Kunstgeschichte Kommentiertes Vorlesungsverzeichnis - Uni Trier
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Inhalt 1. Vorlesung interdisziplinär ................................................................... 2 2. Propädeutika ...................................................................................... 4 3. B.A.-Seminare ..................................................................................... 9 4. M.A.-Vorlesung ................................................................................. 25 5. M.A.-Seminare .................................................................................. 28 6. Kolloquia ........................................................................................... 41 7. Exkursion ............................................................................................ 45
Interdisziplinäre Vorlesung (zum Besuch empfohlen) Prof. Dr. Jörn Block, Prof. Dr. Axel Kalenborn, Prof. Dr. Andreas Schröer, Prof. Dr. Thorsten Semrau Unternehmerisches Denken und Handeln Mittwoch, 12:15–13:45 Uhr, digital, Beginn: 08.04.2021, Veranstaltungs- nummer: 14202604 In dieser interdisziplinären Vorlesung mit integrierter Übung vermittelt Dozent*innen aus den Fächern Betriebswirtschaftslehre, Organisations- pädagogik und Wirtschaftsinformatik Grundlagen des unternehmerischen Denkens und Handelns. Vermittelt werden Konzepte und Methoden zur Erkennung und Beurteilung von gesellschaftlichen Bedarfen und zur Ideenfindung. Darüber hinaus wird vorgestellt, wie man Ideen zu Geschäftsmodellen und Prototypen weiterentwickelt und eine angemessene Projekt- und Ressourcenplanung realisiert. Literatur • Die Literatur zur Veranstaltung wird in den Sitzungen bekannt gegeben. Lehrbücher zum Thema finden Sie in den Beständen der UB Trier. Weitere Informationen: https://spirit.uni-trier.de/lehrangebot/spirit-basic 3
Propädeutikum Vertretungsprofessorin Dr. Theresa Holler Propädeutikum III: Einführung in die Geschichte der Architektur Donnerstag, 16–18 Uhr, digital, Beginn: 08.04.2021, Veranstaltungs- nummer: 13702311 Was hat Gottfried Sempers «Prinzip der Bekleidung» mit der Vorhangfassade zu tun? Wie verhält es sich mit Krabben und Laufenden Hunden in der Architektur? Und was bezeichnen Muqarnas und Abakus? Das Propädeutikum führt grundlegend in die Geschichte der Architektur ein. Es bietet einen Überblick über Entwicklungen der Bauformen und vermittelt 5
korrespondierende Theorieinhalte. Ausgangspunkt jeder Sitzung ist die Betrachtung und Analyse eines oder mehrerer Bauwerke der Architektur- geschichte, an denen die Architekturbeschreibung geübt wird sowie exemplarisch zentrale Aspekte und Begriffe erörtert werden. Die Architektur wird dabei als ein dynamischer Raum aufgefasst, der wie kein anderes Medium unterschiedliche Zeitschichten und Funktionen erfahrbar werden lässt. So stammt beispielsweis der Trierer Dom im Kern aus dem 4. Jahr- hundert und wurde bis ins 18. Jahrhundert an- und umgebaut. Die Baukunst steht in einem ständigen Dialog mit der Gegenwart, weshalb auch aktuelle Debatten wie der Wiederaufbau des Berliner Schlosses Thema des Seminars sind. Literatur • Amosoneit, Wolfgang und Ollenik, Walter: Zeitmaschine Architektur. Eine Einführung in die Architekturtheorie, Essen 2008. • Kemp, Wolfgang: Architektur analysieren. Eine Einführung in acht Kapiteln, München 2009. • Koch, Wilfried: Baustilkunde. Das Standardwerk zur europäischen Baukunst von der Antike bis zur Gegenwart, Gütersloh 2005. • Koepf, Hans und Binding, Günther: Bildwörterbuch der Architektur, Stuttgart 2005. • Kostof, Spiro: Geschichte der Architektur, Band 1–3, Stuttgart 1992/1993. • Pevsner, Nikolaus; Fleming, John und Honour, Hugh (Hrsg.): Lexikon der Weltarchitektur 3. aktualisierte u. erweiterte Aufl., München 1992. 6
