Denkmalpflege in Niederösterreich - Land Niederösterreich

Die Seite wird erstellt Milena Schott
 
WEITER LESEN
Denkmalpflege in Niederösterreich - Land Niederösterreich
Denkmalpflege in Niederösterreich

                                                                                             Archäologie
Mitteilungen aus Niederösterreich Nr.10/2004
P.b.b.–Verlagspostamt 3100 St. Pölten
Zulassungsnummer: 02Z032683M
Aufgabepostamt 3109 St. Pölten

                                                                                   Band 32
Denkmalpflege in Niederösterreich - Land Niederösterreich
RZ*Archäologie Kern.qxd   27.10.2004   12:06 Uhr   Seite 1

                                                             Archäologie
Denkmalpflege in Niederösterreich - Land Niederösterreich
RZ*Archäologie Kern.qxd   27.10.2004   12:06 Uhr   Seite 2

                                                                 Vorwort

                                                                     Eine gute Zukunft ist ohne Beschäftigung mit der Vergangenheit nicht möglich.
                                                                 Denn aus der Vergangenheit können wir Weitblick und Kraft für die Zukunft
                                                                 schöpfen. Uns geht es darum, die Geschichte erlebbar und begreifbar zu machen.

                                                                       Museen, Ausstellungen und Ausgrabungen sollen so aufbereitet sein, dass sie
                                                                 für ein breites Publikum interessant sind. Archäologie ist überall. Zu den unschätzba-
                                                                 ren Schätzen der Vergangenheit zählen Ausgrabungen genauso wie Burgen, Schlösser
                                                                 und Kirchen.

                                                                      Mit der Denkmalbroschüre Band 32 ist es gelungen, den kulturellen Reichtum
                                                                 umfassend zu beleuchten. Das Erbe der antiken Kulturen des Mittelmeerraumes wird
                                                                 umsichtig bewahrt und erhalten. In Niederösterreich haben wir unzählige Stätten
                                                                 der Begegnung mit der Vergangenheit. Für all jene, die als Alternative zum
                                                                 High-Tech-Alltag mitunter gerne – zumindest in Gedanken – in die Vergangenheit
                                                                 eintauchen, ist die Denkmalbroschüre eine ideale Lektüre und Zeugnis unseres
                                                                 großen kulturellen Erbes.

                                                                 Dr. Erwin Pröll
                                                                 Landeshauptmann von Niederösterreich

                                                             3
Denkmalpflege in Niederösterreich - Land Niederösterreich
RZ*Archäologie Kern.qxd   27.10.2004    12:06 Uhr     Seite 4

                                                                                                                                    Archäologie

                           Editorial                                                                                                Christa Farka                                   Franz Humer
                                                                                                                                          Archäologische Denkmalpflege          6        100 Jahre Archäologisches
                                  Wir hatten versprochen, wieder zu Themenheften zurückzukehren. Mit dem vorliegenden Band                                                               Museum Carnuntinum                40
                           Nr. 32 geschieht dies: wir widmen uns dem Thema der Archäologie, einem ganz speziellen Aspekt der        Marianne Pollak, Christian Mayer
        Archäologie

                           Denkmalpflege, zu dem nicht nur die Suche nach verlorenen Münzen, das Graben nach Resten alter                 Archäologische Landesaufnahme             Franz Humer
                           Fundamente und Mauern, das Auffinden geheimnisvoller Kult- oder Verteidigungsbauten, die Rekon-                in Niederösterreich                  12        Das Archäologische
                           struktion von kleinsten Objekten und ganzer Siedlungsstrukturen gehört. Eine der Hauptaufgaben,                                                               Zentraldepot Hainburg             43
                           die alle Beteiligten auf Grund des immensen Zeitdrucks immer wieder vor fast unlösbare Aufgaben          Christoph Blesl, Martin Krenn
                           stellt, ist die Sicherung und Erforschung von historischem Material bei der Errichtung von infrastruk-         Infrastrukturelle Großbauvorhaben              Literaturhinweise                 45
                           turellen Großbauvorhaben, also bei der Errichtung neuer Bahntrassen, U-Bahnröhren, Straßenpro-                 und die archäologische Denkmalpflege 15
                           jekten, neuen Stadtteilen, Energieleitungen usw. In den vergangenen Jahrhunderten wurden die spär-
                           lichen Reste unserer Siedlungsgeschichte unter Müll, Bauschutt und Humus begraben. Sie sind erst         Christoph Blesl, Fritz Preinfalk                     Restaurierbeispiel
                           auffindbar, wenn die verbergende und schützende Schicht entfernt wird. Dann stehen aber schon die              Keltische Grabhügel am Ufer
                           Baumaschinen bereit, um die geplanten Vorhaben umzusetzen. Und hier kommt es darauf an, alle                   der Perschling                       20   Michael Marius
                           relevanten Teile, seien sie auch noch so klein zu retten. Mit dem Wissen um die Zusammenhänge der                                                             Die Restaurierung eines
                           Kulturgeschichte und mit der Gegenüberstellung zu anderen Fundobjekten lässt sich oft eine kultur-       Gottfried Artner, Martin Krenn                       spätbronzezeitlichen Schwertes
                           historisch wichtige Aussage treffen. Lokale Grabungen sind immer weiträumig, ja fast global zu                 Eine germanische Siedlung                      aus Unterradlberg                 46
                           bewerten; man denke hier nur an die Funde aus der Zeit der Römer, der Kelten, der frühen Siedlungs-            in Pellendorf                        23
                           geschichten, des Mittelalters usw. So gesehen ist das weit über die Grenzen des Landes beachtete
                           Projekt Carnuntum ohne großflächige Grabungsergebnisse und ohne Einbettung in die Geschichte             Martin Krenn                                         Blick über die Grenzen
                           der Römer in Österreich nicht denkbar.                                                                         Burgenarchäologie in                           International
                                  Dieses Heft sollte sie aber nicht animieren zu einer hobbymäßigen Grabung oder zu einer Suche           Niederösterreich                     26
                           nach verlorenen Münzen und anderen Dingen auf den weiten Feldern des Landes. Grabungen müssen                                                            Christa Farka
                           von fachlich bestens ausgebildeten Personen durchgeführt, zumindest aber betreut werden. Dilletanti-     Martin Krenn, Doris Schön, Jasmin Wagner             Der römische Limes –
                           sches Herangehen hat in der Vergangenheit schon oft die spärlich vorhandene historische Substanz               Rettungsgrabungen in Kirchen         30        Kulturerbe der Welt               48
                           zerstört, und der Handel mit kulturhistorisch bedeutenden Objekten ist grundsätzlich verboten.
                           Alle gefundenen Dinge sind ausnahmslos im Bundesdenkmalamt abzugeben und so der Wissenschaft             Franz Humer
                           zur Verfügung zu stellen. Die Suche nach unserer Geschichte und unserer Identität muss Vorrang vor             Das Numismatische                              Aktuelles aus der Denkmalpflege   54
                           dem kurzsichtigen Profit haben.                                                                                Projekt Carnuntum                    34

                                                                                                                                    Franz Humer                                          Museen mit dem
                           Gerhard Lindner                                                                                                Die Ausgrabungen im sogen.                     Schwerpunkt Archäologie &
                                                                                                                                          „Spaziergarten“ der römischen                  Niederösterreich Karte            62
                                                                                                                                          Zivilstadt Carnuntum                 36
Denkmalpflege in Niederösterreich - Land Niederösterreich
RZ*Archäologie Kern.qxd      27.10.2004    12:07 Uhr    Seite 6

                     Archäologische Denkmalpflege

     Christa Farka

                                                                                                                                     Rettungsgrabung
                                                                                                                                     auf der Bahntrasse
                                                                                                                                     im Tullnerfeld

