Konjunktur im Handel Restart im I. Halbjahr 2021 - WKO
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Konjunktur im Handel Restart im I. Halbjahr 2021 August 2021 Voithofer, Peter | Gittenberger, Ernst | Kleissner, Anna Economica Institut für Wirtschaftsforschung
Economica Institut für Wirtschaftsforschung Liniengasse 50‐52 1060 Wien Österreich T: +43 676 3200‐400 E: office@economica.at W: www.economica.at
Inhaltsverzeichnis 1 Executive Summary zum „Handels‐Restart“ im I. Halbjahr 2021 ............................................. 5 2 Konjunkturelle Entwicklungen im I. Halbjahr 2021 ................................................................. 7 2.1 Handelskonjunktur ................................................................................................................ 7 2.2 Konjunktur im Einzelhandel................................................................................................. 10 2.3 Einzelhandelskonjunktur im EU‐27‐Vergleich ..................................................................... 16 2.4 Konjunktur im Großhandel .................................................................................................. 19 2.5 Konjunktur in der Kfz‐Wirtschaft ......................................................................................... 22 3 Arbeitsmarkt im I. Halbjahr 2021 ......................................................................................... 24 3.1 Unselbstständig Beschäftigte im Handel ............................................................................ 24 3.2 Arbeitslosenzahlen und Kurzarbeit...................................................................................... 27 4 Regionale Entwicklungen im I. Halbjahr ............................................................................... 31 4.1 Konjunkturentwicklungen in den Bundesländern................................................................ 31 4.2 Beschäftigungsentwicklungen in den Bundesländern ......................................................... 33 5 Resümee I. Halbjahr 2021 und Ausblick Jahr 2021 ................................................................ 35 6 Methodische Anmerkungen ................................................................................................ 39
Konjunktur im Handel – Restart im I. Halbjahr 2021 5 1 Executive Summary zum „Handels‐Restart“ im I. Halbjahr 2021 Handelsumsätze deutlich über Vorjahres‐ und auch über Vorkrisenniveau, wenngleich nicht in allen Branchen In den ersten 5 Monaten 2021 kann der österreichische Handel Netto‐Umsätze in Höhe von rd. € 114,2 Mrd. generieren und damit um (nominell) +11,8 % mehr als im Vergleichszeitraum 2020 und um +0,8 % mehr als im Vorkrisenjahr 2019. Im Einzelhandel liegen die Umsätze im I. Halbjahr 2021 bei rd. € 35,2 Mrd. Das entspricht einem Wachstum von +6,4 % bzw. von rd. +€ 2,1 Mrd. (netto) gegenüber 2020 und von +4,3 % bzw. rd. +€ 1,4 Mrd. im Vergleich zu 2019. Damit können die Lockdown‐bedingten Umsatzeinbrüche im Gesamtdurchschnitt mehr als wettgemacht werden, wobei nicht alle Branchen das Vorkrisenniveau wieder erreichen. Vor allem die modischen Branchen können im I. Halbjahr 2021 das ohnehin geringe Umsatzniveau 2020 nicht erwirtschaften. Das Wachstum im Online‐Handel hält hingegen weiter an, wenngleich sich die Wachstumsdynamik im I. Halbjahr 2021 abschwächt. Auch der Großhandel kann mit einer Steigerungsrate zwischen Jänner und Mai 2021 von nominell +11,1% (gegenüber 2020) das Vorkrisenniveau übertreffen (+0,4 % gegenüber 2019). In der Kfz‐Wirtschaft ist dies trotz hoher Umsatzzuwächse (+29,9 % gegenüber 2020) noch nicht der Fall (‐1,6 % gegenüber dem Vorkrisenniveau 2019). Arbeitsmarkt erholt sich deutlich, Kurzarbeit auf Rekordtief Mit über 555.000 unselbständig Beschäftigten kann der Handel – durch Beschäftigungszuwächse im Groß‐ und Einzelhandel – ein Beschäftigungsplus von +2,3 % im ersten Halbjahr 2021 verzeichnen. Damit liegt der Handel mit 1,1 % bzw. 6.000 Beschäftigte über dem Vorkrisenniveau, der Einzelhandel überschreitet erstmals die 300.000‐Marke. Weit überdurchschnittliche Wachstumsraten kann weiterhin der Onlinehandel verzeichnen (+28,7 %).
Konjunktur im Handel – Restart im I. Halbjahr 2021 6 Mit dem Anstieg der Beschäftigung sinkt die Arbeitslosenquote ab dem zweiten Quartal und liegt für das erste Halbjahr 2021 bei ‐9,6 %, wobei die Kfz‐Wirtschaft besonders starke Rückgänge aufweist. Gleichzeitig steigt die Zahl der offenen Stellen auf 13.250, davon 70 % im Einzelhandel. Von den insgesamt mehr als 300.000 zur Kurzarbeit gemeldeten Personen seit März 2020 sind im Mai 2021 nur mehr weniger als 10 % zur Kurzarbeit gemeldet. In Anspruch genommen wird sie im Wesentlichen von jenen Branchen, die das Vorkrisenniveau noch nicht wiedererreicht haben. Deutliches Umsatz‐Plus in allen Bundesländern, Arbeitsmarkt erholt sich In allen Bundesländern entwickeln sich die Umsätze des Handels im ersten Halbjahr positiv, wobei die Kfz‐Wirtschaft besonders hohe Wachstumsraten aufweist. Im Groß‐ und Einzelhandel zeigt sich, dass weniger tourismusabhängige Bundesländer sich vergleichsweise rascher erholen, als jene, die vom nahezu kompletten Entfall der Wintersaison besonders getroffen wurden. Ebenfalls positiv, wenn auch mit deutlich geringeren Wachstumsraten, entwickelt sich die Zahl der unselbständig Beschäftigten im Handel: sowohl im Groß‐ als auch Einzelhandel können alle Bundesländer positive Wachstumsraten erreichen. Prognosen lassen Umsatzzuwächse für das II. Halbjahr 2021 erwarten – aber Risiko hinsichtlich des weiteren Infektionsgeschehens Der Restart im österreichischen Handel wird sich auch im II. Halbjahr 2021 fortsetzen. Dafür sprechen ein BIP‐Wachstum im Gesamtjahr von nominell +6,5 % (laut WIFO‐ Juni‐Prognose), steigende Konsumausgaben der privaten Haushalte (+7,4 %) sowie ein Rückgang der Sparquote auf von 13,9 % im Jahr 2020 auf 10,2 % im Gesamtjahr 2021. Im Handel wird für 2021 mit einer realen Steigerung der Bruttowertschöpfung von +6,0 % gerechnet, die damit über dem realen BIP‐Wachstum (+4,0 %) liegen würde. Das weitere Infektionsgeschehen (Delta‐Variante) könnte diese insgesamt positive Erwartungshaltung negativ beeinträchtigen – je nachdem, ob bzw. welche Maßnahmen im Herbst 2021 ergriffen werden müssen.
Konjunktur im Handel – Restart im I. Halbjahr 2021 7 2 Konjunkturelle Entwicklungen im I. Halbjahr 2021 2.1 Handelskonjunktur Umsätze im Handel erreichen bzw. übersteigen Vorkrisenniveau Der österreichische Handel hat in den ersten 5 Monaten 2021 Netto‐Umsätze in Höhe von rd. € 114,2 Mrd. erwirtschaftet. Das sind um +11,8 % bzw. um rd. +€ 12,0 Mrd. mehr als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Die im Langzeitvergleich hohe Steigerungsrate ist jedoch nicht zuletzt auf das Lockdown‐bedingt geringe Umsatz‐ niveau 2020 zurückzuführen. Im Vergleich zum Vorkrisenniveau 2019 hat der Handel zwischen Jänner und Mai 2021 um +0,8 % bzw. um rd. +€ 900 Mio. höhere Netto‐Umsätze erzielt. Das Umsatzniveau Vor‐Corona konnte somit – trotz österreichweiten Lockdown im Jänner und Ost‐ Lockdown im April 2021 – bereits wieder erreicht bzw. sogar überschritten werden. Unter Berücksichtigung der durchschnittlichen Preisentwicklung im Handel zwischen Jänner und Mai 2021 (4,1 %) bedeutet das Umsatzwachstum von nominell +11,8 % ein reales (preisbereinigtes) Konjunkturplus von +7,7 % im Vergleich zum Vorjahr. Mit einer Steigerungsrate von 4,1 % sind die Preise im Handel somit in den ersten 5 Monaten 2021 deutlich stärker angestiegen als in den Jahren 2019 (0,7 %) und 2020 (‐0,5 %), was primär auf steigende Großhandelspreise zurückzuführen ist. Anzumerken bleibt, dass selbst wenn das reale Konjunkturplus von +7,7 % im Zeitraum Jänner bis Mai 2021 dem Halbjahresergebnis 2021 entsprechen würde, auf Grund der geringeren Ausgangsbasis 2020 nicht das reale Minus von ‐7,7 % vom I. Halbjahr 2020 (auf Basis des höheren Niveaus 2019) ausgleichen könnte.
