FORUM Das offizielle Magazin der Deutschen Krebsgesellschaft e.V - Deutsche Krebsgesellschaft

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FORUM Das offizielle Magazin der Deutschen Krebsgesellschaft e.V - Deutsche Krebsgesellschaft
Oktober 2017 | Jg. 32 | Nr. 05

FORUM
Das offizielle Magazin der Deutschen Krebsgesellschaft e.V.

                           Naturheilverfahren, komplementäre
                           und alternative Therapien            Komplementäre
                           Eine Bestandsaufnahme
                                                                Onkologie
                           Phytopharmaka
                           Ausgangspunkt für Wechselwirkungen   Ist sie eine Alternative?
                           in der Tumortherapie

                           Krebspräventionsmaßnahmen
                           Valide Empfehlungen

                           Molekulares Tumorboard
                           Optimierung der Therapie
                           des Kolonkarzinoms
                           S. Kasper

www.krebsgesellschaft.de/forum
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Editorial

Forum 2017 · 32:367
https://doi.org/10.1007/s12312-017-0337-4
© Springer Medizin Verlag GmbH 2017
                                              Ist die komplementäre Medizin
                                              eine Alternative?

                                              Tai-Chi) bis hin zu rein kognitiven Ver-      zepten beitrüge. Hingegen findet man zu-
                                              fahren. Zweifellos haben einige der ge-       nehmend Beispiele dafür, dass Kranken-
                                              nannten Verfahren bereits belegt, das Be-     kassen mit einer großzügigen Vergütung
                                              finden von Patienten zu stabilisieren und     wissenschaftlich unbelegter Heilverfahren
                                              die Lebensqualität günstig zu beeinflus-      werben, um auf populistische Weise neue
                                              sen. Vor allem hinter die Sicherheit der      Versicherte zu gewinnen. Wenn ich den
                                              stofflichen und diätetischen Interventi-      Alltag von Krebspatienten in Deutschland
                                              onen ist hingegen oftmals ein Fragezei-       sehe, wäre es sinnvoller, die Kassen wür-
                                              chen zu setzen. Konkret: die pharmako-        den zusätzliche Pauschalen für ein Extra
                                              logischen Interaktionen mit klassischen       an Zeit für den Patienten finanzieren. Da-
                                              Arzneimitteln sind in den meisten Fällen      ran mangelt es nämlich am meisten.
                                              unzureichend untersucht. Dies kann über           Die Deutsche Krebsgesellschaft leistet
                                              Beeinflussung der Resorption, Verstoff-       seit vielen Jahren einen Beitrag zur Ver-
                                              wechslung und Ausscheidung zur Erhö-          besserung des Wissens um komplemen-
                                              hung der effektiven Dosis mit Steigerung      täre Behandlungsangebote. Insbesonde-
                                              der Toxizität von Krebsmedikamenten           re die Arbeitsgemeinschaft Prävention
Umfragen zeigen: Menschen mit Krebs           führen oder zu deren beschleunigtem Ab-       und integrative Onkologie (PRIO) unter
wenden während und nach ihrer Behand-         bau mit nur vordergründig erwünschter         der Leitung von Professorin Jutta Hübner
lung sehr häufig komplementär-medizini-       besserer Verträglichkeit, aber potenziel-     trägt mit zahlreichen Projekten zur Schaf-
sche Heilmethoden an. Das ist verständ-       len Wirksamkeitsverlusten. Hinzu kom-         fung wissenschaftlicher Evidenz und zum
lich und eigentlich gut. Denn oftmals         men oftmals unbekannte Wirkungen auf          Kompetenzgewinn bei Haus- und Fach-
äußert sich darin die Intention der Be-       den Tumorzellmetabolismus, das Tumor-         ärzten, Pflegenden, anderen Heilberufen
troffenen, einen aktiven und eigenständi-     mikromilieu und das Immunsystem.              und Patienten bei.
gen Beitrag zu ihrem Heilverlauf leisten zu       Das weitgehende Fehlen gesicherter            Langfristig sollte darauf hingewirkt
wollen. Eigentlich.                           Daten führt zu großen Unsicherheiten;         werden, dass sich ein kompetentes und
   Zweifel bestehen hingegen daran, ob        und zu einer gelegentlich unsachlich und      eigenbestimmtes Gesundheitsverhalten
die Chancen und Risiken der jeweiligen        sogar ideologisch ausgetragenen Debatte.      auch in der noch nicht an Krebs erkrank-
Verfahren realistisch eingeschätzt werden;    Nicht selten wird auch der Vorwurf laut,      ten Bevölkerung durchsetzt. Denn nach
außerdem besteht der Verdacht, dass Pa-       die Pharmaindustrie versuche aus Profit-      wie vor gilt, dass im Sinne der Krebsprä-
tienten durch geschickte Werbemaßnah-         streben heraus die Verbreitung komple-        vention durch ein vernünftiges Maß an
men kommerzieller Hersteller und Ver-         mentärer und alternativer Heilmetho-          täglicher Bewegung, eine ausgewogene
treiber manipuliert und zur Anwendung         den gezielt zu behindern. Dieser Vorwurf      Ernährung, den vollständigen Verzicht
ungesicherter Heilmaßnahmen gedrängt          kommt in den öffentlichen Medien gut          auf Tabakprodukte und einen maßvollen
werden. Ich neige dazu, Patienten an dieser   an, ist aber weitgehend spekulativ. Rich-     Umgang mit Alkohol mehr Menschenle-
Stelle vor allzu vielen guten Ratschlägen     tig hingegen ist, dass zu große Anteile der   ben erhalten werden könnten als mit der
aus dem erweiterten Bekanntenkreis und        Therapieforschung der Pharmaindustrie         besten Extraspritze oder -pille im Falle ei-
vor der „Alternativen Mafia“ zu warnen.       übertragen werden und zu wenig unab-          ner manifesten Krebserkrankung.
   Das komplementär-medizinische              hängige Forschung öffentlich gefördert
Spektrum reicht von stofflich-medika-         wird. Dass dies Skepsis und Kritik auslöst,   Ihr
mentösen Therapieformen (u. a. Vitami-        ist nachvollziehbar und zutreffend.
ne, Enzyme, Ginko, Curcumin, Mistel-              Gesetzliche und private Krankenkas-
extrakte, Methadon) zu Krebsdiäten (z. B.     sen könnten einen größeren Beitrag leis-
ketogene Diät), traditionell-chinesischen     ten zur Förderung von Therapie- und Ver-
                                                                                            Florian Lordick
Heilmethoden (Akupunktur, Akupres-            sorgungsforschung, die langfristig auch zu
sur), Körper-Seele-Interventionen (Yoga,      ökonomisch sinnvollen Behandlungskon-

                                                                                                                        Forum 5 · 2017     367
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I n h alt                                                                     FORUM · Band 32 · Heft 5 · Oktober 2017

        Editorial
      F. Lordick
  367 Ist die komplementäre Medizin eine Alternative?
        Präsident
      P. Albers
  372 „Qualität in der Krebsversorgung hat viele Aspekte.“
        DKG – aktuell
  373   Jetzt anmelden zum Deutschen Krebskongress 2018
  374   „360° Onkologie“ – Ausgabe 3 erschienen
  374   In Vorbereitung: 7. Offene Krebskonferenz
  375   Weihnachtskarten 2017 der Deutschen Krebsgesellschaft e. V
        Aktuell
      P. Ortner
  376 Highlights zur onkologischen Supportivtherapie. ASCO-Jahrestagung 2017 und MASCC/ISOO-Jahrestagung 2017
        www.krebsgesellschaft.de/onko
  378 Senologie, EHA & ICML: Brustkrebs-Therapie und Hämatoonkologie im Fokus
        Interview
  379 MASCC-Präsident Professor Ian Olver im Interview. Seine persönlichen Highlights vom Jahreskongress der
      Multinational Association of Supportive Care in Cancer (MASCC)

        Fokus: Komplementäre Onkologie
      N. Klafke · S. Joos
  394 Naturheilverfahren, komplementäre und integrative
      Therapien in Deutschland. Eine Bestandsaufnahme
      Naturopathic, complementary, and integrative therapies
      in Germany. Taking stock
      K. Schiller · D. Paepke · S. E. Combs
  399 Biologisch basierte komplementäre Krebstherapien
      Biologically based complementary cancer treatments
      H. Cramer · H. Haller · A. Paul · G. Dobos
  406 Mind-Body-Medizin bei Krebs. Wissenschaftliche
      Evidenz, Chancen und Grenzen der Wirksamkeit
      Mind-body medicine in cancer. Scientific evidence,
      possibilities, and limits of efficacy
      H.-P. Lipp
  411 Phytopharmaka der komplementären und alternativen
      Medizin. Ausgangspunkt für Wechselwirkungen in der
      Tumortherapie                                                                                                     © filmfoto / iStock
      Phytopharmaceuticals of complementary and
      alternative medicine. Basis for interactions in clinical
      oncology
      C. M. Witt · H.-H. Bartsch · C. Güthlin · C. Lampert ·
      A. Längler · C. A. Ritter · M. Rostock · J. Schildmann ·
      J. Weis · M. Wilhelm · M. Horneber
  416 Kompetenznetz Komplementärmedizin in der Onkologie (KOKON).
      Ein wissenschaftlicher Beitrag zur Verbesserung der Versorgung
      Competence Network Complementary Medicine in Oncology (KOKON).
      A scientific contribution to improve care
      C. Jochem · M. Leitzmann
  424 Krebspräventionsmaßnahmen. Valide Empfehlungen zur Verminderung des Krebsrisikos
      Cancer prevention measures. Valid recommendations for reducing cancer risk

