Kreativwirtschaftspolitik ausgewählter Metropolen und Schlussfolgerungen für Handlungsfelder in Hamburg - Hamburg Kreativ Gesellschaft
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Kreativwirtschaftspolitik ausgewählter Metropolen und Schlussfolgerungen für Handlungsfelder in Hamburg Endbericht im Auftrag der Hamburg Kreativ Gesellschaft Hongkongstr. 5 / 3. Boden 20457 Hamburg STADTart Büro für Planung - Beratung - Kommunikation Dipl.-Ing./Stadtplaner NW Ralf Ebert Dr. Friedrich Gnad Gutenbergstraße 34, 44139 Dortmund Fon: 02 31 / 5 84 49 95 - 0, Fax: 02 31 / 5 84 49 95 - 27 Mail: mail@stadtart.com www.stadtart.com Multipl:cities – Berlin Dr. phil. Bastian Lange Esmarchstr. 26, 10407 Berlin Fon: 01 51 / 23 42 64 13 Mail: lange@multiplicities.de www.bastianlange.de Klaus R. Kunzmann Prof. Dr. techn. Dipl.-Ing, HonDLitt (Newcastle), Hon RTPI 14467 Potsdam/Germany Fon/Fax: 03 31 / 74 05 973 Mail: klaus.kunzmann@udo.edu Dortmund, März 2012
Kreativwirtschaftspolitik ausgewählter Metropolen –- Schlussfolgerungen für Hamburg Kreativwirtschaftspolitik ausgewählter Metropolen und Schlussfolgerungen für Handlungsfelder in Hamburg Endbericht im Auftrag der Hamburg Kreativ Gesellschaft Bearbeiter Dipl.-Ing./Stadtplaner NW Ralf Ebert STADTart, Büro für Planung - Beratung - Kommunikation Prof. Dr. phil. Bastian Lange Multipl:cities – Berlin Prof. Dr. techn. Dipl.-Ing, HonDLitt (Newcastle), Hon RTPI Klaus R. Kunzmann Redaktion Dipl.-Ing./Stadtplaner NW Ralf Ebert STADTart, Büro für Planung - Beratung - Kommunikation unter Mitarbeit Dipl.-Geogr. Uwe van Ooy STADTart, Büro für Planung - Beratung - Kommunikation STADTart – Multipl:cities – Klaus R. Kunzmann
Kreativwirtschaftspolitik ausgewählter Metropolen –- Schlussfolgerungen für Hamburg Inhalt 1 Hintergrund und Aufgabenstellung ........................................................... 1 2 Auswahl der untersuchten Metropolen und Beschreibung des Analyse- rasters .......................................................................................................... 1 3 Kreativwirtschaftspolitik ausgewählter Metropolen in Deutschland .......... 3 3.1 Berlin: Kritische Masse und Internationalität – Entwicklung der Kreativ- wirtschaft durch Netzwerke ........................................................................ 5 3.2 Köln: Medien-, Kultur- und Kreativwirtschaft durch proaktive Struktur- und Stadtentwicklungspolitik ..................................................................... 11 3.3 München: Von der Verbesserung harter Standortbedingungen für die Medienwirtschaft zu integrierten Entwicklungskonzepten ........................ 18 4 Kreativwirtschaftspolitik ausgewählter Metropolen im Ausland .............. 23 4.1 Amsterdam: Entwickelte integrierte Strategie zur Stärkung der creative industries in der Stadtregion ....................................................................... 24 4.2 Kopenhagen: Kreativwirtschaftspolitik im Kontext von Life Sciences und Events ................................................................................................. 31 4.3 Wien: Stärkung der creative industries im Kontext der Medienstandort- entwicklung durch zielgenaue und umfassende Unternehmenspolitiken ... 35 4.4 Hongkong: Kreativwirtschaftspolitik zwischen Laissez-faire und internationaler Netzwerkpolitik am Tor zur Volksrepublik China ............. 40 4.5 Melbourne: Kulturpolitik und Qualifizierungsstrategien statt Kreativwirt- schaftspolitik ............................................................................................... 47 5 Ergebnisse der Fallstudien und Schlussfolgerungen zu den zentralen Handlungsfeldern einer Kreativwirtschaftspolitik für Hamburg ................ 53 5.1 Zusammenfassung der Ergebnisse der Fallstudien ..................................... 53 5.2 Kreativwirtschaftspolitik der untersuchten Metropolen im Kontext zentraler Handlungsfelder aus Sicht der Hamburger Kreativwirtschaft ..... 58 6 Trends und Treiber in der Kreativwirtschaft und Vorschläge für eine zukunftsorientierte Kreativwirtschaftspolitik in Metropolen ..................... 60 6.1 Aktuelle Trends und Treiber in der Kreativwirtschaft und Schlussfolge- rungen für Entwicklungsinitiativen ............................................................ 60 6.2 Vorschläge für eine zukunftsorientierte Kreativwirtschaftspolitik in Metropolen .................................................................................................. 63 6.3 Ausblick auf die Zukunft von Kreativwirtschaft und Politik ..................... 65 Anhang: Erläuterung der verschiedenen Governanceformen ................................... 67 Literatur/Quellen ....................................................................................................... 68 STADTart – Multipl:cities – Klaus R. Kunzmann
Kreativwirtschaftspolitik ausgewählter Metropolen – Schlussfolgerungen für Hamburg 1 Hintergrund und Aufgabenstellung Weltweit haben Metropolen den Stellenwert der Kreativwirtschaft für die Zukunft ihrer Städte erkannt, Programme erarbeitet, Projekte durchgeführt sowie Maßnahmen ergriffen oder sind dabei, Konzepte zur Unterstützung dieser Zukunftsbranche auf den Weg zu bringen. Ange- sichts des damit verbundenen verschärften internationalen Wettbewerbs der Metropolen um die Ressource „Kreativwirtschaft“ stellen sich für die Freie und Hansestadt Hamburg eine Reihe an Fragen: Unter welchen Rahmenbedingungen und in welchem Kontext haben die ausgewählten Metropolen Initiativen zur Entwicklung der Kreativwirtschaft gestartet? Welche aktuellen Programme, Projekte und Maßnahmen verfolgen diese Metropolen? Wer steuert diese Initiativen, welche Akteure werden dabei auf welche Weise eingebun- den und wie hoch sind die hierfür eingesetzten Finanzmittel? Sind die skizzierten Initiativen anderer Metropolen auf Hamburg übertragbar? Welche Veränderungen zeichnen sich in der Kreativwirtschaft ab und welche ergänzenden Initiativen sollten Metropolen deshalb starten? Nicht alle diese Fragen können für die ausgewählten Metropolen in Deutschland und im Aus- land jeweils detailliert beantwortet werden, weil das Handlungsfeld noch keine lange Traditi- on hat und auch noch kaum systematisiert ist. Daher gibt es bislang nur wenige Studien zur Evaluierung der Kreativwirtschaftspolitik der Metropolen. 