                                           Posé vorgestellt.
                   „ … es sind schon spannende Anregungen, an die           Vertrauen und Respekt wurden als zeitgemäßes Ma-
                  ich so auch nicht gedacht hatte“ –                        nagementinstrument erörtert. Der Unternehmer
                  „ … der persönliche Einblick in ganz praktische Bei-      Frank Breckwoldt schilderte aus eigener Erfahrung,
                  spiele und Erlebnisse im Unternehmen … “                  wie Hochleistung und Menschlichkeit als Heraus-
                                                                            forderung an Führungskräfte zusammengeführt
                  Als spannend und zielorientiert wurde das Exzellenz-      werden sollten.
                  seminar zur werteorientierten Mitarbeiterführung          Dr. Christoph Brüssel zeigte unter der These: Weni-
                  kommentiert. Die Akademie des Senats hatte einen          ger Stress für Chefs durch Kenntnis der natürlichen
                  kleinen Kreis auf ein Boot nach Friesland eingeladen      Instruktionen der Mitarbeiter die Wirkungen des
                  und an zwei Tagen konzentriert, aber sehr praxisnah       Limbischen Systems.
                  über Vertrauenswerte, Verantwortung, Verlässlichkeit      Die Erkenntnisse der Neurologie über Dominanz,
                  und Menschlichkeit im Unternehmen gesprochen.             Stimulanz und Balance der Menschen als sinnvolles
                  Dabei wurden Erkenntnisse zum betriebswirtschaft-         Instrument einer Mitarbeiterführung.

SENATE Seite 16
Es gilt, den technischen Fortschritt
               ganz gezielt zum instrument für den
               humanen fortschritt zu machen.

                                                               Hans-Dietrich Genscher
                                                            Ehrensenator des Senats der Wirtschaft

Für Nachhaltigkeit und eine Ökosoziale Marktwirtschaft

   www.zim-flugsitz.de                www.messe-muenchen.de                       www.novero.com

    www.schiedel.de                    www.sonotronic.com                   www.sparkasse-koelnbonn.de

     www.dbnetz.de                       www.resmed.de                         www.schmittergroup.de

                        Eine Initiative des Senats der Wirtschaft
WirTSchAfTSWElT

                  crew aus Senatoren bereit zum Ablegen

                                Werte in der
                                Mitarbeiterführung als
                                Seminar in einem Boot
                                auf der fahrt durch die
                                kanäle frieslands

SENATE Seite 18
WirTSchAfTSWElT

Exzellenzseminare
der Akademie sind
immer Erfahrung
und Erlebnis

                         Seite 19 SENATE
PoliTik uNd PArlAMENT

                  die neue Generation sucht nach neuem
                  Gehör
                  Junge Abgeordnete der regierungspartei cdu rufen nach einer
                  Agenda 2020

