Klimaschonende Mobilitätskonzepte europäischer Großstädte

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Klimaschonende Mobilitätskonzepte europäischer Großstädte
Klimaschonende Mobilitätskonzepte
     europäischer Großstädte

         Ein Projektreise von Julian Hey

           10.03.2016 bis 31.03.2016

                                                       Julian Hey
                                            julian-hey@hotmail.de
                                           Mobil: 0157 747 06163
                                               Berlin, 05.05.2016
Klimaschonende Mobilitätskonzepte europäischer Großstädte
Klimaschonende Mobilitätskonzepte europäischer Großstädte

Inhalt
Einleitung und Thematik ............................................................................................. 3
Amsterdam ................................................................................................................. 4
Brüssel........................................................................................................................ 6
Paris ........................................................................................................................... 8
San Sebastián - Donostia ......................................................................................... 10
Valencia .................................................................................................................... 11
Barcelona ................................................................................................................. 12
Mailand ..................................................................................................................... 13
Herausforderungen und Fazit ................................................................................... 15
Abbildungsverzeichnis .............................................................................................. 16

Julian Hey                                                                                                                       2
Klimaschonende Mobilitätskonzepte europäischer Großstädte
Klimaschonende Mobilitätskonzepte europäischer Großstädte

Einleitung und Thematik

In der heutigen Zeit der zunehmend wachsenden Globalisierung und Urbanisierung
spielt Mobilität innerhalb von Städten eine wichtige Rolle. Städte wachsen immer
weiter und schneller, was ausgereifte Mobilitätskonzepte immer wichtiger werden
lässt, um die Menschen weiterhin schnell und komfortabel zu ihren Zielen zu bringen.
Auch die Nachhaltigkeit dieser Konzepte sollte nicht vernachlässigt werden.

In der von mir gewählten Thematik habe ich mich mit den Mobilitätskonzepten
verschiedener europäischer Großstädte auseinandergesetzt, diese untersucht und
abschließend in einem Fazit bewertet und verglichen. Dabei hab ich unter anderem
Wert auf die Einbindung und Möglichkeiten der Verwendung von umweltschonenden
Mobilitätsvarianten wie dem Fahrrad- oder Bahnverkehr gelegt. Während meiner
Reise habe ich eigene Erfahrungen innerhalb der Städte gesammelt und diese in
meinen Bericht einfließen lassen. Auch das Zusammenspiel der verschiedenen
Mobilitätskonzepte innerhalb einer Stadt war für mich und die von mir gewählte
Thematik interessant.

Der Ausgangspunkt meiner Reise war Amsterdam, anschließend ging es mit dem
Zug über Brüssel und Paris weiter nach Spanien und schließlich nach Italien.
Insgesamt war ich 3 Wochen unterwegs und machte Halt in 8 Städten in 5
verschiedenen Ländern Europas.

                  Abbildung 1: Reiseroute (Quelle: Microsoft HERE Karten)

Julian Hey                                                                         3
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Amsterdam

Meine Reise begann ich in Amsterdam. Am 10. März nahm ich einen Flug von Berlin
Schönefeld zum Flughafen Amsterdam Schiphol. Von dort gibt es eine
Zugverbindung zum imposanten Hauptbahnhof Amsterdam Centraal, dem zentralen
Bahnhof in Amsterdam, welche ich mit dem bereitgestellten Interrail Ticket ohne
Probleme nutzen konnte.

Amsterdam ist die Hauptstadt und größte Stadt der Niederlande und hat ca. 800.000
Einwohner. Die Stadt ist um konzentrische Kreise angelegt die von Kanälen
durchzogen sind. Die meisten Sehenswürdigkeiten und Attraktionen wie
beispielsweise der Damrak oder das Anne-Frank-Haus befinden sich innerhalb
dieses „grachtengordel“ (Grachtengürtels). Die Stadt verfügt über ein umfassendes
öffentliches Verkehrsnetz, genannt GVB (openbaar vervoer) mit U-Bahnen,
Straßenbahnen, Bussen und Fähren. Viele dieser blau-weiß markierten Fähren legen
direkt hinter dem Hauptbahnhof ab und überqueren in regelmäßigen Abständen das
Wasser in Richtung Amsterdam Noord. Erwähnenswert ist, dass die Fähren
kostenfrei genutzt werden können und teilweise auch nachts verkehren. Auch ich
habe Amsterdam Noord mit einer dieser Fähren besucht. Außerdem gibt es noch
Grachtentaxis.

