Leopoldina aktuell 2/2021

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Leopoldina aktuell 2/2021
Leopoldina aktuell                                                              2/2021

Newsletter der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina –
Nationale Akademie der Wissenschaften

                                                                   Halle (Saale), 28. Mai 2021

 Schutz von
 In-vitro-Embryonen
 in Deutschland neu bewerten
                                     Gemeinsame Stellungnahme
                                     von Leopoldina und
                                     Akademienunion
Leopoldina aktuell 2/2021
2                                                                       2/2021 // LEOPOLDINA / NEWSLETTER

Inhalt                                                         4

     3    Editorial
          von Gerald Haug, Präsident der Leopoldina

     4    Interview mit Leopoldina-Mitglied
          Roland Eils zu G7-Stellungnahme:
          „Trendwende in der Kontrolle über            Wissenschaftsakademien zum G7-Gipfel:
          Gesundheitsdaten erreichen“                  Roland Eils ML im Gespräch über Stellung-
                                                       nahme „Data for international health emergencies“
     5    G7-Akademien legen Stellungnahmen vor

     6    Leopoldina-Mitglied Jochen Taupitz und
          Medizinethikerin Claudia Wiesemann zur               6
          Akademien-Stellungnahme:
          „Neubewertung des Schutzes von
          In-vitro-Embryonen in Deutschland“

     8    Zweite Online-Diskussion:
          „Wie retten wir die Artenvielfalt?“

     8    Science & Media Festival SILBERSALZ:
          Wo Wissenschaft und Medien sich treffen

     9    Life Science Symposium der Klasse II:
          Leopoldina-Mitglied Ruth Ley
          „Ich muss die Akademie noch kennenlernen“    Leopoldina und Akademienunion: Jochen
                                                       Taupitz ML und Claudia Wiesemann zur Stellung-
     10   Memorandum of Understanding zwischen
                                                       nahme zum Schutz von In-vitro-Embryonen
          Leopoldina und Russischer Akademie der
          Wissenschaften erneuert

     10   Forschungsgipfel 2021 diskutiert
          Leitlinien für Innovationspolitik
                                                               8
          nach der Bundestagswahl

     11   Leopoldina-Lecture:
          „Das menschliche Gehirn“

     11   Neu erschienen:
          Factsheet zum Klimawandel

     11   Meldungen aus den Akademien-Netzwerken

     12   Trauer um Ilse Seibold, Mit-Stifterin des
          Georg-Uschmann-Preises
                                                       Online-Diskussion am 2. Juli: Zum
     12   Gemeinsamer Ausschuss zum Umgang             gesellschaftlichen und ökonomischen Wert
          mit sicherheitsrelevanter Forschung:         der Biodiversität
          Vorsitz an zwei Leopoldina-Mitglieder

     12   European Academies Research Initiative

     13   Termine                                      Die Leopoldina in den Sozialen Medien
     15   Personalia

     18   Impressum
Leopoldina aktuell 2/2021
2/2021 // LEOPOLDINA / NEWSLETTER                                                                                                     3

Editorial

Liebe Mitglieder, liebe Freundinnen und Freunde der Leopoldina,

Klimaschutzziele, Artenvielfalt und die sichere Nutzung von Gesundheits-
daten im Pandemiefall: Diese drei Themen haben die Wissenschaftsakade-
mien der G7-Staaten, darunter die Leopoldina, dieses Jahr den G7-Regie-
rungen mit auf den Gipfel ins britische Carbis Bay/Cornwall gegeben. Vom
11. bis 13. Juni wird dort sicher noch die Coronavirus-Pandemie mit ihren
Folgen im Mittelpunkt der Beratungen stehen. Doch der Blick richtet sich
auch auf andere aktuelle Heraus-
forderungen, die in internationa-
ler Zusammenarbeit angegange-
nen werden müssen, wenn eine
Chance auf Erfolg bestehen soll.

So zeigen die Wissenschafts-
akademien in ihrer diesjähri-
gen Beratung des G7-Gipfels
Handlungsoptionen auf, um
das Ziel der Netto-Null-Emis-
sionen zu erreichen. Dies ist
ein wichtiges Thema, denn der
Weg zu Klimaneutralität muss
schnell und konsequent einge-                                        Prof. (ETHZ) Dr. Gerald Haug, Präsident der Leopoldina
schlagen werden. Weitere In-                                                                    Foto: David Ausserhofer | Leopoldina

formationen dazu finden sich grafisch dargestellt im aktuellen Fact-
sheet zum Klimawandel (siehe Seite 11). Ebenso zeitnah ist auf allen Ebe-
nen der Gesellschaft konsequentes Handeln zum Schutz der Biodiversi-
tät erforderlich. Nicht zuletzt weisen die Akademien als eine wichtige
Lehre aus der Coronavirus-Pandemie darauf hin, dass der Aufbau eines
zuverlässigen und gerechten Systems für den weltweiten Austausch von
Gesundheitsdaten notwendig ist (siehe S. 4f.).

Dieses Jahr hatte die Royal Society die Federführung bei der Erarbeitung
der Stellungnahmen. Im kommenden Jahr wird die Leopoldina wieder
turnusgemäß die Beratung des G7-Gipfels durch die Wissenschaftsakade-
mien koordinieren. Bereits ab dem Herbst werden die Themen vorberei-
tet, die den Gipfelteilnehmerinnen und -teilnehmern im Jahr 2022 mit auf
den Weg gegeben werden sollen. Ich freue mich schon jetzt sehr auf diese
Herausforderung, die wir gerne gemeinsam mit unseren Partnerakademien
angehen.

Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre.
Leopoldina aktuell 2/2021
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„Trendwende in der Kontrolle über
Gesundheitsdaten erreichen“
Leopoldina-Mitglied Roland Eils zur Stellungnahme der nationalen Wissenschaftsakademien für G7-Gipfel

Für eine internationale Standardisierung und Terminologie von Gesundheitsdaten gibt es bereits erste Ansätze. Darüber hinaus, so die Stellungnahme der
nationalen Wissenschaftsakademien für den G7-Gipfel, bedarf es auch Standards für den vertrauensvollen Austausch der Daten.             Foto: pickup | Adobe Stock

Die Regierungen der G7-Staaten kommen                  weise im Blindflug getroffen werden, weil               Weg, es gibt immer mehr international
vom 11. bis 13. Juni in Carbis Bay/UK zum              Daten wie etwa zum Ansteckungsrisiko                    akzeptierte Standards etwa für die Be-
nächsten Gipfel zusammen. Im Vorfeld                   durch Kinder oder zur Entstehung von                    schreibung von Krankheitstypen, zur Er-
haben die G7-Wissenschaftsakademien                    Ansteckungsclustern entweder gar nicht                  hebung von Labordaten oder die Erfas-
die Stellungnahme „Data for international              oder zu spät für fundierte Entscheidun-                 sung genetischer Informationen.
health emergencies: governance, opera-                 gen zur Verfügung standen. Hätte man
tions and skills“ veröffentlicht. Daran hat            pandemierelevante Daten zuvor national                  Wo liegt dann das Problem?
auch Roland Eils ML mitgewirkt. Im Ge-                 erhoben und international zusammenge-                   Eils: Die größten Herausforderungen
spräch erklärt der Bio- und Medizininforma-            führt, hätte man die Pandemie effizienter               liegen auf der rechtlichen und regula-
tiker, warum der Aufbau eines zuverlässi-              bekämpfen und notwendige Maßnahmen                      torischen Seite. Es ist zu klären, wer
gen Systems für den weltweiten Austausch               besser erklären können.                                 die Gesundheitsdaten bereitstellt, wer
von Gesundheitsdaten wichtig ist.                                                                              die Legitimation für den Umgang damit
                                                       Die G7-Wissenschaftsakademien for-                      erhält und unter welchen gesetzlichen
                                                       dern den Datenaustausch schon länger.                   Bedingungen ein internationaler Daten-
Daten gelten als Gold des 21. Jahrhun-                 Woran hakt es bei der Umsetzung?                        austausch möglich ist. Weil Gesund-
derts. Warum braucht es im Gesund-                     Eils: Ein Problem ist, dass die Gesund-                 heitsdaten vor allem personenbezogene
heitswesen ein System für den interna-                 heitsdaten möglichst standardisiert nach                Daten sind, die besonders schützens-
tionalen Austausch von Daten?                          internationalen Kriterien erhoben und                   wert sind, sind Fragen rund um Daten-
Roland Eils: Die derzeitige Corona-                    gespeichert werden müssen. Ansonsten                    sicherheit, Datenschutz und Datenteilen
virus-Pandemie zeigt beispielhaft, wie                 macht das potenziell jeder Staat, jedes                 bedeutend, wenn es darum geht, Ge-
wichtig es ist, Gesundheitsdaten auf na-               Bundesland oder jedes Krankenhaus                       sundheitsdaten in einem Gesundheits-
tionaler und internationaler Ebene zu                  unterschiedlich, so dass die Daten nicht                datenraum bereitzustellen. Hier brau-
erheben und zu teilen. Viele der politi-               miteinander vergleichbar sind. Hier sind                chen wir eine breite Akzeptanz in der
schen Gegenmaßnahmen mussten teil-                     wir jedoch mittlerweile auf einem guten                 Bevölkerung.
Leopoldina aktuell 2/2021
2/2021 // LEOPOLDINA / NEWSLETTER                                                                                                     5

