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Kosteneffektiver Dosisreduktions-Algorithmus bei Patienten mit rheumatoider Arthritis: Kombination von Multibiomarker Disease Activity Score und Autoantikörper-Status Medizinische Klinik 3, Klinik für Immunologie und Rheumatologie Der Medizinischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg zur Erlangung des Doktorgrades Dr. med. vorgelegt von Melanie Hagen
Als Dissertation genehmigt von der Medizinischen Fakultät der Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg Vorsitzender des Promotionsorgans: Prof. Dr. med. Markus F. Neurath Gutachter: Prof. Dr. Georg Schett Gutachter: Prof. Dr. Bernhard Manger Tag der mündlichen Prüfung: 28. Juli 2020
Inhaltsverzeichnis 1. Deutsche Zusammenfassung der Publikationsdissertation 1 2. Einordnung der Publikationsdissertation in den fachwissenschaftlichen Kontext 3 2.1. Rheumatologie – von Hippokrates bis heute 3 2.2. Pathogenese der rheumatoiden Arthritis und die Bedeutung von Biomarkern 5 2.3. Therapieoptionen der rheumatoiden Arthritis – von Gold zu „treat to target“ 9 2.4. Leitlinien und Entstehung der RETRO-Studie 11 2.5. Ökonomische Aspekte in der Rheumatologie 14 3. Literaturnachweis 16 4. Originalpublikation 5. Abkürzungsverzeichnis 20 6. Bildernachweis 22 7. Publikationsliste 23
1. Deutsche Zusammenfassung der Publikationsdissertation Kosteneffektiver Dosisreduktions-Algorithmus bei Patienten mit rheumatoider Arthritis: Kombination von Multibiomarker Disease Activity Score und Autoantikörper-Status Einführung: Die rheumatoide Arthritis (RA) ist die häufigste rheumatologische Erkrankung, mit einer Prävalenz von etwa 1% weltweit. Die rheumatoide Arthritis ist eine chronisch, entzündliche Autoimmunerkrankung mit progressivem Charakter, welche zu fortschreitender Funktionseinschränkung, systemischen Komplikationen, verkürzter Lebensdauer und erhöhten Sozioökonomischen Kosten führen kann. Klinische Remission stellt das wichtigste Therapieziel bei Patienten mit rheumatoider Arthritis dar. Durch die Entwicklung und den ubiquitären Einsatz hochpotenter disease modifying anti-rheumatic drugs (DMARD), erreicht inzwischen etwa die Hälfte aller behandelten Patienten den Remissions-Status, was die Frage nach Reduktion oder gar Absetzen der RA-Medikation, sowie geeigneten Prädiktoren aufwirft. Studienziel: Analyse des Effektes eines Risikostratifizierten DMARD-Dosisreduktions-Algorithmus basierend auf Multibiomarker Disease Activity-Score (MBDA) und Anti-citrullinierten Protein-Antikörpern (ACPA) auf die direkten Behandlungskosten in Patienten mit einer rheumatoiden Arthritis in anhaltender klinischer Remission. Methoden: Diese Studie war eine post-hoc retrospektive Analyse der direkten Behandlungskosten bei Patienten mit RA in anhaltender klinischer Remission, die gemäß dem Studienprotokoll der prospektiven randomisiert kontrollierten RETRO-Studie ihre DMARD-Medikation reduziert oder abgesetzt haben. MBDA Scores und ACPA-Status wurden in den Baseline-Proben bei Patienten bestimmt, die entweder die Dosis unverändert eingenommen haben (Arm1), die Dosis um 50% reduziert haben (Arm 2), oder nach einer 6-Monatigen Dosisreduktion die Medikation abgesetzt haben (Arm 3). Die Studienteilnehmer wurden über ein Jahr in 12- Wöchigen Abständen beobachtet, wobei die Erhalt der klinischen Remission Primärziel war. Die Krankheitsaktivität wurde mittels dem Disease Activity Score (DAS) evaluiert, wobei Remission mit einem Wert
definiert. Die direkten Behandlungskosten wurden zu jeder Visite erhoben. MBDA und ACPA wurden dann als Prädiktoren für einen Risikostratifizierten DMARD-Dosisreduktions- Algorithmus genutzt. Ergebnisse: Die Daten von 146 RA-Patienten wurden ausgewertet. Patienten mit einem niedrigen (negativen) MBDA-Score (
2. Einordnung der Publikationsdissertation in den fachwissenschaftlichen Kontext 2.1. Rheumatologie – von Hippokrates bis heute Reo, griechisch für „Ich laufe, fließe“. Erkrankungen mit einem fließenden Charakter – das war die historische Grundlage für den Terminus „Rheumatismus“ (1). Beschreibungen von rheumatologischen Erkrankungen erscheinen durch die ganze Menschheitsgeschichte. Hippokrates (460-377 v. Chr.) berichtete von einer Entzündung seines Zehengelenkes und unterschied sogar zwischen „eitrig entstehender“ und „einfacher“ Arthritis und war Mitbegründer der Humoralpathologie (2). Der Terminus „Rheumatismus“ wurde weiter in der Schrift „Die große Wunderarzney“ von Paracelcus (1494-1541) geprägt, die er 1536 in Ulm schrieb. Zu dieser Zeit war die Humoralpathologie nach wie vor ein Dogma der Medizin. Auch Guillane de Baillous (1538-1616) schreibt in seinem Werk „Liber de Rheumatismo et Pleuritide dorsali“ von der Idee, dass kalter Schleim vom Gehirn in die Extremitäten fließt und dort Schmerzen verursacht (3). Christopher Columbus (1451-1506) soll an einem Reiter-Syndrom gelitten haben. Ein Schiffsarzt, der Columbus auf seiner Expedition in die Karibik (1492-1496) begleitete, berichtete von einer Arthritis und eine begleitende opthalmologische Erkrankung (4). 1683 beschrieb Thomas Sydenham (1624-1689) in seinen „Observationes medicae“ Rheumatismus als „eine Entzündung des Blutes“ (5). 1859 definierte der Londoner Arzt Sir Alfred Baring Garrod erstmals den Begriff rheumatoide Arthritis. Weiterhin erkannte er, dass Patienten, die an einer Gicht litten, einen erhöhten Harnsäurespiegel im Blut aufwiesen. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelte sich das anatomische, klinische, pathologische und therapeutische Wissen über rheumatologische Erkrankungen enorm. 1948 entdeckte Erik Waaler den Rheumafaktor, als er das Serum eines Syphilispatienten untersuchte, der auch an einer chronischen Polyarthritis litt (6). Die diagnostische Bedeutung des Rheumafaktors wurde 1948 von Harry M. Rose und Charles Ragan in New York bestätigt (7). 3
Abbildung 1: Rheumatologie in der Kunst. Links: „Madonna mit dem Kanoniker Georg van der Paele“ von Jan van Eyck (1436). Es wird vermutet, dass Georg (Joris) van der Paele an einer Arteriitis temporalis litt. Mitte: Portrait von Raoul Dufy (1877-1953), der an einer rheumatoiden Arthritis erkrankt war. Rechts: Fotografie von Pierre-Auguste Renoir (1841- 1919), der ebenfalls an einer rheumatoiden Arthritis erkrankt war und seine Maltechnik im Verlauf daran anpasste. Heutzutage umfasst die Rheumatologie etwa 100 verschiedene Erkrankungen. Die rheumatoide Arthritis ist dabei die häufigste rheumatologische Erkrankung, mit einer Prävalenz von etwa 1% weltweit. Die rheumatoide Arthritis ist eine chronisch, entzündliche Autoimmunerkrankung mit progressivem Charakter, welche zu fortschreitender Funktionseinschränkung, systemischen Komplikationen, verkürzter Lebensdauer und erhöhten Sozioökonomischen Kosten führen kann (8). 4
