Konzernver-antwortung: Regulierung rückt näher Coop will Palmöl massiv zurückfahren - Brot für alle
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Das Magazin zum Lesen und Handeln September 3/2018
Konzernver-
antwortung:
Regulierung
rückt näher
Seite 3
Coop will
Palmöl massiv
zurückfahren
Seite 4Editorial 2
Liebe Leserin, lieber Leser
Mit Spannung verfolge ich derzeit die Diskussionen im
Parlament zur Konzernverantwortungsinitiative, die Brot
für alle 2016 zusammen mit 80 anderen Organisationen
eingereicht hat. Die Chancen standen noch nie so gut, dass
Schweizer Konzerne in die Pflicht genommen werden,
Menschenrechte und Umweltstandards weltweit einzuhal-
ten. Ein zentrales Anliegen von Brot für alle würde Realität.
Doch noch ist es nicht so weit. Noch ist es wichtig, dass wir INHALT
unsere Stimme für die Initiative erheben. Deshalb erfüllt ARBEITSBEDINGUNGEN
IN DER IT-INDUSTRIE
«Wir geben unser
es mich mit grosser Freude, dass immer mehr Unternehmer, Leben»
Politikerinnen und andere Persönlichkeiten sich öffentlich Seite 5
für die Initiative aussprechen. Und dass die Plattform UGANDA
Einsatz für ehemalige
«Kirche für Kovi», die Brot für alle mitgegründet hat, fast Kinderarbeiter
Seiten 6 – 7
täglich neue Unterstütztende erhält.
NEWS
Kirchliche Stimmen für
Konzernverantwortung
Für mich ist dies ein deutliches Zeichen dafür, dass viele Seite 9
Menschen für Grundwerte wie Gerechtigkeit und Solidarität
einstehen. Und sich dabei auch für eine zukunftsfähige
Wirtschaft einsetzen, die Menschenrechte achtet und die
Umwelt bewahrt. Impressum:
Herausgeberin: Brot für alle, 2018
Chefredaktion: Pascale Schnyder (pst)
Redaktion: Colette Kalt (ck), Tiziana
Conti (ct), Daniel Tillmanns (dt)
Gestaltung, Layout und Realisation:
Crafft Kommunikation, Zürich
Korrektorat: Franziska Landolt,
www.1-2-fehlerfrei.ch
Bildbearbeitung: Schellenberg
Druck AG, Pfäffikon
Druck: Druckerei Kyburz AG, Dielsdorf
Auflage: 30 400 de / 7 700 fr
Erscheinung: Viermal jährlich
Preis: CHF 5.– pro Spender/in werden
Bernard DuPasquier, für das Abonnement verwendet
Kontakte: Brot für alle, perspektiven@
Geschäftsleiter Brot für alle bfa-ppp.ch, 031 380 65 65
Foto: Patrik Kummer Titelbild: Frau vor ihrem Haus in Kolwezi, DR Kongo. Foto: Meinrad SchadeKonzernverantwortungsinitiative 3
vorschlag unverändert durch
Ständerat, könnte ein entspre
chendes Gesetz schon bald Reali
tät sein. Dass der Gegenvor
schlag ohne weitere Abstriche
durchkommt, ist jedoch noch un
sicher. Denn die grossen Wirt
schaftsverbände Economiesuisse
und Swissholdings lobbyieren
auf allen Ebenen für eine weitere
Abschwächung der Vorlage.
Wirtschaft ist gespalten
Dies im Gegensatz zu Migros,
dem «Groupement des Entre
prises Multinationales» (GEM),
das 90 transnational tätige Un
ternehmen unter seinem Dach
vereint, sowie verschiedenen
Einzelunternehmen. Sie alle hat
ten sich klar für den indirekten
Gegenvorschlag ausgesprochen.
«Eine obligatorische Sorgfalts
prüfung ist notwendig. Denn nur
Einreichung der Konzernverantwortungsinitiative im Oktober 2016: Das Anliegen hat seither stark sie schafft gleich lange Spiesse
an Fahrt gewonnen. für alle Unternehmen», sagt etwa
Mark Held, Direktor und Vor
Gesetzliche Regulie-
standsmitglied der European
Outdoor Group EOG mit Sitz in
Zug (vgl. Dossier S. 11).
«Bis hierher und nicht weiter»
rung rückt näher
Was bereits jetzt sicher ist: Weite
re Abstriche wird das Initiativko
mitee nicht akzeptieren. «Wir ha
ben klar gesagt: bis hierher und
nicht weiter», sagt Chantal Peyer.
