Leverkusener Wohnungsmarktbericht 2017 Kommunale Wohnungsmarktbeobachtung - Stadt Leverkusen
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INHALT 1. Vorwort.............................................................................................. 1 2. Auf einen Blick……..….……….…………………….…………............ 2 3. Wohnungsnachfrage…….………………………………..……............ 4 3.1 Bevölkerung 4 3.2 Zu- und Fortzüge 5 3.3 Innerstädtische Umzüge 7 3.4 Haushaltsentwicklung und Wohnungsbedarf 7 3.5 Verfügbare Einkommen der privaten Haushalte 8 3.6 Entwicklung der Arbeitslosen- und Hartz IV-Haushalte 9 4. Wohnungsangebot……………………...…….….….......................... 10 4.1 Wohnungsbestand und –struktur und Bauintensität 10 4.2 Baugenehmigungen und Baufertigstellungen 11 4.3 Wohnungsleerstände 12 4.4 Soziale Wohnraumförderung 13 5. Grundstücksmarkt…………………………………..…....................... 15 5.1 Kauffälle 15 5.2 Baulandpreise für Ein- und Zweifamilienhäuser 15 5.3 Bodenpreise im regionalen Vergleich 16 5.4 Wohnbauflächenbereitstellung 16 5.5 Entwicklung der Bauzinsen in Deutschland 17 6 Miet- und Kaufpreise……………………………………..................... 18 6.1 Wohnungsmieten in NRW 18 6.2 Bestandsmieten nach Mietspiegel in Leverkusen 18 6.3 Kaufpreise in Leverkusen 19 7 Angebotspreise der Immobilien- und Wohnungsanzeigen…….. 20 7.1 Immobilienmarkt in Leverkusen 20 7.1.1 Immobilienangebote im Neubau 21 7.1.2 Immobilienangebote im Bestand 22 7.1.3 Angebotspreise im regionalen Vergleich 23 7.1.4 Preisentwicklung der Angebote 24 7.2 Mietwohnungsmarkt in Leverkusen 25 7.2.1 Angebotene Mietwohnungen und Mietpreise 25 7.2.2 Wohnungsangebote nach Mietpreisen und Größe 26 7.2.3 Mietpreise in der Region 27 7.2.4 Entwicklung der Angebotsmieten 27 7.2.5 Angebotener Wohnraum für Hartz IV-Empfänger 28 8 Wohnungsmarktbarometer Leverkusen 2014……….................... 29 8.1 Die Wohnungsmarktlage 29 8.2 Probleme auf dem Mietwohnungsmarkt 30 8.3 Mietwohnungsmarkt und Hartz IV 31 8.4 Aktuelles und künftiges Investitionsklima 32 8.5 Faktoren des Investitionsverhaltens 32 8.6 Einschätzung der künftigen Nachfrage 35 9 Fazit……………………………………………….……….……………… 36
ABBILDUNGEN Abbildung 1: Bevölkerungs- und Beschäftigtenentwicklung 1975 bis 2017......................4 Abbildung 2: Prognose der einzelnen Altersgruppen bis 2040 .........................................5 Abbildung 3: Zu-, Fortzüge und Saldo gesamt 2005 - 2017 .............................................5 Abbildung 4: Wanderungsüberschusse bzw. -verluste mit den Nachbargemeinden 1990 bis 2017 ...............................................................................................6 Abbildung 5: Geburten und Sterbefälle in Leverkusen 2000 bis 2016 ..............................6 Abbildung 6: Innerstädtische Umzüge je 1.000 Einwohner in Leverkusen .......................7 Abbildung 7: Entwicklung der Haushaltsgröße 2000 bis 2016 .........................................8 Abbildung 8: Einkommen der privaten Haushalte im Jahr 2015 in der Region ................8 Abbildung 9: Entwicklung der Arbeitslosenzahlen in Leverkusen .....................................9 Abbildung 10: Personen in Bedarfsgemeinschaften nach SGB II (Hartz IV) ....................9 Abbildung 11: Anteil Personen in Bedarfsgemeinschaften 2016 in den Stadtteilen ...... 10 Abbildung 12: Bauintensität und Zuwachs an Wohnungen 1990 bis 2016.................... 11 Abbildung 13: Baugenehmigungen und Baufertigstellungen 2006 bis 2016 ................. 12 Abbildung 14: Leerstandsquote* in den statistischen Bezirken am 31.12.2016 ............ 13 Abbildung 15: Entwicklung der geförderten Wohnungen in Leverkusen ....................... 14 Abbildung 16: Geförderte Neubaumaßnahmen 2006 bis 2016 ..................................... 14 Abbildung 17: Bodenpreisgebirge in der Region ........................................................... 16 Abbildung 18: Kosten für Wohnungsbaukredite an private Haushalte .......................... 17 Abbildung 19: Entwicklung der Lebenshaltungskosten in NRW .................................... 18 Abbildung 20: Immobilienanzeigen 2010 bis 2016 in Leverkusen ................................. 21 Abbildung 21: Angebotspreise der Eigenheime in der Region 2016 ............................. 23 Abbildung 22: Angebotspreise der Eigentumswohnungen in Leverkusen 2016............ 23 Abbildung 23: Preisentwicklung der Neubauangebote 2005 bis 2016 .......................... 24 Abbildung 24: Preisentwicklung der Bestandsangebote 2005 bis 2016 ........................ 24 Abbildung 25: Preisentwicklung der Eigentumswohnungen 2005 bis 2016 .................. 25 Abbildung 26: Verteilung der Mietangebote 2016 .......................................................... 26 Abbildung 27: Mietangebotspreise in der Region 2016 ................................................. 27 Abbildung 28: Mietpreise 2005 bis 2016 ........................................................................ 27 Abbildung 29: Bewertung der Wohnungsmarktlage 2006, 2015 und 2016 ................... 27 Abbildung 30: Probleme auf dem Mietwohnungsmarkt ................................................. 27 Abbildung 31: Mietwohnungsmarkt und Hartz IV ........................................................... 27 Abbildung 32: Aktuelles Investitionsklima ...................................................................... 27 Abbildung 33: Anreize für das Investitionsverhalten ...................................................... 27 Abbildung 34: Hemmnisse für das Investitionsverhalten ............................................... 27 Abbildung 35: Einschätzung der künftigen Nachfrage nach Wohnraum ....................... 27 TABELLEN Tabelle 1: Typische Baulandpreise für baureife Grundstücke in 2016 .......................... 15 Tabelle 2: Mietrichtwerte nach Baualtersklassen 2017 (in Euro) ................................... 19 Tabelle 3: Durchschnittliche Neubaupreise 2016 .......................................................... 19 Tabelle 4: Neubauangebote 2016 im Vergleich zum Vorjahr ........................................ 22 Tabelle 5: Bestandsangebote 2016 im Vergleich zum Vorjahr ...................................... 22 Tabelle 6: Mietangebote 2016 im Vergleich zum Vorjahr .............................................. 26