                                                                   Es ist unser Land!                Von Jens Spahn MdB
                  Der Realismus der Krisenabwehr und die           Wer die aktuellen innenpolitischen Debatten ver-
                  erforderlichen Entscheidungen in akuten          folgt, kann leicht das Gefühl bekommen, dass es
                  Situationen haben die CDU-Kanzlerin bei          eigentlich nur noch darum geht, wie wir unseren
                  den Deutschen zu einem hohen Sicherheits-        Wohlstand verteilen. Auch im zurückliegenden
                                                                   Europawahlkampf war es schwer, unterschiedliche
                  faktor werden lassen. So stark ist das Gefühl,   Vorstellungen für die gemeinsame Europäische
                  dass die Partei CDU schon mehrfach als           Union zu erkennen.
                  Wahlkampfargumente voll auf das „Pro-
                  gramm Merkel“, also die Person als In-           Während am Rande Europas die Nachwirkungen
                                                                   des Kalten Krieges deutlich zu sehen sind und Ge-
                  haltsschwerpunkt gesetzt hat. Das hat auch
                                                                   sellschaften um ihre Identität ringen, kann man im
                  funktioniert, denn die Deutschen wissen,         bevölkerungsreichsten Land der EU den Eindruck
                  was sie an Merkel haben. Einigen, gerade         bekommen: Es geht um nichts mehr. Wir leben in
                  jüngeren Profipolitikern in der Union reicht      Frieden, Freiheit und Wohlstand, sind eine der be-
                                                                   liebtesten Nationen der Welt und mittlerweile nach
                  das aber längst nicht mehr aus. Für die Jun-
                                                                   den USA das zweitgefragteste Einwanderungsland
                  gen ist die Zukunftsfrage eben nicht durch       der Welt. Was wollen wir noch mehr?
                  das Tagesgeschäft oder eine einzelne Person
                  zu lösen. Die Forderung nach einer Agenda        Jahrzehntelang galt in Deutschland: „Unsere Kin-
                                                                   der sollen es einmal besser haben als wir.“ Dieses
                  2020 wird erhoben, keine Revolution, kein
                                                                   Aufstiegsversprechen war für die Generationen
                  Umsturz – aber ein weiterer Ansatz, die          nach dem Krieg die Motivation, sich einzubringen
                  GROKO-Gleichschrittmaschine in Wallun-           und sich zu engagieren. Dadurch wurde der Grund-
                  gen bringen zu wollen.                           stein für das Deutschland von heute gelegt. Was wir
                                                                   brauchen, ist ein neues Aufstiegsversprechen für das
                                                                   21. Jahrhundert, das dem Einzelnen als Motivation
                  Der wohl prominenteste Vertreter dieser          dient und gleichzeitig die Gesellschaft als Ganzes
                  Gruppe agiler MdBs in der Union ist Jens         hinter diesem Ziel eint.
                  Spahn. Bekannt durch zahlreiche TV-State-
                                                                   Die Auseinandersetzungen über Zukunftsprojekte
                  ments und mutige Auftritte, wenn es nicht
                                                                   – Stuttgart 21, Bau von Überlandleitungen für die
                  immer im Gleichschritt lief. Er schreibt         Energiewende oder zuletzt die Volksabstimmung
                  exklusiv in SENATE zu den Denkansätzen           über die Bebauung des Tempelhofer Feldes in Berlin
                  und Ideen dieser Agenda 2020.                    – zeigen, dass die Zahl derer, die lautstark den Sta-
                                                                   tus quo verteidigen, deutlich zunimmt und sich zur
                                                                   scheinbaren Mehrheit formt. Wichtige Teile unserer
                                                                   Industrie investieren seit einigen Jahren weniger, als
                                                                   sie abschreiben, das ist eine schleichende Deindust-

SENATE Seite 20
Politik und Parlament

rialisierung. Auch der Bundeshaushalt spricht leider
die gleiche Sprache: Wir geben bereits heute über
die Hälfte des Budgets für soziale Aufgaben aus, mit
dem kürzlich im Bundestag beschlossenen Renten-
paket dürfte sich dieser Anteil noch erhöhen. Die
im Koalitionsvertrag vorgesehenen Mehrausgaben
für Bildung und Forschung sind zwar der richti-
ge Weg, aber bei Weitem noch nicht ausreichend.
Auch der Zustand der Infrastruktur lässt mehr als
zu wünschen übrig, der Investitionsbedarf wächst
stetig.

