Kooperation von Logopädinnen und Logopäden in Forschung und klinischer Praxis im Aphasieprojekt "E-Inclusion"
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logopädieschweiz | 01 / März 2022 Fachartikel Kooperation von Logopädinnen und Logopäden in Forschung und klinischer Praxis im Aphasieprojekt «E-Inclusion» Katrin P. Kuntnera, Sandra Widmer Beierleina, Claudia Elsenera,b,e, Fanny Dittmann-Aubertc, Norina Hauserd, Matthias Morize, Maria Wegeled, Manon Winklera, Morgaine Harveya, Noelia Falcón Garcíaa, Sven Altermattf, Christine Müllerg, Markus Degenf, Claire Reymondg, Simone Hemmf und Anja Blechschmidta a Professur für Kommunikationspartizipation und Sprachtherapie, Institut Spezielle Pädagogik und Psychologie, Pädagogische Hochschule, Fachhochschule Nordwestschweiz, Muttenz, Schweiz; bTeam der Logopädie, Rehaklinik REHAB, Klinik für Neurorehabilitation und Paraplegio- logie, Basel, Schweiz; cLogopädische Praxis – Fanny Dittmann-Aubert, Pratteln, Schweiz; dTeam der Logopädie, Kantonsspital Baden, Baden, Schweiz; eAbteilung der Logopädie, Klinik Reha Rheinfelden, Rheinfelden, Schweiz; fInstitut für Medizintechnik und Medizininformatik, Hoch- schule für Life Sciences, Fachhochschule Nordwestschweiz, Muttenz, Schweiz, gInstitut Visuelle Kommunikation, Hochschule für Gestaltung und Kunst, Fachhochschule Nordwestschweiz, Basel, Schweiz. Abstract Im Zuge der evidenzbasierten Praxis sind im Bereich der Logopädie/Sprachtherapie neben der Praxisexper- tise wissenschaftliche Erkenntnisse in die Therapie zu integrieren. Dafür wird mehr fachspezifische Forschung benötigt, die auf Unterstützung der Praxis angewiesen ist. Das Ziel des Artikels ist es, die für Logopädie-For- schung notwendige intradisziplinäre Kooperation von logopädischen Forscherinnen und Forschern sowie Prak- tikerinnen und Praktikern anhand des interdisziplinären Aphasieprojektes «E-Inclusion» der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) zu beleuchten. Dazu wird das Aphasieprojekt vorgestellt, welches vier Ziele verfolgte: (1) Auswirkungen von Dialekt und Hochdeutsch sowie (2) von Fotografien und Illustrationen auf die Bildbenenn- leistung bei u. a. Personen mit Aphasie zu untersuchen, (3) mithilfe akustisch-objektiver Sprachsignalanalysen Leistungsveränderungen der Aphasie zu ermitteln und (4) aus diesen Erkenntnissen eine Prototypen-Appli- kation zu entwickeln. Nach der Projektvorstellung gewähren logopädische Praktikerinnen und Praktiker aus Partnerinstitutionen sowie das logopädische Forschungsteam Einblick in die intradisziplinäre Kooperation. Ins- besondere die Rekrutierung der Studienteilnehmenden erforderte eine enge Zusammenarbeit. Als Resultat des Artikels zeigt sich, dass die Kooperation auch unter erschwerten Bedingungen wie zunehmender Zeitdruck im klinisch-therapeutischen Setting für beide Seiten erfolgreich, bedeutsam und bereichernd war. Daraus abgelei- tete Erkenntnisse für kooperative Projekte werden im Fazit dieses Artikels formuliert. Zukünftig können so Logo- pädinnen und Logopäden aus Forschung und Praxis, wie auch Betroffene, von der inter- und intradisziplinären Kooperation im Bereich der Logopädie bzw. in Folgeprojekten des «E-Inclusion»-Forschungsteams profitieren. When it comes to evidence-based practice, scientific findings are to be integrated into speech and language therapy along with practical experience. To accomplish this, more field-specific research is needed, which is dependent on support from practicing speech and language therapists. The aim of this article is to highlight the much-needed intradisciplinary cooperation between researchers and speech and language therapists by the example of the interdisciplinary aphasia research project «E-Inclusion» of the University of Applied Sciences and Arts Northwestern Switzerland (FHNW). The project will be presented briefly which pursued four goals: (1) to examine the effects of dialect and High German (2) and of photographs and illustrations on picture naming performance in e. g. people with aphasia, (3) to determine changes in aphasia by using acoustic-objective speech signal analyses and (4) to develop a prototypical application with these gained findings. After the presentation of the project, practicing speech and language therapists from partner institutes as well as the research team will provide insight into the intradisciplinary cooperation. Especially the recruitment phase of the participants required a close cooperation. It is shown that the cooperation was successful, meaningful, and enriching despite difficult conditions like increasing time pressure in the clinical-therapeutic setting. To conclude, derived insights for cooperative projects are defined. In the future, therapists, researchers, and patients as well as follow-up projects of «E-Inclusion» in the field of speech and language therapy will thus benefit from the inter- and intra- disciplinary cooperation. 11
01 / März 2022 | logopädieschweiz 1 Einleitung Das heisst, für die Logopädie ist nicht nur eine gleich- berechtigte Kooperation zwischen Behandelnden und Die Kooperation von beispielsweise Personen mit Behandelten, sondern auch eine Kooperation von Aphasie (PmA) oder anderen Betroffenen und sprach- logopädischen Forscherinnen und Forschern sowie therapeutischem Fachpersonal ist ein zentrales Ele- Praktikerinnen und Praktikern sinnvoll, um beispiels- ment der logopädischen Intervention, wobei die aktive weise für die Schweizer Logopädie mittels Schweizer und gleichberechtigte Teilhabe Betroffener in der Projekten die Schweizer Sprach- und Therapiesitua- logopädischen Praxis und Forschung als ein wesent- tion zu erforschen. Eine gleichberechtigte Koopera- licher Faktor für den Interventionserfolg angesehen tion wird in diesem Zusammenhang als Mitwirkung wird (vgl. Hansen 2016). Zur Sicherung der Qualität und gemeinsames Handeln von Logopädinnen und sind die Interventionen auf ihren Erfolg hin zu über- Logopäden aus unterschiedlichen Institutionen und prüfen und Forschungsergebnisse in die Logopädie1 mit unterschiedlichen Funktionen sowie Spezialisie- einzubeziehen (vgl. Beushausen 2016). Neben der rungen zur Erreichung eines gemeinsamen (Projekt-) fachspezifischen klinisch-therapeutischen Praxisex- Ziels verstanden (vgl. Hansen 2016). Eine derartige pertise wird in der Logopädie (und nicht zuletzt somit Kooperation von Logopädie-Forschung und -Praxis auch für Betroffene) demnach auch fachspezifisches soll am Beispiel des Aphasieprojektes «’E-Inclusion’ Forschungswissen benötigt (vgl. Grohnfeldt 2012). – Teilhabe an digitalen Technologien von Menschen Dies führt zu drei wesentlichen Aspekten: mit Behinderungen in der alternden Gesellschaft am 1. Im Sinne der Evidenzbasierten Praxis sollen wis- Beispiel von Sprachstörungen durch den reflektierten senschaftliche Erkenntnisse in die Logopädie- Einsatz der Visuellen Kommunikation» der Fachhoch- Praxis integriert werden (vgl. z. B. Beushausen schule Nordwestschweiz (FHNW) vorgestellt werden. 