Frühlingserwachen im Umweltschutz - APRIL 2019 - Schweizerische Vogelwarte ...

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Frühlingserwachen im Umweltschutz - APRIL 2019 - Schweizerische Vogelwarte ...
Uferschnepfe (Foto: Karsten Mosebach)

AVINEWS                                     APRIL 2019

Frühlingserwachen im Umweltschutz
Wirksamer Naturschutz war jahr-       falt auch die Lebensgrundlage der       räume der Vögel repräsentativ und      rektzahlungen für Biodiversitäts-
zehntelang Wunschdenken weit-         Menschen bedroht.                       zeigt, wo die Hebel anzusetzen         förderflächen bereits. Es müsste
sichtiger Ökologen. Jetzt nimmt           Neu sind solche Erkenntnisse        sind, damit auch Bienen, andere        nur konsequent genutzt werden.
er auf der politischen Bühne end-     nicht. Schon 1972 machte der            Insekten, Amphibien und Pflanzen       Schon mit dem Budget für die un-
lich Platz ein.                       Club of Rome in seinem Bericht          profitieren.                           durchsichtigen Versorgungssicher-
                                      auf die Grenzen des Wachstums               Die Vogelwarte hat den Hand-       heitsbeiträge könnte der Bund
Klimaschutz und Insektensterben       aufmerksam. 1992 wurden an der          lungsbedarf zu 11 Punkten ver-         «Blühpatenschaften einkaufen»
werden unverhofft zu Themen im        UNO-Konferenz von Rio der Pro-          dichtet. Vordringlich gilt es, den     und zehn Prozent der Landwirt-
Wahl- und Abstimmungskampf.           zess der nachhaltigen Entwicklung       Dünger- und Pestizideinsatz in der     schaftsfläche zu Naturoasen ver-
Schülerstreiks und Demonstratio-      eingeleitet und die Biodiversitäts-     Landwirtschaft zu senken und           wandeln. Wie schnell und positiv
nen für den Klimaschutz errei-        konvention unterzeichnet. Endlich       mehr Biodiversitätsförderflächen       die Natur auf solche Massnahmen
chen die Schweiz. Unsere bayeri-      scheinen nun die Botschaften an-        anzulegen. Die Wasserqualität,         reagiert, illustrieren ökologische
schen Nachbarn fordern in einer       gekommen zu sein, und wir tun           die Bodenfruchtbarkeit und die         Aufwertungen, die von Landwir-
Initiative vehement einen griffige-   gut daran, die günstige politische      Artenvielfalt würden unmittelbar       ten mit Hilfe der Vogelwarte in der
ren Naturschutz. 18,4 % Prozent       Gelegenheit zu nutzen, bevor sich       davon profitieren. Ein innovativer     Champagne genevoise, im schaff-
der Wahlberechtigten haben un-        das Zeitfenster wieder schliesst.       Landwirt aus Niederbayern bietet       hausischen Klettgau und in der lu-
längst das erfolgreichste Volksbe-        Die Grundlagen für einen bes-       für 50 Euro auf einer Aare Land        zernischen Wauwiler Ebene reali-
gehren in der Geschichte Bayerns      seren Naturschutz sind dank um-         pestizidfrei Futterpflanzen für Bie-   siert wurden. Nutzen wir das Zeit-
unterschrieben. In der Schweiz        fassenden Vorarbeiten vorhanden.        nen und andere Insekten an. Er         fenster für einen verstärkten
entspräche das einer Volksinitia-     Etwa im neuen Schweizer Brutvo-         wurde von der gewaltigen Nach-         Naturschutz und eine wirklich
tive mit knapp einer Million Un­      gelatlas, der uns ein aktuelles, prä-   frage aus der Bevölkerung nach         ökologische Agrarpolitik ab 2022.
terschriften! Das Bewusstsein         zises und umfassendes Bild über         seinen Blühpatenschaften über-
wächst, dass der alarmierende         den Zustand der Vogelwelt liefert.      rollt. In der Schweiz besteht das                    Matthias Kestenholz
Rückgang der biologischen Viel-       Das Bild ist auch für die Lebens-       Programm der ökologischen Di-
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AVINEWS APRIL 2019: IM FOKUS

Der Brutvogelatlas als Auftrag
Wie können wir die Situation der         ziert und steht allen Interessierten      nur klar, wo bzw. in welchen Le-         jährlich erscheinenden «Zu­stands­
Vogelwelt in der Schweiz ver-            online kostenlos zur Verfügung.           bensräumen gehandelt werden              ­ erichts», der die wesentlichen
                                                                                                                            b
bessern? Der Brutvogelatlas              Und er hält sein Versprechen:             muss, sondern auch, welcher              Erkenntnisse auf 44 Seiten zu-
2013–2016 zeigt den Handlungs-           Noch nie konnte der Schutz der            Handlungsbedarf konkret besteht.         sammenfasst. Im Wissen um die
bedarf auf. Die Vogelwarte setzt         Brutvögel der Schweiz auf eine            Grundlage dafür sind das über            beschränkten Ressourcen im Na-
sich zusammen mit Partnern für           ähnlich fundierte Grundlage zu-           Jahre hinweg erarbeitete Wissen          tur- und Vogelschutz hat die Vo-
Entwicklung und Umsetzung der            rückgreifen. Der neue Brutvogel-          um die Ansprüche der Vögel an            gelwarte diese Erkenntnisse letzt-
notwendigen Massnahmen ein.              atlas zeigt nicht nur die aktuelle        ihre Umwelt und die erfolgreich          lich auf ein 4-seitiges Dokument
                                         Situation unserer Vögel, er veran-        getesteten Fördermassnahmen.             mit dem Namen «Der Brutvogel-
Vor knapp sieben Jahren lancierte        schaulicht auch, wie sich deren                                                    atlas als Auftrag» verdichtet. Mit
die Vogelwarte nach Monaten              Häufigkeit und Verbreitung in den         Vom Buch über den Zustands-              dieser Trilogie besitzt die Vogel-
der Vorbereitung das Grosspro-           letzten zwanzig Jahren verändert          bericht zum Handlungsbedarf              warte nun geeignete Grundlagen,
jekt Brutvogelatlas 2013–2016.           haben. Und weil Vögel mit ihren           Indem der Brutvogelatlas den Bo-         um sich gemeinsam mit Partner-
In seinem Editorial in der Au-           teils hochspezifischen Ansprü-            gen spannt von der Beschreibung          organisationen für eine Verbesse-
gust-Ausgabe des Avinews 2012            chen an den Lebensraum auch               des Zustands der Vogelwelt über          rung der Situation unserer Brutvö-
gab Lukas Jenni das Ziel vor, das        immer Gradmesser für dessen Zu-           die unmittelbaren Gründe für de-         gel einzusetzen.
die Vogelwarte mit dem Projekt           stand sind, zeigt das Werk auch           ren Entwicklung bis hin zum
verfolgte: Eine Grundlage zu             klar auf, wo im Naturschutz Defi-         Handlungsbedarf, stellt das Werk         Herleitung des Handlungs-
schaffen für Folgearbeiten. Und          zite bestehen.                            eine äusserst solide Grundlage für       bedarfs
bereits damals machte er klar,               Doch die Autorinnen und Au-           den Naturschutz dar. Wie gelan-          Bei der Formulierung des Hand-
dass dieses Ziel nicht ohne Unter-       toren des Brutvogelatlas belassen         gen nun die Erkenntnisse aus             lungsbedarfs orientierte sich die
stützung erreicht werden kann:           es nicht bei der Beschreibung des         dem über 600-seitigen Schwerge-          Vogelwarte an ihrer eigenen Vi-
«Wir wollen ein Gemeinschafts-           Zustands der Vogelwelt oder de-           wicht zu den verschiedensten             sion, die einheimische Vogelwelt
werk schaffen, das nur mit allen         ren Veränderung. Sie zeigen für           Partnerorganisationen und Behör-         zu kennen und in ihrer Vielfalt für
Freiwilligen zu erreichen ist, die       einzelne Arten und ganze Vogel-           den?                                     kommende Generationen zu er-
sich für Vögel begeistern. Packen        gruppen sowie für Lebensräume                In kondensierter Form: Zu die-        halten. Doch sind dies nicht nur
wir es gemeinsam an!»                    auf, welches die meist menschge-          sem Zweck widmete die Vogel-             die Ziele der Vogelwarte und ihrer
   Inzwischen ist der Schweizer          machten Gründe für diese Ent-             warte dem Brutvogelatlas 2013–           freiwilligen Mitarbeitenden sowie
Brutvogelatlas 2013–2016 publi-          wicklungen sind. Damit wird nicht         2016 eine Sonderausgabe ihres            zielverwandter Organisationen

Als offizieller Atlasvogel schmückt der Wiedehopf ausser den Schweizer Brutvogelatlas 2013–2016 (648 S., links) auch die Sonderausgabe des Zustandsbericht 2018
(44 S., Mitte) und den Handlungsbedarf (4 S., rechts).