                                                                                                                                                          Archäologische Landesaufnahme                       malpflege ist es, die archäologischen Zeugnisse
                                                                                                                                                               Die Erfassung aller archäologischen Zeug-      als Teil des kulturellen Erbes Österreichs im
                                                                                                                                                          nisse Österreichs ist eine der zentralen Aufgaben   Interesse der Allgemeinheit zu erhalten und
                                                                                                                                                          der archäologischen Denkmalpflege. Eine um-         künftigen Generationen zu überliefern.
                                                                                                                                                          fassende Kenntnis des Denkmalbestandes ist                Die Rechtsgrundlage für den Denkmal-
     Freilegung eines              Archäologische Denkmäler sind ein                   Für die archäologische Denkmalpflege hat                           Voraussetzung für alle Maßnahmen des Denk-          schutz ist das Denkmalschutzgesetz (BGBl. I Nr.
     Hügelgrabes auf der
     neuen Westbahnstrecke    wesentlicher Bestandteil des gemeinsamen Kul-       daher die dauerhafte Erhaltung der archäologi-     Großflächiger        malschutzes und Grundlage für die Erstellung        170/1999). In Österreich ist der Denkmalschutz
     bei Rassing              turerbes der Menschheit und prägendes Element       schen Denkmale als einmalige historische Quel-     Schotterabbau bei    von Gutachten zu Raumplanung (Flächenwid-           in Gesetzgebung und Vollziehung Bundessache,
                              der im Laufe von Jahrtausenden vom Menschen         le und Träger der Geschichte unseres Kulturrau-    Franzhausen im       mung, Bebauungsplan, Rohstoffabbau) und             also bundeseinheitlich geregelt. Mit den Aufga-
                                                                                                                                     Unteren Traisental
                              gestalteten heutigen Kulturlandschaft. Diese        mes oberste Priorität.                                                  Bauvorhaben.                                        ben des Denkmalschutzes und der Denkmalpfle-
                              überwiegend im Boden verborgenen                                                                                                 Die Informationen zu Funden und Fund-          ge ist das Bundesdenkmalamt mit seinen Fach-
                              Geschichtsquellen geben Auskunft über das           Aufgaben                                                                plätzen werden aus Literatur, Archivmaterialien,    abteilungen betraut. Die Belange der archäolo-
                              Leben und Wirken des Menschen von seinem                 Auf Grundlage des Denkmalschutzgesetzes                            historischen Karten, alten Plänen und Ansichten     gischen Denkmalpflege werden österreichweit
                              ersten Auftreten bis in jüngste Zeit. Für Epochen   und internationaler Richtlinien hat die Abtei-                          gewonnen.                                           von der Abteilung für Bodendenkmale wahrge-
                              ohne schriftliche Überlieferung sind sie die ein-   lung für Bodendenkmale des Bundesdenkmal-                                    Zur Erfassung und Dokumentation der            nommen.
                              zigen Quellen, aber auch für das Geschichtsbild     amtes im öffentlichen Interesse die Aufgabe, die                        Denkmale ist ferner eine Vermessung der Objek-
                              späterer Zeitabschnitte sind sie wertvolle Ergän-   archäologischen Denkmäler                                               te, Geländebegehungen mit Auswertung von
                              zung zu schriftlichen und bildlichen Quellen.       – zu erfassen (archäologische Landesaufnahme),                          Oberflächenfunden, Luftbildprospektion und
                                   Die archäologischen Zeugnisse vermitteln       – zu erhalten (Denkmalschutz und Denkmal-                               geophysikalische Messmethoden wie Geoma-
                              Wissen um Ursprung und Entwicklung mensch-             pflege, Restaurierung),                                              gnetik, Geoelektrik und Bodenradar notwendig.
                              licher Gemeinschaften, sie sind daher unver-        – zu erforschen (Rettungsgrabung) und                                        Sämtliche Informationen zu den einzelnen
                              zichtbar für die eigene kulturelle Identität.       – die Ergebnisse ihrer Arbeit zu veröffentlichen                        Fundgebieten und Funden werden in der zentra-
                                   Dementsprechend bedarf es eines verant-           (Publikation, Ausstellung,                                           len Datenbank der Abteilung erfasst.
                              wortungsvollen Umganges mit diesen Ge-                 Öffentlichkeitsarbeit).
                              schichtsquellen im Boden, die weder unendlich                                                                               Denkmalschutz und Denkmalpflege
                              noch erneuerbar sind.                                                                                                           Primäres Ziel der archäologischen Denk-

                             6                                                                                                                            7
Denkmalpflege in Niederösterreich - Land Niederösterreich
RZ*Archäologie Kern.qxd           27.10.2004    12:07 Uhr    Seite 8

                                                                                      senschaftliche Ausgrabung sicherzustellen.                                                                                     seit Jahren alle Bauvorhaben archäologisch
                                                                                            Nur durch sorgfältige Erfassung der Funde                                                                                begleitet werden. Die Ergebnisse jedes einzelnen
                                                                                      und Befunde mit anschließender Publikation                                                                                     Aufschlusses sind von Bedeutung für die Stadt-
                                                                                      der Ergebnisse bleibt das Denkmal zumindest in                                                                                 geschichte, die sich aus den historischen Quellen
                                                                                      Form einer wissenschaftlichen Dokumentation                                                                                    allein nicht gewinnen lässt.
                                                                                      für die Nachwelt erhalten.                                                                                                            So konnte vor kurzem in Pöchlarn erst-
                                                                                            Dem durch wirtschaftliche Sachzwänge                                                                                     mals Lage und Baugeschichte des römischen
                                                                                      verursachten Verlust an archäologischen Denk-                                                                                  Kastells Arelape geklärt werden. Teile der Befe-
                                                                                                                                         Pöchlarn, Hufeisenturm
                                                                                      mälern können als positive Bilanz zumindest die    an der Südmauer                                                             stigungsanlage können erhalten und ein Turm
                                                                                      bei jeder einzelnen Grabung gewonnenen neuen       des Kastells                                                                begehbar in den Neubau integriert werden.
                                                                                      Erkenntnisse für die Wissenschaft und die          Pöchlarn,
                                                                                                                                                                                                                           Die archäologischen Quellen sind auch für
                                                                                      Geschichte des Landes gegenüber gestellt werden.   Rekonstruktion des                                                          die Geschichte des 20.Jahrhunderts eine wichti-
                                                                                            Die Erschließung neuer Gewerbe- und          Kastells nach den                                                           ge Ergänzung, wie das Beispiel einer Rettungs-
                                                                                                                                         Grabungsbefunden
                                                                                      Baugebiete, der intensive Ausbau der Infrastruk-   (links)                                                                     grabung auf der Trasse der Ortsumfahrung von
                                                                                      tur, Straßen- und Bahnbau sowie Materialab-                                                                                    Seitzersdorf-Wolfpassing zeigt, bei der eine Stel-
                                                                                                                                         Rettungsgrabung auf
                                                                                      bau, erfordern Jahr für Jahr umfangreiche Un-                                                                                  lung aus dem 1.Weltkrieg zur Sicherung des
                                                                                                                                         der Trasse der
     Stadtkerngrabung                   Die Erfassung der archäologischen Denk-       tersuchungen im Vorfeld dieser Baumaßnahmen.       Ortsumfahrung                                                               Brückenkopfes Tulln nachgewiesen werden
     in Tulln, Areal des           male auf Katasterbasis, also parzellengenau, ist         Die Ergebnisse dieser großflächigen Gra-     Seitzersdorf-Wolfpas-                                                       konnte.
     ehemaligen Dominikane-                                                                                                              sing, Stellung aus
     rinnenklosters                die Grundlage für den rechtlichen Akt der          bungen haben den wissenschaftlichen Erkennt-       dem 1.Weltkrieg                                                                   Auch für die Erforschung und Revitalisie-
                                   Unterschutzstellung.                               nisstand zur Besiedlungsgeschichte ganzer Kult-    (rechts)                                                                    rung von historischen Gartenanlagen sind
                                        Mit der Schutzaufgabe eng verbunden ist       urlandschaften wesentlich bereichert, wie etwa                                                                                 archäologische Untersuchungen von besonderer
                                   die Pflege der archäologischen Denkmale, die       im Unteren Traisental, das heute zu den bedeu-                                                                                 Bedeutung. Die Ergebnisse der seit Jahren von
                                   Konservierung und Restaurierung sowohl von         tendsten archäologischen Fundlandschaft von                                 lichen Architektur- und Siedlungsgeschichte        der Abteilung in einem der bedeutendsten
                                   Fundobjekten als auch von Befunden. Dies sind      europäischem Rang zählt.                                                    unseres Landes gewonnen werden.                    barocken Gartenanlagen Österreichs, in Schloss-
                                   vor allem ergrabene oder im Aufgehenden                  Aber auch im Zuge der Revitalisierung und                                   Tiefgreifende Veränderungen und Baumaß-      hof im Marchfeld, durchgeführten Grabungen
                                   erhaltene Bauten, wie etwa die Befestigungsan-     Restaurierung von historischen Bauobjekten,                                 nahmen in den historischen Altstadtkernen ver-     sind wesentliche Grundlage für die Wiederher-
                                   lagen am römischen Limes.                          besonders in Kirchen, Klöstern und Burgen,                                  ursachen ebenso alljährlich umfangreiche Gra-      stellung des Parks. Anhand der ergrabenen
                                                                                      sind archäologische Untersuchungen unerläss-                                bungen, die eine Vielzahl an neuen                 Befunde in Verbindung mit bildlichen Quellen
                                   Rettungsgrabungen                                  lich. Nur dadurch können wichtige Quellen zur                               Informationen zur Stadtentstehung und –ent-        lassen sich sowohl architektonische Elemente
                                         Wie nie zuvor sind heute die archäologi-     Baugeschichte des Objektes und zur mittelalter-                             wicklung sowie zu ihrer Sozial- und Wirt-          wie Treppen und Brunnen als auch Wege- und
                                   schen Quellen in ihrer Existenz bedroht. Tagtäg-                                                                               schaftsgeschichte liefern. Beste Beispiele dafür   Pflanzstrukturen der Gartenanlage wiederge-
                                   lich werden bei Bauarbeiten einmalige und                                                                                      sind etwa die Städte Krems, Traismauer, Mau-       winnen.
     Pöchlarn,                     unwiederbringliche Zeugnisse früherer Epo-                                                                                     tern, Tulln, Pöchlarn und Klosterneuburg, wo
     Rettungsgrabung im
     römischen Kastell (rechts)
                                   chen, die Aufschluss geben über Lebensweise,
                                   Arbeiten, Sitten und Gebräuche der Menschen
                                   früherer Zeiten, zerstört. Rettungsgrabungen
     Mautern,
     Restaurierung des             zählen daher zwangsweise zu den Schwerpunkt-
     spätantiken                   aufgaben der archäologischen Denkmalpflege.
     Hufeisenturmes (links)
                                         Die Denkmalpflege hat in erster Linie für
                                   die unversehrte Erhaltung unseres Kulturerbes
                                   einzutreten. Bei unvermeidbarer Zerstörung ist
                                   sie im Sinne des öffentlichen Auftrages ver-
                                   pflichtet, die archäologischen Quellen vor ihrer
                                   endgültigen Zerstörung durch eine rechtzeitig
                                   vor dem Baugeschehen durchzuführende wis-

                                  8                                                                                                                               9
Denkmalpflege in Niederösterreich - Land Niederösterreich
RZ*Archäologie Kern.qxd          27.10.2004    12:08 Uhr     Seite 10

