Nestlé Stakeholder Workshop 2021 - "Klimaschutz, soziale Verantwortung und Gesundheit - wie bringen wir das zusammen?"
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Nestlé Stakeholder Workshop 2021 „Klimaschutz, soziale Verantwortung und Gesundheit – wie bringen wir das zusammen?“ Online am 16. Juni 2021, 13:00-17:45 Uhr
Nestlé Stakeholder Workshop: „Klimaschutz, soziale Verantwortung und Gesundheit – wie bringen wir das zusammen?“ Agenda Mittwoch, 16. Juni 2021 Softwareplattform: MS Teams 12.50 – 13.00 Check-in und Welcome durch Moderator im virtuellen Empfangsraum • Empfang, Orientierung • Erklärung der Arbeitsweise 13.00 – 13.05 Begrüßung 13.05 – 13.25 Rückblick 2020 13.25 – 14.15 Klimaverantwortung • Externer Impuls: Prof. Dr. Rainer Grießhammer (Öko-Institut) • Interner Impuls: Nestlé Klima-Studie • Vorstellung der Handlungsfelder und Ziele von Nestlé im Kontext Klima 14.15 – 14.25 Erfrischungspause 14.25 – 15.10 Verantwortung gestalten – Pflichtenheft, Handlungs- und Lösungsansätze • Klima/Landwirtschaft: Udo Hemmerling, Deutscher Bauernverband • Menschenrechte: Michael Windfuhr, Deutsches Institut für Menschenrechte • Ernährung: Eleonore Heil, Universität Gießen. 15.10 – 16.00 Diskussion: Klimaschutz, soziale Verantwortung und Gesundheit: Wie lassen sich unterschiedliche Anforderungen vereinen und Zielkonflikte entschärfen? • Austausch aller Teilnehmer:innen in Kleingruppen • Reflektion der Erkenntnisse aus den Kleingruppen durch die externen und internen Impulsgeber:innen 16.00 – 16.20 Kaffeepause & Netzwerken in zufällig zusammengestellten Kleingruppen 16.20 – 16.30 Externer Impuls: Verpackung • Matthias Wüthrich, Greenpeace 16.30 – 17.30 Parallele Arbeitsgruppen • Kreislaufwirtschaft: Wie lassen sich Verpackungen klimafreundlicher gestalten und welche Rolle können Mehrweglösungen spielen? • Transformation der Landwirtschaft: Wie können gemeinsame und zukunftsorientierte Lösungen in der Landwirtschaft aussehen? • Produktentwicklung im Kontext von Klima: Welche Informationen und Daten werden benötigt, wie werden sie angewendet und wie können Verbraucher:innen informiert werden? 17.30 – 17.45 Zusammenfassung und Verabschiedung 2
Nestlé Stakeholder Workshop: „Klimaschutz, soziale Verantwortung und Gesundheit – wie bringen wir das zusammen?“ Begrüßung, Einführung und Video-Rückblick Am 16. Juni 2021 hatte Nestlé Deutschland gemeinsam mit dem Collaborating Centre on Sustainable Consumption and Production (CSCP) zum jährlichen Stakeholder-Workshop eingeladen. Ziel in diesem Jahr war es, gemeinsam zu diskutieren, welche vielfältigen Anforderungen an Unternehmen wie Nestlé seitens der Stakeholder gesehen werden und wie auftretende Zielkonflikte konstruktiv adressiert werden können. Die rund 120 Teilnehmer:innen verschiedenster Organisationen wurden zunächst von Sara Martin, Leiterin Public Affairs, Nestlé Deutschland und Moderator Michael Kuhndt, Direktor des CSCP begrüßt. Dieser führte durch die Agenda der digitalen Veranstaltung und kündigte als ersten Programmpunkt einen Rückblick auf die Aktivitäten von Nestlé Deutschland des Jahres 2020 in Form sechs kurzer Video- Statements an. Der Rückblick wurde von Georg Abel, Geschäftsführer der VERBRAUCHERINITIATIVE, Sprecher des Nestlé NGO- und Experten-Beirats eingeleitet, der zunächst die Relevanz, aber auch Komplexität dieser Zusammenarbeit unterstrich. Er betonte, dass in den letzten Jahren bei Themen Klima, Verpackung, Biodiversität und