KINDERHANDBALL-KONZEPT - handball.ch - Strupler Sport Consulting
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IMPRESSUM AUTOREN: Nadja von Büren, Martin Strupler MITARBEIT: Nicole Gwerder, Ingo Meckes, Christian Müller, Marcel Tobler, Daniel Willi; Mitglieder des Strategischen Ausschusses Handballförderung: Josy Beer, Marco Bodmer, Armin Flükiger, Eugen Lang, Christian Traber FOTOS: Alex Wagner, BASPO, SHV LAYOUT/GESTALTUNG: Christian Olschewski-Hardt | www.malane.de DRUCK: Ausgabe 2017 Alle Rechte vorbehalten. Vervielfältigung oder Verbreitung jeder Art – auch auszugsweise – nur mit Genehmigung des Herausgebers und unter Quellenangabe gestattet. HERAUSGEBER: Schweizerischer Handball-Verband Tannwaldstrasse 2 Postfach 1750 CH-4600 Olten hf@handball.ch www.handball.ch Das Kinderhandballkonzept wurde am 9. August 2017 im Strategischen Ausschuss und am 18. August 2017 vom Zentralvorstand verabschiedet. 2
INHALT INHALT 1. Das wollen wir – Vision und Zielsetzungen 1.1 Allgemeine Ziele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 1.2 Ziele Handballförderung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 1.3 Unsere Visionen: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 2. Daran orientieren wir uns - theoretische Grundlagen 2.1 Entwicklungsstufen im J+S-Alter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 2.2 Persönlichkeitsentwicklung des Kindes - Kompetenzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 2.3 Ausbildungsgrundsätze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 2.4 Der Leiter J+S Kindersport . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 3. Da stehen wir heute - Kurzanalyse 3.1 Leiter und Kurse Kindersport . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 3.2 Vereinsverantwortlicher Kindersport . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 3.3 Vereinsverantwortlicher Turnierkoordinator Kindersport . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 3.4 Stärken-Schwächen-Analyse der heutigen Kinderhandballaktivitäten . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 3.5 Lehrmittel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 4. Dahin wollen wir - Aufbau, Regeln, Ausbildung 4.1 Wettspielstruktur Kinderhandball . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 4.2 Commitments für den Turnierbetrieb . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 4.3 Die verschiedenen Wettspiel-Formen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 4.4 Die verschiedenen Module in der Übersicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 4.5 Ergänzende Angebote im Kinderhandball . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 4.6 Sportartübergreifendes Entwicklungskonzept - FTEM Modell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 4.7 Aus- und Weiterbildung der Trainerinnen und Trainer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 5. Das setzen wir gemeinsam um - Zusammenfassung und Ausblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 6. Quellenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 7. Notizen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 3
VISION UND ZIELSETZUNGEN 1. DAS WOLLEN WIR – VISION UND ZIELSETZUNGEN 1.1 Allgemeine Ziele A m 15. März 2014 ist die neue «Dachstrategie SHV 2020» durch die Delegiertenversamm- lung des Schweizerischen Handball-Verbandes verabschiedet worden. Hauptziel hierbei ist, den Handball weiter zu verbreiten und die Anzahl Li- zenzen zu erhöhen. Mit einer einheitlichen Strategie will der Schweize- rische Handball-Verband (SHV) vermehrt Kinder für den Handballsport begeistern. Im Zuge der Zentralisierung des SHV wurde das Ressort Handballförderung (HF) neu geschaffen. Die Neukonzeption des Spielbetriebs bei den Kin- dern, war eine der ersten Hauptaufgaben des Res- sorts HF in Zusammenarbeit mit dem Strategi- schen Ausschuss Handballförderung. Das Kinderhandballkonzept fasst zusammen, wie der Kindersport im Handball und dessen Umfeld heute aussieht und wie wir ihn in Zukunft gestalten wollen. Als Kinderhandball werden im Handball alle Spielformen von den U7 bis zu den U13 bezeich- net. Das Konzept soll zeigen, wie das individuelle Potenzial der Kinder entwickelt werden kann – so- wohl in Richtung Breitensport wie auch in Richtung • In den bestehenden J+S-Strukturen «Kin- Leistungssport. Es soll ein Leitfaden für die Ausbil- dersport» wird eine spezifische Handball dung der Leitenden «Kindersport Handball», eine Aus- und Fortbildung für die Leitenden an- Stütze für die Vereine bei der Konzeption ihres geboten. Trainings- und Spielbetriebs und Ausgangsbasis für das Leistungssportkonzept des SHV sein. • Das Obligatorium «Trainerlizenz Kinderhand- ball» wird in den kommenden Jahren stufen- 1.2 Ziele Handballförderung weise eingeführt. 2016 hat der Strategische Ausschuss Handballför- derung im Bereich Kinderhandball folgende Ziele • Die Schiedsrichter-Gewinnung in den Verei- formuliert: nen, von der Betreuung bis zur Karrierepla- nung, beginnt bereits im Rahmen der Spiel • Softhandball wird in der ganzen Schweiz als angebote im Kinderhandball. Trendspiel bekannt und gilt als das Eintritts- spiel zur Sportart Handball auf allen Alters- • Die bestehenden Lehrmittel (vgl. Kap. 3.5) stufen. werden überarbeitet und auf den neuesten Erkenntnisstand gebracht. • Die Spieltage und -turniere werden schweiz- weit standardisiert und nach einheitlichen • Jeder Verein verfügt in seinen Reihen über Regeln gespielt. eine/n «Verantwortliche/n Kinderhandball». 4
