KONGRESS-HIGHLIGHTS vom DGN-Kongress 2021 3 - 6. November 2021 - Teva GmbH
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Kongress-Highlights vom DGN-Kongress 2021 Der Kongress der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) fand in diesem Jahr als Onlinekongress statt. Auch in diesem Kongressformat wurde der Kongress seinen hohen Ansprüchen an Aktualität und wissenschaftliche Exzellenz gerecht. Einer der zentralen Themenbereiche war die erst kürzlich aktualisierte und erweiterte S2k-Leitlinie zur Diagnose und Behandlung bei Multipler Sklerose sowie zu verwandten Krankheiten. 2
Inhalt Aktualisierte S2k-Leitlinie zur MS: Was ist neu? 4 Individualisierte MS-Therapie: Noch viele Herausforderungen zu bewältigen 7 MS-Therapie: Nachhaltige Erfolge mit DMTs der Wirksamkeitskategorie 1 8 Multiple Sklerose: Gibt es eine Prodromalphase? 10 Vaskuläres Risiko bei Migräne: Was ist zu bedenken? 11 Migräne – immer noch eine mythenumwobene neurologische Erkrankung 13 Real-World-Daten zur Migräneprophylaxe mit Fremanezumab 14 Hemiplegische Migräne: Ein Kolibri unter den primären Kopfschmerzen 16 Der MS-Patient in der COVID-19-Pandemie 17 COVID-19: Komplikationen der Impfung 18 Post-COVID-19-Syndrom: Was bisher bekannt ist 19 3
Aktualisierte S2k-Leitlinie zur MS: Was ist neu? Die von MS-Experten, Betroffenen und Vertretern nicht neuro- So viel wie nötig, so wenig wie möglich logischer Fachgruppen gemeinsam entwickelte S2k-Leitlinie Das bisherige Stufenschema der Immuntherapeutika wurde „Diagnose und Therapie der Multiplen Sklerose, Neuromye- zu einem Wirksamkeitsschema weiterentwickelt. Anhand der litis-optica-Spektrum-Erkrankungen und MOG-IgG-assoziierten Wirksamkeitsdaten aus den Zulassungsstudien wurden die Erkrankungen“ soll Ärzten und Patienten die Entscheidung für verfügbaren MS-Therapeutika in drei Wirksamkeitskategorien eine adäquate Behandlung erleichtern [1]. „Die Beteiligung eingeteilt und der Krankheitsaktivität bzw. Prognosefaktoren von allen an der Behandlung beteiligten Berufsgruppen und zugeordnet (Abb. 1). Damit folge die empfohlene Therapiestra- die Minimierung von Interessenskonflikten entsprechen den tegie dem Motto „So viel wie nötig, so wenig wie möglich“. Anforderungen an eine zeitgemäße Leitlinie“, berichtete Prof. Denn Langzeitdaten über 30 Jahren zeigten, dass 30 % der Dr. Bernhard Hemmer, federführender Autor der Leitlinie. Kon- Patienten mit einem klinisch isolierten Syndrom (KIS) keine krete Empfehlungen zur Therapieentscheidung seien auch aus manifeste MS entwickelten. Weitere 30 % entwickelten eine gesundheitsökonomischer Sicht relevant. „Die MS-Therapeutika schubförmig verlaufende MS ohne alltagsrelevante Defizite. Bei stehen inzwischen auf Platz 2 der hochpreisigen Medikamente“, 40 % kam es zu einer sekundär progredienten MS. Prädiktoren so Hemmer. „5 % aller Medikamentenkosten in Deutschland für eine Progression sind infratentorielle Läsionen zur Baseline werden durch MS-Therapeutika verursacht.“ Neu in die Leitlinie und Läsionen in der tiefen weißen Substanz im ersten Jahr [2]. aufgenommen wurden u.a. eine Vereinfachung von Diagno- „Deshalb ist es wichtig, Patienten mit Progressionsrisiko frühzei- sekriterien gemäß den 2017 revidierten McDonald-Kriterien, tig zu identifizieren und adäquat zu behandeln“, betonte der Empfehlungen zum differenzierten Einsatz von verlaufsmodifi- Experte. Der frühzeitige Beginn mit einer Immuntherapie sei der zierenden Immuntherapien und erstmals auch zur Deeskalation. Standard, so Hemmer. Für eine kleine Gruppe von Patienten, 4
die keine Zeichen eines aktiven Verlaufs zeigen, könne aber von Glatirameracetat und Interferonen in der Erstlinientherapie auch ein „Watchful Waiting“ in Betracht gezogen werden. wegen der geringen Langzeitsicherheitsrisiken im Vergleich zu Wichtig für die Therapieentscheidung seien eine engmaschige den hochaktiven Therapien und gebe auch der Nicht-Therapie Überwachung und die Identifizierung von Krankheitsaktivität. (initiales Abwarten /Therapiestopp) einen breiten Raum. Er befürchte, die Priorisierung der Medikamentensicherheit könne Therapiesicherheit rückt in den Vordergrund eine aktive Herangehensweise, auch da wo