Hinzu kommt die Herausforderung des demogra-
fischen Wandels, der unsere Gesellschaft, unseren
Alltag, unsere Arbeit, unser alltägliches Zusammen-
leben stärker verändern wird, als wir heute glauben.
Wir können uns glücklich schätzen, dass wir alle im-
mer älter werden und die Lebenserwartung täglich
steigt. Das darf aber nicht zulasten der Zukunftsfä-
higkeit unseres Landes gehen.                             anstrengen, innovativ sind und Arbeit schaffen, aber
                                                          gleichzeitig auch ein Land, in dem die Erfolgreichen
Deutschland ist ein großartiges Land und heute die        die Schwachen nicht hängen lassen.
wirtschaftliche Lokomotive Europas. Die Aussicht
für junge Menschen auf einen Job steht aufgrund           Dafür lohnt sich jedes Engagement. Wir als Initia-
des Fachkräftemangels und des demografischen              toren von CDU 2017 glauben fest daran, dass wir
Wandels so gut wie nie infrage. Und das Alter mit         bereits heute in einer Phase der Stärke Strukturen
einer für diese Generation erwartbar geringeren           und Abläufe verändern müssen, damit dieses Bild
Absicherung beispielsweise in der Rente ist noch          von Deutschland wahr werden kann. Wer sich
weit weg. Es gibt kaum ein Land auf der Welt, des-        an die fünf Millionen Arbeitslose von 2004, die
sen Jugend sich in dieser relativen Sicherheit sonnen     schmerzhaften Einschnitte der Agenda 2010 und
könnte.                                                   die damit verbundenen Unsicherheiten erinnert,
                                                          wird alles tun, damit Deutschland nicht erst wieder
Und genau darum geht es: Auch in zehn oder 20             in eine solche Situation kommen muss, damit sich
Jahren soll es Deutschland noch so gut gehen wie          Dinge ändern. Deshalb ist eine Agenda 2020 auch
heute, soll es sich lohnen, kreativ zu sein und persön-   kein Radikalreformpaket, sondern eine Kurskorrek-
liche und berufliche Chancen zu nutzen. Deutsch-          tur in zentralen Politikfeldern, um den Blick von
land soll ein Land sein von möglichst großer per-         der Vergangenheit und Gegenwart in die Zukunft
sönlicher Freiheit, das diejenigen belohnt, die sich      zu lenken.

                                                                                                                 Seite 21 SENATE
Politik und Parlament

            Die Wahrheit ist,
            Pflege wird teurer

                   Sozialsysteme müssen auch künftigen Gene-              ten zu beseitigen, die durch die kalte Progression
                  rationen Sicherheit bieten                              verursacht werden. Es darf nicht sein, dass bei jeder
                                                                          kleinen Lohnerhöhung nicht der Arbeitnehmer,
                  Im Jahr 1991 kamen auf einen Rentner noch vier          sondern der Staat der wahre Profiteur ist. „Wer
                  Arbeitnehmer. Während es im Jahr 2008 noch drei         mehr leistet, soll auch mehr haben“ – sorgen wir
                  Arbeitnehmer waren, werden im Jahr 2030 weniger         dafür, dass dieser Satz wieder zur Realität wird.
                  als zwei Arbeitnehmer mit ihren Beiträgen für einen
                  Rentner aufkommen. Fakt ist, dass die heute ohne-       Mammut-Thema Pflege
                  hin schon stark belastete junge Generation so noch
                  mehr und – das macht mir am meisten Sorgen –            Im Jahr 2050 werden über 5,5 Millionen Men-
                  weit über ihre Möglichkeiten hinaus ein teures Erbe     schen über 85 Jahre alt sein. Heute sind es ca. zwei
                  aufgezwungen bekommt.                                   Millionen Menschen und bereits verfügen wir über
                                                                          zu wenig Pflegekräfte und blicken auf die Heraus-
                  Meine Erfahrung ist, dass es viele Menschen gar         forderung einer nicht ausreichenden finanziellen
                  nicht so sehr umtreibt, ob sie ab 63 Jahren in Rente    Ausstattung der Pflegeversicherung. Wir stellen
                  gehen können. Die meisten Arbeitnehmer über 50          uns dieser Herausforderung und werden deshalb
                  interessiert vielmehr, ob und wie sie ihren Renten-     innerhalb der Pflegeversicherung für diese Zeit
                  eintritt flexibler gestalten können. Den Einstieg in    vorsorgen, indem wir jährlich eine Milliarde Euro
                  die Flexi-Rente haben wir geschafft. Diesen Weg         in einen Vorsorgefonds legen. Dieser Kapitalstock
                  müssen wir jetzt konsequent weitergehen. Heute          muss zweckgebunden sein und dauerhaft vor einer
                  haben wir viel zu starre Altersgrenzen, die weder der   nicht vorgesehenen Verwendung geschützt werden.
                  Arbeitgeberseite noch der Arbeitnehmerseite wirk-       So werden enorme Beitragssteigerungen in den
                  lich attraktiv erscheinen können. Hier muss es zu ei-   kommenden Jahren verhindert und zugleich wird
                  nem Paradigmenwechsel kommen. Es muss ebenso            sichergestellt, dass künftige Generationen nicht
                  möglich sein, eine Beschäftigung bei Überschreiten      überfordert werden.
                  der Regelaltersgrenze zu befristen, wie es auch mög-
                  lich sein muss, ein solches Beschäftigungsverhältnis    Die Wahrheit ist also: Pflege wird teurer. Mit der Er-
                  von Renten- und Arbeitslosenversicherungsbeiträ-        höhung des Beitrages zur Pflegeversicherung um 0,5
                  gen zu befreien.                                        Prozent muss aber auch zugleich klar gemacht wer-
                                                                          den, welche Leistungen wir ausbauen wollen und
                  Stellen wir uns der Verantwortung!                      welche Verbesserungen wir uns davon erhoffen.

