Konzeption Waldgruppe - Familienzentrum Bad Wildungen - Stand: 12.09.2021 - Lebenshilfe-Werk Kreis Waldeck ...

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Konzeption Waldgruppe - Familienzentrum Bad Wildungen - Stand: 12.09.2021 - Lebenshilfe-Werk Kreis Waldeck ...
Konzeption Waldgruppe

                     Familienzentrum Bad Wildungen

                                                     Stand: 12.09.2021

Familienzentrum Bad Wildungen
Lebenshilfe-Werk Kreis-Waldeck-Frankenberg e. V.
Am Langen Rod 104
34537 Bad Wildungen
Telefon: 05621 752986 - 430

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Konzeption Waldgruppe - Familienzentrum Bad Wildungen - Stand: 12.09.2021 - Lebenshilfe-Werk Kreis Waldeck ...
Inhaltsverzeichnis

1    Vorwort...................................................................................... 3

2 Der Träger - Lebenshilfe-Werk Kreis Waldeck-Frankenberg e.V.
(LHW) .............................................................................................. 4

3. Waldkindergarten ..................................................................... 5
     3.1   Organisation und Waldgrundstück .......................................................................... 5
     3.2   Kleidung ...................................................................................................................... 7
     3.3   Auf die Eltern kommt es an ....................................................................................... 7
     3.4   Weiterbildung ............................................................................................................. 7
     3.5   Tagesablauf ................................................................................................................ 8
     3.6   pädagogische Aktivitäten ......................................................................................... 9
     3.7   Tiergestützte Pädagogik.......................................................................................... 10

4. Schlusswort ............................................................................ 14

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Konzeption Waldgruppe - Familienzentrum Bad Wildungen - Stand: 12.09.2021 - Lebenshilfe-Werk Kreis Waldeck ...
1 Vorwort

In unseren drei Familienzentren Korbach, Frankenberg und Bad Wildungen betreuen wir Kinder mit
und ohne Behinderung im Alter vom vollendeten 9. Lebensmonat bis zum Schuleintritt.
Ziel all unserer Aktivitäten ist stets die individuelle Förderung jedes einzelnen Kindes.
Für uns ist jedes Kind eine einzigartige und unverwechselbare Person. Es hat das Recht auf die
Wahrung seiner Persönlichkeit sowie die für seine Entwicklung erforderliche Anregung, Unterstützung
und Begleitung.

Integration, Inklusion und gemeinsame Sozialisation von Kindern mit und ohne Behinderung und nicht
deren getrenntes Aufwachsen verstehen wir als normal und streben wir an. Inklusion vollzieht sich in
den verschiedenen Interaktionen von Kindern untereinander, zwischen Kindern und Erwachsenen
sowie in der interdisziplinären Zusammenarbeit.

Wir als erfahrender Träger in der Kindertagesbetreuung wollen die Familien in diesem Prozess
unterstützen und ihnen als Anlauf- und Begegnungspunkt zur Verfügung stehen. In dem vorliegenden
Konzept einer Waldgruppe bieten wir den Familien und Kindern in Bad Wildungen eine zusätzliche
Betreuungsform im Rahmen der Naturpädagogik an.

Diese Konzeption der Waldgruppe des Familienzentrums stellt eine Ergänzung der Konzeption des
Familienzentrums Bad Wildungen in der jeweils gültigen Version dar. Die dort beschrieben
organisatorischen und pädagogischen Konzeptionen, sowie die Schwerpunkte des Familienzentrums
sind gleichermaßen für die Waldgruppe gültig.

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2 Der Träger - Lebenshilfe-Werk Kreis Waldeck-Frankenberg e.V. (LHW)
Das Lebenshilfe-Werk Kreis Waldeck-Frankenberg e.V. (LHW) ist ein regionaler Sozial - Dienstleister
in Form einer gemeinnützigen Einrichtung (e.V.).
Die „tragenden“ Mitglieder sind die Lebenshilfe-Vereine Frankenberg (Eder) e.V. und Waldeck e.V.
Weitere Mitglieder sind unter anderem der Landkreis und zahlreiche Kommunen und Vereine aus der
Region.

