Trendszenario Grüne Armee: Strategische Überlegenheit durch Nachhaltigkeit? - Schweizer ...

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stratos digital   Forschung – Trendszenario Grüne Armee: ­Strategische Überlegenheit durch Nachhaltigkeit?   15. September 2021                             1
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                             Forschung

          Trendszenario Grüne Armee:
          ­Strategische Überlegenheit durch
           Nachhaltigkeit?

                             S TE FAN BAY E R , S IM O N S TRU C K
                             German Institute for Defence and Strategic Studies (GIDS), Führungsakademie der Bundeswehr, Hamburg

          This article examines the exceptional                          their energy autonomy without the risk of
          alignment between security and environ-                        reduced military capabilities. As a result,
          mental politics by Greening the military.                      we underline the importance of a sustai-
          The transition phase from fossil-based                         nable (Swiss) army and recommend an in-
          energy consumption to a sustainable force                      novation strategy in the defense sector to
          will require new (energy) technologies. The                    harness the transition process's synergies
          defense sector's market pull might make                        for the (Swiss) economy. Such a coherent
          the military a crucial innovation driver and                   approach could bolster not only future mi-
          green technology consumer. Thus, the ar-                       litary readiness but also set green growth
          med forces can enhance their climate miti-                     incentives.
          gation efforts and simultaneously improve

          DOI: 10.48593/s8mh-qh51
          Schlüsselbegriffe Grüne Armee, Nachhaltigkeit, Innovation, Energie, Streitkräfte
          Keywords Green Army, Sustainability, Innovation, Energy, Armed Forces

                                    PR O F. D R . S T E FA N BAY E R        ist seit
                                    2014 Professor für Volkswirtschaftslehre an der
                                    Helmut-Schmidt-Universität (HSU) in Hamburg
                                    und hat seit 2014 die Studiengangsleitung im Stu-                                   BA S I M O N S T R U C K    ist seit Novem-
                                    diengang «Militärische Führung und Internation-                                     ber 2020 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am
                                    ale Sicherheit (MFIS)» inne, seit 2018 zusammen                                     German Institute for Defence and Strategic
                                    mit Prof. Dr. Burkhard Meißner. Seit April 2020 ist                                 Studies (GIDS). Die beiden Autoren beschäf-
                                    er Leiter Forschung und Stellvertretender Leiter                                    tigen sich am GIDS mit militärökonomischen
                                    des German Institute for Defence and Strategic                                      und sicherheitspolitischen Grundsatzfragen
                                    Studies (GIDS). Seine Forschungs­schwerpunkte                                       aus strategischer Perspektive. Zudem unter-
                                    liegen in den Bereichen Militär­ökonomie, Kli-                                      suchen sie den Zusammenhang von Umwelt-
                                    maschutzökonomie, Strategisches Denken und                                          veränderungen und deren Auswirkungen auf
                                    Handeln.                                                                            Sicherheit.
                                    E-Mail: stefan.bayer@gids-hamburg.de                                                E-Mail: simon.struck@gids-hamburg.de
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          Einleitung
                         Mit der jüngst verabschiedeten Klima-                            vorgehenden Überlegungen sollen anhand der Schwei-
         strategie hat sich der Schweizerische Bundesrat das                              zer Armee konkretisiert werden.
         gleichermassen wichtige, wie ambitionierte Ziel ge-
         setzt, die Schweiz bis 2050 klimaneutral zu gestalten
         (Der Bundesrat 2021, 4). Besonders im Verteidigungs-
                                                                                          Das Green Army Konzept als
         sektor scheinen sich aber Klimaneutralität und die
                                                                                          Zukunftsszenario
         militärische Einsatzbereitschaft wechselseitig aus-                                                        Die Ausweitung der Klimade-
         zuschliessen: So macht die Technisierung moderner                                batte wirkt sich zunehmend auch auf Politikfelder und
         Kriegsführung vor allem energieintensive Systeme not-                            Akteure aus, die bisher kaum oder nur indirekt an
         wendig, die bisher vorrangig durch fossile Energieträ-                           klima- und umweltpolitischen Diskursen beteiligt sind.
         ger betrieben werden (Light 2014, 888). Dennoch sind                             Speziell im Kontext der militärischen Debatte wird das
         auch aus einer militärischen Perspektive diese energie-                          Konzept einer Green Army häufiger in den Mittelpunkt
         intensiven Prozesse problematisch. So steigerte sich                             gerückt. Ein solches Konzept versucht im Gegensatz
         etwa der pro Kopfverbrauch an fossilen Kraftstoffen                              zu anderen Bereichen der strategischen Ausrichtung
         eines US-Soldaten vom Zweiten Weltkrieg von einer                                von Streitkräften im Klimawandel nicht grundlegende
         Gallone pro Tag auf etwa 16 Gallonen im Irak- und Af-                            Funktionen und Aufgaben von Streitkräften zu ver-
         ghanistaneinsatz (Samaras, Nuttall und Bazilian 2019,                            schieben, sondern betont zunehmend ein Nachhaltig-
         4). Die Fähigkeit, erfolgreiche militärische Operationen                         keitsparadigma innerhalb des militärischen Planungs-
         zu planen und durchzuführen ist daher zunehmend                                  prozesses (Brzoska 2015, 176 – 178, 183). Nachhaltigkeit
         auch an das Energiemanagement von Streitkräften                                  lässt sich im militärischen Kontext arbeitsdefinitorisch
         selbst geknüpft (Saritas und Burmaoglu 2016, 331 – 33).                          fassen als das Ziel einer dauerhaften Auftragserfüllung
         Besonders pointiert fasst dies US-General a.D. James                             von Streitkräften, wobei gleichzeitig insbesondere
         T. Conway in der Energiestrategie des US-Marine Corps                            auch ökologische Facetten Berücksichtigung finden
         zusammen: «Energy choices can save lives on the batt-                            sollen. Unstrittig ist dabei, dass mit dieser Operationa-
         lefield» (The US Marine Corps Expeditionary Energy                               lisierung Streitkräften nicht Klimaschutz als Haupt-
         Office 2011, 35).                                                                aufgabe zugewiesen wird, sondern – ganz im Sinne
                                                                                          der ökonomischen Theorie – die politisch definierten
         Vor diesem Hintergrund wird das Konzept der soge-                                Aufgaben von Streitkräften unter der Nebenbedingung
         nannten Grünen Armee in der Literatur und den Streit-                            bestmöglichen Klimaschutzes zu maximieren wären.
         kräften zunehmend in den Mittelpunkt der Debatte                                 Dies impliziert, dass Green Armies in einer Nachhaltig-
         um strategische Ausrichtungen von Streitkräften ge-                              keitsstrategie von Nationalstaaten eine wichtige Rolle
         rückt, um eine klimapolitische Dimension zu berück-                              einnehmen.