Konjunktur im Handel – Restart im I. Halbjahr 2021 8 Nominelle Umsatzentwicklung im Handel ‐ I. Halbjahr 2019 bis Mai 2021 20 (Veränderung in % zum Vorjahr) % 11,8 10 1,0 1,4 0 ‐2,2 ‐1 0 ‐8,2 ‐2 0 I. Halbjahr 2019 II. Halbjahr 2019 I. Halbjahr 2020 II. Halbjahr 2020 Jänner bis Mai 2021 Reale Entwicklung (Absatzvolumen) im Handel ‐ I. Halbjahr 2019 bis Mai 2021 20 (Veränderung in % zum Vorjahr) % 10 7,7 1,3 0 ‐0,3 ‐1,9 ‐1 0 ‐7,7 ‐2 0 I. Halbjahr 2019 II. Halbjahr 2019 I. Halbjahr 2020 II. Halbjahr 2020 Jänner bis Mai 2021 Abbildung 1: Nominelle und reale Konjunkturentwicklung im Handel, I. Halbjahr 2019 bis Mai 2021 (in % gegenüber dem Vorjahr) Datenbasis: Statistik Austria, Konjunkturstatistik Anmerkung: noch keine Konjunkturdaten für Juni 2021 verfügbar Berechnungen: Economica Spiegelverkehrte Konjunkturentwicklung zum Vorjahr in den ersten Monaten 2021 Die Konjunkturentwicklung im Handel zeigt in den ersten 5 Monaten 2021 einen nahezu spiegelverkehrten Verlauf zum Vorjahr. Der Lockdown‐bedingt geringe Handelsumsatz im Jänner 2021 trifft so auf das hohe Ausgangsniveau 2020 (Vor‐ Corona), was sich im vergleichsweise hohen (nominellen) Umsatzrückgang niederschlägt (‐15,6 %). Im Februar 2021 haben auch die Einzelhandelsgeschäfte im Non‐Food‐Bereich wieder geöffnet und so kann das Umsatzniveau des Vorjahres (ebenfalls noch Vor‐Corona) nahezu erreicht werden (‐0,2 %).
Konjunktur im Handel – Restart im I. Halbjahr 2021 9 Beginnend mit 16. März 2020 startete Lockdown #1, was deutlich geringere Handelsumsätze als 2019 zur Folge hatte. Daher verwundert es nicht, dass ausgehend vom geringen Umsatzniveau 2020 die Wachstumsraten im März und im April 2021 entsprechend hoch ausfallen (nominell +27,1 % bzw. +33,8 %). Da Lockdown #1 mit Anfang Mai 2020 endete und die Umsätze im Vorjahr wieder entsprechend anzogen, fällt die Steigerungsrate im Mai 2021 mit +17,3 % (nominell) zwar noch zweistellig, aber nicht mehr so hoch wie in den zwei Monaten davor aus. Nominelle Umsatzentwicklung im Handel ‐ Jänner bis Mai 2021 50 (Veränderung in % zum Vorjahr) % 40 33,8 27,1 30 Jän‐Mai 2021 17,3 zum Vorjahr : 20 +11,8% 10 0 ‐0,2 Jän‐Mai 2021 ‐10 zu Vor‐Krise ‐20 2019: +0,8% ‐15,6 ‐30 Jänner Februar März April Mai Reale Entwicklung (Absatzvolumen) im Handel ‐ Jänner bis Mai 2021 50 (Veränderung in % zum Vorjahr) % 40 27,7 30 21,8 20 10,3 10 0 ‐10 ‐2,1 ‐20 ‐16,5 ‐30 Jänner Februar März April Mai Abbildung 2: Nominelle und reale Konjunkturentwicklung im Handel, I. Halbjahr 2021 (in % gegenüber dem Vorjahr) Datenbasis: Statistik Austria, Konjunkturstatistik Anmerkung: noch keine Konjunkturdaten für Juni 2021 verfügbar Berechnungen: Economica
Konjunktur im Handel – Restart im I. Halbjahr 2021 10 2.2 Konjunktur im Einzelhandel Einzelhandelsumsätze liegen im I. Halbjahr 2021 um +6,4 % über dem Vorjahres‐ niveau (2020) bzw. um +4,3 % über dem Vorkrisenniveau (2019) Der österreichische Einzelhandel kann im I. Halbjahr 2021 Netto‐Umsätze in Höhe von rd. € 35,2 Mrd. generieren. Gegenüber dem geringen Vorjahresniveau bedeutet dies ein nominelles Wachstum von +6,4 % bzw. von rd. +€ 2,1 Mrd. (netto). Im Vergleich zum Vorkrisenniveau 2019 liegen die Halbjahresumsätze 2021 im Einzelhandel um +4,3 % bzw. um rd. +€ 1,4 Mrd. höher. Das zeigt, dass im Einzelhandel insgesamt die Lockdown‐bedingten Umsatzrückgänge im I. Halbjahr 2020 (knapp ‐€ 700 Mio. gegenüber 2019) mehr als wettgemacht werden konnten – wenngleich dies nicht auf alle Einzelhandelsbranchen zutrifft. Die Konjunkturentwicklung in den ersten 6 Monaten 2021 verläuft dabei nahezu spiegelverkehrt zum Vorjahreszeitraum: Während der Einzelhandel im Jänner 2020 (Vor‐Corona) ein Umsatzwachstum von nominell +1,9 % (gegenüber 2019) erzielen konnte, bleibt der Non‐Food‐Sektor im Jänner 2021 geschlossen. Entsprechend hoch fallen die Umsatzrückgänge zu Beginn 2021 mit ‐18,5 % (gegenüber 2020) aus. Anfang Februar 2021 endet Lockdown #3 und der Einzelhandel erholt sich langsam und kann sogar das hohe Vorkrisenniveau von Februar 2020 übertreffen (+1,0 %). Die hohen Umsatzsteigerungen in den Folgemonaten März und April 2021 (+25,3 % bzw. +21,4 % gegenüber 2020) sind primär auf das geringe Vorjahres‐ niveau (‐11,1 % im März bzw. ‐15,7 % im April 2020 gegenüber 2019) zurückzu‐ führen (Stichwort: Lockdown #1). Daher sind auch die Wachstumsraten im Mai und Juni 2021 (+4,0 % bzw. +7,4 %) geringer als im März und April 2021. Im Juni 2021 gewinnt die Einzelhandelskonjunktur wieder an Dynamik ( nominell +7,4 % im Vergleich zum Vorjahr).