             +++ Online -Archiv finden Sie unter w w w.k rebsgesellschaf t.de/forum +++

                                                                                                                FORUM             369
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               Junge Onkologen
             U. Necknig
         381 Urologie-Fahrplan. Ein Mentoringprogramm für urologische Assistenzärzte
               Molekulares Tumorboard
             I. Virchow · T. Herold · M. Wiesweg · S. Kasper
         384 Zielgerichtete Next-Generation-Sequencing-basierte Panelsequenzierung in Kombination mit
             immunhistochemischen Standardanalysen. Optimierung der Therapie des Kolonkarzinoms
               Sektion B
             N. Erickson · D. Buchholz · J. Hübner
         429 Aktualisierte Stellungnahme ketogene und kohlenhydratarme Diäten veröffentlicht
             Deutsches Konsortium Familiärer Brust- und Eierstockkrebs
         431 Umgang mit Ergebnissen der Multigenanalyse beim familiären Mamma- und Ovarialkarzinom.
             Konsensusempfehlung des Deutschen Konsortiums Familiärer Brust- und Eierstockkrebs
               Sektion B – Klinische Studien
             H. Rexer · M. Graefen · B. Hamm · F. König
         432 PROKOMB – Prostata-Kooperatives MRT-Projekt Berlin. Diagnostik des Prostatakarzinoms – Studie AP 95/16 der AUO
             F. Bozorgmehr
         433 FORCE-Studie. FOstering efficacy of anti – PD-1 – treatment: Nivolumab plus Radiotherapy in advanCEd NSCLC
             J. Kuon
         435 DURATION-Studie. Metastasiertes nicht-kleinzelliges Lungenkarzinom beim älteren Patienten
             M. Villalobos
         436 Heidelberger Meilenstein-Kommunikation – HeiMeKOM. Studie im Bereich metastasiertes nicht-kleinzelliges
             Lungenkarzinom
               Sektion A
             Hamburger Krebsgesellschaft e. V.
         439 UKE erhält Stiftungsprofessur für Palliativmedizin von Hamburger Krebsgesellschaft.
             Prof. Dr. Karin Oechsle zum 1. Juli berufen
             Krebsverband Baden-Württemberg e. V.
         440 Verabschiedung H. Seiter – eine Ära geht zu Ende
               Sektion C
             S. Heinzl
         443 Biosimilare Antikörper in der Onkologie
         446 SERVIER und SERVIER in der Onkologie. Ein neues Mitglied der Sektion C stellt sich vor
               Verschiedenes
               Adressen
               Termine
               Impressum, Wissenschaftlicher Beirat

370   FORUM
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Präsident

      Forum 2017 · 32:372                            Peter Albers
      https://doi.org/10.1007/s12312-017-0339-2      Präsident der Deutschen Krebsgesellschaft e. V.
      Online publiziert: 4. Oktober 2017
      © Springer Medizin Verlag GmbH 2017

                                                     „Qualität in der Krebsversorgung
                                                     hat viele Aspekte.“

                                                     gelassen werden. Und es gehört zu unse-           zwischen liegen weitere Anfragen vor, un-
                                                     rem Verständnis von Qualität in der ärzt-         ter anderem aus Luxemburg und Italien.
                                                     lichen Versorgung, im Gespräch mit den            Auch die European Association of Urolo-
                                                     Patienten (und der Öffentlichkeit) auf be-        gy hat Interesse an einem Erfahrungsaus-
                                                     stehende Evidenzlücken aufmerksam zu              tausch.
                                                     machen.                                               Diese Ausweitung ist sicher mit He-
                                                         Qualität in der Krebsversorgung hat           rausforderungen verbunden. Welche Rol-
                                                     viele Aspekte, nicht nur im nationalen            le spielt die jeweilige Landessprache für
                                                     Kontext. Auch in Europa bewegt sich ei-           das Qualitätsmanagement? Wie geht man
                                                     niges in diesem Bereich. Die DKG betei-           mit länderspezifischen Unterschieden in
                                                     ligt sich seit Jahren aktiv an verschiedenen      der Datenerhebung um? Was, wenn be-
                                                     EU-Initiativen, die auf ein gemeinsames           stimmte Therapien in anderen Gesund-
                                                     Verständnis von Qualität und Qualitäts-           heitssystemen nur eingeschränkt zu-
      Die Komplementärmedizin- sie steht im          management der Krebsversorgung abzie-             gänglich sind? Bei einer Adaption wird
      Mittelpunkt dieses Hefts – nimmt mittler-      len. Dazu gehören die CanCon Joint Ac-            man sich zunächst beschränken müssen:
      weile einen festen Platz im medizinischen      tion on Cancer Control, die 2017 mit der          auf die drei häufigsten Tumorarten und
      Versorgungsalltag ein. Das Interesse der       Fertigstellung des CanCon Guides ende-            auf ein „Core Module“, eine einheitliche
      Betroffenen an komplementärmedizini-           te, sowie die European Commission Initi-          Grundlage von Qualitätsanforderun-
      schen Angeboten ist groß. Und bei sorg-        ative on Breast Cancer (ECIBC) und jetzt          gen, die für möglichst viele Länder gel-
      fältiger Abstimmung mit der Schulmedi-         ganz aktuell die Joint Action – Innovative        ten kann. Das ist sicher keine einfache
      zin kann die Komplementärmedizin für           Partnership on Action Against Cancer. Bei         Aufgabe, trotzdem werden wir sie proak-
      die Lebensqualität und das Wohlbefin-          unserer Arbeit in diesen Gremien kommt            tiv angehen. Denn erstens können wir in
      den der Betroffenen sehr hilfreich sein.       uns zugute, dass wir, verglichen mit an-          punkto Qualitätsmanagement eine Men-
      Schwierig wird es allerdings dann, wenn        deren europäischen Ländern, die längs-            ge dabei lernen. Und zweitens: Wenn wir
      sich die öffentliche Diskussion auf die        te Erfahrung mit der Zertifizierung von           nicht aktiv werden, dann ergreifen ande-
      Entscheidung „Schulmedizin oder Er-            Krebszentren sowie die größte Anzahl an           re die Gelegenheit – mit der Gefahr, dass
      fahrungsheilkunde?“ zuspitzt. Das zeig-        zertifizierten Zentren aufweisen und au-          dann möglicherweise kommerzielle Inte-
      te sich kürzlich beim Thema Methadon.          ßerdem mit tumorspezifischen Zertifizie-          ressen das Feld bestimmen.
      Der Medienhype um seine angeblich an-          rungen aufwarten können.
      titumorale Wirkung war zwischenzeitlich            Da liegt die Frage nahe, ob nicht auch        Ihr
      so groß, dass einige Patienten den Ab-         andere Länder oder Gesundheitssyste-
      bruch etablierter Behandlungsstandards         me ein Interesse an der Adaptation die-
      zugunsten von Methadon erwogen ha-             ses Zertifizierungssystems haben. Mit
      ben, obwohl der klinische Beweis für sei-      der Etablierung zertifizierter Zentren
      ne Wirksamkeit als Tumormedikament             im deutschsprachigen Ausland, also der
      nicht erbracht ist. Es ist wichtig und rich-   Schweiz, Österreich und Südtirol, wurde
      tig, dass Krebsmedikamente hierzulande         der erfolgreiche Anfang einer Ausweitung          Peter Albers
      ihre Wirksamkeit und Sicherheit in klini-      der Zertifizierung gemacht. Seit 2016 be-         Präsident der Deutschen Krebsgesellschaft
      schen Studien belegen müssen, bevor sie        steht die Möglichkeit, sich als European
      für den Routine-Einsatz am Menschen zu-        Cancer Centre zertifizieren zu lassen. In-

372    Forum 5 · 2017
FORUM Das offizielle Magazin der Deutschen Krebsgesellschaft e.V - Deutsche Krebsgesellschaft
DKG – aktuell

Forum 2017 · 32:373–374
https://doi.org/10.1007/s12312-017-0328-5
© Springer Medizin Verlag GmbH 2017
                                                 Jetzt anmelden zum Deutschen
                                                 Krebskongress 2018

Spätestens seit Ende September ist die offi-
zielle Kongresswebseite www.dkk2018.de
eine sehr gut besuchte Plattform: Dort
sind das Vorprogramm zum DKK 2018
veröffentlicht und die Onlineanmeldung
eingerichtet und freigeschaltet. Jetzt ist die
beste Gelegenheit, im Kongressprogramm
zu blättern und sich dann anzumelden. Bis
15. Dezember 2017 gelten Frühbucher-
preise.

