Die Zukunft - Definition von Subtypen aus dem Formenkreis der Multiplen Sklerose - www.kup.at/ JNeurolNeurochirPsychiatr

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Die Zukunft - Definition von Subtypen aus dem Formenkreis der Multiplen Sklerose - www.kup.at/ JNeurolNeurochirPsychiatr
Journal für

 Neurologie, Neurochirurgie
 und Psychiatrie
             www.kup.at/
 JNeurolNeurochirPsychiatr   Zeitschrift für Erkrankungen des Nervensystems

Die Zukunft - Definition von
                                                                               Homepage:
Subtypen aus dem Formenkreis der
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Multiplen Sklerose                                               JNeurolNeurochirPsychiatr

Berger T                                                               Online-Datenbank
                                                                         mit Autoren-
Journal für Neurologie
                                                                      und Stichwortsuche
Neurochirurgie und Psychiatrie
2001; 2 (4), 16-22

                                                                                            Indexed in
                                                               EMBASE/Excerpta Medica/BIOBASE/SCOPUS

 Krause & Pachernegg GmbH • Verlag für Medizin und Wirtschaft • A-3003 Gablitz
 P.b.b. 02Z031117M,            Verlagsor t : 3003 Gablitz, Linzerstraße 177A /21           Preis : EUR 10,–
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Schlaganfall Akademie
                          Fortbildungsreihe zum Thema Stroke

                          ÖGSF Online-Fortbildung: Veranstaltung der ÖGSF Schlaganfall –
                          was sind die Aufgaben für den/die Allgemeinmediziner*in
                          21. Oktober 2021 17.00 bis 18.00 Uhr

                                                                                                                                  Referent:
                                                                                                             Prim. Ass. Prof. Dr. Karl Matz
                                                                                                         Vorstand Abteilung für Neurologie
                                                                                                           Landesklinikum Baden-Mödling

                                  Jetzt online unter
                                                                                                                  Onlineanmeldung
                                  https://bit.ly/2XFdSHK anmelden
AT/PX/0921/PC-AT-102635

                          Die Teilnahme an dieser Fortbildungsveranstaltung ist Angehörigen der Fachkreise
                          gemäß Pharmig VHC Artikel 2.2 vorbehalten und ist nicht übertragbar.

                          Wissenschaftlicher Fortbildungsanbieter:
                          Österreichische Schlaganfall Gesellschaft, 1070 Wien                                              Mit freundlicher Unterstützung von

                          Change.Pain:
                             PAIN
                                       compact FOR              EXPERTS

                          Virtuelle Fortbildung
                          Themenschwerpunkte:
                          Schmerzmedizin | Palliativtherapie
                          Migräne | Neuropathische Schmerzen
                                                                                                                                                Fr.,
                          Wissenschaftliche Leitung:
                                                                                                                                               29. 10.
                          Prim. Univ.-Prof.
                          Dr. Rudolf Likar, MSc                                                                    Do.,                           17:00 – 19:15

                                                                                                                  28. 10.
                                                                                                                                                           Uhr
                                                                                                                                                                  M-N/A-AT-08-21-0006

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                                                                                                                        Uhr
DIE ZUKUNFT – DEFINITION VON
                      SUBTYPEN AUS DEM FORMENKREIS
     SUBTYPEN         DER MULTIPLEN SKLEROSE
           DER
     MULTIPLEN        Th. Berger
     SKLEROSE         Universitätsklinik für Neurologie, Innsbruck