Wie will man die erreichen?                           nationale Statistische Klassifikation der   G7-Akademien legen
Eils: Aus meiner Sicht wäre es essenziell,            Krankheiten und verwandter Gesund-          Stellungnahmen vor
jeden Bürger und jede Bürgerin – und                  heitsprobleme oder die Systematisierte
eben nicht Institutionen wie Kranken-                 Nomenklatur der Medizin (SNOMED),           Themen sind Klimawandel,
häuser und Krankenkassen oder andere                  die eine standardisierte Terminologie       Biodiversität und Gesundheitsdaten
Akteure im Gesundheitsbereich – in den                bereitstellen. Darüber hinaus müssen
Mittelpunkt des Umgangs mit Gesund-
heitsdaten zu stellen. Dafür müssen wir
jeder Person die Möglichkeit eröffnen,
                                                      wir uns auf Standards einigen, wie wir in
                                                      der heterogenen Landschaft von Gesund-
                                                      heits-IT-Systemen Daten nicht nur inter-
                                                                                                  I  m Vorfeld des G7-Gipfels in Carbis
                                                                                                     Bay/UK vom 11. bis 13. Juni haben
                                                                                                  die nationalen Akademien der Wis-
auf die eigenen Gesundheitsdaten digi-                operabel beschreiben, sondern auch, wie     senschaften aus Deutschland, Frank-
tal zugreifen zu können und damit selbst              wir diese in einem Gesundheitsdaten-        reich, Italien, Japan, Kanada, den
zu entscheiden, wem welche Daten für                  raum vertrauensvoll austauschen.            USA und dem Vereinigten Königreich
welchen Zweck für eine Zweitverwer-                                                               zu drei Themen wissenschaftsbasier-
tung bereitgestellt werden. Wenn diese                Erhoffen Sie sich dafür einen Schub vom     te Empfehlungen an die Regierenden
Trendwende in der Kontrolle über Ge-                  G7-Gipfel?                                  der G7-Staaten erarbeitet.
sundheitsdaten gelingt, ist ein wichtiger             Eils: In unserer Stellungnahme haben            Um das Ziel von Netto-Null-Treib-
Schritt gemacht.                                      wir unter anderem die Gründung eines        hausgasemissionen bis Mitte des 21.
                                                      internationalen Gremiums empfohlen,         Jahrhunderts zu erreichen, schlagen
                                                      das beispielsweise anhand der Coronavi-     die Akademien eine Roadmap zur
                                                      rus-Pandemie einen Vorschlag erarbeiten     Dekarbonisierung vor. Es gelte, alle
                                                      könnte, welche Daten in welcher Form        bereits jetzt verfügbaren emissionsar-
                                                      wie und zu welchem Zwecke auf interna-      men und -freien Technologien einzu-
                                                      tionaler Ebene zusammengeführt werden       setzen und gleichzeitig Investitionen
                                                      sollten. Wenn die G7-Staaten dies ansto-    in Forschung und Entwicklung zu stei-
                                                      ßen würden, wäre das ein erster Schritt.    gern sowie wirtschaftliche Anreize für
                                                                                                  eine massive Emissionsreduzierung
                                                      In Deutschland hat die Entwicklung digi-    zu schaffen. Darüber hinaus müssten
                                                      taler Gesundheitsdaten noch nicht richtig   die G7-Staaten die Entwicklungs- und
                                                      Fahrt aufgenommen. Wie kann die Leo-        Schwellenländer auf dem Weg zur Kli-
                                                      poldina diesen Prozess beschleunigen?       maneutralität unterstützen.
                                                      Eils: Datenschutz wird in Deutschland           Angesichts der globalen Biodiver-
  Roland Eils ML                                      im Wesentlichen als Verhinderungs-          sitätskrise rufen die G7-Akademien
  Der Genetiker, Bio- und Medizininfor-               tatbestand gelebt. Das führt dazu, dass     auf, den dramatischen Artenverlust
  matiker nutzt Daten aus der Genomfor-               die Chancen von digital erhobenen,          schnellstmöglich aufzuhalten und
  schung und setzt Künstliche Intelligenz             interoperablen und geteilten Gesund-        umzukehren. Dazu sollten die viel-
  und Big-Data-Analytik ein, um krank-                heitsdaten nicht einmal ansatzweise ge-     fältigen Werte der Biodiversität in
  heitsrelevante Prozesse zu erforschen.              nutzt werden. Die Leopoldina könnte         die politische Entscheidungsfindung
  Seit 2018 ist Eils Gründungsdirektor                einen wichtigen Beitrag leisten, indem      einbezogen und sektorübergreifende
  des Zentrums für Digitale Gesundheit                sie Leitplanken und Regeln zur ver-         Lösungen zum Artenschutz gefunden
  des Berlin Institute of Health in der               trauensvollen und sicheren Nutzung          werden. Zudem schlagen die Akade-
  Charité.		          Foto: David Ausserhofer | BIH   von Gesundheitsdaten erarbeitet. Dazu       mien ein internationales Monitoring-
                                                      brauchen wir einen Diskussionsprozess       netzwerk vor, das den Fortschritt auf
                                                      unterschiedlichster Disziplinen. Ich kann   nationaler und internationaler Ebene
Wie müsste ein internationaler Daten-                 mir keine bessere Organisation als die      beobachten soll.
austausch aufgebaut sein, damit er zu-                Leopoldina vorstellen, um diese Diskus-         In der dritten Stellungnahme wird
verlässig funktioniert?                               sion zu führen.                             der Aufbau eines zuverlässigen Sys-
Eils: Um Krankheitsbilder oder Laborbe-                                                           tems für den weltweiten Austausch
funde einheitlich zu beschreiben, bedarf                             ■ DAS GESPRÄCH FÜHRTE        von Gesundheitsdaten empfohlen
es international anerkannter Terminolo-                                   BENJAMIN HAERDLE        (siehe nebenstehendes Interview mit
gien, mit denen sich eindeutig definieren                                                         Roland Eils ML).              ■ CHW
lässt, welche Erkrankung zum Beispiel
                                                             G7 Stellungnahme
ein Patient hat oder wie ein Blutzucker-
                                                             „Data for international
spiegel gemessen wurde. Es gibt bereits
                                                             health emergencies“                         G7 Stellungnahmen 2021
erfolgreiche Beispiele wie etwa die Inter-
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„Ringen um angemessenen Umgang
mit menschlichen Embryonen“
Gastbeitrag von Leopoldina-Mitglied Jochen Taupitz und Medizinethikerin Claudia Wiesemann

Unter dem Titel „Neubewertung des Schutzes von In-vitro-Embryonen in Deutschland“ haben die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina und
die Union der deutschen Wissenschaftsakademien eine gemeinsame Stellungnahme erarbeitet.                Grafik: PINO NOA – Pia Bublies & Nora Coenenberg, Hamburg

Die Leopoldina und die Union der deutschen             mit Embryonen in vitro. Allerdings wur-                gibt eine Reihe wichtiger Fragen, die wis-
Akademien der Wissenschaften haben die                 de schon in der forschungspolitischen                  senschaftlich nur mit Hilfe der Embryo-
Stellungnahme „Neubewertung des Schut-                 Diskussion vor Inkrafttreten des ESchG                 nenforschung bearbeitet werden können.
zes von In-vitro-Embryonen in Deutschland“             betont, dass die Verbotsnormen des Ge-                 Neben Grundfragen der Embryonalent-
erstellt. Damit möchten die Wissenschafts-             setzes kein unumstößliches Dogma dar-                  wicklung und der frühen Krankheitsent-
akademien eine umfassende Wissensgrund-                stellen, sondern vielmehr den Verände-                 stehung kann diese Art der Forschung
lage und wissenschaftsbasierte Empfeh-                 rungen unterworfen sind, die sich aus                  auch bei der Beantwortung wichtiger
lungen vorlegen, um die in Deutschland                 den gewandelten Wertvorstellungen der                  Fragen der Fortpflanzungsmedizin hel-
gebotene Neubewertung des rechtlich zuläs-             Gesellschaft und dem Fortschritt der Wis-              fen. Sie kann dazu beitragen, Unfrucht-
sigen und ethisch vertretbaren Umgangs mit             senschaft ergeben können. „Auch Gesetze                barkeit besser behandeln zu können, die
frühen menschlichen Embryonen außerhalb                werden auf Dauer nicht verhindern, dass                Überlebensfähigkeit und gesunde Ent-
des Körpers anzustoßen.                                sich verändernde Wertvorstellungen in-                 wicklung von Embryonen bzw. Föten in
                                                       nerhalb der Gesellschaft uns einmal dazu               der Schwangerschaft zu verbessern und
      VON JOCHEN TAUPITZ ML*                           führen können, die Ablehnung der Emb-                  Frühgeburten zu verhindern.
     UND CLAUDIA WIESEMANN*                            ryonenforschung zu überdenken“, so der                     Es gibt in Deutschland eine Vielzahl
                                                       damalige Vorsitzende der Enquete-Kom-                  von Embryonen, die im Rahmen einer