notwendig, ver- Prof. Dr. Mathias Mäurer, Würzburg, setzte sich kritisch mit hindern oder verzögern. Ziele der MS-Therapien sollten aber der neuen S2k-Leitlinie auseinander, insbesondere mit den die bestmögliche Krankheitskontrolle und die Erhaltung der Aussagen zum Beginn der MS-Therapie und dem Therapie- Lebensqualität sein, unter Berücksichtigung der Patientenwün- algorithmus anhand von Wirksamkeitskategorien. Es könne sche. Diese Grundlinie einer effizienten MS-Therapie werde erhebliche Konsequenzen haben, wenn der Einsatz einer durch die neue Leitlinie nicht konsequent genug umgesetzt. hochaktiven Immuntherapie der MS verzögert werde. Die Risiken von Nebenwirkungen müssten gegen die lebenslan- Symposium „S2k-Leitlinie „Diagnose und Therapie der Multip- gen Auswirkungen einer bleibenden Behinderung infolge len Sklerose, Neuromyelitis-optica-Spektrum-Erkrankungen und unzureichender Krankheitskontrolle abgewogen werden, so MOG-IgG-assoziierten Erkrankungen“: zurück in die Zukunft“, der Neurologe. Die Leitlinie gewichte hingegen das Primat 4. November 2021 der Therapiesicherheit höher als das Primat der notwendigen Krankheitskontrolle unter starker Berücksichtigung auch der MRT-Befunde. Die Leitlinie favorisiere den bevorzugten Einsatz Literatur [1] S2k-Leitlinie „Diagnose und Therapie der Multiplen Sklerose, Neuromyelitis-optica-Spektrum-Erkrankungen und MOG-IgG-assoziierten Erkrankungen“ (AWMF-Registernummer 030/050); https://dgn.org/leitlinien/ll-030-050-diagnose-und-therapie-der-multiplen-sklerose-neuromyelitis-optica-spektrum-erkrankungen-und-mog-igg-assoziierten-erkrankungen/ [2] Chung KK et al. Ann Neurol 2020; 87: 63-74 5
Abb. 1: Therapiealgorithmus bei Ersteinstellung/Eskalation [modif. nach: S2k-Leitlinie „Diagnose und Therapie der Multiplen Sklerose, Neuromyelitis-optica-Spektrum-Erkrankungen und MOG-IgG-assoziierten Erkrankungen“; AWMF-Registernummer 030/050, vollständige Hinweise zum Therapiealgorithmus sind der S2k-Leitlinie zu entnehmen] Asymptomatisch Klinisches Ereignis Demyelisierendes Radiologisch Klinisch Schubförmig Ereignis unklarer isoliertes Syndrom isoliertes Syndrom remittierende MS Signifikanz Abwarten Immuntherapie prüfen ungünstige Prognosefaktoren Keine Therapie Kategorie 1 Kategorie 2 Kategorie 3 regelmäßige klini- Dimethylfumarat Cladribin Alemtuzumab sche (und MR- Glatirameroide Fingolimod Natalizumab tomographische) Interferon-beta Ozanimod Ocrelizumab Kontrolle Teriflunomid (Rituximab)* anhaltende Krankheitsaktivität * off-label 6
Individualisierte MS-Therapie: Noch viele Herausforderungen zu bewältigen Multiple Sklerose ist eine Erkrankung mit einem breiten Spektrum Schwankungen der NfL-Werte über die Zeit erschwerten die an klinischen Verläufen. Auch heute sei es noch nicht möglich, routinemäßige Anwendung des Blutbiomarkers außerhalb von eine MS mithilfe eines einfachen Tests sicher zu diagnostizieren, Studien als Gruppenparameter und die Entwicklung sinnvoller bemängelte PD Dr. Mathias Buttmann, Bad Mergentheim: „Wir Therapiealgorithmen mit klaren Schwellenwerten [2]. haben mit dem Problem zu kämpfen, dass etwa 5 bis 10 % Dass die deutsche S2k-Leilinie [3] und die ECTRIMS/EAN-Leit- der MS-Diagnosen wahrscheinlich Fehldiagnosen sind.“ Die linien [4] partiell unterschiedliche Therapieansätze empfehlen, fortschreitende Lockerung der MS-Diagnosekriterien habe zwar kann zusätzlich für Verwirrung sorgen. „Im Kern geht es bei der zu einer früheren Diagnosestellung geführt. Zugleich sei jedoch Therapieentscheidung immer um eine individuelle Nutzen-Risi- die Gefahr von Fehldiagnosen gestiegen. In einer Langzeit-Be- ko-Abwägung“, unterstrich Buttmann. Die Berücksichtigung von obachtungsstudie bei 120 Patienten mit einem KIS trat über Sicherheitsaspekten dürfe gegenüber dem Wirksamkeitsprofil nicht 30 Jahre hinweg bei 20 Patienten kein zweites Schubereignis zu kurz kommen. „Nicht alle Patienten brauchen eine hoch aktive auf (weitere 10 verstarben aus anderen Gründen mit KIS ohne Therapie“, vielmehr müsse die Therapie individuell zugeschnitten zuvor eine MS entwickelt zu haben), 80 Patienten entwickelten sein, so der Experte. Hochwertige randomisierte prospektive eine MS und 26 dieser Patienten hatten eine Konversion zur Studien zu Therapiealgorithmen für die initiale Wahl einer früh- SPMS; 16 MS-Patienten verstarben an MS-Komplikationen zeitigen hochaktiven Immuntherapie versus Basistherapeutika [1]. Wie man diesem breiten Spektrum therapeutisch gerecht stünden noch aus. „Zum jetzigen Stand fehlt uns auch eine ehrliche werden könne und durch eine individualisierte Behandlungs- Diskussion zu Nutzen und Risiken der hochaktiven Therapien.