2.2. Pathogenese der rheumatoiden Arthritis und die Bedeutung von Biomarkern Das Verständnis der Pathogenese der rheumatoiden Arthritis hat sich in den letzten Jahrzehnten enorm entwickelt. War der Pathomechanismus zu Zeiten der Humoralpathologie noch ein eitriger Saft, der durch den Körper fließt, wissen wir heute, dass die RA durch eine Synovialentzündung und synoviale Hyperplasie, Autoantikörperentwicklung, Knorpel- und Knochenschäden und letztendlich auch durch systemische Manifestationen wie kardiovaskuläre, pulmonale und psychische Begleiterkrankungen charakterisiert ist. Es ist gelungen ein komplexes Zusammenspiel mehrerer Faktoren zu identifizieren, welche für die RA-Manifestationen verantwortlich sind. So wird die Entstehung der RA als multifaktorieller Prozess verstanden, an dem genetische, immunpathologische und Umweltfaktoren beteiligt sind. Die genetische Ausstattung hat beispielsweise Einfluss auf die T-Zell-Aktivierung und Aktivierung des NF-κB-Signalweges (9). Als bekanntester Vertreter möglich involvierter Gene sei hier das Humane Leukozyten-Antigen-DRB1 (shared epitope) genannt, welches in der MHC-Molekül basierten Antigen-Präsentation und somit der Peptid- Aktivierung und T-Zell-Entwicklung und schließlich Autoimmunprozessen beteiligt ist (10). Neben T-Zellen sind auch B-Zellen, Neutrophile und Mastzellen für die Entzündungsgenese verantwortlich. Die inter- und intrazelluläre Kommunikation wird durch diverse Zytokine, Wachstums- und Differenzierungsfaktoren und intrazelluläre Moleküle und Transkriptionsfaktoren bestimmt (11). Neueste Publikationen konnten zeigen, dass auch Makrophagen eine bedeutende Rolle in der Pathogenese der RA haben. So genannte CX3CR1+ Makrophagen sind Gewebsmakrophagen, die in der Synovia ansässig sind und so eine immunologische Barriere bilden und das Gelenk schützen. Anders als Makrophagen, die von Monozyten abstammen und entzündliche Reaktionen pro-aktiv mitsteuern, scheinen diese Gewebsmakrophagen das Gelenk bei Entzündungsreaktionen durch die Bildung von Epithelähnlichen tight junctions zu schützen (12). Tabelle 1 zeigt eine Übersicht über die bisher bekannten Schlüsselmoleküle. 5
Tabelle 1. Schlüsselmoleküle in der Pathogenese der Rheumatoiden Arthritis Molekül Funktion in der RA-Pathogenese Zytokine TNF-! Aktiviert Leukozyten, Endothelzellen, Synovialfibroblasten; induziert Zytokine, Chemokine, Adhäsionsmoleküle und Matrixenzyme; supprimiert T-Zell-Funktionen; Aktivierung von Osteoklasten und Resorption von Knorpel und Knochen; reguliert metabolische und kognitive Dysfunktion Interleukin- 1 α und 1β Aktiviert Leukozyten, Endothelzellen, Synvialfibroblasten; induziert Produktion von Matrixenzymen durch Chondrozyten; Osteoklastenaktivierung; induziert Fieber; steigert den Glucosemetabolismus; reduziert kognitive Funktionen Interleukin-6 Aktiviert Leukozyten und Osteoklasten; Beteiligung an der B- Zell-Differenzierung; reguliert den Lipidstoffwechsel, Akute- Phase-Antwort und chronische Anämie; Anteil an der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse Dysfunktion und Fatigue Interleukin-7 und 15 Induziert T-Zell und Natural-Killer-Zell-Aktivierung; blockiert Apoptosis und unterstützt T-Zell-Makrophagen-Interaktionen Interleukin-17A und 17F Synergistischer Effekt bei der Aktivierung von Synovialfibroblsten, Chondrozyten und Osteoklasten Interleukin-18 Aktivierung von Th1-Zellen, Neutrophilen und Natural-Killer- Zellen Interleukin-21 Aktivierung von Th17-Zellen und B-Zell-Subtypen Interleukin-23 Vermehrt Th17-Zellen Interleukin-32 Aktiviert Zytokinproduktion und Osteoklastendifferenzierung Interleukin-33 Aktiviert Mastzellen und Neutrophile Wachstums und Differenzierungsfaktoren BLyS und APRIL Aktiviert B-Zellen und Antikörperproduktion GM-CSF und M-CSF Differenzierung von Granulozyten und Myeloid-stammenden Zellen im Knochenmark und der Synovia RANKL Beeinflusst ausreifen und Aktivierung von Osteoklasten Intrazelluläre Signalmoleküle und Transkriptionsfaktoren JAK Tyrosinkinase; Beeinflusst Zytokin-vermitteltes ausreifen von Leukozyten und Aktivierung, Zytokinproduktion und Immunglobulinproduktion Syk Tyrosinkinase; reguliert Immunkomplex-vermittelte und Antigen-vermittelte B-und T-Zell-Aktivierung P13K Induziert Zellproliferation und Zellüberleben BTK Aktivierung von B-Zellen, Makrophagen, Mastzellen und Neutrophilen NF-κB Einfluss auf Entzündungssignale und Zellüberleben Die genetische Ausstattung bestimmt weiterhin die Entstehung von Autoantikörpern. Neben dem bereits 1948 von Waaler entdeckten Rheumafaktor ist die Entstehung von Anti- citrullinierten Protein-Antikörpern (ACPA) ein diagnostischer und prognostischer Marker der RA. Die Citrullinierung von Proteinen ist normalerweise ein physiologischer enzymatisch geregelter Prozess, bei dem durch Desaminierung die Aminosäure Arginin durch Citrullin ersetzt wird. Dieser Prozess hat eine veränderte Proteinstruktur zur Folge. Diese veränderten eigentlich körpereigenen Proteine werden dann durch das Immunsystem als körperfremdes 6
Protein erkannt und es beginnt die Bildung von Autoantikörpern. Patienten mit dem Nachweis von ACPA-Antikörpern haben eine schlechtere Prognose des Krankheitsprogresses als Patienten ohne ACPA-Antikörper (13). Weitere potentielle Biomarker denen inzwischen eine diagnostische und prognostische Rolle zugeschrieben werden sind Antikörper gegen Mutiertes Citrulliniertes Vimentin (Anti-MCV), 14-3-3 Protein-eta, Knorpel-Matrix Protein (COMP) und Calprotectin (14). Allerdings bedarf es hier noch weiterer Forschung um den Nutzen im klinischen Alltag zu validieren. Eine weitere Säule der RA-Pathogenese stellen Umweltfaktoren dar. Gen-Umweltfaktoren-Studien zeigten, dass Nikotinkonsum und anderer pulmonaler Stress bei Patienten mit HLA-DR4-Positivität das Risiko der Entstehung von ACPA-Antikörpern und der Entstehung einer RA erhöhten (15). Auch Infektionen stellen mögliche Trigger der RA-Manifestation dar. Die Formation von Immunkomplexen während einer Infektion (z.B. Epstein-Barr Virus, Cytomegalie Virus, Escherichia coli) könnte die Entstehung des Rheumafaktors