Kultur digital SCHWERPUNKT: LAG Kinder- und Jugendkultur eV
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Magazin der LAG Kinder- und Jugendkultur Hamburg Sommer 2020 SCHW ERPU THEATER Live aus dem leeren Saal Kultu NKT: digit r SCHULPROJEKTE Weitermachen – aber wie? al UMFRAGE Wie LAG-Mitglieder auf die Krise reagieren SICHERHEIT Was bei Online-Tools zu beachten ist 1
Inhalt 03 Editorial Der digitale Aufbruch Herausgeber 05 Theater und Corona LAG Kinder- und Jugendkultur e.V. Hamburger Künstler*innen in Krisenzeiten www.kinderundjugendkultur.info Ehrenbergstraße 51, 22767 Hamburg 08 LAG-Geschäftsstelle Sonderschichten für die Kunst Telefon: 040 - 524 78 97 10 TEXT: COLETTE SEE Die LAG Kinder- und Jugendkultur vernetzt die 10 Umfrage Hamburger Akteur*innen und vertritt die Interessen Der Umgang mit Corona ihrer Mitglieder gegenüber Politik und Verwaltung. Redaktion: Christine Weiser, Claas Greite, Dörte Nimz 16 Datenschutz Grafik: Meike Gerstenberg Digitalisierung und Sicherheit K Das nächste Heft erscheint im önnt ihr mich alle hören? Dieser Satz wurde in den Die gute Nachricht vorweg: Kulturelle Bildung für Kinder und Jugend- September 2020 18 Schulprojekte vergangenen Monaten wohl viele Tausend Male liche findet auch in Zeiten von Corona statt. Schnell füllte sich Wie es seit Corona weitergeht www.kinderundjugendkultur.info gesagt. Dass Videokonferenz-Tools für die alltägliche die Angebotsliste, die die Landesarbeitsgemeinschaft Kinder- und Arbeit zum ständigen Begleiter werden, hätten sich Jugendkultur unter dem Schlagwort „Kultur at home“ zur Verfügung Gefördert von der Behörde für Kultur und Medien 20 FSJ Kultur viele am Anfang des Jahres wahrscheinlich nicht vor- stellt. Das reicht von Impulsen, wie Kinder und Jugendliche zu Hause der Freien und Hansestadt Hamburg. Von einem Seminar, das online ging stellen können. Um in Kontakt zu bleiben, Beziehun- kreativ werden können, über Online-Formate, die versuchen, Präsenz- Bildnachweise: gen weiter zu gestalten und gemeinsam auch in der aktuellen Situati- veranstaltungen zu ersetzen, bis hin zu klassischen digitalen Angebo- 23 Meldungen Titel: Screenshot Digitales Gesamtseminar FSJK, on Ideen und Projekte voranzutreiben, nimmt man gern die eine oder ten. Mit viel Kreativität, Mut und Überstunden haben zahlreiche Initi- S. 4 Claas Greite, S. 5 Fundus Theater, S. 8 digital andere technische Tücke in Kauf. ativen und Einrichtungen versucht, weiterhin kulturelle Angebote für 24 Tipps buggu/pexels, S. 10 Claas Greite, S. 11 privat, jaf, junge Menschen vorzuhalten. Um gerade auch in dieser für Kinder S. 12 Lutz Wendler, privat, S. 13 privat, Zinnschmelze, Ein Virus mit dem mittlerweile weltbekannten Namen Sars-CoV-2 und Jugendliche herausfordernden Zeit wie gewohnt ein Teil der Frei- S. 14 Kinderbuchhaus, S. 15 AMJ, Marcelo hat alles verändert. Waren im Februar Konsequenzen wie Social Dis- zeitgestaltung zu sein, Ablenkung und Halt zu geben. Hernandez, S. 16 Michael Morse/pexels, S. 18 Ö. tancing und Homeschooling noch undenkbar, wurden sie bereits im Gültekin, Moritz Piehler, C. Meiners, S. 20 Screenshot März Wirklichkeit. Die Schlagzahl, mit der Politik auf die Entwick- Vom Gitarrenunterricht über Theater bis zum Tanzkurs – was geht, Digitales Gesamtseminar FSJK, S. 23 Fliedner Hoch- lungen der Coronavirus-Pandemie reagieren musste, hatte in kürzes- läuft plötzlich digital. Gefragt waren und sind schnelle, kreative und schule, S. 24 mohamed_hassan/pixabay, David Frank, ter Zeit Konsequenzen für alle Teile der Gesellschaft und damit auch flexible Ideen und Lösungen, die digitale Nähe in Zeiten sozialer Dis- layers/pixabay, Vision Kino, Kiku online, für Kulturschaffende. Es ist eine komische Mischung aus Entschleu- tanz schaffen. Die Entwicklung setzt nahtlos an den zahlreichen Ini- Brandenburgisches Staatsorchester nigung – weil sich auf einen Schlag geplante Veranstaltungen und tiativen und Projekten an, die sich schon lange den digitalen Wandel Projekte in Luft aufgelöst haben – und dem emsigen Surren vieler, nutzbar machen und mit den neu geschaffenen Wahrnehmungs-, Dar- die versuchen, schnell auf die neue Situation zu reagieren. stellungs- und Kommunikationsformen spielen oder digitale Medien 2 3
selbst als künstlerische Objekte einsetzen. Für die Medienbildung und Der Hinweis „Könntest Du bitte dein Mikrofon ausschalten“ ist für auch die Kulturelle Bildung wird bereits jetzt ein Digitalisierungsschub Videokonferenzen sicherlich oftmals wichtig. Die kulturelle Szene in konstatiert. Hamburg braucht in den kommenden Wochen und Monaten aller- dings offene Mikrofone, damit sie auf finanzielle Einbußen hinweisen, Damit dieser Schwung auch nach der Krise nicht verpufft, sind wei- sich für die Notwendigkeit einer sicheren Finanzierungsgrundlage in tere Schritte zu gehen. Die Potenziale des digitalen Wandels können der Zukunft einsetzen und immer wieder auf ihre zentrale Rolle für nur ausgeschöpft werden, wenn das Verständnis von Digitalisierung mehr Teilhabe, Partizipation und Chancen- und Bildungsgerechtigkeit über eine Ausstattungsoffensive hinausreicht. Ebenfalls bedeutet es, für Kinder und Jugendliche hinweisen kann. unter Digitalisierung mehr als ein reines „Übersetzen“ von analog in digital zu verstehen. Es besteht ein Bedarf an innovativen pädagogi- schen Konzepten, die Heranwachsende dabei unterstützen, digitale Hand in Hand, aber mit Medien als ein Instrument wahrzunehmen, sich die Welt anzueignen, neue Ausdrucksformen zu entwickeln und auch kritisch über das Ver- hältnis Mensch-Maschine zu reflektieren. Zukünftig braucht es hier mehr Orientierung und Hilfestellungen in Form eines Wissenschaft- Colette See Sicherheitsabstand Praxis-Transfers, der analoge, digitale und Hybridlösungen einordnet, vor dem Hintergrund eines pädagogischen Einsatzes bewertet und Qualitätskriterien entwickelt. Colette See studierte Sozialwissenschaften an der Universität Ham- burg. Seit 2010 ist sie Referentin für Suchtprävention bei Sucht.Ham- Schnelles Handeln war gefragt in den vergangenen Wochen. Den- burg mit dem Schwerpunkt exzessive Mediennutzung. Schwerpunk- noch sollte auch darauf geachtet werden, dass Angebote konform te ihrer Arbeit liegen in der Förderung der Medienerziehung in Fami- zur Datenschutz-Grundverordnung konzipiert sind. Das ist ein Plädo- lien und der Medienkompetenzförderung bei Kindern und Jugendli- yer für datensichere Tools, da die pädagogische Arbeit mit Kindern chen. Sie ist im Vorstand des Mediennetz Hamburg e.V. und engagiert und Jugendlichen auf digitale Schutzräume achten sollte, die auch in sich für die Medienbildung in Hamburg. Seit 2018 ist sie Mitglied des Margret Staal (l.) mit Christina Biundo Krisenzeiten weiterhin Bestand haben müssen. Vorstands der LAG. Theater in Corona-Zeiten. Wie Hamburger (beide LAG Soziokultur & Kulturpädagogik Theatermacher die Krise erleben Rheinland-Pfalz) und Dr. Carsten Brosda TEXT: LUTZ WENDLER 4 5
