KEINE ANGST VOR ZINSSCHWANKUNGEN - Zinsrisiko-Management - Bank Austria
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KEINE ANGST VOR ZINSSCHWANKUNGEN. Zinsrisiko-Management.
Mit dieser Broschüre wollen wir unseren Beitrag leisten, VORWORT. Zinsderivative einfach und klar verständlich darzustellen. Auch soll der weit verbreiteten Fehlvorstellung entgegenge- Die letzten Jahre waren von einer anhaltend hohen wirkt werden, dass der Einsatz von Derivativen in jedem Fall Schwankungsbreite an den Zinsmärkten geprägt. Es zeigte spekulativer Natur ist und nicht abschätzbare Verlustrisiken sich sehr deutlich, dass aufgrund der gegenseitigen in sich birgt. Verflechtungen und Abhängigkeiten auf dem weltweiten Finanzmarkt regionale Krisen und die dadurch hervorgeru- Auch mit Derivativen kann nicht gezaubert werden, d. h. die fenen schnellen Kapitalbewegungen erheblichen Einfluss Zinsrisiken lassen sich nicht restlos vermeiden. Sie ermög- auf das globale Zinsumfeld haben können. Das Zins- lichen es aber, ein komplexes Zinsexposure durch ein kal- änderungsrisiko hat demzufolge erheblich an Bedeutung kulierbares Zinsrisikoprofil zu ersetzen. Die Auswirkungen gewonnen, zusätzlich zu den Risiken, denen jedes Unter- von Zinsänderungen werden dadurch wesentlich besser nehmen durch seine normale Geschäftstätigkeit ausgesetzt steuerbar. ist. Der Bedarf an Zinssicherung steigt daher stetig an. Die Einsatzmöglichkeiten, die durch neue Instrumente bzw. Durch den immer stärker wachsenden Markt der derivati- Produktkombinationen stetig zunehmen, lassen die Deriva- ven Zinsinstrumente besteht heute die Möglichkeit, Zins- tive wie einen eigenen Wissenschaftsbereich erscheinen, änderungsrisiken getrennt von der eigentlichen Mittelanlage obwohl sie vielfach auf einfache Grundprinzipien zurückzu- bzw. Mittelaufnahme (so genanntes Liquiditätsmanagement) führen sind. zu steuern. Transparenz in Risikostrukturen zu bringen ist eine unserer Dabei muss im Rahmen des strategischen Zinsrisiko- vielfältigen Aufgaben in der aktiven Kundenberatung, die wir Managements die Sicherungsstrategie gemäß den Bedürf- im Interesse unserer Kundinnen und Kunden sehr ernst nissen und der individuellen Risiko-Philosophie des Unter- nehmen, um es ihnen zu erleichtern, die Vorteile dieser nehmens festgelegt werden. Zinsinstrumente vernünftig zu nutzen. Der sich daran anschließende operative Teil des Zinsrisiko- Wir bitten zu beachten: Berechnungsbeispiele beinhalten Managements umfasst die Auswahl der geeigneten Siche- keine „aktuellen“ Zinssätze und Währungskurse, sondern rungsinstrumente sowie gegebenenfalls deren Anpassung sind Zahlen aus der Vergangenheit. Sie dienen lediglich der an sich verändernde Rahmenbedingungen. Veranschaulichung. Die Bank Austria versteht sich hierbei als Partner des Unter- nehmens in zweierlei Hinsicht: einerseits als leistungsfähiger Anbieter der verschiedenen Zinsinstrumente und ande- rerseits als unterstützender Berater beim Management des Zinsrisikos.
INHALT. ZINSMANAGEMENT. 6 1.1. Zinsänderungsrisiken. 6 1.2. Einteilung der Zinsinstrumente in Kassa-, Termin- und Optionsgeschäfte. 7 1.3. Maßgeschneiderte (nichtbörsengehandelte) und standardisierte (börsengehandelte) Zinsinstrumente. 8 1.4. Einteilung der Zinsinstrumente nach Art des Handels und Struktur der Finanzmärkte. 9 EINSATZ DER ZINSINSTRUMENTE. 10 TERMINGESCHÄFTE. 10 3.1. Nichtbörsengehandelte Zinsinstrumente. 10 3.1.1. Zinsswaps. 10 3.1.2. Zinswährungsswaps (Cross Currency Swaps, CCS). 17 3.1.3. Forward-Swaps. 23 3.1.4. Forward Rate Agreement (FRA). 26 3.2. Börsengehandelte Zinsinstrumente. 32 3.2.1. Futures auf Bundesanleihen (Euro-Bund-Futures). 32 3.2.2. Futures auf Bundesobligationen (Euro-Bobl-Futures). 37 3.2.3. Futures auf Bundesschatzanweisungen (Euro-Schatz-Futures). 39 3.2.4. 3-Monats-EURIBOR-Future. 40 OPTIONSGESCHÄFTE. 44 4.1. Nichtbörsengehandelte Zinsinstrumente. 44 4.1.1. Caps/Floors/Collars. 44 4.1.2. Swaptions. 52 4.1.3. Bond-Optionen. 55 4.2. Börsengehandelte Zinsinstrumente. 59 4.2.1. Optionen auf den Euro-Bund-Future. 59 4.2.2. Optionen auf den Euro-Bobl-Future. 64 4.2.3. Optionen auf den Euro-Schatz-Future. 65 4.2.4. Optionen auf den 3-Monats-EURIBOR-Future. 66 STRUKTURIERTE PRODUKTE. 69 5.1. EURIBOR-in-Arrears-Swaps. 69 5.2. Constant-Maturity-Swaps (CMS). 70 5.4. Quanto-Swaps. 71 ZINSBERECHNUNGSMETHODEN. 72 6.1. Tageskonventionen. 72 6.1.1. Actual/Actual-Methoden. 72 6.1.2. 30/360-Methoden. 74 6.2. Tageskonventionen für die Festsatz-Cashflow-Zahlungen. 74 6.2.1. Adjusted (Standard). 74 6.2.2. Unadjusted (Fixed Period Dates). 74 6.3. Geschäftstagekonvention. 75 Überblick über die Zinsberechnungsmethoden. 76
BILANZIELLE ASPEKTE DER ZINSINSTRUMENTE. 77 7.1. Bilanzierung und Bewertung von Zinsswaps. 77 7.1.1. Einzelbewertung von Zinsswaps. 77 7.1.2. Bilanzierung und Bewertung von als Sicherungsgeschäfte qualifizierten Zinsswaps. 78 7.2. Bilanzierung und Bewertung von Zinstermingeschäften. 79 7.2.1. Forward Rate Agreements als Sicherungsgeschäfte. 79 7.2.2. Forward-Swaps als Sicherungsgeschäfte. 80 7.2.3. Zins-Futures als Sicherungsgeschäfte. 80 7.3. Bilanzierung und Bewertung von Zinsoptionsgeschäften. 80 7.3.1. Optionsprämie. 81 7.3.2. Zinsoptionen als Sicherungsgeschäfte. 81 7.4. Anhangangaben zu sonstigen finanziellen Verpflichtungen. 83 RECHTLICHE ASPEKTE DER ZINSINSTRUMENTE. 83 GLOSSAR. 84 ZINSPRODUKTE DER WICHTIGSTEN EUROPÄISCHEN TERMINBÖRSEN. 88
6 Zinsänderungsrisiken entstehen durch Geldaufnahmen und ZINSMANAGEMENT. Geldanlagen mit unterschiedlichen Zinsbindungsfristen und unterschiedlichen Laufzeiten. Dem Zinsänderungsrisiko 1.1. ZINSÄNDERUNGS- unterliegen bei einem Unternehmen sämtliche verzinslichen Positionen, deren Zinssatz wirtschaftlich oder rechtlich be- RISIKEN. trachtet nicht jederzeit an geänderte Marktzinsen ange- passt werden kann. Die zunehmende Globalisierung von Handel und Wirtschaft erleichterte für Unternehmen den Zugang zu den internatio- Zinsänderungsrisiken sind nicht auf eine Bilanzseite be- nalen Geld- und Kapitalmärkten. Die Volatilität der Zinsen schränkt, sondern können sowohl die Aktiv- als auch die hat sowohl im kurzfristigen als auch im längerfristigen Passivseite betreffen. Vergleich erheblich zugenommen. Die damit verbundenen Zinsänderungsrisiken finden bei allen Marktteilnehmern immer mehr Beachtung. Für das Finanzmanagement eines Unternehmens bedeutet dies, dass es sich gegen die ent- Beispiel: stehenden Risiken verstärkt abzusichern hat. Aus Sicht des Kreditnehmers bestehen Zinsände- rungsrisiken einerseits in einem Zinsanstieg, der bei Der Bedarf an Risikoabsicherung gewinnt heutzutage mehr Aufnahme eines variabel verzinsten Kredits zu theo- und mehr an Bedeutung. Für ein modernes, zukunfts- retisch uneingeschränkt steigenden Kreditkosten weisendes Zinsrisiko-Management sind Zinssicherungs- führen kann, andererseits in einem Rückgang des instrumente unerlässlich, um Marktchancen besser zu nut- Zinses, wobei der Kreditnehmer im Falle eines lang- zen und Risiken zu begrenzen. Es steht damit ein effizien- fristigen Fixzinskredits nicht in den Genuss der nied- tes Instrumentarium für erfolgreiches Agieren an den immer rigeren Zinsen kommt. volatiler werdenden nationalen wie internationalen Geld- und Kapitalmärkten zur Verfügung. Der Anleger hat ebenfalls ein Zinsänderungsrisiko, wenn während der Laufzeit eines festverzinslichen Wertpapiers das Zinsniveau steigt bzw. bei variabler Geldmarktanlage das Zinsniveau sinkt. 6-Monats-EURIBOR zu 10-jähriger Bundesanleihe in % 5,50 Zinsänderungsrisiken bestehen bei Geschäften, die ■ in der Vergangenheit abgeschlossen wurden und/oder 5,00 ■ heute abgeschlossen werden und/oder 4,50 ■ in der Zukunft getätigt werden. 4,00 Diese Risiken lassen sich durch den Einsatz von Zins- 3,50 sicherungsinstrumenten reduzieren bzw. eliminieren. 3,00 Das Unternehmen muss zunächst Risiken erkennen und er- fassen, um anschließend die richtigen Maßnahmen unter 2,50 Berücksichtigung der Zinserwartung zu treffen. Dieses 2,00 Risikomanagement hat das Ziel, den optimalen Weg zwi- Jan. 05 Jul. 05 Jan. 06 Jul. 06 Jan. 07 Jul. 07 Jan. 08 Jul. 08 schen den Unternehmenszielen Liquidität, Sicherheit und Rentabilität zu finden (siehe Grafik). 6-Monats-EURIBOR 10-jährige Bundesanleihe Die Absicherung einer Risikoposition hat das Ziel, das Risiko durch ein Gegengeschäft oder durch ein Absiche- rungsgeschäft zu neutralisieren.