                  Wenn wir im Jahr 2015 einen ausgeglichenen Bun-         Viele Länder der Welt beneiden uns für unser gutes
                  deshaushalt erreicht haben, darf das nicht die Aus-     Gesundheitssystem. Es ist geprägt von Transparenz,
                  nahme sein. Es muss zur Regel werden! Deutsch-          Qualität und Wettbewerb. Während in den USA
                  land hat ein rekordverdächtiges Steueraufkommen.        derzeit noch um eine flächendeckende und gerechte
                  Es muss also möglich sein, zu versprechen, dass es      Absicherung für den Krankheitsfall gerungen wird,
                  absehbar keine neuen Steuern gibt. Vielmehr noch        sind wir ein Vorbild für die anderen. Sorgen wir also
                  müssen wir es uns im Laufe dieser Legislaturperio-      heute schon dafür, dass wir auch in Zukunft noch
                  de zum festen Vorsatz machen, die Ungerechtigkei-       diese Vorreiterrolle einnehmen.

SENATE Seite 22
PoliTik uNd PArlAMENT

Für eine Renaissance der Industriepolitik

Deutschland ist ein Industrieland. Weltweit werden
wir um unseren starken industriellen Mittelstand
beneidet. Wir müssen endlich wieder die wichtigste
Voraussetzung für Investition schaffen: Planbarkeit.
Schon die Stichworte EEG-Umlage oder Daten-
schutz machen da deutlich, wo die Probleme liegen.
Deutschland muss ein Musterland der Industrie 4.0
werden, dem völlig neu gedachten Zusammenspiel
von Mensch, Maschine und Technik. Wir müssen
Gründer unterstützen und in Deutschland eine
Start-up-Kultur etablieren, die mit anderen erfolg-
reichen Regionen in der Welt mithalten kann.

Durch eine Änderung der Anlageregeln sollten Le-
bensversicherer und Pensionsfonds bis zu ein Pro-
zent ihrer Anlagen in Start-ups investieren dürfen.
Das setzt Milliarden für gute Ideen frei. Darüber
hinaus müssen wir die Digitalisierung noch mutiger
und konsequenter vorantreiben. Die nötige Infra-
struktur – Breitband und WLAN in Städten – ist
keine Zukunftsmusik mehr, sondern in vielen ande-
ren Ländern bereits Alltag.

Die CDU als Volkspartei im Wandel

Die CDU hat es in ihrer Geschichte immer verstan-
den, als Partei mit der Werte- und Wirtschaftskom-
petenz die richtigen Impulse zu setzen. Gerade bei
den jungen Menschen konnten wir bei der Bundes-
tagswahl und bei den U18-Wahlen im Vorfeld der
Europawahl enorm punkten. Sie dürfen wir nicht
enttäuschen, in dem wir lediglich das Heute verwal-
ten. Es ist unsere Pflicht, Ideen für die Zukunft zu
entwerfen, an denen man sich orientieren kann und
an deren Umsetzung man mitwirken will. Dann
werden wir zurecht erfolgreich bleiben – als Land
und als Volkspartei. Packen wir es gemeinsam an!