Propädeutikum PD Dr. Ralf Michael Fischer Mark Tansey: The Innocent Eye Test, 1981, Öl auf Leinwand, The Metropolitan Museum, New York Propädeutikum IV: Einführung in die Geschichte und die Methodenlehre der Kunstgeschichte Dienstag, 12–14 Uhr, digital via Zoom, Beginn: 06.04.2021, Veranstaltungsnummer: 13702312 Wie wichtig sind die Absichten einer Künstlerin bzw. eines Künstlers? Welche Einsichten vermitteln deren Biografien für das Verständnis eines Kunstwerkes? Kann man Kunstwerke tatsächlich auf ihre "Botschaft" reduzieren, wie so viele glauben? Welche Rolle spielt die Präsentation und die Rezeption von Kunstwerken für deren Interpretation? Diesen und ähnlichen Fragen soll im Propädeutikum Methodenlehre nachgegangen werden. Auf der Basis von ausgewählten Texten setzen wir uns mit maßgeblichen kunsthistorischen Methoden auseinander, um deren Erkenntnismöglichkeiten 7
und Grenzen zu diskutieren. Zu den besprochenen Methoden gehören Biografik, Stilkritik, Ikonografie und Ikonologie, Kunstsoziologie, Semiotik und Rezeptionsästhetik sowie jüngere Ansätze wie Gender Studies, Postcolonial Studies, Ecocriticism oder Bildwissenschaft. Dabei werden wir sehen, dass man Kunst durch sehr unterschiedliche 'Brillen' betrachten kann, dass jede dieser 'Brillen' für andere Facetten eines Werkes sensibilisieren kann und dass damit auch unterschiedliche Kunstverständnisse einhergehen. Anhand der besprochenen Methoden werden wir auch nachvollziehen, dass das Fach Kunstgeschichte eine eigene Geschichte hat und dass Methoden durch ihre jeweiligen Zeitumstände mitgeprägt sind. Wir werden aber auch sehen, inwiefern ältere Methoden auch heute noch aktuell sein können. Das Seminar findet digital statt und besteht aus Zoom-Sitzungen. Die Zoom-Zugangsdaten werden zum 1.4.2021 via Rundmail an alle Angemeldeten verschickt und zudem unter StudIP unter "Informationen" zur Verfügung gestellt. Literatur • Belting, Hans; et al. (Hg): Kunstgeschichte. Eine Einführung. 7. Auflage. Berlin: Reimer, 2008. • Held, Jutta; Schneider, Norbert: Grundzüge der Kunstwissenschaft. Gegenstandsbereiche – Institutionen – Problemfelder, Köln, Weimar, Wien: Böhlau, 2007. • Kultermann, Udo: Geschichte der Kunstgeschichte. Der Weg einer Wissenschaft. München: Prestel, 1996. 8
B.A.-Seminar Dr. Stephan Brakensiek Caspar David Friedrich: Die Lebensstufen, um 1835, Öl auf Leinwand, Leipzig, Museum der bildenden Künste Die deutsche Romantik und ihre Vorläufer Montag, 10–12 Uhr, digital, Beginn: 12.04.2021, Veranstaltungs- nummer: 13702383 Für die Zeit von etwa 1800 bis 1840 hat sich der Epochenbegriff »Romantik« eingebürgert. Er beschreibt eine Bewegung in Literatur, Musik und den Bildkünsten, die – von Deutschland ausgehend – auch von ihren Gedanken und Konzepten her Verbreitung in Europa fand. Zu ihren prägendsten Persönlichkeiten und Gruppen in der Malerei gehören Caspar David Friedrich, Philipp Otto Runge sowie die sogenannten 10
Nazarener; in der Literatur zählen Friedrich von Schlegel, Ludwig Tieck oder Novalis zu ihren Hauptvertretern. Für die Romantiker war die Welt gespalten in einen Bereich der Vernunft und einen des Gefühls und des Wunderbaren. Sie strebte nach der Zusammenführung dieser als Gegen- sätze gesehenen Bereich zu einem neuen, harmonischen Ganzen. Aufgabe des Seminars wird es sein, dem Ursprungszusammenhang und der besonderen Bildsprache der romantischen Kunst nachzuspüren sowie die Strategien aufzudecken, mit denen die Romantiker danach strebten, die verloren geglaubte Harmonie der Welt wiederherzustellen. Besonders das Verständnis der Natur als Ort der Offenbarung Gottes soll mittels Bildbetrachtung und -analyse sowie Textinterpretation rekonstruiert und diskutiert werden. Literaturempfehlungen zur Vorbereitung • Welten der Romantik, Ausstellungskatalog Albertina, Wien 2015, hrsg. von Cornelia Reiter und Klaus Albrecht Schröder, Ostfildern 2015. [33= DA.REI/pb30664] • Jens Christian Jensen: Malerei der Romantik in Deutschland, Köln 1985. [33= DD.JEN/pb9796] • Werner Busch: Caspar David Friedrich – Ästhetik und Religion, München 2003. [33=DK.FRI/pb21197] • Johannes Grave: Caspar David Friedrich, München 2012. [33=DK.FRI/pb31393] 11