7 Flexible und schnell handelbare Sicherungsinstrumente bie- ten den Unternehmen die Möglichkeit, sowohl Risiken zu 1.2. EINTEILUNG DER reduzieren als auch den Ertrag aus Aktivpositionen zu erhö- hen und/oder den Aufwand aus Passivpositionen zu redu- ZINSINSTRUMENTE IN zieren. KASSA-, TERMIN- UND Die traditionellen Absicherungsmöglichkeiten von Zins- änderungsrisiken (z. B. entsprechende Gegengeschäfte) OPTIONSGESCHÄFTE. wirken sich immer auf die Bilanz und damit liquiditätsmäßig aus. Mittels Finanzinnovationen wie z. B. Futures, Optionen, Für das Management der Zinsänderungsrisiken können ver- Forward Rate Agreements (FRAs) und Zinsswaps lässt sich schiedene Zinsinstrumente eingesetzt werden. Je nach Wir- eine Risikosteuerung durchführen, ohne dass davon unmit- kungsweise lassen sich diese entsprechend der Struktur der telbar die Liquidität betroffen ist. Finanzmärkte in Kassa-, Termin- und Optionsinstrumente einteilen. Durch die getrennte Steuerung von Liquiditäts- und Zins- risiken besteht die Möglichkeit, Zinsrisiken abzugrenzen und abzusichern, ohne Liquidität zu bewegen. Je nach Finanzmärkte Marktsituation und Markterwartung können Mittel mit den günstigsten Konditionen aufgenommen bzw. angelegt und entsprechend abgesichert werden. Kassamarkt Terminmarkt Optionsmarkt Liquidität Bei Transaktionen, die am Kassamarkt (per Kassa) getätigt werden, fallen Geschäftsabschluss und Geschäftserfüllung zusammen. Zinsinstrumente auf dem Kassamarkt sind: ■ Wertpapiergeschäfte. Zinsrisiko- ■ Devisengeschäfte. Management Bei Termingeschäften und Optionsgeschäften liegen Ab- schluss und Erfüllung zeitlich auseinander. Sicherheit Rentabilität Zinsinstrumente auf dem Terminmarkt sind: ■ 3-Monats-EURIBOR-Futures. ■ Futures auf Bundesobligationen. Diese Broschüre hat das Ziel, den Sicherungscharakter ■ Futures auf Bundesanleihen. (= Hedging) von Finanzinnovationen darzustellen. ■ Futures auf Bundesschatzanweisungen. ■ Forward Rate Agreements. Damit Märkte funktionieren können, müssen neben Markt- ■ Forward-Swaps. teilnehmern mit Absicherungsbedarf auch Spekulanten und ■ Zinsswaps. Arbitrageure agieren. Auf diese Geschäftsvarianten wird ■ Zinswährungsswaps (Cross Currency Swaps). hier nicht näher eingegangen. Optionsgeschäfte stellen im Gegensatz zu beidseitig ver- pflichtenden Kassa- und Termingeschäften für den Käufer ein Wahlrecht, für den Verkäufer eine Verpflichtung zur Liefe- rung oder Abnahme dar. Der Käufer zahlt für das Wahlrecht eine Optionsprämie, die für ihn den maximalen Verlust dar- stellt. Umgekehrt stellt die Optionsprämie den maximalen Ertrag für den Verkäufer dar.
8 Zinsinstrumente auf dem Optionsmarkt sind: Auf allen Finanzmärkten (Kassa-, Termin- und Optionsmarkt) ■ Optionen auf 3-Monats-EURIBOR-Futures. werden sowohl standardisierte als auch maßgeschneiderte ■ Optionen auf Euro-Bund-Futures. Produkte gehandelt. ■ Optionen auf Euro-Bobl-Futures. ■ Optionen auf Euro-Schatz-Futures. Beispiele für standardisierte Zinsinstrumente: ■ Caps/Floors/Collars. Termingeschäft: ■ Swaptions. ■ 3-Monats-EURIBOR-Futures. ■ Optionen auf Bundesanleihen/Bundesobligationen. ■ Futures auf Bundesobligationen. Optionsgeschäft: 1.3. MASSGESCHNEI- ■ Optionen auf 3-Monats-EURIBOR-Futures. ■ Optionen auf Futures auf Bundesobligationen. DERTE (NICHTBÖRSEN- ■ Optionen auf Futures auf Bundesanleihen. GEHANDELTE) UND Möchte ein Unternehmen Grundgeschäfte (z. B. Kredit mit variabler Verzinsung, Geldanlage mit variabler Verzinsung) STANDARDISIERTE absichern, die eine andere Ausstattung (Laufzeit, Betrag, (BÖRSENGEHANDELTE) Zinsvereinbarung usw.) als die standardisierten Zinssiche- rungsinstrumente aufweisen, so besteht die Möglichkeit, ZINSINSTRUMENTE. maßgeschneiderte Produkte einzusetzen. Die Ausstattung dieser Produkte ist bezogen auf das zugrunde liegende Geschäft individuell gestaltbar. Die in Abschnitt 1.2. erwähnten Zinsinstrumente lassen sich nach Wirkungsweise einerseits und nach ihrer Handelsform Unternehmen schließen solche Geschäfte ab, um dadurch andererseits in maßgeschneiderte (mit individuellem Charak- ihre spezifischen Absicherungsbedürfnisse ohne Ein- ter) und standardisierte Zinsinstrumente einteilen. schränkung durch Standardisierung zu befriedigen. Die maßgeschneiderten Produkte werden direkt ohne Ein- Beispiele für maßgeschneiderte Zinsinstrumente: schaltung einer Börse (OTC = over-the-counter) zwischen Termingeschäft: den Geschäftspartnern gehandelt. ■ Zinsswaps. ■ Zinswährungsswaps. Bei standardisierten Zinsinstrumenten sind alle Merkmale, ■ Forward Rate Agreements (FRAs). d. h. Menge, Qualität und Laufzeit, in einem so genannten Kontrakt vorgegeben, sodass lediglich die Anzahl der Optionsgeschäft: Kontrakte und der Preis vereinbart werden müssen. ■ Caps/Floors/Collars. ■ Swaptions. Standardisierte Produkte werden an Börsen gehandelt, an ■ Optionen auf Bundesanleihen. denen ein täglicher Abrechnungspreis (Settlement Price) ■ Optionen auf Bundesobligationen. festgestellt wird. Der Handel läuft über eine so genannte Clearingstelle ab, die die Erfüllung der Geschäfte garantiert, abwickelt und jede Kontraktpartei vom Bonitätsrisiko des Geschäftskontrahen- ten befreit. Die Flexibilität und die Schnelligkeit im Handel werden durch die Standardisierung geschaffen. Sie ermöglicht ein schnel- les Agieren, weil der Markt sehr liquide und flexibel ist.