Weltweit bekannt ist Amsterdam allerdings für das ausgeprägte und ausgereifte Netz
an Radfahrwegen. Amsterdam ist die selbst ernannte "Welthauptstadt der
Fahrräder", ein Fahrrad ist für Niederländer nicht nur ein Transportmittel, es ist ein
Lebensgefühl und das sieht man auch in Amsterdam! Überall gibt es Wege und
andere Einrichtungen speziell für Fahrradfahrer. Der Regierung ist es zudem
gelungen, Autos weitestgehend aus dem Stadtzentrum zu verbannen.

Radfahren ist eine preiswerte und vor allem umweltfreundliche Möglichkeit durch die
Stadt zu kommen. So fahrradfreundlich wie Amsterdam ist nach meinen Erfahrungen
keine andere Metropole Europas. Durch die vielen Fahrradwege kommt man oft
deutlich schneller voran als Autofahrer und auch die anderen Verkehrsmittel werden
von den Bewohnern der Stadt dadurch nur wenig bis gar nicht genutzt. Abgesehen
von den Fähren natürlich, denn sie bieten die einzige Möglichkeit, Amsterdam Noord
zu erreichen.

Julian Hey                                                                               4
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Ich selbst hatte ebenfalls das Vergnügen, Amsterdam mit einem Fahrrad erkunden
zu dürfen. Mir ist dabei aufgefallen, dass Fahrradfahrer sehr häufig Vorfahrt
gegenüber den anderen Verkehrsteilnehmern genießen und auch mit deutlich
weniger Ampeln konfrontiert werden, wodurch Radfahrer wesentlich schneller und
komfortabler an ihr Ziel gelangen können.

Fahren auf Radwegen kann aber teilweise auch sehr gefährlich sein, da diese auch
von Motorradfahrern genutzt werden und auf eben jenen mit deutlich höherer
Geschwindigkeit und oft auch völlig ohne Rücksicht zu nehmen unterwegs sind. So
kam auch ich mehrmals in unangenehme und kritische Situationen und auch
mehrere Bewohner dieser wunderschönen Stadt, berichteten mir in Gesprächen von
ähnlichen Erfahrungen oder gar Unfällen.

Abbildung 2: Abgestellte Fahrräder in Amsterdam und Grachten

Trotz dieser Problematik bietet das Radfahren in Amsterdam deutliche Vorteile
gegenüber den anderen Verkehrsmitteln. Es spart nicht nur Zeit und Geld, sondern
ist auch deutlich umweltfreundlicher. In vielen Teilen des Zentrums sind zudem keine
Autos erlaubt.

Amsterdam zeigt meiner Meinung nach vorbildlich auf, wie man klimaschonende
Mobilitätsvarianten in den Stadtverkehr integrieren kann. Allerdings ist Amsterdam
auch eine vergleichsweise kleine Stadt und auch aus diesem Grund stellt das
Fahrrad eine praktische und gute Lösung in dar. Fahrradfahren in Amsterdam ist ein
großartiges Erlebnis und sollte bei einem Besuch der Stadt auf jeden Fall selbst
getestet werden.

Julian Hey                                                                           5
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Brüssel

Brüssel ist die offizielle Hauptstadt des Königreichs Belgien. Ca. 180.000 Einwohner
zählt das amtliche Stadtgebiet. Das städtische Siedlungsgebiet erstreckt sich jedoch
über die Stadt Brüssel hinaus und besitzt ca. 1,1 Mio. Einwohnern. Die Stadt stellt
den Hauptsitz der Europäischen Union sowie den Sitz der NATO dar. Es existiert
eine direkte Zugverbindung zwischen Amsterdam und Brüssel, welche auch ich in
Anspruch nahm.