                                                                                       reaktiven T- und B-Lymphozyten,
       The future – definition of subtypes in multiple sclerosis                       Entzündungsmediatoren und Antikör-
                                                                                       pern im Liquor und Serum von MS-
       Summary                                  geneity claims to subtype our          Patienten sowie schließlich den zu-
                                                patients more distinctively in the     mindest partiellen Effekt von immun-
       Rather being a homogenous dis-           future – by genetical, clinical,       suppressiven und immunmodulato-
       ease entity, multiple sclerosis rep-     neuroradiological, neuropatho-         rischen Therapien. Zusätzlich exi-
       resents a family of heterogenous         logical and neuroimmunological         stieren Tiermodelle unterschiedlicher
       inflammatory-demyelinating CNS-          parameters. This will be the future    Tierspezies, die als experimentelle
       diseases. The heterogeneity is           pathway to establish a differential    autoimmune Enzephalomyelitis (EAE)
       demonstrated by well-known vari-         therapeutic concept. According         der Pathologie und Klinik der MS
       ous clinical disease courses and,        to their immunopathogenetic            ähnlich sind.
       more important, by inhomogenous          subtype, individual patients may
       and unpredictable therapeutic ef-        therefore be selected for a more       Die klinischen Manifestationen der
       fects. Recent neuropathological          specific therapeutic strategy.         MS sind dementsprechend äußerst
       evidence initiated a process of re-                                             variabel und heterogen. Zusätzlich
       evaluation of our immunopatho-           Keywords: multiple sclerosis,          ist der individuelle Verlauf bzw. die
       genetic concepts in multiple scle-       subtypes, differential therapeutic     Prognose der MS gegenwärtig nicht
       rosis. Multiple sclerosis hetero-        concept                                voraussagbar, ebensowenig der indi-
                                                                                       viduelle therapeutische Effekt von
                                                                                       Immunsuppression oder Immun-
                                                                                       modulation. Selbst in vermeintlich
                                                                                       sehr homogenen Patientengruppen,
     ZUSAMMENFASSUNG                           EINLEITUNG                              z. B. Patienten mit schubhaft remit-
                                                                                       tierendem Verlauf bei diversen
                                                                                       rezenten Therapiestudien [5–10],
     Multiple Sklerose ist keine homoge-       Die neuropathologischen Charakteri-     konnte durch die angewandten
     ne Krankheitsentität, sondern ein         stika [1] der Multiplen Sklerose (MS)   immunmodulatorischen Therapien
     heterogener Formenkreis entzünd-          sind seit mehr als 120 Jahren [2, 3]    kein einheitlicher therapeutischer
     lich-demyelinisierender ZNS-Erkran-       bekannt: chronischer Entzündungs-       Effekt erzielt werden.
     kungen mit variablen klinischen           prozeß verbunden mit selektiver
     Verläufen und vor allem unterschied-      Demyelinisierung, variablem Oligo-      Aus der Heterogentität der klinischen
     lichem, nicht prognostizierbarem          dendrozytenverlust, relativer Axon-     Präsentationen und Verläufe sowie
     Ansprechen auf therapeutische Inter-      destruktion und reaktiver Gliose.       der unvorhersagbaren und sehr va-
     ventionen. Rezente neuropathologi-        Andererseits finden sich aber auch      riablen therapeutischen Effekte ergibt
     sche Erkenntnisse haben ein Umden-        Zeichen der Regeneration (= Re-         sich die Notwendigkeit, Patienten
     ken in der immunpathogenetischen          myelinisierung) innerhalb von MS-       mit einer Erkrankung aus dem
     Betrachtung der Multiplen Sklerose        Plaques, diese sog. Markschatten-       Formenkreis der MS besser als bis-
     eingeleitet. Die Heterogenität der        herde sind auch bereits vor knapp       lang zu charakterisieren und ihren
     Multiplen Sklerose erfordert eine         100 Jahren beschrieben worden [4].      möglicherweise individuellen
     zukünftig differenziertere Subtypi-       Pathogenetisch geht man heute da-       immunpathogenetischen Subtyp zu
     sierung der Patienten nach geneti-        von aus, daß auf Grundlage einer        definieren. Gelängen diese Bemü-
     schen, klinischen, neuroradiologi-        genetischen Suszeptibilität und eines   hungen, so wäre es erstmals mög-
     schen, neuropathologischen und            eventuellen, bislang nicht identifi-    lich, Patienten nach einem differen-
     neuroimmunologischen Parametern.          zierten, exogenen Triggers (Virusin-    tialtherapeutischen Konzept für eine
     Damit wäre es erstmals möglich,           fektion?) das Immunsystem eine          spezifischere Therapie zu selektio-
     Patienten nach einem differential-        wesentliche autodestruktive Rolle       nieren bzw. zu stratifizieren und
     therapeutischen Konzept spezifisch        in der Entwicklung der Gewebe-          damit den therapeutischen Erfolg
     für eine individuelle Therapie zu         zerstörung im zentralen Nervensy-       drastisch zu verbessern.
     selektionieren und damit den Erfolg       stem (ZNS) spielt. Diese Annahme
     bisheriger Therapiestrategien drastisch   stützt sich auf mehrere Tatsachen,
     zu verbessern. J Neurol Neurochir         unter anderem die neuropatho-
     Psychiatr 2001; 2 (4): 16–22.             logisch bewiesene Entzündungs-
                                               reaktion, die Assoziation mit be-
                                               stimmten immunregulatorischen
                                               Genen, den Nachweis von auto-