9 1.4. EINTEILUNG DER ZINSINSTRUMENTE NACH ART DES HANDELS UND STRUKTUR DER FINANZMÄRKTE. Zusammenfassend kann man die Zinsinstrumente als Orientierung für den Anwender in folgender Matrix dar- stellen. Finanzmärkte Handelsform Handelsform börsengehandelte Zinsinstrumente nichtbörsengehandelte Zinsinstrumente Kassamarkt Klassische Produkte (z. B. Termingeld, öffentliche Anleihen) Terminmarkt Euro-Bund-Futures Zinsswaps Euro-Bobl-Futures Zinswährungsswaps Euro-Schatz-Futures Forward-Swaps 3-Monats-EURIBOR-Futures Forward Rate Agreements (FRAs) Optionsmarkt Optionen auf: Caps Euro-Bund-Futures Floors Euro-Bobl-Futures Collars Euro-Schatz-Futures Swaptions 3-Monats-EURIBOR-Futures OTC-Bond-Optionen
10 EINSATZ DER TERMINGESCHÄFTE. ZINSINSTRUMENTE. 3.1. NICHTBÖRSEN- Die Einsatzmöglichkeiten von Zinsinstrumenten zur Absi- GEHANDELTE cherung von Zinsänderungsrisiken sind sehr vielfältig und reichen bis hin zu Kombinationen untereinander. Um bei der ZINSINSTRUMENTE. bedarfsorientierten Auswahl des richtigen Zinsinstruments eine erste Orientierungshilfe zu geben, soll in den folgenden 3.1.1. ZINSSWAPS. Kapiteln beispielhaft dargestellt werden, wie diese Produkte sowohl bei Kapitalanlagen als auch bei Finanzierungen Bei einem Zinsswap vereinbaren zwei Partner einen Aus- Anwendung finden. tausch (Swap = Tausch) von ■ unterschiedlich gestalteten Zinszahlungen Bei der Darstellung werden unterschiedliche Zinserwartun- ■ über einen bestimmten Zeitraum gen als Grundlage einer jeden Zinsmanagement-Entschei- ■ ohne Transfer des zugrunde liegenden Kapitals. dung berücksichtigt. Dabei können bereits bestehende wie auch aktuell abzuschließende oder für die Zukunft geplante Der Austausch beschränkt sich dabei auf die Zinszahlun- Geschäftsvorhaben abgesichert werden. gen. Die zugrunde liegenden Kapitalbeträge werden nicht ausgetauscht, da sie sich betragsmäßig entsprechen. Sie dienen lediglich als Rechengröße für die Zinszahlungen. Beispiel: Ein Unternehmen hat in der Vergangenheit einen Swap-Partner A Fixzinssatz Swap-Partner B Kredit auf variabler Basis aufgenommen. Heute er- variabler Zinssatz wartet das Unternehmen für die Zukunft steigende Zinsen. Es gibt mehrere Möglichkeiten, dieses Zins- änderungsrisiko zu eliminieren. Die Swap-Partner vereinbaren Zinszahlungen, die aus einer Geldaufnahme oder -anlage mit unterschiedlichen Zinsbin- 1. Möglichkeit: dungen entstanden sind. Zinsswap in Fixzinssatz (detaillierte Beschreibung siehe Kapitel 3.1.1.). Es werden dabei fixe gegen variable Zinssätze getauscht. Die variablen Zinsen sind dabei an einen – für alle 2. Möglichkeit: Beteiligten nachvollziehbaren – Referenzzinssatz, z. B. Kauf eines Caps (detaillierte Beschreibung siehe EURIBOR (European Interbank Offered Rate) oder LIBOR Kapitel 4.1.1.). (London Interbank Offered Rate), mit entsprechender Lauf- zeit, der Zinsbindungsdauer, gekoppelt. 3. Möglichkeit: Kauf eines Caps und gleichzeitiger Verkauf eines Floors (detaillierte Beschreibung siehe Kapitel 4.1.1.).
11 Auch aus einer bestehenden Mittelaufnahme zu Fixzins- Spezifikationen (z. B. für Euro-Swaps): konditionen kann eine Chance oder ein Risiko entstehen, wenn der Marktteilnehmer mit fallenden Zinsen rechnet. Laufzeit des Swaps 1–30 Jahre Aufgrund seiner langfristigen Zinsbindung kann er an einer Bewegung nach unten nicht partizipieren. In diesem Fall Fixzinssatz kann er durch ein Swap-Geschäft feste Zinsen in variable Höhe des Fixzinssatzes jeweiliger Marktzinssatz tauschen und so doch an der von ihm erwarteten Zinsent- Berechnungsmethode 30/360 Tage bzw. act/360 wicklung teilnehmen. Zahlungsweise monatlich, viertel-, halb- oder jährlich, nachschüssig Umgekehrt stellt sich die Situation für einen Anleger dar. Hat er z. B. variable Zinseinkünfte aus dem Kauf eines variabler Zinssatz Referenzzinssatz EURIBOR, EURO-LIBOR Floaters oder einer anderen variabel verzinslichen Anlage, Zinsanpassung 1, 3, 6 oder 12 Monate so stellt die Erwartung fallender Zinsen für seine Position ein Berechnungsmethode taggenau/360 Tage (act/360) Risiko dar. Durch einen Swap von variablen in fixe Zinsen Zahlungsweise monatlich, viertel-, halb- oder kann er seine Zinseinkünfte auf dem aktuellen Niveau fixie- jährlich, nachschüssig ren und muss keine Reduzierung der Erträge durch Zinssenkungen hinnehmen. Analog kann ein Anleger, der festverzinsliche Erträge erhält, Daneben können Zinsswaps in allen Hauptwährungen und bei Erwartung steigender Zinsen durch einen Swap, bei dem Großteil der Nebenwährungen dargestellt werden. Die dem er fixe Zinszahlungen in variable tauscht, an der erwar- Spezifikationen von Nicht-EUR-Zinsswaps weichen teilwei- teten Zinssteigerung teilnehmen. se ab und müssen jeweils abgestimmt werden. Preisquotierung (Preisstellung). Zinsswaps sind faktisch und rechtlich von den zu sichern- Swaps werden am Markt in Prozent per annum mit Geld- den Geschäften unabhängig und eigenständig. Zur Ab- und Briefseite quotiert. Dieser Quotierung wird normaler- sicherung von Zinsänderungsrisiken werden sie jedoch mit weise der 6-Monats-EURIBOR zu Grunde gelegt. Die Mög- dem zu sichernden Grundgeschäft kombiniert. lichkeit, andere Referenzzinssätze bei der Berechnung der Swap-Fixzinssätze zu Grunde zu legen, z. B. 3-Monats- So unterscheidet man zwischen Swaps in Verbindung mit EURIBOR oder 3-Monats-EURO-LIBOR, ist gegeben. Anlageentscheidungen (Anlageswap oder Asset-Swap) und Swaps in Verbindung mit Finanzierungsentscheidungen (Finanzierungs- oder Liability-Swap). Eine Quotierung kann beispielsweise lauten: Marktteilnehmerbedürfnisse. 5 Jahre: 2,75 %–2,80 % Der Zinsswap ist ein Instrument des Risikomanagements und bietet Einsatzmöglichkeiten für Marktteilnehmer sowohl mit Anlage- als auch mit Finanzierungsbedarf. Sie sind ge- Für eine Laufzeit von fünf Jahren ist derjenige, der die eignet, bereits bestehende wie auch geplante Positionen Quotierung angibt, bereit, gegen den Erhalt des 6-Monats- gegen Zinsschwankungen abzusichern. EURIBOR einen jährlichen Fixzinssatz von 2,75 % zu zahlen (so genannte Swap-Geldseite). Auf der Passivseite der Bilanz, also im Finanzierungs- bereich, können aus steigenden Zinsen Risiken entstehen. Umgekehrt ist er selbst bereit, den 6-Monats-EURIBOR zu Ein Marktteilnehmer mit variabel verzinster Mittelaufnahme zahlen, wenn er dafür eine jährliche Fixzinszahlung von (z. B. 6-Monats-EURIBOR) unterliegt dem Risiko einer Ver- 2,80 % erhält (so genannte Swap-Briefseite). teuerung seiner Kreditkosten bei erwarteten Zinssteigerun- gen zum nächsten Zinsanpassungstermin. Durch einen Zinsswap, bei dem er seine variable Zahlungsverpflichtung gegen eine Festzinszahlung tauscht, sichert er sich gegen diese Zinssteigerung ab.