Der Träger sieht es als seine gesellschaftliche Aufgabe              an,   eine   Verwirklichung   von
Integration/Inklusion von Menschen mit Behinderung zu schaffen.
Das LHW ist in den Fachbereichen:
    •   Kinder, Jugend und Familie
    •   Arbeit
    •   Wohnen und offene Hilfen
    •   Zentrale Dienste
organisiert.

Das Ziel unserer Arbeit ist die Bereitstellung eines Angebotes von individuellen Hilfen und gezielter
Förderung. Dafür gilt stets der Grundsatz „Hilfe zur Selbsthilfe“. Mit diesen Leistungen sorgt das LHW
für die Unterstützung der Menschen mit Behinderung zur Wahrung des Rechts auf Gleichbehandlung
und die freie Entfaltung der Persönlichkeit.

Hier einige Beispiele aus dem Leistungsprofil des LHW:
    •   Wohnangebote
    •   Werkstätten für Menschen mit Behinderung
    •   Familienentlastender Dienst (FeD)
    •   Ambulanter Pflegedienst
    •   Interdisziplinäre Frühförderstellen
    •   Familienzentren Lebenshilfe-Werk Kreis Waldeck-Frankenberg e.V. (LHW)

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3. Waldkindergarten
Die Entstehung der Waldkindergärten kommt aus Dänemark. Das Erleben der Natur, das Spielen und
Toben unter freiem Himmel, in der offenen Landschaft, ist in den nordischen Ländern eine wesentliche
Voraussetzung für Lebensqualität. In privater Trägerschaft wurde 1968 in Deutschland der erste
Waldkindergarten gegründet. Im Jahr 1993 folgte dann der erste kommunale Waldkindergarten in
Deutschland. Durch die ausschließlich positiven Entwicklungen haben sich in Deutschland bis heute
ca. 700 anerkannte Waldgruppen gebildet.

Kindheit in der heutigen Zeit findet hauptsächlich im Elternhaus, dem Kindergarten und der Schule
statt. In allen Lebenswelten werden den Kindern industriell gefertigte Spielmaterialien, Spielgeräte,
Lebensmittel, Filme, Computerprogramme und zahlreiche weitere Medien zur Entwicklung zur
Verfügung gestellt. Teilweise nehmen die Kinder an zusätzlich organisierten Angeboten wie Reiten,
Ballett oder Musikunterricht teil. Trotzdem nehmen wir eine deutliche Zunahme von
Verhaltensauffälligkeiten bei den Kindern wahr. Insgesamt können sich Kinder nicht mehr so gut
konzentrieren, sie haben keine Ausdauer und reagieren häufig bereits bei kleinen Belastungen
aggressiv. Außerdem weisen viele Kinder Sprachstörungen auf, ihre Wahrnehmungsfähigkeit ist
reduziert oder ihre Motorik ist nicht altersgemäß entwickelt. Mit dem Konzept eines Waldkindergartens
möchten wir den Kindern einen natürlichen Raum bieten, der sowohl ihre motorischen, sensorischen
als auch die sozialen Fähigkeiten fördert.
Der Schwerpunkt der Förderung in der Natur bezieht sich auf die Schulung der Sinne, der Grob- und
Feinmotorik, der Kreativität und der Phantasie. Die Bewegung und der verstärkte Einsatz der Sprache
sind für die Entwicklung motorischer Ausgeglichenheit und intellektueller Fähigkeiten von großer
Bedeutung.
Ein Vorteil ist das Spielen in der Natur. Die frische Luft, die wechselnden Temperaturen, die Bewe-
gung und das Ausprobieren körperlicher Fertigkeiten härten ab, stärken die Abwehrstoffe im Körper
und tragen so zur Gesundung oder Vorbeugung bei. Das gilt auch für die Erwachsenen. So ist zum
Beispiel die akustische Belastung für die Mitarbeiterinnen geringer als in einem Gebäude.