16    J. NEUROL. NEUROCHIR. PSYCHIATR. 4/2001
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      Homepage Journal für Neurologie, Neurochirurgie und Psychiatrie: http://www.kup.at/JNeurolNeurochirPsychiatr
SUBTYPEN
                                                                                                                  DER
                                                                                                                  MULTIPLEN
                                                                                                                  SKLEROSE
                                           eine Kombination verschiedener               daß nämlich die inflammatorisch-
DEFINITION VON SUBTYPEN                    suszeptibler Gene das Risiko eines
                                           Menschen diktiert, aber auch mögli-
                                                                                        demyelinisierende versus der neuro/
                                                                                        axonodegenerativen Krankheitsphase
AUS DEM FORMENKREIS DER                    cherweise die individuelle Immun-            differenziert werden muß, implizie-
MULTIPLEN SKLEROSE                         pathogenese bzw. die Entwicklung
                                           eines pathologischen oder klinischen
                                                                                        rend, daß sowohl neuro/axo-
                                                                                        noprotektive als auch reparative the-
(TABELLE 1)                                Subtyps von MS bestimmt.                     rapeutische Strategien entwickelt
                                                                                        werden müssen [23].
                                           Klinische Subtypen (Tabelle 2)
Genetische Subtypen                                                                     Andererseits zeigen die Resultate
                                           Das klinische Spektrum umfaßt die            (und Begehren) der „early treatment
Das Risiko, an MS zu erkranken,            akute MS vom Typ Marburg, primär             studies“ [24, 25], daß Patienten mit
dürfte durch eine individuelle geneti-     und sekundär chronisch progrediente          einer MS-Erstmanifestation (R0-MS)
sche Disposition bedingt sein. Die         Verlaufsformen, die klassische               besonderen Augenmerks bedürfen.
deutlichste genetische Assoziation         schubhaft remittierende Form sowie           Die Zeiten sind vorbei, wo bei dieser
besteht mit bestimmten MHC-Haplo-          seltene (Neuromyelitis optica Devic,         Patientengruppe „nur“ die Diagno-
typen auf Chromosom 6p21 – diese           konzentrische Sklerose Balo, myelino-        stik durchgeführt und dann (un)ruhi-
ist jedoch nicht weiter verwunder-         klastische Sklerose Schilder) und            gen Gewissens auf den weiteren
lich, da T-Zell-vermittelte Auto-          monophasische Krankheitsbilder, wie          Verlauf (zumindest bis zum zweiten
immunkrankheiten prinzipiell soge-         die akute demyelinisierende Enzepha-         Krankheitsschub) gesetzt wurde.
nannt MHC-restringiert sind. Ob-           lomyelitis (ADEM) und die akute              Diese R0-MS-Patienten stellen die
wohl also ein gewisser Einfluß dieser      transverse Myelitis.                         zukünftig größte Herausforderung