Konjunktur im Handel – Restart im I. Halbjahr 2021 11 Mit Ausnahme von Jänner (Lockdown #3) bzw. beginnend mit Februar übertreffen die Einzelhandelsumsätze im I. Halbjahr 2021 das Vorkrisenniveau von 2019. Am deutlichsten zeigt sich dies im März und im Juni 2021. Der Restart des Einzelhandels nach den Lockdowns 2020/2021 ist somit insgesamt gelungen; in einzelnen Branchen liegt man vom Umsatz deutlich unter dem Vorkrisenniveau. Nominelle Umsatzentwicklung im Einzelhandel ‐ I. Halbjahr 2020 & 2021 (Veränderung in % zum Vorjahr) 50 "Ost"‐Lockdown #4 % 31 Tage 40 01.04.‐02.05.2021 Lockdown #3 25,3 30 38 Tage 21,4 01.01.‐07.02.2021 20 8,1 2021 7,4 10 4,0 1,9 0 3,9 3,6 1,0 ‐10 2020 ‐11,1 ‐20 ‐15,7 ‐18,5 ‐30 Lockdown #1 ‐40 44 Tage 16.03.‐01.05.2020 ‐50 Jänner Februar März April Mai Juni Abbildung 3: Nominelle Konjunkturentwicklung im Einzelhandel, I. Halbjahr 2020 und I. Halbjahr 2021 (in % gegenüber dem jeweiligen Vorjahr) Datenbasis: Statistik Austria, Konjunkturstatistik Anmerkung: vorläufige Daten für Juni 2021 Berechnungen: Economica Die Preissteigerung im Einzelhandel fällt im I. Halbjahr 2021 mit 1,2 % höher als im Jahr 2020 (0,4 %) aus, wenngleich deutlich moderater als im Handel insgesamt (Einzelhandel, Großhandel, Kfz‐Wirtschaft). Überdurchschnittliche Preisanstiege sind im Mai und Juni festzustellen. Die Inflationsrate (VPI) fällt in diesen Monaten deutlich höher als in den Vormonaten aus, was vor allem in höheren Preisen für Verkehr und Wohnen begründet ist, die im Juni für mehr als die Hälfte der Inflationssteigerung verantwortlich zeichnen. Das nominelle Umsatzplus im Einzelhandel von +6,4 % im
Konjunktur im Handel – Restart im I. Halbjahr 2021 12 I. Halbjahr 2021 schlägt sich unter Berücksichtigung der Preisentwicklung (1,2 %) in einem Anstieg des Absatzvolumens von +5,2 % (real) nieder. Nominelle Umsatzentwicklung im Einzelhandel ‐ I. Halbjahr 2021 50 (Veränderung in % zum Vorjahr) % 40 30 25,3 Jän‐Jun 2021 21,4 zum Vorjahr : 20 7,4 +6,4% 10 4,0 1,0 0 Jän‐Jun 2021 ‐10 zu Vor‐Krise ‐20 2019 : +4,3% ‐18,1 ‐30 Jänner Februar März April Mai Juni Reale Entwicklung (Absatzvolumen) im Einzelhandel ‐ I. Halbjahr 2021 50 (Veränderung in % zum Vorjahr) % 40 30 25,1 20,7 20 10 5,0 1,3 1,5 0 ‐10 ‐20 ‐18,1 ‐30 Jänner Februar März April Mai Juni Abbildung 4: Nominelle und reale Konjunkturentwicklung im Einzelhandel, I. Halbjahr 2021 (in % gegenüber dem Vorjahr) Datenbasis: Statistik Austria, Konjunkturstatistik Anmerkung: vorläufige Daten für Juni 2021 Berechnungen: Economica „Gegenläufige“ Konjunkturentwicklung zwischen Offline‐ & Online‐Einzelhandel Der Internet‐ und Versandhandel schließt das I. Halbjahr 2021 mit einem Umsatzplus von nominell +10,8 % (gegenüber dem Vorjahr) ab. Die Hauptgruppen im stationären Non‐Food‐Einzelhandel erzielen ein geringfügiges Wachstum von +0,8 %. Während der Online‐Handel somit die Umsatzzuwächse im Vergleich zum Vorkrisenniveau weiter ausbauen kann (die Umsätze im I. Halbjahr 2021 liegen um +24,2 % über dem Niveau 2019), erreicht der Offline‐Handel (exkl. Food‐Segment) das Vorkrisenniveau von 2019 noch nicht (‐3,3 %). Die Detailanalyse zur Konjunktur im On‐ und Offline‐Handel zeigen dabei zwei interessante, gegenläufige Entwicklungen:
Konjunktur im Handel – Restart im I. Halbjahr 2021 13 1) Sowohl beim Offline‐ als auch beim Online‐Handel zeigen die Konjunkturverläufe 2020 vs. 2021 eine gegenläufige Entwicklung. Noch deutlicher als im Online‐ ist dies im Offline‐Einzelhandel sichtbar. Die Umsätze sinken durch die Lockdowns in den Monaten März und April 2020 sehr stark, was dazu führt, dass 2021 – ausgehend vom geringen Niveau 2020 – die Umsätze in diesen Monaten überdurchschnittlich stark ansteigen. 2) Darüber hinaus zeigt sich sowohl 2020 als auch 2021 eine diametrale Konjunkturentwicklung zwischen Offline und Online. Während der Lockdowns steigen die Online‐Umsätze stark an und die Offline‐Umsätze sinken. Nach Ende der Lockdowns ist die umgekehrte (Pendel‐)Bewegung festzustellen. Die Offline‐ Umsätze steigen und Online‐Entwicklung verliert deutlich an Fahrt. Sobald also die Ladengeschäfte in den Non‐Food‐Hauptgruppen wieder öffneten, hat die Dynamik im Internet‐Handel deutlich nachgelassen. Nominelle Umsatzentwicklung im Online‐ & Offline‐Einzelhandel ‐ I. Halbjahr 2020 & 2021 (Veränderung in % zum Vorjahr) 73,3 80 % 60 47,6 40 32,5 25,9 26,7 15,8 17,9 16,8 20 14,1 5,2 0,8 9,3 5,0 6,8 13,6 1,4 0 1,3 0,3 ‐3,8 ‐4,2 ‐20 ‐9,7 ‐40 ‐35,7 ‐35,2 ‐60 ‐54,0 ‐80 Jänner Februar März April Mai Juni Online 2020 Online 2021 Offline 2020 Offline 2021 Abbildung 5: Nominelle Umsatzentwicklung im Online‐ und Offline‐Einzelhandel, I. Halbjahr 2020 und I. Halbjahr 2021 (in % gegenüber dem Vorjahr) Datenbasis: Statistik Austria, Konjunkturstatistik Anmerkung: Online: Versand‐ und Internet‐Einzelhandel Offline: Hauptgruppen im stationären Non‐Food‐Einzelhandel (Mode, Sport, Elektro, Bau, Möbel, Bücher, etc. / exkl. Nonfood‐Kurzfristbedarf wie Drogerien, Apotheken, medizinische Produkte sowie exkl. Tankstellen) Vorläufige Daten für Juni 2021 Berechnungen: Economica
Konjunktur im Handel – Restart im I. Halbjahr 2021 14 Hohe Zuwachsraten im Einzelhandel mit Bau‐ und Heimwerkerbedarf, Schmuck‐ sowie Blumeneinzelhandel im I. Halbjahr 2021 Die höchste Steigerungsrate kann im I. Halbjahr 2021 der Einzelhandel mit Bau‐ und Heimwerkerbedarf (nominell: +20,5 %) realisieren. Die Branchenumsätze liegen damit auch deutlich über dem Vorkrisenniveau von 2019 (+13,5 %). Zwar legen auch die Umsätze im Schmuckeinzelhandel von Jänner bis Juni 2021 deutlich zu (+14,3 % gegenüber dem Vorjahr), im Gegensatz zum Einzelhandel mit Bau‐ und Heimwerker‐ bedarf liegen die Halbjahresumsätze 2021 aber deutlich unter dem Vor‐Corona‐Niveau (‐14,0 % gegenüber 2019). Der Konjunktureinbruch kann somit in dieser Branche noch nicht wettgemacht werden. Die Dynamik im Internet‐ und Versandeinzelhandel schwächt sich zwar nach Ende der Lockdowns im stationären Non‐Food‐Einzelhandel ab, dennoch erzielt die Branche im Durchschnitt ein zweistelliges Prozentwachstum (+10,8 % im I. Halbjahr 2021 gegen‐ über dem Vorjahr). Im Vergleich zu 2019 sind die Umsätze um +24,2 % angestiegen – so hoch wie in keiner anderen Einzelhandelsbranche. Der Lebensmitteleinzelhandel kann die Umsätze auch im I. Halbjahr 2021 weiter steigern, wenngleich die Wachstumsrate – ausgehend vom hohen Vorjahresniveau – mit +3,7 % deutlich geringer ausfällt. Im Vergleich zu Vor‐Corona (2019) erhöhen sich die Halbjahresumsätze in dieser Branche um +13,4 %. Ebenfalls über dem Vorkrisenniveau liegen die Branchenumsätze im Blumeneinzelhandel, im Elektroeinzelhandel in den Drogerien und Apotheken sowie im Möbeleinzelhandel. Im Gegensatz dazu kann der Einzelhandel mit Zeitschriften, Papier und Bürobedarf – neben dem Schmuckeinzelhandel –trotz Wachstums im I. Halbjahr 2021 das Umsatzniveau 2019 (noch) nicht erreichen. Die Einzelhandelsbranchen Buch, Sport, Spiel und vor allem Mode müssen auch im I. Halbjahr 2021 Umsatzrückgänge hinnehmen. Im Bekleidungseinzelhandel liegen die Umsätze um ‐21,7 % unter dem Vorkrisenniveau 2019, im Schuheinzelhandel um ‐26,1 %. Gerade die modischen Branchen können vom Restart der österreichischen Wirtschaft nach dem Ende der Lockdowns nicht profitieren – im Gegenteil, die Umsatzverluste werden sogar noch größer.