Die Brüsseler U-Bahn und Tram sind die Hauptadern des öffentlichen
Verkehrsnetzes in Brüssel. Die Metro umfasst 4 Linien, das Tramsystem sogar ganze
19. Ein einfaches Ticket kostet zwei Euro. Mich persönlich hat bei meiner Ankunft in
Brüssel sehr überrascht, dass die Tramlinien teilweise auch unterirdisch verkehren.
So etwas hatte ich vorher noch nirgendwo gesehen. Die Tram funktioniert somit in
Teilen des Zentrums quasi wie eine Metro.

In Brüssel gibt es Fahrradmietstationen, an welchen Fahrräder für einen bestimmten
Zeitraum gemietet werden können. Dieses System heißt Villo!, was sich aus den
französischen Wörtern „Ville“ (Stadt) und „Velo“ (Fahrrad) zusammensetzt. Die
Mietstationen befinden sich in der Nähe von Metro- und Tramstationen und günstig
verteilt in der ganzen Stadt. Das System funktioniert so, dass mit einer Chipkarte an
einer der Stationen ein Fahrrad ausgeliehen, und an einer beliebigen anderen
Station wieder abgestellt werden kann. Das System funktioniert im Gegensatz zur
Metro 24 Stunden am Tag und 7 Tage die Woche. Auch für Touristen ist es möglich,
das System zu nutzen, es werden auch 1-Tages und auch 7-Tagestickets an den
Mietstationen verkauft. Die Jahresgebühr für die Chipkarte beträgt 32,60 €. Die
ersten 30 Minuten ab Nutzung sind jeweils kostenfrei, jede weitere halbe Stunde
kostet 50 Cent. Ein Tagesticket ist für 1,60 € zu erwerben und meiner Meinung nach
für Touristen eine gute Alternative zu den öffentlichen Verkehrsmittel. Das Zentrum
Brüssels ist relativ klein und demnach eignen sich die Fahrräder sehr gut zum
erkunden der Stadt. Ich persönlich habe das Angebot ebenfalls in Anspruch
genommen und durchweg gute Erfahrungen gemacht.

Julian Hey                                                                              6
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      Abbildung 3: Unterirdische Tram und Villo! Fahrräder

Der ÖPNV Brüssels funktioniert meiner Erfahrung nach sehr gut. Allerdings
verbrachte ich lediglich einen Tag dort. Die Möglichkeit, Fahrräder zu mieten, bildet
eine schöne Alternative. Vor allem deshalb, da diese auch von Touristen täglich oder
für eine ganze Woche leihbar sind. Alles in allem hatte ich in Brüssel keine Probleme
damit, meine Ziele zu erreichen.

Julian Hey                                                                              7
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Paris

Paris ist die Hauptstadt Frankreichs, zählt über 2,2 Mio. Einwohner und ist damit die
fünftgrößte Stadt Europas. Die Metropolregion besitzt gar 12,4 Mio. Bewohner. Durch
seine vergleichsweise kleine Stadtfläche ist Paris mit durchschnittlich ca. 22.000
Einwohnern pro Quadratkilometer die am dichtesten besiedelte Großstadt Europas.
Paris ist das überragende politische, wirtschaftliche sowie kulturelle Zentrum
Frankreichs, der Fluss Seine teilt die Stadt in einen nördlichen und einen südlichen
Teil. Paris ist von Brüssel mit einem Interrail Ticket leider nur relativ kompliziert zu
erreichen. Da die THALYS Züge mit dem Ticket nicht genutzt werden können,
musste ich mit zweimaligem Umsteigen über Lille fahren, was alles in allem über drei
Stunden in Anspruch nahm. Der THALYS, der Brüssel und Paris direkt verbindet,
benötigt für die circa 320 km lange Strecke lediglich weniger als die Hälfte der Zeit.

