Nestlé Stakeholder Workshop 2021 - "Klimaschutz, soziale Verantwortung und Gesundheit - wie bringen wir das zusammen?"

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Nestlé Stakeholder Workshop 2021 - "Klimaschutz, soziale Verantwortung und Gesundheit - wie bringen wir das zusammen?"
Nestlé Stakeholder
Workshop 2021
„Klimaschutz, soziale Verantwortung und
Gesundheit – wie bringen wir das zusammen?“
Online am 16. Juni 2021, 13:00-17:45 Uhr
Nestlé Stakeholder Workshop 2021 - "Klimaschutz, soziale Verantwortung und Gesundheit - wie bringen wir das zusammen?"
Nestlé Stakeholder Workshop: „Klimaschutz, soziale Verantwortung und Gesundheit – wie bringen wir das
                                               zusammen?“

Agenda

                                      Mittwoch, 16. Juni 2021
                                    Softwareplattform: MS Teams
12.50 – 13.00     Check-in und Welcome durch Moderator im virtuellen Empfangsraum
                   •    Empfang, Orientierung
                   •    Erklärung der Arbeitsweise

13.00 – 13.05     Begrüßung

13.05 – 13.25     Rückblick 2020

13.25 – 14.15     Klimaverantwortung
                   •    Externer Impuls: Prof. Dr. Rainer Grießhammer (Öko-Institut)
                   •    Interner Impuls: Nestlé Klima-Studie
                   •    Vorstellung der Handlungsfelder und Ziele von Nestlé im Kontext
                        Klima
14.15 – 14.25                               Erfrischungspause

14.25 – 15.10     Verantwortung gestalten – Pflichtenheft, Handlungs- und
                  Lösungsansätze
                   •    Klima/Landwirtschaft: Udo Hemmerling, Deutscher Bauernverband
                   •    Menschenrechte: Michael Windfuhr, Deutsches Institut für
                        Menschenrechte
                   •    Ernährung: Eleonore Heil, Universität Gießen.
15.10 – 16.00     Diskussion: Klimaschutz, soziale Verantwortung und Gesundheit: Wie
                  lassen sich unterschiedliche Anforderungen vereinen und Zielkonflikte
                  entschärfen?
                   •    Austausch aller Teilnehmer:innen in Kleingruppen
                   •    Reflektion der Erkenntnisse aus den Kleingruppen durch die externen
                        und internen Impulsgeber:innen
16.00 – 16.20     Kaffeepause & Netzwerken in zufällig zusammengestellten
                  Kleingruppen
16.20 – 16.30     Externer Impuls: Verpackung
                   •    Matthias Wüthrich, Greenpeace

16.30 – 17.30     Parallele Arbeitsgruppen
                   •    Kreislaufwirtschaft: Wie lassen sich Verpackungen klimafreundlicher
                        gestalten und welche Rolle können Mehrweglösungen spielen?
                   •    Transformation der Landwirtschaft: Wie können gemeinsame und
                        zukunftsorientierte Lösungen in der Landwirtschaft aussehen?
                   •    Produktentwicklung im Kontext von Klima: Welche Informationen
                        und Daten werden benötigt, wie werden sie angewendet und wie
                        können Verbraucher:innen informiert werden?
17.30 – 17.45     Zusammenfassung und Verabschiedung