Konjunktur im Handel – Restart im I. Halbjahr 2021 15 Nominelle Umsatzentwicklung in Einzelhandelsbranchen ‐ I. Halbjahr 2021 (Veränderung in % zum Vorjahr 2020 und zum Vorkrisenniveau 2019) ‐30 ‐20 ‐10 0 10 20 % 30 Bau‐ und Heim‐ 13,1 20,5 werkerbedarf Schmuck ‐14,0 14,3 Blumen 2,7 13,5 Online 10,8 24,2 Elektro 6,4 10,1 Drogerien/ 10,0 10,0 Apotheken Einzelhandel 4,3 6,4 Möbel 1,7 4,6 Lebensmittel 3,7 13,4 Zeitschriften ‐1,9 1,3 Bücher ‐1,7 ‐0,3 Sport ‐2,7 ‐1,6 Spiel ‐4,9 ‐1,9 Bekleidung ‐21,7 ‐2,7 Schuhe ‐26,1 ‐6,1 ‐30 ‐20 ‐10 0 10 20 % 30 I.Halbjahr 2021 zu 2020 I.Halbjahr 2021 zu 2019 Abbildung 6: Nominelle Konjunkturentwicklung in ausgewählten Einzelhandelsbranchen, I: Halbjahr 2021 (in % gegenüber dem Vorjahr und gegenüber dem Vorkrisenniveau 2019) Datenbasis: Statistik Austria, Konjunkturstatistik Anmerkung: vorläufige Daten Berechnungen: Economica
Konjunktur im Handel – Restart im I. Halbjahr 2021 16 2.3 Einzelhandelskonjunktur im EU-27-Vergleich Einzelhandelsumsätze liegen im EU‐27‐Durchschnitt von Jänner bis Mai 2021 deutlich über dem Niveau 2020 und auch über dem Vorkrisenniveau 2019 Im EU‐27‐Durchschnitt fährt der Einzelhandel von Jänner bis Mai 2021 ein reales (preis‐ und kalenderbereinigtes) Konjunkturplus von +7,4 % ein. Nach den (vor allem Lockdown‐bedingten) Rückgängen von Jänner bis Mai 2020 (‐4,4 %) bedeutet dies, dass die Einzelhandelsumsätze real das Vorkrisenniveau wieder erreicht bzw. übertroffen haben. Im Vergleich zu Jänner bis Mai 2019 fällt das Absatzvolumen im europäischen Einzelhandel in den ersten 5 Monaten 2021 bereits um +2,6 % (preis‐ und kalenderbereinigt) höher aus. Sehr ähnlich stellt sich die Situation in Österreich dar. Mit einem Anstieg des Absatzvolumens um +6,4 % liegt die Wachstumsrate von Jänner bis Mai 2021 (gegenüber dem Vorjahr) zwar unter dem EU‐Durchschnitt, das Konjunkturminus ist aber auch von Jänner bis Mai 2020 (‐3,6 %) geringer ausgefallen. Im Vergleich zum Vorkrisenniveau 2019 weist der österreichische Einzelhandel ein reales Plus von +2,5 % auf. Damit liegt der Restart des Einzelhandels in Österreich von Jänner bis Mai 2021 – im Vergleich zu Vor‐Corona – nahezu exakt auf EU‐27‐Niveau (+2,6 %). Generell müssen die Steigerungsraten in den ersten 5 Monaten 2021 (auch) unter dem Blickwinkel der Umsatzrückgänge im vergleichbaren Vorjahreszeitraum gesehen und mit dem Vorkrisenniveau 2019 verglichen werden. In Spanien, Italien und Slowenien erwirtschaftet der Einzelhandel zwar zwischen Jänner und Mai 2021 zum Teil hohe Wachstumsraten gegenüber dem Vorjahr, das Konjunkturplus reicht jedoch nicht aus das Vorkrisenniveau 2019 wieder zu erreichen. Zu stark ausgeprägt war der Konjunktureinbruch in den ersten 5 Monaten 2020 im Einzelhandel in diesen Ländern. Zwar verzeichneten Malta und Portugal von Jänner bis Mai 2020 geringere Umsatzrückgänge als die o.a. Länder, die Wachstumsraten 2021 sind aber auch hier zu gering, um die Umsätze 2019 zu erreichen. Einen „Sonderfall“ stellt der Einzelhandel in der Slowakei dar, der in den ersten 5 Monaten 2021 als einziges EU‐Land nicht in Schwung kommt und ein reales Konjunkturminus von ‐1,9 % gegenüber dem (Corona‐ bedingt ohnehin niedrigem) Niveau 2020 hinnehmen muss.
Konjunktur im Handel – Restart im I. Halbjahr 2021 17 Die höchsten Steigerungsraten von Jänner bis Mai 2021 zeigt der Einzelhandel in Luxemburg (+16,0 %, preis‐ und kalenderbereinigt) gefolgt von Frankreich (+15,1 %). Diese beiden Länder haben im Vergleich zu Österreich bzw. zum EU‐Durchschnitt jedoch im Vorjahreszeitraum deutlich höhere Rückgänge des Absatzvolumens im Einzelhandel hinnehmen müssen, sodass die höheren Wachstumsraten 2021 nicht überraschen. Am „besten“ durch die Covid‐19‐Krise ist im Vergleich zum Vorkrisenniveau 2019 der Einzelhandel in Rumänien gekommen. Nach geringen Umsatzrückgängen von Jänner bis Mai 2020 fällt die Wachstumsrate 2021 real (preisbereinigt) mit +13,9 % überdurchschnittlich hoch aus. Danach folgen die baltischen Staaten Estland und Litauen, wenngleich die hohen Zuwächse im Einzelhandel 2021 – nicht auf einem Umsatzminus wie in Rumänien sondern – auf einem geringen Plus 2020 aufbauen. Im deutschen Einzelhandel fallen die Wachstumsraten von Jänner bis Mai 2021 deutlich geringer als in Österreich aus. Das ist wiederum bedingt durch unterschiedliche Ausgangsniveaus 2020. Während der Einzelhandel in Deutschland die ersten 5 Monate 2020 mit einem Konjunkturplus abgeschlossen hat, verzeichnete der österreichische Einzelhandel ein Minus. Im Vergleich zum Vorkrisenniveau 2019 hat sich jedoch Deutschland stabiler entwickelt bzw. liegen die Einzelhandelsumsätze von Jänner bis Mai 2021 mit +3,3 % (preis‐ und kalenderbereinigt) über dem vergleich‐ baren Konjunkturwachstum 2019/2021 in Österreich (+2,5 %). Vor allem die nordeuropäischen Länder und Rumänien sind „gut“ durch die Covid‐19‐ Krise mit all ihren Begleiterscheinungen (Stichwort Lockdowns) gekommen. Allen voran Estland und Litauen, aber auch Finnland, Dänemark und Schweden konnten in den ersten 5 Monaten 2021 die Absatzvolumina im Einzelhandel zwar nicht so deutlich steigern wie z.B. die südeuropäischen Länder Kroatien, Bulgarien, Slowenien und Italien, das Einzelhandelswachstum 2021 basiert jedoch auf stabilen bzw. steigenden Umsätzen 2020 (und nicht wie in Südeuropa auf deutlichen Rückgängen 2020). Daher fallen auch die Umsatzsteigerungen im nordeuropäischen Einzelhandel in den ersten 5 Monaten 2021 im Vergleich zum Vorkrisenniveau 2019 höher als im südeuropäischen Einzelhandel aus. Österreich liegt im Umsatzvergleich 2019/2021 nahe am EU‐27‐Durchschnitt.