begünstigen (16). Neben pathogenen Keimen wird heute dem gastrointestinalen Mikrobiom eine Rolle bei der Entwicklung von Autoimmunität zugeschrieben (17). Die Entstehung der RA scheint außerdem von Lebensumständen und psychologischem Stress beeinflusst zu sein. Tiermodelle konnten eine Assoziation zwischen der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse und der Entstehung von Zytokinen zeigen (18). Ein weiterer Risikofaktor stellt das weibliche Geschlecht dar. Das Geschlechterverhältnis Frauen zu Männern beträgt bei der RA etwa 3:1 (19). Neben der Rolle von Biomarkern bei der Pathogenese der RA, wächst ihre Bedeutung bei der Evaluation der Krankheitsaktivität und dem Therapieansprechen. Goldstandard sind bisher vor allem klinische Werkzeuge wie der Disease Activity Score 28 (DAS28). Der DAS28 errechnet sich durch die Kombination aus der Evaluation 28 druckschmerzhafter und geschwollener Gelenke, Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG) oder C-reaktives-Protein-Wert (CRP), sowie globaler Einschätzung der Krankheitsaktivität durch den Patienten. Werte 3,2 eine moderate bis hohe Krankheitsaktivität (20). Der Multibiomarker Disease Activity Test (MBDA) stellt einen neuen objektiv messbaren Test dar, der mit der Krankheitsaktivität korreliert. Der MBDA umfasst 12 Serum Biomarker, die am Pathomechanismus der RA beteiligt sind: Interleukin-6, Tumornekrose Faktor- α, Vaskuläres Adhesionsmelokül 1, Epidermaler Wachstumsfaktor, vaskulärer endothelialer Wachstumsfaktor A, YKL-40, Matrix Metalloproteinase 1 und 3, CRP, Serum Amyloid A, Leptin und Resistin (21). Die Konzentrationen dieser Entzündungsmarker werden mittels Immunoassays im Serum der Patienten bestimmt. Mithilfe der Messergebnisse wurde ein Krankheitsaktivitäts-Score zwischen 1 und 100 7
entwickelt, wobei 44 Einheiten als hohe Krankheitsaktivität. Rech et al konnten zeigen, dass mit steigendem MBDA-Score und ACPA-Positivität das Risiko eines Schubes der Grunderkrankung bei RA-Patienten in klinischer Remission erhöht ist (22). In den USA ist der MBDA-Test als Vectra DA ® für Rheumatologen kommerziell erhältlich (23). 8
2.3. Therapieoptionen der rheumatoiden Arthritis – von Gold zu „treat to target“ 1932 veröffentlichte Jaques Forestier seine Arbeit zur Behandlung der rheumatoiden Arthritis mit Goldsalzen im Lancet-Journal. Seine Arbeit beruhte auf seinen Beobachtungen, die er an 15 RA-Patienten gemacht hatte. Elf Frauen und vier Männer nahmen an seiner Therapiestudie teil, bei der die Patienten mehrfach 250mg Gold Thiopropanol Natriumsulfonat als intramuskuläre Injektion erhielten. Fünf seiner Probanden zeigten ein „exzellentes“ Ansprechen, fünf eine „große“ Verbesserung, zwei nur ein minimales Ansprechen. Laut Aufzeichnungen hatte sich kein Patient verschlechtert. Das Ansprechen definierte Forestier durch Rückgang der klinischen Synovialschwellung, des Schmerzes und der Steifigkeit. Außerdem hatte sich die Schlafqualität der Patienten verbessert und sie brauchten weniger Schmerzmittel wie Aspirin (24). Diese Ergebnisse waren ein Meilenstein in der Behandlung der RA und so stellte die Behandlung mit Gold Jahrzehnte eine wichtige Therapieoption dar. Neben seiner bedeutenden Forschung an rheumatologischen Erkrankungen war Forestier Mitglied des französischen Rugbykaders und gewann 1920 die Olympische Silbermedaille (25). Ein weiterer Meilenstein folgte 1949 als Glukokortikoide Einzug in die RA-Behandlung hielten und in den Folgejahren weitere Substanzen wie Sulfasalazin. Da man erstmals überzeugt war, dass man mit diesen Substanzen nicht nur Symptomlindernd behandelte sondern auch die Krankheitsaktivität beeinflussen konnte, nannte man diese Substanzgruppe „Disease Modifying Drugs“ (DMARD) (26). Doch das Ansprechen zeigte sich nur bei einem Teil der Patienten und mit der Entwicklung von objektiven Evaluationsmethoden, z.B. radiografische Untersuchungen, wurde deutlich, dass diese Substanzen den Krankheitsprogress nicht stoppen konnten. Nach Gold und Glukokortikoiden dauerte es fast 40 Jahre bis Methotrexat die Zulassung zur Behandlung der rheumatoiden Arthritis erhielt und zum Goldstandard der konventionellen DMARD-Therapie (cDMARD) wurde. Das bessere Verständnis des Pathomechanismus und die Entdeckung von Schlüsselmolekülen der RA haben zu einem Quantensprung der Therapieoptionen geführt, sodass die neue Maxime der RA-Therapie nicht nur „Disease modyfing“ hieß, sondern auch „treat to target“. Ende der 1990er Jahre erhielten die ersten zielgerichteten Wirkstoffe, die aus monoklonalen Antikörpern gegen TNF- α und deren Rezeptoren bestanden, ihre Zulassung. Erstmals konnte nicht nur die Verbesserung der klinischen Krankheitsaktivität beeinflusst werden, sondern auch eine Verbesserung der strukturellen Gelenkschäden (27). TNF- α -Inhibitoren werden als 9
Monotherapie oder Kombinationstherapie eingesetzt. In den folgenden Jahren erhielten auch andere zielgerichtete Wirkstoffe ihre Zulassung: Anakinra, ein löslicher Interleukin-1- Rezeptor Antagonist, Abatacept, ein Fusionsprotein, welches die T-Zell-Aktivierung hemmt, Rituximab, ein CD20-B-Zell Inhibitor und Tocilizumab, ein Interleukin-6-Rezeptor Inhibitor (28). Diese neue Wirkstoffgruppe wurde aufgrund ihrer biotechnologischen Herstellung und ihrer Ähnlichkeit zu körpereigenen Molekülen „Biologika“ (bDMARD) genannt. Das neueste Zielmolekül stellt die Januskinase dar, eine zytoplasmatische Tyrosinkinase, welche mit Zytokin-Rezeptoren und dem JAK/STAT-Entzündungsweg assoziiert ist. Tofacitinib und Baricitinib beeinflussen den Entzündungsprozess auf intrazellulärer Ebene und werden somit als „small molecules“ bezeichnet (29). JAK-Inhibitoren zählen aufgrund ihrer Struktur und Herstellung nicht zu den Biologika sondern zu den zielgerichteten synthetischen DMARD (tsDMARD). Tabelle 2 gibt einen Überblick über die bisher in Europa zugelassenen zielgerichteten Wirkstoffe. Tabelle 2. In Europa zugelassene zielgerichtete RA-Therapien (ohne Biosimilars) Wirkstoff Zielmolekül Abatacept CD80 und CD86-Rezeptor Antigen-präsentierender Zellen Adalimumab TNF-α Anakinra Interleukin-1-Rezeptor Baricitnib JAK 1 und 2 Certolizumab pegol TNF-α Etanercept TNF-α-Rezeptor Golimumab TNF-α Infliximab TNF-α Sarilumab Interleukin-6-Rezeptor Tocilizumab Interleukin-6-Rezeptor Tofacitinib JAK 1 und 3 Rituximab CD20-B-Zellen 10