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Nestlé Stakeholder Workshop: „Klimaschutz, soziale Verantwortung und Gesundheit – wie bringen wir das
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Begrüßung, Einführung und Video-Rückblick
Am 16. Juni 2021 hatte Nestlé Deutschland gemeinsam mit dem Collaborating Centre on
Sustainable Consumption and Production (CSCP) zum jährlichen Stakeholder-Workshop
eingeladen. Ziel in diesem Jahr war es, gemeinsam zu diskutieren, welche vielfältigen
Anforderungen an Unternehmen wie Nestlé seitens der Stakeholder gesehen werden und wie
auftretende Zielkonflikte konstruktiv adressiert werden können. Die rund 120 Teilnehmer:innen
verschiedenster Organisationen wurden zunächst von Sara Martin, Leiterin Public Affairs, Nestlé
Deutschland und Moderator Michael Kuhndt, Direktor des CSCP begrüßt. Dieser führte durch die
Agenda der digitalen Veranstaltung und kündigte als ersten Programmpunkt einen Rückblick
auf die Aktivitäten von Nestlé Deutschland des Jahres 2020 in Form sechs kurzer Video-
Statements an.
Der Rückblick wurde von Georg Abel, Geschäftsführer der VERBRAUCHERINITIATIVE, Sprecher
des Nestlé NGO- und Experten-Beirats eingeleitet, der zunächst die Relevanz, aber auch
Komplexität dieser Zusammenarbeit unterstrich. Er betonte, dass in den letzten Jahren bei
Themen Klima, Verpackung, Biodiversität und auch Nutri-Score gemeinsam viel erreicht wurde.
Für die Zukunft wünschte er sich, die Themen breiter zu denken und verstärkt Wissen und
Motivation mit beispielsweise Lieferant:innen und Mitarbeitenden zu teilen. Anschließend
resümierte Marc-Aurel Boersch, Vorstandsvorsitzender von Nestlé Deutschland, über ein sehr
aufreibendes Jahr, in dem Nestlé das Thema Nachhaltigkeit trotz der Herausforderungen
der Corona-Pandemie vorangebracht hat. Als wichtige Meilensteine nannte er unter anderem
die kürzlich veröffentlichte Klima-Roadmap, die bis 2050 Klimaneutralität verfolgt und auch die
Emissionen der vorgelagerten Prozesse im Anbau und in der Herstellung einschließt. Ebenso
strich er die Fortschritte beim Nutri-Score hervor.
In vier weiteren Video-Statements wurden ausgewählte Themen vertiefender dargestellt:
Andrea Schwalber, Sustainability Manager bei Nestlé Deutschland, stellte Projekte und
Maßnahmen für mehr Biodiversität in der Landwirtschaft vor. Dazu zählt die Mitgründung
der Brancheninitiative „Food for Biodiversity“, bei der eine branchenübergreifende
Standardisierung und einheitliche Bemessungskriterien entwickelt werden sollen. Zudem sollen
diese im Rahmen von Pilotprojekten auf ihre Praktikabilität in globalen Lieferketten geprüft
werden. Darüber hinaus engagiert sich Nestlé seit dem letzten Jahr im Rahmen eines EU Life
Projektes für mehr Artenschutz und arbeitet an Insect Responsible Regions in Deutschland
Manuel Schuh, Public Affairs Manager bei Nestlé Deutschland, ordnete das Deutsche
Sorgfaltspflichtengesetz als wichtigen Meilenstein hin zu mehr Fairness und Transparenz in
globalen Lieferketten ein. Vor allem die Orientierung an den UN-Leitprinzipien für Wirtschaft
und Menschenrechte hob er positiv hervor und unterstrich jedoch, dass sich effektive
Verbesserungen nur erzielen lassen, wenn nicht nur große, sondern auch kleinere Unternehmen
Verantwortung übernehmen. Zudem setzt sich das Unternehmen für eine europäische
Lösungein, da nur diese ein echtes Level Playing Field schaffen kann.
Bernd Büsing, Leiter Verpackungstechnik bei Nestlé Deutschland, stellte die strategischen
Unternehmensschritte im Bereich Verpackungen dar. Beispielsweise die Verpflichtung hin zu
recyclingfähigen oder wiederverwendbaren Produkten bis 2025. Zudem soll der
Kunststoffeinsatz deutlich reduziert werden. Für die Erreichung der Maßnahmen orientiert sich
das Unternehmen an drei relevanten Einsatzbereichen: Im Bereich Reduce hat Nestlé z. B. bei
Nescafé Dolce Gusto 20 Prozent dünnere Kaffeekapseln eingeführt. Eine von vielen Recycling-
Maßnahmen ist der Einsatz von recyceltem PET bei den Wasserflaschen der Marke Vittel. Im
Bereich Reuse kann Nestlé von erfolgversprechenden Pilotprojekten für Mehrweg- und
Nachfüllsysteme berichten, wie z.B. Loop in Frankreich und MIWA in der Schweiz.