Die Koalition bereitet sich des
Im Parlament wird derzeit intensiv über den Gegenvorschlag zur halb trotz des parlamentarischen
Konzernverantwortungsinitiative diskutiert. Stimmt ihm auch der Stände- Prozesses auf die Abstimmungs
kampagne vor. Gemäss verschie
rat zu, könnte ein Gesetz in der Schweiz schon bald Realität sein. denen Umfragen geniesst die Ini
tiative in der Bevölkerung einen
grossen Rückhalt. Und auch die
internationalen Entwicklungen
Das Resultat war überraschend Initiative drei klare Abstriche: misses im Vorfeld der Parla folgen klar dem Trend hin zu
deutlich: Mit 121 zu 73 Stimmen Die verbindlichen Regeln gelten mentsdebatte einen Rückzug der mehr Regulierung von Konzer
nahm der bürgerlich dominierte nur für grosse Unternehmen ab Initiative in Aussicht gestellt. nen. Dies bestätigt auch Peyer:
Nationalrat im Juni einen indi 500 Mitarbeitenden, die Haftung «Mit dem Gegenvorschlag stün «Die Zeiten, in denen globale
rekten Gegenvorschlag zur Kon für kontrollierte Lieferanten den Unternehmen viel schneller Konzerne ungehindert Men
zernverantwortungsinitiative an. wurde gestrichen und die Haf in der Pflicht. Das ist für die Op schenrechte oder Umweltzerstö
Selbst Exponenten der SVP und tungsbestimmungen auf Scha fer von Menschenrechtsverlet rungen begehen konnten, sind
eine deutliche Mehrheit der FDP den an «Leib und Leben» und «Ei zungen und Umweltzerstörung eindeutig vorbei.»
sprachen sich für den Kompro gentum» eingeschränkt. entscheidend», begründet Chan — Pascale Schnyder
miss bei der Konzernverant Dennoch hat das Initiativkomi tal Peyer, Verantwortliche für
wortungsinitiative aus. Zwar tee, zu dem auch Brot für alle und Menschenrechte und Unterneh
beinhaltet der Gegenvorschlag Fastenopfer gehören, im Sinne men bei Brot für alle, den Ent
gegenüber der ursprünglichen eines breit abgestützten Kompro scheid. Denn käme der Gegen
Foto: Martin BichselPalmöl 4
Klage gegen RSPO
Mit seinem Entscheid distanziert
sich Coop vom umstrittenen Palm
öl«Nachhaltigkeitsstandard»
RSPO (Roundtable on Sustain
able Palmoil) und räumt ein, die
Probleme im Palmölanbau wür
den damit «nicht zufriedenstel
lend gelöst» – eine Position, die
auch Brot für alle und Fasten
opfer vertreten. Und auch die
Palmölgegner/innen aus dem Sü
den haben einen wichtigen Er
folg zu verzeichnen. So ist der
OECDKontaktpunkt jüngst auf
die Klage von zwei indonesi
schen Dörfern gegen den RSPO
eingetreten, der seinen Sitz in
Zürich hat. Sie werfen dem RSPO
vor, Landraub für Ölpalmplanta
gen nicht sanktioniert zu haben.
Mit einer breit angelegten Kampagne und Gesprächen mit den Detailhändlern der Schweiz haben sich Der OECDKontaktpunkt behan
Brot für alle und Fastenopfer für eine Einschränkung von Palmöl eingesetzt. delt Fälle von multinationalen
Unternehmen mit Sitz in der
Schweiz, die Menschenrechte und
Coop will Palmöl
Umweltschutzbestimmungen ver
letzt haben.
Palmöl im Ständerat
Richtungsweisend für die Ver
massiv zurückfahren
breitung von Palmöl wird auch
der Entscheid des Ständerats in
der kommenden Herbstsession
sein. Er wird dann über eine
nationale Motion sowie über
kantonale Vorstösse verhandeln,
Ein Etappensieg im Kampf gegen das Palmöl: Coop schränkt die fordern, Palmöl aus dem
Handelsabkommen mit Malaysia
die Verwendung von Palmöl ein und garantiert beim Rest den Anbau und Indonesien auszuschliessen.