                                                                                                                                                                     auf anschauliche und verständliche Weise darge-
                                                                                                                                                                     stellt werden.
                                                                                                                                                                           Die Öffentlichkeitsarbeit dient auch der
                                                                                                                                                                     Bewusstmachung, welcher Wert archäologischen
                                                                                                                                                                     Denkmälern zukommt und dass mit jeder Aus-
                                                                                                                                                                     grabung Wissenszuwachs, aber auch Verlust
                                                                                                                                                                     eines Originaldokumentes verbunden ist.
                                                                                                                                                                           Die Bedeutung der vielfältigen und oft
                                                                                                                                                                     einzigartigen archäologischen Sachzeugnisse
                                                                                                                                                                     liegt nicht in ihrem materiellen Wert, sondern
                                                                                                                                                                     in ihrer wissenschaftlichen Aussage als Quelle
                                                                                                                                                                     der Menschheitsgeschichte. Ihr Verlust verur-
                                                                                                                                                                     sacht eine nicht mehr schließbare Lücke in
                                                                                                                                                                     unserem Geschichtsbild.
                                                                                                                                                                           Die Erhaltung und Pflege des archäologi-
                                  Veröffentlichung                                          Mit der Einrichtung eines Zentraldepots                                  schen Erbes als Teil der Geschichte unseres Lan-
     Grabung in der barocken            Ein wesentliches Anliegen der archäologi-      und eines Zentrums für Restaurierung und                                      des ist Aufgabe und Verpflichtung der archäolo-
     Gartenanlage von
                                  schen Denkmalpflege ist sowohl die Erschließ-        Dokumentation in der ehemaligen Kartause           Mautern, Westmauer         gischen Denkmalpflege. Um den Heraus-
     Schlosshof
     (limks)                      ung neuer Quellen für die wissenschaftliche          Mauerbach verfügt die Abteilung seit kurzem        des römischen Kastells     forderungen der Gegenwart auch in Zukunft
                                  Forschung als auch die Vermittlung der Ergeb-        über entsprechende Räume, die eine effektive       mit Fächerturm nach        begegnen zu können, bedarf die archäologische
     Schlosshof,                                                                                                                          der Restaurierung
     Freilegung des barocken      nisse ihrer Arbeit an die Öffentlichkeit.            und rasche Aufarbeitung der umfangreichen          (links)                    Denkmalpflege aber auch eines breiten Konsen-
     Neptunbrunnens                     Mit den wissenschaftlichen Publikationsor-     Fundmaterialien sowie eine Archivierung der                                   ses in der Öffentlichkeit und Politik.
     (rechts)                                                                                                                             Ausstellung der
                                  ganen, den jährlich erscheinenden Fundberich-        Funde und Dokumentationen ermöglichen.             Abteilung „WegZeiten“
     Restaurierte Funde           ten aus Österreich und der Monographiereihe               Breiter Raum wird seitens der Abteilung       im Kreuzgang der
     aus einem urnenfelder-       Materialhefte Reihe A, kommt die Abteilung           der Öffentlichkeitsarbeit gewidmet. Bei zahlrei-   ehemaligen Kartause
     zeitlichen Kriegergrab in                                                                                                            Mauerbach,
     Unterradelberg               dieser Verpflichtung nach.                           chen Informationsveranstaltungen, Vorträgen,       Teil Prähistorie
     (unten rechts)                     Voraussetzung für eine wissenschaftliche       Führungen und Ausstellungen werden alljähr-        (rechts)
                                  Auswertung der Grabungsergebnisse ist die            lich Öffentlichkeit und Medien über die Ergeb-
                                  Restaurierung und naturwissenschaftliche Ana-        nisse der denkmalpflegerischen Arbeit infor-
                                  lyse des Fundmateriales. Ohne Restaurierung          miert.
                                  wäre die Masse der Funde weder wissenschaft-              Durch museale Präsentation der Funde
                                  lich auszuwerten noch als Ausstellungsobjekt         und Befunde können Methoden, Ziele und
                                  geeignet. Eine gut ausgestattete Restaurierwerk-     Erkenntnisgewinn archäologischer Grabungen
                                  stätte ist daher eine wichtige Einrichtung der
                                  archäologischen Denkmalpflege.
                                        Da den Funden Quellencharakter
                                  zukommt, muss ihre Verfügbarkeit für zukünfti-
                                  ge Forschung mit neuen Fragestellungen und
                                  Methoden gesichert sein. Eine wesentliche Vor-
                                  aussetzung dafür ist die Archivierung und Auf-
                                  bewahrung der Funde in einem Zentraldepot.                                                              Ausstellung „WegZeiten“,
                                                                                                                                          Teil römische
                                        Ebenso wichtig ist die Archivierung des seit                                                      Gräberstraße
                                  mehr als 150 Jahren in der Abteilung registrier-
                                  ten Dokumentationsmateriales, Berichte, Fotos,
                                  Pläne sowie Grabungsdokumentationen.

                                 10                                                                                                                                  11
Denkmalpflege in Niederösterreich - Land Niederösterreich
RZ*Archäologie Kern.qxd   27.10.2004    12:08 Uhr     Seite 12

                 Archäologische Landesaufnahme in Niederösterreich durch
                 die Abteilung für Bodendenkmale des Bundesdenkmalamtes –
                 Ein Blick in die Zukunft der Vergangenheit

     Marianne Pollak             Grundlage jeder vorsorgenden archäologi-       phie werden Fundgeschichte, Funde und Befun-          Römische Fundstellen
                                                                                                                                      zwischen Melk und Wien
     Christian Mayer       schen Denkmalpflege ist die Gesamterfassung          de, Datierung, Kulturzugehörigkeit, der Aufbe-        nach Stand der Landes-
                           des Bestandes an archäologischen Fundstellen.        wahrungsort der Fundgegenstände sowie die             aufnahme 2004
                           Nur die Kenntnis von Lage und Art dieser             gesamte Literatur angeführt. Entsprechend der
                           umfangreichen Gruppe von Denkmalen ermög-            Zuständigkeit der Abteilung für Bodendenkmale
                           licht im besten Fall ihre unversehrte Erhaltung      werden alle Fundstellen vom Beginn der öster-
                           für künftige Generationen, im schlechtesten Fall     reichischen Geschichte um 140 000 v. Christus
                           eine fachgerechte archäologische Untersuchung        bis in das 20. Jh. n. Christus berücksichtigt.
                           vor drohender Zerstörung. Daher gehört die                 In Niederösterreich sind bisher etwa 15 000
                           archäologische Landesaufnahme, also das Erstel-      Fundstellen erfasst, das ist wohl etwa die Hälfte
                           len eines Inventars aller archäologischen Fund-      der insgesamt noch erhaltenen und ein unbe-
                           stellen, zu den wichtigsten Aufgaben der Abtei-      kannt großer Anteil der ehemals vorhandenen.
                           lung für Bodendenkmale des Bundesdenkmal-                  Die meisten archäologischen Denkmale sind
                           amtes. Dieses Inventar liefert die Grundlagen        ober Tag nicht sichtbar. Sie sind aber bei der Pro-
                           für die Stellung einer Fundstelle unter Denk-        spektion anhand von Verfärbungen des Erd-
                           malschutz sowie für die Berücksichtigung von         reichs, Fundstücken auf der Erdoberfläche oder                                       Die Mehrzahl der heute erhaltenen Grab-      gen. Häufig sind es in der Römerzeit angelegte
                           Bodendenkmalen in Planungsverfahren. Das             aus der Luft als regelmäßige Strukturen zu erken-                              hügelgruppen liegt in Waldgebieten mit ihren       Straßen, die viel älteren Pfaden folgen und im
                           sind zum Beispiel Gutachten für Raumordnung          nen. Sogenannte Geländedenkmale, bis heute                                     günstigen Erhaltungsbedingungen, da hier über      Mittelalter wieder benützt wurden. So bilden sie
                           und Flächenwidmung sowie Großbauvorhaben.            sichtbare Spuren einer fernen Vergangenheit,                                   Jahrtausende hin die Grabhügel vom Pflug ver-      den Kern des modernen Verkehrssystems.
                           In den letzten Jahren sind auch Detailgutachten      gehören zu den die Kulturlandschaft prägenden                                  schont blieben. Die Lage auf Höhenplateaus              Der Bergbau war von seinen Anfängen im
                           für Umweltverträglichkeitsprüfungen hinzuge-         Elementen. Ihre Vielfalt ist erstaunlich und                                   zeigt aber, dass die Sichtbarkeit dieser Monu-     Neolithikum bis in jüngste Vergangenheit ein
                           kommen.                                              umfasst Objekte unterschiedlichster Funktion.                                  mente ein wesentliches Ziel ihrer Erbauer gewe-    wahrer Wirtschaftsmotor. Seine Spuren zeigen
                                 Die Erfassung aller archäologischen Fund-            Dazu zählen Wehranlagen, die von der                                     sen sein muss und dass sie ursprünglich in         sich an tiefen Einbruchskratern entlang von
                           stellen Österreichs erfolgt mit Hilfe einer in der   jungsteinzeitlichen befestigten Siedlung über                                  unbewaldetem Gebiet lagen. In Gegensatz dazu       Stollen, den sog. Pingen, deren linearer Verlauf
                           Abteilung erstellten und programmierten              Ringwallanlagen und römische Kastelle am                                       konnten sich im heute landwirtschaftlich           jenem der künstlichen Einbauten entspricht. Zu
                           Datenbank nach einem streng normierten Sche-         Donaulimes bis zu den hochmittelalterlichen                                    genützten Freiland nur die größten Tumuli bis      den jüngsten Geländedenkmalen zählen die
                           ma. Zur Interpretation und zeitlichen Einord-        Hausbergen und abgekommenen Wasserschlös-                                      in unsere Zeit erhalten. So lag der berühmte       Überreste abgekommener mittelalterliche Ort-
                           nung von Funden und Befunden werden wissen-          sern reichen.                                                                  Großgrabhügel von Großmugl ursprünglich            schaften („Wüstungen“) und ihrer ehemaligen
                           schaftliche Fachliteratur, Archivmaterialen und            Die umfangreichste Gattung bis heute                                     nicht allein, sondern war von einer ganzen         Ackerfluren.
                           Museumsinventare herangezogen. Zusätzlich            sichtbarer Denkmale bilden Hügelgräbergrup-                                    Anzahl weiterer Hügelgräber umgeben. Sie sind           Die Charakteristik archäologischer Fund-
                           werden Prospektionsmethoden wie systemati-           pen oder einzelne Grabhügel. Die Sitte, die Ver-                               heute eingeebnet und allenfalls noch anhand        landschaften, ihrer Denkmäler und ihrer Erhal-
                           sche Geländebegehung, Auswertung von Luftbil-        storbenen unter einem Tumulus zu bestatten,                                    ihrer Umfassungsgräben in Luftbildern kennt-       tung ist regional völlig unterschiedlich und
                           dern und geophysikalische Messungen einge-           wurde in mehreren historischen Perioden geübt.                                 lich.                                              hängt unmittelbar mit dem Naturraum, der
                           setzt. Dabei werden neue Fundstellen erfasst,        Wir kennen Hügelgräber aus der mittelbronze-                                         Nicht nur der religiöse und kriegerische     gegenwärtigen Ökumene und Siedlungsdyna-
                           Angaben über bereits bekannte Fundstellen            zeitlichen Hügelgräberkultur, der Zeit der Hall-                               Teil der Geschichte hat im Landschaftsbild Spu-    mik, der Nähe zu Ballungsräumen und der Ver-
                           überprüft und ihr Erhaltungszustand ermittelt.       stattkultur, der Älteren Römischen Kaiserzeit                                  ren hinterlassen. Bis heute lassen sich histori-   fügbarkeit von Rohstoffen zusammen.
                                  Neben detaillierten Angaben zur Topogra-      und dem Frühmittelalter.                                                       sche Verkehrswege über viele Kilometer verfol-          Aus diesem Grund zeigen sich am archäo-