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Nestlé Stakeholder Workshop: „Klimaschutz, soziale Verantwortung und Gesundheit – wie bringen wir das
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Dr. Annette Neubert, Head of Corporate Nutrition, Health and Wellness bei Nestlé Deutschland,
berichtete   über    den      Stand   der   farbigen    Nährwertkennzeichnung       für   die
Verpackungsvorderseite, dem Nutri-Score. Bereits 270 eigene Produkte sind mit dem Score
versehen (Stand Mai 2021). Mehr als 10 Prozent der Produkte mit dem Nutri-Score zeigen sogar
einen besseren Score als die Vorgängerrezeptur gehabt hätte. Der Nutri-Score dient somit auch
als Impuls für die Verbesserung der Produkte. Derzeit ist ein umfassender Vergleich von
Produkten einer Produktgruppe noch nicht möglich. Eine europaweite Verpflichtung zum Nutri-
Score wäre seitens Nestlé zudem wünschenswert.

Klimaverantwortung
Externer Impuls von Prof. Dr. Rainer Grießhammer, Senior Advisor beim Öko-
Institut

Herr Prof. Dr. Grießhammer betonte in seinem Impuls, dass mit der Klimaverantwortung eine
große Transformation einhergehen muss und es beispielsweise nicht nur um CO2-Reduktion
geht. Auch Themen wie etwa mehr Biodiversität, verbesserte Mobilität sowie eine verringerte
Abhängigkeit von Energieeinfuhren müssen fokussiert werden. Herr Grießhammer misste der
Rolle der Verbraucher:innen eine große Bedeutung zu. So können diese beispielsweise über
Eigentum, politische Wahlentscheidungen, Konsum sowie Mobilität starken Einfluss auf den
Klimaschutz nehmen, was sich auch finanziell rechnet. Allerdings schätzen Verbraucher:innen
ihr Verhalten oft falsch ein. In der Selbstwahrnehmung werden etwa Recycling oder auch die
Nutzung von Energiesparlampen positiv bewertet. Gleichzeitig verzehnfacht sich der PKW-
Besitz und auch der Fleischkonsum steigt stark an. Die politische Agenda der Bundesregierung
wurde von Herrn Grießhammer stark kritisiert. Selbst niedrig angesetzte Ziele konnten mit den
gewählten Maßnahmen bisher nicht erreicht werden und auch bei den aktuell verschärften
Zielen fehlt eine strategische Herangehensweise für die Umsetzung. In Bezug auf Nestlé
empfahl er eine Neu-Ausrichtung der Produktpalette mit beispielsweise reduziertem Einsatz
von tierischem Eiweiß. Auch schlug er eine veränderte Logistik im Energiebereich vor.
Kompensationsschritte sollten immer der letzte Schritt sein. Bei Aufforstungsprojekten ist
sicherzustellen, dass sie auch tatsächlich nachhaltig und langfristig wirken können,
beispielsweise sind Doppelzählungen zu vermeiden und indigene Bevölkerungsgruppen sind
zu respektieren.

Interner Impuls: Die Nestlé Klima-Studie

Daniela Wippler, Senior Manager Consumer & Shopper Insights bei Nestlé Deutschland stellte
die Ergebnisse der diesjährigen Nestlé Klima-Studie „So klimafreundlich is(s)t Deutschland“ vor:
Befragte sehen den Klimawandel als die wichtigste globale Herausforderung an, gefolgt von
Umweltverschmutzung, dem Schutz vor Pandemien sowie der Bewahrung der Artenvielfalt .
Laut Verbraucher:innen sind relevante Bereiche für den Klimaschutz die Industrie, die
Müllvermeidung sowie Verkehr, während die eigene Ernährung eher eine untergeordnete Rolle
spielt. Die eigenen Konsum- und Ernährungsentscheidungen werden dabei ambivalent
eingeschätzt. Einerseits ist jede:r zweite Befragte bereit, die eigene Ernährung umzustellen,
jedoch trauen sich nur wenige zu die Klimaauswirkungen der eigenen Ernährung einschätzen
zu können. Zudem ergibt die Studie, dass vor allem junge Menschen bereit sind,
Fleischersatzprodukte zu testen, während der Verzicht auf Milch und Käse im Allgemeinen noch
schwerfällt.