nach Bio-Suisse-Richtlinien. Der Nationalrat hat die nationale
Motion bereits mit grosser Mehr
heit gutgeheissen. Ein wichtiger
Mit einer breit angelegten Sen ist Coop auf diese Forderung ein das Palmöl aus Kleinbetrieben Erfolg für die Schweizer Pal
sibilisierungskampagne haben gegangen und hat bekannt gege stammen soll, welche die Biodi mölKoalition, in der sich auch
Brot für alle und Fastenopfer ben, Palmöl bei Eigenprodukten versität fördern, und dass zuvor Brot für alle aktiv engagiert, um
2017 auf die Problematik der Öl durch andere Öle zu ersetzen. kein Landraub stattgefunden die Zollbefreiung von Palmöl zu
palmenMonokulturen in Indo Wo dies nicht möglich ist, soll hat. Kurz vor Redationsschluss verhindern. Denn würde das Pal
nesien, Malaysia, Zentralameri konsequent eine kleinbäuerliche hat auch Aldi bekannt gegeben, möl noch billiger importiert,
ka und Afrika hingewiesen. Mehr Lieferkette mit FairTrade und den Anteil an Palmöl in den könnten Schweizer Produzent/
als 12 500 Schweizerinnen und BioPalmöl aufgebaut und nur Eigenprodukten reduzieren zu innen von Raps und Sonnenblu
Schweizer unterzeichneten dar noch solches Palmöl verwendet wollen. Brot für alle und Fasten menöl keine konkurrenzfähigen
aufhin eine Petition, die von werden. opfer fordern nun auch die übri Alternativen zum Palmöl mehr
Schweizer Grossverteilern for Wichtig dabei: Coop will sich auf gen Grossverteiler auf, ihre Pal anbieten. — Pascale Schnyder
derte, weniger Palmöl in ihren die Richtlinien von Bio Suisse ab mölLieferketten umzustellen.
Produkten zu verwenden. Es stützen, die für Palmöl derzeit Besonders im Fokus steht Mi
folgten Gespräche mit Migros, ergänzt werden. Diese werden gros, die in ihren Eigenmarken
Aldi, Coop, Lidl und Denner. Nun voraussichtlich festlegen, dass viel Palmöl verarbeitet.
Foto: Brot für alle / FastenopferArbeitsbedingungen in der IT-Industrie 5
«Wir geben unser Leben»
Eine neue Studie belegt, dass Arbeitsbedingungen in chinesischen Elektronikfirmen Angestellte
in den Selbstmord treiben. Konstruktiver Dialog mit dem Branchenverband soll Abhilfe schaffen.
Eigentlich wollten Brot für alle
und ihre Partner Namen veröf
fentlichen. Namen von Firmen,
die dazu beitragen, dass Fabrik
arbeiterinnen und arbeiter in
der Elektronikindustrie in China
Selbstmord begehen. «Wir geben
unser Leben hin, um ein Einkom
men zu erzielen», beschreibt eine
Angestellte die gesundheitsschä
digenden Arbeitsbedingungen,
die sie in die Verzweiflung trei
ben. Denn die Fabriken wälzen
den Produktions und Preis
druck, den sie durch die auftrag
gebenden globalen ITFirmen er
fahren, auf die Menschen an den
Fliessbändern ab. Arbeitsstress
ist ein wichtiger Grund für die
hohen Selbstmordraten in chine
sischen Elektronikfabriken. Dies
belegt die neue Studie «The Mis
sing Link: Suicide & Employ Ein Vater beweint den Selbstmord seines Sohnes, ehemaliger Angestellter von Foxconn.
