Auf dem Weg in eine hybride Arbeitswelt - Büros und Büroarbeit in der Post-Corona-Epoche - Auf dem Weg in eine hybride Arbeitswelt
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DGUV Forum 3/2021 Schwerpunkt Ein Jahr Pandemie Auf dem Weg in eine hybride Arbeits- welt – Büros und Büroarbeit in der Post- Corona-Epoche Key Facts Autor • Die Arbeit aus dem Homeoffice hat überraschend gut funktioniert. Diese Dr. Stefan Rief Erfahrung wird unsere Arbeitswelt verändern • Wir erleben einen Paradigmenwechsel in der Einstellung gegenüber dem Arbeitsort und dem Büro. Die Nutzung von Homeoffice wird dauerhaft und deutlich ansteigen • Das Büro der Zukunft könnte ein Mix aus Rückzugsräumen für fokussiertes Arbeiten, hybriden Besprechungs- und Projekträumen sowie lounge-ähnli chen Arbeits-, Begegnungs-, Lern- und Erlebnisangeboten sein Die Erfahrungen mit dem Homeoffice werden die Arbeit im Büro und die Einstellung zum Arbeits- ort dauerhaft verändern. Das Büro ergibt in Zukunft dann Sinn, wenn sich der Weg dorthin lohnt. Dafür müssen dort optimale Voraussetzungen für ein Produktivitätserlebnis als Individuum und als Gruppe sowie für Inspiration herrschen. V or der Coronapandemie galt räum- traktivität. Und dennoch blieb das Büro für Erfahrungen waren dabei teilweise über- liche Nähe als essenziell für eine die allermeisten Arbeitnehmer und Arbeit- raschend. So kann durch an die Virtuali- effektive und effiziente Zusam- nehmerinnen, Selbstständigen oder Grün- tät angepasste Kommunikation manchmal menarbeit in Teams und Organisationen. derinnen und Gründer der feste Bezugs- mehr Nähe zwischen Führungskräften und Wenn es darum ging, Neues zu schaffen punkt für die Arbeit, ob nun als Büro der Mitarbeitenden entstehen oder es wird und kreative Lösungen für neue Produkte eigenen Organisation, als Schreib- oder Be- berichtet, dass die Zusammenarbeit zwi- oder Dienstleistungen zu entwickeln, war sprechungstisch bei Kundinnen und Kun- schen unterschiedlichen Bereichen und sie das Mittel der Wahl. Um zufällige Be- den oder als oft ungewöhnlich gestalteter Standorten durch die breite Anwendung gegnungen und kreative Zusammenarbeit Co-Working-Space. Die positive Wirkung virtueller Werkzeuge verbessert wurde, zu provozieren, entstanden zahllose Co- zufälliger Begegnung und räumlicher Nähe während diese mit Kolleginnen und Kol- Working-Spaces, die nicht nur von Freelan- war unbestritten, im praktischen Erleben legen – also genau jenen, mit denen man cerinnen und Freelancern, sondern auch ebenso wie in Studien. vor der Pandemie in räumlicher Nähe ar- mit wachsender Begeisterung von Projekt- beitete – leidet. So berichten im November gruppen unterschiedlichster Unternehmen Ohne räumliche Nähe beflügeln 2020 während der zweiten Pandemiewelle genutzt wurden. Gleichzeitig wurden die virtuelle Werkzeuge die Zusam- 70 Prozent der Befragten einer repräsentati- Bürowelten der Unternehmen offener, viel- menarbeit ven Umfrage unter Arbeitnehmerinnen und fältiger und bunter. Parallel zu dieser Ent- Arbeitnehmern in Bayern, die regelmäßig wicklung wurden mobile Arbeitsmodelle in Wie hat sich nun diese Erfahrungs- und zu Hause arbeiten, dass ihnen der direkte zahlreichen Firmen eingeführt, die es den Büroarbeitswelt durch die nahezu kollek- soziale Kontakt mit den Kolleginnen und Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nicht tive Nutzung des Homeoffices während Kollegen fehlt (Forsa, 2020, S. 15). Vor der nur erlaubten von unterwegs, sondern der beiden Coronawellen verändert? Vie- Pandemie war es sicherlich kaum vorstell- auch zeitweise von zu Hause zu arbeiten. les funktioniert auch von zu Hause aus bar, dass die Zusammenarbeit mit Kundin- Mobiles Arbeiten zu ermöglichen war ein überraschend gut. Das zeigen zumindest nen, Kunden oder Externen vom Homeof- wesentliches Mittel im Wettbewerb um Ta- zahlreiche Befragungen, die in dieser Zeit fice aus recht gut funktionieren kann. So lente und zur Steigerung der Arbeitgeberat- durchgeführt wurden. Die Ergebnisse und berichten 63 Prozent der Teilnehmenden 19
