Klimawandel, Umweltwandel - Wie wir unsere Natur verändern
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Klimawandel, Umweltwandel – Wie wir unsere Natur verändern Dr. Jens Mutke Nees-Institut für Biodiversität der Pflanzen, Universität Bonn BION - digitale Vortragsreihe "Sommerwissen“, 22.07.2021 John McColgan, U.S.Forest Service, Gemeinfrei, commons.wikimedia.org Foto: J. Mutke, Brunei 2011 Lite-Trac, CC BY-SA 3.0, commons.wikimedia.org Foto: J. Mutke, Felder bei Niederkassel Mondorf 1
Die letzten 7 Jahre waren die 7 wärmsten Jahre seit Beginn der Wetteraufzeichnung! Abweichung der weltweiten Mitteltemperatur (°C) zum Durchschnitt 1951-1980 https://news.satnews.com/2021/03/25/nasa-reveals-2020-tied-for-warmest-year-on-record/ 2
An immer neue https://ga.de/news/wissen-und-bildung/ueberregional/dwd-2020-war-auch-weltweit-zweitwaermstes-jahr_aid-56692429 Nachrichten zu immer neuen Klimarekorden haben wir uns langsam gewöhnt, oder? …. Sind ja auch nur Zahlen, oder? 3
https://www.tagesschau.de https://www.tagesschau.de https://www.deutschlandfunk.de https://www.tagesschau.de
https://www.tagesschau.de https://www.tagesschau.de https://www.worldweatherattribution.org/ https://www.worldweatherattribution.org/wp-content/uploads/ NW-US-extreme-heat-2021-scientific-report-WWA.pdf https://www.tagesschau.de
https://www.umweltbundesamt.de/presse/pressemitteilungen/neue-analyse-zeigt-risiken-der-erderhitzung-fuer 6
Der Klimawandel wird sichtbar – mit ‚Hilfe‘ des Borkenkäfers Blick vom Drachenfels in Siebengebirge Foto J. Mutke, Siebengebirge 08/2020 7
Der Klimawandel wird sichtbar – mit ‚Hilfe‘ des Borkenkäfers „Sollten, wie es die Prognosen für den Klimawandel sagen, zukünftig extreme Jahre wie 2018 und 2019 mit längerer Trockenheit und großer Hitze zum Normalfall werden, ist von gewaltigen Veränderungen in unseren Wäldern auszugehen, mit Folgen für Arten, Lebensräume und die Forstwirtschaft, die https://www.bfn.de/fileadmin/BfN/service/Dokumente/skripten/S kript600.pdf derzeit kaum absehbar sind. Dann wären die aktuellen Bilder von Beständen, die in ihrer Vitalität stark geschwächt sind (Abb. 12), nur ein kleiner Vorgeschmack auf das Kommende.“ MANFRED GROSSMANN, Nationalpark Hainich 8 Foto J. Mutke, Siebengebirge 08/2020
Der Klimawandel wird sichtbar – überall rund um Bonn Kottenforst Wahner Heide Foto J. Mutke, Kottenforst 2021 Foto J. Mutke, Wahner Heide 2020 9
Dabei haben die Wälder bei Bonn nur eine eher geringere Dürreempfindlichkeit Foto J. Mutke, Siebengebirge 08/2020 * Hitzesommer und Borkenkäfer: In mehreren Bundesländern sind zwischen 2017 – 2020 mehr als 50% aller Fichten gestorben. *Generalanzeiger vom 19.3.21: Im Königsforst bei Köln sind mehr als 90% der Fichten tot! http://www.klimaanpassung-karte.nrw.de 10
23.6.2021 11 https://www.tagesschau.de/ https://www.tagesschau.de/ausland/weltklimarat-erderwaermung-bericht-101.html
Klimawandel, Umweltwandel – Wie wir unsere Natur verändern • Der globale Klimawandel Marlenenapoli, CC0, commons.wikimedia.org • Mehr als Klima – die große Beschleunigung • Wandel der Umwelt in Deutschland • Die Region Bonn / Rhein-Sieg United States Fish and Wildlife Service, Public Domain, • Ausblick commons.wikimedia.org 12 Fotos J. Mutke, Borneo, West-Afrika, Peru
