Kriusilla Farm: Workcamp in Estland - Bericht einer Freiwilligen - SCI Schweiz

Die Seite wird erstellt Stefan-Nikolai Heinz
 
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                                                               3/2018

Afghanisches Essen am
Lakesplash Festival, p. 3        Kriusilla Farm:
Traditional Yurt-building in
Germany, p. 4                    Workcamp in Estland
Youth Exchange “Diverse”, 13 -
20 July 2018 in Spain, s. 8
                                 Bericht einer Freiwilligen

                                         2018
                                           2015
                                              August
                                                März| |Août
                                                        Mars| Agosto     newsletter 1Nr. 323
                                                              | Marzo || Newsletter      337
intro

Editorial
Liebe Freundinnen und Freunde               mit seinem ersten Workcamp in            Viel Spass bei der Lektüre,
des SCI,                                    Deutschland und wie das Errichten        Loretta Scherler
                                            einer traditionellen Yurte zum in-
Der SCI Schweiz hat ein neues Pro-          terkulturellen Austausch beitragen
jekt lanciert: „Create a Common             kann (s. 4/5) und Sarah lässt uns
Understanding“ ermöglicht asyl-             auf Seite 6/7 an ihren Erlebnissen
suchenden Jugendlichen in der               im Langzeiteinsatz in Ushgorod,
Schweiz die Teilnahme in unseren            Ukraine teilhaben und teilt ihre Ge-
Workcamps und fördert somit den             danken zu der Sprache, den Unter-
interkulturellen Austausch zwisch-          richtsmethoden und dem Krieg vor
en der lokalen Bevölkerung, den             Ort auf den zwei Seiten mit uns.
internationalen Freiwilligen sowie          Was ist eigentlich ein Youth
den Asylsuchenden. Reza Jafari aus          Exchange? An diesem neuen Aus-
Afghanistan hat im Juli an unserem          tauschprogramm von Erasmus+
Workcamp „Lakesplash Festival“              nahmen diesen Sommer vier
in Tavannes teilgenommen und                Jugendliche aus der Schweiz teil
zusammen mit 8 Freiwilligen aus             und erzählen davon auf Seite 8.
aller Welt eine unvergessliche Zeit         Und zuletzt reisen wir in Gedanken
erlebt. Mehr dazu erfahrt ihr auf           nach Estland zu der Kriusilla Farm,
Seite 3.                                    wo Erika viel Wertvolles während         Reza und die beiden Freiwillige aus Taiwan
Daniel schildert seine Erfahrungen          ihrem Workcamp gelernt hat.              am Lakesplash Festival 2018

Editorial
Chères amies et amis du SCI Suisse,         Understanding” qui permet aux            de ses expériences à long terme à
                                            jeunes demandeurs d’asile en             Ushgorod, Ukraine à la page 6/7 et
Le SCI Suisse a lancé un                    Suisse de participer à nos               de ses réflexions sur la langue, les
nouveau projet: “Create a Common            chantiers de travail et favorise ainsi   méthodes d’enseignement et la
                                            les échanges interculturels entre la     guerre locale.
                                            population locale, les volontaires       Qu’est-ce qu’un échange de
                                            internationaux et les demandeurs         jeunes? Quatre jeunes suisses ont
                                            d’asile. Reza Jafari d’Afghanistan       participé à ce nouveau programme
                                            a participé à notre chantier             d’échange Erasmus+ cet été et en
                                            “Lakesplash Festival” à Tavannes         parlent à la page 8.
                                            en juillet et a vécu un moment
                                            inoubliable avec 8 volontaires du        Enfin, nous nous rendons en Es-
                                            monde entier. Pour en savoir plus,       tonie à la ferme de Kruisalla, où
                                            lisez la page 3.                         Erika a appris beaucoup de choses
                                            Daniel décrit ses expériences avec       précieuses pendant son camp de
                                            son premier camp de travail en Alle-     travail.
                                            magne et comment la construction
                                            d’une yourte traditionnelle peut         Je vous souhaite une bonne
                                            contribuer à l’échange intercul-         lecture,
Youth Exchange “Diverse” in Illora, Spain   turel (p. 4/5) et Sarah nous fait part   Loretta Scherler