2.4. Leitlinien und Entstehung der RETRO-Studie Weit vor Entdeckung der zielgerichteten Therapien formierten sich in Deutschland, Europa und Amerika Fachgesellschaften für Rheumatologie. 1927 wurde die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh) in Berlin gegründet, 1934 das American College of Rheumatology (ACR) in Atlanta, USA, und 1947 die European League against Rheumatism (EULAR) in Zürich, Schweiz, alle mit dem Ziel Forschung und klinisches Arbeiten in der Rheumatologie weiterzuentwickeln. Dazu gehört unter anderem die Entwicklung von Leitlinien. In den neuesten europäischen Leitlinien zur Behandlung der rheumatoiden Arthritis der EULAR von 2016 wurden neben vier generellen Behandlungszielen zwölf Empfehlungen zur Behandlung der RA formuliert. Oberstes Therapieziel bei der Behandlung der rheumatoiden Arthritis stellt die Remission der Erkrankung dar, wenn dies nicht gelingt zumindest eine niedrige Krankheitsaktivität (30). Unter Remission versteht man einen Stillstand der Erkrankung. Dieses Konzept der Krankheitskontrolle ist bereits im Behandlungsmanagement anderer Erkrankungen wie Diabetes mellitus, arterielle Hypertonie, HIV-Infektionen und bestimmten Krebserkrankungen bekannt. Bei der RA kann die Remission in drei verschiedene Qualitäten unterteilt werden: Immunologische Remission bedeutet dabei die Serokonversion von Autoantikörpern (I), Bildgebende/Serologische Remission beinhaltet die objektive Abwesenheit von Entzündung oder Biomarkern (II), Klinische Remission umfasst dabei das Fehlen klinischer Symptome wie Druckschmerzhaftigkeit oder Gelenkschwellung (s. Abbildung 2) (31). Die klinische Remission stellt die bisher am besten untersuchteste Remissionsform und im klinischen Alltag am meisten genutzte dar. Die klinische Remission zeichnet sich durch das Fehlen, oder wenigstens Vorliegen nur weniger Symptome aus. Evaluiert werden Gelenkstatus (druckschmerzhaft/geschwollen), Laborparameter wie Blutsenkungsgeschindigkeit (BSG) oder C-reaktives Protein (CRP) und die globale Krankheitsaktivität, beurteilt durch den Patienten und den behandelnden Arzt. Evaluationswerkzeuge sind dabei der bereits erwähnte Disease Activity Score (DAS), der Simplified Disease Activity Index (SDAI), Clinical Disease Activity Index (CDAI) oder die stringenteren ACR/EULAR-Remissionskriterien. In klinischen Studien ist der DAS28 der am häufigsten genutzte Score. In den EULAR-Leitlinien von 2016 wird allerdings die Nutzung von SDAI und CDAI empfohlen, da diese eine hohe Korrelation mit dem radiologischen Nachweis, beziehungsweise Fehlen von subklinischer Inflammation oder progressivem 11
Gelenkschaden aufweisen (30). Der DAS28 hingegen weise durch die Einbeziehung von CRP und BSG falsch hohe Werte der Krankheitsaktivität auf, wenn der Patient z.B. zusätzlich eine Infektion erleidet, und falsch niedrige Werte im Falle einer Therapie, die den Interleukin 6- Entzündungsweg beeinflussen (32). Hohe Krankheitsaktivität Moderate Krankheitsaktivität Niedrige Krankheitsaktivität Remission IR KR B/SR Immunologische Klinische Remission Remission Bildgebende/ Serologische Remission Abbildung 2: Die verschiedenen Qualitäten der Remission. Durch die heutigen Therapien ist die Remission ein realistisches Therapieziel geworden. (Modifiziert nach Schett et al.) Mit der Weiterentwicklung von zielgerichteten Therapien gelingt der Remissionsstatus bei etwa 40-50% der RA-Patienten (33). Doch nur zwei der zwölf EULAR-Empfehlungen beziehen sich auf die Therapiestrategien bei Patienten in Remission. So ist zwar eine Reduktion bei Patienten in „anhaltender Remission“ empfohlen, was dabei anhaltende Remission bedeutet oder wie die Dosis reduziert werden soll, ist bisher wage definiert und beruht auf wenigen Daten. Weiterhin stellen Dosisreduktion und Prädiktoren für das Ansprechen einer Therapie und einer erfolgreichen Dosisreduktion Forschungsziele der EULAR dar. 12
Um Antworten auf diese formulierten Forschungsziele zu erhalten, entwickelten diverse Arbeitsgruppen unkontrollierte und kontrollierte Reduktionsstudien mit Patienten in anhaltender Remission. 2010 wurde am Universitätsklinikum Erlangen, Medizinische Klinik 3, die multizentrische, randomisierte, prospektive, kontrollierte RETRO-Studie (Reduction of Therapy in patients with Rheumatoid Arthritis in Ongoing remission) initiiert (EudraCT 2009-015740-42). Das primäre Studienziel war die Möglichkeit einer Dosisreduktion und Absetzen der DMARD-Therapie bei RA-Patienten, die sich mindestens 6 Monate in DAS28- ESR-Remission befinden, zu analysieren. Patienten wurden in drei Studienarme randomisiert: in Arm 1 wurde keine Dosismodifikation der DMARD-Therapie vorgenommen (Kontrollgruppe), in Arm 2 wurde die Dosis um 50% reduziert, in Arm3 wurde die Dosis vorerst um 50% reduziert und nach Beibehalten des Remissionsstatus nach 6 Monaten abgesetzt (s. Abbildung 3). Der Beobachtungszeitraum betrug 1 Jahr. 2015 konnte Judith Haschka die Interimsanalyse der Jahresdaten von 101 Patienten publizieren. Dabei blieben 66,3% aller Patienten in Remission, in der Reduktionsgruppe 61,1%, und nach absetzen der Medikation 48,1%. Als Prädiktor für eine erhöhte Krankheitsaktivität nach Dosisreduktion wurde hierbei ein positiver ACPA-Status identifiziert (34). Arm 1 (Kontrollgruppe) Keine Dosismodifikation • Screening • DAS28
2.5 Ökonomische Aspekte in der Rheumatologie Das Erlangen des Remissionsstatus in etwa 40-50% der RA-Patienten durch die stetige Weiterentwicklung und den Einsatz zielgerichteter Therapien ist ein großer Erfolg. Doch diese Daten implizieren auch, dass weiterhin etwa 50% der RA-Patienten einen Progress der Erkrankung aufweisen, welcher zur einer deutlichen Einschränkung der Funktionalität der Patienten führt. Die erhöhte, chronische Symptomlast führt dabei nicht nur zur Reduktion der physischen und psychischen Verfassung der Patienten sondern auch zur Einschränkung der Teilhabe am Berufsleben. Außer der quantifizierbaren Symptome wie Gelenkschmerzen- und Schwellungen, die zur physischen Funktionseinschränkung führen, haben dabei schlecht quantifizierbare Begleitsymptome wie Fatigue einen Einfluss auf die Alltagsbewältigung (35, 36). Wichtig ist dabei zu erwähnen, dass die Einschränkung am Arbeitsleben keine Langzeitfolge der rheumatoiden Arthritis ist sondern etwa ein Drittel der Erkrankten bereits in den ersten drei Jahren nach Erkrankungsbeginn dauerhaft arbeitsunfähig werden (37). Bei einer Prävalenz von etwa 1% der Weltbevölkerung ist dies ein bedeutender Sozioökonomischer Faktor. Doch nicht nur