2 Auswahl der untersuchten Metropolen und Beschreibung des Analyserasters Viele Metropolen in Europa und darüber hinaus haben die Kreativwirtschaft als eine für die Zukunft der Stadtwirtschaft bedeutsame Branche entdeckt. Sie verfolgen dabei jeweils an ih- ren lokalen Rahmenbedingungen und Potenzialen ausgerichtete Strategien. In der Regel sind diese angesichts systemischer Abhängigkeiten zwischen wirtschaftlichen Rahmenbedingun- gen, Politik, Verwaltung, Akteuren der Kultur- und Kreativwirtschaft etc. kaum direkt auf an- dere Städte und Metropolen übertragbar. Daher gibt es auch nicht die „Modellstadt“, die als Vorbild und Ideensteinbruch für Hamburg dienen könnte. Dennoch lassen sich in Kenntnis der lokalen bzw. regionalen Abhängigkeiten aus Stadtprofilen zum Handlungsfeld der Krea- tivwirtschaft Hinweise und Erfahrungen ableiten, die auch für die Metropole Hamburg hilf- reich sein können. Auswahl der untersuchten Metropolen Kriterien bei der Auswahl der untersuchten Metropolen waren mit Hamburg vergleichbare Ausgangskonstellationen. Dazu zählten u.a. die Einwohnerzahl, ähnliche wirtschaftliche Rah- menbedingungen sowie ihr nationales und internationales kulturelles Image. Ein weiteres Kri- terium war eine über Jahre hinweg pro-aktive und innovative Stadtpolitik zur Förderung der STADTart – Multipl:cities – Klaus R. Kunzmann 1
Kreativwirtschaftspolitik ausgewählter Metropolen – Schlussfolgerungen für Hamburg Kultur- und Kreativwirtschaft, wobei nicht jede in Betracht gezogene Stadt alle Kriterien er- füllen musste. Vor diesem Hintergrund wurden für Deutschland Berlin, Köln und München ausgewählt. Auf der Basis dieser Kriterien wurden zudem drei Metropolen im europäischen Ausland aus- gesucht. Die Wahl fiel auf Amsterdam, Kopenhagen und Wien, die als Zentren der Kultur sowie der Kreativwirtschaft weit über ihre jeweiligen nationalen Grenzen hinaus wirken. Die- ser selektive Blick über den bundesdeutschen Zaun ermöglicht es, Handlungsansätze, Strate- gien, Programme, Projekte und Maßnahmen zu identifizieren, die angesichts der spezifischen Bedingungen in Deutschland bislang zu wenig in Betracht gezogen worden sind und mögli- cherweise in modifizierter Form übertragbar sind. Zusätzliche Anregungen geben zwei Städte, die im asiatisch-pazifischem Raum dabei sind, im Rahmen des Konzepts der „Kreativen Stadt“ die Rahmenbedingungen der Kreativwirtschaft zu verbessern, um vor Ort auch dieser Wirtschaftsbranche bessere Entwicklungsmöglichkei- ten zu verschaffen. Hongkong und Melbourne sind zwei Metropolen außerhalb des europäi- schen Raums, die im Kontext ganz unterschiedlicher wirtschaftlicher und gesellschaftspoliti- scher Strukturen ebenfalls Strategien, Projekte und Maßnahmen zur Profilierung der Stadt als Standort der Kreativwirtschaft verfolgen. Beschreibung des Analyserasters Schwerpunkte der Analysen sind die Beschreibungen der Programme, Projekte und Maßnah- men der ausgewählten Metropolen zur Entwicklung der Kreativwirtschaft sowie der lokalspe- zifischen Rahmenbedingungen. Die Darstellungen basieren auf Auswertungen von Studien, Berichten bzw. Broschüren der Städte, Recherchen über das Internet und teilweise auf ergän- zenden Gesprächen mit Akteuren der Städte bzw. mit lokalen Experten. Berücksichtigt wur- den vor allem solche Initiativen, die in den letzten fünf bis sechs Jahren initiiert und realisiert wurden. Die Stadtprofile sind nach vier Schwerpunkten gegliedert: In der Einleitung werden „Hintergrund und Kontext“ der jeweiligen Metropole beschrie- ben. Dazu zählen die lokalen Rahmenbedingungen, das wirtschaftliche und politische Umfeld der Metropole für das Handlungsfeld der Kreativwirtschaft, differenziert nach Strukturmerkmalen, wie etwa der Wirtschafts- und der Beschäftigungsstruktur. Hinzu kommt eine kurze Darstellung der lokalen Besonderheiten der Kreativwirtschaft, bei- spielsweise der einflussreichen lokalen „Treiber“ der Branche und der besonderen Heraus- forderungen der Kreativwirtschaft am Standort. Im Unterschied zu den ausgewählten Städten in Deutschland ist bei Städten im Ausland das breiter angelegte Konzept der „creative industries“1 die Basis. Unter dem Schwerpunkt „Strategien zur Entwicklung der Kreativwirtschaft“ werden sichtbare und implizit erkennbare Strategien skizziert. Dabei liegt der Fokus auf der Dar- stellung der Gesamtpolitik, der Organisation der Kreativwirtschaftspolitik und den Ziel- gruppen. 1 Weltweit wird der Begriff der creative industries verwendet. Die Abgrenzung, die nicht deckungsgleich mit der Abgrenzung in Deutschland ist, orientiert sich an dem Department for Culture, Media and Sport (DCMS) in Großbritannien, die sich jedoch auch im Laufe der Jahre immer wieder geändert hat. Im Kern zählen dazu die Kulturwirtschaft (ohne vor- und nachgelagerte Branchen) und die Software-/Games-Industrie. Jedoch gibt es sowohl hinsichtlich der Erfassung als auch hinsichtlich einzelner Teilmärkte vielfach Unterschiede. STADTart – Multipl:cities – Klaus R. Kunzmann 2
Kreativwirtschaftspolitik ausgewählter Metropolen – Schlussfolgerungen für Hamburg Im Schwerpunkt „Programme, Projekte und Maßnahmen“ werden die einzelnen innovati- ven Programme, Projekte und Maßnahmen der Städte in ihren räumlichen, sozialen und ökonomischen Kontexten und Verknüpfungen vorgestellt. Zudem werden, falls identifi- zierbar, die finanziellen Aufwendungen für einzelne Maßnahmen und Projekte dargestellt. Die „Steuerungsformen der Kreativwirtschaft“ geben Aufschluss darüber, in welcher Ak- teurskonstellation die ausgewählten Metropolen die Umsetzung ihrer Kreativwirtschafts- politik „steuern“. Dabei wird zwischen Self-governance der Teilmärkte, Co-governance und Hierarchical governance unterschieden (zur Erläuterung der Begriffe vgl. Anhang). In den Fallstudien wird nicht in aller Breite und dezidiert auf das kulturelle Profil der Metro- polen mit ihren zahlreichen Kultureinrichtungen und Veranstaltungen, und den für die Kultur- und Kreativwirtschaft bedeutsamen Aus- und Weiterbildungseinrichtungen eingegangen. Alle diese Städte weisen ein entsprechendes, aber sich vorwiegend im Detail und in einzelnen Punkten unterscheidendes überlokal bedeutsames Angebot auf. Diese Unterschiede tangieren jedoch nur unwesentlich die jeweilige generelle Kreativwirtschaftspolitik der Städte. 