Ein komplexes und umstrittenes Thema – verlässliche Quellen? 1. International Welt-Klimarat Welt-Biodiversitätsrat The The Intergovernmental Science-Policy Intergovernmental Platform on Biodiversity and Ecosystem Panel Services on Climate Change 1988ff 2012ff www.ipcc.ch www.de-ipcc.de www.ipbes.net | www.de-ipbes.de | http://biodiversity.de/ 2001ff 1964ff 1997ff www.iucnredlist.org www.unenvironment.org/global-environment-outlook 2005 www.millenniumassessment.org www.cbd.int/gbo 13
Ein komplexes und umstrittenes Thema – verlässliche Quellen? 2. National Bundesamt für Naturschutz www.bfn.de Umweltbundesamt www.uba.de LANUV NRW www.lanuv.nrw.de Die vollständige Präsentation mit allen Quellen: https://www.nees.uni-bonn.de/staff/pages/jens-mutke Biodiversitäts- bericht Stadt Bonn 2008 (link) BION-Bericht: Natur der Region Bonn/Rhein-Sieg 2019 (=> NHV) 14
Deutschland ist inzwischen bereits fast 2° wärmer als Ende des 19. Jahrhunderts https://scilogs.spektrum.de/klimalounge/deutschland-ist-schon-2c-waermer-geworden/ 15
Nicht nur Durschnitt – Zunahme von Wetterextremen https://www.umweltbundesamt.de/daten/umweltindikatoren/indikator-heisse-tage 14-tägige Hitzeperiode mit mittlerem Tagesmaximum der Lufttemperatur von ≥ 30 °C www.dwd.de/DE/klim aumwelt/aktuelles/17 0619_markante_hitze wellen.html vgl. z.B. https://www.nationalgeographic.de/umwelt/2019/09/ Jivee Blau, CC BY-SA 3.0, Foto J. Mutke rekordhitze-und-duerre-der-sommer-2019-war-extrem commons.wikimedia.org 1616
„the temperature in the arctic regions would rise about 8 to 9 C, if the carbonic acid increased to 2.5 Svante Arrhenius or 3 times its present value “ Schwedischer Physiker und Chemiker, Nobelpreis 1903 17
Die Kenntnis des Klimawandels ist bei weitem nicht neu… Ein interner Bericht des US-amerikanischen Mineralölkonzern Exxon (!) Aktuell 2021: sagte schon 1982 wichtige Trends des ca. 420 ppm CO2 Klimawandels relativ genau voraus…. ca. 1.2°Celsius über vor- industriellem Niveau (ca. 1° über Mittel 1950-80) “Exxon’s private prediction of the future growth of carbon dioxide levels (left axis) and global temperature relative to 1982 (right axis). Elsewhere in its report, Exxon noted that the most widely accepted science at the time indicated that doubling carbon dioxide levels would cause a global warming of 3°C.” Illustration: 1982 Exxon internal briefing document [available at theguardian.com and https://insideclimatenews.org] 18
Je länger wir warten, desto drastischer müssen die Einschnitte werden. https://scilogs.spektrum.de/klimalounge/zwei-grafiken-zeigen-den-weg-zu-15-grad Stefan Rahmstorf (PIK) am 20.4.21 auf Spektrum.de John McColgan - Gemeinfrei, commons.wikimedia.org https://www.unep.org/resources/global-environment-outlook-6 19
https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/2186/dokumente/praesentation_uba-webinar_fuer_multiplikatoren_vom_05.04.2019.pdf 20
Umweltwandel ist weit mehr als nur Klima Die „planetaren Grenzen“ https://www.stockholmresilience.org/research/planetary-boundaries https://www.nature.com/articles/461472a Fotos J. Mutke Rockström et al. 2009.A safe operating space for humanity. Nature www.bmu.de
