Sarkome (Weichteil- und Knochentumoren) - Schwerpunkt: SAKK
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Juni 2019 02 Erscheint vierteljährlich Jahrgang 39 SCHWEIZER KREBSBULLETIN BULLETIN SUISSE DU CANCER Centre de recherche translationelle en onco-hématologie (CRTOH), University of Geneva P. 140-146 © Rechclin. Synthesis image of UNIGE CMU new buildings Schwerpunkt: Sarkome (Weichteil- und Knochentumoren)
BAND 39, JUNI 2019, AUFLAGE 2950, ISSN 2297-0703 INHALTSVERZEICHNIS Editorial KFS Krebsforschung Schweiz 99-101 Qualitätssicherung in der Behandlung von Sarkomen: 152-156 Überblick über das Förderprogramm onkologische Eine interdisziplinäre und interinstitutionelle Versorgungsforschung Herausforderung A. Uster and P. Janich B. Fuchs 157 Call for Applications: Health Services Research in Pressespiegel Oncology and Cancer Care 104-112 Cancer in the media KLS Krebsliga Schweiz Vienna Lifetime Achievement Award 2019 156 Weiterbildungsangebot in Psychoonkologie 115 Lifetime Achievement Award presented in Vienna to 158 Eingabe von Forschungs- und Stipendiengesuchen Dr. med. Alberto Costa, founder of the Ticino Breast Unit Dépôt des demandes de subsides et de bourses Krebs-Politik beleuchtet 159 Fort- und Weiterbildungen der Krebsliga Schweiz 116-117 Parlament verwirft unfaire Erhöhung der Franchise Formation continue de la Ligue suisse contre le cancer F. Lenz NICER National Institute for Cancer Nationale Strategie gegen Krebs Epidemiology and Registration 118-119 Update der Nationalen Strategie gegen Krebs (NKS) 160-164 The rising incidence of oesophageal adenocarcinoma in M. Röthlisberger Switzerland A. Feller, F. Galli, S. Rohrmann, and the NICER Working Schwerpunktthema: Sarkome Group (Weichteil- und Knochentumoren) 121-124 Work-up und präoperative Radiotherapie bei OPS Onkologiepflege Schweiz Weichteilsarkomen des Erwachsenen 165 2019: Bildungsangebote + Netzwerke G. Studer, T. Treumann, S. Hofer, B. Bode, B. Fuchs Formation continues 125-128 Moderne histopathologische Diagnostik der Sarkome SGPO Schweizerische Gesellschaft B. Bode-Lesniewska für Psychoonkologie 129-133 Targeted therapies for rhabdomyosarcoma 167-169 Vom Graben zwischen psychosozialer Belastung und M. Bernasconi, D. Dzhumashev, A. Timpanaro and J. Rössler Inanspruchnahme von Unterstützung: Resultate einer psychoonkologischen Studie zum Belastungsscreening 134-139 Perioperative Chemotherapie bei Weichteilsarkomen D. Zwahlen C. Rothermundt, S. Hofer und C. Britschgi Cooperative Groups Swiss Cancer Research Center: 171-172 European Thoracic Oncology Platform (ETOP) Centre de recherche translationelle en H. Roschitzki-Voser onco-hématologie (CRTOH) 173-174 IBCSG Annual Meeting 140-146 The Translational Research Centre in Oncohaematology – H. Roschitzki-Voser united from all horizons against cancer P. Meraldi, C. Turk, P.-Y. Dietrich 175-179 22nd IELSG Annual Meeting, April 12th-13th, 2019 M.C. Pirosa and A. Polino SAKK Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für Klinische Krebsforschung Der seltene Fall 149 PD Dr. Martin Reist wird neuer CEO der Schweizerischen 180-182 Central nervous system relapse after long-term remission Arbeitsgemeinschaft für klinische Krebsforschung (SAKK) under lenalidomid and ibrutinib therapy in a patient with leg-type diffuse large B-cell lymphoma 149 Race for Life – 8. September 2019, Bundesplatz Bern B. Pedrazzini and M. Schmid 150 SAKK/Astellas GU-Oncology Award 2019 183 Autorenhinweise 150 SAKK/Amgen Forschungsstipendium für innovative translationale Krebsforschung 184 Agenda Schwerpunktthema Ausgabe Nr. 3/2019: Cancer Survivors Eingabetermine 2019/2020 Nr. 3/2019: 8. Juli – Nr. 4/2019: 9. September – Nr. 1/2020: 13. Januar – Nr. 2/2020: 8. April Erscheinungsdaten 2019/2020 Nr. 3/2019: Ende September – Nr. 4/2019: Ende November – Nr. 1/2020: Ende März – Nr. 2/2020: Ende Juni Schweizer Krebsbulletin Nr. 2/2019
EDITORIAL Qualitätssicherung Seit jüngerer Zeit rückt die Behandlungsqualität richtigerweise immer mehr in den Fokus des öffentlichen Interesses, obwohl sie für jeden Mediziner spätestens in der Behandlung nach der Ausbildung eigentlich die grösste Selbstverständlichkeit darstellt. Eine von Sarkomen: mögliche Erklärung für diese erhöhte Aufmerksamkeit liegt unter anderem auch Eine darin, dass wir uns der Qualität zwar verpflichtet fühlen, uns aber schwer tun, die- interdisziplinäre se zu definieren und strukturiert zu erfassen. Dies wird besonders offensichtlich und bei selteneren Krankheiten wie den Sarkomen, deren Behandlung den Einbezug diverser Disziplinen und Spezialisten oft auch inter-institutionell erfordert, bzw. interinstitutionelle bei deren Behandlung Expertenwissen und infrastrukturelle Gegebenheiten eine Herausforderung zentrale Rolle spielen. In den letzten Jahren widmete sich eine Vielzahl von Publikationen den Fragen, welche rund um das Thema Behandlungsqualität und Spezialisierung auftraten (www.sarcoma.surgery wie finde ich den richtigen Spezialisten?). Insbesondere wird die Definition der Qualität in den Vordergrund gestellt. Basierend auf diver- sen Studien ist bei Sarkompatienten, die an einem Hochvolumenzentrum/-Netz- werk behandelt wurden, ein besseres Outcome nachgewiesen, auch wenn Letzteres lediglich mit 20 Patienten pro Jahr als Cutoff definiert wird [1-4]. Eine detaillierte Analyse mit grösserem Volumen und demzufolge aussagekräftigen Aussagen exis- tiert in der Sarkomliteratur aber nicht. Zumal das Volumen nur einen von vie- len Parametern darstellt. Mindestens so wichtig erscheint die Entwicklung weg vom Disziplinendenken hin zum problemzentrierten Denken. Da die Chirurgie als Hauptpfeiler in der Sarkom-Behandlung für das Outcome zentral ist, steht der Sarkomchirurge im Fokus. In Amerika führen 83% der Sarkomchirurgen 10-30 Operationen für Knochensarkome und 69% 10-50 Operationen für Weichteilsar- kome pro Jahr durch [5]. Bezeichnenderweise definieren die Editoren des Annals of Surgical Oncology den Surgical Oncologist nicht über Operationszahlen, sondern über dessen – nebst natürlich technischem – onkologisches Verständnis, dargelegt durch entsprechende Aus- und Weiterbildungen [6]. Es wurde auch gezeigt, dass nicht die Anzahl Operationen für die Qualität entscheidend ist, sondern vielmehr, ob nach den Richtlinien der Sarkomchirurgie operiert wird, was wiederum mit ent- sprechender Aus- und Weiterbildungen einhergeht [7]. Die Schweiz mit zurzeit zirka 8.4 Millionen Einwohnern würde nach internationa- len Massstäben das Volumen für ein einziges, landesweites Sarkomzentrum bieten. Da dies aus diversen Gründen schwierig umzusetzen ist, stehen wir vor der Frage, ob es zielführend ist, mehrere solche Zentren zu unterhalten, die unabhängig vonei- nander mit entsprechend kleinen Volumina agieren oder ob eine gemeinsame Basis im Sinne eines überregionalen Netzwerkes auf nationaler Ebene angestrebt werden soll, in dem alle relevanten Informationen zentralisiert erfasst werden. Auch dies- bezüglich gibt es interessante Hinweise aus der Literatur: traditionellerweise wurde empfohlen, seltene Erkrankungen in dedizierten Referenzzentren zu zentralisieren, um die Multidisziplinarität, Expertise und den Zugang zu Innovation sicherzu- stellen [8]. Umgekehrt erfordert aber die Zentralisierung sogenannte «Health Mig- ration» seitens der Patienten, Ressourcen-Aufbau und potentielle Qualitätseinbus- sen bei Routine-Arbeiten. Für diese Autoren ist die Netzwerkbildung die logische Antwort [9]. Gerade bei Sarkomen, bei denen ungeplante Resektionen vorgängig nicht histopathologisch diagnostizierter Tumore (sogenannte «Whoops!