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Nestlé Stakeholder Workshop: „Klimaschutz, soziale Verantwortung und Gesundheit – wie bringen wir das
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Vorstellung der Handlungsfelder und Ziele von Nestlé im Kontext Klima

Anke Stübing, Head of Creating Shared Value bei Nestlé Deutschland, stellte das Klima
Commitment von Nestlé vor. Das globale Klimaziel von Nestlé eine "Grüne Null" bis 2050 zu
erreichen wird von Zwischenzielen unterstrichen, so dass bis 2025 bereits 20 Prozent der
Reduktionen und bis 2030 50 Prozent erreichen werden können. Die deutsche Klima-Roadmap
zeigt auf, welche einzelnen Impactbereiche es gibt und welche Milesstones dafür definiert
wurden. Der größte Hebel für eine CO2-Reduktion liegt im Bereich der Rohstoffe in den
Lieferketten. Hierfür sollen Projekte im Bereich Landwirtschaft und Agroforest aufgesetzt
werden. Weitere Prioritäten gibt es im Bereich Produktportfolio, Verpackung und
Werke/Logistik. Frau Stübing stellte auch fest, dass die Verbraucher:innen auf diese Reise
mitgenommen werden müssen, eine transparente Produktkommunikation ist dafür
unerlässlich.

Verantwortung gestalten – Pflichtenheft, Handlungs- und
Lösungsansätze
Klimaverantwortung bedeutet im Zusammenhang mit unserem Ernährungssystem auch eine
kritische und konstruktive Auseinandersetzung mit den Chancen und Risiken, um die
notwendigen Maßnahmen ableiten zu können. Die folgenden drei externen Impulsgeber:innen
skizzierten daher Anforderungen sowie Handlungsansätze aus ihrer Sicht, um der
Verantwortung auch gerecht zu werden.

Klima und Landwirtschaft:                  Impuls        von     Udo      Hemmerling,           Deutscher
Bauernverband

Udo Hemmerling, ging vor allem auf diese Themen ein: Im Bereich Ernährung &
Landwirtschaft merkte er an, dass nachhaltiges Fleisch besser ist als nicht nachhaltiges Gemüse
und dass Fleischprodukte durchaus klimafreundlicher gestaltet werden können als manche
Veggi-Varianten. Grundsätzlich müssen die Eiweißkreisläufe besser gemanagt werden. Im
Bereich der Klimapolitik betonte er, dass nicht CO2, sondern Methan und Lachgas die Haupt-
Emittenten sind. Mit Hinblick auf den EU Green Deal hob Herr Hemmerling hervor, dass nicht
die Zielsetzungen und Vorgaben im Vordergrund stehen sollten, sondern die Wege diese zu
erreichen. Als letzten Punkt forderte er mehr Fairness in der Landwirtschaft, wozu Ansätze
wie die UTP-Richtlinie, die Koordinationszentrale Handel Landwirtschaft und der Ausbau von
Dialog-Plattformen beitragen können.
In einer kurzen Replik ergänzte Anke Stübing u.a., dass Viehhaltung nicht nur aufgrund der CO2-
Emissionen problematisch ist, sondern auch in Bezug auf die Ausbreitung von Pandemien,
Tierwohl, Flächennutzung und gesunde Ernährung. Außerdem bestätigte sie, dass es im Bereich
fairer Preise und Transparenz noch einiges zu tun gibt, dabei aber auch nicht zu vergessen sei,
dass man sich hierzu die Verteilung der europäischen Agrarsubventionen gemeinsam ansieht.

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Nestlé Stakeholder Workshop: „Klimaschutz, soziale Verantwortung und Gesundheit – wie bringen wir das
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Ernährung: Impuls von Dr. Eleonore Heil, Universität Gießen

Dr. Eleonore Heil hob in ihrem Impuls hervor, dass es mit Blick auf die Gesundheitsförderung
bzw. Prävention der Humangesundheit als eine Säule der ONE HEALTH Definition
unterschiedliche Perspektiven wie die der Konsument:innen und Mitarbeitenden zu
berücksichtigen gibt. Daraus ergeben sich viele Zielkonflikte. So führt zum Beispiel die
notwendige Kennzeichnung von Jod in Lebensmitteln dazu, dass die Jodversorgung in
Deutschland inzwischen wieder unter den Empfehlungen liegt. In Bezug auf Nestlé wird eine
Neuausrichtung gewisser Produkte in den Raum gestellt.
Annette Neubert stimmte in ihrer kurzen Replik aus Nestlé-Sicht den wichtigsten Punkten, wie
beispielsweise der Bedeutung von Transparenz als Basis für Verbesserungen und einen Dialog
auf Augenhöhe, überzeugt zu. Außerdem nannte sie bereits ergriffene Maßnahmen zur Zucker-
und Salzreduktion, da sie auch hier wie Frau Heil Handlungsdringlichkeit sieht. Zudem gilt es
neue Wege zu gehen und die Zusammenarbeit in Allianzen mit allen Stakeholdern zu
verstärken, um Maßnahmen für eine bessere Ernährung und Gesundheit gemeinsam
umzusetzen.