2m 4m 6m 8m 8m 6m 4m 2m W enn Klopapierrolle und Toi- -bürste reflektierten sie die eigene Lage, bezo- talen Möglichkeiten zu verschränken. „Ich „Es ist eine schöne Aussicht, die Arbeit an Abenteuer, denn Triebwerk-Mitglieder lassen Endproben mit Karin Schmitt im September – lettenbürste zu Hauptfigu- gen das Publikum mit ein, sangen zu Gitarren- hoffe, ‚Hauptsache online’ hat Impulse gege- einem neuen Stück beginnen zu können, trotz sich gern genreübergreifend auf Konstellatio- und auf die Premiere am 1. Oktober im Theater ren werden, könnte das ein begleitung „Hand in Hand, ohne Sicherheits- ben, die digitale Selbstermächtigung für eige- aller widrigen Umstände“, sagt Sabine Dahl- nen mit neuen Mitspieler*innen ein. Diesmal Pilkentafel in Flensburg. Indiz dafür sein, dass etwas abstand“. ne Ideen zu einer neuen Ästhetik zu nutzen“, haus. Dennoch ist diese Vorarbeit schwie- geht es um Grenzgänger-Figuren aus eher faul ist im Staate und dass sagt Susanne Schuster. Sie fügt eine Erkenntnis rig, die vertrauten Abläufe müssen den Ein- unbekannten Grimm-Märchen. Die Grund- Das Fundus Theater musste nach dem Shut- das Theater den Ausnah- Susanne Schuster und Julian Kamphausen, dieses Festivals hinzu: „Es ist aber auch klar, schränkungen angepasst werden – was noch idee stammt von der Puppenspielerin Karin down komplett schließen, blieb aber danach im mezustand probt – oder wie Kai Fischer es die „Hauptsache Frei“ seit 2018 gemeinsam dass digitale Performances das Theatererlebnis dadurch erschwert wird, dass die Dreiergrup- Schmitt, Absolventin der Hochschule Ernst Kontakt untereinander und zum Publikum hand- als Sprecher in der Rolle der Rolle sagt: Es geht leiten, ahnten schon vor Mitte März, dass ihr nicht ersetzen.“ pe Kirschkern, neben Dahlmann und Els die Busch für zeitgenössische Puppenspielkunst, lungsfähig, nicht zuletzt durch die viel geüb- um „die beschissene Situation der darstellen- am 31. März startendes Festival mit fünf ver- Mitgründerin Judith Compes, die inzwischen ihr Mitspieler ist Uwe Schade vom Theater te partizipative Praxis des von Sibylle Peters den Künste“. schiedenen Spielstätten einen Plan B bräuch- „Hauptsache online“ bot einigen Ensembles mehr im Hintergrund arbeitet, für „Luca“ ein Triebwerk, Cellist und Schauspieler. begründeten Forschungstheaters. „Wir haben te. Mit ihrer Idee von „Hauptsache online“ als immerhin die Chance, sich rasch netztaugli- für ihre Verhältnisse großes Team von insge- Aktionen aus unseren Projekten übernommen Kai Fischer und Christopher Weiß, gemeinsam digitalem Ersatz überzeugten sie direkt nach che Alternativen überlegen zu müssen. Was samt sieben Personen benötigt. „Wir mussten Für Improvisation ist der unmittel- und täglich gepostet, etwa Anregungen zum die Theatergruppe Die Azubis, haben in der dem Shutdown zunächst die Festival-Förderer. aber, wenn die Existenz eines Ensembles an uns zusammenzoomen, um uns kennenzuler- bare Kontakt wichtig selbst aktiv werden, die uns als Mini-Videos Corona-Krise rasch reagiert. Als der Shutdown „Die waren sehr kulant, so dass schnell geklärt einem bühnenerprobten Repertoire und dem nen und zu planen“, erzählt Monika Els. „So zurückgespielt wurden“, erzählt Gundula Hölty kam, bereiteten die beiden Performer ihre war, dass wir die Honorare komplett würden Verkauf möglichst vieler Gastspiele hängt, etwas funktioniert einfach besser, wenn man Die Corona-Krise erschwert dieses Projekt vom Fundus Theater. Es gab Forschungsaufträ- Hamlet-Adaption im öffentlichen Raum einer zahlen können“, erzählt Susanne Schuster. Als ohne dass ein Festival oder sonstiges Forum gemeinsam an einem Tisch sitzt.“ Von Vor- erheblich. Ein Teil der Finanzierung ist zwar ge für ein Alphabet der Wohnung, eine Aktion Reihenhaussiedlung vor und es stand eine sich dann auch fast alle Akteure bereit erklär- plötzlich neue Räume eröffnen könnte? teil sei allerdings, dass die Gäste bereits viel gesichert, doch andere Förderzusagen blieben am Fenster und die Suche nach geheimen Orten Vorstellung ihres neuen Klassenzimmerstücks ten, eine digitale Alternative zu ihrem ange- technische Kompetenz einbrächten: „Unse- aus, nicht zuletzt, weil Stiftungen ihr Enga- in der eigenen Wohnung, Playing-ups als frühe „Hase vs. Igel“ beim Festival „Hauptsache kündigten Beitrag beizusteuern, waren die Kirschkern, Compes & Co. sind von etwa 15 re Regisseurin Charlotte Pfeifer zum Beispiel gement in rascher Reaktion auf die Probleme spielerische Erfahrung von Performance-Kunst Frei“ an. Die mobile Reihenhaus-Performance wichtigsten Vorbedingungen für ein digitales Vorstellungsabsagen vor der Sommerpause ist sehr erfahren durch ihre Performances für veränderten. Zudem ist der Improvisations- und Wettbewerbe über Facebook. wurde von den Azubis rasch in ein Streaming- Theaterfestival erfüllt. Die Festivalmacher*in- betroffen, einzelne Termine wurden verscho- YouTube“, sagt Els. prozess, elementar für die Stückentwicklung, Drama mit dem neuen Titel „Enter Hamlet“ nen organisierten rasch Mini-Workshops und ben. Dennoch sagen Sabine Dahlhaus und stark beeinträchtigt. Sind es normalerweise „Doch wir hatten auch das Gefühl, dass wir umgewandelt und vom 29. Mai bis 5. Juni Tutorials für die Nutzung digitaler Medien, Monika Els, die beiden Spielerinnen der Grup- Gleichwohl graust es Sabine Dahlhaus ein verschiedene Probenphasen, in denen unmit- so schnell wie möglich wieder vom Digita- fünfmal per Videokonferenz aufgeführt. „Hase vor allem Zoom-Videokonferenzen erschienen pe, dass sie trotz der Verunsicherung bis- wenig vor der Aussicht auf einen Probenpro- telbar aufeinander reagiert wird und man sich len wegkommen müssten, weil Kinder wäh- vs. Igel“ musste abgesagt werden, stattdessen als geeignetes interaktives Medium für Live- lang vergleichsweise glücklich durch die Krise zess, bei dem die Akteurinnen getrennt von- unter Anleitung der Regie an eine definiti- rend der Krise viel zu wenig selbst gehört wur- präsentierte das Duo am 1. April beim Ham- Performances mit Publikum. gekommen sind. Sie haben sich noch kurz vor einander, jeweils zu Hause, das Stück mit ve Stückfassung quasi herantastet, musste all den“, sagt Gundula Hölty. „Deshalb haben wir, burger Festival der Freien, das notgedrungen dem Shutdown mit ihrer jüngsten Produktion einer Regisseurin entwickeln, die über Einzel- dies bislang online erfolgen. Puppenspiele- sobald es ging, mit dem ‚Club der autonomen zu „Hauptsache Online“ geworden war, ein Mit den Ergebnissen ihres ersten digitalen „Heidi“ beim Hamburger Theatertreffen und bilder das große Ganze in den Blick bekom- rin Karin Schmitt entwickelte Figuren, Bilder Astronauten‘ eine alte Idee wieder aufgenom- „Azubis Spezial“ aus dem leeren Theatersaal Festivals ist Susanne Schuster zufrieden. Mehr bei der KinderKulturBörse Hannover präsen- men müsse. „Wir brauchen die gemeinsame und Szenen, die sie per E-Mail an Uwe Schade men: Kinder der Grundschule Jenfelder Stra- zur aktuellen Lage der darstellenden Künste als 1000 Gäste wurden an den fünf Festivalta- tieren können, zwei Festivals, die beide als Improvisation im Probenprozess. Es ist nicht verschickte, der sich davon zu Cello-Tracks ins- ße sollten den gefährlichen Planeten Corona als „szenische Miniatur zwischen Klorolle und gen im Netz registriert, 3000 anschließend in eine Art Showroom der freien Szene funktio- vorstellbar, dass dies ohne gemeinsame Prä- pirieren ließ. Nach mehrmaligem Hin und Her selbst erkunden, selbstverständlich mit Schutz- Streaming Portal“ – entsprechend dem Festi- der Mediathek. Auch der künstlerische Ertrag nieren und langfristige Gastspieleinladungen senz in einem Raum funktionieren könnte“, konnten sich die beiden Ende Mai erstmals anzügen versehen, die Sicherheitsabstände val-Hashtag-Motto „Sichtbar bleiben!