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AVINEWS APRIL 2019: IM FOKUS

und deren Unterstützerinnen und           bei der Verbesserung der Situa-            sechs Jahre nach Lukas Jenni re-           las dereinst ein anderes, positives
Unterstützer. Auch die offizielle         tion, was Peter Knaus, der Leiter          sümiert: «Nur wenn alle Beteilig-          Fazit ziehen zu können.»
Schweiz hat wiederholt festgehal-         des Projekts Brutvogelatlas 2013–          ten gemeinsam auf diese Ziele
ten, dass der langfristigen Erhal-        2016, im Editorial der August-             hinarbeiten, besteht die Chance,                               Michael Schaad
tung der Biodiversität und damit          Ausgabe des Avinews 2018 exakt             nach dem nächsten Brutvogelat-
auch der Vogelwelt ein hoher
Stellenwert beizumessen ist. Mit
dem Titel «Der Brutvogelatlas als
Auftrag» zeigt die Vogelwarte,
dass sie den Handlungsbedarf                     Handlungsbedarf
ernst nimmt. Das Dokument stellt
dadurch auch eine Konkretisie-                   Landwirtschaft
rung der Vision der Vogelwarte.                  1. Verringerung der Bewirtschaftungsintensität durch eine markante Reduktion des Dünger- und Pestizideinsatzes
Der ausgewiesene Handlungsbe-                       sowie durch biodiversitätsfreundliche Anbau- und Erntetechniken.
                                                 2. Optimierung der Biodiversitätsförderflächen (BFF) durch die Erhöhung der Qualität und gute Vernetzung sowie
darf dürfte dank seines raumgrei-
                                                    Schaffung von mehr BFF insbesondere im Ackerland.
fenden Einflusses neben den Vö-                  3. Abstimmung der Mahdtermine auf die Lebensraumansprüche der Wiesenbrüter, insbesondere in deren Kern-
geln auch anderen Pflanzen und                      gebieten.
Tieren zu Gute kommen.                           4. Erhaltung und Förderung von naturnahen Strukturen im Landwirtschaftsgebiet (z.B. Hecken, Einzelbäume, struktur-
                                                    reiche Weiden, Trockenmauern, Böschungen, Kiesgruben).
Weiteres Vorgehen
                                                 Wald
Die Vogelwarte hat in den ver-
                                                 5. Förderung strukturreicher Wälder sowie, vor allem im Mittelland und im Jura, von Tot- und Altholz.
gangenen Jahrzehnten kontinu-
                                                 6. Schaffung von Waldrändern mit breiten Übergangszonen zum Kulturland sowie Förderung von lichten Wald-
ierlich Kontakte zu Partnerorgani-                  beständen und Auenwäldern.
sationen gepflegt, die betreffend
Biodiversitätsförderung in den                   Feuchtbiotope und Gewässer
verschiedenen Lebensräumen                       7. Schaffung und Förderung eines Netzes von ausreichend nassen Feuchtbiotopen mit Pufferzonen und ent-
und Sektoren Schlüsselpositionen                    sprechender Pflege.
einnehmen. Dazu gehören Land-                    8. Förderung eines naturverträglichen Abflussregimes und von grossflächigen Gewässerrevitalisierungen mit ent-
besitzer bzw. -bewirtschafter und                   sprechender Besucherlenkung.
deren Organisationen ebenso wie
                                                 Siedlungen
kantonale und nationale Behör-
                                                 9. Förderung von naturnahen Grünräumen und grossen Bäumen in Siedlungen sowie von Brutmöglichkeiten an Ge-
den. Auf das so geknüpfte Netz-                     bäuden.
werk kann sie jetzt aufbauen, um
die Entwicklung und Umsetzung                    Anspruchsvolle Vogelarten
von Massnahmen zur Erfüllung                     10. Erhaltung von möglichst grossen störungsarmen Räumen insbesondere im alpinen Raum, im Wald und in Feucht-
des Handlungsbedarfs voranzu-                        biotopen. Dazu gehört die Vermeidung von Fragmentierung durch Infrastruktur.
treiben. Denn wie bei der Erarbei-               11. Verstärken der spezifischen Massnahmen und Projekte für die Prioritätsarten Artenförderung.
tung des Brutvogelatlas gilt auch

Die Bestände der Brutvogelarten in Feuchtbiotopen und an Gewässern sind nach wie vor klein. Zwei traditionelle Brutvogelarten sind in den letzten Jahren sogar ver-
schwunden. Die wenigen noch verbleibenden Feuchtbiotope beherbergen meist eine hohe Artenvielfalt. Allerdings sind sie klein, fragil und isoliert. Nährstoffeinträge,
Wasserstandregulierungen, Drainage und Störungen setzen ihnen zu. Die Ufer von Still- und Fliessgewässern sind vielfach verbaut (Fotos: Roman Graf und Mathias
Kestenholz).

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AVINEWS APRIL 2019: VOGELSCHUZTTHEMA ERKLÄRT