ment conditions in the Chinese
electronics sector» von Electro
nics Watch und dem Economic terung durch das militärisch or sich die Autoren der Studie mit Möglichkeit einer Taskforce zu
Rights Institute. Sie wurde durch ganisierte Überwachungsperso Einverständnis von Brot für alle eruieren. Diese soll die themati
Brot für alle mitfinanziert. nal. Eintönige Arbeitsvorgänge für ein alternatives Vorgehen sierten Missstände mit ihren Mit
ohne jegliche Änderungspers entschieden. Dies mit der Ab gliedern und im Dialog mit Elec
Stress und Einschüchterung pektiven tragen zu Depressionen sicht, dank den Erkenntnissen tronics Watch und weiteren
2010 trat die Problematik erst bei. Ungenügende oder nicht aus der Studie konkrete Verbes Stakeholdern angehen. Bedin
mals ins öffentliche Bewusst ausbezahlte Löhne verschärfen serungen für die Fabrikarbeiter/ gung ist, dass die Namen der be
sein. Zahlreiche Selbstmordfälle den psychischen Druck zusätz innen zu bewirken. Die betroffe troffenen Firmen vorerst nicht
beim chinesischen AppleZulie lich. nen Unternehmen – chinesische veröffentlicht werden. Sollte die
ferer Foxconn sorgten damals für Untersucht wurden 167 via Inter Fabriken wie auch internationale Taskforce zustande kommen und
Schlagzeilen. Die neue Studie net veröffentlichte Selbstmord ITMarkenfirmen und der ein produktiv arbeiten, könnte An
untersucht nun die Zustände in fälle. Anschliessend erfolgten flussreiche internationale Bran fang 2019 über erste Fortschritte
weiteren Firmen. Sie zeigt auf, Arbeitnehmerumfragen in 44 chenverband Responsible Busi zugunsten der Fabrikarbeiterin
dass die Arbeitsbedingungen in Firmen und Interviews mit 252 ness Alliance (RBA) – haben die nen und arbeiter berichtet wer
den Fabriken bei Suiziden eine Angestellten in vier ausgewähl Ergebnisse bereits vor der Veröf den. Öffentlich und mit den Na
massgebliche Rolle spielen. Zu ten Fabriken. fentlichung erhalten und konn men der betroffenen Firmen.
den wichtigsten Faktoren zählen ten dazu Stellung beziehen. Die — Karin Mader
der Stress wegen nicht gewähr Stein ins Rollen gebracht RBA hat sich in der Folge bereit
ten Ruhezeiten und Freitagen Warum also werden keine Na erklärt, Gespräche mit Electro
sowie Konflikte und Einschüch men genannt? Erstmals haben nics Watch aufzunehmen, um die
Foto: EPA /Julien TanUganda 6
7
TLC machte sich deshalb erneut
an die Arbeit und liess ehemalige
Kinderarbeiter in Videos zu Wort
kommen. Diese stellen eindeutig
klar, dass sie früher für Lieferan
ten von Hima Cement gearbeitet
haben. Zudem beklagen sie,
LafargeHolcim habe nichts un
ternommen, um ihnen zu helfen.
Brot für alle wiederholte deshalb
an der Generalversammlung An
fang Mai 2018 ihre Forderung an
LafargeHolcim und deren Zulie
ferer. Diese sollen ihre Verant
wortung anerkennen und die
ehemaligen Kinderarbeiter un
terstützen, damit sie in die Schu
le gehen können oder eine
Kinderarbeiter in der Mine von Hima Cement, Tochterfirma des Schweizer Konzerns LafargeHolcim. Berufsbildung erhalten. Lafarge
stritt die Kinderarbeit jedoch er
Einsatz für ehemalige
neut ab.
Brot für alle und TLC werden
nicht lockerlassen, bis Lafarge
Holcim die Anliegen der ehemali
Kinderarbeiter
gen Kinderarbeiter ernst nimmt
und sie entschädigt. TLC wird mit
lokalen Gemeinschaften das Ver
halten der Hima Cement Limited
dokumentieren. Dazu hat TLC in
drei Dorfgemeinschaften soge
Auch zwei Jahre nach Aufdeckung des Kinderarbeitsskandals hat nannte Monitoring Clubs gebil
der Zementkonzern Lafarge Holcim die Opfer nicht entschädigt. det sowie 15 lokale Führungsper
sonen informiert und in die
TLC, Partnerorganisation von Brot für alle, kämpft weiterhin für die MonitoringArbeit eingeführt.
Rechte der betroffenen Kinder. — Lorenz Kummer
Im Mai 2017 zeigte eine Studie reagierte LafargeHolcim. Seit Ja Verletzungen an den Beinen und
von Brot für alle und ihrer Part nuar 2017 kauft die franzö Händen und ich habe mehrere
nerorganisation Twerwaneho sischschweizerische Firma den Fingernägel verloren», berichte
Listeners’ Club (TLC) das Aus Rohstoff nur noch aus mechani te ein 16jähriger Kinderarbeiter.
Lesen und handeln
mass der 2016 aufgedeckten sierten Steinbrüchen, die einzig
Missstände in der Lieferkette von erwachsene Arbeitskräfte be Forderung erneuert
LafargeHolcim in Uganda auf: schäftigen. Die Folge: Viele Doch LafargeHolcim und sein So helfen wir
Über zehn Jahre lang hatte Hima Kleinschürfer verloren von ei Zulieferer drücken sich bis heute Brot für alle engagiert sich dafür,
Cement, Tochterfirma des Ze nem Tag auf den anderen Arbeit um ihre Verantwortung. Das Un dass die Kinder eine Wiedergut-
mentkonzerns, von der Arbeit und Verdienst. Kinder und Ju ternehmen erklärt, eine externe machung und eine Zukunftsper-
von rund 150 Kindern und Ju gendliche hatten für den gefähr Untersuchung habe keine Hin spektive erhalten.