“ strategie einerseits eine Übertherapie und andererseits eine Nicht zu unterschätzen seien zudem die steigenden Gefahren und Untertherapie vermeiden könne, sei noch unklar. Eine weitere Sicherheitsrisiken durch hochaktive Immuntherapeutika bei älteren Herausforderung ist das Monitoring der Patienten im Lang- MS-Patienten, mahnte der Experte mit Verweis auf die Immuno- zeitverlauf. Das Leichtkettenneurofilament (NfL) gilt zurzeit als seneszenz. So würden dringend validierte Strategien zur Frage Hoffnungsträger unter den in der Erforschung befindlichen Bio- einer Therapiedeeskalation oder eines Therapiestopps benötigt. markern, da hier die breiteste Datengrundlage existiere. Aber die weite interindividuelle Spannbreite der NfL-Serumspiegel, eine Symposium „MS-Therapie im Wandel der Zeit“, große Überlappung mit Gesunden und auch intraindividuelle 5. November 2021 Literatur [1] Chung et al. Ann Neurol 2020; 87: 63-74 [2] Huss A et al. Biomedicines 2020; 8: 312 [3] S2k-Leitlinie „Diagnose und Therapie der Multiplen Sklerose, Neuromyelitis-optica-Spektrum-Erkrankungen und MOG-IgG-assoziierten Erkrankungen“ (AWMF-Registernummer 030/050) [4] Montalban X et al. Mult Scler 2018; 24: 96-120 7
MS-Therapie: Nachhaltige Erfolge mit DMTs der Wirksamkeitskategorie 1 Eine individualisierte Behandlung von Menschen mit MS stellt gnose) war das Konversionsrisiko zur SPMS signifikant gerin- hohe Anforderungen an die Auswahl der immunmodulieren- ger als bei einem späteren Therapiebeginn (HR 0,77; 95-KI den Therapie. Wichtige Entscheidungskriterien sind neben 0,61-0,98; p=0,03) und als in der unbehandelten Kohorte (HR 0,26; der Wirksamkeit auf alle relevanten Aspekte der Krankheitsak- 95-KI 0,15-0,45; p=0,001) [1]. tivität auch das langfristige Sicherheitsprofil. Durch eine frühe Diese Daten zur Verzögerung der sekundären Progredienz wer- Immuntherapie mit DMTs der Wirksamkeitskategorie 1 könne den flankiert von Langzeitdaten mit Glatirameracetat über einen bei vielen Patienten eine langanhaltende Kontrolle der Krank- Zeitraum von 27 Jahren [2]. Auch hier zeigte sich, dass ein heitsaktivität erreicht werden, berichtete Prof. Dr. Orhan Aktas, früher Therapiestart die Zeit bis zur Krankheitsprogression (bestä- Düsseldorf. Eine Langzeitkohortenstudie ergab, dass die Thera- tigt über 6 Monate) im Vergleich zu einem verzögerten Thera- pie mit Glatirameracetat oder Interferon beta (IFN)-Präparaten piestart verlängert (median 9,8 Jahre versus 6,7 Jahre, HR 0,8; das Risiko für die Konversion zur sekundär progredienten MS 95 %-KI 0,5-1,1; p=0,1). Fast die Hälfte (48,0 %) der frühbehan- (SPMS) um 29 % im Vergleich zu unbehandelten Patienten delten Patienten wies keine bestätigte Progression auf, verglichen reduziert (Hazard Ratio [HR] 0,71; 95 %-Konfidenzintervall [KI] mit 37,3 % der verzögert behandelten Patienten [2]. 0,61-0,81; p
Abb. 2: Langzeittherapie mit Glatirameracetat über 27 Jahre [modifiziert nach: Ford C et al. ECTRIMS 2019; Poster P656] Zeit bis zur bestätigten Progression 100 – GA früh GA verzögert der Progression (6M-COP,%) 80 – Wahrscheinlichkeit 60 – 40 – HR: 0,8 (95 % Cl: 0,5-1,1) p=0,1 20 – 0– Jahr 0 Jahr 5 Jahr 10 Jahr 15 Jahr 20 Jahr 25 Jahr 30 9
