Klimaschutz in der Region Hannover - Wie klimabewusst lebt die Region? - Eine Studie im Auftrag der Sparkasse Hannover (2020) - imug
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S. 1 Sparkasse Hannover | Klimaschschutz in der Region Hannover Klimaschutz in der Region Hannover Wie klimabewusst lebt die Region? Eine Studie im Auftrag der Sparkasse Hannover (2020)
S. 2 Inhaltsverzeichnis Kurzbeschreibung 3 1. Hintergrund: Herausforderung Klimawandel 4 2. Methodik: Mixed-Method-Design 5 3. Ergebnisse 7 Klimaschutz allgemein 8 Klimaschutz in der Region 12 Mobilität 14 Finanzen 18 Ernährung und Konsum 23 Aktuelles: Corona & Fridays for Future 24 4. Fazit: Vorhandene Potenziale nutzen 26 Literaturverzeichnis 29 Nützliche Links 30 Impressum 31
S. 3 Sparkasse Hannover | Klimaschschutz in der Region Hannover Kurzbeschreibung Die Studie zum Thema Klimaschutz in der Region Han- Die Kernergebnisse zeigen, dass Klimaschutz im All- nover wurde im Auftrag der Sparkasse Hannover durch tag der Bürgerinnen und Bürger der Region Hannover die imug Beratungsgesellschaft mbH durchgeführt. An angekommen ist und für zwei Drittel der Befragten der Konzeption waren zudem Vertreterinnen und Ver- einen höheren Stellenwert als noch vor drei Jahren treter der Stadt und Region Hannover beteiligt. Ziel war hat. Dabei zeigen sich nur geringfügige Unterschiede es, herauszufinden, wie klimabewusst die Menschen zwischen den Altersgruppen. In allen Altersgruppen in der Region Hannover leben und wie Klimaschutz zwischen 14 und 69 Jahren spielt das Thema Klima- in den eigenen Alltag integriert wird. Dazu sollte ein schutz eine ähnlich wichtige Rolle. Der Erhalt von aktuelles Stimmungsbild der Region Hannover mit Ressourcen für nachfolgende Generationen steht dabei Fokus auf Einstellungen der Bürgerinnen und Bürger im Fokus. Vor allem die Handlungsfelder Mobilität, zum Klimaschutz in der Region und zum diesbezüg- Ernährung und Müllvermeidung bzw. Mülltrennung lichen Beitrag der Sparkasse Hannover vor Ort erhoben (Zero Waste) sind für die Menschen in der Region Han- werden. Mithilfe einer repräsentativen Umfrage unter nover im Alltag wichtig. Gleichwohl sind 78 Prozent der 1.325 Bürgerinnen und Bürgern der Region Hannover Meinung, dass sie noch klimabewusster leben können. wurden von August bis September 2020 u.a. folgende Hindernisse für mehr Nachhaltigkeit im Alltag sind vor zentrale Fragestellungen untersucht: allem Komfort und fehlende finanzielle Mittel, aber auch der Mangel an Informationen auf Seiten der Bürgerinnen • Bedeutung von Klimaschutz: und Bürger. Wie wichtig ist Klimaschutz in der Region Hannover? Im Bereich Finanzen sind die Einflussmöglichkeiten • Klimaschutz in der Region: der eigenen Geldanlage auf den Umwelt- und Klima- Was bewegt und interessiert die Bürgerinnen und Bür- schutz jedoch weitgehend unbekannt. Es gibt eine ger an Klima- und Umweltthemen in der Region? Lücke zwischen dem Interesse der Befragten und dem eigenen Verhalten (Attitude-Action-Gap). Da das Interes- • Klimaschutz im Alltag: se der Bürgerinnen und Bürger an der Verknüpfung von Was tun die Bürgerinnen und Bürger bereits im All- Klimaschutz und Banken groß ist, besteht ein großes tag, um klimabewusster zu leben? Hierzu wurden im Potenzial für Banken, über nachhaltige Produkte ins Speziellen die Handlungsfelder Mobilität, Finanzen Gespräch zu kommen. Als Barrieren für die Wahl nach- sowie Ernährung und Konsum untersucht. haltiger Finanzprodukte werden auch hier in erster Linie fehlende Informationen und der wahrgenommene Ziel- konflikt von Nachhaltigkeit und Renditeziel gesehen.
S. 4 1. Hintergrund: Herausforderung Klimawandel Erneute Temperaturrekorde in 2020, zunehmende Ext- schlägt eine Brücke zwischen dem über Jahrzehnte remwetterereignisse und Dürreperioden sowie drohende hinweg aufgebauten Wissen über den Klimawandel und Wasserknappheit: der menschengemachte Klimawandel übt mit ihrer Präsenz enormen Druck aus. Dies haben die ist bereits in vollem Gange (Deutsches Klima-Konsor- weltweiten Massendemonstrationen in Groß- und Klein- tium, 2020). Im Jahr 2050 könnte der Lebensraum von städten, auch in Hannover, mehr als deutlich gemacht. mehr als einer Milliarde Menschen auf der Welt bedroht sein (Institute for Economics & Peace (IEP), 2020). Nega- Der Klimaschutz in der Region Hannover wird maß- tive Auswirkungen auf Gesundheit, Wasser und Land- geblich von der Politik und lokalen Akteurinnen und wirtschaft sind bereits jetzt zu erkennen. Klimaschutz Akteuren vor Ort gestaltet. Dabei ist die kommunale und ist wichtiger denn je. Klimamodelle zeigen, dass uns ein regionale Verwaltung eine wichtige Handlungsebene, Business as usual zu einem Temperaturanstieg von 4 was sich in ambitionierten Zielen für die nahe Zukunft Grad Celsius bringen wird (IPCC, 2007) (UBA, 2013). Um widerspiegelt: Bis 2050 soll die Region Hannover klima- die Klimaschutzziele des Pariser Abkommens, mit einem neutral sein. Das bedeutet, die Treibhausgasemissionen globalen Temperaturanstieg von maximal 1,5 Grad Cel- um 95 Prozent und den Endenergiebedarf um 50 Prozent sius noch zu erreichen, müssen die Menschen deutlich gegenüber 1990 zu senken (Region Hannover / Landes- mehr zum Schutz des Klimas unternehmen als bisher. hauptstadt Hannover, 2018). Um dieses Ziel zu errei- Doch damit ist es nicht getan: Darüber hinaus müssen chen, ist hier besonders das Engagement aller Bürgerin- auch Wege gefunden werden, wie das zukünftige Leben nen und Bürger in der Region Hannover gefragt: hier in der Region den Folgen des Klimawandels ange- passt werden kann. Denn: Der Klimawandel ist auch in Nur mit der aktiven Einbindung […] der Bevölkerung der Region Hannover angekommen! als „Motor“ sind Klimaschutzprogramme umsetzbar. Sie sind die wichtigsten Akteure im Klimaschutz. Spätestens seit der 2019 aufgekommenen Bewegung Klimaschutzbericht der Verwaltung der Region Hannover, S.10 Fridays for Future (FFF) ist allen bewusst, dass das Thema Klimaschutz auch die jungen Generationen Y Dass jede und jeder Einzelne einen Beitrag leisten kann und Z bewegt. Allen voran die schwedische Aktivistin und muss, ist vielen klar. Doch wie genau Klimaschutz Greta Thunberg, die den Mächtigen und Einflussreichen auch im Kleinen funktioniert und bereits in der Region weltweit die Stirn bietet und unbequeme Wahrheiten so Hannover in vielen Haushalten gelebt wird, soll mit die- direkt ausspricht wie selten zuvor. Die FFF-Bewegung ser Studie untersucht werden. Anknüpfungspunkt: Masterplan 100 % für den Klimaschutz Wie könnte zum Beispiel eine klimaneutrale Region Hannover in 2050 aussehen? Dieser Frage geht der Masterplan 100 % für den Klimaschutz nach. Um das Ziel einer klimaneutralen Region Hannover bis zum Jahr 2050 zu erreichen, wurden bis 2016 grundlegende Schritte und Aktionen festgelegt. Die Bereiche Mobilität, Lebensraum und ein klimaneutraler Alltag stellen gute Anknüpfungspunkte für die zentralen Handlungsfelder der Studie dar. Der Masterplan ist seit 2016 in Kraft getreten. Zeit für eine Zwischenbilanz: Was ist bei den Menschen in der Region angekommen? Wo hakt es noch? Diesen und weiteren Fragen geht die vorliegende Studie zum Klimaschutz in der Region Hannover nach.