1. Vorwort Mit dem vorliegenden Wohnungsmarktbericht 2017 dokumentiert die Stadt Lever- kusen die aktuelle Situation und die Entwicklungen auf dem Leverkusener Woh- nungsmarkt überwiegend aus dem Jahr 2016 und auch 2017, soweit hier schon Daten vorliegen. Im Jahr 2003 hat die Stadt Leverkusen das Instrument der kommunalen Wohnungs- marktbeobachtung eingeführt, dessen wesentliche Ergebnisse seither jährlich in einem Bericht dokumentiert werden. Das Ziel der Wohnungsmarktbeobachtung ist es, das aktuelle Geschehen auf dem lokalen Wohnungsmarkt transparent zu machen sowie Probleme und Handlungsfel- der in den verschiedenen Marktsegmenten aufzuzeigen. Der Bericht dient den Entscheidungsträgern in Politik, Verwaltung und Wohnungswirtschaft als Informati- onsgrundlage. Basis für den Bericht bildet ein Indikatorensystem, das aus kommunalen Daten und anderen öffentlichen Datenquellen erstellt wird. Ein weiterer Baustein ist die Auswertung einer durchgeführten Befragung von Experten zum Leverkusener Wohnungsmarkt (Wohnungsmarktbarometer). Abgerundet wird der Bericht mit einer Auswertung der im Internet bereitgestellten Mietwohnungs- und Immobilienanzeigen, um den Leverkusener Angebotsmarkt transparenter zu machen und Bewegungen am Wohnungsmarkt zu verdeutlichen. Diese einzelnen Bausteine sollen gebündelt zur Markttransparenz beitragen und die Agierenden am Wohnungsmarkt bei ihren Entscheidungen unterstützen. Darüber hinaus erarbeitet die Stadt Leverkusen derzeit mit externer Unterstützung das Wohnungsbauprogramm 2030+ und hat ein Baulandkataster auf den städtischen Internetseiten veröffentlicht, das die vorhandenen Potentialflächen für den Woh- nungsbau darstellt. So sollen potentielle Bauflächen für Bauwillige sichtbar gemacht werden und damit die Bautätigkeit von Wohnungen vorangetrieben werden. An dieser Stelle möchte ich der Wohnungsgesellschaft Leverkusen, dem Gemeinnüt- zigen Bauverein Opladen, der Wilhelm Sander - Stiftung sowie der Baugesellschaft Filser herzlich dafür danken, dass sie es seit vielen Jahren durch ihr Sponsoring der Preisdaten möglich machen, den wichtigen Baustein der Angebotspreise im Wohnungsmarktbericht zu erhalten. Weiterhin bedanke ich mich bei allen, die sich an der Befragung beteiligt haben und auch denjenigen, die für diesen Bericht Informatio- nen und Daten zur Verfügung gestellt haben. Andrea Deppe Beigeordnete für Planen und Bauen Wohnungsmarkt 2016 Stadt Leverkusen
2. Auf einen Blick Wohnungsmarktbeobachtung in Leverkusen – ausgewählte Daten und Trends Indikator Veränderung 2016 2017 zum Vorjahr Bevölkerung 166.081 166.737 Wanderungssaldo +468 +927 Indikatoren mit aktuellstem Datenstand 2016 2015 2016 Durchschnittsalter 43,7 43,8 Haushaltsgröße (Anzahl Personen je Haushalt) 1,99 1,99 Saldo Geburten - Sterbefälle -349 -239 Arbeitslosenquote (Werte vom 30.06.) 8,8 8,7 Bedarfsgemeinschaften (nach SGB II) 8.465 8.762 Wohnungsbestand 82.074 82.400 Wohnungsleerstandsquote 1,0 1,0 Bestand geförderte Wohnungen 5.467 5.278 Baufertigstellungen 153 149 Baugenehmigungen 310 215 Neubau geförderte Mietwohnungen 83 60 Verkaufspreis neue Doppelhaushälften / Rei- henhäuser (Durchschnitt in €, ca. 130 m² 405.000 450.000 Wohnfl.) Durchschnittliche Nettokaltmiete der angebote- 7,14 7,41 nen Wohnungen (€/m²) Typische Baulandpreise baureife Grundstücke (€/m² für freist. Ein- und Zweifamilienhäuser) gute Lage 335 350 mittlere Lage 290 310 einfache Lage 240 250 Veränderung um mehr als -10 % Veränderung um +1,1 % bis +10 % Veränderung um -10 % bis -1,1 % Veränderung um mehr als +10 % Veränderung um -1,1 % bis +1 % Wohnungsmarkt 2016 Stadt Leverkusen
Der Wohnungsmarkt in Leverkusen ist – mit Ausnahme des oberen Mietpreisseg- ments – angespannt bis sehr angespannt. Einwohnerzahl steigt, Einwohner werden älter: Die Einwohnerzahl liegt am 31.12.2017 bei 166.737 und ist seit Dezember 2016 um 656 Personen gestiegen. In 2017 ist der Zuwanderungsüberschuss höher als 2016. Die Leverkusener Be- völkerung wächst, wird aber älter; die einzig deutlich wachsende Altersgruppe ist die der 65-Jährigen und Älteren. Wanderungsplus aus Köln und dem Ausland: Im Jahr 2017 kann Leverkusen erneut einen Wanderungsgewinn für sich verzeichnen mit + 927 Personen. Die positiven Wanderungssalden kommen dabei überwiegend aus Köln und dem Aus- land. An die bergischen, eher ländlich geprägten Nachbarkommunen verliert Le- verkusen hingegen Einwohner. Wohnungsbedarf hält an: Die Haushalte in Leverkusen nehmen zu. Nach der ak- tuellsten IT.NRW-Prognose nehmen nicht nur die Einpersonenhaushalte, sondern auch die Drei- und Vierpersonenhaushalte. Der Bedarf an zusätzlichen Wohnun- gen hält vor dem Hintergrund einer wachsenden Bevölkerung und entsprechend zunehmenden Haushalten an. Arbeitslosenquote sinkt minimal, Bedarfshaushalte steigen: Die Zahl der Ar- beitslosenquote beträgt im Juni 2016 8,7 % und ist gegenüber 2015 leicht gesun- ken. Die Anzahl der Personen, die Hartz IV beziehen, liegt in 2016 bei 18.042 und ist gegenüber dem Vorjahr um rund 680 Personen gestiegen. Ein Drittel hiervon sind Kinder. Bautätigkeit unverändert niedrig, niedrige Leerstandquote: Ende 2016 gibt es in Leverkusen 82.400 Wohnungen, das ist ein Zuwachs von 0,4 %. Die Zahlen der Baugenehmigungen und Baufertigstellungen sind weiter rückläufig. Die Leerstand- quote liegt 2016 mit 1,0 % auf gleichbleibend niedrigem Niveau wie im Vorjahr. Sie liegt weiterhin unterhalb der empfohlenen Fluktuationsreserve von mindestens 2 %. Kauffälle und Umsatzvolumen gestiegen: 2016 sind sowohl die Kauffälle mit 1.328 als auch der Geldumsatz deutlich gestiegen. Am häufigsten wurden Eigen- tumswohnungen gekauft (54 %), gefolgt von bebauten Grundstücken (37 %). Bauland und Immobilien deutlich teurer: Die Baulandpreise für Ein- und Zwei- familienhäuser stiegen in 2016 um rund 4 %. Neue Einfamilienhäuser wurden um rund 9 % teurer verkauft. Neue Eigentumswohnungen sind im Verkaufspreis um 11 % gestiegen. Immobilien- und Mietangebote ebenfalls teurer: Das Volumen an Immobilien- und Mietanzeigen ist seit 2010 tendenziell rückläufig, so auch in 2016. Die Eigen- heime sind im Neubau zum Teil deutlich teurer angeboten worden (bis + 18 %), die Mietwohnungsangebote sind im Schnitt 4 % teurer gegenüber dem Vorjahr ange- boten worden. Angespannter bis sehr angespannter Wohnungsmarkt laut Experten: Nach Einschätzung der Experten ist derzeit nur noch der Teilmarkt des oberen Miet- preissegments ausgewogen. Kaufimmobilien sowie mittleres, preisgünstiges und gebundenes Mietsegment sind angespannt bis sehr angespannt. Das untere und gebundene Mietpreissegement sollen auch in den nächsten drei bis fünf Jahren angespannt bleiben bzw. sehr angespannt werden. Wohnungsmarkt 2016 Stadt Leverkusen