Multiple Sklerose: Gibt es eine Prodromalphase? Die Pathogenese der MS ist nicht vollständig geklärt. Studien Krankheitsspezifische periphere Immunsignatur haben in den letzten Jahren ein „MS-Prodrom“ heraufbeschwo- Aber was passiert vor dem Auftreten der radiologischen Läsionen? ren, eine Phase mit unspezifischen Symptomen wie Fatigue, Gibt es eine immunologische Prodromalphase? Diese Frage Depression, Konzentrationsstörungen, Kopfschmerzen u.a. als untersuchte eine im Jahr 2012 gestartete MS-Zwillingsstudie. möglichen Vorboten der klinischen Manifestation einer MS [1,2]. Deutschlandweit wurden 89 eineiige Zwillingspaare einbezogen, „Aktuell gibt es aber kein definiertes MS-Prodrom – weder klinisch von denen jeweils ein Zwilling an MS erkrankt, der andere aber noch kernspintomografisch, noch gibt es Biomarker“, berichtete klinisch gesund ist. Die Zwillinge werden prospektiv beobachtet. PD Dr. Lisa Ann Gerdes, München. Es gebe auch keinen poly- Dieser Ansatz ermöglicht es, bei idealer Kontrolle für genetische genetischen Risiko-Score oder prädiktive genetische Tests für und frühe Umweltfaktoren nach MS-spezifischen Immunsignaturen eine individuelle Risikoabschätzung. Anders beim radiologisch zu suchen. Überraschenderweise ließ sich bei den 141 unter- isolierten Syndrom (RIS): Personen mit RIS haben ein Risiko von suchten Immunparametern der größte Teil der nachweisbaren >50 %, in den nächsten 10 Jahren an MS zu erkranken, wobei Varianz durch den Einfluss des genetischen Hintergrunds erklären junges Alter bei RIS-Diagnose, oligoklonale Banden (OKB) und [6]. Andere Faktoren, wie Alter, Geschlecht und eine manifeste infratentorielle oder spinale Läsionen mit einem höheren Risiko MS, trugen zusammen mit weniger als 10 % zur Variabilität der assoziiert waren. [3]. Liegen die Risikofaktoren junges Alter Immunsignaturen bei [6]. (
Vaskuläres Risiko bei Migräne: Was ist zu bedenken? Migräne, insbesondere Migräne mit Aura, ist mit einem erhöh- Hinweise für einen ungünstigen Einfluss der monoklonalen ten Risiko für zerebrovaskuläre und kardiovaskuläre Ereignisse anti-CGRP-Antikörper auf die kardiovaskuläre Ereignisrate bei assoziiert, berichtete PD Dr. Lars Neeb, Berlin. Nach aktuellen Migräne, betonte der Experte. Besonders gut belegt sei das Daten aus der Women’s Health Stude liegt die Ereignisrate kardiovaskuläre Nebenwirkungsprofil von Fremanezumab. Eine (adjustiert für andere kardiovaskuläre Risikofaktoren) bei Frauen gepoolte Analyse der Phase-III-Studien bei Migränepatienten mit einer Migräne mit Aura bei 3,36 pro 1000 Personen- mit vorbestehenden kardio-/zerebrovaskulären Risikofakto- jahre im Vergleich zu 2,11 bei Frauen mit Migräne ohne Aura ren oder kardiovaskulären Vorerkrankungen (n=2.842) zeigte und Frauen ohne Migräne (p
Tabelle 1: Unerwünschte kardiovaskuläre Ereignisse bei Migränepatienten mit und ohne kardiovaskuläre Vorerkrankungen [Nahas SJ et al. AAN 2021; Poster P10.034] CVAEs wurden bei ≥1 Patient in allen Behandlungsgruppen bei Patienten mit und ohne Herz-Kreislauf-Vorerkrankungen berichtetb Vierteljährlich Fremanezumab Monatlich Fremanezumab Placebo Mit kardio- Ohne kardio Mit kardio- Ohne kardio Mit kardio- Ohne kardio vaskulärer vaskuläre vaskulärer vaskuläre vaskulärer vaskuläre Vorerkrankung Vorerkrankung Vorerkrankung Vorerkrankung Vorerkrankung Vorerkrankung (n=167) (n=776) (n=158) (n=796) (n=153) (n=792) ≥1 CVAE 6 (4) 15 (2) 10 (6) 13 (2) 4 (3) 17 (2) Berichtete CVAEs bei ≥1 Patient in jeder Behandlungs-/Dosierungsgruppe Bluthochdruck 4 (2) 5 (
Migräne – immer noch eine mythenumwobene neurologische Erkrankung Die Komplexität, die interindividuelle Heterogenität der Symptome vaskuläre Risiko an, vor allem, wenn zusätzliche Risikofaktoren, und die häufigen Komorbiditäten der Migräne bringen es mit wie z. B. Rauchen, vorliegen [2]. Aus neurologischer Sicht spricht sich, dass die Erkrankung häufig fehldiagnostiziert wird. Wie eine laut Holle-Lee in der Regel nichts dagegen, Patientinnen mit einer Erhebung bei 1.161 Patienten mit Erstdiagnose einer Migräne Migräne mit Aura orale Kontrazeptiva zu verschreiben, sofern zeigte, wussten rund drei Viertel der Betroffenen nicht, dass sie weitere Risikofaktoren ausgeschlossen werden können. Sie rät an Migräne leiden [1]. Die meisten Patienten (64 %) hielten ihre zu Präparaten mit einer möglichst geringen Östrogendosis oder Migräne für „Kopfschmerzen“. Bei jedem Zweiten war schon reinen Gestagenpräparaten. Ob die „Pille“ Migräneattacken eine zerebrale Bildgebung durchgeführt worden. Nur 8 % der verursachen oder verstärken kann, ist nicht eindeutig geklärt, zuvor konsultierten Hausärzte und 35 % der Spezialisten (meis- lasse sich aber durch ein dreimonatiges Pausieren herausfinden. tens Neurologen und/oder