2
report/ch

Afghanisches Essen und Taekwondo
am Lakesplash Festival in Tavannes
    Reza Jafari, Asylsuchender in der Schweiz, Teilnehmer Programm “Create a Common Understanding”

Vom 9. – 18.7. verbrachte ich eine unglaubliche Zeit mit Freiwilligen aus aller Welt am Bielersee im Workcamp
„Lakesplash Festival“ in Tavannes. Wir waren 8 TeilnehmerInnen aus Bern und Zürich, den Niederlanden, Russland,
Serbien und Taiwan. Für mich war es eine sehr besondere Erfahrung, an einem SCI-Workcamp teilzunehmen, denn
ich bin ein asylsuchender Jugendlicher aus Afghanistan hier in der Schweiz und habe seit meiner Ankunft noch nie
etwas Ähnliches gemacht.

Am ersten Tag reisten wir alle                  Trainer und so kamen wir jeden      Am letzten Abend des Festivals gab
an und Francesco vom Festival                   Morgen in den Genuss eines kurzen   es erneut eine kleine Party für alle
erzählte uns etwas zu der 20-jähri-             Taekwondo-Trainings.                Freiwilligen. Das Allerschönste an
gen Geschichte des Festivals. Pro               Am zweiten Tag machten wir einen    dieser Workcamperfahrung war der
Tag kommen rund 1‘500 Festival-                 Ausflug nach Biel und versuchten    Kontakt und der Austausch mit den
besucherInnen an das Reggae-                    uns auf dem See mit „Stand-up-      Leuten aus aller Welt und auch mit
Festival und schon am ersten Tag                Paddling (SUP)“. Das war eine su-   den SchweizerInnen vor Ort. Es war
begannen wir mit dem Aufbau der                 per Erfahrung und wir hatten viel   als lebten wir wie eine kleine Fami-
Infrastruktur.                                  Spass in der Gruppe.                lie zusammen während dieser Zeit.
Übernachten konnten wir in Zelten               In den nächsten Tagen halfen        Ich habe auch viel Neues über die
im einem Garten, in der Nähe des                wir beim Aufbau der Bühne und       Schweizer Kultur gelernt.
Bahnhofs Tavannes. Leider war                   den verschiedenen Bars. Am
es sehr laut, da es viel Zugverkehr             Abend konnten wir mit Pedalos       Der Kontakt zu den lokalen Leuten
gab. Wir trugen aber Ohropax – das              über den Bielersee fahren. Am       war sehr bereichernd und auch die
Zelten und die Ohropax waren eine               Vorabend des Festivals kochte       Freundschaften, die ich innerhalb
völlig neue Erfahrung für mich!                 ich afghanisches Essen für          meiner Gruppe geschlossen habe
Gemeinsam gingen wir einkaufen                  alle und wir organisierten eine     – auch jetzt noch bleiben wir in
und bereiteten jeweils unser Früh-              kleine Party für alle HelferInnen   Kontakt und wer weiss, vielleicht
stück vor. Die zwei Freiwilligen                des Festivals und die Leute aus     trifft man sich ja einmal wieder in
aus Taiwan waren Taekwondo-                     dem Dorf.                           der Zukunft.

Internationale Freiwillige, der Campcoordinator und ich (ganz links)                Essen vorbereiten während dem Festival

                                                                                                                             3
report/int

“Yurt-Building in Germany” -
My first workcamp experience
    Daniel Pace, Workcampteilnehmer

This workcamp, which goal it was to build an entire yurt from scratch, took place in Lell-
wangen, a very small town in the south of Germany, close to Lake Constance.