S. 5 Sparkasse Hannover | Klimaschschutz in der Region Hannover 2. Methodik: Mixed-Method-Design Um ein aktuelles und repräsentatives Stimmungsbild hier insgesamt aussieht. Zu diesem Zweck wurden im der Bürgerinnen und Bürger zum Thema Klimaschutz August und September insgesamt 1.325 Personen mit in der Region zu erhalten, wurde die Studie in einem aktuellem Wohnsitz in Stadt und Region online befragt Mixed-Method-Design mit verschiedenen Forschungs- (durchschnittliche Interviewlänge ca. 10 Minuten). Bei modulen durchgeführt. Zunächst dienten Gruppendis- der Zusammensetzung dieser Stichprobe wurde sicher- kussionen in den Altersklassen 14 bis 20 Jahre sowie 21 gestellt, dass die Verteilung demografischer Indikatoren bis 69 Jahre dazu, typische Wahrnehmungen der Bür- wie Alter und Geschlecht exakt der Zusammensetzung gerinnen und Bürger zum Klimaschutz allgemein und in der Bürgerinnen und Bürger in Stadt und Umland ent- der Region zu erarbeiten. Als Instrumente der qualitati- spricht (gemäß aktuellen Daten des Mikrozensus). Wei- ven Sozialforschung sind interaktive Gruppendiskussio- terhin wurde zur Sicherstellung der Repräsentativität auf nen besonders gut geeignet, alltägliche Einschätzungen weitere Merkmale wie Bildungsstand, Haushaltsgröße, der Teilnehmenden zum Klimaschutz in der Region deut- Einkommen und Migrationshintergrund geachtet. lich zu machen. Aufgrund der Kontakteinschränkungen durch Corona wurden die Gruppendiskussionen online- Parallel zur repräsentativen Befragung in Stadt und basiert in Form von Live-Chats durchgeführt. Die Gesprä- Umland wurde eine Kurzumfrage unter Kundinnen che der Bürgerinnen und Bürger fanden im August 2020 und Kunden der Sparkasse Hannover durchgeführt. an vier Terminen mit jeweils zehn Teilnehmenden statt. Auch hier baute das Befragungsdesign auf den Er- So tauschten sich insgesamt 40 Bürgerinnen und Bürger gebnissen der Gruppendiskussionen auf, wobei der aus Stadt und Umland über die Themen Klimaschutz im inhaltliche Schwerpunkt auf den Themen Finanzen und Allgemeinen und Klimaschutz in der Region aus. Die Ge- Klimaschutz in der Region lag. Die Umfrage wurde auf sprächsrunden wurden dabei von der imug Beratungs- der Homepage, in der App sowie in der Internetfiliale gesellschaft begleitet und moderiert. der Sparkasse Hannover geschaltet (durchschnittliche Interviewlänge ca. 3 Minuten). Insgesamt nahmen 997 Die in diesem ersten Schritt gewonnenen Erkenntnisse Kundinnen und Kunden der Sparkasse Hannover an der wurden aufbereitet und als Grundlage für die Konzeption Umfrage teil. der anschließenden Repräsentativbefragung genutzt. Inhaltlich wurden dabei die Themenschwerpunkte auf- Abgerundet wurde das Mixed-Method-Forschungsde- gegriffen, die in den Gesprächsrunden der Bürgerinnen sign durch zusätzliche Straßenumfragen in den Fußgän- und Bürger den größten Stellenwert eingenommen gerzonen von Hannover (Stadt) und Wunstorf (Umland hatten – insbesondere die Themen Finanzen, Mobilität Hannover), die in Videos festgehalten wurden: Diese Vox und verschiedene Ansätze zur gezielten Verbesserung Pops dienten der weiteren Visualisierung aussagekräfti- des Klimaschutzes in der Region. Anhand der quantita- ger O-Töne und ergänzen somit die repräsentativen Aus- tiven Befragung wurde untersucht, inwieweit diese Ein- sagen zum Klimaschutz in der Region anhand typischer schätzungen repräsentativ für Stadt und Umland sind, Einschätzungen der Bürgerinnen und Bürger vor Ort. und wie das Stimmungsbild der Bürgerinnen und Bürger Die Vox Pops wurden mit insgesamt 38 Teilnehmenden durchgeführt.
S. 6 Mixed-Method-Design: Kombination aus qualitativer und quantitativer Marktforschung VOX POPS Modul 3: Vox Pops Konzept, Durchführung (an zwei Drehtagen in Hannover und Wunstorf) Visualisierungs-Format, Insgesamt 38 Teilnehmende Meinungscollage, Gesichter und O-Töne REPRÄSENTATIVE Modul 2: Repräsentative Online-Befragung (n=1.325) Konzept, Durchführung: 1.325 Bürgerinnen und Bürger UMFRAGE aus Stadt und Umland Hannover, repräsentativ nach Alter und Geschlecht Sondergruppe: QUANTITATIV: Probanden aus der Gruppe im Alter von 14 bis 20 Jahre Belastbare Ergebnisse, Erstellung und Durchführung einer Kurzbefragung von Zahlen zur Kommunikation + Kurzumfrage Sparkassen-Kundinnen und -Kunden via Homepage, unter Sparkassen-Kundinnen- und Kunden Internetfiliale und App (n=997) FOKUS- Modul 1: Online-Fokusgruppen (4x) GRUPPEN Insgesamt 40 Bürgerinnen und Bürger aus Stadt und Umland Hannover: • 50% Stadt, 50% Umland QUALITATIV: • 50 % 14- bis 20-Jährige Erzeugen guter O-Töne, • 50% 21- bis 69-Jährige typische Wahrnehmungen explizit machen. Grundlage für Konzeption der quantitativ-repräsentativen Befragung
S. 7 Sparkasse Hannover | Klimaschschutz in der Region Hannover 3. Ergebnisse Nachfolgend werden die Ergebnisse aus den vier Grup- lich werden exemplarische O-Töne zu durchgeführten pendiskussionen (qualitativ), der Kurzumfrage unter Straßenumfragen (sog. Vox Pops) gezeigt. Folgende Sparkassen-Kundinnen und -Kunden sowie der reprä- Handlungsschwerpunkte aus dem Alltag wurden dabei in sentativen Befragung (quantitativ) vorgestellt. Zusätz- den Blick genommen: KLIMASCHUTZ FINANZEN ALLGEMEIN KLIMASCHUTZ ERNÄHRUNG IN DER REGION UND KONSUM AKTUELLES: MOBILITÄT CORONA UND FRIDAYS FOR FUTURE Die vorliegende Studie geht den folgenden Kernfragen nach: • Bedeutung von Klimaschutz: • Klimaschutz im Alltag: Wie wichtig ist Klimaschutz in der Region Hannover? Was tun die Bürgerinnen und Bürger bereits im Alltag, Welchen Stellenwert hat Klimaschutz in der Region um ihren ökologischen Fußabdruck zu reduzieren? Hannover im Vergleich zu vor drei Jahren? • Fokus Finanzen: • Klimaschutz in der Region: Spielt der Klimaschutz bei der Wahl eines Finanzpro- Was bewegt und interessiert die Bürgerinnen und Bür- duktes eine Wahl? ger an Klima-und Umweltthemen in der Region? Wie werden Maßnahmen bewertet (Bekanntheit von Ange- boten und Projekten)?