BA-Seminar PD Dr. Ralf Michael Fischer Fernand Khnopff: Kunst (Die Zärtlichkeit der Sphinx), 1896, Öl auf Leinwand, Musée royaux des Beaux-Arts de Belgique, Brüssel Dunkle Träume und Dekadenz – Die Kunst des Symbolismus Mittwoch, 12–14 Uhr, digital via Zoom, Beginn: 07.04.2021, Veranstaltungsnummer: 13702296 "Die Einen nennen es Décadence, als ob es die letzte Flucht der Wünsche aus einer sterbenden Kultur und das Gefühl des Todes wäre. Die Anderen nennen es Symbolismus". Diese Einschätzung Hermann Bahrs aus dem Jahr 1894 fasste pointiert unterschiedliche Sichtweisen auf jene Kunstströmung zusammen, die im Mittelpunkt des Seminars steht. Mit einflussreichen Zentren in Paris und in Brüssel etablierte sich der sogenannte Symbolismus in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts als internationale Bewegung, deren wichtige Impulse für die Entwicklung der Avantgarde und der Moderne Kunst lange vernachlässigt wurden. Der Symbolismus war eine allergische Reaktion auf die Entzauberung der Welt durch Industrialisierung und Materialismus. Die Vertreter dieser Richtung gingen demgegenüber davon aus, dass sich hinter den Dingen bzw. ihrer Erscheinung ein tieferer Sinn verberge, den erst die künstlerische Schöpfung intuitiv freizulegen vermag. Der ausdrücklichen Wirklichkeits- 12
und Gegenwartsorientierung der Realisten und Impressionisten hielten die Symbolisten folglich eine weltabgewandte Kunst der Ideen und der Subjektivität entgegen, die von ihren Gegnern als rückwärtsgewandt, unverständlich und schwülstig-morbide kritisiert wurde. In der Tat handelt es sich um (alb)traumhafte, oftmals melancholische Bildwelten, in denen unter anderem christliche, mythologische, mittelalterliche oder okkulte Stoffe auf ungewöhnliche Weise evoziert werden, um fundamentale Themen wie Eros und Tod zu verhandeln. Ein zentraler Motivbereich sind deshalb Frauenbilder, die sinnlich übersteigert als männermordende femme fatale oder als schutzbedürftige femme fragile präsentiert werden. Ziel war dabei eine Kunst, die nicht prosaisch entschlüsselt, sondern individuell nachempfunden werden soll – daher ihre mysteriöse Wirkung, die auch Alltags- und Landschaftsdarstellungen prägt. Im Rahmen der Veranstaltung sollen maßgebliche Positionen der symbolistischen Kunst in der Malerei und Grafik diskutiert werden. Dazu zählen Werke von Gustave Moreau, Odilon Redon, Paul Gauguin, James Ensor, Fernand Khnopff, Félicien Rops, Franz von Stuck, Max Klinger oder Edvard Munch. Gefragt werden soll zudem nach symbolistischen Artikulationen in der Bildhauerei und der Fotografie. Das Seminar findet digital in Form von Zoom-Sitzungen statt. Die Zoom- Zugangsdaten werden zum 1.4.2021 via Rundmail an alle Angemeldeten verschickt und zudem via StudIP unter "Informationen" zur Verfügung gestellt. Sollte die Corona-Lage es gestatten, steht zudem ein gemeinsamer Besuch der James-Ensor-Ausstellung in der Kunsthalle Mannheim auf dem Programm, die voraussichtlich am 11.6.2021 ihre Pforten öffnet. Literatur • Gleis, Ralph (Hg.): Dekadenz und dunkle Träume. Der belgische Symbolismus. [Ausst.-Kat.]. München: Hirmer, 2020. • Hofstätter, Hans H.: Symbolismus und die Kunst der Jahrhundertwende. 4. Auflage. Köln: DuMont, 1978. • Kohle, Hubertus: Malerei des Symbolismus. In: Kunsthistorische Arbeitsblätter 7/8 (2000): 35–42. 13
B.A.-Seminar Dorothee Fischer, M.A. Stillleben – Symbolik, Virtuosität und Realität (15. bis 21. Jh.) Donnerstag, 10–12 Uhr, digital via Zoom, Beginn: 08.04.2021, Veranstaltungsnummer: 13702393 Die Kunstgattung des Stilllebens ist in vielerlei Hinsicht ein Augenschmaus: Hier werden deliziöse Arrangements von saftigem Obst oder frischem Gemüse in den Blick gerückt und virtuos wiedergegebene Texturen stimulieren neben den Lichtspielen auf Zinnkrügen und in Wassergläsern den (visuellen) Appetit. Dabei darf der theoretische und wissenschaftliche Gehalt dieser Gattung keinesfalls unterschätzt werden. Bereits im antiken Pompei dienten