DGUV Forum 3/2021 Schwerpunkt Ein Jahr Pandemie und zwischen den Teams zu stimulieren, Studie konstatierte aber auch, dass noch den Informationsfluss durch Begegnung zu stärkere signifikante Zusammenhänge zwi- Die Bürokonzep- verbessern, die Zusammenarbeit sowie das Entstehen von Ideen und Innovationen zu schen der Zufriedenheit der Nutzenden mit der räumlichen Arbeitsumgebung und den te und -strukturen erleichtern. Um diese Effekte zu stärken, Erfolgskriterien Leistungsfähigkeit, Moti- wurde zudem bei mehr und mehr Organi- vation und der Bindung an das Unterneh- haben sich bereits sationen die feste Zuordnung von Perso- men bestehen. Besonders interessant war nen und Arbeitsplätzen zugunsten eines in diesem Zusammenhang festzustellen, in den Jahren vor aktivitätsbasierten Arbeitsraumkonzeptes dass dieser Effekt besonders für die Per- dem Coronaausbruch aufgehoben, das für unterschiedliche Tä- tigkeiten jeweils spezifische Arbeitsumge- sonen gilt, die eine gewisse Mobilität auf- weisen und nicht ständig im Büro arbeiten. begonnen zu ver- bungen anbietet. Was wirkt aber laut Studie positiv auf die ändern.“ Die neuen, offeneren Räume wurden dann Zufriedenheit mit der Büroumgebung? flexibel genutzt und oft in sogenannte Gute Akustik, Rückzugsmöglichkeiten Homebases strukturiert, denen jeweils sowie die Verfügbarkeit und Vielfältigkeit in einer Befragung des Fraunhofer-Insti- eine oder mehrere Organisationseinhei- von Besprechungsräumen führen die posi- tuts für Arbeitswirtschaft und Organisation ten zugeordnet wurden. Zeitgleich räumte tiven Einflussfaktoren an, aber auch Erho- IAO, dass es ihnen gelingt, mit virtuellen man den Mitarbeitenden unter dem Begriff lungs- und Pausenmöglichkeiten spielen Werkzeugen Vertrauen zu Externen außer- der mobilen Arbeit in der Regel die Mög- eine wichtige Rolle. Blickt man vor diesem halb der eigenen Organisation aufzubauen. lichkeit ein, zu gewissen Anteilen von zu Erkenntnishintergrund wiederum auf man- Für die Gestaltung der zukünftigen Büros Hause aus zu arbeiten. Vor diesem Hinter- che Projekte in der Zeit vor Corona, dann und Büroumgebungen dürfte aber auch der grund konnte häufig die Anzahl der reinen wird deutlich, dass diese häufig sehr of- Anteil der Rückkehrenden nach dem Über- Schreibarbeitsplätze im Büro reduziert, die fen gestaltet wurden und dass Räume, ob winden der Pandemie von entscheidender Nutzungsvielfalt erhöht und dennoch Flä- für Kommunikation in unterschiedlichster Bedeutung sein. Zahlreiche Unternehmen chen eingespart werden. Form oder für Rückzug und fokussiertes haben bereits angekündigt, nach der Pan- Arbeiten, in vielen Umsetzungen Mangel- demie an einem ausgeweiteten Homeoffice- Forschungsprojekt „Office 21“ ware waren. Das wird anhand eines wei- angebot festzuhalten. Dass ist sicherlich ei- teren Studienergebnisses noch deutlicher: ner der Gründe, warum die Nachfrage nach In Verbindung mit der Möglichkeit, auch Im Durschnitt wenden die mehr als 10.000 Büroflächen sinkt, zuletzt um 41 Prozent von zu Hause aus arbeiten zu können, er- Studienteilnehmenden nur rund 50 Pro- (Wirtschaftswoche, 01.10.2020). Es wird langten flexible Bürokonzepte bei Unter- zent ihrer Arbeitszeit für fokussierte Tätig- offensichtlich, dass eine neue Normalität nehmen und Beschäftigten eine gewisse keiten auf. Die beiden am stärksten negativ deutlich von dem abweichen wird, was vor Popularität. Sie galten zudem als Mittel zur wirkenden Faktoren auf die Zufriedenheit der Pandemie geübte Praxis war. Steigerung der Arbeitgeberattraktivität und mit der räumlichen Umgebung sind dem- als Vorteil im Werben um gesuchte Talen- nach ein als zu gering empfundener Ab- Welche Bedeutung haben Büros in Zukunft te. In einer Studie mit rund 10.000 Teil- stand zu anderen Arbeitsplätzen und Stö- und welche nachhaltigen Veränderungen nehmenden, die vom Fraunhofer IAO im rungen durch vorbeigehende Personen. ergeben sich hier für die Zeit nach der Pan- Rahmen des Verbundforschungsprojektes demie? Und welche von Corona unabhän- „Office 21“ durchgeführt wurde, konnten Flexibel genutzte Bürokonzepte gigen Entwicklungen beeinflussen darüber positive Effekte einer im Hinblick auf Ar- schneiden gut ab hinaus die Anforderungen? Um diese Fra- beitsort und -zeit selbstbestimmteren Ar- gestellungen geht es im Folgenden. beitsweise festgestellt werden. So bestehen Das Fraunhofer IAO hat vor der Pande- nicht nur signifikante und starke Zusam- mie zudem die Wirksamkeit beziehungs- Veränderung des Büros setzte menhänge zwischen einer autonomeren weise den Einfluss unterschiedlicher Bü- lange vor der Pandemie ein Gestaltung von Arbeit und der Vereinbar- rokonzepte auf Leistung, Motivation und keit von Beruf und Privatem, sondern eben- Wohlbefinden untersucht und tatsächlich Die Bürokonzepte und -strukturen