2016; Hartmann 2016). 2. Es wird mehr Forschung im Bereich der Logo- Für die Projektrealisierung haben auf der Forschungs- pädie benötigt (vgl. z. B. Hartmann 2016) – all- seite die drei Hochschulen der FHNW interdisziplinär gemein, im deutschsprachigen Raum (vgl. Hart- zusammengearbeitet – namentlich das Institut für mann 2016) sowie in der Schweiz (vgl. Hartmann Medizintechnik und Medizininformatik der Hoch- in Edthofer 2011). Ausserdem kann die schweize- schule für Life Sciences, das Institut Visuelle Kom- rische Forschung von Logopädinnen und Logo- munikation der Hochschule für Kunst und Gestaltung päden für die Schweiz relevante Fragestellungen sowie die Professur für Kommunikationspartizipation behandeln (vgl. Hirschbühl in Edthofer 2011). und Sprachtherapie des Instituts Spezielle Pädago- 3. Als Kompetenzbereich der Logopädinnen und gik und Psychologie der Pädagogischen Hochschule. Logopäden sind auch zur Stärkung (des Ansehens) Die drei Hochschulen waren gemeinsam für die Initi- der Profession nationale (und internationale) For- ierung, Planung, Durchführung und Auswertung des schungsprojekte zu entwickeln, zu leiten und zu Forschungsprojektes zuständig. Jede Hochschule unterstützen (vgl. Grohnfeldt 2012). brachte zur Erreichung der Projektziele ihr spezifi- sches Fachwissen im Bereich der Aphasiologie ein. Der Bedarf und die Praxisintegration von fachspezifi- schem Forschungswissen auch zur Kompetenzerwei- Auf der Praxisseite war für die Realisierung des Pro- terung bedeutet, dass die Forschung z. B. bei der jektes auch eine intradisziplinäre Zusammenarbeit Beantwortung von praxisrelevanten Forschungsfragen mit sogenannten Praxispartnern, das heisst Teams, auch auf ein aktives Mitwirken der Praxis (z. B. logo- Abteilungen und Fachbereichen der Logopädie ver- pädische Fachpersonen aus Spitälern, Kliniken, Pra- schiedener Institutionen – Akutspitäler, Rehabilita- xen, Ambulatorien, vgl. Kohler 2016) angewiesen ist. tionseinrichtungen und logopädische Praxen – aus der Deutschschweiz von entscheidender Bedeutung. 1 Nachfolgend werden die Begriffe «Logopädie» und «Sprach- Insgesamt arbeiten praktisch tätige logopädische therapie» synonym verwendet. Im Gegensatz zu Deutschland Fachpersonen von 20 Institutionen mit den (logopä- existieren in der Schweiz keine weiteren Berufsbezeichnungen dischen) Forschenden des Projektteams zusammen. ausser Logopädinnen und Logopäden für die in der klinischen Das Forschungsprojekt «E-Inclusion» konnte folglich Sprachtherapie tätigen Personen. Alle Schweizer Logopädin- nen und Logopäden verfügen mindestens über einen Bachelor nur dank einer Kooperation von Logopädie-Praxis und in Sprachtherapie, welcher zur Berufsausübung im pädago- (Logopädie-) Forschung erfolgreich verwirklicht und gischen und klinischen Setting befähigt. Ein Masterabschluss realisiert werden (siehe Kapitel 7 für eine Liste der kann zusätzlich seit ein paar Jahren auch in der Deutschschweiz beteiligten Praxispartner). absolviert werden. 12
logopädieschweiz | 01 / März 2022 Fachartikel «E-Inclusion» leistete daher wichtige Beiträge zum Prototypen-App eingebunden werden (4. Wie ist eine einen zur Kooperation zwischen logopädischer Praxis Prototypen-App zu entwickeln?), durch und Forschung und zum anderen zur Forschungssitu- d. geeignete Bilder für das Benennen bei Aphasie, ation in der Deutschschweiz und damit zu einer evi- e. die Möglichkeit zur Benennung in Dialekt oder denzbasierten logopädischen Versorgung im Bereich Hochdeutsch, der Aphasiologie. f. die technisch-automatisierte Messung von mög- Ziel dieses Beitrags ist es, nach einer Vorstellung lichen Veränderungen über die Zeit bei wiederhol- des Aphasieprojektes in den Kapiteln 2, 3 und 4.1 die tem Benennen; kooperative Zusammenarbeit aus Sicht verschiede- ner logopädischer Praxispartner aus unterschiedli- zum anderen sollen in die Prototypen-App – zusätz- chen Institutionen sowie aus Sicht der logopädischen lich zu einer nach wie vor wertvollen und notwendigen Forscherinnen und Forscher in den Kapiteln 4.2 und logopädischen Begleitung in einer Therapiesitzung – 5 aufzuzeigen, um danach förderliche Bedingungen g. alltagsrelevante Nomen und Verben sowie für eine gewinnbringende Kooperation in Kapitel 6 h. die Möglichkeit für ein therapeutisch begleitetes zusammenzutragen. und kooperativ erarbeitetes Eigentraining von PmA integriert werden, indem auf der Basis einer 2 Aphasieprojekt «E-Inclusion» automatisierten Spracherkennung Rückmeldun- gen zum Bildbenennen wie auch zum individuel- Mit dem Aphasieprojekt werden zwei Ziele verfolgt: len Fortschritt gegeben werden können. (1) Zum einen soll das Benennen von Bildern in der Aphasie, als Beispiel einer (neurogenen) Sprachstö- 2.2 Methodik rung, (für die sprachliche Situation in der Schweiz) Mittels fünf ergänzenden und vergleichenden (Vor-) grundsätzlich erforscht werden. (2) Zum anderen Studien sowie zwei Hauptstudien2, die in der Deutsch- sollen die aus dieser Grundlagenforschung gewonne- schweiz mit Bewilligung der Ethikkommissionen nen Erkenntnisse praktisch in die Entwicklung einer Nordwest- und Zentralschweiz sowie Zürich durchge- Prototypen-Applikation (kurz: App) zum mündlichen führt wurden, sollen die aktuellen Forschungsfragen Benennen von Bildern einfliessen. (siehe Kapitel 2.1) exploriert und zusätzlich eine Pro- 2.1 Projektziele und allgemeine Fragestellungen totypen-App zur Unterstützung der kommunikativen Rehabilitation – vorerst von PmA – entwickelt werden. Die Projektziele (und Fragestellungen) auf For- schungsseite (1) setzen sich mit dem Bildbenennen Die fünf ergänzenden Studien dienen vornehmlich auseinander und beinhalten einem Vergleich mit der Hauptstudie 1, die sich mit den Fragen nach den Bildarten und den Sprachvarie- a. die Ermittlung von optimalen Benennbildern – täten befasst. Aufgrund dessen wird zuerst kurz auf Fotografien oder Illustrationen – für PmA (1. Wel- diese fünf Studien eingegangen. che Bildart – Farbfotografie oder Illustration – ist geeignet?), 2.2.1 Ergänzende und vergleichende Studien b. die Erforschung des Einflusses der beiden Um die Benennleistung bei PmA in Abhängigkeit von Sprachvarietäten Dialekt und Hochdeutsch beim Bildart und Sprachvarietät zu untersuchen, wurden Benennen (2. Wie wirkt sich die Verwendung der zunächst Begriffe nach linguistischen und visuellen beiden Sprachvarietäten Dialekt und Hochdeutsch Kriterien ausgewählt: auf das Benennen von Bildern aus?) sowie Es wurden 128 alltagsnahe (vgl. Palmer et al. 2017), c. die Untersuchung von akustisch-objektiven Para- konkrete und gut abbildbare Nomen und Verben aus- metern zur technikbasierten und automatisier- gesucht. Diese wurden beispielsweise nach Wort- ten Abbildung von Leistungsveränderungen beim frequenz, -länge- und -komplexität (z. B. Barry et Benennen (3. Welche akustisch-objektiven Para- al. 1997; Bastiaanse et al. 2016; Bates et al. 2003; meter erfassen die Benennleistung und intraindi- Kemmerer 2014; Meyer et al. 2003; Snodgrass & viduelle Veränderungen?). Vanderwart 1980) sowie phonologischem Abstand (in Als Projektziele auf Praxisseite (2) sollen zum einen diese genannten Forschungserkenntnisse in die 2 Für eine Übersicht und Kurzbeschreibung aller Studien siehe Widmer Beierlein et al., (2021). 13