1.3 Unsere Visionen: 1.3.1 Werte des Kinderhandballs Wir orientieren uns im Kinderhandball am Erlebnis, Spielform begeistern wir die Kinder und überzeu- am Spielprozess – das Produkt, das Resultat steht gen die Lehrkräfte. Dadurch wollen wir vermehrt nicht im Vordergrund. Handball verbindet Bewe- Kinder in die Handballvereine bringen und aber gungs-, Spiel- und Gemeinschaftserlebnisse auf auch die Teilnehmerzahl bei den Schulhandball- faszinierende Art miteinander. Turnieren in den nächsten fünf Jahren verdoppeln. Aufbauend auf dem Spiel mit dem Softball werden • Dynamik, Schnelligkeit, Kraft, hohe koordi- die bestehenden Kinder-Handball-Angebote wei- native Anforderungen und Zweikampf in terentwickelt und bilden so die Basis des Jugend- durch die Regeln vorgegebenem fairem handballs in der Schweiz. Die positiven Auswirkun- Rahmen kennzeichnen das Bewegungser- gen eines vergrösserten Gewinnungspotenzials lebnis. sollen dereinst auch dem Leistungssport Handball zu weiteren Erfolgen verhelfen. • Den Gegenspieler ausspielen, individuell oder in kleinen Gruppen, Tore erzielen bzw. 1.3.3 Stärken von Softhandball verhindern bestimmen das Spielerlebnis. Im Zentrum stehen die Kinder. Sie werden mit der neuen Spielform vielseitig gefordert: beim Laufen, • Sich gegenseitig unterstützen und ergän- Springen und Werfen werden motorische und ko- zen, seine Rolle im Team, in der Gruppe fin- ordinative Fähigkeiten entwickelt. Das gemein- den und kennen, sich gemeinsam ein Ziel same Herausspielen bzw. Verhindern von Torchan- setzen und daraufhin üben – dies und noch cen fordert die Kinder sowohl spielerisch wie auch viel mehr machen das Gemeinschaftserleb- kognitiv und verstärkt die sozialen Interaktionen. nis aus. Das Zweikampfverhalten, der faire, regelkonforme Wir wollen möglichst vielen Kindern diese Erleb- Umgang mit- und gegeneinander enthält zudem nisse ermöglichen und setzen uns zum Ziel, die wertvolle pädagogische Chancen. bisherigen Teilnehmerzahlen (U7-U11: 4‘000, U13-Turniere: 1‘200, HmS: 25‘000; Schätzungen 2017, vgl. Kap. 3.4) bis 2020 wesentlich zu stei- gern. 1.3.2 Softhandball als Einstiegsspiel und Ausbildungsschwerpunkt Die Verbreitung der Spielform Softhandball ist ein wichtiges Anliegen der Handballförderung im SHV. Daher soll künftig auch der Schwerpunkt in den Aus- und Weiterbildungen im Bereich Kindersport auf diese Spielform gelegt werden. Softhandball ist eine attraktive, kindgerechte Spiel- form für Mädchen und Knaben. Wir wollen sie in der ganzen Schweiz verbreiten und darüber ver- mehrt Kinder für den Handballsport gewinnen. Handball in dieser neuen Form soll in den Schulen schon ab der Unterstufe eine der am häufigsten gespielten Spielsportarten werden. Mit der neuen 5
• Die verschiedenen Formen von Hand-Spielen Luft und nicht am Boden gespielt wird, die eignen sich am besten für die Entwicklung Aufmerksamkeit nach oben gelenkt – eine der Spielfähigkeiten und das Zusammen- wichtige Voraussetzung, die Spielübersicht Spielen. Die Spielfähigkeiten bilden die Basis zu erlangen. für alle Spielsportarten. Fangen und Zuspie- len, die Grundlage des Miteinander-Spielens, • Die Angst vor dem Ball verschwindet, da ist dank der guten Entwicklung der Feinkoor- dieser weich ist – die Position des Torwarts dination der Hände viel schneller lernbar als ist plötzlich gefragt. Dies ist gerade beim mit den Füssen oder einem Spielgerät. Mitwirken der Mädchen ein grosser Vorteil. • Softhandball eignet sich ausgezeichnet • Das Spiel kann auch in Normalturnhallen auch als Spiel im Freien: Auf Rasen braucht (12x24m) quer auf zwei bis drei Feldern ge- es etwas Sägemehl zum Zeichnen des Tor- spielt werden. Als Tore dienen Unihockey- kreises und je 2 Pfosten für das Tor; auf dem tore (improvisiert auch Kasten, hochge- Pausenplatz, einem Parkplatz oder für das stellte Matten oder Barren); der Quartierfest eine grosse Kreide für den Tor- Materialaufwand und die Spielorganisation raum und idealerweise zwei Unihockeytore. bleiben minimal. So kommen alle zum Spie- len (Teams 2:2 bis 5:5) und eine hohe Inten- • Weil das Flugverhalten des Balles vergleich- sität ist auch bei grösseren Schulklassen bar ist mit jenem des «richtigen» Handballs, gewährleistet. können bereits im Kindergartenalter verein- fachte Formen des Handballs gespielt wer- • Beim Spiel 3:3 mit den Kleinsten und den den. Neueinsteigern braucht es noch keine Tor- räume. Sobald das Spiel eingeführt ist, kön- • Die Kinder können den Ball auch mit kleinen nen Torräume bis etwa 3.5m Tiefe festgelegt Händen einhändig greifen und technisch werden. Die Abgrenzung kann mit beste- richtig werfen (Arm oben, Ellenbogen auf henden Linien oder mit Matten gemacht Ohrenhöhe). werden. • Da mit dem Ball nicht gut geprellt werden • Ein wesentlicher Vorteil des Spiels ist, dass kann, sind die Kinder bezüglich Freilaufen Mädchen und Knaben diese Spielart ohne und Zusammenspiel gefordert sich anzubie- Einschränkung geschlechtergemischt spie- ten. Zudem ist dadurch, dass der Ball in der len können. 6
THEORETISCHE GRUNDLAGEN 2. DARAN ORIENTIEREN WIR UNS - THEORETISCHE GRUNDLAGEN 2.1 Entwicklungsstufen im J+S-Alter D er Mensch verändert und entwickelt sich le- benslang. Gerade bei heranwachsenden Kin- dern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen zeigt tion ihrer Lernprozesse heranzuführen (Weinert, 2000). Diese sogenannte «Lernkompetenz» ergibt sich aus den vier Kompetenzen Sozial-, Selbst-, sich dies durch gewaltige körperliche und geistige Methoden- und Sachkompetenz. Nachfolgend Wandlungen. Diese Veränderungen müssen bei wird auf die Sozial- und Selbstkompetenz einge- der sportlichen Förderung berücksichtigt werden. gangen. Die Methoden- und Sachkompetenz wird Aber nicht nur motorisch werden Anpassungen bei den Kindern als Spiel- und Bewegungskompe- verlangt, sondern auch im Bereich der psychologi- tenz erklärt. schen, der psychosozialen und der schulischen / beruflichen Entwicklung. All diese Veränderungen geschehen parallel. Sie verlaufen nicht geradlinig, sondern oft in Stufen. Diese Entwicklungsüber- gänge können Schwierigkeiten bereiten. Daher ist es wichtig zu wissen, wann diese Übergänge zu erwarten sind und wie darauf zu reagieren ist. Im Folgenden sind die Übergänge der vier Ebenen von der Kindheit in die Adoleszenz beschrieben: Athletische Ebene: Beginn des organisierten Sporttreibens mit 5 bis 7 Jahren bis hin zu intensi- vem Trainings- und Wettkampflevel. Psychologische Ebene: Kinder beginnen ab ca. 6 Jahren komplexe Emotionen zu empfinden und konkreter und logischer zu denken. Mit zuneh- mendem Alter verbessern sich die kognitiven Funktionen und die Kinder können mit Erfolg und Misserfolg umgehen. Psychosoziale Ebene: Von der frühen Kindheit an bis etwa 12 Jahre sind die Eltern, gefolgt von Ge- 2.2.1 Selbstkompetenz schwistern und Freunden, die zentralen Bezugs- Die Selbstkompetenz ist ein Bündel von Einzel- personen. Je älter sie werden, desto wichtiger kompetenzen und diese sind für die Entwicklung werden Gleichaltrige (Freunde). Zudem fangen die der Persönlichkeit und für das Lernen im weitesten Kinder ab ca. 6 Jahren an, sich prosozialer und Sinne zentral. Zu diesen persönlichen Kompeten- weniger egozentrisch zu verhalten – ein Gruppen- zen gehören zum Beispiel die Fähigkeit, sich selber bewusstsein wird ausgebildet. zu motivieren, sowie die Fähigkeit mit Misserfolgen Schulische Ebene: Diese Ebene beschreibt die umzugehen. Auch geht es darum, mit den eigenen Übergänge von der Primarschule in die Sekundar- Gefühlen umgehen zu können (Affekt-/Selbstregu- schule (vgl. J+S Psyche – Theoretische Grundla- lation). Das ist wichtig, da jegliches Handeln, Ler- gen und praktische Beispiele). nen und Verhalten mit Gefühlen zusammenhängt bzw. Gefühle auslöst. Der Selbstkompetenz liegt 2.2 Persönlichkeitsentwicklung des also die Regulation von Emotionen zu Grunde, aus Kindes - Kompetenzen der sich dann die verschiedenen Einzelkompeten- Wichtig für die Persönlichkeitsentwicklung und zen ausbilden. Die Selbstkompetenz bezeichnet -stärkung ist lebenslanges Lernen. Die Kinder sind somit die Fähigkeit, in sich verändernden Zusam- deshalb frühzeitig an die selbständige Organisa- menhängen motiviert und aktiv gestaltend handeln 7
