KonZENTRATION _Auftritt und Rückzug Kuratiert von Tanja Prušnik - MAI BIS OKTOBER 21 STIFT MILLSTATT - millstART
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28. MAI BIS OKTOBER 21 STIFT MILLSTATT konZENTRATION _Auftritt und Rückzug Kuratiert von Tanja Prušnik
INHALT Liebe Besucherinnen und Besucher Vorworte | Begrüßungen | Einführung ab Seite 4 von millstART. Der vorliegende Kata- log soll Ihnen ein zuverlässiger, hand- Plan der millstART-Ausstellung Seite 12 licher Begleiter durch die Ausstellung Ausstellungorte | Künstlerinnen und Künstler ab Seite 14 konZENTRATION_Auftritt und Rück- zug sein. Wir haben die Abfolge der Programmpunkte ab Seite 74 Ausstellungsorte und KünstlerInnen an Sponsoren und Förderer ab Seite 82 die geführten Touren angepasst, damit Sie keinen der vielen Höhepunkte ver- Impressum Seite 87 passen. 3
LIEBE BESUCHERINNEN DES PROGRAMMS millstART 2021, der Vorstand des Vereins millstART begrüßt Sie aus dem schö- Im zweiten Corona Kunstsommer ist das Ziel des Vereins, eine nen Stiftsinnenhof und heißt Sie bei der Ausstellung „konZEN- Ausstellung zu präsentieren, die aktuell ist und Themen auf- TRATION_Auftritt und Rückzug“ herzlich willkommen! greift, die KünstlerInnen, BewohnerInnen von Millstatt am See und der Region sowie Sie -die BesucherInnen- bewegen. Es soll Das Konzept des Vereins - nun im vierten Jahr − hat sich wei- ein Forum der Begegnung, der gemeinsamen Auseinanderset- terentwickelt. Die Fokussierung sowohl im Umfang als auch zung, des Hinterfragens geschaffen werden. Jede/r Kunstinte- in der Anzahl der teilnehmenden KünstlerInnen sowie die ressierte erhält Zugang zu vielfältiger Kunst in hoher Qualität. konZENTRIERTE Präsentation der Werke in und um das Stift Der eintrittsfreie Zugang über einen langen Zeitraum lädt im- wird fortgeführt. Der Rundweg durch das Stift und die Stifts- mer wieder zum Besuch ein. kirche kann bequem zu Fuß erkundet werden. Das Fahrrad und die sportliche Komponente haben wir damit hinter uns gelas- Wir bedanken uns vorab für die Einhaltung geltender Corona- sen. Folgerichtig wurden der Name und das Logo dem weiter- bestimmungen. Denn nur in gemeinsamer Anstrengung halten entwickelten Konzept angepasst. wir Kunst und Kultur offen. Der Name ist Programm: Nämlich Kunst in Millstatt – eben Herzlichst Anette Lang „millstART“.
Verein millstART: Obfrau Stellvertreter Michael Berndl, Schriftführerin Elisabeth Rosegger, Präsidentin Ina Maria Lerchbaumer, Schatzmeister Markus Steindl, Obfrau Anette Lang, Schatzmeister Stellvertreter Andreas Nestler. V.l.n.r. 5
VORWORT VON LANDESHAUPTMANN DR. PETER KAISER Liebe Kunstinteressierte, liebe Künstlerinnen und Rückzug”. Kunstschaffende aus Österreich, und Künstler, Italien, Slowenien und der Schweiz sind beteiligt. lassen Sie mich bitte gleich zu Beginn dieses Dieser breite Austausch und die daraus folgen- Vorwortes sagen, wie sehr ich mich über dieses de Reflexion sind ungemein wichtig und wertvoll. Ausstellungsprojekt im Rahmen von millstART Auch das ist etwas, das uns durch die Corona- in Millstatt freue. Die Coronapandemie hat uns Krise wieder stärker ins Bewusstsein gerückt ist. als Menschen und Gesellschaft vor enorme He- Danke, grazie, hvala an alle Mitwirkenden und rausforderungen gestellt, hat für Entbehrungen Verantwortlichen. und Leid gesorgt. Das alles aufzuarbeiten wird Millstatt und das Stift haben eine unglaubliche noch einiges an Kraft und Zeit brauchen. Gera- Ausdrucksstärke. Millstatt gibt durch Kunst de Kunst und Kultur spielen für mich dabei eine und Kultur den Menschen der Region Identi- große und wichtige Rolle. Sie eröffnen nämlich tät und schöpft daraus vielfältige Chancen. Ich neue Blickweisen, zeigen auf, beFASSEN sich, bin mir sicher, dass uns insbesondere heuer bei motivieren, beflügeln und erfreuen Herz und millstART in Millstatt ein unvergessliches Kunst- Seele. erlebnis erwartet. Heuer geht es in Millstatt unter Kuratorin Ihr Peter Kaiser, Landeshauptmann Kärnten Tanja Prušnik um „konZENTRATION_Auftritt
VORWORT VON ALEXANDER THOMA Vincenz von Gogh sagte: „Ich kenne keine Tanja Prušnik, Präsidentin des Künstlerhauses in bessere Definition für das Wort Kunst als Wien, ist die Kuratorin. Auch für sie steht der diese: Kunst – das ist der Mensch.“ Mensch im Vordergrund. Besonders die Solida- Und Menschen, engagierte Menschen, braucht rität mit und unter den KünstlerInnen in Zeiten es, um Kunst in Millstatt wieder lebendig werden der Pandemie. zu lassen. Aus KUNSTradln wurde millstART. Ich Allen KunstfreundInnen wünsche ich unver- gratuliere dem Vorstand des Kunstvereins zu gessliche Eindrücke, spannende Momente und diesem überaus gelungenen Neustart. Die Aus- interessante Begegnungen, nicht nur mit Kunst- stellung vornehmlich heimischer KünstlerInnen Objekten sondern auch mit den Menschen, die ist auf das Stift konzentriert. Den MillstätterIn- hier in Millstatt leben und arbeiten und die aus nen und seinen Gästen wird in hoher Qualität Millstatt das machen, was es ist, das kulturelle ein Überblick über die Kunst im Alpen Adria Zentrum Oberkärntens. Raum gegeben. Workshops, Filmvorführungen und Performances runden das Angebot ab. Ihr Alexander Thoma, Bürgermeister Millstatt 7
„KONZENTRATION_AUFTRITT UND RÜCKZUG”, TANJA PRUŠNIK Dobrodošla v Millstattu – ein Willkommen in Millstatt Eine neue kuratorische Ausrichtung gibt den Weg vor. Der gegenwärtigen Situation entsprechend ergibt dies einen neuen Mit großer Dankbarkeit darf ich das besonders herzlich aus- Fokus auf eine konzentrierte Präsentation. Der Name des Pro- gefallene Willkommen und Vertrauen in und um Millstatt und gramms und des Vereins wird dem Projekt- und den dazugehö- seiner Umgebung annehmen. Gerade in dieser schwierigen Zeit rigen Programminhalten angepasst. mit all ihren Einschränkungen und Umstellungen sehe ich es als großes Privileg an, tun zu dürfen, was man besonders gerne Der Anspruch an das Programm ist, dass es ein bewegliches macht – neben der Beschäftigung mit der eigenen Produk- und rundes Konzept ist, das Spielraum offenlassen soll. Solida- tion von Kunst sich auch gemeinsam mit und für KollegInnen rität mit und unter den KünstlerInnen steht dabei im Vorder- aus dem Kunst- und Kulturbereich neue Handlungsräume an- grund, das Eingehen auf die räumliche und gesellschaftsrelevan- zueignen und umzusetzen, was in diesen, von mir interpretiert, te Situation steht im Fokus. umgesetzt werden kann. Die uneingeschränkte Unterstützung Zielsetzung ist es, den Kunst-Standort Millstatt durch eine in seitens des Vereinsvorstandes und der Vereinsmitglieder, den sich schlüssige Ausstellung zu stärken, den BewohnerInnen der vielzähligen Unterstützern und Helfern, der Kulturabteilung des Umgebung und deren Gästen in hoher Qualität einen Über- Landes Kärnten und besonders der KünstlerInnen zeugt von blick auf den Letztstand der bildenden Kunst im Alpen Adria großem Interesse und Überzeugung an dieser Arbeit.