                          12                                                                                                                                   13
Denkmalpflege in Niederösterreich - Land Niederösterreich
RZ*Archäologie Kern.qxd   27.10.2004    12:09 Uhr     Seite 14

                           logischen Fundbestand der vier Viertel Niederö-      Zersiedelung stellen eine weitere Gefahr dar.
                           sterreichs zahlreiche Unterschiede. Nördlich der     Und damit schließt sich der Kreis: Jedes Fach-
                                                                                                                                                 Infrastrukturelle Großbauvorhaben und
                           Donau ist das Weinviertel die seit der Altstein-     gutachten für Raumordnung und Flächennut-                        die archäologische Denkmalpflege
                           zeit am intensivsten besiedelte Region Öster-        zung oder für Umweltverträglichkeitsprüfungen
                           reichs, während die ur- und frühgeschichtliche       ist nur so gut und zielführend wie die vorange-
                           Besiedlung des Waldviertels mit Ausnahme von         hende Inventarisation.
                           Horner Bucht und Eggenburger Becken recht                  Dementsprechend muss ein weiterer
                           dünn war. Im Viertel Ober dem Wienerwald bil-        Schritt in der archäologischen Landesaufnahme
                           deten neben dem außergewöhnlich fundreichen          gesetzt werden: Bisher wurden die erhobenen        Christoph Blesl          Einleitung                                        Planungsverfahren
                           Traisental die Täler von Erlauf und Ybbs die         Daten mit einer konventionellen Datenbank          Martin Krenn                   Niederösterreich, im Herzen Europas gele-         Bereits im Zuge der Vorplanung eines Bau-
                           Siedlungsschwerpunkte. Im Viertel Unter dem          elektronisch verwaltet. Da die kartographischen                             gen, wird derzeit zu einer Verkehrsdrehscheibe    projektes wird im Regelfall die Abteilung für
                           Wienerwald war der Raum zwischen Donau und           und planlichen Unterlagen zu den Fundstellen                                ausgebaut. Zahlreiche Infrastrukturmaßnahmen      Bodendenkmale über die geplanten Varianten
                           Leithagebirge besonders dicht besiedelt. Im          nicht jederzeit elektronisch verfügbar sind,                                wie der Ausbau der Westbahn zwischen Salzburg     neuer Verkehrswege informiert. Mit Hilfe der
                           Raum der Neuen Welt und der Buckligen Welt           bedeutet die Zusammenstellung von Unterlagen                                und Wien mit der Neubaustrecke durch das          über Jahrzehnte aufgebauten Fundstellendatei
                           finden sich zahlreiche Spuren ur- und früh-          für Unterschutzstellungen von Fundstellen oder                              Tullnerfeld, die Errichtung der Weinviertel       kann dem Bauwerber ein relativ klares Bild der
                           geschichtlicher Metallgewinnung und -verarbei-       für die Kontrolle von großen Bauvorhaben                                    Autobahn und der Nordost Autobahn sowie der       betroffenen archäologischen Fundzonen gelie-
                           tung.                                                immer noch einen erheblichen Zeitaufwand.                                   Südspange Wiens greifen tief in die Kulturland-   fert werden. Bei der Variantenfindung werden
                                 Natürlich kann sich die archäologische         Dieser läßt sich durch den Einsatz eines Geogra-                            schaft ein. In Zusammenhang mit diesen            diese Ergebnisse eingearbeitet und berücksich-
                           Landesaufnahme als Instrument des Denkmal-           phischen Informationssystems (GIS) wesentlich                               Großprojekten stehen lokale Maßnahmen, die        tigt. So werden Trassen teilweise verworfen,
                           schutzes nicht einfach mit der Darstellung des       herabsetzen, da damit alle geographischen                                   den Regionalverkehr in das neue Verkehrskon-      lagemäßig adaptiert oder besondere Schutzmaß-
                           Ist-Zustandes zufrieden geben, da aus der Dyna-      Informationen und ein vollständiges elektroni-                              zept einbinden. Durch die genannten Bauvorha-     nahmen wie z. B. Brückenbauten als Auflage des
                           mik moderner Besiedlung ständig neue Bedro-          sches Archiv graphischer Daten mit Sachdaten                                ben werden zahlreiche archäologische Denkmale     Bundesdenkmalamtes in die Varianten eingear-
                           hungen für archäologische Fundstellen entste-        zusammenführt werden können. Die in der                                     gefährdet. Aufgabe der Bodendenkmalpflege ist     beitet.
                                                                                                                                   Die Trasse der HLAG im
                           hen:                                                 bereits erarbeiteten Datenbank vorhandenen         Bereich Freundorf        es, in diesem Zusammenhang Strategien und               In einem zweiten Schritt kommt es von Sei-
                                  Geländedenkmale sind überall in Wäldern       Daten erscheinen zusammen mit den dazu-                                     Methoden zu entwickeln, die einerseits dem        ten der Bauträger zu einer Variantenentschei-
                           bis jetzt am besten erhalten und haben bis vor       gehörigen Plänen, Luftbildern und Karten am                                 Erhalt, andererseits der Dokumentation und der    dung und einer Definierung der genauen Trasse.
                           kurzem als ungefährdet gegolten. Heute bietet        Bildschirm. Damit wird ein technischer Stan-                                fachgerechten Bergung des archäologischen         Im Konzept der Umweltverträglichteitser-
                           der Wald aber keinen ausreichenden Schutz. Die       dard in der Datenhaltung erreicht, wie er einer                             Erbes dienen.                                     klärung (UVE) werden die Grundzüge des Vor-
                           modernen Methoden intensiver Bewirtschaf-            modernen öffentlichen Verwaltung entspricht.                                                                                  habens beschrieben und den zuständigen
                           tung unter Einsatz schwerer Maschinen machen         Planung, Programmierung des Systems und                                                                                       Behörden zur Stellungnahme vorgelegt. Die
                           die Anlage entsprechender Forstwege erforder-        Weiterentwicklung der Programme erfolgen                                                                                      Auswirkungen auf Kulturgüter, zu denen auch
                           lich, die verheerende Zerstörungen bewirken          durch die Abteilung selbst. Dies gewährleistet,                                                                               Bodendenkmale zählen, werden somit bereits in
                           können.                                              dass die verwendete Software optimal den                                                                                      der Einreichphase berücksichtigt. Im Rahmen
                                 Für Freilandfundstellen stellt die industri-   Bedürfnissen der archäologischen Denkmalpfle-                                                                                 des Trassenfestlegungsverfahrens wird die
                           elle Landwirtschaft das größte Gefährdungspo-        ge entspricht – bei minimalen Kosten.                                                                                         Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) durchge-
                           tential dar. Der Zustand zahlreicher Fundplätze            Damit ist die Zukunft der Landesaufnahme                                                                                führt. Dabei wird die Umweltverträglichkeitser-
                           lässt befürchten, dass sie im Lauf der nächsten      vorgezeichnet:                                                                                                                klärung zur allgemeinen Einsicht aufgelegt, von
                           Jahrzehnte verschwunden sein werden.                       Stand bisher die Erhebung und die Benach-                                                                               Fachgutachtern der Behörde, zu denen auch das
                                 Es gibt zahlreiche Gebiete mit höchst unbe-    richtigung von Betroffenen und öffentlichen                                                                                   Bundesdenkmalamt gehört, beurteilt und erör-
                           friedigendem Forschungsstand. Ziel der archäo-       Stellen im Vordergrund, liegt jetzt der Schwer-                                                                               tert. Auf Grund der Ergebnisse der Umweltver-
                           logischen Landesaufnahme muss es daher sein, in      punkt der Landesaufnahme in der Planung                                                                                       träglichkeitsprüfung werden die Detailbewilli-
                           diesen Gebieten Arbeitsschwerpunkte zu setzen.       denkmalschützerischer Maßnahmen, um den                                                                                       gungen nach den relevanten Gesetzen erlassen
                                 Großbauvorhaben, wie der Neubau von            Belangen der Bodendenkmalpflege im moder-                                                                                     und die erforderlichen Auflagen formuliert. In
                           Bahnstrecken, Autobahnen und Versorgungslei-         nen Verwaltungswesen eine Stimme zu                                                                                           diesem Stadium werden von der Bodendenk-
                           tungen, Gewinnung von Massenrohstoffen und           verleihen.                                                                                                                    malpflege sämtliche bis dahin gewonnenen