V
        or über 30 Jahren ist das Embryo-              mission „Chancen und Risiken der Gen-                  fortpflanzungsmedizinischen Behand-
        nenschutzgesetz (ESchG) in Kraft               technologie“ Wolf-Michael Catenhusen.                  lung entstanden sind, aber nicht mehr
        getreten. Es soll Missbräuchen                     In der Tat ist die Zeit mehr als reif für          verwendet werden, zumeist weil die Fa-
der Fortpflanzungsmedizin und Human-                   eine erneute Diskussion über die Zuläs-                milienplanung der betreffenden Paare
genetik entgegenwirken und verbietet vor               sigkeit der Forschung an Embryonen für                 abgeschlossen ist. Diese sogenannten
diesem Hintergrund jedwede Forschung                   hochrangige Forschungsziele. Denn es                   überzähligen Embryonen können bis-
Leopoldina aktuell 2/2021
2/2021 // LEOPOLDINA / NEWSLETTER                                                                                                             7

                                                                                                      hängige Beratung stattfinden, damit die
                                                                                                      Betroffenen eine informierte Entschei-
                                                                                                      dung treffen können.
                                                                                                           Zudem sollte für die Verwendung
                                                                                                      überzähliger Embryonen für For-
                                                                                                      schungsprojekte ein gesetzliches Regel-
                                                                                                      werk entwickelt werden, welches die
                                                                                                      Rahmenbedingungen für deren Ver-
                                                                                                      wendung festsetzt. Dabei könnte eine
                                                                                                      Bundesbehörde im Zusammenwirken
                                                                                                      mit einer Ethikkommission im Einzel-
                                                                                                      fall über die Zulässigkeit des Vorhabens
                                                                                                      entscheiden – vergleichbar mit der Be-
                                                                                                      fugnis des Robert Koch-Instituts und der
  Jochen Taupitz ML                               Claudia Wiesemann                                   Zentralen Ethikkommission für Stamm-
  Geschäftsführender Direktor des                 Direktorin des Instituts für Ethik und              zellforschung (ZES), wie sie im Stamm-
  Instituts für Deutsches, Europäisches           Geschichte der Medizin an der Universi-             zellgesetz geregelt ist. Ziel muss es dabei
  und Internationales Medizinrecht,               tätsmedizin Göttingen. Sie forscht unter            sein, die Hochrangigkeit der Forschungs-
  Gesundheitsrecht und Bioethik der Uni-          anderem zu Elternschaft und Familie                 vorhaben sicherzustellen und ein Moni-
  versitäten Heidelberg und Mannheim.             in der Fortpflanzungsmedizin sowie zu               toring der Forschung mit Embryonen zu
  Er befasst sich insbesondere mit dem            Autonomie und Vertrauen in der moder-               ermöglichen, wie es etwa die britische
  Medizin- und Gesundheitsrecht. Foto: privat     nen Medizin.      Foto: Philip Bartz | Leopoldina   Human Fertilisation and Embryology
                                                                                                      Authority (HFEA) auf beispielhafte Wei-
                                                                                                      se umsetzt. Zugleich würde Transparenz
                                                                                                      – auch im Interesse eines informierten
lang nur verworfen werden oder – al-            missen. Vor diesem Hintergrund soll-                  gesellschaftlichen Diskurses – herge-
lerdings ohne genaue rechtliche Vorga-          te Forschung an frühen Embryonen in                   stellt. Eine entsprechende Neuregelung
ben – für andere Kinderwunsch-Paare             vitro, also außerhalb des menschlichen                würde deutschen Wissenschaftlerinnen
gespendet werden. Eine dritte, in vielen        Körpers, die für Fortpflanzungszwecke                 und Wissenschaftlern auch die Möglich-
Ländern mögliche Option, solche Em-             erzeugt wurden, aber dafür keine Ver-                 keit geben, sich an entsprechenden inter-
bryonen für hochrangige Forschungsziele         wendung mehr finden, im Einklang mit                  nationalen Forschungsprojekten zu be-
zur Verfügung zu stellen, besteht derzeit       internationalen Standards und inner-                  teiligen.
nicht. Deutsche Wissenschaftlerinnen            halb bestimmter Grenzen erlaubt wer-                       Der neue Regelungsrahmen sollte
und Wissenschaftler sind infolgedessen          den. Die Erlaubnis zur Forschung sollte               auch die aktuellen und sich wissenschaft-
weithin auch von der Erarbeitung inter-         dabei ausschließlich für hochrangige                  lich bereits abzeichnenden Entwicklun-
nationaler Standards ausgeschlossen.            Forschungsziele gelten, die dem wissen-               gen berücksichtigen, wie beispielsweise
Selbst in Fällen, in denen das geltende         schaftlichen Erkenntnisgewinn im Rah-                 die Herstellung embryoähnlicher Struktu-
deutsche Recht einer Kooperation nicht          men der Grundlagenforschung und der                   ren („Embryoide“) oder von Embryonen,
entgegenstünde, führen Ängste in- und           Erweiterung medizinischer Kenntnisse                  die aus in vitro hergestellten Keimzellen
ausländischer Wissenschaftlerinnen und          bei der Entwicklung diagnostischer, prä-              erzeugt werden. Darüber hinaus sollten
Wissenschaftler vor Strafbarkeit nicht          ventiver oder therapeutischer Verfahren               gesetzliche Überprüfungs- und Berichts-
selten dazu, Kooperationen von vornhe-          dienen. Ebenfalls sollte die Gewinnung                fristen vorgesehen werden, um auf neue
rein nicht ins Auge zu fassen. Dem For-         humaner embryonaler Stammzellen aus                   Entwicklungen reagieren zu können.
schungsstandort Deutschland fügt dies           überzähligen Embryonen zur Verwen-                         * Jochen Taupitz ist einer der beiden
erheblichen Schaden zu.                         dung für hochrangige Forschungsziele                  Sprecherinnen und Sprecher der Akademien-
    Im Ringen um einen angemessenen             ermöglicht werden. Die Hochrangigkeit                 Arbeitsgruppe „Gestaltung eines zeitgemäßen
Umgang mit menschlichen Embryonen               des jeweiligen Forschungsprojekts sollte              Embryonenschutzes in Deutschland“, Claudia
außerhalb des menschlichen Körpers              durch ein eigens dafür geschaffenes Gre-              Wiesemann eines ihrer Mitglieder.
treffen nach wie vor sehr unterschied-          mium überprüft werden.
liche Positionen aufeinander. Allerdings            Die Entscheidungshoheit darüber,
                                                                                                              Gemeinsame Stellungnahme
ist ein zentrales Merkmal liberaler Ge-         ob überzählige Embryonen für die For-
                                                                                                              „Neubewertung des
sellschaften die Toleranz gegenüber un-         schung zur Verfügung gestellt werden,
                                                                                                              Schutzes von In-vitro-
terschiedlichen ethischen Auffassungen          sollte bei dem Paar liegen, von dem sie
                                                                                                              Embryonen in Deutschland“
und die Suche nach politischen Kompro-          stammen. Im Vorfeld sollte eine unab-
Leopoldina aktuell 2/2021
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Wie retten wir die Artenvielfalt?
Interaktive Diskussion zum gesellschaftlichen und ökonomischen Wert der Biodiversität am 2. Juli