Kopfschmerzspezialisten) hatten die Wenn sich die Migräne in dieser Zeit nicht verbessere, könne Migräne richtig diagnostiziert [1]. Diese Defizite zeigen laut Prof. die orale Kontrazeption fortgesetzt werden. „Der Einfluss der Pille Dr. Dagny Holl-Lee, Essen, wie wichtig es ist, das Bewusstsein auf die Migräne ist relativ klein“, so Holle-Lee. für Migräne zu schärfen – nicht nur in der Bevölkerung, sondern Weitere Mythen ranken sich um das Thema Kinderwunsch. Rund auch in der Ärzteschaft. Wenn schließlich die Diagnose Migräne 20 % der Frauen mit Migräne, vor allem mit menstrueller Mig- gestellt worden ist, müssen noch zahlreiche weitere Hürden und räne, verzichten auf eine Schwangerschaft, da sie befürchten, Mythen aus dem Weg geschafften werden. die Migräne könnte sich in dieser Zeit verschlechtern und nicht medikamentös behandelt werden, ohne die Entwicklung des Orale Kontrazeption und Schwangerschaft bei Migräne Kindes zu beeinträchtigen [3]. Große Registerstudien ergaben für Einer dieser Mythen betrifft die Bereiche der oralen Kontrazeption Akuttherapie der Migräne mit Triptanen in der Schwangerschaft und der Schwangerschaft. „Wenn eine Migräne mit Aura vorliegt, keinen Hinweis auf eine Gefährdung des Fötus [4]. Allerdings wird vielen Patientinnen keine orale Kontrazeption verschrieben“, benötigen viele Patientinnen während der Schwangerschaft gar so Holle-Lee. Dabei sei bereits seit langem bekannt, dass das keine Akutmedikation, da die Migräne nach dem ersten Trimenon Schlaganfallrisiko unter oralen Kontrazeptiva bei jüngeren Frauen besser wird, so die Expertin. Zudem plädierte sie dafür, das keine große Rolle spiele [2]. Mit dem Alter steige das zerebro- Potenzial nicht-pharmakologischer Therapiestrategien vollständig auszuschöpfen. Literatur [1] Viana M et al. Eur J Neurol 2020; 27: 536-541 [2] Farley TM et al. Contraception 1998; 57: 211-230 Symposium „Kopfschmerz“, 3. November 2021 [3] Ishii R et al. Mayo Clin Proc 2020; 95: 2079-2089 [4] Amundsen S et al. Nat Rev Neurol 2015; 11: 209-219 13
Real-World-Daten zur Migräneprophylaxe mit Fremanezumab Der monoklonale anti-CGRP-Antikörper Fremanezumab hat sich waren mangelnde Wirksamkeit und Unverträglichkeit. 48,7 % in kontrollierten, randomisierten Phase-III-Studien als wirksam und der Patienten mit 6-Monatsdaten erreichten nach Therapiebeginn allgemein gut verträglich erwiesen. Um die bisherige Datenlage mit Fremanezumab eine Reduktion der monatlichen durchschnitt- um Erfahrungen aus dem klinischen Alltag zu erweitern, wurde lichen Anzahl an Migränetagen von mindestens 50 %. (Abb. die nicht-interventionelle Studie FINESSE mit einer Gesamtstudien 3). Von Baseline zu Monat 6 verringerte sich die monatliche dauer von 49 Monaten (25 Monate Rekrutierung, 24 Monate durchschnittliche Anzahl an Migränetagen (gepoolt über EM Beobachtung) gestartet. In die prospektive Studie sollen insgesamt und CM) von 12,7 auf 6,2 Tage/Monat und die Tage mit Ein- 1.000 Patienten (Alter ≥ 18 Jahre) mit episodischer Migräne (EM) nahme von akuter Migränemedikation von 9,6 auf 4,4 Tage/ oder chronischer Migräne (CM) in Deutschland und Österreich Monat. Der MIDAS-Score verbesserte sich von 74,8 (Baseline) eingeschlossen werden, die vor Studieneinschluss eine Mig- auf 32,8 bis Monat 6 und der HIT-6-Score von 65,9 auf 56,6. räneprophylaxe mit Fremanezumab begonnen haben. Primärer Das Ausmaß der Reduzierung dieser Werte veranschaulicht die Endpunkt ist der Anteil der Patienten, die während des Zeitraums wertvolle Verbesserung der krankheitsspezifischen Beeinträch- von 6 Monaten nach der ersten Dosis von Fremanezumab tigung, so Straube. Die Ergebnisse des 12-Monats-Follow-up eine Verringerung der monatlichen durchschnittlichen Anzahl an werden 2022 erwartet. Migränetagen um mindestens 50 % erreichen. Sekundäre End- punkte berücksichtigen die Veränderung der monatlichen durch- Straube A et al. Effectiveness of Fremanezumab for Preventive schnittlichen Anzahl an Migränetagen, der Tage mit Einnahme Treatment in Migraine: The Non-Interventional FINESSE Study. akuter Migränemedikation sowie das Ausmaß migränebedingter DGN 2021. E-Poster IP055 Beeinträchtigung (MIDAS* und HIT-6**). * MIDAS: Migraine Disability Assessment Score Auf dem DGN-Kongress präsentierte Prof. Dr. Andreas Straube, ** HIT-6: 6-Item Headache Impact Test München, die Ergebnisse der 1. Interimsanalyse (n=574; EM: 58,4 %, CM: 41,6 %). Nahezu alle Patienten (97,6 %) hatten im Zeitraum von 10 Jahren vor Studieneinschluss mindestens eine prophylaktische Migränetherapie erhalten: Antidepres- siva (n=491), Antikonvulsiva (n=481), Betablocker (n=478), Kalziumantagonisten (n=296), Onabotulinumtoxin A (n=236), Erenumab (n=147) und/oder Galcanezumab (n=9). Die häu- figsten Gründe für das Absetzen dieser präventiven Therapie 14