So helfen Sie
gendlichen profitiert. Sie waren lichen Job in den Steinbrüchen weise auf Kinderarbeit in der Lie
günstige Arbeitskräfte beim Ab nicht nur die Schule vernachläs ferkette von Hima Cement gefun
bau von Pozzolan, einem Hilfs sigt, sondern auch ihre Gesund den; es weigert sich aber, den Ihre Spende unterstützt uns im
stoff zur Zementproduktion. Erst heit gefährdet: «Während meiner Bericht öffentlich zugänglich zu Kampf gegen Ungerechtigkeit
als der Skandal öffentlich wurde, Arbeit hatte ich immer wieder machen. und Ausbeutung: PC 40-984-9
Foto: Brot für alle7
Auf den staubigen Strassen fahren täglich Hunderte
von Lastwagen von und zu den Minen.
LafargeHolcim bezieht in Uganda inzwischen nur noch Rohstoffe aus mechanisierten
Minen. Die Jugendlichen sind seither ohne Arbeit und ohne Perspektiven.
Bewaffnete Sicherheitsmänner sorgen dafür,
dass niemand das Minengelände betritt.
Die Zukunftsaussichten für Jugendliche ohne Schulabschluss und Ausbildung sind schlecht.
Fotos: Brot für alle / iStockSüdsicht 8
Ndiakhate Fall ist senegalesischer
Bauernführer und Vertreter
der afrikanischen Koordination von
La Via Campesina.
IN ZAHLEN
Unsere Zukunft hängt von den
Bauernfamilien ab
Eine zwischenstaatliche Arbeitsgruppe des wir fest, dass die Lage der Bauernfamilien nach
80%
der extremen
Menschenrechtsrates hat im April den Text der wie vor prekär ist und viele von ihrem Land ver Armut weltweit
UnoDeklaration für die Rechte der Bäuerin trieben werden. Was den Zugang zu Wasser an
nen und Bauern und der Menschen, die auf dem belangt, so ignorieren die geltenden Gesetze betrifft die Land-
Land arbeiten, überarbeitet. Ziel der laufenden die besonderen Bedürfnisse der Landbevölke bevölkerung.
Verhandlungen ist es, die Situation der Bäue rung wie etwa die Notwendigkeit, Wasser für
rinnen und Bauern zu verbessern, damit sie die Bewässerung der Kulturen verwenden zu
ihre Gemeinschaften ernähren, ihren Lebens können. Derzeit gilt das Recht auf Wasser vor
1833
unterhalt sichern und vielfältige und nachhalti allem für den menschlichen Verzehr. Auch das
ge Ernährungssysteme schaffen und erhalten Wasser unserer Flüsse und Ozeane muss vor
können. Pestiziden und anderen Schadstoffen geschützt
Dieser Prozess wurde von der Kleinbauernbe werden.
wegung La Via Campesina vor mehr als einem Die UnoDeklaration legitimiert unsere Forde
Jahrzehnt eingeleitet. Er fordert rungen und macht unsere sozia Menschen wurden
die Regierungen auf, die Rechte
« Die Lage auf dem len, kulturellen und politischen seit 1985 im Zuge
eines besonders gefährdeten Werte sichtbar. Sie verdeutlicht
Teils der Bevölkerung zu schüt Land hat sich unseren grossen Beitrag zum von Landrechts-
zen. Bauernverbände, Kleinpro
nicht verbessert Gemeinwohl, sei es durch die reformen und
duzentinnen und andere ländli Herstellung wertvoller Lebens
che Arbeitskräfte in Afrika – im Gegenteil. » mittel oder die Förderung von -streitigkeiten
haben sich stark für den Dekla Ndiakhate Fall Biodiversität und Umwelt umgebracht.