01 / März 2022 | logopädieschweiz Anlehnung an Gallmann 2009) zwischen Dialekt und Güte mittels den fünf ergänzenden und vergleichen- Hochdeutsch kontrolliert, weil diese Kriterien nach- den Studien überprüft: weislich die Benennleistung beeinflussen. Ziel war es, 1. Die erstellten Bilder wurden als Pretest in Form dass die ausgewählten Wörter (Lexeme) in Schweizer- einer schriftlichen Online-Umfrage bei 73 Pro- deutsch3 und Schweizerhochdeutsch4 möglichst gut banden ohne Aphasie (PoA) untersucht. Hierbei miteinander vergleichbar waren, z. B. wurden die Bildkomplexität (sogenannte visuelle • Kein phonologischer Abstand vorhanden: «Zebra» Komplexität5), das Ausmass, wie sehr das Bild der in Zürichdeutsch (ZHD), Baseldeutsch (BSD) und eigenen mentalen Vorstellung entspricht (soge- Schweizerhochdeutsch (CH-HD) nanntes Image Agreement; vgl. z. B. Alario et • Abstand/Unterschied vorhanden: «Mugge» in al. 2004), sowie die schriftliche Benennvariation ZHD und BSD sowie «Mücke» in CH-HD pro Bild in Hochdeutsch (sogenannte schriftliche • Abstand/Unterschied vorhanden: «Chriesi» in Namensübereinstimmung6) analysiert. ZHD, «Kirsi» in BSD und «Kirsche» in CH-HD 2. Weiter wurden die Namensübereinstimmung Auf der Basis der 128 Begriffe wurde jeweils eine (Benennvariationen) und deren Häufigkeit pro Bild Farbfotografie und eine vergleichbare Illustration zur Bestimmung der Begriffseindeutigkeit für (siehe Abbildung 1 und 2) erstellt. Für die beiden Bild- die beiden Sprachvarietäten Schweizerdeutsch arten wurde ein gemeinsames Bildkonzept entwickelt. und Hochdeutsch auch in mündlicher Modalität Dieses berücksichtigte die empirischen Erkenntnisse mit 123 PoA mit Erstsprache Schweizerdeutsch zum Einfluss von Bildeigenschaften auf das Benen- erhoben. Diese Benennuntersuchung ist mit der nen, wie z. B. Grösse der abgebildeten Objekte, pro- Hauptstudie 1 (siehe Kapitel 2.2.2) vergleichbar. totypische Farbe und Ansicht der Objekte (vgl. z. B. Dies ist aus zwei Gründen besonders hervorzu- Adlington et al. 2009; Krull et al. 2003; Mohr 2010; heben. Einerseits ist die mündliche Namensüber- Naor-Raz et al. 2003; Palmer 1981; Rossion & Pour- einstimmung bei den Bildern ein wichtiger Ein- tois 2004; Snodgrass & Vanderwart 1980; Therriault et flussfaktor auf die Leistungen beim mündlichen al. 2009). Benennen dieser Bilder (vgl. Bates et al. 2003; Abb. 1: Abbildung 1: «tauchen», links Fotografie Abb. 2: Abbildung 2: «Kirsche», links Fotografie (iStock Photo 2015), rechts Illustration. (iStock Photo 2017), rechts Illustration. Székely et al. 2003). Andererseits liefert diese Die soeben beschriebenen Bilder und Begriffe/ Untersuchung aufgrund der grossen Anzahl an Lexeme wurden vor ihrer Verwendung in der Haupt- PoA weitere Vergleichswerte zur Personengruppe studie 1 zum Benennen von Fotografien und Illustra- mit Aphasie der Hauptstudie 1 bzw. vertiefte tionen in Dialekt und Hochdeutsch hinsichtlich ihrer 5 Mit der Überprüfung der visuellen Komplexität wird aufgezeigt, 3 Schweizerdeutsch ist ein Sammelbegriff für alle Schweizer wie detailliert ein Bild ist (z. B. Anzahl der Linien) (vgl. z. B. Ala- Dialekte (Haas 2004). Repräsentativ für das Schweizerdeutsch rio et al. 2004). wurden bei der Wortauswahl für die Hauptstudie 1 die beiden 6 Mit der schriftlichen Namensübereinstimmung, auch schriftli- Dialekte Zürich- und Baseldeutsch bestimmt. ches Name Agreement, werden unterschiedliche Bezeichnun- 4 Schweizerhochdeutsch stellt die Standardvarietät in der Schweiz gen pro Bild und deren Häufigkeit beim schriftlichen Bildbenen- dar. nen untersucht (vgl. z. B. Bates et al. 2003). 14
logopädieschweiz | 01 / März 2022 Fachartikel Einblicke in die Verarbeitung der Sprachvarietä- Benennen erfolgte in insgesamt vier Blöcken, wobei ten Dialekt und Hochdeutsch beim Bildbenennen. ein Teil der Studienteilnehmenden zuerst Nomen (32) 3. Die Daten jener soeben genannten Studie zur und Verben (32) im Dialekt, gefolgt von Verben (32) und mündlichen Namensübereinstimmung in Dialekt Nomen (32) auf Hochdeutsch benannte. Beim ande- und Hochdeutsch wurden ebenfalls verwendet, ren Teil der Studienteilnehmenden war es hingegen um die automatisierte Spracherkennung für die umgekehrt, diese begannen mit Nomen oder Verben Prototypen-App zu entwickeln. Da dafür ein gros- auf Hochdeutsch und schlossen die Untersuchung im ser Datensatz benötigt wurde, wurden zusätz- Dialekt ab. Die Auswertung der Hauptstudie 1 ist noch lich Benenndaten weiterer 78 Schweizerdeutsch nicht abgeschlossen. Die Ergebnisse der Hauptstu- sprechender PoA gesammelt und Mithilfe einer die 1 sind allerdings sowohl in praktischer als auch selbstentwickelten Analysesoftware bearbeitet. wissenschaftlicher Hinsicht für die (Schweizer) Logo- 4. Die ausgewählten Benennbegriffe wurden in Dia- pädie bedeutsam: Sie liefern zum einen Hinweise zur lekt und Hochdeutsch auf ihre Alltagsrelevanz Bilderkennung bei Aphasie und somit zur adäqua- bzw. auf deren subjektiv empfundene Auftretens- ten Auswahl von Bildmaterial in der logopädischen häufigkeit im Alltag überprüft. Bei der online Therapie. Zum anderen geben sie Informationen zur stattfindenden Überprüfung nahmen insgesamt Sprachverarbeitung sowie zur Verwendung von Dia- 547 Personen teil, davon 482 mit Schweizer- lekt und/oder Hochdeutsch während der logopädi- deutsch als Erstsprache. Die gewonnenen Daten schen Intervention. könnten neben der Relevanz für die Hauptstudie 1 2.2.3 Hauptstudie 2 zur Messung intraindividu- auch für die Entwicklung von Therapie- und Diag- eller Veränderungen anhand quantitativer nostikmaterial relevant sein. Parameter 5. Diese soeben dargestellte Online-Umfrage beinhaltete auch Fragen zur Einschätzung der In der Hauptstudie 2 wurde die technisch-automa- Sprachkompetenz und -wahrnehmung in Dia- tisierte Messung akustisch-objektiver Parameter lekt und Hochdeutsch. Personen mit Erstsprache des Sprachsignals untersucht, um Leistungsverän- Dialekt schätzen sich beim Sprechen im Dialekt derungen