Neu: Oxford-Debatten

Das Onlineprogramm gibt Auskunft über
die knapp 400 Sitzungen, darunter 14
halbtägige Plenarsitzungen, sowie über
Themen, Titel und Referenten – und zwar

                                                                                                                                          © Renate Babnik/DKG
tagesaktuell. Für alle, die sich für die beste
onkologische Versorgung engagieren, bie-
ten die vier Kongresstage die Chance auf
einen großen Wissens- und Erkenntnis-
gewinn. Dafür sorgen nicht nur die viel-
fältigen Themen, sondern auch neue For-          Geprüft: die Abstracts                      Aufgerufen: Programm
mate, zum Beispiel Oxford-Debatten. Sie                                                      studieren und anmelden
ermöglichen es, zwei Standpunkte ken-            In der Kongress-App werden auch alle
nenzulernen und kritisch zu prüfen. Vor-         angenommenen Abstracts zu finden sein.      Der Countdown zum DKK 2018 läuft.
ab und abschließend wird unter den Sit-          530 Abstracts in 36 Kategorien wurden in    Wir erwarten erneut rund 10.000 Teil-
zungsteilnehmern über die Standpunkte            diesem Jahr eingereicht und befinden sich   nehmer, die sich vom 21. bis 24. Februar
abgestimmt. 44 Oxford-Debatten sind              derzeit im Begutachtungsprozess. Im No-     2018 auf diesem größten und wichtigsten
derzeit im wissenschaftlichen Programm           vember werden die Einreicher über das       Kongress zur Krebsdiagnostik und Krebs-
vermerkt.                                        Ergebnis informiert. Ebenso steht dann      therapie im deutschsprachigen Raum in-
                                                 fest, ob ein Abstract als Best-of-Vortrag   formieren, Wissen teilen und Kontak-
Notwendig: die Kongress-App                      innerhalb einer Sitzung oder als Poster     te pflegen. Seien Sie dabei. Informieren
                                                 präsentiert werden soll. Im wissenschaft-   Sie sich jetzt über das Programm: www.
Um an Abstimmungen bei Oxford-De-                lichen Programm des DKK 2018 werden         dkk2018.de/programm.html.
batten teilzunehmen oder sich in anderen         dann alle offenen Punkte vollständig be-       Melden Sie sich dann online zum Kon-
Sitzungen an nichtrepräsentativen TED-           füllt sein. Auf der Kongresswebseite wird   gress an und nutzen Sie die Möglichkei-
Umfragen zu beteiligen, ist die Kongress-        zudem eine Checkliste bereitgestellt, die   ten der Hotelreservierung sowie Bahn-/
App erforderlich. Sie wird ab Dezember           bei der Gestaltung guter Poster hilft.      Flugbuchung: www.dkk2018.de/teilnah-
2017 in den gängigen App-Stores kosten-              Wichtiger Hinweis bereits an dieser     me.html.
frei zum Download zur Verfügung ste-             Stelle: Im Dezember 2017 wird es eine
hen. Die App wird die Funktion „TED“             einmonatige Phase zum Einreichen von
                                                                                             Korrespondenzadresse
enthalten, die jeweils passend zur Frage-        Late-breaking-Abstracts geben. Die Ein-
stellung einer Sitzung programmiert ist.         reichung wird erneut über die Kongress-     Renate Babnik
                                                 webseite laufen: www.dkk2018.de/ab-         Deutsche Krebsgesellschaft/Kommunikation
                                                 stracts.html.                               Tel. 030 3229329-25
                                                                                             E-Mail: babnik@krebsgesellschaft.de

                                                                                                                         Forum 5 · 2017               373
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DKG – aktuell

      „360° Onkologie“ – Ausgabe 3 erschienen

      Alle wollen eine gute Versorgung zum       Medizin widmet sich Prof. Dr. Dr. Eva             Das komplette Infopaket „360° Onko-
      Wohle von Patienten. Was muss dafür        Winkler (Heidelberg). Nutzen Leitlini-         logie“, bestehend aus Printmagazin, Info-
      getan werden? Die Antwort ist komplex.     en den Betroffenen? Das fragt Prof. Dr.        grafiken und Video, ist auf www.krebs-
      In der dritten Ausgabe unseres Magazins    Uwe Wagner (Marburg) und wählt für             gesellschaft.de/360-grad-onkologie zu
      „360° Onkologie“ greifen wir einen As-     seine Antwort das Beispiel Ovarialkar-         finden.
      pekt aus dieser Komplexität heraus: Wir    zinom. Eine wichtige Rolle beim Thema
      widmen uns dem Thema „Evidenz und          Evidenz spielen Leitlinien. Wir greifen
                                                                                                Korrespondenzadresse
      Ethik“. Die Abkehr von einer eminenz-      das Thema nicht nur im Magazin, son-
      basierten Behandlung hin zur evidenz-      dern auch im Video und in der beglei-          Renate Babnik
      basierten Medizin sei ein wesentlicher     tenden Infografik auf: Wie kommt beim          Deutsche Krebsgesellschaft/Kommunikation
      Fortschritt, schreibt Prof. Thomas Seuf-   Leitlinienprogramm Onkologie eine              Tel. 030 3229329-25
                                                                                                E-Mail: babnik@krebsgesellschaft.de
      ferlein (Ulm), im Leitartikel. Dem Ver-    Leitlinie in die Welt? Guter Wille reicht
      hältnis von Evidenz zur personalisierten   da nicht.

      In Vorbereitung: 7. Offene Krebskonferenz

      Die Vorbereitung der 7. Offenen Krebs-     die neuesten Entwicklungen in der mo-          tet Patientenleitlinien aus dem Leitlinien-
      konferenz (OKK), einem Informations-       dernen Krebstherapie, die Behandlungs-         programm Onkologie.
      tag für Betroffene und Angehörige, läuft   möglichkeiten der einzelnen Organe, die            Die Offene Krebskonferenz ist die bun-
      auf Hochtouren: Der Infotag findet am      Zusammenhänge von Ernährung, Sport             desweit größte Veranstaltung für Patien-
      18. November 2017 in Rostock-Warne-        und Krebs sowie unterstützende Therapi-        ten und Angehörige zum Thema Krebs.
      münde statt und steht unter dem Motto:     en und Palliativmedizin.                       Sie findet alle zwei Jahre statt und wird
      „Patient-Sein heute: Gemeinsam stark!“        Die Deutsche Krebsgesellschaft ist mit      von der Stiftung Deutsche Krebshilfe, der
      Gastgeber in diesem Jahr ist die Landes-   einem Stand vor Ort, informiert über die       Deutschen Krebsgesellschaft und einer
      krebsgesellschaft Mecklenburg-Vorpom-      Arbeit der Fachgesellschaft, stellt das Sys-   Landeskrebsgesellschaft organisiert. Zur
      mern. Besucher erfahren Aktuelles über     tem der zertifizierten Zentren vor und bie-    Vergrößerung des Einzugsgebiets für die
                                                                                                Teilnahme an der OKK 2017 werden von
                                                                                                der Deutschen Krebsgesellschaft zusam-
                                                                                                men mit den Landeskrebsgesellschaften
                                                                                                Bus-Shuttles organisiert und finanziert.
                                                                                                    Alle Infos gibt es hier: www.okk2017.de

                                                                                                Korrespondenzadresse
                                                                                                Renate Babnik
                                                                                                Deutsche Krebsgesellschaft/Kommunikation
                                                                        9 Die Deutsche
                                                                                                Tel. 030 3229329-25
                                                                        Krebsgesellschaft
                                                                                                E-Mail: babnik@krebsgesellschaft.de
                                                                        informiert auf der
                                                                        OKK über die Patien-
                                                                        tenleitlinien aus dem
                                                                        Leitlinienprogramm
                                                                        Onkologie. (© Feder-
                                                                        mann und Kampczyk
                                                                        design gmbh)

374    Forum 5 · 2017
DKG – aktuell

Forum 2017 · 32:375
DOI 10.1007/s12312-017-0314-y
Online publiziert: 28. August 2017
                                             Weihnachtskarten 2017 der
© Springer Medizin Verlag GmbH 2017
                                             Deutschen Krebsgesellschaft e. V.

Die Deutsche Krebsgesellschaft bietet        Eine kleine Auswahl der Motive
auch in diesem Jahr wieder Weihnachts-
karten an. Es stehen über 30 Motive zur
Auswahl: von feierlich bis besinnlich, von
winterlich bis magisch.
    Die Kartenrückseite trägt den Text
„Mit dieser Karte unterstützen wir die
Ziele der Deutschen Krebsgesellschaft
e. V.“ mit der Angabe unseres Spenden-
kontos. Alle Weihnachtskarten können
auch mit einem individuellen Firmenein-
druck (Text und/oder Logo) bestellt wer-
den.
    Wenn Sie an unseren Weihnachtskar-
ten Interesse haben, wenden Sie sich bit-
te an die Geschäftsstelle der Deutschen
Krebsgesellschaft. Wir senden Ihnen ger-
ne den Online-Katalog sowie auch die ent-
sprechenden Modellkarten (max. 3 Moti-
ve) zu.