“ erwies sich als Glücksfall, denn der Zwang zur Folge hatten. Zudem befinden sich Kirsch- sagt Dahlhaus. Sie und Monika Els hoffen, treffen. „Das ist eine andere Art von Kreati- garantieren.“ Zudem wurde das Projekt durch zum Digitalen hat eine Entwicklung forciert, kern, Compes & Co. in der Entwicklungsphase dass sie im Oktober wieder unter normalen vität, es fehlt der unmittelbare Kontakt“, sagt den Kontakt zu Kindern aus Lagos erweitert, Dabei probierten die beiden in einer Zoom- die das Festival bereits in den vergangenen für ihr neues Bühnenstück „Luca“, das erst im Bedingungen werden proben können. Uwe Schade. Misslich ist auch die Unterfinan- bei dem beide Seiten von ihrem Leben in der Videokonferenz vor etwa 25 Zuschauer*innen Jahren fördern wollte: die fehlende digitale November Premiere im Fundus-Theater haben zierung, zumal Uwe Schade etwa 20 Spielter- Krise berichteten. Hölty: „Uns wurde jeden- das neue Medium aus: In Spiel- und Inter- Kompetenz vieler Kultureinrichtungen zu über- soll und durch Projektförderung der Kulturbe- Für das Theater Triebwerk ist die Sache mine mit anderen Stücken aus dem Repertoire falls schnell klar, dass Digitales nicht Live- viewfragmenten mit kostümierter Klorolle und winden und das Analoge mehr mit digi- hörde größtenteils vorfinanziert ist. komplizierter. Jedes seiner Projekte ist ein abgesagt wurden. Er hofft auf gemeinsame Performances ersetzen kann.“ 6 7
A ls im März deutschlandweit ein Dutzend Angebote: Konzerte, interaktives durchzuplanen und festzulegen, unter welchen das öffentliche Leben herun- Singen, Musikunterricht zu Hause. Umständen Möbel- und Autohäuser geöffnet tergefahren wurde, stand die werden können und nicht gleichzeitig mit der LAG-Geschäftsstelle – wie so Der Corona-Bereich auf der Homepage der gleichen Sorgfalt und Kreativität Wege zu ent- r viele Einrichtungen – vor der LAG Kinder- und Jugendkultur ist ergänzt wickeln, wie Kinder und Jugendliche wieder Kultu Herausforderung, von einem Tag auf den ande- durch einen Überblick zu Spendenmöglich- andere Menschen in ihrem Alter treffen kön- die ren die eigene Arbeitsweise zu verändern. Die keiten, Tipps und Tools sowie Informationen nen und wie sie ihren gewohnten Freizeitbe- n für Rechner aller Mitarbeiter*innen mussten für zu den Soforthilfe-Programmen. Bereits am schäftigungen auch im Feld der Kultur nach- tunde das Homeoffice eingerichtet, die täglichen 17. März, also in der Anfangszeit der coro- gehen können.“ bers Abläufe und die Kommunikation untereinan- nabedingten Einschränkungen, hatte Nimz Ü der den Einschränkungen der Coronavirus- die Möglichkeit, mit Hamburgs Kultursenator Die Coronavirus-Krise und ihre Folgen sind Pandemie angepasst werden. Im Büro in der Carsten Brosda zu sprechen. „Wir haben uns noch lange nicht ausgestanden. Und so wird Ehrenbergstraße in Altona, wo das Team um besonders für Solo-Selbständige eingesetzt die gesamte Kulturlandschaft weiterhin vor Geschäftsführerin Dörte Nimz normalerweise und dafür, dass auch Vereine Anträge auf Hil- neue Aufgaben gestellt werden – etwa, wenn arbeitet, saß täglich nur noch eine Person. „Ich fen stellen können“, sagt sie. es darum geht, die Floskel „Krise als Chance“ hatte damals die Erwartung, dass die Arbeit mit Inhalt zu füllen. „Wir haben die Hoffnung, weniger wird“, erinnert sich Nimz. Die LAG Kinder- und Jugendkultur ist auch dass Chancen im digitalen Bereich genutzt Trägerin des Freiwilligen Sozialen Jahres Kul- werden“, sagt Dörte Nimz. „Im Schul- und Kul- Es kam ganz anders, denn nach der raschen tur (FSJK) in Hamburg. Eine wichtige Aufgabe turbereich sind aus der Not heraus viele digita- Umstellung auf Homeoffice ging die Arbeit für für die Geschäftsstelle war somit die Betreu- le Sachen entstanden. Dort werden gute Erfah- die Mitarbeiter*innen erst richtig los. In den ers- ung der mehr als 70 jungen Menschen, die rungen gemacht, die beibehalten werden soll- ten Wochen mussten alle in ihren heimischen nicht mehr an ihren bisherigen Einsatzstellen ten.“ Die Sommerferien sollten genutzt werden, vier Wänden eher Überstunden leisten. „Weil tätig sein konnten. Einige gingen ins Homeof- so Dörte Nimz, „um uns alle etwas geordne- wir gleichzeitig vernetzen und informieren, ist fice, andere wurden freigestellt. „Wir haben ter und strategisch durchdachter aufzustellen, sehr viel angefallen“, sagt Nimz. Und weil es der Einsatzstellen mit Informationen versorgt und um zu sehen, wie Kultur an Schulen und ins- Geschäftsstelle an Ideen nicht mangelte. Kontakt mit den Freiwilligen aufgenommen, gesamt in solchen Zeiten funktionieren kann.“ Wie die Geschäftsstelle der nachgefragt, wie es ihnen geht“ sagt Nimz. LAG auf den Ausbruch der Vom ersten Lockdown-Tag an wurde die Öffent- lichkeitsarbeit der Geschäftsstelle umgestellt. Das einwöchige Seminar mit allen FSJKler*in- nen führte die LAG notgedrungen digital durch INFO Corona-Krise reagierte Die LAG-Mitglieder wurden regelmäßig per (siehe Bericht Seite 20). E-Mail mit den wichtigsten aktuellen Informa- Auf ihrer Webseite informiert die LAG weiter- TEXT: ARNE BACHMANN tionen versorgt. Geplante Veranstaltungsrei- Auch in der Interessenvertretung war die LAG hin aktuell über kulturelle Angebote, die von hen wurden rein digital durchgeführt. Täglich aktiv, setzte sich unter anderem in ihrem Mai- zu Hause aus wahrgenommen werden können. veröffentlichte die Geschäftsstelle über Twit- Newsletter für jene Gruppe ein, die auch in Auf der Seite sind Angebote aus den Bereichen ter und Facebook einen Kultur-at-Home-Tipp – Zeiten der Coronavirus-Pandemie nicht die Musik, Darstellende Kunst, Literatur, Bildende anfangs auch samstags und sonntags. Pa- stärkste Lobby hinter sich hat. „Und so sehr Kunst, Medien und Film, Museum und Archi- rallel wurde auf der LAG-Homepage ein eige- wir unterstützen, dass die Vorsichtsmaßnah- tektur zusammengefasst, hinzu kommen spar- ner Corona-Bereich mit weiteren Kulturtipps men bestehen bleiben (...), so wichtig ist uns tenübergreifende Angebote. Außerdem gibt es eingerichtet (siehe Infokasten). „Das war so dennoch andererseits, dass gerade jetzt die Soforthilfe-Überblicke, Spendensammlungen viel, dass wir nach Sparten sortieren mussten“, Interessen der Kinder und Jugendlichen nicht sowie Tipps und Tools. sagt Dörte Nimz. So öffnen sich – Stand Mai – aus dem Blick geraten“, heißt es in dem News- allein beim Klick auf den Bereich „Musik“ rund letter. Und weiter: „Es ist absurd, detailliert www.kinderundjugendkultur.info 8 9