der Aphasie aufzeigen zu können, die als verglichen mit Sprechen in Hochdeutsch kompe- Ergänzung zur notwendigen (subjektiven) auditiven tenter ein. Daher wird auch für die Hauptstudie 1 Beurteilung durch Logopädinnen und Logopäden die- der Dialekt als vorherrschende Erstsprache in der nen könnten (siehe Kapitel 2.1). Dafür wurden über Schweizer Sprachsituation angenommen. zwei bis vier Messzeitpunkte hinweg in einer Unter- suchungssituation Audioaufnahmen des Benennens Diese genannten Studien wurden nur mit PoA durch- von 20 Nomen (10 einfache und 10 zusammengesetzte geführt. Die Zusammenarbeit von logopädischen Wörter aus dem Untertest «Benennen» des Aachener Praktikerinnen und Praktikern sowie Forscherin- Aphasie Tests, AAT, Huber et al. 1983)7 gemacht. Die nen und Forschern war also vornehmlich bei den Untersuchungen führten die behandelnden logopädi- zwei Hauptstudien von Bedeutung, welche nun im schen Fachpersonen mittels eines vom Projektteam Anschluss vorgestellt werden. zur Verfügung gestellten Tablets durch. Die Analyse 2.2.2 Hauptstudie 1 zum Benennen von Fotografien der aufgezeichneten Sprachsignale ist ebenfalls noch und Illustrationen in Dialekt und Hochdeutsch nicht abgeschlossen. Dazu werden unterschiedliche In der Hauptstudie 1 wurden anhand der mündlichen Zeit- und Frequenzparameter mithilfe verschiede- Benennleistung (die Bestimmung der Benennkorrekt- ner Algorithmen und mathematischer Berechnungen heit und die Messung der Benenngeschwindigkeit), analysiert, um potenzielle intraindividuelle Verände- die zwei ersten Fragestellungen zur Bilderkennung rungen feststellen zu können. Erste Erkenntnisse z. (Vergleich zwischen Fotografie und Illustration) sowie B. zur Veränderung der Benenngeschwindigkeit über zur Verarbeitung der Sprachvarietäten Dialekt und die verschiedenen Messzeitpunkte hinweg sind jedoch Hochdeutsch (siehe Kapitel 2.1) beantwortet. Dafür vielversprechend. waren in einer Untersuchungssituation die 128 Bil- der, die je hälftig aus Farbfotografien und Illustra- tionen bestanden, zur einen Hälfte im Dialekt (z. B. 7 Die Verwendung der AAT-Bilder in der Hauptstudie 1 fand mit freundlicher Genehmigung des Hogrefe Verlags GmbH & Co. ZHD «lupfe», BSD: «lüpfe») und zur anderen Hälfte statt. auf Hochdeutsch (CH-HD «heben») zu benennen. Das 15
01 / März 2022 | logopädieschweiz 3 Studienteilnehmende für das Aphasieprojekt (logopädischen) Forschenden einig waren, dass das «E-Inclusion» Erfassen von Leistungsveränderungen beim Benen- nen auch bei Vorliegen einer Zweit- oder Drittsprache Das Aphasieprojekt war so aufgestellt, dass sich die möglich ist, sofern die Sprache Deutsch alltagsrele- beiden Hauptstudien inhaltlich ergänzen. Somit war vant bleibt. Darüber hinaus wurde die Aphasiedauer eine Studienteilnahme von PmA bei beiden Haupt- auf die akute Phase ausgeweitet und PmA konnten studien möglich. Es wurden für die zwei Hauptstudien schon früher rekrutiert werden. Damit stiegen auf- nur Studienteilnehmende aus der deutschsprachigen grund der Spontanremission die Chancen, Verände- Schweiz rekrutiert. rungen in der Benennleistung feststellen zu können, Um die Forschungsfragen der Hauptstudie 1 bezüg- was im Rahmen dieser explorativen Studie wichtig lich der Sprachvarietät und der Bildart zu beantwor- war, um künftig gezielter auch bei chronischen Apha- ten (siehe Kapitel 2.1 und 2.2.1), wurden Personen mit sien nach entsprechenden Parametern zu suchen. und ohne Aphasie8 gesucht. Zu Beginn der Studien- durchführung wurden Personen mit einer allgemein Durch die Kompatibilität zwischen Hauptstudie 1 und 2, minimal bis mittelschweren Aphasie rekrutiert, deren z. B. durch ähnliche Studienunterlagen, konnten Stu- Benennstörung laut AAT maximal mittelschwer war. dienteilnehmende ohne grösseren Mehraufwand für Im Verlauf der Rekrutierung stellte sich durch die alle Beteiligten an beiden Hauptstudien teilnehmen. wertvolle Rückmeldung von logopädischen Praxis- Die folgenden Einschlusskriterien gelten für beide partnern heraus, dass sich auch Personen mit einer Hauptstudien (siehe Tabelle 1): gemäss AAT allgemein schweren Aphasie für die Hauptstudie 1 eig- nen, vorausgesetzt ihre Benenn- leistung war – wie bei den anderen Studienteilnehmenden mit Apha- sie – nur maximal mittelschwer betroffen. Infolgedessen wur- den die Einschlusskriterien mit Zustimmung der Ethikkommissio- nen in Bezug auf den allgemeinen Schweregrad der Aphasie im Pro- jektverlauf angepasst. Die Hauptstudie 2 explorierte intraindividuelle akustische Ver- änderungen der Benennleistung. Es wurden daher ausschliess- lich PmA untersucht. Bei Stu- dienbeginn wurden nur PmA mit Erstsprache Deutsch9 also ohne zusätzliche Erstsprachen ein- geschlossen. Allerdings wur- den auch bei dieser Hauptstudie während des Aphasieprojekts die Einschlusskriterien angepasst, da sich die logopädischen Prakti- Tabelle 1: Einschlusskriterien für die Hauptstudien 1 und 2 des Aphasie- kerinnen und Praktiker sowie die projekts «E-Inclusion» rechts Illustration. 8 Für PoA (Kontrollgruppe) gelten abgesehen von den aphasie- spezifischen Kriterien dieselben Einschlusskriterien. 9 Unter «Deutsch» werden hier alle gesprochenen Standardva- rietäten (z. B. bundesdeutsches Hochdeutsch, österreichisches Hochdeutsch, Schweizerhochdeutsch) sowie Dialekte (z. B. Bay- risch, Tiroler Dialekt, Baseldeutsch) des Deutschen verstanden. 16
logopädieschweiz | 01 / März 2022 Fachartikel Schliesslich konnten anhand dieser Einschlusskrite- zu personen- und gesundheitsbezogenen Angaben rien in die erste Hauptstudie 33 PmA (18 m, 15 w) mit (inklusive logopädischen und medizinischen Diagno- einem durchschnittlichen Alter von 58.1 Jahren (R = sen) aus. Danach geben sie den Studienteilnehmen- 20-84; SD = 13.6) sowie 33 nach Alter gematchte PoA den einen weiteren Fragebogen mit oder füllen diesen (16 m, 17 w) mit einem durchschnittlichen Alter von ggf. gemeinsam mit den PmA aus. 58.2 Jahren (R = 20-81; SD = 14.2) eingeschlossen Die studienteilnehmende Person wird von der behan- werden. In die zweite Hauptstudie konnten 22 PmA delnden logopädischen Fachperson auf einer soge- inkludiert werden (Durchschnittsalter: 64.6; R = 36-82 nannten Identifikationsliste erfasst, wo jede Person SD = 12.4). eine anonymisierte Studienidentifikationsnummer (ID) erhält. Diese ID wird aus Datenschutzgründen für 4 Rekrutierung geeigneter Praxispartner und alle Studienunterlagen verwendet und gewährt damit Studienteilnehmender für das Aphasiepro- die Anonymität der Daten. Die Praxispartner bewah- jekt «E-Inclusion» ren die ID-Liste für zehn Jahre gesichert auf und übernehmen damit einen wichtigen Teil zur Sicher- Für die Durchführung der beiden Hauptstudien muss- stellung der ethischen Vorgaben im Rahmen des ten zunächst