Menschenrechte: Impuls von Michael Windfuhr, Deutsches Institut für
Menschenrechte
Michael Windfuhr gab einen kurzen historischen Rückblick zur Entwicklung von
Menschenrechten in internationalen Lieferketten. Die Verantwortung von Unternehmen ist
vor allem durch den ehemaligen UN-Generalsekretär Kofi Anan auf dem Davos-Forum 1999 in
den Fokus gerückt worden. Als große Fortschritte hob Herr Windfuhr den Global Compact
sowie die UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte hervor, die auch
maßgeblich für die aktuelle deutsche Gesetzgebung sind. In Bezug auf Nestlé unterstrich Herr
Windfuhr, dass das Unternehmen seine 10 wichtigsten Risiken kennen, analysieren und
Handlungsansätze daraus ableiten muss. Vor allem für die Rohstoffe Wasser, Kakao und Palmöl.
Im nächsten Schritt seien unternehmensübergreifende Kooperationen sowie auch staatliche
Unterstützungen notwendig.
In der kurzen Replik von Nestlé bestärkte Manuel Schuh, dass Regularien notwendig und seitens
des Unternehmens gewünscht sind und ergänzte, dass sich das Unternehmen weiterreichende
Forderungen beim Lieferkettengesetz gewünscht hätte. Er bestätigte, dass Lösungswege
komplex und nur in unternehmensübergreifenden Kooperationen zu erreichen sind, z. B. mit
Blick auf Kinderarbeit.

Diskussion der Zielkonflikte in Kleingruppen sowie zwischen
Expert:innen
Im Anschluss an die fachlichen Impulse diskutierten die Teilnehmenden in zufällig gewählten
Kleingruppen weitere Zielkonflikte und teilten ihre Ergebnisse über die Plattform Mentimeter.
Die folgende Tabelle beinhaltet alle gesammelten Beiträge – sowie in blauer Schrift die
zusätzlichen Beiträge der Expert:innen aus dem Plenum – und präsentiert diese anhand einiger
Überkategorien.

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                                                Zielkonflikte

     Preise, Verteilung und
                                                     Prozesse                           Infrastruktur
        Wertschätzung
•   Nachhaltige Rohstoffe &             •   Timeline für Umsetzbarkeit        • Logistik: Transport per LKW
    Einkaufspreise                          vs. reale Machbarkeit               einfach, per Schiene
•   Kosten der Nachhaltigkeit           •   Wissen vermitteln, aber             schwieriger
    („Schnäppchenjäger-                     kurze Aufmerksamkeits-            • Verpackung: Wunsch nach
    Mentalität in Deutschland“)             spanne                              Kunststoff- und CO2-
•   Qualität vs. Kosteneinsparung       •   Komplizierte                        Reduktion vs. Sicherheit und
•   Wer zahlt die Kosten für die            Kommunikationsprozesse              Haltbarkeit
    CO2-Reduktion?                      •   Generationenkonflikt –            • Recyclingfähigkeit vs. CO2-
•   Vegane Ernährung vs. tierische          Offenheit gegenüber                 Reduktion
    Produkte                                Innovationen                      • Wahrnehmung bei
•   Convenience-Produkte:               •   Wirtschaftliche                     Verpackungen: tatsächliche
    bequem, aber tendenziell                Unternehmensinteressen vs.          vs. erlebte Nachhaltigkeit
    ungesund/unökologisch                   Gesellschafts- und                • Flächenrechte und
•   Image-Problem, z. B. bei Soja           Umweltinteressen                    Aufforstung
                                        •   Einfache Orientierung für alle    • Governance-Strukturen in
                                            Bevölkerungsschichten vs.           ländlichen Regionen
                                            Komplexität Nachhaltigkeit        • Biologische Landwirtschaft
                                        •   Salzreduktion: Was liegt            vs. kleinbäuerliche
                                            wirklich in den Händen des          Strukturen
                                            Unternehmens?
                                        •   Wachstumslogik der
                                            Unternehmen vs.
                                            Nachhaltigkeit
                                        •   Standardisierung bei Labels
                                            vs. Innovationen und
                                            Flexibilität
                                            Mögliche Lösungen
•   Faktenbasierter Dialog
•   Branchenübergreifende Lösungen erarbeiten
•   Statt Extrempositionen lieber gemeinsame Lösungen
•   Es geht nicht um die Entschärfung von Zielkonflikten, sondern um klare Kommunikation der
    Abwägung und der Priorisierung von Werten. Dabei spielt eine offene und ehrliche Kommunikation
    über die soziale Verantwortung eine wichtige Rolle
•   Keine Substitution, sondern Verbesserung der Ökobilanz soweit möglich
•   Transparenz über den tatsächlichen CO2-Impact
•   Transparenz schaffen mit fakten-basierten Informationen auf den Produkten
•   Für Verbraucher ist es oft schwer nachvollziehbar, ob ein Produkt bzw. eine Dienstleitung
    klimafreundlich ist. Ggfs. Darstellung anhand von nachvollziehbaren Labels oder Ampeln auf
    Produkten.
•   Kein Greenwashing
•   Kommunikation und Aufklärungsarbeit
•   Ermutigung durch Aufzeigen der wichtigen Impact-Felder im Alltag und praktikablen Lösungen l
•   Klimafreundliche Rohstoffbeschaffung
•   Investitionen in Forschung