Konjunktur im Handel – Restart im I. Halbjahr 2021 18 Deflationierter Umsatzindex im EU‐27‐Einzelhandel ‐ Jänner bis Mai 2021 (Veränderung in % zum Vorjahr 2020 und zum Vorkrisenniveau 2019, preisbereinigt und kalenderbereinigt) ‐10 ‐5 0 5 10 15 % 20 Luxemburg 3,9 16,0 Frankreich 4,9 15,1 Litauen 11,2 13,9 Rumänien 13,6 13,9 Kroatien 5,7 12,3 Bulgarien 0,1 11,8 Belgien 9,3 11,1 Estland 10,7 11,5 Slowenien ‐1,2 10,5 Italien ‐4,6 10,2 Zypern 5,0 9,4 Griechenland 3,5 8,8 Spanien ‐4,2 8,4 Irland 3,2 8,3 EU 27 2,6 7,4 Polen 7,1 7,5 Dänemark 7,2 6,8 Schweden 6,4 6,4 Österreich 2,5 6,4 Finnland 6,1 8,8 Malta ‐1,4 4,5 Portugal ‐2,6 2,5 Tschechien 0,6 2,3 Niederlande 2,2 2,9 Deutschland 1,7 3,3 Lettland 0,7 1,4 Ungarn 1,2 2,1 Slowakei ‐6,8 ‐1,9 ‐10 ‐5 0 5 10 15 % 20 Jänner bis Mai 2021 zu 2020 Jänner bis Mai 2021 zu 2019 Abbildung 7: Deflationierter Umsatzindex im EU‐27‐Einzelhandel, Jänner bis Mai 2021 (in % gegenüber dem Vorjahr) Datenbasis: Eurostat (für Österreich auf Basis Statistik Austria) Anmerkungen: Im Unterschied zur realen Konjunkturentwicklung im Einzelhandel in Österreich (von Statistik Austria) werden die (preisbereinigten) Konjunkturdaten auf Europaebene (von Eurostat) zusätzlich noch kalenderbereinigt. Berechnungen: Economica
Konjunktur im Handel – Restart im I. Halbjahr 2021 19 2.4 Konjunktur im Großhandel Großhandelsumsätze liegen in den ersten 5 Monaten 2021 über dem Vorjahresniveau – aber nicht in allen Branchen Mit einem nominellen Umsatzplus von Jänner bis Mai in Höhe von +11,1 % startet der Großhandel ins Jahr 2021. Damit erreichen bzw. übersteigen die Umsätze auch das Vorkrisenniveau von 2019 (+0,4 %). Die einzelnen Monate entwickeln sich Lockdown‐ bedingt unterschiedlich von ‐13,5 % im Jänner bis +31,8 % im Mai. Die Preissteigerungen im Großhandel fallen in den ersten 5 Monaten 2021 mit 6,6 % höher als im Handel insgesamt (4,1 %) und auch höher als im Jahr 2019 (0,3 %) und 2020 (‐1,8 %) aus. Unter Berücksichtigung der Preisentwicklung bedeutet das nominelle Umsatzplus von Jänner bis Mai 2021 (+11,1 %) ein reales Konjunktur‐ wachstum von +4,5 %. Nominelle Umsatzentwicklung im Großhandel ‐ Jänner bis Mai 2021 50 (Veränderung in % zum Vorjahr) % 40 31,8 30 24,1 Jän‐Mai 2021 16,9 zum Vorjahr : 20 +11,1% 10 0 ‐1,6 Jän‐Mai 2021 ‐10 zu Vor‐Krise ‐20 ‐13,5 2019: +0,4% ‐30 Jänner Februar März April Mai Reale Entwicklung (Absatzvolumen) im Großhandel ‐ Jänner bis Mai 2021 50 (Veränderung in % zum Vorjahr) % 40 30 22,0 20 12,4 9,2 10 0 ‐10 ‐4,7 ‐20 ‐14,7 ‐30 Jänner Februar März April Mai Abbildung 8: Nominelle und reale Konjunkturentwicklung im Großhandel, I. Halbjahr 2021 (in % gegenüber dem Vorjahr) Datenbasis: Statistik Austria, Konjunkturstatistik Anmerkung: noch keine Konjunkturdaten für Juni 2021 verfügbar Berechnungen: Economica
Konjunktur im Handel – Restart im I. Halbjahr 2021 20 Konjunkturaufschwung im Großhandel mit Nahrungsmittel lässt weiter auf sich warten Im Vergleich der drei umsatzstärksten Branchen zeigen sich deutliche Konjunktur‐ unterschiede im Restart des österreichischen Großhandels. Während der Fachgroß‐ handel (Großhandel mit Erzen, Metallen, Baustoffen, chemischen Erzeugnissen etc.) von Jänner bis März 2021 ein zweistelliges Umsatzplus erzielen kann (+17,9 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum) und der Großhandel mit Gebrauchs‐ und Verbrauchsgütern (Bekleidung, Elektro, Erzeugnisse, Möbel etc.) ein nominelles Wachstum von +7,6 % erwirtschaftet, bleibt der Konjunkturaufschwung im Großhandel mit Nahrungsmitteln (noch) aus. Zurückzuführen ist der Umsatzrückgang von nominell ‐4,0 % vor allem auf die in den ersten Monaten 2021 geschlossene Gastronomie und Hotellerie und dem nur langsam in Fahrt kommenden Tourismus (vor allem vor dem Hintergrund noch ausbleibender ausländischer Gäste). Im I. Quartal 2021 musste der österreichische Tourismus Umsatzrückgänge in Höhe von ‐78,9 % hinnehmen. Der Großhandel mit Gebrauchs‐ und Verbrauchsgütern kann das Vorkrisenniveau übertreffen (nominell +0,4 % von Jänner bis Mai 2021 gegenüber Jänner bis Mai 2019). Der Fachgroßhandel (‐2,7 % gegenüber 2019) erreicht trotz Konjunkturplus 2021 das (hohe) Umsatzniveau 2019 (noch) nicht. Die Umsätze im Großhandel mit Nahrungsmitteln liegen nach Rückgängen 2020 und 2021 deutlich unter dem Vor‐ Corona‐Niveau (‐8,8 % gegenüber 2019).
Konjunktur im Handel – Restart im I. Halbjahr 2021 21 Nominelle Umsatzentwicklung in Großhandelsbranchen ‐ Jänner bis Mai 2021 (Veränderung in % zum Vorjahr und zum Vorkrisenniveau 2019) ‐10 ‐5 0 5 10 15 % 20 GH‐Fachgroßhandel ‐2,7 17,9 Großhandel (gesamt) 0,4 11,1 GH‐Gebrauchs‐ und Verbrauchsgüter 5,3 7,6 GH‐Nahrungsmittel ‐8,8 ‐4,0 ‐10 ‐5 0 5 10 15 % 20 Jänner bis Mai 2021 zu 2020 Jänner bis Mai 2021 zu 2019 Abbildung 9: Nominelle Konjunkturentwicklung in ausgewählten Großhandelsbranchen, Jänner bis Mai 2021 (in % gegenüber dem Vorjahr) Datenbasis: Statistik Austria, Konjunkturstatistik Anmerkungen: umsatzstärkste Großhandelsbranchen nach ÖNACE: Großhandel mit Gebrauchs‐ und Verbrauchsgütern: (ÖNACE 46.4: Bekleidung, Elektro, kosmetischen Erzeugnissen, Schmuck, Möbel, etc.) Großhandel mit Nahrungsmittel (ÖNACE 46.3: Nahrungsmittel, Getränke, Fleisch, Obst, etc. Fachgroßhandel (ÖNACE 46.7, Sonstiger Großhandel mit Erzen, Metallen, Baustoffen, chemischen Erzeugnissen, etc.) Anmerkung: noch keine Daten für Juni 2021 verfügbar Berechnungen: Economica
Konjunktur im Handel – Restart im I. Halbjahr 2021 22 2.5 Konjunktur in der Kfz-Wirtschaft Umsätze in der Kfz‐Wirtschaft steigen von Jänner bis Mai deutlich an – liegen aber (noch) unter dem Vor‐Corona‐Niveau Mit +29,9 % steigen die Umsätze in der Kfz‐Wirtschaft in den ersten 5 Monaten 2021 gegenüber dem Vorjahr zwar deutlich stärker als in den Sektoren Einzelhandel und Großhandel an, der Konjunktureinbruch 2020 kann jedoch (noch) nicht ausgeglichen werden. Im Vergleich zu 2019 fallen die Umsätze von Jänner bis Mai 2021 geringer aus (nominell ‐1,6 %). Besonders hohe Umsatzsteigerungen sind für März (+89,4 %) und April (+82,8 %) festzustellen, wobei hier das sehr geringe Ausgangsniveau 2020 (Lockdown #1) durch‐ schlägt. Da die Preise in der Kfz‐Wirtschaft in den ersten 5 Monaten durchschnittlich um 2,4 % steigen, führt das nominelle Umsatzplus von +29,9 % zu einem realen Konjunkturwachstum von +27,5 %. Nominelle Umsatzentwicklung in der Kfz‐Wirtschaft ‐ Jänner bis Mai 2021 140 (Veränderung in % zum Vorjahr) % 120 100 89,4 82,8 80 Jän‐Mai 2021 60 zum Vorjahr : 27,9 +29,9% 40 20 2,0 0 ‐20 Jän‐Mai 2021 ‐40 ‐18,7 zu Vor‐Krise Jänner Februar März April Mai 2019: ‐1,6% Reale Entwicklung (Absatzvolumen) in der Kfz‐Wirtschaft ‐ Jänner bis Mai 2021 140 (Veränderung in % zum Vorjahr) % 120 100 86,2 78,7 80 60 40 20 10,3 0,5 0 ‐20 ‐40 ‐20,2 Jänner Februar März April Mai Abbildung 10: Nominelle und reale Konjunkturentwicklung in der Kfz‐Wirtschaft, I. Halbjahr 2021 (in % gegenüber dem Vorjahr) Datenbasis: Statistik Austria, Konjunkturstatistik Anmerkung: noch keine Konjunkturdaten für Juni 2021 verfügbar Berechnungen: Economica