augentäuschende Bodenmosaike von Essensresten dazu, die BesucherInnen der Festgelage im Wechselspiel von Täuschung und Enttäuschung über die Mechanismen und Grenzen von Wahrnehmung nachdenken zu lassen. In der Frühen Neuzeit kam die Gattung zu bis dato ungekannter Blüte. Der Barock brachte zahlreiche SpezialistInnen hervor, die sich in nahezu seriell anmutenden Variationen gleichsam eine Marke und Nische in dem sich rasch entwickelnden Kunstmarkt schufen. Im auffallenden Widerspruch zur kunsttheoretischen Geringschätzung der Gattung – ob seiner vermeintlich rein nachahmenden Funktionalität – scheint die Nachfrage, bspw. an Küchen-, Jagd- oder Blumenstillleben, enorm gewesen zu sein. Auch die Schwellenmomente im Übergang von christlich-religiöser Kunst hin zur profanen Stilllebenmalerei verdienen besondere Aufmerksamkeit: 14
Rechtfertigen in Pieter Aertsens sogenannten Küchenstücken kleine Bibelszenen im Hintergrund die Bild dominierende Darstellung von Lebens- mittel? Inwiefern klingt noch in Adriaen Coortes Spargel-Stillleben ein „Disguised Symbolism“ (Panofsky) nach, im Rahmen dessen die Pflanze als Symbol der Auferstehung Christi zu verstehen wäre? In Jean Siméon Chardins subtilen Arrangements wiederum spielen optische Theorien der Zeit eine eminente Rolle, die der Künstler virtuos in Lichtspiegelungen, -brechungen und -reflexionen verhandelt. Schließlich avanciert das Stillleben im 19. Jahr- hundert zum Katalysator der avantgardistischen Kunst und dient nicht nur Paul Cézanne, sondern auch Vincent van Gogh als Experimentierfeld der réalisation einer neuen Kunstauffassung. Das Seminar versteht sich als Einführung in die vielfältigen Ausprägungen und Entwicklungslinien der Gattung des Stilllebens. Dabei werden richtungs- weisende Meisterwerke neben der einschlägigen Forschungsliteratur thema- tisiert und diskutiert, wobei neben flämischen und deutschen Meistern auch die italienischen, spanischen und französischen Kunstlandschaften Berücksich- tigung finden sollen. Im weitgehend chronologischen Streifzug durch die Kunstgeschichte ab der Frühen Neuzeit werden Entstehung und Ent- wicklungen der Stilllebenmalerei nachvollzogen und wesentliche Diskurse erschlossen. Der Schwerpunkt des Seminars wird auf der Malerei liegen, wobei durchaus auch die Medien der Fotografie, Zeichnung und Grafik Raum finden werden. Wir treffen uns in der ersten Aprilwoche via Zoom, um das Seminarprogramm im Detail zu besprechen und die Leistungsnachweise (wie die Erstellung und Sichtung von Videoimpulsen sowie kleinere, über das Semester verteilte Übungsaufgaben) zu koordinieren. Literatur (Auswahl) • Bryson, Norbert: Stilleben. Das Übersehene in der Malerei, München 2003. • Ebert-Schifferer, Sybille: Die Geschichte des Stillebens, München 1998. • Leonhard, Karin: Bildfelder. Stilleben und Naturstücke des 17. Jahrhunderts, Berlin 2013. • Leonhard, Karin / Hindriks, Sandra: „Windhauch, Windhauch, (...) Das ist alles Windhauch" : zu einer Neubewertung des Vanitas-Stilllebens. In: 21: inquiries into art, history, and the visual, Vol. 1, No. 1 (2020). 15
B.A.-Seminar Prof. Dr. Ulrike Gehring Théodore Géricault. Kunst und Wissenschaft in Frankreich um 1800 Dienstag, 10–12 Uhr, Beginn: 06.04.2021, digital via Zoom, Veranstal- tungsnummer: 13702303 Die Zeit des klassischen Historienbildes schien 1818 vorbei. Triumphale Schlachten oder monumentale Krönungsbilder wurden für den Salon 1819 nicht mehr in Auftrag gegeben. Napoleon befand sich längst im Exil auf der Insel St. Helena im Südatlantik und Ludwig XVIII. setzte die bourbonische Regentschaft seines Bruders Ludwig XVI. fort, der vor der Revolution an der Macht war. Die eigentlichen Dramen spielten sich nach Théodore Géricaults (1791–1824) Auffassung nicht mehr auf den Schlachtfeldern, sondern in den Straßen von Paris und andernorts ab. Frankreich war nach der großen Niederlage traumatisiert, zehntausende Kriegsveteranen hungerten und lebten in Armut. Die Versehrten mit ihren teils abscheulich anzusehenden Gebrechen zogen den Künstler in ihren Bann; Ihnen widmete er wandgroße Leinwände. Zwar wählte er für den Salon 1819 eine (reale) Schiffbruchszene vor der Küste Afrikas, doch stand das Motiv für eine weiterreichende moralische und 16