                                                                              well organised and open to sugges-
                                                                              tions and remarks. It was very hot
                                                                              during the days but we always had
                                                                              enough breaks, refreshments and
                                                                              food to meet our needs. A typical
                                                                              work day was from the morning
                                                                              until the end of the afternoon.

                                                                              Besides the work, there was always
                                                                              free time in the evening, except
                                                                              when there was a study part. We
                                                                              had a study part about relation-
                                                                              ships and another one about yurt
                                                                              building. We also had a free day in
                                                                              the middle of the camp, where we
                                                                              decided to go the Lake Constance.
                                                                              The organisers gave us all the
                                                                              necessary instructions about the
                                                                              different options, how to get there
                                                                              and even paid our transportation
                                                                              tickets.

                                                                              This trip with the other partici-
Building a Yurt in Lellwangen 2018                                            pants was necessary in order to get
                                                                              our minds off the work and also to
From Switzerland, the journey was      well maintained. We slept in tents     get to know each other better by
not so long: about four hours to get   on the ground of a farmer. It had      having fun together. Even though
there. Some people needed several      a very friendly and close-to-nature    this one-day trip was not restful, we
days to get there!                     atmosphere. There was a beautiful      would have regretted it if we didn’t
                                       view over the Lake Constance and       travel.
The participants in the workcamp       when the sky was very clear, we
came from the following countries:     could even see the alps.               In the end, unfortunately, despite
Germany, Switzerland, Belgium,         When the real work started, ev-        the hard work and willpower, we
Czech republic, Italy, Spain, Russia   eryone was very motivated and          couldn’t finish the yurt. Some
and Mexico.                            supportive. The work was very var-     reasons for that are that we were
                                       ied and suited to our abilities. The   only 10 instead of 12 participants,
The place was very friendly and        construction supervisers were very     we worked slower than expected

4
report/int

because the weather was really hot              After this beautiful moment, we         people          and         learned
and we did some mistakes which                  had a special celebration for our       a     lot    of     new      things.
delayed us by about one day.                    last dinner around the fire. The goal   I especially liked the atmosphere
Despite all this, we were proud of              of this celebration was to promote      and the sincere friendships which
what we achieved and symbolically               cultural diversity.                     resulted from this experience.
mounted the roof of the yurt on our             I will never forget this first
last evening all together.                      workcamp where I met amazing

Yurt construction work

International volunteers and Daniel from Switzerland (second from the left)

                                                                                                                          5
Ostwärts - Vers l’Est

Zwei Monate in Ushgorod, Ukraine
    Sarah Weinhold, Teilnehmerin Programm “Ostwärts”