Konjunktur im Handel – Restart im I. Halbjahr 2021 23 Kraftfahrzeug‐Zulassungen steigen im I. Halbjahr 2021 deutlich an Der Restart in der Kfz‐Wirtschaft setzt im März 2021 nahezu „explosionsartig“ ein. Die Neuzulassungen von Kraftfahrzeugen steigen – ausgehend vom geringen Niveau 2020 – im März um +165,9 %, die Gebrauchtzulassungen um +139,6 %. Auch im April werden noch überdurchschnittlich hohe Steigerungsraten erzielt, während in den Folgemonaten die Wachstumsdynamik erwartungsgemäß wieder abnimmt (da das Ausgangsniveau 2020 nach Lockdown #1 wiederum höher ausgefallen ist). Im Vergleich zum I. Halbjahr 2020 sind die Zulassungszahlen von Jänner bis Juni 2021 bei den Neu‐Kraftfahrzeugen um +28,2 % und bei den Gebraucht‐Kraftfahrzeugen um +17,7 % angestiegen. Das bedeutet im Vergleich zum Vorkrisenniveau 2019 bei den Neuzulassungen einen Rückgang um ‐12,0 % und bei den Gebrauchtzulassungen ein Wachstum von +6,5 %. In Summe sind in Österreich im I. Halbjahr rd. 209.000 Kraftfahrzeuge neu zugelassen worden – um rd. +46.000 mehr als im Vorjahreszeitraum, aber um rd. ‐29.000 weniger als vor der Krise. Bei den Gebrauchtzulassungen zeigt sich ein ähnliches Bild. Hier wurden rd. 581.000 Kraftfahrzeuge zugelassen – um rd. +88.000 mehr als im Vorjahr. Im Gegensatz zu den Neuzulassungen übersteigen die Gebrauchtzulassungen aber das Vorkrisenniveau. Im Vergleich zum I. Halbjahr 2019 sind von Jänner bis Juni 2021 um knapp +36.000 gebrauchte Kraftfahrzeuge mehr zugelassen worden. Neu‐ und Gebraucht‐Kraftfahrzeugzulassungen (gesamt) ‐ I. Halbjahr 2021 (Veränderung in % zum Vorjahr) 200 % 165,9 150 139,6 100 82,9 50 14,8 16,0 Neu‐ 8,7 47,2 zulassungen 0 ‐18,2 0,1 ‐0,7 Gebraucht‐ ‐5,6 zulassungen ‐5 0 ‐33,8 Jänner Februar März April Mai Juni Abbildung 11: Kraftfahrzeug‐Neu‐& ‐Gebrauchtzulassungen (gesamt), I. Halbjahr 2021 (in % gegenüber dem Vorjahr) Datenbasis: Statistik Austria, Kfz‐Statistik Berechnungen: Economica
Konjunktur im Handel – Restart im I. Halbjahr 2021 24 3 Arbeitsmarkt im I. Halbjahr 2021 3.1 Unselbstständig Beschäftigte im Handel Arbeitsmarkt im Handel erholt sich deutlich und übersteigt Vorkrisenniveau Durchschnittlich 555.153 Personen sind im ersten Halbjahr 2021 als unselbständig Erwerbstätige im Handel gemeldet. Erstmalig seit Corona schließt der Handel damit wieder mit einem deutlichen Beschäftigungsplus bei den Beschäftigten (+2,3 %) ab. Besonders im Einzelhandel mit +2,7 % und dem Großhandel mit +2,6 % fällt das Plus deutlich aus. In der Kfz‐Wirtschaft bleibt es vorerst noch bei einer schwarzen Null. Damit sind knapp 6.000 Personen mehr im Handel beschäftigt als im Vergleichszeitraum 2019 (Vor‐Corona), was einem Plus von 1,1 % entspricht. Gemessen an der Zahl der Köpfe weist der Einzelhandel mit +4.000 Beschäftigten (+1,4 % zum Vorkrisenniveau) das größte Plus auf, relativ betrachtet kann jedoch der Großhandel mit +2 % das größte Beschäftigungswachstum verzeichnen (+3.699 Beschäftigte). Beschäftigungsentwicklung im Handel ‐ I. Halbjahr 2019 bis I. Halbjahr 2021 (Veränderung zum Vorjahr in %) 4,0 % 3,0 2,7 2,6 2,3 1,8 2,0 1,5 1,2 1,0 0,9 1,0 0,6 0,7 0,6 0,0 0,0 0,0 ‐1,0 ‐0,6 ‐0,5 ‐0,6 ‐1,2 ‐1,3 ‐2,0 ‐2,3 ‐3,0 ‐2,5 ‐4,0 Handel (gesamt) Einzelhandel Großhandel Kfz‐Wirtschaft 1. Halbjahr 2019 2. Halbjahr 2019 1. Halbjahr 2020 2. Halbjahr 2020 1. Halbjahr 2021 Abbildung 12: Entwicklung der unselbständig Beschäftigten im österreichischen Handel, I. Halbjahr 2019 bis I. Halbjahr 2021 (in % gegenüber dem Vorjahr) Datenbasis: BaliWeb Berechnungen: Economica
Konjunktur im Handel – Restart im I. Halbjahr 2021 25 Die Kfz‐Wirtschaft liegt mit einem Minus von 1.751 Beschäftigten bzw. ‐2,5 % noch deutlich hinter dem Vorkrisen‐Niveau zurück, kann seit März 2021 aber ebenfalls kontinuierliche – wenn auch geringe – Anstiege verzeichnen. Mit 562.045 unselbständig Beschäftigten erreicht der Handel im Juni 2021 ein neues Rekordhoch, insbesondere der Einzelhandel kann mit 301.050 erstmalig die 300.000er‐Marke knacken. Beschäftigungsentwicklung im Einzelhandel Branchen‐abhängig Das Plus im Einzelhandel von 2,7 % im 1. Halbjahr 2021 fällt für die einzelnen Branchen unterschiedlich aus: mit einem Plus von 28,7 % kann der Online‐Handel das größte Wachstum im 1. Halbjahr 2021 (verglichen mit dem 1. Halbjahr 2020) verzeichnen. In absoluten Zahlen entspricht dies einem Anstieg um +1.187 Beschäftigte auf 5.328 im ersten Halbjahr, Tendenz steigend (Juni 2021: 5.552 unselbständig Beschäftigte). Es folgen der Bau‐ und Heimwerkerbedarf mit +7,2 % (+1.127 Beschäftigte) sowie Schmuck und Uhren mit +5 % (+168 Beschäftigte), die damit das Vorkrisenniveau aber noch nicht wieder erreichen können. Ebenfalls überdurchschnittlich entwickelt sich die Zahl der Beschäftigten bei Blumen (+4,8 %), Food (+4,2 %), Möbel (4,2 %) und Zeitschriften (+3,8 %). Hingegen noch unterdurchschnittlich im Vergleich zum ersten Halbjahr 2020 liegen Schuhe (‐6,5 %) und Bekleidung (‐2,9 %), Bücher (‐0,9 %), Sport (‐4,7 %) und Spiel (‐5,5 %), wobei für den Sportartikeleinzelhandel das erste Quartal mit dem Wegfall einer gesamten Wintertourismus‐Saison und einer ausgezeichneten Saison 2019/20 besonders negativ zu Buche schlägt, sich die Beschäftigtenzahlen seit April jedoch wieder deutlich verbessern und im April wieder über Vorjahresniveau liegen.
Konjunktur im Handel – Restart im I. Halbjahr 2021 26 Beschäftigungsentwicklung in Einzelhandelsbranchen ‐ I. Halbjahr 2021 (Veränderung in % zum Vorjahr) Online 28,7 Bau‐ und Heim‐ 7,2 werkerbedarf Schmuck 5,0 Blumen 4,8 Food 4,2 Möbel 4,2 Zeitschriften 3,8 Einzelhandel 2,7 Elektro 1,3 Drogerien/ 0,4 Apotheken Bücher ‐0,9 Bekleidung ‐2,9 Sport ‐4,7 Spiel ‐5,5 Schuhe ‐6,5 ‐10 ‐5 0 5 10 15 20 25 % 30 Abbildung 13: Entwicklung der unselbständig Beschäftigten im österreichischen Einzelhandel, I. Halbjahr 2021 (in % gegenüber dem Vorjahr) Datenbasis: BaliWeb Berechnungen: Economica
Konjunktur im Handel – Restart im I. Halbjahr 2021 27 3.2 Arbeitslosenzahlen und Kurzarbeit Sprunghafter Rückgang der Arbeitslosenquote Auch wenn im ersten Quartal 2021 noch Zuwächse an Arbeitslosen zu verzeichnen sind, verbessert sich die Lage mit April sprunghaft und führt im Handel zu einem deutlichen Minus im Halbjahresvergleich: so können 9,6 % weniger Arbeitslose als im Vergleichszeitraum 2020 verzeichnet werden, wobei das Minus in der Kfz‐Wirtschaft besonders deutlich ausfällt. Mit insgesamt 45.638 Arbeitslosen im Handel kann im Juni 2021 die niedrigste Zahl an Arbeitslosen seit 2020 verzeichnet werden. Entwicklung der Arbeitslosenzahlen im Handel ‐ I. Halbjahr 2021 10 (Veränderung zum Vorjahr in %) % 5 0 ‐5 ‐10 ‐9,6 ‐8,6 ‐9,3 ‐15 ‐20 ‐16,8 Handel (gesamt) Einzelhandel Großhandel Kfz‐Wirtschaft Abbildung 14: Entwicklung der Arbeitslosenzahlen im Handel, I. Halbjahr 2021 (in % gegenüber dem Vorjahr) Datenbasis: BaliWeb, AMS Berechnungen: Economica Verglichen mit den Höchstwerten an gemeldeten Arbeitslosen (im April 2020) entsprechen die Juni 2021‐Zahlen einem Rückgang von ‐43,2 % (‐3.119 Arbeitslose) in der Kfz‐Wirtschaft, minus 33,9 % im Einzelhandel (‐15.524 Arbeitslose) und ‐33,5 % im Großhandel (‐5.700 Arbeitslose). Zahl der offenen Stellen kontinuierlich ansteigend Seit Jänner 2021 ist ein stetiger Anstieg der Zahl offener Stellen im Handel zu verzeichnen: Im Durchschnitt sind im ersten Halbjahr 2021 13.250 Stellen nicht besetzt, davon rund 70 % (9.220 offene Stellen) im Einzelhandel. Damit liegt die Zahl offener Stellen im Halbjahresvergleich +19,5 % über dem Vorjahreswert. Mit einem Anstieg von +38,0 % fällt die Steigerung im Großhandel besonders hoch aus.