auch Nutri-Score gemeinsam viel erreicht wurde. Für die Zukunft wünschte er sich, die Themen breiter zu denken und verstärkt Wissen und Motivation mit beispielsweise Lieferant:innen und Mitarbeitenden zu teilen. Anschließend resümierte Marc-Aurel Boersch, Vorstandsvorsitzender von Nestlé Deutschland, über ein sehr aufreibendes Jahr, in dem Nestlé das Thema Nachhaltigkeit trotz der Herausforderungen der Corona-Pandemie vorangebracht hat. Als wichtige Meilensteine nannte er unter anderem die kürzlich veröffentlichte Klima-Roadmap, die bis 2050 Klimaneutralität verfolgt und auch die Emissionen der vorgelagerten Prozesse im Anbau und in der Herstellung einschließt. Ebenso strich er die Fortschritte beim Nutri-Score hervor. In vier weiteren Video-Statements wurden ausgewählte Themen vertiefender dargestellt: Andrea Schwalber, Sustainability Manager bei Nestlé Deutschland, stellte Projekte und Maßnahmen für mehr Biodiversität in der Landwirtschaft vor. Dazu zählt die Mitgründung der Brancheninitiative „Food for Biodiversity“, bei der eine branchenübergreifende Standardisierung und einheitliche Bemessungskriterien entwickelt werden sollen. Zudem sollen diese im Rahmen von Pilotprojekten auf ihre Praktikabilität in globalen Lieferketten geprüft werden. Darüber hinaus engagiert sich Nestlé seit dem letzten Jahr im Rahmen eines EU Life Projektes für mehr Artenschutz und arbeitet an Insect Responsible Regions in Deutschland Manuel Schuh, Public Affairs Manager bei Nestlé Deutschland, ordnete das Deutsche Sorgfaltspflichtengesetz als wichtigen Meilenstein hin zu mehr Fairness und Transparenz in globalen Lieferketten ein. Vor allem die Orientierung an den UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte hob er positiv hervor und unterstrich jedoch, dass sich effektive Verbesserungen nur erzielen lassen, wenn nicht nur große, sondern auch kleinere Unternehmen Verantwortung übernehmen. Zudem setzt sich das Unternehmen für eine europäische Lösungein, da nur diese ein echtes Level Playing Field schaffen kann. Bernd Büsing, Leiter Verpackungstechnik bei Nestlé Deutschland, stellte die strategischen Unternehmensschritte im Bereich Verpackungen dar. Beispielsweise die Verpflichtung hin zu recyclingfähigen oder wiederverwendbaren Produkten bis 2025. Zudem soll der Kunststoffeinsatz deutlich reduziert werden. Für die Erreichung der Maßnahmen orientiert sich das Unternehmen an drei relevanten Einsatzbereichen: Im Bereich Reduce hat Nestlé z. B. bei Nescafé Dolce Gusto 20 Prozent dünnere Kaffeekapseln eingeführt. Eine von vielen Recycling- Maßnahmen ist der Einsatz von recyceltem PET bei den Wasserflaschen der Marke Vittel. Im Bereich Reuse kann Nestlé von erfolgversprechenden Pilotprojekten für Mehrweg- und Nachfüllsysteme berichten, wie z.B. Loop in Frankreich und MIWA in der Schweiz. 3
Nestlé Stakeholder Workshop: „Klimaschutz, soziale Verantwortung und Gesundheit – wie bringen wir das zusammen?“ Dr. Annette Neubert, Head of Corporate Nutrition, Health and Wellness bei Nestlé Deutschland, berichtete über den Stand der farbigen Nährwertkennzeichnung für die Verpackungsvorderseite, dem Nutri-Score. Bereits 270 eigene Produkte sind mit dem Score versehen (Stand Mai 2021). Mehr als 10 Prozent der Produkte mit dem Nutri-Score zeigen sogar einen besseren Score als die Vorgängerrezeptur gehabt hätte. Der Nutri-Score dient somit auch als Impuls für die Verbesserung der Produkte. Derzeit ist ein umfassender Vergleich