Und jetzt? abgedreht! Hamburgs junger Film (Nachwuchsfilmfestival) Carina Steffen-Schwering, Festivalleitung h Unser Festival, das Ende März stattfinden sollte, musste zwei jaf e rw ischte auc Wochen vorher abgesagt werden. Eine digitale Alternative Verein für medienpädagogische Praxis Hamburg e.V. ro n av irus-Krise Wie haben konnte nicht so kurzfristig umgesetzt werden und entspricht Andreas Hedrich, Mitglied/Projektmanagement Die Co lt. -M itg lieder ka eingestellt? auch nicht unserem Konzept. Wir wollen Nachwuchsfilmema- die LAG f die Situation cher*innen zusammenbringen, den Austausch fördern, Filme a u Mitgliedern vor einem Publikum diskutieren und gemeinsam die Preisträ- Absagen und weiterplanen der Workshops, Schulprojekte, sie sich Wir hab e n v e rschiede n en Esche Jugendkunsthaus ger*innen des Nachwuchsfilmpreises feiern. Die aktuelle Her- ausforderung der fehlenden Planbarkeit und Schwerpunktver- Fortbildungen, Festivals, von Woche zu Woche. Ansätze fin- den wie sich medienpädagogische Projekte auch anders, kon- ra ge n gestellt. Andreas Fleischmann, Geschäftsführer schiebung in der Schule erschweren auch die Perspektive auf taktarm durchführen lassen, was besonders bei Projekten für vier F die nächste Durchführung des Festivals. Kinder und Filmprojekten sehr schwierig ist. Ohne Finanzie- rung neue Konzepte ausarbeiten. en Unsere Kursleiter*Innen filmen derzeit Online-Tutorials, die wir Das Festival wurde von äußeren Einflussfaktoren bestimmt, z e n o d er wentigIhr seit über unsere Webseite, Instagram und Facebook bewerben. mit denen wir im Festivalteam nie gerechnet hätten. Uns hat überrascht, dass vor allem in Bildungseinrichtun- ät ch In drei oSrten: Was maeit anders? Die Rückmeldungen von Eltern und Jugendlichen sind durch- gen selbstverständlich vorausgesetzt wurde, dass aus analo- St ic h w r A r b in Eure Corona weg positiv, die Jugendlichen schreiben uns vor allem über Wir haben gelernt, dass wir für alle Eventualitäten gewapp- gen Angeboten mit digitalen Medien auf einmal ein digitales Insta. Aber natürlich ersetzt kein Video den direkten Kontakt... net sein sollten. Für den Fall, dass abgedreht! auch im nächs- Angebot für Jugendliche vor Bildschirmen wird. ab ei Wir arbeiten daran, weitere Formate zu entwickeln: Video- ten Jahr nicht im üblichen Rahmen stattfinden kann, sollten t Euch d Was hascht? konferenzen, Wettbewerbe usw. wir bereits in der Planung Angebote mitdenken, die das Festi- Dass Medienpädagogik und aktive Medienarbeit von vielen überra val auch online erlebbar machen, ohne den Charakter des Fes- Menschen immer noch als Feuerwehr zur Vermittlung von Sehr positiv überrascht hat uns, wie froh die Jugendlichen tivals zu sehr zu verlieren. Die Diskussion um eine Onlinevari- Gerätebedienkompetenz gesehen wird. Wir müssen noch mehr bei ge lernt? sind, an der Esche weiter teilhaben zu können, und wie schnell ante des Festivals war auch dahingehend fruchtbar, dass wir vermitteln, dass es bei unserer Arbeit um eine umfassende b t Ihr da Was ha wir uns nach dem ersten Schock aufrappeln konnten. die Ziele und Potenziale des Nachwuchsfilmfestivals in Präsenz pädagogische, kreative und kulturelle Arbeit geht, bei der Kin- noch mal stärker ins Auge gefasst haben und zu dem Schluss der und Jugendliche lernen, sich mit Medien auszudrücken und er, e s d ig ital weit Wie nützlich eine Handy-Kamera und ein Stativ sein können... gekommen sind, dass sich der Mehrwert der Veranstaltung deren System zu verstehen. Reflektieren, nicht bedienen steht h t r (Wie) gees auch wiede nicht zu gleichen Teilen digital abbilden lässt. im Vordergrund unserer Arbeit. Medienpädagogen*innen sind w e n n h t ? ch ge Unsere Öffentlichkeitsarbeit in den Social-Media-Kanälen wird nicht automatisch Fachleute für eindimensionales E-Learning. persönli sicher von den neuen Erkenntnissen profitieren. Aber wir freu- Wir werden sehen, ob digitale Veranstaltungsteile auch für en uns schon sehr, den Kids bald wieder direkt gegenüber ste- die Festivaldurchgänge in den kommenden Jahren attraktiv Unsere Arbeit geht die ganze Zeit weiter, auch digital, das ist hen zu dürfen! sein können. ja ein Teil unserer Arbeit, einiges ist einfach unterbrochen. 10 11
nigen ä t z e n oder wecht Ihr seit In drei oSrten: Was maeit anders? Stichwa in Eurer Arb Coron Goldbekhaus ab ei Astrid Jawara, zuständig für Kinderkultur und t Euch d Was hascht? kulturelle Bildung überra bt Ihr d a bei gele rnt? Einige vom Team mussten sich in die digitale Nutzung des PLAY Was ha Arbeitsplatzes tiefer einarbeiten, als sie es bisher gewohnt Creative Gaming Festival Vera Marie Rodewald, Mitglied der Festivalleitung eiter, waren. Unsere Teamsitzungen finden nun als Videokonferenz e h t e s digital rw statt. Einige vom Team arbeiten im Homeoffice. Das Goldbek- (Wie) ges auch wiede haus musste die Technik auf den aktuellen Stand bringen und wenn lich geht? persön hat z.B. weitere Lizenzen erwerben müssen, damit die erwei- Ein Teil unserer Teammitglieder kommt nicht aus Hamburg und terte Nutzung des Homeoffices möglich war. Ebenso muss- ten Headsets u.ä. angeschafft werden. Unsere Öffentlichkeits- war schon immer zu den wöchentlichen Vorbereitungstreffen online zugeschaltet, nun sind wir es alle. Im Zentrum steht Zinnschmelze arbeit hat sich verändert. Wir versenden häufiger unseren dabei die Frage: Was plant man mit Planungsunsicherheit? Barmbeker Verein für Kultur und Arbeit Newsletter und posten mehr aktuelle Infos zur Situation auf Wie kann ein Festival, das Ort für Begegnung ist, mit Distanz- Khatuna Hartmann, Kulturmanagerin Hamburger Facebook. Auch posten wir digitale Angebote von anderen regelungen stattfinden? Ergebnis war eine hybride Lösung aus Einrichtungen und befreundeten Künstler*innen. Einige Kurs- Onlineformaten und Präsenzveranstaltungen, die wir nun für Kulturelle Institutionen sind durch die Pandemie zum Stillstand Konservatorium anbieter*innen haben ihre Angebote als Webinare angelegt. den November ins Auge fassen. gezwungen. Die Krise hebt die Digitalität unserer Arbeit auf Wir haben einen Podcast entwickelt, mit dem wir ein digitales eine neue Ebene. Wir mussten mit einigen Kursen und Veran- Angebot für unsere Nutzer*innen bereithalten möchten. Wir staltungen auf ein nicht gekanntes Format digitaler Kommu- Markus Menke, Direktor nehmen alle wesentlich häufiger an Videokonferenzen teil, um Online zugeschaltet haben wir nun alle die gleichen Zugangs- nikation umsteigen. mit anderen Einrichtungen im Gespräch zu bleiben und weiter bedingungen, jede*r wird gleichermaßen gehört. Telefon- und kooperieren zu können. Videokonferenzen können sehr ergebnisorientiert sein, weil Es findet kein Präsenzunterricht statt, keine Konzerte. Statt sie wenig Raum für Smalltalk oder Einzelgespräche lassen. Es Die Not macht erfinderisch! Man merkt mit der Zeit, was digi- dessen ein sehr hoher Prozentsatz der Angebote online über Einige vom Team waren einigermaßen überrascht, viele neue gibt bereits viele Ideen, die sich auch digital umsetzen lassen! tal und im Netz alles möglich ist und wie schnell sich alles unsere Plattform KON-Plugin. digitale Nutzungsmöglichkeiten unseres Microsoft Apps Pake- umsetzen lässt. tes (wie z.B. Microsoft Teams) zu entdecken und nutzen zu Die wöchentliche Online-Nutzung durch Schüler*innen, Eltern, können. Wir haben viele neue (und alte) Tools ausprobiert, die Begeg- Studierende, Dozenten und Verwaltung ist auf über 100.000 nungen in virtuellen Räumen ermöglichen. Wir lernen täglich, mit unterschiedlichen Internetformaten Nutzungen gestiegen. Die Nutzung führt zu Konzentration, Wir haben zu schätzen gelernt, wie wertvoll der persönliche umzugehen. Wir suchen Alternativen und finden passende Strukturierung, intensiver Zeiteinteilung und ist kognitiv Kontakt bei der Programmplanung ist und auch der Kontakt Lösungen, wenn das auch manchmal sehr schwer fällt. Ent- anstrengend, aber sehr zufriedenstellend für Kund*innen und zu den Kolleg*innen im Team, um sich gut informiert zu füh- Onlineformate werden Präsenzbegegnungen nicht ersetzen, decken dabei, dass nicht alles sich auf digital umstellen lässt. Dozent*innen. len. Besonders die Kolleg*innen im Homeoffice fühlen sich insbesondere wenn es um Vernetzung, Tüfteln, Experimentie- gelegentlich