Mehr Verständnis für kecke Krähen
Kaum eine Vogelgruppe hat so             der Altvögel nur eine geringe Rolle,
sehr mit Vorurteilen zu kämpfen,         als Nahrung für die Jungen sind sie
wie die Rabenvögel. Mit einem            aber wichtig. Mit proteinreicher
besseren Verständnis für die öko-        Nahrung ermöglichen die Raben-
logischen Zusammenhänge und              vögel ihren Jungen einen gesun-
für deren Verhalten können sie           den Start ins Leben. Genauso, wie
entkräftet und Konflikte ent-            dies beispielsweise ein Steinadler
schärft werden.                          tut, der seinem Nachwuchs Mur-
                                         meltiere verfüttert. Schweizweit
Die Bestände vieler Rabenvögel           betrachtet haben Rabenvögel kei-
steigen in der Schweiz deutlich an.      nen Einfluss auf die Bestandsent-
Insbesondere Elster, Raben- und          wicklung anderer Vögel. Kleinvö-
Saatkrähe sind mittlerweile häu-         gel brüten meist mehrmals pro Jahr
fige Brutvögel in Dörfern und            und können so Brutverluste kom-
Städten. Die anpassungsfähigen           pensieren. Das jährlich durchge-
Vögel profitieren hier von guten         führte «Monitoring häufiger Brut-            Die Elster findet in städtischen Agglomerationen alles, was sie zum Leben
Nahrungsbedingungen und feh-             vögel» der Vogelwarte zeigt, dass            braucht: Nahrung, Nist- und Schlafplätze (Foto: Beat Rüegger).
lenden Feinden. Im Siedlungsraum         die Bestände von Amsel, Rotkehl-
halten sich die Vögel in der direk-      chen, Kohlmeise und vielen weite-
ten Umgebung des Menschen,               ren Arten in den letzten Jahren          Auswirkungen auf Greifvögel                wird den Rabenvögeln als Boshaf-
was immer wieder zu Konflikten           deutlich zunahmen, obwohl ihre           Wenn Rabenvögel einen Greifvo-             tigkeit angelastet. Die Attacken
führt: Anwohner stören sich am           Nester von Rabenvögeln ausge-            gel verfolgen, dann sind die Sym-          durch Rabenvögel sind für die
lautstarken Treiben von Saatkrä-         räumt werden können.                     pathien klar verteilt: Der Greifvo-        Greifvögel aber höchstens lästig,
hen und an deren Kot unter Brut-             Wer im eigenen Garten beob-          gel ist der Gute, die Rabenvögel           Auswirkungen auf die Populatio-
kolonien, oder sie beklagen sich,        achtet, wie ein Rabenvogel ein           sind die Bösen. Greifvögel werden          nen haben sie nicht: Die Bestände
wenn ein Singvogelnest im Garten         Nest ausräumt, fühlt dennoch mit         aber nicht ohne Grund verjagt: Ra-         der meisten Greifvögel steigen seit
von einer Rabenkrähe oder Elster         den Kleinvögeln. Wer Kleinvögeln         benvögel vertreiben damit einen            den 1990er-Jahren an.
ausgeräumt wurde.                        helfen möchte, der pflanzt anstatt       potenziellen Feind aus dem Terri-
                                         Thuja oder Kirschlorbeer dichte          torium, um sich selbst zu schützen         Nachbarschaftskonflikte
Auswirkungen auf Kleinvögel              Dornsträucher und deckungsrei-           und um ihre Jungen zu verteidi-            Im Gegensatz zur paarweise nis-
Oft ist zu hören, Rabenvögel wür-        che einheimische Gehölze, etwa           gen. Rabenvögel sind nämlich hin-          tenden Rabenkrähe brütet die
den im Siedlungsgebiet die Singvo-       Schwarz- und Weissdorn, Wildro-          gebungsvolle Eltern und kümmern            Saatkrähe in Kolonien. Ein Gross-
gelbestände dezimieren oder gar          sen oder Schwarzer Holunder.             sich äusserst fürsorglich um ihren         teil der 5800–7300 Brutpaare der
ausrotten. Zwar spielen Kleinvögel,      Diese bieten den Kleinvögeln rela-       Nachwuchs. Was bei anderen Tie-            Schweiz befindet sich in Städten.
Eier und Nestlinge in der Nahrung        tiv sichere Neststandorte.               ren als Elternliebe gelten würde,          Besonders ab Mai, wenn beide El-

Saatkrähen brüten gern in Städten und Dörfern, weil dort die Jagd ruht und die Gefahr, von ihren natürlichen Feinden Habicht und Wanderfalke geschlagen zu werden,
geringer ist als anderswo (Foto: Ralph Martin).

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AVINEWS APRIL 2019: VOGELSCHUZTTHEMA ERKLÄRT

                                                        Rabenkrähe

                                160                                                                   schaftlichen Schaden als gering        2012 ist auch die Saatkrähe jagd-
                                                                                                      eingeschätzt. Rabenvögel werden        bar, geniesst aber eine Schonzeit
                                140                                                                   von Landwirten aber auch ge-           zwischen 16. Februar und 31. Juli.
                                120
                                                                                                      schätzt, da sie unter anderem Aas,     Zwischen 2010 und 2017 wurden
                Bestandsindex
Bestandsindex

                                                                                                      Schnecken und Mäuse fressen.           laut eidgenössischer Jagdstatistik
                                100                                                                   Verantwortlich für die Schäden in      durchschnittlich 9762 Rabenkrä-
                                                                                                      landwirtschaftlichen Kulturen sind     hen und 1386 Elstern pro Jahr ge-
                                80                                                                    vor allem nichtbrütende Vögel, die     schossen. Die Anzahl erlegter
                                                                                                      sich zu Schwärmen zusammen-            Saatkrähen ist in den letzten Jah-
                                60
                                                                                                      schliessen. Brutvögel hingegen         ren geradezu explodiert: Wurden
                                40                                                                    richten während der Brutzeit           2013 noch 4 Saatkrähen geschos-
                                                                                                      kaum Schäden an. Zudem brüten          sen, waren es 2017 bereits deren
                                      1990       1995   2000          2005      2010    2015
                                                                                                      in den Nestern von Krähen und          200. Von Schonung kann also
                                                               Jahr
                                                                                                      Elstern Waldohreule und Turm-          keine Rede sein. Dennoch ist eine
                                                                                                      falke. Ohne die Rabenvögel könn-       dauerhafte Dezimierung der Be-
                                                                                                      ten die Mäusejäger nicht im Kul-       stände durch intensivere Jagd aus
                                         Rotkehlchen           Jahr Kohlmeise
                                                                                                      turland brüten.                        mehreren Gründen kaum zu reali-
                                         Amsel
                                160                                                                       Die beste Methode, um Raben-       sieren. Einerseits ist die Jagd sehr
                                                                                                      vögel von Kulturen fernzuhalten,       aufwändig, weil die Vögel dank
                                140                                                                   ist Vorbeugung. Durch das Pflan-       ihrer hohen Intelligenz die Jäger
                                                                                                      zen von Hecken und Feldgehölzen        und deren Fahrzeuge nach kurzer
                Bestandsindex