ha- so bei der Leistungseinschätzung, der Mo- wirken diese unterschiedlich bei unter- ben sich bereits in den Jahren vor dem tivation und dem Wohlbefinden. schiedlichen Aufgaben- und Tätigkeitsty- Coronaausbruch begonnen zu verändern. pologien, wobei flexibel genutzte Bürokon- Kleinteilige Zellenstrukturen wurden von Schon zu dieser Zeit stellte sich die Frage, zepte in vielen Fällen überdurchschnittlich offeneren und zusammenhängenden Büro- welche Rolle das physische Büro in diesem abschneiden. Allerdings nur unter der Vor- raumstrukturen abgelöst. Ziel dieser Ver- Kontext noch spielt und welche Bedeutung aussetzung, dass sie ausreichend viele und änderung war es, die Kommunikation in ihm zufallen würde. Die Office-Analytics- zugleich vielfältige Angebote enthalten: 20
DGUV Forum 3/2021 Schwerpunkt Ein Jahr Pandemie für konzentriertes Arbeiten, für Bespre- Sind nun also Co-Working-Spaces die hieraus keine Nachteile für die Organisa- chungen aller Art, für Erholung und aus- Blaupause für das Büro in der Post-Coro- tion resultieren würden (Hofmann, Piele reichend informelle Kommunikation – so- na-Epoche, als Gegenpol zum Homeoffice und Piele, 2020). Eine weitere Studie mit wie ausreichend Abstand zu Kolleginnen und Sehnsuchtsort der Begegnung mit den mehr als 2.100 Büroangestellten ergab, und Kollegen, wenn die Arbeitsplätze Kolleginnen und Kollegen? Derzeit wird in dass sich zwei Drittel der Befragten zu und -angebote schon miteinander geteilt den Medien und Fachkreisen genau dar- Hause besser konzentrieren können und werden. Zu offene und zu dichte Arbeits- über diskutiert: das Post-Corona-Büro als es sogar einem Drittel zu Hause besser ge- platzstrukturen waren somit schon vor Ort der Begegnung und Zusammenarbeit, lingt, kreative Gedanken zu entwickeln. der COVID-19-Pandemie keine wirklich aber ist das ausreichend? Meine Antwort ist Zudem stellten 60 Prozent der Befragten gute Lösung, denn bei diesen Konzepten Nein. Sicherlich wird und muss das Büro ihren Führungskräften ein positives Zeug- ist der Erfolg mit einer sehr durchdach- in Zukunft noch mehr Ort der Begegnung nis aus im Hinblick auf das Erzeugen einer ten Konzeption und ihrer konsequenten sein; vom Betrieb und Erfolg der Co-Wor- Atmosphäre, die Leistungsbereitschaft und Umsetzung verknüpft. Werden diese Fak- king-Spaces lässt sich insbesondere die Zufriedenheit fördert (Bockstahler, Jurecic, toren nicht berücksichtigt, dann nähern Inszenierung von Begegnung, Kommuni- Rief, 2020). Diese Werte wurden vor dem sich diese offenen Konzepte dem klassi- kation und Austausch lernen, denn zahl- Hintergrund erhoben, dass rund ein Drittel schen Großraumbüro an, das nicht nur von reiche Veranstaltungen für die Nutzerin- der Studienteilnehmenden Angehörige zu zahlreichen Nutzenden, sondern auch in nen und Nutzer sowie bewusst inszenierte betreuen hatte und zudem in einer für die wissenschaftlicher Literatur selten gut ab- Austauschformate gehören seit jeher zum meisten neuen, stark virtuellen und ver- schneidet. konstituierenden Merkmal erfolgreicher teilten Situation arbeitete. Spaces. Dennoch bin ich überzeugt davon, Co-Working-Spaces dass das nicht ausreichen wird, denn in Andere Studien, beispielsweise von McKin- den wenigsten größeren Organisationen sey, kommen zu recht ähnlichen Ergebnis- Wie lässt sich vor diesen Hintergründen sowie Berufen und Tätigkeiten wird sich sen (Boland, De Smet, Palter und Sanghvi, die Anziehungskraft von Co-Working-Spa- die Arbeit in eindeutig abgrenzbare Tage 2020). Eine ganz aktuelle und repräsenta- ces einordnen? Sind diese häufig noch viel der Zusammenarbeit, des Begegnens und tive Befragung von abhängig Beschäftigten offener gestaltet und dichter belegt als Un- Voneinanderlernens und der fokussierten in Bayern bestätigt Ende 2020 die positiven ternehmensbüros? Co-Working-Spaces be- Arbeit von zu Hause gliedern lassen. Zum Erfahrungen aus der ersten Jahreshälfte: dienen ein anderes Bedürfnis als das Un- Post-COVID-Büro aber später mehr. Im fol- 85 Prozent derjenigen, die regelmäßig im ternehmensbüro. Co-Working beschreibt genden Abschnitt geht es zunächst um die Homeoffice arbeiten, geben an, eine Men- das flexible, weitgehend voneinander un- Erfahrungen aus der Pandemie. ge Zeit durch den Wegfall des Arbeitswe- abhängige Arbeiten von Wissensarbeitern ges zu gewinnen. 