         sichtigen, ohne die militärische Auftragserfüllung zu
         riskieren. Insbesondere innerhalb einzelner Streit-                             Auffallend ist innerhalb dieser Debatte jedoch, dass
         kräfte bleiben diese zentralen Annahmen zumeist je-                              eine über Einzelmassnahmen hinausgehende syste-
         doch abstrakt (United Kingdom Ministry of Defence                                matische Einbeziehung von Nachhaltigkeitsaspekten
         2018, 25; Canadian Department of National Defence                                in die strategische Ausrichtung verschiedener Streit-
         2017, 14; United States Department of Defense 2020,                              kräfte erst am Anfang steht (Bayer und Struck 2019, 7
         14). Unsere Überlegungen sollen daher dazu beitragen,                           – 10, 14f.). Um daher die Bedeutung Grüner Streitkräfte
         die in der Literatur bestehende Lücke zu identifizieren                          näherungsweise zu bestimmen, bietet es sich an, sich
         und teilweise zu schliessen. Folglich gilt es, zunächst                          einer Szenarioentwicklung zu bedienen. Als wesentli-
         das Konzept der Grünen Armee kursorisch zu skizzie-                              cher Bestandteil der Zukunftsforschung lässt sich ein
         ren und das Spannungsverhältnis von militärischer                                Szenario wie folgt definieren:
         Auftragserfüllung bei gleichzeitigem Klimaschutz zu
         erörtern. Die sich daran anschliessende Analyse soll                                 «A description (usually of a possible future) which
         durch die Entwicklung von Anwendungsszenarien der                                     assumes the intervention of several key events or
         Frage nachgehen, inwiefern eine Grüne Armee sowohl,                                   conditions which will have taken place between the
         sicherheitspolitische als auch klimapolitische Vorteile                               time of the original situation and the time in which
         für die sie einsetzenden Länder bietet. Die daraus her-                               the scenario is set» (Durance und Godet 2010, 1489).
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          Eine umfassende Szenarioentwicklung würde den Rah-                              Der direkte Beitrag zum Klimawandel von Streitkräf-
          men dieses Artikels jedoch übersteigen (Romeike und                             ten ist allerdings nur von geringer Bedeutung, auch
          Spitzner 2013); wir bedienen uns daher existierender                            wenn diese grundsätzlich die höchsten staatlichen
          Szenarien, um eine nachhaltige Auftragserfüllung von                            Emissionen in entwickelten Volkswirtschaften auf-
          Streitkräften im Kontext des Klimawandels zu untersu-                           weisen: So liegt der Anteil der US-Streitkräfte an den
          chen. Zunächst gilt es, kursorisch die Ausgangslage der                         weltweiten Emissionen nur bei 0,18 Prozent (Bayer und
          militärischen Debatte um grünere Streitkräfte nach-                             Struck 2019, 9f.) Die Emissionsvermeidung innerhalb
          zuzeichnen, da auch eine Szenario- und Prognosenbil-                            von Streitkräften kann allerdings trotzdem politische
          dung auf dieser basiert.                                                        und gesamtgesellschaftliche Signalwirkung entfalten
                                                                                          (vgl. S. 10 ¬13); auch innerhalb der Schweizer Armee
                                                                                          wird diese ökologische Vorreiterrolle des Militärs be-
                                                                                          tont (Krummenacher und Krauer 2016, 82).
          Die Ausgangslage: Streitkräfte im
          Klimaschutz
                            Obgleich Nachhaltigkeitsinitiativen                           Eine solche politische Argumentation wird zusätz-
          im Militär kaum als grundlegend neuer Trend ge-                                 lich um eine strategische Dimension erweitert, wenn
          deutet werden können (Durant 2007), beschreibt das                              die zuverlässige Energieversorgung eine zentrale Vo-
          Green Army Konzept ein Schlüsselelement in der mili-                            raussetzung für die militärische Einsatzbereitschaft
          tärischen Debatte. So wird mit der steigenden politi-                           darstellt. Die bisherige Abhängigkeit von fossilen
          schen Bedeutung des Klimadiskurses auch der Vertei-                             Brennstoffen erzeugt dabei Probleme für die Auftrags-
          digungssektor als Teil der Klimapolitik begriffen. Die                          erfüllung, die sich auch innerhalb der Nachhaltigkeits-
          Einbeziehung militärischer Akteure in die Klimapoli-                            berichte einiger NATO-Streitkräfte beobachten lassen
          tik kommt dabei nicht umhin, auch die Treibhaus-                                (United Kingdom Ministry of Defence 2018, 25; Cana-
          gasbilanz von Streitkräften zu berücksichtigen (Bayer                           dian Department of National Defence 2017, 14; Uni-
          und Struck 2019, 2021). Folglich werden die Nachhaltig-                         ted States Department of Defense 2020, 14). Für die
          keitsstrategien des Militärs zunehmend in eine gesamt-                          Schweiz verweist ein Beitrag von Krummenacher und
          staatliche Klimapolitik eingebettet, wenn energiein-                            Krauer besonders pointiert auf diese militärisch-stra-
          tensive Prozesse dem Militär die Rolle eines zentralen                          tegische Dimension der Nachhaltigkeit:
          Treibhausemittenten unter den staatlichen Institutio-
                                                                                              «Trotz aller Unterschiede sind die Beweggründe «grü-
                                                                                               ner» zu werden, auch für die Schweizer Armee und
                                                                                               generell für die Schweiz identisch. Mit Sicherheit sind
«Obgleich Nachhaltigkeitsinitiativen im Militär                                                auch wir stark von fossilen Energieträgern abhängig
kaum als grundlegend neuer Trend gedeutet                                                      und werden Preisanstiege und Versorgungsengpässe
werden können, beschreibt das Green Army-­                                                     massiv zu spüren bekommen, wenn die Vorräte einst
                                                                                               zur Neige gehen. Zusätzlich bestehen auch bei der
Konzept ein Schlüsselelement in der militäri-
                                                                                               elektrischen Energie grosse Abhängigkeiten zum Aus-
schen Debatte.»                                                                                land» (Krummenacher und Krauer 2016, 80).