Im Frühling lebte ich für zwei Monate bei einer Gastfamilie in der ukrainischen Stadt
Ushgorod. Ushgorod ist die Hauptstadt vom Oblast Transkarpatien und liegt im Westen der
Ukraine nahe der Grenze zur Slowakei und zu Ungarn, nur wenige Stunden entfernt von
Lemberg.
Im Rahmen meines Aufenthaltes            der hohen Heizungs- und Miet-           Erlernen der russischen Sprache
habe ich begonnen Russisch zu le-        kosten in der Ukraine normal. Es        Meinen Aufenthalt habe ich mit
rnen, in einer öffentlichen sowie        war interessant, in einer Gastfami-     sehr geringen Russischkenntnis-
einer privaten Schule Englisch un-       lie zu wohnen. Einerseits konnte ich    sen begonnen: Ich konnte eine
terrichtet und in einem Heim für         mich mit meiner Gastmutter und          Hand voll Sätze sprechen sowie
Kinder und Jugendliche mit geis-         meinem Gastbruder praktisch nur         das kyrillische Alphabet lesen und
tiger und körperlicher Beeinträchti-     auf Russisch unterhalten und prof-      schreiben. Am Ende des Aufen-
gung gearbeitet.                         itierte so sprachlich, andererseits     thaltes erreichte ich das Niveau A1/
                                         erhielt ich so einen Einblick in ein-   A2. Da ich hauptsächlich Englisch
Leben in der Gastfamilie                 en ukrainischen Familienalltag und      unterrichtete und ich mich privat
Meine Gastfamilie bestand neben          konnte beispielsweise an Ostern di-     hauptsächlich mit den Englisch-
meiner Gastmutter, welche Mitte          rekt erleben, wie dieses Fest in der    lehrerinnen auf Englisch unterhielt,
sechzig war, aus ihrer Tochter (40)      Ukraine gefeiert wird.Toll war, dass    hatte ich im Alltag oft gar nicht die
und ihrem Sohn (41). Dass sich zwei      die Gastmutter im Verlaufe der Zeit     Gelegenheit, meine Russischkennt-
bis drei Generationen einer Familie      alle wichtigen ukrainischen Nation-     nisse wirklich zu trainieren. Im Kin-
eine Wohnung teilen, ist aufgrund        algerichte gekocht hat.                 derheim konnte ich mich nur auf
                                                                                 Russisch unterhalten, weswegen
                                                                                 ich von dort sprachlich am meisten
                                                                                 profitierte. Auf meinem Lernweg
                                                                                 lachte ich mit den Kindern oft über
                                                                                 mich, wenn ich beispielsweise
                                                                                 fragte, ob sie die Pizza in den Bäu-
                                                                                 men auch sehen könnten, obwohl
                                                                                 ich eigentlich den Vogel meinte. Im
                                                                                 Englischunterricht konnte ich me-
                                                                                 ine neu erlernten Russischkennt-
                                                                                 nisse gebrauchen, wenn die Kinder
                                                                                 und Teenager laut auf Ukrainisch
                                                                                 denkend nach englischen Wörtern
                                                                                 suchten und ich ihnen bei Überset-
                                                                                 zungen je länger je mehr und bess-
                                                                                 er auf die Sprünge helfen konnte.
                                                                                 Anfänglich nahm ich es teilweise
                                                                                 als Problem war, dass ich in einer
                                                                                 Stadt, in welcher mehrheitlich
                                                                                 Ukrainisch gesprochen wurde,
                                                                                 Russisch lernen wollte. Mit der
                                                                                 Zeit konnte ich aber immer mehr
Englischunterricht in der Privatschule

6
Ostwärts - Vers l’Est

Parallelen zwischen den beiden
Sprachen erkennen und Stück für
Stück mehr Ukrainisch verstehen.