81 Prozent geben an, an einem gemeinsamen, institutionalisier- Homeoffice – die Produktivitäts- Privat- und Arbeitsleben besser vereinba- ten Ort, wobei das hierarchielose soziale überraschung ren zu können, und 73 Prozent berichten, Netzwerk den Teilnehmern weitreichende zu Hause produktiver arbeiten zu können Kooperationsvorteile ermöglicht. In die- Mit der Pandemie scheint das Büro obso- (Forsa, 2020). ses Netzwerk kann man eintauchen und let geworden zu sein. Innerhalb kürzester sich daraus auch wieder folgenlos zu- Zeit wurden zahllose Mitarbeitende aus Welche Rolle spielt das Büro rückziehen – im Unternehmensbüro ist den Büros nach Hause geschickt, um in nach Corona? dieses lose, unverbindliche Eintauchen einer sicheren, virusfreien Umgebung zu nicht möglich, darin besteht der wesent- arbeiten. Digitale Werkzeuge zur Zusam- Bei diesen ersten Ergebnissen ist die Fra- liche Unterschied zwischen dem Arbeiten menarbeit wurden in Windeseile einge- ge berechtigt, welche Rolle das Büro in ei- im Co-Working-Space zwischen einer Viel- führt und in den allermeisten Organisa- ner Zeit nach Corona spielen wird. Noch zahl anderer Unternehmen, Gründerinnen tionen konnte die Arbeitsfähigkeit wieder dringlicher wird diese Frage vor dem Hin- und Gründern sowie Selbstständigen und hergestellt werden. tergrund von Rückkehrprognosen in die dem Büro der eigenen Organisation mit sei- Büros. In einer weiteren Studie des Fraun- nen klaren organisatorischen Strukturen. Die Arbeit von zu Hause aus ist nun fast hofer IAO geben die mehr als 2.000 Be- Co-Working-Spaces wurden zu Beginn für flächendeckend eingeführt oder zumin- fragten an, dass sie zukünftig vorzugsweise den Austausch, die wechselseitige Unter- dest erprobt. Befragungen ergeben über- im Durchschnitt 7,2 Tage pro Monat, also stützung und die zufällige Begegnung als wiegend positive Rückmeldungen. So mehr als ein Drittel der Arbeitszeit, im Ho- Grundlage für den Ausbau des eigenen berichten in einer Anfang Juli 2020 veröf- meoffice arbeiten wollen. Dieser Erwartung Netzwerks mit dem Fokus auf Selbststän- fentlichten Studie mehr als die Hälfte der scheinen auch die Unternehmen Rechnung dige sowie Gründerinnen und Gründer und rund 500 befragten Personalverantwortli- zu tragen, denn bereits im Mai 2020 gaben als Gegenpol zur isolierten Arbeit von zu chen, dass ihre Organisationen Homeoffice 42 Prozent der befragten Personalverant- Hause konzipiert. in größerem Umfang umsetzen und dass wortlichen an, dass sie die Möglichkeiten 21
DGUV Forum 3/2021 Schwerpunkt Ein Jahr Pandemie cken funktioniert hat und noch immer sicherlich auch bei vielen Motivation und funktioniert. Die Erfahrung wird unsere Engagement ausgelöst hat, die weder im Das bedeutet, dass Arbeitswelt und unsere Art der Zusammen- arbeit in den Büros verändern. Es war be- alten, noch in einem neuen Normal das Maß der Dinge sein könnten. Es wurde zum wir einen echten eindruckend zu erleben, wie schnell sich Teil auch von Inspirationen gelebt, die in Organisationen und ihre Mitarbeitenden an den Jahren vor der Krise aufgebaut wur- Paradigmenwechsel die neue Situation anpassen konnten und den und in Kombination mit den neuen wie teilweise in der Virtualität eine neue Impulsen durch die Krise selbst zu neuen, in der Einstellung Nähe zwischen Führungskräften sowie zuvor nicht denkbaren Lösungswegen und gegenüber dem Kolleginnen und Kollegen, aber auch zu Kundinnen und Kunden entstehen konnte, Lösungen geführt haben. Arbeitsort und dem sogar ohne Reisen zueinander zu unter- Ableitungen für das Büro der nehmen. Gerade der letzte Aspekt des ge- Zukunft Büro erleben.“ schäftlichen Reisens wird nach Einschät- zung der IAO-Fachleute das Arbeitsleben in Büroarbeiterinnen und Büroarbeiter lernen der Post-Corona-Epoche ebenso nachhaltig gerade durch virtuelle Zusammenarbeit, für die Arbeit von zu Hause erweitern wer- verändern wie die gemeinsame Erfahrung digitale Meetings und Veranstaltungen, den (Hofmann, Piele, Piele, 2020, S. 10), der virtuellen Arbeit im Homeoffice. dass räumliche Distanzen durch virtuelle und im Herbst 2020 hat sich dieser Wert Nähe zumindest teilweise überbrückt wer- bei den Unternehmen auf 70 Prozent er- Wenn man sich nun Gedanken zur Ge- den können. Viele haben gelernt, räumlich höht (Hofmann, Piele, Piele, 2020, S. 2). staltung von Büros und Büroarbeit in ei- voneinander getrennt gemeinsam am sel- ner neuen Normalität macht, erscheint ben Dokument zu arbeiten. Sie haben sich Dennoch und trotz dieser Erfahrungen es