3 Kreativwirtschaftspolitik ausgewählter Metropolen in Deutschland In den Debatten um die Kreativwirtschaft wird vielfach davon ausgegangen, dass die Selbst- ständigen und Unternehmen dieser Branche ihren Standort vor allem in Großstädten haben, u.a. aufgrund der in diesen Städten besonderen Lokalisations- und Urbanisierungsvorteile. Dies trifft auch weitgehend zu, jedoch gibt es zwischen den Metropolen auch deutliche Unter- schiede, wie der Vergleich der Freien und Hansestadt Hamburg mit den drei in Deutschland ausgewählten Metropolen Berlin, München und Köln hinsichtlich einiger Strukturdaten, von Indexwerten, der Teilmarktstruktur und der Entwicklung der letzten Jahre zeigt (Tabelle 1): Strukturdaten: Berlin hat, als bevölkerungsreichste der vier Metropolen, in der Kreativ- wirtschaft auch die höchste Anzahl an Selbstständigen und Unternehmen sowie an Er- werbstätigen. In Hamburg, der zweitgrößten Stadt in Deutschland, erzielt die Quer- schnittsbranche jedoch die höchsten Gesamtumsätze. Diese Position schlägt sich auch bei den durchschnittlichen Unternehmensumsätzen nieder, die in Hamburg bei 823.000 € pro Jahr liegen und damit fast doppelt so hoch sind wie in Berlin (443.000 €). Der entspre- chende Wert für München erreicht nicht das Niveau von Hamburg, er liegt mit 611.550 € jedoch deutlich höher als für Berlin. Anscheinend ist die Unternehmensstruktur bzw. das wirtschaftliche Umfeld für die Kreativwirtschaft am Standort Hamburg besser als in ande- ren Metropolen. Spitzenreiter bei den erzielten Umsätzen pro Unternehmen ist Köln (978.000 €). Indexwerte: Werden diese Absolutwerte auf die Einwohnerzahl der Städte bezogen, wofür die davon abhängigen Lokalisations- und Urbanisationsvorteile sprechen, dann stellt sich die Situation für Hamburg deutlich anders dar. Danach kommt Hamburg mit einem Index von 7,3 bei den Selbstständigen und Unternehmen der Kreativwirtschaft je 1.000 Einwoh- ner auf einen deutlich höheren Wert als Berlin (6,0). Den Spitzenwert erzielt München (11,2). Hinsichtlich der Erwerbstätigen in der Kreativwirtschaft je 1.000 Einwohner nimmt der Standort Hamburg (39,7) den 3. Rang ein, nach München (55,8) und nicht ganz STADTart – Multipl:cities – Klaus R. Kunzmann 3
Kreativwirtschaftspolitik ausgewählter Metropolen – Schlussfolgerungen für Hamburg Tabelle 1: Strukturmerkmale, Profil und Ranking der Kreativwirtschaft in Hamburg, Berlin, München und Köln (Datenbasis 2008) Strukturmerkmale Hamburg Berlin München Köln der Kreativwirtschaft Einwohnerzahl Einwohnerzahl Einwohnerzahl Einwohnerzahl 1.771.000 (2008) 3.432.000 (2008) 1.312.000 (2008) 995.000 (2008) Anzahl Selbstständige/ 12.900 (3) 20.600 (1) 14.800 (2) 8.500 (4) Unternehmen Erzielte Umsätze 10.584.900 (1) 9 132.600 (2) 9.024.600 (3) 8.310.700 (4) Umsätze je Selbstständi- 822.600 (2) 442.900 (4) 611.600 (3) 977.800 (1) gen/Unternehmen Anzahl Erwerbstätige 70.300 (3) 80.900 (1) 73.200 (2) 40.500 (4) Indexwerte je 1.000 Einwohner - Selbstständige/ 7,3 (3) 6,0 (4) 11,2 (1) 8,5 (2) Unternehmen - Erwerbstätige 39,7 (3) 23,6 (4) 55,8 (1) 40,7 (2) Ranking nach Teilmärkten (2008) - Anzahl der Unternehmen (1) Designwirtschaft (1) Designwirtschaft (1) Software-/Games- (1) Designwirtschaft (2) Werbemarkt (2) Filmwirtschaft Industrie (2) Pressemarkt (2) Designwirtschaft - Höhe der Umsätze (1) Pressemarkt (1) Pressemarkt (1) Software-/Games- (1) Rundfunkwirt- (2) Werbemarkt (2) Software-/Games- Industrie schaft Industrie (2) Pressemarkt (2) Werbemarkt - Anzahl der Erwerbstäti- (1) Software-/Games- (1) Software-/Games- (1) Software-/Games- (1) Software-/Games- gen Industrie Industrie Industrie Industrie (2) Werbemarkt (2) Werbemarkt (2) Werbemarkt (2) Werbemarkt Entwicklung der Umsätze -19,7 % (4) 97,5 % (1) 29,6 % (3) 34,5 % (2) zwischen 2003 und 2008 Bedeutende Wachstums- - Software-/Games- - Pressemarkt - Software-/Games- - Software-/Games- teilmärkte nach Umsätzen Industrie - Kunstmarkt Industrie Industrie (2003-2008) - Rundfunkwirtschaft - Rundfunkwirtschaft - Rundfunkwirtschaft - Werbemarkt - Software-/Games- Industrie Teilmärkte mit Umsatz- - Musikwirtschaft keine - Filmwirtschaft - Filmwirtschaft rückgängen - Buchmarkt - Kunstmarkt (2003-2008) - Pressemarkt - Filmwirtschaft - Werbemarkt Arbeitslosenquote 8,1 (2) 13,9 (4) 4,4 (1) 12,0 (3) Kaufkraftindex 20.993 (2) 17.381 (4) 25.704 (1) 20.556 (3) Quelle: STADTart 2011, nach HWWI 2011 und eigenen Recherchen STADTart – Multipl:cities – Klaus R. Kunzmann 4
Kreativwirtschaftspolitik ausgewählter Metropolen – Schlussfolgerungen für Hamburg gleichauf mit Köln (40,7). Diese Indexwerte zeigen zudem, dass in Hamburg die Quer- schnittsbranche relativ zur Einwohnerzahl eine größere Bedeutung für den Arbeitsmarkt hat als etwa in Berlin (23,6). Teilmarktstruktur: Die Teilmarktsstruktur der vier Städte zeigt einige Ähnlichkeiten, etwa bei dem herausragenden Stellenwert der Designwirtschaft hinsichtlich der Anzahl der Selbstständigen und Unternehmen oder der Software-/Games-Industrie in Bezug auf die Anzahl der Erwerbstätigen. Dennoch hat auch jede Stadt spezifische Schwerpunkte. In Berlin zählt dazu die Film- und Fernsehwirtschaft. In München ist dagegen die Software- /Games-Industrie sowohl hinsichtlich der Anzahl der Unternehmen und der Erwerbstäti- gen als auch der erzielten Umsätze von zentraler Bedeutung. Entwicklungen der letzten Jahre: Als einzige der vier Metropolen hat Hamburg in dem kurzen, von strukturellen Veränderungen geprägten Zeitraum zwischen 2003 und 2008 bei den erzielten Umsätzen ein Minus von 19,7 % zu verzeichnen (HWWI, 2011). Besonders betroffen von den Rückgängen ist der Pressemarkt, jedoch erfolgt dies ausgehend von ei- nem hohen Niveau, sodass die absoluten Werte immer noch über denen der Vergleichs- städte liegen. Die höchsten Zuwachsraten verzeichnet Berlin, das seine erzielten Umsätze nahezu verdoppelte, gefolgt von Köln und München mit Zuwächsen um jeweils etwa 30 %. Trotz der Umsatzsteigerungen der gesamten Kreativwirtschaft gibt es auch in Mün- chen in zwei und ebenso in Köln in einem Teilmarkt Umsatzrückgänge. Hinsichtlich der Filmwirtschaft verzeichnen bis auf den Standort Berlin alle anderen Metropolen ein nega- tives Wachstum. Für diesen Teilmarkt ist daher von branchenstrukturellen Veränderungen bei gleichzeitig besonderen Qualitäten des Standorts Berlin auszugehen. Für die Entwicklung der Kreativwirtschaft bedeutsame Unterschiede bestehen zwischen den ausgewählten Metropolen zudem hinsichtlich des jeweiligen wirtschaftlichen Umfelds. Dies ist in München angesichts einer geringen Arbeitslosenquote (seit Jahren unter 5 %) bei einem gleichzeitig hohen Kaufkraftindex (rund 26.000 €) noch deutlich günstiger als in Hamburg (bei 8 % und ca. 21.000 €). Jedoch steht Hamburg in dieser Hinsicht immer noch besser da als Köln und vor allem als Berlin, das eine Arbeitslosenquote von ca. 14 % aufweist und dessen Kaufkraftindex bei rund 17.000 € liegt. 