                                                                                          Dennoch verbleibt eine solche militärische Dimension
          nen zuweist. In diesem Sinne knüpft die nachhaltige                             zumeist auf einer eher abstrakten Ebene. Denn offen-
          Streitkräfteplanung zumeist an die nationalen Klima-                            sichtlich wird (nicht nur) im Streitkräftekontext zu-
          strategien und internationalen Verträge an, was sich                            nächst auf die gesamtstaatliche Bedeutung des eigenen
          etwa anhand führender NATO-Staaten verdeutlichen                                Bereiches hingewiesen: Streitkräfte haben grundsätz-
          lässt (Canadian Department of National Defence 2017,                            lich einen originären Auftrag, äussere Sicherheit be-
          7 – 9; Ministère des Armées 2018, 13; United Kingdom                            reitzustellen. Diesen aufgrund von Initiativen zur In-
          Ministry of Defence 2018, 9f.; Spanish Institute for Stra-                      tensivierung von Green Armies zu vernachlässigen, lässt
          tegic Studies 2018, 223; Bundesministerium der Vertei-                          bei den Betroffenen zunächst Eindruck entstehen, Ein-
          digung 2020, 13f.).                                                             bussen in der Erreichung des originären Zweckes hin-
                                                                                          nehmen zu müssen. Unsere Argumentation entfaltet
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          deshalb Perspektiven, wie Haupt- (Einsatzfähigkeit von                          tärische Logistik vor wesentliche Herausforderungen
          Streitkräften) und Nebenzweck (Klimaschutz) zusam-                              (Saritas und Burmaoglu 2016, 338). In diesem Kontext
          mengebracht werden können. Im Nachfolgenden soll                                werden militärische Kapazitäten zum Schutz von Ver-
          daher anhand von konkreten Anwendungsszenarien                                  sorgungskonvois zunehmend gebunden, da diese wich-
          die Bedeutung Grüner Streitkräfte für deren Einsatz-                            tige Angriffspunkte für asymmetrisch agierende Kon-
          bereitschaft untersucht werden.                                                 fliktparteien darstellen (Siddhartha 2012, 336; Samaras,
                                                                                          Nuttall und Bazilian 2019, 1f.). Das US-Department of
                                                                                          Defense stellt etwa für den Irak- und Afghanistanein-
                                                                                          satz fest, dass zwischen 2003 und 2007 rund 3000 US-Ar-
         Das Zukunftsszenario
                                                                                          meeangehörige und ziviles Personal bei Angriffen auf
         «Grüne Streitkräfte»
                                      Krauer und Krummenacher                             Wasser- und Treibstofftransporte verwundet oder getö-
          verweisen zunächst auf eine geostrategische Dimen-                              tet wurden (United States Department of Defense 2011,
          sion der Energiesicherheit, die nicht unmittelbar die                           4f.). Diese US-Operationen lehren uns zudem, dass auch
          Streitkräfte, sondern das sicherheitspolitische Inter-                          Effekte zweiter Ordnung von Versorgungsstrukturen
          esse des Landes in den Blick nimmt. Insbesondere die                            ausgehen. So können diese Konfliktdynamiken verstär-
          volkswirtschaftliche und militärische Abhängigkeit                              ken oder gegnerische Kräfte indirekt finanzieren und
          von Öl macht den Zugang zu diesem Energieträger und                             insofern von erheblicher Bedeutung für die Wirksam-
          die Stabilisierung der Ölmärkte zu einer strategischen                          keit von Streitkräfteeinsätzen sein (Siddhartha 2012,
          und sicherheitspolitischen Notwendigkeit (Samaras,                              326). Auf diese Problematik verwies US-Aussenminis-
          Nuttall und Bazilian 2019, 4). Überdies korrelieren die                         terin Hillary Clinton bereits 2009:
          Unterhaltskosten von Streitkräften somit direkt mit
          der Höhe des Ölpreises (Soni 2020, 115f.; Samaras, Nut-                             «When we are so dependent upon long supply lines –
          tall und Bazilian 2019, 6).                                                          as we are in Afghanistan, where everything has to be
                                                                                               imported […]. You offload a ship in Karachi. And by
          Derzeit stellt die Verfügbarkeit von fossilen Brennstof-                             the time whatever it is – you know, muffins for our
          fen bei der Energieversorgung von Streitkräften (noch)                               soldiers' breakfast or anti-IED equipment – gets to
          kein wesentliches Problem dar; allerdings besteht eine                               where we're headed, it goes through a lot of hands.
          Herausforderung in der operativen Dimension der mi-                                  And one of the major sources of funding for the Tali-
          litärischen Versorgung (Saritas und Burmaoglu 2016,                                  ban is the protection money» (Pincus 2009).
          331): Die moderne und energieintensive Kriegsführung
          führt zu einer Ausweitung der militärischen Logistik                            Es steht daher ausser Frage, dass die Reduzierung sol-
          und stellt damit einen wichtigen Faktor für die Ver-                            cher Versorgungsstrukturen und damit die Verbesse-
          schiebung des sogenannten Tooth-to-Tail-Ratios der                              rung des Tooth-to-Tail-Ratios einen wesentlichen mili-
          Streitkräfte dar (Samaras, Nuttall und Bazilian 2019,                           tärischen Vorteil bietet. Und genau hieran wird bereits
          5f.). So fiel etwa der Anteil der Kampftruppen (Tooth) in                       deutlich, dass zwischen «Greening» und Einsatzfähig-
          den US-Streitkräften von über 50% im Jahr 1918 auf 25%                          keit von Streitkräften nicht nur konfliktäre, sondern
          im Jahr 2005. Insbesondere die Schweizer Armee weist                            komplementäre Verhältnisse bestehen können, die –
          in diesem Zusammenhang das schlechteste Verhältnis                              wenn identifiziert – problemlos umsetzbar wären.
          industrialisierter Volkswirtschaften auf: 91% des militä-
          rischen Personals können nicht als Kampftruppen im                              Insbesondere die umfassende Szenariobildung nach
          engeren Sinne klassifiziert werden (Gansler und Lucys-                          Saritas und Burmaoglu knüpft daher an die Einsatz-
          hyn 2014, 10 – 12; Gebieke und Samuel 2010).                                    erfahrungen der US-Streitkräfte an, da sich Anforde-
                                                                                          rungen an Energiesysteme im Wesentlichen an den
         Vor dem Hintergrund aktueller Anforderungen an                                   grundlegenden Missionscharakteristika von Einsät-
         Streitkräfte, die zunehmend innerstaatlichen und                                 zen orientieren: Zum einen müssen logistische Sys-
         asymmetrischen Konfliktszenarien gegenüberstehen,                                teme solche grösseren multinationalen Operationen
         ist die Problematik fossiler Energieabhängigkeit be-                             in einem Einsatzland umfassend und langfristig ver-
         sonders virulent. Die Komplexität solcher Einsatzlagen                           sorgen können. Zum anderen stellen sogenannte Coun-
         verwischen dabei die Frontlinien und stellen die mili-                           ter-Insurgency Missionen beziehungsweise Antiterror-
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          einsätze das Energiemanagement von Streitkräften vor                            vorzubereiten und gegebenenfalls auch zu vollziehen.
          besondere operative Herausforderungen (Saritas und                              Eine solche Energiewende hat auf der operativen Ebene
          Burmaoglu 2016, 338f.).                                                         mehrere Vorteile: Zunächst ermöglicht die Voll- bezie-
                                                                                          hungsweise Teilautonomie von fossilen Energieträgern
         Speziell die Einsatzbasen solcher meist multinationa-                            diesen Basen eine flexiblere und mobilere Standort-
         len Operationen unterliegen aufgrund ihrer Grösse                                wahl. Ferner würden sich die damit verbundenen Ver-
         energieintensiven Prozessen. Ein solches Main-Base-                              sorgungsstrukturen verkleinern, wenn weniger Kon-
         Szenario ist bisher massgeblich von der Zufuhr ex-                               vois zur Energieversorgung notwendig sind und die
         terner fossiler Energieträger abhängig. Durch die In-                            zum Schutz gebunden Kräfte damit frei würden (Sid-
         tegration erneuerbarer Energiesysteme – wie etwa                                 dhartha 2012, 336). Zudem lassen sich auch Effekte
         Solar- und Windanlagen – können Streitkräfte ihre                                zweiter Ordnung feststellen. So kann die nachhalti-
         benötigte Energie selbst produzieren. Der von der Bun-                           gere Energienutzung negative Umwelteinflüsse mili-
         deswehr unterhaltene und betriebene Lufttransport-                               tärischer Akteure im Einsatzland reduzieren und da-
         stützpunkt Niamey erzeugt bis zu 15% der elektrischen                            mit auch den humanitären Charakter vieler Missionen
         Energie über PV-Anlagen, um einerseits einen gewis-                              verstärken (Saritas und Burmaoglu 2016, 339). Folglich
         sen Autarkiegrad von den kritischen Infrastrukturen                              würden Entsenderstaaten von Streitkräften ein Vorbild
         des Einsatzlandes zu gewährleisten und anderseits als                            für die Etablierung von Good-Governance-Strukturen
         Vorbild in einem der am wenigsten entwickelten Län-                              geben, da eine nachhaltige Energieversorgung auch in
         der der Welt zu dienen (Bundesamt für Infrastruktur,                             schwierigen Situationen angestrebt wird.
         Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr
         2021). Hieraus resultieren neben Vorbild- auch Repu-                             Obgleich sich ein solches Main-Base-Szenario damit
         tationseffekte für Streitkräfte, die sich sowohl im Ein-                         vor allem auf Stützpunkte im (Auslands-)Einsatz be-
         satz- wie im Heimatland entfalten.                                               zieht, lassen sich hier auch erste Implikationen für die
                                                                                          Landes- und Bündnisverteidigung ableiten. So sind Mi-
                                                                                          litärstandorte im eigenen Territorium oder die eines
                                                                                          Bündnispartners an die zivile kritische Infrastruktur
                                                                                          angebunden. Militärbasen, die selbst zum Energie-
«Energieanlagen dürfen nicht selbst zum
                                                                                          erzeuger werden, können damit in Krisenszenarien
vulnerablen Angriffspunkt durch ihre Sichtbar-                                            eine gewisse (strategische) Autonomie von zivilen
keit werden.»                                                                             Strukturen erlangen, die nicht immer vollumfänglich
                                                                                          geschützt werden können. Zudem reduzieren sich da-
                                                                                          mit auch die langfristigen Unterhaltungskosten der
                                                                                          Militärstandorte (Samaras, Nuttall und Bazilian 2019, 7).
          Die aus vergleichbaren Massnahmen sich ergebenden
          umfangreichen Energiekapazitäten machen jedoch                                  Abseits dieser grösseren Einsatzbasen sind vor allem
          einen effizienten und schnellen Transfer notwendig,                             die Forward-Operation-Bases (FOBs) zentraler Bestand-
          wozu die Literatur Smart-Micro-Grids als wesentlicher                           teil multinationaler Einsatzplanungen. Diese vorge-
          Baustein identifiziert. Saritas und Burmaoglu verwei-                           schobenen Militärstandorte sind deutlich kleiner und
          sen dabei unter anderem auch auf die zunehmende                                 einfacher strukturiert und weisen daher geringere
          Bedeutung von Wireless-Technologien im Energie-                                 Energieanforderungen auf. Das Greening dieser Ba-
          transfer (2016, 339). Die wesentliche Herausforderung                           sen legt ebenfalls eine Steigerung militärischer Fähig-
          grüner Lösungen in Einsatzbasen wird es jedoch sein,                            keiten nahe (Siddhartha 2012, 337):
          die Volatilitätsproblematik erneuerbarer Energien
          durch effiziente und platzsparende Speicherungslö-                                  «The self-sufficiency of FOBs will provide them flexi-
          sung ausgleichen zu müssen. Diese Interdependenz                                     bility and mobility when they need to be deployed in
          zwischen Erzeugung, Speicherung und Transfer illus-                                  a short period of time at multiple locations. It is cru-
          triert den über enge Systemgrenzen hinausgehenden                                    cial to make these forces as independent of energy
          Charme nachhaltiger Massnahmen, um eine erfolgrei-                                   supply logistics as possible» (Saritas und Burmaoglu
          che Energietransformation in den Einsatzstandorten                                   2016, 339f.).
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         Realisieren lässt sich dies durch kleinere und Kleinst-                          sich insofern sogar als Bedingung einer dauerhaften
         anlagen zur Produktion von erneuerbaren Energien in                              Auftragserfüllung interpretieren.
         Verbindung mit ausreichenden Energiespeichern. Den-
         noch zeigen sich besonders in diesem Anwendungssze-
         nario auch die Grenzen grüner Technologien innerhalb
                                                                                          Die Bedeutung des Szenarios für die
         militärischer Applikationen: Energieanlagen dürfen
                                                                                          Schweizer Armee
         nicht selbst zum vulnerablen Angriffspunkt durch ihre                                                   Die Überführung dieser Szena-
         Sichtbarkeit werden. Gerade Windenergie ist daher                                rien in den Schweizer Kontext ist aufgrund der inter-
         schwerer in solchen Standorten zu implementieren,                                nationalen und sicherheitspolitischen Rolle des Lan-
         insbesondere auch aufgrund eines wenig effizienten                               des jedoch nur bedingt möglich. Die Schweizer Armee
         Kosten-Nutzen-Verhältnisses (Soni 2020, 118, 120f.).                             kann sicherlich nicht als ein Expeditionsheer inter-
                                                                                          pretiert werden. Die primäre Aufgabe besteht für die
          Counter Insurgency Missionen hingegen stellen spe-                              Streitkräfte damit in der eigenen Landesverteidigung,
          zifische Anforderungen an die militärische Energie-                             der Friedensförderung im Ausland und subsidiärer
          planung, wenn sich diese Einsätze über grössere peri-                           Aufgaben innerhalb des Katastrophenmanagements
          phere Räume erstrecken, die häufig nur unzureichende                            (Krummenacher und Krauer 2016, 73f.; Ruettinger und
          Versorgungsstrukturen für Streitkräfte aufweisen. Im                            Pohl, 20f.).
          Mittelpunkt eines solchen Rural Force Szenarios steht
          vor allem die Ausweitung von Operationszeiten und         Insofern konzentriert sich die Energiedebatte der
         -reichweiten durch alternative Energieträger, um so        Schweizer Armee vorrangig um diese Einsatzszenarien
          indirekt die Schlagkraft von Streitkräften zu erhöhen.    und die damit verbundenen Anforderungen an Ener-
          Auch in diesem Anwendungsszenario wird zum einen          giesysteme. Deutlich wird diese etwa in der Armeebot-
          die Notwendigkeit effizienter und vor allem leichte-      schaft 2021, die sich vorranging auf die nachhaltige
          rer Energiespeicher etwa durch Brennstoffzellen be-       (Energie-)Nutzung der eigenen Liegenschaften konzen-
          tont (Fuel Cells Bulletin News 2010; Soni 2020, 125).     triert (Eidgenössisches Departement für Verteidigung,
          Zum anderen wird auf die wachsende Bedeutung der          Bevölkerungsschutz und Sport 2021, 14 – 16). Bereits
          Energieerzeugung in klei-                                                            2016 rückten auch Krum-
          nen Organisationseinhei-                                                             menacher und Krauer in
          ten oder auf individueller                                                           ihrer Fallanalyse eine sol-
          Ebene des Soldaten verwie-                                                           che geostrategische Dimen-
                                           «Insofern konzentriert sich die Ener-
          sen, um lange Versorgungs-                                                           sion in den Mittelpunkt mi-
          linien im Einsatzgebiet zu       giedebatte der Schweizer Armee                      litärischer Planungen zur
          reduzieren. Obgleich das         vorrangig um diese Einsatzszenarien                 Nachhaltigkeit. So ist die
          Counter Insurgency Sze-          und die damit verbundenen Anforde-                  Energieabhängigkeit der
          nario zwar durchaus auch                                                             Schweiz und ihrer Streit-
          urbanisierte Gebiete um-
                                           rungen an Energiesysteme. Deutlich                  kräfte besonders ausge-
          fasst, bleibt der Einfluss al-   wird   diese  etwa  in der  Armeebot-               prägt, da fossile Energie-
          ternativer Energiesysteme        schaft 2021, die sich vorranging auf                träger vollständig aus dem
          in dieser Einsatzlage nur                                                            Ausland importiert werden
                                           die nachhaltige (Energie-)Nutzung der
          gering, wenn auf konven-                                                             (Der Bundesrat 2021, 57).