Raum und weit darüber hinaus zu geben. Der di- als erweiterte Plattform bietet Kunst-Filme und rekte Austausch der KünstlerInnen untereinander Performanceabende, Kunstgespräche, Artist in trägt die Idee durch Vernetzung weit über diese Residence und eine neu interpretierte Präsenta- Region hinaus. tionspraxis: die Galerie in Progress. Profund und mit Herz geführte Vermittlung für BesucherInnen Das mittlerweile etablierte Kunstprojekt bietet und Schulklassen, sofern dies uneingeschränkt 2021 zahlreiche Impulse in neuer Ausrichtung. möglich ist, ist Teil des Angebots. Ungefähr 200 Kunstwerke werden von über 29 national und international renommierten Künst- Die Stiftskirche erhält als eingebundener Austra- lerInnen aus dem Alpen Adria Raum, sowie dem gungsort einen besonderen Stellenwert – sie ist angrenzenden In- und Ausland, präsentiert. erstmalig an der Langen Nacht der Kirche betei- ligt und wird darüber hinaus zum ersten Mal von Ihre Aussagen sind mittels Malerei, Licht, Skulp- Diözesanbischof Dr. Josef Marketz aus diesem tur, Landart, Grafik, Crossover/Contemporary, Anlass besucht. Film, Fotografie und Performance interdisziplinär formuliert. Ein umfangreiches Programmangebot 9
DIE KÜNSTLERIN, DIE BETRACHTERIN UND DIE EIGENE REALITÄT „konZENTRATION_ Auftritt und Rückzug ” stellt eine indivi- Gesehen- und Wahrgenommenwerden und künstlerische War- duelle künstlerische Untersuchung dessen dar, was denn eine tezonen prägten die vergangene Zeit. Verschiebung in unserem doch so vorgegebenen und kalkulier- Steigert der durch Corona erzwungene Rückzug die Erwartun- ten Leben bedeutet. Was bedeutet sie für uns im Einzelnen, gen eines Auftritts, besteht damit auch die Wahrscheinlichkeit was in der unmittelbar umgebenden Gesellschaft und Region, einer Depression? Die verzögerte Hysterese, also die Verän- was in einem erweiterten Umfeld? Was produzieren unvorher- derung nach einem Auftritt lässt bereits unter normalen Um- gesehene und nicht kalkulierbare Ereignisse und was tun sie mit ständen eine große Vielfalt an Gefühlsebenen zu. Ergibt sich einem Werk, mit einem/r KünstlerIn, dem/der BeobachterIn? allerdings keine Veränderung durch öffentliche Wahrnehmung Was geht hervor aus Rückzug, Entzug, Entziehen und Introver- und Verkauf, dann wächst der Widerspruch zwischen einer Er- tiertheit, was bedeutet Einsamkeit, was, wenn daraus eine neue wartung, dem Wunsch nach Umsetzung und der Realität. Die Gemeinsamkeit, ein neues Miteinander entsteht? Ergebnisse künstlerischer Arbeit erfahren in einem neuen, Resultiert physische, soziale Distanzierung darin bestimmte interdisziplinären Kontext mit interregionalem Austausch in Motive neu zu reflektieren und sie im neuen Licht zu sehen? einem vorgegebenen Rahmen neue Dialogprozesse. Zu sehen Sehnen nach Gemeinschaft, Berührungen, Umarmungen, das sind Werke, die exakt die Thematik des vergangenen Jahres auf-
nehmen, viele jedoch, deren Ursprung Jahre zurückliegen, die die nur durch die intensive Beschäftigung der KünstlerInnen mit Motive, ihre Symbolik und Aussagekraft sind dennoch aktueller dem Ort entstehen konnten. denn je. Ich sehe es als großes Privileg, die Durchführung des Projek- Die Interaktion der BetrachterInnen mit den Arbeiten, ihre ganz tes mitten im strengen Lockdown durchführen zu können, der individuellen Betrachtungsweisen, der Umgang und die Reaktion Austausch mit den KünstlerInnen und dem Ort sowie im Be- auf bisweilen reflektorische Momente der Ausstellung sind es, sonderen mit den Menschen, die das Kunstprojekt lebendig die relevant sind. Was fühlen die BesucherInnen, wenn sie sich machen, haben meine Gefühlswahrnehmung besonders positiv wiederum in die durch ihre Präsentation ergebende Realität von beeinflusst. Werken, den gespiegelten Gefühlen begeben? Selbstreflexion und Konfrontation mit dem eigenen Spiegelbild lassen tief in diese Fragen eintauchen. Es ist eine Reise durch heterotopische Räume, durch Dialoge zwischen der Umgebung und künstleri- scher Eingebung. Es entstanden Werke und Weiterführungen, 11
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IHR RUNDWEG DURCH DIE millstART AUSSTELLUNG NR. AUSSTELLUNGSORT TAG / NACHT BESCHREIBUNG INFOBOX 1 Stiftswiese, Außenfassade Seite 19 10 bis 20 Uhr - mit 2 Außenwand, Wiese, Treppenaufgang Seite 23 ausgeschriebenen 3 Waschküche, Garage Seite 29 kurzen Pausen für den Bereich 4 Kreuzgang, Kreuzgang-Garten Seite 39 Mottozimmer. Die aktuellen 5 Stiftsinnenhof Seite 45 Öffnungszeiten finden Sie auf 6 Mottozimmer Seite 49 unserer Website: 7 Stiftskirche, Vorhalle Seite 63 millstart.at und auf Facebook. 8 Gewölbekeller Seite 69 9 Fischhalle, Galerie in Progress Seite 73 Abenddämmerung bis 01.00 Uhr. 13
EINFAHRT | AUSFAHRT MILLSTATT
EINFAHRT | AUSFAHRT MILLSTATT Der Durst der Welt – der Durst nach Welt See, steht mit seinem wunderbaren Ambiente und dem Um- gang mit sauberem Wasser im Kontrast zur weltweit wachsen- Ich sehe etwas, und bewege mich weiter, ich sehe wieder und den Problematik über dessen Verfügbarkeit und ungleicher Ver- staune, ich sehe es drei Mal und weiß! Der Erste Eindruck ist teilung. relevant. Das Ankommen auf den ersten Blick definiert. In der Ortseinfahrt West begrüßt uns die Installation, scheinbar direkt Das Thema SITIS MUNDI der Durst der Welt – der Durst nach in der Landschaft entstanden, in sparsamen, genau kalkulierten Welt wurde für das Ausstellungsprojekt neu aufgegriffen und Eingriffen, auf die Gegebenheiten vor Ort reagierend. dem aktuellen Zeitgeschehen entsprechend adaptiert. Das Grundrecht auf Wasser trifft auf das Grundrecht auf individu- Halme direkt im See – Positionierung und Durchführung im Mill- elle Freiheit. Der Durst nach Welt steigt, nachdem unser Ra- stätter See, 20 m vom Seeufer entfernt, bergen Herausforde- dius auf eine uns bisher rungen an der konstruktiven, unsichtbaren Unterkonstruktion. unbekannte Weise be- Taucher, Statiker und Wasserbiologen unterstützen uns dabei. grenzt ist. Begrüßung Die zarten, schilfartigen Halme schwanken leicht, erinnern an und eine Verabschie- KÜNSTLERIN den immer quälender werdenden Durst der außeralpinen Welt, dung für weitere Beg- Wasser als eine der kostbarsten Ressourcen. Das Reservoir, der nungen. Gerlinde Thuma | Seite 17 15