Personen aus der logopädischen Praxis Datenschutzes. (siehe Kapitel 1) für das Aphasieprojekt gewonnen werden. Anschliessend rekrutierten Logopädinnen Sofern alle Einschlusskriterien erfüllt sind (siehe und Logopäden aus Praxis und Forschung gemein- Kapitel 3), werden die Studienteilnehmenden für die sam geeignete Personen mit und ohne Aphasie (siehe Hauptstudie 1 entweder oder von den logopädischen Kapitel 3). In den nachfolgenden Kapiteln werden Fachpersonen für einen Untersuchungstermin auf- diese beiden Rekrutierungsprozesse – die des logo- geboten. Die Benennuntersuchung führen jeweils pädischen Fachpersonals und die der Studienteil- zwei (logopädische) Forscherinnen des Projektteams nehmenden – wie sie geplant und wie sie tatsächlich vornehmlich am Ort der Praxispartner-Institutionen umgesetzt wurden, vorgestellt. durch, welche den PmA vertraut sind. Für die Kont- rollgruppe mit den PoA werden auch Angehörige von 4.1 Geplanter Rekrutierungsablauf PmA teilweise über die logopädischen Praxispartner angefragt. Als ersten Schritt fragen logopädische Fachpersonen der gewonnenen Praxispartner geeignete Studien- 4.2 Tatsächlicher Rekrutierungsablauf teilnehmende mündlich an und stellen sie dem Pro- jektteam anonym vor. So können bereits erste Ein- Wie bereits angedeutet mussten für eine erfolgreiche schlusskriterien gemeinsam überprüft werden. Die Umsetzung des Aphasieprojektes im Ablauf der Rek- Studieninformation ist (in Teilen) aus ethischen Über- rutierung Veränderungen vorgenommen werden. Die legungen und für ein erleichtertes Lesesinnverstehen Sichtweisen zum tatsächlich durchgeführten Rekru- und damit für ein einfacheres Ausfüllen in leicht ver- tierungsprozess vom logopädischen Forschungsteam ständlicher Sprache und mit übersichtlichem Layout und von drei Praxispartnern – einer Abteilung der im Sinne einer aphasiefreundlichen Gestaltung ver- Logopädie einer Rehabilitationsklinik, einem Logopä- fasst (vgl. Brennan et al. 2005; Connect 2007; Rose die-Team eines Akutspitals und einer logopädischen et al. 2011a, b). Für die Teilnahme am Aphasiepro- Praxis – werden nachfolgend ausgeführt. jekt müssen aktuelle AAT-Werte10 vorliegen. Falls 4.2.1 Rekrutierung aus Sicht des Logopädie-For- keine neuen AAT-Werte vorhanden sind, wird der für schungsteams des Aphasieprojektes (Katrin beide Hauptstudien notwendige AAT in der Regel von P. Kuntner, Sandra Widmer Beierlein, Claudia den logopädischen Praxispartnern durchgeführt. In Elsener und Prof. Dr. Anja Blechschmidt) Ausnahmefällen führen die Logopädinnen des Pro- Um Studienteilnehmende für die beiden Hauptstudien jektteams den AAT durch. Die behandelnden Logo- zu rekrutieren, mussten ab Januar 2019 zuerst in der pädinnen und Logopäden füllen einen Fragebogen Praxis tätige Logopädinnen und Logopäden für eine 10 Bei postakuten Aphasien (sechs Wochen bis zu einem Jahr post Zusammenarbeit gewonnen werden. onset) sowie bei chronischen Aphasien (ab einem Jahr) mit Die Forscherinnen der Professur für Kommunika- intensiver Therapie (fünfmal pro Woche) dürfen die AAT-Werte tionspartizipation und Sprachtherapie (KuS) des Insti- nicht älter als zwei Wochen sein; bei chronischen Aphasien dür- fen die AAT-Werte nicht weiter als drei Monate zurückliegen. tuts Spezielle Pädagogik und Psychologie (ISP) als Teil 17
01 / März 2022 | logopädieschweiz des Projektteams «E-Inclusion» traten dafür direkt 2021 und damit über knapp zwei Jahre, u. a. auch mit den Logopädinnen und Logopäden möglicher beeinflusst durch die Coronavirus-Pandemie. Zeit- Kooperationspartner in Kontakt. Dabei konnten sie, weise waren einige der Praxispartner-Institutionen selbst auch diplomierte, EDK11-anerkannte Logopä- für externe Personen wie z. B. Forschende geschlos- dinnen, zunächst ihr eigenes Berufsnetzwerk für eine sen. Es mussten zusammen mit den Logopädinnen Zusammenarbeit anfragen. Zudem war es hilfreich, und Logopäden vor Ort Wege gefunden werden, um dass eine Forscherin von «E-Inclusion» gleichzeitig in das Projekt unter strengsten hygienischen Massnah- zwei der Praxispartner-Institutionen klinisch tätig war. men fortzuführen; dies möglichst ohne zusätzliche Dennoch war es auch notwendig, weitere potenzielle Belastung für die schon ausgelasteten logopädischen logopädische Praxispartnerinnen und Praxispartner Praktikerinnen und Praktiker. auf schriftlichem und/oder telefonischem Wege zu Die Motivation der Studienteilnehmenden war sehr kontaktieren, um eine genügend grosse Stichproben- gross, so dass einige auch lange Anfahrtszeiten zur grösse für die Hauptstudien zu rekrutieren. Nach einer Untersuchung auf sich nahmen. Insgesamt zeigte Zusicherung für eine Forschung-Praxis-Kooperation sich, dass die Betroffenen gegenüber Anfragen von seitens der Praxispartnerinnen und Praxispartner den behandelnden logopädischen Fachpersonen zur mussten die vom Projektteam vorbereiteten Unterla- Projektteilnahme offener gestimmt waren, als wenn gen von den praktisch tätigen logopädischen Fachper- bspw. unbekannte (logopädische) Forschende das sonen ausgefüllt und unterzeichnet werden, damit sie Projekt vorstellten. Die Unterstützung beim Anfragen, anschliessend der zuständigen Ethikkommission vor- Informieren und beim gemeinsamen Ausfüllen der gelegt werden konnten. Mit dem positiven Bescheid Studienunterlagen durch die Kolleginnen und Kolle- der entsprechenden Ethikkommission durfte mit dem gen in der Praxis war daher besonders bedeutsam. Rekrutierungsprozess gestartet werden. Die Rekru- tierung und die Studiendurchführung erforderten prä- 4.2.2 Rekrutierung aus Sicht der Logopädie-Abtei- zise Absprachen und eine genaue Planung zwischen lung der Rehaklinik Rheinfelden (Dr. Matthias den logopädischen Forschenden und Praxispersonen. Moriz) Nur so konnten die terminlichen Vorgaben eingehal- Die Abteilung Logopädie der Reha Rheinfelden hat an ten werden. Herausfordernd war dies vor allem in Hin- beiden Hauptstudien teilgenommen. Die Rekrutie- blick auf die Gültigkeit der AAT-Werte, weil diese bei rung der Studienteilnehmenden konnte teilweise für PmA in der postakuten Phase bis zum Zeitpunkt der beide Hauptstudien kombiniert werden (siehe Kapi- Untersuchung nicht älter als zwei Wochen sein durf- tel 3). Bei der Rekrutierung war es besonders güns- ten. Dies funktionierte aufgrund eines kollegialen und tig, dass eine logopädische Nachwuchs-Forscherin gleichberechtigten Umgangs allerdings sehr gut. aus dem Projektteam befristet für die Projektlauf- Über die Projektlaufzeit zeigte sich, dass aufgrund zeit als Forschungspraktikantin in der Rehaklinik der strengen Einschlusskriterien (siehe Kapitel 3) nur tätig war und so wöchentlich an den Besprechungen ungefähr mit ein bis zwei PmA pro logopädischem Pra- der Abteilung Logopädie