3.1 Berlin: Kritische Masse und Internationalität – Entwicklung der Kreativwirtschaft durch Netzwerke Die politische Teilung Berlins hat eine für Metropolen einzigartige Situation hervorgebracht (Hesse/Lange 2007, 64-65; Lange 2010, 179). Der Westteil der Stadt, über Jahrzehnte sub- ventioniert, verlor im Laufe der Jahre seine industrielle Basis. Dies schwächt bis heute die ge- samte Stadt. Im Osten Berlins erfolgte dagegen lange Zeit der Aufbau letztlich nicht konkur- renzfähiger industrieller Bereiche, sodass die wiedervereinte Stadt seit den 1990er Jahren zwar ein kulturelles Aushängeschild ist, aber in ökonomischer Hinsicht nur bedingt einem Vergleich mit Städten wie Hamburg, München, Frankfurt oder anderen europäischen Metro- polen standhält. Die zahlreichen Initiativen in der Nachwendezeit haben kaum nennenswerte Wachstumseffekte hervorgebracht und nur zu einer marginalen Bevölkerungszunahme ge- führt. Damit verbunden sind seit 10 bis 15 Jahren haushaltspolitische Schwierigkeiten. STADTart – Multipl:cities – Klaus R. Kunzmann 5
Kreativwirtschaftspolitik ausgewählter Metropolen – Schlussfolgerungen für Hamburg Strukturmerkmale der Stadt Heute hat Berlin rund 3,5 Mio. Einwohner. Szenarien gehen von Stabilisierungen oder leich- ten Rückgängen aus, aktuell weist die Einwohnerentwicklung jedoch eine weitere Zunahme auf. Die europäische Metropolregion Berlin-Brandenburg (einschließlich des gesamten Bun- deslandes Brandenburg) kommt auf eine Bevölkerungszahl von knapp 6 Mio. Das Bruttoin- landsprodukt in Berlin wuchs im Jahr 2010 mit 2,7 % etwas weniger als auf Bundesebene mit 3,6 %. Da es 2009 nur einen Rückgang um 0,5 % gegeben hatte, liegt die Wirtschaftsleistung in der Hauptstadt im Unterschied zur Entwicklung auf Bundesebene heute wieder über dem Niveau vor der letzten Krise. Zudem sind bedeutende Dienstleistungsbereiche gewachsen. Die Unternehmensdienstleistungen inklusive Finanzierung/Vermietung steigerten die Wertschöp- fung überdurchschnittlich um 2,8 % (Bund: +1,9 %). Eine solche überdurchschnittliche Ent- wicklung trifft jedoch nicht auf alle Branchen zu, wie etwa Handel, Gastgewerbe und Verkehr zeigen (www.berlin.de). Historisch-politischer und kultureller Hintergrund In den 1920er Jahren des letzten Jahrhunderts war Berlin unter anderem als Verlags- und Theaterstadt bekannt, vor allem jedoch als Filmstadt. Einzelne Teilmärkte der Kreativwirt- schaft waren schon damals für Berlin von großer wirtschaftlicher Bedeutung. Unter den Be- dingungen der Teilung fungierten beide Gebiete der Stadt als kulturelle Aushängeschilder und Plattformen der jeweiligen politischen Systeme. Gleichzeitig entwickelten sich in beiden Tei- len Berlins zahlreiche Sub- und Gegenkulturen. In den räumlichen Nischen bildeten diese insbesondere in den 1980er Jahren in manchen Stadtbezirken einen Humus, auf dem nach der Wiedervereinigung zahlreiche innovative Konzepte entstanden. Die Mischung aus öffentli- chen Subventionen für die Hochkultur und für Avantgarde-Positionen hat eine „kritische Masse“ geschaffen, die bis heute immer wieder neue kulturelle Strömungen, Initiativen, aber auch start-ups bzw. Mikrounternehmen in der Kreativwirtschaft hervorgebracht hat (Senats- verwaltung 2006, 1-10; Kretschmar/Grigutsch 2007, 1-3; Mundelius 2009, 142-143). Besonderheiten der Kreativwirtschaft der Stadt Historisch bedingt hat sich Berlin zusammen mit Potsdam und unter Berücksichtigung des Fernsehens (z.B. am Standort Adlershof) als eine der drei Film- und Fernsehproduktions- standorte in Deutschland etabliert (Mossig 2004, 5). Damit verbunden ist die im Vergleich zu vielen anderen Großstädten enorme Dynamik der Kreativwirtschaft. Dies gilt insbesondere hinsichtlich des Pressemarkts, des Kunstmarkts (bei einem deutlich geringeren Ausgangsni- veau), der Rundfunkwirtschaft sowie der Software-/Games-Industrie (Tabelle 1). Dazu haben auch Verlagerungen von Kleinbetrieben wie etwa Galerien und größeren Unternehmen nicht nur aus anderen Metropolen Deutschlands beigetragen. Die herausragende Attraktivität des Standorts Berlin sowohl bei den „Kreativen“ als auch bei den Unternehmen ist eine weitere Besonderheit der Stadt. Der Anteil der Kreativwirtschaft am Gesamtumsatz der Berliner Wirt- schaft beträgt nach Berechnungen des Senats für Wirtschaft, Technologie und Frauen etwa 16 % (ein Anteil, der u.a. durch eine breitere als heute bundesweit gültige Definition bedingt ist). Insgesamt hat sich die wirtschaftliche Lage der Stadt durch drastische Sparmaßnahmen und Investitionen auf der einen Seite und einem schwachen, aber kontinuierlichen Zustrom von Hochqualifizierten bzw. Umzügen von Stiftungen, Verbänden etc. nach Berlin auf der ande- ren Seite zusehends konsolidiert. Dadurch eröffnen sich auch neue Marktchancen. STADTart – Multipl:cities – Klaus R. Kunzmann 6
Kreativwirtschaftspolitik ausgewählter Metropolen – Schlussfolgerungen für Hamburg Zentrale Herausforderungen der Kreativwirtschaft in Berlin Die Berliner Kreativwirtschaft steht angesichts der skizzierten Rahmenbedingungen und des Scheiterns von Entwicklungsprojekten wie etwa Mediaspree, das auf un- oder zwischenge- nutzten Grundstücken entlang eines Teils des Spreeufers u.a. die Ansiedlung von Kommuni- kations- und Medienunternehmen vorsah (Hesse/Lange 2007, 68-69), vor einer Reihe an Her- ausforderungen. Dazu zählen: die Erschließung neuer Märkte mit bestehenden Wachstumsbranchen am Standort Berlin und außerhalb der Stadt, die Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen, die Professionalisierung der Marktteilnehmer und Verbesserung der unternehmerischen Kompetenz, die Stärkung und der Ausbau der vorhandenen Selbst- und Binnenorganisation innerhalb der Teilmärkte, die Sicherung des Stellenwerts der Kreativwirtschaft gegenüber anderen Politikfeldern, vor allem der Renaissance der Industriepolitik, die Entwicklung von Lösungsansätzen für Stadtgebiete, die der Gentrifizierung ausgesetzt sind, die großräumige Erschließung von Flächen für die Kreativwirtschaft an aufgelassenen In- frastrukturanlagen, zum Beispiel im Rahmen der Entwicklung des Flughafens Tempelhof. Strategien zur Entwicklung der Kreativwirtschaft Die Kreativwirtschaft steht seit 2004 auf der politischen Agenda des Landes Berlin. Politik und Unternehmen haben wesentlichen Anteil daran, dass die Stadt inzwischen international als Talent- und Kreativmetropole bekannt ist. Ziel des Landes ist nach Angaben der