Das Hauptverkehrsmittel in Paris ist die Metro. Diese ist bereits mehr als 115 Jahre
alt und zählt zu den meist genutzten U-Bahnen weltweit. Eine einfache Fahrt kostet
1,80€, eine Tageskarte 7€. Zudem gibt es ein gut ausgebautes Busverkehrsnetz.
Seit Ende 2015 verkehren sogar vereinzelte vollelektrische Busse in Paris. Diese
umweltfreundliche Technik ist eine sehr gute Alternative zu Fahrzeugen mit
herkömmlichem Verbrennungsmotor, wie ich persönlich finde. Die U-Bahn Linie 1
fährt mittlerweile mit fahrerlosen Zügen. Auch andere Linien sollen dahingehend
umgebaut werden.

Das Pariser U-Bahn-Netz besteht aus 16 Linien. Paris ist auch von einem dichten
Netz aus Buslinien durchzogen und in den Außenbezirken gibt es eine Tram. Zudem
gibt es Nachtbusse, Noctilien genannt. Seit 2007 gibt es ein flächendeckendes Netz
von Fahrradmietstationen namens Vélib’. Dieses funktioniert ähnlich dem in Brüssel
stationierten System. Vélib’ umfasst heute über 20.000 Fahrräder und hat durch
seine Einführung dem Radverkehr erstmals eine signifikante Rolle im Pariser
Stadtverkehr zugeteilt. Ebenfalls interessant ist das Carsharing Modell des Anbieters
AutoLib’. Die Autos sind ausnahmslos elektrischen Antriebs und somit
umweltfreundlich ausgelegt. Dabei gibt es ähnlich dem Vélib’ System spezielle
Parkplätze mit Ladestationen, an welchen die Autos gemietet und wieder abgestellt
werden können. Für 25 € im Monat und jeweils weiteren 20 Cent pro angefangener
gefahrener Minute können die AutoLib’ Fahrzeuge genutzt werden.

Julian Hey                                                                                 8
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Erwähnenswert ist ebenfalls, dass in Paris rechte Seine-Ufer an allen Wochenenden
des Jahres sowie den kompletten August tagsüber für Autos und anderen
motorisierten Verkehr gesperrt ist.

Im Allgemeinen sind die Transportmittel des ÖPNV sowie die Fahrrad- und
Carsharing Angebote sehr gut definiert und ausgebaut. Es lässt sich zwar sagen ,
dass die Regierung der Stadt in den letzten Jahren sehr viel unternommen hat, um
das Fahrrad mehr in den Stadtverkehr zu integrieren, allerdings ist Paris meiner
aktuellen Erfahrung nach immer noch keine sehr fahrradfreundliche Stadt und es gibt
noch einiges zu tun um dies zu ändern. Paris ist jedoch auf einem guten Weg
dorthin, es werden immer mehr Radspuren gebaut und Busspuren dürfen mittlerweile
offiziell von Fahrradfahrern mitbenutzt werden. Auch die häufigen Staus in der Rush-
Hour werden, wenn das Angebot an Radwegen weiter ausgebaut wurde, sicherlich
mehr Bewohner der Stadt zur täglichen Nutzung des Fahrrads bewegen. In meinen
Augen wird das Fahrrad in Paris sicherlich in den nächsten Jahren an Bedeutung
gewinnen und die Stadt damit einen wichtigen Schritt in Richtung
umweltfreundlichem Stadtverkehr machen.

Julian Hey                                                                         9
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San Sebastián - Donostia

San Sebastián oder auch Donostia liegt im spanischen Teil des sogenannten
Baskenlandes und ca. 20 Km westlich der französischen Grenze. Die Region ist
berühmt für ihre goldenen Strände und die Stadt wurde zur Kulturhauptstadt Europas
des Jahres 2016 ernannt. Die Felsmassive des Monte Igueldo und des Monte Urgull
lassen einen atemberaubenden Blick auf die Bucht „La Concha“, in der die 200.000
Einwohnerstadt San Sebastián liegt, zu. Von Paris aus fährt der TGV bis in die
spanische Grenzstadt Irún, von dort kann mit den Cercanias-Zügen San Sebastián in
unter einer halben Stunde erreicht werden. Durch technische Probleme mit den
Zügen an jenem Tag war ich allerdings gezwungen, statt den Cercanias auf Busse
umzusteigen. Diese brachten mich schließlich über mehrere kleine Dörfer nach San
Sebastián.