S. 8 Klimaschutz allgemein Das Thema Klimaschutz hat sowohl bei den Jugend- Vom Vermeiden von Plastik im Supermarkt, über Müll- lichen als auch in den Altersgruppen zwischen 21-69 trennung, Fahrradfahren, den Einkauf regionaler Produk- Jahren einen hohen Stellenwert. Neben dem Schutz te bis hin zur Nutzung von Ökostrom – die vielfältigen von Natur, Tierwelt und natürlichen Ressourcen ist Möglichkeiten, einen Beitrag zu leisten – und sei es nur Klimaschutz in erster Linie wichtig, um das Leben im Kleinen – sind allen bewusst. nachfolgender Generationen sicherzustellen. „Ich denke dabei an einen sorgfältigen Umgang mit Gerade auch den Jüngeren ist eine Verantwortung der Natur und Ressourcen. Auch wenn es für mich im ihres Handelns für zukünftige Generationen bereits Alltag nicht so einfach ist gute Vorsätze umzusetzen.“ bewusst: Heute etwas tun, damit die Zukunft lebens- (Gruppendiskussion Hannover Umland, weiblich, 44) wert bleibt. „Klimaschutz bedeutet, dass man sich heute um das kümmert, was die Generation nach uns erleben wird.“ (Gruppendiskussion Hannover Stadt, männlich, 19) „... VIEL WICHTIGER GEWORDEN, INS- BESONDERE AUCH IM ZUGE DER POLITISCHEN DISKUSSION UND DAS WAS DARAUS HERVOR- GEWACHSEN IST, WIE FRIDAYS FOR FUTURE!“ VOX POPS: STADT HANNOVER FÜR 89 % DER BÜRGERINNEN UND BÜRGER IST KLIMASCHUTZ 2/3 DER BEFRAGTEN HAT KLIMASCHUTZ EINE HÖHERE BEDEUTUNG PERSÖNLICH WICHTIG. ALS NOCH VOR DREI JAHREN.
S. 9 Sparkasse Hannover | Klimaschschutz in der Region Hannover WELCHEN STELLENWERT HAT KLIMASCHUTZ HEUTE WAS WIRD IM ALLTAG BEREITS UMGESETZT? IM VERGLEICH ZU VOR DREI JAHREN? 67 Prozent der Bürgerinnen und Bürger geben an, dass Gefragt nach den eigenen Beiträgen für den Klimaschutz Klimaschutz einen höheren Stellenwert im Vergleich zu im Alltag werden vor allem Aktivitäten in den Bereichen vor drei Jahren hat. Diese Zahl überrascht aufgrund des Mobilität, Mülltrennung/-vermeidung und Konsum ge- geringen Zeitraumes und zeigt auch, dass das Thema nannt. aufgrund der medialen Präsenz und der zunehmend bemerkbaren regionalen Folgen des Klimawandels in „Ich achte darauf, möglichst oft mit dem Fahrrad zu den letzten Jahren noch einmal an Relevanz gewonnen fahren und keine Produkte zu kaufen, die beispiels- hat. Diese Tendenz wurde auch in der durchgeführten weise in Massenproduktion produziert wurden.“ Straßenumfrage (Vox Pops) deutlich, wo mediale Präsenz (Gruppendiskussion Hannover Umland, männlich, 17) aufgrund politischer Entwicklungen und der Bewegung um Fridays for Future als Gründe für die höhere Bedeu- „Fahre Fahrrad, kein Auto und fliege nicht ständig in tung häufig genannt wurden. den Urlaub.“ (Gruppendiskussion Hannover Stadt, weiblich, 52) Es zeigt sich also: • Mit dem Fahrrad oder der Üstra zu fahren, sind die am Klimaschutz ist kein Nischenphänomen mehr und in der häufigsten genannten eigenen Beiträge, die man zum Mitte der Gesellschaft angekommen. In den verschiede- Klimaschutz in der Region Hannover leistet. nen Bereichen von Klimaschutz scheint er ein Teil der normalen Verhaltensmuster im Alltag der Menschen in der Region Hannover geworden zu sein. Im Alltag wird vor allem auf Mülltrennung und -vermeidung geachtet. Auf nachhaltige Finanzprodukte selten. Welche der folgenden Maßnahmen setzen Sie im Alltag bereits um? 91 MÜLLTRENNUNG 72 BEWUSSTE VERMEIDUNG VON MÜLL (Z.B. WENIG ODER KEIN PLASTIK) 64 VERMEIDEN VON ÜBERFLÜSSIGEM KONSUM 63 GEZIELTER KONSUM VON REGIONALEN PRODUKTEN 60 GERINGER ENERGIEVERBRAUCH UND ENERGIEEFFIZIENZ IN DEN EIGENEN VIER WÄNDEN 53 NUTZUNG DES ÖFFENTLICHEN NAHVERKEHRS 43 VERZICHT AUF FLUGREISEN 38 BEZUG VON ÖKOSTROM 29 KAUF VON TEXTILIEN AUS NACHHALTIGER ERZEUGUNG (FAIRTRADE, GRÜNER KNOPF, SECOND-HAND) 24 VERZICHT AUF FLEISCHKONSUM 07 NACHHALTIGE FINANZPRODUKTE (Z.B. GELDANLAGEN MIT INVESTMENT IN KLIMASCHUTZ) 01 KEINE DAVON Angaben in Prozent
S. 10 KLIMASCHUTZ JA, ABER VERZICHTEN MÖCHTE NIEMAND • Das Trennen bzw. Vermeiden von Müll wird ebenfalls Nur 5 Prozent der Bürgerinnen und Bürger fällt es sehr als Chance genutzt, um den Klimaschutz zu stärken. leicht, im Alltag auf Klimaschutz zu achten und klimabe- wusst zu leben. 78 Prozent geben an, dass sie im Alltag • Aber auch das bewusste Einkaufen, d.h. das überlegte klimabewusster leben könnten. Oftmals fällt es schwer, Einkaufen von (fair gehandelter) Kleidung oder der sich aktiv klimabewusster zu verhalten, weil die Ideen Verzicht auf tierische Produkte aus Massentierhaltung für ein entsprechendes Verhalten oder das nötige Geld ist im heutigen Alltag fest etabliert. fehlen oder es zu bequem ist, auf Komfort und Flexibili- tät zu verzichten. Zwischenfazit: Fast alle leisten einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz Dabei wird deutlich, dass fehlendes Engagement nicht oder versuchen zumindest, das Thema in den Alltag zu am Desinteresse der Bürgerinnen und Bürger liegt: integrieren. Meist sind es kleine Schritte wie die Vermei- Lediglich 2 Prozent haben generell kein Interesse am dung von Plastiktüten beim Einkaufen oder die Nutzung Klimaschutz. Dies lässt vermuten, dass die Bereitschaft, des ÖPNVs oder des Fahrrads. Jedoch wird deutlich, seinen Alltag klimabewusster zu gestalten weitestge- dass vielen bewusst ist, dass hier noch „Luft nach oben hend vorhanden ist. Oft werden jedoch Entscheidungen ist“. zugunsten von höherem Komfort oder günstigeren Preisen getroffen. Barrieren für einen klimabewussteren Alltag bestehen vor allem in der Bequemlichkeit und fehlenden Mitteln. Sie haben angegeben, dass Sie in Ihrem Alltag klimabewusster leben könnten. Inwieweit hindern Sie die folgenden Aspekte daran, im Alltag klimabewusster zu leben? 21 53 14 8 5 BEQUEMLICHKEIT / KOMFORT 21 30 20 18 10 FEHLENDES GELD 15 41 23 14 5 FEHLENDE ANGEBOTE 10 33 23 22 11 FEHLENDE INFORMATIONEN 10 29 28 21 12 FEHLENDE ZEIT 2 6 17 22 89 3 KEIN INTERESSE trifft voll trifft eher zu weder noch trifft eher trifft überhaupt keine Angabe und ganz zu nicht zu nicht zu Angaben in Prozent
S. 11 Sparkasse Hannover | Klimaschschutz in der Region Hannover 78 GEBEN AN, DASS SIE KLIMABEWUSSTER % LEBEN KÖNNEN. Hindernisse beim klimabewussten Alltag: DREI WESENTLICHE HINDERNISSE SIND AUS SICHT DER BÜRGERINNEN UND BÜRGER FÜR EINEN KLIMABEWUSSTEREN ALLTAG VON BEDEUTUNG: 1. 2. 3. KOMFORT/ BEQUEMLICHKEIT PREIS FEHLENDES ANGEBOT „Das Prinzip der LOLA Läden „Es muss aber alles immer noch sollte auch weiter ausgebaut werden, so gestaltet sein, „Die Üstra ist so teuer, dass es irgendwann dass der Mehraufwand da will keiner ein noch größeres Angebot nicht zu hoch ist.“ auf das Auto verzichten!“ und mehr Läden gibt.“ Gruppendiskussion Hannover Umland, Gruppendiskussion Hannover Stadt, Gruppendiskussion Hannover Stadt, weiblich 17 weiblich, 48 weiblich, 18 „Fair Trade Kleidung wäre „…es kommt auf die Ausdauer, auch eine Alternative, „Ohne Plastik einzukaufen das Wetter und die Lust an!“ ist mir aber leider viel zu teuer ist fast unmöglich.“ und bleibt damit ein Luxusgut.“ Gruppendiskussion Hannover Umland, Gruppendiskussion Hannover Stadt, männlich, 23 weiblich, 44 Gruppendiskussion Hannover Umland, weiblich, 20 FA • Klimaschutz ist für einen Großteil der Bürgerinnen und Bürger im Alltag angekommen. • Besonders die Bereiche Mobilität, Müllvermeidung und Ernährung werden hier berücksich- tigt und am häufigsten assoziiert. ZIT: • Klimaschutz hat einen höheren Stellenwert im Vergleich zu vor drei Jahren. • Klimaschutz ist persönlich sehr wichtig. • Präsent ist auch die Dringlichkeit, die Folgen des Klimawandels zu bekämpfen und ihnen im Alltag bewusst entgegen zu steuern. KLIMASCHUTZ • Zukunftsfrage: Was hinterlassen wir den nachfolgenden Generationen? ALLGEMEIN • Größte Hindernisse für ein klimabewusst(er)es Leben: Komfort, fehlende Zeit und fehlendes Geld (z.B. für Einkäufe auf Wochenmärkten und Loseläden).