Berliner Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Frauen, die Anzahl der Erwerbstätigen in der Kreativwirtschaft von heute rund 160.000 bis 2015 auf 200.000 zu steigern, zudem soll über die Unterstützung der Unternehmen der Jahresumsatz von 16 Mrd. € auf rund 20 Mrd. € erhöht werden (diesen Angaben liegt nicht die heute bundesweit gültige Abgrenzung der Kre- ativwirtschaft zugrunde, weshalb sie von den Werten in Tabelle 1 abweichen). Organisation der Kreativwirtschaftspolitik Die Kreativwirtschaftspolitik ist im Referat für Medien-, IKT- und Kreativwirtschaft der Se- natsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Frauen angesiedelt und Bestandteil der Lan- desinitiative Projekt Zukunft. Diese Senatsinitiative soll den Strukturwandel Berlins zur In- formations- und Wissensgesellschaft fördern. Ziel ist die Entwicklung der Stadt zu einem in- ternational anerkannten, wettbewerbsfähigen und attraktiven Standort. Dabei sollen die zu- kunftsträchtigen Wirtschaftszweige der Medien-, IT- und Kreativwirtschaft gefördert und mit Wissenschaft, Politik und Verwaltung vernetzt werden. Eingerichtet wurde dazu ein regelmä- ßig tagender Lenkungskreis, an dem auch Branchenvertreter, die Senatsverwaltung für Stadt- entwicklung, die Senatskanzlei sowie die Marketinggesellschaften beteiligt sind. STADTart – Multipl:cities – Klaus R. Kunzmann 7
Kreativwirtschaftspolitik ausgewählter Metropolen – Schlussfolgerungen für Hamburg Charakter und Strategie Die Veröffentlichung des ersten Kulturwirtschaftsberichts im Jahre 2005 war Auslöser einer Reihe an branchenbezogenen Roundtable-Gesprächen und es wurden Netzwerkaktivitäten im Kreativbereich unterstützt. Schon 2004 wurde das bestehende Außenwirtschaftsförderpro- gramm auch für die Kreativbereiche geöffnet, einer der ersten Maßnahmen zur Erschließung neuer Märkte. Von der UNESCO 2006 als City of Design ausgezeichnet, erfolgte 2007 die Einrichtung des Informationsportals Creative City Berlin, eine der ersten teilmarktbezogenen Initiativen der Stadt. Mit dem Kreativ Coaching Center und einem auf die Teilmärkte fokus- sierten Beteiligungskapitalfonds wurden in Ergänzung dazu weitere Förderinstrumente entwi- ckelt (Lange/Kalandides 2008, 132). Raumbezogene Aspekte Angesichts der Clusterung der Kreativwirtschaft an zumeist innerstädtischen Standorten Ber- lins, darunter in den Bezirken Kreuzberg-Friedrichshain, Mitte, Prenzlauer Berg-Pankow und Charlottenburg aufgrund geeigneter, kostengünstiger und attraktiver Immobilien (Ebert/Kunz- mann 2007, 65ff), ist die Kreativwirtschaft sowohl in einigen Bezirken der Stadt als auch auf der Ebene der Quartiersentwicklung schon seit Jahren ein Politik- und Handlungsfeld. Zudem besteht seit Jahren ein Atelierförderprogramm. Das große Investorenprojekt Mediaspree ist jedoch am Widerstand der Bevölkerung gescheitert. Es zielte darauf ab, durch Bürogebäude, Lofts und Hotels etc. eine attraktive Adresse vor allem für die medienaffinen Branchen ent- lang der Spree östlich der Oderbaumbrücke, zwischen Friedrichshain und Prenzlauer Berg zu schaffen. Programme, Projekte und Maßnahmen Die Kreativwirtschaftspolitik der Stadt erfolgt im Windschatten einer großen wirtschaftlichen Dynamik der Branche. Berlin profitiert dabei seit Jahren vom Mythos eines anderen Deutsch- lands, einem weniger rigiden und vorbestimmten Stadt- und Lebensgefühls, das viele Men- schen in ihren Bann zieht. Dies bedingt, trotz schwacher Absatzstrukturen und wenigen fi- nanzkräftigen Dienstleistungsbranchen, einen konstanten Zustrom junger, gut ausgebildeter Bevölkerungsgruppen aus anderen Gebieten Deutschlands und dem Ausland sowie zahlreiche Umzüge von forschungs-, wissens- und beratungsintensiven Dienstleistern. Vor diesem Hin- tergrund listet der Kulturwirtschaftsbericht 2008 neun Handlungsfelder auf: Vernetzung von Unternehmen der Kultur- und Kreativwirtschaft, Politik, Verwaltung und Interessengruppen sowie Clusterbildung, Unterstützung der Kreativszenen, etwa im Rahmen der Projekt- und Künstlerförderung, Aufbau von internationalen Netzwerken, Aktivierung von Räumlichkeiten für die Kultur- und Kreativwirtschaft, Absatzsteigerung, unter anderem im Rahmen eines verbesserten Kultur-Marketings, För- derung von Marketingkooperationen, Förderung digitaler Geschäftsmodelle, Schaffung einer vernetzten Aus- und Weiterbildungsstruktur unter Einbezug von Coa- chingangeboten, STADTart – Multipl:cities – Klaus R. Kunzmann 8
Kreativwirtschaftspolitik ausgewählter Metropolen – Schlussfolgerungen für Hamburg Schaffung von Plattformen, Identifizierung und Sicherung kreativer Räume im Rahmen der Stadtentwicklungspla- nung. Programme und Projekte Mit der Landesinitiative Projekt Zukunft wurde in Berlin eine operative Ebene geschaffen, die seit 2004 Strategien, Maßnahmen und Projekte im Kreativbereich entwickelt. Die Initiative versteht sich als Bindeglied zwischen den Teilsystemen Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Verwaltung (Investitionsbank Berlin 2007, 1-3; McKinsey 2010, 1-2) und ist verantwortlich für Programme und Projekte in folgenden Teilmärkten: Designwirtschaft: Designförderprogramm 2000-2006; Create Berlin Netzwerk; Plattform: DMY International Design Festival; mehrsprachige Broschüren über Design aus Berlin, Auslandspräsentationen; Modewirtschaft: Plattformen: Mercedes Benz Fashion Week/Showroom-Meile; mehrspra- chige Broschüren über Mode aus Berlin; Mode-Award 2009; Auslandspräsentationen; Film- und Fernsehwirtschaft: Medienboard Berlin Brandenburg GmbH; Plattform: Me- dienwoche; Zwischenfinanzierungsdarlehen für Film- und Fernsehwirtschaft; das auf den Contentbereich ausgeweitet werden soll (seit gut zwei Jahren wird ein Pilotprogramm für die Förderung im Bereich Digital Content-Angeboten); Visual Effects Wettbewerb; Musikwirtschaft: Berlin Music Commission; Plattform: Popkomm bzw. All together now; Berlin Music Week 2010; Auslandspräsentationen; Games/Web 2.0: Interactive Berlin Portal; Plattform: Gamestage; Pilotprogramm Digital Content über Medienboard GmbH; Serious Games Netzwerk; Messepräsentation; Zudem gibt es eine Reihe an teilmarktübergreifenden Maßnahmen, darunter das Creative City Berlin-Web-Portal, Zukunftsgespräche, Studien zu Weiterbildungsbedarfen in der Kultur- und Kreativwirtschaft; Kreativ Coaching Center (KCC); VC Fonds Kreativwirtschaft Berlin; Wettbewerbe im Rahmen der Initiative Berlin – Made to Create. Akteure und Zielgruppen Bedeutender Akteur der Berliner Kreativwirtschaftspolitik