In San Sebastián gibt es keine Metro oder Tram. Diese werden bedingt durch die
geringe Weitläufigkeit der Stadt auch nicht benötigt. Es verkehren Busse und es gibt
zudem eine Seilbahn (Furnicular), mit der der Monte Igueldo besucht werden kann.

Ebenfalls erwähnenswert ist das Fahrradleihsystem in San Sebastián. Das
besondere an dem dBizi genannten System ist, dass die Fahrräder Elektro-Bikes
sind. Sofern das Wetter mitspielt lässt sich San Sebastián mit dem Fahrrad
ausgezeichnet erkunden, die Stadt ist nicht sehr groß. Im Zentrum sind Autos ähnlich
zu Amsterdam verboten. Aufgrund der geringen Größe der Stadt sind andere
Verkehrsmittel hier auch nicht vonnöten.

 Abbildung 4: dBizi E-Bike und Straßen von San Sebastián - Donostia

Julian Hey                                                                        10
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Valencia

Von San Sebastián ging es über Zaragoza in die spanische Hafenstadt Valencia.
Valencia ist nach Madrid und Barcelona die drittgrößte Stadt des Landes und
weltweit bekannt durch die Ciudad de las Artes y de las Ciencias (Stadt der Künste
und der Wissenschaften), welche einen kulturellen und architektonischen Gebäude-
und Parkkomplex darstellen. Mit dem Zug oder dem Flugzeug ist Valencia einfach zu
erreichen.

Während des Zeitraums meines Aufenthalts fanden dort gerade die Fallas statt, ein
                                           spanisches Frühlingsfest welches auch
                                           über die Landesgrenzen Spaniens hinaus
                                           bekannt ist. Hauptattraktionen sind die
                                           meterhohen Skulpturen aus Pappmaché
                                           und Holz, die am letzten Abend des Festes
                                           feierlich angezündet und verbrannt
                                           werden. Da die komplette Innenstadt und
                                           auch Teile außerhalb dieses Bereiches für
                                           das Fest gesperrt und somit lediglich für
                                           Fußgänger freigegeben waren, verkehrten
                                           auch die Busse nicht. Dies hatte zur Folge,
                                           dass die Metro den Menschenmassen
                                           teilweise nicht gewachsen war was
Abbildung 5: Fallas Skulptur in Valencia   wiederum lange Wartezeiten und einiges
                                           an Geduld erforderlich machte.

Generell funktioniert die noch sehr junge Metro in Valencia aber ausgezeichnet. Das
Netz besteht aus 6 Linien, die sinnvoll miteinander verbunden sind. An vielen
Metrostationen gibt es zudem die Möglichkeit, auf Fahrräder von Mietstationen
umzusatteln. Diese funktionieren ähnlich wie in Brüssel oder San Sebastián, das
System nennt sich Valenbisi. Die Jahresgebühr für die Nutzung des Systems beträgt
30€ und die ersten 30 Minuten sind jeweils kostenlos, ansonsten werden 50 Cent
fällig. Mit dem Fahrrad lässt sich Valencia ausgezeichnet erkunden. Ein Auto ist auch
hier meiner Erfahrung nach nicht vonnöten.

Julian Hey                                                                             11
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Barcelona

Barcelona ist die Hauptstadt Kataloniens und liegt am Mittelmeer, circa 120 Kilometer
südlich der Pyrenäen und der Grenze zu Frankreich. Innerhalb des Stadtgebietes
leben ca. 1,6 Millionen Menschen. Da ich selber bereits einige Monate in Barcelona
bedingt durch ein Auslandssemester leben durfte, kenne ich die Stadt und den
öffentlichen Nahverkehr sehr gut. Mit dem Zug dauert die Fahrt von Valencia
ungefähr 3 Stunden.

Die öffentlichen Verkehrsmittel in Barcelona sind meinen Erfahrungen nach extrem
gut geplant und organisiert, die Stationen sinnvoll verteilt. So ist der Weg bis zur
nächsten Metrostation nie lang und meistens auch sehr gut ausgeschildert.
Barcelona ist mit den Bahnhöfen Sants-Estació und Barcelona-França ein wichtiger
Knotenpunkt der RENFE, der spanischen Staatseisenbahn. Die RENFE und die
katalanische Staatsbahn Ferrocarrils de la Generalitat de Catalunya betreiben
außerdem ein weitverzweigtes S-Bahn-Netz.