S. 12 Klimaschutz in der Region Die Vorreiterrolle der Region Hannover in Bezug auf „Alles was mir direkt zum Klimaschutz in Hannover Klimaschutz ist nur den wenigsten bekannt. Klimaschutz einfällt sind Elektrobusse. Daran sollte gearbeitet in der Region Hannover wird primär mit der Üstra und werden.“ dem Ausbau von Fahrrad(schnell)wegen in Verbindung (Gruppendiskussion Hannover Umland, weiblich, 15) gebracht. Negativ hervorgehoben wird vielfach die feh- lende Stadtsauberkeit, der Mangel an Mülleimern und „Beim Thema Klimaschutz in der Region Hannover ist die zunehmende Vermüllung der Innenstadt Hannover. noch einiges machbar, z.B. Radschnellwege die gut Insgesamt bewertet man den Klimaschutz in Hannover und sicher ausgebaut sind.“ als verbesserungswürdig. Als Vorzeigestädte wurden (Gruppendiskussion Hannover Stadt, weiblich, 32) Freiburg und vor allem skandinavische Länder, wie Däne- mark und Norwegen genannt. Generell scheint das Wissen über den Klimaschutz in der Region Hannover jedoch gering zu sein. Primär wird Klimaschutz mit Mobilitätsthemen und der Nutzung Was verbinden die Menschen mit Klimaschutz in der des ÖPNV in Verbindung gebracht. Hinsichtlich der Region Hannover? Leistung im Klimaschutz wird die Region Hannover sehr unterschiedlich bewertet, Optimierungsmöglichkeiten Denkt man an den Klimaschutz in der Region Hannover, sehen aber alle. 83 Prozent der Bürgerinnen und Bürger so kommen mit großem Vorsprung vor anderen Aspekten sind demnach der Ansicht, dass der Klimaschutz in der die Üstra und die gut ausgebauten Radwege in den Sinn. Region Hannover zukünftig gestärkt werden soll. Klimaschutz in der Region wird auch im Vergleich als wichtiges Zukunftsthema gesehen. Mit Blick auf die nächsten Jahre: Wie wichtig sind die folgenden Themen für Sie persönlich? 88 84 84 81 78 68 67 61 öffentliche bezahlbarer Mobilität in Klimaschutz in wirtschaftliche kulturelles Migration und Standort- Sicherheit / Wohnraum in der Stadt der Region Entwicklung Angebot in der Integration vorteile und Kriminaltät der Region der Region Region Wettbewerb mit anderen Städten Angaben in Mittelwerten Auch im direkten Vergleich mit anderen relevanten ge- Ähnliche Muster zeigten sich auch bei der Bewertung sellschaftspolitischen Themen wird dem Klimaschutz in von anderen Zukunftsthemen über Altersgruppen der Region eine relativ hohe Wichtigkeit zugesprochen. hinweg.
S. 13 Sparkasse Hannover | Klimaschschutz in der Region Hannover OPTIMIERUNGSPOTENTIAL FÜR DEN KLIMASCHUTZ IN DER REGION HANNOVER WIRD VOR ALLEM IN EINER BESSEREN INFORMATION DER MENSCHEN GESEHEN. Grundsätzlich ist das Wissen über konkrete Klimaschutz- Auch werden Informationen hinsichtlich konkreter Kli- aktivitäten und -projekte in der Region Hannover gering, maschutzaktivitäten in der Region Hannover vermisst. sodass der Wunsch nach mehr medialer Präsenz und Informationen aufkommt. Hier besteht Potenzial für „Ich glaube am meisten hakt es in der Mitteilung Stadt und Region die Öffentlichkeitsarbeit zielgruppen- zu uns, damit diese Angebote überhaupt genutzt gerechter zu gestalten. werden.“ (Gruppendiskussion, Hannover Stadt, männlich, 48) „Je mehr Werbung gemacht wird, desto besser kann der Klimaschutz vorangetrieben werden.“ (Gruppendiskussion, Hannover Umland, weiblich, 19) Welche Informationsquellen werden häufig genutzt? „Fühle mich sehr schlecht informiert. Geht eigentlich Hier schneidet die Homepage von Stadt und Region gut nur, wenn man selbst die Initiative ergreift.“ ab und wird noch vor Google und den Sozialen Medien (Gruppendiskussion, Hannover Stadt, männlich 47) genutzt. Lediglich ein Viertel fühlt sich über Klimaschutzprojekte gut informiert. Homepage Stadt / Region erste Quelle. Wie gut fühlen Sie sich über Klimaschutzprojekte Welche Quellen würden Sie als erstes nutzen, und -angebote in Stadt und Region informiert? um sich über Klimaschutzprojekte und -angebote in Stadt und Region zu informieren? 2% SEHR GUT INFORMIERT 62 % WWW : STADT / LAND 24 % EHER GUT INFORMIERT 60 % GOOGLE 36 % WEDER NOCH 34 % SOZIALE MEDIEN 27 % EHER SCHLECHT INFORMIERT 19 % BROSCHÜREN UND FLYER IM BÜROGEBÄUDE 7% SEHR SCHLECHT INFORMIERT 2% KLIMAHELDEN-APP 3% KEINE ANGABE Angaben in Prozent, Mehrfachnennungen möglich; n = 1.325 FA • Nur wenige Angebote der Stadt und Region Hannover sind den Befragten bekannt. Leucht- turmprojekte wie der Lola-Loseladen und Cinema Del Sol (mobiles Solarkino) werden jedoch positiv wahrgenommen und gerne genutzt. ZIT: • Die Vorreiterrolle der Region Hannover in Bezug auf Klimaschutz ist nur den wenigsten bekannt. Klimaschutz in der Region Hannover wird primär mit der ÜSTRA und dem Ausbau von Fahrrad(schnell)wegen in Verbindung gebracht. • Negativ hervorgehoben wurde vielfach die fehlende Stadtsauberkeit, der Mangel an Müll- KLIMASCHUTZ eimern und die zunehmende Vermüllung der Innenstadt Hannover. • Insgesamt bewertet man den Klimaschutz in Hannover als verbesserungswürdig. IN DER REGION • Top Themen zu „Klimaschutz in der Region Hannover“: • Mobilität (Fahrradwege ausbauen, autofreie Innenstadt, günstiger ÖPNV) • Wohnen und Erneuerbare Energien • Mülltrennung und -vermeidung und Stadtsauberkeit (Zero Waste)
S. 14 Mobilität Weltweit lassen sich Trends hin zur Entwicklung von Widerstand stößt das Konzept vor allem beim lokalen fahrrad- und fußgängerfreundlichen Innenstädten wie Handel, der durch die fehlenden Autos eine Bedrohung in Madrid, Kopenhagen oder Hamburg beobachten. Eine für den Umsatz sieht (Spiegel Mobilität, 2020). langfristige Radverkehrsförderung ist auch im Verkehrs- entwicklungsplan „Masterplan Mobilität 2025“ der Lan- deshauptstadt Hannover vorgesehen (Landeshauptstadt Stellen Sie sich vor, die Innenstadt von Hannover wäre Hannover, 2011). Einen Schritt weiter geht das aktuell autofrei: Wie fänden Sie das? geplante neue Verkehrskonzept von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und dem Stadtverband Hannover: Dieses liefert Die repräsentativen Ergebnisse dieser Studie bekräftigen erste Impulse für eine autofreie Innenstadt in Hannover. das Vorhaben des Verkehrskonzeptes autofreie Innen- Im Kern des Konzeptes stehen konkrete erste Maßnah- stadt und geben weiterhin hilfreiche Impulse zu Optimie- men zur Reduzierung des vermeidbaren Autoverkehrs rungspotenzialen hin zu einer fahrrad-und fußgänger- innerhalb des Cityrings und die Forderung nach greifba- freundlichen Innenstadt. Denn „Autos raus“ bedeutet ren ersten Schritten (Stadtverband Hannover, 2020). Auf eben auch mehr Platz für Fahrräder und Fußgänger! „... WENN ICH WAS ZU SAGEN HÄTTE, WÜRDE ICH ALS ERSTES DIE AUTOS AUS DER INNENSTADT VERBANNEN – ICH SEHE DA ÜBERHAUPT KEINEN VOX POPS: STADT HANNOVER SINN DRIN!“ „DIE RADWEGE SIND VIEL ZU SCHMAL UND AUCH ALS FUSSG� GÄNGERIN HABE ICH MANCHMAL ANGST, DASS ICH UMGENIE- VOX POPS: STADT HANNOVER TET WERDE.“ „ES IST VIEL EIN- FACHER MIT DER BAHN ZU FAHREN UND AUCH BESSER FÜR DIE UMWELT!“ VOX POPS: STADT HANNOVER