A     ls im Januar die erste interaktive
       Diskussion „Wie retten wir die Ar-
tenvielfalt?“ zu Ende ging, wurde im Chat
gefordert: „Endlich mehr Geld für natur-
verträgliches Wirtschaften.“ An diesen
Punkt knüpft am 2. Juli die zweite inter-
aktive Diskussion zum Erhalt und zum
Schutz der Biodiversität in Deutschland
an. Dabei wird es zum einen um ökono-
mische Instrumente gehen, die Einfluss
auf die Artenvielfalt haben. Zum anderen
wird die gesellschaftliche Wertschätzung
von Biodiversität reflektiert. Der thema-
tische Bogen spannt sich somit von Sub-
                                                  Am 2. Juli lädt die Leopoldina zum zweiten Mal zur interaktiven Diskussion „Wie retten wir die
ventionen für die Landwirtschaft über             Artenvielfalt?“ ein. Dabei geht es vor allem um ökonomische Fragen und gesellschaftliche
Naturschutz als Erwerbszweig bis hin              Wahrnehmung von Biodiversität.                                        Foto: Markus Scholz | Leopoldina

zur Bepreisung von Lebensmitteln und
dem Verhalten der Konsumentinnen und        Eutingen-Weitingen sowie Sebastian                     nen sich alle Interessierten direkt in die
Konsumenten.                                Lakner, Leiter der Professur für Agrar-                Diskussion einbringen, Kommentare ge-
     Als Expertinnen und Experten be-       ökonomie an der Universität Rostock,                   ben und Fragen stellen.             ■ DW
teiligen sich Katrin Böhning-Gaese ML,      und Josef Settele, Co-Chair des Globalen
Direktorin des Senckenberg Biodiver-        Assessments des Weltbiodiversitätsrates
sität und Klima Forschungszentrums          IPBES, an der Runde. Diese wird von
                                                                                                             Online-Diskussion
                                                                                                             „Wie retten wir
Frankfurt am Main, Ökotrophologin Ju-       16:30 Uhr bis 18 Uhr im Livestream bei
                                                                                                             die Artenvielfalt?“
liane Vees vom Engergiehof Weitenau/        Youtube übertragen. Über den Chat kön-

Wo Wissenschaft und Medien
sich miteinander treffen
SILBERSALZ Konferenz erneut zu Gast an der Leopoldina in Halle (Saale) / Bewerbung für Science & Media Pitches bis 21. Juni

B    is zum 21. Juni können sich Wissen-
     schaftlerinnen und Wissenschaftler
für die diesjährige SILBERSALZ Kon-
                                            ben. Die ausgewählten Projekte werden
                                            als Science & Media Pitches im Rah-
                                            men der SILBERSALZ Konferenz vom
                                                                                                   tember zum vierten Mal in Halle (Saale)
                                                                                                   läuft. In diesem Jahr fragt das Festival,
                                                                                                   welchen Beitrag Wissenschaft für Frie-
ferenz bewerben. Gefragt sind aktuell       16. bis 18. September an der Leopoldi-                 densbildung und gesellschaftliches Wohl-
laufende Forschungsprojekte aus allen       na in Halle (Saale) präsentiert und an-                befinden leisten kann und soll. Wie wer-
wissenschaftlichen Disziplinen. Beson-      schließend von einem internationalen                   den Ungerechtigkeiten aufgezeigt und
deres Augenmerk liegt auf der gesell-       Publikum aus Wissenschaft, Medien und                  überwunden? Die Leopoldina unterstützt
schaftlichen Relevanz des Themas sowie      Wirtschaft diskutiert. Im Austausch zwi-               die durch Robert Bosch Stiftung und Do-
auf kreativen Formaten, mit denen wis-      schen Forschenden und Medienschaf-                     cumentary Campus e.V. initiierte Veran-
senschaftliche Erkenntnisse verständlich    fenden entstehen neben Ideen für die                   staltung erneut als Partnerin.      ■ VB
und öffentlichkeitswirksam vermittelt       Wissenschaftskommunikation auch neue
werden können. Für die Bewerbung ge-        Partnerschaften.
                                                                                                             SILBERSALZ
nügt eine kurze Projektbeschreibung             Die Konferenz ist Teil des SILBER-
                                                                                                             Konferenz und Festival
inklusive Foto und Motivationsschrei-       SALZ Festivals, das vom 15. bis 19. Sep-
Leopoldina aktuell 2/2021
2/2021 // LEOPOLDINA / NEWSLETTER                                                                                                                  9

„Ich muss die Akademie noch kennenlernen“
Leopoldina-Mitglied Ruth Ley stellt Mikrobiom-Forschung zum Life Science Symposium der Klasse II vor

Das zweite virtuelle Life Science Sympo-                                                                   stream der Wissenschaft bringen.
sium am 21. Juni ist die Gelegenheit für die                                                               Ley: Viele glauben, dass das Urteil noch
Klasse II, sich auszutauschen und die 2020                                                                 aussteht, ob die Forschung wirklich in
Zugewählten kennenzulernen. Zu ihnen                                                                       therapeutische Ansätze zur Behandlung
gehört Ruth Ley ML, die zum menschlichen                                                                   von Krankheiten einbezogen werden
Mikrobiom forscht.                                                                                         kann. Ich denke, wir stehen immer noch
                                                                                                           am Anfang dieser Entwicklung.
Oft ist zu hören, 90 Prozent der Zellen in
unserem Körper seien Bakterien.                                                                            Was hat Sie dazu bewogen, nach
Ruth Ley: Das wird gern als griffige                                                                       Deutschland zu gehen?
Aussage benutzt. Ich glaube, jemand hat                                                                    Ley: Das stabile Forschungsbudget der
das kürzlich mal nachgerechnet und ist                                                                     Max-Planck-Gesellschaft. Hier hat man
zu einer kleineren Zahl gekommen. Aber                                                                     die Möglichkeit, einfach an dem zu arbei-
selbst wenn es nur genauso viele wie             Ruth Ley ML                                               ten, was einen interessiert, ohne ständig
unsere Körperzellen sind, haben sie 150-         Die britische Mikrobiologin hat sich                      neue Forschungsanträge schreiben zu
mal so viele Gene wie wir, auch wenn sie         2004 an der Washington School of Me-                      müssen. Sich mit komplizierten, langfris-
nur ein halbes bis ein Kilo wiegen.              dicine in Seattle der Erforschung des                     tigen Problemen zu beschäftigen – das ist
                                                 Mikrobioms zugewandt. Seit 2016 ist                       schwierig, wenn man zum Beispiel von
Nun wird viel darüber gesprochen, wie            sie Direktorin am Max-Planck-Institut                     Forschungsmitteln der amerikanischen
das Mikrobiom die Gesundheit beein-              für Entwicklungsbiologie Tübingen.                        Gesundheitsbehörde NIH abhängt. Eine
flusst. Was ist Ihr Forschungsinteresse?             Foto: Jörg Abendroth | MPI für Entwicklungsbiologie   so privilegierte Position konnte ich nicht
Ley: Wir sind eher daran interessiert,                                                                     ablehnen.
woher es kommt. Wie das Mikrobiom der
Menschen sich an neue Bedingungen an-          Könnte das zu einer Anti-Fettleibigkeits-                   Und was bedeutet die Wahl in die Leo-
passte, als sie sich rund um den Globus        Pille führen?                                               poldina für Sie?
ausbreiteten.                                  Ley: Ich denke, das wäre etwas, was man                     Ley: Oh, das war eine totale Überra-
                                               ständig einnehmen muss. Und es wür-                         schung, und ich fühle mich sehr geehrt.
Wie viel vom Mikrobiom ist vererbt und         de niemals für sich allein funktionieren,                   Ich muss die Akademie erst noch ken-
wie viel ist erworben?                         aber vielleicht als Teil eines Pakets zu-                   nenlernen.
Ley: Ihr Umfeld ist wirklich wichtig, an-      sammen mit Ernährung und einem akti-
gefangen bei Ihren Eltern. Und bei einer       veren Lebensstil. In den USA sind heute                     Durch die Coronavirus-Pandemie konn-
bestimmten Gruppe von Mikroben be-             42 Prozent der Bevölkerung fettleibig –                     ten Sie Ihre Aufnahmeurkunde nicht
einflusst die Genetik die relative Häufig-     das ist eine öffentliche Gesundheitskrise.                  persönlich erhalten und das Symposium
keit. Wir glauben, dass diese Mikroben         Es wäre toll, wenn das Mikrobiom zur                        muss virtuell stattfinden ...
eine besondere Rolle im Darm spielen.          Lösung beitragen könnte.                                    Ley: Ja, das können die Deutschen sehr
                                                                                                           gut – diese Veranstaltungen, bei denen
Konkret interessieren Sie sich, wie das        Welchen Einfluss haben Antibiotika?                         man ein gutes Glas Wein trinkt und sich
Mikrobiom Fettleibigkeit beeinflusst.          Ley: Wenn Sie einmal Antibiotika neh-                       zwanglos unterhält. Ich freue mich also
Ley: Ich habe als Erste darauf hinge-          men, hat das keinen großen Langzeitef-                      darauf, die Menschen der Leopoldina
wiesen, dass das Mikrobiom fettleibiger        fekt. Aber man sollte es nicht regelmäßig                   persönlich zu treffen. Sich fachlich direkt
Menschen eine besondere Zusammen-              tun. Eine weitere Gefahr ist, dass das Mi-                  auszutauschen, zufällige Begegnungen –
setzung hat. In letzter Zeit interessieren     krobiom als Reservoir für Antibiotikare-                    darum geht es, auch wenn Wissenschaft-
wir uns für ein Bakterium, das wir bei         sistenz-Gene fungieren könnte, die dann                     ler nach der Pandemie wahrscheinlich
schlanken Menschen häufiger sehen.             an Krankheitserreger weitergegeben                          weniger reisen werden als zuvor.
Wenn wir diese Mikroben Mäusen verab-          werden, die den Darm passieren.                                             ■ DAS GESPRÄCH FÜHRTE
reichen, dann bewegen die sich mehr. Ich                                                                                       CHRISTOPH DROESSER
würde nicht sagen, dass diese Mikroben         Als Sie 2020 den Otto-Bayer-Preis er-
Fettleibigkeit verhindern, aber sie könn-      hielten, sagten Sie, dies könnte die Mi-                            Life Science Symposium
ten dazu beitragen.                            krobiomforschung mehr in den Main-
Leopoldina aktuell 2/2021
10                                                                                               2/2021 // LEOPOLDINA / NEWSLETTER