                                                                 Seite 23 SENATE
Politik und Parlament

                  Weltweit gibt es mehr Ideen als
                  Probleme
                  Die Westerwelle Stiftung mit hohen Zielen

                                                                                                      Von Hans-Jürgen Beerfeltz

                  Der ehemalige Staatssekretär Hans-Jürgen Beerfeltz        Unsere vier Werte: Demokratie und Marktwirt-
                  ist heute Generalsekretär der Westerwelle Foundation         schaft, Rechtsstaatlichkeit und Toleranz
                  – Stiftung für internationale Verständigung. Er schil-
                  dert in einem Gastbeitrag die Idee, die Aufgaben und     Auf diesem Werte-Quartett beruhen auch die Bio-
                  die konkrete Umsetzung.                                  grafien unserer beiden Gründer, Dr. Guido Wes-
                                                                           terwelle und Ralph Dommermuth als deutscher
                  „Als neue und einzige Stiftung in Deutschland            Erfolgsunternehmer im Internet. Demokratische
                  wollen wir weltweit mittelständische Strukturen          Vielfalt und marktwirtschaftlicher Erfolg sind für
                  fördern. In wichtigen Um- und Aufbruchländern            uns zwei Seiten derselben Medaille. Freilich gibt es
                  der Erde sehen wir genau darin die große Chance,         zeitweilig Marktwirtschaft an manchen Orten auch
                  mit mehr Mittelstand auch für mehr Demokratie,           ohne Demokratie, aber niemals stabile Demokratie
                  Rechtsstaat und Toleranz zu sorgen. Zu unseren           ohne marktwirtschaftliche Strukturen.
                  Maßnahmen dafür gehören Stipendien für Ta-
                  lente aus Chancenländern für Lernaufenthalte in          Wir stärken Demokratie, indem wir wirtschaftli-
                  Deutschland ebenso wie die Förderung von Start-          che Entwicklung fördern. Mittelstand und Mittel-
                  ups, die Durchführung internationaler Konferenzen        schicht stehen für uns im Mittelpunkt, um Länder
                  rund um das Thema „Entrepreneurship Education“           zugleich erfolgreicher und demokratischer zu ma-
                  ebenso wie die Organisation von Reisen mit deut-         chen. Wir verstehen uns als Plattform, um Mittel-
                  schen Mittelständlern.                                   stand als Wirtschaftsform und als Gesellschaftsmo-
                                                                           dell zu verbreiten. Deshalb fördern wir zum Beispiel
                                                                           in Tunesien berufliche Bildung und Existenzgrün-
                                                                           dungen.

                                                                           Wir wollen internationale Partnerschaften zwi-
                                                                           schen Politik und Wirtschaft stiften, zwischen Re-
                                                                           gierungen und Zivilgesellschaften. Wir knüpfen
                                                                           neue Verbindungen – weltweit. Wir stiften grenz-
                                                                           überschreitende Partnerschaften zwischen jungen
                                                                           Start-ups in Um- und Aufbruchländern und erfah-
                                                                           renen deutschen Unternehmen, zum Beispiel durch
                                                                           Förderung des filmwirtschaftlichen Ausbaus der
                                                                           Filmhochschule von Volker Schlöndorff in Ruanda
                                                                           in Verbindung mit dem Europäischen Filmzentrum
                                                                           in Babelsberg.
                                                                           Wir vernetzen neue Ideen in der Globalisierung
                                                                           miteinander und schaffen Raum für Begegnung
                                                                           und Innovation. Wir machen aus Umbruch Auf-
                                                                           bruch, aus Konflikt Konsens und aus Gegeneinan-

SENATE Seite 24
Politik und Parlament

der Miteinander, zum Beispiel durch Konferenzen
wie jetzt gemeinsam mit der Bertelsmann-Stiftung
auf Mallorca zu Jugendarbeitslosigkeit rund ums
Mittelmeer sowie zu beruflicher Bildung und neuen
Wegen in berufliche Selbstständigkeit von jungen
Menschen.