S. 15 Sparkasse Hannover | Klimaschschutz in der Region Hannover In der Stadt Hannover größere Zustimmung für eine autofreie Innenstadt. 28 % im Umland mit Skepsis. Stellen Sie sich einmal vor, die Innenstadt von Hannover wäre in Zukunft autofrei. Wie schätzen Sie das ein? sehr positiv 32 22 eher positiv 29 27 weder noch 15 20 eher negativ 13 17 sehr negativ 10 11 keine Angabe 1 2 Stadt: n = 728; Umland: n = 597; Angaben in Prozent Folgende Chancen und Risiken werden durch eine autofreie Innenstadt in Hannover gesehen: Chancen Risiken durch eine autofreie Innenstadt: durch eine autofreie Innenstadt: • Reduzierung der Luftverschmutzung • Schwächung des Einzelhandels • Ruhigere Innenstadt • Einschränkung der Mobilität und Flexibilität, wenn alternative / autofreie Anbindungen • Gut für die Umwelt/das Klima fehlen • Mehr Sicherheit • Beschränkung der Einkaufsmöglichkeiten • Autos überflüssig, ÖPNV ausreichend
S. 16 Das eigene Auto ist immer noch das häufigste Fortbewegungsmittel. Wie häufig nutzen Sie die folgenden Fortbewegungsmittel in Ihrem Alltag? eigenes Auto 23 31 10 8 7 20 1 längere Strecken zu Fuß gehen 20 31 11 13 16 7 2 Fahrrad ohne Elektroantrieb 17 21 7 11 15 27 2 öffentliche Verkehrsmittel 14 19 8 18 33 8 1 (Bus und Bahn) E-Bike 2 4 22 5 83 2 E-Roller, E-Scooter 12 2 3 8 82 2 Leih-Fahrrad 1111 7 88 2 Motorrad, Motorroller 12 2 3 3 88 2 Mitfahrgelegenheit 11 2 9 84 3 (z. B. Blablacar) Car-Sharing 11 2 8 86 2 Moia 12 3 13 78 3 mehrmals einmal mehrmals keine täglich pro Woche pro Woche im Monat seltener nie Angabe n = 1.325; Angaben in Prozent Das eigene Auto ist das häufigste Fortbewegungsmittel in der Region Hannover. Zu Fuß MEHR ALS 50 gehen und Fahrrad fahren liegt hier noch vor den öffentlichen Verkehrsmitteln. Aufgrund der Corona-Pandemie dürfte dieses Ergebnis allerdings wenig überraschend sein. Seit dem Lock-Down im März meiden die Menschen die Nutzung des ÖPNV und weichen auf das eigene Auto bzw. Fahrrad aus. Diese Tatsache lässt sich vor allem auf die soziale % Distanzierung allgemein und Sorge vor Ansteckung mit dem Virus im ÖPNV zurückführen (Umwelbundesamt, 2020). Hannover hat sich zum Ziel gesetzt, den Anteil des Rad- so- wie des Bus- und Bahnverkehrs bis 2025 auf jeweils 25 Prozent zu bringen (HAZ, 2018). WÜNSCHEN SICH Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass aktuell nur 17 Prozent täglich das Fahrrad in der Region benutzen, was keine nennenswerte Verbesserung zum bisherigen Modal-Split EINE AUTOFREIE (Verteilung des Transportaufkommens auf verschiedene Verkehrsmittel) darstellt. Die INNENSTADT. Stagnation des Modal Split seit 2018 scheint also unverändert (Neue Presse, 2018).
S. 17 Sparkasse Hannover | Klimaschschutz in der Region Hannover Verzichten würden die Bürgerinnen und Bürger auf das Gibt es Unterschiede zwischen Stadt und Umland Auto vor allem bei kostengünstigeren Tickets für den Hannover? ÖPNV. Auch bei einer guten Anbindung zum öffentlichen Nahverkehr wären die Befragten bereit, das Auto stehen Die Bürgerinnen und Bürger sowohl in der Stadt als zu lassen. Im Umland würden 59 Prozent bei guter auch im Umland Hannover sind der Meinung, dass der ÖPNV-Anbindung auf das Auto verzichten, um in die In- öffentliche Nahverkehr kostengünstiger werden muss. nenstadt von Hannover zu fahren. Zum Vergleich: In der Mehr Parkplätze für Autos in der Innenstadt wünscht sich Stadt Hannover sind es nur 47 Prozent. kaum jemand. Wunsch nach ÖPNV-Ausbau und besserer Anbindung im Umland. Stadt: Kein Wunsch nach mehr Parkplätzen. Inwieweit stimmen Sie den folgenden Aussagen zur Mobilität in Stadt und Region Hannover zu? 87 87 79 73 75 75 71 72 71 71 67 64 64 56 53 50 47 45 Der Es muss Die Fahr- Es sollte Der Autover- Car-Sharing- In der Für meinen Gegen die öffentliche dringend radwege in mehr für die kehr in der In- Angebote als Innenstadt Wohnort Luftver- Nahverkehr mehr für den der Stadt Sicherheit nenstadt Han- Alternative Hannover wünsche schmutzung muss ÖPNV getan sollten weiter von Fahrrad- nover sollte zur Nutzung sollte es mehr ich mir eine durch den AU- kosten- werden ausgebaut fahrerinnen dringend des eigenen Parkmöglich- bessere An- toverkehr soll- günstiger sein. (Infrastruktur, werden und Fahrrad- reduziert Autos sollten keiten für bindung des te dringend Anbindung, fahrern getan werden ausgeweitet Autos geben öffentlichen mehr getan Service etc.) werden. werden Nahverkehrs. werden Stadt: n = 632-716; Umland: n = 497-591; Angaben in Mittelwerten FA • Das am häufigsten genannte Thema in Verbindung mit Klimaschutz in der Region Hannover ist Mobilität und im Speziellen der Autoverkehr sowie der ÖPNV (Elektrobusse der ÜSTRA). ZIT: • Das eigene Auto ist das häufigste Fortbewegungsmittel in Stadt und Umland. • Die Menschen würden vor allem bei kostengünstigeren ÖPNV-Tickets auf das Auto verzichten. • Mehr als die Hälfte in Stadt und Umland Hannover wünscht sich eine autofreie Innenstadt. MOBILITÄT
S. 18 Finanzen In der Wirtschaft ist das Thema nachhaltige Finanzen was können Privat-Kundinnen und -Kunden konkret (Sustainable Finance) schon fester Bestandteil. Die Fra- tun, wenn das eigene Geld ethisch oder nachhaltig an- ge, wie eine nachhaltige Finanzwirtschaft die Dekarboni- gelegt werden soll? Inwieweit kann hierdurch ein aktiver sierung der Weltwirtschaft vorantreiben kann, beschäf- Beitrag zum Klimaschutz geleistet werden? Werden bei tigt viele Unternehmen. Im Vorjahresvergleich ist das den Menschen in der Region bereits Aspekte des Klima- Volumen Nachhaltiger Geldanlagen um 23 Prozent ge- 1 schutzes bei der eigenen Geldanlage berücksichtigt? wachsen (Forum Nachhaltige Geldanlagen, 2020). Doch Und wenn ja, welche Aspekte sind dabei wichtig? IM BEREICH FINANZEN IST KLIMASCHUTZ BISHER 21 BIS 69-JÄHRIGE SETZEN SICH MIT DEM THEMA WENIG IM FOKUS. VOR ALLEM BEI DEN 14-20-JÄHRI- DES GELDANLEGENS PER SE INTENSIVER AUSEIN- GEN IST DAS ANLEGEN VON GELD NUR SELTEN EIN ANDER, JEDOCH SPIELT DAS ATTRIBUT DES KLIMA- THEMA. SCHUTZES