Insbesondere für Kinder mit Behinderung und/oder Fluchterfahrung bietet die Waldgruppe eine
Chance für ihre weitere Entwicklung. Auch für Kinder mit einer Behinderung oder einer
Entwicklungsverzögerung bietet der Waldkindergarten Integrationsmöglichkeiten durch die Stärkung
der eigenen Lebens- und Handlungskompetenz, sowie durch die Steigerung des
Gemeinschaftsgefühls und des Selbstvertrauens.
Insbesondere für Bad Wildungen bietet es sich an unterschiedliche Konzepte und Betreuungsformen
zur Verfügung zu stellen und somit die Wahlmöglichkeiten für Eltern und ihr Kind zu erhöhen.
Zusätzlich besteht hier die Chance die Ressource Natur und Wald zu nutzen. Bei den Kindern kann
durch die intensive Beobachtung der Umwelt ein anderes Bewusstsein und Verantwortungsgefühl
gegenüber der Natur erreicht werden. Man kann davon ausgehen, dass Kinder, die in ihrer Kindheit in
enger Bindung an die Natur aufgewachsen sind, sich auch in ihrem Erwachsenenleben von einer
besonderen Verantwortung für die natürliche Umwelt leiten lassen.

                Die Kinder sollen die Natur als Freund, als tollen Spielkameraden
                             und als erlebbare Umgebung erfahren.

3.1     Organisation und Waldgrundstück

Von entscheidender Bedeutung unserer Waldgruppe ist
das geeignete Grundstück mit dem dort
befindlichen beheizbaren Tinyhouse. Wir sind
uns mit dem zuständigen Revierförster, sowie
der Stadt Bad Wildungen sehr schnell einig
geworden und so bekamen wir ein
städtisches Waldstück oberhalb des
Kurparkes      (Herzog-Georg-Weg)        zur
Verfügung gestellt. In diesem Wald wurden
bereits Führungen für Kindergruppen durch den
Förster angeboten und es verfügt über eine sehr
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gute Verkehrsanbindung (Parkplatz und Rettungsweg).

Um sich an kalten Tagen aufzuwärmen oder um Kinder bei Bedarf zu wickeln, ist ein mobiles
Tinyhouse am Rand des Kurparkes aufgestellt. Außerdem gibt es auf dem Platz und in unmittelbarer
Nähe ein Tipi. Das Haus verfügt über Sitzgelegenheiten, Garderoben,
einen Kühlschrank, eine Toilette, einen Wickelbereich und ein
                Waschbecken, welches durch einen täglich
                    frisch gefüllten mobilen Wasserkanister
                         betrieben wird. An kalten Tagen
                          haben sowohl die Kinder als
                            auch     die     pädagogischen
                              Fachkräfte die Möglichkeit
                               sich an einem angemeldeten
                                Lagerfeuer auf dem Platz und
                                im Tipi aufzuwärmen.

Eine räumliche Begrenzung durch einen Zaun gibt es nicht. Der Bewegungsraum der Kinder ist durch
sichtbare Markierungen (z.B. an Bäumen) begrenzt. Die Waldkindergartengruppe ist neben dem
Aufenthalt auf dem Grundstück durch Ausflüge und Spaziergänge oft im angrenzenden Waldgebiet
unterwegs.

Die Waldgruppe umfasst aus pädagogischer          Sicht   eine
begrenzte Anzahl an Betreuungsplätzen.

Eine beispielhafte Zusammensetzung der Gruppe wäre:

   •   11 Kinder über 3 Jahren

   •   5 Kinder unter 3 Jahren

   •   2 Kinder mit Behinderung über 3 Jahren

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In der Waldgruppe werden qualifizierte, pädagogische Fachkräfte eingesetzt. Regelmäßige
Fortbildungen sind für die Kollegen und Kolleginnen ein fester Bestandteil in der Jahresplanung.

Die Betreuungszeit der Waldgruppe findet zwischen 07:30 – 13:30 statt. Die Kinder sind fest in der
Waldgruppe eingeplant.

Für Notfälle und eingehende Elternanrufe ist ein Mobiltelefon vorhanden.

Einige Tage im Jahr ist der Besuch des Waldkindergartens Wetter bedingt nicht möglich. Dazu zählen
die Sommergewitter, Sturmschäden oder sehr schneereiche Tage. An diesen Tagen kann die Gruppe
den ausgewiesenen Schutzraum des Familienzentrums aufsuchen. Nach den Erfahrungen aus
anderen Waldkindergärten zu urteilen, handelt es sich hierbei um ca. 10 Tage im Kalenderjahr.

3.2    Kleidung

Besonders wichtig ist die Kleidung der Kinder. Diese sollte bequem zweckmäßig und dem Wetter
entsprechend sein. Die Kinder müssen sich wohlfühlen. Ganz besonders ist auf festes Schuhwerk
(z.B. Wanderschuhe) zu achten, so dass die Kinder sich nicht verletzen können. Außerdem muss
immer lange Kleidung und ein Halstuch (z.B. Buff) getragen werden, um Dornen und Zecken zu
vermeiden.