indirekte Kosten wie Einbußen durch Erwerbsminderung auch direkte Kosten wie Medikamentöse Therapien, Hospitalisierung und Begleittherapien steigen mit erhöhter Krankheitsaktivität (38). Daten der ANOUVEAU Studie zeigten, dass die RA-bedingte Erwerbsminderung in der japanischen Bevölkerung zu Kosten von 9,8 Milliarden Dollar führt (39). Lundkvist et al berechneten für Europa indirekte Kosten von insgesamt 16,58 Milliarden Euro (40). Der Einsatz von zielgerichteten Therapien führt zu einer ambivalenten Situation. Einerseits kann durch die Therapie die Krankheitsaktivität und somit der funktionelle Status und letztendlich die indirekten Kosten deutlich verbessert werden (41), andererseits steigen die direkten Kosten, da alle Wirkstoffe teure Therapien sind. Durchschnittliche direkte Behandlungskosten werden auf etwa 5000 Euro pro Patient unter cDMARD-Therapie geschätzt, bei Patienten mit bDMARD-Therapie können diese auf 50.000 Euro ansteigen. Studien zeigten, dass die Behandlungskosten außerdem einen deutlichen Einfluss auf die Therapieentscheidung des Rheumatologen haben (42). Eine Verbesserung dieser Situation kann durch die Zulassung von Biosimilars (Generika der bDMARD) bringen, durch welche zum einen ein größerer Zugang zur Therapie gewährt wird und zum anderen direkte Behandlungskosten gesenkt werden können. Weiterhin haben einige Wirkstoffe die Zulassung für mehrere Indikationen, auch dies kann zu einer Kostenreduktion führen. Seit der 14
wachsenden Anzahl der Patienten, die den Remissionsstatus erlangen, sind erneut ökonomische Aspekte in den Fokus der Rheumatologie gerückt. Eine anhaltende Remission kann zu einer erfolgreichen Dosisreduktion führen und letztendlich die direkten Behandlungskosten senken. Dieser Ansatz vereint die Interessen aller Beteiligten: die der Patienten (Senkung der Nebenwirkungen, Schutz vor Übertherapie), der Rheumatologen (kosteneffektive personalisierte Medizin) und der Krankenkassen (Kostenreduktion). 15
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The Journal of Rheumatology Volume 46, no. 5 Cost-effective Tapering Algorithm in Patients with Rheumatoid Arthritis: Combination of Multibiomarker Disease Activity Score and Autoantibody Status Melanie Hagen, Matthias Englbrecht, Judith Haschka, Michaela Reiser, Arnd Kleyer, Axel Hueber, Bernhard Manger, Camille Figueiredo, Jayme Fogagnolo Cobra, Hans-Peter Tony, Stephanie Finzel, Stefan Kleinert, Jörg Wendler, Florian Schuch, Monika Ronneberger, Martin Feuchtenberger, Martin Fleck, Karin Manger, Wolfgang Ochs, Hans-Martin Lorenz, Hubert Nüsslein, Rieke Alten, Jörg Henes, Klaus Krüger, Georg Schett and Jürgen Rech J Rheumatol 2019;46;460-466 http://www.jrheum.org/content/46/5/460 1. Sign up for TOCs and other alerts http://www.jrheum.org/alerts 2. Information on Subscriptions http://jrheum.com/faq 3. Information on permissions/orders of reprints http://jrheum.com/reprints_permissions The Journal of Rheumatology is a monthly international serial edited by Earl D. Silverman featuring research articles on clinical subjects from scientists working in rheumatology and related fields. Downloaded from www.jrheum.org on October 26, 2019 - Published by The Journal of Rheumatology
Cost-effective Tapering Algorithm in Patients with Rheumatoid Arthritis: Combination of Multibiomarker Disease Activity Score and Autoantibody Status Melanie Hagen, Matthias Englbrecht, Judith Haschka, Michaela Reiser, Arnd Kleyer, Axel Hueber, Bernhard Manger, Camille Figueiredo, Jayme Fogagnolo Cobra, Hans-Peter Tony, Stephanie Finzel, Stefan Kleinert, Jörg Wendler, Florian Schuch, Monika Ronneberger, Martin Feuchtenberger, Martin Fleck, Karin Manger, Wolfgang Ochs, Hans-Martin Lorenz, Hubert Nüsslein, Rieke Alten , Jörg Henes, Klaus Krüger, Georg Schett, and Jürgen Rech ABSTRACT. Objective. To analyze the effect of a risk-stratified disease-modifying antirheumatic drug (DMARD)– tapering algorithm based on multibiomarker disease activity (MBDA) score and anticitrullinated protein antibodies (ACPA) on direct treatment costs for patients with rheumatoid arthritis (RA) in sustained remission. Methods. The study was a posthoc retrospective analysis of direct treatment costs for 146 patients with RA in sustained remission tapering and stopping DMARD treatment, in the prospective randomized RETRO study. MBDA scores and ACPA status were determined in baseline samples of patients continuing DMARD (arm 1), tapering their dose by 50% (arm 2), or stopping after tapering (arm 3). Patients were followed over 1 year, and direct treatment costs were evaluated every 3 months. MBDA and ACPA status were used as predictors creating a risk-stratified tapering algorithm based on relapse rates. Results. RA patients with a low MBDA score (< 30 units) and negative ACPA showed the lowest relapse risk (19%), while double-positive patients showed high relapse risk (61%). In ACPA-negative and MBDA-negative (< 30 units), and ACPA or MBDA single-positive (> 30 units) groups, DMARD tapering appears feasible. Considering only patients without flare, direct costs for synthetic and biologic DMARD in the ACPA/MBDA-negative and single positive groups (n = 41) would have been €372,245.16 for full-dose treatment over 1 year. Tapering and stopping DMARD in this low-risk relapse group allowed a reduction of €219,712.03 of DMARD costs. Average reduction of DMARD costs per patient was €5358.83. Conclusion. Combining MBDA score and ACPA status at baseline may allow risk stratification for successful DMARD tapering and cost-effective use of biologic DMARD in patients in deep remission as defined by the 28-joint count Disease Activity Score using erythrocyte sedimentation rate. (First Release December 1 2018; J Rheumatol 2019;46:460–6; doi:10.3899/jrheum.180028) Key Indexing Terms: RHEUMATOID ARTHRITIS DRUG COSTS MULTIBIOMARKER DISEASE ACTIVITY TAPERING REMISSION ANTICYCLIC CITRULLINATED PROTEIN ANTIBODIES From the Friedrich-Alexander-University Erlangen-Nuremberg (FAU), M. Englbrecht, PhD, FAU, Department of Internal Medicine 3 – Department of Internal Medicine 3 – Rheumatology and Immunology, Rheumatology and Immunology, Universitätsklinikum Erlangen; Universitätsklinikum Erlangen, Erlangen, Germany; St. Vincent Hospital, J. Haschka, MD, St. Vincent Hospital, Vinforce Study Group, Medical Vinforce Study Group, Medical University of Vienna, Vienna, Austria; University of Vienna; M. Reiser, FAU, Department of