ist die Senatsverwaltung für Wirt- schaft, Technologie und Frauen und die dort angesiedelte Landesinitiative Projekt Zukunft. Darüber werden u.a. das DMY International Design Festival, Innovationsprojekte wie der de- sign reaktor berlin, Professionalisierungsmaßnahmen im Musikbereich, die Berlin Fashion Week, Modewettbewerbe und Literaturfestivals in Höhe von rund 1 Mio. € (2010) jährlich co- finanziert. Ein weiterer wichtiger Akteur ist seit Jahren die IHK Berlin. Sie hilft teilmarkt- übergreifend bei Existenzgründungen bzw. Wachstumsstrategien und setzt sich für die Ver- besserung der institutionellen und finanziellen Rahmenbedingungen ein. Zudem ist sie behilf- lich bei der Vernetzung der Teilmärkte, um die Wettbewerbsnachteile der kleinen und mittel- ständischen Unternehmen gegenüber Großunternehmen ausgleichen zu können. Ausgerichtet sind die Maßnahmen vor allem auf die steigende Anzahl an Mikrounternehmen und Freibe- ruflern. Angestrebt wird in diesem Zusammenhang die Schaffung dezentraler Anlaufstellen. STADTart – Multipl:cities – Klaus R. Kunzmann 9
Kreativwirtschaftspolitik ausgewählter Metropolen – Schlussfolgerungen für Hamburg Netzwerke und Plattformen Angeregt durch die Roundtable-Gespräche innerhalb der Teilmärkte sind in den letzten Jahren intermediäre Netzwerke zwischen Verwaltung/Politik aufgebaut worden. Dazu zählen Me- dienboard (Film- und TV-Markt), Create Berlin (Designwirtschaft), Berlin Music Commissi- on (Musikwirtschaft) oder Games Network (Software und Games Industry. Dieser kosten- günstige aber personalintensive Ansatz wird zunehmend als erfolgversprechend angesehen, da zum einen die Marktteilnehmer ein hohes Mitsprachrecht und Mitgestaltungsrecht bei den Außendarstellungen, bei der Plattformbildung und bei der thematischer Akzentsetzung haben, und zum anderen en passant Selbstorganisationspotenziale stabilisiert und weiter entwickelt werden. Im Zuge dieser Netzwerkbildungen sind zudem einige teilmarktbezogene Webplatt- formen entstanden. Mit dem Creative City Berlin-Web-Portal hat der Senat dabei einen groß angelegten Versuch unternommen, die Binnen- und Außenkommunikation der Teilbranchen zu stärken und der thematischen Dezentralität über das Web eine bündelnde Heimat zu geben. Marketing Einer der Schwerpunkte der Kreativwirtschaftspolitik der Stadt ist die (inter-)nationale Ver- marktung des Kreativstandorts Berlin. Durch die Vernetzung von Kreativität und Wirtschaft soll der Standort Berlin im internationalen Wettbewerb profiliert und gestärkt werden. Die Aktivitäten der dafür verantwortlichen Berlin Partner GmbH reichen von Kooperationspro- jekten über Marketing-Beratung und Moderation bis zur Entwicklung von Internet-Portalen und Schaltung von Anzeigen, Außenwerbe-Kampagnen sowie Radio- und TV-Spots (www. berlin-partner.de ). Laufzeit und Finanzmittel Die Stärkung von Netzwerken innerhalb der Kultur- und Kreativwirtschaft erfolgt im Wesent- lichen über die Clusterförderung mit bis zu 500.000 € innerhalb von drei Jahren. Bisher haben die Netzwerke Create Berlin e.V. sowie die Berlin Music Commission eine solche Förderung im Rahmen der Bund-Länder-Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirt- schaftsstruktur“ erhalten. Weitere Netzwerke arbeiten daran. Als wichtige Instrumente haben sich zudem Mikrodarlehen und der Venture Capital Fonds Kreativwirtschaft Berlin erwiesen: Mikrodarlehen: Seit 2008 besteht im Rahmen des KMU-Fonds Berlin die Möglichkeit, ein Mikrodarlehen in der Höhe zwischen 10.000 und 25.000 € zu beantragen. Die Antrag- stellung wurde stark vereinfacht und ist auf Basis einer Checkliste möglich. Gefördert werden kleine und mittlere Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft sowie Freiberufler. Die Mikrodarlehen können sowohl für Existenzgründungen, Erweiterungen als auch für Neuansiedlungen und Betriebsübernahmen eingesetzt werden. 16 % der Mikrodarlehen des Landes Berlin gehen bisher an Unternehmen und Freiberufler der Kultur- und Krea- tivwirtschaft. Durch zusätzliche Kommunikationsmaßnahmen soll die Nutzung der Mik- rodarlehen für die Kultur- und Kreativwirtschaft intensiviert werden. Venture Capital Fonds Kreativwirtschaft Berlin: Mit diesem von der Investitionsbank Berlin (IBB) und dem Land Berlin eingerichteten Wagniskapitalfonds in Höhe von 30 Mio. € - teilweise gespeist aus Mitteln des Europäischen Fonds für Regionale Entwick- lung (EFRE) - soll die Eigenkapitalbasis von kleinen und mittelständischen Wachstums- unternehmen der Berliner Kreativwirtschaft durch die Bereitstellung von Beteiligungska- pital verbessert werden. Dazu zählen offene Minderheitsbeteiligungen am Stamm- bzw. STADTart – Multipl:cities – Klaus R. Kunzmann 10
Kreativwirtschaftspolitik ausgewählter Metropolen – Schlussfolgerungen für Hamburg Grundkapital der Unternehmen. Dies kann mit einer stillen Beteiligung oder einem Ge- sellschafterdarlehen kombiniert werden. In der ersten Finanzierungsrunde wurden bis zu 1,5 Mio. € investiert. Bei weiteren Finanzierungsrunden kann der VC Fonds Kreativwirt- schaft Berlin sein Engagement auf bis zu 3 Mio. € je Unternehmen erhöhen. Steuerungsformen der Kreativwirtschaftspolitik Die Programme, Projekte und Maßnahmen der Berliner Kreativwirtschaftspolitik basieren auf der Kombination unterschiedlicher Steuerungsformen. Die ausgeprägten Experimentierprak- tiken der Marktteilnehmer und eine im Verhältnis zur quantitativen Bedeutung der Kultur- und Kreativwirtschaft geringe personelle Unterstützung seitens des Senats zeigen, dass bei unvollständigen und oftmals noch wenig formalisierten Marktstrukturen ein hohes Maß und eine große Bereitschaft zur Selbstorganisation besteht (Lange/Ehrlich 2009, 22-23; Lange 2011, 260). Aufbauend auf dieser ausgeprägten Steuerungsform der Self-governance und be- dingt durch die schwierige Finanzsituation der Stadt setzt der Senat verstärkt auf den Aufbau und die Professionalisierung intermediärer Netzwerke und auf Steuerungsformen der Co- governance. In diesem Sinne ist auch das Kreativ Coaching Center organisiert. Dabei werden Existenzgründer sowie junge und etablierte Unternehmen mit überdurchschnittlichem Wachs- tumspotenzial bei betriebswirtschaftlichen Fragestellungen unterstützt. Dies geschieht in Form eines umfangreichen, adressatengerechten Seminarangebots sowie durch Infoveranstal- tungen. Nach Identifikation der spezifischen Engpässe eines Unternehmens wird es von einem oder mehreren externen Beratern beim Problemlösungsprozess begleitet. Darüber hinaus wird das Potenzial des „kreativen Standorts Berlin“ seitens der Marketinggesellschaften der Stadt weiterhin (inter-)national und im Kontext der Hierarchical governance von oben vermarktet, vielfach ohne jedoch auf die teilmarktspezifischen Handlungslogiken Rücksicht zu nehmen. Der Ansatz der Co-governance wird von der Senatsverwaltung heute als zentraler „Hebel“ verstanden, um die Marktstrukturen positiv zu beeinflussen. Ziel ist es dabei, mit Hilfe von Angeboten in der Stadtregion, wie etwa zum Coaching, im Messewesen, durch Mikrokredite etc. die Entwicklungsbedingungen zu verbessern. Auch soll damit die Basis für eine adäquate internationale Präsentation der Kultur- und Kreativwirtschaft geschaffen werden. 