abgehängt. Projektentwicklung ist digital sehr ren und Zusammenarbeiten geht. Unser Festival lebt vom (phy- Online-Kommunikation geht schneller und muss intensiv schwierig, da die Dynamik vor einem Bildschirm eine andere sischen) Miteinander, vom Zelebrieren der Spielkultur. Letzte- Die momentane Situation bietet die Möglichkeiten für zukünf- gepflegt werden. ist als im persönlichen Kontakt. re aber entfaltet sich auch in heimischen Wohnzimmern oder tige digitale Veränderungen und Alternativen. Soziale Nähe im Netz. Auf diesen Raum werden wir in diesem Jahr verstärkt für die Kulturlandschaft halte ich persönlich für enorm wich- Durch die Corona-Erfahrung können Angebote überprüft wer- Gelegentliches Arbeiten im Homeoffice wird selbstverständli- zurückgreifen, um Spielenden und Spieleinteressierten eine tig und sogar überlebenswichtig nicht nur für Künstler*innen, den auf ihre Online-Tauglichkeit und Sinnhaftigkeit – Hybrid- cher werden. Wir werden garantiert insgesamt vernetzter blei- Plattform zu geben. Wir werden sehen, welche Formatideen sondern auch für das Publikum. Angebote lassen sich denken. ben, als es vor Corona der Fall war. dann für die Folgejahre bleiben. 12 13
GitarreHamburg.de Kinderbuchhaus GmbH Christian Moritz, Geschäftsführer Wir haben sozusagen von heute auf morgen unsere gesam- Altona igen te pädagogische Arbeit mittels Skype- und Zoom-Unterricht sowie ergänzende Nutzung von Social Media-Kanälen, vir- Dr. Dagmar Gausmann, Programmleitung und t z e n o der wehnt Ihr seit tuelle Orchesterprojekte und YouTube-Tutorials ins Internet ä c Geschäftsführung In drei oSrten: Was maeit anders? verlagert. Dabei haben wir die YouTube-Tutorials, wie zum w r b AMJ St ic h e r A in Eur Beispiel einen kompletten Gitarren-Grundkurs für Kinder, Corona kostenlos der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt. Im Ver- Da der Ausstellungsbesuch beschränkt und klassische Werk- anstaltungsbereich mussten wir darüber hinaus Veranstal- ab ei Arbeitskreis Musik in der Jugend, Landesverband Hamburg stätten und Lesungen momentan nicht möglich sind, arbeiten t Euch d tungen in den Herbst verlegen. wir nun von daheim an Angeboten im digitalen Raum. Unter Was hascht? Hanno Andersen, Vorsitzender überra dem Motto Kinder.Buch.zu.Haus entsteht auf unserer Home- Es war erstaunlich, wie reibungslos sich Kinder und Jugend- Mitgliederversammlungen und Vorstandssitzungen über jitsi, page (aber auch auf YouTube, Twitter, Facebook und Instag- elernt? liche auf diese sehr andere Art des Unterrichts umgestellt bt Ihr dabei g intensiver Austausch mit der Behörde für Arbeit, Soziales, ram) ein stetig wachsendes digitales Beschäftigungs- und Bil- Was ha Familien und Integration, Verhandlungen über Stornogebüh- haben. Der digitale Unterricht bietet zudem tolle Möglich- dungsangebot für Kinder, immer mit deutlichem Bezug zur keiten, die unheimlich positive Effekte hervorgebracht eiter, ren bei abgesagten Kursen. Besonders bei längerfristigen Buchkultur. Gemeinsam mit dem Hamster Henni Hams haben h t e s d igital w Absagen, die nicht als aufgrund höherer Gewalt gerechtfertigt haben. Rund 90 Prozent aller Mitglieder aus dem JugendGi- r wir Kinder dazu aufgerufen, uns in Tagebucheinträgen in Text- (Wie) gees auch wiede werden können, entsteht Klärungsbedarf. Ausloten, ob Kurs- tarrenOrchester-Hamburg und unsererSchüler*innen nutzen und Bildform von ihren Erlebnissen in dieser ungewöhnlichen wenn lich geht? leiter*innen in Not geraten und wie wir sie unterstützen kön- das Mehr an Freizeit zu intensivem Gitarrespielen, lassen uns Zeit zu berichten. persön mit Zwischenergebnissen in Form von Videos daran teilha- nen. Langfristigere Planung aufgrund angespannterer Verhält- ben und kommen so noch schneller voran als sonst. Groß- nisse bei Häuserbuchungen. Freudig überrascht hat uns: Dass man auch ganz ohne gemein- artig ist auch, dass so viele Kinder nun unseren kostenlosen sames Büro so einiges via Skype und Zoom ins Leben rufen Online-Gitarrenkurs nutzen und so die Zeit nutzen, um mit Häuser zeigen sich überwiegend flexibel. Es gibt wenig Wider- kann. Der durch das Tagebuchprojekt entstandene direk- dem Spiel eines Instruments zu beginnen. stand bei Absagen. Digitale Möglichkeiten werden sogar für te Kontakt zu einzelnen Familien und Lehrer*innen und die gemeinsames Musizieren genutzt, wenn auch Latenz und Freude, die diesen die persönliche Antwort eines Hamsters Ein wenig Flexibilität tut gut und die digitalen Medien sind Klangqualität schier unüberwindliche Hürden darstellen. bringt. Die positiven Rückmeldungen von und die Unterstüt- zumindest eine sehr gute Möglichkeit, die Zeit der Ein- zung durch Illustrator*innen, Autor*innen und Verlage. schränkungen durch die Corona-Pandemie zu überbrücken. Neuen Umgang mit digitalen Medien. Nicht alles bricht Wir planen, die an Henni Hams geschickten Tagebucheinträge zusammen. Gut, dass wir wenig Kosten haben und verursa- Wie man eine als klassische Lesung geplante Veranstaltung in Form eines Leporellos zusammenzuführen und im Ausstel- Auch wenn der Unterricht über Plattformen wie Skype- und chen, so bleibt auch der Schaden begrenzt. in den digitalen Raum holen kann. Auf welche verschiede- lungsraum (und auch in digitaler Form) zu präsentieren. Einige Zoom kein dauerhaftes Unterrichtsmodell sein kann, werden nen Arten man im digitalen Raum zum Mitmachen und zur der neu entwickelten digitalen Formate werden wir auch wei- wir ganz sicher zukünftig viele praktische Tools an der Hand Das bleibt abzuwarten, da habe ich noch keine Fantasie. Auseinandersetzung mit Bildern und Büchern anregen kann. terhin mit Inhalten füllen (z.B. den YouTube-Kanal). Die Inhalte haben, die wir auch im normalen Unterricht einsetzen wer- Als Chorleiter sehne ich mich danach, meine und andere Da wir nun alle gemeinsam an unseren Social-Media- und des Kinder.Buch.zu.Haus werden weiter auf der Homepage zur den. Zudem gestalten sich unsere Kommunikationswege nun Stimmen mal wieder direkt hören zu können und einfach mal Homepage-Inhalten arbeiten, haben wir alle einiges über die Verfügung stehen und stellen so ein nachhaltiges zusätzliches deutlich effektiver. Wir sehnen aber auch den Tag herbei, an drauflos proben zu können. verschiedenen Plattformen dazugelernt. Programmangebot dar. dem wir uns mit den Schüler*innen und unseren Orchestern wieder und persönlich begegnen dürfen, um gemeinsam Musik zu machen. 14 15