Internal Medicine 3 Institutio de Rheumatologia, São Paolo, Brazil; University of Würzburg, – Rheumatology and Immunology, Universitätsklinikum Erlangen; Internal Medicine 2, Würzburg; University Medical Center Freiburg, A. Kleyer, MD, FAU, Department of Internal Medicine 3 – Rheumatology Rheumatology and Clinical Immunology, Freiburg; Rheumatology Clinical and Immunology, Universitätsklinikum Erlangen; A. Hueber, MD, FAU, Practice Erlangen, Erlangen; Rheumatology Practice and Department of Department of Internal Medicine 3 – Rheumatology and Immunology, Internal Medicine 2, Clinic Burghausen, Burghausen; Asklepios Medical Universitätsklinikum Erlangen; B. Manger, MD, FAU, Department of Center, Department of Rheumatology and clinical Immunology, Bad Internal Medicine 3 – Rheumatology and Immunology, Abbach; Rheumatology Practice Bamberg, Bamberg; Rheumatology Universitätsklinikum Erlangen; C. Figueiredo, MD, Institutio de Practice Bayreuth, Bayreuth; University of Heidelberg, Medicine 5, Rheumatologia; J. Fogagnolo Cobra, MD, Institutio de Rheumatologia; Heidelberg; Rheumatology Practice Nuremberg, Nuremberg; Schlosspark H.P. Tony, MD, University of Würzburg, Internal Medicine 2; S. Finzel, Klinik, Internal Medicine/Rheumatology, Berlin; University of Tübingen, MD, University Medical Center Freiburg, Rheumatology and Clinical Centre for Interdisciplinary Clinical Immunology, Tübingen; Immunology; S. Kleinert, MD, Rheumatology Clinical Practice Erlangen; Praxiszentrum St. Bonifatius, Munich, Germany. J. Wendler, MD, Rheumatology Clinical Practice Erlangen; F. Schuch, M. Hagen, BSc, CandMed, FAU, Department of Internal Medicine 3 – MD, Rheumatology Clinical Practice Erlangen; M. Ronneberger, MD, Rheumatology and Immunology, Universitätsklinikum Erlangen; Rheumatology Clinical Practice Erlangen; M. Feuchtenberger, MD, Personal non-commercial use only. The Journal of Rheumatology Copyright © 2019. All rights reserved. 460 The Journal of Rheumatology 2019; 46:5; doi:10.3899/jrheum.180028 Downloaded from www.jrheum.org on October 26, 2019 - Published by The Journal of Rheumatology
Rheumatoid arthritis (RA) is a prototype inflammatory The aim of the present posthoc retrospective analysis of disease with a prevalence of up to 1% worldwide. RA is the prospective RETRO study was to show that tapering and characterized by chronic joint inflammation requiring stopping DMARD in RA patients in sustained clinical longterm treatment1. Disease-modifying antirheumatic drug remission is feasible and cost-effective, especially in patients (DMARD) treatment of RA, though often highly effective, with low risk of relapse based on ACPA negativity and low is associated with substantial healthcare costs and possible MBDA status. side effects related to longterm treatment. With the continuous improvement of RA therapy and treat-to-target MATERIALS AND METHODS strategies, the number of patients achieving a symptom-free Patients and inclusion criteria. RETRO is a phase III, prospective, multi- state (remission) is steadily increasing, suggesting the need center, open, randomized, controlled, parallel-group study (EudraCT number 2009-015740-42; Figure 1)6. The primary objective of the RETRO trial was for stratified approaches for tapering and stopping DMARD to evaluate the risk of having a relapse of RA despite tapering or stopping treatment in patients with low risk of relapse2,3. treatment in RA patients in sustained remission. Patients included had to The concept of tapering and stopping DMARD in RA fulfill the American College of Rheumatology (ACR)/European League patients in sustained remission has been discussed in a Against Rheumatism (EULAR) 2010 classification criteria for RA8. Prior substantial number of clinical studies4. They indicated that to study inclusion, patients had to be diagnosed with RA for at least 12 months. Further, patients had to be in stable clinical remission (DAS28-ESR in cases of stable clinical remission for more than 6 months, < 2.6)9 and taking stable doses of conventional (cDMARD) and biological tapering and stopping of DMARD is feasible only in a subset DMARD (bDMARD) for at least 6 months. The present study was approved of patients with RA. Quality of remission [e.g., deep by the ethics committee of the Friedrich-Alexander-University of remission such as Boolean, vs more “shallow” remission such Erlangen-Nuremberg, Germany (approval number Az:01_2010) and all local as in the 28-joint count Disease Activity Score using ethics committees of the external centers as well as the Paul-Ehrlich Institute; the study was conducted according to the ethical principles of the Declaration erythrocyte sedimentation rate (DAS28-ESR)] may play a of Helsinki. Patients’ written informed consent was obtained to publish the role in deciding whether a patient with RA experiences data of the study. relapse. The key question is to define those patients in Treatment and followup. Patients fulfilling inclusion criteria were remission who can successfully taper and stop DMARD randomized into 3 different arms and observed for 1 year. In arm 1 (control), treatment. Such predictive modeling of successful versus all DMARD treatments remained unchanged. In arm 2 (tapering), all unsuccessful DMARD tapering in remission would likely DMARD treatments were reduced by 50%. In arm 3 (tapering and stopping), allow the prevention of overtreatment of RA patients, with all DMARD treatments were reduced by 50% for the first 6 months and then stopped for a further 6 months. Detailed mode of tapering of the individual the consequences of reducing side effects and drug costs5. drugs has been described elsewhere6. Primary efficacy variable was disease In previous data from the RETRO study, a randomized activity, as measured by DAS28 using ESR, which was assessed at baseline prospective strategy study of DMARD tapering in RA and after 3, 6, 9, and 12 months. Relapse was defined as DAS28-ESR ≥ 2.6. patients in stable DAS28-ESR remission (< 2.6), we were Further details on study procedures and collected demographics as well as able to show that the presence of autoimmunity [anticitrulli- disease-related variables are shown elsewhere6. nated protein antibody (ACPA) positivity] as well as Serum analyses. ACPA status was assessed in baseline serum samples of 146 RETRO patients. ACPA were measured by a commercial anticyclic citrulli- elevation of serum biomarkers of