von Produkten einer Produktgruppe noch nicht möglich. Eine europaweite Verpflichtung zum Nutri- Score wäre seitens Nestlé zudem wünschenswert. Klimaverantwortung Externer Impuls von Prof. Dr. Rainer Grießhammer, Senior Advisor beim Öko- Institut Herr Prof. Dr. Grießhammer betonte in seinem Impuls, dass mit der Klimaverantwortung eine große Transformation einhergehen muss und es beispielsweise nicht nur um CO2-Reduktion geht. Auch Themen wie etwa mehr Biodiversität, verbesserte Mobilität sowie eine verringerte Abhängigkeit von Energieeinfuhren müssen fokussiert werden. Herr Grießhammer misste der Rolle der Verbraucher:innen eine große Bedeutung zu. So können diese beispielsweise über Eigentum, politische Wahlentscheidungen, Konsum sowie Mobilität starken Einfluss auf den Klimaschutz nehmen, was sich auch finanziell rechnet. Allerdings schätzen Verbraucher:innen ihr Verhalten oft falsch ein. In der Selbstwahrnehmung werden etwa Recycling oder auch die Nutzung von Energiesparlampen positiv bewertet. Gleichzeitig verzehnfacht sich der PKW- Besitz und auch der Fleischkonsum steigt stark an. Die politische Agenda der Bundesregierung wurde von Herrn Grießhammer stark kritisiert. Selbst niedrig angesetzte Ziele konnten mit den gewählten Maßnahmen bisher nicht erreicht werden und auch bei den aktuell verschärften Zielen fehlt eine strategische Herangehensweise für die Umsetzung. In Bezug auf Nestlé empfahl er eine Neu-Ausrichtung der Produktpalette mit beispielsweise reduziertem Einsatz von tierischem Eiweiß. Auch schlug er eine veränderte Logistik im Energiebereich vor. Kompensationsschritte sollten immer der letzte Schritt sein. Bei Aufforstungsprojekten ist sicherzustellen, dass sie auch tatsächlich nachhaltig und langfristig wirken können, beispielsweise sind Doppelzählungen zu vermeiden und indigene Bevölkerungsgruppen sind zu respektieren. Interner Impuls: Die Nestlé Klima-Studie Daniela Wippler, Senior Manager Consumer & Shopper Insights bei Nestlé Deutschland stellte die Ergebnisse der diesjährigen Nestlé Klima-Studie „So klimafreundlich is(s)t Deutschland“ vor: Befragte sehen den Klimawandel als die wichtigste globale Herausforderung an, gefolgt von Umweltverschmutzung, dem Schutz vor Pandemien sowie der Bewahrung der Artenvielfalt . Laut Verbraucher:innen sind relevante Bereiche für den Klimaschutz die Industrie, die Müllvermeidung sowie Verkehr, während die eigene Ernährung eher eine untergeordnete Rolle spielt. Die eigenen Konsum- und Ernährungsentscheidungen werden dabei ambivalent eingeschätzt. Einerseits ist jede:r zweite Befragte bereit, die eigene Ernährung umzustellen, jedoch trauen sich nur wenige zu die Klimaauswirkungen der eigenen Ernährung einschätzen zu können. Zudem ergibt die Studie, dass vor allem junge Menschen bereit sind, Fleischersatzprodukte zu testen, während der Verzicht auf Milch und Käse im Allgemeinen noch schwerfällt. 4
Nestlé Stakeholder Workshop: „Klimaschutz, soziale Verantwortung und Gesundheit – wie bringen wir das zusammen?