teilnehmen konnte. Damit xispartner zu rechnen war. Deshalb wurden im Ver- konnte der Rekrutierungsprozess gestärkt werden lauf mithilfe von Kontakten der logopädischen Praxis- und eine Ansprechperson stand vor Ort direkt für Fra- personen zu Aphasie-Selbsthilfegruppen oder durch gen sowie für die Koordination und Organisation zur Anfrage von ehemaligen oder sich in Therapiepause Verfügung. Die PmA konnten an den Hauptstudien in befindenden PmA weitere Studienteilnehmende für die ihrer gewohnten Reha-Umgebung wie bei einer nor- Hauptstudie 1 angefragt. Auch ein im Dezember 2020 malen Therapie teilnehmen, was sich als ein opti- publizierter Zeitungsartikel (vgl. Goldhahn 2020) über males Prozedere erwies. Schwieriger war dagegen das Aphasieprojekt stiess auf grosses Interesse und die Durchführung kürzerer Untersuchungsteile für ergab weitere Studienteilnehmende. Die Rekrutierung die Hauptstudie 2 mit wiederholten Diagnostikteilen, von statistisch gesehen genügend grossen Stichpro- wenn diese nicht mit dem Therapieziel in Verbindung ben in den beiden Hauptstudien erstreckte sich jedoch zu bringen waren und keinen unmittelbaren The- trotz all dieser Bemühungen von April 2019 bis Januar rapieeffekt für die PmA hatten. Generell wurde von den logopädischen Praktikerinnen und Praktikern 11 EDK ist die Schweizerische Konferenz der kantonalen Erzie- bemängelt, dass die Inhalte der beiden Hauptstudien hungsdirektoren. Sie regelt die Anerkennung der Hochschul- nicht unmittelbar in eine Therapie umgesetzt werden diplome u. a. in der Logopädie. 18
logopädieschweiz | 01 / März 2022 Fachartikel können. Eine zeitnahe Rückmeldung zu den Unter- PmA wünschten, die Unterlagen im Beisein der suchungsergebnissen wäre deshalb wünschenswert, behandelnden Logopädin zu lesen und zu unterzeich- da die Logopädinnen und Logopäden mit den PmA nen. So konnten einige Fragen oder Unsicherheiten oft monatelang (weiter) arbeiten und die Resultate geklärt werden. Eine PmA konnte an beiden Haupt- des Projekts dafür eventuell relevant oder zumindest studien teilnehmen, die andere bedingt durch die Ein- von Interesse sind. Unproblematisch war die Durch- schlusskriterien nur an der Hauptstudie 2. Die PmA führung und Auswertung von Standardtests (wie dem haben positiv auf die Anfrage zur Teilnahme reagiert, AAT), wenn dies ohnehin vorgesehen war und nahtlos v. a. im Hinblick auf eine mehrmalige Untersuchung aus dem gewohnten klinischen Ablauf hervorging. der mündlichen Benennfähigkeit für Nomen (Haupt- studie 2). Die im Voraus geplanten Termine wurden 4.2.3 Rekrutierung aus Sicht des Logopädie-Teams jeweils dem Projektteam gemeldet, so dass die für des Kantonsspitals Baden (Norina Hauser und die Hauptstudie 2 aufgenommenen Audioaufnahmen Maria Wegele) zeitnah in der Praxis abgeholt wurden. Kurz nach Das Team der Logopädie des Kantonsspitals Baden dem Beginn der Studiendurchführungen begann der hat sich an der Hauptstudie 1 zur Benennleistung Coronavirus-Lockdown. Für eine PmA folgte dadurch von PmA beteiligt. Im Vorfeld wurden übersichtlich ein langer Unterbruch der logopädischen Therapie dargestellte und detaillierte Informationen sowohl und damit auch in der Durchführung der Hauptstu- zum Ablauf als auch zu den Einschlusskriterien aus- die 2. Der letzte Messzeitpunkt für die Hauptstudie gehändigt. Letztere bedingten eine geringere Anzahl 2 bei dieser PmA konnte schliesslich aber noch vor an Studienteilnehmenden als anfangs gedacht. Den- Abschluss der Studiendurchführungsphase Ende Juni noch konnte ein Beitrag zur Hauptstudie 1 geleistet 2021 erfolgen. werden. Durch Anpassungen im Rekrutierungsver- lauf entstanden neue Herausforderungen, wie z. B. 5 Kooperation von logopädischer Praxis und eine datenschutzkonforme Aufbietung ehemaliger Forschung im Aphasieprojekt «E-Inclusion» PmA (siehe Kapitel 4.2.1). Durch unkomplizierte und schnelle Kontaktaufnahme mit den Logopädinnen Anhand der Vorstellung der Ziele und der Fragestel- und Logopäden des Forschungsteams konnte auch lungen des Aphasieprojektes «E-Inclusion» sowie dies schnell geklärt werden. Insgesamt war es als insbesondere der Hauptstudien 1 und 2 wurde die logopädischer Praxispartner ein guter Ablauf mit Relevanz einer Kooperation zwischen im Feld und in entsprechend angemessenem Zeitaufwand für einen der Forschung tätigen Logopädinnen und Logopäden Beitrag zur spannenden Forschung. Auch auf Seiten vor allem hinsichtlich der Rekrutierung und Untersu- der Studienteilnehmenden konnte schnell Interesse chung von Studienteilnehmenden deutlich. Ableitend geweckt werden. Unter den Studienteilnehmenden daraus soll wiederum aus den beiden Sichtweisen von wurde grosse Freude geäussert, als selbstbetroffene Praxis und Forschung eine grundsätzliche sowie eine PmA einen Beitrag zur Forschung in der Aphasiologie auf dieses Projekt bezogene kooperative Zusammen- leisten zu können. Auch das Gefühl, die behandeln- arbeit diskutiert werden. den Logopädinnen und Logopäden mit diesem For- 5.1 Kooperation aus Sicht der logopädischen Prak- schungsprojekt unterstützen zu können, schien eine tikerinnen und Praktiker Motivation zur Teilnahme zu sein. In einem Einzelfall gab es jedoch zunächst auch eine verhaltene Reak- Zunächst wird die Kooperation aus Sicht der drei tion, da der Aufwand einer Studienteilnahme zunächst bereits genannten logopädischen Praxispartner – zu gross erschien. Dennoch entschied sich die PmA Rehaklinik, Akutspital, Praxis – verdeutlicht, danach nach mehreren gewünschten Erklärungen zu einer die des Forschungsteams. Teilnahme. Alle Beteiligten warten nun gespannt auf 5.1.1 Kooperation aus Sicht der Logopädie-Abtei- die Ergebnisse. lung der Rehaklinik Rheinfelden (Dr. Matthias 4.2.4 Rekrutierung aus Sicht der Logopädischen Moriz) Praxis – Fanny Dittmann-Aubert (Fanny Die Logopädie-Abteilung der Reha Rheinfelden war Dittmann) sehr gerne bereit, am Aphasieprojekt teilzunehmen Zwei PmA der logopädischen Praxis konnten zur Teil- und fand die Hauptstudien 1 und 2 spannend, berei- nahme am Aphasieprojekt motiviert werden. Beide chernd, auch herausfordernd, aber sinnhaft, wichtig 19