zu können. Den Trainern kommt hier die Aufgabe chend zu handeln. Die eigenen Handlungsziele zu, die Lernumgebung so zu gestalten, dass die sollen mit den Einstellungen und Werten einer Kinder aktiv lernen können. Auch die Beziehung Gruppe verknüpft werden können und so auch zwischen Leitenden und Kindern muss so aufge- beim Verhalten in dieser Gruppe mitwirken. Für baut sein, dass eine stabile emotionale Basis ent- diese Verknüpfung ist die Kommunikation ein steht. wichtiges Basiselement. Neben der Kommunikati- Die Selbstkompetenz lässt sich in sechs verschie- onsfähigkeit gehören auch die Kooperations- und dene Bestandteile aufgliedern: Konfliktfähigkeit und das Einfühlungsvermögen zur Sozialkompetenz. Die Kinder müssen sich in einer 1. Urvertrauen: Das Gefühl, das einem Kind er- Gruppe zurechtfinden und integrieren, sich an möglicht, offen und zuversichtlich in die Welt Spielregeln halten und sich mit anderen auseinan- zu gehen und dabei das Vertrauen in sich dersetzen. Fairplay und Respekt gegenüber ande- selber hat. ren soll stets eingehalten werden. Für das Lernen sozialer Fertigkeiten ist die Gruppe der Gleichaltri- 2. Selbstwahrnehmung: Das Kind lernt sich gen besonders wichtig. selber einzuschätzen und eigene innere Zu- stände und Emotionen wahrzunehmen. 2.2.3 Spielkompetenz Es liegt in der Natur der Kinder sich bewegen zu 3. Selbstausdruck: Das Kind drückt mimisch, wollen. Dadurch ergeben sich vielfältige Bewe- gestisch und körperlich seine Emotionen gungs- und Spielerfahrungen. Gerade im Spiel aus und lernt dabei, diese Gefühle gegen- machen sie intensive Erfahrungen bei denen sie über anderen sprachlich mitzuteilen. Emotionen wie Freude, Ärger und Enttäuschungen erleben. Im Training sind Rahmenbedingungen 4. Selbstregulation: Beschreibt die selbstän- und eine Lernatmosphäre zu schaffen, in welchen dige Regulation von Motivation (an etwas die Kinder mit diesen Emotionen umgehen lernen dran bleiben, über längere Zeit spielen) oder und Antrieb für neue Taten erhalten. Beruhigung (Umgang mit Niederlagen und Eine hohe Spielkompetenz äussert sich bei Kin- Enttäuschungen, Stress abbauen). dern in verschiedenen Bereichen. So hat diese ei- nen positiven Einfluss auf die Sozialkompetenz, 5. Ganzheitliche Aufnahme von Rückmeldun- den emotionalen Bereich, die Kognition (die Infor- gen: Kinder können Rückmeldungen diffe- mationsverarbeitungsprozesse) und auch auf die renziert und ganzheitlich einordnen und so- motorischen Fähigkeiten. wohl mit Lob und Anerkennung, wie auch Ballspiele mit den Händen, auch kleine Spiele ge- mit Kritik umgehen. nannt, eignen sich am besten, um Kinder ins Thema «Zusammen-Spielen» einzuführen. Mit einfachen 6. Integrative Kompetenz: Diese Kompetenz «Hand-Spielen»1 in kleinen Gruppen werden all jene ermöglicht es dem Kind Widersprüche aus- Spielfähigkeiten entwickelt, welche im Soft- und zuhalten und diese in den Alltag zu integrie- Mini-Handball und schliesslich in der Endform ren (vgl. Kühne T, Sauerhering M.). «Handball» Anwendung finden (vgl. Kapitel 2.3.2 «Vielseitigkeit» und Rahmentrainingsplan, Teil «Tak- 2.2.2 Sozialkompetenz tik», Kapitel 4.6). Dabei ist es wichtig, dass kindge- Die Sozialkompetenz bedeutet die persönliche Fä- rechte Spiel- und Organisationsformen gewählt higkeit, in Gemeinschaft und Gesellschaft zu le- werden: viel Bewegungszeit, kleine Feldgrösse, ben, Verantwortung wahrzunehmen und entspre- kleine Teams, kleinere Bälle, viele Sieger u.a.m. 1 Mit «Hand-Spielen» sind vorbereitende Spielformen wie Tupf-, Linien-, Reifen-, Schnapp-, Matten-, Kastenball etc. gemeint. 8 Erläuterungen dazu im Lehrmittel Spielerziehung.
THEORETISCHE GRUNDLAGEN 2.2.4 Bewegungskompetenz Die Bewegungskompetenz bei Kindern wächst durch viele verschiedene Bewegungs- und Sinnes erfahrungen. Diese vielfältigen Bewegungserfah- rungen führen zu verstärkten Verknüpfungen im Gehirn, was wiederum die Bewegungskompetenz steigert. Das nationale Sportförderwerk «Jugend+Sport» bezeichnet den Sport mit 5-10-Jährigen als «Kin- dersport». Im Zentrum steht für J+S eine umfas- sende Grundausbildung in den in Abbildung 1 er- sichtlichen Bewegungsgrundformen (vgl. J+S Kindersport, Praktische Beispiele S.8 ff). Von die- sen Grundformen sind für den vielseitigen Sport «Handball» ausser Schaukeln/Schwingen und Rut- schen/Gleiten alle von Bedeutung. Damit eine möglichst breite Bewegungskompe- tenz erlangt wird, sollen alle Bewegungsformen ins Training eingebaut werden. Dies können auch For- men sein, die aus anderen Sportarten stammen. Abb. 1: Bewegungs grundformen Quelle: J+S 2.3 Ausbildungsgrundsätze Die Kinder gehen in den Handballverein und/oder in die Angebote des freiwilligen Schulsports, weil sie Handball spielen wollen. Und sie wollen auch lernen, wie man spielt. Der SHV will Kinder ab etwa 6 Jahren für den Handballsport gewinnen. Dabei ist es dem Ver- band wichtig, dass die Vielseitigkeit durch ver- schiedene Spielformen und Bewegungserfahrun- Zugehörigkeit. Die Trainer sollen sich den Spiel- gen gefördert wird. Denn je vielseitiger die drang zu Nutze machen, indem sie zum Beispiel Bewegungserfahrung, desto besser ist die Aus- technische Fertigkeiten in spielerischer Form ver- gangslage für den Handball. mitteln. Um die Kinder zum Handballspielen zu animieren 2.3.1 Spielen und Kreativität fördern und zum Lernen anzuregen, müssen ihre Emotio- Für die Kinder ist das Spielen eine der wichtigsten nen angesprochen werden. Dabei soll mit Bildern Tätigkeiten. Aus diesem Grund sollen im Training gearbeitet werden, welche dem Vorstellungsver- optimale Rahmenbedingungen geschaffen wer- mögen der Kinder entsprechen und sie dazu brin- den, die zum Spielen anregen. Die Kinder lernen gen die handballerischen Fähigkeiten und Fertig- beim Spielen beiläufig und unbewusst (implizites keiten zu erlernen. Das Spiel ist hierfür der zentrale Lernen), machen intensive Erfahrungen und erle- Ausgangspunkt. ben sowohl positive wie auch negative Emotionen. Damit die Kreativität der Kinder gefördert wird und Zudem spielen die Kinder gerne zusammen mit sie diese ausleben können, soll ihnen Platz zum anderen; sie haben das Bedürfnis nach sozialer freien Spielen gewährt werden. 9