wichtig, darauf hinzuweisen, dass die an eine einfache Erreichbarkeit und höhere zeigen sich auch gewisse Ermüdungser- aktuellen Erfahrungen einer Ausnahme- Verfügbarkeit ihrer Ansprechpersonen – scheinungen der sehr starken Virtualität. situation entspringen und nicht nur ein- ob Kundinnen und Kunden oder Kollegin- So konnten wir bereits während der ers- fach fortgeschrieben werden können. Vie- nen und Kollegen – aufgrund wegfallender ten Pandemiewelle nach einem Ansteigen les hat deshalb so gut funktioniert, weil die Pendel- und Reisezeiten und eventuell ent- positiver Erfolgsindikatoren ein gewisses Arbeitsbeziehungen bereits auf stabilen fallener Urlaubsreisen gewöhnt. Abflauen ab der 16. Woche im dauerhaften gewachsenen Strukturen basierten. Zu- Homeoffice feststellen (siehe Abbildung 1). gleich waren und sind die Beschäftigten Der wesentliche Unterschied vor und nach teilweise in einem Krisenmodus, insbe- der Pandemie im Hinblick auf die Arbeit im Und in der bereits erwähnten Forsa-Be- sondere während der ersten Coronawelle, Homeoffice wird sein, dass es nun fast alle fragung in Bayern geben 70 Prozent an, der zu mehr bewusster und unbewusster erlebt, erlernt und teilweise verinnerlicht dass ihnen bei der Arbeit im Homeoffice Aufmerksamkeit füreinander führte und haben. Damit wird es nicht nur einfacher, direkter Kontakt und sozialer Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen fehlen, Grafik: Fraunhofer IAO ein Drittel vermisst die gewohnte Struktur Studie Homeoffice Experience im Arbeitsalltag (Forsa, 2020). Aufseiten Entwicklung von Erfolgsindikatoren im Homeoffice im zeitlichen Verlauf der Unternehmen, die keine Ausweitung Zeitraum der Befragung Mai-Juli 2020, n=1.952 mobiler Arbeitsformen und Homeoffice Informationsfluss Performance Kreativität planen, wird insbesondere der Verlust von hoch 4,3 Kreativität als maßgeblicher Grund angege- 4,1 ben, der gegen eine dauerhafte Ausweitung Skala (1-5) 3,9 der Homeofficenutzung spricht (Hofmann, 3,7 Piele, Piele, 2020, S. 2). 3,5 3,3 Erfahrungen einer Krisen- mittel 3,1 1 bis 4 Wochen 5 bis 8 Wochen 9 bis 12 Wochen 13 bis 16 Wochen über 16 Wochen situation Dauer der überwiegenden Arbeit aus dem Homeoffice Jurecic, Bockstahler, Stolze, Rief, Verbundforschungsprojekt Office 21 – Homeoffice Experience: Prognosen für unsere zukünftige Arbeitswelt, Fraunhofer IAO, 2020 Was sind nun also die Erfahrungen aus der Pandemie und wie lassen sie sich einord- nen? Am offensichtlichsten ist sicherlich die kollektive Überraschung, wie gut die Abbildung 1: Entwicklung unterschiedlicher Erfolgsindikatoren der Arbeit in Abhängig- Arbeit von zu Hause aus über viele Stre- keit der Dauer der Arbeit von zu Hause (Bockstahler, Jurecic, Rief, 2020) 22
DGUV Forum 3/2021 Schwerpunkt Ein Jahr Pandemie sondern auch völlig normal sein, räumlich steigen bereits die Mietpreise für Wohn- voneinander getrennt zu arbeiten. Für den raum jenseits der Metropolen stärker als Ort der Arbeit wird das bedeuten, dass jede Fahrt ins Büro – ob mit dem Fahrrad, dem in Städten, wobei insbesondere die Nach- frage unter Familien wächst, die die teuren Ein Teil der ein- ÖPNV oder dem Auto – auf einer täglich Städte gegen mehr Platz und mehr Grün gesparten geschäft- neu getroffenen bewussten Entscheidung tauschen. Vielleicht ist das auch eine Er- für die Arbeit im Büro basieren wird. Die fahrung aus den Lockdowns (Handelsblatt, lichen Mobilität wird Zeit für die Fahrt ins Büro wird immer aufs 24.01.2020). Neue mit dem dort zu erwartenden Arbeits- sich als virtuelle erlebnis, das sich aus Kultur, Begegnung, Produktivität und Lernen speist, in ein Auf- Es geht in Zukunft aber nicht nur um das Verhältnis zwischen Arbeitsanteilen in Zusammenarbeit in wand-Nutzen-Verhältnis gesetzt werden. Büro und Wohnung, sondern um ein neues Form von Kommuni- Verhältnis von Arbeiten unterwegs, von Ar- Das bedeutet, dass wir einen echten Para- beiten vor Ort bei Kundinnen und Kunden, kation und Sprache digmenwechsel in der Einstellung gegen- über dem Arbeitsort und dem Büro erleben. von Arbeiten an anderen Standorten des eigenen Unternehmens und von Arbeiten an den Arbeitsplät- Die Nutzung von Homeoffice wird gegen- im eigenen Zuhause. Dabei trägt ein mög- zen im Büro nieder- über dem Vorkrisenniveau dauerhaft und licher Rückgang von geschäftlichen Reisen deutlich ansteigen. Ein Teil der Beschäf- nicht nur zur Lebensqualität von Vielrei- schlagen.