Freiwilligeneinsätze
Als Primarlehrerin interessierte
ich mich für das Schulsystem in
der Ukraine. Dieses ist noch stark
kommunistisch geprägt (wenig Ei-
genverantwortung der Lernenden),
auch weil viele Lehrerinnen noch
im selben Stil wie früher arbeiten
bis sie etwa 70 sind, da sie sich den
Rentenstand aufgrund der tiefen         Der Marktplatz in Ushgorod
Rente nicht leisten können. Vor al-
lem die jungen Lehrerinnen sind         Gesponsert wird das Heim von           wieder begegnen kann. Obwohl
aber sehr interessiert an westli-       Hilfsorganisationen. Die Infrastruk-   sie ihre eigenen Sorgen haben, ver-
chen Unterrichtsmethoden mit            tur und die Anzahl Betreuungs-         suchen aber einige aus Ushgorod
Gruppenarbeiten und individuellen       personen pro Kopf sind deswegen        und Umgebung Kleider, Essen oder
Lernaufträgen. Aus diesem Grund         sehr gut – im Vergleich zu öffent-     Geld für die Soldaten an der Front
freuen sie sich sehr, wenn eine         lichen     ukrainischen     Schulen    zu spenden.
Fachkraft aus einem westlichen          geradezu luxuriös. Im Verlaufe der     Von der kritischen Lage um
Land kommt und sie gewisse Meth-        Zeit stellte ich aber fest, dass es    Donezk zu profitieren, versucht
oden einmal in die Realität umge-       wohl auch besser wäre, Geld in die     die medizinische Fakultät der Uni-
setzt vorgelebt bekommen. Grund-        Weiterbildung der sehr motivierten     versität Ushgorod: Vor der Krise
sätzlich erschien mir das Hauptpro-     und lieben BetreuerInnen zu steck-     war Donezk ein beliebter Ort für
blem der öffentlichen Schulen aber      en: Diese waren sich den Umgang        ausländische Studierende, welche
kein mangelndes pädagogisches           mit Autisten nicht gewohnt, liessen    aus Ländern wie der Türkei, Indien,
Know-how, sondern der tiefe Lohn        die Kinder stundenlang auf einem       Pakistan oder einigen Ländern Afri-
der Lehrkräfte zu sein. Um als          Stuhl sitzen oder schlugen sie sogar   kas an einem günstigen Ort in einer
alleinstehende Person sich selbst       bei Missachtung von Anweisungen.       günstigen Uni in Europa Medizin
und eventuell noch Kinder ernähren                                             studieren wollen. Die medizinische
zu können, müssen ukrainische           Ushgorod und der Krieg                 Fakultät in Ushgorod versucht nun
Lehrkräfte nach der Schule ent-         Eine der Standardfragen, welche        dieselben Studierenden in ihre Uni-
weder noch in einem anderen Be-         ich bei Verkündigung meines Rei-       versität zu locken. Mit Erfolg: Das
reich – zum Beispiel als Verkäuferin    seziels hörte, war: „Ist es da nicht   Fussballfeld nahe des Flusses Usch
– arbeiten oder Nachhilfeunterricht     gerade sehr gefährlich wegen dem       wird die meiste Zeit als Cricketfeld
erteilen. Dadurch haben sie keine       Krieg?“ Meine Antwort nach der         für die pakistanischen und indi-
Zeit, den Unterricht spannend und       Reise: Dass im Land Krieg herrscht,    schen         Auslandstudierenden
individuell vorzubereiten, weswe-       sieht man am direktesten im Stadt-     genutzt.
gen die Kinder am Schulstoff wenig      friedhof anhand der Gräber ge-
interessiert sind und dementspre-       fallener Soldaten, an den Instruk-     Bei den Kindern und Jugendlichen,
chend nicht viel vom Unterricht         tions- und Werbefilmen der Armee,      welche ich unterrichtete, erlebte
mitnehmen.                              welche an den Bildschirmen im          ich wegen der instabilen poli-
                                        Eingangsbereich der Universität        tischen Verhältnisse, über welche
Im Heim für Kinder und Jugendli-        gezeigt werden, an den in Uniform      zwar aufgrund der Sowjetvergan-
che mit Beeinträchtigung konnte         gekleideten Studenten und an           genheit fast nie in der Öffentlich-
ich erleben, dass rein finanzielle      den verletzten Kriegsveteranen,        keit gesprochen wird, eine starke
Unterstützung aber nicht alles ist.     welche man in der Stadt immer          Orientierungslosigkeit.

                                                                                                                 7
Youth Exchange

“Diverse”– Youth Exchange in Spain
    Giorgio Ostinelli, Participant and group leader 2018

My scepticism was very high, I have to admit it. An all-covered stay of one week in Spain
where I could discuss social issues and experience cultural diversity with other 30 people
from all over Europe? It must be a joke or a randomly dream that I had...