Abb. 3: FINESSE-Studie: Anteil der Patienten mit einer Reduktion der monatlichen durchschnittlichen Anzahl an Migränetagen um mindestens 50 % in Monat 6 [Straube A et al. DGN 2021. E-Poster IP055] Reduktion der Migränetage über 6 Monate 70 – ≥50 %
Hemiplegische Migräne: Ein Kolibri unter den primären Kopfschmerzen Schon die Diagnose einer klassischen Migräne kann im klinischen geringer als bei der klassischen Migräne. Interiktal seien die Pati- Alltag eine Herausforderung darstellen. Noch anspruchsvoller ist enten meist unauffällig, können aber auch epileptische Anfälle, aber die Diagnose seltener Manifestationsformen, wie Dr. Victoria Ataxie, pathologische Nystagmen oder kognitive Störungen Ruschil, Tübingen, an dem folgenden Fall deutlich machte: aufweisen. Bei der körperlichen Untersuchung sollte auch auf Eine 40-jährige Patientin ohne Vorerkrankungen leidet seit dem 11. zerebelläre Zeichen geachtet werden, riet Ruschil. Lebensjahr an wiederkehrenden Attacken mit visuellen Symptomen, Innerhalb der hemiplegischen Migräne werden ein sporadischer Sensibilitätsstörungen einer Körperhälfte und einer ipsilateralen und ein familiärer Typ unterschieden. Die familiäre hemiplegische transienten Hemiparese. Die Attacken treten ca. 8-mal jährlich auf. Migräne (FHM) ist eine monogene Erkrankung, der Mutationen Sie dauern von 30 Minuten bis zu mehreren Stunden. Während in transmembranären Ionenkanälen zugrunde liegen. Wenn ein oder nach der Aura setzt ein migränetypischer Kopfschmerz ein. Schlaganfall, strukturelle Läsionen und eine Epilepsie ausgeschlos- Die Patientin hat eine hemiplegische Migräne, eine seltene sen werden können, kann eine ausführliche Familiendiagnose Unterform der Migräne mit Aura. Charakteristisch für die hemi- den Verdacht auf eine FHM erhärten. Eine Genanalyse kann plegische Migräne ist das Auftreten motorischer Auren mit einer die Diagnose bestätigen. reversiblen motorischen Schwäche in Kombination mit mindes- Die Behandlung richtet sich nach den Empfehlungen zur klassi- tens einem weiteren Aura-Symptom wie einer visuellen Störung. schen Migräne mit Aura. Akuttherapeutisch können Triptane* nach Der Migräne-typische Kopfschmerz beginnt in der Regel nach Abklingen der Aura-Symptome und mit Einsetzen der Kopfschmer- den Aura-Symptomen, kann aber im Gegensatz zur klassischen zen eingesetzt werden [1]. Zur Prophylaxe der hemiplegischen Migräne bereits während der Aura auftreten. Die hemiplegische Migräne kommen Lamotrigin* oder Acetazolamid* – auch in Migräne manifestiert sich in der Regel vor dem 17. Lebensjahr Kombination mit Valproat* – in Betracht [1–3]. In Einzelfällen und damit früher als die klassische Migräne. „Es handelt sich kann auch mit Topiramat* ein Effekt erreicht werden [1,4]. Für um einen schweren Phänotyp, der neben der hemiplegischen die Anwendung von anti-CGRP-Antikörpern bei hemiplegischer Symptomatik auch mit Komplikationen wie Verwirrtheit, Fieber, Migräne gibt es laut Ruschil noch keine Daten. Anfällen und Bewusstseinsstörungen einhergehen kann“, so Ruschil. Mit durchschnittlich drei Attacken pro Jahr sei die Frequenz etwas Symposium „Kopfschmerz“, 3. November 2021 Literatur [1] Diener H-C et al. Therapie der Migräneattacke und Prophylaxe der Migräne, S1-Leitlinie, 2018, Online: www.dgn.org/leitlinien [2] Pelzer N et al. Cephalalgia. 2014; 34: 708-711 [3] Russel MB, Ducros A. Lancet Neurology 2011; 10: 457-470 [4] Reuter U et al. Cephalalgia 2010; 30: 543-551 * Diese Substanzen sind nicht für die hemiplegische Migräne zugelassen (Off-Label-Use). 16