Korrespondenzadresse
Frau Nora Nürnberg
Telefon: 030 3 22 93 29 – 24
Fax: 030 3 22 93 29 – 55
nuernberg@krebsgesellschaft.de

Weitere Informationen finden Sie auch
unter www.krebsgsellschaft.de

                                                                              Forum 5 · 2017   375
Aktuell

      Forum 2017 · 32:376–377
      https://doi.org/10.1007/s12312-017-0330-y
      © Springer Medizin Verlag GmbH 2017
                                                        Highlights zur onkologischen
                                                        Supportivtherapie
                                                        ASCO-Jahrestagung 2017 und MASCC/ISOO-
                                                        Jahrestagung 2017

      Noch nie gab es bei der Jahrestagung              nah ihre Symptome eingeben können. Im            sion und den PROMIS-Short-Form-Test
      der American Society of Clinical Onco-            Rahmen der Plenary Session der ASCO              zur Erfassung von Schmerz, Fatigue und
      logy (ASCO, 02.–06. 06. 2017, Chicago)            Jahrestagung stellte Ethan Basch, Chapel         Aktivität. Es zeigte sich eine gute prä-
      eine solche Fülle von Beiträgen zum               Hill, NC/USA, eine randomisierte Studie          diktive Korrelation für die frühzeitige
      Themengebiet „Patient and Survivor                mit 766 Patienten mit fortgeschrittenen          Erfassung von Schmerzzuständen, Er-
      Care“. Die internationale und multi-              Tumorerkrankungen vor. Im Interventi-            nährungsdefiziten sowie spezifischen Er-
      professionelle Multinational Asso-                onsarm konnten die Patienten Symptome            krankungs- und therapiebedingten Ein-
      ciation of Supportive Care in Cancer              und Nebenwirkungen der Therapie mit-             schränkungen.
      (MASCC; 22. bis 24. 06. 2017, Wa-                 hilfe eines elektronischen Selbstberichter-          Dass Krebsüberlebende häufig unter
      shington DC) hingegen widmet sich                 stattungs-Systems sofort nach ihrem Auf-         Erschöpfung und unter verschiedenen
      diesen Themen ausschließlich. Ein                 treten eingeben. Patienten im Kontrollarm        Ängsten leiden, belegte auch eine Stu-
      zentrales Anliegen der MASCC war                  wurden vom Behandlungsteam beobach-              die von Y. P. Chang und Kollegen aus Tai-
      es von Anfang an, supportive Maß-                 tet [Basch EM et al. ASCO. 2017;LBA 2].          wan bei 85 Überlebenden von Mamma-,
      nahmen als unverzichtbare Säule der               Ein nicht vorhergesehenes Ergebnis die-          Ovarial-, und Lungenkarzinomen, die
      Therapie von an Krebs erkrankten                  ser Studie war, dass die Patienten im In-        beim MASCC-Kongress vorgestellt wur-
      Menschen von bereits vor Beginn der               terventionsarm median fünf Monate län-           de [Chang YP et al. MASCC. 2017;Abstr
      Therapien zu etablieren. Dieses Ziel              ger lebten als diejenigen Teilnehmer, die        eP436]. 36,5 % der Patienten berichteten
      scheint nun erreicht.                             nicht das Selbstberichterstattungs-Tool          über Fatigue, 29,4 % hatten Angst vor ei-
                                                        anwendeten.                                      nem Rückfall. Die eigenen Einschätzun-
      Große Medikamentenstudien mit Suppor-                                                              gen von Angst, Schmerz und Fatigue wa-
      tiva wie Antiemetika oder Wachstumsfak-           Psychotherapeutische                             ren signifikante Vorhersageparameter für
      toren gibt es schon seit den 1990er-Jahren,       Interventionen                                   die Lebensqualität der Patienten.
      nun werden auch große Studien zu Symp-                                                                 Bei 222 Überlebenden von Mamma-
      tomkontrolle, psychotherapeutischen und           Bereits bei der Diagnosestellung sollte          karzinomen, kolorektalen Karzinomen
      komplementären Maßnahmen durchge-                 ein Screening auf psychischen Stress, De-        oder Melanomen, die zum Zeitpunkt des
      führt. Zudem gibt es neue pathophysio-            pression und die psychoonkologische Ge-          Studienbeginns tumorfrei waren, wur-
      logische Erkenntnisse, die hoffen lassen,         samtsituation erfolgen. Es gibt hierfür je-      den in der „Conquer Fear-Studie“ Stra-
      dass man zukünftig Biomarker für spezi-           doch bisher keine validierten Tools. Bei         tegien gegen verschiedene Ängste ver-
      elle Nebenwirkungen finden wird, sodass           2805 Patienten testete ein Konsortium            mittelt [McNeil Beith J et al. ASCO.
      Patienten-individuelle Risikoprofile defi-        von über 100 Instituten und Kliniken ein         2017;LBA10000]. Patienten im Interven-
      niert werden können.                              prospektives Screening-Tool, das auf dem         tionsarm durchliefen in fünf ein- bis ein-
          Mittlerweile gibt es spezielle Online-        NCCN (National Comprehensive Cancer              einhalb-stündigen Face-to-Face-Sitzun-
      Tools zur Erfassung der „patient repor-           Network)-Distress-Thermometer, dem               gen ein von den Forschern ausgearbeitetes
      ted outcomes“, in die Patienten selbst zeit-      Nursing Report des Institute of Medi-            psychotherapeutisches Interventionspro-
                                                        cine (IOM) und den CoC(Commission                gramm, in dem von ausgebildeten Thera-
                                                        of Cancer)-Standards basierte [Trosman           peuten auf individuelle Ängste eingegan-
       Z   Autor                                        JR et al. ASCO. 2017; Abstr e21644]. Es          gen wurde. Nach Abschluss der Studie
                        Dr. Petra Ortner
                                                        umfasste validierte Sub-Tools: den PHQ-          litten die Patienten im Interventionsarm
                        Öffentlichkeitsarbeit           4-Kurzfragebogen zu Angst und Depres-            signifikant weniger unter der Rezidivangst
                        und Kommunikation                                                                als Patienten im Kontrollarm (direkt nach
                        Arbeitsgemeinschaft                                                              Studienabschluss: p < 0,001).
                        Supportive Maßnahmen in         Erstpubliziert in Ortner P. ASCO-Jahrestagung
                                                        2017 und MASCC/ISOO-Jahrestagung 2017                In der CALM-Studie erhielten 305 Pa-
                        der Onkologie, Rehabilitation
                        und Sozialmedizin (ASORS)       – Highlights zur onkologischen Supportivthera-   tienten mit fortgeschrittenen Tumorer-
                                                        pie. Im Focus Onkologie. 2017; 20(9):62–64       krankungen eine strukturierte psycho-