                                120                                                                   wird den Feinden von Rabenvögeln       Zeit individuell erkennen und
                                                                                                      Deckung angeboten. Wenn sich           rechtzeitig das Weite suchen. An-
                                100
                                                                                                      die Rabenvögel nicht sicher fühlen,    dererseits ist die Jagd im Sied-
                                80                                                                    kann sich deren Aufenthaltsdauer       lungsbereich, wo die Bestände
                                                                                                      auf den Feldern reduzieren. Auch       speziell zugenommen haben, auf-
                                60                                                                    durch den Aussaatzeitpunkt kann        grund von Sicherheitsüberlegun-
                                                                                                      Schäden vorgebeugt werden. Müs-        gen nicht praktikabel.
                                40
                                                                                                      sen Ra­ben­vögel trotzdem vertrie-         Die Jagd setzt ausserdem ei-
                                      1990       1995   2000          2005      2010    2015          ben werden, sind Fantasie und Ab-      nige natürliche Regulationsmecha-
                                                               Jahr                                   wechslung gefragt, da die intelli-     nismen ausser Kraft, die eine un-
                                                                                                      genten Vögel schnell lernen und        begrenzte Zunahme der Bestände
                 Die Auswertungen unserer Überwachungsprogramme zeigen für die Raben-                 nach wenigen Tagen nicht mehr          verhindern. Bei hoher Bestands-
                 krähenbestände einen positiven Langzeittrend. Das gilt auch für andere häu-          auf Abwehrmassnahmen reagie-           dichte treten vermehrt Nichtbrüter
                 fige Siedlungsvögel wie das Rotkehlchen, die Amsel und die Kohlmeise.                ren. Abwechselnd eingesetzt bie-       auf, welche die Brutpaare bei der
                                                                                                      ten Gasballone, farbige Plastikbän-    Jungenaufzucht erheblich stören
                                                                                                      der, Windräder und Apparate mit        und so den Bruterfolg schmälern
                tern ihrem Nachwuchs Nahrung                   wurden an verschiedenen Orten          akustischen und/oder visuellen         können. Ausserdem nimmt mit der
                bringen, kann es an den Kolonien               mit unterschiedlichem Erfolg an-       Schreckeffekten einen gewissen         Dichte auch die Aggression zwi-
                laut werden, was zu Klagen bei                 gewandt. Meistens führte dies zur      Schutz, wobei Gasballone beson-        schen benachbarten Brutpaaren
                Anwohner führen kann. Die akus-                Gründung neuer Kolonien in der         ders wirksam sind. Details zur kor-    zu. Krähen und Elstern vertragen
                tische Kommunikation spielt bei                Umgebung. Das Problem wird da-         rekten Anwendung sind im Merk-         sich auch untereinander nicht gut
                der sozialen Saatkrähe aber eine               mit verlagert, doch kaum je ge-        blatt «Rabenvögel in landwirt-         und plündern sich bei Gelegenheit
                ganz wichtige Rolle. Schallpegel-              löst. Aus Sicht der Vogelwarte         schaftlichen Kulturen» aufgeführt.     gegenseitig die Nester. Durch die
                messungen haben zudem gezeigt,                 müssen Massnahmen bis zum Be-          Die immer wieder diskutierte In-       jagdlich bedingte zeitweilige Dezi-
                dass die Rufe der Saatkrähen deut-             ginn der Schonzeit Mitte Februar       tensivierung der Jagd hingegen         mierung setzt man die bei hoher
                lich unter denen des Verkehrs-                 abgeschlossen sein. Allfällige Ein-    verspricht keine langfristige Lö-      Bestandsdichte wirkenden, natür-
                lärms liegen. Dass die Rufe der                griffe und deren Auswirkungen          sung dieser Konflikte.                 lichen Regulierungsmechanismen
                Saatkrähen dennoch als störender               zu dokumentieren ist die Voraus-                                              ausser Kraft. Die Bestände wach-
                bezeichnet werden, zeigt, wie we-              setzung, um daraus zu lernen           Die Krux mit der Jagd                  sen deshalb sehr rasch wieder zur
                nig guten Willen den Vögeln ent-               und allfällige weitere Eingriffe       Entgegen der landläufigen Mei-         alten Grösse heran.
                gegen gebracht wird. Insbeson-                 entsprechend zu optimieren.            nung sind Elster und Rabenkrähe
                dere wenn sich unter den Nestern                                                      nicht geschützt und damit ausser-                                 Livio Rey
                Park-, Sitz- oder Spielplätze, Trot-           Rabenvögel in der                      halb der Schonzeit jagdbar. Seit
                toirs oder Bushaltestellen befinden,           Landwirtschaft
                bergen Verschmutzungen wegen                   Nicht nur in den Siedlungen, auch
                Kot weiteres Konfliktpotenzial.                im offenen Landwirtschaftsland
                    Um die Ansiedlung von Saat-                finden Rabenvögel ihre Nahrung.
                krähen zu verhindern, wurden                   Dabei können saisonal Kultur-
                                                                                                          Weiterführende Informationen über Rabenvögel finden Sie im Themenheft
                schon Versuche mit zahlreichen                 pflanzen einen erheblichen Teil
                                                                                                          2019 «Raben: schwarz, schlau und verspielt» und in unseren Merkblättern
                Methoden durchgeführt. Häufiger                der Nahrung ausmachen. Ob-                 «Elstern und Rabenkrähen im Siedlungsgebiet», «Saatkrähen» und «Raben-
                Baumschnitt, Einsatz von Attrap-               schon einzelne Betriebe stark be-          vögel in landwirtschaftlichen Kulturen» unter:
                pen, optisches Verscheuchen, La-               troffen sein können, haben Unter-          www.vogelwarte.ch/de/voegel/ratgeber
                serstrahlen und weitere Techniken              suchungen den gesamtwirt-

                                                                                                                                                                              5
Frühlingserwachen im Umweltschutz - APRIL 2019 - Schweizerische Vogelwarte ...
AVINEWS APRIL 2019: ARTENFÖRDERUNG

Als Bodenbrüterin ist die Feldlerche unbedingt auf eine schonende Bodennutzung angewiesen (Foto: Mike Powles/FLPA).

Die Feldlerche – eine Bodenbrüterin am Boden
Die Feldlerche ist vielerorts wei-      Die einst überaus häufige und all-          förderflächen seien nicht wirksam. aber für eine ökologische, nach-
terhin im Sinkflug, wie der             gegenwärtige       Charakterart              Das ist falsch, denn das Problem     haltige Schweizer Landwirtschaft
Schweizer Brutvogelatlas 2013–          musste auf der Roten Liste als               besteht darin, dass es in den offe- unabdingbar und für die Feldler-
2016 bilanziert. Damit diese iko-       «potentiell gefährdet» eingestuft            nen Ackerbaugebieten – also ge- che von existenzieller Bedeutung.
nische Landwirtschaftsart nicht         werden und ist eine der 50 Priori-           nau im Lebensraum der Feldlerche
weiter an Boden verliert, braucht       tätsarten der Artenförderung Vö-            – viel zu wenig Biodiversitätsförder- Umsetzen – aber wie?
sie eine grossräumige Förderung,        gel Schweiz.                                flächen auf Ackerland gibt. Ihr An- Für Feldlerche, Feldhase und Co. ist
insbesondere mehr wertvolle                                                         teil liegt dort heute im Durch- es zentral, das Angebot an niedri-
Biodiversitätsförderflächen und         Rezepte vorhanden                            schnitt bei nur ca. 1,6 % der land- ger und lückiger Vegetation zur
schonende Anbaumethoden.                Die Förderung der Feldlerche wird            wirtschaftlichen Nutzfläche. Doch    Brutzeit grossflächig zu erhöhen.
                                        immer dringender. Die Vogelwarte             es wären einige Prozent mehr nö- Im Ackerbau sehen wir deshalb
Die Feldlerche gehört in der            hat denn auch schon früh Rezepte            tig. Die BFF auf Ackerland stehen     einen machbaren Weg darin, nicht
Schweiz zu den grossen Verlierern       entwickelt und ausgetestet, wie              jedoch meist in Konkurrenz zur in- nur das Angebot an wertvollen
in der Vogelwelt. Wo noch vor we-       der Bestand der Feldlerche ge-              tensiven Produktion und stossen Feldlerche
                                                                                                                          Biodiversitätsförderflächen zu er-
nigen Jahrzehnten über einem            stützt werden kann. Ein Mosaik               deshalb auf Widerstand. Sie sind     höhen, sondern es mit Massnah-
Quadratkilometer weiträumigen,          aus Buntbrachen, Rotationsbra-
offenen Kulturlandes 20–40 Ler-         chen, Säumen, Blüh- und Acker-
                                                                                                                140
chen sangen, fehlt sie heute vieler-    randstreifen bietet ihr Platz zum
orts grossräumig. Als Bodenbrü-         Brüten, Sämereien als Nahrung
terin kommt sie bei der landwirt-       und Insekten als Futter für ihre                                        120
schaftlichen       Nutzung       in     Jungen. Diese Strukturen im Kul-
                                                                                                Bestandsindex
                                                                                Bestandsindex

Bedrängnis. Im Grünland werden          turland, sogenannte Biodiversitäts-
                                                                                                                100
intensiv genutzte Wiesen zu häu-        förderflächen (BFF), haben sich als
fig geschnitten, und auch in Acker-     sehr erfolgreich erwiesen. Wo
kulturen gibt es immer weniger          Landwirte und Landwirtinnen zu-                                         80
Nistmöglichkeiten. Für ihr Brutge-      sammen mit der Vogelwarte ein
schäft braucht die Feldlerche nur       entsprechendes Angebot geschaf-
knapp sechs Wochen. Nestbau             fen haben, konnte die Feldlerche                                        60
(3–4 Tage), das Legen (4–5 Tage)        überleben, etwa im Schaffhauser                                               1990   1995      2000        2005         2010         2015
und Bebrüten der Eier (11–12            Klettgau, in der luzernischen Wau-                                                                     Jahr
Tage) und die Aufzucht der Nest-        wiler Ebene oder in der Champa-
linge (18–20 Tage) werden in Re-        gne genevoise. Dennoch wird                              Die Feldlerche ist seit Jahren im Sinkflug. Im Mittelland ist die Dichte mittler-
kordzeit absolviert, und doch           nach über 20 Jahren Direktzahlun-                        weile zehnmal tiefer als um 1990. Die BeständeJahr sind aber auch in höheren
bleibt der Bruterfolg sehr oft aus.     gen Kritik laut, die Biodiversitäts-                     Lagen rückläufig.