AUCH EHER EINE UNTERGEORDNETE ROLLE. Überwiegend aufgrund des jungen Alters und daraus Für die ältere Zielgruppe sind Geldanlagen ein Thema, resultierenden anderen Lebensschwerpunkten aber über das man nachdenkt. Auch die Integration des auch in Anbetracht fehlenden Kapitals macht sich die Klimaschutzes in solche Investments ist vielen nicht junge Zielgruppe bis dato kaum Gedanken über Geld- fremd. Allerdings fühlt sich die Mehrheit nicht ge- anlagen im Allgemeinen. Dass man mit einer Geldan- nügend darüber aufgeklärt, welche Möglichkeiten lage den Klimaschutz unterstützen kann, ist nur den es konkret gibt. Daraus resultierend ist die Skepsis Wenigsten bewusst. Diese Information wird jedoch als hinsichtlich der Glaubwürdigkeit und Überprüfbarkeit interessant eingestuft, teilweise wird ihr aber auch mit solcher Angebote deutlich stärker ausgeprägt als bei Skepsis begegnet. den Jugendlichen. „Ich habe vor, in naher Zukunft etwas aufzubauen, „Zu dieser Sparte der Geldanlage fehlt mir das wo ich sicherlich den Klimaschutz beachten wer- Wissen und es ist aktuell noch zu wenig vertrauens- den.“ würdig.“ (Gruppendiskussion Hannover Stadt, weiblich, 20) (Gruppendiskussion Hannover Stadt, weiblich, 54) „Dabei kann man doch zu 0% sicher sein, dass die „Ist kein Thema für mich, fehlendes Kleingeld. Ich das Geld auch dafür nehmen und benutzen.“ kenne aber Freunde, die in Baumpflanzungen in- (Gruppendiskussion Hannover Stadt, männlich, 19) vestieren, das finde ich gut. Hauptsächlich soll es direkt ankommen bei den Menschen.“ „Das ist mir bisher nie in den Sinn gekommen und (Gruppendiskussion Hannover Stadt, weiblich, 56) scheint auch vorerst nichts für mich zu sein.“ „Die Anlagen sind oftmals als sehr risikohaft be- (Gruppendiskussion Hannover Stadt, weiblich, 18) wertet, das hält mich schon davon ab.“ (Gruppendiskussion Hannover Umland, weiblich, 29) * Nachhaltige Geldanlagen sind definiert als die Summe aller nachhaltigen Fonds und Mandate, sowie Kunden-und Eigenanlagen von Spezialbanken. (Forum Nachhaltige Geldanlagen, 2020)
S. 19 Sparkasse Hannover | Klimaschschutz in der Region Hannover Welche Aspekte sind wichtig für nachhaltige Geldanalagen? 14-20-Jährige: 21-69-Jährige: • Faire Nahrungs- und Lebensmittel • Faire Nahrungs- und Lebensmittel • Klimaschutz vor Ort • Klimaschutzprojekte vor Ort • Energiegewinnung / Kohleausstieg • Klimaschutz in anderen Teilen der Welt • Zero Waste (Thema Palmfett) (Plastik- und Müllvermeidung) • Ausbau der Erneuerbaren Energien • Fair Trade Produkte (Bürger-Solar-Fonds) / Reduktion von Braunkohleanlagen • Abschaffung der Massentierhaltung (Tierwohl) • Zero Waste (Plastik- und Müllvermeidung) • Vermeidung von Flugverkehr Für Sparkassen-Kundinnen und -Kunden hat der Klima- Klimaschutzes wichtiger zu sein (57 % Zustimmung). 65 schutz bei Finanzprodukten eine vergleichsweise hohe Prozent glauben, dass die Sparkasse Hannover aktiv zum Relevanz. Im Vergleich zur Repräsentativ-Umfrage unter Klimaschutz in der Region Hannover beitragen kann. 1.325 Bürgerinnen und Bürgern scheint der Aspekt des Für Sparkassen-Kundinnen und -Kunden hat der Klimaschutz bei Finanzprodukten eine vergleichsweise hohe Relevanz. Wie wichtig ist Ihnen der Klimaschutz bei der Auswahl von Finanzprodukten (Sparbrief, Aktien, Festgeld, Bausparvertrag o.ä.)? sehr wichtig 25 5 eher wichtig 32 25 weder noch 14 29 weniger wichtig 9 15 gar nicht wichtig 10 16 keine Angaben 10 10 Sparkassen-Kundinnen und -Kunden: n = 997; Bürgerinnen und Bürger: n = 1.325; Angaben in Prozent Die Gründe für die Wichtigkeit des Klimaschutzes bei der Wahl von Finanzprodukten, dann liegt das vor allem der Auswahl von Finanzprodukten sind vielfältig. Haupt- an der Priorisierung der Rendite und der Tatsache, dass sächlich wird es als moralisch richtiges Investment der Zusammenhang zwischen Klima und Finanzen nicht sowie einen eigenen Beitrag für die Zukunft und den klar ist. Klimaschutz gesehen. Ist Klimaschutz nicht wichtig bei
S. 20 ATTITUDE-ACTION-GAP: KLIMASCHUTZ BEI FINANZPRODUKTEN IST WICHTIG, WIRD ABER BISLANG NUR SELTEN BEACHTET. Interessant ist, dass es eine Lücke zwischen Anforde- andersetzung mit einer als komplex wahrgenommenen rungsprofil, also bekundetem Interesse, und dem Verhal- Thematik, die allzu gerne aufgeschoben wird (Der Bank ten gibt. Demnach haben bislang nur wenig Menschen Blog, 2019). bei der Auswahl von Finanzprodukten (wie Girokonto, Fonds, Wertpapiere, Baufinanzierung etc.) schon einmal Potenzial nutzen auf Klimaschutz-Aspekte geachtet. Dem gegenüber ist und Lücke durch Angebote adressieren es jedoch vielen wichtig, dass der Klimaschutz beachtet wird, wenn das eigene Geld investiert wird. Offensicht- Im Umkehrschluss bedeutet diese Lücke zwischen lich gibt es Barrieren, die für diese Lücke verantwortlich Interesse und Verhalten aber auch ein großes Potenzial sind. Erklärungen dafür sind vielfältiger Natur: Fehlen- für die Sparkasse Hannover, eben dieses passive de Angebote, fehlende Informationen oder aber auch Verhalten zu adressieren und durch adäquate Angebote schlichtweg der „innere Schweinehund“ vor der Ausein- aufzufangen. Attitude-Action-Gap: Klimaschutz bei Finanzprodukten ist wichtig, wird aber bislang nur selten beachtet. Im Folgenden geht es um Klimaschutz bei Banken und Finanzprodukten. Inwieweit treffen die folgenden Aussagen auf Sie zu? 57 56 52 ke 44 Lüc 35 i b t eine eresse t Es g hen In ten! c al zwis d Verh un Bei der Auswahl von Mir ist wichtig, dass der Bei meiner Geldanlage Aktive Hinweise meiner Spar- und Anlageprodukte, Finanzprodukten Klimaschutz beachtet wird, geht es mir nicht nur um Bank, wie ich mit Spar- und die den Klimaschutz unter- (Girokonto, Fonds, Wert- wenn mein Geld investiert Rendite, sondern auch um Anlageprodukten den stützen, finde ich persön- papiere, Baufinanzierung wird. Klimaschutz. Klimaschutz unterstütze lich äußerst attraktiv. etc.) habe ich schon einmal kann, würden mich sehr auf Klimaschutz-Aspekte interessieren. geachtet. n = 1.140-1.189; Angaben in Mittelwerten 66 % DER SPARKASSEN-KUNDINNEN UND -KUNDEN ENTSCHEIDEN SICH FÜR EIN FINANZPRODUKT MIT BEITRAG ZUM KLIMASCHUTZ. Hätten die Menschen die Wahl zwischen einem Finanz- Prozent der Sparkassen-Kundinnen und - Kunden sowie produkt, das nachweislich einen Beitrag zum Klima- 68 Prozent der Bürgerinnen und Bürger für das Finanz- schutz leistet, und einem konventionellen Finanzpro- produkt mit Beitrag zum Klimaschutz. dukt – bei gleichen Konditionen – entscheiden sich 66