          tionelle zivile (Energie-) Inf-  eigenen Liegenschaften konzentriert.»               Der friktionsfreie Einsatz
          rastruktur zurückgegriffen                                                           von Streitkräften ist da-
          werden kann (Saritas und                                                             her eng an einen stabilen
          Burmaoglu 2016, 340).                                                                internationalen Energie-
                                                                    markt geknüpft. Insofern verweisen Krummenacher
          Zwischenfazit: Die beiden Zwecke «militärische Auf-       und Krauer auf die Bedeutung der Diversifizierung
          tragserfüllung» und «Green Armies» bedingen sich in       des Energiemarktes, um so die Abhängigkeit von fos-
          den genannten Beispielen wechselseitig positiv – die      silen Brennstoffen zu reduzieren. Insbesondere durch
          Umsetzung nachhaltiger Massnahmen im Militär lässt        eine nachhaltigere Energiewirtschaft kann die sicher-
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                                                                                          Limitierung des entwickelten Szenarios:
          heitspolitische Resilienz des Gesamtsystems Schweiz
                                                                                          Grüne Streitkräfte und die militärs­pezifische
          erhöht werden, wenn die Dezentralisierung der Ener-
                                                                                          Mobilität
          gieerzeugung Redundanzen in der kritischen Infra-                                             Innerhalb der militärspezifischen Mobi-
          struktur generiert. Auf einer konkreten militärischen                           lität stehen nachhaltige Technologien jedoch vor der
          Ebene werden demgemäss im Sinne eines Main-Base-                                Herausforderung, eine leistungsfähige Alternative zu
          Szenarios die eigenen Liegenschaften als Energieerzeu-                          herkömmlichen Plattformen darzustellen. Nachhal-
          ger in den Vordergrund gerückt. Die damit einherge-                             tige Systeme können nur dann fossile Energiesysteme
          hende Teilautonomie von zivilen Strukturen wird als                             substituieren, wenn diese bisherige und zukünftige
          Beitrag zur Einsatzfähigkeit der Streitkräfte gedeutet                          Anforderungsprofile erfüllen, um Operationszeiten
          (Krummenacher und Krauer 2016, 73f., 80 – 83):                                  und -reichweiten nicht einzuschränken. Alternativen
                                                                                          zu klassischen, fossilen Systemen sind zwar Teil des mi-
              «Von daher besitzt eine aus vielen energetisch autarken                     litärischen Entwicklungsprozesses, jedoch sind diese
              Zellen bestehende Armee einige Vorteile bei der Ab-                         bisher kaum technisch realisiert. Erste Energiediversi-
              wehr von Bedrohungen – egal ob extreme Naturereig-                          fizierungsstrategien innerhalb der militärspezifischen
               nisse, hybride oder konventionelle Bedrohungen zu                          Mobilität lassen sich vor allem im Bereich der Hybri-
               bewältigen sind» (Krummenacher und Krauer 2016, 81).                       disierung und beim Einsatz von Biokraftstoffen beob-
                                                                                          achten (Bundesministerium der Verteidigung 2020, 27;
                                                                                          United States Department of Defense 2020, 11). In die-
                                                                                          sem Kontext wird zudem auch die Integrationsfähig-
                                                                                          keit neuer Energiesysteme in bestehenden Verbänden
«Eine echte strategische Energieautonomie der
                                                                                          als begrenzender Faktor deutlich, wenn Waffenplatt-
Streitkräfte ist daher im Wesentlichen von einer                                          formen eine lange Nutzungsdauer aufweisen und so-
umfassenden militärischen Mobilitätswende                                                 mit fossile wie auch alternative Energiesysteme gegen-
abhängig.»                                                                                seitig interoperabel sein müssen (Soni 2020, 123 – 126).

                                                                                          Die Bedeutung Grüner Streitkräfte für die militärische
                                                                                          Einsatzfähigkeit ist insofern eng an den technologi-
          Dennoch zeigt die Fallanalyse von Krummenacher und                              schen Innovationsprozess der Energie- und Antriebs-
          Krauer sowie die Szenarioentwicklung nach Saritas                               technik geknüpft. Light verweist jedoch auf die bereits
          und Burmaoglu gleichermassen die bisherigen Gren-                               zuvor dargestellten operativen und geostrategischen
          zen Grüner Streitkräfte auf: So fokussierten sich beide                         Anreize einer Grünen Armee, die einen wesentlichen
          Beiträge in ihren Untersuchungen auf Teilaspekte                                Pull-Faktor für Innovationen im Verteidigungssektor
          ohne das Thema militärspezifische Mobilität explizit                            darstellen:
          zu behandeln. Dennoch – und das zeigt sich auch an-
          hand der Schweizer Streitkräfte – besteht bei der Ener-                             «Because of this exceptional alignment between the
          giebilanz des Militärs insbesondere im Einsatz eine                                  military mission and the need to conserve energy, ad-
          hohe Korrelation zur Mobilität militärischer Systeme.                                dress climate change, and develop renewables, the
          Lösungsbeiträge werden jedoch auch in der Armeebot-                                  Military-Environmental Complex has the potential
          schaft 2021 auf einer eher abstrakten Ebene beschrie-                                to stimulate the development of new technologies
          ben; es wird lediglich auf eine Energieeffizienzsteige-                              through genuine demand for innovation, provide
          rung durch «Erneuerung» der Fahrzeugflotte verwiesen                                 large-scale commercial support for existing techno-
          (Eidgenössisches Departement für Verteidigung, Bevöl-                                logies, and drive behavioral changes» (Light 2014, 886).
          kerungsschutz und Sport 2013, 22, 2021, 15).
                                                                                          Velandy prognostiziert dabei einen noch stärkeren In-
          Eine echte strategische Energieautonomie der Streit-                            novationsanreiz innerhalb militärischer Energiesys-
          kräfte ist daher im Wesentlichen von einer umfassen-                            teme, wenn er in seinen Beiträgen den Begriff des Green
          den militärischen Mobilitätswende abhängig. Folglich                            Arms Race prägt. Ein solcher Rüstungswettlauf wird
          bedarf es auch auf diesem Gebiet konkreter Umset-                               dabei als dominante spieltheoretische Handlungsstra-
          zungsstrategien.
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          tegie verstanden, welche das Greening des Militärs im-                          achten: So wurden diese Systeme primär aus einem zi-
          pliziert (Siddhartha 2012, 2014, 673 – 92).                                     vilen Kontext entnommen und in militärische Anwen-
                                                                                          dungen eingefasst (Sempere 2018, 229; Soni 2020, 128).