“ tigten wird sich zudem von einem Mon- senden bei, sondern die eingesparte Abwe- tag-bis-Freitag-Denken zu einer vielleicht senheit wird sich anteilig auf die Zeiten im „saisonaleren“ Arbeitsweise mit bestimm- Homeoffice und im Büro aufteilen und dort Flexibilisierung fester Organisations- ten Präsenzwochen oder -tagen innerhalb für eine veränderte Raumstruktur sorgen. strukturen und ein steigendes Zusam- eines Monats in Richtung digitaler Noma- menarbeitsbedürfnis in Form von Projek- den entwickeln. Sicherlich wird auch der Künstliche Intelligenz verändert ten und in Ökosystemen als Reaktion auf Anteil veritabler digitaler Nomaden, also den Charakter immer neue technologische Entwicklun- von Personen, die über mehrere Wochen, gen, die wiederum zu veränderten Märk- Monate oder gar dauerhaft in Orten und Wenn man sich nun Gedanken zum Post- ten, Produkten und Dienstleistungsange- Ländern abseits des Büros ihres Arbeit- Corona-Büro machen will, dann lohnt es boten führen. Diese Entwicklung verlangt oder Auftraggebenden arbeiten, anstei- sich, auch über weitere, sich am Horizont neben stark fokussierten Arbeitsphasen gen. Virtuelle Zusammenarbeit ist in der abzeichnende Entwicklungen nachzuden- wiederum deutlich mehr Kommunikation, Zeit nach Corona eben nicht mehr exotisch, ken, die Büroarbeitswelt und Büro verän- Zusammenarbeit und Lernen voneinander. sondern ein fester Bestandteil von Büro- dern werden. Ein Teil der eingesparten und Wissensarbeit. Dabei sollte man nicht geschäftlichen Mobilität wird sich als Das Büro als räumliche Fortset- vergessen, das sich auch Werkzeuge per- virtuelle Zusammenarbeit in Form von zung eines sozialen Netzwerks manent weiterentwickeln und die Über- Kommunikation und Sprache an den tragungsbandbreiten ausgebaut werden. Arbeitsplätzen im Büro niederschlagen. Das Büro ergibt in Zukunft dann Sinn, Gleichzeitig eröffnet die virtuelle, ortsun- Gleichzeitig zeichnet sich ab, dass wir mit wenn es all diese Aspekte extrem gut be- gebundene Zusammenarbeit auch Unter- Anwendungsprogrammen auch sprechen dienen kann und sich der Weg ins Büro nehmen, Auftraggeberinnen und Auftrag- werden – ähnlich wie bereits heute in man- lohnt. Dafür müssen dort optimale Voraus- gebern das Anwerben und Einbinden von chem Zuhause mit Alexa und Co. Für das setzungen für ein Produktivitätserlebnis gefragten Talenten, ohne dass diese ihren Büro bedeutet dies, dass der Sprachein- als Individuum und als Gruppe sowie für Wohnort oder ihr bevorzugtes Lebensum- trag und somit das Störungspotenzial in Inspiration herrschen. Die Form von Ins- feld verlassen müssen. Zukunft noch einmal deutlich ansteigen piration, die im Homeoffice nicht frei Haus werden. Dem gegenüber steht, dass sich geliefert wird, sondern die im zufälligen Infolge dieser Entwicklung könnten in Zu- mit der Automatisierung von Büroarbeit und zukünftig vielleicht auch inszenier- kunft attraktive, lebenswerte Metropolen und der Nutzung von künstlicher Intelli- ten Miteinander- und Voneinanderlernen und beliebte Ferienregionen einen Zulauf genz auch der Charakter der verbleibenden begründet liegt. Neben Kommunikation, solcher, digitaler Nomaden erleben. Auch Arbeit verändert. Sie wird komplexer und Zusammenarbeit und Lernen wird aber wen es nicht in andere Regionen zieht, erfordert von Einzelnen und Gruppen mehr der Bedarf an konzentriertem und fokus- könnte sich überlegen – zumindest für Konzentration und Fokussierung. siertem Arbeiten ebenfalls zunehmen und eine gewisse Lebensphase –, in kleinere dieser muss ebenso im Büro abgedeckt wer- Orte auf dem Land zu ziehen, jenseits des Eine weitere Entwicklung wird Büroarbeit den können. Somit wird auch der Anteil Speckgürtels der Metropolen. Im Moment ebenfalls beeinflussen: die zunehmende an geschlossenen zellularen Strukturen 23