Der Verkehrsbetrieb von Barcelona, Transports Metropolitans de Barcelona, ist der
Betreiber eines sehr dichten Netzes von U-Bahnen und Bussen. Barcelona besitzt
seit 2004 auch zwei verschiedene, noch nicht miteinander verbundene
Straßenbahnsysteme. Diese sollen in den nächsten Jahren durch die Mitte
Barcelonas miteinander verbunden und ausgebaut werden.

Seit dem Jahr 2007 gibt es mit dem bicing benannten System auch ein Netz von
Fahrrad-Mietstationen. Diese können allerdings nur von Personen genutzt werden,
die in Spanien gemeldet sind, da man sich vorher auf der entsprechenden Website
registrieren muss und nur eine spanische Adresse akzeptiert wird. Nach der
Registrierung wird einem die für den Leihvorgang nötige Chipkarte innerhalb weniger
Tage per Post zugesandt. Es gibt aber auch sehr viele Fahrradverleih-Shops im
Zentrum der Stadt, wo Fahrräder tages- und stundenweise ausgeliehen werden
können.

Meinen Erfahrungen nach ist das ÖPNV-Netz in Barcelona perfekt ausgereift und
funktioniert ausgezeichnet. Die Metro verkehrt tagsüber im 3-Minuten-Takt und auch
die Busse sind äußerst zuverlässig. Nachts verkehren verschiedene Nitbus, der
Großteil im 20-Minuten-Takt. Auch die Bewohner der Stadt, mit denen ich das
Gespräch suchte, erzählten mir von ähnlichen guten Erfahrungen.

Julian Hey                                                                             12
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Mailand

Mailand ist mit knapp 1,3 Millionen Einwohnern die zweitgrößte Stadt Italiens und
Hauptstadt der Lombardei. Die Metropolregion ist mit über 7 Millionen Einwohnern
der größte italienische Ballungsraum. Mailand ist die führende Kultur- und
Modemetropole Italiens, eine Universitätsstadt und Sitz der Italienischen Börse. Die
historisch bedeutsamen Bauwerke wie etwa der Mailänder Dom ziehen jedes Jahr
mehrere Millionen Touristen an. Dank ihrer verkehrsgünstigen Lage in Oberitalien ist
Mailand ein Knotenpunkt des Schienen- und Autobahnnetzes und zweitgrößtes
Luftfahrtdrehkreuz Italiens.

Die Metro in Mailand wurde 1964 eröffnet und besteht aus 4 Linien. Eine weitere
Linie, die den Flughafen Mailand-Linate mit der Stadt verbinden soll, befindet sich im
Bau und soll bis 2022 fertig gestellt werden. Zudem verkehren Straßenbahnen und
S-Bahnen.

In Mailand gibt es eine große Zahl an Carsharing-Anbietern. Das hängt damit
zusammen, dass die Stadt nahezu perfekte Bedingungen hierfür bietet. Starke
Pendlerverkehre aus dem Umland in die Stadt sowie ein schwacher öffentlicher
Personennahverkehr erzwingen nicht nur Staus, sondern auch einen hohen
Parkdruck. Mailand ist eine der Städte mit der höchsten Pkw-Konzentration weltweit.
Auch das deutsche Unternehmen car2go ist mit seinen Smarts in Mailand vertreten
und kann, wenn bereits in Deutschland oder einem anderen Land registriert,
problemlos genutzt werden.

Die große Anzahl an Autos hat allerdings eine starke Luftverschmutzung zur Folge.
Durch die Überschreitung diverser EU-Grenzwerte wurde die Mailänder
Stadtverwaltung dazu gezwungen, emissionsreduzierende und
verkehrseinschränkende Maßnahmen durchzusetzen. Privaten Fahrzeugen wurde
somit für gewisse Zeit das Einfahren in die Innenstadt untersagt. Mittlerweile hat
Mailand für die Innenstadt eine City-Maut eingeführt.