-Operatio- nen») in der Schweiz 2018 noch immer inakzeptable 20% und mehr beträgt, wird es absolut entscheidend sein, dass Patienten möglichst rasch bei Sarkomverdacht in ein wohnortnah zugängliches Netzwerk eingebunden werden, damit durch die potentielle Health Migration an ein geografisches Zentrum keine Verzögerung auf- tritt, respektive die ungünstigen Folgen für Qualität und Outcome einer falschen Behandlung minimiert werden können. Deswegen sollte idealerweise ein Netzwerk Schweizer Krebsbulletin Nr. 2/2019 99
EDITORIAL mit einem Qualitäts-Management-System (QMS) etabliert werden, das eine zeit- nahe Abklärung ermöglicht, das entsprechende Volumen verzeichnet, das die Komplexität von Diagnostik, Therapie und Nachbehandlung berücksichtigt und die Multidisziplinarität gewährleistet [10]. Ein solches QMS sollte zwingend die Transparenz aller Aktivitäten seitens der Behandelnden beinhalten, mit Onlinezu- gang zu Fallzahlen, Behandlungen und Qualitätsindikatoren. Das Swiss Sarcoma Network (www.swiss-sarcoma.net; SSN) entspricht einem solchen überregionalen Netzwerkkonzept wie oben beschrieben. Das SSN wurde 2018 ge- gründet, wird von einem Trägerverein gebildet und von nationalen Institutionen geführt. Diese Institutionen haben sich vertraglich verpflichtet, die Daten aller kon- sekutiven Sarkompatienten gemäss festgelegten Qualitätsindikatoren zu erfassen und transparent darzustellen. Der Verein steht grundsätzlich für alle Institutionen offen, die sich diesen Prinzipien ebenfalls verpflichten möchten. Den Hauptpfeiler des SSN bildet das Datenregister der etablierten Firma Adjumed (www.adjumed.ch). Adjumed stellt sicher, dass jegliche Daten in Echtzeit analysiert und dargestellt werden. Eine Besonderheit der Datenbank stellt die Kopplung des Registers an das Management des wöchentlich stattfindenden überregionalen Sarkomboardes dar. So müssen zum einen die sowohl für das Register wie für das wöchentliche über- regionale Sarkomboard erforderlichen Informationen nicht zusätzlich im Register eingegeben werden, zum andern kann bereits eine Prüfung der Datenqualität am Sarkomboard stattfinden, drittens ist dadurch sichergestellt, dass jegliche Verände- rung im Krankheitsverlauf eines Sarkompatienten, die im Rahmen des Tumorbo- ardes diskutiert werden muss, und jede Followup-Information ebenfalls im Regis- ter enthalten sind. Am Sarkomboard, das telemedizinisch stattfindet, können sich Experten aus verschiedenen Institutionen direkt miteinander austauschen, so dass eine Diskussion sach- und weniger institutionszentriert oder hierarchiebasiert statt- finden kann. Das SSN definiert SOP’s and GCP’s nach international gültigen Richt- linien, organisiert Aus- und Weiterbildungs-Curricula inkl. entsprechende Weiter- bildungssymposien. Ein weiterer Pfeiler des SSN stellt das «International Advisory Board» dar. Es wird von international anerkannten Sarkom-Experten gebildet, die die Multidisziplinarität abbilden und sich der Qualität und Transparenz verpflich- ten. Diese internationalen Fachexperten stehen dem SSN für Zweitmeinungen zur Verfügung, was die maximal mögliche Qualität der Therapieentscheidungen für unsere Patienten garantiert. Zusätzlich werden sie für Instructional Course Lectu- res, der Etablierung eines E-Learning Tools sowie zur Über- und Ausarbeitung der Therapie- und Abklärungsguidelines zur Verfügung stehen. Durch diese Massnah- men wird gewährleistet, dass Qualität nicht nur in Echtzeit erfasst und dargestellt, sondern auch auf internationaler Basis weiterentwickelt wird. Qualität beinhaltet, unsere Behandlungen und deren Erfolg a) zu definieren, b) zu erfassen und c) auszuwerten, speziell bei seltenen Krankheiten. Unsere aktu- elle Realität ist, dass wir noch nicht einmal wissen, wie viele Sarkompatienten in der Schweiz pro Jahr diagnostiziert werden. Dies ist vom medizinisch-ethischen Gesichtspunkt her inakzeptabel. Bezieht man die Tatsache ein, dass Unsummen für die personalisierte Medizin aufgebracht werden, so ist das fast schon skur- ril. Bislang haben wir kein System, dass es uns erlauben würde, die nach WHO definierten Sarkomentitäten zu erfassen (die ICD10-Codierung erlaubt das nicht) oder deren Behandlungen zu evaluieren und zu vergleichen. Solange wir nicht be- reit sind, unsere herkömmlichen Verhaltensweisen zu ändern und einen nächsten Schritt zu tun, wird es konsequenterweise weiterhin nicht möglich sein, die Quali- tät im wie beschriebenen erforderlichen Sinne zu definieren, und Diskussionen be- treffend Sarkommanagement können weiterhin nicht sachbasiert erfolgen. Es wäre selbstverständlich für alle, vor allem aber für unsere Patienten sehr wünschenswert, 100 Schweizer Krebsbulletin Nr. 2/2019
EDITORIAL vorteilhaft und vor allem einfacher, wenn das HSM-Fachorgan die Entscheide be- treffend Organisation und Management der Sarkome in Zukunft auf sachbasierten, transparenten und einheitlich erfassten Qualitätsindikatoren treffen könnte. Literatur 1. Abarca T, Gao Y, Monga V, et al. Improved survival for extremity soft tissue sarcoma treated in high-volume facilities. J Surg Oncol 117: 1479-1486, 2018. 2. Andritsch E, Beishon M, Bielack S, et al. ECCO Essential Requirements for Quality Cancer Care: Soft Tissue Sarcoma in Adults and Bone Sarcoma. A critical review. Crit Rev Oncol Hematol 110: 94–105, 2017. 3. Lazarides AL, Kerr DL, Nussbaum DP, et al. Soft Tissue Sarcoma of the Extremities. Clin Orthop Relat Res 477: 718–727, 2019. 4. Sandrucci S, Trama A, Quagliuolo V, Gronchi A. Accreditation for centers of sarcoma surgery. Updates Surg 69: 1-7, 2017. 5. White J, Toy P, Gibbs P, Enneking W, Scarborough M. The current practice of orthopaedic oncol- ogy in North America. Clin Orthop Relat Res 468: 2840–2853, 2010. 6. Balch C. What is a Surgical Oncologist?: By the Editors of the Annals of Surgical Oncology. Ann Surg Oncol 25: 7–9, 2018. 7. Bagaria SP, Chang Y-H, Gray RJ, et al. Improving Long-Term Outcomes for Patients with Extra- Abdominal Soft Tissue Sarcoma Regionalization to High-Volume Centers, Improved Compliance with Guidelines or Both? Sarcoma 2018: 8141056, 2018. doi: 10.1155/2018/8141056. eCollec- tion 2018. 8. Frezza AM, Trama A, Blay J-Y, Casali PG. Networking in rare cancers: What was done, what‘s next. Europ J Surg Oncol 45: 16-18, 2019. 9. Pasquali S, Bonvalot S, Tzanis D, Casali PG, Trama A, Gronchi A, Group RW. Europ J Surg Oncol 45: 31-39, 2019. 10. Sandrucci S, Naredi P, Bonvalot S. Centers of excellence or excellence networks: The surgical challenge and quality issues in rare cancers. Europ J Surg Oncol 45: 19-21, 2019. Prof. Bruno Fuchs, MD PhD Chair, Swiss Sarcoma Network Chefarzt Sarkomchirurgie Kantonsspital Winterthur Kantonsspital Luzern UniversitätsSpital Zürich USZ Universitätskinderspital Zürich fuchs@sarcoma.surgery www.sarcoma.surgery www.swiss-sarcoma.net Schweizer Krebsbulletin Nr. 2/2019 101