DGUV Forum 3/2021 Schwerpunkt Ein Jahr Pandemie situationen, und in Zukunft werden wir hy- deln von Projektgruppen in Innovations bride Situationen gestalten, erlernen und laboren jenseits des Unternehmensbüros Die strenge räumli- verinnerlichen müssen. angestrebt wurden. che Zuordnung von Digitale Buchungssysteme werden auf brei- Utopie oder Dystopie? ter Front erforderlich, um die Auslastung Abteilungen zu Eta- der unterschiedlichen Arbeitsplatz- und In einem nächsten Schritt in Richtung Zu- Raumangebote wirtschaftlich zu steuern. kunft entstehen in Büros digitale, kognitive gen oder bestimmten Es könnte aber auch dazu kommen, das Arbeitsplätze, die die Leistungsfähigkeit Gebäudebereichen Büroarbeitende künftig, ähnlich wie aus sozialen Netzwerken bekannt, Personen, stimulieren, indem Temperatur, Beleuch- tung und vielleicht sogar Duft auf die ak- wird sich weiter auf- die für ihre Arbeit relevant sind, die zu ak- tuelle Aufgabenstellung und persönliche tuellen Projektteams gehören oder denen Disposition abgestimmt werden. Das hier- lösen.“ man gern begegnen möchte, ins Büro „fol- für erforderliche und über Monate und Jah- gen“, wenn sich diese dort einbuchen. re aufgebaute Stimulationsprofil verbleibt dabei in der Obhut des Individuums und gegenüber stark geöffneten Vor-Corona- Die strenge räumliche Zuordnung von Ab- wird von diesem nur für die tagesaktuel- Konzepten deutlich ansteigen. teilungen zu Etagen oder bestimmten Ge- le Nutzung im Büro freigegeben. Das mag bäudebereichen wird sich weiter auflösen, nach einer Utopie klingen und in manchen Mit dem Homeoffice als alternativem und wenn ein Team selten zeitgleich vor Ort ist, Ohren auch nach eine Dystopie, aber es gleichberechtigtem Arbeitsplatz ist dem und dennoch können gerade hieraus neue wäre die konsequente Verschmelzung des klassischen Büro eine starke Konkurrenz Chancen in der Zusammenarbeit und in physischen Raumes mit den Möglichkeiten erwachsen, insbesondere als Angebot für der Überwindung bisheriger – auch häu- der Digitalisierung zu einer neuen, indi- konzentriertes, unterbrechungsfreies Ar- fig räumlich abgebildeter Silos – entste- vidualisierbaren Arbeitsumgebung, die beiten. Eine zukünftige Struktur könnte aus hen. Im Prinzip könnte über ein digitales Kreativität, Fokussierung, Wohlbefinden Rückzugsräumen für hochproduktives und System die Begegnung unterschiedlicher und vielleicht sogar die Gesundheit fördert. fokussiertes Arbeiten, durchsetzt mit hyb- Funktionen und Kompetenzen bewusst riden Besprechungs- und Projekträumen inszeniert und damit Effekte erzeugt wer- Großzügige, hybride Räume für die Zu- mit großzügigen Flächenzuschnitten und den, die vor der Pandemie durch das Ansie- sammenarbeit einer Gruppe, von der sich offenen Lounge-ähnlichen Arbeits-, Begeg- nungs-, Lern- und Erlebnisangeboten be- N Grafik: Fraunhofer IAO u stehen, die durch ein digitales System nicht r p r Studie Cognitive Environments Kano-Befragung: Hinweise zur eigenen Produktivitätsoptimierung o nur im Sinne einer optimalen Auslastung j e k und Verfügbarkeit gesteuert, sondern in- t i n 25,7% Was würden Sie davon halten, wenn … szeniert werden. t e Kundenzufriedenheit sehr r n zufrieden Leistungs- ... Sie auf Basis gesammelter Daten nach einiger z u Rückweisungs- merkmale 10,5% Zeit erkennen könnten, bei welchen v Hybride Besprechungs- und Projekträume e merkmale Umgebungsparametern Sie besonders produktiv r w Begeisterungs- arbeiten? sind in einer Weise konzipiert und tech- e n d merkmale realisierte Qualitätseigenschaften nisch ausgestattet, dass sie eine echte Zu- e n wenig indifferent viel ! Basismerkmale 2,9% sammenarbeit zwischen einer Gruppe von Menschen im Büro und einer Gruppe von Menschen, die von unterschiedlichen Orten völlig unzufrieden 10,5% aus arbeiten, möglich macht und natürlich 47,6% sind indifferent unterstützt. Dabei werden eventuell unter- Verbundforschungsprojekt Office 21, Fraunhofer IAO, 2019 – unveröffentlicht schiedliche hybride Situationen abgebil- det werden müssen, also Gruppen, die mit Gruppen arbeiten, oder eben Gruppen, die in einer Gruppe von einzelnen Personen ar- Abbildung 2: Befragung zur kognitiven Arbeitsumgebung nach dem Kano-Modell. beiten, und das zusätzlich für unterschied- Mehr als ein Viertel der Befragten wäre von einer Rückmeldung eines digitalen liche, sinnvolle Gruppengrößen. Denn was Systems begeistert, das ihnen Auskunft darüber gibt, unter welchen Bedingungen wir während des vergangenen Jahres erlebt sie besonders produktiv arbeiten können. Weitere zehn Prozent erwarten dies von haben, waren häufig rein virtuelle Arbeits- einer smarten Umgebung und nur zehn Prozent der Befragten lehnen eine solche situationen, vor der Pandemie kannten wir Funktion rundweg ab (Fraunhofer IAO, Verbundforschungsprojekt Office 21, 2019 in der Regel räumliche, integrierte Arbeits- unveröffentlicht). 24