         Ein solcher spieltheoretischer Mechanismus ist aus                               Trotz der unterschiedlich gerichteten Wirkungsweisen
         verschiedenen Gründen jedoch problematisch: Zum                                  von Innovationsprozessen verweisen diese Beispiele
         einen bleibt unklar, welche nachhaltige Energietech-                             auf die enge Verschränkung militärischer und ziviler
         nologie das Potenzial entfaltet, einen disruptiven Ef-                           Forschung im Energiesektor, wenn sich in Energiesys-
         fekt in der Militärtechnik herbeizuführen. Es bedürfte                           temen ein Dual-Use-Charakter manifestiert. Dual-Use
         hierfür wesentlicher Fortschritte in der militärischen                           wird dabei als eine Technologie definiert, die im zivilen
         Antriebstechnik, um bestehende Waffensysteme zu                                  wie militärischen Sektor entwickelt und angewandt
         substituieren. Zum anderen – und das wird von Soni                               wird (Acosta et al. 2018, 823).
         richtigerweise angemerkt – können strukturelle Be-
         dingungen der Energietechnologien nur bedingt eine
         solche disruptive Wirkung entfalten:
                                                                                          «Normatives Ziel ist es, eine Verbesserung
              «However, these technologies do not fundamentally                           der Einsatzfähigkeit von Streitkräften durch
               alter the way of producing and consuming energy.
                                                                                          technologische Innovationen zu erreichen.»
              Therefore, while the developments noted in the field
               are significant, they may not necessarily meet the cri-
               teria of being 'disruptive.' Changes are likely to be in-
               cremental and not fundamental. This is partly a result                     Eine besondere Relevanz erfährt Dual-Use vor allem
               of the nature of the energy value chain itself where                       im politischen Kontext, weil das Konzept häufig zur
               technology usage cannot be phased in till it is fully                      Legitimierung militärischer Forschung herangezo-
               developed and duly tested» (Soni 2020, 130).                               gen wird. Demgemäss konzentriert sich auch das wis-
                                                                                          senschaftliche Erkenntnisinteresse vorwiegend auf
         Demgemäss muss die Energietransformation einer                                   die Effektivität und die strukturellen Bedingungen
         Grünen Armee als ein langfristiger Prozess gedeutet                              der Technologiediffusion zwischen ziviler und mili-
         werden, welcher massgeblich mit Innovationen im                                  tärischer Forschung (Sempere 2018, 226; Schmid 2018;
         Energiesektor einhergeht. Zudem, und das macht die                               Acosta et al. 2018): Zivile Innovation unterliegen dabei
         Szenarioentwicklung von Saritas und Burmaoglu deut-                              einem flexiblen Wechselspiel zwischen den wirtschaft-
         lich, hängt dieser Prozess nicht von einer einzelnen                             lichen Akteuren und dem Konsumentenfeedback be-
         Technologie ab, wenn das Greening der Streitkräfte in                            ziehungsweise der Nachfrage einer Technologie. Dabei
         allen Bereichen der Erzeugung, des Transfers, der Spei-                          bestimmt sich die zivile Nachfrage vor allem durch ein
         cherung und Nutzung vorangetrieben werden muss,                                  Preis-Leistungs-Paradigma. Das Beschaffungswesen im
         um die grösstmögliche Wirkung für die militärische                               Verteidigungssektor ist hingegen an die militärischen
         Auftragserfüllung zu entfalten.                                                  Fähigkeiten sowie bürokratische Vorgaben und Verfah-
                                                                                          ren geknüpft. Normatives Ziel ist es, eine Verbesserung
                                                                                          der Einsatzfähigkeit von Streitkräften durch techno-
                                                                                          logische Innovationen zu erreichen. Obgleich sich das
          Streitkräfte als grüner
                                                                                          militärische Beschaffungswesen damit nicht einem all-
          Innovations­treiber
                                   Streitkräfte können – das                              gemeinen Kostendruck entzieht, bleibt dieser zunächst
          konnte etwa die Forschung zu den Rüstungswettläufen                             sekundär. Auch die gegenseitigen Feedbackmechanis-
          des Kalten Kriegs verdeutlichen – eine zentrale Rolle in                        men zwischen Konsumenten und Produzenten sind
          den beschriebenen Innovationsprozessen einnehmen                                im Verteidigungssektor starrer und unflexibler, wenn
          (Schmid 2018, 597). Speziell im Energiesektor haben                             aufgrund von Geheimhaltung sowie dem geringen Fir-
          militärische Innovationen in den Bereichen der Kern-                            menpool in der Rüstungsindustrie sich ein relativ stati-
          energie und bei Gasturbinensystemen zivile Systeme                              sches Wirtschaftssystem herausbildet. Begünstigt wird
          geprägt. Im Kontext erneuerbarer Energien hingegen                              ein solches System nicht zuletzt auch durch die im
          ist bisher eine entgegengesetzte Entwicklung zu beob-                           Vergleich zu privat gehandelten Gütern langen Pro-
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         duktzyklen im militärischen Beschaffungswesen. Im                                Die Realisierung Grüner Streitkräfte bietet einen
         Gegensatz zu den hohen Produktionsvolumina ziviler                               wesentlichen Anknüpfungspunkt an diese nachge-
         Wirtschaftskreisläufe verbleibt das Rüstungsvolumen                              zeichneten Diffusionsmechanismen, wenn der Ver-
         zudem auf einem geringen Niveau (Schmid 2018, 597f.;                             teidigungssektor dabei eine Schlüsselrolle in der An-
         Alic, Branscomb und Brooks 1992, 43f.).                                          reizsteuerung nachhaltiger Technologien einnehmen
                                                                                          kann. Die angestrebte Energietransformation der
         Vor diesem Hintergrund wird deutlich, dass eine Tech-                            Streitkräfte macht die Ausweitung militärischer For-
         nologiediffusion zwischen der militärischen und zivi-                            schungsprojekte zu nachhaltigeren Energiesystemen
         len Sphäre nur unter spezifischen Bedingungen erfolgt:                           notwendig. Die damit verbundenen Investitions- und
         Grundlagenforschung verläuft in beiden Kategorien zu-                            Innovationsanreize können gezielt spezifische For-
         nächst ähnlich; erst mit der anwendungsspezifischen                              schungs- und Entwicklungsprojekte fördern. Insbeson-
         Standardisierung der Technologie differenzieren sich                             dere aufgrund der unterschiedlichen Strukturbedin-
         die Entwicklungen zunehmend. Daher lassen sich be-                               gungen militärischer Innovationen wird eine grössere
         sonders in dieser ersten Phase vermehrt direkte Spill-                           Bandbreite an alternativen Technologien wahrschein-
         Overs zwischen militärischer und ziviler Forschung er-                           lich und sollte daher vorrangig komplementär zur be-
         kennen (Mowery 2010, 1236; Sempere 2018, 229f.).                                 stehenden zivilen (Grundlagen-) Forschung im Energie-
                                                                                          sektor gedeutet werden (Light 2014, 901f.):
         Allerdings sind innerhalb des Standardisierungspro-
         zesses direkte Transfermechanismen keinesfalls aus-                                  «Since the military is risk-adverse during the mission,
         geschlossen. Dennoch spielen hier vor allem Effekte                                   the cost of failing to find the best technology can be
         zweiter Ordnung eine gewichtige Rolle. So führen mili-                                high, therefore they are willing to continue experi-
         tärische Projekte etwa zum Ausbau von Forschungska-                                   mentation long after the market would have stan-
         pazitäten und Wissen innerhalb verschiedenster For-                                   dardized on one technology. Therefore, by continuing
         schungseinrichtungen. Langfristig lassen sich diese                                   to experiment with other that the current standard,
         Kapazitäten und Infrastrukturen auch für zivile Pro-                                  they can provide alternatives to exit from lock-in»
         jekte nutzen. Somit werden private Firmen und Uni-                                    (Sempere 2018, 233).