Mit dem BikeMi-System wird ebenfalls Bikesharing angeboten. Eine Tageskarte zur
Nutzung der rund 4.600 in Mailand verteilten Fahrräder kostet 2,50 €.

Ich persönlich habe mich in Mailand größtenteils per Metro fortbewegt. Auch wenn
ich es manchmal als schwierig empfand, mich damit zu orientieren da mir alles ein

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Klimaschonende Mobilitätskonzepte europäischer Großstädte

wenig unübersichtlich erschien. Die Straßenbahnen verkehren teilweise (wie auf dem
Foto unten zu sehen) mit traditionellen sogenannten Ventotto-Wagen, welche
zwischen 1927 und 1930 gebaut wurden. Mit einem dieser Trams die Stadt zu
durchqueren ist definitiv ein Erlebnis wert. Ebenfalls ist mir der ausgeprägte Pkw-
Verkehr in der Innenstadt aufgefallen. Fahrradfreundlich ist Mailand trotz des BikeMi-
Systems eher nicht.

     Abbildung 6: Alte Straßenbahn in Mailand

Julian Hey                                                                            14
Klimaschonende Mobilitätskonzepte europäischer Großstädte

Herausforderungen und Fazit

Im Allgemeinen lässt sich festhalten, dass die Mobilitätskonzepte der von mir
besuchten Städte größtenteils ausgereift und ausgezeichnet auf die entsprechenden
Gegebenheiten der jeweiligen Stadt angepasst sind. Auf Umweltfreundlichkeit wird
allerdings in Städten wie Paris oder Mailand erst seit wenigen Jahren größeren Wert
gelegt, was vor allem der schlechten Luft und den vielen Staus geschuldet ist, die die
Stadtregierung zum Umdenken zwingen. Hier gibt es meinem Empfinden nach noch
einiges aufzuholen, die Stadtverwaltung ist allerdings auf einem guten Weg. Auch in
Barcelona sind Luftverschmutzung sowie der ewige Lärm der Straßen ein großes
Problem. Amsterdam zeigt natürlich vorbildlich auf, wie umweltfreundliche Mobilität in
den Stadtverkehr integriert werden kann. Dies ist allerdings auch den Gegebenheiten
der eher kleinen Stadt geschuldet.

Besonders gut gefallen haben mir die vielen Bikesharing-Systeme der
unterschiedlichen Städten. Bei vielen können Fahrräder tagesweise ausgeliehen
werden, was die Systeme auch für Touristen interessant macht. Allerdings sollte man
sich vor Ankunft entsprechend über das Mietsystem informiert haben, denn an den
jeweiligen Stationen finden sich oft nur dürftige Informationen über die
Funktionsweise des Systems vor.

Alles in allem hat mir die Reise ausgezeichnet gefallen, mit größeren Problemen sah
ich mich glücklicherweise nicht konfrontiert. Es war allerdings durchaus eine
Herausforderung für mich, die Reise und das Projekt selbst zu planen und
durchzuführen. Auch wurde ich immer wieder vor kleinere Herausforderungen
gestellt, wie beispielsweise auf dem Weg nach San Sebastián, als die Züge nicht
mehr verkehrten und ich mir eine Alternativroute suchen musste. Als Schlusswort
möchte ich meinen Dank gegenüber der Deutschen Bahn AG und der Schwarzkopf-
Stiftung äußern, die mir diese Projektreise durch die Bereitstellung des Interrail-
Tickets ermöglichten.

Julian Hey                                                                            15
Klimaschonende Mobilitätskonzepte europäischer Großstädte

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Reiseroute (Quelle: Microsoft HERE Karten) ......................................... 3
Abbildung 2: Abgestellte Fahrräder in Amsterdam und Grachten ............................... 5
Abbildung 3: Unterirdische Tram und Villo! Fahrräder ................................................ 7
Abbildung 4: dBizi E-Bike und Straßen von San Sebastián - Donostia .................... 10
Abbildung 5: Fallas Skulptur in Valencia................................................................... 11
Abbildung 6: Alte Straßenbahn in Mailand................................................................ 14

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