Vor allem wollen wir Impulse für praktische Verbes-
serungen geben. Deshalb möchten wir bei Stipen-         reichen Ländern unserer Erde, wo wir mit unseren
dien nicht nur den Studienaufenthalt von Talenten       Maßnahmen einen Unterschied auf dem weiteren
in Deutschland finanzieren, sondern das immer           wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Weg dieser
mit möglichst längeren Praktika in deutschen mit-       Staaten machen können. Wir wollen wie ein „in-
telständischen Firmen verbinden. Wir wollen du-         ternationales Institut“ des deutschen Mittelstandes
ales Lernen fördern. Es steigert eben leider nicht      unseren Beitrag dazu leisten.
die Wertschöpfung in Entwicklungsländern, wenn
immer mehr akademisch ausgebildete junge Leute          Uns reicht es nicht, vor Risiken zu warnen und Miss-
wunderbar über Probleme diskutieren können, aber        stände zu beklagen. Wir wollen Ideen für Lösungen
keiner mehr einen Nagel gerade in die Wand schla-       beisteuern. Wir haben deshalb über Erkenntnisse
gen kann.                                               und Dialog hinaus immer auch praktische Ziele und
                                                        konkrete Verbesserungen im Blick.
Natürlich wollen wir Plattform sein für den Aus-
tausch von Ideen und Kontakten sowie Brücken für        Wir vertrauen darauf, dass es weltweit mehr Ideen
die Nutzung der unterschiedlichsten Hilfestellun-       als Probleme gibt und dass die Bereitschaft größer
gen bauen. Dabei fördern wir mit unseren Mitteln        ist, das Leben für viele zu verbessern, als schlechte
auch Ideen, für die es woanders eher selten Mittel      Zustände zu erdulden. Wir wissen, dass oft ein Im-
gibt, zum Beispiel einen jungen Designer aus Afri-      puls oder Anschub reicht, um aus bloßen Gedanken
ka, dem wir hier bei der Berlin Fashion Week einen      und Plänen wirkungsvolle Taten und Unterneh-
Lernaufenthalt gemeinsam mit dem Modemessen-            mungen werden zu lassen.
veranstalter Premium ermöglichen. Auch hier geht
es uns für den Lernerfolg ausdrücklich nicht um         Wir sind uns bewusst, dass man nur verstärken kann,
noch besseres Design, sondern um die kaufmänni-         was im Kern schon da ist. Aber weil wir fest davon
schen, technischen und insgesamt modewirtschaft-        überzeugt sind, dass im Kern unzählige Aussichten
lichen Aspekte einer sich selbst tragenden berufli-     auf Veränderungen und Verbesserungen vorhan-
chen Existenz.                                          den sind, sehen wir es als unsere Verantwortung an,
                                                        mehr faire Chancen für eine erfolgreiche Entwick-
Eines unserer wichtigen Ziele ist: Wir machen selbst-   lung durch mehr Mittelstand weltweit zu schaffen,
ständig. Beruflich und individuell. Wirtschaftlich      als sicherste und stabilste Voraussetzung für mehr
und gesellschaftlich. Und das besonders in chancen-     Freiheit und Verantwortung.

                                                                                                                Seite 25 SENATE
Wirtschaftswelt

                  Die langen Wellen der Konjunktur
                  Warum der Wohlstand von Sozialverhalten und Gesundheit
                  abhängen wird