EINFAHRT | AUSFAHRT MILLSTATT GERLINDE THUMA SITIS MUNDI _ der Durst der Welt − der Durst machen und gleichzeitig auf die Mittel der Kunst nach Welt und die Wege zur Kunst − hier im Kontext zu *1962, lebt und arbeitet den gezeigten Arbeiten im Rahmen der millstART in Niederösterreich. In der Zeit der Betroffenheit und Einschränkung Studium an der Universi- – verweisen. Die Halme stehen von Wind und durch die Pandemie stehen wir vor SITIS MUNDI. tät für Angewandte Kunst Wasser leicht bewegt in der Tiefe und Weite des Wien (Maria Lassnig). Ma- Der Durst erstreckt sich auf viele Lebensbereiche Sees und fest wie zum Mahnmal wurzeln wollend lerei, Graphik, Skulptur, bis hin zum auf seine Weise lebensnotwendigen - als weiße Ausrufezeichen in der Grünfläche vor Environment, Anima- dem Durst nach der Welt der Kunst. Die über- dem Stift und an der Ortsausfahrt. tionsfilm, Bühnenbild, dimensionalen Halme (Höhe etwa 6,5 m) sollen Land Art, „site specifics“. wie Landmarks auf diese Tatsache aufmerksam www.gerlindethuma.at Ausstellungen, Projekte, Symposien und Reisen im und ins In- und Ausland. Kunstpreise und Staats- stipendium. 17
STIFTSWIESE -FASSADE
STIFTSWIESE -FASSADE Auftritt und Rückzug – hier erfährt die kuratorische Aussa- Chromotopia, wie Victoria Coeln die mehrdimensionalen Er- ge ihre große Wirkung. Die Themen ähneln dabei denen der gebnisse ihrer chromotopen Interventionen nennt, könnte auch Malerei: die Dimension der Entfernung, ein räumliches Über- der Name einer Weltlandschaft sein, die sie von Region zu Re- schreiten, ein Arbeiten mit der Linie des Horizontes, an der gion in ihr Licht setzt, um all die in ihr enthaltenen, sich über- sich Ebenen brechen und Zeitverläufe angehalten werden in lagernden und kreuzenden Wirklichkeiten sichtbar zu machen. signifikanten Momenten und Augenblicken. Auf der Stiftswie- Lucas Gehrmann se im ehemaligen Klostergarten wird dies mit der gebündelten Anordnung der Halme Sitis Mundis, dem Durst der Welt – der Durst nach Welt begreifbar. Das Dürsten erstreckt sich in viele Lebensbereiche bis hin zum auf seine Weise lebensnotwendi- gen Durst nach der Welt der Kunst. KÜNSTLERINNEN Victoria Coeln | Seite 21 Gerlinde Thuma | Seite 17 19
©Victoria Coeln / Bildrecht, Wien 2021
STIFTSWIESE -FASSADE VICTORIA COELN Die Erfahrung, dass man Dinge auch anders sehen Aus dieser Perspektive vermitteln die Lichtinter- kann, anders als man gewohnt war sie wahrzuneh- ventionen von Victoria Coeln ein Plädoyer dafür, men – dass sich die Sicht auf diese verändern kann, Orte und die mit diesen verbundene(n) Geschich- wenn man die Perspektive wechselt, sie aus einem te(n) in einem anderen Licht sehen und die Pers- *1962, lebt und anderen Blickwinkel betrachtet, zu einem anderen pektiven verschieben zu können. Zeitpunkt, aus der Entfernung von ein paar Stun- arbeitet in Wien. Co- Diachrome werden in analoge Projektoren mit Gründerin des NIPAS den oder Jahren – wirft ein kritisches Licht auf das Linsensystemen eingesetzt und damit bis zu Chromotopia | Interven- Sehen: Offensichtlich ist das Sehen kein Garant 1000fach vergrößert. Das Linsensystem dient dazu, tionen im öffentlichen dafür, dass die Dinge so sind, wie man sie sieht. Es Raum, Wiener Lichtblicke außerdem Schärfen und Unschärfen zu gestalten, ist das Sehen selbst, das die Realität in einem be- | Menschenrechte im ein wesentlicher Bestandteil des lichtbasierten stimmten Licht erscheinen lässt. Das Sehen sieht Licht der Kunst 2020/21, malerischen Prozesses. Andreas Spiegl nur dieses Licht, unter dem sich die Dinge zeigen: CAFÉ CHROMATIQUE www.coeln.at I www.nipas.ac.at | Das Wiener Kaffeehaus im Licht der Kunst 2021. 21
AUSSENWAND WIESE TREPPENAUFGANG
AUSSENWAND WIESE TREPPENAUFGANG Das Stift Millstatt zählt zu den repräsentativen romanischen Schwerkraft ausgehebelt zu sein. Wie ein parasitäres, organisch Bauwerken Kärntens. Der Gebäudekomplex wurde vermutlich fortpflanzendes Myzel ermächtigt sich seine oxidierend erschei- um 1070 von Benediktinern gegründet. Vor dem Durchgang in nende Skulptur. Nie ist sie angekommen, immer könnte sie sich den inneren Stiftshof, werden die Besucher aufmerksam auf weiter ausdehnen, sich weitere Wandfläche aneignend. Der weitere Halme von Gerlinde Thumas Sitis Mundi. Die Besuch- ehemalige Treppenauf- er leitend und Orientierung gebend. Eine Reihe von Objekten gang erweist sich heute begleiten den hier verlaufenden Weg in und durch das Stifts- als Schrein, einem be- gebäude. Objekthaft sind Andreja Eržens "Windmühlen", die sonderen Ort gleich. ihre Aufmerksamkeit darauf richten, über Windkraft in Rotation Verbliebene Stufen KÜNSTLERINNEN & zu kommen. Die Assoziation mit tibetanischen Gebetsmühlen führen hinauf und den- KÜSTLER liegt nahe, und doch fern. In Jure Markotas Materialität scheint noch nirgends hin. Andreja Eržen | Seite 25 Jure Markota | Seite 27 Gerlinde Thuma | Seite 17 23
AUSSENWAND WIESE TREPPENAUFGANG ANDREJA ERŽEN Ihre Arbeiten erkunden die Verbindung zwischen Geschichten und Beziehungen, die sich zwischen Raum und Zeit. Sie umfassen eine Vielzahl unter- den Bildern ergeben. Das Hauptaugenmerk schiedlicher Medien, welche nicht in der fixen richtet sich auf einen Mix unterschiedlicher Bilder, Vorstellung auf der Leinwand enden. Verbinden- eine menschliche Gestalt in einer stilisierten *1969 lebt und arbeitet in der Einsatz von Zeichnung und Malerei, übersetzt Landschaft oder ein abstrakter Gestus unter Medvode und Kranj/Slo in einem größeren Übergangsraum, mündet in Verwendung einer großen Auswahl an Materialien Studium an der Aca- der letzten Expedition mit „kinetic windmills", und Formen. Der Prozess gestaltet sich als Zu- demy of Fine Arts and die die Faszination für Bewegungen in der Natur sammenspiel zwischen Ausdrucks- und Konzept- Design Ljubljana Malerei, repräsentieren. kunst, welcher sich in einem langsamen Rhythmus Zeichnung, Installations- zwischen impulsiver und geplanter Arbeit bewegt. projekten, Tiefdrucktech- Die Gestaltung auf sehr freie Art und Weise − nik, Computeranimation, nicht fixiert in Konventionen, ist ein wichtiger www.andrejaerzen.com Graphikdesign Nationale Aspekt in Verbindung mit einheitlichen, stimmigen und internationale Einzel- und Gruppenausstellun- gen, Mitglied ZDSLU 25