BULLETIN SUISSE DU CANCER HERAUSGEBER SCHWEIZER KREBS- BULLETIN SUISSE DU CANCER REDAKTION SCHWEIZER KREBS- Prof. Dr. Franco Cavalli, Koordination: Sabina Briner BULLETIN SUISSE Istituto Oncologico della Svizzera Italiana (IOSI), Ospedale Regionale di Bellinzona e Valli, 6501 DU CANCER Bellinzona Tel. 091 811 82 30, Fax 091 811 80 56, Email: sabina.briner@sakk.ch SAKK SCHWEIZER KREBS- BULLETIN Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für Klinische Krebsforschung / Groupe Suisse de Recherche Clinique sur le Cancer Verantwortlich: Flurina Hoffmann, SAKK, Effingerstrasse 33, 3008 Bern Tel. 031 508 41 80, Fax 031 508 41 42, Email: flurina.hoffmann@sakk.ch SUISSE DU CANCER NICER Nationales Institut für Krebsepidemiologie und -registrierung / Institut National pour l’Épidémiologie et l’Enregistrement du Cancer Direktor: Dr. Ulrich Wagner, Foundation National Institute for Cancer Epidemiology and Registration (NICER) c/o Universität Zürich, Hirschengraben 82, 8001 Zürich, Tel. 044 634 53 74, Fax 044 634 54 44, Email: contact@nicer.org SPOG Schweizerische Pädiatrische Onkologie Gruppe / Groupe d’Oncologie Pédiatrique Suisse Präsident: Prof. Dr. Roland Ammann, Universitätsklinik für Kinderheilkunde, Inselspital, Freiburgstrasse 4, 3010 Bern Tel. 031 632 21 11, Fax 031 632 95 07, Email: roland.ammann@insel.ch KLS Krebsliga Schweiz / Ligue suisse contre le cancer Verantwortlich: Flavia Nicolai, KLS, Effingerstrasse 40, Postfach 8219, 3001 Bern Tel. 031 389 94 13, Fax 031 389 91 62, Email: flavia.nicolai@krebsliga.ch KFS Stiftung Krebsforschung Schweiz / Fondation Recherche suisse contre le cancer Verantwortlich: Dr. Ori Schipper, KFS, Effingerstrasse 40, Postfach 7021, 3001 Bern Tel. 031 389 93 31, Fax 031 389 91 62, Email: ori.schipper@krebsforschung.ch ISREC Institut Suisse de Recherche Expérimentale sur le Cancer / Schweizerisches Institut für experimentelle Krebsforschung Responsible at interim: Prof. Dr. Douglas Hanahan, ISREC-EPFL, Bâtiment SV, Station 19, 1015 Lausanne Tel. 021 693 06 57, Fax 021 693 06 60, Email: dh@epfl.ch SASRO Scientific Association of Swiss Radiation Oncology Responsible: Prof. Dr. med. Daniel Zwahlen, Radio-Onkologie, Kantonsspital Graubünden, Loëstrasse 170, 7000 Chur Tel. 081 256 64 95, Fax 081 256 66 86, Email: daniel.zwahlen@ksgr.ch OPS Onkologiepflege Schweiz / Soins en Oncologie Suisse Verantwortlich: Irène Bachmann-Mettler, Geschäftsstelle Onkologiepflege Schweiz, Hirstigstrasse 13, 8451 Kleinandelfingen Tel. 052 301 21 89, Fax 052 317 39 80, Email: info@onkologiepflege.ch, www.onkologiepflege.ch SGPO Schweizerische Gesellschaft für Psychoonkologie / Société Suisse de Psycho-Oncologie Sekretariat SGPO, c/o Krebsliga Schweiz, Effingerstrasse 40, Postfach 8219, 3001 Bern Tel. 031 389 91 30, Fax 031 389 91 60, Email: kontakt@psycho-onkologie.ch SGMO Schweizerische Gesellschaft für Medizinische Onkologie / Société Suisse d’Oncologie Médicale Verantwortlich: Prof. Dr. med Markus Borner, SGMO, c/o Pro Medicus GmbH, Bahnhofplatz 4, 8001 Zürich Tel. 043 266 99 17, Fax 043 266 99 18, Email: sgmo@promedicus.ch SGPath Schweizerische Gesellschaft für Pathologie / Société Suisse de Pathologie Verantwortlich: Prof. Dr. Rupert Langer, Institut für Pathologie, Universität Bern, Murtenstrasse 31, 3010 Bern Tel. 031 632 32 47, Email: rupert.langer@pathology.unibe.ch Folgende Firmen unterstützen den SAKK Industriepool: AbbVie AG Eli Lilly (Suisse) SA PharmaMar S.A. Amgen Switzerland AG Genomic Health Intl Sàrl Pierre Fabre Pharma AG Astellas Pharma AG Gilead Sciences Switzerland Sàrl Roche Pharma (Schweiz) AG AstraZeneca AG Incyte Inc. Sandoz Pharmaceuticals AG Bayer (Schweiz) AG Janssen-Cilag AG Servier (Suisse) S.A. Boehringer Ingelheim (Schweiz) GmbH Merck (Schweiz) AG Takeda Pharma AG Bristol-Myers Squibb SA MSD Merck-Sharp&Dhome-Chibert AG TESARO Bio GmbH Celgene GmbH Novartis Pharma (Schweiz) AG Teva Pharma AG Daiichi Sankyo (Schweiz) AG Pfizer AG Vifor AG 102 Schweizer Krebsbulletin Nr. 2/2019
PRESSESPIEGEL – REVUE DE PRESSE Amerikaner sterben immer haben hingegen einen Plafond auf hohem Ni- veau erreicht. Erste Anzeichen, dass sich auch einer wesentlichen Verbesserung der Lage bei- trägt. Wie bei den meisten Problemen gibt es früher bei den Fentanyl-Überdosen die Kurve abfla- kein einzelnes Erfolgsrezept, sondern nur lang- chen könnte, müssen sich erst noch bestätigen. fristige, konzertierte Aktionen von öffentlichen In den USA steigt die Zahl der Drogentoten und Todesfälle durch Methadon-Überdosen gehen und privaten Akteuren. der Suizide. seit Jahren langsam, aber stetig zurück. Neue Zürcher Zeitung, 30. November 2018 Die Lebenserwartung ist in den USA im vergan- Wie die «New York Times» nachgerechnet hat, genen Jahr zum dritten Mal in Folge gesunken. stellen die 70 000 Todesopfer durch Über- Die Entwicklung ist einzigartig für ein hochent- dosen die «Rekordwerte» anderer Todesarten wickeltes Land. längst in den Schatten. So starben 1995 mehr als 40 000 Personen in den USA an einer Diese Spitäler haben ein Die Centers for Disease Control and Prevention Aids-Erkrankung. 2015 kamen über 38 000 Qualitätsproblem (CDC) haben am Donnerstag zwei neue Berichte Personen durch Schusswaffen ums Leben, die publiziert, und gut waren die Nachrichten nicht. meisten von ihnen bei Suiziden. Und Ende der Christina Bachmann, 70, hatte Respekt vor Überdosen vor allem mit synthetischen Opioiden sechziger Jahre kamen in den USA mehr als der Rückenoperation, und zwar nicht nur we- haben im letzten Jahr mehr als 70 000 Ameri- 50 000 Menschen pro Jahr bei Autounfällen gen des Eingriffs, sondern auch wegen der kanerinnen und Amerikaner das Leben gekostet. ums Leben. Doch diese Zahl ist dank sichere- Heilung danach. Bei einer guten Freundin war Zusammen mit einer um 3,7 Prozent höheren ren Autos und besseren Regeln gesunken, bis eine ähnliche Operation nicht zufriedenstellend Suizidrate hat dies erneut ein Sinken der durch- sie 2015 plötzlich wieder zu steigen begann – verlaufen. Sie musste danach über Wochen im- schnittlichen Lebenserwartung zur Folge. auf gut 40 000 letztes Jahr. mer wieder ins Spital. Zuerst hatte sie grosse Schmerzen, dann kam ein hartnäckiger Infekt Keine Atempause Das Ausmass der Opioid-Epidemie ist geogra- hinzu, der erneut im Spital behandelt werden Damit ist die Lebenserwartung in den Vereinig- fisch uneinheitlich. Im «Auge des Hurrikans» musste. ten Staaten in den letzten drei Jahren um fast befinden sich der Rust Belt, die Atlantikküste