                          14                                                                                                                                15
Denkmalpflege in Niederösterreich - Land Niederösterreich
RZ*Archäologie Kern.qxd          27.10.2004    12:09 Uhr    Seite 16

                                  Ergebnisse aus Begehungen, Luftbildflügen und      rangiges Ziel der Denkmalpflege ist die fachge-    Arbeitsplan kann nun mit der eigentlichen Frei-     lenstoffisotops 14C, beziehungsweise durch
                                  anderen Prospektionsmethoden bekannt gege-         rechte Untersuchung der betroffenen Flächen        legung begonnen werden.                             Thermolumineszenz-Datierung (Beim Erwär-
                                  ben. Schutz oder fachgerechte Freilegung der       bei Einhaltung der vereinbarten Fertigstellungs-         Eine besondere Herausforderung an das         men bestimmter Stoffe tritt ein Aufleuchten in
                                  einzelnen Fundgebiete wird als Auflage formu-      termine.                                           Grabungsmanagement stellt der Umgang mit            einer charakteristischen Farbe auf, deren Inten-
                                  liert. Im Bauprojekt werden diese Vorgaben               Am Beginn jeder Rettungsgrabung steht        dem gewonnenen Datenmaterial dar. Nur durch         sität bezüglich des Alters der Probe interpretier-
                                  berücksichtigt und für die Bergung der Boden-      der maschinelle Abhub der Humusdecke unter         eine Standardisierung der Befund- und Funddo-       bar ist). Bei gut erhaltenen Hölzern kann durch
                                  denkmale entsprechende Zeithorizonte einge-        Aufsicht eines Archäologen. Der durchpflügte       kumentation mittels einer zentralen Erfassung       die Dendrochronologie (Jahresringdatierung)
                                  plant. Somit wird nicht nur ein entsprechender     Ackerhumus wird bis zum Auftreten erster           aller Informationen (Texte, Bilder, Pläne, Proto-   das exakte Schlagdatum bestimmt werden. Zum
                                  Zeitraum für die archäologischen Untersuchun-      archäologischer Spuren schichtweise abgezogen.     kolle etc.) in eigens dafür adaptierten Datenban-   Gesamtergebnis einer Fundstelle tragen diese
                                  gen gewährleistet, sondern auch der geplante       Besonders geschulte und teilweise schon Jahre      ken und Vermessungsprogrammen ist eine effi-        Untersuchungen mindestens genauso viel bei
                                  Baubeginn sichergestellt.                          im archäologischen Einsatz befindliche Bagger-     ziente Verwaltung der Datenmengen möglich.          wie der schönste Fund.
                                                                                     fahrer ermöglichen zentimetergenaues Arbeiten      Hierdurch kann eine fachliche Qualitätssiche-             Parallel zu den Arbeiten im Feld wird das
                                  Realisierungsphase                                 unter größter Bedachtnahme auf die Substanz        rung gewährleistet werden. Der schnelle Zugriff     geborgene Fundmaterial gewaschen, inventari-
                                        Nach Abschluss der Planungsphase wird        des Bodendenkmales. Der kontrollierte und          auf diese Daten ermöglicht ein professionelles      siert und restauriert. Durch diese Vorgangsweise
                                  von Seiten der archäologischen Denkmalpflege       gezielte Maschineneinsatz steht nicht im Wider-    Bauzeitmanagement sowie eine sparsame Res-          kann die wissenschaftliche Aufarbeitung ehebal-
                                  ein Arbeitsplan entworfen. Die zeitliche Abfolge   spruch zu den Methoden der Archäologie. Meh-       sourcenplanung. Sowohl langfristige Planungen       digst beginnen.
                                  der einzelnen Rettungsgrabungen richtet sich       rere Hektar große Fundgebiete können in relativ    als auch flexible Reaktionen aus sich verändern-
                                  einerseits nach archäologischen Vorgaben, d. h.    kurzer Zeit geöffnet und in ihrer exakten Aus-     den Rahmenbedingungen lassen sich nur auf           Ergebnisse
                                  besonders relevante oder arbeitsintensive Berei-   dehnung erfasst werden. Sauber abgezogene          dieser Grundlage bewältigen. Ebenso ist eine              Die flächigen Rettungsgrabungen im Zuge
                                  che werden vorgezogen, andererseits nach den       Flächen erleichtern die Begutachtung bei der       fachlich korrekte Erstbeurteilung sowie eine        infrastruktureller Großbauvorhaben erlauben
                                  Wünschen der Bauträger. Brücken und Tunnel,        Ansprache der Befunde (Fundsituation – Grä-        rasche Verfügbarkeit des Materials zur wissen-      teilweise neue Zugänge. Archäologische Fund-
                                  Baustraßen, temporäre Verkehrsumlegungen,          ber, Siedlungsobjekte etc.) und der Einschät-      schaftlichen Aufarbeitung gegeben.                  landschaften werden großflächig erfasst und
                                  Flächen für infrastrukturelle Maßnahmen zur        zung des Arbeitsaufwandes für deren Dokumen-             Neben der reinen archäologischen Arbeit       zeichnen ein für uns neues Bild der Kulturland-
                                  Baustelleneinrichtung stehen am Beginn jeder       tation und Bergung.                                werden zahlreiche Nachbarwissenschaften zur         schaft.
                                  Baustellenabwicklung und somit auch am                   Im Anschluss wird die betroffene Fläche      Gesamtbeurteilung einer Fundstelle herangezo-             Auf Grund der künstlichen (Kommassie-
                                  Beginn des archäologischen Bauzeitplanes. Die      händisch überarbeitet, bis die Befundlage klar     gen. In Siedlungsbereichen werden große Men-        rung, Baumaßnahmen etc.) und natürlichen
                                  zeitliche Abstimmung der einzelnen Punkte          zu Tage tritt. Mit einem Tachymeter werden die     gen Erdproben flotiert und geschlämmt, um           (Erosion) Landschaftsveränderung kann eine
                                  kann nur in permanenter Absprache zwischen         archäologischen Strukturen vermessen und mit       botanische und winzige tierische Überreste zu       extreme Gefährdung von Fundstellen in expo-
                                  Archäologie und Baumanagement erfolgen. Vor-       Objektnummern versehen. Mit dem so erstellten      dokumentieren. Mit Hilfe der Archäozoologie         nierter Lage dokumentiert werden. Von ganzen
                                                                                                                                        und -botanik sowie der Bodenkunde kann die          Siedlungen und Gräberfeldern bleiben nur noch
     Untersuchung einer                                                                                                                 Ernährungsgrundlage und die Umwelt im               die am stärksten eingetieften Objekte erhalten.
     paläolithischen und neo-
     lithischen Fundstelle auf                                                                                                          Bereich der Fundstelle zu einer bestimmten Zeit     In bestimmten Landstrichen ist allerdings das
     der Trasse der HLAG                                                                                                                rekonstruiert werden.                               Gegenteil zu beobachten. Bis heute unbekannte
     bei Saladorf                                                                                                                             Die Untersuchung menschlicher Skelettre-      Fundstellen, überlagert von mächtigen Erosi-
                                                                                                                                        ste liefert wertvolle Informationen über einzelne   ons- oder Überschwemmungsschichten, werden
                                                                                                                                        Personen und über die Bevölkerungsstruktur. So      erst bei tiefen Bodeneingriffen aufgedeckt.
                                                                                                                                        lassen sich etwa Sterbealter, Geschlecht und              Diese Beobachtungen liefern für viele
                                                                                                                                        Körperhöhe bestimmen; bei Personengruppen           Landschaften nicht nur einen völlig neuen
                                                                                                                                        werden Verwandtschaftsbeziehungen, Ernähr-          Kenntnisstand für die archäologische Denkmal-
                                                                                                                                        ungslage und Altersstruktur untersucht, auch        pflege und erleichtern die Planung bei zukünfti-
                                                                                                                                        Krankheiten und Verletzungen sind, soweit sie       gen Bauprojekten in anderen Regionen mit ver-
                                                                                                                                        Spuren am Knochen hinterlassen, nachweisbar.        gleichbarer Topographie.
                                                                                                                                              Die genaue Bestimmung des archäologi-               Erstmals gelang es der Abteilung für
                                                                                                                                        schen Alters einzelner Funde oder Befunde           Bodendenkmale des Bundesdenkmalamtes beim
                                                                                                                                        erfolgt mittels Messung des radioaktiven Koh-       Bau der S33 im Traisental eine großflächige Kul-

                                 16                                                                                                     17
RZ*Archäologie Kern.qxd          27.10.2004    12:10 Uhr    Seite 18

                                                                                     3. Jahrhunderts n. Chr. hervorzuheben. Diese
                                                                                     wird in einem gesonderten Artikel im gleichen
                                                                                     Band vorgestellt.