12 Abrechnung/Ausgleichszahlung. vor Beginn dieser Periode statt. Für die Abrechnung wird Die jeweiligen Zinszahlungen, jährlich (auch halbjährlich, das Fixing für den LIBOR bzw. EURIBOR zu Grunde gelegt. vierteljährlich oder monatlich, falls vereinbart) für die Fix- zinsseite und entsprechend der Zinsbindungsdauer für die Fallen die Zahlungstermine der Fixzinszahlung und der variable Seite, werden nachschüssig bezahlt. variablen Zinszahlung zusammen, so werden sie üblicher- weise saldiert, d. h. es findet ein so genanntes Netting statt. Die Festlegung des variablen Zinssatzes für die entspre- Es wird dann nur der Differenzbetrag ausgeglichen. chende Periode, das so genannte Fixing, findet entspre- chend den Usancen am Eurogeldmarkt zwei Arbeitstage Swap-Fixzinssatz 6-Monats-EURIBOR 6-Monats-EURIBOR 20. 2. 22. 2. 20. 8. 22. 8. 22. 2. Abschluss- Beginn des EURIBOR- Fälligkeitstag für Fälligkeits- tag = Swaps Fixing- 1. variable Zins- tag für EURIBOR- tag für zahlung 1. fixe Zins- Fixing für 2. Zins- zahlung und 1. Zins- periode 2. variable periode Zinszahlung Vorzeitige Auflösung des Geschäfts. aktuellen Marktkonditionen zum Zeitpunkt der Auflösung Swap-Geschäfte können grundsätzlich vor Endfälligkeit mit genau umgekehrten Zinszahlungsströmen, d. h. mit glei- vorzeitig beendet werden. Zur Neutralisierung einer beste- chem Referenzzinssatz, gleicher Laufzeit und gleichen henden Swap-Position wird ein neuer Swap auf Basis der Zinsanpassungsterminen, zu Grunde gelegt. Fixzinssatz 2,80 % Fixzinssatz 3,00 % Bank Unternehmen Bank 6-Monats-EURIBOR 6-Monats-EURIBOR bestehender Swap neuer Swap Durch Abschluss eines neuen Swaps, bei dem das Unter- ■ Barausgleich. nehmen einen Fixzins von 3,00 % empfängt, wird der Das Unternehmen vereinbart, den bestehenden Swap bestehende Swap neutralisiert. Der Vorteil eines auf 3,00 % aufzulösen, ohne in den neuen Swap eintreten zu wollen, gestiegenen Zinsniveaus kann in zweierlei Art und Weise und erhält den Barwert der jährlich nachschüssigen Zah- abgegolten werden: lungen von 0,20 % p. a. einmalig. In diesem Fall ist der bestehende Swap faktisch und rechtlich eliminiert. ■ Gegengeschäft. ■ Übertragung (Assignment). Das Unternehmen schließt den neuen „Neutralisierungs- Statt einer Auflösung können Swaps auf andere Unter- Swap“ ab und erhält eine jährlich nachschüssige Zahlung nehmen übertragen werden. von 0,20 % p. a. (3,00 % minus 2,80 %).
13 Einsatzmöglichkeiten. ■ Anlagebedarf. Beispiel: Ein Unternehmen hat eine Anlage am Geldmarkt getätigt Anlagebetrag: 1 Mio. EUR und erzielt einen variablen Zinsertrag in Höhe des 6- Laufzeit: 2 Jahre Monats-EURIBOR abzüglich Abschlag. Da eine Zinssen- Referenzzinssatz: 6-Monats-EURIBOR, kung erwartet wird, bringt diese zinsvariable Geldanlage auf bei 2,20 % p. a. längere Sicht für das Unternehmen eine geringere Rendite 2-Jahres-Swap-Satz: 2,50 % p. a. als eine Fixzinsanlage. Diesem Zinsänderungsrisiko kann durch einen Zinsswap Rechnung getragen werden. variable Geldanlage 6-Monats-EURIBOR – Abschlag Grundgeschäft 6-Monats-EURIBOR Unternehmen Bank 2,50 % p. a. Sicherungsgeschäft Das Unternehmen zahlt im Swap den 6-Monats- Bei Eintreten der Zinserwartung, d. h. in diesem Beispiel ge- EURIBOR und erhält im Gegenzug den Fixzinssatz. Der fallene Zinsen, ergibt sich bei der variablen Geldanlage ein gesamte Fixzinsertrag setzt sich somit aus dem Swap-Satz Ertrag in Höhe von 1,75 % p. a. minus Abschlag. Bei zu- minus Abschlag zusammen. Diese Kombination gibt dem sätzlichem Swap-Geschäft ergibt sich ein Gesamtertrag in Unternehmen die Möglichkeit, aus einer variablen Geld- Höhe von 2,50 % minus Abschlag für die gesamte Swap- anlage in eine Fixzinsanlage zu wechseln, ohne dass die Laufzeit (vgl. Situation mit EURIBOR-Satz 2,25 % und bestehende Anlage aufgelöst und eine Fixzinsanlage aufge- 2,75 %). baut werden muss. Vergleicht man die Geschäftsabschlüsse nach Ablauf von 6 Monaten unter Berücksichtigung verschiedener Zinsent- wicklungen, so ergeben sich folgende Renditen: Situation in 6 Monaten: 6-Monats- Ertrag ohne Ertrag mit EURIBOR Swap-Abschluss Swap-Abschluss 1,75 % 1,75 % – Abschlag 1,75 % – Abschlag + 2,50 % – 1,75% = 2,50 % – Abschlag 2,25 % 2,25 % – Abschlag 2,25 % – Abschlag + 2,50 % – 2,25 % = 2,50 % – Abschlag 2,75 % 2,75 % – Abschlag 2,75 % – Abschlag + 2,50 % – 2,75 % = 2,50 % – Abschlag
14 ■ Finanzierungsbedarf. Bei der Finanzierung, z. B. mit einem auf Euro lautenden Beispiel: Kredit auf variabler Basis, hat das Unternehmen bei stei- Finanzierungsbetrag: 1 Mio. EUR genden Marktzinssätzen das Risiko einer Verteuerung der Laufzeit: 2 Jahre Finanzierung ab dem folgenden Zinsanpassungstermin Referenzzinssatz: 6-Monats-EURIBOR, (Roll-over). Durch einen Swap lässt sich dieses Zinsände- bei 2,20 % p. a. rungsrisiko aus dem Grundgeschäft eliminieren. 2-Jahres-Swap-Satz: 2,55 % p. a. variable Finanzierung 6-Monats-EURIBOR + Kreditmarge Grundgeschäft 6-Monats-EURIBOR Unternehmen Bank 2,55 % p. a. Sicherungsgeschäft Das Unternehmen tauscht die Zinszahlungsströme aus, Das Unternehmen bedient die EURIBOR-Zahlung für den sodass es die für die variable Finanzierung notwendigen Eurokredit aus dem Swap-Geschäft. Da sich die variablen Zahlungsströme aus dem Swap-Geschäft erhält und einen Zinszahlungsströme an den Anpassungsterminen ausglei- Swap-Fixzinssatz an die Bank zahlt. Der Kostenvergleich chen, resultiert daraus ein synthetischer Fixzinssatzkredit. unter Berücksichtigung verschiedener Zinsentwicklungen nach Ablauf von 6 Monaten zeigt die Vorteilhaftigkeit von Marktentwicklung. Zinsswaps auf der Passivseite. Seit der Entstehung des Swap-Marktes Anfang der 80er- Jahre ergab sich eine enorme Volumensteigerung, welche seit Mitte der 90er-Jahre und der Einführung des Euro Situation in 6 Monaten: nochmals einen starken Auftrieb bekam. 6-Monats- Finanzierungskosten Finanzierungskosten EURIBOR ohne Swap-Abschluss mit Swap-Abschluss 3,25 % 3,25 % + Kreditmarge 3,25 % + Kreditmarge + 2,55 % – 3,25 % = 2,55 % + Kreditmarge 2,75 % 2,75 % + Kreditmarge 2,75 % + Kreditmarge + 2,55 % – 2,75 % = 2,55 % + Kreditmarge 2,25 % 2,25 % + Kreditmarge 2,25 % + Kreditmarge + 2,55 % – 2,25 % = 2,55 % + Kreditmarge Im obigen Beispiel wird deutlich, dass sich bei Eintreten der Zinserwartung die Finanzierungskosten auf den Swap-Satz plus Marge reduzieren.