3. Wohnungsnachfrage Maßgeblich für den Bedarf an Wohnungen ist die Entwicklung der Zahl der Haus- halte, denn ein Haushalt entspricht im Regelfall1 einer Wohnung. Verschiedene Faktoren, wie z. B. Einwohnerzuwachs, Altersstruktur, Familienbildungsverhalten und die allgemeine Wirtschaftsentwicklung, nehmen auf die Haushaltsentwicklung Einfluss. Eine weitere wesentliche Einflussgröße auf die Wohnungsnachfrage sind Wanderungen von und nach Leverkusen. Ein Umzug oder die Entscheidung für eine Familiengründung werden von sozioökonomischen Faktoren, wie der Ent- wicklung von Einkommen, Berufssituation bzw. Arbeitslosigkeit beeinflusst. Die Entwicklung all dieser Faktoren in Leverkusen wird im Folgenden dargestellt. 3.1 Bevölkerung Die Einwohnerzahl liegt am 31.12.2017 bei 166.737 und ist gegenüber dem Vor- jahr um 656 Einwohner gestiegen. Der Einwohnerzuwachs ist damit in 2017 höher als in 2016. Er liegt aber hinter den hohen Zuwachsraten der Jahre 2013 – 2015, die auf die hohe Flüchtlingszuwanderung in diesen Jahren, vor allem in 2015, zu- rückzuführen sind. Leverkusen kann seit Jahren durch hohe Zuwanderungen eine stabile bis leicht zunehmende Einwohnerzahl für sich verbuchen. Seit 2010 ist ein deutlicher Zu- wachstrend erkennbar, Tendenz weiterhin steigend. Abbildung 1: Bevölkerungs- und Beschäftigtenentwicklung 1975 bis 2017 175.000 78.000 Einwohner 170.000 SVP- Beschäftigte 75.000 Einwohner 72.000 165.000 69.000 160.000 66.000 155.000 63.000 150.000 60.000 SVP-Beschäftigte 57.000 145.000 Quelle: Eigene Darstellung nach Daten der Stadt Leverkusen, Statistikstelle Lange war bei stabiler Bevölkerungszahl die Entwicklung der sozialversicherungs- pflichtig (kurz = SVP) Beschäftigten rückläufig. Seit 2007 ist jedoch ein Ende des Rückgangs erkennbar und seither wächst die Zahl der SVP-Beschäftigten. Laut aktueller Bevölkerungsprognose des Landesstatistikamtes Information und Technik Nordrhein-Westfalen (kurz IT.NRW) von 2015 wächst die Bevölkerung in Leverkusen bis 2030 auf rund 170.500 Einwohner. Das ist ein Zuwachs von rund 4.700 Einwohnern gegenüber 2015. In der Prognose wird eine höhere Zuwande- rung angenommen als in früheren Prognosen. Diese höhere Zuwanderung wird, da hauptsächlich junge Menschen zuwandern, den jüngeren Alterskohorten in Le- verkusen einen zahlenmäßigen leichten Zuwachs bescheren. Der Prozess der Al- terung der Bevölkerung wird dadurch leicht verlangsamt, aber nicht aufzuhalten sein. Laut o. g. Bevölkerungsprognose wird vor allem die Zahl der Einwohner ab 65 Jahren deutlich steigen. 1 Ausnahmen bilden die Wohnformen Wohnheime und Wohngemeinschaften (z. B. Pflegewohnheim, oder Studen- tenwohnung, in der sich z. B. fünf Singles eine Wohnung teilen. Wohnungsmarkt 2016 Stadt Leverkusen
Abbildung 2: Prognose der einzelnen Altersgruppen bis 2040 80 und mehr + 5.100 65 bis 80 + 6.800 - 1.600 40 bis 65 Übergang der geburtenstarken Jahrgänge 25 bis 40 + 900 ins Rentenalter 19 bis 25 + 100 16 bis 19 + 400 10 bis 16 + 900 6 bis 10 + 400 0 bis 6 + 100 -4000 -2000 0 2000 4000 6000 8000 Zu- bzw. Abnahme Bevölkerung Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des IT NRW, Bevölkerungsvorausberechnung 2014/2040 Das anhaltende Wachstum der Wohnbevölkerung führt zu einem zusätzlichen Be- darf an Wohnraum. Die Flüchtlingszuwanderungen verstärken diesen Bedarf. Vor allem ist diese Zielgruppe, hierunter sind sehr viele Familien, auf großen und be- zahlbaren Wohnraum angewiesen. 3.2 Zu- und Fortzüge Die positiven Wanderungssalden (mehr Zuwanderungen als Abwanderungen) der letzten Jahre tragen wesentlich zur wachsenden Einwohnerzahl in Leverkusen bei. Auch in 2017 weist die Wanderungsstatistik für Leverkusen wieder ein positives Wanderungssaldo auf. Ein Plus ist dabei sowohl bei den Nah- als auch bei den Fernwanderungen zu verzeichnen. Bei Betrachtung der Zu- und Fortzugszahlen sowie des Saldos der letzten rund zehn Jahre wird deutlich, dass die Zahl der Zuzüge seit 2011 deutlich ansteigt, während die Zahl der Fortzüge ab 2010 mit leichten jährlichen Schwankungen bis 2015 tendenziell auf gleichbleibendem Niveau verbleibt. In 2016 und 2017 fielen die Fortzugszahlen allerdings wieder höher aus. Abbildung 3: Zu-, Fortzüge und Saldo gesamt 2005 - 2017 10000 Vor allem hohe Zuzüge Zuzüge Fortzüge aus dem Ausland 8000 (+ 2.619) und aus Köln 6000 (+ 1.494) führen 2017 zu einem Wanderungs- 4000 überschuss mit einem positiven Saldo von 2000 + 927 Personen. Das 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 Wanderungssaldo fällt 3000 aber deutlich geringer Wanderungssaldo aus als im Rekordjahr 2000 2015, als die hohe Flüchltingszuwande- 1000 rung ein Saldo von fast 0 2.500 Personen in Le- verkusen erreichte. -1000 Quelle: Eigene Darstellung nach Daten der Stadt Leverkusen, Statistikstelle Wohnungsmarkt 2016 Stadt Leverkusen
Betrachtet man ausschließlich die Nahwanderungen (unmittelbar angrenzende Nachbargemeinden), ist die Bilanz in 2017 mit + 382 Personen zwar positiv. Wie Abbildung 4 aber zeigt, gibt es unterschiedliche Wanderungsströme zur großen Nachbarstadt Köln und zu den restlichen, kleinen und zum Teil eher ländlich ge- prägten Kommunen. Abbildung 4: Wanderungsüberschusse bzw. -verluste mit den Nachbargemeinden 1990 bis 2017 800 + 600 400 Köln 200 0 1995 2014 1990 1991 1992 1993 1994 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2015 2016 2017 -200 - -400 Benachbarte Kommunen, kleinstädtisch bis ländlich -600 geprägt* Quelle: Eigene Darstellung nach Daten der Stadt Leverkusen, Statistikstelle (*Monheim, Langenfeld, Leichlingen, Burscheid, Odenthal, Bergisch Gladbach) Aus Köln bezieht Leverkusen stets einen Wanderungsplus, da mehr Personen zu- als fortziehen. An die benachbarten, kleinstädtischen und eher ländlich ge- prägten Kommunen verliert Leverkusen über die Jahre jedoch an Bevölkerung. Der positive Saldo der Nahwanderungen, also aller angrenzenden Kommunen, resultiert - abgesehen von wenigen Jahren - ausschließlich aus dem hohen Plus aus Köln. An die bergischen Nachbarn verliert Leverkusen Einwohner. Seit 1974 sind in Leverkusen die Sterbezahlen höher als die Geburtenzahlen (= Sterbeüberschuss). An diesem Trend hat sich seither kaum etwas geändert, auch wenn in 2015 ein Rekordwert der Zahl der Geburten erreicht wurde. In 2016 sind die Geburtenzahlen mit 1.523 Geburten zwar wieder leicht zurückgegangen, aber immer noch auf deutlich höherem Niveau als die Jahre zuvor. Die hohen Sterberaten können damit jedoch nicht kompensiert werden. Der Sterbeüber- schuss beträgt 2016 239 Personen und ist etwas geringer als im Vorjahr. Abbildung 5: Geburten und Sterbefälle in Leverkusen 2000 bis 2016 Zahl der Geburten- bzw. 2000 1800 Sterbefälle 1600 1400 1200 1000 Geburten Sterbefälle Quelle: Eigene Darstellung nach Daten der Stadt Leverkusen, Statistikstelle Wohnungsmarkt 2016 Stadt Leverkusen