vier Monate zurückgegangen. Japan und die sowie die südlichen Staaten Florida, Louisiana Patienten hoffen, dass nach einer Behandlung Schweiz belegen mit 84,1 und 83,7 Jahren die und New Mexico. Da viele dieser Gegenden im Spital alles rasch besser wird. Das ist meis- Spitzenplätze. Die USA schaffen es mit 78,6 auch mit dem Niedergang althergebrachter tens der Fall, aber nicht immer. Diese Woche Jahren nur auf den 29. Platz. Entsprechend Industrien und deshalb mit einer wirtschaftli- veröffentlichte ANQ, der nationale Verein für konsterniert reagierte der Direktor der CDC, chen und sozialen Restrukturierung zu kämpfen Qualitätsentwicklung in Spitälern und Kliniken, Robert Redfield. Die Lebenserwartung bilde haben, werden die Überdosen – wie auch die die Ergebnisse einer Untersuchung über die den allgemeinen Gesundheitszustand einer Na- Suizide – oft als «Tod durch Verzweiflung» darge- Wiedereintritte von Patienten. tion ab, erklärte er in einer Medienmitteilung. stellt, etwa von den Princeton-Ökonomen Anne Die neuesten, ernüchternden Zahlen seien ein Case und Angus Deaton. Ein wichtiger Aspekt für die Patienten Weckruf, sie zeigten, «dass wir zu viele Ameri- Das Resultat ist besorgniserregend: 47 von kaner zu früh und zu oft aus Gründen verlieren, Tod durch Hoffnungslosigkeit 195 untersuchten Spitälern und Spitalstandor- die zu verhindern wären». In ihren Augen geht der Griff nach den Opioi- ten in der Schweiz hatten 2016 deutlich mehr den, nach Alkohol oder nach der Schusswaffe Wiedereintritte, als man erwarten konnte. Das Wie schon in den Jahren zuvor sind nicht bei- für den Suizid auf den sozialen Abstieg der wei- sind mehr als doppelt so viele wie im Jahr zu- de Geschlechter und alle Ethnien gleich stark ssen Amerikaner mit Highschool-Abschluss seit vor. Die Daten erheben die Spitäler im Auftrag betroffen. Die altersbereinigte Todesrate pro den siebziger Jahren zurück. Ihnen schien früher der Kantone. Diese leiten sie an das Bundes- 100 000 Einwohner ist besonders bei weissen ein gutes Leben in bescheidenem Wohlstand amt für Statistik weiter, welche sie überprüft Männern und weissen Frauen (+5,6) gestie- garantiert zu sein. Dass sie nun früh sterben, ist und aufbereitet. Das braucht seine Zeit, wes- gen, etwas weniger bei schwarzen Männern gar nicht immer auf akute Armut zurückzufüh- halb die Daten rund zwei Jahre alt sind, wenn (+2,1). Bei schwarzen Frauen (–6,1) und Latin- ren. Es ist eher ein «Tod durch Hoffnungslosig- die Resultate veröffentlicht werden. as (–2,2) ging sie dagegen zurück. Bei Latinos keit». Dazu passt, dass die Zahl der Suizidtoten blieb sie stabil. pro 100 000 Personen am stärksten zwischen Die Anzahl Wiedereintritte zeigt zwar nur einen 15 und 74 Jahren zunahm, während sie bei den Teilaspekt der Behandlungsqualität in einem Immer wieder Fentanyl über 75 Jahre alten Menschen abnahm. Spital. Es ist aber einer, der für die Patienten Die starke Zunahme der Opioid-Überdosen ist entscheidend ist: Nämlich wann und wie sie auf die Beliebtheit extrem starker und damit In diesem Meer von schlechten Nachrichten nach Hause entlassen werden, und ob sie auch gefährlicher synthetischer Substanzen gibt es aber Inseln der Hoffnung. Das Beispiel plötzlich wieder ins Spital müssen. Die Anzahl wie Fentanyl zurückzuführen. Die Kurve der von Dayton (Ohio) zeigt, dass die Gesellschaft der Wiedereintritte sei deshalb ein «valider In- Todesfälle wegen Überdosen mit Fentanyl und der Opioid-Geissel nicht völlig machtlos gegen- dikator für die Qualitätsmessung», heisst es in anderen synthetischen Opioiden stieg 2017 übersteht. Wie die «New York Times» berichtete, der Studie. um schwindelerregende 45 Prozent. Und ein musste der lokale Leichenbeschauer in den Vielfaches der Opfer von Überdosen konnte letzten Jahren Kühlanhänger dazumieten, weil Nicht nur kleine, sondern auch ganz grosse durch den Einsatz von Notfallmedikamenten im Leichenschauhaus der Platz ausging. 2017 Spitäler sind betroffen wie Narcan und dank dem grösseren Problem- verzeichnete das umliegende County bis Ende Die Untersuchung geht bei der Auswertung bewusstsein bei Polizei und Rettungsdiensten November 548 Todesopfer durch Überdosen. sorgfältig vor: Zuerst wird für jedes einzelne gerettet werden – aber oft griffen sie erneut zu Dieses Jahr waren es weniger als halb so viele. Spital berechnet, wie viele Wiedereintritte je den gefährlichen synthetischen Drogen. nach Patientenmix, Komplexität der Fälle oder Verantwortlich dafür ist ein ganzer Strauss von dem Angebot an Disziplinen zu erwarten sind. Die Todesfälle durch «natürliche» Opiate wie Massnahmen. Klar ist, dass eine funktionieren- Nur wenn die Zahl der tatsächlichen Wieder- Heroin oder halbsynthetische Schmerzmittel de Krankenversicherung auch für Bedürftige zu eintritte diesen Wert und ein weiteres darüber 104 Schweizer Krebsbulletin Nr. 2/2019
PRESSESPIEGEL – REVUE DE PRESSE liegendes Signifikanz-Niveau überschreitet, hat ähnlich grosse Spital Thun liegt unter dem Wert. also sich teilen muss. In Pflanzen, in Tieren, in ein Spital zu viele vermeidbare Wiedereintritte. Während das Regionalspital Burgdorf zu viele Menschen. Aber TOR bewirkt auch, dass Krebs Wiedereintritte verzeichnete, liegt das ungefähr zellen wachsen. Krebs ist nichts anderes als Betroffen sind gemäss der neusten Studie nicht gleich grosse Spital Münsingen deutlich unter das Wachstum von Zellen, die eigentlich nicht nur kleine Spitäler, sondern auch ganz grosse, der Norm. wachsen dürften. etwa das Inselspital Bern oder das Universi- tätsspital Lausanne. Im grünen Bereich arbeitet Gundekar Giebel, Sprecher der Berner Gesund- Und wie bringt uns Ihre Forschung der das Universitätsspital Genf. Der Wert des Uni- heitsdirektion, wiegelt ab. Die Daten hätten Heilung von Krebs näher? versitätsspitals Zürich wurde zwar berechnet, nur eine beschränkte Aussagekraft, ein Teil der Dank der Entdeckung von TOR wissen wir nun, aber schon zum zweiten Mal hintereinander we- Wiederaufnahmen entstehe durch interne Ver- das ein zentraler Mechanismus das Wachs- gen eines Problems mit den Daten nicht veröf- legungen zwischen Spitälern innerhalb einer tum von Zellen kontrolliert. Das klingt lächer- fentlicht. Auch auf Anfrage der SonntagsZeitung Gruppe. Dies trifft allerdings nicht zu. Die Stu- lich. Doch diese Erkenntnis ist zentral für die wollte sich das Unternehmen nicht in die Kar- die rechnet diese Wiedereintritte heraus, wie Biologie. Denn vorher dachte man, dass ein ten blicken lassen. Aus demselben Grund feh- Regula Heller bestätigt. Immerhin verspricht Organismus wächst, weil er sich ernährt, und len in der Statistik zehn weitere Resultate aus Giebel, dass der Kanton sich der Sache anneh- wenn er sich nicht ernährt, dann wächst er dem Kanton Zürich. Im nächsten Jahr soll dies me. Man werde prüfen, ob er bei den betroffe- nicht. Diese Annahme war falsch. Heute ist klar: allerdings behoben sein. nen Spitälern Stellungnahmen einfordern solle. TOR ist der Schlüssel. Denn