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Frühlingserwachen im Umweltschutz - APRIL 2019 - Schweizerische Vogelwarte ...
Du lieber Himmel: Zur Rettung der Feldlerche braucht es deutlich mehr Biodiversitätsförderflächen im Ackerland, schonende Anbaumethoden und spätere Mahdtermine
(Fotos: Markus Jenny).

men auf Produktionsflächen zu           Landwirte haben Interesse an sol-
kombinieren. Es gilt, Kulturen so       chen Anbauformen, denn ge-
anzubauen, dass sie Erträge liefern     sunde Böden sind unabdingbar,                 Am Schamserberg in Graubünden, auf 1900–2100 m ü.M., ist die Feld-
und gleichzeitig bessere Bedingun-      um die Nahrungsmittelproduktion               lerchendichte rekordverdächtig für höhere Lagen der Schweiz: auf 8,3 km2
                                                                                      Fläche finden wir rund 200 Reviere. Dafür verantwortlich sind insbesondere
gen für Bodenbrüter bieten. Dies        langfristig zu sichern. Deshalb in-
                                                                                      die gute topographische Lage und das Lebensraum-Mosaik von leicht ge-
gelingt etwa mit Sommergetreide,        teressieren sich auch Landwirt-               düngten Fettwiesen und Magerrasen. Spätmahdverträge für drei Viertel der
herbizidfreiem Anbau von Ge-            schaftskreise wieder vermehrt für             Wiesen garantieren eine Feldlerchen-freundliche Nutzung. Nun gefährdet
treide respektive Mais mit Unter-       bodenschonende Anbauweisen.                   eine Melioration dieses wertvolle Feldlerchengebiet. Wir fordern, dass die
saaten sowie mit einer weiten Saat      Sie bieten nicht nur der Feldlerche           Spätmahdverträge im gleichen Umfang erhalten bleiben. Im Gegenzug
im Getreide. Die «Weite Saat»,          eine Chance, sondern bergen                   können die Landwirte die restliche Fläche flexibler nutzen.
auch als «Weite Reihe» bezeichnet,      auch ein grossräumiges Potenzial
wird bereits in mehreren Kantonen       für die Förderung der typischen
innerhalb von Vernetzungsprojek-        Flora und Fauna des offenen Kul-
ten als eine Massnahme auf Pro-         turlandes. Wie das praktisch ab-
duktionsflächen angeboten.              laufen kann, testen wir derzeit auf
    Die Förderung macht dort am         einer grossen Staatsdomäne im
meisten Sinn, wo die Landschaft         Berner Seeland. Eine schonende
noch weit und offen ist, das heisst     Bodenbearbeitung kombiniert mit
von starker Überbauung und Zer-         Maisanbau mit Untersaat hält
siedelung noch verschont ist, und       nicht nur die Böden langfristig ge-
wo auch die Bodenbeschaffenheit         sund, sondern bietet auch der
günstig ist. Die Vogelwarte hat         Feldlerche wieder mehr Brutmög-
diese Regionen in einer Feldler-        lichkeiten, dank grösserem Anteil
chen-Potenzialkarte bezeichnet          an niedriger und relativ lückiger
(siehe Artikel im Avinews vom De-       Vegetation.
zember 2017).                               Vorbildliche Produzentenorga-
    Vielerorts sind Vernetzungspro-     nisationen wie IP-Suisse initiieren
jekte etabliert, in welche regionale    vermehrt Programme, in denen
Förderkonzepte integriert und be-       Landwirte bei herbizidfreiem An-            Feldlerche (Foto: Mathias Schäf)
gleitet werden können. Liegen           bau oder Verzicht auf Glyphosat
wichtige       Feldlerchengebiete       höhere Preise erhalten. Mit diesen
ausserhalb von Vernetzungsperi-         Trends tun sich sprichwörtlich           bewirtschaftet werden. Eine ex-          Spiegelbild einer naturverträgli-
metern, bedeutet dies, dass keine       «neue Felder» auf für die Förde-         tensive Bewirtschaftungsweise för-       chen Landwirtschaft. Mit ressour-
Vernetzungsgelder fliessen und          rung von Feldlerche, Feldhase und        dert die Pflanzen- und Insektendi-       censchonenden und extensiven
zusätzliche Finanzierungsmöglich-       Co. Allerdings bringen auch solche       versität. Insekten sind unverzicht-      Produktionssystemen ist es Feldler-
keiten gefunden werden müssen.          ressourcenschonenden Verfahren           bare Bestäuber von Kulturpflanzen        che und Co. möglich, sich auch
In jedem Fall ist eine fachlich fun-    unter Umständen Probleme mit             und als Fressfeinde anderer Insek-       auf Produktionsflächen wieder er-
dierte Beratung zur Motivation          sich. Die Unkrautbekämpfung ge-          ten sorgen sie für weniger Schä-         folgreich fortzupflanzen. Nicht zu-
und Begleitung der Landwirte            schieht oft mechanisch, das heisst       den an Kulturen. Solche Ökosys-          letzt erfreut sich auch die Bevölke-
matchentscheidend.                      durch Striegeln und Hacken der           temleistungen sind unerlässlich für      rung an blühenden und lebendi-
                                        Kulturen. Erfolgt dies zu häufig,        die langfristige umweltfreundliche       gen Kulturlandschaften – inklusive
Die Landwirtschaft profitiert           leiden die Bodenbrüter darunter.         Produktion von Nahrungsmitteln.          trillernder Feldlerchen.
von der Feldlerchenförderung            Synergien können hier nur genutzt            Die Feldlerche als Charaktervo-
Die Massnahmen zur Förderung            werden, wenn eine gewisse Ver-           gel der offenen Kulturlandschaf-                  Judith Zellweger-Fischer &
der Feldlerche wirken oft auch res-     unkrautung toleriert wird und die        ten darf in der Schweiz nicht wei-                               Reto Spaar
sourcen- oder bodenschonend.            Kulturen grundsätzlich extensiv          ter an Boden verlieren, denn sie ist

                                                                                                                                                             7
Frühlingserwachen im Umweltschutz - APRIL 2019 - Schweizerische Vogelwarte ...
AVINEWS APRIL 2019: VOGELSCHUTZTHEMA ERKLÄRT