AUSSENWAND WIESE TREPPENAUFGANG JURE MARKOTA Seine künstlerische Arbeit kann in den künstleri- Besonderheit des Alltags, die nicht unbedingt mit schen Ansatz des „Paradigmas der Datenverarbei- seiner beruflichen Arbeit verbunden sind, sie aber * 1985 Slovenj Gradec, tung” oder ihrer Visualisierung gestellt werden. beeinflussen. „Das Kunstwerk ist kurz, eine hybride lebt und arbeitet in Dafür ist es völlig irrelevant, wer den Prozess oder Situation − kann ganz banal oder persönlich sein, Kühnsdorf und Sloweni- die Visualisierung körperlich macht. Das heißt die Reflexion über die Zeit und Position in der Welt, die en. Akademie der bilden- Intervention beschränkt sich auf die bloße Kom- er direkt moniert". den Künste und Design positionsauswahl aus Datenfragmenten und ihrer in Ljubljana. Bildhauerei, https://markota.si Malerei, Grafikdesign, Übersetzung in ein visuelles oder künstlerisches Architektur und neue Medium. Die Werke sind eine Mischung aus der Medien. Internationale Ausstellungen, Sympo- sien, Wettbewerbe. 27
WASCHKÜCHE GARAGE
WASCHKÜCHE GARAGE Ein Wirtschaftsraum des Stiftes, zuletzt als Waschküche be- terlegen und zu bestimmten Terminen in gemeinsamer Arbeit nutzt, gezeichnet vom Alter und der einfachen doch funktio- zu einem Objekt zu verarbeiten. Das gemeinsame Arbeiten nalen Ausstattung. Ein Steintrog. Ein Ofen. Tiefe Gewölbe. bietet die Gelegenheit über das eigene Brauchen und Haben nachzudenken und sich mit anderen auszutauschen. Das Ob- Angrenzend, in diesem ältesten, noch romanischen Trakt des jekt wächst. Und wächst. Aber auch unser Bewußtsein für das Stiftshofes befindet sich einer der interessantesten Räume. Sei- Wesentliche, meint ne Attraktion ruht auf weitläufiger Öffenbarkeit. Schwere Dop- Gudrun Lenk-Wane, peltüren aus Holz geben dem Raum eine Art Semi-Intimität, deren amorphe Ge- selbst bei geöffnetem Zustand. Als wäre tatsächlich auf Einla- bilde aus Übriggelasse- dung oder gar ohne ein Fahrzeug eingestellt – oder ist es be- nem weiterwandeln. KÜNSTLERINNEN & reits abgefahren? Diese Garage beherbergt ein Fahrzeug, eine KÜNSTLER Karosserie, eine Hülle, ein Hauch davon und doch manifestiert. Ein Stückwerk und doch ein großes Ganzes. BesucherInnen Gudrun Lenk-Wane | Seite 37 werden eingeladen Dinge, die sie nicht mehr brauchen, zu hin- Oliver Marčeta | Seite 31 Niko Sturm | Seite 35 29
WASCHKÜCHE GARAGE OLIVER MARČETA Malen ist für den Grenzgänger Marčeta wohl die permanente Perspektivenwechsel stimuliert unter- unmittelbarste und ursprünglichste Art sich aus- schiedliche und vielseitige Sichtweisen. Mit seinem zudrücken und keine beherrscht er besser. Seine allseits präsenten Humor in seinen Arbeiten hält *1969 Onek bei Kočevje/ SLO, lebt und arbeitet in Malerei und bis zu einem gewissen Grad auch sein Witz beides – Rebellion und Aussage – zusam- Prekmurje und in Wien, sein skulpturales Werk basieren auf einem großen men. Im Lachen, das seine Arbeiten unmittelbar Hochschule für Ange- Zeichentalent, das es ihm ermöglicht mit präzi- hervorbringt, vereint sich das Einfache mit dem wandte Kunst Wien (Adolf sen Strichen viele unterschiedliche Themen und Tiefsinnigen, Zugänglichkeit und Transzendenz so- Frohner) Zeichnungen, Motive spontan und expressiv auf das Papier zu wie das Eigensinnige mit dem Prinzipiellen. Objekten, Installationen und Malereien, Gründer bringen, ganz ohne Furcht und Scham und immer www.olivermarceta.com der Bewegung für Zumo- mit Virtuosität mit großer Lust am Erzählen. Der derne Kunst. 31
WASCHKÜCHE GARAGE EVA PETRIČ Aus der Rezension von Dr. Cornelia Cabuk: Das erzählende Element findet eine Vielzahl von auto-poetic visueller Verwirklichung und bezieht Eva Petric spielt mit den vielen Möglichkeiten der die Inhalte aus Mythen und Märchen gepaart mit erzählenden Fotografie; sie stellt intensive Motive eigenen Erfahrungen aus ihrem Leben in unter- dar, welche durch eine überfüllte Einbildungskraft *1983 Slowenien, lebt schiedlichen Ländern und Motiven ihrer Erinne- und arbeitet in New York, inspiriert werden. rung. Wien, Ljubljana Fotogra- Die eindringlichen visuellen Lösungen ihrer insze- fie, Video, Performance, In dem Fluss der visuellen Ideen erscheint ihre in- nierten Selbstporträts wenden sich an gender spe- Installation, Sound und dividuelle Arbeit mit der Fotografie als Reflexion Literatur. Psychologie, zifische Identitätsprobleme. Dafür verwendet sie aus flüchtigen bildlichen Ideen. Bildende Kunst Webster ausgewählte Objekte der Natur. University Wien, New www.evapetric.com Ihre eigene visuelle Sprache entwickelt sie durch Media Transart Institute die Verwendung unterschiedlicher Medien, welche New York-Berlin. Malerei, Bildhauerei, Film und Literatur beinhalten. 33
WASCHKÜCHE GARAGE NIKO STURM Niko Sturm kommt als Künstler aus der gestischen und Zitaten, denen er schlicht verbissenen Ernst Abstraktion, dem Genre, das ihm aus seiner Sicht nimmt, stehen der durchlebten Zeit humorvoll und die meisten malerischen Freiheiten einräumt. Auf stark entgegen. Monochrome Farbgestaltung gibt der Suche nach den Grenzen der Malerei und des Schrift und Tiefe den Vorrang. Die gemalt– und ge- * 1973 Klagenfurt, lebt Tafelbildes experimentiert er – in einer reduzierten schrifteten Objekte kann man durchaus auch als und arbeitet in Zinsdorf / Svinča vas, Wien und Farbpalette – mit verschiedenen Materialen und Installationen betrachten, als Wege in eine wilde, Berlin. Bundesgymna- Techniken und lässt dabei – neben einer ganz ein- vielschichtige und mächtige Freiheit. Gojko Mitić sium für Slowenen in dringlichen und aktuellen Bildästhetik – auch den soll einmal gesagt haben: "Auch Neid muss man Kärnten und Universität Humor nicht zu kurz kommen. sich hart erarbeiten!" für angewandte Kunst in Wien. Ausstellungen Eigens zur Ausstellung entstandene Werke auf in Österreich, Deutsch- großformatigen Leinwänden mit Texterweiterungen land, Slowenien, Kroatien, Italien, Belgien, Ukraine, Kirgisistan, Kasachstan. 35
WASCHKÜCHE GARAGE GUDRUN LENK-WANE Die Objekte und Installationen beschäftigen sich, kaputt ist, aber niemand mehr braucht, aus Kunst- nicht zuletzt aus ihrer eigenen Biografie heraus, stoffen, Textilien und Metall. mit den Lebensrealitäten als Frau, Mutter und „garage“ Den Faden spinnen. Verkehrswege und Künstlerin, mit Migration und Grenzüberschrei- -netze. Im Netz der vorgegaukelten Individuali- *1967 in Villach, lebt und tung, mit der Zerstörung der Natur, sei es durch tät gesichert. Vom Müssen und Haben; schneller, arbeitet in Wien. Büh- Plastikmüll oder Atomkraft und deren Rückwirkun- nen- und Kostümbild, stärker, weiter. Wohin kämen wir noch, wenn wir gen auf den menschlichen Körper. Malerei, Performance, da ausstiegen, die Fäden gekappt; und andere Modelabel OKUNI, textile „Diese Themen sind meine Rohstoffe und ich ver- Wege finden wollten. Haken schlagen, auswei- Kunstinstallationen im mische sie, wie es die jeweilige Arbeit verlangt.“ chen, glauben klüger zu sein als das Netz. Ich, öffentlichen Raum Mit- Gudrun Lenk-Wane nur ich bin ich, wo ich mir den Vorrang erzwinge. glied der Gesellschaft für Dabei im Netz zappelnd, ein Beutestück. bildende Künstlerinnen In der Serie „having it all. wanting more.“ wird zu und Künstler Österreichs, amorphen Gebilden verarbeitet, was noch nicht www.gudrunlenkwane.at Künstlerhaus. 37