Abkommen mit
Russischer Akademie
                                           Souverän ist, wer über die
Leopoldina erneuert                        besten Technologien verfügt
Memorandum of Understanding
                                           Forschungsgipfel 2021 diskutiert Leitlinien für Innovationspolitik

B     ei einem virtuellen Treffen unter-
      zeichneten am 19. Februar die
Präsidenten der Leopoldina und der
Russischen Akademie der Wissen-
schaften (RAN), Gerald Haug ML und
Aleksander M. Sergeev, das neue Me-
morandum of Understanding zwischen
den beiden Nationalakademien. Es
ersetzt das bisher geltende Memoran-
dum vom 23. Mai 2011.
     Seit 2011 zählt die RAN zu den
sieben internationalen strategischen
Partnern der Leopoldina. Schwer-
punkte der Zusammenarbeit bildeten
die Förderung des wissenschaftlichen             Leopoldina-Präsident Gerald Haug (Mitte) und Andreas Barner, Präsident des Stifterverbandes,
Nachwuchses und die Politikberatung              waren Gastgeber des diesjährigen virtuellen Forschungsgipfels.             Screenshot: Leopoldina

der G20-Gipfel der Staats- und Regie-
rungschefinnen und -chefs. Zwischen
2011 und 2014 richteten die National-      Zwei zentrale Gestaltungsfelder für die             Jahrzehnte in Wissenschaft und Innova-
akademien die Reihe „Deutsch-Rus-          nächste Bundesregierung werden die For-             tion ausruhen dürfe. Stattdessen müss-
sisches Forum Junger Wissenschaft-         schungs- und Innovationspolitik sein. Darin         ten nach der Bundestagswahl die inno-
ler“ an Standorten in Russland und         waren sich die Expertinnen und Experten             vationspolitischen Weichen in Richtung
Deutschland aus. Dies war eines der        aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik            auf mehr Koordination zwischen den be-
wichtigsten Formate, das aus dem           auf dem siebten Forschungsgipfel einig, der         teiligten Ressorts und auf flexiblere Rah-
Deutsch-Russischen Wissenschafts-          am 19. Mai virtuell stattgefunden hat.              menbedingungen für die Förderung viel-
jahr 2011/12 hervorgegangen ist.                                                               versprechender, aber riskanter Vorhaben
     Das neue Memorandum sieht eine
Verstärkung der Kooperation vor. Das
Spektrum soll erweitert werden, um
                                           A    uf Einladung des Stifterverbands
                                                für die Deutsche Wissenschaft, der
                                           Expertenkommission Forschung und
                                                                                               gestellt werden. Ernstzunehmende Her-
                                                                                               ausforderungen gebe es beispielsweise
                                                                                               beim Transfer von Forschungsergeb-
die Portfolios der Akademien besser        Innovation, der VolkswagenStiftung und              nissen in die kommerzielle Anwendung
abbilden und neue Themen aufgreifen        der Leopoldina diskutierten Bundes-                 oder oder bei der Beschleunigung von
zu können. Zudem wird die Gründung         kanzlerin Angela Merkel und Vorstands-              Genehmigungsprozessen.
des „Deutsch-Russischen Rates junger       vorsitzende großer deutscher Unterneh-                   Das Leitbild der technologischen
Wissenschaftler und Innovatoren“ ein-      men, der Ökonom Lars Feld ML und der                Souveränität, das immer stärker die in-
geleitet. Nach dem Modell einer bila-      Informatiker Sebastian Thrun ML sowie               novationspolitische Debatte dominiert,
teralen jungen Akademie soll der Rat       weitere hochrangige Fachleute über zwei             diskutierte der Forschungsgipfel durch-
eine zentrale Organisation zur Nach-       Fragen: Sollte die deutsche Forschungs-             aus kontrovers: Der Warnung davor,
wuchsförderung werden. Des Weiteren        und Innovationspolitik stärker strate-              dass es leicht als Argument für die Förde-
werden die Leopoldina und die RAN          gisch ausgerichtet werden, um gezielt               rung wenig zukunftsträchtiger Technolo-
einen jährlichen „Deutsch-Russischen       Transformationsprozesse zu steuern?                 giebereiche missbraucht werden könne,
Wissenschaftstag“ als hochrangiges         Welche Schlüsseltechnologien und Infra-             stand die Hoffnung gegenüber, dass es
Forum des interdisziplinären Austau-       strukturen müssen in Zukunft gestärkt               als Weckruf wirken könne, Europa wie-
sches veranstalten. Der Auftakt hierfür    werden, um Deutschland und Europa in                der zum Innovationsführer bei Schlüs-
ist im Oktober 2021 geplant.       ■ LB    der Konkurrenz mit den USA und China                seltechnologien zu machen.          ■ ART
                                           Handlungsspielräume zu erhalten?
                                               Große Übereinstimmung herrschte
        Strategische
                                           bei der Diagnose, dass sich Deutschland                       Forschungsgipfel 2021
        Partnerschaft Russland
                                           nicht auf den Erfolgen der beiden letzten
2/2021 // LEOPOLDINA / NEWSLETTER                                                                                                      11