MHC-Haplotypen auf die Entwick-                                                         dar: Es müssen neue diagnostische
lung einer MS besteht, wurde einer-        Etablierte Kriterien, die sowohl die         Kriterien diskutiert werden; es müs-
seits gezeigt, daß auch völlig gesun-      Diagnose [18] als auch die Verlaufs-         sen individuelle prognostische Para-
de Individuen diese genetischen            form [19] der MS definieren, müssen          meter etabliert werden (siehe unten);
Merkmale tragen (d. h., das Risiko an      jedoch reevaluiert bzw. ergänzt              dieser R0-Zeitpunkt ist der frühest-
MS zu erkranken, ist nicht allein mit      werden. Die Rationale dazu geben             mögliche Zeitpunkt, um individuelle
solch einem Gen verbunden), und            die quantitative und qualitative Zu-         immunpathogenetische Subtypen zu
andererseits wurden zahlreiche an-         nahme von MRT-Untersuchungen,                differenzieren (siehe unten); in Ab-
dere Genorte als assoziativ mit MS         mehr noch aber Erkenntnisse aus              hängigkeit dieser genannten Forde-
identifiziert. Schließlich haben re-       rezenten Therapiestudien. Die diver-         rungen müssen konsequenterweise
zente Studien durch Genomscreen-           genten Ergebnisse der Studien zur            dann auch differentialtherapeutische
ing gezeigt, daß das Risiko von MS         Interferon-beta-Therapie bei sekun-          Überlegungen für den individuellen
unter polygenetischer statt mono-          där chronisch progredienter MS               Patienten, insbesondere zu diesem
genetischer Kontrolle steht [11–17].       (SPMS) [20–22] bestätigen die                frühen Zeitpunkt, folgen [26].
Das könnte letztlich bedeuten, daß         immunologische, neuropathologi-
                                           sche, neuroradiologische und klini-          Neuroradiologische Subtypen
                                           sche Notwendigkeit der Subtypisier-          (Tabelle 3)
 Tabelle 1: Definition von Subtypen        ung in SPMS mit und ohne super-
 aus dem Formenkreis der Multip-           ponierte Schübe. Das klingt verlok-          Die Entwicklungen auf dem Gebiet
 len Sklerose                              kend einfach, beinhaltet aber einen          der MRT-Techniken, inklusive des
                                           enorm bedeutsamen Zukunftsaspekt,            zunehmenden interpretativen Ver-
 a. Genetische Subtypen
 b. Klinische Subtypen                      Tabelle 2: Klinische Subtypen
 c. Neuroradiologische Subtypen
                                            Alt                                              Neu
 d. Neuropathologische Subtypen
                                            RR (relapsing remitting)                         R0 (Erstschub)
 e. Neuroimmunologische Subtypen            SP (secondary progressive)                       SPO (SP ohne Schübe)
          a+b+c+d+e=                                                                         SPR (SP mit Schüben)
                                            PP (primary progressive)                         RP (relapsing progressive)
 Zukunft rationaler therapeutischer
                                            Monophasisch (ADEM, AHLE, ATM)
 Strategien (differentialtherapeutisches
 Konzept) bei Erkrankungen aus dem          Akute MS (Typ Marburg)
 Formenkreis der Multiplen Sklerose         Seltene Formen (Devic, Balo, Schilder)