                                                                                   The “culture effect” is dominant
                                                                                   in every social group or country;
                                                                                   it pushes humans towards a spe-
                                                                                   cific direction which is often a dead
                                                                                   end. Yes, because outwards closure
                                                                                   and incapability to understand the
                                                                                   differences are the common
                                                                                   denominator in our modern
                                                                                   society. This project wanted to
                                                                                   tackle all this through a 7 days
                                                                                   experience made not only of
                                                                                   learning and activities, but of
                                                                                   friends and laughs, new encoun-
                                                                                   ters and long nights at the bar.
                                                                                   Because it’s only through the
                                                                                   knowledge of new people from
                                                                                   different social frames and
                                                                                   countries that you can really
                                                                                   broaden your sight, avoiding
                                                                                   the dead end which we spoke
                                                                                   before.
                                                                                   Well, I’m sorry but I have to be
                                                                                   honest and present the other side
I mean, if it would be real, who           games. Informal teaching? Games?        of the coin as well. Unfortunately
wouldn’t jump at it? I’ve got great        That sounded strangely to me            these Youth Exchange Erasmus+
news for all the young curious             coming from University, where           projects aren’t always available
people interested in learning and          everything is formal and detached       to us Swiss people, but that’s
discovering our complex society:           from practical experiences.             another story, rooted in the
that wasn’t a dream or a joke. It                                                  aftermaths of the            national
was “just” one of the great oppor-         But I can assure you that those         voting of the 9th of February 2014
tunities which are offered by SCI          games where more eloquent than          after which Switzerland was kicked
Switzerland and its partners.              half of the lectures that I had. Role   out of the Erasmus+-program.
                                           games and debates were the bread        Therefore I consider myself even
This Youth Exchange in particu-            and butter of our days in Illora,       luckier for participating in such an
lar had the aim to emphasize the           allowing us to deepen our               experience.
importance of cultural diversity,          knowledge of those latent social
dialogue and understanding of the          phenomenons that normally we            Next time if you have the chance:
“other” in today’s society through         aren’t able to recognise or even        don’t hesitate; discover the
informal teaching, activities and          see.                                    fantastic world of youth projects!

8
report/int

“Von Birkenquast und Propolis” - Meine
Zeit auf der Kriusalla Farm in Estland
   Erika Brand, Teilnehmerin Workcamp

Meinen Aufenthalt in Estland begann ich mit ein paar Touristentagen in der Hauptstadt
Tallinn. Tallinn hat eine sehr schöne, von einer Stadtmauer umschlossene Altstadt, welche
einen mittelalterlichen Charme aufweist. Rund ein Drittel der Bevölkerung (insgesamt 1.3
Millionen Einwohner) lebt in Tallinn.

Am Freitag den 22. Juni fuhr ich mit    renoviert. Jedoch hat es sehr stark      man wird sich bewusst, wie ab-
dem Zug nach Kehra, einem Dorf          gewindet und der Strom fiel aus. Da      hängig der Mensch vom Strom ist.
mit etwa 1’000 EinwohnerInnen.          das Wassersystem mit dem Strom           Jedoch waren wir alle wieder froh,
Schon nach ein paar Minuten Zug-        verbunden ist, floss kein Was-           als wir nach zwei Tagen wieder
fahrt befindet man sich irgendwo        ser und wir hatten keinen Strom.         warm duschen konnten.
im Nirgendwo. Überall sieht man         Glücklicherweise besitzt Monika          Am ersten Abend fand ein Mittsom-
viel Wald und nur wenige Häuser,        einen Holzherd und die Dusche            merfest in der Nähe des Hofs statt,
was mir persönlich sehr gefällt.        befindet sich in der Sauna, welche       welches wir besuchten. Die Sonne
(Ein bisschen) abgelegen ist im-        nicht mit dem Wassersystem ver-          geht um etwa elf Uhr abends un-
mer gut. Am Bahnhof in Kehra            bunden ist. So konnten wir dort          ter, bei schönem Wetter wird es in
wurde ich herzlich von Monika und       kaltes Wasser schöpfen und damit         der Nacht höchstens dämmerig.
ihrem Mann empfangen. Etwa zehn         kochen. Es war eine spannende Er-        Am Mittsommerfest spielte eine
Kilometer von Kehra befindet sich       fahrung, ohne Strom zu leben und         Band, ein imposantes Feuer wurde
der Ort Pikva, wo Monika und ihre
Familie auf der “Kriusilla Tee” zu-
hause sind. „Tee“ bedeutet in Est-
nisch so viel wie „Farm“ oder „Bau-
ernhof“ und fast jeder Hof ist mit
einem Strassenschild gekennzeich-
net. Man findet die Tees sogar auf
dem Navigationsgerät eingezeich-
net. In der Nähe von Kehra fliesst
der Fluss Jägala, wo die Esten
baden gehen und zum Teil befin-
det man sich im Sumpfgebiet. Eine
sehr spezielle und schöne Gegend
war mein erster Gedanke.
Auf der Kriusilla Farm angekom-
men fühlte ich mich sofort wohl
und Zuhause. Das Wohnen ist sim-
pel, jedoch gemütlich und der Ort
strahlt eine positive Atmosphäre
aus. Am Ankunftstag der vier weit-
eren Freiwilligen (Finnland, USA,
Tschechien und Schweiz) wurde
das Wassersystem des Hauses             Die Freiwilligen am Propolis sortieren