Konjunktur im Handel – Restart im I. Halbjahr 2021 28 Entwicklung der offenen Stellen im Handel ‐ I. Halbjahr 2021 50 % 40 38,0 30 25,0 19,5 20 14,1 10 0 Handel (gesamt) Einzelhandel Großhandel Kfz‐Wirtschaft Abbildung 15: Entwicklung der offenen Stellen im Handel, I. Halbjahr 2021 (in % gegenüber dem Vorjahr) Datenbasis: BaliWeb Berechnungen: Economica Erholung am Arbeitsmarkt reduziert Zahl der zur Kurzarbeit Gemeldeten massiv Die Erholung am Arbeitsmarkt wird auch in den zur Kurzarbeit gemeldeten Personen deutlich: so sind im Mai 2021 von den insgesamt knapp 306.300 Personen, die seit März 2020 zur Kurzarbeit angemeldet wurden, nur mehr 9,5 %, d.h. 29.193 Personen, in Kurzarbeit. Mehr als jede/r Zweite im Handel Beschäftigte (56 %) war somit irgend‐ wann im Zeitraum März 2020 bis Mai 2021 zur Kurzarbeit angemeldet, wobei der Wert für die Kfz‐Wirtschaft mit über 80 % besonders hoch ausfällt. Im zeitlichen Verlauf hängt die Zahl der zur Kurzarbeit Gemeldeten stark mit den Lockdowns zusammen: so findet sich der höchste Ausschlag in Lockdown #1 im April 2020: insgesamt 258.520 Personen sind hier im Handel (davon knapp die Hälfte im Einzelhandel) in Kurzarbeit. Diese Zahlen sinken danach deutlich, bis zu einem Minimum von 18.253 zur Kurzarbeit Gemeldeten im Oktober 2020. Danach folgt ein sprunghafter Anstieg mit Lockdown #2, der im Jänner 2021 zwar einen neuen Höhepunkt erreicht (118.768 Personen), damit aber nicht einmal halb so stark ausfällt, wie im April 2020.
Konjunktur im Handel – Restart im I. Halbjahr 2021 29 Entwicklung des Bestands an Personen in Kurzarbeit 300000 (Mai 2020 bis März 2021) 250000 200000 150000 100000 50000 0 03/2020 04/2020 05/2020 06/2020 07/2020 08/2020 09/2020 10/2020 11/2020 12/2020 01/2021 02/2021 03/2021 04/2021 05/2021 Handel Einzelhandel Großhandel Kfz‐Wirtschaft Abbildung 16: Entwicklung des Bestands von Personen in Kurzarbeit, I. Halbjahr 2021 Datenbasis: AMS (vorläufige Zahlen) Berechnungen: Economica Der zeitliche Verlauf und die Inanspruchnahme der Kurzarbeit können mit Hilfe einer sogenannten Heat‐Map besonders gut dargestellt werden: die Werte in den Zellen bezeichnen dabei den Anteil der im jeweiligen Monat zur Kurzarbeit Gemeldeten am Gesamtbestand zur Kurzarbeit Gemeldeter (d.h. jemals im Zeitraum seit März 2020 zur Kurzarbeit gemeldete Personen). 01/ 02/ 03/ 04/ 05/ 06/ 07/ 08/ 09/ 10/ 11/ 12/ 01/ 02/ 03/ 04/ 05/ 2020 2020 2020 2020 2020 2020 2020 2020 2020 2020 2020 2020 2021 2021 2021 2021 2021 Handel (gesamt) 0% 0% 51% 84% 63% 29% 17% 15% 9% 6% 32% 31% 39% 33% 21% 16% 10% Einzelhandel 0% 0% 56% 81% 59% 28% 18% 15% 9% 7% 46% 41% 49% 40% 23% 20% 11% Großhandel 0% 0% 38% 87% 70% 38% 20% 17% 11% 6% 22% 22% 29% 27% 22% 16% 9% Kfz-Wirtschaft 0% 0% 61% 90% 61% 18% 10% 9% 5% 3% 15% 24% 29% 29% 17% 8% 6% Abbildung 17: Kurzarbeit gemeldeter Personen nach Monat an Gesamtbestand zur Kurzarbeit Gemeldeter, Jänner 2020 bis Mai 2021 (in %) Datenbasis: AMS (vorläufige Zahlen) Berechnungen: Economica Bei einem detaillierten Blick auf die Zahl im Mai 2021 noch zur Kurzarbeit gemeldeten Personen zeigt sich, dass die Kurzarbeit vor allem in jenen Branchen, die auch in der Zahl der unselbständig Beschäftigten noch negative Entwicklungen aufweisen (Bekleidung, Schuhe, Sport, Schmuck), noch besonders in Anspruch genommen wird.
Konjunktur im Handel – Restart im I. Halbjahr 2021 30 Top-10 Mai.21 4771 Einzelhandel mit Bekleidung 4 095 4520 Instandhaltung und Reparatur von Kraftwagen 1 546 4764 Einzelhandel mit Fahrrädern, Sport- und Campingartikeln 1 328 4639 Großhandel mit Nahrungs- und Genussmitteln, Getränken und Tabakwaren, ohne ausgeprägten Schwerpunkt 1 326 4772 Einzelhandel mit Schuhen und Lederwaren 1 268 4511 Handel mit Kraftwagen mit einem Gesamtgewicht von 3,5 t oder weniger 1 229 4730 Einzelhandel mit Motorenkraftstoffen (Tankstellen) 1 169 4634 Großhandel mit Getränken 1 042 4777 Einzelhandel mit Uhren und Schmuck 997 4669 Großhandel mit sonstigen Maschinen und Ausrüstungen 923 Tabelle 1: Top‐10 Handels‐Branchen, gemessen an der Zahl zur Kurzarbeit Gemeldeter im Mai 2021 Datenbasis: AMS (vorläufige Zahlen)
Konjunktur im Handel – Restart im I. Halbjahr 2021 31 4 Regionale Entwicklungen im I. Halbjahr 4.1 Konjunkturentwicklungen in den Bundesländern Deutliches Umsatzwachstum in allen Bundesländern Nach Umsatzrückgängen zu Beginn des Jahres 2021 können bis Mai (bzw. Juni für den Einzelhandel) in allen Bundesländern sowohl der Einzelhandel, Großhandel als auch die Kfz‐Wirtschaft – und damit auch der Handel insgesamt – mit einem deutlichen Plus abschließen. Für den Handel insgesamt können Niederösterreich mit +14,0 %, Kärnten (+12,3 %), die Steiermark und Oberösterreich (je +12,2 %) im österreichweiten Vergleich ein überdurchschnittliches Wachstum vorweisen. Vor allem tourismus‐ abhängige Bundesländer wie Tirol (+9,9 %), Salzburg (+10,5 %), Vorarlberg (+10,5 %) und Wien (+10,6 %) können diese hohen Wachstumsraten noch nicht erreichen, erholen sich – verglichen mit dem Vorjahr – aber deutlich. Ein ähnliches Bild zeigt sich für die Bundesländer auch im Groß‐ und Einzelhandel. In der Kfz‐Wirtschaft führen die Nova‐bedingten Vorzieheffekte und die hohe Zahl an Neuzulassungen in allen Bundes‐ ländern dazu, dass die Kfz‐Wirtschaft mit +28 % bis +31 % besonders stark wächst. Nominelle Umsatzentwicklung im Handel nach Bundesländern ‐ Jänner bis Mai 2021 (Veränderung zum Vorjahr in %) Niederösterreich 14,0 Kärnten 12,3 Steiermark 12,2 Oberösterreich 12,2 Österreich 11,8 Burgenland 11,3 Wien 10,6 Salzburg 10,5 Vorarlberg 10,5 Tirol 9,9 0 10 20 30 % 40 Abbildung 18: Nominelle Konjunkturentwicklung im Handel nach Bundesländern, Jänner bis Mai 2021 (in % gegenüber dem Vorjahr) Datenbasis: Konjunkturdaten Statistik Austria, Leistungs‐ und Strukturerhebung Statistik Austria Anmerkung: Zeitraum Jänner bis Mai 2021 (vorläufige Daten, für Juni liegen noch keine Konjunkturdaten vor) Berechnungen: Economica