physische Verletztheit. Géricault formulierte eine visuelle Anklage, die auf genauen Recherchen basierte und in ihrem radikalen Gegenwartsbezug die Historienmalerei vor große Herausforderungen stellte. Ohne sich der Konsequenzen im Detail bewußt gewesen zu sein, leitete Le Radeau de la Méduse (Das Floß der Medusa, 1819) ein neues Kapitel der Malereigeschichte ein: die französische Romantik. Der neue Typus von Historienbild war kein Ruhmesbild zum Wohle der Nation; es feierte das Morbide, das Schockie- rende und entfaltete so ein inneres, psychologisches Drama. Ähnliches ist auch für andere Gemälde Géricaults anzumerken, darunter beklemmende Darstellungen geisteskranker Menschen, amputierter Körperteile oder Köpfe von hingerichteten Attentätern. Die intensive Auseinandersetzung mit der menschlichen Anatomie und Psychiatrie macht deutlich, dass zeitgenössische Wissenschaftsdiskurse eine wichtige Hintergrundfolie für Géricaults Kunst darstellen. Dies führt auch die Frankfurter Ausstellung Géricault. Bilder auf Leben und Tod 2014 eindrucksvoll vor Augen: Indem sie neue, unbekannte Quellen mit den Entwurfsskizzen Géricaults parallel führt, weist sie nach, dass der Künstler anatomische Vorlagen rezipiert hat. Zugleich schuf er Bilder, die ihre Brisanz erst im Kontrast zur Lehrmeinung damaliger Wissenschaften offenbaren. Ausgangs- und Endpunkt des Seminars ist Géricaults Le Radeau de la Méduse, in dem sich verschiedene wissenschaftliche Aspekte seines künstlerischen Ansatzes verdichten. Davon ausgehend sollen folgende Facetten diskutiert werden: • Darstellungen fragmentierter und lebendiger Körper im Kontext von Medizin und Anatomie; • Géricaults Porträts, speziell die von Geisteskranken, im Kontext von Psychiatrie und zeitgenössischer Porträtmalerei; • Seine Pferde- und Löwendarstellungen, auch im Vergleich mit Malern wie George Stubbs und Eugène Delacroix; • Géricaults Bilder von Schwarzen im Kontext zeitgenössischer Rassendiskurse. Einführende Literatur • Wedekind, Gregor (Hg.): Géricault. Bilder auf Leben und Tod. [Ausst.- Kat.]. München: Hirmer, 2013. 17
B.A.-‐Seminar Dr. Markus Groß-Morgen Die Dokumentation von Sammlungsobjekten Blockveranstaltung in der Woche vom 23. bis 27. August 2021; nach Absprache mit den Teilnehmern am 23. August werden weitere Termine vereinbart Ort: Museum am Dom Trier, Bischof-Stein-Platz 1 Veranstaltungsnummer: 13702398 „Die Dokumentation der Sammlungsbestände ist eine Kernaufgabe des Museums.“ (Leitfaden für die Dokumentation von Museumsobjekten, S. 3) Die Dokumentation von Museumsobjekten gehört zu den Schlüssel- qualifikationen einer Kunsthistorikerin/eines Kunsthistorikers und ist eine hervorragende Übung im genauen Sehen und Beschreiben. 18
Ein sorgfältig dokumentiertes Objekt kann man leichter sachgerecht lagern, es ist leichter zu identifizieren und aufzufinden und schließlich stellt es die Grundlage für die weitergehende wissenschaftliche Bearbeitung dar. Zunächst sollen die Grundlagen für eine erfolgreiche Dokumentation erarbeitet und an Beispielen gezeigt werden. Wichtigste Orientierung ist hierbei der „Leitfaden für die Dokumentation von Museumsobjekten“, der im Jahre 2011 vom Deutschen Museumsbund herausgegeben wurde (s. u. Link zum Download). Anhand von ausgewählten Objekten des Museums am Dom soll das Inventarisieren geübt werden. Dazu steht im Internet eine voll funktionsfähige Version der kostenlosen Inventarisierungssoftware Primus (allerdings nur für Windows!) zum Herunterladen zur Verfügung: https://www.landesstelle.de/service/primus/ Ein Arbeiten mit dem Inventarisierungsprogramm adlib des Museums am Dom (vgl. Screenshots in beiliegenden pdf-Dateien) kann aus Gründen der Datensicherheit nur im Demobetrieb gezeigt werden. Literaturhinweise • Deutscher Museumsbund (Hrsg.): Leifaden für die Dokumentation von Museumsobjekten – Von der Eingangsdokumentation bis zur wissenschaftlichen Erschließung; Berlin 2011. (Online unter: https://www.museumsbund.de/publikationen/leitfaden-fuer-die- dokumentation-von-museumsobjekten-2011/ . • Henker, Michael (Hrsg.): Inventarisation als Grundlage der Museumsarbeit. Berlin/München 2013. • https://collectionstrust.org.uk/spectrum/spectrum-5/ (Definition eines internationalen Standards) 19