Leverkusen ist trotz Sterbeüberschuss aufgrund eines seit Jahren anhaltenden, positiven Wanderungssaldos in der Lage, seine Bevölkerungszahl konstant zu halten bzw. sogar Zuwächse zu erreichen. Für die zunehmende Zahl an Haushal- ten müssen jedoch ausreichende und zielgruppenorintierte Wohnangebote ge- schaffen werden. 3.3 Innerstädtische Umzüge Die Umzugstätigkeit ist in 2016 minimal zurückgegangen, auf 64 Umzüge je 1.000 Einwohner (Vorjahr 65). Bei gleichzeitig steigender Einwohnerzahl ist die Zahl der stadtweiten Umzüge tendenziell rückläufig. Sinkende Umzugszahlen am Wohnungsmarkt bei gleichzeitig niedrigen Fertigstellungszahlen und steigenden Miet- und Immobilienpreisen deuten auf eine angespannte Situation am Wohnungsmarkt hin: Wo zu wenig Angebote vorhanden sind, kann nur wenig umgezogen werden. Die 2016 wieder leicht rückläufige Zahl der Umzüge in Verbindung mit den geringen Fertigstellungszahlen und dem anhaltend niedrigem Wohnungsleerstand (siehe Punkt 4.3) deuten auf eine weiterhin hohe Auslastung des Wohnungsbestandes hin. Abbildung 6: Innerstädtische Umzüge je 1.000 Einwohner in Leverkusen 76 74 73 72 71 je 1.000 Einwohner 71 69 70 69 68 67 67 65 66 65 64 66 64 64 61 60 56 Quelle: Eigene Darstellung nach Daten der Stadt Leverkusen, Statistikstelle 3.4 Haushaltsentwicklung und Wohnungsbedarf Die Zahl der Haushalte nimmt in Leverkusen derzeit und auch in Zukunft zu. Nach einer aktuellen Haushaltsprognose des IT.NRW bis zum Jahr 2040 nehmen die Haushalte insgesamt um fast 7 % zu2. Dabei wachsen die Einpersonenhaushalte absolut am deutlichsten, während die Zweipersonenhaushalte sogar leicht rückläu- fig sind. Die Drei- und Vierpersonenhaushalte nehmen, wenn auch weniger stark als die Einpersonenhaushalte, entgegen früherer Prognosen ebenfalls zu. Die durchschnittliche Haushaltsgröße – die Anzahl an Personen je Wohnung – war in den letzten zehn Jahren tendenziell rückläufig. Dieser Trend ist seit 2014 ge- stoppt. Der Prozess kleiner werdender Haushalte hatte sich bereits seit 2010 deutlich verlangsamt. In 2016 ist die Zahl der Personen pro Wohnung auf gleich- bleibendem Niveau wie im Vorjahr mit durchschnittlich 1,99 Personen pro Woh- nung verblieben. 2 Modellrechnungen zur Entwicklung der Privathaushalte in Nordrhein-Westfalen, IT.NRW, 2015 Wohnungsmarkt 2016 Stadt Leverkusen
Grundsätzlich gibt es für kleiner werdende Haushalte demografische (Remanenzeffekt3) und wohlstandsbedingte Gründe, die beide zur Zunahme von Single- und Zweipersonen-haushalten führen. In der Summe führt dies zu einem ansteigenden Wohnflächenverbrauch und zu einem anhaltenden Wohnungsbe- darf. Dieser nun gestoppte langjährige Trend ist zu erklären mit dem rasanten jüngs- ten Bevölkerungswachstum auf der einen Seite und einer gleichbleibend eher moderaten Wohnungsneubautätigkeit, die zu Engpässen am Wohnungsmarkt führen. Der Bedarf an zusätzlichem Wohnraum in Leverkusen hält vor dem Hin- tergrund einer wachsenden Bevölkerung und entsprechend zunehmenden, auch größeren, Haushalten weiter an. Abbildung 7: Entwicklung der Haushaltsgröße 2000 bis 2016 2,06 2,04 2,02 2,00 1,98 1,96 1,94 1,92 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Anzahl Personen je Wohnung Quelle: Eigene Darstellung nach Daten der Stadt Leverkusen, Statistikstelle 3.5 Verfügbare Einkommen der privaten Haushalte Nach Angaben des IT.NRW verfügt jeder Leverkusener im Jahr 2015 (aktuellste Daten zum Redaktionsschluss) durchschnittlich über ein verfügbares Jahresein- kommen4 von 20.682 €. Das sind 561 € mehr als 2014. Trotzdem liegt Lever- kusen nach wie vor hinter dem Landesdurchschnitt von 21.336 € und hinter dem durchschnittlichen Einkommen im Regierungsbezirk Köln (RBK) mit 21.461 €. Auch in Köln, Solingen, Langenfeld oder Bergisch Gladbach haben die Einwoh- ner mehr Geld zur Verfügung als in Leverkusen. Abbildung 8: Einkommen der privaten Haushalte im Jahr 2015 in der Region 30.000,00 25.468 € 24.528 € 25.000,00 23.148 € 21.461 € 21.514 € 20.682 € 21.336 € 20.000,00 15.000,00 Leverkusen NRW Köln RBK Solingen Langenfeld Bergisch Gladbach Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des IT.NRW 3 Remanenzeffekt: Begriff für ein städtebauliches Phänomen der Pro-Kopf-Zunahme der Wohnfläche. Dieses resultiert daraus, dass die (Rest-)Familien in einmal bezogenen Woh- nungen verbleiben, obwohl sich durch familiäre Veränderungen, wie Auszug der Kinder und/oder Tod eines Partners, der Bedarf an Wohnfläche eigentlich vermindert hat. 4 Das verfügbare Einkommen ist das Einkommen, das den privaten Haushalten für Konsum- und Sparzwecke zur Verfügung steht. Wohnungsmarkt 2016 Stadt Leverkusen
3.6 Entwicklung der Arbeitslosen- und Hartz IV-Haushalte Die Zahl der Arbeitslosen beträgt im Juni 2016 7.428 Personen. Das entspricht einer Arbeitslosenquote5 von 8,7 %. Sie ist gegenüber dem Vorjahr minimal um 0,1 Prozentpunkte gesunken. Leverkusen liegt über dem Landesdurchschnitt von 7,6 % (Wert vom 30.06.2016). Abbildung 9: Entwicklung der Arbeitslosenzahlen in Leverkusen 15 12.000 13,9 15 10,9 12,3 13 10.000 10,610,6 10,5 9,5 9,9 11 8.000 8,3 8,4 8,8 8,7 8,1 7,4 7,9 9 7,3 6.000 7 4.000 5 3 2.000 1 0 -1 Arbeitslose (nach SGB II und SGB III) Arbeitslosenquote (SGB II und SGB III) Quelle: Eigene Darstellung nach Daten der Stadt Leverkusen, Statistikstelle (Werte jeweils vom 30. Juni des Jahres) Ende 2016 gibt es 8.762 (Vorjahr: 8.465) Bedarfsgemeinschaften in Leverkusen. Darin leben 18.042 (Vorjahr: 17.364) Personen - ein Drittel hiervon sind Kinder - und beziehen Arbeitslosengeld II, besser bekannt als Hartz IV. Das sind rund 680 Personen mehr als im Vorjahr und rund 11 % der Bevölkerung. Sowohl die Zahl der Personen im Hartz IV-Bezug als auch generell die Zahl aller Personen, die Transferleistungen beziehen, z. B. Hilfe zum Lebensunterhalt (SGB XII) oder Asylleistungen, steigen an. Abbildung 10: Personen in Bedarfsgemeinschaften nach SGB II (Hartz IV) 30.000 24.780 25.552 25.000 23.053 20.812 21.379 21.883 20.303 20.000 17.364 18.042 15.794 16.363 15.000 14.408 14.719 15.034 10.000 5.000 0 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 darunter Personen in Bedarfsgemeinschaften (Hartz IV-Bezug) Alle Personen mit Bezug von Transferleistungen Quelle: Eigene Darstellung nach Daten der Stadt Leverkusen, Statistikstelle Einkommensersatzleistungen für Personen ohne Erwerbseinkommen sind ein wesentlicher Ausgabenbereich der Stadt Leverkusen. Die Übernahme der Unter- kunftskosten für Arbeitslose und Sozialhilfeempfänger machen einen großen Teil des kommunalen Sozialetats aus. 5 Arbeitslosenquote gemessen an allen zivilen Erwerbspersonen Wohnungsmarkt 2016 Stadt Leverkusen