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Thematische Vertiefungen
Externer Impuls Verpackung: Matthias Wüthrich, Senior Campaigner & Int.
Project Leader, Greenpeace

Nach einer kurzen digitalen Kaffeepause und Gelegenheit zum Networking, leitete Matthias
Wüthrich mit seinem Impuls zum Thema Verpackungen in die Arbeitsgruppen ein.
Kernforderung von Herrn Wüthrich war ein radikaler Systemwechsel weg von Einweg- hin zu
Mehrweglösungen. Diese Forderung unterlegte er mit der Darstellung der Gefahren durch
Plastik in Bezug auf unsere Gesundheit, unsere Umwelt (Tiere und Meere) sowie durch
entstehende CO2-Emissionen. Die aktuell geplanten Schritte sowohl von Politik als auch von
Unternehmen wie beispielsweise die geplante CO2-Neutralität von Nestlé, bewirken vorerst nur
eine CO2-Reduktion von bis zu 7 Prozent, was nicht ausreichend ist. Weder „kosmetische“
Verbesserungen, Recycling noch komplizierte Lieferketten tragen zur Lösung bei, sondern
stellen lediglich einen organisationalen Wechsel dar. Für einen umfassenden Wandel braucht
es neben den Maßnahmen von den Unternehmen eine starke politische Agenda,
sektorübergreifende Kollaborationen sowie die Standardisierung von Verpackungen.

Parallele Arbeitsgruppen
Um gemeinsam mit den Teilnehmenden den fachlichen Austausch zu den Herausforderungen
und Zielkonflikten zu vertiefen, fanden im Anschluss drei parallele Arbeitsgruppen statt, denen
sich die Teilnehmenden zuordnen konnten.

Transformation der Landwirtschaft
Wie können gemeinsame und zukunftsorientierte Lösungen in der Landwirtschaft aussehen?

Martina Janssen, Sustainability Manager bei Nestlé Deutschland, machte direkt zu Beginn dieser
Arbeitsgruppe deutlich, dass eine Transformation in der Landwirtschaft dringend notwendig
und eine Unterstützung aus dem Stakeholder-Kreis gewünscht ist.
In einem fachlichen Impuls unterstrich auch Marion Hammerl, Präsidentin des Global Nature
Fund, dass eine landwirtschaftliche Transformation für viele Bereiche und auf vielen Ebenen
absolut unumgänglich ist. Dabei müssen Unternehmen wie Nestlé die Landwirt:innen auch
(finanziell) unterstützen. Eine Unterscheidung zwischen kleineren Landwirten und
industrialisierten landwirtschaftlichen Betrieben bezüglich der Kostendeckung ist notwendig
und gerade für Smallholder:innen in Entwicklungsländern ein existenzbedrohendes
Thema. Darauf aufbauend sollten politische Rahmenbedingungen, Standardisierungen sowie
Regularien wie das Lieferkettengesetz durchgebracht werden.