rationsentwurf mobilisiert und schutz. Zudem trägt die Dekla
beteiligen sich aktiv am Prozess. Jetzt ist es an ration zur Stärkung der Rolle afrikanischer
der Zeit, dass die Verhandlungen zum Kern Frauen bei und berücksichtigt die Bedeutung
4/5
kommen. Wir dürfen keine Zeit mehr verlieren, des intergenerationellen Wissenstransfers in
denn die Situation auf dem Land verbessert ländlichen Gebieten. Letztlich erkennt sie an,
sich nicht – im Gegenteil. dass unsere gemeinsame Zukunft von den
Wir afrikanischen Bauern sind systematisch Rechten von Bauern, Bäuerinnen und den Men
mit den Verletzungen unserer Rechte konfron schen, die in ländlichen Gebieten arbeiten, ab
tiert: das Recht auf Nahrung, auf Wasser, auf hängt. der Wertschöp-
sanitäre Einrichtungen und Wohnungen. Und Im September 2018 wird die endgültige Fas fung bei Lebens-
dies, obwohl Kleinbauern und bäuerinnen 80 sung der Deklaration vom Menschenrechtsrat
Prozent der Nahrungsmittel produzieren. Es ist und anschliessend von der UnoGeneralver mitteln findet
äusserst wichtig, dass diese Erklärung so rasch sammlung verabschiedet. Wir hoffen sehr, dass jenseits der Höfe
wie möglich angenommen wird, damit wir die sie von einer grossen Mehrheit der Staaten un
gegenwärtige Situation von Armut und Ernäh terstützt wird, um ein starkes Signal für den statt.
rungsunsicherheit beenden können. Schutz der Bauernfamilien und den Kampf ge
Es ist auch wichtig, den Zugang der Bäuerinnen gen den Hunger zu setzen. — tic
und Bauern zu natürlichen Ressourcen zu ver
bessern. Trotz verschiedener Gesetze stellen
Foto: zVgAktuell 9
KONZERNVERANTWORTUNG stützung für mehr Konzernver WELTERNÄHRUNGSTAG
antwortung sichtbar zu machen.
Schweiz – Mercosur:
Kirchliche Stimmen für Lanciert wurde die Seite vom
Verein «Kirche – Wirtschaft – Wie gestalten wir
die Konzernverantwortung Ethik», in dessen Vorstand auch
Mitglieder von Brot für alle und
Fastenopfer sitzen.
gerechten Handel?
Aktuell verhandelt die
Nebst Einzelpersonen können Schweiz über ein Freihandels
sich auch Kirchgemeinden, Pfar abkommen mit den Merco
reien und Organisationen auf der surLändern wie Brasilien und
kirche für
Website für die Initiative aus Argentinien. Brot für alle
sprechen. Bereits 50 Organisati und Fastenopfer veranstalten
KOVI.
onen, 24 Kirchgemeinden und gemeinsam mit anderen
rund 280 Einzelpersonen (Stand Schweizer NGOs eine Tagung,
Juli 18) gehören zu den Unter um die möglichen Auswir
zeichnenden. Auch prominente kungen eines solchen Abkom
Personen – wie Bischof Markus mens auf Landwirtschaft
Büchel oder EVPAltnationalrä und Ernährung hier wie dort
tin Maja Ingold – haben sich auf zu beleuchten. Wer profi
der Seite geäussert. tiert von zollfreien Fleisch
importen? Kann das bäuerli
Bfa_Flyer-A6_RZ.indd 1 06.03.18 18:24
Ihre Unterstützung ist wichtig che Saatgut gegenüber neuen
Kirche für Kovi vereinigt Stimmen von Personen, Kirchgemeinden, Pfarreien Gerade jetzt, wo das Parlament Sortenschutzgesetzen be
und Organisationen, die sich für mehr Konzernverantwortung aussprechen.
über einen möglichen Gegenvor stehen? Wie sieht Handel aus,
schlag diskutiert, ist öffentlicher von dem alle profitieren?
Ich unterstütze die Konzern soll» und eine Pfarrerin findet, Druck besonders wichtig. Geben Samstag, 27. Oktober 2018,
verantwortungsinitiative, weil dass «Menschenrechte nicht an auch Sie, Ihre Kirchgemeinde 9.30 – 16.30 Uhr in der Hoch
«Gerechtigkeit nicht verhandel der Schweizer Grenze enden» oder Pfarrei ein Statement ab auf schule für Agrar, Forst und
bar ist». Mit diesem Statement dürfen. Es sind viele Gründe, die www.kirchefuerkovi.ch. Oder Sie Lebensmittelwissenschaften
spricht sich ein Mitglied der Menschen dazu bewegen, sich senden uns ein Bild und ein kur HAFL in Zollikofen.