inflammation [multibio- nated peptide 2 antibody test based on nephelometry (Beckmann Coulter). marker disease activity (MBDA)] were independent Cutoff value was 7 IU/ml. MBDA was assessed by commercial Vectra DA predictors for relapse, if DMARD were tapered and test (Crescendo Biosciences). Vectra DA includes 12 inflammation markers: stopped6,7. The combination of ACPA status and MBDA has epidermal growth factor, vascular endothelial growth factor A, interleukin shown to be a possible feasible approach for defining 6, serum amyloid A, C-reactive protein (CRP), vascular cell adhesion prediction models of relapse risk in patients with RA in molecule 1, matrix metalloproteinase 1 (MMP-1), MMP-3, tumor necrosis factor (TNF) receptor 1, human cartilage glycoprotein 39, leptin, and resistin. remission who are undergoing DMARD tapering7. Detailed measurement is described elsewhere10. Based on the serum levels Rheumatology Practice and Department of Internal Medicine 2, Clinic of these markers, a score (MBDA) is calculated as described previously10. Burghausen; M. Fleck, MD, Asklepios Medical Center, Department of The MBDA cutoff value for low inflammatory disease activity is 30 units; Rheumatology and clinical Immunology; K. Manger, MD, Rheumatology 30–44 units are defined as moderate disease activity and over 44 units means Practice Bamberg; W. Ochs, MD, Rheumatology Practice Bayreuth; H.M. high disease activity. MBDA scores have been used to measure disease Lorenz, MD, University of Heidelberg, Medicine 5; H. Nüsslein, MD, activity in RA11,12,13,14. Rheumatology Practice Nuremberg; R. Alten, MD, Schlosspark Klinik, Treatment cost calculation. At every study visit (baseline, months 3, 6, 9, Internal Medicine/Rheumatology; J. Henes, MD, University of Tübingen, and 12), direct treatment costs were calculated for each patient. Calculations Centre for Interdisciplinary Clinical Immunology; K. Krüger, MD, included cDMARD, bDMARD, and corticosteroids. Other medication was Praxiszentrum St. Bonifatius; G. Schett, MD, FAU, Department of Internal Medicine 3 – Rheumatology and Immunology, Universitätsklinikum not taken into consideration. Also, indirect costs (e.g., consultation, hospi- Erlangen; J. Rech, MD, FAU, Department of Internal Medicine 3 – talization, physiotherapy) were not considered. Drug costs (in euros) were Rheumatology and Immunology, Universitätsklinikum Erlangen. based on the German drug directory and provide real-life values for each Address correspondence to Dr. J. Rech, Friedrich-Alexander-University patient. Further distinctive features such as contracts with health insurance Erlangen-Nuremberg, Department of Internal Medicine 3 – Rheumatology companies were not taken into account. Costs for the MBDA and ACPA and Immunology, Universitätsklinikum Erlangen, Ulmenweg 18, 91054 testing were included in baseline costs. Erlangen, Germany. E-mail: juergen.rech@uk-erlangen.de Statistical analysis and risk stratification algorithm. We performed an Accepted for publication September 7, 2018. interim analysis of patients who completed the 12-month study period. With Personal non-commercial use only. The Journal of Rheumatology Copyright © 2019. All rights reserved. Hagen, et al: Cost-effective tapering 461 Downloaded from www.jrheum.org on October 26, 2019 - Published by The Journal of Rheumatology
Figure 1. RETRO study design. Prospective randomized controlled trial with 3 treatment arms and 146 patients enrolled. Patients showed DAS28-ESR of < 2.6 for more than 6 months and were randomized into the 3 study arms (continuation, tapering, stop). ACPA and MBDA status were measured at baseline. Treatment costs were calculated with every study visit every 3 months. Patients were followed over 1 year. RA: rheumatoid arthritis; DMARD: disease-modifying antirheumatic drugs; DAS28-ESR: 28-joint count Disease Activity Score using erythrocyte sedimentation rate; ACPA: anticitrullinated protein antibodies; MBDA: multibiomarker disease activity. MBDA scores and ACPA previously having been shown to predict relapse including TNF inhibitors (tocilizumab and abatacept). ACPA of RA7, we designed risk diagrams for RETRO study patients for disease positivity was found in 56.2% (n = 82) and MBDA scores relapse according to the following previously identified predictors: ACPA status (positive/negative), MBDA score (moderate to high/low), and study over 30 units in 43.2% of the patients (n = 63). The distri- arm (control, tapering, stopping). Models were performed with stratification bution of MBDA positivity differed significantly (p = 0.018) for ACPA status only (Model 1) as well as ACPA status combined with between the 3 treatment arms. Baseline characteristics were MBDA results (Model 2). For both models, cost reductions associated with comparable in the 3 arms. successful tapering or stopping of DMARD were calculated. Patients with a relapse risk of more than 50% were excluded from cost calculation because Risk stratification algorithms using MBDA and ACPA status. a tapering approach in clinical practice is not feasible. Inferential compar- Figure 2 shows a risk diagram with only ACPA status as isons of subgroups were calculated using the Kruskal-Wallis test for relapse predictor (Model 1). Relapse risk was moderate in numerical variables and exact chi-square tests for nominal characteristics. ACPA-negative patients when tapering (30%) or stopping IBM SPSS version 21 was used for the analyses, and p values ≤ 0.05 were (41.7%) DMARD treatment. For ACPA-positive patients, considered statistically significant. All results are presented in mean ± SD if relapse risk was higher when tapering (48.1%) or stopping not stated otherwise. (65.52%) DMARD treatment. Figure 3 shows a risk diagram in which ACPA status was used in conjunction with MBDA RESULTS score as relapse predictor (Model 2). Relapse risk for patients Baseline characteristics. One-year followup data of 146 with double negativity (ACPA–, MBDA < 30) was 33.3% in patients enrolled in the RETRO study were available. The patients who tapered treatment and even lower in patients patients were randomized 1:1:1 in the 3 different treatment who subsequently stopped treatment (11%). With either arms: arm 1 (control, n = 46), arm 2 (tapering, n = 47), arm single positivity for ACPA or MBDA, relapse risk increased 3 (tapering and stopping, n = 53; Figure 1). Table 1 shows with little difference among ACPA and MBDA single the baseline characteristics of patients. Mean age was 56.1 positives. Patients with double positivity showed the highest (± 1.061) years, mean disease duration 7.1 (± 0.588) years, risk for relapse, with 75% of patients in the tapering group and 56.8% (n = 83) were female. All patients were in and 81.2% of patients who tapered and subsequently stopped sustained clinical remission with a mean DAS28-ESR score treatment. of 1.71 (± 0.056) at baseline. There were 79.5% of patients Treatment costs. We defined patients who did not flare as taking cDMARD treatment with methotrexate (n = 116), successfully tapered and calculated their saved costs for while 39.0% (n = 57) of patients were taking bDMARD, cDMARD and bDMARD. Table 2A and Table 2B show the Personal non-commercial use only. The Journal of Rheumatology Copyright © 2019. All rights reserved. 