                                                                                     A6, Nordost Autobahn
                                                                                           Bei der Errichtung der Nordost Autobahn
                                                                                     sind ingesamt elf Fundstellen mit einer Gesamt-
                                                                                     fläche von 70 Hektar vom Baugeschehen betrof-
     Seitzersdorf-Wolfpassing,                                                                                                            Saladorf,
     Befestigung aus dem                                                             fen. Bis zum momentanen Zeitpunkt konnte ein
                                                                                                                                          Freilegung neolithischer
     Jahr 1914                                                                       frühbronzezeitliches Gräberfeld der Wieselburg       Siedlungsobjekte
                                                                                     Kultur (um 1.700 v. Chr.), eine latènezeitliche
                                                                                     Siedlung, römische Holzbauten sowie Gruben-
                                                                                     häuser der Völkerwanderungszeit dokumentiert
                                  turlandschaft zu erschließen. Durch das Ver-       werden.
                                  kehrsprojekt und durch die damit verbundenen
                                  Begleitmaßnahmen (Schotterabbau, Errichtung        S1, Umfahrung Wien
                                  neuer Industriegebiete) wurde eine ur- und              Beim Bau der Wiener Südumfahrung
                                  frühgeschichtlich dicht besiedelte Landschaft      gelang es in den Jahren 2001 – 2003 eine jung-
                                  gefährdet und musste in kürzester Zeit archäo-     steinzeitliche Siedlung aus der Wende vom
                                  logisch dokumentiert werden.                       6. zum 5. Jahrtausend v. Chr. freizulegen, weiters
                                        Trotz großer Erfolge für die Archäologie     wurden Gehöfte der Bronze- und Eisenzeit
                                  z.B. auf dem Sektor der Bronzezeitforschung, ist   sowie ein Gräberfeld der Urnenfelderkultur auf-
                                  aus Sicht der Denkmalpflege ein großer Verlust     gedeckt. Spektakulär war der Fund eines 675
                                  an Fundstellen zu vermerken. Es wurden aber        Bestattungen umfassenden awarischen Gräber-
                                  unschätzbare Erfahrungen für die Betreuung der     feldes, das zu den größten Nekropolen dieser                                    und im Vorfeld archäologisch untersucht (Jet-       Eisenbahn-Hochleistungsstrecke
                                  aktuellen Großbauprojekte gewonnen.                Art in Österreich zählt.                                                        zelsdorf, Ziersdorf, Mold). Hervorzuheben ist       Wien – St. Pölten
                                        Die damals erarbeiteten Grundlagen wer-                                                                                      die Grabung auf der Ortsumfahrung von Seit-               Zwischen dem Knoten Wagram östlich von
                                  den bei der Errichtung der neuen Verkehrswege,     Regionale Straßenprojekte                                                       zersdorf-Wolfpassing. Auf einer Flugaufnahme        St. Pölten und dem Beginn des Wienerwaldtun-
                                  wie dem Ausbau der Westbahn durch die Eisen-            Zahlreiche Ortsumfahrungen wurden in                                       zeichneten sich auf der Trasse weitläufige Struk-   nels südlich von Staasdorf erfordern rund 40
                                  bahn-Hochleistungsstrecken-AG (HL-AG), der         den letzten Jahren in Niederösterreich errichtet                                turen im Getreidebewuchs ab, deren Interpreta-      Kilometer Eisenbahnbau intensive archäologi-
                                  Nord- und Nordost-Autobahn durch die ASFI-                                                                                         tion als Stellung aus dem Ersten Weltkrieg durch    sche Betreuung. Zwanzig archäologische Fund-
                                  NAG sowie bei allen anderen Straßenbauprojek-                                                                                      die Grabung und Archivforschungen möglich           stellen mit einer Gesamtausdehnung von
                                  ten des Landes Niederösterreich umgesetzt.                                                                                         wurde.                                              680.000 m2 wurden der HL-AG vor Baubeginn
     Seitzersdorf-Wolfpassing,                                                                                                                                             Die Anlage gehört zu dem 1914 errichteten,    bekannt gegeben und seit dem Jahr 2000 mit
     Befestigung aus dem          Beispiele:                                                                                                                         aus 157 Stellungen bestehenden Befestigungs-        großem Erfolg untersucht. Bis August 2004
     Jahr 1914 während der
     Grabung                      A5, Weinviertel Autobahn                                                                                                           kordon zur Sicherung des Brückenkopfes von          konnten eine altsteinzeitliche Jagdstation, jung-
                                       Auf der Weinviertel Autobahn konnten von                                                                                      Tulln. Es handelt sich dabei um ein so genanntes    steinzeitliche, bronzezeitliche und eisenzeitliche
                                  Juni 2003 bis Juli 2004 insgesamt fünf Fundstel-                                                                                   Hauptwerk für eine Infanteriekompanie, ausge-       Siedlungen und Gräber sowie römische Landgü-
                                  len mit einer Gesamtfläche von 200.000 m2                                                                                          stattet mit granatensicheren Einbauten, fünf        ter und Friedhöfe freigelegt werden. Auch reich
                                  untersucht werden, vier weitere, etwa gleich                                                                                       Erdbeobachtungsposten und einem Stachel-            ausgestattete Bestattungen der späten Völker-
                                  große Flächen müssen bis Sommer 2005 abge-                                                                                         drahtzaun, das bei den Grabungen dokumen-           wanderungszeit (6. Jahrhundert n. Chr.) und
                                  schlossen sein. Neben einem mittelbronzezeitli-                                                                                    tiert werden konnte.                                Siedlungsobjekte des Frühmittelalters (8. – 11.
                                  chen Gräberfeld (um 1.500 v. Chr.) und einem                                                                                             Erstmals wurde damit ein militärhistori-      Jahrhundert n. Chr.) lagen im Bereich der
                                  kupferzeitlichem Gehöft (4./3. Jahrtausend v.                                                                                      sches Zeitzeugnis der jüngsten Vergangenheit        zukünftigen Eisenbahn-Hochleistungstrecke.
                                  Chr.), ist eine germanische Siedlung des 2. und                                                                                    auch archäologisch erfasst.

                                 18                                                                                                                                  19
RZ*Archäologie Kern.qxd         27.10.2004   12:10 Uhr    Seite 20

                   Keltische Grabhügel am Ufer
                   der Perschling

                                                                                                                                     Übersicht: Grabhügel
     Christoph Blesl                  Die Neubaustrecke Wien St. Pölten ist        ca. 680.000 m2 können zur Gänze untersucht        1, 2 und 3. Die Hügel
     Fritz Preinfalk             wesentlicher Bestandteil des viergleisigen Aus-   werden.                                           wirken auf der Abbildung
                                                                                                                                     überhöht, da der alluvia-
                                 baus der Westbahn zwischen Wien und Wels.               Eine der 20 Fundstellen liegt im Bereich    le Auboden bereits
                                 Der 42,3 Kilometer lange Streckenabschnitt        der neuen Eisenbahnbrücke über die Perschling     abgetragen ist.
                                 reicht von der Landesgrenze Wien/Niederöster-     nahe zum Ufer des heutigen Flusslaufes, etwa
                                                                                                                                     Frühlatènezeitliche
                                 reich im Osten bis zu Einbindung in die beste-    0,5 Kilometer südlich der Ortschaft Rassing im    Bestattung in Hügel 1
                                 hende Westbahn durch den Knoten Wagram            Gemeindegebiet von Kapelln. Auf der ca. 9.000     (unten)
     Bahnbau und Archäolo-       bei St. Pölten.                                   m2 großen Fläche wurden im Oktober 2003
     gie. Die Baustelle der           Die Abteilung für Bodendenkmale des          keltische Gräber entdeckt. Der kleine Friedhof
     neuen Perschlingbrücke,
     rechts die ausgegrabenen    Bundesdenkmalamtes begann mit den archäolo-       bestand aus drei Grabhügeln und fünf Flachgrä-
     keltischen Hügelgräber.     gischen Untersuchungen auf der Neubaustrecke      bern, die etwa in der Zeit um 400/380 v. Chr.
                                 im Jahr 2000 in Pottenbrunn (Knoten Wagram).      angelegt wurden.                                                              Kammer wurde dann ein Erdhügel aufgeschüt-         Umfassungsgraben – wohl das Fundamentgräb-
                                 Seit Dezember 2002 werden die Fundgebiete im            Die Grabhügel bestanden aus einer ebener-                               tet. Die Hügel wurden später, nach dem sie weit-   chen einer den Hügel im Sinne einer Krepis
                                 Streckenabschnitt Wienerwald und Tullnerfeld      dig, auf der Oberfläche des antiken Aubodens                                  gehend durch Witterungseinflüsse abgetragen        begrenzenden Palisadenreihe – mit einem
                                 ergraben und seit Oktober 2003 jene im            errichteten, hölzernen Grabkammer, deren                                      waren, knapp über dem Niveau der Grabkam-          Durchmesser von 14 Meter gibt den ursprüngli-
                                 Abschnitt West (Perschlingtal). Die betroffenen   Größe durch die Lage und Anordnung der Bei-                                   merdecke von löss-lehmigem Erosionsmaterial        chen Durchmesser des Tumulus an.
                                 archäologischen Fundstellen im Ausmaß von         gaben rekonstruiert werden kann. Über der                                     überdeckt und so konserviert. Über dieser               Bei den beiden Grabhügeln, die keinen
                                                                                                                                                                 Schicht bildete sich ein neuer Boden, der die      Umfassungsgraben aufwiesen, kann die ur-
                                                                                                                                                                 heute bewirtschaftete Oberfläche darstellt.        sprüngliche Dimension nicht exakt bestimmt
                                                                                                                                                                       Die Schächte der Flachgräber wurden in       werden, da die Hügel durch Witterungseinflüsse
                                                                                                                                                                 alluvialen Boden bis in den tiefer anstehenden     abgetragen und an ihrer Basis Schüttmaterial
                                                                                                                                                                 Lehm oder älteren Auboden eingetieft und nach      über den ursprünglichen Durchmesser hinaus
                                                                                                                                                                 der Grablege mit lehmig-humosem Material           abgelagert wurde.
                                                                                                                                                                 verfüllt.
                                                                                                                                                                       Die Grabkammer von Hügel 1 enthielt die
                                                                                                                                                                 Skelettreste eines Mannes, ein Großgefäß, eine
                                                                                                                                                                 Linsenflasche, zwei kleine Schüsseln, ein Hau-
                                                                                                                                                                 messer, einen Bronzering, eine eiserne Gürtel-
                                                                                                                                                                 schnalle mit kästchenförmigem Beschlag, eine
                                                                                                                                                                 eiserne Speerspitze, ein eisernes Griffangel-
                                                                                                                                                                 schwert sowie eine Bronze- und eine Eisenfibel.
                                                                                                                                                                 Besonders die Bronzefibel – es handelt sich um
                                                                                                                                                                 eine frühe Variante der Duxer Fibel – legt eine
                                                                                                                                                                 Datierung des Grabes in die Stufe Latène B1
                                                                                                                                                                 nahe.
                                                                                                                                                                       Aus Grabhügel 2 stammt ein weiteres
                                                                                                                                                                 Schwert mit den Resten einer Bronzescheide. Ein