Die Leistungsempfänger verteilen sich dabei sehr unterschiedlich über das Stadtgebiet (vgl. Abbildung 11). Während in Hitdorf und der Waldsiedlung nur 2 % der Bevölkerung Hartz IV bezieht, sind es in Alkenrath 21 %. Die Stadtteile Wiesdorf (Ost + West), Rheindorf, Manfort und Alkenrath liegen deutlich über dem städtischen Durchschnitt. Abbildung 11: Anteil Personen in Bedarfsgemeinschaften 2016 in den Stadtteilen 25 Bedarfsgemeinschaften in Prozent 20%21% 20 18% 16% Anteil der Personen in 15 13%13% 9% 10%11%11%11% 10 7% 8% 4% 4% 5 2% 2% 0 Quelle: Eigene Darstellung nach Daten der Stadt Leverkusen, Statistikstelle Die Ausgaben für Sozialhilfe steigen jedes Jahr an. Laut Sozialbericht Lever- kusen von 2012 wird dies auch in Zukunft so bleiben. Der Anteil der Empfänger von Einkommensersatzleistungen variiert danach zwischen den einzelnen Gene- rationen deutlich. Das hohe Rentenniveau und eine starke Kaufkraft der älteren Bevölkerung sind die Hauptgründe dafür, dass derzeit verhältnismäßig wenig äl- tere Menschen auf Sozialleistungen angewiesen sind. Anders sieht dies bei den jüngeren Altersgruppen aus. Im Sozialbericht Leverkusen stehen daher Kinder, Jugendliche und Familien6 im Mittelpunkt. Da die Zahl der Rentner demogra- fiebedingt in den nächsten Jahren weiter ansteigen wird und die Renten tenden- ziell immer geringer ausfallen, ist davon auszugehen, dass in Zukunft mehr ältere Menschen Sozialleistungen in Anspruch nehmen werden als heute und auf preiswerte Wohnungen angewiesen sein werden. 4. Wohnungsangebot 4.1 Wohnungsbestand, -struktur und Bauintensität Im Jahr 2016 gibt es in Leverkusen 82.400 Wohnungen, davon sind 55.952 bzw. 68 % Geschosswohnungen. Der Wohnungszuwachs entspricht + 0,4 % gegenüber dem Vorjahr. Das Gebäudeverhältnis Eigenheime zu Geschosswohnhäusern liegt derzeit bei 72 : 28. Die Bautätigkeit, gemessen an der Bauintensität7, beträgt 2016 1,8 und ist gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen. Es ist der niedrigste Wert seit 15 Jahren. 6 Vgl. Gerechte Teilhabe in Leverkusen; Sozialbericht 2010 und 2012 der Stadt Leverkusen 7 Die Bauintensität ist die Zahl der fertig gestellten Wohnungen je 1.000 Bestandswohnungen am 31.12. des Vor- jahres. Wohnungsmarkt 2016 Stadt Leverkusen
Zuletzt wurde im Jahr 2001 eine ähnlich niedrige Bauintensität von nur 1,75 er- rechnet. Die derzeitige Bauintensität liegt deutlich unter dem landesweiten Wert für 2016 von 5,2 und bewegt sich seit Jahren auf niedrigem Niveau. In den 90er Jahren, einer Zeit mit hoher Nachfrage nach Wohnungen, lag die Bauintensität mit jährlichen Durchschnittswerten von 8,8 auf hohem Niveau - vor allem in der ersten Hälfte des Jahrzehnts. So wurden etwa 1993 bis 1998 jährlich durchschnittlich rund 570 Wohnungen gebaut. Seit 1999 bewegt sich diese Bau- kennziffer auf niedrigerem, seit 2012 auf sehr niedrigem Nievau unter 2. Abbildung 12: Bauintensität und Zuwachs an Wohnungen 1990 bis 2016 2.000 16 Zuwachs Wohnungen 14 Bauintensität 1.500 12 10 1.000 8 6 500 4 2 0 0 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Wohnungszuwachs in Mehrfamilienhäusern Wohnungszuwachs in Ein-/Zweifamilienhäusern Bauintensität* Quelle: Eigene Darstellung nach Daten der Stadt Leverkusen, Statistikstelle Fast die Hälfte aller Gebäude, nämlich 46 %, sind Bauten der 50er bis 70er Jahre. Altbauten vor 1949 nehmen einen Anteil von 25 % an allen Gebäuden ein. 9 % aller Gebäude sind nach 2000 gebaut worden8. 40 % aller Wohnungen in Lever- kusen sind Zwei- oder Dreizimmerwohnungen. Mit nur 3 % ist der Anteil an Ein- zimmerwohnungen sehr klein. Im Unterschied zu Land und Bund gibt es in Lever- kusen mit 15 % deutlich weniger größere Wohnungen ab 5 Zimmern (20 % landes- und bundesweit)9. Knapp ein Drittel aller Wohnungen sind zwischen 60 bis 79 m² groß. Die durchschnittliche Wohnungsgröße in Leverkusen liegt bei 83,3 m² (Wert Regierungsbezirk Köln 90,7 m²). In Leverkusen werden 34 % der Wohnungen von den Eigentümern selbst genutzt und 63 % vermietet10. 4.2. Baugenehmigungen und Baufertigstellungen In 2016 ist die Zahl der Baugenehmigungen für Neubauvorhaben weiterhin niedrig mit 215 (Vorjahr: 310). Auch die Fertigstellungszahlen sind 2016 leicht gesunken, auf 149 fertig gestellte Wohnungen (Vorjahr: 153). Insgesamt wurden in den letz- ten zehn Jahren (2006 bis 2016) 2.946 Wohnungen genehmigt und 2.575 Woh- nungen tatsächlich gebaut. Das sind jährlich durchschnittlich 234 fertig gestellte und 268 genehmigte Wohnungen. Der Bauüberhang liegt derzeit bei 343 geneh- migten, aber noch nicht fertig gestellten Wohnungen. 8 Vgl. Zensus 2011 9 Vgl. Zensus 2011 10 Vgl. IT.NRW 2013 und Zensus 2011, die restlichen 3 % der Wohnungen sind Ferien- oder Freizeitwohnungen oder stehen leer. Wohnungsmarkt 2016 Stadt Leverkusen
Laut dem Leverkusener Handlungsprogramm Wohnen müssen bis 2020 440 Wohnungen jährlich neu gebaut werden, um den Bedarf decken zu können11. Die tatsächliche Neubaurate liegt unter dem errechneten Bedarf und führt, wie anhand einiger Indikatoren bereits deutlich geworden ist, zu Engpässen am Wohnungsmarkt. Nach ersten Datenauswertungen des IT.NRW für 2017, die zum Redaktionsschluss noch nicht auf kommunaler Ebene vorliegen, ist dies keine Leverkusener Besonderheit: die Bautätigkeit in 2017 ist landesweit, auch in den größeren Städten, rückläufig12. Abbildung 13: Baugenehmigungen und Baufertigstellungen 2006 bis 2016 600 495 500 412 428 Baugenehmigungen 400 310 282 282 293 291 300 238 232 215 234 177 166 158 200 270 153 149 257 183 168 100 128 Baufertigstellungen 0 Quelle: Eigene Darstellung nach Daten der Stadt Leverkusen, Statistikstelle 4.3 Wohnungsleerstände Als Definition für den Leerstand wurde eine Mindestfrist von 90 Tagen festgelegt. Das bedeutet, dass eine Wohnung als leer stehend gilt, wenn sie seit mindestens 90 Tagen nicht mehr bewohnt ist. Nach den aktuellen Stromzählerauswertun- gen13 stehen am 31.12.2016 838 Wohnungen leer, das sind 7 mehr als im Vor- jahr. Das entspricht einer Leerstandsquote von 1 % wie im Vorjahr. Damit bleibt die Leerstandsquote auf niedrigem Niveau und liegt unterhalb der empfohlenen Fluktuationsreserve, die mindestens bei 2 % liegen sollte. Dies deutet auf einen hohen Nachfragedruck am Wohnungsmarkt und eine hohe Auslastung des Woh- nungsbestandes hin. Die Leerstände verteilen sich stadtweit sehr unterschiedlich (vgl. Abbildung 14). Die Spanne reicht von 1,7 % in Küppersteg bis 0,5 % in der Waldsiedlung. Die Leerstände befinden sich in nahezu allen Stadtteilen auf Vorjahresniveau. Die unterschiedlichen Leerstandsquoten in den Stadtteilen lassen sich in der Regel mit dem Alter, dem Gebäudetyp, der Qualität, dem Wohnumfeld und damit ein- hergehenden Attraktivitätssteigerungen bzw.