        NEU ERSCHIENEN: FACTSHEET ZUM KLIMAWANDEL                                                 Leopoldina-Lecture
                                                                                                  über Hirnorganoide
                                          Warum ist schnelles Handeln zum Schutz
                                          des Klimas so wichtig und auf welche wis-               Forschung zum menschlichen
                                          senschaftlichen Grundlagen stützen sich die             Gehirn wird am 25. Juni vorgestellt
                                          Berechnungen zu Ursachen und Folgen des
                                          Klimawandels? Das erklärt die Leopoldina
                                          in ihrem aktuellen „Factsheet Klimawandel:
                                          Ursachen, Folgen und Handlungsmöglich-
                                                                                                  D     as menschliche Gehirn ist ein
                                                                                                        faszinierendes Organ – und bis
                                                                                                  heute sind seine grundlegenden Ent-
                                          keiten“. Die Publikation bereitet das derzeit
                                          verfügbare Wissen allgemeinverständlich
                                                                                                  wicklungsprozesse und Funktions-
                                          auf, unter anderem wird die Entwicklung                 mechanismen nur unvollständig ver-
                                          der atmosphärischen Treibhausgaskonzen-                 standen. Von großer Bedeutung ist ein
                                          tration im Verlauf der Erdgeschichte, die               besseres Verständnis insbesondere
                                          Geschwindigkeit der durch Menschen verur-               auch mit Blick auf psychiatrische oder
                                          sachten Erderwärmung sowie die Rolle von                neurodegenerative Erkrankungen.
                                          Kippelementen aufgezeigt. Weitere Themen                    Seit einigen Jahren wird versucht,
                                          sind Technologien für „Negative Emissio-                sich diesen Fragestellungen mithilfe
                                          nen“, CO₂-Bepreisung und die Verteilung des             von Hirnorganoiden zu nähern. Dies
                                          verbleibenden Emissionsbudgets als poli-
                                                                                                  sind dreidimensionale Zellkulturen,
                                          tisch-ethische Frage. Die Zusammenhänge
                                                                                                  die in vitro aus Stammzellen gebildet
                                          und Daten werden in Grafiken veranschau-
                                                                                                  werden. Mit ihnen lassen sich zum
                                          licht und kompakt erklärt.              ■ JK
                                                             Foto: Singha songsak | Adobe Stock   einen die Gewebeorganisation und
                                                                                                  bestimmte funktionelle Aspekte des
                                                   Factsheet Klimawandel                          menschlichen Gehirns imitieren. Zum
                                                                                                  anderen könnten an Hirnorganoiden
                                                                                                  Medikamente getestet oder beispiels-
                                                                                                  weise auch die Wirkung von Viren
  EASAC, FEAM                                ALLEA, EASAC, FEAM                                   erforscht werden. So konnte bereits
  Dekarbonisierung im                        Gesundheitsdaten                                     gezeigt werden, wie das vor allem in
                                                                                                  Brasilien zirkulierende Zika-Virus zur
  Gesundheitssektor                          für die Forschung                                    Hirnfehlbildung Mikrozephalie führt.
                                                                                                      Der Erkenntnisstand zum mensch-
  Die Stellungnahme „Decarbonisation         Gesundheitsdaten und deren interna-                  lichen Gehirn ist nun Thema der Leo-
  of the Health Sector“ der europäi-         tionaler Austausch sind eine wichtige                poldina-Lecture in Herrenhausen am
  schen Akademienetzwerke EASAC              Ressource für die Forschung. So kön-                 25. Juni. Daneben werden einige der
  und FEAM widmet sich dem Gesund-           nen ausreichend große Stichproben                    großen Forschungsfragen sowie ak-
  heitssektor. Bisher wurde dieser Be-       gewährleistet und Krankheitsverläufe                 tuelle Beispiele aus der Forschung zu
  reich selten in Diskussionen über die      in verschiedenen Kontexten vergli-                   Hirnorganoiden und ihrer Relevanz
  Dekarbonisierung einbezogen, ob-           chen werden. Ereignisse wie der Brexit               vor allem für psychiatrische Erkran-
  wohl er etwa fünf Prozent zu den glo-      und die Entwicklung der Allgemeinen                  kungen skizziert. Hierzu sprechen
  balen CO₂-Emissionen beiträgt.             Datenschutzverordnung stellen diesen                 Wolf Singer ML, Direktor Emeritus
      EASAC und FEAM heben hervor,           Austausch zunehmend vor Herausfor-                   am Max-Planck-Institut für Hirnfor-
  dass es trotz einiger Initiativen zur      derungen. Drei europäische Netzwerke                 schung Frankfurt am Main, Elisabeth
  Dekarbonisierung innerhalb des Sek-        der Wissenschaftsakademien fordern                   Binder, Direktorin am Max-Planck-
  tors einer koordinierten Gesetzgebung      politische Entscheidungsträger und                   Institut für Psychiatrie München, und
  auf EU-Ebene bedürfe, um Strategien        Gesetzgeber der Europäischen Union                   Jürgen Knoblich, Wissenschaftlicher
  zur Abschwächung des Klimawandels          auf, sich für einen Abbau der Hinder-                Direktor des Instituts für Molekulare
  bzw. zu Klimaanpassungen gesamt-           nisse beim Austausch von Gesund-                     Biotechnologie der Österreichischen
  heitlich umzusetzen. Auch müssten          heitsdaten mit Forschenden außerhalb                 Akademie der Wissenschaften. ■ LD
  andere Sektoren und Weltregionen in        des europäischen Wirtschaftsraums
  den Blick genommen werden. ■ JMO           einzusetzen. (siehe Seite 4)   ■ JMO
                                                                                                          Leopoldina-Lecture
         Decarbonisation of                           Sharing of Personal                                 „Erkundungen eines
         the Health Sector                            Health Data for Research                            faszinierenden Organs“
12                                                                                                                 2/2021 // LEOPOLDINA / NEWSLETTER

Trauer um Freiburger Geologin Ilse Seibold
Forscherin war gemeinsam mit Ehemann Eugen Seibold Stifterin des Georg-Uschmann-Preises für Wissenschaftsgeschichte

A     m 18. März 2021 verstarb im Alter
      von 95 Jahren Ilse Seibold. Ge-
meinsam mit ihrem Mann stiftete die
                                                                                                                  Materialien einer breiten Öffentlichkeit
                                                                                                                  zugänglich zu machen.
                                                                                                                      Sowohl für Ihre wissenschaftlichen
Geologin den Georg-Uschmann-Preis für                                                                             Leistungen als auch für ihr ehrenamt-
Wissenschaftsgeschichte, der durch die                                                                            liches Engagement wurde Ilse Seibold
Leopoldina vergeben wird.                                                                                         mehrfach geehrt. Im Jahr 2000 ernannte
    Ilse Seibold wurde am 8. Mai 1925 in                                                                          die Geologische Vereinigung sie zu ihrem
Breslau geboren. Sie besuchte die Schu-                                                                           Ehrenmitglied und 2008 erhielt sie die
le in Halle (Saale), studierte Geologie in                                                                        Abraham-Gottlob-Werner-Medaille der
Bonn und Tübingen und wurde 1951 für                                                                              Deutschen Geologischen Gesellschaft
ihre Arbeiten zur Mikrofauna und Strati-                                                                          für ihr herausragendes Engagement für
graphie im unteren Lias Alpha Schwabens               Ilse (re) und Eugen Seibold 2009 an der                     die Geschichte der Geowissenschaften in
                                                      Christian-Albrechts-Universität zu Kiel.
bei Otto Schindewolf, seit 1952 Mitglied                                                                          Deutschland.
                                                                      Foto: Heidemarie Kassens | Geomar
der Leopodina und Professor in Tübin-                                                                                 1997 stifteten Ilse und Eugen Seibold
gen, promoviert. Ilse Seibold war danach                                                                          der Nationalen Akademie der Wissen-
viele Jahre als Geologin tätig. Seit 1952        2005 leitete Ilse Seibold ehrenamtlich                           schaften Leopoldina den Georg-Usch-
war sie mit dem Meeresgeologen Eugen             das Geologenarchiv in Freiburg und pu-                           mann-Preis für Wissenschaftsgeschichte.
Seibold verheiratet, dem Gründer eines           blizierte zu Lebensläufen bedeutender                            Diese Ehrung wird alle zwei Jahre an-
der bedeutendsten meeresgeologischen             Geologen und zum Entstehen wissen-                               lässlich der Jahresversammlung verlie-
Institute des späten 20. Jahrhunderts            schaftlicher Einzelleistungen. Durch ihre                        hen und auf Wunsch der Stifter seit 2005
in Europa und Präsident der Deutschen            archivarische und publizistische Arbeit                          ausschließlich für hervorragende Disser-
Forschungsgemeinschaft. Von 1988 bis             ist es ihr gelungen, diese Zeugnisse und                         tationen zuerkannt.                 ■ SK

         VORSITZ GEHT AN ZWEI LEOPOLDINA-MITGLIEDER                                                                 Academies Research Initiative

                                                                                                                    Akademiengeschichte
                                   Der Gemeinsame Ausschuss zum Umgang mit sicher-
                                   heitsrelevanter Forschung ist seit April zur Hälfte mit                          in Europa erforschen
                                   neuen Mitgliedern besetzt. Aus den Präsidien der Leo-
                                   poldina und der Deutschen Forschungsgemeinschaft                                 Im Juni 2019 haben sich die National-
                                   übernehmen für die kommenden drei Jahre Thomas                                   akademien aus Deutschland, Frank-
                                   Lengauer ML und Britta Siegmund ML den Vorsitz.                                  reich, Italien, Österreich, Schweden,
                                   Fachlich werden Forschende aus den Gebieten der
                                                                                                                    Tschechien und dem Vereinigten Kö-
                                   (Bio-)Informatik, Medizin, Virologie, Soziologie, Frie-
                                                                                                                    nigreich zur „European Academies
                                   dens- und Konfliktforschung, Rechtswissenschaften,
                                                                                                                    Research Initiative“ zusammengetan.
                                   Philosophie, Ethik und der Chemie vertreten sein.
                                       In der neuen Mandatsperiode soll die Stärkung des
                                                                                                                    Ihr Ziel ist es, neue Erkenntnisse zur
                                   eigenverantwortlichen Umgangs mit sicherheitsrele-                               Akademiengeschichte in Europa zu
                                   vanten Forschungsrisiken durch die Forschungsinstitu-                            gewinnen. Als erster wichtiger Schritt
                                   tionen weiter vorangetrieben werden. Dazu sollen der                             fand am 27. Mai der Online-Work-
                                   nationale und internationale Austausch gestärkt sowie                            shop „The History of European Aca-
                                   weitere Maßnahmen zur Bewusstseinsbildung von For-                               demies in the 20th Century” an der
                                   schenden entwickelt werden, unter anderem Weiterbil-                             italienischen Accademia dei Lincei
                                   dungsangebote.			                                                ■ AKE           statt. Dieser bot einen länderübergrei-
                                            Fotos: Christof Rieken | Leopoldina, Wiebke Peitz | Charité Berlin
                                                                                                                    fender Überblick zum Thema samt
                                                                                                                    Forschungsstand und -desideraten.
                                               Gemeinsamer Ausschuss                                                                                 ■ RST
                                               zum Umgang mit
                                                                                                                            The History of European
                                               sicherheitsrelevanter Forschung
                                                                                                                            Academies in 20th Century
2|2020 // LEOPOLDINA / NEWSLETTER
2/2021                                                                                                          13

   Termine

     Als Vorsichtsmaßnahme aufgrund der Ausbreitung des Coronavirus finden
     an der Leopoldina bis auf weiteres keine Veranstaltungen vor Ort statt.
     Über Online-Veranstaltungen halten wir Sie weiterhin auf dem Laufenden.
     Aktuelle Informationen finden Sie über die Weblinks zu den Terminen.