                                                                                     J. NEUROL. NEUROCHIR. PSYCHIATR. 4/2001    17
SUBTYPEN
           DER
     MULTIPLEN
     SKLEROSE
     ständnisses der erhobenen Befunde,          Neuropathologische Subtypen               faktoren in den MS-Plaques. Diese
     haben die MRT zu dem wichtigsten            (Tabelle 4)                               immunologischen Charakteristika
     in-vivo-diagnostischen Instrumenta-                                                   sprechen dafür, daß in diesem Subtyp
     rium bei MS werden lassen [27, 28].         Die Arbeiten von Hans Lassmann            Antikörper gegen Myelin eine ent-
     In Routineuntersuchungen (T1, T2,           haben zu einer neuen neuropatholo-        scheidende Rolle spielen dürften [38].
     Kontrastmittelapplikation) kann mitt-       gischen Definition der MS geführt
     lerweile die von den Poser-Kriterien        [34] und die Erkenntnisse über die        Typ III-Läsionen sind durch einen
     geforderte zeitliche und topographi-        Immunpathogenese der MS revolu-           selektiven Verlust eines Myelin-
     sche Dissemination visualisiert wer-        tioniert. Gemeinsam mit Claudia           proteins (MAG, myelinassoziiertes
     den. Differenziertere Techniken [29,        Lucchinetti und Wolfgang Brück            Glykoprotein) sowie durch Apoptose
     30] wurden und werden nunmehr               gelang es Lassmann, vier neuro-           von Oligodendrozten bestimmt. Die
     entwickelt und dazu eingesetzt, um          pathologische Subtypen von Demye-         Pathologie des Typ III ähnelt neuro-
     entsprechende MRT-Daten mit                 linisierung und Oligodendrozyten-         pathologischen Veränderungen, die
     neuropathologischen Veränderungen           pathologie bei MS zu unterscheiden        bei Ischämien und viralen Enzephali-
     [31, 32] in MS-Plaques, aber auch           [35–37].                                  tiden auftreten. Daher wird in diesem
     distinkten Regionen (z. B. „normal                                                    Subtyp eine (zusätzliche) entzünd-
     appearing white matter“ und Kortex),        Typ I ist gekennzeichnet durch eine       lich bedingte ischämische Kompo-
     zu korrelieren. Darüber hinausge-           starke inflammatorische Reaktion,         nente in der Myelin- bzw. Oligo-
     hend soll in Zukunft mittels solcher        wobei insbesondere Makrophagen-           dendrozytenpathologie vermutet.
     MRT-Untersuchungen eine nicht-              toxine zur Myelindestruktion führen.
     invasive In-vivo-Technik etabliert                                                    Typ IV ist durch eine primäre Oligo-
     werden, die in individuellen MS-            Typ II zeigt neben einer starken Makro-   dendrozytenpathologie mit sekundä-
     Patienten Auskunft über die morpho-         phageninfiltration vor allem aber         rer Demyelinisierung und fehlender
     logischen Charakteristika [33] bzw.         eine massive Ablagerung von               Remyelinisierung charakterisiert.
     deren Dynamik geben kann (Tab. 3).          Immunglobulin und Komplement-
                                                                                           Diese Charakteristika der MS-Immun-
                                                                                           pathologie sind zwar unterschiedlich
                                                                                           bei unterschiedlichen Patienten, aber
       Tabelle 3: MRT-Techniken und morphologische Korrelate                               stets einheitlich in individuellen Pati-
                                                                                           enten!
       MRT-Technik                                Morphologisches Korrelat
       Kontrastmittel-(Gadolinium)-Speicherung    Disruption der Bluthirnschranke
                                                                                           Neuroimmunologische Subtypen
       T2-gewichtete Läsionen                     Entzündung                               Diese oben genannten Ergebnisse
       T1-gewichtete Läsionen („Black holes“)     Gewebedestruktion, Gliose                sind neuropathologische, gewonnen
       MR-Spektroskopie: Laktat                   Entzündung, Makrophagenaktivierung       anhand von Biopsien und Autopsien.
                          Mobile Lipide           Demyelinisierung                         Es wurden jedoch erste Schritte un-
                          NAA erniedrigt          Axonschaden                              ternommen, diese Erkenntnisse in
                                                                                           die klinische Immunologie (und da-
       Magnetization Transfer Imaging             Demyelinisierung, Axonschaden
                                                                                           mit in den klinisch-diagnostischen
       Diffusionsgewichtetes Imaging              Ödem, Gewebedestruktion                  bzw. therapeutischen Alltag) umzu-
       Funktionelles MRT                          ?                                        setzen. Wir konnten jüngst das erste
                                                                                           Mal beweisen, daß eine Subgruppe
                                                                                           von MS-Patienten (30–40 %) mit
                                                                                           dem neuropathologischen Subtyp II
       Tabelle 4: Neuropathologische Subtypen (nach H. Lassmann)                           korreliert. Diese Patienten entwik-
                                                                                           keln eine profunde und permanente
                                       Typ I        Typ II     Typ III       Typ IV
                                                                                           Antikörperreaktion gegen ein ZNS-
       T-Zellen                          +            +          (+)          (+)          spezifisches, oberflächliches Antigen
       Makrophagen                       +            +           +            +           (= MOG, Myelin-Oligodendrozyten-
       Immunoglobulin                    –            +           –            –           Glykoprotein) der Myelinscheide, die
       Komplementfaktoren                –            +           –            –           im Liquor und Serum nachweisbar ist
       MAG-Verlust                       –            –           +            –           [39, 40]. Diese sog. MOG-Antikör-
       Apoptose Oligodendrozyten         –            –           +            –           per sind bei diesen Patienten bereits
       Remyelinisierung                  +            +          (+)           –           zum Zeitpunkt ihrer ersten Krank-
                                                                                           heitsmanifestation vorhanden, wäh-