Zu viel Dünger schadet den Vögeln
Die Schweiz ist ein üppig grünes        noch 145 000 t sein. Die soge-
Land. Äcker und Wiesen sind             nannte Stickstoffeffizienz wird von
reichlich gedüngt. Moore und            22 auf 30 % zugenommen haben.
Wälder erhalten mehr Nährstoffe,        Es sind also Fortschritte absehbar;
als ihnen gut tut. Dadurch ver-         der Stickstoffüberfluss in der
schlechtert sich der Lebensraum         Schweiz wird aber auch dann noch
vieler Vogelarten, die bei der          gewaltig sein.
Nahrungssuche oder für die Nest-
anlage auf lückige, niedrige Ve-        Schweizer Tieflagen
getation angewiesen sind.               besonders überdüngt
                                        Die Stickstoffbelastung ist regional
Zweck des landwirtschaftlichen          sehr unterschiedlich. Am stärksten
Düngens ist die Ertragssteigerung.      ist sie im östlichen Mittelland und
Doch nicht aller Dünger wird von        im voralpinen Hügelland. Aber
den Pflanzen aufgenommen. Ein           auch in den übrigen tiefgelegenen
grosser Teil des Stickstoffs geht in    Gegenden sind die Werte sehr
die Luft: 2005 stammten 65 % die-       hoch. Die kritische Obergrenze der
ser Emissionen aus der Landwirt-        Stickstoffbelastung variiert je nach
schaft, 22 % vom Verkehr, 10 %          Lebensraum, wird in der Schweiz
aus Industrie und Gewerbe und           aber fast überall überschritten:
3 % aus privaten Haushalten. Die-       100 % der Hochmoore, 90 % der                Waldlaubsänger (Foto: Mathias Schäf.
ser Stickstoff in der Luft kommt        Wälder, 84 % der Flachmoore und
grösstenteils wieder auf die Erde       42 % der Trockenwiesen erhalten
zurück und düngt auch Flächen,          mehr Stickstoff, als ihnen zuträg-        sammensetzung und Struktur der            bei der Revierwahl. Auch beim
die nicht mit Nährstoffen angerei-      lich ist.                                 Vegetation und indirekt auch auf          Berglaubsänger, der vor allem
chert werden sollten. Heute liegen                                                Brutvögel. Hier zwei Beispiele:           nährstoffärmere Waldgesellschaf-
die Stickstoff-Immissionen vieler-       Erhebliche Auswirkungen auf                 1. Wo früher Waldmeister oder          ten besiedelt, wird ein negativer
orts weit über den 5–25 kg/ha und        Vögel                                    Hainsimsen eine lückige Bodenve-          Einfluss der Nährstoffzunahme
Jahr, die für die meisten Ökosys-        Die überschüssigen Stickstoffmen-        getation bildeten, wird der Unter-        vermutet.
teme als noch tragbar gelten.            gen, die in die Umwelt gelangen,         wuchs in «überdüngten Wäldern»               2. In Gebieten mit grosser Stick-
Während für 1994 ein jährlicher          gelten als eine der Hauptursachen        heute durch nährstoffliebende Ar-         stoffdeposition aus der Luft ist die
Stickstoffüberschuss von 190 000 t       für den Rückgang der Biodiversität       ten wie Brombeeren oder Brenn-            Pflanzenvielfalt kleiner als an Ver-
berechnet wurde, werden es 2020          in Mitteleuropa. Sie haben gravie-       nesseln dominiert. Der Waldlaub-          gleichsstandorten. Das liegt daran,
bei gleichbleibender Entwicklung         rende Auswirkungen auf Artenzu-          sänger meidet solche Vegetation           dass dort vermehrt konkurrenz-
                                                                                                                            kräftige Arten aufkommen und
                                                                                                                            die auf magere Standorte speziali-
     Anzahl Arten/km2                                                                                                       sierten, kleinwüchsigeren Arten
                                                                                                                            verdrängen. In fetten, artenarmen
                                                                                                                            Wiesen gibt es weniger Insekten,
                                                                                                                            was auf viele Vogelarten des Kul-
                                                                                                                            turlands negative Auswirkungen
                                                                                                                            hat. Zudem erschwert ein üppiger
                                                                                                                            Pflanzenwuchs die Erreichbarkeit
                                                                                                                            der Insekten für Vögel, die am Bo-
                                                                                                                            den nach Nahrung suchen. Etliche
                                                                                                                            Arten mit abnehmenden Bestän-
                                                                                                                            den wie Wendehals, Feldlerche,
                                                                                                                            Heidelerche, Neuntöter und Gar-
                                                                                                                            tenrotschwanz sind zur Nahrungs-
                                                                                                                            aufnahme auf eine lückige, eher
                                                                                                                            niedrige Vegetation angewiesen.
                                                                                                                               Auf Landschaftsebene macht
                                                                                                                            die Überdüngung die Flora eintöni-
                                                                                                                            ger. Analysen der Brutvogelatlas-
                                                                                                                            daten deuten darauf hin, dass dies
                                                                                                                            auch für die Avifauna gilt. Wir ha-
                                                                                                                            ben dazu für alle unter 600 m gele-
                                                                                                                            genen Atlasquadrate (10 × 10 km)
                                                                                                                            im Mittelland und im Jura den
                                                                                                                            mittleren Stickstoffeintrag/ha aus
                                                                                                                            der Luft mit der festgestellten Ar-
Verbreitungsänderung seit 1993–1996 für jene fünf Arten, die zur Nahrungssuche offene Bodenstellen benötigen
                                                                                                                            tenzahl verglichen. Überdüngte At-
(Wendehals, Feldlerche, Heidelerche, Neuntöter und Gartenrotschwanz). Die Karte entstand durch die Kombination der
Veränderungskarten dieser fünf Arten.                                                                                       lasquadrate weisen weniger Brut-
                                                                                                                            vogelarten auf als Quadrate mit

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Frühlingserwachen im Umweltschutz - APRIL 2019 - Schweizerische Vogelwarte ...
AVINEWS APRIL 2019: VOGELSCHUTZTHEMA ERKLÄRT

geringerem Stickstoffeintrag: Je
10 kg/ha zusätzlich deponiertem
Stickstoff sinkt die Artenzahl um
rund 11 Arten.

Positive Auswirkungen der
Düngerreduktion in Seen
In den Gewässern verlief die Ent-
wicklung anders als im Grünland
und im Wald, denn dort ist nicht
Stickstoff, sondern Phosphor der
limitierende Nährstoff. Viele
Schweizer Seen waren vor einigen
Jahrzehnten noch mit so viel Phos-
phor aus Siedlungsabwässern und
der Landwirtschaft belastet, dass
ihre Ökosysteme beinahe kolla-
bierten. Seither hat sich die Situa-
tion durch den Ausbau des Kläran-
lagensystems, das Phosphatverbot
in Waschmitteln und die Einrich-
tung von Pufferzonen stark ver-
bessert. Dadurch konnten sich
viele Schilfbestände und vor allem
die unter Wasser wachsenden Ra-
sen von Laichkräutern und Arm-              Der Waldlaubsänger bevorzugt Wälder mit mässiger bis mittelstarker, grasartiger Bodenvegetation. Bestände mit einer
leuchteralgen wieder erholen. Da-           von stickstoffliebenden Pflanzen wie z.B. Brombeeren dominierten Krautschicht meidet er dagegen.
von profitierten Schilfbrüter und
die sich vorwiegend von Arm-
leuchteralgen ernährende Kolben-           Während es also gelungen ist,          unser Ziel bleibt, auch Arten zu er-      Leicht gekürzter Auszug aus dem
ente. Deren Winterbestände sind         die Nährstoffsituation in unseren         halten, die eine weniger über-            identisch betitelten Fokustext im
bei uns in den letzten Jahren stark     Gewässern deutlich zu verbessern,         düngte Landschaft mit lückiger,           Schweizer Brutvogelatlas 2013-
gewachsen, und die Zahl der Brut-       sind wir von einer nachhaltigen           niedriger Vegetation benötigen,           2016.
paare hat sich von 1993–1996 bis        Lösung im terrestrischen Bereich          muss in diesem Bereich rasch und                                Roman Graf
2013–2016 etwa verfünffacht.            noch sehr weit entfernt. Wenn es          entschlossen gehandelt werden.

Fettwiesen sind relativ arm an Insekten. Dazu erschwert der üppige Pflanzenwuchs jenen Vogelarten, die wie der Gartenrotschwanz am Boden nach Nahrung suchen,
auch noch den Zugang zur spärlichen Beute (Foto: Markus Varesvuo).