“ Vorstellung der Handlungsfelder und Ziele von Nestlé im Kontext Klima Anke Stübing, Head of Creating Shared Value bei Nestlé Deutschland, stellte das Klima Commitment von Nestlé vor. Das globale Klimaziel von Nestlé eine "Grüne Null" bis 2050 zu erreichen wird von Zwischenzielen unterstrichen, so dass bis 2025 bereits 20 Prozent der Reduktionen und bis 2030 50 Prozent erreichen werden können. Die deutsche Klima-Roadmap zeigt auf, welche einzelnen Impactbereiche es gibt und welche Milesstones dafür definiert wurden. Der größte Hebel für eine CO2-Reduktion liegt im Bereich der Rohstoffe in den Lieferketten. Hierfür sollen Projekte im Bereich Landwirtschaft und Agroforest aufgesetzt werden. Weitere Prioritäten gibt es im Bereich Produktportfolio, Verpackung und Werke/Logistik. Frau Stübing stellte auch fest, dass die Verbraucher:innen auf diese Reise mitgenommen werden müssen, eine transparente Produktkommunikation ist dafür unerlässlich. Verantwortung gestalten – Pflichtenheft, Handlungs- und Lösungsansätze Klimaverantwortung bedeutet im Zusammenhang mit unserem Ernährungssystem auch eine kritische und konstruktive Auseinandersetzung mit den Chancen und Risiken, um die notwendigen Maßnahmen ableiten zu können. Die folgenden drei externen Impulsgeber:innen skizzierten daher Anforderungen sowie Handlungsansätze aus ihrer Sicht, um der Verantwortung auch gerecht zu werden. Klima und Landwirtschaft: Impuls von Udo Hemmerling, Deutscher Bauernverband Udo Hemmerling, ging vor allem auf diese Themen ein: Im Bereich Ernährung & Landwirtschaft merkte er an, dass nachhaltiges Fleisch besser ist als nicht nachhaltiges Gemüse und dass Fleischprodukte durchaus klimafreundlicher gestaltet werden können als manche Veggi-Varianten. Grundsätzlich müssen die Eiweißkreisläufe besser gemanagt werden. Im Bereich der Klimapolitik betonte er, dass nicht CO2, sondern Methan und Lachgas die Haupt- Emittenten sind. Mit Hinblick auf den EU Green Deal hob Herr Hemmerling hervor, dass nicht die Zielsetzungen und Vorgaben im Vordergrund stehen sollten, sondern die Wege diese zu erreichen. Als letzten Punkt forderte er mehr Fairness in der Landwirtschaft, wozu Ansätze wie die UTP-Richtlinie, die Koordinationszentrale Handel Landwirtschaft und der Ausbau von Dialog-Plattformen beitragen können. In einer kurzen Replik ergänzte Anke Stübing u.a., dass Viehhaltung nicht nur aufgrund der CO2- Emissionen problematisch ist, sondern auch in Bezug auf die Ausbreitung von Pandemien, Tierwohl, Flächennutzung und gesunde Ernährung. Außerdem bestätigte sie, dass es im Bereich fairer Preise und Transparenz noch einiges zu tun gibt, dabei aber auch nicht zu vergessen sei, dass man sich hierzu die Verteilung der europäischen Agrarsubventionen gemeinsam ansieht. 5
Nestlé Stakeholder Workshop: „Klimaschutz, soziale Verantwortung und Gesundheit – wie bringen wir das zusammen?“ Ernährung: Impuls von Dr. Eleonore Heil, Universität Gießen Dr. Eleonore Heil hob in ihrem Impuls hervor, dass es mit Blick auf die Gesundheitsförderung bzw. Prävention der Humangesundheit als eine Säule der ONE HEALTH Definition unterschiedliche Perspektiven wie die der Konsument:innen und Mitarbeitenden zu berücksichtigen gibt. Daraus ergeben sich viele Zielkonflikte. So führt zum Beispiel die notwendige Kennzeichnung von Jod in Lebensmitteln dazu, dass die Jodversorgung in Deutschland inzwischen wieder unter den Empfehlungen liegt. In Bezug auf Nestlé wird eine Neuausrichtung gewisser Produkte in den Raum gestellt. Annette Neubert stimmte in ihrer kurzen Replik aus Nestlé-Sicht den wichtigsten Punkten, wie beispielsweise der Bedeutung von Transparenz als Basis für Verbesserungen und einen Dialog auf Augenhöhe, überzeugt zu. Außerdem nannte sie bereits ergriffene Maßnahmen zur Zucker- und Salzreduktion, da sie auch hier wie Frau Heil Handlungsdringlichkeit sieht. Zudem gilt es neue Wege zu gehen und die