2.3.2 Vielseitigkeit 2.3.4 Optimale Voraussetzungen schaffen Da Kinder Allrounder sind und in diesem Alter grund- Um beim Spielen und Üben optimale Vorausset- sätzlich noch keine Spezialisten, soll der Schwer- zungen für das Lernen der Kinder zu erreichen, soll punkt in Spielstunden mit Kindern zunächst die mo- folgendes beachtet werden: torische Vielseitigkeitsschulung und die Grundlagen des Handballspiels sein. (Handball Handbuch, 2005, • Wenige und einfache Spielregeln und diese S.34). Die Grundlagen bestehen aus: in kindgerechte Sprache vermitteln. Nur so viele Regeln wie nötig, damit das Ziel des • den Grundtechniken Fangen, Werfen und Spiels erreicht werden kann. Passen. Prellen und Dribbeln kommen erst später hinzu, da sich in der Spielform Soft- • Geeignete Spielfeldgrössen: je kleiner die handball der Ball nicht zum Prellen eignet. Kinder, je kleiner die Gruppe, umso kleiner das Spielfeld. Meist genügen ein Hallenteil, • spielerisch-taktisch beim Angreifen «Räume ein Quer-Spielfeld oder vorhandene Markie- öffnen, sich einen räumlich-zeitlichen Vor- rungen anderen Sportarten. Eine sichere sprung verschaffen» mit anbieten, freilaufen, Spielumgebung schaffen (Türen/Tore täuschen und sperren sowie beim Abwehren schliessen, Schmuck ablegen, keine Gegen- «Räume schliessen, Angriffshandlungen vor- stände auf dem Spielfeld und unmittelbar aussehen» mit angreifen, zurückweichen, um den Spielfeldrand liegen lassen). von innen nach aussen abdrängen usw.. • Wahl von kindgerechtem Spielmaterial und 2.3.3 Lachen – Lernen – Leisten Ballgrössen. Damit das Kind einhändig Bei jedem Spielen soll nach dem Grundsatz «La- werfen lernen kann, braucht es einen Ball, chen – Lernen – Leisten» gearbeitet werden: welchen es gut mit einer Hand aufnehmen Lachen: Kinder wollen Lachen. Dies erleichtert kann. das Lernen und motiviert zum Leisten. Lernen: Lernen heisst psychisch, motorisch und • Passende Gruppen: die Gruppen sollen be- sozial Fortschritte zu machen. züglich der Spielstärke der Kinder ausgegli- Leisten: Kinder möchten an sie gestellte Aufga- chen sein. Die Formation von kleinen Teams ben und Anforderungen erfolgreich be- – maximal 4:4 – ist wichtig, damit alle ins wältigen und setzen sich voll dafür ein. Spiel einbezogen werden und die Komplexi- Bei Kindern steht Leisten in Zusammen- tät (Anzahl der Entscheidungsmöglichkeiten) hang mit Neugier, Interesse und Freude reduziert wird. im Vordergrund. Deshalb findet kinder- gerechtes Training der Physis immer • Umgang mit Sieg und Niederlage lernen. spielerisch statt. 10
THEORETISCHE GRUNDLAGEN 2.4 Der Leiter J+S Kindersport Kindersporttrainer ist eine sehr anspruchsvolle Aufgabe, da vielschichtige Anforderungen an ihn gestellt werden. Es ist wichtig, dass er Empathie für die Kinder hat und auf sie eingehen kann. Der • Nimmt auf andere Rücksicht ohne seine ei- Trainer ist Erzieher, Handballer, Zuhörer, Vorbild genen Wünsche und Bedürfnisse zu ver- und Respektperson. Die Betreuung von Kindern nachlässigen. verlangt nebst Fachkompetenz vor allem pädago- gisches Geschick, Einfühlungsvermögen und sozi- • Nimmt jedes Kind ernst und behandelt alle ale Kompetenz. Für die Kinder ist der Bezug zum gleich. Trainer sehr wichtig. Er soll eine gute Beziehung zu den Kindern aufbauen, ihnen Vertrauen geben, sie • Hat Einfühlungsvermögen, ist kommunikativ erst nehmen und ihnen Selbstvertrauen vermitteln. und kann zwischen Kindern verhandeln Zudem sollen die Kinder vom Trainer mit individuel- (Konflikte lösen). len Aufgaben angemessen gefordert und gefördert werden. Fachkompetenz Der SHV orientiert sich an der Ausbildungsphiloso- phie von J+S, welche im «Kernlehrmittel J+S» be- • Verfügt über das notwendige Fachwissen im schrieben ist. Darin heisst es, dass das Menschen- Handball. bild auf humanistischen Werten beruht. Gemeinsame Basis der gegenseitigen Verständi- • Ist interessiert und bereit, sich regelmässig gung bilden Grundwerte wie Respekt, Akzeptanz aus- und weiterzubilden. und Menschlichkeit. Zu den Grundhaltungen im Sport gehören Fairness, Achtung vor Mitspielern, • Kennt das Kinderhandballkonzept des SHV Gegnern und Funktionären, das Einhalten der und wendet die im Kinderhandball geltende Spielregeln und Rücksicht auf die Umwelt. Diese Spielphilosophie und die entsprechenden Grundhaltungen sind im Ethikkonzept des SHV Spielregeln an. festgehalten. Die Leitenden im Kindersport sollen folgende • Will jedes einzelne Kind individuell ausbilden Handlungskompetenzen erfüllen: und positive Erlebnisse schaffen. Selbstkompetenz • Verfügt über ein entsprechendes Können im Handball und kann das den Kindern vorzei- • Ist motiviert mit Kindern zu arbeiten und be- gen und weitergeben. geistert vom Handballspiel. Methodenkompetenz • Ist belastbar, kann Situationen einschätzen und adäquat handeln. • Beherrscht verschiedene Arbeitsmethoden und –techniken und kann diese anwenden. • Kennt seine eigenen Werte und Grundhal- tungen und ist sich seiner Wirkung und Vor- • Kann die Lektionen lernwirksam und sinnvoll bildfunktion bewusst. vorbereiten, gestalten und auswerten. Sozialkompetenz • Wählt kindgerechte und situationsange- passte Übungs- und Spielformen. • Hat einen respektvollen Umgang mit Kin- dern, Eltern und Funktionären. • Spricht mit den Kindern auf einer Ebene. 11