nur wenn wir das Das Inselspital Bern liess eine Anfrage zu den Zellwachstum beeinflussen können, lässt sich Auch regionale Zentrumsspitäler haben ein möglichen Ursachen und allfälligen Massnah- Krebs bekämpfen. Problem mit vermeidbaren Wiedereintritten. men unbeantwortet. In St. Gallen oder in Baden AG ist der Wert zu Wie lange geht es, bis aus diesem Wissen hoch. Das Universitätsspital in Basel sowie die ein Medikament entsteht? Vor der Operation nachschauen Kantonsspitäler in Luzern, Aarau und Winterthur Wir entdeckten TOR 1991. Daraufhin starteten Auffällig ist neben der Region Bern auch die hatten 2016 hingegen weniger Wiedereintritte namhafte Pharmakonzerne ein Entwicklungs- Region Basel. Dort wird im Februar über die Fu- zu verzeichnen als erwartet. programm für ein Medikament. Mittlerweile wer- sion der Spitäler der beiden Halbkantone abge- den einige davon in klinischen Studien getestet. stimmt. Die beiden grossen Standorte im Basel- «Es braucht offenbar etwas Druck» Aber auch 28 Jahre nach der Entdeckung ist biet in Liestal und im Bruderholz haben deutlich Regula Heller, die Leiterin der Studie bei ANQ, noch kein Medikament auf dem Markt... zu viele vermeidbare Wiedereintritte. In der Stadt ist über die Verdoppelung der betroffenen Spi- hat man die Lage offenbar im Griff: Kein einziges Wann werden wir Krebs heilen können? täler überrascht. «In früheren Jahren war die Spital taucht in der Statistik mit einem zu ho- Darauf gibt es eine optimistische und eine pes- Anzahl der Spitäler mit auffälligen Werten un- hen Wert auf. Das Kantonsspital Baselland sagt, simistische Antwort. gefähr stabil, ja sogar leicht rückläufig», sagt man sei bereits daran, die Empfehlungen frühe- sie. Heller überprüfte zuerst die Richtigkeit der rer Studien umzusetzen und die Qualität bei den Die optimistische zuerst, bitte. Daten. Als sich aber am Ergebnis nichts änder- Austritten zu verbessern. Schon heute gibt es Therapien, die gewisse te, wurden Zusatzabklärungen durchgeführt, um Krebsarten heilen können. Der letzte Nobel- herauszufinden, woran die Zunahme der Wie- Christina Bachmann hat ihren Eingriff übrigens preis für Medizin ging an Forscher, welche eine dereintritte liegen könnte. Sie ergaben, dass die gut überstanden. Ein erneuter Aufenthalt im Immuntherapie entwickelten, die bei Hautkrebs sinkende durchschnittliche Aufenthaltsdauer im Spital war nicht nötig. Und auch ihrer Freundin in 20 Prozent aller Fälle Wirkung zeigt. Das ist Spital das Resultat zwar beeinflusst, allerdings geht es mittlerweile besser. In Zukunft können ein tolles Resultat. Aber generell bin ich be- lässt sich die Zunahme der Wiedereintritte da- sie vor dem Eingriff bei ANQ nachschauen, ob züglich der absoluten Heilung von Krebs eher durch nicht vollständig erklären. Es gelte, die es im Spital, wo sie operiert werden, zu über- pessimistisch. weitere Entwicklung abzuwarten, sagt Heller. mässig vielen Wiedereintritten kommt. Wieso? Die Studie empfiehlt den Spitälern mit einer SonntagsZeitung, 16. Dezember 2018 Krebs ist eine intelligente Krankheit. Wird sie zu hohen Wiedereintrittsrate, selber Untersu- bekämpft, verändert sie sich. Und dann funkti- chungen durchzuführen. Sie sollten die Daten oniert das Medikament nicht mehr. nach ihren Fachbereichen aufschlüsseln oder Gruppen von gleichen Diagnosen unter die Das klingt nun wirklich pessimistisch! Lupe nehmen. Selbst eine Analyse, ob es an «Ich wäre stolz, ein Die gute Nachricht ist: Ich denke, wir werden bestimmten Wochentagen zu mehr Austritten von Patienten kommt, die dann später wieder Schweizer Nobelpreis-Träger Krebs irgendwann behandeln können wie an- dere chronische Krankheiten. Nehmen Sie Aids. eintreten müssen, könne sinnvoll sein, sagt Hel- zu sein» Es gibt heute Menschen, die ihr ganzes Leben ler. Doch offenbar sehen das nicht alle Instituti- lang Aids-Medikamente nehmen und trotzdem onen so. «Nicht alle Spitäler haben bis jetzt et- Der Krebsforscher Michael N. Hall hat fast alle ein mehr oder weniger normales Leben führen. was aus den Ergebnissen der Studie gemacht», Preise gewonnen, die man in seiner Branche Das wird bei Krebs hoffentlich auch möglich… sagt sie. «Es braucht offenbar etwas Druck.» gewinnen kann – ausser dem Nobelpreis. Der Basler Biochemiker über den Traum vom ewi- Es gibt aber auch komplexere Fragen: Die Kantone Bern und Baselland sind gen Leben, die Zahlen 0046 und die Heilbar- Krebsbehandlung ist teuer. Krebsforschung besonders betroffen keit von Krebs. noch teurer. Doch von Krebs sind vor allem Kein Kanton hat derart viele Spitäler mit zu alte Menschen betroffen. Lohnt es sich, so hohen Werten wie der Kanton Bern, wo ins- … viel Geld auszugeben für Menschen, die so gesamt neun Standorte über dem erwarteten Sie selbst haben die Zentrale, die das oder so bald sterben? Wert liegen. Ein Muster, wen es trifft, ist dabei Wachstum koordiniert, entdeckt: das Enzym Ich kann Ihnen darauf eine Antwort geben, nicht erkennbar: Neben dem Inselspital ist TOR. aber sobald ich Krebs habe, gebe ich Ihnen auch das Spitalzentrum Biel betroffen; das Richtig. TOR sagt einer Zelle, wann sie wachsen, wohl eine andere. Aber da ist noch ein ande- Schweizer Krebsbulletin Nr. 2/2019 105
PRESSESPIEGEL – REVUE DE PRESSE res Problem: Medikamente verlängern zwar das in der Schweiz. Wie wichtig ist Horizon für entsprechende Mittel bezahlt werden. Der zwei- Leben. Manchmal ein paar Monate, manchmal Sie? te Faktor ist der therapeutische Quervergleich, ein halbes Jahr, selten mehr als fünf Jahre. Hei- Extrem wichtig. Gerade bevor Sie reinkamen, also was die Behandlung mit vergleichbaren len tun sie die Krankheit aber nicht. Die Überle- bearbeitete ich einen Finanzierungsantrag. Wir Mitteln kostet und wie hoch der Zusatznutzen benschancen von Krebspatienten haben sich in bekommen viel Geld von den EU-Millionen. Die des neuen Mittels ist. den letzten Jahrzehnten nicht gross verändert. Schweiz profitiert mehr davon, als wir finanziell Aber jeder, der ein Krebsmedikament nimmt, reinstecken. Das Amt ist ohne Kenntnis hofft, dass er die Ausnahme ist. Wir müssen Das Problem: Das BAG hat keine Ahnung da- Krebstherapien verbessern. Wissenschaft ist politisiert. Nicht nur in den von, wie viel zum Beispiel ein Krankenversiche- USA werden heute wissenschaftliche Fakten rer in Deutschland für ein neues Medikament Das Wachstumskontroll-Enzym TOR spielt wie der Klimawandel bestritten. Spüren Sie tatsächlich bezahlt. Zwar gibt es offizielle Lis- auch beim Alterungsprozess eine wichtige das? tenpreise, die publik sind. Aber die zahlt nie- Rolle. Wie alt möchten Sie werden? Hier nicht, nein. Aber in den USA ist es ein mand, die Branche vereinbart Rabatte. «Keiner 100. Aber nur, wenn ich gesund bleibe. Es geht komplettes Desaster. Ich weiss nicht einmal, weiss die Nettopreise des anderen», bestätigt nicht darum, die Lebenserwartung zu verlän- ob Trump einen wissenschaftlichen Berater hat. das BAG. «Gerade bei hochpreisigen Arzneimit- gern, sondern darum, länger