Wechselkleidung und Sonnencreme sollte für jedes Kind im Bauwagen vorhanden sein. Im Rucksack
sollten sich täglich Socken, Unterwäsche und bei Bedarf Windeln befinden.

3.3    Auf die Eltern kommt es an
Mit eine der wichtigsten Vorrausetzung für das Gelingen einer Waldgruppe sind die Eltern. Sie
müssen sich mit dem Thema und der Konzeption auseinandersetzen und sich mit ihr identifizieren
können. Die Anmeldung eines Kindes in der Waldgruppe, sollte auf Wunsch der Eltern und des
Kindes speziell für diese Gruppe erfolgen. Die Eltern und ihre Kinder haben die Möglichkeit mit der
Einrichtungsleitung Hospitationstermine zu vereinbaren.

Eine besondere Bedeutung erhält in der Waldgruppe aufgrund der besonderen pädagogischen
Ausrichtung die partnerschaftliche Elternarbeit.

3.4    Weiterbildung
Ebenso wichtig ist es, dass sich das pädagogische Personal mit der Konzeption und dem Alltag im
Wald auseinandersetzt und identifiziert. Fortbildungen können auch hierbei einen wesentlichen
Beitrag leisten. Zusätzlich sind die regelmäßigen Schulungen in Erste-Hilfe eine Voraussetzung für
eine Waldgruppe.

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3.5        Tagesablauf

.

                 • Frühbetreuung
    07:30 -08:00 • Arbeitsbeginn 2. pädagogische Fachkraft
        Uhr

                  • Bringzeit
                  • Arbeitsbeginn 3. pädagogische Fachkraft
    08:00 - 09:00
        Uhr       • Aktivitäten in Kleingruppen / Freispielzeit

                  • freies Frühstück
                  • Freispiel
    08:00 - 10:00
        Uhr       • Aktivitäten/ Angebote

                    • Morgenkreis
    10:00 - 10:15
        Uhr

                • Ausflüge/ Spaziergänge
                • Angebote
    10:15-12:00 • Freispiel in Wald und Natur

                  • zweite Brotmahlzeit (wird von den Eltern mitgegeben)
    12:00 . 12:45 • Freispiel
        Uhr

                    • Abholzeit
    12:45 - 13:30
        Uhr

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3.6    Pädagogische Aktivitäten

Die Kinder lernen verschiedene Pflanzen und Baumarten kennen. Ganz wichtig hierbei ist es, mit den
Kindern den richtigen Umgang mit der Natur zu erarbeiten. z.B. dass im Wald keine Pflanzen, ohne
Ab-                    sprache mit den pädagogischen Fachkräften, gegessen werden dürfen. Sie
                            lernen wichtige Verhaltensregeln für den Lebensraum Wald und werden
                               dabei begleitet Verantwortung zu übernehmen. Die pädagogischen
                                  Angebote und Aktivitäten sind vielseitig und haben die Natur und
                                   Umwelt stets im Fokus. Außerdem lernen die Kinder ebenfalls den
                                    Umgang mit Feuer und wie sie sich am Feuer Verhalten müssen.
                                    Die Kinder können ebenfalls den pädagogischen Fachkräften mit
                                    einer geeigneten Kinderaxt helfen Holz für das Feuer zu hacken.
                                    Außerdem können die Kinder an der Feuerstelle das Holz zu
                                   einem Turm stapeln und das Feuer mithilfe eines Feuerzeuges
                                  anzuzünden. Die pädagogischen Fachkräfte fördern die Kinder
                                darin, welche Materialien hilfreich zum Feuer anmachen sein könn-
                             ten, wie zum Beispiel Harz oder Buchenrinde. Ebenfalls helfen die Kin-
der                     Holz für das Feuer zu sammeln oder klein zu sägen. Die pädagogischen
Fachkräfte ermutigen auch die größeren Kinder neues auszuprobieren, wie zum Beispiel mit Feuer-
stahl Feuer zu machen.