Auf der sicheren Seite M usikschulen, Bücherhallen, Theater, Museen, Kultur- vereine und viele mehr: Auch alle Einrichtungen der Kinder- und Jugendkultur in Hamburg sind nach wie vor von den Einschränkungen des öffentlichen Lebens zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie betroffen. den, welche Dienste sie im Internet nutzen. Aber auch für sie sollten die Nutzungsbedingungen leicht verständlich formuliert sein. Kulturanbieter, die bei neuen Online-Angeboten für Kinder und Jugendliche datenschutz- rechtlich auf der sicheren Seite sein wollen, finden online praktische Tipps (siehe Infokasten). Datenschutz im Netz: Worauf Die tägliche Arbeit vieler Kulturanbieter konnte für Kulturanbieter achten müssen eine lange Zeit nicht im persönlichen Austausch stattfinden. Einrichtun- In der täglichen Arbeit setzen inzwischen viele Einrichtungen auf Online- gen mussten geschlossen bleiben, Mitarbeiter*innen aus dem Homeoffice Videokonferenzen. Besonders viele Nutzer*innen verwenden kostenlose heraus aktiv werden und ihre Angebote für Kinder und Jugendliche virtu- Programme wie Skype oder Zoom. Alina Feustel, die unter anderem TEXT: CHRISTINE WEISER ell im Internet erlebbar gemacht werden. Workshops zum Thema Datensicherheit im Netz für Schüler*innen und Lehrer*innen anbietet, weist ausdrücklich darauf hin, dass die Nutzer*- Je länger die Einschränkungen des öffentlichen Lebens andauern, desto innen der Programme ihnen unter anderem einen möglichen Zugriff auf mehr Institutionen nutzen ihre Internetpräsenz, um ihre Arbeit fortzuset- ihre Metadaten erlauben. Als Alternative bieten sich open source-basierte zen, Kontakt zu halten und Projekte weiterzuführen. Um Projekte zu orga- Tools wie Jitsi Meet oder Big Blue Button an, die ebenso leicht zu bedie- nisieren, Absprachen zu treffen und Aufgaben zu verteilen, setzen der- nen sind und die auch ohne Anmeldung und Download funktionieren. zeit nicht nur viele Unternehmen, sondern auch viele LAG-Mitglieder auf Online-Videokonferenzsysteme. Darüber hinaus sind viele Jugendkulturan- Immer wieder waren darüber hinaus zuletzt Beschwerden aufgetaucht, bieter auf der Suche nach Formaten, die den persönlichen Austausch so über sogenanntes Zoom-Bombing. Dabei klinken sich Nutzer unerwünscht gut es geht ersetzen, und es ihrer Zielgruppe erlaubt, sich einzubringen. in Online-Videokonferenzen ein und sabotieren sie mit Bildern und oder Zum Beispiel, indem sie kleine Videoclips von ihren Arbeiten hochladen Geräuschen. Vor allem, wenn es sich dabei um Veranstaltungen für Kin- können oder Gästebucheinträge und Kommentare zu gestreamten Perfor- der und Jugendliche handelt, kann das schwerwiegende Folgen haben. mances, Filmen oder anderen Produktionen abgeben können. Um so etwas zu vermeiden, rät Alina Feustel, die Videokonferenzen mit einem sicheren Passwort zu schützen. „Wenn kommerzielle Videokonfe- Doch auch in der gegenwärtigen Situation, die für viele Institutionen renzsysteme eingesetzt werden sollen, lohnt es sich, die Einstellungen der eine Art Digitalisierung im Schnelldurchlauf mit sich bringt, ist nicht alles kostenlosen Programmvariante zu überprüfen. Auch bieten einige Video- erlaubt, was technisch möglich ist. Es gilt, neben Urheberrechten auch konferenzanbieter in ihren kostenpflichtigen Versionen weitere nützliche Datenschutzbestimmungen zu berücksichtigen. Diese sind in der Daten- Sicherheitsfeatures an.“ Alina Feustels Resümee: „Die aktuelle Situation schutz-Grundverordnung (DSGVO) festgelegt und besonders streng, wenn macht deutlich, wie wichtig es ist, sich mit dem Thema Datenschutz aus- es um Online-Angebote für Kinder und Jugendliche geht. „Das ist das einanderzusetzen.“ erste Mal, dass auf europäischer Ebene für Kinder und Jugendliche spezi- fische, einheitliche Datenschutzregeln getroffen wurden“, sagt Alina Feus- tel, Referentin für Medienbildung und Schule beim Hamburgischen Beauf- INFO tragten für Datenschutz und Informationsfreiheit. Es gibt Hilfe für Anbieter von Kinder- und Jugendkultur, ihre Internetsei- Im Artikel 8 der DSGVO ist festgelegt, dass Erziehungsberechtigte im ten nach den Maßgaben der DSGVO zu gestalten. Von Hintergrundwissen Namen ihrer Kinder bis zum Alter von 16 Jahren in die Nutzung ihrer über Datenschutz für Webseiten über kostenlose Mustertexte, unter ande- personenbezogenen Daten einwilligen müssen. Das heißt, bevor Kinder rem für Gästebücher, Chats und Foren auf der Homepage zum Herunter- und Jugendliche Gästebucheinträge verfassen, an Chats teilnehmen oder laden bis hin zu Praxis-Tipps im Umgang mit Werbe-Trackern und Cookie- Fotos veröffentlichen können, muss den Betreibern der Webseite eine Ein- Checkern auf den unten aufgeführten Webseiten. willigung der Erziehungsberechtigten vorliegen. In der Praxis ist es oft ein Klick, mit dem die Nutzungsbedingungen der Webseite anerkannt wer- den. Jugendliche, die älter als 16 Jahre alt sind, können selbst entschei- WWW.WIR-MACHEN-KINDERSEITEN.DE HTTPS://SEITENSTARK.DE 16 17
ann kam Corona … und d Teilnahme“, sagt Moritz Piehler, der selbst als freier Journalist arbeitet. Er weiß: Die Mädchen Diese Sorge haben die Initiatorinnen des Tanzprojekts an der Grundschule Winterhude decken neuer Bewegungen unterstützten. „Da kann man jetzt nicht einfach per Video sagen und Jungen hatten beziehungsweise haben zumindest nicht: Das ebenfalls über den Pro- ‚So, jetzt tanzt mal‘.“ to r*in n en von vier schon genug mit dem selbstständigen Durch- jektfonds Kultur & Schule geförderte und in Wie die Initia einsam mit arbeiten des Unterrichtsstoffs zu tun, da fällt Kooperation mit K3 - Zentrum für Choreogra- Wie es weitergehen wird, ist für die Initiato- je kte n g e m Kulturpro für viele alles Zusätzliche hintenüber. phie Tanzplan Hamburg durchgeführte Projekt rinnen derzeit schwer zu sagen. Kirsten Bre- Ju ge n dlich en durch die läuft ohnehin über anderthalb Jahre und ist mehr hält es für möglich, dass nicht mehr jahr- Kindern und In durchschnittlich einer Minute und 30 Sekun- im Februar gerade erst gestartet. Choreogra- gangsübergreifend, sondern in festen Lern- Krise gehen den berichten die Kinder aus ihrem Alltag in fin Lucia Glass und Sonderpädagogin Marlene gruppen gearbeitet wird – und dann könn- Corona-Zeiten. „Da ich jeden Tag Schularbei- Janzen sowie Kirsten Bremehr, beim Jungen K3 te in dieser Gruppe auch das Projekt weiter- TAUER ten machen muss und meine Mama von zu zuständig für Schulkooperationen, wollen mit laufen. Bis dahin bleibt nur das Digitale. „Wir TIANE TEXT: CHRIS Hause aus arbeitet, fühlt es sich nicht an wie dem von ihnen entwickelten Format „Bewe- sehen auf dem Padlet zumindest, dass sich die Ferien“, erzählt beispielsweise eine Viertkläss- gungsforscher*innen“ der Frage nachgehen, Kinder unsere Videos anschauen“, sagt Lucia lerin. Weitere Podcasts beinhalten Witze und welches Wissen durch Bewegung generiert Glass. Sie hofft, auf diese Weise im Alltag klei- Rätsel, das nächste Thema soll der Ramadan werden kann. ne Bewegungsimpulse setzen zu können. S ie wollten tanzen, sich bewe- sein. Gesammelt werden die Beiträge über die gen, mit dem Mikrofon durch Smartphones der Eltern, die Veröffentlichung Die 16 Schülerinnen und Schüler der Klas- Bei zwei weiteren Projekten hat SARS CoV-2 die Straßen ziehen, Neues erfolgt wöchentlich auf der Website der Schu- sen eins bis vier haben zum Beispiel Tierbe- ebenfalls Spuren hinterlassen: Das interdiszi- entdecken. Doch stattdessen le durch Jan Voß, der als Klassenlehrer einer wegungen wie das Hüpfen von Fröschen oder plinäre Projekt „ODE – Orte der Erinnerung“, kam – Corona. Seit Mitte vierten Klasse das Projekt mit angestoßen hat. das Kriechen von Eidechsen untersucht. Ähn- das in der kju-Frühjahrsausgabe Thema war März waren Hamburgs Schü- liche Bewegungsmuster gibt es in der früh- und in dem Schüler*innen der Stadtteilschu- ler*innen gezwungen, ihre Zeit zum Großteil zu Ursprünglich sei mit dem Podcast-Projekt kindlichen Bewegungsentwicklung. Seitdem das le Bahrenfeld die deutsche Erinnerungskultur Hause zu verbringen. Auch die Kulturprojekte, geplant gewesen, die Schülerinnen und Schü- öffentliche Leben wegen der Coronavirus-Pan- erforschen, ist bisher nur noch in schriftlicher an denen sie mitwirkten – sei es in der Schu- ler – von denen viele aus