         versitäten zu einem zentralen Ort eines direkten und
         indirekten Wissenstransfers zwischen militärischer                               Vor diesem Hintergrund könnte das Militär zuneh-
         Forschung und ziviler Nutzung (Sempere 2018, 230f.;                              mend als Innovationstreiber nachhaltiger Energiesys-
         Schmid 2018, 597).                                                               teme signifikante Synergien für den zivilen Sektor
                                                                                          entfalten (Saritas und Burmaoglu 2016, 6, 8f.). Ein be-
          Darüber hinaus lassen sich ebenfalls Effekte auf die                            sonderer Beitrag des Militärs besteht etwa im Mobili-
          sich daran anschliessenden Wirtschaftssektoren fest-                            tätssektor, wenn die Transformation der militärspezi-
          stellen. So ist das Militär immer auch Konsument von                            fischen Anwendung in diesem Bereich ein zentraler
          (zivilen) Technologien und entfaltet dabei indirekte Ef-                        Baustein zur Realisierung energieautonomer Streit-
          fekte durch das eigene Beschaffungswesen. Dies lässt                            kräfte darstellt. In ähnlicher Weise ist auch die Mo-
          sich vor allem anhand des US-Militärs als Lead- und                             bilitätswende im zivilen Sektor ein Schlüsselprozess
          First-Purchaser seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges                           für eine nachhaltige Energiewende (Kagermann 2017,
          verdeutlichen. In dieser Rolle kauft das Department                             358). Obgleich sich Streitkräfte bisher kaum als Lead-
          of Defense Produkte in frühen Entwicklungsstadien                               oder First-Purchaser alternativer Mobilität aufstellen,
          und verspricht sich von diesen eine Verbesserung der                            zeigen die Initiativen zur Hybridisierung und Elektri-
          militärischen Fähigkeiten. Somit erhöht sich die Nach-                          fizierung des zivilen Fuhrparks der Streitkräften abs-
          frage in der frühen Phase der Produktentwicklung und                            trakt das Potenzial militärischer Akteure in diesem Be-
          erzeugt ein Anreizsystem für Unternehmen, die Preise                            reich auf (Bundesministerium der Verteidigung 2020,
          zu verringern und strategische Investitionen in die                             28f.; United States Department of Defense 2020, 11;
          Weiterentwicklung der Technologie zu tätigen. Dieser                            United Kingdom Ministry of Defence 2018, 44). Dem-
          Prozess führt letztlich auch dazu, dass solche Techno-                          gemäss könnten durch ein gezieltes Beschaffungswe-
          logien für private Konsumenten an Attraktivität gewin-                          sen der zivilen wie militärischen Mobilität Streitkräfte
          nen (Mowery 2010, 1236f.; Schmid 2018, 597).                                    als Schlüsselkonsument einzelner Technologien auf-
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                                                                                          «Dennoch muss eine Energietransformation
                                                                                          der Schweizer Streitkräfte über einzelne
                                                                                          Forschungsinitiativen hinausgehen, um die
          treten. Eine Grüne Armee wirkt demnach indirekt                                 nachgezeichneten Synergieeffekte bestmöglich
          auf die gesamtstaatliche Klimapolitik, wenn neben                               zu nutzen. Das nur begrenzte Potenzial der
          dem Aufbau grüner Innovationskapazitäten auch eine
                                                                                          Schweizer Armee in der Nachfragestimulierung
          volkswirtschaftliche Wettbewerbsposition in nachhal-
          tigen Technologiebranchen gefördert werden kann                                 verlangt daher nach einer besonders effizienz-
          und somit eine klima- und verteidigungspolitische                               orientierten Steuerung, der dieses Ziel anstreben-
          Dimension zusammengeführt wird (Siddhartha 2012,                                den Forschungsprogramme.»
          370). Um knapp mit einer Reminiszenz an Schumpe-
          ter zu schliessen: Im Prozess der schöpferischen Zer-
          störung (Schumpeter et al. 2020, 103 – 9) als zentralem
          Element funktionierender Marktwirtschaften könn-
          ten Streitkräfte die Rolle eines Technologietreibers                            verlangt daher nach einer besonders effizienzorien-
          einnehmen, um in einer Übergangsphase hin zu einer                              tierten Steuerung, der dieses Ziel anstrebenden For-
          klimaneutralen Wirtschaft Nachfrageimpulse zu set-                              schungsprogramme. Im Zentrum dieser Planungen
          zen, die so dimensioniert werden, dass sowohl ein                               sollte neben der Identifikation von Dual-Use Techno-
          klimaneutraler Pfad als auch funktionsfähige Streit-                            logien vor allem die strukturellen Bedingungen ge-
          kräfte zugleich angestrebt werden. Nach Abschluss                               stellt werden, die eine Technologiediffusion zwischen
          dieser Transitionsphase resultiert im Idealfall dann eine                       der militärischen und zivilen Sphäre erfolgsverspre-
          klimaneutrale(re) Volkswirtschaft und Streitkräfte, die                         chend machen. Ein erster Anknüpfungspunkt könn-
          einen hohen Grad an strategischer (Energie-)Autono-                             ten etwa die Überlegungen der europäischen Kommis-
          mie aufweisen                                                                   sion zu den Synergieeffekten im Verteidigungssektor
                                                                                          sein (Acosta et al. 2018, 836f.; Europäische Kommis-
                                                                                          sion 2013, 16).

          Die Schweizer Armee als Grüner Innovationstreiber
                                                                                          Da die Schweiz kein Mitglied der EU und zudem neu-
          Das hier dargestellte Potenzial der Grünen Armee im                             tral ist, besteht für sie freilich die besondere Her-
          Innovationsprozess wird ebenfalls in der Fallanalyse                            ausforderung, sich unter Berücksichtigung dieser
         von Krummenacher und Krauer – zumindest partiell                                 Vorbedingungen an einer an sich geschlossenen Tech-
         – erkannt:                                                                       nologiediffusion aktiv beteiligen zu können. Dennoch
                                                                                          sind schweizerische Unternehmen und Forschungs-
              «Unserer Armee könnte deshalb bei der Einführung                            einrichtungen eng mit dem europäischen (Rüstungs-)
               und Nutzung neuer, klimafreundlicher Technolo-                             Markt verbunden (Dossi und Keohane, 11). Es gilt da-
              gien eine Vorreiterrolle spielen. Bei der NATO und                          her Beteiligungen solcher Institutionen an nachhalti-
               der US-Army sind aus diesen Gründen Forschungspro-                         geren Militärprojekten zu prüfen, um so Synergien der
              gramme lanciert worden […]. Es ist für die Schweizer                        gesamteuropäischen Rüstungsindustrie auch für die
              Armee, respektive für die armasuisse, sehr interes-                         Schweiz nutzbar zu machen – eventuell auch im Rah-
               sant, sich an entsprechenden Forschungs- und Ent-                          men von PESCO-Initiativen der EU:
              wicklungsprogrammen zu beteiligen – oder eigene
               Programme zu lancieren. Solche Technologien könn-                              «Gewährt PESCO, rüstungs- und bündnispolitisch
               ten in der Schweiz zur Lösung einiger Probleme hin-                             pragmatisch, befähigten Nichtmitgliedern einen poli-
               sichtlich Bevorratung beitragen und der Armee hel-                              tisch unverbindlicheren Assoziiertenstatus, kann dies
               fen, trotz Mangellagen ihren Auftrag zu erfüllen»                               für alle Beteiligten vorteilhaft sein. Soll PESCO jedoch
               (Krummenacher und Krauer 2016, 82).                                             langfristig als integrationspolitischer Hebel dienen,
                                                                                               könnte der Zugang zu einem künftigen Rüstungs-
          Dennoch muss eine Energietransformation der Schwei-                                  Binnenmarkt für integrationsunwillige und Nichtmit-
          zer Streitkräfte über einzelne Forschungsinitiativen hi-                             glieder erschwert werden» (Dossi und Keohane, 11).