376    Forum 5 · 2017
therapeutische Intervention gegen Stress       lungen mit marginalem Wert durchzu-            wurden beschrieben [Eigentler TK et al.
und Depressionen oder die übliche Be-          führen und schlägt Modelle vor, die das        Cancer Treat Rev. 2016;45:7–18].
handlung [Rodin G et al. ASCO. 2017;           Potenzial haben, Kosten zu verringern              Lacouture wies darauf hin, dass etwa
LBA10001]. Die Messungen erfolgten zu          und trotzdem den klinischen Nutzen zu          dermatologische Nebenwirkungen rela-
Beginn der CALM-Intervention und nach          bewahren.                                      tiv früh nach Behandlungsbeginn auf-
drei und sechs Monaten. In der CALM-              Jonas de Souza, Chicago, IL/USA,            treten können. Sie äußern sich z. B. als
Gruppe waren die Stress-Symptome nach          näherte sich dem Problem von metho-            makulopapulöser Ausschlag, lichenoider
drei und sechs Monaten wesentlich selte-       discher Seite. Er führte aus, dass es bis-     Ausschlag oder auch Juckreiz. Darüber
ner und geringer ausgeprägt.                   her kein validiertes Instrument gebe, das      hinaus zeige sich dabei auch eine Abhän-
                                               den finanziellen Stress für Patienten er-      gigkeit von der Substanz, so sei ein maku-
Finanzielle Toxizität                          fasse. In einer kürzlich veröffentlichen       lopapulöser Ausschlag unter Ipilimumab
                                               Studie wurde bei 233 Patienten mit fort-       seltener als unter den PD-1-Inhibitoren,
Die „finanzielle Toxizität“ nimmt ins-         geschrittenen Tumorerkrankungen, die           erklärte er. Jordan führte aus, dass es zwar
besondere in Anbetracht der steigenden         mindestens zwei Zyklen Chemothera-             auch unter den neuen Substanzen zu
Kosten für onkologische Therapien einen        pie erhielten, die „fianzielle Toxizität“      Übelkeit komme, jedoch selten zu Erbre-
wichtigen gesundheitspolitischen Stellen-      untersucht [de Souza JA et al. Cancer.         chen. Vermutlich habe die Übelkeit auch
wert ein. Es gibt zahlreiche Leitlinien, die   2017; 123(3):476–84]. Diese wurde mit-         andere Ursachen, als die von der Chemo-
zumeist aus den westlichen Ländern stam-       hilfe des „Comprehensive Score for fi-         therapie bekannten pathophysiologischen
men, in denen die neuen Substanzen be-         nancial Toxicity“ (COST) gemessen, der         Mechanismen.
reits als „Standard“ empfohlen werden.         auch validiert wurde. Der COST umfasst             Epstein stellte heraus, dass die Muko-
Aber es gibt auch viele Länder in der drit-    z. B. Patientencharakteristika, Teilnah-       sitis auch bei Immuntherapeutika eine
ten Welt, die keinen Zugang zu diesen          me an klinischen Studien, Gesundheits-         wichtige Rolle spielt und frühzeitig er-
neuen Medikamenten haben. Dies be-             gewohnheiten, Einwilligung über Kosten         kannt und behandelt werden muss.
trifft die Supportivtherapie ebenso. So hat    zu reden, und gesundheitsbezogene vali-
es das 1990/91 in Europa und den USA           dierte Fragebögen zu u. a. Stress und Le-
                                                                                              Korrespondenzadresse
eingeführte Ondansetron erst 20 Jahre          bensqualität. Die COST-Werte korrelier-
später auf die Liste der „Essential Drugs“     ten mit dem Einkommen, dem Stresslevel         Dr. rer. nat. Petra Ortner
der WHO geschafft, für Kinder ist es erst      und der gesundheitsbezogenen Lebens-           Von-Erckert-Str. 48
seit 2015 auf dieser Liste (http://www.        qualität (HRQOL). Die COST-Messung             81827 München
                                                                                              Tel. +49 (89) 45 45 66 25
who.int/medicines/publications/essenti-        war bei der Revalidierung verlässlich und
                                                                                              Fax +49 (89) 45 45 66 27
almedicines/en/).                              wies eine Korrelation mit der HRQOL            Mobil +49 (172) 85 06 197
    Wie Pricivel Carrera, Twente, Nieder-      auf. Dies zeige, so de Souza, dass die fi-     E-Mail: ortner@pomme-med.de
lande, auf dem MASCC-Kongress dar-             nanzielle Toxizität einen klinisch relevan-
stellte, „revolutioniert“ die personalisier-   ten Patienten-zentrierten Outcome-Fak-
te Medizin zwar die heutige onkologische       tor darstelle.
Versorgung, aber die Finanzierung und
die Beurteilung des tatsächlichen Werts        Toxizitätsmanagement bei
der Therapien sind noch nicht eindeutig        immunonkologischer Therapie
erforscht. Für sehr wichtig hält sie es, die
Sorgen und Ängste der Patienten und ihre       Bekannt ist inzwischen, dass Immunthe-
individuellen Nöte nicht nur in medizini-      rapien im Vergleich zu Chemo-, Hormon-
scher Hinsicht, sondern auch im Hinblick       therapie oder zielgerichteten Substanzen
auf die finanziellen Bedrohungen durch         andere und zum Teil auch neue Neben-
eine Krebsbehandlung ernst zu nehmen           wirkungen verursachen. Diese müssen
und in die Forschung einzubeziehen. Sie        auch anders diagnostiziert, behandelt und
schlägt vor, den betroffenen Patienten ein     überwacht werden. Mario Lacouture, New
„financial counseling“ anzubieten. Die         York, NY/USA, gab zusammen mit Ka-
Zeit sei gekommen, die Nöte von Patien-        rin Jordan, Heidelberg, und Joel Epstein,
ten, Therapeuten und Versorgern um die         Los Angeles, CA/USA, auf dem MASCC-
Bezahlbarkeit von modernen Tumorthe-           Kongress einen Überblick über „immune
rapien in einem kollektiven Handeln zu         related side effects“. Diese Nebenwirkun-
bündeln.                                       gen können verschiedene Organe und
    Auch Ronan Kelly, Baltimore, USA, be-      Systeme betreffen: das endokrine System,
tonte, dass die Kosten für Tumortherapien      den Respirationstrakt, den Gastrointesti-
alarmierend ansteigen. Er hält es für un-      naltrakt, die Haut, die Niere und die Leber.
verantwortlich, teure Tests und Behand-        Auch neuromuskuläre Nebenwirkungen

                                                                                                                          Forum 5 · 2017     377
www.krebsgesellschaft.de/onko

      Forum 2017 · 32:378
      https://doi.org/10.1007/s12312-017-0327-6
      © Springer Medizin Verlag GmbH 2017

      Senologie, EHA & ICML: Brustkrebs-Therapie
      und Hämatoonkologie im Fokus

      Wenn es um die Behandlung von Brustkrebs geht, gilt die Jahres-       ung und das Gespräch mit dem Patienten zu vergessen. Prof. Mo-
      tagung der Deutschen Gesellschaft für Senologie als die bedeu-        nika Engelhardt (Freiburg) berichtet u. a. von neuen Scores zur
      tendste interdisziplinäre Austausch- und Diskussionsplattform in      eindeutigeren Klassifizierung der Erkrankung, um Über- und Un-
      Deutschland. Das ONKO-Internetportal sprach vor Ort mit Ex-           tertherapien zu vermeiden.
      perten über die wichtigsten Themen des Kongresses.                       Schwerpunktthemen bei den Video-Experteninterviews von
         Zu den Berichterstattungs-Schwerpunkten des ONKO-Inter-            der Jahrestagung der EHA sowie von der 14. International Con-
      netportals zählen in diesem Jahr unter anderem die Verbesserung       ference on Malignant Lymphoma (ICML) sind in diesem Jahr
      des Managements von Patienten mit Knochen- und ZNS-Meta-              neue Ansätze bei B-Zell-Lymphomen, bei Akuter und Chroni-
      stasen sowie neue systemische Therapieansätze zur Behandlung          scher Lymphatischer Leukämie und bei follikulären Lymphomen
      bestimmter Subtypen des Mammakarzinoms, die Prof. Volkmar             sowie der Bereich Stammzelltransplantation.
      Müller (Hamburg) im Interview erläutert.                                 In Kongressberichten widmet sich das ONKO-Internetportal
         Der Stellenwert der Komplementärmedizin bei der Verbes-            ausführlich einzelnen Studiendaten und -ergebnissen zu Leukä-
      serung der Lebensqualität onkologischer Patienten wird von Dr.        mien und Lymphomen sowie zum Multiplen Myelom. Themen
      Steffen Wagner (Saarbrücken) eingeordnet. Prof. Christian Ja-         sind u. a. neue Kombinations-Therapien beim Multiplen Myelom,
      ckisch (Offenbach) berichtet über die sich wandelnde Rolle der        neue Daten zur Immunchemotherapie beim follikulären Lym-
      Chirurgie in der Brustkrebstherapie.                                  phom und die Therapie mit Histonmethyltransferase-Inhibito-
         Alle Interviews zum Senologiekongress finden interessierte         ren bei Non-Hodgkin-Lymphomen.
      Ärzte unter www.krebsgesellschaft.de/senologiekonress2017 oder           Interessierte Ärzte können die komplette Kongressberichter-
      unter diesem QR-Code:                                                 stattung unter www.krebsgesellschaft.de/eha-icml2017 abrufen –
                                                                            oder unter diesem QR-Code:

      Neue Daten vom EHA-Kongress und von der ICML
                                                                            Korrespondenzadresse
      Über die neusten Entwicklungen in der Diagnostik und Thera-
      pie des Multiplen Myeloms informiert das ONKO-Internetportal          Dr. Pia Nitz
      in einem State-of-the-Art-Gespräch vom EHA-Kongress 2017. Im          Redaktion ONKO-Internetportal
                                                                            In Kooperation mit der Deutschen Krebsgesellschaft e. V.
      Zentrum der Diskussion stehen insbesondere der Umgang mit
                                                                            Tel. 030 – 810 316 112
      neuen Wirkstoffen, die 24-Stunden-Urin-Messung, die Klassifi-         pia.nitz@dkg-web.de
      zierung und Prognoseeinschätzung sowie die zunehmende Indi-
      vidualisierung der Therapie.
         Dabei verweist Prof. Igor Blau (Berlin) auf die hierzulande ein-
      malige Situation, dass alle zugelassenen Therapien auch für alle
      Patienten zur Verfügung stehen und von den Krankenkassen be-
      zahlt werden. Prof. Harmut Goldschmidt (Heidelberg) mahnt an,
      über die medikamentöse Therapie nicht die persönliche Betreu-

378    Forum 5 · 2017
Interview

Forum 2017 · 32:379–380
https://doi.org/10.1007/s12312-017-0334-7
© Springer Medizin Verlag GmbH 2017
                                                  MASCC-Präsident Professor
                                                  Ian Olver im Interview
                                                  Seine persönlichen Highlights vom
                                                  Jahreskongress der Multinational Association
                                                  of Supportive Care in Cancer (MASCC)