S. 21 Sparkasse Hannover | Klimaschschutz in der Region Hannover GENERELLE INFORMATIONEN, WAS KLIMASCHUTZ MIT BANKEN ZU TUN HAT, FEHLEN DEN MEISTEN „Es gibt sehr gute Geldanlagen im Umweltbereich, „Ich lege mein Geld nicht an, ist aber eine tolle Idee. allerdings wird es zu wenig offensiv angeboten.“ Sollte man mehr nach außen tragen!“ (Gruppendiskussion, Hannover Stadt, männlich, 47) (Gruppendiskussion, Hannover Umland, weiblich, 33) „ICH FANGE AN ZU VERSTEHEN, DASS DAS ZUSAMMENHÄNGT, HABE ABER NOCH KEINE KONSEQUENZ DARAUS GEZOGEN. MAN MÜSSTE MEHR VOX POPS: STADT HANNOVER INFORMATIONEN KRIEGEN!“ VOX POPS: STADT HANNOVER „DARÜBER VOX POPS: STADT WUNSTORF HABE ICH MIR NOCH NIE GEDANKEN GEMACHT.“ VOX POPS: STADT HANNOVER VOX POPS: STADT HANNOVER Die Gründe hierfür sind ebenfalls vielfältig. Interessant Produkten berücksichtigt. Weiterhin scheint das Thema zu beobachten ist, dass viele der Befragten das Thema der eigenen Finanzen generell ein unliebsames Pflicht- zu abstrakt finden oder schlichtweg keine Informationen programm zu sein. dazu haben, wie die eigene Bank auch Klimaschutz bei
S. 22 KUNDINNEN UND KUNDEN BEVORZUGEN DIGITALE KANÄLE Weiterführende Informationen sollen vor allem über Dieser Trend wird auch durch die aktuelle Situation be- digitale Kanäle angeboten werden. Hier bevorzugen 95 stätigt. Die Corona-Krise befeuert die Nachfrage nach Prozent der Befragten Sparkassen-Kundinnen und –Kun- digitalen Angeboten und Kommunikationskanälen (Der den digitale Kanäle: Bank Blog, 2020). Gleichwohl legen die Menschen viel Wert auf persönliche Beratung und die Möglichkeit, in 1. Homepage der Sparkasse Hannover (34 %) den Dialog treten zu können. 2. App der Sparkasse Hannover (30 %) 3. Newsletter der Sparkasse Hannover (13 %) 4. Soziale Medien (9 %) FA Es haben sich bisher nur wenige Bürgerinnen und Bürger sowie Sparkassen-Kundinnen und – Kunden mit dem Thema Finanzen in Bezug auf Klimaschutz auseinandergesetzt. Entweder fehlt es am nötigen Geld, es herrscht Desinteresse oder das Unwissen über diesen Themenbereich ist zu groß. Zudem lässt sich eine tendenzielle Skepsis darüber erkennen, ob es mit Finanzanlagen ZIT: wirklich möglich ist, den Klimaschutz zu unterstützen. In der Regel wird Klimaschutz kaum mit der eigenen Bank in Verbindung gebracht und falls ja, ist dies eher auf die Betriebsökologie der Bank anstatt auf konkrete Finanzprodukte bezogen. FINANZEN • Klimaschutz bei Banken haben die Wenigsten bislang im Fokus. • Es gibt einen Wunsch nach mehr Informationen darüber, wie man sein Geld nachhaltig anlegen kann. • Es herrscht Skepsis gegenüber der Glaubwürdigkeit und Transparenz von nachhaltigen Finanzprodukten. • Das Thema Klimaschutz und Finanzen scheint noch weitgehend unbekannt. • Klimaschutz und Banken wird meist nur mit Betriebsökologie (z.B. Papier sparen bei Infomaterial) in Verbindung gebracht. 57 DER SPARKASSEN- % KUNDINNEN UND -KUNDEN IST KLIMASCHUTZ WICHTIG.
S. 23 Sparkasse Hannover | Klimaschschutz in der Region Hannover Ernährung und Konsum Der Verbrauch von Lebensmitteln hat starke Auswir- Klima optimiert werden können. In der Umfrage zeigt kungen auf die Umwelt. Die Ökobilanz von Fleisch- und sich, dass die Menschen in der Region zumindest im Milchprodukten ist besonders verheerend – Klimakiller Hinblick auf den Einkauf bereits viel richtigmachen und sind hier vor allem Butter und Rindfleisch (Utopia, 2020). besonders auf den Kauf von regionalen und saisonalen Wichtige Faktoren sind neben der landwirtschaftlichen Produkten achten. Das bedeutet in erster Linie, sich von Erzeugung auch die Verarbeitung, Verpackung, Distribu- Lebensmitteln zu ernähren, die in der eigenen Region tion, Zubereitung und das Abfallaufkommen. Es gibt also (regional) und in der aktuellen Jahreszeit (saisonal) er- viele Dinge, die entlang der Wertschöpfungskette von zeugt werden. Regional Einkaufen bedeutet auch immer Lebensmitteln hinsichtlich der Auswirkungen auf das saisonal einzukaufen. Die Region Hannover ernährt sich vor allem regional und saisonal. Wie drückt sich Klimaschutz bei der Ernährung aus? Regionale Produkte 27 Nichts davon 3 Einschränkung Milchprodukte Bioprodukte 6 15 Einschränkung Fleischkonsum 17 24 8 Saisonale Produkte Kauf in Unverpackt-Läden n = 1.325; Bürgerinnen und Bürger mit Wohnsitz in Stadt oder Umland Hannover; Angaben in Prozent „Ansonsten hilft ja auch ein bisschen Menschen- „Ich taste mich oft an vegane Optionen ran verstand, z.B. dass Erdbeeren im Frühling natürlich und kaufe möglichst regional ein, mehr aber nicht.“ nicht regional sein können.“ Gruppendiskussion Hannover Stadt,weiblich, 18 Gruppendiskussion Hannover Umland, männlich, 19 DER GEFÜHLT ZU HOHE PREIS SPIELT NACH WIE VOR EINE GROSSE ROLLE BEIM NACHHALTIGEN KONSUM „Ich finde es nur traurig, dass wir im Bereich „Wenn ich ab und an mal Lust auf Fleisch habe, Ernährung inzwischen langsam amerikanische Ver- dann kann ich auch nicht wirklich darauf achten, hältnisse bekommen, wo nur Menschen mit einem da mir das auch zu teuer wird.“ höheren Einkommen oder einem eigenen Garten Gruppendiskussion Hannover Stadt, weiblich, 20 sich eine hochwertige Ernährung leisten können.“ Gruppendiskussion Hannover Stadt, weiblich, 54
S. 24 Aktuelles: Corona & Fridays for Future Die Corona-Krise hält an und bereits jetzt lassen sich da- Mobilität (z.B. durch mehr Home-Office und weniger raus resultierende Veränderungen im Alltag feststellen. Flugverkehr) heißt weniger Emissionen und bessere Luft Auch Veränderungen, die – wenn auch nur kurzfristig – (Agora Energiewende, 2020). Weniger Konsum heißt einen Beitrag zum Klimaschutz leisten können: Weniger weniger Ressourcen, die verbraucht werden. CHANCEN FÜR DEN KLIMASCHUTZ IN DER REGION RISIKEN FÜR DEN KLIMASCHUTZ IN DER REGION DURCH CORONA DURCH CORONA Ähnlich sehen dies auch die Menschen in der Region Negative Auswirkungen sehen nur 25 Prozent und zwar Hannover. Gefragt nach möglichen Chancen für den in erster Linie dadurch, dass weniger Menschen den Klimaschutz bedingt durch Corona sehen 47 Prozent ÖPNV nutzen und dafür vermehrt auf das Auto auswei- positive Beiträge für den Klimaschutz. Hier werden vor chen. In den Gruppendiskussionen wurde auch vermehrt allem weniger Verkehr durch mehr Home-Office und eine darauf hingewiesen, dass der Klimaschutz durch die Verbesserung der Luftqualität als Chancen gesehen. Brisanz der Corona-Krise zeitweise in den Medien ver- drängt wurde. „Mehr ÖPVN und zu Fuß, weniger Auto-, Flug-, „Vor der Corona Krise bin ich nur mit öffentlichen und Schiffverkehr.