20    J. NEUROL. NEUROCHIR. PSYCHIATR. 4/2001
SUBTYPEN
                                                                                                                                          DER
                                                                                                                                          MULTIPLEN
                                                                                                                                          SKLEROSE
rend andere Antikörper gegen ande-                  placebo controlled trial. Neurology 1993; 43:        16. Sadovnick AD, Ebers GC and the Candian
re, tiefer in der Myelinscheide gele-               655–61.                                              Collaborative Study Group. Evidence for
                                                    6. IFNB Multiple Sclerosis Study Group.              genetic basis of multiple sclerosis. Lancet
gene Antigene (z. B. MBP, Myelin-                                                                        1996; 347: 1728–30.
                                                    Interferon-beta 1b in the treatment of multiple
Basisches-Protein) erst mit Fortdauer               sclerosis: final outcome of the randomized           17. Sawcer S, Jones HB, Feakes R, Gray J,
der MS auftreten. Weitere Studien                   controlled trial. Neurology 1995; 45: 1277–85.       Smaldon N, Chataway J, Robertson N,
werden demnächst zeigen, ob auf                     7. Jacobs LD, Cookfair DL, Rudick RA,                Clayton D, Goodfellow PN, Compston A.
diesem Wege klinisch ein antikörper-                Herndon RM, Richert JR, Salazar AM, Fischer          A genome screen in multiple sclerosis reveals
mediierter Subtyp der MS definiert                  JS, Goodkin DE, Granger CV, Simon JH, Alam           susceptibility loci on chromosome 6p21 and
werden kann [41]. Das frühe Vorhan-                 JJ, Bartodszak DM, Bourdette DN, Braiman J,          17q22. Nature Genet 1996; 13: 464–8.
                                                    Brownscheidle CM, Coats ME, Cohan SL,
densein dieser Antikörper bei R0-                   Dougherty DS, Kinkel RP, Mass MK,
                                                                                                         18. Poser CM, Paty DW, Scheinberg L.
MS-Patienten erlaubt auch prognosti-                                                                     New diagnostic criteria for multiple sclerosis:
                                                    Munschauer FE, Priore RL, Pulliciano RM,             guidelines for research protocols. Ann Neurol
sche Aussagen hinsichtlich des Auf-                 Scherckmann BJ, Whitham RH. Intramuscular            1983; 13: 227–31.
tretens weiterer Krankheitsschübe                   interferon beta-1a for disease progression in
                                                    relapsing multiple sclerosis. Ann Neurol             19. Lublin FD, Reingold SC. Defining the
und damit die Konversion zur kli-                                                                        clinical course of multiple sclerosis: results of
                                                    1996; 39: 285–94.
nisch definitiven MS [42].                                                                               an international survey. Neurology 1996; 46:
                                                    8. PRISMS Study Group. Randomised double-
                                                    blind placebo-controlled study of interferon         907–11.
In Kooperation mit Hans Lassmann                    beta-1a in relapsing-remitting multiple              20. European Study Group on interferon β-1b
haben wir schließlich jüngst ein neu-               sclerosis. Lancet 1998; 352: 1498–504.               in secondary progressive MS. Placebo-
es Protein im Liquor identifiziert,                 9. Johnson KP, Brooks BR, Cohen JA, Ford CC,         controlled multicentre randomised trial of
welches vornehmlich in jener Sub-                   Goldstein J, Lisak RP, Myers LW, Panitch HS,         interferon β-1b in treatment of secondary
                                                    Rose JW, Schiffer RB. Copolymer 1 reduces            progressive multiple sclerosis. Lancet 1998;
gruppe von MS-Patienten nachweis-                                                                        352: 1491–7.
                                                    relapse rate and improves disability in relapsing-