3.2 Köln2: Medien-, Kultur- und Kreativwirtschaft durch proaktive Struktur- und Stadtentwicklungspolitik Köln ist Teil der Metropole Rhein-Ruhr mit insgesamt rund 12 Mio. Einwohnern, zu der die Landeshauptstadt Düsseldorf (u.a. bekannt als Standort der Werbe- und der Modewirtschaft, als Messestadt, mit einem internationalen Flughafen, einer weltweit renommierten Kunstaka- demie), die Stadt Bonn (u.a. ebenfalls Sitz von Fernseh- und Rundfunkanstalten) und das Ruhrgebiet gehören (u.a. Sitz des WAZ-Konzerns). Das Ruhrgebiet war dabei lange Zeit vor- wiegend der Standort für Produktionsunternehmen und endverbraucherbezogene Anbieter (Arbeitsgemeinschaft Kulturwirtschaft NRW 2007, 12). Dies hat sich in den letzten Jahren geändert (Ebert 2011). Merkmale des nicht ganz mit der Metropole Ruhr identischen Cluster- raums Rhein-Ruhr sind städteübergreifende Wertschöpfungsnetzwerke und ein gemeinsamer Arbeitsmarkt. Einige der auf diese Weise miteinander verbundenen Städte weisen eigene An- gebotsprofile auf, viele stehen aber auch miteinander im Wettbewerb. 2 unter Mitarbeit von Wolfgang Hippe, Agentur für Recherche und Text, A.R.T., Köln STADTart – Multipl:cities – Klaus R. Kunzmann 11
Kreativwirtschaftspolitik ausgewählter Metropolen – Schlussfolgerungen für Hamburg Strukturmerkmale der Stadt Wie in allen Großstädten wird auch die Wirtschaftsstruktur der Stadt Köln heute vom Dienst- leistungssektor geprägt, zum Beispiel durch das Versicherungswesen, jedoch gibt es auch be- deutende industrielle Unternehmen, wie etwa im Fahrzeugbau. Köln nimmt im nationalen Ranking der Messestandorte (Stand 2010) bezüglich der Ausstellungskapazitäten den 3. Platz ein (nach Hannover und Frankfurt). Zudem spielt der Stadt- und Kulturtourismus eine wichti- ge Rolle. Viele Jahre betrug die Arbeitslosenquote deutlich mehr als 10 %, seit 2010 liegt sie zeitweise unter dieser Marke. Bei einer Einwohnerzahl von rund 1 Mio. ist der Anteil an jün- geren Bevölkerungsgruppen überdurchschnittlich hoch. Prognosen bis 2025 gehen aufgrund der überwiegend bildungsbedingten Zuwanderung junger Bevölkerungsgruppen für die kom- menden Jahre von einem Bevölkerungszuwachs aus. Historisch-politischer und kultureller Hintergrund Angesichts einer Vielzahl im Rheinland vorhandener öffentlicher Kunsteinrichtungen und privater Sammler sowie Galerien ist Köln eines der fünf wichtigen Kunstzentren in Deutsch- land. Ausgelöst durch den ersten „Kölner Kunstmarkt“ (seit 1983 Art Cologne), der Entde- ckung der Popart und dem Zuzug von Galeristen entwickelte sich Köln vorübergehend zum bundesdeutschen Handelszentrum für „Moderne Kunst“. Schon Jahre zuvor haben unter ande- rem das Elektronische Studio des WDR und dessen namhafte Musiker sowie die Arbeitsmög- lichkeiten bei dem Sender zahlreiche Künstler an den Rhein gezogen (Herzogenrath/Lueg 1986). Zudem hat das Druckereiwesen die Entwicklung der Stadt als Verlagsstandort begüns- tigt. Besonderheiten der Kreativwirtschaft der Stadt In Köln liegt der Anteil der Kreativwirtschaft an der Gesamtwirtschaft hinsichtlich der Anzahl an Unternehmen bei rund 16 %. Der Anteil der Umsätze an der Gesamtwirtschaft beträgt nicht ganz 7 %, bei rund 37.000 Erwerbstätigen, ohne Berücksichtigung geringfügig Beschäf- tigter (Arbeitsgemeinschaft Kulturwirtschaftsbericht Köln 2007, 23). Von besonderer Bedeu- tung für die Entwicklung der Kreativwirtschaft der Stadt ist der WDR. Mit rund 4.300 Be- schäftigten (davon überwiegend mit Sitz in der Kölner Innenstadt) ist er innerhalb Deutsch- lands und Europas die größte öffentlich-rechtliche Sendeanstalt. Hinzu kommen 18.000 freie Mitarbeiter (u.a. Drehbuchautoren, Schauspieler, Sänger, Musiker, Werbefachleute), wovon ein großer Teil seinen Standort in Köln und Umgebung hat. Der WDR ist darüber hinaus ein bedeutsamer Auftraggeber für Betriebe der Kreativwirtschaft, und daher seit Jahren eine der Quellen für Unternehmensgründungen. Zudem trägt bzw. unterstützt der Sender zahlreiche Kulturveranstaltungen am Standort Köln, darunter Konzerte und Kabarettveranstaltungen (Schulz et. al. 2009, 294-305). Köln ist mit weiteren Privatsendern wie RTL (seit 1984) oder VOX sowie zahlreichen in- und ausländischen digitalen Spartenkanälen neben München und Berlin einer der drei bedeutsamen Film- und Fernsehproduktionsstandorte in Deutschland (Mossig 2004, 5). Einer der Schwerpunkte ist die Comedy-Produktion. Die Sendeanstalten waren und sind weiterhin wichtige Treiber bei der stadtregionalen Entwicklung der Kreativ- wirtschaft und fördern die teilmarktübergreifende Vernetzung der Unternehmen. Weitere Be- sonderheiten sind der Karneval, der in Köln ein bedeutender Markt ist, sowie die zahlreichen für die Kreativwirtschaft bedeutsamen Messen wie die Photokina (seit 1950) oder die 2009 von Leipzig nach Köln umgezogene Messe für interaktive Unterhaltungselektronik gamescom (zuvor Games Convention). Mit dem Netzwerk Sound of Cologne, zu dem sich unter Beteili- STADTart – Multipl:cities – Klaus R. Kunzmann 12