DA STEHEN WIR HEUTE 3. DA STEHEN WIR HEUTE - KURZANALYSE Eingesetzte Kurs-Beitrag Total Auszah- Jahr Kurse Angebote Knaben Mädchen Total Leitende (CHF) lungen (CHF) 2013 115 79 1'041 487 1'528 185 91'609 100'000 2014 86 64 910 362 1272 137 84'000 92'000 2015 93 70 926 420 1346 151 89‘409 98‘391 2016 122 88 1‘163 513 1‘676 190 117‘437 129‘235 Tabelle 1: Übersicht Kinder- 3.1 Leiter und Kurse Kindersport sport Leiter, gemeldete Kurse, bewegte Kinder, ausgelöste In der obigen Tabelle ist ersichtlich, wie viele Kurse die Vereine im Bereich Kindersport Handball2 in den Jahren 2013-2016 gemeldet haben. Zudem Beim SHV sind aktuell 140 Turnierkoordinatoren gemeldet. Diese Person stellt im Verein als «Fachkraft» das Gelder Quelle: www.jugendundsport.ch kann entnommen werden, wie viele Leitende tätig Turnierwesen an den Spielfesten und Spieltagen sind, welche Beträge sie ausgelöst haben und wie sicher und ist selbst auch am Turniertag als Leiter viele Kinder in den Kursen teilgenommen haben. und Turnierverantwortlicher vor Ort. Allerdings: Im Kindersport kann man die J+S Kurse Als Fachkraft im Turnierwesen ist er für alle Aktivi- sowohl sportartspezifisch als auch als «Allround»- täten vor und nach den Kinderhandball-Spielfesten Kurse anmelden. Da somit die «Allround»-Kurse in und -Spieltagen verantwortlich. Dies beinhaltet die der Statistik nicht erscheinen, ist die effektive An- Turnierplanung und -ausschreibung, die Erstellung zahl Handball-Kurse im Bereich Kindersport unbe- des Turnier-Spielplans sowie die Berichterstattung kannt und die Tabelle 1 nicht vollständig. Aus die- gegenüber dem Verband. sem Grund sind auch die Schwankungen in den Zahlen schwierig zu interpretieren. 3.2 Vereinsverantwortlicher Kindersport Jeder Verein mit einer Kindersport-Handballbe- wegung, führt gegenüber dem SHV die Vereins- funktion «Vereinsverantwortlicher Kindersport». Aktuell sind es rund 150 gemeldete Verantwortli- che. Das heisst, dass etwa zwei Drittel aller Ver- eine Angebote in den Alterskategorien von U7 - U11 haben. Diese Person ist die offizielle Ansprechperson für alle Belange im Bereich Kindersport. Sie koordi- niert die Kommunikation zwischen Verein und Ver- band und intern im Verein. Zudem koordiniert und begleitet sie zusammen mit dem J+S-Coach des Vereins die Leitenden in ihrer Arbeit und stellt die Aus- und Fortbildung der Leitenden sicher. 3.3 Vereinsverantwortlicher Turnierkoordinator Kindersport Jeder Verein, der als Organisator von Turnieren im Kinderhandball auftritt, führt die Funktion «Vereins- verantwortlicher Turnierkoordinator Kindersport». 2 Kindersport umfasst alle Aktivitäten in den Alterskategorien U7 - U11. 12
3.4 Stärken-Schwächen-Analyse der heutigen Kinderhandballaktivitäten Aktivitäten Mini- Handball Kinder- U13-Spiel- Schulhand- Cleven Handball Koopera Skala handball macht sport turniere ball Turniere Stiftung Camps tionen Kriterien Festival Schule professioneller Einsatz A 2 4 1 4 3 2 2 1 ehrenamtlicher Einsatz A 3 2 4 2 3 0 1 0 finanzieller Aufwand SHV B 1 4 2 4 2 2 0 2 finanzieller Output C 0 4 2 2 2 2 1 2 Anzahl 4'000 ca. 1´200 1 400 24 000 12'600 Activity: 2'800 400 0 Teilnehmer (Schätzung) (ca. 84 Teams) (ca. 1600 Teams) Camp: 1'200 Nachhaltigkeit A 4 4 3 4 3 1 2 3 Ausbaumöglich- keiten A 4 3 2 4 3 1 1 4 Inhalte (Auftrag - Umsetzung) A 3 2 2 0-4 0-4 0 0 4 Priorität Umsetzung A 3 4 1 4 3 0 0 3 Skalen: A B C Allgemein finanzieller Aufwand SHV finanzieller Output 4 ≙ sehr hoch 4 = grösser 50‘000 CHF 4 ≙ > 40‘000 CHF 3 ≙ hoch 3 = bis 50‘000 CHF 3 ≙ > 30‘000 CHF 2 ≙ mässig 2 = bis 20‘000 CHF 2 ≙ > 20‘000 CHF 1 ≙ tief 1 = bis 5‘000 CHF 1 ≙ > 1‘000 CHF 0 ≙ neutral 0 ≙ 0 CHF Tabelle 2: Stärken-Schwächen-Analyse Quelle: SHV 3.5 Lehrmittel 3.5.1 Jugend + Sport Handball In der Leiterausbildung J+S sind folgende Schwer- punkte für den Kindersport definiert: • Offensive Abwehrentwicklung: Die Spieler sol- • Im Zentrum steht eine spielbezogene, koor- len ein aktives, offensives Abwehrverhalten dinativ-vielseitige Ausbildung mit entspre- entwickeln. Ballgewinne sollen gefördert wer- chendem Technikanteil. den, «agieren statt reagieren» ist das Motto. • Die Abwehrentwicklung auf Stufe Kinder- • Der Schwerpunkt bei der Entwicklung der handball ist präzise definiert. Es wird auf das technischen Fähigkeiten und Fertigkeiten Kernlehrmittel J+S sowie den Rahmentrai- liegt im Spiel 1:1. Die Kinder sollen auf allen ningsplan des SHV verwiesen. Spielpositionen eingesetzt werden. 13
DA STEHEN WIR HEUTE Lehrmittel SHV Broschüren Schulhandball Spielerziehung Technik und Tak- J+S Handball SHV SHV tik / Ausbildungs- Kriterien leitfaden Aktualität - - = - Umsetzbarkeit für Kindersport + + + - Spielformen - + + - Skala: + ≙ gut = ≙ neutral - ≙ verbesserungsfähig Tabelle 3: Vergleich der Lehrmittel Quelle: SHV 3.5.2 Lehrmittel Schulhandball SHV Das Lehrmittel Schulhandball SHV ist eine Bro- (Regionalauswahl, Nationalmannschaft) der jewei- schüre mit gebrauchsfertigen Lektionen und einer ligen Stufen. Anleitung zur Durchführung eines Schulhandball- Die Broschüren «Spielen lernen» und «Technik ler- Turniers. Das Lehrmittel ist vor allem für Lehrkräfte nen» enthalten Spiel- und Übungsformen zum Trai- des 3.-9. Schuljahres gedacht. Einige Lektionen ning dieser Bereiche. sind sehr gut für die Alterskategorien 7-10 Jahre geeignet und vom alleine, zum miteinander und 3.5.5 Beurteilung der vier Lehrmittel gegeneinander spielen aufgebaut. Aus der Tabelle oben ist ersichtlich, dass alle Lehrmittel in allen Bereichen Verbesserungspo- 3.5.3 Lehrmittel Spielerziehung SHV tential haben. In der Broschüre «Spielerziehung» steht die Ent- Im Lehrmittel Schulhandball fehlt die neu konzi- wicklung der Spielfähigkeit im Vordergrund. Tech- pierte Spielform «Softhandball», welche «Mini- nische Fähigkeiten und taktische Aufgabenlö- Streethandball» ablöst. Zudem richtet sich das sungskompetenzen wie Prellen, Fangen/Passen, Lehrmittel an Kinder der 3. Klasse und älter. Hier Werfen, Decken/Freilaufen, Täuschen, Tore ab- müssten Beispiele für die 1. & 2. Klasse ergänzt wehren werden mit vielfältigen Übungs- und Spiel- werden, da Softhandball bereits ab dieser Al- formen aufgebaut. Welche Kompetenzen der tersstufe gespielt wird. Das Lehrmittel Spieler- Spielfähigkeit jeweils mit der Spielform entwickelt ziehung ist inhaltlich weitgehend aktuell und gut werden soll, wird nicht konkret angesprochen. aufgebaut. Allerdings ist der Name «Spielerzie- Diese Broschüre wird von vielen Lehrkräften und hung» nicht mehr zeitgemäss und müsste geän- Trainern verwendet. dert werden. Auch dieses Lehrmittel soll um Spielformen mit dem Softhandball ergänzt wer- 3.5.4 SHV-Broschüren «Ausbildungsleitfaden», den. Was fehlt sind die Teilziele der «Spielfähig- «Technik lernen» und «Spielen lernen» keit», welche mit den jeweiligen Spielen entwi- Der Ausbildungsleitfaden zeigt den Ausbildungs- ckelt werden sollen. Aufbauend auf einem neuen weg ab Stufe U9 bis U19 mit den entsprechenden Rahmentrainingsplan (vgl. Kap. 4.6) soll eine Ausbildungsinhalten auf. Er orientiert sich dabei an Übungssammlung entstehen, welche dieses An- den Anforderungen der Auswahlmannschaften liegen aufnimmt. 14