                                                                                                                                                                  9
Frühlingserwachen im Umweltschutz - APRIL 2019 - Schweizerische Vogelwarte ...
AVINEWS APRIL 2019:                NEUES AUS DER FORSCHUNG

Zugkalender bei Männchen und Weibchen
Bei vielen Zugvögeln erscheinen         von mit Hilfe von Geolokatoren ge-     Briedis M et al. 2019 A full annual     Bei den untersuchten Kleinvogelarten
die Männchen einige Tage vor            wonnenen Zugdaten europäischer         perspective on sex-biased migra-        (alles europäische Langstreckenzieher)
den Weibchen an den Brutplät-           Singvögel ausgewertet.                 tion timing in long-distance migra-     unterscheiden sich die Zugperioden
                                                                                                                       von Männchen (blau) und Weibchen
zen, denn je früher sie dorthin zu-         Dabei hat sich gezeigt, dass       tory birds. Proc. R. Soc. B 20182821.
                                                                                                                       (orange). Die Zeitskala zeigt Abwei-
rückkehren, umso grösser ist die        Männchen in den verschiedenen          http://dx.doi.org/10.1098/              chungen (in Tagen) vom Mittelwert.
Aussicht, sich das beste Revier zu      Zugzeiten generell ein paar Tage       rspb.2018.2821                          A: Abflug aus dem Brutgebiet.
sichern. Wenn die Weibchen ein-         früher aufbrechen als Weibchen.                                                    B: Ankunft im Winterquartier.
getroffen sind, wählen sie ihren        Die einzige Ausnahme betrifft die                                                         C: Abflug aus dem Winter-
Brutpartner aufgrund seiner indi-       Ankunft in den afrikanischen Win-                                                                quartier. D: Ankunft
viduellen Vorzüge und der Quali-        terquartieren; dort treffen Männ-                                                                       im Brutgebiet.
tät seines Brutreviers.                 chen und Weibchen gleichzeitig
                                        ein. Die Zugkalender der Ge-
Bis jetzt war nicht bekannt, wie die-   schlechter scheinen sich also fast
ser Vorsprung der Männchen zu-          im ganzen Jahresverlauf etwas zu
stande kommt. Überwintern sie nä-       unterscheiden. Demzufolge be-
her an den Brutgebieten? Ziehen         ruht die frühere Rückkehr der
sie insgesamt schneller oder begin-     Männchen in die europäischen
nen sie ihre Reise früher als die       Brutgebiete weitgehend auf dem
Weibchen? Es herrschte auch keine       zeitigeren Aufbruch im afrikani-
Klarheit darüber, ob solche zeitli-     schen Winterquartier.
chen Unterschiede zwischen den             Abreise- und Ankunfttermine
Geschlechtern auch in anderen Ab-       von Zugvögeln sind generell stark
schnitten des Jahreszyklus auftre-      korreliert. Wer früh aufbricht, hat
ten. Deshalb haben Wissenschaft-        auch sehr gute Chancen, früh am
ler der Vogelwarte zusammen mit         Ziel anzukommen. Das gilt sowohl
Kollegen verschiedener europäi-         für den Wegzug im Herbst als
scher Universitäten grosse Mengen       auch für den Heimzug im Frühling.

Der Wanderfalke in der Schweiz: Bestandstrends
der Jahre 2005–2016
Der schweizerische Brutbestand          gangen sind. In der Südwest-           rungen, z.B. durch Kletterer, Foto-     Kéry, M., Banderet, G., Neuhaus,
des Wanderfalken hat sich nach          schweiz ist die Zahl der Brutpaare     grafen, Gleitschirmflieger, Wande-      M., Weggler, M., Schmid, H., Satt-
dem pestizidbedingten Einbruch          zwischen 2008 und 2015 von 51          rer oder Geocacher sowie Todes-         ler, T. & Parish, D. 2019. Popula-
zwischen den Fünfziger- und             auf 33 (–35 %) gesunken, im            fälle an Infrastrukturanlagen wie       tion trends of the Peregrine Falcon
Siebzigerjahren bis zur Jahr-           Nordjura zwischen 2009 und             Stromleitungen, Fensterscheiben         in Switzerland with special refe-
tausendwende wieder weitge-             2015 von 70 auf 40 (–43 %) und         oder Windkraftturbinen zum              rence to the period 2005-2016. –
hend erholt. Ähnliche Tendenzen         im Kanton Zürich zwischen 2010         Rückgang der schweizerischen            Ornis Hungarica 26(2): 91-103.
hat man auch in anderen Län-            und 2015 von 6–7 auf nur noch          Wanderfalkenbestände beitragen.         DOI: 10.1515/orhu-2018-0017.
dern Europas und in Nordame-            2–4 (–50 %)!                              .
rika beobachtet.                            In derselben Periode kam es in
                                        allen drei Untersuchungsgebieten
Mit Hilfe dynamischer Modelle zur       mindestens zu einer Verdoppe-
Besetzung der bekannten Horst-          lung der örtlichen Aussterberate,
standorte hat ein Team mit Beteili-     denn diese stieg von 0,05–0,1 auf
gung der Vogelwarte die Trends          0,2. Im Nordjura sank gleichzeitig
der Wanderfalkenbestände ge-            auch die lokale Besiedlungsrate
nauer untersucht, speziell seit         von 0,3 auf 0,1, während in den
dem Jahr 2005. Die Daten stam-          beiden anderen Gebieten keine
men aus drei Regionen, in denen         Änderung dieses Werts feststellbar
die Art von Spezialisten intensiv       war.
beobachtet wird: aus der Süd-               Als möglicherweise verantwort-
westschweiz (1960–2015), dem            liche Auslöser für diese neuesten,
Nordjura (2005–2015) und dem            starken Einbussen diskutieren die
Kanton Zürich (2002–2015).              Autoren die Prädation durch den
   Leider hat die Studie ergeben,       Uhu und die illegale direkte Verfol-
dass die Bestände in den letzten        gung durch den Menschen. Weiter
Jahren wieder deutlich zurückge-        könnten auch zunehmende Stö-              Wanderfalke (Foto: Ralph Martin)

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AVINEWS APRIL 2019: UNTERWEGS MIT ...

… Stefanie Pfefferli
Die erfahrene Ornithologin,               später weitere Botanik- und Exkur-
ID-Melderin und Breitband-Na-             sionsleiter-Kurse.
turkundlerin Stefanie Pfefferli               In ihrer Ausbildungszeit als Flo-
leitet heute das Naturlehrgebiet          ristin verdiente sich Stefanie mit
Buchwald in Ettiswil.                     der Leitung von Vogelexkursionen
                                          am Wochenende etwas dazu. Da-
Auf die Frage, was ihr Interesse an       nach zog es sie ins deutsche Wat-
der Natur und an der Vogelwelt            tenmeer, wo sie je ein halbes Jahr
geweckt habe, muss die erfahrene          als Vogelwartin auf den winzigen
Feldornithologin aus Wangen bei           Inseln Scharhörn und Neuwerk
Olten in frühen Kindheitserinne-          verbrachte. Auf der Düneninsel
rungen kramen. Von der Wald-              Scharhörn führte sie Brutvogelkar-
schnepfe aus einem Kinderbuch             tierungen, Wasservogel- und
über den Wald war sie fasziniert          Müll(!)-Zählungen durch – als ein-
gewesen, und schon als Erstkläss-         zige Person auf der Insel, und ohne
lerin hatte sie ihrer erstaunten          fliessendes Wasser in der Unter-               Stefanie Pfefferli (Foto: Dennis Röseler)
Mutter erklärt, dass der Käfer in         kunft! In dieser Zeit wurde Stefanie
ihren Händen ein Hirschkäfer und          klar, dass sie im Umweltbereich
damit etwas ganz Besonderes sei.          und Naturschutz arbeitet möchte.           Jahre lang an der Inselstation der                  Heute leitet Stefanie das Natur-
Stefanie trat sehr früh dem Natur-        Die Sumpfohreule, die sie damals           Vogelwarte und beim dortigen                    lehrgebiet Buchwald in Ettiswil,
schutzverein in ihrem Dorf bei und        regelmässig am Morgen auf dem              Ableger des Vereins Jordsand. An                wo sie mit ihren profunden orni-
machte schon mit 12 Jahren bei            Geländer ihrer Hütte besuchte, ist         der Inselstation bekam sie die Ge-              thologischen Kenntnissen, ihrem
Lagern und anderen Anlässen der           noch heute ihr Lieblingsvogel!             legenheit, eine grosse Anzahl Zug-              breiten Wissen in anderen Natur-
Jugendgruppe Egerkingen mit.                  Nach einem Praktikum im Bird-          vögel zu beringen. Auch in der                  kunde-Bereichen und ihrem päda-
Dann fing sie an, sich intensiver         Life-Zentrum Neeracherried und             Schweiz hat Stefanie auf Berin-                 gogischen Geschick genau am
mit der Vogelbeobachtung zu be-           der Ausbildung als Natur- und              gungstationen mitgeholfen, z.B.                 richtigen Platz ist.
schäftigen. Mit 15 Jahren be-             Umweltfachfrau lockte eine wei-            auf dem Col de Bretolet und an
suchte sie den Feldornitholo-             tere Nordseeinsel: Auf Helgoland           der MoDem-Station Wauwiler-
gie-Kurs von BirdLife Solothurn,          arbeitete Stefanie insgesamt zwei          moos.