Der MS-Patient in der COVID-19-Pandemie Die Corona-Pandemie hat für das Management der MS zahl- mit Ocrelizumab oder Rituximab mit einem erhöhten Risiko für reiche Fragen aufgeworfen. Einige der wichtigsten Fragen einen schweren COVID-19-Verlauf und Hospitalisierung assoziiert können mittlerweile auf der Basis vorliegender Daten beantwortet ist [3,4]. Die Risikoerhöhung war additiv zu den demografischen werden (siehe Info-Kasten). Aus Sicht von Patienten und Ärzten und klinischen Risikofaktoren. Alle anderen DMTs hatten keinen stehe die Sorge vor neuen MS-Schüben und einem erhöhten statistisch signifikanten Effekt auf den COVID-Verlauf [4]. Die Ergeb- COVID-19-Risiko im Vordergrund, berichtete Prof. Dr. Stefan nisse der Kohortenstudie aus Italien deuten darauf hin, dass eine Bittner, Mainz. Eine retrospektive Studie deutet darauf hin, Kortison-Pulstherapie in den letzten 30 Tagen das Risiko nochmals dass SARS-CoV-2-Infektionen, ebenso wie andere Infekte, das erheblich steigert (Odds Ratio 5,24; 95 %-Konfidenzintervall Risiko für neue MS-Schübe erhöhen können [1]. Umgekehrt 2,20–12,53, p=0,001). Die Evidenz sei jedoch angesichts haben Patienten mit MS zwar nicht per se ein erhöhtes Risiko für der geringen Patientenzahl (26/844), die einen Kortisonpuls schwere COVID-Verläufe und Hospitalisierung, wohl aber sind erhalten hatten, relativ schwach und müsse durch weitere Daten MS-Betroffene gefährdet, wenn weitere Risikofaktoren hinzukom- ergänzt werden, bemerkte Bittner. men [2,3] – vor allem bei höherem Behinderungsgrad (EDSS Nach den bisher vorliegenden Daten scheint eine Impfung gegen ≥ 6), im Alter ≥60 Jahre und bei Vorliegen von Komorbiditäten SARS-CoV-2 mit den mRNA-Vakzinen das Schubrisiko im Vergleich wie Diabetes, Adipositas, Lungen- und Herzerkrankungen) [2]. zu ungeimpften MS-Patienten nicht signifikant zu erhöhen [5,6]. Ein möglicher Einfluss der MS-Immuntherapie auf den Krankheitsver- Eine Impfung wird für MS-Betroffene grundsätzlich empfohlen. Bei lauf von COVID-19 wurde in zwei großen Kohortenstudien unter- Patienten, die mit anti-CD20-Antikörpern behandelt werden, ist sucht, einer italienischen Kohortenstudie mit 844 RRMS-Patienten jedoch mit einer eingeschränkten Wirksamkeit der Corona-Impfung [3] und einer internationalen Studie mit 2.340 MS-Patienten [4]. zu rechnen, wobei aber die T-Zellantworten erhalten bleiben [7]. In beiden Studien wurden ca. 20 % der MS-Patienten mit bestä- tigter SARS-CoV-19-Infektion wegen COVID-19 hospitalisiert. Die Symposium „Multiple Sklerose: von genetischer Prädisposition Studien zeigen übereinstimmend, dass eine Anti-CD20-Therapie bis hin zur Progression“, 4. November 2021 Löst eine SARS-Cov-2 Infektion in MS-Patienten Schübe aus? Ja [1] Haben MS-Patienten an sich ein erhöhtes Risiko für eine Infektion Nicht generell, aber Patienten mit höherem Behinderungsgrad, oder schweren Verlauf? höherem Alter und mit Komorbiditäten [2,3] Führen DMT zu einem erhöhten Risiko für einen schweren COVID-19-Verlauf? Belegt für anti-CD-20-Therapien, Hinweise für Kortisonstoßtherapie [3,4] Ist eine Impfung gegen SARS-CoV-2 bei MS sicher? Ja (kein Hinweis auf spezifisch erhöhtes Risiko) [5,6] Ja, aber eingeschränkt bei anti-CD20-Antikörpern & Ist eine Impfung gegen SARS-CoV-2 unter Immuntherapie wirksam? S1P-Rezeptor-Modulatoren (weitere?) [7] Literatur [1] Barzegar M et al. Mult Scler Relat Disord 2021; 52: 102947 [5] Achiron A et al. Mult Scler 2021; 27: 864-870 [2] Louapre C et al. JAMA Neurol 2020; 77: 1079-1088 [6] Di Filippo et al. J Neurol Neurosurg Psychiatry 2021;0 :1-3 [3] Sormani MP et al. Ann Neurol 2021; 89: 780-789 [7] Apostolidis SA et al. Nat Med 2021; Sep 14. doi: 10.1038/s41591-021-01507-2 [4] Simpson-Yap S et al. Neurology 2021; 97: e1870-e1885 17