Kreativwirtschaftspolitik ausgewählter Metropolen – Schlussfolgerungen für Hamburg gung der Stadt Köln die Kölner Musik- und Veranstaltungswirtschaft sowie bedeutsame Play- er wie Emi Electrola zusammengeschlossen haben, versteht sich Köln auch als Musikstadt. Zentrale Herausforderungen der Kreativwirtschaft in Köln Eine der zentralen Herausforderungen des Kreativwirtschaftsstandorts Köln ist die Abwande- rung von „Kreativen“ und Unternehmen, insbesondere nach Berlin, darunter von Kunstgale- rien, von Sendern wie etwa VIVA (2005), von Interessensverbänden (z.B. dem Bundesver- band der Galerien 2009) oder der Musikmesse Popkomm (2004). Dieses seit Jahren bestehen- de Problem beeinflusst die Wettbewerbsfähigkeit des Medien- und Messestandorts Köln. Weitere Herausforderungen sind die Erschließung neuer Märkte im Ausland, die „Nutzung“ der Ausbildungspotenziale (u.a. durch Unterstützung bei der Existenzgründung) sowie die Si- cherung bzw. Entwicklung von Standorten für die Kreativwirtschaft. Hinzu kommen Heraus- forderungen, die sich aus der Konvergenz der Medien für den Fernsehproduktionsstandort Köln und Nordrhein-Westfalen ergeben, weshalb kürzlich auch eine Neuausrichtung der Filmstiftung NRW erfolgte. Als „Film- und Medienstiftung NRW“ ist die Fördereinrichtung nunmehr für das Mediencluster NRW verantwortlich und fungiert zudem als Anlaufstelle so- wohl für Film bzw. Fernsehen als auch für die Medien des Landes, einschließlich der Games- Industrie. Sie ist in diesen Feldern darüber hinaus für das Standortmarketing zuständig. Ange- sichts der sich abzeichnenden Veränderungen in der Branche hat die IHK Köln eine Studie zur Zukunft der Medienregion erstellt (IHK Köln/HMR 2011). Strategien zur Entwicklung der Kreativwirtschaft Köln war die erste Großstadt in Deutschland, die schon im Jahre 2000 nach dem ersten Kul- turwirtschaftsbericht des Landes NRW (dem ersten eines Bundeslandes in Deutschland), eine Studie zur Kulturwirtschaft erarbeitet hat. Jedoch wurde schon zuvor, unterstützt durch Initia- tiven des Landes NRW, eine aktive Medienstandortpolitik betrieben. Schwerpunkt dieser Po- litik war die Entwicklung Kölns zu einem bedeutenden Fernsehstandort. In diesem Kontext entstand beispielsweise der Mediapark, ein Quartier, das viele Jahre von Medienunternehmen geprägt war. Auch wurden neue Veranstaltungen initiiert, darunter das seit zwei Jahrzehnten jährlich durchgeführte Medienforum.nrw, das Film- und Fernsehfestival Cologne Conference, das Designfestival PASSAGEN oder das seit 1997 stattfindende Architekturforum Plan. Organisation der Kreativwirtschaftspolitik Angesichts der vielen Überschneidungen von Medien-, Kultur- und Kreativwirtschaft und ei- ner 1996 eingerichteten Medienstabsstelle (bis 2009 direkt dem Amt des Oberbürgermeisters, seither dem Dezernat für Wirtschaft und Liegenschaften zugeordnet), ist diese Anlaufstelle seit Jahren auch für die Kultur- und Kreativwirtschaftspolitik der Stadt Köln zuständig. Zur Koordinierung der kommunalen Initiativen und Maßnahmen wurde unter Federführung des Wirtschaftsdezernats zusätzlich eine verwaltungsinterne „Koordinierungsstelle Kreativwirt- schaft“ eingerichtet. Daran beteiligt sind auch die IHK Köln und die RheinEnergie Stiftung Kultur Köln, die Projekte wie etwa die Anmietung eines Ausstellungsraums für Studierende der Kunst fördern. Der Gemeinschaftsausschuss Medien der IHKs Bonn/Rhein-Sieg und Köln dient der überregionalen Abstimmung der Initiativen in diesem Handlungsfeld. Weitere Trä- ger der Kulturwirtschaftspolitik, an der die Stadt Köln beteiligt ist, sind Einrichtungen wie etwa die Cologne on pop GmbH oder die Media Kultur Köln GmbH. STADTart – Multipl:cities – Klaus R. Kunzmann 13
Kreativwirtschaftspolitik ausgewählter Metropolen – Schlussfolgerungen für Hamburg Eine nicht unwesentliche Rolle spielt in der Kreativwirtschaftspolitik der Stadt Köln die Lan- despolitik. So zählt die Kultur- und Kreativwirtschaft zu den Leitmärkten des Landes NRW. Auch wurde 2009 ein Clustermanagement zur Kultur- und Kreativwirtschaft, zur Informati- ons- und Kommunikationstechnologie (IKT) sowie eine Clusterinitiative Medien mit Sitz in Köln eingerichtet. Handlungsschwerpunkte sind vor allem Standortmarketing und Unterneh- mensansiedlung. Koordiniert werden diese und weitere Initiativen in der Kultur- und Stadt- entwicklungspolitik des Landes durch einen interministeriellen Arbeitskreis. Darüber hinaus führt das Land NRW Wettbewerbe zur Kultur- und Kreativwirtschaft durch (z.B. CREATI- VE.NRW), unterstützt die NRW Bank mit ihrem Kreativwirtschaftsfonds Unternehmen und es wurden Möglichkeiten eröffnet, auch auf allgemeine Förderprogramme zurückgreifen zu können, u.a. auf das Auslandsmesseprogramm der Wirtschaftsförderungsgesellschaft NRW. INVEST. Charakter und Strategie Die Stadt Köln verfolgt seit der Einrichtung der Medienstabsstelle, die mit den Dezernaten für Kultur und Stadtentwicklung kooperiert, eine integrierte Entwicklungsstrategie, ohne dabei teilmarktspezifische Ansätze zu vernachlässigen. Ausdruck dieser Kooperation ist die Formel „Wirtschaftsförderung, plus Kulturpolitik, plus Stadtentwicklungspolitik“ (einschließlich Lie- genschaftspolitik). Schon seit 1995 gibt es ein Konzept zur kommunalen Designförderung, in dessen Kontext eine Vielzahl an Projekten „ideell und materiell“ gefördert worden sind bzw. weiterhin gefördert werden. Charakteristikum der Kreativwirtschaftspolitik der Stadt Köln ist, dass sich diese sehr ausgeprägt in Stadtentwicklungsprojekten niederschlägt. Über gemeinsa- me Veranstaltungen wird die integrierte Strategie zudem in die kommunale Öffentlichkeit transportiert (z.B. Roters 2010) und auch durch entsprechende Events flankiert. Bei den Maß- nahmen setzt die Stadt Köln vor allem auf die Erschließung endogener Potenziale der Stadt bzw. der Stadtregion (der Kulturwirtschaftsbericht 2008 für Köln bezieht die angrenzenden Kommunen ein), die Stärkung des Standorts durch vielfältige Ausbildungsangebote sowie die Ansiedlung von Unternehmen und von Messen der Kreativwirtschaft. Raumbezogene Aspekte Die Stadtentwicklungsplanung hat bei den Maßnahmen zur Stärkung der Kultur- und Krea- tivwirtschaft seit der pro-aktiven Medienpolitik des Landes NRW und der Stadt Köln einen großen Stellenwert, da das urbane Umfeld für die Entwicklung der Querschnittsbranche als besonders wichtig angesehen wird. In diesem Kontext wurden eine Reihe an Quartieren für unterschiedliche Segmente der Medien-, Kultur- und Kreativwirtschaft entwickelt u.a. der in- nenstadtnah gelegene Mediapark, ein Gebiet, das über viele Jahre ein landesweit bedeutender Standort von Medienunternehmen war und sich zum Wissenschaftspark gewandelt hat. Dazu zählt auch das Coloneum, ein Studiokomplex für Film- und Fernsehen im Stadtteil Ossendorf. Zusätzlich wurden Maßnahmen zur Verbesserung der Entwicklungsbedingungen der Kultur- wirtschaft ergriffen, beispielsweise durch den Aufbau des AV-Gründerzentrums NRW GmbH für audiovisuelle Medien im Jahre 2006, u.a. in Kooperation mit der heute so bezeichneten Film und Medienstiftung NRW, dem Land Nordrhein-Westfalen, der IHK Köln und Medien- unternehmen. STADTart – Multipl:cities – Klaus R. Kunzmann 14
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