-verlusten des Wohnungsangebotes erklären. 11 Vgl. Zukunft Wohnen in Leverkusen, 7. Auflage 2015, Kapitel II – Wohnungsneubau, S. 16 12 Vgl. Kölner Stadtanzeiger, Ausgabe vom 12.03.2018 13 Seit Anfang des Jahres 2004 wird im Auftrag der Stadtentwicklungsplanung die Leerstandsquote für Wohn- gebäude ermittelt. Die Energieversorgung Leverkusen (EVL) erstellte ein Programm, das anhand der abgemel- deten Stromzähler die Leerstände in den privaten Wohnungen ermitteln kann. Wohnungsmarkt 2016 Stadt Leverkusen
Abbildung 14: Leerstandsquote* in den statistischen Bezirken am 31.12.2016 1,8 1,7% 1,6 1,4 1,3% 1,3% 1,3% 1,2% 1,2 1,1% 1,1% 1,0% 1,0% 1 0,9% 0,8% 0,8% 0,8% 0,8 0,7% 0,7% 0,6% 0,6 0,5% 0,4 0,2 0 Quelle: Eigene Darstellung nach Daten der Stadt Leverkusen, Statistikstelle; *Anteil der leer stehenden Wohnungen an allen Wohnungen in statistischen Bezirken Generell stellen leer stehende Wohnungen bis zu einem Jahr den notwendigen Renovierungs- und Fluktuationsleerstand dar. Bei Leerständen, die ein Jahr und länger andauern, bestehen hingegen oftmals strukturelle Probleme, z. B. eine nicht mehr marktgängige Wohnung, Renovierungsstau oder ungünstige Wohnlage. In 2016 stehen durch Umzüge oder Renovierungen insgesamt nur 387 Wohnun- gen bis zu einem Jahr leer (Vorjahr 347). Rund 451 Wohnungen stehen ein Jahr und länger leer (Vorjahr 484). Hierunter befindet sich zum Teil struktureller Leer- stand. Die Zahl der strukturellen Leerstände ist zurückgegangen: Ein Zeichen des hohen Nachfragedrucks auf den Wohnungsbestand. 4.4. Soziale Wohnraumförderung Der Bestand an geförderten Wohnungen beträgt am 31.12.2016 5.278 Wohnun- gen (Miete und Eigentum) und hat gegenüber 2015 um 189 Wohneinheiten abge- nommen. Aktuell sind 5,8 % des Wohnungsbestandes öffentlich geförderte Miet- wohnungen. Leverkusen liegt damit über dem Landesdurchschnitt von 5,2 % (NRW.BANK 2016). Nach aktuellsten Fortschreibungsdaten der NRW.BANK von 2016 reduziert sich der preisgebundene Mietwohnungsbestand in NRW um ein knappes Drittel bis 2030. Dies liegt zum einen an auslaufenden Mietpreisbindungen im Bestand und nicht ausreichend kompensierender Neubauaktivität. Folglich, so die NRW.BANK, reicht die Bautätigkeit in den meisten Regionen nicht aus, um die wachsende Nachfrage zu decken und den Preisdruck von den Beständen zu nehmen. Dies gilt insbesondere für Großstädte und Ballungsräume, darunter sehr ange- spannte Märkte, wie etwa Düsseldorf oder Köln. Auch in Leverkusen soll der preisgebundene Bestand bis 2030 um rund ein Drittel zurückgehen. Leverkusen soll dann nur noch rund 3.400 gebundene Mietwohnungen aufweisen. Seit 2011 hat sich der Rückgang der gebundenen Mietwohnungen jedoch etwas verlang- samt. Wohnungsmarkt 2016 Stadt Leverkusen
Abbildung 15: Entwicklung der geförderten Wohnungen in Leverkusen Anzahl Wohnungen 12.000 Fortschreibung NRW.Bank 8.000 4.000 0 Mietwohnungen Eigentumswohnungen/Eigenheime Quelle: Eigene Darstellung nach Daten der Stadt Leverkusen, Statistikstelle, NRW.BANK 2016 In 2016 wurden 3 Eigentumsmaßnahmen und 60 Mietwohnungen gefördert. Das sind zwar weniger geförderte Mietwohnungen als in 2015 aber immer noch deut- lich mehr als in den acht Jahren zuvor. Seit 2006 wurden insgesamt rund 530 Wohnungen gefördert, darunter waren gut die Hälfte, nämlich 263, geförderte Mietwohnungen. Abbildung 16: Geförderte Neubaumaßnahmen 2006 bis 2016 100 Anzahl Wohnungen 50 0 2006 2008 2010 2012 2014 2016 Eigentumswohnungen / Eigenheime Mietwohnungen Quelle: Eigene Darstellung nach Daten der Stadt Leverkusen, Statistikstelle Aufgrund des rückläufigen Sozialwohnungsbestandes hat der Rat der Stadt Le- verkusen am 15.07.2013 beschlossen, den Neubau geförderter Mietwohnungen voranzutreiben sowie preiswerten Wohnraum im Bestand zu sichern. Eine der beschlossenen Zielsetzungen ist deshalb, bis 2030 zusätzlich 1.000 neue Miet- wohnungen mit Förderung zu errichten. Hierfür muss das jährliche Förderkontin- gent des Landes NRW für Mietwohnungen von rund 50 Wohneinheiten restlos ausgeschöpft werden. Um dies zu erreichen, sollen Wohnbauflächen mit vorge- sehener Geschosswohnungsbebauung gesichert bzw. künftig dem Wohnungs- bau zufallende Flächen mit vorrangiger Festsetzung Geschosswohnungsbau ge- prüft werden. Bei Eignung dieser Flächen für den sozialen Wohnungsbau sollen darauf – so- weit die Stadt Eigentümerin ist – bis zu 25 % der entstehenden Wohnungen mit Förderung realisiert werden. Auf Privatflächen wird die bauliche Umsetzung mit den Investoren verhandelt. Wohnungsmarkt 2016 Stadt Leverkusen
Da stadtweit nicht ausreichende Flächen für den Geschosswohnungsbau vorhan- den sind, wird derzeit im Rahmen der Erstellung des Wohnungsbauprogramms 2030+ geprüft, inwieweit zusätzliche Potentialflächen für den Wohnungsbau identi- fiziert werden können. 5 Grundstücksmarkt 5.1 Kauffälle Im Jahr 2016 sind laut Grundstücksmarktbericht 2017 des Gutachterausschusses für Grundstückswerte in der Stadt Leverkusen sowohl die Kauffälle mit 1.328 (2015: 1.246) als auch der Geldumsatz 636 Mio. Euro (2015: 303 Mio.) deutlich gestiegen. Der hohe Geldumsatz ist auf den starken Anstieg von neu errichteten Eigentumswohnungen sowie auf den Verkauf einiger weniger hochpreisiger Objek- te zurückzuführen. In 710 Fällen wurden Eigentumswohnungen gekauft (54 %). 490 Kauffälle (37 %) waren für bebaute Grundstücke getätigt worden, das sind hauptsächlich Ein- und Zweifamilienhäuser. 114 Verkaufsfälle (9 %) fielen auf unbebaute Grundstücke, hauptsächlich Bauflächen für Ein- und Zweifamilienhäu- ser. Der höchste Geldumsatz wurde 2016 wiederum bei den bebauten Grundstü- cken (76 %) überwiegend aus dem Verkauf von Ein- bis Zweifamilienhäusern erzielt. Mit einigem Abstand folgen Eigentumswohnungen (21 %) und unbebaute Grundstücke (3 %). Der überwiegende Anteil der Objekte, nämlich 67 %, wurde von Käufern erworben, die bereits vorher in Leverkusen ansässig waren. 21 % der Käufer kamen aus den Nachbargemeinden und die restlichen 12 % wurden von weiter entfernt wohnen- den Käufern erworben. 