          nausgehen, um die nachgezeichneten Synergieeffekte
          bestmöglich zu nutzen. Das nur begrenzte Potenzial                              Inwieweit solche Massnahmen ergriffen werden sol-
          der Schweizer Armee in der Nachfragestimulierung                                len, liegt jedoch im Ermessen der Schweiz selbst.
stratos digital   Forschung – Trendszenario Grüne Armee: ­Strategische Überlegenheit durch Nachhaltigkeit?   15. September 2021                          11
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          Fazit                                                                           Literaturverzeichnis

         Wie aufgezeigt werden konnte, ist eine verbesserte                               Acosta, Manuel, Daniel Coronado, Esther Ferrandiz, M. Rosa-
         Einsatzbereitschaft von Streitkräften durch grüne                                       rio Marin und Pedro J. Moreno. 2018. «Patents and Dual-
         Technologien möglich und sollte innerhalb der mi-                                       use Technology: An Empirical Study of the World's Lar-
         litärischen Nachhaltigkeitsdebatte an Gewicht ge-                                       gest Defence Companies.» Defence and Peace Economics
         winnen. Insbesondere für die eigenen Liegenschaften                                     29 (7): 821 – 39.
         im Inland und Basen im Auslandseinsatz sind bereits                              Alic, John A., Lewis M. Branscomb und Harvey Brooks. 1992. Be-
         heute Technologien verfügbar, die Versorgungstruktu-                                    yond spinoff: Military and commercial technologies in a chan-
         ren reduzieren können und damit eine Teilautonomie                                      ging world: Harvard Business Press.
         dieser Standorte fördern. Speziell im Kontext asym-                              Bayer, Stefan und Simon Struck. 2019. «Strategische Ausrich-
         metrischer und hybrider Konfliktszenarien kann eine                                     tung von Streitkräften im Kontext des Klimawandels.»
         solche Autonomie von Energieinfrastrukturen einen                                       #GIDSresearch 2019 (1).
         wichtigen strategischen und operativen Vorteil bie-                                     https://gids-hamburg.de/wp-content/uploads/2020/02/
         ten. Dennoch ist die Anwendung nachhaltiger Tech-                                       Research1-2019_Bayer_Struck_deutsch.pdf.
         nologien im Militär bisher begrenzt, da es derzeit in-                           Bayer, Stefan und Simon Struck. 2021. «Militär im Risikomanage-
         nerhalb der militärspezifischen Mobilität sicherlich                                    ment? – Strategische Ausrichtung von Streitkräften im Klima-
         an leistungsfähigen Alternativen zu herkömmlichen                                       wandel.» Zeitschrift für Internationale Beziehungen 28
         (Haupt-) Antriebssystemen fehlt. Der daraus resul-                                      (2) (forthcoming).
         tierende Innovationsprozess im Verteidigungssektor                               Brzoska, Michael. 2015. «Climate change and military plan-
         könnte Grüne Streitkräfte jedoch zu einem massgeb-                                      ning.» International Journal of Climate Change Strategies and
         lichen Treiber alternativer Energiesysteme machen –                                     Management 7 (2): 172 – 90.
         vor allem, wenn es darum geht, kritische Massen beim                             Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienst-
         Einsatz neuer Technologien zu überschreiten. Das bie-                                   leistungen der Bundeswehr. 2021. «Nachhaltigkeit im
         tet zudem die Möglichkeit, auch in Einsätzen eine                                       Einsatz: Lufttransportstützpunkt Niamey, Niger und
         Vorbildfunktion für die lokale Bevölkerung einzuneh-                                    andere Einsatzliegenschaften.» Unveröffentlichtes Ma-
         men und zusätzliches Potential für zivile Krisennach-                                   nuskript.
         sorge schaffen. Auch die Reputation von Streitkräften                            Bundesministerium der Verteidigung. 2020. Nachhaltigkeitsbe-
         könnte mit diesen Massnahmen im In- und Ausland                                         richt 2020 des Bundesministeriums der Verteidigung und der
         gesteigert werden: Die damit verbundenen Synergie-                                      Bundeswehr. Berlin. Zugriff am 3. Dezember 2020.
         effekte und die Rolle als Technologiekonsument stel-                                    https://www.bmvg.de/resource/blob/3744490/
         len dabei auch einen Schlüsselbaustein in der Klima-                                    fb034ba5fc1c8148bb103bb04ae928e5/20201022-dl-nach-
         politik und gegebenenfalls in der Etablierung einer                                     haltigkeitsbericht-2020-data.pdf.
         grünen Technologieführerschaft dar. Zu guter Letzt                               Canadian Department of National Defence. 2017. Defence Energy
         resultieren zukünftig strategische und operative Vor-                                   and Environment Strategy: Harnessing energy efficiency and
         teile aus der erhöhten Energieautonomie von Streit-                                     sustainability: Defence and the road to the future. Ottawa.
         kräften, die Potenzial für eine strategische Überlegen-                                 Zugriff am 8. Oktober 2019. https://www.canada.ca/con-
         heit bieten.                                                                            tent/dam/dnd-mdn/documents/reports/2017/20171004-
                                                                                                 dees-en.pdf.
          Trotz eingeschränkten Handlungsspielraums in der                                Der Bundesrat. 2021. Langfristige Klimastrategie der Schweiz. Bern.
          Schweiz legen die von uns abgeleiteten Ergebnisse                                      Zugriff am 1. Februar 2021.
          eine Attraktivität der Umsetzung auch dort nahe.                                       https://www.newsd.admin.ch/newsd/message/attach-
          Dazu sollte die Einbindung der Schweizer Streitkräfte                                  ments/65077.pdf.
          in die nationale Klimaneutralitätsstrategie, wie von                            Dossi, Amos und Daniel Keohane. Die Ständige Strukturierte Zu-
          uns ausgeführt, umfassender als bislang ausfallen, um                                  sammenarbeit (PESCO) als Instrument europäischer Sicherheits-
          deren Potenzial auch im Innovationsprozess nachhal-                                    und Integrationspolitik: Hintergrund, Perspektiven, Implikatio-
          tiger Technologien besser zur Entfaltung bringen zu                                    nen für die Schweiz. CSS Studies 2019. Zürich: ETH Zurich.
          können.                                                                         Durance, Philippe und Michel Godet. 2010. «Scenario buil-
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                                                                                                 Change 77 (9): 1488 – 92.
stratos digital   Forschung – Trendszenario Grüne Armee: ­Strategische Überlegenheit durch Nachhaltigkeit?                     15. September 2021                                        12
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