KREUZGANG KREUZGANG-GARTEN
KREUZGANG KREUZGANG-GARTEN Der romanische Kreuzgang des 12. Jahrhunderts öffnet sich Werke selbst statt. Es gibt keinen besseren Standort für die, über Biforen mit breiten Mauerzungen in den Kreuzgarten. strengen Gestaltungsprinzipien folgenden Urnen von Melitta Ein kulturgeschichtlich reizvoller Sonderfall ist auch das wegen Moschik. Materialität und Monochromie spiegeln die Ruhe des des Niveauunterschiedes zur Kirche um einige Stufen erhöhte Ortes. Der ruhende Moment wird obsolet, sobald sich die Be- Kreuzgangportal. trachterin dem matten, hochpolierten Edelstahlspiegel von To- mas Hoke nähert. Ein Berühmt durch die außergewöhnliche Doppelsäule mit Tierdar- Zuviel an Nähe lässt ihn stellungen an der Basis und in den Kapitellen, ist der Kreuzgang vibrieren, den Betrach- des ehemaligen Benediktinerstiftes ein herausragendes Baubei- ter zurückweisend. spiel der Romanik in Österreich. An der Ostseite führt ein Por- tal in den im Kern noch hochromanischen Kreuzgang, um den KÜNSTLERINNEN & sich das mittelalterliche Benediktinerkloster erstreckte. KÜNSTLER Künstlerischer dialogischer Prozess findet durch die historisch Andreja Eržen | Seite 25 architektonischen Besonderheiten so mit dem Standort der Tomas Hoke | Seite 41 Melitta Moschik | Seite 43 39
KREUZGANG KREUZGANG-GARTEN TOMAS HOKE Auseinandersetzung mit dem menschlichen Kör- chen. Monumentale Metall-Skulpturen entste- per, seinen Verhältnissen, seinen Eigenschaften hen im Spannungsfeld der Überschreitung der und Möglichkeiten sowie die Reflexion der Physio- Körpergrenzen in den Raum, dem Übergang vom gnomie, die Beschäftigung mit dem menschlichen Mikro- in den Makrokosmos als Ort der Relations- *1958 Wien, lebt und ar- Mikrokosmos, mit Hirnforschung und Neuroästhe- verschiebungen, aber auch der gesellschaftlichen beitet in Wien, Berndorf tik, bedingen die formale und materielle Erschei- Wechselwirkungen. und Saager in Kärnten nung sowie den Charakter der Werke: assoziative, Kunstgeschichte an der Der seit dem Beginn zentrale Begriff, der künst- symbolische Formen, konfrontative, interaktive Universität Wien, Uni- lerischen Auseinandersetzung ist der „Resonanz- versität für Angewandte Objekte, kinetische, pneumatische, akustische raum“, ihn zu generieren, ist das Ziel. Kunst Wien, Meisterklas- Installationen, die als Vehikel der Wahrnehmung se für Metallgestaltung die visuellen, taktilen und auditiven Sinne anspre- www.hoke.at/tomas (Prof. Carl Auböck). 41
KREUZGANG KREUZGANG-GARTEN MELITTA MOSCHIK Die im Rahmen der Ausstellung präsentierte „HU- thematisieren den Tod als unausweichliche Bedin- MAN CONDITIONS“ beschäftigt sich mit den gung der Existenz. Die Wandobjekte greifen die Grundbedingungen des menschlichen Seins und signifikanten Umrissformen von Überurnen auf, * 1960 Villach, lebt und visualisert wesentliche Parameter der menschli- jenen Schmuckurnen, in welche nach der Feuer- arbeitet in Graz, Wien, chen Existenz, vom Goldenen Schnitt der Körper- bestattung die Aschekapsel gestellt wird. In Augen- Klagenfurt. Mathematik proportionen über exponentielles Wachstum bis höhe montiert, spiegeln sich die Betrachter und und Physik an der Univer- hin zum Faktum der Sterblichkeit. Betrachterinnen in den Bedingungen ihres Seins sität Graz. Mediale Instal- lation, Metallplastik und wider. Zwölf urnenförmige Acrylglas-Objekte aus dem Objektkunst, Kunst am Zyklus „DAS KLEINE SCHWARZE“, angeordnet www.moschik.at Bau und im öffentlichen in fortschreitender Anzahl der Fibonacci-Reihe, Raum, Interdisziplinäre Projekte zur Verknüpfung von Kunst, Wissenschaft und Technik. 43
STIFTSINNENHOF
STIFTS- INNENHOF Das Benediktinerstift mit der Stiftskirche gilt als eines der wich- An der Nordseite fällt eine barocke Sonnenuhr in Form eines tigsten Denkmäler romanischer Baukunst in Kärnten. Freskos des heiligen Sebastian auf, der sehr drastisch vom Zei- ger in Gestalt eines Pfeiles durchbohrt wird. Genau darunter Der Hof wird umsäumt von zweigeschoßigen Säulen- und Pfei- positioniert Nives Widauer ihre Masken der Macht. Wie Male lerarkaden, in denen sich Kunst von Jure Markota materialisiert auf Pfählen, in antiken Schirmständern als Füße, haben sie doch und von Gudrun Lenk-Wane hinterfragend parasitär und leicht nichts einschüchtern- wiederfindet. Der Gebäudekomplex mit vorspringendem Stie- des, verlieren durch genhaus umrahmt eine herrschaftliche Linde. ihre Materialität alles verängstigende und er- Nataša Sienčniks 2010 entstandene erleuchtete räumliche In- KÜNSTLERINNEN & stallation aus Zeltobjekten leiten Nachts sanft durch den Hof innern an die Ästhetik KÜNSTLER bis zur Stiftskirche, und scheint tagsüber wie eine temporären der Masken von Kiki Einnahme eines Gartens von dem wir doch täglich in den Nach- Kogelnik. Grudru Lenk-Wane | Seite 37 richten hören. Und dennoch umgibt sie der Schein von Wärme. Jure Markota | Seite 27 Nataša Sienčnik | Seite 46 Nives Widauer | Seite 61 45
STIFTS- INNENHOF NATAŠA SIENČNIK Eine temporäre Siedlung besetzt einen Innenhof. kurzlebigen Grenzen, das die Grundlage eines Ob- Weiße Zelte, von innen erleuchtet. Der Ursprung jekts und seine Einbeziehung in jede Form künstle- der Zelte ist unbekannt, genauso wenig wissen wir, rischer Kategorie in Frage stellt. Ihre Arbeiten sind ob es sich dabei um freiwillige oder unfreiwillige in Bezug auf Technik, Form und Dimension hetero- Migration handelt. Eine räumliche Intervention mit gen und umfassen theoretische Untersuchungen, *1984 Kärnten, lebt und Licht und serieller Wiederholung, die eine neue Fotografien, Videos und die Modifikation realer arbeitet in Wien und Topographie schafft. Die homogene Zeltsiedlung Objekte sowie öffentliche Installationen, an denen Kärnten. Studium der befindet sich außerhalb ihres natürlichen Lebens- das Publikum häufig direkt beteiligt ist. Angesichts Transmediale Kunst an der Universität für An- raums und scheint fehl am Platz. Die Intervention dieser formalen Komplexität ist der gemeinsame gewandte Kunst in Wien verrät ihren Ursprung nicht, sondern verweist auf Nenner die Aufmerksamkeit der Künstlerin auf die und Networked Media ein abstraktes, wanderndes Subjekt. Letztendlich Gegenwart, um ihre sozialen, politischen und kul- am Piet Zwart Institute verschwindet die Siedlung genauso schnell wie sie turellen Probleme zu untersuchen. (Text Michela in Rotterdam. Interaktive den Hof eingenommen hat. Sienčniks künstleri- Lupieri) Installationen, Objekte, Fotografien, Videos und sche Forschung liegt in einem hybriden Feld mit www.natasasiencnik.com Texte. 47