5.2 Baulandpreise für Ein- und Zweifamilienhäuser Die Baulandpreise für Ein- und Zweifamilienhäuser sind laut Grundstücksmarktbe- richt 2017 des Gutachterausschusses für Grundstückswerte in der Stadt Lever- kusen in 2016 um rund 4 % gestiegen. Ein Grundstück zum Bau eines freistehen- den Einfamilienhauses in guter Lage kostet durchschnittlich 350 € pro Quadratme- ter. Der Baulandpreis für Geschosswohnungsbau ist ebenfalls gestiegen, auf 360 € pro Quadratmeter. Tabelle 1: Typische Baulandpreise für baureife Grundstücke in 2016 Baulandpreise in €/m² Lage Art der baulichen Nutzung gut mittel einfach Freist. Ein- und Zweifamilien- häuser (Grundstücksfläche: 350 310 250 350 m² - 800 m²) Reihenmittelhäuser (150 m² - 370 330 290 300 m²) Geschosswohnungsbau (GFZ ca. 1,2; Geschosse III-V) 360 290 245 Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des Gutachterausschusses für Grundstückswerte in der Stadt Leverkusen, Grundstücks- marktbericht 2017 Die Bodenpreise der Bauflächen für Ein- und Zweifamilienhäuser steigen seit Ende der 80er Jahre stetig an. So kostete ein Quadratmeter Bauland für Ein- und Zwei- familienhäuser in mittlerer Lage im Jahr 1990 160 €/m², in 2016 bereits 310 €/m² und ist damit um über 90 % gestiegen. Wohnungsmarkt 2016 Stadt Leverkusen
5.3 Bodenpreise im regionalen Vergleich Hinsichtlich der Baulandpreise ist Leverkusen innerhalb der hochpreisigen Region Rheinland mit 310 €/m² mittlerer Lage günstiger als die direkten Nachbarstädte Köln, Monheim, und Langenfeld aber auch Bergisch Gladbach. Köln, Langenfeld und Bergisch Gladbach bilden 2016 mit jeweils über 390 €/m² die Preisgipfel in der Region. Köln als Oberzentrum ist mit 500 €/m² mit Abstand am teuersten. Abbildung 17: Bodenpreisgebirge in der Region 450 2016 350 € / qm 250 2010 150 50 Kilometer-Entfernung (Luftlinie) von Leverkusen Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des Gutachterausschusses für Grundstückswerte in der Stadt Leverkusen, Grundstücks- marktberichte 2011 und 2017 sowie Daten des oberen Gutachterausschusses für Grundstückswerte im Land Nordrhein- Westfalen, Grundstücksmarktberichte 2011 und 2017, unbebaute Grundstücke, mittlere Lage Der Vergleich mit den Bodenpreisen im Jahr 2010 macht deutlich, dass die Prei- se ausschließlich in den Städten, angrenzend an die Rheinmetropolen Köln und Düsseldorf, gestiegen sind. Die Preise sind hier sowohl in Köln als auch in den Städten im Umkreis, wie Leverkusen, Langenfeld und Bergisch Gladbach, ge- genüber dem Vorjahr weiter angestiegen. Ein Zeichen dafür, dass der gesamte städtische Raum innerhalb der Region nachgefragt ist und sich deshalb verteu- ert. Ein deutlicher Abfall der Bodenpreise ist im ländlichen Raum ab Kürten zu erkennen. Diese Gemeinden bilden den „zweiten suburbanen Zuwanderungsring“ in der Region mit niedrigeren Bodenpreisen, in denen in den letzten fünf Jahren keine Preisbewegungen stattgefunden haben. Ein Zeichen dafür, dass die Nach- frage im ländlichen Raum mit schlechter ÖV-Anbindung deutlich geringer ist. 5.4 Wohnbauflächenbereitstellung Aus dem derzeit gültigen Flächennutzungsplan von 2006 sind aktuell circa 85 Hektar Reserveflächen für Leverkusen dargestellt. Für diese Reserveflächen be- stehen Steckbriefe mit allen planungsrechtlichen und umweltrelevanten Aspek- ten. Durch diese Dokumentation und Fortschreibung wird es möglich, das vor- handene Wohnbauflächenangebot zukünftig besser steuern zu können. Darüber hinaus wurde am 21.02.2018 das Baulandkataster online gestellt. Er- fasst werden alle innerörtlichen unbebauten Baugrundstücke, die kurzfristig be- baubar sind, weil sie im Geltungsbereich eines Bebauungsplanes oder im Zu- sammenhang bebauter Ortsteile liegen. Dieses Kataster soll die Transparenz vorhandener Potentialflächen für Bauwillige optimieren und somit die Vermark- tung und die Wohnungsbautätigkeit im Innenbereich voran treiben. Wohnungsmarkt 2016 Stadt Leverkusen
In einer Modellrechnung des Ministeriums für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen (kurz MBWSV) und der NRW.BANK von 2016 werden die Neubaubedarfe in Nordrhein-Westfalen unter Berücksichti- gung auch der Flüchtlingsintegration auf dem Wohnungsmarkt dargestellt. Dem- nach wird der Neubaubedarf in Leverkusen bis 2020 auf 2.000 bis 2.500 Wohneinheiten und der Wohnflächenbedarf auf rund 100 Hektar beziffert. Gleich- zeitig steht im Stadtgebiet Leverkusen für diese Aufgabe im Bestand kein mobili- sierbarer Leerstand zur Verfügung (vgl. Punkt 4.3.). Vor dem Hintergrund der seit einiger Zeit deutlich zunehmenden Wohnbevölke- rung in Leverkusen sowie der aktuellen Bevölkerungsvorausberechnung des IT.NRW werden die vorhandenen Potentialflächen voraussichtlich nicht ausrei- chen, um die Wohnbevölkerung angemessen mit Wohnraum zu versorgen. Das Leverkusener Handlungsprogramm Wohnen hat eine Laufzeit bis 2020. Die aktu- ellsten, oben beschriebenen Entwicklungen, vor allem die starke Zuwanderung der jüngsten Zeit, sind zudem noch nicht eingearbeitet und bewertet worden. Die Stadt erarbeitet deshalb mit externer Unterstützung, als Fortschreibung des jetzigen Handlungsprogramms Wohnen, das Wohnungsbauprogamm 2030+. Darin werden die Entwicklungen analysiert und passgenaue Ziele und Instrumente zur Umset- zung für Leverkusen formuliert, damit die Leverkusener Wohnungspolitik auch über 2020 hinaus handlungsfähig bleibt. 5.5 Entwicklung der Bauzinsen in Deutschland Immobilienkäufe können derzeit in Deutschland nach wie vor günstig finanziert werden. Der Effektivzinssatz für Hypotheken auf Wohngrundstücke mit einer Zins- festschreibung von fünf bis zehn Jahren liegt Mitte 2017 bei rund 1,87 %. Die Angebote der Kreditgeber weichen dabei um ca. +/- 0,5 Prozentpunkte voneinan- der ab. Gegenüber 2016 ist der Effektivzinssatz leicht gestiegen aber nach wie vor unter 2 %. Die anhaltende Niedrigzinspolitik, auch als Reaktion auf die Finanz- und Wirt- schaftskrise in einigen europäischen Ländern, wird durchaus kritisch gesehen. Es wird befürchtet, dass die anhaltende Vergabe von günstigen Baukrediten die Im- mobiliennachfrage weiter erhöht und damit das Angebot verknappt. Das Immobili- enangebot verteuert sich hierdurch. Kreditnehmer profitieren allerdings von den niedrigen Zinsen. Es wird erwartet, dass sich am derzeit niedrigen Zinsstand – auch in 2018 - nichts ändern wird. Abbildung 18 zeigt die Entwicklung des Effektiv- zinssatzes für Wohnungsbaukredite von 2010 bis Mitte 2017. Abbildung 18: Kosten für Wohnungsbaukredite an private Haushalte 5,50 4,83 effektiver Jahreszins 5,00 4,18 4,50 3,78 4,00 3,48 3,50 2,91 2,78 % 3,00 2,50 2 2,171,89 1,87 1,91 1,87 1,78 1,74 1,68 1,72 2,00 1,52 1,50 Quelle: Eigene Darstellung nach Daten der Deutschen Bundesbank; effektiver Jahreszinssatz einschl. Kosten, 10 Jahre Zinsbindung Wohnungsmarkt 2016 Stadt Leverkusen