Ein ganz großes Thema im Wald ist ebenfalls das Schnitzen. Dort erlernen die pädagogischen Fach-
kräfte den Kindern den Umgang mit dem Messer. Die Kinder können sich immer einen Stock suchen,
anschließend sollen die Kinder zu einer pädagogischen Fachkraft kommen. Diese geht mit den Kin-
dern die Schnitzregeln durch und händigt ihnen ein für das Kind geeignetes Messer aus. Wir haben im
Wald sowohl einfache Schnitzmesser (Küchenmesser) oder Opinel. Die Kinder dürfen ebenfalls ihr
eigenes Schnitzmesser von zu Hause mitbringen. Diese müssen dann am Anfang des Kindergarten-
tages das Messer bei einer pädagogischen Fachkraft abgeben. Das Messer wird dann von den päda-
gogischen Fachkräften aufbewahrt und auf die funktionstüchtigkeit kontrolliert.

Die pädagogischen Fachkräfte versuchen einmal in der Woche mit den Kindern zu kochen. Wir bieten
Stockbrot, Pizza oder verschiedene Suppen an. Für das Stockbrot haben die pädagogische Fachkräf-
te Haselnussstöcke mit den Kindern geschnitzt, wo der Teig herum gewickelt werden kann. Bevor das
Kochen aber beginnen kann, wird gemeinsam mit den Kindern das Feuer angezündet. Nachdem eine
Glut entstanden ist, kann mit dem Kochen begonnen werden. Hierbei lernen die Kinder Geduld und
Selbstständigkeit. Die Pizza wird mit Tomatenmark, Kräutern und Käse belegt und wird in einem
Dutch Oven gelegt und in einem Glutbett aus Holz und Kohle gebacken. Anschließend teilen wir die
Pizza unter den Kindern auf, bis die letzte Pizza gegessen wurde. An den Tagen wo wir Suppe selber
kochen, können die Kinder zunächst einmal die Zutaten für die Suppe schälen oder klein schneiden.
Anschließend werden die Zutaten angebraten und anschließend über dem Feuer gegart.

Die Bewegungserziehung steht ebenfalls besonders im Vor-                                      der-
grund. Die Sicherheit und Aufsicht der Kinder steht dabei
an erster Stelle. In großen Kindergruppen führt Kunst-
licht und Lärm zu Reizüberflutung. Hinzu können
durch ständiges Sitzen und wenig Bewegung noch
Haltungsschäden kommen, wie in den letzten Jah-
ren beobachtet werden konnte. Der Wald steht mit
seinen unendlich vielen Spiel- und Bewegungs-
möglichkeiten offen und lädt dazu ein aktiv und in
Bewegung zu sein.

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Bisher unerwähnt blieb in dieser Konzeption der gesundheitliche Aspekt in Form von neuen
Bewegungsräumen und die Vorbeugung von Infektionskrankheiten und Übergewicht. Die Natur kann
für Kinder zahlreiche neue Perspektiven in der vorschulischen Förderung bieten und ihren Lernschatz
erweitern. Durch die Natur werden bei Kindern Kompetenzen gefördert, die sie in herkömmlichen
Betreuungskonzepten nicht entwickeln könnten.

Im                              Wald bietet sich auch eine gute Gelegenheit, eigene Gedanken und
                                     Strategien zu entwickeln.        Durch die Möglichkeiten mit
                                       Naturmaterialien zu spielen, werden die Kreativität und
                                          Denkprozesse der Kinder geweckt. Das Kind hat in der
                                           Natur die Möglichkeit, Alternativen zu überfüllten
                                            Kinderzimmern zu finden und diese durch die
                                            spielzeugfreie Zeit ganz bewusst zu erleben.

                                       Im Wald sind Kinder besonders aufeinander angewiesen.
                                       Soziale Kompetenzen werden in vielen Bereichen
                                      gefördert. Schnell stoßen die Kinder an Regeln und
                                    Grenzen, bei denen sie sich einander helfen und
                                 unterstützen müssen. Diese Erfahrung schafft Selbstvertrauen
                               und stärkt die Persönlichkeitsentwicklung. Das autonome Handeln
und                      das Vertrauen was den Kindern z.B. in Bezug auf die Einhaltung der
Begrenzungsmarkierungen entgegengebracht wird fördern das Selbstvertrauen und die Autonomie
der Kinder zusätzlich.