MOTTOZIMMER Erdgeschoss | Stiegenhaus | Gang | Zimmer 1 - Zimmer 5
MOTTOZIMMER Durch eine unscheinbare Holztür neben dem im Norden liegenden gotischen Portal mit den eingemauerten, berühmten Flechtsteinen aus der Karolingerzeit ausgestat- tet, gelangt man über eine steile Treppe ins Obergeschoß. Die aneinanderreihenden Räume wurden zuletzt als Wohnungen genutzt. Ihre Heterotopien ergeben ein Span- nungsfeld künstlerischer Raumaneignung. KünstlerInnen aus unterschiedlichen Regio- KÜNSTLERINNEN & nen begegnen sich im künstlerischen Kontext und treten so in einen künstlerischen Dialog. Poesie contra Theorie, das ist das menschliche Paradox von Intellekt im Kampf KÜNSTLER mit der Emotion – aktuell in Augenschein genommener, vielschichtig-rätselhafter Dop- Theres Cassini | Seite 51 pelsinn, zitiert Brigitte Borchhardt-Birbaumer Werner Hofmanns Doppelsinn. Caroline | Seite 53 Über Kopf schwebende Schwärme, die sich wie lebendig aneinander schmiegen, be- Tomas Hoke | Seite 41 wegen und berühren, geleiten hinauf. Ein langgezogener schmal verbindender Raum Richard Klammer | Seite 55 bietet Nischen zum Verweilen, Monitore laden ein, sich eine eigene Intimität mit künst- Ina Loitzl | Seite 57 lerischen Filmen zu schaffen. Von Raum zu Raum dringt man vor, eignet sich die künst- Ivan de Menis | Seite 59 lerischen Formen und Formulierungen an. Nataša Sienčnik | Seite 47 Nives Widauer | Seite 61 49
MOTTOZIMMER THERES CASSINI Als Schwarm präsentieren sich rätselhafte, fliegen- In der biomorphen textilen Skulptur Ovum wird de Objekte. die Skulptur zum Kleid, was sie auch ursprünglich war, eine Hülle, auf deren (Ober)fläche sich die *1960, lebt und arbeitet in “Sie sind als Gurken erkennbar, alle vom selben Welt erklärt. Sie schwebt, ballettartig, schwerelos Wien Fotografie, Objekte, Stamm. Mit ihnen dringt Theres Cassini ein in die schwimmend, auf jeden Hauch reagierende Skulp- Textile Arbeiten, Raumin- Strukturlogik lebendiger Körper. Denn die Gurke stallationen Sammlungen: tur, die zur Welt der Phantasie gehört. oder das Gurkenförmige, also die von ihren beiden Galerie Belvedere, Leopold Polen her als in die Länge gezogen gedachte Kugel, Zitate aus Fliegende Bionics von Elisabeth von Samsonow, Museum, Ursula Blickle dürfte so ziemlich die überlegenste Form in die- Gurkenschwarm, O&O DEPOT, Berlin 2020. Videoarchiv, Museum Villa Haiss Stuttgart, Museum sem Reich sein.“ www.cassini.at Moderner Kunst Klagenfurt 51
MOTTOZIMMER CAROLINE Torsionswirbel, Hinter dem Schleier, umgibt, mit. In ihrem autobiografisch anmutenden Rostschattenraster Werk, in ihrem malerischen Kosmos tummeln sich wunderbare Wesen, Engel, Dämonen, Tiere und Denkt man an die künstlerische Kraft der Frau in Menschen, denen eines gemein ist – sie schweben der Kärntner Kunstwelt, dann führt an Caroline *1940 Graz, lebt und ar- zwischen Zeit und Raum, scheinen keine Schwere beitet in Kärnten. Grafik- kein Weg vorbei. zu kennen. Das Sinnliche und eine Ästhetik der studium in Wien, Mitglied Die augeprägte lyrische Komponente in Carolines Sinnlichkeit umgeben ihre Werke, die durchaus Kunstverein Kärnten. Malerei inspirierte bereits Schriftsteller wie H.C. für Grenzerfahrung zwischen den Gefühlswelten Malerei, Objekt, Kostüm- Artmann und Gert Jonke. Sie teilt uns vieles über stehen. und Ausstattungsarbei- ten. Einzelausstellungen sich selbst als Künstlerin, als Mensch, als den- www.caroline-art.com und Beteiligungen Wien, kendes Wesen, aber auch über die Welt, die sie Klagenfurt, Linz, Salzburg, Graz, Paris, Köln, Lai- bach, Venedig, New York. Internat. Kunstmessen, Symposien, Workshops. 53
MOTTOZIMMER RICHARD KLAMMER Seine Protagonisten in VIEL ZEIT GENOSSEN tet und wird in der aktuellen figurativen Malerei positioniert Richard Klammer immer gleich. Trotz der Gegenwart wieder aufgegriffen. Jedoch nicht dieses strengen Bildaufbaus weiß er die individuelle mehr zu möglichst realitätsnaher Darstellung der Persönlichkeit seiner „Modelle“ nachzuspüren und Portraitierten, sondern als malerisches Verfahren, zu formulieren. in welchem es um Fragen des Bildraumes, der Fi- *1964 Obervellach, lebt gur, der malerischen Mittel, der Abstraktion und und arbeitet als Maler Die Portraitmalerei als eine der klassischen Gen- und Musiker in Klagen- um die Vielfalt der individuellen malerischen Aus- res in der Kunstgeschichte, schien mit dem Auf- furt. Studium Malerei drucksmöglichkeiten geht. „Die zeitgenössische Akademie der bildenden kommen der Fotografie obsolet. Mit der heutigen Porträtkunst ist zum Transportmittel der subjekti- Künste Wien (M. Pra- Flut an Selfies in den elektronischen Medien ist ven Stilsetzung, der stilistischen Signatur des Au- chensky). Mitglied bei der das gemalte Porträt oder Selbstportrait als Mit- tors geworden“ Robert Fleck Kunstsportgruppe Hoch- tel der Selbstvergewisserung komplett entwertet. obir (mit Uwe und Heiko Dennoch ist das Porträt nie verschwunden, wurde www.richardklammer.net Bressnik und Martin immer als malerisches Experimentierfeld bearbei- Dean), The Talltones. 55
MOTTOZIMMER INA LOITZL Die Heimat, der Körper, der Tod und das Leben sie neue Medien ein, um rauminstallativ die The- sind Ausgangspunkte der künstlerischen Arbeiten. matik ganzheitlich zu erfassen. Im Fokus steht immer der Mensch. Der Kern ihrer In ihrer filmischen Arbeit setzt Ina Loitzl assoziative Auseinandersetzung gilt dem eigenen weiblichen *1972, Klagenfurt, lebt Bilderkombinationen ein, die Gefühle, Erlebnisse Körper, wesentlichen Stationen und Phasen des und arbeitet in Wien. und vollkommen surreale Thematiken miteinander Lebens wie Schwangerschaft, Geburt oder das Al- Studium der Grafik und verbinden. Oft sind weibliche Situationen im Fo- tern. Selbst Künstlerin, Ehefrau und Mutter unter- Visuelle Medien am kus, in ihrer Kraft, aber auch ihrer Verletzlichkeit. Mozarteum in Salzburg sucht sie die verschiedenen Rollenbilder, die Frau- Durch Ton, Text, filmischen Übergänge und den Fotografie, Trickfilm und enkörpern von der Gesellschaft zugeschrieben narrativen Erzählstrang in seiner animatorischen Video, Objektkunst und werden. Häufig verwendet die Künstlerin textile Installation. Kürze bringt der Animationsfilm eine kleine Welt Objekte, deren Herstellung, das Nähen, als tradi- auf den Monitor. tionelle weibliche Arbeit gilt – dem gegenüber setzt www.inaloitzl.net 57