Vermutete Kippelemente des Erdsystems https://www.stockholmresilience.org research/planetary-boundaries https://www.pik-potsdam.de/de/produkte/infothek/kippelemente 22
Kippelement: Korallenriffe Korallenriffe sind seit 1870er-Jahren bereits +/-50% zurückgegangen. Vorhersage: Bei globaler Erwärmung von 1.5°C: Rückgang auf 10-30% der ursprünglichen Ausdehnung! bei 2°C: auf weniger als 1%! (Weltklimarat,IPCC SR15_Chapter3) “Tropische Koralleniffe haben den Kipppunkt überschritten an dem chronische Korallenbleiche viele Riffe abgetötet hat. Eine Erholung ist unwahrscheinlich selbst in Zeitrahmen von mehreren Hundert Jahren (gut gesicherte Erkenntnis)” Eigene Übersetzung nach Chapter 7, UNEP GEO 6, März 2019 https://www.unenvironment.org/resources/global-environment-outlook-6 J. Hutsch - CC BY-SA 3.0, commons.wikimedia.org Elapied, CC BY-SA 2.0 fr, commons.wikimedia.org 23
Seit Mitte des 20. Jahrhunderts hat sich der anthropogene Umweltwandel in vielen Aspekten massiv beschleunigt http://www.igbp.net 24
Beispiele für die weltweite Umweltprobleme Fläche u. Zustand der Ökosysteme Ursache („Treiber“) Rückgang um 47% im Vergleich zum vermuten ursprünglichen Zustand Direkte Treiber Aussterben der Arten 25 % der Arten vom Aussterben bedroht in den untersuchten Gruppen von Pflanzen und Tieren Landlebensräume Ökosysteme Ursprünglichkeit: die Abundanz der natürlicherweise Süßwasser vorkommenden Arten in Landökosystemen um 23% gesunken Biomasse / Populationen Meere/Ozeane Die Biomasse von wildlebenden Säugetieren ist weltweit um 82% zurückgegangen. Rückgänge besonders seit 1970 Landnutzungswandel Direkte Nutzung Natur für Indigene Völker und lokale Klimawandel Bevölkerung Verschmutzung Invasive Arten 72% der von Indigenen und lokalen Gruppen entwickelten anderes Indikatoren zur sie umgebenden Natur zeigen anhaltende Verschlechterung Übersetzt nach https://www.ipbes.net/global-assessment-report-biodiversity-ecosystem-services , Fig. SPM.2 25
Unter der Oberfläche – auf unserem Teller Lämpel, CC BY-SA 4.0, commons.wikimedia.org Biomasse genutzte Fische (Tonnen / km2) www.millenniumassessment.org 26
Mangrovenwälder SO Asien Karte J. Mutke nach WWF Ökoregionen (Olsen et al. 2001) Foto: J. Mutke, Mangroven-Wald Brunei 2012 27
Leer von Fisch – voll mit Plastik „226,5 Kilogramm an Verpackungsmüll verbrauchte jeder Deutsche im Jahr 2017. Laut Umweltbundesamt ein neuer Rekord. Die Verbraucher könnten den Müllberg leicht verkleinern. [..] Gründe [..] unter anderem Trends zum Online-Versand, kleinen Portionen und Essen „Die gesamte Exportmenge von Plastikmüll 2019 und Trinken zum beträgt 1,05 Millionen Tonnen. Mitnehmen.“ Der größte Teil mit 17 Prozent ging nach Malaysia.“ https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/deutschland-abfall-in-zahlen-100.html Foto: J. Mutke, Mangroven-Wald Brunei 2012 18.11.2019 28
Die Haupt-Agrarlandschaften >70% der Erdoberfläche sind unserer Erde vom Menschen verändert Foto: J. Mutke, Felder bei Niederkassel Mondorf Wälder und Waldverlust Foto: J. Mutke, Brunei 2011 https://www.millenniumassessment.org/documents/document.356.aspx.pdf29