                Die Natur ist ein unabdingbarer Lernort für alle
                             Entwicklungsbereiche

3.7     Tiergestützte Pädagogik
In der tiergestützten Arbeit ist es für uns wichtig, dass die Kinder einen angemessenen Umgang mit
Hunden lernen. Nicht jedes Kind muss Hunde mögen, sondern nur akzeptieren. Die Aufgabe des
Therapiebegleithundeteams ist es, den Kindern zu zeigen, dass sie keine Angst vor dem Hund haben
müssen und dass sie in allen Lebenslagen von dem Hund unterstützt werden. Es wird den Kindern
gezeigt, dass der Hund eine wertvolle Unterstützung ist, sodass sie mit allen Sinnen lernen können.
Der Hund dient für die Kinder als Motivator in ihrer Entwicklung.

In der tiergestützten Pädagogik gibt es viele Möglichkeiten, mit den Kindern zu arbeiten.
Der Hund kann in vielen erzieherischen Bereichen helfen und unterstützen. In Hinblick auf die
Wahrnehmung, Selbstwahrnehmung, Bewegung, Kognition und Sprache gibt es zahlreiche
Möglichkeiten den Hund einzusetzen. Die Kinder merken nicht, dass sie üben oder gefördert werden,
da alle Aktivitäten mit dem Tier spielerisch und ohne Zwang und Druck ausgeführt werden. Für die
Lernfortschritte ist es wichtig, dass die Kinder mit dem „Was sie tun“, Erfolge erzielen. Die Kinder
lernen bei dem alltäglichen Umgang mit dem Hund nicht nur die oben genannten Aspekte, sondern
lernen ebenfalls Verantwortung zu übernehmen, emphatisch zu Handeln und die tierischen Begleiter
stärken nebenbei ihr Selbstbewusstsein und das Selbstwertgefühl.

3.7.1    Warum setzen wir einen Hund ein?
Wir setzen einen Hund als Motivator der Kinder in allen Bildungsbereichen ein, da Kinder schnell
einen Kontakt zu Tieren herstellen und durch das Tier immer wieder zu aktiven Handeln animiert
werden. Zudem ist die Tierwelt die Lieblingswelt von vielen Kindern. Sobald ein Kind traurig ist und ein
Tier in der Nähe ist, ist der Schmerz ganz schnell vergessen.
Für viele Kinder ist es heutzutage leider nicht mehr selbstverständlich, dass sie mit Tieren
aufwachsen. Viele Familien haben nicht die Zeit, um ein Tier oder ein Hund zu halten. Kinder sollten in
der tiergestützten Pädagogik erleben, dass sie nicht vor allen Hunden Angst haben müssen. Dabei ist

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es wichtig, den Kindern zu erklären, dass es auch gefährliche Hunde gibt. Kinder sollten immer
Respekt gegenüber den Hunden haben und lernen, dass sie nicht ohne zu Fragen zu fremden
Hunden gehen sollten. Durch den Einsatz des Hundes im pädagogischen Alltag lernen die Kinder den
richtigen Umgang mit Hunden. Bei einer Begegnung mit einem fremden Hund wird den Kindern ein
adäquates Verhalten und Respekt gegenüber den Hunden gezeigt. Die Kinder können die
Kommunikation des Hundes erlernen und sie können im Verlauf der Arbeit die Signale des Hundes
entschlüsseln. Da der Hund schon im Laufe der Evolution immer ein Wegbegleiter des Menschen war,
gehören Hunde zu den Tieren, die sich der Kommunikation des Menschen angenähert haben. Die
Hunde zeigen uns durch ihre Körperhaltung in verbaler und nonverbaler Form die Bereitschaft der
Kommunikation. Durch den Hund schaffen es die pädagogischen Fachkräfte oft, eine vertrauensvolle
Beziehung zum Kind aufzubauen. Die Kinder erhalten von dem Hund ein Gefühl von Geborgenheit
und fühlen sich bei dem Hund sicher.