                                                                                                               AVINEWS APRIL 2019: PERSONELLES

Personelle Änderungen
In der Abteilung Ökologische For-          piner Steinadler» startet Julia Hatzl      Auswertungen sind grosse Daten-                in einer Festanstellung an der Vo-
schung starten gleich zwei neue            ihre Doktorarbeit. Sie ist dank            mengen, die an über 100 Wetter-                gelwarte. Beide werden Verant-
Dissertationen: Benedetta Catitti          ihrem bisherigen Einsatz im Projekt        radar-Stationen in ganz Europa er-             wortungsbereiche in der neu ge-
absolvierte ihre Masterarbeit im           bereits mit dem Thema und dem              hoben wurden.                                  gründeten Waldgruppe überneh-
Rotmilanprojekt, unterstützte uns          Untersuchungsgebiet vertraut.                 Mit Virginie Utzinger haben wir             men.
danach als Feldassistentin und be-            In der Vogelzugforschung hat            eine motivierte Mitarbeiterin ge-                 Ein herzliches Willkommen den
ginnt nun im gleichen Projekt ihre         Raphaël Nussbaumer seine einjäh-           winnen können, die in einem 20 %               neuen Mitarbeitenden und viel
Dissertation zum Thema «Auswir-            rige Post-Doc Stelle angetreten. Er        Arbeitspensum das Team der Pfle-               Freude bei ihrem Wirken.
kungen der Nestlingsperiode auf            befasst sich mit der Analyse und           gestation unterstützen wird.
spätere Lebensabschnitte». Im              der Visualisierung des Nachtzuges             Karin Feller und Alexander
Projekt «Ausbreitungsökologie al-          über Europa. Die Basis für diese           Grendelmeier engagieren sich neu

Von links nach rechts: Benedetta Catitti, Julia Hatzl, Raphaël Nussbaumer, Karin Feller und Alexander Grendelmeier.

                                                                                                                                                                    11
AVINEWS APRIL 2019: HERAUSGEPICKT

Buchtipp: Le comportement                                                    Veränderungen in der WIKO
des oiseaux d’Europe
Dieses kürzlich erschienene Buch        in den Kapiteln zu den einzelnen
verdient auch in den Bibliotheken       Arten oder nah verwandten Arten-
deutschsprachiger Ornithologen          gruppen noch genauer erklärt wer-
einen Platz! Das ursprünglich italie-   den.
nische Werk «Il Comportamento              Jedes Kapitel der 427 behan-
degli uccelli d’Europa» der Auto-       delten europäischen Vogelarten
ren Armando Gariboldi (Ornitho-         beginnt mit einem Einführungstext
loge) und Andrea Ambrogio (Tier-        zur Biologie und zum Verhalten.
zeichner) ist von der Zeitschrift La    Dann folgen die präzisen und pä-
Salamandre in Zusammenarbeit            dagogisch geschickt gestalteten
mit der Vogelwarte auf Französisch      Bilder zu Jagdtechnik, Nahrungs-
übersetzt und herausgegeben             suche, Balz, Flug- und allenfalls
worden. Das einzigartige und um-        Schwimmstil, Jungenaufzucht, Re-        Franziska von Lerber und Dominik Thiel (Foto links: Tobias Dussex)
fassende, 576 Seiten starke Buch        vierverteidigung und vielen ande-
begeistert.                             ren Verhaltensweisen.
   Das Werk ist eine tolle Ergän-           Weitere Informationen sind auf   Die Wissenschaftliche Kommis-             turförderung des Amts für Land-
zung zu den Bestimmungsführern,         der Internetseite unserer Partner-   sion der Schweizerischen Vogel-           wirtschaft und Natur des Kantons
denn die über 1800 hervorragen-         organisation La Salamandre           warte WIKO befasst sich mit der           Bern zuständig für die Betreuung
den Bleistiftzeichnungen und            www.boutique.salamandre.net zu       Schwerpunktsetzung der wissen-            der kantonalen Naturschutzge-
Aquarelle zeigen eindrücklich ver-      finden. Dort kann man das Buch       schaftlichen Tätigkeit sowie der          biete und von Projekten zur
schiedenste Verhaltensweisen, die       zum Preis von CHF 65.– bestellen.    Qualität der wissenschaftlichen           Arten- und Lebensraumförderung.
                                                                             Projekte der Vogelwarte. Sie be-          Dr. Dominik Thiel ist Leiter des Am-
                                                                             steht aus Mitgliedern des Stif-           tes für Natur, Jagd und Fischerei
                                                                             tungsrates (mit * markiert) und           des Kantons St. Gallen.
                                                                             weiteren Fachpersonen mit pro-                Weitere Mitglieder sind Prof. Dr.
                                                                             fundem Verständnis für wissen-            Lukas F. Keller* (Präsident), Prof.
                                                                             schaftliche Arbeit im Bereich             Dr. Bruno Baur, Dr. Kurt Bollmann*,
                                                                             Grundlagenforschung und/oder              Dr. Urs Leugger*, Prof. Dr. Alexan-
                                                                             grossem praxisbezogenen Fach-             dre Roulin* und Corina Schiess.
                                                                             wissen. Mit Sarah Pearson verliess            Wir danken Sarah Pearson für
                                                                             letztes Jahr ein langjähriges Mit-        ihr Engagement und freuen uns
                                                                             glied die WIKO.                           über die künftige fachliche Beglei-
                                                                                 An ihre Stelle treten zwei neue       tung durch Franziska von Lerber
                                                                             Mitglieder aus der Praxis: Franziska      und Dominik Thiel.
                                                                             von Lerber ist in der Abteilung Na-

                                                                                IMPRESSUM

                                                                                 Redaktion: Sophie Jaquier
                                                                                 Übersetzung: Hannes von Hirschheydt
AGENDA                                                                           Mitarbeit: Simon Birrer, Marcel Burkhardt, Roman Graf, Isabelle Kaiser,
                                                                                 Matthias Kestenholz, Livio Rey, Michael Schaad, Arno Schneider, Reto Spaar,
                                                                                 Irene Schumacher, Judith Zellweger-Fischer.
                                                                                 Auflage: 4000 Ex.
 1.5.–31.5.19  Vogelwarte-Fotowettbewerb                                         Ausgaben: April, August und Dezember
               https://photo.vogelwarte.ch/de                                    ISSN: 1664-9451 (elektronische Ausgabe: 1664-946X)
 23.5.–26.5.19 Festival der Natur                                                Papier: Gedruckt auf 100 % Recyclingpapier
 26.5.19       Moostag, Wauwiler Ebene
 7.6.19        Weltseglertag
 22.6.19       Treffen der Arbeitsgruppe Segler, Langenthal BE

                Schweizerische Vogelwarte                             Tel. 041 462 97 00
                Station ornithologique suisse                         Fax 041 462 97 10
                Stazione ornitologica svizzera                        info@vogelwarte.ch        Postkonto 60-2316-1
                Staziun ornitologica svizra       CH-6204 Sempach     www.vogelwarte.ch         IBAN CH47 0900 0000 6000 2316 1
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