Seit 1970 sind etwa 20% des Amazonas-Waldes verloren gegangen Durch Abholzung und Feuer werden jährlich im Amazonasbecken zwischen 0,45 und 2,2 Milliarden Tonnen CO2 freigesetzt! Aragão etal. 2018. Nature Communications & West et al. 2019 Fotos: J. Mutke https://e360.yale.edu/features/business-as-usual-a-resurgence-of-deforestation-in-the-brazilian-amazon Jährliche Treibhausgas-Emissionen in Deutschland derzeit ca. 0,8 Milliarden Tonnen CO2 Fotos: J. Mutke 30
Hören Sie auf Ihren Ärztin….. Vegetarische Ernährung ist nicht nur gut für die eigene Gesundheit. • Landnutzung (inkl. Agrar und Forst) verursacht 24% der Treibhausgas- Emissionen • 70% der Landwirtschaftsfläche weltweit wird für Nutztiere und ihr Futter gebraucht • Die Erzeugung von 1 kg Rindfleisch benötigt 20 kg Futter • Wir produzieren jetzt schon genug Kalorien, um 13 Milliarden Menschen zu ernähren. 31
Umweltwandel in Deutschland Umweltprobleme in Deutschland (aus einem Vortrag des BfN 2011) • Zerschneidung der Landschaft • Flächenverbrauch • Intensive Landwirtschaft • Überschwemmungen Vortrag von Prof. B. Jessel, BfN auf dem Sino-German Workshop on Biodiversity Conservation 2011 32
Umweltwandel in Deutschland Umweltprobleme in Deutschland • Zerschneidung der Landschaft • Flächenverbrauch Joadl - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0 at, • Intensive commons.wikimedia.org Foto: J. Mutke Landwirtschaft • Überschwemmungen ..inzwischen auch… • Klimawandel Lite-Trac, CC BY-SA 3.0, commons.wikimedia.org Foto J. Mutke, Siebengebirge 08/2020 33
Etwa die Hälfte Deutschlands ist landwirtschaftliche Fläche Weitere 12% sind mit bebaut (Siedlungen, Verkehr etc) J. Mutke Quelle: BfN 2016 Jeden Tag (!) Verbrauch von Von Matthias Zepper, CC BY-SA 3.0, commons.wikimedia.org > 50 Hektar* (= ca. 75 Fußballplätze) weitere Flächen für Siedlungs- und Verkehrszwecke! Laubwald Landwirtschaft Siedlung *bereits reduziert von >120 ha Nadelwald/-forst Grünland Gewässer in den frühen 2000ern Global Landcover 2000 Datensatz J. Mutke
Intensive Landwirtschaft resultiert in hohen Einträgen von Düngern und Pestiziden und Verlust von Landschaftsstrukturen Landwirte als “Manager” von >50% der Landesfläche müssen aber auch als Partner für Naturschutz einbezogen werden. Fotos: J. Mutke [Günter Haaf 1981: Rettet die Natur] 35
Intensive Landwirtschaft resultiert in hohen Einträgen von Düngern und Pestiziden und Verlust von Landschaftsstrukturen Landwirte als “Manager” von >50% der Landesfläche müssen aber auch als Partner für Naturschutz einbezogen werden. Foto: J. Mutke 34,8 % aller Grundwasserkörper (GWK) sind in einem schlechten chemischen Zustand. Hauptursache sind diffuse Belastungen durch Nitrat (27,1 % der GWK überschreiten die Qualitätsnorm) und Pflanzenschutzmittel (2,8 % der GWK überschreiten die Qualitätsnorm) aus der Landwirtschaft (LAWA 2016b).“ Quelle: LAWA – Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft Wasser (2016b): Daten der Bund/Länderarbeitsgemeinschaft Wasser zum Bericht nach Art. 13 der EG- Richtlinie 2000/60/EG. Umweltbundesamt (2017): Gewässer in Deutschland: Zustand und Bewertung. Dessau-Roßlau. https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/1968/publikatione n/170829_uba_fachbroschure_wasse_rwirtschaft_mit_anderung_bf.pdf 36