                                                                                                              Von Erik Händeler

                                  Finanz- und Wirtschaftskrisen wer-
                                  den nicht von finsteren Mächten            Arbeit wird zu einer immateriellen
                                  auf den Finanzmärkten verursacht.
                                  Sie sind ganz normale Erscheinun-          Gedankentätigkeit
                                  gen einer freien Marktwirtschaft,
                                  die sich in einem ungleichmäßi-
                                  gen Tempo wandelt. Nachdem der          Denn Arbeit ist, Probleme zu lösen. Und weil wir
                                  Computer uns nun all die struk-         Gott sei Dank immer Probleme haben werden, wird
                                  turierten Wissensarbeiten weitge-       uns die bezahlte Arbeit niemals ausgehen. Sie wan-
                                  hend abgenommen hat, die er uns         delt sich lediglich: Arbeit ist nicht mehr so sehr die
                                  abnehmen konnte, fehlen jetzt die       materielle Welt direkt mit den Händen zu bearbei-
                                  Kosten senkenden Produktivi-            ten – schrauben, fräsen, montieren haben uns die
                                  tätsfortschritte. Gewinne sinken,       Roboter weitgehend abgenommen.
                                  Schulden können nicht mehr so           In Zukunft ist Arbeit vor allem immateriell: Eine Si-
                                  leicht bedient werden. Es fehlt an      tuation analysieren, Neues entwickeln, entscheiden,
                                  rentablen       Investitionsmöglich-    Information verständlich aufbereiten, in der gigan-
                                  keiten, deswegen sind die Zinsen        tischen Wissensflut das Wissen finden und anwen-
                                  niedrig, das freie Geld fließt in die   den, das man braucht, um ein Problem zu lösen.
                                  Spekulation und treibt die Vermö-
                                  genspreise. Es wird ungemütlich,        Dabei geht es nicht mehr so sehr um Einzelleistun-
                                  bis es uns gelingt, die nächste Stufe   gen wie früher, sondern um die Produktivität von
                                  des Wohlstandes zu erschließen.         Gruppen, um deren Fähigkeit zur Zusammenarbeit.
                                                                          Weil der Einzelne ein Fachgebiet immer weniger
                                   Die Finanz- und Schuldenkrise ist      überblicken kann, sind wir zunehmend auf das
                                   daher ein Symptom eines zu Ende        Wissen anderer angewiesen. Statt des gehorsamen,
                                   gegangenen Strukturzyklus, wie es      austauschbaren Rädchens der alten Industriegesell-
                                   der Ökonom Nikolai Kondratieff         schaft wird so jeder einzelne auf einmal zu einem un-
                                   (1892–1938) 1926 beschrieb, als        verzichtbaren Spezialisten für einen Zwischenschritt
                                   er die Weltwirtschaftskrise vorher-    in der Produktion oder für ein Wissensgebiet. Er ist
                                   sagte.                                 auf einmal für die ganze Firma verantwortlich – zu-
                                   Ähnliches passierte 1873 beim          mindest was sein Fachgebiet angeht. Seine tatsäch-
                                   Gründerkrach, nachdem die Eisen-       liche Bedeutung ist nicht mehr von einer formalen
                                   bahnen zwischen den damaligen          Hierarchie abhängig, sondern schwankend von der
                  Gewerbezentren weitgehend gebaut waren, oder            tagesaktuell geforderten Kompetenz.
                  1929 und in den Folgejahren, nachdem die Wirt-
                  schaft weitgehend durchelektrifiziert war.              Das verändert die Strukturen: Auf einmal müssen
                  Da Finanzmärkte die Folge, aber nicht die Ursache       auch die formal Gleichrangigen ihr Verhältnis un-
                  der wirtschaftlichen Entwicklung sind, liegt die Lö-    tereinander neu ordnen. Doch das wirklich Neue
                  sung in der Realwirtschaft: Nach Kondratieff ent-       ist nicht so sehr diese Strukturveränderung als viel-
                  steht der Veränderungsdruck an den relativ knapps-      mehr etwas Soziales: In einer globalisierten Wirt-
                  ten Produktionsfaktoren. Den Weg aus der aktuell        schaft sind Kapital, Wissen, Maschinen weltweit
                  instabilen Lage der Weltwirtschaft ist in einem prä-    für jeden verfügbar und austauschbar. Der einzige
                  ventiven Gesundheitssystem und in einer besseren        entscheidende Standortfaktor wird die Fähigkeit
                  Arbeitskultur in den Unternehmen zu suchen – bei-       der Menschen vor Ort, mit Information umzuge-
                  des erhöht die Produktivität der Wissensarbeiter.       hen. Umgang mit Wissen ist aber immer Umgang

SENATE Seite 26
Wirtschaftswelt

mit anderen Menschen, die wir unterschiedlich
gut kennen, unterschiedlich gerne mögen und mit
denen wir unterschiedlich viele berechtigte Interes-
senskonflikte haben. Die nötige Teamarbeit erzeugt
dabei ein vermeintliches Machtvakuum, weil nicht
mehr klar zu sein scheint, wer das Sagen hat.