DAHIN WOLLEN WIR 4. DAHIN WOLLEN WIR - AUFBAU, REGELN, AUSBILDUNG D as nachfolgende Kapitel erklärt den Aufbau des Wettspielangebots im Kinderhandball und legt dar, an welchen Grundsätzen wir uns orientie- Softhandball auf Unihockey-Tore Handball auf Handball-Tore ren. Auf die Saison 2016/17 hin wurde diese Struktur bereits probeweise eingeführt, erste Er- fahrungen gesammelt und ausgewertet. Sie sind in das Konzept eingeflossen. «U9 Challengers» 4.1 Wettspielstruktur Kinderhandball «U11 Challengers» Siehe nebenstehende Abbildung. «U11 Experts» 4.2 Commitments für den Turnierbetrieb «U13 Spielturniere» 1. Erfolgserlebnisse für alle: Wir teilen nicht pri- Abb. 2: Struktur mär nach Alter, sondern nach Entwicklungs- Kinderhandball-Spieltage Quelle: SHV stand und Leistungsfähigkeit ein: Als «zu alte Spieler» dürfen Kinder in einer zu einem Kinderhandball-Spieltag verpflich- tieferen Alterskategorie spielen, welche neu ten sich die Teamverantwortlichen zur Ein- in den Handball eingestiegen sind oder haltung der Commitments. wenn sie am Anfang in der Entwicklung et- was Rückstand haben. Haben sie körperlich 3. Bei den Altersstufen U9 bis U11 Challenger und/oder leistungsmässig zu ihren Altersge- soll die vorausliegende Mannschaft ab fünf nossen aufgeschlossen, spielen sie nur Toren Differenz mit einem Spieler weniger noch in ihrer eigentlichen Alterskategorie. spielen (direkte Absprache unter den Trai- Sind Kinder in ihrem Können und der Ent- nern). Herausragende Spieler sollen mit Zu- wicklung ihren Altersgenossen voraus res- satzaufgaben (Torwürfe nur noch mit pektive überlegen, spielen sie in der nächst «schlechterer» Hand, 3 Assists vor dem höheren Stärkeklasse oder sogar in der nächsten Torwurf) zusätzlich gefordert wer- nächst höheren Altersklasse mit. den. Sollten die Kinder in einer Alterskategorie, für die sie eigentlich zu alt wären mitspielen, 4. Ab der Alterskategorie U9 wird das Resultat dann muss dies vorgängig beim jeweiligen durch den Spielleiter unmittelbar nach dem Turnierorganisator gemeldet werden. Dieser Spiel bekannt gegeben, eine Rangliste wird informiert die anderen Teamverantwortlichen erst ab U11 Experts geführt. und überprüft ob die Einteilung leistungs- mässig stimmt. Ist dies nicht der Fall. Ist der 5. Verteidigung: Es wird in allen Spielsegmen- Turnierorganisator befugt, die notwendigen ten eine offensive Deckungsform3 angewen- Massnahmen gemäss den Spielauflagen für det (Sektorenverteidigung oder Raumde- die «zu alte Spieler» zu treffen. ckung etwa ab der Spielfeldmitte). Wer sich nicht daran hält, wird vom Turnierveranstal- 2. Die Anmeldung in der dem Leistungsstand ter ermahnt. Über Massnahmen gegenüber entsprechenden Alterskategorie und Stärke- dem verantwortlichen Trainer entscheidet klasse erfolgt nach Selbsteinschätzung der der Verband, anhand der Berichterstattung Teamverantwortlichen. Mit der Anmeldung des Organisators. 3 Verteidiger sind nur dann hinten am Torraum, wenn sich auch ein Angreifer dort befindet. Offensive Deckung (Sektoren-Verteidigung oder Manndeckung etwa ab Spielfeldmitte): Entgegengehen bis gegen die Mittellinie, gegen aussen abdrängen; mit Armen und Händen am Zuspiel bzw. Torwurf hindern – im Vorder- 15 grund steht eine intensive Beinarbeit. Sperren ist erlaubt. Körperkontakte mit Klammern, Blockieren und Stossen werden geahndet.
4.3 Die verschiedenen Wettspiel- 4.3.3 Schulhandball-Turniere Formen Im Rahmen des Programms «Handball macht Die nachfolgend aufgelisteten Wettspiel-Formen Schule» (HmS) sind die Vereine aufgefordert, zu- bestehen bereits weitgehend; sie sollen vereinheit- sammen mit der/den von ihnen besuchten Schule/n licht und ausgebaut werden. Auf Stufe Kinder- ein lokales Schulhandball-Turnier zu organisieren. handball werden in der Schweiz geschlechterge- Die besten Teams der lokalen Turniere qualifizieren mischte Wettkämpfe in Turnierform (Spielturniere4, sich für eine der regionalen Schulhandball-Meister- Spieltage5 und Spielfeste6) ausgetragen. Der SHV schaften (RSM). Von dort aus können sich die Sie- hat hierzu ein einheitliches Reglement «Weisungen gerteams für die Schulhandball Schweizermeister- mit Erläuterungen U7 bis U13» geschrieben, wel- schaft (SHSM) qualifizieren. Die Schüler und ches jährlich aktualisiert wird und auf der Website Schülerinnen des 4. bis 7. Schuljahres (6.-9. Schul- des SHV eingesehen werden kann. jahr HarmoS) spielen in acht Kategorien - aufgeteilt pro Schuljahr in Mädchen und Knaben/Mixed. Es 4.3.1 Kindersport finden jährlich ca. 70 lokale, 7 regionale und 1 natio- Im Bereich Kindersport gibt es für die Alterskato- nales Schulhandballturnier statt, an denen gesamt- gerien U7 - U11 verschiedene Spielformen. Be- haft zwischen 8‘000-9‘000 Kinder teilnehmen. gonnen wird mit Softhandball 3:3 resp. 4:4 bis hin zur Spielform 5+1. Es wird geschlechtergemischt 4.3.4 Schweizerisches Minihandball-Festival gespielt und die Kinder sollen durch den zielge- Das Schweizerische Minihandball-Festival ist das richteten Spielaufbau zum Handballspiel herange- grösste Minihandball-Turnier der Schweiz für die führt werden. jüngsten Handballerinnen und Handballer im Alter zwischen 7 und 11 Jahren. Teams aus der ganzen 4.3.2 U13-Spielturniere Schweiz messen sich in den Disziplinen Mini- Im Bereich U13 haben Teams die Möglichkeit in Handball, Softhandball und Mini-Beachhandball. drei verschiedenen Stärkeklassen im Turniermo- Alle drei Disziplinen sind stufengerechte Formen dus zu spielen. Die Anmeldung erfolgt auf Grund des Handballspiels mit vereinfachten Regeln. An der Selbsteinschätzung der Teamleitung bei den diesem Festival nehmen jährlich 1‘200-1‘500 «Beginners», «Challengers» oder «Experts». Der handballbegeisterte Kinder teil. Organisator und Turnierbetrieb wird jährlich über drei Spielphasen Veranstalter des Minihandball-Festivals ist ein Ver- (September - Dezember/Januar - März/April) an- ein. Der SHV unterstützt den Anlass finanziell und geboten. organisatorisch. 4 Turnierbetrieb für die Kategorie U13. 5 Spieltage sind eine Turnierform für die Kategorien U9/U11. 16 6 Spielfeste sind Events, in Turnierform für die Kategorien U7-U11.