Insektensterben – die Trends sind deutlich, die Datenlage lückig https://www.leopoldina.org/uploads/tx_leopublication/2018_3Akad_ Stellungnahme_Artenrueckgang_web.pdf https://ipbes.net/assessment- reports/pollinators https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0185809 psu.edu www.sciencedirect.com Die Populationen der Insekten in der Roten Liste der gefährdeten Arten Deutschlands https://www.vbio.de/themenspektr https://www.eea.europa.eu/publicatio um/biodiversitaet/insektenschwund ns/the-european-grassland-butterfly- indicator-19902011 sind in den letzten 50-150 Jahren um durchschnittlich 45% zurück gegangen (in einigen Gruppen bis zu 96%) 37
Gefährdungssituation der Tiere, Pflanzen und Pilze in Deutschland – etwa 1/3 der Arten ist in ihrem Bestand gefährdet Zu über 50% der Pilze haben wir keine ausreichenden Daten 38
Die Region Bonn/ Rhein-Sieg Mutke, Klement, Terlau, Freund & Weigend (2019):Die Natur der Region Bonn/Rhein-Sieg. Decheniana Beihefte 41: 1-167. [unter der Mitwirkung von 23 weiteren Kapitel-Autoren] www.naturhistorischerverein.de Vollständige Publikation als PDF Foto J. Mutke, Siebengebirge 08/2020 39
Die Region Bonn / Rhein-Sieg Bonn: 327.000 Einwohner RSK: 600.000 Einwohner 40
Die Schutzgebiete der Region Bonner Stadtgebiet: Etwa 50% unter Landschafts- oder Naturschutz. Bonn 9 NSG (32,07 km² = 22,71% ) Quelle: Stadt Bonn 2015 Rhein-Sieg 118 NSG (171,94 km² = 14,91 % ) Quelle: RSK 2016 NRW 7,1 % BRD 3,5 % 41
Die Zahlen der Wirbeltierarten haben sich lokal mehr als halbiert! •Intensive Landwirtschaft (Eutrophierung, Pestizide, intensive Bearbeitung, Struktur-Armut etc) •Bedarf an naturnahen Wäldern mit ausreichend Totholz, Baumhöhlen und insgesamt Struktur-Reichtum (siehe aber z.B. EU-Projekt Villewälder durch Regionalforstamt und Biologische Station) • Früherer Gewässerausbau und Umweltverschmutzung • Störung/„Freizeit-Druck“/hohe Hunde-Dichte etc Bonn Region NRW BRD Bonn/RSK Arten 56 63 84 96 gesamt Bedrohte 27 % 24% 40% 38,5% Arten (15) (15) (34) (37) Quelle Stadt Bonn www.saeuger www.saeuger Rote Liste 2008 atlas- atlas- Deutschlands. nrw.lwl.org nrw.lwl.org BfN 42
Verarmung der Vogelwelt im städtischen Bereich © Dr. Rudolf Specht 4343
Pionierarbeit - Vertragsnaturschutz http://vns.naturschutzinformationen.nrw.de/ Foto: J. Mutke vns/de/start https://www.researchgate.net/publication/292286839 Foto: J. Mutke 44
Biologische Stationen www.biostation-bonn-rheinerft.de www.biostation-rhein-sieg.de 45
Beispiele für Erfolge in der Umweltpolitik: Das „Waldsterben“: großes Thema in den 1980er-Jahren u.a. durch schwefelhaltige Abgase aus Industrie und Kohlekraftwerken Von bdk, CC BY-SA 3.0, commons.wikimedia.org www.umweltbundesamt.de/daten/luft/luftschadstoff-emissionen-in-deutschland
Die Luft wird besser – ist aber nicht gut 47
Schützen, was wir schätzen… Wir müssen das Wissen und v.a. das Interesse und die Begeisterung für die Natur weitergeben. Fotos: Botanischer Garten Bonn 48
Lanzerath, Mutke, Barthlott, Mutke, Klement, Terlau, Freund & Baumgärtner, Becker & Spranger Weigend (2019): Die Natur der (2008): Biodiversität. Region Bonn/Rhein-Sieg. http://www.drze.de/publikationen/ Decheniana Beihefte 41: 1-167. sachstandsberichte/band-5 [link] Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Klimawandel, Umweltwandel – Wie wir unsere Natur verändern Dr. Jens Mutke Nees-Institut für Biodiversität der Pflanzen, Universität Bonn BION - digitale Vortragsreihe "Sommerwissen 22.07.2021 Die vollständige Präsentation mit allen Quellen: https://www.nees.uni-bonn.de/staff/pages/jens-mutke Foto J. Mutke 49