Was waren Ihre persönlichen Highlights            onen ein, deren Wirksamkeit die Kos-         nen die Krankenkassen sehr genau, wel-
vom MASCC Kongress 2017?                          ten rechtfertigen mag. Aber wir müs-         che Medikamente von der Versicherung
                                                  sen heute über den Wert einer Therapie       erstattet werden – das sind in der Regel
Olver: Wir haben uns in diesem Jahr ei-           sprechen, und nicht nur über die Kosten.     die, die am effektivsten sind. Dieses Vorge-
nigen neuen Themen gewidmet. Die zwei             Wenn man sich auf den Wert einer The-        hen bestimmt also, welche Medikamente
wichtigsten Sitzungen waren für mich              rapie konzentriert, dann muss man die        ein Patient überhaupt erhalten kann.
zum einen die Plenarsitzung zur „finanzi-         Wirksamkeit mit den Nebenwirkungen
ellen Toxizität“, die noch nie Thema beim         ausbalancieren. Hier gibt es erste Ansät-    Gibt es Modelle, anhand derer man bestim-
MASCC Kongress war, und zum anderen               ze, wie man den Wert beurteilen könn-        men kann, welche Medikamente vorteilhaft
das Nebenwirkungsmanagement bei im-               te, bevor man eine neue Substanz in der      sind und welche man nicht geben sollte bzw.
munonkologischen Therapien, die ihre              Routine verwendet. Und wir müssen die        bei welchen keine Erstattung erfolgen sollte?
ganz eigenen Nebenwirkungen haben.                Finanzierung der Therapien verändern.
Wir müssen lernen, wie wir mit diesen             Es gab in der Sitzung einen sehr inter-      Olver: Da gibt es verschiedene Modelle,
neuen Nebenwirkungen, die zu den „al-             essanten Vorschlag – der natürlich noch      die davon abhängen, bis zu welchem Grad
ten“, bekannten Nebenwirkungen wie bei-           sehr weit von der praktischen Umsetzung      bezahlt wird. Grundsätzlich basieren sie
spielsweise Übelkeit und Erbrechen oder           entfernt ist – aber man könnte zum Bei-      auf einem Qualitätssystem oder einem
Mukositis hinzukommen, umgehen. Die-              spiel mit der Industrie oder den Kosten-     Aufwiegen von Wirksamkeit und Neben-
se neuen Nebenwirkungen werden zuneh-             trägern verhandeln, dass die ersten zwei     wirkungen. Es wird also ein bestimmter
mend wichtiger und wir müssen uns mit             Dosen dieser teuren neuen Therapien          Wirksamkeitsgrad bezahlt, bei Tumorer-
ihnen beschäftigen.                               kostenfrei zur Verfügung gestellt werden.    krankungen ist das in der Regel die Ver-
                                                  Wenn sie wirken, muss der Kostenträger       längerung des Überlebens.
Was ist die wichtigste Botschaft zur Sitzung      zahlen, wenn nicht, dann nicht, und man
zur finanziellen Toxizität?                       bricht die Behandlung ab. Wir müssen         Was sind Ihre „Take Home Messages“ vom
                                                  uns neue Finanzierungsmodelle ansehen,       MASCC Kongress 2017: Was sollten wir
Olver: Die Wirksamkeit der Immunthera-            sonst wird eine große Zahl von Patienten     nach dem Meeting ändern?
pien mag in speziellen Situationen die ho-        auf der ganzen Welt keinen Zugang zu
hen Kosten rechtfertigen. Aber wir kön-           diesen neuen Therapien haben.                Olver: Ich denke, wir sollten unsere Sicht
nen nicht weiterhin Tausende von Dollar                                                        auf Medikamente ändern und unbedingt
ausgeben, ohne deren Nutzen zu analy-             Unterscheiden sich die Probleme in den       zunächst den Wert eines neuen Medika-
sieren. Wir setzen zunehmend Immun-               einzelnen Ländern und Kontinenten von-       ments bestimmen und dann entscheiden,
therapien in Kombination mit ebenfalls            einander?                                    ob es in die klinische Praxis Eingang fin-
teuren small molecules in Kombinati-                                                           den soll. Außerdem ist uns wirklich klar
                                                  Olver: Ja, sehr deutlich sogar. Anschei-     geworden, dass die zielgerichteten Thera-
                                                  nend richten sich die Preise für Medika-     pien und die Immuntherapien eine gro-
 Z   Interviewpartner                             mente nach dem, was auf dem amerika-         ße Bandbreite an Nebenwirkungen haben
                 Prof. Ian Olver
                                                  nischen Markt bezahlt wird oder bezahlt      – z. B. dermatologischer oder endokrino-
                 Kongresspräsident                wurde, und das unterscheidet sich doch       logischer Art – die wir noch nicht genau
                 MASCC 2017                       sehr stark von dem, was im Rest der Welt     kennen und die sich von den uns bekann-
                 University of South Australia,   möglich ist. Und in den verschiedenen        ten Nebenwirkungen der Zytostatika un-
                 Adelaide                         Ländern gibt es verschiedene Krankenver-     terscheiden. Hier besteht ein großer Schu-
                                                  sicherungssysteme. In einigen gibt es eine   lungsbedarf für Onkologen und für alle,
                                                  Krankenversicherung für alle. Hier rech-     die sich um die Patienten kümmern und

                                                                                                                            Forum 5 · 2017     379
Interview

diese neuen Nebenwirkungen handhaben           Menschen bei diesen Folgen einer Krebs-       sonen Evidenz-basierte Leitlinien zur Fa-
müssen.                                        erkrankung nachhaltig zu helfen, haben        tigue zur Verfügung stellen, die auch prak-
                                               wir noch ein gutes Stück Weg vor uns.         tisch anwendbar sind.
Heute gibt es immer mehr Menschen, die
ihre Tumorerkrankung überleben – stellt        Wir haben ja schon eine Reihe von MASCC-      Quelle: MASCC Jahreskongress 22.–
uns das vor neue Probleme?                     Leitlinien, die Antiemese- und die Mukosi-    24. Juni 2017, Washington/DC, USA
                                               tis-Leitlinie, und jetzt bekommen wir eine    http://www.mascc.org/annual-meeting
Olver: In den letzten Jahren ist das Be-       neue Leitlinie zur Fatigue – können Sie mir
wusstsein dafür gestiegen, dass die Tu-        sagen, wann diese erscheinen wird?            Das Interview führte Dr. Petra Ortner
morpatienten auch nach Behand-
lungsende mit besonderen Problemen             Olver: Beim MASCC-Kongress wurde der
                                                                                             Korrespondenzadresse
konfrontiert sind. Das können körper-          Entwurf der Leitlinie erstmals vorgestellt.
liche Probleme sein oder psychische, sie       Der Großteil der Arbeit wurde von der         Dr. rer. nat. Petra Ortner
können aber auch das seelische oder spi-       Fatigue-Studiengruppe und vielen ande-        Von-Erckert-Str. 48
rituelle Wohlbefinden betreffen. Die Men-      ren Arbeitsgruppen in intensiver Litera-      81827 München
                                                                                             Tel. +49 (89) 45 45 66 25
schen stellen sich existentielle Fragen oder   turarbeit und Bewertung bereits geleistet.
                                                                                             Fax +49 (89) 45 45 66 27
kommen mit ihrem Leben, wie sie es frü-        Jetzt geht es nur noch um den Feinschliff.    Mobil +49 (172) 85 06 197
her gelebt haben, nicht mehr zurecht. Das      Die Veröffentlichung steht kurz bevor. Die    E-Mail: ortner@pomme-med.de
Problem haben wir erkannt, aber um den         Leitlinie soll onkologisch tätigen Fachper-
Junge Onkologen

FORUM 2017 · 32:381–383                      Ulrike Necknig
https://doi.org/10.1007/s12312-017-0319-6    Abteilung für Urologie, Klinikum GAP GmbH, Garmisch-Partenkirchen, Deutschland
Online publiziert: 8. September 2017
© Springer Medizin Verlag GmbH 2017

                                             Urologie-Fahrplan
                                             Ein Mentoringprogramm für urologische
                                             Assistenzärzte