Zusammenarbeit in Allianzen mit allen Stakeholdern zu verstärken, um Maßnahmen für eine bessere Ernährung und Gesundheit gemeinsam umzusetzen. Menschenrechte: Impuls von Michael Windfuhr, Deutsches Institut für Menschenrechte Michael Windfuhr gab einen kurzen historischen Rückblick zur Entwicklung von Menschenrechten in internationalen Lieferketten. Die Verantwortung von Unternehmen ist vor allem durch den ehemaligen UN-Generalsekretär Kofi Anan auf dem Davos-Forum 1999 in den Fokus gerückt worden. Als große Fortschritte hob Herr Windfuhr den Global Compact sowie die UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte hervor, die auch maßgeblich für die aktuelle deutsche Gesetzgebung sind. In Bezug auf Nestlé unterstrich Herr Windfuhr, dass das Unternehmen seine 10 wichtigsten Risiken kennen, analysieren und Handlungsansätze daraus ableiten muss. Vor allem für die Rohstoffe Wasser, Kakao und Palmöl. Im nächsten Schritt seien unternehmensübergreifende Kooperationen sowie auch staatliche Unterstützungen notwendig. In der kurzen Replik von Nestlé bestärkte Manuel Schuh, dass Regularien notwendig und seitens des Unternehmens gewünscht sind und ergänzte, dass sich das Unternehmen weiterreichende Forderungen beim Lieferkettengesetz gewünscht hätte. Er bestätigte, dass Lösungswege komplex und nur in unternehmensübergreifenden Kooperationen zu erreichen sind, z. B. mit Blick auf Kinderarbeit. Diskussion der Zielkonflikte in Kleingruppen sowie zwischen Expert:innen Im Anschluss an die fachlichen Impulse diskutierten die Teilnehmenden in zufällig gewählten Kleingruppen weitere Zielkonflikte und teilten ihre Ergebnisse über die Plattform Mentimeter. Die folgende Tabelle beinhaltet alle gesammelten Beiträge – sowie in blauer Schrift die zusätzlichen Beiträge der Expert:innen aus dem Plenum – und präsentiert diese anhand einiger Überkategorien. 6
Nestlé Stakeholder Workshop: „Klimaschutz, soziale Verantwortung und Gesundheit – wie bringen wir das zusammen?“ Zielkonflikte Preise, Verteilung und Prozesse Infrastruktur Wertschätzung • Nachhaltige Rohstoffe & • Timeline für Umsetzbarkeit • Logistik: Transport per LKW Einkaufspreise vs. reale Machbarkeit einfach, per Schiene • Kosten der Nachhaltigkeit • Wissen vermitteln, aber schwieriger („Schnäppchenjäger- kurze Aufmerksamkeits- • Verpackung: Wunsch nach Mentalität in Deutschland“) spanne Kunststoff- und CO2- • Qualität vs. Kosteneinsparung • Komplizierte Reduktion vs. Sicherheit und • Wer zahlt die Kosten für die Kommunikationsprozesse Haltbarkeit CO2-Reduktion? • Generationenkonflikt – • Recyclingfähigkeit vs. CO2- • Vegane Ernährung vs. tierische Offenheit gegenüber Reduktion Produkte Innovationen • Wahrnehmung bei • Convenience-Produkte: • Wirtschaftliche Verpackungen: tatsächliche bequem, aber tendenziell Unternehmensinteressen vs. vs. erlebte Nachhaltigkeit ungesund/unökologisch Gesellschafts- und • Flächenrechte und • Image-Problem, z. B. bei Soja Umweltinteressen Aufforstung • Einfache Orientierung für alle • Governance-Strukturen in Bevölkerungsschichten vs. ländlichen Regionen Komplexität Nachhaltigkeit • Biologische Landwirtschaft • Salzreduktion: Was liegt vs. kleinbäuerliche wirklich in den Händen des Strukturen Unternehmens? • Wachstumslogik der Unternehmen vs. Nachhaltigkeit • Standardisierung bei Labels vs. Innovationen und Flexibilität Mögliche Lösungen • Faktenbasierter Dialog • Branchenübergreifende Lösungen erarbeiten • Statt Extrempositionen