MOTTOZIMMER IVAN DE MENIS Compressione - Retta – Tessera | Der frontal ge- seits offengelegte Farbschlieren und Strukturen. richtete Blick auf die Arbeiten der Werkreihe Der Titel bezieht sich auf die bevorzugte Arbeits- technik: Zerrissene Leinwände, aus alten, ausge- Tessera – als Mosaiksteine zu verstehen, die aus schiedenen Werken recycelt, werden im Atelier * 1973 Treviso, lebt und einem großen Ganzen entnommen wurden, of- über eine Holzkonstruktion gespannt. Hochpig- arbeitet in Treviso. fenbart anderes, als der Blick nach einem Schritt mentierte Acrylfarbe kommt ins Spiel. Schicht um Bruno-Munari-Kunstinsti- zur Seite. Die Seitenflächen der rechteckigen und Schicht entstehen die Werke. Minimalität und Infi- tut in Vittorio Veneto und quadratischen Bildobjekte sind essenziell, dort die Accademia di Belle nität, über den Bildrand hinausgehend, Poesie und spielt sich die Malerei ab, und dort zeigen sich die Arti in Venedig. Ästhetik stehen in subtilem Miteinander. Spuren des Arbeitsprozesses weit mehr als auf der glatten, mit Epoxidharz versiegelten Front. www.ivandemenis.com Der Reiz liegt wie so oft im Kontrast, einerseits intensive Farb- und Leuchtkraft und anderer- 59
MOTTOZIMMER NIVES WIDAUER Die Suche nach Verbindungen zwischen dem Ana- stellungsthema deuten. Hinweise auf den Verlust logen und dem Digitalen und verstärkte Beschäf- zeitlicher und sozialer Komponenten der letzten tigung mit der Dekontextualisierung des eigenen Monate zitiert die Künstlerin ebenso, wie ver- *1965 in Basel, lebt und Werks stehen im Vordergrund. schmelzende, verdichtete, globale Informationen arbeitet in Wien. Studium aus Umwelt und religiöser Entität. So treffen zarte audiovisuelle Gestaltung Im »Bambuszimmer« erfährt man eine fiktive Schmetterlingsflügel auf gepresste Stein- und Me- an der Schule für Gestal- Darstellung eines möglichen, bewohnten Raumes, teoritenformationen im Bezug zur Sichtweise des tung in Basel. Live-video jeden Augenblick könnte die Bewohnerin eintre- Bühnenbilder für Theater eigenen Ichs auf die menschliche Existenz. ten und in der Verdichtung und konzentrierten und Oper, semidokumen- Präsentation ihrer Wahrnehmung auf das Aus- www.widauer.net tarische Filme. Kunsthaus Zürich, Kunsthistori- sches Museum, Austrian Cultural Forum NY, SPSI in Shanghai, Museum 61 Belvedere.
STIFTSKIRCHE Wiese vor der Kirche | Vorhalle
STIFTSKIRCHE VORHALLE Die Erfahrung, dass man Dinge auch anders sehen kann, anders setzt leuchtende Akzente auf der Wiese vor der Kirche, den als man gewohnt war sie wahrzunehmen – dass sich die Sicht Weg aus dem Stiftsinnenhof weisend. Die Sichtbarkeit des Lichts auf diese verändern kann, wenn man die Perspektive wechselt, an der Fassade des Stifts zieht sich tagsüber in das Innere des sie aus einem anderen Blickwinkel betrachtet, zu einem ande- Stiftes und in den Kirchenraum zurück, um nachts wieder an ren Zeitpunkt, aus der Entfernung von ein paar Stunden oder der Fassade in Erscheinung zu treten. Dies lässt einen direkten Jahren – wirft ein kritisches Licht auf das Sehen: Offensichtlich Bezug zur gegenwär- ist das Sehen kein Garant dafür, dass die Dinge so sind, wie man tigen Lebenssituation sie sieht. Textauszug von Andreas Spiegl entsteht: Auftritt, ge- folgt von Rückzug und In der ehemaligen Stifts- und heutigen Pfarrkirche im romani- Distanzierung in die KÜNSTLERINNEN & schen Stil einer dreischiffige Pfeilerbasilika regen Licht und Glas eigene Intimität. KÜNSTLER zu neuen Dialogprozessen an. Armin Guerino gibt das Innerste seines Tabernakels in der Vorhalle preis und Nataša Sienčnik Victoria Coeln | Seite 21 Armin Guerino | Seite 65 Nataša Sienčnik | Seite 47 63
STIFTSKIRCHE VORHALLE ARMIN GUERINO Der Tabernakel, übersetzt in das 21. Jahrhundert, über Medien und digitale Kommunikationsforen erfährt eine grundlegende Umformung, er ist of- öffentlich zur Schau gestellt. Die Partizipation am fen, transparent, für jeden einsehbar und wan- gesellschaftlichen Leben in der digitalisierten Ge- *1961, lebt und arbeitet delt sich somit vom verschließbaren, kompakten sellschaft verlangt nach der Offenbarung des Roh- in Wien, Schloss Saager Kärnten und München. Schrein zur Schauvitrine, in der das Private öffent- stoffes „Privates Leben“. Studium an der Akademie liche Teilung erfährt und jederzeit sichtbar ist. Die Form des Tabernakels baut auf eine Fibonacci- der bildenden Künste in Im Kontext des sozialen und gesellschaftlichen Folge und dem goldenen Schnitt auf. Wien. Malerei, Zeich- Handlungsraums der Gegenwart finden sich Merk- nung, Installation und www.guerino.at Objektkunst im öffentli- male einer Umkehrung: Die Individualität im Alltag chen Raum, Preisträger rückt in den Vordergrund und Persönliches wird des ersten Calls der Kärntner Kulturstiftung 2021. 65
©Victoria Coeln / Bildrecht, Wien 2021
STIFTSKIRCHE VORHALLE VICTORIA COELN SEESTRAHLEN | Wir nennen die Dinge beim einer anderen Sprache und nach anderen Namen Namen. Wir nennen die Orte und Dinge bei den Ausschau zu halten: nach Worten und Namen, die Namen, die man ihnen gegeben hatte. Oft ist es erst gefunden werden wollen und die Grenzen in allein der Name, der ein Ding erst zum Ding wer- jeder Sprache und zwischen den Sprachen sicht- den lässt, dieses namentlich trennt von jenem, das bar werden lassen ... eine chromophone Sprache, da anders heißt. Wirft man ein neues Licht auf die die sich in Victoria Coelns Chromotopen zu Wort Dinge, das diese nur streift, erhellt oder mitein- meldet – vielleicht wörtlich als Wortlicht. ander verbindet, dann beginnen sich die Bezeich- nungen aufzulösen, um im Namen des Lichts nach 67
GEWÖLBEKELLER