B.A.-Seminar Dr. Joachim Hoffmann Mittelalterliche Architektur als Reliquien-Standort Donnerstag, 14–16 Uhr, digital, Beginn: 08.04.2021, Veranstaltungs- nummer: 13702355 1127 wurden beim Umbau der Abtei St. Eucharius - vor den verfallenen Mauern des römischen Trier - die Gebeine des Apostels Matthias wieder entdeckt, die auf Veranlassung Helenas, der Mutter des Kaisers Konstantin, aus Palästina hergebracht worden sein sollen. Im Zuge der bald einsetzenden Wallfahrten zu seinem Grab avancierte Matthias zum Hauptpatron der erneuerten Klosterkirche, vor Eucharius, dem ersten Trierer Bischof. 1164 ließ Rainald von Dassel, Erzbischof von Köln und Kanzler des Kaisers Barbarossa, die aus Mailand entwendeten Überreste der Heiligen Drei Könige 20
nach Köln überführen, wo sie im 1248 begonnenen Neubau des Kölner Domes in einem gleichsam aus drei Schreinen gebildeten Reliquiar präsentiert wurden und werden. Abseits der - meist müßigen - Frage nach der Echtheit der jeweils verehrten Überreste wollen wir an diesen und weiteren Fallbeispielen zunächst und ganz klassisch die Bauchronologie und die stilistische Einordnung der Architektur des betreffenden Kirchenbaus behandeln. Auf diesen bekannten Pfaden soll der Zugang zu folgenden Fragen bereitet werden: In welchen Fällen gab die Entdeckung oder Erwerbung der Reliquien den Anstoß zur Errichtung des Kirchenbaus, und wo war sie ein Anlass für nachträgliche Veränderungen? An welcher Stelle im Kirchenraum und vor allem: mit welchen künstlerischen Mitteln wurde der Gegenstand der Verehrung präsentiert? Inwiefern waren die Installationen späteren Modifikationen unterworfen? Im engeren Sinne gelten diese Fragen nach der medialen Funktion einer überschaubaren Gruppe von rheinisch-maasländischen Reliquienschreinen staufischer Zeit, damit wir uns nicht in der Fülle der Pretiosen verlieren, die in unterschiedlichster Form zur Aufnahme auch kleinster Partikel erdacht und gemacht wurden. Eine weitere Gruppe von Monumenten wird mit der Marburger Elisabethkirche, San Francesco in Assisi oder dem Trierer Simeonstift umrissen, die ihre Reliquien dem Umstand verdanken, dass die betreffenden Persönlichkeiten bereits wenige Jahre nach ihrem Tod heiliggesprochen wurden, mithin 'zur Ehre der Altäre erhoben' werden konnten. Einführende Literatur zum Thema Heiligenverehrung und Reliquien • Grimme, Günther (1972): Goldschmiedekunst im Mittelalter. Form und Bedeutung des Reliquiars von 800 bis 1500. Köln. • Angenendt, Arnold (1994): Heilige und Reliquien. Die Geschichte ihres Kultes vom frühen Christentum bis zur Gegenwart, München. • Legner, Anton (1995): Reliquien in Kunst und Kult zwischen Antike und Aufklärung. Darmstadt. 21
B.A.-Seminar Vertretungsprofessorin Dr. Theresa Holler Ökologie im Mittelalter – Ecology in the Pre-Modern World Montag, 16–18 Uhr, digital, Beginn: 12.04.2021, Veranstaltungsnummer: 13702301 Ecology without Nature lautet der provokante Titel des von Timothy Morton 2007 erschienen Buches, mit dem er nicht zuletzt wegen seiner starken Rhetorik entscheidend in die aktuellen Debatten der Ecocritique eingegriffen hat. Doch was bedeutet Ökologie ohne Natur? Was unterscheidet die beiden Begriffe und welche Denkfiguren verbergen sich dahinter? Und was haben die ursprünglich aus dem Bereich der Literaturwissenschaft stammenden theoretischen Ansätze des Ecocriticism der Kunstgeschichte und speziell der Mediävistik zu bieten? Dem Themenkomplex Ökologie, Natur und Landschaft werden wir anhand von ausgewählten Artefakten im Seminar nachspüren und dabei die Ansätze des Ecocriticism und ihren vermeintlichen Nutzen für die Betrachtung vormoderner Bilder hinterfragen. Die Natura, die Personifikation der Natur, ist 22