lieber gemeinsame Lösungen • Es geht nicht um die Entschärfung von Zielkonflikten, sondern um klare Kommunikation der Abwägung und der Priorisierung von Werten. Dabei spielt eine offene und ehrliche Kommunikation über die soziale Verantwortung eine wichtige Rolle • Keine Substitution, sondern Verbesserung der Ökobilanz soweit möglich • Transparenz über den tatsächlichen CO2-Impact • Transparenz schaffen mit fakten-basierten Informationen auf den Produkten • Für Verbraucher ist es oft schwer nachvollziehbar, ob ein Produkt bzw. eine Dienstleitung klimafreundlich ist. Ggfs. Darstellung anhand von nachvollziehbaren Labels oder Ampeln auf Produkten. • Kein Greenwashing • Kommunikation und Aufklärungsarbeit • Ermutigung durch Aufzeigen der wichtigen Impact-Felder im Alltag und praktikablen Lösungen l • Klimafreundliche Rohstoffbeschaffung • Investitionen in Forschung 7
Nestlé Stakeholder Workshop: „Klimaschutz, soziale Verantwortung und Gesundheit – wie bringen wir das zusammen?“ Thematische Vertiefungen Externer Impuls Verpackung: Matthias Wüthrich, Senior Campaigner & Int. Project Leader, Greenpeace Nach einer kurzen digitalen Kaffeepause und Gelegenheit zum Networking, leitete Matthias Wüthrich mit seinem Impuls zum Thema Verpackungen in die Arbeitsgruppen ein. Kernforderung von Herrn Wüthrich war ein radikaler Systemwechsel weg von Einweg- hin zu Mehrweglösungen. Diese Forderung unterlegte er mit der Darstellung der Gefahren durch Plastik in Bezug auf unsere Gesundheit, unsere Umwelt (Tiere und Meere) sowie durch entstehende CO2-Emissionen. Die aktuell geplanten Schritte sowohl von Politik als auch von Unternehmen wie beispielsweise die geplante CO2-Neutralität von Nestlé, bewirken vorerst nur eine CO2-Reduktion von bis zu 7 Prozent, was nicht ausreichend ist. Weder „kosmetische“ Verbesserungen, Recycling noch komplizierte Lieferketten tragen zur Lösung bei, sondern stellen lediglich einen organisationalen Wechsel dar. Für einen umfassenden Wandel braucht es neben den Maßnahmen von den Unternehmen eine starke politische Agenda, sektorübergreifende Kollaborationen sowie die Standardisierung von Verpackungen. Parallele Arbeitsgruppen Um gemeinsam mit den Teilnehmenden den fachlichen Austausch zu den Herausforderungen und Zielkonflikten zu vertiefen, fanden im Anschluss drei parallele Arbeitsgruppen statt, denen sich die Teilnehmenden zuordnen konnten. Transformation der Landwirtschaft Wie können gemeinsame und zukunftsorientierte Lösungen in der Landwirtschaft aussehen? Martina Janssen, Sustainability Manager bei Nestlé Deutschland, machte direkt zu Beginn dieser Arbeitsgruppe deutlich, dass eine Transformation in der Landwirtschaft dringend notwendig und eine Unterstützung aus dem Stakeholder-Kreis gewünscht ist. In einem fachlichen Impuls unterstrich auch Marion Hammerl, Präsidentin des Global Nature Fund, dass eine landwirtschaftliche Transformation für viele Bereiche und auf vielen Ebenen absolut unumgänglich ist. Dabei müssen Unternehmen wie Nestlé die Landwirt:innen auch (finanziell) unterstützen. Eine Unterscheidung zwischen kleineren Landwirten und industrialisierten landwirtschaftlichen Betrieben bezüglich der Kostendeckung ist notwendig und gerade für Smallholder:innen in Entwicklungsländern ein existenzbedrohendes Thema. Darauf aufbauend sollten politische Rahmenbedingungen, Standardisierungen sowie Regularien wie das Lieferkettengesetz durchgebracht werden. Andrea Schwalber, Sustainability Manager bei Nestlé Deutschland, wünschte sich einen holistischen Ansatz zur gemeinsamen Umsetzung und zum Schutz der vier Säulen Biodiversität, Wasser, Boden und Tierhaltung. 8