COVID-19: Komplikationen der Impfung Die Komplikationen der verschiedenen Impfstoffe gegen SARS- Eine Studie der DGN unter Leitung von Schulz hat ergeben, dass CoV-2 sind ein viel diskutiertes Thema. Prof. Dr. Jörg B. Schulz, bis April 2021 insgesamt 62 zerebrovaskuläre Ereignisse nach Aachen, trug zusammen, was bislang bekannt ist: Zu den einer COVID-19-Impfung aufgetreten sind [1]. 45 Patienten hatten potenziellen Komplikationen nach COVID-19-Impfungen zählen eine SHVT entwickelt, 9 Patienten eine primäre zerebrale Ischämie, neben Sinus- und Hirnvenenthrombosen (SHVT) auch vereinzelte 4 Patienten intrazerebrale Blutungen und 4 andere neurologische Enzephalomyelitiden, Plexus-Neuritiden, Fazialisparesen, Guil- Ereignisse. Elf der 62 zerebrovaskulären Ereignisse (18,3 %) lain-Barré-Syndrome und anhaltende Kopfschmerz-Syndrome. hatten einen fatalen Ausgang [1]. Die bestätigten Ereignisse Die bisherige Datenlage spreche dafür, dass das Risiko von waren überwiegend (85,5 %, n=53) nach Immunisierung mit zerebrovaskulären Ereignissen, insbesondere die SHVT, insge- ChAdOx1 von AstraZeneca aufgetreten. Nach Immunisierung samt gering ist [1]. Bei den Vektor-Impfstoffen bestehe jedoch ein mit dem BioNTech-Impfstoff BNT62b2 wurden 9 Fälle (14,5 %) höheres Risiko. Ursache ist eine Vakzin-induzierte immunologische und nach mRNA-12783 von Moderna kein zerebrovaskuläres thrombotische Thrombozytopenie (VITT) [2,3]. Klinisch ähnelt Ereignis gemeldet [1]. Allerdings seien bis zum Zeitpunkt der Date- die VITT einer Heparin-induzierten Thrombozytopenie (HIT). Der nerhebung (April 2021) nur 1,2 Mio. Dosen von mRNA-12783 zugrundeliegende Mechanismus ist jedoch ein anderer [4]: verabreicht worden im Vergleich zu 16,2 Mio. von BNT62b2 Ausgelöst durch das Vakzin entstehen zwischen Tag 4 und Tag und 4,6 Mio. Dosen von ChAdOx1, so Schulz. Frauen haben 16 nach der Impfung Autoimmun-Antikörper gegen Plättchenfaktor unter ChAdOx1 ein 3,1-fach höheres Risiko für SHVT als Männer 4 (PF4). Die Bindung der Autoantikörper an einen Komplex von (24,2 vs. 8,9/100.000 Personenjahre). Das Alter war in der PF4 und bisher noch unbekannten Polyanionen führen dann zu Erhebung kein eindeutiger Risikofaktor für SHVT (24/100.000 für einer Fc-Rezeptor-vermittelten Thrombozytenaktivierung [4]. „Beim
Post-COVID-19-Syndrom: Was bisher bekannt ist Bei Post-COVID-19 handelt es sich nach der aktuellen Definition besteht. Demgegenüber scheint kein Untergang von Nervenzellen der WHO um eine persistierende oder neue Symptomatik, die oder Astrozyten für die Post-COVID-Symptome verantwortlich zu innerhalb von 3 Monaten nach einer vorausgegangenen SARS- sein [4]. Außerdem konnte keine intrathekale SARS-CoV-2-Anti- CoV-2 Infektion auftritt und seit 2 Monaten mit fluktuierendem körperproduktion im Liquor nachgewiesen werden [5]. „Es gibt Auftreten besteht. Die Symptome umfassen Fatigue, Kurzatmigkeit, also keinen Anhalt für eine anhaltende Schädigung des ZNS“, Kognitionsstörung und 25 weitere Symptome [1]. „Das breite so Franke. Die Behandlung sei schwierig. Da man den Patienten Symptomspektrum bei Post-COVID-19 unterstreicht die Notwen- keine spezifischen therapeutischen Optionen anbieten kann, digkeit einer interdisziplinären Zusammenarbeit von Neurologen, plädiert sie für eine frühzeitige Einbindung der Psychosomatik. Pneumologen, Kardiologen, Psychiatrie und Psychosomatik“, berichtete Dr. Christiana Franke, Berlin. Die Neurologie hat einen Symposium „COVID-19“, 3. November 2021 besonders hohen Stellenwert, vor allem bei der Evaluation von kognitiven Defiziten, Fatigue, Kopfschmerzen sowie Hyposmie [2]. Daten der Post-COVID-Ambulanz der Charité Berlin zeigen, wie sich Post-COVID-19 klinisch präsentiert [3]. Die Betroffenen sind durchschnittlich 46 Jahre alt; 67 % sind Frauen; 90 % haben einen milden COVID-19-Verlauf. Fatigue und kognitive Beein- trächtigungen waren die häufigsten Symptome [3]. Und was steckt pathophysiologisch hinter Post-COVID-19? Ob eine endothelial-mikrozirkulatorische Dysregulation, anhaltende Inflammation bzw. Mikroglia-Aktivierung oder eine Virus-getriggerte Autoantikörper-vermittelte Reaktion die Beschwerden verursache, ist noch unbekannt. Vieles spricht laut Franke dafür, dass bei mindestens einem Viertel der Patienten eine Immunbeteiligung Literatur [1] https://www.who.int/publications/i/item/WHO-2019-nCoV-Post_COVID-19_condition-Clinical_case_definition-2021.1 [2] Lopez-Leon S et al. Sci Rep 2021; 11: 16144 [3] Boesl F et al. Front Neurol 2021; 12: 738405 [4] Kanberg N et al. EBioMedicine 2021; 70: 103512 [5] Schweitzer F et al. Ann Neurol 2021 Nov 1. doi: 10.1002/ana.26262 19
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