Die Zerstörung des Amazonas-Waldes ist nicht „gott-gegeben“ terrabrasilis.dpi.inpe.br Lula da Silva Jair Bolsonaro INPE Brazil Präsident 2003 -2018 Präsident seit 1/2019 Ricardo Stuckert / Presidência da Präsident Bolsonaro 2003 - 2018 República. - Agência Brasil, CC BY www.flickr.com/photos/ 3.0 br, commons.wikimedia.org palaciodoplanalto , CC BY 2.0 https://e360.yale.edu/features/business-as-usual-a-resurgence-of-deforestation-in-the-brazilian-amazon 50
Das Weltwirtschaftsforum (!) listet als weltweit 7 größte Bedrohungen: - Extremwetterereignisse - Scheitern der Klimaanpassungen - Massenvernichtungswaffen - Naturkatastrophen - Wasserkrisen - Verlust Biologischer Vielfalt und Kollaps von Ökosystemen - Cyber-Attacken Wirtschaft Umwelt Geopolitik Gesellschaft https://www.weforum.org/reports/the-global-risks-report-2019 Technologie 51
Intensive Landwirtschaft resultiert in hohen Einträgen von Düngern und Pestiziden und Verlust von Landschaftsstrukturen Landwirte als “Manager” von >50% der Landesfläche müssen aber auch als Partner für Naturschutz einbezogen werden. „Brachflächen wirken sich positiv auf die Artenvielfalt z.B. bei Vögeln aus. Der Anteil der Brachen an der Ackerfläche schwankt jedoch über die Zeit stark. Ursache hierfür sind Änderungen in der europäischen Agrarpolitik.“ Leopoldina, acatech & Union der deutschen Akademien der Wissenschaften (2020) Biodiversität und Management von Agrarlandschaften – Umfassendes Handeln ist jetzt wichtig. Halle (Saale) [Günter Haaf 1981: Rettet die Natur] 52
Arten Nährstoff-armer Standorte gehen stark zurück Foto: J. Mutke Mutke, Weigend, et al. (2019): Die Natur der Region Bonn/Rhein-Sieg. Decheniana Beihefte 41: 1-167. 118 Arten Nur Funde aus Flora Region Bonn nach 1980 53
Hohe Artenverluste in der Kulturlandschaft Nord- und Mitteldeutschlands https://www.uni-goettingen.de/de/3240.html?cid=4683
Landwirtschaft ist multifunktional >50% Deutschlands sind Landwirtschaft Möglichkeiten des ‘Vertragsnaturschutz“ => prägt große Teile unseres Landschaftsbildes • Fruchtwechsel und -diversifizierung Produktions-Funktion: • Produktion von Nahrung und Materialen • Erhalt Dauer-Gründlands • Qualität der Produkte • Ackerrandstreifen Ökologische Funktion: • Pufferzonen um wichtige Biotope • Schutz von Böden und Wasser • Biotop-Netzwerk inkl. Hecken etc. • Klimaverträgliche/-angepasste Landwirtschaft • Reduktion von Pestiziden und Düngereinsatz • Schutz von Flora, Fauna und Lebensräumen • Erntezeitpunkt Sozio-kulturelle Funktion: • Kultur-Techniken und Kulturelle Identität • Erhaltung von Landschaften • Ästhetische Funktion 55 Luc Viatour, CC BY-SA 3.0, commons.wikimedia.org
Moore sind natürliche Moore entziehen der Atmosphäre weltweit Kohlenstoffsenken und jedes Jahr 150 – 250 Mio. Tonnen CO2 und Regulatoren des wirken damit als Kohlenstoffsenke. Landschaftswasserhaushalt In Deutschland emittieren die Moorböden ca. 2,5 – 5 % der CO2-Äquivalente der jährlichen Gesamtemissionen, aufgrund unangepasster Bewirtschaftung. www.bfn.de/themen/biotop-und- landschaftsschutz/moorschutz/oekosystemleistungen.html Steffen Heinz Caronna - CC BY-SA 3.0, commons.wikimedia.org 56