6 Miet- und Kaufpreise 6.1 Wohnungsmieten in NRW Im Zeitraum 2010 bis 2017 sind laut Verbraucherpreisindex NRW die Nettokaltmie- ten insgesamt um 11,6 % gestiegen. Mit diesem Zuwachs liegen sie in etwa gleich auf mit den allgemeinen Lebenshaltungskosten (+ 11 %). Weniger stark gestiegen sind die Wohnnebenkosten (+ 9,7 %). Der Anstieg der Nettokaltmieten deutet auf eine erhöhte Nachfrage am Mietwohnungsmarkt hin. Ebenfalls gestiegen – auch gegenüber dem Vorjahr – ist der Preisindex für Haushaltsenergien, um 1,4 % gegenüber dem Vorjahr und um 12,2 % seit 2010. Der enorme Anstieg der Haushaltsenergien in 2011 bis 2013 hängt mit einem enormen Preisanstieg für Heizöl in dieser Zeit zusammen. 2014 und 2015 ging der Preis für Heizöl zurück, erst in 2017 ist hier wieder ein leichter Preisanstieg zu verzeichnen. Abbildung 19: Entwicklung der Lebenshaltungskosten in NRW 120 Index 2010 = 100 115 110 105 100 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 Nettokaltmiete Wohnnebenkosten* Haushaltsenergien Lebenshaltungskosten gesamt *Wohnnebenkosten: Trinkwasser, Müllabfuhr, Abwasserbeseitigung, Straßenreinigung, Schornsteinfegergebühren, Dienstleistungen für Gartenpflege und Grundsteuer, Haushaltsenergien: Elektrizität, Gas und andere Brennstoffe Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des IT.NRW, *Daten jeweils vom Dezember des Jahres 6.2 Bestandsmieten nach Mietspiegel in Leverkusen Nach dem aktuellen Mietspiegel14 vom 1. April 2017 sind die Bestandsmieten ge- genüber 2013 annähernd gleich geblieben, mit Ausnahme der neueren Mietwoh- nungen ab 2010. Hier ist eine Preissteigerung von 5 % zu verzeichnen. Tabelle 2 zeigt die Mittelwerte und die Mietpreisspannen der Baualtersklassen beispielhaft für einen in Leverkusen weit verbreiteten Wohnungstyp zwischen 50 m² bis 70 m² Wohnfläche. 14 In Leverkusen wurde 2017 erstmalig ein qualifzierter Mietspiegel erstellt und herausgegeben. Die Einteilung in Baualtersklassen und Wohnfächen wurde jedoch in etwa beibehalten, um die Vergleichbarkeit zu den Werten früherer Mietspiegel zu gewährleisten. Wohnungsmarkt 2016 Stadt Leverkusen
Tabelle 2: Mietrichtwerte nach Baualtersklassen 2017 (in Euro) Baualtersklassen Mittelwert Preisspannen Bis 1949 (Altbau) 5,53 5,08 - 5,96 1950 - 1968 5,52 5,15 - 5,93 1969 – 1978 5,80 5,04 - 6,96 1979 – 1994 6,54 6,42 - 7,72 1995 - 2009 6,81 6,27 - 7,54 Ab 2010 8,53 7,83 - 9,20 Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des aktuellen Mietspiegels Leverkusen 2017, Wohnungen 50m² bis unter 70m², qualifizierter Mietspiegel für den nicht preisgebundenen Wohnraum Leverkusen 2017 6.3 Kaufpreise in Leverkusen Laut aktuellem Grundstücksmarktbericht 2017 des Gutachterausschusses für Grundstückswerte in der Stadt Leverkusen wurden neue Einfamilienhäuser 2016 gegenüber dem Vorjahr um 9 % teurer verkauft. Ein neues Doppel- oder Reihen- haus mit 130 m² Wohnfläche kostet demnach 2016 durchschnittlich 450.000 €. Gebrauchte Einfamilienhäuser sind im Preis um bis zu 3 % gestiegen. Bei steigenden Preisen ist die Zahl der Kauffälle für Ein- und Zweifamilienhäu- sern gegenüber dem Vorjahr um 7 % gestiegen auf 358 (2015: 335). Die Anzahl der Kauffälle in den unteren Preisgruppen ist zurückgegangen. Dafür ist sie in der Preisgruppe bis 500.000 € gestiegen. Dies ist auf die hohe Zahl von Neubauten im hochpreisigen Bereich zurückzuführen. Tabelle 3: Durchschnittliche Neubaupreise 2016 Doppelhaushälften und Reihenhäuser inkl. 280 m² Grundstücksfläche Bodenwert: 350 €/m² Preis €/m² Wohnflä- Wohnfläche in m² Durchschnittspreis che. 130 450.000 3.450 140 455.000 3.250 150 460.000 3.050 160 465.000 2.900 170 470.000 2.750 Durchschnittliche Standardabweichung = ± 20.000 € Quelle: Daten des Gutachterausschusses für Grundstückswerte in der Stadt Leverkusen, Grundstücksmarktbericht 2017 Wohnungsmarkt 2016 Stadt Leverkusen
Neue Eigentumswohnungen im Erstverkauf sind in guten Wohnlagen ge- genüber dem Vorjahr mit 3.430 €/m² (2015: 3.080 €/m²) deutlich um 11 % gestiegen. Für Wohnungen in mittleren Wohnlagen ist mit 2.900 €/m² (2015: 2.585 €/m²) ebenfalls ein deutlicher Anstieg um 12 % zu verzeich- nen. Insgesamt wurden 2016 wieder mehr Eigentumswohnungen ver- kauft. Deutlich gestiegen sind dabei Kauffälle für neue Eigentumswoh- nungen. Insgesamt überwiegt jedoch der Handel mit gebrauchten Eigen- tumswohnungen. Eine gebrauchte Eigentumswohnung in bis zu 5- geschossiger Bauweise wurde in guter Wohnlage 2016 für bis zu 2.570 €/m² verkauft. Die durchschnittliche Preissteigerung bei Eigen- tumswohnungen liegt bei 8 %. Die Eigentumsbildung aus dem Mietwohnungsbestand heraus spielt in Leverkusen derzeit weiterhin kaum eine Rolle. Entsprechend gering sind mit 29 Wohneinheiten die Fallzahlen von Umwandlungen. Steigende Preise sind nicht nur bei den tatsächlichen Verkäufen von Im- mobilien zu beobachten. Auch die Angebote für Immobilien werden 2016 in allen Objekttypen teurer (vgl. Punkt 6). 7 Angebotspreise der Immobilien- und Wohnungsanzeigen Die Auswertung von Mietwohnungs- und Immobilienanzeigen erfolgt seit 2006 mit Preisdaten von Empirica. Grundlage dieser Preisdatenbank ist die Erfassung aller Wohnungs- und Immobilieninserate im Internet im Be- richtsjahr. Darin enthalten sind z. B. die für Leverkusen wichtigen Zeitun- gen „Rheinische Post“, „Leverkusener Anzeiger“ sowie „Lokale Informati- onen“. Darüber hinaus werden auch überregionale Internetwohnungs- und Immobilienanzeigenportale erfasst. Im Folgenden werden die Preisdaten des Berichtsjahres 2016 dargestellt. 7.1 Immobilienmarkt Leverkusen Insgesamt werden für das Jahr 2016 1.031 Immobilienanzeigen erfasst (Vorjahr: 1.184). Das Angebotsvolumen ist damit abermals gegenüber dem Vorjahr um 153 Inserate gesunken. Es werden 785 Bestandsimmobi- lien und 246 Neubauimmobilien15 angeboten. Der Bestandsimmobilien- markt spielt in Leverkusen eine weitaus größere Rolle als der Neubau- markt. Mit 641 Inseraten ist das Angebot an Eigentumswohnungen deutlich grö- ßer als das an Häusern zum Kauf. Der überwiegende Teil der angebote- nen Eigentumswohnungen sind gebrauchte Immobilien. 390 Angebote bieten Eigenheime an, auch hiervon stammt der überwiegende Teil aus dem Bestand. 15 Immobilie nicht älter als zwei Jahre. Wohnungsmarkt 2016 Stadt Leverkusen
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