Synode Zürich auf der Website für mehr Konzernverantwortung zes Zitat (max. 85 Zeichen) an Eintritt: Kollekte, Programm
www.kirchefuerkovi.ch für die auszusprechen. Und genau das info@kirchefuerkovi.ch. und Anmeldung unter:
Initiative aus. Eine andere Per ist das Ziel der Website, die im — Katharina Boerlin http://welternaehrungstag.ch
son ist der Meinung, dass «alles Januar 2018 lanciert wurde: die
Wirtschaften dem Leben dienen Vielfalt der kirchlichen Unter
FOODSAVE-BANKETT
Erntedank der
BENIN ches Gesetz abgewendet werden.
anderen Art
Dank dem Engagement von Jinu
Fatales Saatgutgesetz dank kun und Synergie Paysanne,
Partnerorganisationen von Brot
45 Tonnen Nahrungsmittel
pro Tag werfen Bernerinnen
Bfa-Partner gestoppt für alle. Mit Kampagnen und und Berner alleine in privaten
Lobbygesprächen haben die Haushalten weg. Um für diese
Bauernverbände Politiker und Problematik zu sensibilisie
Politikerinnen davon überzeu ren, findet am 21. September
Bereits in 74 Ländern ist es illegal nopolstellung beim Verkauf von gen können, gegen den eiligen zum dritten Mal das Food
nicht zertifiziertes Saatgut zu Saatgut bringen. Die Folgen für UPOVBeitritt zu stimmen. «Wir saveBankett auf dem Berner
verschenken, zu tauschen oder Kleinbäuerinnen und bauern konnten ihnen die Gefahren die Bahnhofplatz statt. Gemein
zu verkaufen. Grund dafür ist ein sind fatal. Kleinbauernfamilien ses Gesetzes aufzeigen», sagt der sam mit Spitzenköchen
internationales Übereinkommen müssen jedes Jahr teures Saatgut Koordinator von Synergie werden Köstlichkeiten aus
zum Schutz von Pflanzenzüch kaufen. Das treibt Familien in die Paysanne. «Viele Parlamentarier der FoodsaveKüche aufge
tungen (UPOV) – im Volksmund Verschuldung und erzeugt weite waren sich der Folgen des Beitrit tischt. Alle sind eingeladen,
besser als «MonsantoGesetze» re Armut. tes nicht bewusst. Es zeigt sich, ab 15 Uhr beim Aufbau des
bekannt. dass unsere Informationsarbeit Banketts zu helfen und ab
Globale Agrarkonzerne treiben Informationsarbeit wirkt sehr wichtig ist.» 17.30 Uhr mitzuessen. Infos
Land für Land solche Saatgutge Im westafrikanischen Benin — Mathias Raeber unter: www.foodsavebern.ch
setze voran, die ihnen eine Mo konnte in diesem Jahr ein sol
Foto: Kirche für KoviInteraktiv 10
MENSCHEN IN AKTION
Mit einem Schulprojekt
Menschen- lässt sich viel erreichen
rechtsquiz Aline ist 15 Jahre alt und hat eben
mit dem Sportgymnasium be
gonnen. Sie spielt Handball und
gehört bei den U16 zur Elite. Be
reits haben zwei Trainer bei ihr
angeklopft, die sie gerne in ihrem
Team hätten. «Aber momentan
ist das für mich kein Thema. Ich
möchte gerne noch bei meinen
Mitspielerinnen bleiben, das ist
mir im Moment wichtiger. Ich bin
ja noch jung. Wenn ich in der
nächsten Saison wechsle, ist das
Was sind die Menschenrechte, für wen für mich noch früh genug.» Die
Tochter fussballbegeisterter El
gelten sie und wie werden sie umgesetzt? tern aus Bern weiss, was sie will, «Als ich begriff, wie gut es uns geht,
Testen Sie Ihr Wissen. und dafür setzt sie sich ein. Als war ich schockiert.» Aline Sturny,
die Schülerinnen und Schüler Gymnasiastin aus Bern.
der Klasse im letzten Winter ein
1. Menschenrechte sind Rechte, Projekt zu Mensch und Umwelt zu sammeln. Elf haben gleich zu
realisieren mussten, war es denn gestimmt und jede und jeder hat
A. die allen Menschen zustehen, deren Länder die Menschen
für Aline selbstverständlich, dass drei selbst gebackene Kuchen
rechtskonventionen unterzeichnet haben.
sie es nicht bei einer simplen Prä mitgebracht. Wir haben uns
B. die nur Menschen in westlichen Ländern zustehen.
sentation belassen würde. «Ich Bauchladen umgebunden, gin
C. die jedem Menschen aufgrund seines Menschseins gleicher
interessiere mich sehr für soziale gen in die Stadt und haben an
massen und weltweit zustehen.