dem benachbar- demie stark eingeschränkt ist, schickt sie den Form weitergeführt worden. „Als nächstes wer- le oder in ihrer Freizeit –, kamen zumindest in ten Hochhauskomplex Lenzsiedlung stammen Schüler*innen nur noch Tanzvideos über das den wir in die Workshop-Planung gehen, die der bisherigen Form zum Erliegen. Wie wei- – aus ihrer gewohnten Umgebung herauszu- schulinterne Padlet – eine digitale Pinnwand. per Videokonferenz laufen wird“, sagt Künst- ter? Anfang Mai hat das kju-Magazin bei vier bekommen. Sie sollten mit einem Aufnahme- Marlene Janzen ist dabei die Schnittstelle zu den lerin und Mit-Initiatorin Anne Pretzsch. An der Projekten nach dem Stand der Dinge gefragt. gerät durch die Straßen ziehen und zu aktu- Kindern, sie telefoniert regelmäßig mit ihnen. großen Premiere im November halten sie nach Dass Aufhören keine Option ist, wird bei ellen Themen recherchieren, erzählt Moritz wie vor fest, entweder wird sie in Kleingruppen Gesprächen mit den Organisator*innen schnell Piehler. Umgesetzt werden sollten die Pod- „Anfangs war es ein Konflikt für uns, mit umgesetzt oder rein digital. klar. casts im Tonstudio des Altonaer Kulturzent- Videos zu arbeiten, da wir die Kinder dadurch rums Motte. Dass das bis zu den Sommerfe- ja vor den Bildschirm holen“, sagt die Choreo- Ganz pragmatisch haben sich hingegen die Beim VizeCast etwa, einem jahrgangsübergrei- rien in dieser Form so geschehen wird, glaubt grafin. Schließlich wollen sie mit dem Tanz- Tanzpädagoginnen Kyra Hollstein und Ange- fenden Podcast-Projekt für Viert- bis Sechst- er an diesem Tag im Mai nicht. Er ist deshalb projekt genau das Gegenteil bewirken – die lika Haußmann entschieden. Ihr Tanztheater- klässler*innen der Grundschule Vizelinstraße froh, dass es eine Verlängerung der Förde- Kinder sollen sich bewegen. „Im Zeitgenös- projekt im Altonaer HausDrei, das ebenfalls in Lokstedt, haben sich Moritz Piehler und Flo- rung über den Projektfonds Kultur & Schule sischen Tanz kann jede Alltagsbewegung als in der vergangenen kju-Ausgabe vorgestellt rian Jacobsen trotz Corona zum Weitermachen bis Jahresende geben wird. Denn eigentlich Tanz betrachtet werden“, sagt sie. Das wollen wurde und gerade im Begriff war zu starten, entschlossen. „Wir wollten es nicht komplett sollte das Projekt mit dem laufenden Schuljahr sie den Mädchen und Jungen in dem Projekt haben sie kurzerhand auf das kommende Jahr ruhen lassen und setzen jetzt auf freiwillige enden. nahebringen und sie beim eigenständigen Ent- verschoben. 18 19
Das digitale Gruppenexperiment M Eine Plastiktüte raschelt. Flüssigkeit in einer Flasche es beim Oberthema „Nachhaltigkeit“, das sich dann auch in allen Work- blubbert. Ein Mädchen dreht an einem Zauberwürfel, shops wiederfand. ein Junge zerreißt ein Stück Papier. Kleine Fenster auf dem Bildschirm zeigen das, es werden immer mehr FSJKler*in Lisette Kuss (18), ihre Arbeitsstelle ist bei dem gemeinnützigen Fenster, immer mehr Geräusche, die sich nach und TV-Sender Tide, nahm am Workshop „Digitale Musikproduktion“ teil, den nach zu einem Rhythmus zusammensetzen. Das Klap- der Musikproduzent Kim Korsah alias „Kimbo“ anbot. Sie erzählt: „Jeder pen eines Mülltonnendeckels, Fingerschnippen, schließlich eine Gitarre, hat bei sich zu Hause Geräusche in der Umgebung aufgenommen. Dann ein Klavier, weitere Instrumente. Eine Melodie entsteht, schließlich ein haben wir uns über digitale Meetings getroffen und beraten. Kim hat aus Ein mehrtägiges FSJK-Seminar mit 63 jungen Teilnehmer*innen Gesamtkunstwerk mit mehrstimmigem Gesang. „Song aus Müll“ heißt den vielen Bausteinen dann nach und nach den ‚Song aus Müll‘ zusam- das mosaikartige Werk, das alle Bausteine und Teilnehmenden auch im mengeschnitten, wir konnten zusehen und das kommentieren.“ Lisette wurde komplett ins Internet verlegt Video abbildet. war selbst in der „Vocals-Gruppe“ und singt in dem Stück. Mai-Linh Le (19), als FSJKlerin ist sie in der Hochschule für Musik und Theater einge- TEXT: CLAAS GREITE Lied und Video entstanden während eines Seminars im Rahmen des Frei- setzt, entschied sich für den Workshop „Skulptur aus Papiermaché“ unter willigen Sozialen Jahres Kultur (FSJK) im April. Das Besondere daran: der Leitung von Barbara Wetzel. Mai-Linh erzählt: „Vor dem Seminar hat- Die Schöpfer*innen dieses Liedes, wie auch die Teilnehmenden anderer ten wir mit der Post ein Paket erhalten, mit Material. Dann haben wir Arbeitsgruppen, haben sich nicht persönlich getroffen, sondern nur über losgelegt.“ Statt im Atelier wurde am heimischen Schreib- oder Küchen- das Internet zusammengeschaltet. Mehr als 70 Menschen arbeiten fünf tisch gearbeitet, an „digitalen Treffpunkten“ kamen die Teilnehmer*innen ganze Tage lang gemeinsam an kreativen Projekten, und zwar ausschließ- zusammen, um den Stand ihrer Arbeiten zu besprechen – bei Mai-Linh lich digital – das sind die Eckdaten eines Seminars, das aus der Not her- entstand ein Kopf aus Klopapiermasse, mit Augen aus Draht, der später aus konzipiert wurde und mit dem Neuland beschritten wurde. noch angemalt wurde. „Wir wollten das Gesamtseminar, in dem alle Hamburger FSJKler*innen Ganz ähnlich wie bei dem Papiermaché-Seminar wurde bei der „Online- zusammenkommen, eigentlich in einem Seminarhaus in Plön abhalten. So Malereiwerkstatt Ex Voto“ von Natyada Tawonsri verfahren. Komplizier- wie jedes Jahr“, sagt Rebekka Leibbrand, die Pädagogische Leiterin des ter war die Digitalisierung bei den Workshops „Radioballett“ und „Perfor- FSJ Kultur. Gemeinsam mit Atal Paiwastoon und Katrin Claussen organi- mance als Sprachrohr“, die sehr stark auf die Interaktion der Teilnehmen- siert sie das FSJK in Hamburg. Alle drei arbeiten in der Geschäftsstelle der den im Raum setzen. Sebastian Slaby, der mit Paul Einbecker das Radio- Landesarbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendkultur (LAG) Hamburg, die ballett organisierte, erzählt: „Das Format haben wir bisher hauptsächlich Trägerin des FSJK ist. Rebekka Leibbrand weiter: „Mitte März zeichnete auf Festivals angeboten. Die Teilnehmenden erhalten Funkkopfhörer und sich ab, dass wir uns wegen der Coronavirus-Pandemie nicht treffen kön- bekommen jeweils Anweisungen. So entsteht ein interaktives Hörspiel. nen. Das war zuerst frustrierend für die jungen Freiwilligen und auch für Das funktioniert normalerweise nur vor Ort und in der Gruppe.“ uns, denn die Seminare sind sehr beliebt und wir organisieren sie auch sehr gerne.“ Atal Paiwastoon, er ist Pädagogischer Koordinator des FSJK, Im Digitalen Gesamtseminar sei nun, gemeinsam mit den FSJKler*innen, sagt: „Zuerst stand eine Absage im Raum, den Seminarleiter*innen hätten ein neues Konzept erarbeitet worden. „Wir haben vier Gruppen à drei wir ein Ausfallhonorar bezahlt. Aber dann haben wir mit ihnen gespro- Leute gebildet. Die haben jeweils gemeinsam interaktiv ein eigenes Hör- chen, es kamen immer mehr gute Ideen für ein digitales Seminar zusam- spiel geschrieben, darüber, wie die Coronavirus-Krise das Leben verän- men. Dann haben wir uns entschieden, ein Experiment zu machen und dert.“ etwas völlig Neues zu wagen.“ Zum Spielen der Stücke wurde dann jeweils die ganze Gruppe eingebun- Mithilfe von Programmen wie Zoom und Trello wurde das erste „Digita- den. Vor einer Herausforderung stand auch Marie S. Zwinscher, die den le Gesamtseminar“ konzipiert, für 63 FSJKler*innen. Für alle fünf künst- Performance-Workshop leitete: „Eigentlich ist für den Workshop die leibli- lerischen Workshops, die zur Wahl standen und normalerweise in Semi- che Co-Präsenz wichtig. Ich habe dann den Schwerpunkt auf Selbsterfah- narräumen stattfinden, wurde eine Online-Version konzipiert. Dabei blieb rung gelegt und auf Übungen, die man allein durchführen kann.“ Die Teil- 20 21