Im Frühjahr startete die sechste Staf-       tergibt. Ziel ist es, den Mentee bei seiner          weisen reflektieren und seinen eigenen
fel des Mentoringprogramms Urologie-         persönlichen oder beruflichen Entwick-                Führungsstil überdenken.
Fahrplan in Berlin. Bereits seit 10 Jah-     lung zu unterstützen. Die Vorteile liegen
ren unterstützt das Programm junge, an-      klar auf der Hand: Der Mentee bekommt                Von der Idee zur Umsetzung
gehende Urologen über die Qualifikati-        für einen definierten Zeitraum die Mög-
on zum Facharzt hinaus, ihren persön-        lichkeit, seine berufliche Situation mit              Angefangen hat alles mit einer Taxifahrt
lichen Karriereweg zu planen. Im Mit-        einer erfahrenen Person außerhalb der                in Istanbul 2006. Im Taxi saß eine Assis-
telpunkt steht dabei der informelle, hier-   Vorgesetzen-Untergebenen-Beziehung                   tenzärztin im letzten Jahr ihrer Facharzt-
archieungebundene und vertrauensvol-         zu beleuchten und zu analysieren. Er                 ausbildung zum Urologen. Während die-
le Austausch mit Gleichgesinnten und         kennt im Idealfall anschließend seine                ser Zeit hatte sie verschiedene Kliniken
einer anerkannten Führungspersönlich-        Stärken und Schwächen und sieht für                  im In- und Ausland kennengelernt und
keit des Faches Urologie. Das Programm       sich einen klaren Berufsweg, den er                  viele Eindrücke sammeln können. Durch
Urologie-Fahrplan ist für alle Assisten-     frühzeitig konkret ansteuern kann. Dies              ihre Aktivität bei der German Society of
ten in der Weiterbildung zum Facharzt        führt darüber hinaus zu einer hohen                  Residents in Urology (GeSRU) hatte sie
für Urologie offen.                           Arbeitszufriedenheit. Aber auch der                  viele Kontakte zu anderen Assistenten aus
                                             Mentor profitiert. Er lernt durch den                 ganz Deutschland. Was ihr immer deut-
Was ist Mentoring und wofür                  Umgang mit den Assistenten außerhalb                 licher auffiel, war, dass die meisten Assis-
brauchen wir es?                             seiner Klinik die Sichtweise der Assis-              tenten, sie eingeschlossen, keinen wirkli-
                                             tenten besser kennen und kann so seine               chen Karriereplan zu Beginn ihrer Fach-
Die Ursprünge des Mentoring liegen in        eigenen Mitarbeiter besser verstehen. Er             arztausbildung haben. Gefragt nach dem
der griechischen Mythologie. Mentor          kann eigene Strukturen und Arbeits-                  Ziel, das sie erreichen wollen, antworten
wurde von Odysseus beauftragt, sich                                                               die meisten: meinen Facharzt machen.
während seiner Abwesenheit im Troja-
nischen Krieg seines Sohnes Telemachos
anzunehmen und diesen zu erziehen. Auf
die heutige Zeit übertragen ist aus dem
sich davon abgeleiteten „Mentoring“-
Prozess ein Personalentwicklungsinstru-
ment geworden, das viele Unternehmen
für sich und ihre Mitarbeiter nutzen.
Mentoring beinhaltet dabei die Tätigkeit
einer erfahrenen Person (Mentor), die ihr
fachliches Wissen oder ihre Erfahrung an
eine unerfahrene Person (Mentee) wei-

 Z   Autor
                Dr. med. U. Necknig
                Klinikum GAP GmbH,
                Garmisch-Partenkirchen

                                             Abb. 1 8 Teilnehmer Staffel 6. (Quelle: Prof. Karl Weingärtner, Abt. für Urologie und Kinderurologie,
                                             Klinikum Bamberg)

                                                                                                                                FORUM 5 · 2017      381
Junge Onkologen

                                                                                                  tees und Mentoren zusammen sind zum
       Infobox 1                                     Infobox 2 Urologie-Fahrplan –
                                                                                                  Kennenlernen, erweiterten Austausch,
       Mögliche Mentoringthemen                      kurz zusammengefasst
                                                                                                  der Verbesserung eigener Fähigkeiten
       Wissenschaft/Karriere                         4 Gruppenmentoring-3 Mentees, 1 Mentor       in Workshops und zur Netzwerkbil-
       4 Wissenschaftliches Arbeiten                 4 Dauer 18 Monate                            dung da. Die Workshops behandeln die
       4 Individuelle Karriereplanung                4 Teilnehmer: Urologische Assistenten in
       4 Profilierung und Vernetzung                     Weiterbildung
                                                                                                  Themen Kommunikation, Rhetorik und
       4 „Realitätscheck“ der eigenen Pläne          4 Ziel: Karriereplanung im Team              Führungsqualifikation. Zwischen diesen
       4 Gender Aspekte, „Work-Life-Balance“         4 Fortbildungsthemen: Kommunikation,         feststehenden Veranstaltungen orga-
       4 Ethische und rechtliche Aspekte in der         Konfliktmanagement, Führung uvm.           nisiert die Kleingruppe selbst eigene
          Medizin                                    4 Leitung: Dr. Ulrike Necknig                Treffen mit individuell gestalteten In-
       Motivation/Krise                              Eine Initiative zur Nachwuchsförderung der
                                                                                                  halten (. Infobox 1). Die Eigeninitiative,
       4 Kommunikation und Umgang mit Kolleg/        Junior Akademie der Deutschen Gesellschaft   Motivation und Organisation der Grup-
          innen und Vorgesetzten                     für Urologie                                 pe sind der Schlüssel zum persönlichen
       4 Zeit- und Selbstmanagement                                                               Erfolg.
       4 Umgang mit kulturspezifischen                                                                Beim Mentoring handelt es sich um
          Problematiken
       4 Persönliches Auftreten
                                                    bar sind Videokonferenzen, persönliche        eine geschützte Beziehung, in der Ler-
       4 Durchsetzungsfähigkeit,                    Treffen oder auch Emailkontakt.                nen und Experimentieren stattfinden
          Verhandlungsgeschick                          Alle Mentoren verfügen über Füh-          kann und potentielle Fähigkeiten und
       4 Ängste                                     rungserfahrung und sind mit den „un-          neue Kompetenzen entwickelt werden
                                                    geschriebenen“ Gesetzen und Spielregeln       können. Mentoring bedeutet auch, eine
                                                    in der Urologie vertraut. Neben einer         Person zu Bestleistungen zu bringen,
      Aber was dann? Oberarztstellen waren          hohen Investition von Zeit und Energie        indem sie sich die Erfahrungen des
      knapp und oft für viele Jahre fest besetzt.   bringen sie auch eine Bereitschaft zu of-     Mentors und ihre eigenen Erfahrungen
      Frustriert über die zu spät erkannte feh-     fenem Feedback mit. Die Förderung der         nutzbar macht. (s. Stimmen Teilnehmer)
      lende Möglichkeit, in der eigenen Klinik      Entwicklung und Karriere erfolgt hier-           Eine qualifizierte Ausbildung des
      größer zu werden, denkt man dann über         bei außerhalb der normalen Vorgesetz-         urologischen Nachwuchses heute ist das
      andere Ziele nach. Niederlassung? Aus-        ten-Untergebenen-Beziehung unter dem          Fundament der Urologie von morgen.
      land? Industrie? Was weiß ich darüber         Gebot der Verschwiegenheit.                   Die fachliche Ausbildung ist dabei durch
      und will ich das überhaupt? Ist es nur eine       Der potentielle Mentee muss ein ho-       Seminare, Workshops, Hospitationen
      Notlösung? Was ist der für mich beste         hes Maß an Eigenverantwortung und In-         und eigenes Studium gewährleistet, aber
      Weg? Was kann ich jetzt noch ändern,          itiative mitbringen. Zudem sollte er be-      nicht die Reflexion persönlicher Vorstel-
      und wer kann mir helfen, den Weg aus          reit sein, konstruktive Kritik anzuneh-       lungen und Ziele und deren Umsetzung,
      dem Urologielabyrinth zu finden?               men und die Fähigkeit besitzen, Ziele zu      sowie der Aufbau eines überregionalen
          Mögliche Antworten können seither         definieren, zu vertreten und zu verfol-        Netzwerkes. Genau hier setzt Urologie-
      teilnehmende Assistenten im Programm          gen. Die Mentees müssen ihre eigenen          Fahrplan an (. Infobox 2).
      Urologie-Fahrplan finden. Die erste Staf-      Anliegen äußern können, offen für neue
      fel startete 2007 als Gruppenmentoring        Einflüsse und experimentierfreudig sein.       Zitate zum Programm
      mit 30 Mentees und 10 Mentoren.                   Die Basis der Zusammenarbeit ist das
                                                    gegenseitige Vertrauen (s. . Abb. 1).         „Durch das GeSRU Mentoringpro-
      Wie ist das Programm                                                                        gramm wollten wir den urologischen
      aufgebaut?                                    Welche Ziele sollen erreicht                  Tellerrand weit hinter uns lassen. Der
                                                    werden?                                       fachliche und persönliche Austausch mit
      Seit der ersten Staffel ist das Programm als                                                 Kollegen und Gleichgesinnten inspiriert
      Gruppenmentoring konzipiert. Jeweils          Ziel des GeSRU-Programms „Urologie-           durch vielerlei Eindrücke. Es entste-
      3 Mentees werden in dem Programm              Fahrplan“ ist es, urologischen Nach-          hen neue Möglichkeiten und Freude
      von einer Persönlichkeit aus dem aktiven      wuchskräften das Erkennen der eigenen         an der Gestaltung des weiteren beruf-
      Berufsleben (Mentor) betreut.                 Fähigkeiten und Fertigkeiten zu erleich-      lichen Weges sowie der alltäglichen
         Das Programm dauert 18 Monate. In          tern und eine gezielte Unterstützung bei      Arbeit.“ Dr. med. Hannah Arnold, Dr.
      dieserZeitfindendreioffizielle Veranstal-        der Karriereplanung zu leisten. Junge en-     med. Marianne Schmid, Dr. med. Lai-
      tungen statt. Zwischen den verpflichten-       gagierte Nachwuchsärzte im Fachbereich        la Schneidewind (Mentees), Dr. med.
      den Treffen organisieren sich die einzel-      Urologie sollen durch das Mentoring-          Harald Voepel (Mentor).
      nen Peergruppen selbst als Gruppe und         programm einen persönlichen Fahrplan              „Das Mentoringprogramm derGeSRU
      mit ihrem Mentor. Empfohlen werden            für die Zukunft bekommen und, falls           ist eine großartige Gelegenheit für junge
      regelmäßige Kontakte in 6–8-wöchentli-        notwendig, auch wissen, wen sie fragen        Kolleginnen und Kollegen sich selbst zu
      chem Abstand. Die Art der Treffen bleibt       können, um richtig umzusteigen. Die           finden und zu erkennen, welcher „Weg“
      den Gruppen selbst überlassen. Denk-          drei verpflichtenden Treffen aller Men-         für sie der richtige sein könnte, sei es