                                                                                                                  9
report/int

Burg von Kuressaare auf der Insel Saaremaa

angezündet und es wurden diverse             strengeren Tag machten wir un-       und drehten an einem Hebel. Durch
Wettkämpfe durchgeführt. Zum                 ser eigenes Mittsommerfeuer mit      das Drehen der Trommel wird der
Spass machten wir Freiwilligen               Schlangenbrot,          Pouletkeu-   Honig aus der Wabe hinausge-
beim Seilziehen mit, bei welchem             len, welche wir auf Heugabeln        schleudert. Das Prinzip funktioniert
wir klar verloren. Nachdem der               brätelten,    Kefir   (sauermilch-   ähnlich wie bei einer Waschmas-
Strom zurück war, bekochte uns               artiges Nationalgetränk) und guten   chine. In den nächsten Tagen be-
Monika immer mit köstlichen                  Gesprächen.                          schäftigten wir uns mit diversen
Speisen. Sie besitzt einen riesi-            Am nächsten Tag wurden wir in die    Arbeiten rund um die Imkerei. Wir
gen Vorrat an hausgemachten                  Bienenarbeit eingeführt um selber    füllten etwa 40kg Honig in Gläser
Leckereien, wie Johannisbeeren-              Honig herzustellen. Bevor wir zu     ab, kratzten die Rahmen sauber,
oder    Rhabarbererdbeermarme-               den Bienenhäusern aufbrachen,        schliffen und färbten Bienenhäuser
lade, selbstgemachten Säften,                zogen wir einen Imkeranzug an und    und trennten Propolis von Dreck.
Apfelwein, eingelegtem Gemüse                nahmen einen „Smoker“ mit. Ein       Die Propolis ist eine von Bienen
und natürlich dem hauseigenen                „Smoker“ ist ein Imkereigerät, das   hergestellte harzartige Masse mit
Honig.                                       der Raucherzeugung in der Imkerei    antibiotischer und antiviraler
Gestärkt nach einem reichhalti-              dient und die Bienen ruhig stellt.   Wirkung, welche Monika zusätzlich
gen Frühstück machten wir uns                In den Bienenhäusern befinden        zum Honig verkaufen kann.
an den ersten Arbeitstag. Auf dem            sich viele Holzrähmen mit Bienen-    Nach einigen Arbeitstagen durften
Programm stand Holzstämme in                 waben drin. Wir überprüften jeden    wir Monika auf die Insel „Saare-
kleine Stücke sägen und diese in             Rahmen auf Waben mit Honig und       maa“ begleiten, weil sie dort eine
Reihen zu Holzhaufen stapeln. Für            nahmen diese mit. Danach legten      Weiterbildung besuchte. Monika
den Winter braucht die Familie               wir jeweils vier Rahmen in eine      ist nämlich Primarlehrerin. Wir
viel Feuerholz. Nach einem eher              Trommel mit Schleuderfunktion        übernachteten in Kuressaare, dem