                                20                                                                                                                               21
RZ*Archäologie Kern.qxd         27.10.2004    12:11 Uhr    Seite 22

                                                                                                                                                       Eine germanische Siedlung in Pellendorf

                                                                                                                                         Gottfried Artner               Seit Juni 2003 wird im Zuge der Errich-
                                                                                                                                         Martin Krenn
                                                                                           Aus den fünf Flachgräbern wurden weitere                               tung der A5, der Weinviertel-Autobahn, in der
                                                                                     Keramikgefäße wie Schüsseln, Linsenflaschen                                  KG Pellendorf auf 30.000 m2 eine großflächige
                                                                                     und Großgefäße geborgen, ebenso bronzene                                     Rettungsgrabung des Bundesdenkmalamtes,
                                                                                     Fibeln, Hals-, Arm- und Fingerringe sowie ein                                Abteilung für Bodendenkmale, durchgeführt.
                                                                                     Eisenwerkzeug mit Beingriff.                                                 Der großflächige Eingriff wurde nötig, da hier
                                                                                           Zumindest eine weitere Bestattung dürfte                               für die Autobahn ein Brückenbauwerk und ein
                                                                                     der Regulierung der Perschling beziehungsweise      Pellendorf,              Wasserrückhaltebecken projektiert sind. Bei
                                                                                                                                         Luftaufnahme Juli 2004
                                                                                     der folgenden Kommassierung zum Opfer gefal-        (rechts)                 den Begehungen im Jahre 2002 wurden auf den
                                       Die Kammer des Grabhügels 3, die eben-        len sein. Der Fund eines Schwertes aus dem                                   betroffenen Feldern zahlreiche Keramikfrag-
     Grab 7 Doppelbestattung.                                                                                                            Pellendorf,
     (links)                     falls nur durch die Anordnung der Funde             Bereich eines in den 1960er Jahren zuplanierten                              mente aufgesammelt. Die Luftbildauswertung
                                                                                                                                         Übersichtsplan
                                 erschlossen werden konnte, dürfte wohl in der       Altarmes des Flusses unmittelbar neben den          (unten)                  zeigte allerdings keine klar interpretierbaren
     Eisernes Griffangel-        Antike beraubt worden sein, worauf die starke       Grabhügeln wurde erst 2004 bekannt gegeben.                                  Befunde. Die Niederung des West-Ost verlau-
     schwert, Pfeil- und
     Speerspitzen.               Verwerfung der meisten Beigaben hindeutet. Sie            Die Auffindung des frühlatènezeitlichen                                fenden Goldbaches, zwischen Pellendorf und
     (rechts)                    beinhaltete noch ein Großgefäß, ein situlenför-     Friedhofs an der Perschling ergänzt das Bild die-                            Gaweinstal gelegen, ist im Franziszeischen Kata-
                                 miges Gefäß, zwei Schüsseln sowie ein weiteres,     ser Fundlandschaft um einen wesentlichen                                     ster als Sumpfniederung eingetragen. Der Süd-           Nach dem maschinellen Abhub der
                                 völlig zerscherbtes Gefäß, zwei eiserne Speer-      Punkt. Bisher waren aus dem Perschlingtal nur                                hang, auf dem sich die Fundstelle direkt entlang   Humusdecke zeichnete sich im anstehenden
                                 spitzen, zwei Eisenringe, ein eisernes Haumesser    zwei keltische Siedlungen bekannt. Nunmehr                                   des Baches erstreckt, fällt sanft Richtung Nor-    Lössboden eine Vielzahl von Siedlungsobjekten
                                 sowie eine Eisenfibel und eine bronzene Vogel-      konnten hier erstmals auch keltische Grabbau-                                den ab. Die nördliche Begrenzung des Tales ist     ab. Die Befunde erstrecken sich bis direkt an
                                 kopffibel, die eine Datierung der Grablege in die   ten aufgedeckt werden. Die Lage des Friedhofes                               stärker gegliedert.                                den Goldbach, sind dort allerdings bedingt
                                 Stufe Latène A2 andeutet. Vom Leichnam selbst       in der Flussniederung zeigt außerdem, dass
                                 haben sich keinerlei Überreste erhalten, was        hochwassersichere Flussterrassen oder zumin-
                                 wohl hauptsächlich auf die schlechten Boden-        dest leichte Geländeerhöhungen nicht immer
                                 verhältnisse und weniger auf die antike Berau-      Voraussetzungen für die Wahl eines Bestat-
                                 bung zurückzuführen sein dürfte.                    tungsplatzes sind.

     Hals-, Arm-, Fingerring
     und Fibeln aus Bronze,
     Werkzeug aus Eisen mit
     Beingriff.
     (links)

     Großgefäß, Linsenflasche
     und Schüssel
     (rechts)

                                22                                                                                                                                23
RZ*Archäologie Kern.qxd       27.10.2004    12:12 Uhr    Seite 24

                               durch den anstehenden Aulehm und den hohen                                                                                                                                         Gebrauchskeramik, die als Koch- und Vorrats-
                               Grundwasserspiegel nur schwer fassbar. Bisher                                                                                                                                      geschirr diente, findet sich auch sorgfältig ver-
                               wurden rund 1.300 Objekte untersucht.                                                                                                                                              zierte Feinware. Diese Keramiken waren vor-
                                                                                                                                                                                                                  wiegend als Ess- und Trinkgefäße in Gebrauch.
                               Prähistorische Befunde                                                                                                                                                             Neben der einheimischen Ware kann Importke-
                                    Der einzige, klar zuweisbare prähistorische                                                                                                                                   ramik aus dem Römischen Reich beobachtet
                               Befund auf der gesamten Grabungsfläche ist ein                                                                                                                                     werden. Vereinzelt sind so genannte Terra Sigil-
                               frühbronzezeitliches Kindergrab. Die Nord-Süd                                                                                                                                      lata-Gefäße vertreten. Fibeln, Messer, Kämme
     Elsarn, Rekonstruktion
     eines germanischen        orientierte Bestattung ist in rechtsseitiger                                                                                                                                       und Gewandnadeln sowie Bruchstücke von
     Gehöftes                  Hockerlage niedergelegt worden. Eine Schale                                                                                                                                        Glasarmreifen runden das Fundspektrum ab.
     (oben)
                               mit vierfach ausgezipfeltem Rand und eine                                                                                                                                               An Hand der Befunde ist die Rekonstrukti-
     Pellendorf, Objekt 403    Tasse mit randständigem Henkel als Beigaben        tiefte Hüttenbauten sowie zum Teil sehr tiefe                                konnte bislang die Konstruktion der Außen-         on der einzelnen Bauten möglich und eine etwa
     mit in der Seitenwand     waren dem Kind für die Reise in das Jenseits       Abfall- bzw. Vorratsgruben, anhand deren sich                                wände in Form einer Bohlenwand dokumen-            1800 Jahre alte Siedlung kann in ihrer komplet-
     eingebauter Ofenanlage
     (unten)                   mitgegeben worden. In einzelnen Siedlungsob-       die komplette Siedlungsstruktur des Dorfes                                   tiert werden.                                      ten Struktur erschlossen werden. Die Befundla-
                               jekten fanden sich spätlatènezeitliche Keramik-    ablesen lässt.                                                                     Neben den Wohn- und Wirtschaftsbauten        ge in dieser Dimension ist derzeit in Österreich
                               fragmente. Diese könnten darauf hinweisen,               Die germanischen Wohnbauten lassen sich                                finden sich zahlreiche, in den Boden eingetiefte   einzigartig. Von der Auswertung dieser Grabung
                               dass eine Kontinuität zur darauf folgenden         als langrechteckige Ständerbauten mit bis zu      Pellendorf,                Ofenanlagen, die vorwiegend als Backöfen dien-     sind wertvolle Ergebnisse für die germanische
                               germanischen Siedlung bestand.                     20 m Länge nachweisen. Von ihnen haben sich       verzierter Knochenkamm     ten. Besonders hervorzuheben ist eine dreiteili-   Siedlungstätigkeit in Österreich zu erwarten.
                                                                                                                                    (links)
                                                                                  lediglich die in den Boden gegrabenen Pfosten-                               ge Ofenanlage mit einer zentralen Arbeitsgrube.
                               Germanische Siedlung des                           gruben bzw. einzelne tiefer in den Boden rei-     Pellendorf,                Teilweise waren diese Ofenanlagen durch            Früh- und hochmittelalterliche Befunde
                                                                                                                                    keramisches Fundmaterial
                               2. und 3. Jahrhunderts                             chende Einbauten erhalten. Vereinzelt konnten     (rechts)
                                                                                                                                                               Flugdächer vor der Witterung geschützt.                 Zwei Körperbestattungen in gestreckter
                                    Den überwiegenden Teil der aufgedeckten       – durch Mittelpfostenreihen ausgewiesene –                                         Große, teilweise 3 m tiefe Gruben dienten    Rückenlage und einige Siedlungsobjekte legen
                               Befunde stellen Siedlungsobjekte des 2. und 3.     zweischiffige Bauten dokumentiert werden. Ob                                 den damaligen Bewohnern der Pellendorfer           eine Nutzung des Areals im Frühmittelalter
                               Jahrhunderts n. Chr. dar. Dabei handelt es sich    es sich bei diesen Bauten um so genannte                                     Siedlung als Vorratsspeicher. Nahrungsmittel       nahe. Direkt im Umfeld des Goldbaches konnte
                               um eine große Anzahl an Pfostengruben, einge-      Wohn/Stallhäuser gehandelt hat, kann derzeit                                 wurden hier für den Winter eingelagert. Sekun-     eine beidseitig des Baches liegende Siedlung aus
                                                                                  nicht belegt werden. Eine Klärung dieser Frage                               där wurden diese Gruben als Abfalldeponien         dem Mittelalter nachgewiesen werden. Bebau-
                                                                                  ist von der Auswertung der entnommenen                                       verwendet.                                         ungsreste und in den Löss eingetiefte Keller
                                                                                  Phosphatproben zu erhoffen. Das ehemalige                                          Aus den freigelegten Befunden stammen        sowie einige Feuerstellen sind dieser bislang
                                                                                  Begehungsniveau wurde durch Oberflächenver-                                  zahlreiche Fundstücke, die einen Einblick in das   unbekannten Wüstung aus dem 13. Jahrhun-
                                                                                  änderungen wie Kommassierungen bzw. land-                                    Alltagsleben ermöglichen. Neben grober             dert zuzuordnen.
                                                                                  wirtschaftliche Tätigkeit bereits zerstört.
                                                                                        Die häufigsten Baubefunde innerhalb der     Pellendorf,
                                                                                  germanischen Siedlung sind so genannte Sechs-     Freilegen einer Hütte
                                                                                  Pfosten-Hütten. Dieser Hüttentyp ist flach in
                                                                                  den anstehenden Boden eingetieft und besitzt
                                                                                  an den Ecken vier Pfosten. Zwei weitere Pfosten
                                                                                  finden sich an den Stirnseiten der Hütte; diese
                                                                                  Steher tragen den Firstbalken. Die Nutzung die-
                                                                                  ser Hütten als Arbeitsbereiche wird durch eck-
                                                                                  ständige offene Herde mit Steinunterbauten
                                                                                  definiert. Vereinzelt können auch in den anste-
                                                                                  henden Löss gegrabene Backöfen beobachtet
                                                                                  werden. Steinpflasterungen und Binnentren-
                                                                                  nungen durch Flechtwerkwände lassen sich
                                                                                  ebenfalls nachweisen. Bei einer einzigen Hütte