3.7.2   Das Therapiebegleithundeteam
Jerry ist eine vierjährige black tri Australian Shepherd Hündin. Sie ist am 07.07.2017 in München
geboren und hat ein sehr freundliches, aktives, gutmütiges Wesen und liebt es zu arbeiten. Sie liebt
Kinder und sie zeigt eine hohe Bereitschaft am Lernen. Bei allen Aufgaben die Jerry gestellt werden,
zeigt sie sehr schnell ihr Können und möchte dem Hundführer gefallen. Jerry hat großen Spaß am
Kontakt mit Menschen und ist neugierig in einer neuen Umgebung. Sie geht sehr gerne spazieren,
apportiert gerne ihren Ball oder ihren Futterbeutel. Des Weiteren liebt sie das Lernen mit dem Clicker,
den Menschenkontakt, das Kuscheln mit den Menschen und sie liebt es, beschäftigt zu werden.
Schon als Welpe hat Jerry alle unterschiedlichen Reize und Menschen kennenlernen dürfen, sodass
sie schon bei ihrer Mutter sehr gut sozialisiert wurde. Dies wurde dann im Alter von 4 Monaten mit der
Jerry weitergeführt. Sie hatte von Anfang an viel Kontakt zu Artgenossen und zeigte sich immer stets
freundlich. Als Junghund wurde mit Jerry eine Hundeschule besucht. Im August 2019 wurde die
Therapiebegleithundeausbildung begonnen und im September 2020 die Prüfung abgelegt.
Die pädagogische Fachkraft und gleichzeitig die Hundeführerin heißt Katharina Meyfarth.

3.7.3   Hygieneplan und medizinische Voraussetzungen
Um das Risiko einer möglichen Infektionsübertragung von dem Hund auf den Menschen und
umgekehrt zu minimieren, werden folgende Maßnahmen durchgeführt:
   • Regelmäßige Durchführung der vorgeschriebenen Impfungen.
   • Regelmäßige Kontrolle des Hundes auf Befall von Endoparasiten durch regelmäßiges ent-
       wurmen (alle 3 Monate).
   • Regelmäßige Kontrolle von Ektoparasiten durch die äußere Untersuchung des Hundes.
   • Hundeutensilien, wie z.B. Gefäße, Spielzeug, Hundedecken usw., werden separat aufbewahrt
      und regelmäßig gereinigt.
   • Kein Einsatz des Hundes, wenn er krank ist.

Um die Hygiene im Umgang mit den Kindern und den Hund zu gewährleisten, halten wir folgende
Hygienemaßnahmen ein:
   • Nach jeder Einheit mit dem Hund werden die Hände gewaschen.
   • Der Hund betritt keine Küche in dem Essen vorbereitet wird.
   • Falls Allergien bestehen, setzt sich das Team zusammen und der
       Alltag wird besprochen, sodass das Kind nicht gefährdet wird.

Der Hund besitzt ein gültiges Gesundheitszeugnis vom Tierarzt und einen
aktuellen Impfausweis.

Sollte ein Kind eine Allergie gegen Hundehaare haben, wird geklärt, ob das
Kind ebenfalls eine Allergie gegen Jerry aufweist. Sollte das Kind eine
allergische Reaktion auf Jerry aufweisen, wird der Kontakt zwischen dem
Kind und dem Hund vermieden. Falls das Kind doch in Berührung mit dem
Hund kommt, werden im Anschluss sofort die Hände gewaschen.

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3.7.4   Ziele der tiergestützten Pädagogik
3.7.4.1 Wahrnehmung
In der Interaktion mit dem Hund werden verschiedene taktile Reize erlernt. Sie erlernen die Reize
durch das Streicheln des Hundes oder durch die feuchte und raue Zunge des Hundes zum Beispiel
durch Leckerligabe. Die Tiefenwahrnehmung (propriozeptive Wahrnehmung) können spielerisch durch
Zug und Druck geübt werden. Dabei hilft das Führen des Hundes an der Leine.

3.7.4.2 Selbstvertrauen
Der Hund gibt den Kindern durch sein Verhalten eine direkte Rückmeldung, wie selbstbewusst sie
sind. Wollen die Kinder dem Hund Kommandos nennen, die er befolgen soll, müssen die Kinder ein
gewisses Selbstvertrauen ausstrahlen. Wenn ein Kind dem Hund schüchtern ein Kommando nennt,
wird der Hund dieses nicht ausführen, wo hingegen der Hund die Kommandos eines selbstbewussten
Kindes durchführen wird.

Wenn ein Kind aus irgendwelchen Gründen Angst vor Hunden aufzeigt, werden wir dem Kind die
Möglichkeit geben sich auf Abstand zu dem Tier aufzuhalten. Aus gewünschter Entfernung den Hund
zu beobachten ist für das betreffende Kind meist schon Mut genug. Im Laufe der Zeit wird das Kind
ermutigt Kontakt zu dem Hund aufzunehmen. Es wird jedoch nicht gedrängt sich dem Hund zu
nähern. Das Kind sollte freiwillig auf den Hund zugehen, denn die Freude am Hund muss im
Vordergrund stehen.