DGUV Forum 3/2021 Schwerpunkt Ein Jahr Pandemie ein Teil zeitgleich physisch vor Ort befin- ten wird noch deutlicher, als das vielleicht det und der andere Teil räumlich verteilt früher im Büro wahrgenommen wurde. Es ist, werden künftig ein wesentlicher Grund sein, um ins Büro zu kommen. Aber auch macht einen Unterschied, ob man gerade neu in einer Organisation startet, wie die Gleichzeitig spielt attraktive Dienstleistungen im Gebäude Wohnverhältnisse zu Hause sind, wie aktiv die richtige Ausstat- oder in seiner unmittelbaren Nähe tragen sich einzelne Personen in das soziale Ge- dazu bei, dass die Menschen sich bewusst füge und Miteinander einer Organisation tung der Homeoffices für den Weg ins Büro entscheiden. Gesprä- einbringen und auch wie viel Bedarf diese che mit einigen größeren Unternehmen am Austausch mit den Kolleginnen und eine wichtige Rolle – haben ergeben, dass zwar der Bedarf an Bürofläche in Zukunft sinken, dafür aber Kollegen haben. Das Büro muss so attraktiv gestaltet werden, dass es dazu ermutigt, insbesondere im der Büroflächenbedarf pro anwesender sich immer mal wieder auf den Weg dort- Hinblick auf ergono- nutzender Person eher steigen wird. hin zu machen. mische Möblierung, Flexible Arbeitsplatznutzung als neue Normalität Gleichzeitig spielt die richtige Ausstattung der Homeoffices eine wichtige Rolle – ins- Beleuchtung und besondere im Hinblick auf ergonomische Ausstattung.“ Aufgrund der insgesamt deutlich sinken- Möblierung, Beleuchtung und Ausstat- den Anwesenheitszeiten im Büro und der tung. Hier sind alle gefordert, die ein In- gegenüber der Vor-Krisen-Situation stark teresse an einer dauerhaften Leistungsfä- erhöhten Nutzung von Homeoffice sowie higkeit der Beschäftigten haben sollten. mobiler Arbeit wird sich die flexible Nut- Das gilt gleichermaßen für Arbeitgeberin- im Nachbarschaftsbüro, offen gegenüber- zung von Büroarbeitsplätzen in der Breite nen und Arbeitgeber sowie Beschäftigte, stehen. So geben in der aktuellen Forsa- der Organisationen etablieren. Diese Ent- aber auch für den Gesetzgeber. Dieser sollte Befragung 70 Prozent an, dass die Moda- wicklung dürfte in der ersten Zeit nach der nicht nur einen fairen Ausgleich zwischen litäten der Arbeit von zu Hause zwischen Pandemie sowohl durch einen erhöhten Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern sowie Arbeitgebern oder Arbeitgeberinnen und Kostendruck als auch vor dem Hintergrund Beschäftigten, zum Beispiel steuerlich, Beschäftigten beziehungsweise zwischen der zunehmenden Nachhaltigkeitsdebatte weiter unterstützen, sondern auch der Viel- den Tarifparteien geregelt werden sollten. noch beschleunigt werden. In Anbetracht fältigkeit der sich herausbildenden Model- Nur rund ein Viertel bevorzugt eine gesetz- der Klimaziele dürfte es wenig zielführend le, ob nun Arbeit im Büro, zu Hause oder liche Regelung. ← sein, einen Büroarbeitsplatz, der nur einen kleinen Teil der Woche genutzt wird, zu er- richten, zu kühlen, zu beleuchten, zu hei- zen und zu reinigen. Gleichzeitig müssen Literatur digitale System helfen, die Auslastung zu steuern, um die parallele Konditionierung Bockstahler, M.; Jurecic, M.; Rief, S.: Homeoffice Experience. Eine empirische Untersu- von Arbeitsplätzen zu Hause und in den chung aus Nutzersicht während der Corona-Pandemie, Fraunhofer-Verlag, Stuttgart, 2020 Büros unbedingt zu vermeiden. Boland, B.; De Smet, A.; Palter, R.; Sanghvi, A. (2020): Reimagining the office and work life Anstelle eines festen Arbeitsplatzes wer- after COVID-19 den wir inspirierende, inszenierte und nachweislich innovations- und produkti- Forsa, 2020: Erfahrungen mit Homeoffice – eine Befragung unter abhängig Beschäftigten, vitätsförderliche Büros errichten müssen, Forsa Politik- und Sozialforschung, Berlin, November 2020 ob in Form des Unternehmensbüros einer vielleicht dezentral verteilten Organisation Handelsblatt: Raus aus der Stadt: Auch für Mieter wird das Umland attraktiver, 24.01.2020 oder in einer erneuerten Form von Co-Wor- king-Spaces oder Serviced Offices. Hofmann, J.; Piele, A.; Piele C.: Arbeiten in der Corona-Pandemie – auf dem Weg zum New Normal, Fraunhofer IAO, Stuttgart, 2020 Wie geht es mit dem Homeoffice weiter? Hofmann, J.; Piele, A.; Piele C.: Arbeiten in der Corona-Pandemie – Leistung und Produkti- vität im New Normal, Fraunhofer IAO, Stuttgart, 2020 Der zweite Lockdown macht aber auch die Grenzen des Arbeitens von zu Hause Wirtschaftswoche, Mietmarkt für Büroflächen im freien Fall, Abgerufen am 01.10.2020 sichtbar. Die Vielfältigkeit der Belegschaf- 25
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