   31. MAI 2021, 10:00 BIS 14:30 UHR                    21. JUNI 2021, 09:00 BIS 17:00 UHR

   Dual Use in der Chemieforschung: Chancen,            Klasse II: Life Science Symposium (Teil 2)
   Risiken und Verantwortung                            Das Symposium der Klasse II – Lebenswissenschaften
   Tagung des Gemeinsamen Ausschusses zum Umgang        bietet Einblicke in die vielfältige Forschung der
   mit sicherheitsrelevanter Forschung von Deutscher    Mitglieder der Akademie.
   Forschungsgemeinschaft und Leopoldina                  ONLINE
     ONLINE

                                                        22. BIS 23. JUNI 2021
   8. JUNI 2021, 16:00 BIS 17:15 UHR                    Digitization and Democracy
   COVID-19 and Human Health Behavior:                  Gemeinsames Symposium der Leopoldina, der Israel
   Impacts and Trends                                   Academy of Sciences and Humanities und der US-
                                                        amerikanischen National Academy of Sciences
   Podiumsdiskussion in Kooperation mit der
                                                          ONLINE
   Brasilianischen Akademie der Wissenschaften
     ONLINE
                                                        25. JUNI 2021, 18:00 BIS 20:00 UHR

   8. JUNI 2021, 18:00 UHR                              Das menschliche Gehirn – Erkundungen
   Die Geschichte wissenschaftlicher Software           eines faszinierenden Organs
   erforschen                                           19. Leopoldina-Lecture mit Prof. Dr. Wolf Singer ML
                                                        (Frankfurt am Main), Prof. Dr. Elisabeth Binder (Mün-
   Vortrag im Wissenschaftshistorischen Seminar mit
                                                        chen) und Prof. Dr. Jürgen Knoblich (Wien/Österreich)
   Prof. Dr. Gabriele Gramelsberger (Aachen)
                                                          ONLINE
     ONLINE
                                                        2. JULI 2021, 16:30 BIS 18:00 UHR

   14 . JUNI 2021, 16:00 BIS 20:00 UHR                  Biodiversität in der Agrarlandschaft
                                                        Diskussionsveranstaltung von Leopoldina und
   Digitalisierung und Demokratie                       Wissenschaft im Dialog
   Konferenz anlässlich der Veröffentlichung der          ONLINE
   gemeinsamen Stellungnahme „Digitalisierung und
   Demokratie“ von Leopoldina, acatech und
   Akdemienunion
     ONLINE

          Weitere Informationen zu den Veranstaltungen der Leopoldina
14                                                                         2/2021 // LEOPOLDINA / NEWSLETTER

       6. JULI 2021, 17:30 BIS 19:00 UHR

       Klasse III: Online-Symposium (Teil 2)
       Das Symposium der Klasse III – Medizin bietet Einblicke
       in die vielfätige Forschung der Mitglieder der Akademie.
         ONLINE

       6. JULI 2021, 18:00 UHR

       Chinas Aufstieg im globalen
       Wissenschaftssystem
       Vortrag im Wissenschaftshistorischen Seminar mit
       Dr. Anna Lisa Ahlers (Berlin)
         ONLINE

       15. BIS 19. SEPTEMBER 2021

       SILBERSALZ Festival 2021
       Publikumsfestival sowie Konferenzprogramm für
       Wissenschaft und Medien
         HALLE (SAALE)

       24. BIS 25. SEPTEMBER 2021

       Biodiversität und die Zukunft der Vielfalt
       Jahresversammlung der Leopoldina
         IN PLANUNG

       12. OKTOBER 2021, 17:30 BIS 19:00 UHR

       Klasse III: Online-Symposium (Teil 3)
       Das Symposium der Klasse III – Medizin bietet Einblicke
       in die vielfältige Forschung der Mitglieder der Akademie.
         ONLINE

              Weitere Informationen zu den Veranstaltungen der Leopoldina
2/2021 // LEOPOLDINA / NEWSLETTER                                                                                      15

   Personalia
   Ehrungen                                                  Geowissenschaften, wurde zum Mitglied der Royal Socie-
                                                             ty (London/UK) gewählt.
     Asifa Akhtar ML, Mitglied der Sektion Biochemie
   und Biophysik, wurde mit dem Leibniz-Preis 2021 der          Peter Falkai ML, Mitglied der Sektion Neurowissen-
   Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) ausgezeich-        schaften, hat das Amt des Präsidenten der European Psy-
   net.                                                      chiatric Association (EPA) übernommen.

      Jutta Allmendinger ML, Mitglied der Sektion Öko-         Claudia Felser ML, Mitglied der Sektion Chemie,
   nomik und Empirische Sozialwissenschaften, wurde vom      wurde zum Mitglied der National Academy of Sciences
   digitalen Magazin „FemaleOneZero“ als eine der „40 Over   (Washington, D.C./USA) gewählt.
   40: Germany’s Most Inspiring Women“ gewürdigt.
                                                               Usha Claire Goswami ML, Mitglied der Sektion Psy-
     Elisabeth André ML, Mitglied der Sektion Infor-         chologie und Kognitionswissenschaften, wurde zum Fel-
   mationswissenschaften, wurde mit dem Leibniz-Preis        low der Royal Society (London/UK) gewählt.
   2021 der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG)
   ausgezeichnet.                                              Annette Grüters-Kieslich ML, Mitglied der Sektion
                                                             Gynäkologie und Pädiatrie, wurde als Vizepräsidentin der
      Annette Beck-Sickinger ML, Mitglied der Sektion        European Federation of Academies of Sciences and Hu-
   Chemie, wurde zum Mitglied der Akademie der Wissen-       manities ALLEA für die Amtszeit 2021 bis 2023 gewählt.
   schaften zu Göttingen gewählt.
                                                                Bill S. Hansson ML, Mitglied der Sektion Organismi-
      Jean-Michel Bismut ML, Mitglied der Sektion Ma-        sche und Evolutionäre Biologie, wurde mit dem Bundes-
   thematik, wurde zum Mitglied der National Academy of      verdienstkreuz 1. Klasse ausgezeichnet.
   Sciences (Washington, D.C./USA) gewählt.
                                                                Michael Hertl ML, Mitglied der Sektion Innere Me-
      Donna G. Blackmond ML, Mitglied der Sektion            dizin und Dermatologie, wird Präsident der Deutschen
   Chemie, wurde zum Mitglied der National Academy of        Dermatologischen Gesellschaft (DDG).
   Sciences (Washington, D.C./USA) gewählt.
                                                               Regine Kahmann ML, Mitglied der Sektion Genetik/
      Alessandra Buonanno ML, Mitglied der Sektion           Molekularbiologie und Zellbiologie, wurde zum Mitglied
   Physik, wurde zum Mitglied der National Academy of        der National Academy of Sciences (Washington, D.C./
   Sciences (Washington, D.C./USA) gewählt.                  USA) gewählt.