                              24                                                                                                                               25
RZ*Archäologie Kern.qxd   27.10.2004   12:12 Uhr    Seite 26

                    Burgenarchäologie
                    in Niederösterreich

     Martin Krenn               Die Burgenarchäologie gewinnt für die        der Abteilung für Bodendenkmale des Bundes-
                           Denkmalpflege Niederösterreichs zunehmend         denkmalamtes, da alle drei Objekte nach
                           an Bedeutung. Statische Sicherungsmaßnah-         Abschluss der wissenschaftlichen Untersuchun-                                Die randständige Innenverbauung kann                 Die erste belegbare Bauphase der Burg von
                           men, die Revitalisierung einzelner Objekte und    gen verbaut wurden.                               Baden, Veste Rohr,   spätmittelalterlich datiert werden. Der westliche    Möllersdorf ist in das 12. Jahrhundert zu stellen.
                           die touristische Nutzung von Burgen erfordern                                                       Burgkapelle          Baukörper ist als Schwellenbau anzusprechen,         Auch hier handelt es sich um die Ringmauer, die
                                                                                                                               (links)
                           in einem immer höheren Maße archäologische        Veste Rohr bei Baden                                                   dessen Boden aus einer vermörtelten Steinlage        einen Hof mit randständiger Innenbebauung
                           und bauhistorische Begleitung. Neben den                Die südöstlich der Stadtgemeinde Baden                           mit abgestrichenem Mörtelestrich bestand. Der        einschloss. Aus dem Fundspektrum dieser Phase
                                                                                                                               Baden, Veste Rohr,
                           bekannten großen Anlagen wie die Ruine Thun-      gelegene Veste Rohr war zu Beginn der Untersu-    Grabungsübersicht
                                                                                                                                                    östliche Baukörper ist direkt an die Ringmauer       ist eine Schachfigur aus Bein hervorzuheben.
                           au bei Gars am Kamp oder die Burg von Reh-        chungen nur als flache Geländekuppe zu erken-     (rechts)             angebaut, wobei in Teilen des Gebäudes Reste               In der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts
                           berg bei Krems sind immer öfters auch kleine      nen. Schwach in der Landschaft erkennbare Gra-                         eines Begehungsniveaus in Form eines Steinver-       kam es zu einem größeren Umbau in der Burg-
                           Adelsburgen von Baumaßnahmen betroffen. Bei       benverläufe markierten die äußere Begrenzung                           sturzes mit aufliegender Begehungsschicht aus        anlage. An der Innenseite der Ringmauer wurde
                           den drei vorzustellenden Burgen handelt es sich   der Anlage.                                                            Kiesel und Steinsplitt befundet werden konnten.      ein massiver, turmartiger Steinbau errichtet,
                           ausschließlich um Niederungsburgen, die nur             Im Zuge der Freilegung zeigte sich, dass                         Beide Gebäude umschließen einen kleinen              dessen Innenraum im Untergeschoß durch
                           noch als Geländedenkmale erhalten geblieben       intensiver Steinraub und Planierungen des                              Burghof.                                             einen zentralen Pfeiler gegliedert war. Die nur
                           sind. Durch archäologische Untersuchungen         Geländes sowie eine intensive landwirtschaftli-                              Die in sumpfigem Gelände gelegene hoch-        seicht fundamentierten Mauern des Gebäudes
                           konnten zumindest große Teile der Bebauungs-      che Nutzung zu einer Einebnung des leicht                              mittelalterliche Burganlage wurde durch einen        wurden durch das Aufbringen von lehmigen
                           struktur aufgedeckt werden und bei allen Gra-     erhöhten Geländes und einer völligen Verfül-                           sehr flachen, wasserführenden Burggraben             Schichten im Burginneren eingemottet. Das
                           bungen handelt es sich um Rettungsgrabungen       lung der Burggräben geführt hat.                                       geschützt, der mit Palisaden befestigt war.          Grabensystem wurde ebenfalls einer Umgestal-
     Baden, Veste Rohr,
     Übersichtsplan                                                                Das Fundmaterial erlaubte eine zeitliche                               In einer jüngeren Bauphase, frühestens im      tung unterzogen, die beiden inneren Gräben
                                                                             Einordnung der Anlage in die Zeit zwischen                             14. Jahrhundert, wurde dieser Graben aufgege-        wurden zugeschüttet. Zu diesem Zeitpunkt
                                                                             dem beginnenden 12. und frühen 15. Jahrhun-                            ben, verfüllt und im Osten der Wehranlage über       wurde auch der äußere, breite Graben errichtet,
                                                                             dert. 1455 wird die Anlage urkundlich als „öd                          dem verfüllten Graben eine wallartige Konstruk-      wobei die genaue zeitliche Abfolge allerdings
                                                                             vessten pei Paden genant Rohr“ erwähnt.                                tion oder Berme zum Schutz der Ringmauer             auch durch die Grabung nicht geklärt werden
                                                                                   In der Grundstruktur handelt es sich bei                         errichtet. Rund um diese Wallschüttung wurde         konnte.
                                                                             der Veste Rohr um eine Anlage mit polygonaler     Möllersdorf,         ein neuer Burggraben angelegt, der ebenfalls mit
                                                                             Ringmauer und einer randständigen Innenbe-        Grabungsplan         einer Palisade ausgestattet war.
                                                                             bauung. Die Burgkapelle ist außerhalb der Ring-
                                                                             mauer situiert. Ein wasserführender Burggraben                         Möllersdorf
                                                                             hat die Burg umschlossen. Die Ringmauer, die                                Im Jahr 1999 wurde die nordöstlich von
                                                                             das Kernwerk umschließt, sowie die außerhalb                           Traiskirchen gelegene Burganlage von Möllers-
                                                                             an der Nordseite liegende Burgkapelle stammen                          dorf archäologisch untersucht. Auch hier war
                                                                             aus der ersten Bauphase der Anlage. Die Kapelle                        der auslösende Faktor für die Grabungen ein
                                                                             besitzt ein quadratisches Langhaus mit einer                           geplantes Bauprojekt im dicht verbauten Gebiet.
                                                                             Seitenlänge von etwa 5,70 Meter, an das östlich                        Die Burg von Möllersdorf entstand kurz vor oder
                                                                             eine halbrunde Apsis anschließt.                                       um 1100. Die erste urkundliche Nennung fällt in
                                                                                   In einer zweiten Bauphase wird westlich                          die Zeit des ersten Drittels des 12. Jahrhunderts.
                                                                             der Kapelle ein Turm errichtet.

                          26                                                                                                                        27
Sie können auch lesen