3.7.4.3 Bewegung
Bewegung ist sowohl für den Hund als auch für das Kind sehr wichtig. Der Hund fordert oftmals die
Kinder durch seine Körperhaltung zum Bewegen oder zum Spielen auf. Um hier die Bewegung zu
fördern, kann dafür zusätzlich ein Parcours aufgebaut werden, welcher von den Kindern und dem
Hund absolviert wird. Hierbei kann der Hund dem Kind den Parcours zeigen oder umgekehrt.

3.7.4.4 Kognition
Der Begriff Kognition ist ein sehr breit gefächerter Begriff und umfasst alle Denk und
Wahrnehmungsvorgänge. Dazu gehören Konzentration, Aufmerksamkeit, Erinnerung, Lernen,
Orientierung und logisches Denken. Mit dem Hund und den Kindern können zusammen viele kognitive
Denk- und Wahrnehmungsvorgänge spielerisch eingeübt werden. Dazu gehören beispielsweise auf
einem Bein stehen. Dabei dient der Hund als Motivator, der die Fähigkeiten den Kindern spielerisch
beibringt.

3.7.4.5 Sprache
Hunde regen die Kinder zum Sprechen an. Hierbei dienen die Hunde als stille Zuhörer oder sie
können mit den Hund sprechen. Der Hund gibt den Kindern keine negative Rückmeldung zur
Aussprache und er kann das Kind nicht verbessern. Aber der Hund gibt dem Kind das Gefühl es zu
verstehen. Außerdem bewertet oder beurteilt der Hund nicht. Hierbei bekommen die Kinder das
Gefühl, dass sie sich öffnen können. Da der Hund eher auf die Körpersprache achtet, führt er auch
Kommandos aus, wenn diese undeutlich oder falsch ausgesprochen worden sind.

3.7.4.6 Sozialverhalten
Die Eigenschaften des Sozialverhaltens sind unter anderem Empathie zeigen, aufeinander eingehen,
Rücksicht nehmen und Verantwortung übernehmen. All diese Eigenschaften werden beim normalen
täglichen Umgang mit dem Hund erlernt. Dabei müssen sich die Kinder in den Hund hineinversetzen
und erkennen, wann der Hund Ruhe vom Spiel benötigt und ihm diese auch gewähren. Außerdem
können die Kinder auch Aufgaben übernehmen, wie zum Beispiel auf den Hund aufpassen, den Hund
füttern oder schauen, dass er immer genug Wasser hat. Mit all diesen Aufgaben wird das
Sozialverhalten von Kind zu Hund oder aber auch von Kind zu Kind unbewusst gefördert.

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3.7.5 Bedürfnisse des Hundes
In der Waldgruppe gibt es für den Hund eine Rückzugsmöglichkeit in einer gesonderten Box.
(Hundehaus)

Regeln in der Arbeit mit dem Hund

Um das tägliche Arbeiten entspannter zu gestalten gibt es einige Regeln, die beachtet werden
müssen:
   • Den Hund achten
   • Den Hund schützen
   • Leise sein
   • Respektvoll sein
   • Hund alleine lassen, sobald Hundeführerin nicht anwesend ist
   • Hund schlafen lassen
   • Leckerlis nur auf Aufforderung geben

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4. Schlusswort

Wir sind der Überzeugung, dass diese Waldgruppe in Bad Wildungen eine wertvolle Alternative zu
den bisherigen Betreuungsangeboten bietet. Sowohl im Hinblick auf die unendlichen Möglichkeiten die
der Wald, die Natur und der Hund bieten, die Kreativität walten zu lassen, als auch in Betracht der
positiven, vielseitigen Möglichkeiten der Förderung der verschiedensten Kompetenzen und
Ressourcen zeigt sich die Relevanz einer solchen Betreuungsmöglichkeit. Besonders auch im Hinblick
auf die Schaffung eines Bewusstseins für die eigene Umwelt und die Natur ist diese Betreuungsform
als eine Art Identifizierungs- und Auseinandersetzungsmöglichkeit ideal.

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