Szenarien und Modelle Szenarien: ≠ Klima- und Erdsystemmodelle: „story lines“ zu möglichen demographischen physikalische Zusammenhänge… Entwicklungen, technologischen und ökonomischen Veränderungen Millenium Ecosystem Assessment 2005: UFZ-Umweltforschungszentrum Leipzig-Halle basierend auf Millenium Ecosystem Assessment 2005 Dieter Kasang wiki.bildungsserver.de nach Box 3, Fig.1 aus IPCC TAR 57 Climate Change 2001: The Scientific Basis
Szenarien und Modelle Szenarien: ≠ Klima- und Erdsystemmodelle: „story lines“ zu möglichen demographischen physikalische Zusammenhänge… Entwicklungen, technologischen und ökonomischen Veränderungen Shared Socioeconomic Pathways SSP für AR6 2021: 1990 2001 1995 2007 UNECE, 15 May 2019: Shared Socioeconomic Pathways (SSPs) IPCC 2007: AR4 Climate Change 2007: The Physical Science Basis 58
Vorhersagen von Klimaänderungen • Zu erwartender Temperaturanstieg abhängig von Input-Szenarien der Emissionen (RCP2.6 – RCP 8.5) • Niederschlag und Wetterextreme werden durch höhere Verdunstung im weltweiten Mittel zunehmen • Niederschlagsverteilung noch mit Unsicherheiten www.dkrz.de/kommunikation/klimasimulationen/de-cmip5-ipcc-ar5/ergebnisse RCP: repräsentativer Konzentrationspfad (engl. representative concentration pathway) 59
Bisherige, gemessene Klimaänderungen: Änderungen Temperatur hochsignifikant Niederschlag noch unsicherer (°C) https://www.ipcc.ch/site/assets/uploads/2018/02/IPCC-AR5_SYR_barrierefrei.pdf 60
Globale Auswirkungen – und wer hat wie viel verursacht? Hansen & Sato (2016) Environ. Res. Lett.11: 034009 https://iopscience.iop.org/article/10.1088/1748-9326/11/3/034009/pdf 61
Eine ähnlich lange Periode mit trocken-heißen Jahren wie (2014-) 2017 – 2020 ist mindestens in den letzten 70 Jahren in Deutschland nicht vorgekommen. Der Dürremonitor Deutschland zeigt Informationen zum Dürrezustand des Gesamtbodens und des Oberbodens basierend auf einem hydrologischen Modell, dass täglich mit Daten von etwa 2500 Wetterstationen des Deutschen Wetterdienstes gefüttert wird. www.ufz.de 62
1987 Aus dem Klappentext: Am 30. Oktober 2006 Tier- und Pflanzenwelt in „Die Wissenschaft kann kaum mehr veröffentlichter Bericht Zeiten des Klimawandels bezweifeln, daß uns globale des ehemaligen Weltbank- 384 Seiten Klimaänderungen drohen. Chefökonomen Nicholas Erscheinungstag: Die Frage lautet eigentlich nur noch, Stern im Auftrag der 12.04.2021 wie drastisch diese Änderungen Britischen Regierung ISBN 978-3-8321-8138-3 ausfallen werden.“ 63
National Water-Quality Assessment (NAWQA) Project: Pesticide National Synthesis Project https://water.usgs.gov/nawqa/pnsp/usage/maps/show_map.php?year=2015&map=GLYPHOSATE&hilo=L https://water.usgs.gov/nawqa/pnsp/usage/maps/show_map.php?year=2015&map=IMIDACLOPRID& &disp=Glyphosate hilo=L&disp=Imidacloprid
Gefährdung der Biotoptypen in Deutschland Fotos: J. Mutke Aktuelle Entwicklungstendenzen https://www.bfn.de/themen/rote-liste/rl-biotoptypen.html 65