Nestlé Stakeholder Workshop: „Klimaschutz, soziale Verantwortung und Gesundheit – wie bringen wir das zusammen?“ Grafik: Ergebnisse der Stichwortsammlung „Was bedeutet Transformation in der Landwirtschaft für Sie?“ und „Meine Einrichtung“ Diskussion: • Milchprodukte sind mit den richtigen technischen Entwicklungen als nachhaltig zu betrachten (z.B. Biogasanlage, Gülle). • Die aktuelle Ernährungspyramide sollte auf Basis neuer Erkenntnisse überdacht werden; Nestlé könnte bewirken, dass eine neue positive Ernährungspyramide zum Narrativ wird. • Nachhaltigkeitsleistungen in der Landwirtschaft müssen stärker honoriert werden, auch über eine dementsprechende Marktnachfrage. • Konzerne wie Nestlé geben aktuell nicht ausreichend langfristiges Commitment bei ihren Verträgen. • Bei Pilotprojekten in der Landwirtschaft braucht es eine bessere, unternehmensübergreifende Kommunikation, damit Zusammenarbeit gefördert werden kann (z.B. eine Plattform für den Austausch) • Angemerkt wird, dass Positerra eine Plattform entwickelt, auf der sich Landwirte austauschen können. Außerdem ist ein Anreizsystem entscheidend, bspw. die Honorierung über ein Zertifikatssystem nach internationalen Standards (z.B. VERRA). So können Landwirte u.a. neuartige digitale Lösungen zur Analyse der Böden nutzen (Bsp. satellitengestützte Bodenanalyse) • Bei Ausschreibungen sollten andere Schwerpunkte gesetzt werden, so dass nicht nur der Preis, sondern auch z.B. die Umstellung von Fleisch auf Gemüse entscheidend ist. 9
Nestlé Stakeholder Workshop: „Klimaschutz, soziale Verantwortung und Gesundheit – wie bringen wir das zusammen?“ Kreislaufwirtschaft Wie lassen sich Verpackungen klimafreundlicher gestalten und welche Rolle können Mehrweglösungen spielen? Bernd Büsing, Leiter Verpackungstechnik bei Nestlé Deutschland, stellt zunächst in der Arbeitsgruppe Vision und Commitment des Unternehmens in Bezug auf das Thema Kreislaufwirtschaft vor. Dabei geht er konkret auf die fünf Säulen Reduce, Reuse, Re-Design (z.B. durch Umstellung von Verpackungsmaterialien), Recycling-Infrastrukturen und den Aspekt „Rethink Behaviours" (Mindset und Verhaltensänderung von Verbraucher:innen) ein. Herr Büsing teilte auch konkrete Kooperationsprojekte des Konzerns im Bereich Reuse – etwa die Mehrwegcontainer von Loop, das Refill-System MIWA sowie die standardisierten Verpackungen von circolution. Im Anschluss präsentierte das Startup circolution sein Dienstleistungskonzept von standardisierten modularen Mehrwegverpackungen. Als skalierbares Pool-Mehrwegsystem mit möglichst vielen Kooperationspartnern soll v.a. durch Platzeinsparung und lokale Kreisläufe eine hohe Effizienz in der Logistik erzielt werden. Die angelegten Systemprinzipien sind „open Access“, „long term sustainability“ und „sinnvolle Standardisierung“. Im ersten Retail-Piloten sollen den Konsument:innen im Bereich Kaffee, Kakao & Co in jedem Preissegment immer auch eine Mehrweglösung angeboten werden können, sodass diese die Wahl zwischen beiden Optionen haben. Diskussion: • Beim circolution-Pilotprojekt ist ein unternehmensübergreifender Ansatz wesentlicher Bestandteil. Unternehmen der gesamten Verpackungs-Wertschöpfungskette sind involviert, unter anderem Maschinenhersteller, Handelspartner, Markenhersteller. Es