382    FORUM 5 · 2017
Fachnachrichten

Klinik, Praxis, Forschung o. a. Es bietet
                                            Leben mit der Diagnose Krebs
darüber hinaus eine gute Gelegenheit,       Krebsaktionstag 2017
mit Kollegen aus anderen Kliniken in
Kontakt zu kommen, sich auszutau-           Belastungen, Unsicherheiten und Ängste er-
schen und ein Netzwerk zu bilden. Ich       schweren Betroffenen den Alltag und ihr Um-
glaube, das Mentoringprogramm hat im        feld. Die Erkrankung wirft Fragen auf - nicht
wirklichen Wortsinn das Selbstbewusst-      nur in Bezug auf die aktuellen medizinischen
sein aller Teilnehmer gestärkt. Es ist      Fortschritte in der Krebsbehandlung, son-
unbedingt empfehlenswert, bitte weiter-     dern auch zu Nebenwirkungen und Folgen
sagen!“ PD Dr. med. Karl Weingärtner        der Therapie. Verständlich, dass Patienten
(Mentor).                                   nach Informationen suchen, die ihnen bei der
                                            Bewältigung alltäglicher Lebenssituationen
                                            helfen. Und sie wollen wissen, was sie selbst
Korrespondenzadresse
                                            zum Heilungsprozess beitragen können. Ex-
Dr. med. U. Necknig                         pertenmeinungen und Erfahrungsberichte
Abteilung für Urologie, Klinikum GAP GmbH   sind gefragt.
Auenstr. 6, 82467 Garmisch-Partenkirchen,
                                            Der Krebsaktionstag 2017 in Halle (Saale)
Deutschland
ulrike.necknig@klinikum-gap.de              findet traditionsgemäß nach den Herbstfe-
                                            rien, in diesem Jahr am Samstag, den 21.
                                            Oktober 2017, ab 9:00 Uhr im Stadthaus, am
                                            Marktplatz 2, in Halle (Saale) statt und ist in
                                            der Region das größte Forum für Betroffene         Krebsaktionstag 2017
                                            und Angehörige zum diesem Thema. Betrof-          „Leben mit der Diagnose Krebs“
                                            fene haben die Möglichkeit, Informationen         Samstag, 21. Oktober 2017
                                            zu den neuesten Behandlungsmethoden bei           9:00 bis 15:00 Uhr
                                            Krebserkrankungen, wie Brustkrebs, Gynä-          Stadthaus
                                            kologische und Urologische Erkrankungen,          Am Marktplatz 2, 06108 Halle (Saale)
                                            Darmkrebs und beim Leben ohne Bauch-              Eintritt ist frei, Anmeldungen sind nicht
                                            speicheldrüse direkt aus erster Hand, von         erforderlich
                                            erfahrenen Experten, zu hören.
                                            Die Themen: „Aktiv Leben mit Krebs“ mit           Kontakt:
                                            Prof. Dr. med. Michael H. Schoenberg aus          Sachsen-Anhaltische Krebsgesellschaft e. V.
                                            München, „Seriöse Patienteninformationen –        Paracelsusstraße 23 · 06114 Halle (Saale)
                                            Fragen an meinen Arzt“ mit Prof. Dr. Anke Ste-    Telefon: 0345 4788110
                                            ckelberg aus Halle (Saale) und „Achtsamkeit       Internet: www.sakg.de
                                            und Selbstmitgefühl nach einer Krebserkran-
                                            kung“ mit Prof. Dr. Götz Mundle aus Berlin
                                            stehen besonders im Mittelpunkt.
                                            Der Aktionstag bietet außerdem eine ideale
                                            Plattform zum Austausch mit anderen Betrof-
                                            fenen und Vertretern der Selbsthilfe. Eintritt
                                            ist frei, Anmeldungen sind nicht erforderlich.

                                                                                                                            FORUM 5 · 2017   383
Molekulares Tumorboard

      FORUM 2017 · 32:384–392                         I. Virchow1 · T. Herold2 · M. Wiesweg1 · S. Kasper1
      https://doi.org/10.1007/s12312-017-0315-x        1
                                                         Innere Klinik (Tumorforschung), Westdeutsches Tumorzentrum, Universitätsklinikum Essen, Essen,
      Online publiziert: 8. September 2017               Deutschland
      © Springer Medizin Verlag GmbH 2017              2
                                                         Institut für Pathologie, Westdeutsches Tumorzentrum, Universitätsklinikum Essen, Essen, Deutschland

                                                      Zielgerichtete Next-Generation-
                                                      Sequencing-basierte Panel-
                                                      sequenzierung in Kombination
                                                      mit immunhistochemischen
                                                      Standardanalysen
                                                      Optimierung der Therapie des
                                                      Kolonkarzinoms

      Die Fortschritte in der molekularen Di-         Patienten mit Tumoren ohne Nach-                      entscheidende Rolle, da Tumoren mit
      agnostik des kolorektalen Karzinoms             weis einer KRAS- oder NRAS-Mutati-                    Defekten in DNA-Reparatur-Proteinen
      (KRK) haben in den vergangenen Jah-             on (RAS-Wildtyp) von einer Behand-                    („mismatch repair deficiency“, MMRd)
      ren beispielhaft zur Optimierung der            lung mit einem Antikörper gegen den                   zahlreiche Mutationen und somit po-
      Therapie dieser Erkrankung geführt. Bei         epidermalen Wachstumsfaktorrezeptor                   tenzielle Neoantigene akquirieren [6, 7].
      Verdacht auf ein hereditäres KRK spielt         (EGFR) profitieren. Neuerdings wird                    Zukünftig werden sicher weitere mole-
      die molekulare Diagnostik sowohl des            zusätzlich auch die prätherapeutische                 kulare Marker wie z. B. der HER2/neu-
      hereditären nichtpolypösen Kolonkar-            Bestimmung des BRAF-Mutationssta-                     Status Einzug in die molekulare Diag-
      zinoms (HNPCC, Lynch-Syndrom) als               tus empfohlen, da Patienten mit der                   nostik halten, da sie interessante Ziel-
      auch der familiären adenomatösen Po-            typischen BRAFV600E-Mutation häu-                     strukturen für neue Therapieoptionen
      lyposis (FAP) eine entscheidende Rolle.         fig einen aggressiven Krankheitsverlauf                darstellen [8].
      Bei Patienten, deren Tumor reseziert            zeigen und falls vertretbar eine intensi-                Basierend auf Genexpressionsana-
      wurde, können molekulare Marker wie             vierte Erstlinientherapie erhalten sollten            lysen wurde kürzlich eine molekulare
      der Mikrosatellitenstatus, die Expres-          [3]. Zudem scheinen diese Patienten                   Klassifikation des KRK anhand der
      sion des Homeobox-Proteins CDX2                 von Kombinationstherapien mit BRAF-                   „consensus molecular subtypes“ (CMS)
      oder onkogene Mutationen der Phos-              Inhibitoren und EGFR-Antikörpern in                   vorgenommen [9]. Aufgrund der Kom-
      phatidylinositol-4,5-bisphosphonate-3-          späteren Linien zu profitieren [4, 5].                 plexizität der Bestimmung dieser CMS-
      Kinase (PIK3CA) helfen, die adjuvante                                                                 Klassifikation wird diese jedoch nicht in
      Therapie zu optimieren [1, 2]. In der
      metastasierten Erkrankungssituation gilt        »prätherapeutische
                                                           Neuerdings wird auch die
                                                                         Bestimmung
                                                                                                            absehbarer Zeit in die Routinediagnos-
                                                                                                            tik implementiert werden, insbesondere
      die prätherapeutische Bestimmung des                                                                  da deren prädiktive Wertigkeit für die
      KRAS- und NRAS-Mutationsstatus seit             des BRAF-Mutationsstatus                              Wirksamkeit bestimmter Medikamente
      Jahren als Standard, da ausschließlich          empfohlen                                             bisher unklar ist. Ziel eines moleku-
                                                                                                            laren Tumorboards beim KRK sollte
       Z   Autor                                                                                            daher aktuell der optimierte Einsatz
                                                      Durch die vielversprechenden Ergeb-                   der zur Verfügung stehenden zielge-
                        Prof. Dr. S. Kasper           nisse der Immuncheckpoint-Inhibitoren                 richteten Medikamente und Zytostatika
                        Universitätsklinikum Essen,   Pembrolizumab, Nivolumab und Ipili-                   sowie deren intelligente Sequenz sein.
                        Essen
                                                      mumab bei Patienten mit hoher Mutati-                 Hierfür bietet sich eine kostengüns-
                                                      onslast („mutational burden“) spielt der              tige, zielgerichtete Multi-Gen-Panel-
                                                      Mikrosatellitenstatus auch in der me-                 Sequenzierung auf einer Next-Gene-
                                                      tastasierten Erkrankungssituation eine                ration-Sequencing(NGS)-Plattform mit

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