Die für Informationsarbeit nötigen, flachen Organi-
sationsstrukturen und projektbezogene Teamarbeit
vervielfältigen die Schnittpunkte in den Unterneh-
men und damit die Gründe für Interessenskollisi-
onen und persönliche Spannungen, die nicht nur
Zeit und Geld kosten, sondern auch die Beschäf-
tigten krank machen. Meinungsverschiedenheiten
arten zu Machtkämpfen aus, die bis zur Verrentung
anhalten und den Informationsfluss unterbinden.           Erik Händeler ist als Buchautor und Zukunftsfor-
Unmengen an Energie verpuffen bei der Selbstbe-           scher vor allem Spezialist für die Kondratiefftheo-
hauptung. Der Krieg im Büro verursacht Produkti-          rie der langen Strukturzyklen. Nach Tätigkeit als
vitätsverluste, die jedes Jahr in die Milliarden gehen.   Stadtredakteur in Ingolstadt studierte er in München
Wer meint, daran werde sich nichts ändern, weil           Volkswirtschaft und Wirtschaftspolitik. 1997 wurde
der Mensch eben so sei, der verkennt die formende         er freier Wirtschaftsjournalist, um die Konsequenzen
Kraft des Marktes.                                        der Kondratiefftheorie in die öffentliche Debatte zu
                                                          bekommen. 2010 zeichnete ihn die russische Akade-
Wer Informationsarbeit nicht ausreichend effizi-          mie der Wissenschaften mit der Bronze-Medaille für
ent löst, der bekommt in Zukunft vordergründig            wirtschaftswissenschaftliches Arbeiten aus.
ein „Kostenproblem“ – und wird vom Markt ver-
schwinden. Unter diesem Veränderungsdruck bil-
den sich neue Verhaltensmaßstäbe heraus. Sie haben
weniger mit Fachkompetenz oder Organisation zu            Erik Händeler, Die Geschichte der
tun, sondern damit, wie weit das Verantwortungsge-        Zukunft – Sozialverhalten heute
fühl eines Menschen reicht und ob man ausreichend         und der Wohlstand von morgen
selbstbewusst ist, ohne Statussymbole und firmenöf-       (Kondratieffs Globalsicht), Bren-
fentliche Machtbeweise auszukommen. Hinter den            dow-Verlag, 9. Auflage 2013, 478
Preisunterschieden gleicher Produkte verschiedener        Seiten, 19,95 Euro.
Firmen verbergen sich Produktivitätsunterschiede          Nikolai Kondratieff / Erik Händeler
– und das sind künftig in erster Linie Verhaltensun-      (Hrsg.)
terschiede.                                               Die langen Wellen der Konjunktur.
Nötig sind: Transparenz statt Kungelei, Versöh-           Die Essays von Kondratieff aus den
nungsbereitschaft statt ewiger Fehden, Authenti-          Jahren 1926 und 1928, herausge-
zität statt Blendung, Kompetenz statt Statusorien-        geben und kommentiert von Erik
tierung, Kooperationsfähigkeit statt Machtkämpfe,         Händeler.
langfristige Orientierung statt Kurzfristigkeit und       Paperback, 160 Seiten, 9,95 Euro,
eine Verantwortung, die über die eigene Karriere          ISBN 978-3-943172-36-2.
und die eigene Kostenstelle hinausgeht. Wird die          www.neuearbeitskultur.de
Welt vielleicht doch immer besser?                        www.erik-haendeler.de

                                                                                                                 Seite 27 SENATE
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