besteht Offenheit für weitere Partner. • Der konkrete Energieeinsatz bei circolution-Lösungen kann noch nicht genau berechnet werden, dies ist aber in der Planung. • Perspektivisch sind regionale, standardisierte Waschsysteme geplant. • Abfüllsystem für die Trockengüterabteilung werden nach und nach in den Regionen eingeführt und sind ein wesentlicher Bestandteil der Unternehmensstrategie. • Verschiedene Aspekte wie wiederverschließbare Deckel oder Siegelfolien ermöglichen gute Hygienemaßnahmen. Produktentwicklung im Kontext von Klima Welche Informationen und Daten werden benötigt, wie werden sie angewendet und wie können Verbraucher:innen informiert werden? Peter Stehle, Professor für Ernährungsphysiologie an der Universität Bonn, startete als Moderator mit einer Abfrage zu relevanten Aspekten der Produktentwicklung im Kontext von Klima. Die meistgenannten Aspekte dabei waren Gesundheit, Verpackungen, die vegane Ernährungsweise, biologische Landwirtschaft, Regionalität der Produkte, Inhaltsstoffe sowie Saisonalität. Die Beiträge der Teilnehmenden beinhalteten z. B. konkrete Ideen zur Produktentwicklung, wie die drastische Reduzierung von tierischen Produkten, die sowohl gesundheitlich vorteilhaft als auch ein relevanter Beitrag zum Klimaschutz darstellt. 10
Nestlé Stakeholder Workshop: „Klimaschutz, soziale Verantwortung und Gesundheit – wie bringen wir das zusammen?“ Felicia Ehl, Junior Brand Managerin für Nestlé Wagner, stellte die Einflussfaktoren auf den CO2- Fußabdruck am Beispiel Pizza vor. Dabei sind vor allem die Inhaltsstoffe sowie die Nutzungsphase im Haushalt ausschlaggebend, während Verpackung, Produktion, Beschaffung und Logistik einen vergleichsweisen geringen Anteil am CO2-Fußabdruck haben. Diskussion - Bei den Themen Gesundheit und Klimaschutz sollte der Fokus auf die Gemeinsamkeiten von Klima- und Ernährungszielen gelegt werden und dafür gesorgt werden, dass sich beide Aspekte nicht ausschließen. - Wenn möglich, sollten tierische Inhaltsstoffe aus den Rezepturen genommen werden, gerade auch dort, wo diese nicht erwartet werden. - Je nach Produkt ist es schwierig, auf Milch als Trockenprodukt komplett zu verzichten. Eine gesamte Lieferkettenbetrachtung ist jedoch ein wichtiger Schritt. - Unternehmen sollten auch die Verantwortung dafür tragen wie nachhaltig Konsument:innen das Produkt nutzen können – im Falle der Wagner-Pizza wie klimaschonend der Konsument:innen die Pizza einkaufen oder erwärmen. - Bei der Deklaration von klimaneutralen Produkten ist eine ehrliche und transparente Kommunikation seitens der Unternehmen zwingend erforderlich. - Die Machbarkeit und Verständlichkeit für Verbraucher:innen sollte dabei immer mitgedacht werden. Grafik: Ergebnisse der Stichwortsammlung „Welche konkreten Aspekte sind für Sie relevant für die Produktentwicklung im Kontext von Klima?“ Zusammenfassung und Verabschiedung Abschließend bedankten sich Michael Kuhndt, Sara Martin und Anke Stübing herzlich bei allen Impulsgeber:innen und Teilnehmer:innen des diesjährigen Stakeholder-Workshops, die mit ihrem Input und Feedback wichtige Impulse für neue Entwicklungen und Ideen im Unternehmen liefern. Es wurde außerdem schon ein erster Blick auf das Graphic Recoding geworfen, welches sich in finaler Form auf dem Deckblatt dieser Dokumentation wiederfindet. Die Antworten auf die im Chat gestellten Fragen stehen unter folgendem Link zur Verfügung. 11
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