“ Verkehrsmitteln gefahren. Seitdem nur mit Auto.“ Gruppendiskussion Hannover Stadt, weiblich, 20 Gruppendiskussion Hannover Stadt, weiblich, 20 „Die Luft war viel besser aber schade, das so was „Lange nichts von Greta gehört.“ erst durch eine Pandemie zustande kommt.“ Gruppendiskussion Hannover Umland, weiblich, 35 Gruppendiskussion Hannover Umland, weiblich, 54 „Den ganzen Tag halten draußen die Wagen von „Weniger Dienstreisen und mehr Videokonferenzen.“ Hermes, DHL, Durstexpress, Pizza Lieferdienste...“ Gruppendiskussion Hannover Umland, männlich, 40 Gruppendiskussion Hannover Stadt, männlich, 52 „Zudem hat es gezeigt, dass auch die Globalisierung ihre Schattenseiten hat und man mehr auf regionale Produktionen setzen sollte.“ Gruppendiskussion Hannover Umland, weiblich, 17 „Denke das auch während der Krise viele Leute die Schönheit der heimischen Natur entdeckt haben.“ Gruppendiskussion Hannover Stadt, männlich, 32 „Die Pandemie eignet sich als perfekte Zeit für Renovierungsoder Bauarbeiten. Das ist DIE Zeit zum Ausbau von Fahrradwegen.“ Gruppendiskussion Hannover Umland, männlich, 25
S. 25 Sparkasse Hannover | Klimaschschutz in der Region Hannover Durch Corona hat sich in den vergangenen Monaten vieles im Alltag geändert. Sehen Sie hier auch Chancen für den Klimaschutz in der Region? ja, und zwar 117 weniger Auto-Nutzung / Verkehr 98 mehr Home-Office 38 Verbesserung der Luftqualität / Umwelt 47 35 mehr Fahrrad-Nutzung 33 bewussterer Umgang mit Ressourcen / Nachhaltigkeit nein 25 im Gegenteil, ich sehe folgende Risiken/Barrieren für den Klimaschutz in der Region 26 weniger Nutzung des ÖPNV 22 mehr Auto-Nutzung 5 12 wirtschaftliche Einbußen keine Angabe 23 n = 1.325; Angaben in Prozent; Bürgerinnen und Bürger mit Wohnsitz in Stadt oder Umland Hannover; Angaben in Anzahl der Nennungen Fridays for Future Es ist still geworden um Greta und die wöchentlich Gefragt nach der Beteiligung bei Fridays for Future ha- Demonstrierenden der Fridays-for-Future-Bewegung. ben 35 Prozent der 16- bis 20-Jährigen angegeben, be- Corona spielt im Alltag vieler Menschen aktuell eine reits einmal bei einer Demonstration teilgenommen zu wichtige Rolle, zudem wurden die Bedingungen für Ver- haben. Weiter gefragt nach den Beweggründen für eine sammlungen im öffentlichen Raum erschwert. Dennoch Teilnahme geben vor allem viele an, dass die Wichtigkeit können die Folgen des Klimawandels nicht wie die des Themas („Es geht um ein wichtiges Zukunftsthema“) Wirtschaft einfach auf Pause gesetzt werden, sondern und den Wunsch, etwas zu bewegen, ausschlaggebend nehmen stetig zu. Das sehen auch die Aktivistinnen und sind. Gründe für die Nicht-Teilnahme bei den Demons- Aktivisten von Fridays for Future in Hannover und drän- trationen sind vor allem die Typfrage („bin generell gen wieder auf die Straßen (Grafschafter Nachrichten, nicht der Typ für solche Aktionen“) oder aber andere 2020). Bei der ersten großen Kundgebung von FFF seit Herausforderungen im Leben, die wichtiger sind (Schule, Ausbruch der Corona-Pandemie versammelten sich rund Ausbildung etc.). Fehlendes Interesse oder die Einschät- 8.000 junge Menschen am 25. September 2020 zum glo- zung, dass Klimaschutz nicht wichtig sei, sind selten ein balen Klimastreik in Hannover. Die Forderung: Ausstieg Grund, sich nicht zu beteiligen. aus der Kohleenergie bis 2030 und eine sozial-ökologi- sche Wende (Süddeutsche, 2020).
S. 26 4. Fazit: Vorhandene Potenziale nutzen Die in der Studie aufgeworfene Frage danach, wie „kli- MEHR LOKALE KÄMPFE AUSTRAGEN UND REGIONALE mabewusst die Region Hannover lebt“, erlaubt unter- GESCHICHTEN ERZÄHLEN schiedliche Antwortmöglichkeiten. Klar ist, dass der Klimaschutz im Alltag der Menschen angekommen ist Klimaschutz ist vom globalen Problem zur regionalen und – unterschiedlich ausgeprägt – mittlerweile alle Be- und lokalen Alltagsherausforderung geworden. Damit reiche des täglichen Lebens beeinflusst. So trennen zum der Klimawandel ernst genommen wird, müssen erst Beispiel viele wie selbstverständlich ihren Müll und ver- physische Erfahrungen und persönliche Betroffenheit meiden Plastik beim Einkaufen. Geht es jedoch um die vorliegen. Oft ist das Wissen über den Klimawandel eigenen Finanzen, hat sich bislang noch kaum jemand vom Rezipienten abhängig und für den Alltagsverstand Gedanken gemacht, wie das eigene Geld auch einen schwer verständlich. Die Bilder der medialen Bericht- Beitrag zum Klimaschutz in der Region beitragen kann. erstattung in der Vergangenheit haben scheinbar nicht Optimierungspotenzial beim eigenen Verhalten sehen funktioniert: Der Eisbär auf der schmelzenden Scholle gleichwohl viele – aber verzichten möchte eigentlich berührt die Menschen zwar emotional, aber die Szene kaum jemand auf etwas zugunsten des Klimas. Allen ist auch sehr weit weg. Wenn es aber um die schlechter ist die Brisanz des Themas bewusst und wichtig. Aber werdende Luftqualität in der eigenen Stadt geht, dann Wissen allein reicht nicht, um das Verhalten zu ver- ist der Klimawandel plötzlich ganz nah und präsent. Im ändern. Woran hakt es also? Zuge der Corona-Krise hat in diesem Zusammenhang ein Lernprozess stattgefunden, der dazu geführt hat, dass wissenschaftlichen und evidenzbasierten Erkenntnissen KLIMASCHUTZ OHNE VERZICHT GEHT NICHT neues Vertrauen geschenkt wird. Dieses Potenzial sollte auch in der Aufklärung über die Klimafolgen und den Ein Aspekt wird häufig im öffentlichen Diskurs vernach- eigenen Beitrag dazu genutzt werden. lässigt: Klimaschutz ohne Verzicht funktioniert nicht. Nach wie vor herrscht der Irrglaube, dass wir unseren Die grundlegende Erkenntnis ist jedoch, dass der Klima- Lebensstil weiter aufrechterhalten können und der Kli- schutz in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist und mawandel dennoch gleichzeitig gestoppt werden kann. viele Menschen in der Region Hannover dazu bewegt, Die Dringlichkeit der Lage scheint zwar angekommen ihre Verhaltensmuster im Alltag zu hinterfragen. Viele zu sein, hat aber bislang zu keinen Konsequenzen im kleine Veränderungen sind zwar ein wichtiger Schritt Handeln geführt. in die richtige Richtung, um aber eine klimaneutrale Region bis 2050 zu erreichen, bedarf es noch mehr an Eigeninitiative von allen Akteuren und einer Abkehr vom „ökonomischen weiter so!“
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