gesund zu bleiben. Nie hatte ein Präsident einen solchen nötiger teln ist es Tatsache, dass die international pub- als Trump, nie war einer weniger daran interes- lizierten Preise nicht vergütet werden.» Aber ist das möglich? siert. Aber ganz ehrlich: Welcher Forscher mit Es ist das Ziel. Der Schlüssel dazu liegt bei TOR. Daher sagt Helsana-Experte Klaus: «Der Aus- Selbstachtung würde diesen Job annehmen? Nur, wenn wir alle noch länger gesund bleiben landpreisvergleich läuft wegen der gewährten und länger leben, dann tauchen ganz neue Fra- Letzte Frage: Wenn Sie den Nobelpreis Rabatte ins Leere, er ist ein Auslaufmodell.» gen auf. gewinnen würden, wäre das dann Da kein Land die wahren Preise des anderen ein Schweizer Nobelpreis oder ein kennt, könne die Pharmabranche die Länder Überbevölkerung zum Beispiel. amerikanischer? gegeneinander ausspielen. Die Folge: Die offizi- Ja, oder die Altersvorsorge. Es gibt sogenann- Nach so vielen Jahren fühle ich mich als ellen Listenpreise sind nur noch Schaufenster- te Wissenschaftler, für mich sind sie keine, die Schweizer. Um also auf Ihre Frage zurückzu- preise. Das räumt auch das BAG ein. behaupten, dass wir irgendwann 1000 Jahre le- kommen: Ich wäre stolz darauf, ein Schweizer ben. Das ist Unsinn. Wir sind ein physikalisches Das Problem: Das Amt selbst macht bei dem Nobelpreisträger zu sein. Wesen, und dazu gehört, dass wir irgendwann Rabattspiel mit. Jüngst hat die «Rundschau» nicht mehr funktionieren. Das ist wie bei einem in einem Beitrag gezeigt, wie das BAG und SonntagsBlick Magazin, 20. Januar 2019 Gebäude oder bei einem Auto… der Roche-Konzern sich jahrelang um den Preis für das Krebsmittel Perjeta gezankt hat- Sie kamen 1987 nach Basel. Wie war das ten. Die «Rundschau» hat dieser Zeitung dazu damals? Dokumente zukommen lassen. Eigentlich sind Es war wie eine Zeitreise. Ich kam aus San Francisco, dem Zentrum der Technologie. Wenn Ungleicher Preispoker bei Rabatte im Schweizer Preissystem für Medika- ich aus Basel in die Vereinigten Staaten telefo- Arzneien mente nicht vorgesehen. Laut den Dokumenten gibt es mittlerweile bereits 21 solcher Modelle nieren wollte, musste mich ein Operateur ver- Zur Festlegung der Vergütung neuer Mittel mit einer sogenannten Rückvergütung. binden. Es gab keine Direktwahl. greift das Bundesamt für Gesundheit auf den Dennoch spricht das BAG davon, solche Mo- Ich nehme an, die Uni Basel hat sich verän- Vergleich der Auslandpreise zurück. Doch de- delle «nur in Ausnahmefällen» umzusetzen. So dert, sonst wären Sie nicht mehr hier. ren wahre Höhe hält die Branche geheim. etwa für Kombinationstherapien, bei denen zwei Das Biozentrum, an dem ich arbeite, war schon Steigende Medikamentenpreise sind ein Politi- oder mehr teure Krebsmittel eingesetzt werden, damals ein Leuchtturm in der Finsternis. Aber kum. Allein die Ausgaben für neuartige Krebs- beispielsweise Roches Bestseller Herceptin ja, die Uni hat sich verändert. Heute bin ich mittel und Immunsuppressiva wuchsen letztes und Perjeta. «Die gewährten Rabatte sind reine überzeugt, dass ich an einem anderen Ort nicht Jahr laut dem Helsana-Arzneimittelreport um Hinterzimmerdeals, bei denen das BAG auf das denselben Erfolg gehabt hätte wie hier. mehr als 14 Prozent. Ihr Anteil an den gesam- Entgegenkommen der Branche angewiesen ist», Die Schweiz hat gute Universitäten, aber ten Medikamentenausgaben hat die Schwelle urteilt dagegen Guido Klaus von Helsana. Das trotzdem schaut man neidisch in die USA. In von 25 Prozent überschritten. BAG habe keine rechtliche Handhabe, solche den Rankings sind die ersten Plätze immer Rabatte zu verlangen oder durchzusetzen. von amerikanischen Unis besetzt. In der Schweiz setzt das Bundesamt für Ge- sundheit (BAG) die Medikamentenpreise fest. Man sei «für die Umsetzung von Preismodellen Die Schweiz hat acht Millionen Einwohner und Der Preismechanismus gerät nun zunehmend in der Spezialitätenliste von einvernehmlichen wird in denselben Kategorien diskutiert wie die in die Kritik. Gesundheitsökonomen wie Guido Lösungen mit den Pharmaunternehmen abhän- USA, obwohl sie da eigentlich von der Grösse Klaus von der Helsana, die Nichtregierungs- gig», sagt das BAG selbst. Allerdings würde sich her nichts zu suchen hat. Das verdanken wir der organisation Public Eye oder Preisüberwacher die Branche an die vereinbarten Rabatte hal- Schweizer Politik, welche Bildung, Forschung und Innovation auf äusserst intelligente Art und Weise Stefan Meierhans fordern Reformen, weil das ten, die Modelle würden funktionieren. finanziert. Und die Finanzierung ist sehr stabil. In BAG gegenüber der Pharmabranche in einer den USA gibt es das nicht. Dort sind derzeit viele schwächeren Position sei. «Pharmafirmen soll- Einfallstor für Preiserhöhung Forschungsarbeiten wegen des Shutdowns auf ten weniger Macht haben bei der Bestimmung Kein Wunder: Denn von hohen Schweizer Lis- unbestimmte Zeit unterbrochen. Ich fühle mich der Preise», sagt zum Beispiel Preisüberwacher tenpreisen profitiert die Branche, wie Preis- hier wie ein Lotto-Gewinner. Stefan Meierhans. überwacher Meierhans moniert: «Die Phar- mabranche wünscht einen hohen Schweizer In der Schweiz diskutieren wir derzeit Auf dem Papier tönt der Preismechanismus Schaufensterpreis, da auch im Ausland Aus- intensiv über unsere Beziehungen zur EU. einfach: Der Preis für Mittel, welche die Kran- landpreisvergleiche durchgeführt werden und Teil dieser Beziehung ist das Horizon, ein kenkassen erstatten müssen, hängt zum einen ein hoher Schweizer Preis deshalb für sie vor- Programm, das Forschungen finanziert. Auch von den Preisen ab, welche im Ausland für das teilhaft ist.» 106 Schweizer Krebsbulletin Nr. 2/2019
PRESSESPIEGEL – REVUE DE PRESSE Das BAG verweist in diesem Punkt darauf, dass Der Bundesrat hat die Initiative zwar im letzten allem um die Dimensionen. Wir wollen darauf das Amt seine Rabatte öffentlich mache. Den- November ohne Gegenvorschlag zur Ablehnung hinweisen, dass es sehr schnell sehr teuer wer- noch kritisiert die Nichtregierungsorganisati- empfohlen. Doch die Gesundheitspolitiker im den kann, wenn die Initianten erfolgreich sind.» on Public Eye die Rabattmodelle wegen ihrer Nationalrat räumen der Initiative gute Chancen Falls die Berechnungen des Krankenkassenver- Intransparenz. Diese seien ein Einfallstor für an der Urne ein. Die Kommission für soziale Si- bands auch nur annähernd stimmen, könnte versteckte Preiserhöhungen. So sei der aktuel- cherheit und Gesundheit (SGK) hat deshalb im die so harmlos erscheinende Pflegeinitiative zu le Nettopreis von Perjeta mit 2851.77 Franken Januar einen indirekten Gegenvorschlag auf Ge- einem der kostspieligsten Volksbegehren aller rund 30 Prozent höher als im Jahr 2013, und setzesstufe aufgegleist, der die wichtigsten Anlie- Zeiten werden. Die gut 5 Milliarden Franken dies, obwohl der offizielle Listenpreis um über gen der Initianten aufnimmt: Die Politik soll dafür entsprächen dem gesamten Armeebudget. Sie 12 Prozent gefallen