Andrea Schwalber, Sustainability Manager bei Nestlé Deutschland, wünschte sich einen
holistischen Ansatz zur gemeinsamen Umsetzung und zum Schutz der vier Säulen Biodiversität,
Wasser, Boden und Tierhaltung.

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Grafik: Ergebnisse der Stichwortsammlung „Was bedeutet Transformation in der Landwirtschaft für Sie?“ und „Meine
Einrichtung“

Diskussion:

•    Milchprodukte sind mit den richtigen technischen Entwicklungen als nachhaltig zu
     betrachten (z.B. Biogasanlage, Gülle).
•    Die aktuelle Ernährungspyramide sollte auf Basis neuer Erkenntnisse überdacht werden;
     Nestlé könnte bewirken, dass eine neue positive Ernährungspyramide zum Narrativ wird.
•    Nachhaltigkeitsleistungen in der Landwirtschaft müssen stärker honoriert werden, auch
     über eine dementsprechende Marktnachfrage.
•    Konzerne wie Nestlé geben aktuell nicht ausreichend langfristiges Commitment bei ihren
     Verträgen.
•    Bei     Pilotprojekten    in    der    Landwirtschaft   braucht   es    eine     bessere,
     unternehmensübergreifende Kommunikation, damit Zusammenarbeit gefördert werden
     kann (z.B. eine Plattform für den Austausch)
•    Angemerkt wird, dass Positerra eine Plattform entwickelt, auf der sich Landwirte
     austauschen können. Außerdem ist ein Anreizsystem entscheidend, bspw. die Honorierung
     über ein Zertifikatssystem nach internationalen Standards (z.B. VERRA). So können
     Landwirte u.a. neuartige digitale Lösungen zur Analyse der Böden nutzen (Bsp.
     satellitengestützte Bodenanalyse)
•    Bei Ausschreibungen sollten andere Schwerpunkte gesetzt werden, so dass nicht nur der
     Preis, sondern auch z.B. die Umstellung von Fleisch auf Gemüse entscheidend ist.

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Nestlé Stakeholder Workshop: „Klimaschutz, soziale Verantwortung und Gesundheit – wie bringen wir das
                                                 zusammen?“

Kreislaufwirtschaft
Wie lassen sich Verpackungen klimafreundlicher gestalten und welche Rolle können
Mehrweglösungen spielen?

Bernd Büsing, Leiter Verpackungstechnik bei Nestlé Deutschland, stellt zunächst in der
Arbeitsgruppe Vision und Commitment des Unternehmens in Bezug auf das Thema
Kreislaufwirtschaft vor. Dabei geht er konkret auf die fünf Säulen Reduce, Reuse, Re-Design (z.B.
durch Umstellung von Verpackungsmaterialien), Recycling-Infrastrukturen und den Aspekt
„Rethink Behaviours" (Mindset und Verhaltensänderung von Verbraucher:innen) ein. Herr
Büsing teilte auch konkrete Kooperationsprojekte des Konzerns im Bereich Reuse – etwa die
Mehrwegcontainer von Loop, das Refill-System MIWA sowie die standardisierten
Verpackungen von circolution.
Im Anschluss präsentierte das Startup circolution sein Dienstleistungskonzept von
standardisierten modularen Mehrwegverpackungen. Als skalierbares Pool-Mehrwegsystem mit
möglichst vielen Kooperationspartnern soll v.a. durch Platzeinsparung und lokale Kreisläufe
eine hohe Effizienz in der Logistik erzielt werden. Die angelegten Systemprinzipien sind „open
Access“, „long term sustainability“ und „sinnvolle Standardisierung“.
Im ersten Retail-Piloten sollen den Konsument:innen im Bereich Kaffee, Kakao & Co in jedem
Preissegment immer auch eine Mehrweglösung angeboten werden können, sodass diese die
Wahl zwischen beiden Optionen haben.