Entwicklung atmosphärischer Stickstoffdepositionen u.a. Lachgas (N2O) ist ein Treibhausgas. 2016 stammten 80 Prozent der Lachgas- Emissionen in Deutschland aus der Landwirtschaft. [Umweltbundesamt 2019] X 1 Mio Tonnen Sticktoff / Jahr 2005 https://www.millenniumassessment.org/documents/document.356.aspx.pdf
Marine Dead Zones – Kombinierter Effekt aus Eutrophierung und Klima-Erwärmung Source: NOAA 67
2019: 700! Gulf of Mexico Dead Zone Foto Chris Deacutis Source: NOAA https://www.cbd.int/gbo3
https://archive.ipcc.ch/publications_and_data/ar4/wg1/en/figure-spm-4.html https://www.ipcc.ch/site/assets/uploads/2018/02/IPCC-AR5_SYR_barrierefrei.pdf Nur mit natürlichen Ursachen – also ohne menschlichen Einfluss – lässt sich der beobachtete Klimawandel nicht erklären. 69
Beispiele für Erfolge in der Umweltpolitik: Die Verschmutzung unserer Gewässer mit Abwasser aus Industrie und Siedlung sind deutlich zurück gegangen – nach wie vor ein Problem: u.a. Eutrophierung IKSR – Internationale Kommission zum Schutz des Rheins http://iksr.bafg.de/iksr/lj_auswahl.asp?S=0 70
Die Region Bonn/Rhein-Sieg liegt an den Grenzen verschiedener naturräumlicher und biogeographischer Einheiten • Übergang Atlantische/Kontinentale Florenregion • Übergang Norddeutsches Tiefland zu Mittelgebirge • Übergang Lössböden der Zülpicher Börde zu Rheinischem Schiefergebirge • Rhein (und Sieg) als prägende Landschaftselemente Großlandschaften Naturraumeinheiten nach Bundesamt für Naturschutz (2011) 71
Etwa ¼ der vom Menschen verursachten Treibhausgas-Emissionen stammen aus Landwirtschaft, Forstlicher Nutzung und anderer Landnutzung * * Foto: J. Mutke Peru 1995 https://www.ipcc.ch/site/assets/uploads/2018/02/IPCC-AR5_SYR_barrierefrei.pdf *AFOLU: Agrar, Forst, Landnutzung (Land use)
>70% der Erdoberfläche sind vom Menschen verändert IPCC Jan 2020: Climate Change and Land. 73
Kippelement: Permafrost Emma Pike - Public Domain, commons.wikimedia.org Boris Radosavljevic, CC BY 2.0, commons.wikimedia.org 74
Kippelement: Permafrost Permafrost-Böden bedecken >20% der Landoberfläche und speichern 1600 Milliarden Tonnen CO2 – doppelt so viel wie die Atmosphäre Emma Pike - Public Domain, commons.wikimedia.org Boris Radosavljevic, CC BY 2.0, commons.wikimedia.org Turetsky et al. 2019. Permafrost collapse is accelerating carbon release. Nature.com doi: https://doi.org/10.1038/d41586-019-01313-4 75
Tropennächte in Bonn? Stadt Bonn: großflächige Waldgebiete und etwa 80.000 Stadtbäume, die das Stadtklima wesentlich verbessern können => Tagestemperaturen unter Stadtbäumen 3°C niedriger. Städtische Grünanlagen verbessern die Luftqualität, haben lärm-mindernde Effekte, können positive psychische Wirkung haben und sind wichtig für Freizeit und Erholung. Die Wälder der Region binden etwa 5% des hier verursachten CO2. 76 www.bonn.de/zures Stadt Bonn: Projekte zur Klimaanpassung
Der heiße Stein mag zum Pizza-Backen praktisch sein – aber für das Klima Ihres Vorgartens…? Unterschiedlicher Bodenbedeckung hat starke mikroklimatische Effekte! Aber auch die heimische Insekten- und Vogel-Fauna wird es Ihnen danken! https://www.zdf.de/nachrichten/video/panorama-gaerten-des-grauens-100.html Foto: J. Mutke 77
https://pegel.bonn.de/php/rheinpegel.php 78
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