      Alena Buyx ML, Mitglied der Sektion Wissenschafts-        Ursula Keller ML, Mitglied der Sektion Physik, wur-
   theorie, wurde mit dem Deutschen Nationalpreis 2021       de zum Mitglied der National Academy of Sciences (Wa-
   der Deutschen Nationalstiftung (Hamburg) ausgezeich-      shington, D.C./USA) gewählt.
   net und vom digitalen Magazin „FemaleOneZero“ als eine
   der „40 Over 40: Germany’s Most Inspiring Women“ ge-        László Lovász ML, Mitglied der Sektion Mathematik,
   würdigt.                                                  wurde mit dem Abelpreis der Norwegischen Akademie
                                                             der Wissenschaften (Oslo/Norwegen) ausgezeichnet.
     Ulrich Christensen ML, Mitglied der Sektion Geo-
   wissenschaften, wurde zum Mitglied der National Acade-       Rolf Müller ML, Mitglied der Sektion Mikrobio-
   my of Sciences (Washington, D.C./USA) gewählt.            logie und Immunologie, wurde mit dem Leibniz-Preis
                                                             2021 der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG)
     Elena Conti ML, Mitglied der Sektion Biochemie und      ausgezeichnet.
   Biophysik, wurde zum Auswärtigen Mitglied der Royal
   Society (London/UK) gewählt.                                 Josef Pfeilschifter ML, Mitglied der Sektion Physio-
                                                             logie und Pharmakologie/Toxikologie, ist neuer Vizeprä-
     Donald Bruce Dingwell ML, Mitglied der Sektion          sident des Deutschen Hochschulverbandes (DHV).
16                                                                                         2/2021 // LEOPOLDINA / NEWSLETTER

          Stefan Pfister ML, Mitglied der Sektion Gynäkolo-          Neue Mitglieder der Klasse I
       gie und Pädiatrie, wurde mit dem Léopold Griffuel Award
       der Association pour la Recherche sur le Cancer (Villejuif/   Die Mitglieder, die nach dem März 2020 in die Leopoldina
       Frankreich) ausgezeichnet.                                    gewählt wurden, erhalten ihre Urkunden voraussichtlich im
                                                                     Jahr 2022. Zur Planung wird zu gegebener Zeit informiert.
          Peter Rehling ML, Mitglied der Sektion Biochemie und       Für die Verschiebung, die durch die Coronavirus-Pandemie
       Biophysik, wurde zum Mitglied der Akademie der Wissen-        bedingt ist, bitten wir um Verständnis.
       schaften zu Göttingen gewählt.
                                                                        Michael Black ML, Tübingen, Max-Planck-Institute for
          Jürgen Ruland ML, Mitglied der Sektion Mikrobio-           Intelligent Systems (Sektion Informationswissenschaften)
       logie und Immunologie, wurde mit dem Leibniz-Preis
       2021 der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG)                  Alessandra Buonanno ML, Potsdam, Albert-Ein-
       ausgezeichnet.                                                stein-Institut, Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik
                                                                     (Sektion Physik)
         Bernard F. Schutz ML, Mitglied der Sektion Physik,
       wurde zum Mitglied der Royal Society (London/UK) ge-             Susanne Crewell ML, Köln, Institut für Geophysik
       wählt.                                                        und Meteorologie, Universität zu Köln (Sektion Geowissen-
                                                                     schaften)
         Helmut Schwarz ML, Mitglied der Sektion Chemie, er-
       hält den Leonardo da Vinci Award 2021 der European Aca-         Camillo De Lellis ML, Princeton/USA, Institute for
       demy of Sciences (EURASC).                                    Advanced Study, School of Mathematics (Sektion Mathe-
                                                                     matik)
         Volker Springel ML, Mitglied der Sektion Physik, wur-
       de mit dem Leibniz-Preis 2021 der Deutschen Forschungs-         Joseph S. Francisco ML, Philadelphia/USA, Depart-
       gemeinschaft (DFG) ausgezeichnet.                             ment of Earth and Environmental Science, University of
                                                                     Pennsylvania (Sektion Chemie)
          Diethard Tautz ML, Mitglied der Sektion Organismi-
       sche und Evolutionäre Biologie, wurde mit dem Bundesver-        Hongjun Gao ML, Peking/China, Institute of Physics,
       dienstkreuz 1. Klasse ausgezeichnet.                          Chinese Academy of Sciences (Sektion Physik)

         Joachim Trümper ML, Mitglied der Sektion Physik,               Frank Glorius ML, Münster, Organisch-Chemisches
       wurde 2020 mit der Ehrenmitgliedschaft der Deutschen          Institut, Westfälische Wilhelms-Universität Münster (Sek-
       Physikalischen Gesellschaft (DPG) ausgezeichnet.              tion Chemie)

          Susan Trumbore ML, Mitglied der Sektion Agrar- und           Eva Grebel ML, Heidelberg, Astronomisches Rechen-
       Ernährungswissenschaften, wird mit der Vladimir-Ivano-        Institut, Zentrum für Astronomie der Universität Heidel-
       vich-Vernadsky-Medaille 2021 der Europäischen Geophy-         berg (Sektion Physik)
       sikalischen Union (EGU) ausgezeichnet.
                                                                       Sami Haddadin ML, München, Munich School of Ro-
         Viola Vogel ML, Mitglied der Sektion Physik, wurde          botics and Machine Intelligence, Technische Universität
       zum Mitglied der National Academy of Sciences (Washing-       München (Sektion Technikwissenschaften)
       ton, D.C./USA) gewählt.
                                                                        Bernt Schiele ML, Saarbrücken, Max-Planck-Institut
         Claire Voisin ML, Mitglied der Sektion Mathematik,          für Informatik (Sektion Informationswissenschaften)
       wurde zum Auswärtigen Mitglied der Royal Society (Lon-
       don/UK) gewählt.                                                Eva Viehmann ML, Garching, Zentrum Mathematik,
                                                                     Technische Universität München (Sektion Mathematik)
          Johann-Dietrich (Jan) Wörner ML, Mitglied der
       Sektion Technikwissenschaften, wurde zum Präsidenten             Manfred Warmuth ML, Santa Cruz/USA, Google
       von acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaf-       Brain Mountain View (Sektion Informationswissenschaf-
       ten (München) gewählt.                                        ten)
2/2021 // LEOPOLDINA / NEWSLETTER                           17

   Verstorbene Mitglieder

     Henning Beier ML | 26.10.1940 bis 11.04.2021 |
   Aachen | Sektion Anatomie und Anthropologie

     Marion de Jong ML | 09. 12. 1960 bis 16.05.2021 |
   Rotterdam/Niederlande | Sektion Radiologie

      Bernhard Fleckenstein ML | 10.08.1944 bis
   04.05.2021 | Schlaifhausen-Wiesenthau | Sektion Mikro-
   biologie und Immunologie

     Piet Hartman ML | 11.04.1922 bis 26.03.2021 | Zeist/
   Niederlande | Sektion Chemie

    Siegfried Hünig ML | 03.04.1921 bis 24.03.2021 |
   Würzburg | Sektion Chemie

      Margaret C. Morrison ML | 19.05.1954 bis 09.01.2021
   | Toronto/Kanada | Sektion Wissenschaftstheorie

     Luboš Perek ML | 26.07.1919 bis 17.09.2020 | Prag/
   Tschechien | Sektion Physik

     Michael Stolleis ML | 20.07.1941 bis 18.03.2021 |
   Frankfurt/M. | Sektion Kulturwissenschaften

     Jānis Stradiņš ML | 10.12.1933 bis 29.11.2019 | Riga/
   Lettland | Sektion Wissenschafts- und Medizingeschichte

      Rüdiger Thalmann ML | 03.05.1929 bis 25.08.2018
   | St. Louis/USA | Sektion Ophthalmologie, Oto-Rhino-La-
   ryngologie, Stomatologie
Impressum

Deutsche Akademie der Naturforscher                 rentin Gemeinsamer Ausschuss zum Umgang mit
Leopoldina – Nationale Akademie                     sicherheitsrelevanter Forschung (AKE)
der Wissenschaften                                  Dr. Sandra Kumm, Wissenschaftliche Referentin
Jägerberg 1                                         Präsidialbüro (SK)
06108 Halle (Saale)                                 Johanna Mogwitz, Assistentin Abteilung Inter-
Telefon: +49-345/4 72 39 – 800                      nationale Beziehungen (JMO)
Telefax: +49-345/4 72 39 – 809                      Ronja Steffensky, Referentin Abteilung Zentrum
E-Mail: presse@leopoldina.org                       für Wissenschaftsforschung (RST)
                                                    Daniela Weber, Projektmanagerin und Redakteu-
Redaktionsteam:                                     rin Newsletter Abteilung Presse- und Öffentlich-
Caroline Wichmann (verantwortlich für den Inhalt    keitsarbeit (DW)
nach §55 Abs. 2 RStV)                               Christian Weidlich, Referent Abteilung Internatio-
PD Dr. Stefan Artmann                               nale Beziehungen (CHW)
Daniela Weber
Julia Klabuhn                                       Bildnachweise:                                       ausdrücklich angegeben). Eine Verwendung im
Dr. Viktoria Bosak                                  Titelgrafik: PINO NOA – Pia Bublies & Nora           gewerblichen Bereich bedarf der Genehmigung
                                                    Coenenberg, Hamburg, Seite 2: pickup | Adobe-        durch die Leopoldina.
Weitere Autorinnen und Autoren                      Stock, PINO NOA – Pia Bublies & Nora Coenen-
dieser Ausgabe:                                     berg, Hamburg, Markus Scholz | Leopoldina            Verweise auf externe Webseiten:
PD Dr. Stefan Artmann, Leiter Präsidialbüro (ART)                                                        Für alle in Leopoldina aktuell befindlichen Hyper-
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