DAHIN WOLLEN WIR 4.4 Die verschiedenen Module in der Übersicht Modul B = Beginners Form/ Rahmenbedingungen und Regeln CH = Challengers Bezeichnung E = Experts Spielfeste Auf lokaler/regionaler Ebene; z.B. als Rahmenveranstaltung zu Turnieren, Wettspielen, Länderspielen Verschiedene Spielformen zur Entwicklung der wichtigsten Spielfähigkeiten (Anbieten/Freilaufen, Zu- spielen/Werfen, Entgegengehen/Abdrängen). Der Organisator bestimmt das Programm. Der Handball-Verband stellt Bälle und Kurzanleitung mit den geeigneten Übungs- und Spielformen 3:3 zur Verfügung. Beispielsweise: • Geschicklichkeitsübungen ohne und mit Ball, Koordinationsparcours • Lauf- und Fangspiele ohne und mit Ball, Stafetten Handball-Spielfest • Grundspiel Linienball (keine Punkte bei Berührung des Angreifers durch Verteidiger von vorne) U7 Softhandball 3:3 • Tupfballformen • Mattenball (je 2 Matten auf beiden Seiten) • Reifeneierlegen • Softhandball ohne Torraum o Ball max. 3 Sek halten und mit Ball max. 3 Schritte laufen o Weichball (Grösse 42/47 durch Beteiligte zu bestimmen) o Spiel auf Unihockeytore o Spielfeld: rund 12x10m Spieltage Spielfeld Halle quer mindestens 20x12 m; je nach vorhandener Bodenzeichnung. Torraum analog Unihockey: Tiefe 3-3.5 x Breite 3m. Auf Spielfeldern in Dreifachhallen quer mit Unihockey-Torraum kann auch hinter dem Tor durchgespielt werden. Ball max. 3 Sekunden halten und max. 3 Schritte Softhandball mit Ball laufen; (wechselnder) Torwart spielt mit (Überzahlangriffe) - Torwürfe hinter der Mittellinie U 9 B und U11 B 4:4 inkl. TW zählen deshalb nicht; nach Toren gleich mit Abwurf beim Torwart weiterspielen. Freiwurf-Abstand ca. 2 m nach Angabe der Spielleitung. Es gibt keine Verwarnungen, nur Ermahnungen. Weichball (Grösse 42/46) durch Beteiligte zu bestimmen. Spieldauer gemäss Weisungen SHV Spielfeld: Dreifachhalle quer, Torraum 5m. Tor auf 1.60 m herabgesetzte Torlatte oder Blachen, Tore zählen von überall im Spielfeld, jedoch nicht, wenn zuerst die Blache berührt wird sowie mit Einwurf. Ball max. 3 Sekunden halten und max. 3 Schritte mit Ball laufen. Kein fixer Torwart, kann mit in den U 11 CH und Mini-Handball Angriff. Geht der Ball innert der 5m-Kreislinie über die Seitenlinie dann gilt Abwurf durch den TW. U9 CH 4:4 plus TW Strafwurf 6m. Verwarnung Regelwidrigkeiten und unsportliches Verhalten progressiv bestrafen. Anspiel nach Toren in der Mitte. Ball: Mini-Handball Typ 00, durch Beteiligte zu bestimmen Spieldauer gemäss Weisungen SHV Spielfeld: 2/3 einer Dreifachhalle (ca. 32x20 m), Alternativen siehe gemäss Weisungen SHV, Torraum 6 m, Tor: auf 1.60 m herabgesetzte Torlatte oder Blachen, Tore zählen von überall im Spiel- feld, jedoch nicht, wenn zuerst die Blache berührt wird. Empfehlung für die Angriffspositionen: 2 Mini-Handball 5:5 U 11 E 8 etwas zurückgezogene Flügel / 2 Rückraum / 1 KL. Schrittregeln und «Doppel» werden geahndet. plus TW Freiwurf-Abstand 3 m. Es wird eine Rangliste geführt. Ball: Mini-Handball 0 oder 00, Ballwahl durch Spielleitung mit den beteiligten Teams. Spieldauer gemäss Weisungen SHV Spielfeld: 40x20 m, Dreifachhalle. Torraum 6 m. Spiel mit offiziellen Handball-Regeln Spielzeiten: • 3er Gruppe: Hin-/Rückrunde= 2x 2 Spiele à 30‘ = Total 120‘/Team/Tag U 11 CH und U9 Handball CH • 4er Gruppe: Hin-/Rückrunde= 3x 3 Spiele à 20‘ = Total 120‘/Team/Tag 6:6 plus TW • 5er Gruppe: Hinrunde = 4 Spiele à 30‘ = Total 120‘/Team/Tag • 6er Gruppe: Hinrunde = 5 Spiele à 25‘ = Total 125‘/Team/Tag 1 Team-Time-out von 1 Min. pro Team und Spiel Tabelle 4: Spielmodule U7 – U11 Quelle: SHV 8 Mit der neuen Form entsteht ein Zwischenschritt zum 6:6 plus Torwart auf dem «grossen» Spielfeld bei den U13. Bis heute war dieser Übergang ein schwieriger Leistungssprung. Auf die im Ausschuss HF diskutierte Durchführung eines nationalen Finalturniers für die U11 wird vorläufig verzichtet. 17
4.4.1 Anspruchsvolle Ausgangslage bei den nierbetriebs mit einem guten Verhältnis zwischen Angeboten U13 Reiseaufwand und Spielzeit schätzen und po- Der Spielbetrieb im U13-Alter ist auf ganz unter- lysportiv aktiven Kindern Wettspielgelegenheiten schiedliche Voraussetzungen auszurichten: bieten wollen, organisiert das Ressort Handballför- derung die U13-Spielturniere. Sie finden i.d.R. an • Die Besten sind schon seit dem U7-Alter da- Sonntagen rund 10x/Jahr von September bis April bei, trainieren regelmässig 3-4 Mal pro Wo- statt. che und haben bereits eine gute technische und taktische Grundausbildung. Für sie ist 4.4.2 Erläuterungen zur Organisation und den Handball die Sportart Nr. 1. Sie spielen bei Rahmenbedingungen den Experts. Spielleitung • Die grösste Gruppe spielt schon seit 1-3 Saisons (Mini-)Handball, betreibt daneben • Die Spiele können von geeigneten, motivier- noch weitere Sportarten (positiv!) oder hat ten Personen ab 16 Jahren geleitet werden. andere Hobbies, trainiert 1-2 Mal pro Woche und steckt noch in der Grundausbildung. Sie • Insbesondere bei den Beginners-Modulen spielen bei den Challangers. ist die Spielleitung begleitend und anleitend zu verstehen. Die vorgängige Instruktion und • Eine dritte Gruppe sind die Beginners, wel- die Betreuung während des gesamten Tur- che ganz neu ins Handball kommen (z.B. niers durch erfahrene Schiedsrichter, Dele- aus dem Fussball, wo in diesem Alter eine gierte (Schiedsrichter-Beobachter) oder erste Selektion stattfindet) und 1-2 Mal pro Trainer mit den notwendigen Regelkenntnis- Woche trainieren. Sie sind noch unsicher sen müssen gewährleistet sein. und durch die Komplexität des 6:6 Hand- balls oft überfordert. Eine Willkommenskul- • Spielleiter treten im Sporttenue an und sind tur für diese Gruppe fehlte bis heute. Neu nach Möglichkeit einheitlich gekleidet. sollen diese Kinder noch 1 Jahr ab Lizenzie- rungsdatum in den verschiedenen U11-An- geboten mitspielen können (weitere Infor- mationen in Kapitel 4.2). Im U13-Alter sind die meisten Kinder noch nicht ganz selbständig in der Gestaltung ihrer Freizeit – die Bedürfnisse der Eltern und die Einbindung des Handballs ins «Familienprogramm» gilt es zu be- rücksichtigen. Um den unterschiedlichen Ansprüchen gerecht zu werden, bietet der SHV für die U13 neben dem oben beschriebenen Turnierformat auch einen re- gulären Meisterschaftsbetrieb an. Dieser liegt in der Verantwortung des Ressorts «Spielbetrieb und Schiedsrichter (SpuSR)». Die entsprechenden Be- stimmungen sind dem jeweils geltenden Wettspiel- reglement bzw. den Weisungen zu entnehmen. Für all jene Vereine, welche die Vorteile des Tur- 18