01 / März 2022 | logopädieschweiz und letztlich doch machbar, trotz der herausfordern- Fortbildungen, Lektüre von Fachliteratur sowie den (auch belastenden) Balance zwischen dem vollen interdisziplinärer Austausch. An einem Forschungs- klinischen Arbeitstag und der zusätzlichen Aufgabe. projekt einen Beitrag leisten zu können, ist ebenso Es gab im Jahr 2020 noch einen gravierenden Verzer- wichtig. Motiviert haben das Thema Benennfähigkeit rungsfaktor: Die Coronavirus-Pandemie, die in jeder bei Aphasie und die Interdisziplinarität des Aphasie- Hinsicht, sowohl bezüglich der Studiendurchführung projekts. Ebenso hat das Projektvorhaben, eine App selbst als auch bezüglich der Erschwerung und Inten- zum Benennen für PmA zu entwickeln, motiviert am sivierung der alltäglichen klinischen Arbeit, viele Res- Projekt mitzuhelfen. Die Möglichkeit einer objektiven sourcen verbrauchte. Phasenweise war der Zugang Auswertung der Benennleistungen mittels definierter zur Klinik und zu den PmA stark eingeschränkt, was Parameter und automatisierter Spracherkennung zu die Arbeitsbelastung allgemein und auch für das erhalten ist sehr spannend (Hauptstudie 2). Es konnte Aphasieprojekt erhöhte. Die Reha Rheinfelden fühlte festgestellt werden, dass bei beiden PmA die Leis- sich dem Aphasieprojekt verbunden, konnte aber tungen zum letzten Messzeitpunkt der Hauptstudie 2 weitere Aufgaben nicht in dem Umfang wie selbst merklich besser waren. Subjektiv entstand sogar der gewünscht übernehmen. Dennoch sind die Logopä- Eindruck, auch die Benenngeschwindigkeit – ein viel- dinnen und Logopäden der Reha Rheinfelden froh, versprechender objektiver Parameter zur Abbildung einen Beitrag dazu geleistet zu haben. von Leistungsveränderungen bei Aphasie – sei höher, so dass nun gespannt auf die Auswertung und Ergeb- 5.1.2 Kooperation aus Sicht des Logopädie-Teams nisse vor allem der Hauptstudie 2 gewartet wird (siehe des Kantonsspitals Baden (Norina Hauser und Kapitel 2.2.3). Der Austausch und die Unterstützung Maria Wegele) der (logopädischen) Mitglieder des Forschungsteams Im Logopädie-Team des Kantonsspitals Baden hat die waren hervorragend und anregend. Forschung allgemein einen hohen Stellenwert und, wenn möglich, wird gerne ein Beitrag dazu geleistet. 5.2 Kooperation aus Sicht der logopädischen For- Natürlich muss der Aufwand einer Forschungskoope- scherinnen (Katrin P. Kuntner, Sandra Widmer ration stets neben dem klinischen Alltag zu bewältigen Beierlein, Claudia Elsener und Prof. Dr. Anja sein. Aufgrund dessen machte das Logopädie-Team Blechschmidt) bei diesem Aphasieprojekt ausschliesslich bei der Für uns als logopädische Forscherinnen war es berei- Hauptstudie 1 mit. Die Forschungsarbeit allgemein chernd, ein interdisziplinäres Forschungsprojekt (zum stellt eine Ergänzung zur alltäglichen Arbeit dar und Thema Aphasie) mitzuentwickeln und mitzuleiten. eröffnet auch bereits vor abgeschlossener Studien- Darüber hinaus war das Aphasieprojekt aber auch auswertung und Projektende einen neuen Blickwinkel aus intradisziplinärer Sicht bedeutsam. Es zeigte auf die eigene Arbeit, z. B. dass der Faktor Zeit bei sich, wie entscheidend Vernetzungen (vgl. Hartmann der Benennreaktion in Dialekt oder Hochdeutsch eine in Edthofer 2011) innerhalb der Profession sind – auf Rolle spielen kann. Motivierend für die Teilnahme war Forschungsseite bei der Rekrutierung von Praxis- insbesondere die hohe alltägliche Relevanz der Frage- partnern und damit auch von Studienteilnehmenden stellungen in der Hauptstudie 1, wozu es aktuell noch sowie auf Forschungs- und Praxisseite beim Erhalten sehr wenige Daten gibt. Durch die gut strukturierte und Aufbauen beruflicher Netzwerke. Die Praxisre- Führung und detaillierten Hintergrundinformatio- levanz zeigte sich ebenfalls im Verlauf des Projektes nen war die Mitarbeit sehr unkompliziert, angenehm immer wieder: Die Ziele des Aphasieprojekts zu Bild- und erfreulich. Es konnten neue Bekanntschaften art, Sprachvarietät und technisch-automatisierter für zukünftige Projekte oder fachlichen Austausch Messung von Leistungsveränderungen sowie die Ent- geknüpft werden. Zusätzlich ergab sich dadurch für wicklung einer Prototypen-App stammen aus der Pra- einige des Logopädie-Teams erstmals die Chance, in xis und sollen auch wieder in die Praxis zurückflies- die noch kleine, aber (zunehmend) sehr wichtige Welt sen. Das Studiendesign beider Hauptstudien greift der «Logopädie-Forschung Schweiz» einzutauchen. das häufig in der Logopädie genutzte Paradigma des 5.1.3 Kooperation aus Sicht der Logopädischen Pra- Bildbenennens auf. Gemäss den Rückmeldungen der xis – Fanny Dittmann-Aubert (Fanny Dittmann) logopädischen Praxispartnerinnen und Praxispartner war insbesondere diese persönliche Vernetzung (vgl. Zum Berufsbild der Logopädie gehören neben der Sallat & Siegmüller 2016; siehe Kapitel 4.2.1) und diagnostischen und therapeutischen Arbeit auch 20
logopädieschweiz | 01 / März 2022 Fachartikel diese praxisnahe Gestaltung ein wesentlicher Grund einmal mehr die Bedeutung und Notwendigkeit der zur Teilnahme am Aphasieprojekt. Daneben stand für Forschung von Logopädinnen und Logopäden (vgl. einige Logopädinnen und Logopäden die Motivation im Kapitel 1). Vordergrund, die Möglichkeit zu nutzen, Forschung in Mittels der Projektvorstellung konnte jedoch auch die den eigenen Praxisalltag zu integrieren. Die begeis- Wichtigkeit einer Kooperation und die Bedeutung der terte Teilnahme der logopädischen Praktikerinnen Vernetzung von logopädischen Praxispersonen und und Praktiker hatte wiederum einen positiven Einfluss Forschenden vor allem bei der Durchführung der zwei auf die Forschenden. Gemeinsam wurden die (Pro- Hauptstudien dargelegt werden (vgl. z. B. Kapitel 5.1.2, jekt-) Ziele für die PmA und zur Stärkung der Logo- 5.1.3 und 5.2). In gleichberechtigter Zusammenarbeit pädie verfolgt. Der fachliche Austausch und die hilf- konnte das Aphasieprojekt mit einem gemeinsamen reichen Rückmeldungen vor allem zu Projektbeginn Ziel, die logopädische Therapie und Diagnostik in der (siehe Kapitel 3 und 4.2.1) gingen in beide Richtungen Schweiz (bzw. in Dialektgebieten) für PmA zu verbes- und zeigten auch die unterschiedlichen Fach-Speziali- sern, umgesetzt werden (z. B. Bilder, Sprachvarietät, sierungen innerhalb der Logopädie (vgl. Sallat & Sieg- App; vgl. Kapitel 5.1.3 und 5.2). Für die Logopädinnen müller 2016; siehe Kapitel 1) auf. und Logopäden in der Praxis beinhaltete diese Koope- ration administrative und organisatorische Aufgaben 6 Fazit wie die Koordination von Untersuchungsterminen, die Im vorliegenden Artikel wurde das Aphasieprojekt Rekrutierung von Studienteilnehmenden oder anteilig «E-Inclusion» näher vorgestellt und insbesondere die Sicherstellung des Datenschutzes. Die logopädi- die inter- und intradisziplinäre Kooperation zwischen schen Praktikerinnen und Praktiker führten auch in Hochschule(n) und logopädischer Praxis beleuchtet. Teilen Studienuntersuchungen (AAT und/oder Durch- führung der Hauptstudie 2) selbst durch (vgl. Kapitel Damit konnte zum einen festgehalten werden, dass 4.1. und 4.2). mit einem solchen Projekt im Bereich der Logopä- die sowohl wissenschaftliche als auch praktische Bei der Planung und Umsetzung eines solchen koope- bzw. anwendungsorientierte Fragen verfolgt werden rativen Forschungsprojekts sind jedoch die Rahmen- können: Es ergaben sich kurzfristige Implikationen