462 The Journal of Rheumatology 2019; 46:5; doi:10.3899/jrheum.180028 Downloaded from www.jrheum.org on October 26, 2019 - Published by The Journal of Rheumatology
Table 1. Baseline characteristics. Characteristics Total, n = 146 Control Arm 1, n = 46 Tapering Arm 2, n = 47 Stopping Arm 3, n = 53 p Age, yrs 56.12 55 56.77 56.51 0.773 Female 56.8 (83) 52.2 (24) 57.4 (27) 60.4 (32) 0.710 Disease duration, yrs 7.1 7.2 7.3 6.8 0.330 Remission duration, mos 18.9 18.2 18.6 22.6 0.362 DAS28 1.71 1.66 1.61 1.85 0.136 RAID 1.19 1.19 0.96 1.36 0.529 Methotrexate use 79.5 (116) 80.4 (37) 76.6 (36) 81.1 (43) 0.838 bDMARD use* 39.0 (57) 34.8 (16) 44.7 (21) 37.7 (20) 0.602 Glucocorticoid use 23.3 (34) 26.1 (12) 23.4 (11) 20.8 (11) 0.822 Other cDMARD use** 13.7 (20) 13.0 (6) 12.8 (6) 15.1 (8) 0.933 RF-positive 56.2 (82) 45.7 (21) 66.0 (31) 56.6 (30) 0.142 ACPA-positive 56.2 (82) 56.5 (26) 57.4 (27) 54.7 (29) 0.961 MBDA-positive 43.2 (63) 34.8 (16) 34.0 (16) 58.5 (31) 0.018 Data are given as means or % (n). Values in bold face are statistically significant. Tumor necrosis factor inhibitors: * tocilizumab, abatacept; ** leflunomide, sulfasalazine, hydroxychloroquine. DAS28: 28-joint count Disease Activity Score (using erythrocyte sedimentation rate); RAID: Rheumatoid Arthritis Impact of Disease questionnaire; bDMARD: biological disease-modifying antirheumatic drugs; cDMARD: conventional DMARD; RF: rheumatoid factor; ACPA: anticitrullinated protein antibodies; MBDA: multibiomarker disease activity. distribution of treatment costs and their reduction in the 3 moderate/high MBDA scores predict the relapse risk in study arms in relation to risk predictors. Direct treatment patients tapering DMARD7. costs for double-negative and single-positive groups (n = 41) In addition to the identification of patients able to would have been €372,245.16 for full-dose treatment over 1 taper treatment, economic considerations also come into year. Tapering and stopping DMARD in these low-risk focus21,22,23,24. This is largely because bDMARD costs are relapse groups allowed a reduction of €219,712.03 in drug high, and successful tapering and stopping of these drugs in costs, which leads to an average cost reduction of €5358.83 patients with RA in remission leads to a substantial reduction per patient. There was no difference in treatment costs using in DMARD costs. Importantly, drug costs have been shown ACPA or MBDA as first-order risk factors. When using only to affect the treatment decisions of rheumatologists5. Today, ACPA status for relapse prediction, overall cost reduction was with more effective and accessible DMARD to treat RA, lower with €184,580.00 and an average cost reduction of potential overtreatment of patients with RA in remission may €4394.76 per patient with an overall higher relapse risk. deserve recognition equal to that given to potential under- treatment of patients not in remission. Barnabe and DISCUSSION colleagues stated that sustained remission can lead to Achieving sustained remission with DMARD treatment has decreased healthcare service use25. Michaud and colleagues become a realistic goal in the treatment of RA. Several analyzed the outcome and costs of using MBDA testing to studies have addressed DMARD tapering in patients with improve the assessment of disease activity and subsequent RA in sustained DAS28 remission and low disease changes in treatment decisions and showed that using MBDA activity4,15,16,17 and DMARD tapering has also been imple- score can reduce costs in patients with RA as well as improve mented in EULAR and ACR guidelines18,19. While it is clear their functional status26. that DMARD tapering is only feasible in patients with Our present study shows that tapering or stopping completely absent or very low signs and symptoms of DMARD achieves savings of direct healthcare costs, if the disease4, the question arises as to which patients can success- likelihood for relapse is low and the patients can permanently fully taper or even stop DMARD treatment. The role of stay on a tapered DMARD regimen or could even stop markers that increase or decrease the likelihood for disease treatment. RA patients with a low risk for relapse are at risk relapse in patients tapering DMARD is of interest, because for overtreatment, while in those with high risk for relapse, only some patients with RA can maintain remission after tapering or even stopping DMARD treatment is not a feasible tapering the drugs. ACPA and MBDA are of interest in this option. Our data show that overtreatment can be prevented respect, because ACPA status has no relation and MBDA and costs can be saved if tapering is performed in RA patients only limited relation to clinical disease activity in RA20. with low relapse risk based on ACPA and MBDA status. Such Hence, some patients with RA in stable remission are an approach can combine the interests of patients (safety, characterized by positive ACPA and/or signs of biochemical overtreatment), rheumatologists (personalized medicine), and disease activity reflected by moderate to high MBDA scores. health insurance (costs). For obvious reasons, prediction of Our previous data revealed that positive ACPA status and relapses based on MBDA and ACPA cannot be 100% correct Personal non-commercial use only. The Journal of Rheumatology Copyright © 2019. All rights reserved. Hagen, et al: Cost-effective tapering 463 Downloaded from www.jrheum.org on October 26, 2019 - Published by The Journal of Rheumatology
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