15 Produktvarianten. 2 Jahre. Der variable Zinssatz (EONIA) wird täglich neu Aufgrund unterschiedlicher individueller Bedürfnisse der gefixt (= tägliches Roll-over). Die Ausgleichszahlung er- Marktteilnehmer entstanden im Laufe der Zeit diverse rechnet sich aus der Differenz zwischen EONIA-Fixing Produktvarianten, die im Folgenden dargestellt werden. und dem im Swap vereinbarten Fixzinssatz. Die Aus- gleichszahlung findet jedoch erst am Ende der im Swap- ■ EONIA-Swap. Vertrag vereinbarten Laufzeit bzw. bei Laufzeiten über Hierbei handelt es sich um einen Zinsswap, dem als Refe- einem Jahr nur einmal jährlich statt. Der EONIA-Swap ist renzzins der täglich festgestellte und von der EZB veröf- für Unternehmen interessant, die ihren Liquiditätsbedarf fentlichte Tagesgeldsatz EONIA (European Overnight bzw. -überschuss gegen das Risiko schwankender Zins- Interbank Average) zu Grunde gelegt wird. Die Swap- sätze absichern wollen. Laufzeit (= Fixzinsperiode) beträgt derzeit 1 Woche bis Beispiel Anlagebereich: Ein Unternehmen legt Liquidität auf 12 Monate an. Es rechnet mit steigenden Tagesgeldzinsen und kauft daher einen EONIA-Swap (Kunde erhält EONIA von der Bank). Im Swap zahlt das Unternehmen den 12-Monats-Fixzinssatz und erhält im Gegenzug den entsprechenden EONIA-Zinssatz; es kann somit von Zinssteigerungen im Tagesgeldbereich profitieren. EONIA-Zinssatz Bank Unternehmen Schuldner Fixzins Fixzins Beispiel Finanzierungsbereich: Ein Unternehmen hat einen Fixzinssatzkredit mit einer Laufzeit von 12 Monaten aufgenommen. In Erwartung sinkender Tagesgeldzinsen schließt es mit der Bank einen EONIA-Swap ab (Zahlung von EONIA an die Bank). Das Unternehmen erhält im Gegenzug den 12-Monats-Fixzinssatz und kann damit die Zinszahlungen auf den Kredit leisten. Fixzins Bank Unternehmen Gläubiger EONIA-Zinssatz Fixzins
16 ■ Basisswap. ■ Asset-Swap. Bei einem Basisswap handelt es sich um einen Zinsswap Der Asset-Swap ist eine wichtige Variante auf dem Swap- mit Tausch von unterschiedlichen variablen Zinszahlungs- Markt. Ihm liegt als Grundgeschäft eine Wertpapieranlage strömen, d. h. es werden nicht fixe und variable Zinszah- (z. B. ein festverzinsliches Wertpapier) zu Grunde. Da das lungsströme, sondern ausschließlich variable Zinszah- Unternehmen steigende Zinsen erwartet, besteht die lungsströme ausgetauscht, z. B. 3-Monats-EURIBOR Möglichkeit, an diesem Zinsanstieg zu partizipieren. Dies und 6-Monats-EURIBOR. wird erreicht, indem man den Fixzinssatz aus dem Wert- ■ Step-up-Swap. papier im Swap weitergibt und im Gegenzug den variab- Bei einem Step-up-Swap sind die Nominalbeträge nicht len Zinssatz erhält. Daneben kann das Unternehmen gleich bleibend, sondern erhöhen sich über die Swap- durch Abschluss des Swaps Kursverluste der fix verzins- Laufzeit. Diese Art von Swap kann ein Unternehmen dann lichen Anlage bei steigenden Zinsen vermeiden, da bei sinnvoll einsetzen, wenn sich der Finanzierungsbedarf für gemeinsamer Bewertung die Kursverluste der Anlage eine Investition während der Laufzeit erhöht. durch die entstehenden Zinsgewinne des Swaps kom- ■ Step-down-Swap (= Amortisationsswap). pensiert werden (siehe Grafik unten). Bei einem Step-down-Swap reduzieren sich die Nominal- beträge während der Laufzeit. Diese Konstruktion findet Diese Swap-Konstruktion wird oft mit einer Fremd- ihre Anwendung bei einer Finanzierung mit Tilgung. Bei währungsanleihe als Grundgeschäft kombiniert. Zur der Absicherung des Zinsänderungsrisikos durch einen Absicherung wird ein Zinswährungsswap abgeschlossen. Swap wird nicht der ursprüngliche Kreditbetrag, sondern Nähere Ausführungen und Beispiele sind in Kapitel 3.1.2. werden die über die Laufzeit reduzierten Kreditbeträge zu Zinswährungsswaps nachzulesen. Grunde gelegt. Wertpapieranlage Fixzinssatz Grundgeschäft Fixzinssatz Unternehmen Bank variabler Zinssatz Sicherungsgeschäft
17 Technische Abwicklung. Das Unternehmen erhält an den Zinszahlungsterminen Swaps als maßgeschneiderte Produkte im Zinsmanage- während der Swap-Laufzeit eine Benachrichtigung über ment werden zwischen den beiden Swap-Partnern indivi- das Fixing des variablen Referenzzinssatzes und den zu duell abgeschlossen, wobei die endgültige Festlegung der zahlenden/zu empfangenden Betrag aus der variablen Konditionen zumeist telefonisch erfolgt, um der Reaktions- Zinssatzvereinbarung. geschwindigkeit dieser Märkte Rechnung zu tragen. Im Rahmen der Dokumentation wird einmalig für alle Zins- sicherungsgeschäfte ein Rahmenvertrag abgeschlossen, in 3.1.2. ZINSWÄHRUNGS- dem folgende generellen, alle Geschäfte betreffenden Punkte genau festgelegt und erläutert werden: SWAPS (CROSS CURRENCY ■ Vertragszweck. ■ Zahlungsmodalitäten. SWAPS, CSS). ■ Definition von Bankarbeitstagen. ■ Basissatz. Zinswährungsswaps sind Kombinationen aus Währungs- ■ Berechnungsweise. swaps und Zinsswaps. Bei Zinswährungsswaps tauschen ■ Beendigung. zwei Parteien Kapitalbeträge in verschiedenen Währungen ■ Schadenersatz und Ausfall. sowie die daraus resultierenden Zinszahlungen. Der Aus- ■ Abschlusszahlung. tausch der Kapitalbeträge am Anfang kann, der Rück- ■ Übertragung. tausch der Kapitalbeträge am Ende muss erfolgen. ■ Besondere Vereinbarungen. Der Zinswährungsswap ist aus dem Bedarf entstanden, Aufgrund des starken Wachstums der Swap-Märkte hat einer Tochtergesellschaft im Ausland einen Währungskredit sich bei den Verträgen eine gewisse Standardisierung ent- (z. B. USD) zu gewähren und das Wechselkursrisiko auf wickelt. Durch den oben angeführten Rahmenvertrag wer- Kapital und Zinsen auszuschalten. den neben Swaps auch sämtliche andere Zinssicherungs- instrumente abgedeckt. Handelt es sich dagegen um Im Rahmen eines Zinswährungsswaps sind alle Kombi- Geschäfte zwischen internationalen Partnern, so kommt nationen darstellbar, d. h. es können fixe Zinsen einer das so genannte ISDA Master Agreement zur Anwendung Währung in fixe Zinsen einer anderen Währung oder fixe (vgl. „Rechtliche Aspekte der Zinsinstrumente“). Dieser Zinsen in variable Zinsen einer anderen Währung oder auch Vertrag geht auf die internationale Vereinigung der Swap- variable Zinsen einer Währung in variable Zinsen einer Händler, ISDA (International Swap Dealers Association), anderen Währung getauscht werden. zurück. Man unterscheidet folgende Grundkonzeptionen: Nach Abschluss eines Zinsswaps wird das Geschäft sei- ■ Fix-fixer Währungsswap. tens der Bank schriftlich mitgeteilt. Im Gegenzug bestätigt Zwei Partner nehmen den gleichen Kapitalbetrag in ver- das Unternehmen durch Unterzeichnung diesen Abschluss. schiedenen Währungen auf oder legen ihn an und tau- schen die daraus resultierenden fixen Zinszahlungen und Kapitalbeträge für einen vereinbarten Zeitraum. Beispiel: EUR-Fixzinssatz gegen USD-Fixzinssatz. ■ Variabel-variabler Währungsswap. Zwei Partner nehmen den gleichen Kapitalbetrag in ver- schiedenen Währungen mit variabler Verzinsung auf oder legen ihn an und tauschen die daraus resultierenden Zins- zahlungen und Kapitalbeträge für einen vereinbarten Zeitraum. Beispiel: 6-Monats-EURIBOR gegen 6-Monats-USD- LIBOR.