bar ist, die dem neuropathologischen                remitting multiple sclerosis: results of a phase     21. SPECTRIMS Study Group. Results of the 3
Subtyp III zuzuordnen sind.                         III multicenter, double-blind placebo controlled     year, double blind, placebo controlled study of
                                                    trial. Neurology 1995; 45: 1268–76.                  interferon beta-1a (Rebif) in secondary pro-
All diese Bemühungen dienen der                     10. Johnson KP, Brooks BR, Cohen JA, Ford            gressive MS. J Neurol 1999; 246 (Suppl 1): 15.
bestmöglichen immunpathogene-                       CC, Goldstein J, Lisak RP, Myers LW, Panitch
                                                                                                         22. North American Interferon beta in SPMS
tischen Charakterisierung von MS-                   HS, Rose JW, Schiffer RB, Vollmer T, Weiner
                                                                                                         Study Group. Subcutaneous IFN beta-1b in
                                                    LP, Wolinsky JS. Extended use of glatiramer
Patienten [43] – zu einem frühest-                  acetate (Copaxone) is well tolerated and
                                                                                                         secondary progressive multiple sclerosis.
möglichen Zeitpunkt und mit dem                                                                          52nd Annual meeting American Academy
                                                    maintains its clinical effect on multiple
                                                                                                         Neurology, San Diego, 2000.
erklärten Ziel, dem Patienten in Zu-                sclerosis relapse rate and degree of disability.
kunft bessere, fokussiertere, indi-                 Neurology 1998; 50: 701–8.                           23. Berger T, Kappos L, Archelos J, Hartung HP.
                                                                                                         Disease modifying therapies for secondary pro-
viduellere und damit effizientere                   11. Chataway J, Feakes R, Coraddu F, Gray J,
                                                                                                         gressive multiple sclerosis: the more understand-
Therapiestrategien im Sinne eines                   Deans J, Fraser M, Robertson N, Broadley S,
                                                    Jones H, Clayton D, Goodfellow P, Sawcer S,          ing the less limitations. CNS Drugs 2001; in print.
differentialtherapeutischen Konzep-                 Compston A. The genetics of multiple sclerosis:      24. Jacobs L, Beck R, Simon J, Kinkel RP,
tes anbieten zu können.                             principles, background and updated results of        Brownscheidle LM, Murray TJ, Simonian NA,
                                                    the UK systematic genome screen. Brain 1998;         Slasor PJ, Sandrock AW. Intramuscular inter-
                                                    121: 1869–87.                                        feron beta-1a therapy initiated during a first
Literatur:                                          12. Coraddu F, Sawcer S, Feakes R, Chataway          demyelinating event in multiple sclerosis.
                                                    J, Broadely S, Jones HB, Clayton D, Gray J,          New Engl J Med 2000; 343: 898–904.
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pathologique de la sclerose en plaque et            Metz L, Francis G, Paulseth JE, Murray TJ,
                                                                                                         mit Multipler Sklerose – die CHAMPS Studie
etude comparative des diverses varietes de la       Pryse-Phillips W, Risch N. A full genome
                                                                                                         und ihre Konsequenzen. J Neurol Neurochir
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SUBTYPEN
           DER
     MULTIPLEN
     SKLEROSE
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                                                      Dilitz E, Deisenhammer F, Poewe W, Berger           body mediated process. Mult Scler 2001; 7:
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22    J. NEUROL. NEUROCHIR. PSYCHIATR. 4/2001
Mitteilungen aus der Redaktion

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