sei. Der Grund sei «ein sorgen, dass genügend Pflegepersonal ausgebil- würden rund 5 Prozent der Gesundheitsausga- substanzieller Rückgang des Rückzahlungsbe- det wird und im Beruf bleibt, dies auch mittels ben ausmachen. trags», hat Public Eye ermittelt. einer «angemessenen» Vergütung. Ein weiteres Element ist, dass Pflegefachleute direkt über die Die Schweiz komme gar nicht um attraktivere Die Debatte um die Reform des Systems läuft: Krankenkasse abrechnen dürfen. Bedingungen für den Pflegeberuf herum, argu- Preisüberwacher Meierhans fordert, dass das mentieren die Promotoren der Initiative. Doch BAG «vermehrt mit ausländischen Behörden zu- Wie das konkret aussehen soll, will die SGK an Santésuisse zieht dies in Zweifel. «Die Bedin- sammenarbeitet, um seine Verhandlungsmacht diesem Donnerstag beraten. In der Krankenkas- gungen für die Pflege sind in der Schweiz ver- zu stärken». Zudem sollten Krankenversicherer senbranche ist bereits Nervosität spürbar. «Wir gleichsweise gut. Deshalb drängt sich kein Aus- bei Medikamentenpreisen ein Antrags- und Re- fürchten, dass das Parlament unter dem Druck bau auf», sagt Direktorin Nold. Sie stützt sich kursrecht bekommen. Doch solange die gesetz- der Initiative ein reines Wunschkonzert abhält, dabei auf internationale Umfragen ab. Dem- lichen Preisregeln im Kern unverändert bleiben, ohne die finanziellen Folgen im Blick zu haben», nach ist die Arbeitszufriedenheit der Pflegefach- würde laut Helsana-Experte Klaus solch ein Kla- sagt Verena Nold, Direktorin von Santésuisse. leute nur in norwegischen Spitälern höher als in gerecht allein wenig bringen. Er will das gesam- Der Krankenkassenverband hat deshalb eige- der Schweiz. Die hiesigen Pflegenden müssen te System ändern. «Unter anderem müsste der ne Berechnungen angestellt – und kommt auf sich um deutlich weniger Patienten pro Schicht Preis auch mit Rücksicht auf die Bezahlbarkeit alarmierende Zahlen. Auf die Schweiz kämen in kümmern als ihre Kolleginnen in Deutschland für das System festgelegt werden», schlägt er vor. absehbarer Zeit Mehrkosten von über 5 Milliar- oder Spanien. In den Heimen sind 88 Prozent Einen entsprechenden Vorstoss in diese Rich- den Franken pro Jahr zu, behauptet Santésuis- des Pflegepersonals insgesamt zufrieden. Auch tung hat der Ständerat aber jüngst abgelehnt. se. Und dies unabhängig davon, ob die Initiati- die Patienten bewerten die Qualität der Pflege ve umgesetzt würde oder der Gegenvorschlag in regelmässig als sehr hoch – das wäre kaum der Die Pharmaindustrie spricht dagegen von ei- der aktuell diskutierten Form. nem «bewährten Preissystem». Dass Rabattlö- Fall, wenn das Personal permanent überstrapa- sungen das aktuelle System aushöhlen würden, In den nächsten Jahren kommen die Baby- ziert oder demotiviert wäre. davon «kann nicht die Rede sein», erklärt der boomer ins Pflegeheim oder benötigen Spi- Yvonne Ribi ist Geschäftsführerin des Verban- Verband Interpharma. Bei Medikamenten, die texleistungen daheim. Um diesen Andrang zu des der Pflegefachleute (SBK), der die Initiative bei mehreren Krankheiten eingesetzt werden bewältigen, braucht die Schweiz bis ins Jahr könnten, sowie bei Kombinationstherapien lanciert hat. Sie sagt, dass die demografische 2030 rund 30 000 zusätzliche Pflegende, auf stosse das System zwar «an seine Grenzen». Entwicklung mehr Pflegeleistungen notwendig Vollzeitpensen gerechnet. Das erhöht die Lohn- Daher sei eine «Flexibilisierung des Preissys- mache, was zu Mehrkosten führe. Die vom kosten laut Santésuisse um rund 2,7 Milliarden tems nötig, wozu im Einzelfall Preis- und Erstat- Krankenkassenverband genannten Zahlen be- Franken pro Jahr – völlig unabhängig von der tungsmodelle gehören», so Interpharma. ruhten jedoch auf «populistischen, unseriösen Pflegeinitiative. Doch diese dürfte dazu führen, Schätzungen». Anstatt konstruktive Vorschläge dass die Einkommen sowohl der bisherigen Tages Anzeiger, 12. Februar 2019 gegen den Fachkräftemangel auszuarbeiten, rund 144 000 wie auch der zusätzlichen Pfle- würden die Versicherer reine Polemik verbrei- genden steigen. Denn die einfachste Methode, ten, betont Ribi. «Santésuisse scheint einzig die Attraktivität eines Berufs zu erhöhen, läuft über das Portemonnaie. das Ziel zu haben, die Pflegeinitiative zu dis- kreditieren. Zum Glück sind die Zahlen so hoch, Santésuisse warnt vor hohen Santésuisse geht davon aus, dass Gehaltserhö- dass jeder Laie merkt, dass sie aus der Luft Mehrkosten hungen sowie Massnahmen zur besseren Ver- gegriffen und falsch sind.» einbarkeit von Familie und Beruf zu 20 Prozent Laut dem Krankenkassenverband könnte die höheren Lohnkosten pro Kopf führen würden. Mit einer eigenen Kostenschätzung S antésuisse Pflegeinitiative zum teuersten Volksbegehren Das ergäbe ein Plus von 3,5 Milliarden Franken kontern will der SBK nicht. «Denn jede Schät- aller Zeiten werden. im Jahr. Der Krankenkassenverband befürch- zung, die nicht auf verschiedenen Szenarien tet zudem eine Mengenausweitung, die bis zu beruht, ist unseriös.» Ribi würde es begrüssen, Kaum ein Berufsstand hat ein derart glänzen- 1,6 Milliarden Franken kosten würde. Denn wenn das Bundesamt für Gesundheit eine un- des Image: Laut einer Umfrage vertrauen 95 die Pflegefachleute dürften künftig ohne Plazet abhängige Untersuchung in Auftrag gäbe. Sie Prozent der Bevölkerung dem Pflegepersonal eines Arztes Leistungen abrechnen. Die gefor- weist darauf hin, dass Studien belegen wür- – ein Wert, von dem Journalisten oder Politi- derte Ausbildungsoffensive könnte darüber hi- den, dass gut ausgebildetes Personal nicht nur ker nur träumen können. Problemlos kamen naus mit rund 300 Millionen Franken zu Buche koste, sondern auch Geld spare. Dies müsse angesichts dieser weit verbreiteten Sympathie schlagen. Dies unter der Annahme, dass sich zwingend in die Berechnung einbezogen wer- genügend Unterschriften für ein Volksbegehren ein beträchtlicher Teil des Personals zur nächst den. «Wenn wir in die Pflege investieren, wird zusammen, das eine «starke Pflege» fordert. höheren Stufe ausbilden lässt, etwa von der es weniger Komplikationen, tiefere Infektionsra- Wer hat schon etwas dagegen, die Frauen und Fachfrau Gesundheit zur Pflegefachfrau – mit ten und dadurch kürzere Spitalaufenthalte und Männer besserzustellen, die sich so aufopfe- entsprechend höheren Einkommen. weniger Spitalwiedereintritte geben.» Und das rungsvoll um die Patienten in Spitälern und menschliche Leid bei schlechter und fehlender Heimen kümmern? Doch ein zentraler Aspekt Verena Nold sagt, das Berechnungsmodell Pflege sei ein zentraler Faktor, der nicht «mone- wurde bis anhin kaum diskutiert: die Kosten. könne noch verfeinert werden. «Es geht uns vor tarisierbar» sei. Schweizer Krebsbulletin Nr. 2/2019 107