18 ■ Fix-variabler Zinswährungsswap. Marktteilnehmerbedürfnisse. Zwei Partner nehmen den gleichen Kapitalbetrag in ver- Zinswährungsswaps sind sowohl im Finanzierungs- als schiedenen Währungen und mit verschiedenen Zins- auch im Anlagebereich einsetzbar. Im Finanzierungsbereich basen auf oder legen ihn an und tauschen die daraus bieten sie die Möglichkeit, Mittel in einer Währung aufzu- resultierenden Zinszahlungen und Kapitalbeträge für nehmen und dann per Swap für den benötigten Zeitraum in einen vereinbarten Zeitraum. eine andere Währung zu übertragen. Beispiel: 6-Monats-EURIBOR gegen USD-Fixzinssatz. Ziel ist es dabei, Vorteile, die man als Kreditnehmer auf dem Der Zinswährungsswap stellt ein Instrument dar, mit dem Kapitalmarkt einer bestimmten Währung besitzt, per Swap gleichzeitig Zins- und Währungsrisiken abgesichert werden in eine andere Währung zu übertragen, in der diese Vorteile können. bei direkten Kreditnahmen nicht bestehen. Andererseits bieten Zinswährungsswaps einem Anleger die Spezifikationen: Möglichkeit, Investitionen in einer anderen als der Heimat- währung zu tätigen, dabei aber ein Währungsrisiko auszu- Laufzeit 2–10 Jahre schalten und auch die resultierenden Zinszahlungen in der swapfähige Währungen alle Hauptwährungen und der Heimatwährung zu erhalten. lt. ISDA Großteil der Nebenwährungen Fixzinssatz Fixsatz der entsprechenden Laufzeit und Währung Ein zusätzlicher Tausch der Zinszahlungen von fix in varia- variabler Zinssatz EURIBOR oder vergleichbare bel oder umgekehrt ermöglicht es, die Zinsbasis zu erhal- Geldmarktsätze der Fremdwährung ten, die das zu sichernde Grundgeschäft vorgibt oder die Berechnung nach jeweiliger Marktusance aufgrund der erwarteten Zinsentwicklung angestrebt wird. Wechselkurs für Tausch und Rücktausch der Kapitalbeträge wird der gleiche Devisenkurs verwendet (Kassakurs zum Abschlusstag)
19 Preisquotierung. Bei einem Zinswährungsswap mit Austausch fixer Zins- Beispiel (mit Währungstausch am Anfang): zahlungen in beiden Währungen werden die Fixzinssätze Swap-Laufzeit: 5 Jahre quotiert. EUR-Swap-Satz: 2,80 % CHF-Swap-Satz: 1,80 % CHF-Kapitalbetrag CHF 1,80 % Swap-Partner A Swap-Partner B EUR 2,80 % EUR-Kapitalbetrag Die Quotierung für einen Zinswährungsswap mit variabler Zinsbasis in beiden Währungen wird mit Auf- bzw. Ab- Beispiel (mit Währungstausch am Anfang): schlägen (Spread) auf den Referenzzinssatz (z. B. EURIBOR, Swap-Laufzeit: 5 Jahre LIBOR) dargestellt. 6-Monats-EURIBOR + Spread 2 Basispunkte 6-Monats-USD-LIBOR USD-Kapitalbetrag 6-Monats-USD-LIBOR Swap-Partner A Swap-Partner B 6-Monats-EURIBOR + Spread 2 Basispunkte EUR-Kapitalbetrag Die Preisstellung bei einem fix-variablen Zinswährungsswap erfolgt in der Regel gegen den Referenzzinssatz der variab- Beispiel (mit Währungstausch am Anfang): len Währung (ohne Auf- bzw. Abschläge). Swap-Laufzeit: 5 Jahre 6-Monats-USD-LIBOR EUR-Swap-Satz: 2,80 % USD-Kapitalbetrag 6-Monats-USD-LIBOR Swap-Partner A Swap-Partner B EUR 2,80 % EUR-Kapitalbetrag
20 Abrechnung/Ausgleichszahlung. Einsatzmöglichkeiten. Sowohl die Fixzinszahlungen als auch die variablen Zins- ■ Anlagebedarf. zahlungen werden nachschüssig geleistet. Die Berechnung Ein Unternehmen möchte Liquidität für längere Zeit anlegen der Tagebasis kann je nach Währung für variable und fixe und eine möglichst hohe Rendite erreichen. Der Abschluss Zinszahlungen variieren. eines Asset-Swaps bietet hier bei entsprechender Markt- situation die Möglichkeit, eine höhere Rendite zu erreichen Vorzeitige Auflösung des Geschäfts. als auf dem Kapitalmarkt. Bei Zinswährungsswaps existieren als Möglichkeiten der vorzeitigen Auflösung wie bei einfachen Zinsswaps das Das Unternehmen kauft beispielsweise eine fiktive USD- Gegengeschäft, der Barausgleich und das Assignment Anleihe und schließt zusätzlich einen Währungsswap ab. (Übertragung). Die Vorgehensweise ist analog. Da zum Zinstausch auch die zugrunde liegenden Währungsbeträge getauscht werden, muss bei einer vorzeitigen Auflösung Beispiel: zusätzlich zu den aktuellen Zinsen auch der aktuelle USD-Anleihe Wechselkurs Berücksichtigung finden. mit jährlichem Kupon: 4,75 % Fälligkeit: 31. 10. 2010 Kuponzahlungen jeweils am 31.10. Währungsswap USD-Swap-Satz: 4,75 % EUR-Swap-Satz: 2,80 % EUR/USD-Kassakurs: 1,20 USD vergleichbare EUR-Rendite bei Anlage in Bundesobligationen für die Restlaufzeit: 2,70 % USD-Anleihe USD-Kapital- USD 4,75 % betrag Grundgeschäft 24 Mio. USD-Kapitalbetrag 24 Mio. USD 4,75 % Unternehmen Bank EUR 2,80 % EUR-Kapitalbetrag 20 Mio. Sicherungsgeschäft Die Kapitalbeträge werden bei Geschäftsabschluss und am Ende der Swap-Laufzeit, d. h. bei Anleihefälligkeit, ge- tauscht. Unter Ausschluss des Währungs- und Zinsände- rungsrisikos wird durch den Asset-Swap eine erhöhte EUR- Rendite erzielt (EUR-Rendite 2,70 % im Vergleich zu 2,80 % mit Asset-Swap, d. h. ein Renditevorteil von 0,10 % p. a.).
21 ■ Finanzierungsbedarf. Die Tochtergesellschaft eines deutschen Unternehmens be- Beispiel: nötigt für eine Investition Dollar-Liquidität. Die direkte Mittel- Kreditbedarf der Tochtergesellschaft: 7,2 Mio. USD aufnahme in den USA wird für das Tochterunternehmen EUR/USD-Kassakurs: 1,20 USD durch in der Regel höhere Kreditmargen (z. B. +50 Basis- EUR-Kreditbedarf der Muttergesellschaft: 6 Mio. punkte) teurer als über einen Zinswährungsswap mit der EUR-Zinssatz für 5 Jahre: 2,80 % Muttergesellschaft in Deutschland. USD-Zinssatz für 5 Jahre: 4,75 % vergleichbarer Zinsaufwand p. a. bei Kredit- aufnahme durch die Auslandstochter: 5,25 % USD-Kapitalbetrag USD-Kapitalbetrag 7,2 Mio. 7,2 Mio. Tochtergesellschaft Muttergesellschaft Bank EUR-Kapitalbetrag 6 Mio. EUR-Kapitalbetrag 6 Mio. EUR-Finanzierung Die Muttergesellschaft nimmt die Mittel in EUR für die ent- Aus dem Zinswährungsswap erhält das Unternehmen die sprechende Laufzeit auf, tauscht diesen EUR-Betrag in EUR-Zinsen, bezogen auf den EUR-Kapitalbetrag, in Höhe USD und gibt den USD-Betrag der Tochtergesellschaft in von 6 Mio. EUR, und zahlt für den erhaltenen USD-Kapital- Amerika. betrag Zinsen auf Dollarbasis. Diese Zinsen erhält das Un- ternehmen von der Tochtergesellschaft. Die Zinszahlungs- Während der Laufzeit muss das Unternehmen Zinszah- ströme sind in der folgenden Grafik dargestellt. lungen für die EUR-Finanzierung leisten. Durch den Swap hat das Tochterunternehmen Kreditkosten in Höhe von 0,50 % p. a. gespart (5,25 % minus 4,75 %). USD 4,75 % USD 4,75 % Tochtergesellschaft Muttergesellschaft Bank EUR 2,80 % EUR 2,80 % EUR-Finanzierung
22 Am Ende der Laufzeit werden die Kapitalbeträge zum Kassakurs bei Geschäftsabschluss von 1,20 USD pro EUR zurückgetauscht und der EUR-Kredit zurückbezahlt. USD-Kapitalbetrag USD-Kapitalbetrag 7,2 Mio. 7,2 Mio. Tochtergesellschaft Muttergesellschaft Bank EUR-Kapitalbetrag 6 Mio. EUR-Kapitalbetrag 6 Mio. EUR-Finanzierung Technische Abwicklung. Die Dokumentation und Abwicklung von Zinswährungs- swaps entsprechen denen eines Zinsswaps (siehe Kapitel 3.1.1.).