10
report/int

Hauptort der Insel. Dort besichtig-    sie Lehrerin ist. Ich war von der           dass man Birkenzweige trocknet
ten wir eine Burg und badeten im       modernen Schulanlage positiv                und diese zu einem „Birkenquast“
Meer, welches etwa 16 Grad Cel-        überrascht.                                 zusammenbindet. Der Birkenquast
sius warm war. Die Besichtigung        Am Mittwoch und Donnerstag half             wird mit warmem Wasser be-
des Kaali Kraters ausserhalb von       uns der ehemalige Nachbarsjunge             feuchtet. Durch leichtes Peitschen
Kuressaare war sehr beeindruck-        von Monika den Unterstand fertig-           auf die Haut wird mit den Birken-
end. Am nächsten Tag mieteten wir      zustellen. Er zeigte uns den Um-            zweigen ein angenehmer Massa-
Fahrräder und fuhren auf der Insel     gang mit der Motorsäge und wir              geeffekt erzielt.
herum. Am letzten Tag besuchten        bearbeiteten die Baumstämme so,
wir mit Monika den Sääre Leucht-       dass man diese ineinander stellen           Schon bald war Freitag und wir
turm am südlichsten Punkt von          konnte und der Unterstand stabil            mussten uns alle verabschieden.
Saaremaa. Wir verbrachten eine         stand. Am Abend assen wir alle              Ich habe eine wundervolle Zeit in
super Zeit und der Besuch der In-      gemeinsam bevor wir uns in die              Estland und dessen Natur erlebt.
sel ist sehr empfehlenswert. Die       Sauna stürzten. Die Sauna muss              Zudem habe ich auch viele nützli-
Sonnenuntergänge                sind   etwa drei bis vier Stunden vor In-          che Sachen gelernt. Monika und
unbeschreiblich schön.                 betriebnahme aufgeheizt werden.             Ihre Familie waren tolle und herzli-
Zurück auf der Kriusilla Farm an-      In Estland wird zwischen den Sau-           che Gastgeber, welche ich ins Herz
gekommen verarbeiteten wir wie-        nagängen Bier getrunken und ein             geschlossen habe. Zudem hatte ich
der Holzstämme zu Feuerholz und        Bieraufguss darf nicht fehlen. Eine         mit den anderen drei Freiwilligen
säuberten Propolis. Am Sonntag         weitere Tradition besteht darin,            eine lustige und tolle Zeit.
gingen wir in den lutherischen
Gottesdienst in einer kleinen Kirche
in Pikva. Obwohl wir vom Gottes-
dienst in Estnisch nicht viel bis
gar nichts verstanden, war es ein
interessantes Erlebnis.
In unserer zweiten Arbeitswoche
bauten wir einen Unterstand für
das Feuerholz. Zusätzlich säuber-
ten wir die Baumstämme in dem
wir die Baumrinde mit Werkzeugen
abkratzten.
An einem Nachmittag fuhren wir
mit Monika an einen nahegele-
genen See, wo wir badeten. Wir
waren alleine und es war sehr idyl-
lisch. An diesem See kann man frei
zelten und es gibt ein paar Feuer-
stellen. Danach besuchten wir
eine Outdoorsportanlage, wo wir
auf einen Turm aus der Sowjetzeit
kletterten und eine schöne Aussi-
cht bewunderten. Die Sportanlage
wird im Winter zum Skifahren und
Saunieren benutzt, im Som-
mer kann man Beachvolleyball
oder Disk Golf spielen. Auf dem
Heimweg zeigte uns Monika das
Dorf Aegviidu, der Ort an welchem      Upper image: Monikas Bienenhäuser auf der Farm/ Image below: Kriusalla Farm in Estland

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