Diskussion:

•   Beim circolution-Pilotprojekt ist ein unternehmensübergreifender Ansatz wesentlicher
    Bestandteil. Unternehmen der gesamten Verpackungs-Wertschöpfungskette sind
    involviert, unter anderem Maschinenhersteller, Handelspartner, Markenhersteller. Es
    besteht Offenheit für weitere Partner.
•   Der konkrete Energieeinsatz bei circolution-Lösungen kann noch nicht genau berechnet
    werden, dies ist aber in der Planung.
•   Perspektivisch sind regionale, standardisierte Waschsysteme geplant.
•   Abfüllsystem für die Trockengüterabteilung werden nach und nach in den Regionen
    eingeführt und sind ein wesentlicher Bestandteil der Unternehmensstrategie.
•   Verschiedene Aspekte wie wiederverschließbare Deckel oder Siegelfolien ermöglichen
    gute Hygienemaßnahmen.

Produktentwicklung im Kontext von Klima
Welche Informationen und Daten werden benötigt, wie werden sie angewendet und wie
können Verbraucher:innen informiert werden?

Peter Stehle, Professor für Ernährungsphysiologie an der Universität Bonn, startete als Moderator
mit einer Abfrage zu relevanten Aspekten der Produktentwicklung im Kontext von Klima. Die
meistgenannten Aspekte dabei waren Gesundheit, Verpackungen, die vegane Ernährungsweise,
biologische Landwirtschaft, Regionalität der Produkte, Inhaltsstoffe sowie Saisonalität. Die
Beiträge der Teilnehmenden beinhalteten z. B. konkrete Ideen zur Produktentwicklung, wie die
drastische Reduzierung von tierischen Produkten, die sowohl gesundheitlich vorteilhaft als auch
ein relevanter Beitrag zum Klimaschutz darstellt.

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Nestlé Stakeholder Workshop: „Klimaschutz, soziale Verantwortung und Gesundheit – wie bringen wir das
                                                 zusammen?“

Felicia Ehl, Junior Brand Managerin für Nestlé Wagner, stellte die Einflussfaktoren auf den CO2-
Fußabdruck am Beispiel Pizza vor. Dabei sind vor allem die Inhaltsstoffe sowie die
Nutzungsphase im Haushalt ausschlaggebend, während Verpackung, Produktion, Beschaffung
und Logistik einen vergleichsweisen geringen Anteil am CO2-Fußabdruck haben.
Diskussion
    - Bei den Themen Gesundheit und Klimaschutz sollte der Fokus auf die Gemeinsamkeiten
       von Klima- und Ernährungszielen gelegt werden und dafür gesorgt werden, dass sich
       beide Aspekte nicht ausschließen.
    -    Wenn möglich, sollten tierische Inhaltsstoffe aus den Rezepturen genommen werden,
         gerade auch dort, wo diese nicht erwartet werden.
    -    Je nach Produkt ist es schwierig, auf Milch als Trockenprodukt komplett zu verzichten.
         Eine gesamte Lieferkettenbetrachtung ist jedoch ein wichtiger Schritt.
    -    Unternehmen sollten auch die Verantwortung dafür tragen wie nachhaltig
         Konsument:innen das Produkt nutzen können – im Falle der Wagner-Pizza wie
         klimaschonend der Konsument:innen die Pizza einkaufen oder erwärmen.
    -    Bei der Deklaration von klimaneutralen Produkten ist eine ehrliche und transparente
         Kommunikation seitens der Unternehmen zwingend erforderlich.
    -    Die Machbarkeit und Verständlichkeit für Verbraucher:innen sollte dabei immer
         mitgedacht werden.

Grafik: Ergebnisse der Stichwortsammlung „Welche konkreten Aspekte sind für Sie relevant für die Produktentwicklung
im Kontext von Klima?“

Zusammenfassung und Verabschiedung
Abschließend bedankten sich Michael Kuhndt, Sara Martin und Anke Stübing herzlich bei allen
Impulsgeber:innen und Teilnehmer:innen des diesjährigen Stakeholder-Workshops, die mit
ihrem Input und Feedback wichtige Impulse für neue Entwicklungen und Ideen im
Unternehmen liefern. Es wurde außerdem schon ein erster Blick auf das Graphic Recoding
geworfen, welches sich in finaler Form auf dem Deckblatt dieser Dokumentation wiederfindet.
Die Antworten auf die im Chat gestellten Fragen stehen unter folgendem Link zur Verfügung.

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