23 Ist abzusehen, dass der Finanzierungs- oder Anlagebedarf 3.1.3. FORWARD-SWAPS. nicht heute, aber z. B. in zwei Jahren besteht, bietet der Forward-Swap die Möglichkeit, Zahlungsströme gegen Eine Produktvariante des Zinsswaps ist der Forward-Swap. Zinsänderungsrisiken mit einer entsprechenden zahlungs- freien Vorlaufzeit zu sichern. Der Forward-Swap entspricht in seiner Funktionsweise dem Zinsswap mit dem Zusatz, dass der Beginn der Zins- Der vereinbarte Zinstausch setzt nicht bei Abschluss des perioden erst nach einer festzulegenden Vorlaufzeit liegt. Forward-Swaps, sondern erst nach Ende der vereinbarten Der vereinbarte Zinstausch beginnt in der Regel 1 bis 24 Vorlaufzeit ein. Monate nach Abschluss des Forward-Swaps. Preisquotierung. Die Preisquotierung von Forward-Swaps entspricht der des Gesamtlaufzeit herkömmlichen Swaps. Auch bei diesem Instrument wer- den Geld- und Briefseite unter Zugrundelegung des 6- Monats-EURIBOR quotiert. Andere Referenzzinssätze (z. B. Vorlaufzeit Swap-Laufzeit 1-Monats-, 3-Monats-, 6-Monats-, 12-Monats-EURIBOR) sind darstellbar. Swap-Abschluss Swap-Fälligkeit Zusätzlich wird die gewünschte Vorlaufzeit angegeben, nach deren Ablauf die Zinsperiode einsetzen soll, d. h. der Spezifikationen (z. B. für Euro-Swaps): Swap valutiert wird. Laufzeit des Swaps 1–30 Jahre Abrechnung/Ausgleichszahlung. Vorlaufzeit in der Regel 1–24 Monate Ein Forward-Swap entspricht in seiner Wirkungsweise dem Gesamtlaufzeit 1–30 Jahre Zinsswap, und nach Ende der Vorlaufzeit unterscheidet er Fixzinssatz sich nicht mehr von ihm. Der Zinstausch erfolgt auch beim Höhe des Fixzinssatzes jeweiliger Marktzinssatz Forward-Swap zu den entsprechenden Terminen, also jähr- Berechnungsmethode 30/360 Tage bzw. act/360 Zahlungsweise monatlich, viertel-, halb- oder jährlich lich nachschüssig für die Fixzinsseite und entsprechend der nachschüssig vereinbarten Zinsbindung für die variable Seite. Bezüglich variabler Zinssatz der Abrechnung bestehen damit keine Unterschiede zum Referenzzinssatz EURIBOR, EURO-LIBOR Zinsswap (vgl. dazu Kapitel 3.1.1. Zinsswaps). Zinsanpassung 1, 3, 6 oder 12 Monate Berechnungsmethode taggenau/360 Tage (act/360) Auflösung des Geschäfts. Zahlungsweise monatlich, viertel-, halb- oder jährlich nachschüssig Da der Forward-Swap nach Ende der Vorlaufzeit keine Unterschiede mehr zum herkömmlichen Swap aufweist, fin- det auch eine mögliche Auflösung auf die gleiche Art und Weise statt. Marktteilnehmerbedürfnisse: Einem Engagement in Forward-Swaps liegt grundsätzlich Je nach Situation ist ein Gegengeschäft, ein Barausgleich bis auf einen abweichenden Zeithorizont das gleiche Inte- oder ein Assignment (Übertragung) möglich. Möchte ein resse zu Grunde wie bei Zinsswaps. Analog zum herkömm- Swap-Partner in der Vorlaufzeit sein Engagement beenden, lichen Swap ist ein Forward-Swap sowohl auf der Aktiv- als wird auch hier analog vorgegangen (vgl. dazu Kapitel 3.1.1. auch auf der Passivseite der Bilanz zum Risikomanagement Zinsswaps). geeignet. Der Forward-Swap ermöglicht eine Absicherung gegen Auswirkungen steigender und fallender Zinsen in Verbin- dung mit Finanzierungs- oder Anlageentscheidungen.
24 Einsatzmöglichkeiten. ■ Anlagebedarf. Beispiel: Ein Unternehmen weiß heute schon, dass es in der Zukunft Anlagebetrag: 1 Mio. EUR Mittel zur Verfügung hat, die für längere Zeit angelegt wer- Vorlaufzeit: 1 Jahr den sollen. Anlage- bzw. Swap-Laufzeit: 5 Jahre Gesamtlaufzeit: 6 Jahre Da das Unternehmen fallende Renditen erwartet und das Referenzzinssatz: 6-Monats-EURIBOR; aktuelle Zinsniveau für die zukünftige Anlage sichern möch- 6-Monats-EURIBOR 2,20 % te, schließt es einen Forward-Swap ab. Forward-Swap-Satz: 3,00 % p. a. variable Geldanlage 6-Monats-EURIBOR – Abschlag Grundgeschäft 6-Monats-EURIBOR Unternehmen Bank 3,00 % p. a. Sicherungsgeschäft Vergleicht man die Möglichkeiten eines Unternehmens, Der Vergleich zeigt deutlich, dass das Unternehmen bei heute einen Forward-Swap abzuschließen oder nicht zu Abschluss mit dem Forward-Swap-Satz eine fest kalkulier- handeln und abzuwarten, so ergeben sich nach Ablauf der bare Zinszahlung erhält. Tritt die Zinssenkung am Markt tat- Vorlaufzeit folgende Erträge: sächlich ein, so erzielt das Unternehmen einen Mehrertrag in Höhe der Differenz zwischen aktuellem 5-Jahres-Swap- Satz und dem Forward-Swap-Satz. Situation in 1 Jahr: 5-Jahres- Ertrag Ertrag Swap-Satz ohne Forward-Swap mit Forward-Swap 2,25 % 2,25 % – Abschlag 6-Monats-EURIBOR – Abschlag + 3,00 % – 6-Monats-EURIBOR = 3,00 % – Abschlag 2,75 % 2,75 % – Abschlag 6-Monats-EURIBOR – Abschlag + 3,00 % – 6-Monats-EURIBOR = 3,00 % – Abschlag 3,25 % 3,25 % – Abschlag 6-Monats-EURIBOR – Abschlag + 3,00 % – 6-Monats-EURIBOR = 3,00 % – Abschlag
25 ■ Finanzierungsbedarf. Ein Unternehmen muss in einem Jahr eine Investition über Beispiel: 5 Jahre tätigen. Finanzierungsbedarf: 1 Mio. EUR Vorlaufzeit: 1 Jahr Da das Unternehmen bis zur Inanspruchnahme des Kredits Anlage- bzw. Swap-Laufzeit: 5 Jahre mit steigenden Zinsen rechnet, soll das derzeit niedrige Gesamtlaufzeit: 6 Jahre Zinsniveau abgesichert werden. In diesem Fall schließt das Referenzzinssatz: 6-Monats-EURIBOR; Unternehmen einen Forward-Swap mit einer Vorlaufzeit von 6-Monats-EURIBOR 2,20 % 1 Jahr und einer Swap-Laufzeit von 5 Jahren ab. Forward-Swap-Satz: 3,05 % p. a. variable Finanzierung 6-Monats-EURIBOR + Kreditmarge Grundgeschäft 6-Monats-EURIBOR Unternehmen Bank 3,05 % p. a. Sicherungsgeschäft Die Finanzierungskosten für die zukünftige Investition unter Situation in 1 Jahr: Berücksichtigung unterschiedlicher Zinsentwicklungen bis zur Valutierung des Kredits werden nachfolgend gegen- 5-Jahres- Ertrag Ertrag übergestellt. Swap-Satz ohne Forward-Swap mit Forward-Swap 3,75 % 3,75 % + Kreditmarge 6-Monats-EURIBOR Die Spalte „Finanzierungskosten ohne Forward-Swap“ + Kreditmarge + 3,05 % – 6-Monats-EURIBOR zeigt auf, welche Kosten das Unternehmen zu tragen hat, = 3,05 % + Kreditmarge wenn es eine Fixzinssatzfinanzierung erst in einem Jahr ein- 3,25 % 3,25 % + Kreditmarge 6-Monats-EURIBOR + Kreditmarge + 3,05 % geht. – 6-Monats-EURIBOR = 3,05 % + Kreditmarge 2,75 % 2,75 % + Kreditmarge 6-Monats-EURIBOR + Kreditmarge + 3,05 % – 6-Monats-EURIBOR = 3,05 % + Kreditmarge Technische Abwicklung. Die Dokumentation und die Abwicklung von Forward- Swaps entsprechen denen eines Zinsswaps (vgl. Kapitel 3.1.1. Zinsswaps).