Projekte, bei denen die Men diesem Nachmittag 500 Franken
schen im Zentrum stehen. Vorher eingenommen. Es war zwar eis
hatte ich mich nicht speziell mit kalt, aber die Leute haben den
2. Oberstes Ziel der Menschenrechte ist es,
Madagaskar beschäftigt, ich noch gekauft und gespendet.»
A. Menschen voreinander zu schützen. wusste nur, dass es da einen Re Aline hat eine überzeugende Me
B. die Würde und die Freiheit der Menschen zu schützen. genwald gibt. Dass die Menschen thode, auf die Menschen zuzuge
C. die Rechte der Menschen gegenüber dem Staat festzulegen. aber einen solchen Mangel an hen: «Mit einem Lachen und im
Trinkwasser haben, war mir mer erklären, wofür gesammelt
nicht bewusst. Es hat mich scho wird.» Als kurz darauf die Pro
3. Wer ist hauptverantwortlich für die Umsetzung ckiert, als ich begriff, dass wir in jekte im grossen Rahmen in der
der Menschenrechte? der Schweiz einfach immer ge Aula präsentiert wurden, hat
A. Jeder Staat auf seinem Gebiet nügend Wasser haben und fast Aline kurzerhand einen kleinen
B. Die internationale Staatengemeinschaft gedankenlos damit umgehen.» Stand aufgebaut und noch einmal
C. Wirtschaftsakteur/innen Während der Vorbereitungen zu für das Wasserprojekt geworben.
ihrem Schulprojekt keimte in ihr Am Ende sind so insgesamt 1000
eine Idee. «Mir wurde klar, dass Franken zusammengekommen.
4. Welche zwei Arten von Menschenrechten gibt es? ich mit meiner Präsentation den Ihr nächstes Ziel? Ein Platz in der
Menschen in Madagaskar nicht HandballNationalmannschaft.
A. Bürgerliche und politische Rechte sowie wirtschaftliche, helfe. Daraufhin habe ich einige — Colette Kalt
soziale und kulturelle Rechte
Leute aus der Klasse und der Pa
B. Individuelle Rechte und kollektive Rechte
rallelklasse gefragt, ob sie Lust
C. Globale und nationale Rechte
hätten, mit mir an einem Mitt
wochnachmittag in der Stadt Ku
chen zu verkaufen, um so für das
FastenopferProjekt etwas Geld
Lösungen: 1C, 2B, 3A, 4A
Foto: Colette KaltSauberes Wasser ist mehr
wert als Gold.
«Ich weiss, unser Trinkwasser ist
verseucht. Aber wir haben kein ande-
res», sagt die Kleinbäuerin Mama
Caresse, die mit ihrer Familie am
Rande einer riesigen Kupfermine in
Kolwezi, DR Kongo, lebt.
Was nützen die grössten Reichtümer,
wenn sie krank machen? Die DR
Kongo besitzt wertvolle Metalle. Doch
in den Minen werden Menschen aus-
gebeutet und es passieren regelmäs-
sig Unfälle. Immer wieder gelangen Es fehlt immer an sauberem Wasser: Ein Junge in Kolowezi hilft
hochgradig vergiftete Abwässer in seiner Familie beim Wasser holen.
die Flüsse. Mit der Folge, dass der
lokalen Bevölkerung das Trinkwasser
fehlt und wertvolles Ackerland über- Vielen Dank
schwemmt und zerstört wird. für Ihre
Unterstützung!
Zusammen mit der Partnerorganisa
tion Afrewatch ist es Brot für alle
gelungen, den Schweizer Rohstoff- Brot für alle –
konzern Glencore zum handeln zu wir bewegen Menschen
Bürenstrasse 12, Postfach 1015,
bewegen. Glencore hat damit aufge- 3000 Bern 23
Tel. 031 380 65 65
Postkonto 40-984-9
hört, den Fluss Luilu in der Nähe
von Kolwezi zu verschmutzen.
WWW.BROTFUERALLE.CH
Doch weitere Hilfe ist dringend nötig.
Jeder weitere Tag Unrecht an Mensch
und Umwelt ist zu viel.
Danke, dass Sie uns dabei helfen.Foto: Meinrad Schade Brot für alle ist seit 1977 ZEWO-zertifiziert.
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