beispielsweise ein entscheidendes Konzept für das Mittelalter, weshalb eine „Vormoderne ohne Natur“ im Sinne Timothy Mortons nicht denkbar ist. Die mittelalterliche Natura impliziert jedoch Vorstellungen, die von unserem heutigen Begriffsverständnis deutlich abweichen. Das Seminar bietet einen Überblick über die Vorstellungen von Natur im Mittelalter. Mittels diverser Medien (Handschriften, Wandbilder, Skulptur und Elfenbein) werden wir uns den unterschiedlichen Denkmustern und Phänomenen der Visualisierung von Natur widmen: Wir werden uns mit der Natur als Kosmos beschäftigen und schauen, in welchem Beziehungsverhältnis der Mensch zu ihr gedacht und visualisiert wird, mit Monatsbildern, die landwirtschaftliche Tätigkeiten und klimatische Wetterbedingungen spiegeln. Wir werden uns mit mittelalterlichen Gärten und der Visualisierung von Heilpflanzen auseinandersetzen, mit Mythen und Legenden, wie sie die Mandragora oder die Betonie umgeben und mit Bestiarien, in denen Tiere unabhängig von ihrem christlichen Symbolgehalt äußerst naturnah dargestellt sind. Die Natur als Ordnungssystem und als Ornament sind ebenso Thema wie die Natur als Paradies und als apokalyptische Katastrophe. Einführende Literatur • Blumenberg, Hans: »Nachahmung der Natur«. Zur Vorgeschichte der Idee des schöpferischen Menschen, in: Wirklichkeiten in denen wir leben. Aufsätze und eine Rede, 1981, S. 55–103. • Böhme, Hartmut: s.v. Natürlich/Natur, in: Ästhetische Grundbegriffe, S. 432–498. • Givens, Jean A.: Observation and image-making in Gothic art, Cambridge 2005. • Kusukawa, Sachiko: Picturing the book of nature. Image, text, and argument in sixteenth-century human anatomy and medical botany, Chicago 2012. • Morton, Timothy: Ecology without nature: rethinking environmental aesthetics, Cambridge, Mass. 2007. • Pächt, Otto: Early Italian Nature Studies and the Early Calendar Landscape, in: Journal of the Warburg and Courtauld Institutes 13/1/2, 1950, S. 13–47. 23
• Willard, Thomas (Hrsg.): Reading the natural world in the Middle Ages and the Renaissance. Perceptions of the environment and ecology. Turnhout 2020. • Zapf, Hubert (Hrsg.): Handbook of Ecocriticism and Cultural Ecology, Berlin/Boston 2016. 24
4. M.A.-Vorlesung 25
MA-Vorlesung Prof. Dr. Lukas Clemens Viersprachiger Grabstein von 1149 für Anna, Mutter des Priesters Grisandus, Palermo, Museo della Zisa Einführung in die Historischen Hilfswissenschaften Dienstag, 8–10 Uhr, digital, Beginn: 13.04.2021, Veranstaltungsnummer: 13301966 Die Vorlesung bietet einen Überblick zu den historischen Hilfswissenschaften und ihren Aussagemöglichkeiten. Neben den klassischen historischen Teildisziplinen Diplomatik, Paläographie, Sphragistik, Heraldik, Genealogie, Numismatik und Geldgeschichte, Realienkunde, Epigraphik sowie Historische Kartographie werden auch eigenständige etablierte Fächer wie die Kunstgeschichte oder die Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit in den Blick genommen. Die Veranstaltung wendet sich darüber hinaus aber auch 26
Methoden der Aufbereitung historischer Quellen zu, die in der Zeitgeschichte Anwendung finden wie die Historische Statistik oder die Oral History. Literatur • Beck, Friedrich (Hrsg.) (2004): Die archivalischen Quellen mit einer Einführung in die historischen Hilfswissenschaften. Köln u. a. • Von Brandt, Ahasver (2007): Werkzeug des Historikers, 17. Aufl. Stuttgart. • Diederich, Toni (Hrsg.) (2005): Historische Hilfswissenschaften. Stand und Perspektiven der Forschung. Köln u. a. • Rohr, Christian (2015): Historische Hilfswissenschaften. Eine Einführung. Köln u. a. • Uhde, Karsten (Hrsg.) (2009): Quellenarbeit und Schriftgutverwaltung. Historische Hilfswissenschaften im Kontext archivischer Aufgaben. Beiträge zum 12. Archivwissenschaftlichen Kolloquium der Archivschule. Marburg/Ostfildern. 27