26 Bei einem FRA handelt es sich um ein maßgeschneidertes 3.1.4. FORWARD RATE Produkt. Käufer und Verkäufer sind dabei frei in der Wahl des Zeitpunktes, zu dem die Zinssicherung beginnt, der AGREEMENT (FRA). Länge der abzusichernden Periode und des zugrunde lie- genden Kapitalbetrages. Das Forward Rate Agreement (FRA) ist eine vertragliche Vereinbarung zwischen zwei Parteien mit dem Ziel, einen Ein FRA erfordert weder einen Austausch der Kapitalbe- bestimmten Zinssatz für einen in der Zukunft liegenden Zeit- träge, noch fällt eine Vorabzahlung etwa in Form einer raum zu fixieren. Als Basis wird ein allerdings rein rechneri- Prämie oder eines Einschusses an. scher Kapitalbetrag vereinbart, auf dessen Grundlage die Berechnung der Zinszahlungen erfolgt. Am Markt haben sich – trotz der individuell gestaltbaren Komponenten – bestimmte gängige Kombinationen, bezo- Der Käufer und der Verkäufer eines FRA fixieren dabei für gen auf die Vorlaufzeit, die Gesamtlaufzeit und den zugrun- die betreffende Periode einen Fixzinssatz (FRA-Satz) unter de liegenden Referenzzinssatz, herausgebildet. Zugrundelegung eines Referenzzinssatzes (z. B. 6-Monats- EURIBOR). Dabei sind Laufzeiten innerhalb eines Jahres sehr markt- gängig, bei denen ein Zeitraum von 3 oder 6 Monaten ab- Liegt der Referenzzinssatz bei Fälligkeit über dem FRA- gesichert wird. Aber auch andere Laufzeiten und abzusi- Satz, so erhält der Käufer vom Verkäufer eine Ausgleichs- chernde Zeiträume sind aufgrund der großen Flexibilität des zahlung in Höhe der Differenz zwischen dem gestiegenen Instruments darstellbar. Marktzinssatz und dem im FRA festgelegten Zinssatz. Marktteilnehmerbedürfnisse. Umgekehrt profitiert der Verkäufer, wenn der Referenzzins- Ein FRA bietet die Möglichkeit, Zinsrisiken sowohl auf der satz unter dem FRA-Satz liegt, und erhält in diesem Fall Aktiv- als auch auf der Passivseite zu reduzieren bzw. zu eli- vom Käufer eine Ausgleichszahlung in Höhe der entspre- minieren. chenden Differenz. Hat ein Marktteilnehmer einen zukünftigen Kreditbedarf und Der zugrunde liegende Kapitalbetrag wird dabei nur als erwartet steigende Zinsen, so kann er sich durch den Kauf Rechengröße vereinbart, um die Höhe der anfallenden eines FRA einen festen Zinssatz, den FRA-Satz, sichern. Kompensationszahlung (Ausgleichszahlung) bestimmen zu können. Ein tatsächlicher Austausch der Kapitalbeträge Steigt bis zum Zeitpunkt seiner geplanten Mittelaufnahme findet nicht statt. das Zinsniveau, so erhält er aus der getroffenen Verein- barung eine Ausgleichszahlung in Höhe der Differenz von gestiegenem Referenzzinssatz und FRA-Satz. Durch den Spezifikationen: Abschluss eines FRA wird das heutige Zinsniveau festge- schrieben und die Kompensationszahlung gleicht die ge- Laufzeit des FRA stiegenen Kreditkosten des Grundgeschäftes aus. Vorlaufzeit 1–23 Monate bei 1-Monats-EURIBOR Für einen Kapitalanleger mit Anlagebedarf in der Zukunft 1–12 Monate stellt hingegen eine mögliche Zinssenkung ein Risiko dar. bei 12-Monats-EURIBOR Aus diesem Grund tritt er als Verkäufer eines FRA auf. Tritt Gesamtlaufzeit Vorlaufzeit und FRA-Periode die erwartete Zinssenkung ein, so erhält er vom Käufer des max. 24 Monate FRA eine Zinsausgleichszahlung in Höhe der Differenz von FRA-Satz FRA-Satz und niedrigerem Referenzzinssatz. Höhe des Fixzinssatzes jeweiliger Marktzinssatz Berechnungsmethode taggenau/360 Tage (act/360) Referenzzinssatz 1-Monats-EURIBOR bis 12-Monats-EURIBOR Zahlungsweise am Anfang der FRA-Periode
27 Der Gewinn aus diesem FRA-Engagement stellt den Aus- Der Käufer eines FRA sichert sich gegen steigende Zinsen gleich zu den dann verringerten Zinserträgen aus der Anla- für einen in der Zukunft benötigten Kredit einen FRA-Satz in ge (Grundgeschäft) dar. Höhe von 2,30 %. Bei Zinssteigerungen über 2,30 % erhält er eine Ausgleichszahlung. Da ein Marktteilnehmer dann, wenn der Zins sich nicht sei- nen Erwartungen gemäß entwickelt, keinen Ausgleich Der Verkäufer eines FRA sichert sich gegen fallende Zinsen erhält, sondern an seinen Kontrahenten zahlen muss, stellt für eine zukünftige Geldanlage einen FRA-Satz von 2,25 %. ein FRA letztlich ein Instrument dar, das in Verbindung mit Fällt das Zinsniveau und die Markterwartung des Verkäufers dem abzusichernden Geschäft einen bestimmten Zinssatz tritt ein, so erhält er eine Ausgleichszahlung. für die Dauer der Absicherungszeit fixiert. Abrechnung/Ausgleichszahlung. Verluste der abzusichernden Position werden durch Aus- Da ein FRA nur eine Vereinbarung über die Fixierung eines gleichsansprüche aus dem FRA ausgeglichen, Gewinne der Zinssatzes ist, fließen keine zugrunde liegenden Kapital- abzusichernden Position bei gegenläufiger Zinsentwicklung beträge. Die Zinssicherung ist vom Grundgeschäft ge- aber durch die dann entstehende Ausgleichsverpflichtung trennt. Ein FRA ersetzt damit keine physische Mittelanlage kompensiert. oder -aufnahme, sondern fixiert den Marktzinssatz. Der im FRA festgelegte Kapitalbetrag wird also nicht tatsächlich Preisquotierung. zum FRA-Satz aufgenommen oder angelegt. Er dient ledig- FRAs werden am Markt mit Geld- und Briefseite quotiert. lich als Bemessungsgrundlage für die Kompensations- zahlung zwischen den Vertragspartnern. Eine Quotierung kann Die Höhe des zu zahlenden Ausgleichsbetrages richtet sich beispielsweise lauten: dabei nach der Differenz von FRA-Satz und dem zugrunde 3-gegen-6-FRA liegenden Referenzzinssatz für die zu sichernde Periode. 2,25 %–2,30 % Dies ist üblicherweise der der abzusichernden Periode ent- sprechende EURIBOR-Satz (siehe Grafik nächste Seite). 3 gegen 6 liest sich als drei gegen sechs Monate und be- Die Differenz wird dabei am so genannten Fixingtag festge- deutet, dass ab heute gerechnet in 3 Monaten die gesicher- stellt. Er liegt zwei Arbeitstage vor Beginn der abzusichern- te Periode beginnt und in 6 Monaten endet. Der abgesi- den Periode. Die Ausgleichszahlung berechnet sich dann cherte Zeitraum beträgt (6 – 3 =) 3 Monate mit einer Vorlauf- aus der Differenz von Referenzzinssatz und FRA-Satz, zeit von 3 Monaten. bezogen auf die Länge der gesicherten Periode und den zugrunde liegenden Kapitalbetrag. Sie entspricht damit Analog dazu bedeutet eine Quotierung von 3 gegen 9, dass dem Finanzierungsmehraufwand oder dem Anlageminder- nach 3 Monaten die abzusichernde Periode beginnt und ertrag des zu sichernden Grundgeschäftes. nach 9 Monaten endet. Der Zeitraum der Absicherung beträgt in diesem Fall (9 – 3 =) 6 Monate, die Vorlaufzeit 3 Monate. Die Quotierungen 2,25 % und 2,30 % stellen Geld- und Briefseite dar.
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