GEWÖLBEKELLER Zwei eng aneinanderschmiegende Bögen führen 24 Stufen tief rung gleich, kaum wahrnehmbar vibrierend beim geringsten in die historischen Kellergewölbe, die einst als kühle Lagerräu- Lufthauch und Licht, gestalten einen neuen Wahrnehungsraum. me im Sommer dienten. Hier findet Victoria Coelns Licht tags- Chromotopia, wie Victoria Coeln die mehrdimensionalen Er- über eine aufnehmende, Licht tragende Dunkelheit hier, findet gebnisse ihrer chromotopen Interventionen nennt, könnte Licht Raum und wirkt fast körperhaft. auch der Name einer Weltlandschaft sein, die sie von Region Coelns Licht ist konstruktiv. Es steht nahezu objekthaft im zu Region in ihr Licht Raum und kreiert eine eigene Körperlichkeit, einen zusätzlichen setzt, um all die in ihr Assoziations- und Vorstellungsraum schaffend, der sich mit dem enthaltenen, sich über- Realraum verwebt. (Heike Sütter) lagernden und kreu- zenden Wirklichkeiten Das Aufeinandertreffen von Licht und Material ergibt eine neue sichtbar zu machen. KÜNSTLERINNEN Dimension von Geschichte. Was bleibt von uns, was wird ge- Lucas Gehrmann Victoria Coeln | Seite 21 funden werden. Hinterlassene Spuren in Gold, einer Wegfüh- Gudrun Lenk-Wane | Seite 37 Tanja Prušnik | Seite 71 69
GEWÖLBEKELLER TANJA PRUŠNIK Tanja Prušnik erweitert ihren malerischen Ansatz Farbe: Gold. In »Spuren-sledi« beschreibt sie Spu- durch dessen Transformation und Integration in ren, die wir hinterlassen und die vielleicht einmal objekthafte, architektonische und raumbilden- jemand finden wird. Es entstehen subtile, sehr fra- de „Konstruktionen“. Zunächst überschreitet sie gile Arbeiten, Spuren von Farbe auf Folien, die als *1971 Wolfsberg, lebt und bereits im Malprozess selbst die „Grenzen“ des Installationen ebenso in der Natur gespannt wer- arbeitet in Wien. Archi- tektur an der Techni- Bildlichen. „Malspuren“ beschränken sich nicht den, zwischen Bäume oder auf Mauern, als auch schen Universität Wien. auf klassische Bildebenen und Materialien, son- im Rauminneren installativ zum Einsatz kommen. Malerei, Objekt, Installa- dern werden zum räumlichen Bildkörper, durch Stark und fragil, glänzend und nichtglänzend, sich tion, Bühnenbild, Buch- einbeziehen der Seitenflächen der Rahmung. Bei leicht im Wind bewegend, mit zwei Ansichten. Die gestaltungen, Architektur- bei der Werkserie Spuren_sledi arbeitet sie auf un- Farbe selbst soll Hoffnung und Zukunftsweisendes und Designprojekte und gewöhnlichem Material, das als Farbträger kaum ausdrücken. Kuratierungen. wahrnehmbar fungiert, es dominiert eine einzige www.prusnik.com 71
GALERIE IN PROGRESS FISCHHALLE
PROGRAMM GALERIE IN PROGRESS | FISCHHALLE KÜNSTLERINNEN & Wie der Namen verrät, wurde diese Halle als Fischmarkt genutzt und bis in die zweite Hälfte des KÜNSTLER 20. Jahrhunderts frischer Fisch aus dem Millstätter See verkauft. In der riesigen Halle im Westen gelegen befindet sich eine skulptural anmutende Stahltreppe aus dem 19. Jahrhundert, die die Barbara Ambusch Rapp Halle mit den oberen Turmwohnungen verbindet. Christian Bazant-Hegemark Franz Berger Als Folge Neudenkens künstlerischer Präsentationspraxis, wird die Fischhalle zu einer Galerie in Andreas Ehlers Progress umgewandelt. Hier wird wird die Dauerausstellung um Werke ergänzt, die quasi in situ Sabine Groschup entstehen. Einerseits bietet sie Raum für eine eigene Form von Ausstellung, indem sie nach Been- Iztok Maroh digung der Artist in Residence Zeit um jeweils ein vor Ort entstandenes Werk erweitert wird. So Ivan de Menis wird die Finissage des Gesamtprojektes gleichzeitig von einer Vernissage geprägt. Weiters werden Partnergarnelen Werke von KünstlerInnen präsentiert, die das Programm um Performance, Film oder temporäre Johannes Rass Präsenz erweitern. Elisabeth von Samsonow Hubert Sielecki Gerlinde Thuma u.a. 73
ARTIST IN RESIDENCE Das millstART Artist in Residence Programm wurde gemeinsam mit der Familie Berndl ent- wickelt. Eingeladene KünstlerInnen arbeiten bis zu zwei Wochen lang begleitend zur aktuellen Ausstellung und themenbezogen im Kunstatelier am Hafen des Romantik SPA Hotel Seefischer. KÜNSTLERINNEN & Es bietet KünstlerInnen die Möglichkeit, den Wirkungskreis ihrer künstlerischen Tätigkeit in Mill- KÜNSTLER statt zu erweitern. Wir versetzen die Residenzkünstler in die Lage, einen lebendigen Austausch mit KünstlerInnen und Hotelgästen sowie ortsansässigen Kunstinteressierten zu pflegen. Im Ab- Christian Bazant-Hegemark schluss an die Residence-Zeit werden hier entstandene Arbeiten Teil der Ausstellung konZEN- Andreas Ehlers TRATION_Auftritt und Rückzug in der Galerie in Progress. www.seefischer.at Ivan de Menis Johannes Rass Elisabeth von Samsonow Gerlinde Thuma u.a.
PROGRAMM Freitag, 28. Mai 2021 | 19:00 Uhr Sonntag 11. Juli 2021 | 20:00 Uhr LANGE NACHT DER KIRCHEN KUNSTGESPRÄCH Wo? Stiftskirche FELICITAS THUN-HOHENSTEIN Freier Eintritt | Keine Anmeldung notwendig MIT TANJA PRUŠNIK Lichtintervention und Kunstinstallation Kann eine Ausstellung Antworten auf Fragen der Solidarität Victoria Coeln _ PASSION LICHT : Millstatt geben und über Armin Guerino und Nataša Sienčnik die (Un-)Möglichkeit von Dialogischen Prozessen Amirah Pranzl Wo? Kreuzgang Andrew York: Home, Gitarre solo Freier Eintritt | Keine Anmeldung notwendig Begrüßung: Pfarrer Slawomir Czulak Felicitas Thun-Hohenstein ist Kunsthistorikerin und Professo- Diözesanbischof/škof Dr. Josef Marketz rin am Institut für Kunst- und Kulturwissenschaften, Akademie Valentina Schantl der bildenden Künste Wien; Kuratorin des Österreich Beitrags Augustin Barrios Mangore: La Catedral: Preludio, Gitarre solo Biennale 2019. Duo Giojoso (Amirah Pranzl, Valentina Schantl) Enrique Granados: Danza Espanola Nr. 2 Oriental, 2 Gitarren 75
Freitag, 16. Juli 2021 | 20:00 Uhr In den Kunstgesprächen sprechen wir KUNSTGESPRÄCH mit Gästen über brennende Fragen CHRISTINE WETZLINGER- und Themen, die wir im gesellschafts- relevanten und künstlerischen Kon- GRUNDNIG MIT TANJA PRUŠNIK text erfahren. Die Gespräche finden „Reaktionen und Auswirkungen“ - Die Pandemie hat die Kunstwelt dazu in lockerer Atmosphäre an lauen gezwungen viele ihrer Aktivitäten einzustellen und ihre Vorgehensweisen zu Sommerabenden im Kreuzgang statt. ändern, ein Gespräch über die vielfältigen Folgen und Auswirkungen für die Wir freuen uns über Ihre Teilnahme zukünftige Arbeitsweise im künstlerischen Kontext. und ihre Fragen. Wo? Kreuzgang Bitte entnehmen sie die aktualisierten Freier Eintritt | Keine Anmeldung notwendig Termine unserer Website millstart.at Mag.a Christine Wetzlinger-Grundnig ist Kunsthistorikerin, Kuratorin und Leiterin des Museum Moderner Kunst Kärnten.
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