DAHIN WOLLEN WIR Betreuung der Kinder, Anforderungen an Trainer • Die Betreuung während des ganzen Turniers Die Schweiz ist in sieben Handball-Regionen auf- muss gewährleistet sein. geteilt. Jedes Gebiet hat einen HmS-Verantwortli- chen der für die Umsetzung des Programms zu- • Jedes Kind soll gemäss den Zielsetzungen ständig ist. Der HmS-Verantwortliche betreut ein und Commitments von den Trainern angelei- Team von HmS-Botschaftern, die in Zusammenar- tet und unterstützt werden. beit mit einem Verein in den lokalen Schulen De- molektionen durchführen und die Schulen in der • Die Trainer, welche die Kinder leiten und be- Organisation von Schulhandballturnieren unter- treuen sollen ausgebildet sein gemäss den stützen. Die HmS-Botschafter sind kompetente Ausbildungsrichtlinien des SHV (vgl. Kap. Leiterpersonen aus den Vereinen. Durch den Ein- 4.7). bezug des Vereins vor Ort werden die bestehen- den Aktivitäten im freiwilligen Schulsport, im J+S- Administration Kindersport, in den Vereinen bis hin zu Die administrativen Aufgaben der Turnierorganisa- Feriensportprogrammen (u.a. Handballschulen, toren und der Teamleitungen sind in den «Weisun- Lager) bekannt gemacht. gen mit Erläuterungen U7-U13» dargelegt . Dafür wird auch das Lehrmittel «Schulhandball SHV» eingesetzt (vgl. Kap. 3.5.2). 4.5 Ergänzende Angebote im Kinderhandball 4.5.2 Cleven Stiftung Die nachfolgend aufgelisteten Angebote bestehen Die Cleven Stiftung ist eine Institution zur Bewe- bereits; sie sollen zentral geführt, vereinheitlicht gungs- und Gesundheitsförderung von Jugendli- und ausgebaut werden. chen. Eines ihrer Projekte ist «fit4future», welches sich in den vergangenen zehn Jahren zum gröss- 4.5.1 Handball macht Schule ten Bewegungsförderungsprojekt an Schweizer Das Programm «Handball macht Schule» (HmS) Primarschulen mit rund 150’000 Teilnehmenden soll den Handballsport im Sportunterricht zwi- entwickelt hat. In Zusammenarbeit mit den Sport- schen dem 1. und 7. Schuljahr bekannt machen verbänden, -vereinen und -ämtern bietet «fit4fu- und verankern. Lehrpersonen wird gezeigt, wie ture» Einzeltage (Activity Days) und Lager (Sport- Handball im regulären Sportunterricht und im frei- camps) an. Dabei können Kinder von 6–12 Jahren willigen Schulsport als spannendes, stufengerech- verschiedene Sportarten kennenlernen. Zusam- tes, faires und pädagogisch wertvolles Spiel ver- men mit lokalen Vereinen und/oder den HmS-Bot- mittelt werden kann. schaftern ist auch der SHV bei diesen Program- 19
men dabei. Die Kinder werden mit der neuen ben und Festigen der elementaren Bewegungs- Handballform «Softhandball» vertraut gemacht grundformen. Die Freude und der Spass stehen und spielerisch an die Sportart herangeführt. Das hier im Vordergrund. Mithelfen bei «fit4future» bietet den Vereinen die Die Phase F2 beschreibt das Anwenden und Vari- Möglichkeit, Kinder für ihre Nachwuchsteams zu ieren der Bewegungsgrundformen. Dabei werden gewinnen. die Fähigkeiten und Fertigkeiten der Kinder erwei- tert und verfeinert. Hierzu dienen vielseitige sportli- 4.5.3 Kooperationen mit anderen Verbänden che Aktivitäten, freie und geführte Spiele sowie Der SHV baut zurzeit mit dem Schweizerischen sowohl sportartspezifische als auch nicht sport- Turnverband (STV) eine Kooperation auf. Dabei artspezifische Veranstaltungen. Auch ein erstes geht es in erster Linie darum, Softhandball als ge- Wetteifern findet statt. eignete Spielform insbesondere für die Jugendrie- Der Rahmentrainingsplan, aus welchem die ne- gen zurück in die Turnvereine zu bringen. benstehenden Tabellen 5 und 6 sind, ist noch in Sobald diese Kooperation gefestigt ist, wird der Arbeit. Da es im Laufe der Zeit noch Anpassungen SHV weitere Kooperationspartner kontaktieren. Im geben kann, werden diese fortlaufend im Kinder- Vordergrund stehen die verschiedenen Träger- handballkonzept aktualisiert. schaften der Aus- und Weiterbildung von (Sport-) Lehrkräften sowie weitere polysportive Verbände. 4.5.4 Handball Camps Der SHV ist 2016 eine Zusammenarbeit mit einem privaten Anbieter eingegangen, welcher jährlich mehrere Handballcamps organisiert. Die Camps sind für handballinteressierte Mädchen und Kna- ben im Alter von 12-16 Jahren. Auf dem Programm stehen tägliche Handball-Trainingseinheiten sowie diverse Alternativsportarten. Den handballbegeis- terten Jugendlichen soll die Möglichkeit geboten werden, während einer Woche unter professionel- ler Leitung intensive Trainings mit Gleichgesinnten zu erleben. 4.6 Sportartübergreifendes Entwicklungskonzept - FTEM Modell Das FTEM-Modell 9 ist das vom Bundesamt für Sport (BASPO) und Swiss Olympic entwickelte «Rahmenkonzept zur Sport- und Athletenentwick- lung», welches ein gemeinsames, sportartüber- greifendes Instrument ist und als Orientierungs- grundlage in der Schweizer Sportförderung dient. Es ersetzt den Ausbildungsleitfaden des SHV der bis anhin verwendet wurde. 4.6.1 Integration in das Kinderhandballkonzept Der erste Schlüsselbereich «Foundation» stellt den Einstieg in den sportlichen Lebenslauf dar und um- Abb. 3: «FTEM Schweiz» – fasst für unsere Sportart den gesamten Bereich Sport- und Athletenentwick- Kinderhandball (F1 und F2). lung (modifiziert nach Gulbin et al. 2013) Die Phase F1 beschreibt das Entdecken, Erwer- 9 Die Abkürzung FTEM steht für Foundation - Talent - Elite - Mastery 20
DAHIN WOLLEN WIR Umschalten Verteidigung Angriff Gegenstoss Rückzug In spielerischen Formen: • Ball erobern • werfen Technik • Zwischen Gegner und Tor Sich im Raum orientieren • passen - fangen kommen • freilaufen - anbieten Indi- Spielerisch vielseitige Bewegungserfahrungen sammeln vidual- taktik ICH: Ball kennenlernen Grup- Taktik pen- DU: Zu zweit miteinander spielen taktik Mann- schafts- WIR: Gegeneinander spielen taktik Kondition/ Bewegungsgrundformen: werfen-fangen, laufen-springen, balancieren, rollen-drehen, klettern-stützen, rhythmisieren-tanzen, Koordination kämpfen-raufen, schaukeln-schwingen, rutschen-gleiten lachen – lernen – leisten Persönlich- Respekt / Fairplay / Toleranz keit Umgang mit Emotionen Teamfähigkeit Tabelle 5: Rahmentrainingsplan Phase F1: Bewegungs- & Spielvielfalt erleben Quelle: SHV Umschalten Verteidigung Angriff Gegenstoss Rückzug In spielerischen Formen: • passen-fangen • Auge-Hand-Koordination • Kernwurf • Ball erobern / heraus • Sprungwurf weit spielen / herausprellen • freiprellen – freilaufen – anbieten Technik • Aktive Beinarbeit (Tempo-/Richtungswechsel) • Pass abfangen • Täuschung und Durchbruch mit • Wurfarmseitig orientieren und ohne Ball • anlaufen – weglaufen (geh weg Prinzip) • begleiten • spielen mit dem Angreifer • Räume schliessen Indi- • Passwege schliessen • prellen und passen • Zuordnung vidual- mit Zug zum Tor herstellen • Räume öffnen taktik • Ball und Gegner beobachten • angreifen und zurückweichen, • Ball stoppen abdrängen nach aussen Taktik Grup- pen- • Entscheidungsverhalten (aus 2 Vari- taktik anten die bessere wählen können) Mann- schafts- • Offensive personenorientierte taktik Deckung • Bewegungsgrundformen: werfen-fangen, laufen-springen, balancieren, rollen-drehen, stützen, rhythmisieren, kämpfen-raufen, Kondition/ Ballgeschicklichkeit Koordination • Koordinative Kompetenz: orientieren, reagieren, differenzieren, rhythmisieren, im Gleichgewicht sein • Konditionelle Substanz: Schnelligkeit und Kraft spielerisch verbessern • lernen – lachen – leisten • Respekt/Fairplay Persönlich- keit • Umgang mit Emotionen • Teamfähigkeit • Selbstvertrauen Tabelle 6: Rahmentrainingsplan Phase F2: Kinderhandball entdecken Quelle: SHV 21
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