Konjunktur im Handel – Restart im I. Halbjahr 2021 32 Nominelle Umsatzentwicklung im Einzelhandel nach Bundesländern ‐ I. Halbjahr 2021 (Veränderung zum Vorjahr in %) NÖ 8,2 OÖ 7,3 K 6,6 B 6,6 Ö 6,4 ST 6,2 S 5,6 W 5,5 V 5,3 T 4,6 0 10 20 30 % 40 Nominelle Umsatzentwicklung im Großhandel nach Bundesländern ‐ Jänner bis Mai 2021 (Veränderung zum Vorjahr in %) NÖ 16,7 ST 13,6 K 12,4 Ö 11,1 OÖ 10,2 W 8,5 S 8,1 V 7,6 T 7,4 B 6,6 0 10 20 30 % 40 Nominelle Umsatzentwicklung in der Kfz‐Wirtschaft nach Bundesländern ‐ Jänner bis Mai 2021 (Veränderung zum Vorjahr in %) ST 31,1 K 31,0 NÖ 31,0 B 30,8 T 30,4 Ö 29,9 OÖ 29,4 S 28,7 V 28,5 W 28,0 0 10 20 30 % 40 Abbildung 19: Nominelle Umsatzentwicklung im Einzel‐, Großhandel und Kfz‐Wirtschaft nach Bundesländern, I. Halbjahr 2021 (in % gegenüber dem Vorjahr) Datenbasis: Konjunkturdaten Statistik Austria, Leistungs‐ und Strukturerhebung Statistik Austria Handel, Großhandel, Kfz‐Wirtschaft: Jänner bis Mai 2021 (vorläufige Daten) Einzelhandel: Jänner bis Juni 2021 (vorläufige Daten) Berechnungen: Economica
Konjunktur im Handel – Restart im I. Halbjahr 2021 33 4.2 Beschäftigungsentwicklungen in den Bundesländern Handel erholt sich in allen Bundesländern, Kfz‐Wirtschaft hinkt noch nach Ein Blick auf die Beschäftigungsentwicklung im Handel auf Bundesländerebene zeigt, dass sich im ersten Halbjahr 2021 in allen Bundesländern eine positive Entwicklung verzeichnen lässt, wobei die stark Wintertourismus‐geprägten Bundesländer wie Tirol (+0,9 %), Vorarlberg (+1,1 %) und Salzburg (+1,3 %) sowie Wien mit dem Wegfall des Städte‐ und Kongresstourismus (+1,4 %) die geringsten Steigerungen in der Beschäftigung aufweisen. Das höchste Plus im Handel weisen Niederösterreich (+4,2 %), Kärnten (+2,7 %) und die Steiermark (+2,6 %) auf. Beschäftigungsentwicklung im Handel nach Bundesländern ‐ I. Halbjahr 2021 (Veränderung zum Vorjahr in %) Niederösterreich 4,2 Kärnten 2,7 Steiermark 2,6 Oberösterreich 2,4 Österreich 2,3 Burgenland 1,8 Wien 1,4 Salzburg 1,3 Vorarlberg 1,1 Tirol 0,9 % ‐2 0 2 4 6 8 10 Abbildung 20: Entwicklung der unselbständig Beschäftigten im Handel nach Bundesländern, I. Halbjahr 2021 (in % gegenüber dem Vorjahr) Datenbasis: BaliWeb Berechnungen: Economica In etwa gleich hohe Wachstumsraten (im österreichweiten Durchschnitt) verzeichnen der Einzelhandel sowie der Großhandel, wobei das Plus im Großhandel in Niederösterreich mit +5,4 % besonders deutlich und mehr als doppelt so hoch wie österreichweit ausfällt. Noch kein Beschäftigungsplus ist in der Kfz‐Wirtschaft zu verzeichnen, in einzelnen Bundesländern (Vorarlberg, Salzburg, Wien und Oberösterreich) muss hier für das erste Halbjahr 2021 sogar noch ein Minus verzeichnet werden.
Konjunktur im Handel – Restart im I. Halbjahr 2021 34 Beschäftigungsentwicklung im Einzelhandel nach Bundesländern ‐ I. Halbjahr 2021 (Veränderung zum Vorjahr in %) NÖ 4,3 OÖ 3,5 K 2,8 B 2,8 Ö 2,7 ST 2,4 S 2,0 W 1,8 V 1,7 T 0,9 ‐2 0 2 4 6 8 % 10 Beschäftigungsentwicklung im Großhandel nach Bundesländern ‐ I. Halbjahr 2021 (Veränderung zum Vorjahr in %) NÖ 5,4 ST 3,8 K 3,2 Ö 2,6 OÖ 1,9 W 1,3 S 1,3 T 1,2 V 1,0 B 0,3 ‐2 0 2 4 6 8 % 10 Beschäftigungsentwicklung in der Kfz‐Wirtschaft nach Bundesländern ‐ I. Halbjahr 2021 (Veränderung zum Vorjahr in %) NÖ 1,0 ST 0,9 K 0,9 B 0,5 T 0,2 Ö 0,0 OÖ ‐0,5 W ‐1,1 S ‐1,1 V ‐1,1 ‐2 0 2 4 6 8 % 10 Abbildung 21: Entwicklung der unselbständig Beschäftigten im Einzel‐, Großhandel und Kfz‐ Wirtschaft nach Bundesländern, I. Halbjahr 2021 (in % gegenüber dem Vorjahr) Datenbasis: BaliWeb Berechnungen: Economica
Konjunktur im Handel – Restart im I. Halbjahr 2021 35 5 Resümee I. Halbjahr 2021 und Ausblick Jahr 2021 Restart im Handel pusht Umsätze über Vorkrisenniveau, aber nicht in allen Branchen Der österreichische Handel erzielt in den ersten 5 Monaten 2021 nicht nur deutlich höhere Umsätze als im Vorjahr (was angesichts der Lockdowns 2020 zu erwarten war), sondern auch Umsatzsteigerungen im Vergleich zu Vor‐Corona. Die trifft sowohl auf den Handel (insgesamt) als auch auf die Sektoren Einzelhandel und Großhandel zu. Insbesondere der (stationäre) Non‐Food‐Einzelhandel hat sich schneller als erwartet erholt – was jedoch nicht auf alle Branchen zutrifft. Gerade die modischen Branchen kämpfen weiterhin mit rückläufigen Umsatzzahlen, während viele Einzelhandels‐ branchen (z.B. Elektroeinzelhandel, Möbeleinzelhandel, Einzelhandel mit Bau‐ und Heimwerkerbedarf) das Vorkrisenniveau deutlich übertreffen. Der Internet‐ und Versandhandel sowie der Lebensmitteleinzelhandel steigern ihre Umsätze weiter, wenngleich sich die Wachstumsdynamik im I. Halbjahr 2021 abschwächt. Die Kfz‐ Wirtschaft stellt die Ausnahme dar. Zwar „explodieren“ die Kraftfahrzeugzulassungen im März und April 2021 regelrecht, die damit verbundenen hohen Umsatzsteigerungen können jedoch den Konjunktureinbruch 2020 (noch) nicht ausgleichen. Vergleich 2020 / 2021 Vergleich 2019 / 2021 40 Nominelle Umsatzentwicklung 40 Nominelle Umsatzentwicklung % % im Handel ‐ I. Halbjahr 2021 im Handel ‐ I. Halbjahr 2021 29,9 30 30 20 20 11,8 11,1 10 6,4 10 2,9 0,8 0,4 0 0 ‐1,6 ‐10 ‐10 Handel Einzel‐ Groß‐ Kfz‐ Handel Einzel‐ Groß‐ Kfz‐ (gesamt) handel handel Wirtschaft (gesamt) handel handel Wirtschaft Abbildung 22: Nominelle Konjunkturentwicklung im Handel, I. Halbjahr 2021 (in % gegenüber 2020 und in % gegenüber 2019) Datenbasis: Statistik Austria, Konjunkturstatistik * Anmerkungen: Handel, Großhandel, Kfz‐Wirtschaft: Analysezeiträume jeweils für Jänner bis Mai Einzelhandel: Analysezeiträume jeweils für Jänner bis Juni Berechnungen: Economica
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