MELDUNGEN nehmenden bekamen etwa eine Aufgabe nach Vorbild der Performance „Das Gruppengefühl kann nicht digitalisiert werden. Das ist die größ- „Freeing the Memory“ von Marina Abramović. Dabei setzt sich die Teil- te Barriere.“ Dem stimmt auch Mai-Linh Le zu: „Real für ein paar Tage nehmerin oder der Teilnehmer in einen Raum und spricht alle Worte, die zusammen zu wohnen, ist natürlich noch einmal etwas anderes. Die Semi- ihr/ihm einfallen, in ein Diktiergerät, nur für sich selbst. „Das kann fünf nare leben auch davon, dass neue Freundschaften geknüpft werden.“ schulabschluss vorweisen können, außer- und Jugendbildung (BKJ) e.V. herausgege- Minuten oder zwei Stunden dauern. Wer fertig war, bekam eine neue Auf- Wie Lisette Kuss, war auch sie aber positiv überrascht von dem Digitalen dem mindestens ein Jahr Praxiserfahrung ben. Auf einer einzigen Seite ist in zwölf gabe“, so Marie S. Zwinscher. Entstanden seien „kleine, schöne Mini-Per- Gesamtseminar und auch von den entstandenen künstlerischen Arbeiten, formances.“ die dann bei einer digitalen „Kulturshow“ vorgestellt wurden. im Bereich Pädagogik oder Kultur. Die Argumenten zusammengefasst, warum der Studiengebühren betragen 368 Euro im Bereich für die Entwicklung von Kindern Nicht zuletzt gab es die Aufgabe, alle Fäden über fünf Tage zusam- Allen, die wegen der Coronavirus-Krise oder aus anderen Gründen Monat. Weitere Informationen unter Tele- und Jugendlichen so wesentlich ist. Die menzuhalten – zumal es auch Programmpunkte gab, an denen alle 63 vor einer ähnlichen Situation stehen, raten Rebekka Leibbrand und Atal fon 0211/409 32 23 und auf der Webseite Argumentationshilfe kann bei vielen Gele- FSJKler*innen mit den Leiter*innen zusammenkamen. „Man muss es sich Paiwastoon zur Nachahmung. „Es ist durchaus eine interessante und lehr- der Hochschule. genheiten nützlich sein, etwa dann, wenn so vorstellen, dass der Bildschirm dann in viele, viele kleine Fenster ein- reiche Erfahrung, ein digitales Seminar abzuhalten“, sagt Atal Paiwas- FLIEDNER-FACHHOCHSCHULE.DE es darum geht, entsprechende Angebote in geteilt ist. Das bedarf schon einer starken Moderation“, sagt Rebekka toon. Und ergänzt: „Man sollte aber unbedingt Offline-Zeiten und Pau- einer Kommune, einer Schule oder Kita auf- Leibbrand. Als Assistentinnen standen ihr und Atal Paiwastoon Leonie sen einplanen.“ Rebekka Leibbrand sagt: „Ich würde dazu ermuntern, das oder auszubauen. Das Papier kann auf der Schäffer und Alena Wedell zur Seite. „Jeweils eine Person von uns hat auszuprobieren und sich überraschen zu lassen.“ Rat legt Positionspapier zur BKJ-Webseite im Bereich „Publikationen“ die Moderation übernommen, eine andere kümmerte sich um den schrift- Corona-Krise vor heruntergeladen werden. lichen Chat. Niemand, der Fragen hatte oder technische Probleme hatte, Der Rat für Kulturelle Bildung hat ein Posi- BKJ.DE ist verloren gegangen.“ INFO tionspapier vorgelegt. Der Titel: „Kulturel- le Bildung und Corona: Was uns die Krise Die Online-Kommunikation funktionierte reibungslos lehrt“. In dem Debattenbeitrag wird der Stel- Projektfonds Kultur & Schule: Weitere Informationen zum Freiwilligen Sozialen Jahr Kultur in Hamburg Neuer Studiengang zur lenwert der Kulturellen Bildung betont. Kri- Neue Ausschreibungsfrist Grundsätzlich ziehen Rebekka Leibbrand und Atal Paiwastoon ein sehr gibt es auf der Webseite der LAG. Wer sich den „Song aus Müll“ anhören Kulturellen Bildung tisiert wird unter anderem, dass es an Schu- Wer eine gute Idee für ein kulturelles Schul- positives Fazit. „Ich hatte am Anfang schon Sorge, dass das technisch möchte, findet ihn auf YouTube. Die Fliedner Fachhochschule Düsseldorf len eine Beschränkung auf sogenannte Kern- projekt hat und auf der Suche nach För- nicht so klappt. Aber die Sorge hat sich dann schnell zerstreut. Alle Teil- bietet zum Wintersemester 2020 einen fächer wie Mathematik gibt. Ästhetische Bil- derung ist, kann sich an den Projektfonds nehmenden waren sehr gut vorbereitet und haben extrem geduldig und neuen, berufsbegleitenden Master-Studi- dung habe ein besonderes Potenzial im Hin- Kultur & Schule wenden. Gefördert werden gut mitgearbeitet.“ Atal Paiwastoon sagt: „Die wirklich sehr reibungslose engang an. Der Titel: „Kultur – Bildung – Kommunikation hat mich überrascht. Wir dachten, wir werden mit Anru- WWW.KINDERUNDJUGENDKULTUR.INFO blick auf den Umgang mit Unsicherheit und Kooperationsvorhaben in Hamburg. Jeweils Teilhabe. Kunst & Pädagogik in der frühen Verunsicherung. Der Rat für Kulturelle Bildung im Frühjahr und Herbst stehen 250.000 fen überhäuft. Aber das war überhaupt nicht so.“ Ähnlich äußert sich WWW.YOUTUBE.COM/WATCH?V=DOB72DOIEHW Kindheit“. Ziel des Studiums ist es, früh- ist ein Verein mit Geschäftsstelle in Essen. Er Euro zur Verfügung. Die nächste Ausschrei- Sebastian Slaby: „Wir waren nicht sicher, ob das funktioniert, aber waren kindliche Kulturelle Bildung zu konzipie- wird von sieben Stiftungen getragen, darunter bungsfrist für Projekte, die noch im Schul- dann sehr zufrieden. Wir wollen jetzt auch einmal schauen, ob wir das neue, digitale Konzept weiterentwickeln können, zumal jetzt ja viele Fes- ren sowie fachübergreifend nach innen etwa die Bertelsmann-Stiftung und die Stif- jahr 2020/21 starten, läuft vom 1. August tivals wegfallen.“ und nach außen zu vertreten, etwa in tung Mercator. bis 30. September 2020. In der Geschäfts- leitenden Funktionen in der Kunst- und stelle der LAG Kinder- und Jugendkultur RAT-KULTURELLE-BILDUNG.DE Marie S. Zwinscher sagt: „Zuerst war ich skeptisch, aber es hat dann bes- Kulturvermittlung. Das Studium umfasst informieren und beraten Johanna Dycker- ser funktioniert als gedacht. Technisch war alles reibungslos.“ Sie sagt vier Semester, unterrichtet wird in Block- hoff (Tel. 040/524 78 97 12) und Sithara aber auch: „Das Zusammensein in der Gruppe, wenn man sich Energie veranstaltungen. Künstlerisch-pädagogi- Warum Kulturelle Bildung? BKJ Pathirana (Tel. 040/524 78 97 13) zu Fonds hin- und herschiebt, hat man am Computer einfach nicht.“ Dass sich nicht sche Module finden direkt in mehreren veröffentlicht Argumentationshilfe und Antragstellung. Weitere Informationen alles in den digitalen Raum verlagern lässt – das betonen auch Rebek- kooperierenden Kulturinstitutionen statt, Wer in der Kulturellen Bildung arbeitet, muss auf der LAG-Webseite. ka Leibbrand und Atal Paiwastoon. „Informelle Momente wie die Mahl- etwa im Deutschen Filminstitut und Film- häufig begründen, weshalb diese Arbeit zeiten oder das gemeinsame Bier fehlen natürlich bei einem Seminar am museum (DFF) in Frankfurt am Main. überhaupt wichtig ist und der Finanzierung WWW.KINDERUNDJUGENDKULTUR.INFO Computer“, sagt Rebekka Leibbrand. Atal Paiwastoon drückt es so aus: Bewerber*innen müssen einen Bache- bedarf. Eine Argumentationshilfe hat jetzt lor-Abschluss oder einen anderen Hoch- die Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- 22 23
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