PRESSESPIEGEL – REVUE DE PRESSE Die Behauptung, die Rahmenbedingungen für den Pflegeberuf seien heute schon attraktiv ge- Franken zur Entlastung der Prämienzahler steht sinnbildlich für das Scheitern. Die Minireform Comment la Chine veut nug, hält Ribi für falsch. Sie verweist auf die veranlasste SVP- und CVP-Politiker zu spekta- s’affirmer dans la pharmacie tiefen Ausbildungszahlen und die «viel zu tiefe» kulären Pirouetten: Auf einmal wollten sie die Verweildauer im Beruf von durchschnittlich 15 bereits besiegelte Reform den Bürgern nicht D’ici à 2030, le pays pourrait devenir le pre- Jahren. Die Lücken mit ausländischem Personal mehr zumuten. Sechs Monate vor den Wahlen mier marché de la planète, devant les Etats- zu füllen, sei nicht nachhaltig. «Unsere Nach- wollten sie nicht hinstehen und erklären, wieso Unis. barländer investieren viel Geld, um ihre Leute die Patienten mehr aus dem eigenen Sack be- wieder zurückzuholen.» Die Gefahr einer Men- zahlen sollen. Elles sont presque toutes là. Les Big Pharma genausweitung, die laut Santésuisse enorm internationales ont répondu à l’appel du gou- teuer werden könnte, sieht sie ebenfalls nicht. Fehlanreize im System vernement chinois pour participer, entre les 5 «Wenn die Krankenkassen ihrer Kontrollpflicht Über das Scheitern dieser Änderung braucht et 10 novembre, à Shanghaï, à l’Exposition in- nachkommen, können Pflegefachpersonen gar sich heute niemand mehr zu ärgern: Sie hätte ternationale d’importation de la Chine. Derrière keinen zu hohen Bedarf verrechnen.» das Gesundheitswesen nicht wesentlich voran- le stand d’AstraZeneca, de Roche ou de Bayer, gebracht, sie gehört zur Kategorie Pflästerlipo- celui de Merck veut éclipser ceux de Novartis Neue Zürcher Zeitung, 4. April 2019 litik. ou de Sanofi, ayant convié une poignée de jour- nalistes français sur place. Doch mit der einheitlichen Finanzierung von Gesundheitsleistungen steht eine Reform vor Pour la fine fleur du secteur, pas question de dem Absturz, an der die Gesundheitskommissi- rater un tel événement, car l’empire du Milieu, Kommentar der Redaktion on seit zehn Jahren gearbeitet hat. Die Motiva- 1,4 milliard d’habitants, est devenu, en moins tion? Fehlanreize tilgen. Heute ist es für Kran- de dix ans, le second marché de la planète, Santésuisse hat in der Vergangenheit kenversicherer attraktiver, einen Leistenbruch à près de 110 milliards d’euros. D’ici à 2030, schon einmal bewirkt, dass die parlamen- stationär behandeln zu lassen, obwohl das un- il pourrait devenir le premier, devant les Etats- tarische Initiative Joder nicht durchkam: Diese Initiative wollte die Lage der Pflege- ter dem Strich teurer und medizinisch gar nicht Unis. Pas question pour les sociétés étrangères, fachfrauen verbessern. nötig ist. Der Grund, wieso es trotzdem noch dont la présence est «tolérée», selon un patron Jetzt, im Anschluss an die Einreichung passiert: die Finanzierung. Der Eingriff kos- du secteur, de renoncer aux 25% de part de ce einer sehr erfolgreichen Volksinitiative, tet mit Spitalaufenthalt 4760 Franken. Davon gigantesque marché qu’ils ont réussi à gagner welche die gleichen Ziele der damaligen zahlt die Krankenkasse 45 Prozent, also 2142 ces dernières années. Initiative Joder vertritt, wartet Santésuisse Franken. Wäre die Leiste ambulant behandelt sofort wieder mit Fantasiezahlen auf, um worden, hätte die Krankenkasse für den Eingriff Mais la Chine a bien l’intention de créer ses die Bevölkerung schon jetzt gegen die Ini- hundert Prozent, also 3032 Franken, bezahlt. propres géants. Dans le cadre du plan «Made in tiative zu sensibilisieren. China 2025», Pékin souhaite qu’au moins cent Wir werden in den nächsten Monaten Da freut sich der Dritte sociétés pharmaceutiques chinoises puissent diesbezüglich noch einiges erleben…! Dieser Fehlanreiz ist ein unnötiger Treiber der exporter des médicaments dans les grands Gesundheitskosten. Die Kommission arbeite- marchés de la planète, en atteignant une pro- te daran, ihn auszumerzen, führte Gespräche duction au standard international d’ici à 2020. und überzeugte Verbände. Im sonst so streit Car, pour l’instant, la majorité des 4 100 sites anfälligen Gesundheitswesen stellt sich kein chinois n'atteignent pas ces niveaux. einziger Akteur gegen das Projekt. Ärzte, Spitä- Gesundheitsreform steht auf ler, Apotheker, Versicherungen, Patienten- und Toujours selon les directives du gouvernement, der Kippe Konsumentenschützer ziehen alle am gleichen Strick. Nur die Kantone haben die Vorlage mit les entreprises chinoises devront enregistrer entre cinq et dix traitements de dernière géné- Nach der erfolglosen Forderung nach einer zusätzlichen Wünschen aufgeladen: Sie wollen ration auprès des autorités de certification Franchisenerhöhung steht die nächste Gesund- sämtliche medizinische Leistungen einer ein- américaines et européennes. «C’est une sacrée heitsreform vor dem Absturz. Die bürgerliche heitlichen Finanzierung unterstellen – nebst gageure, juge le consultant indépendant Olivier Koalition bröckelt. stationären und ambulanten auch Pflegeleis- Milcamps. On part de très loin, car les acteurs tungen. Die Forderung ist zwar konsequent, locaux investissent bien moins en recherche et Der lange Arm der Wahlen? Noch bis vor kurzem würde das Projekt aber um Jahre zurückwerfen: développement que les acteurs internationaux.» war die Gesundheitsreform für eine einheitliche Jeder Kanton führt ein eigenes System der Pfle- Finanzierung von ambulanten und stationären gefinanzierung. Es fehlen schlicht Daten, um «[En 2017], le taux de croissance du secteur Leistungen auf gutem Weg. Eine solide Mehr- einen sinnvollen Verteilschlüssel zu berechnen. se situait entre 3 % et 4 %, mais, pour les heit der Gesundheitskommission unterstützte multinationales, la croissance se comptait à das Projekt, kein grosser Player wehrt sich bis- Doch das ist nicht der einzige Grund, wieso die deux chiffres», constate Jean-Christophe Poin- lang dagegen. Doch wenn sich die Kommission Unterstützung schwindet. Die SVP zeigt sich teau, le patron de Sanofi en Chine. Offrant heute und morgen über die Vorlage beugt – und wankelmütig, obwohl sie das Projekt jahrelang des traitements plus récents, sans équivalents über die Weiterführung entscheidet, ist der Aus- unterstützt hat. Fraktionschef Thomas Aeschi génériques chinois, les Big Pharma profitent gang ungewiss. beantragt, auf die Vorlage gar nicht erst einzu- de l’immense marché chinois. «Les besoins treten. Das Motiv lässt sich aber nicht ergrün- dans le pays sont aujourd’hui énormes, avec Seit der Session im März wackeln die Gewiss- den. Ob ihm die Parteikollegen folgen, entschei- le vieillissement de la population et l’irruption heiten. Die Zusammenarbeit im bürgerlichen det sich heute. Klar ist: Ohne die Unterstützung de multiples maladies chroniques, comme le Block bröckelt. Die Skepsis, ob Gesundheits- der SVP reicht es für eine Mehrheit nicht. diabète ou le cancer, dus à la sédentarisation reformen derzeit möglich sind, wächst. Die et au brusque changement des habitudes ali- Debatte um eine Franchisenerhöhung um 50 Aargauer Zeitung, 4. April 2019 mentaires», ajoute-t-il. 108 Schweizer Krebsbulletin Nr. 2/2019
Sie können auch lesen