bedingungen, in denen sich Logopädinnen und Logo- aus der Forschung für die Praxis – wie aktuelle AAT- päden im klinisch-therapeutischen Umfeld bewegen, Ergebnisse, Bewusstwerdung über Qualitätskrite- zu beachten. Aus eigener beruflicher Praxiserfahrung rien von Bildmaterial in der Aphasietherapie sowie der logopädischen Forschenden wurde beispielsweise reflektierter Einsatz von Dialekt und Hochdeutsch in das Aphasieprojekt im Bewusstsein der knappen Res- der Therapie bei Aphasie (vgl. Kapitel 2.2.1 und 5.1.2). sourcen bewusst praxisnah gestaltet (vgl. Kapitel 5.1.1 Nach Abschluss der Studienauswertungen können und 5.1.2). Folgende vorläufige Prinzipien können für auch mittelfristig bedeutsame Implikationen für die eine kooperative Zusammenarbeit aus dem Aphasie- Aphasiediagnostik und -therapie wie Erkenntnisse projekt abgeleitet werden: zur Bild- und Sprachverarbeitung bei Aphasie sowie • Es sollen regelmässige Kontaktaufnahmen statt- Empfehlungen für Bildmaterial und den Einsatz von finden, um die Kolleginnen und Kollegen der logo- Sprachvarietäten in der Aphasietherapie abgeleitet pädischen Praxispartner in den Studienaufgaben werden (vgl. Kapitel 2.2.2). Zudem wird eine Proto- anzuleiten und sie zu unterstützen sowie um nach typen-App für Aphasie inklusive automatisierter dem Befinden zu fragen und ihre Bedürfnisse Spracherkennung und Abbildung von Leistungsver- abzuholen, z. B. aufgrund veränderter Verhält- änderungen beim Benennen entwickelt, welche die nisse während der Coronavirus-Pandemie (vgl. bisherige logopädische Arbeit längerfristig ergänzen Sallat & Siegmüller 2016; vgl. Kapitel 4.2.1, 4.2.2., kann (vgl. Kapitel 2.2.3 und 5.1.3). 4.2.3, 4.2.4, 5.1.1 und 5.1.3). • Der administrative Aufwand ist klein zu halten, Zum anderen hat die Vorstellung des Aphasieprojek- indem z. B. die auszufüllenden Ethikkommis- tes aufgezeigt, z. B. durch die Grösse des Projektes sionsdokumente zum einfacheren und schnel- oder durch die insgesamt sieben aufeinander abge- leren Ausfüllen für die Logopädinnen und Logo- stimmten Studien (ergänzende/vergleichende Studien päden vorbereitet werden (vgl. Kapitel 4.2.1 und und Hauptstudien), wie umfang- und facettenreich 5.1.2) oder indem die Einverständniserklärungen und zugleich spannend und komplex der Bereich der für die PmA aphasiefreundlich gestaltet sind (vgl. Logopädie (und seine Erforschung) ist. Dies betont Kapitel 4.1). 21
01 / März 2022 | logopädieschweiz • Es ist möglichst wenig (Therapie-)Zeit für die Stu- • Logopädie-Teams der Kantonsspitäler Aarau diendurchführung zu verwenden, weshalb z. B. in (Christine Richner), Baden (Nicole Bruggisser), der Hauptstudie 1 die (logopädischen) Forschen- Baselland (Claudia Poncioni-Erne) und Olten den (und nicht die logopädischen Praxispersonen) (Solothurner Spitäler, Andrea Meister). nur einmalig und ausserhalb der Therapie Daten • Logopädie-Abteilung der Rehaklinik Rheinfelden erhoben haben (vgl. Kapitel 4.1). Bei der Haupt- (Dr. Matthias Moriz) und des Stadtspitals Waid und studie 2 wurden beispielsweise die mehrmaligen Triemli (Yvonne Fahrni). Benennuntersuchungen durch die logopädischen • Logopädie-Teams der Rehakliniken REHAB Basel Praktikerinnen und Praktiker während der Thera- (Svenja Ginters) und Bad Schinznach (Privat-Kli- pie kurzgehalten (lediglich 20 Benenn-Items; vgl. nik Im Park, Selina Furrer). Kapitel 2.2.3, 4.2.2 und 4.2.4). • Logopädie-Teams der Spitäler Schaffhausen • Die Untersuchungen sind allgemein therapienah (Bernadette Heim) und Zofingen (Priska Huckele). zu gestalten, z. B. am Ort der bekannten Insti- • Fachbereiche Logopädie der Universitären tution und nach Möglichkeit zeitlich koordiniert Altersmedizin Felix Platter (Julia Klauke) und mit der logopädischen Therapie (vgl. Kapitel 4.1, des Kantonsspitals Graubünden (Susanne 4.2.1). Brunelli-Steiger). • Durch einen offenen Dialog mit viel gegenseiti- • Logopädie-Team des Universitätsspitals Zürich gem Verständnis können institutionsindividuelle (Klinik für Neurologie, Leonora Graber). Lösungen gefunden werden (vgl. z. B. Kapitel 4.1 Ausserdem ist den Logopädie-Studierenden FHNW und 4.2.2) und dadurch der allgemeine zuneh- der Studiengängen 2016–2019 sowie 2018–2021 für ihr mende Kosten- und Zeitdruck auf das klinische engagiertes Mitwirken unter fachlicher Supervision Setting minimiert werden (vgl. Sallat & Siegmül- als Teil des Untersuchungsteams für die Hauptstudie ler 2016). 1 zum Benennen von Fotografien und Illustrationen Unter Berücksichtigung dieser Aspekte und im Hin- in Dialekt und Hochdeutsch sowie für die ergänzende blick auf die im Verlauf dieses Jahres zu erwartenden Studie zur Überprüfung der Benennbegriffe hinsicht- Studienergebnisse war die Kooperation von Logopä- lich mündlicher Namensübereinstimmung in Dialekt dinnen und Logopäden mit unterschiedlichen Aufga- und Hochdeutsch zu danken: bengebieten bedeutsam, erfolgreich und für alle Sei- Liliane Affolter, Eleanor V. Anklin-Lowen, Katharin ten bereichernd, sodass weiterführende Projekte, bei Ballmer, Karin Balsiger, Cornelia E. Baschnagel, denen die (logopädischen) Forschenden von «E-Inclu- Selina Baur, Fabienne Blattner, Tarja Bolks, Nicole sion» mit (neuen) interessierten logopädischen Prak- Brunner, Miriam Bukies Schaefer, Sandra Corrigan, tikerinnen und Praktikern kooperativ zusammen- Julia Diener, Naomi Drewlow, Claudia Elsener, Laura arbeiten, bereits in Planung sind. M. Fuchs, Sarah Geuze, Nicole Gysin, Thalia Gysin, Morgaine Harvey, Johanna M. Hemkens, Clara Henge- 7 Danksagung voss, Fabian Hess, Annika D. Hofer, Stefanie Hofmann, Das Aphasieprojekt «E-Inclusion» konnte nur dank Claudia Imesch, Alena Knörr, Simone M. Küry, Ste- der Finanzierung der FHNW im Rahmen der Strategi- phanie J. Ledermann, Nadine Leu, Lea Lehnert, Luise schen Initiative 2018–2020, der motivierten Teilnahme S. Löprich, Sandro S. Monti, Mike Obermeier, Noëmi von Personen mit und ohne Aphasie sowie dem gros- Plattner, Annika Ryhult, Saskia Sautter, Rebecca K. sen Engagement der logopädischen Praxis, nament- Schoch, Kaja Seywald, Franziska Stähli, Ylenia Sum- lich der Logopädinnen und Logopäden nachfolgend mermatter, Noelle Suter, Denise A. Weibel, Manon gelisteter logopädischer Praxispartner, realisiert Winkler, Ivana Wolf, Susanne Wyrsch, Seline Zibret werden: und Noemi Zihlmann. • Logopädische Praxen Fanny Dittmann-Aubert, Isabelle Facchini-Baumann, LogoTreffpunkt 8 Link zur Projektwebsite (Helen Amstad), mund’art logopädie (Nina Säges- https://www.fhnw.ch/de/die-fhnw/strategische- ser), rundum therapie (Petra Seccia-Reutlinger), entwicklungsschwerpunktestrategische-initiativen/ Dietiker (Petra Dietiker) und Unterstrass (Brigitte e-inclusion Bertoni). 22
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