5. M.A.-Seminare 28
M.A.-Projektseminar Dr. Stephan Brakensiek Kinderdarstellungen in der Druckgraphik [Teil 1 + 2] Montag, 12–14 Uhr [Teil 1] sowie Mittwoch, 10–12 Uhr [Teil 2], beide Teile digital, Beginn: 12.04.2021, Veranstaltungsnummern: 13702276 und 13702290 Nota bene: Sie müssen sich für beide Veranstaltungen gleichzeitig anmelden! Kinder sind auf vielen Bildwerken zu sehen: mal im Spiel, mal als »kleine Erwachsene« porträtiert oder als Begleiter der »Großen«. Doch genauso wie der alte Mensch sind sie erst in den letzten zwanzig Jahren verstärkt zum Thema von Ausstellungen geworden. So gab es 2013 eine große 29
Ausstellung zu Kinderdarstellungen über die Jahrhunderte im Landes- museum Oldenburg sowie 2018 eine in der Städtischen Galerie »Alte Post« in Mülheim an der Ruhr zu Kindern in der modernen Kunst. Kinder als Thema der Druckgraphik wurden dabei ebenfalls in den Blick genommen, doch fehlt bislang ein systematischer Zugriff auf diesen Komplex. Dies zu ändern ist Ziel des zweiteiligen MA-Praxisprojekts in diesem Sommer- semester. Aus dem Bestand der Graphischen Sammlung heraus wollen wir eine Ausstellung von den ersten Konzeptgedanken bis hin zur Hängung und wissenschaftlichen Begleitung konzipieren, die den unterschiedlichen Komplexen, in denen Kinder auftauchen können, gewidmet sein wird. Literaturempfehlungen zur Vorbereitung • Sehnsucht zur Kindheit. Kinderdarstellungen in der Romantik und ihre Vorläufer, Ausstellungskatalog Galerie Arnoldi-Livie, München 1995. • Kinderzeit: Kindheit von der Renaissance bis zur Moderne, Ausstellungskatalog Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Oldenburg, hrsg. v. Alice Anna Klaassen, Petersberg 2013. • Philippe Ariès: Geschichte der Kindheit, München 81988. • Pride and joy – Children's portraits in the Netherlands 1500-1700, Ausstellungskatalog Haarlem, Frans Halsmuseum u. Antwerpen, Koninklijk Museum voor Schone Kunsten, hrsg. v. Jan Baptist Bedaux, Gent 2000. 30
M.A.-Seminar PD Dr. Ralf Michael Fischer Aspekte des Rassismus in der amerikanischen Kunst Dienstag, 10–12 Uhr, digital via Zoom, Beginn: 06.04.2021, Veranstaltungsnummer: 13702396 In der Wissenschaft herrscht Einigkeit darüber, dass es keine "Menschenrassen" gibt. Rassismus als Diskriminierungsmuster und Ausdruck gesellschaftlicher Machtverhältnisse prägt jedoch bis heute den Alltag zahlloser Menschen weltweit. Inwiefern selbst bekennende weiße Anti-Rassisten oft unbewusst Rassismus reproduzieren, hat unlängst die Journalistin Alice Hasters in ihrem Buch Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen aber wissen sollten auf beklemmende Weise zum Ausdruck gebracht. Reden über Rassismus ist für Nicht-Betroffene demnach immer auch ein Balanceakt, weil 31
man sich selbst mit unbehaglichen Fragen und oft sogar mit der Einsicht in den verdrängten eigenen Rassismus konfrontieren muss. Dies ist sicher eine der großen Herausforderungen, wenn wir uns im Rahmen des Seminars mit Aspekten des Rassismus in der amerikanischen Kunst auseinandersetzen. Gegenstand der Veranstaltung sind sowohl rassistische Visualisierungsmuster als auch die Kritik an Manifestationen des Rassismus in der nord- amerikanischen Kunst seit dem 18. Jahrhundert, wobei der Schwerpunkt auf dem 20. und 21. Jahrhundert liegt. Wir beginnen also in jener Zeit, als das Konzept menschlicher Rassen von Naturwissenschaftlern der Aufklärung erst hervorgebracht wurde (der Begriff Rassismus kommt erst im 20. Jahrhundert auf). Zugleich ist es auch notwendig, nach den Ausbildungs-, Arbeits- und Ausstellungsbedingungen diskriminierter Künstler*innen zu fragen. Der Blick speziell auf die USA bietet sich an, weil Rassismus und dessen Dekonstruktion die dortige Kunst mit besonderer Schärfe prägen. Wir konzentrieren uns dabei auf drei Gruppen, die sowohl häufige Opfer rassistischer Verunglimpfung in den visuellen Kulturen der USA sind, als auch wirkmächtige künstlerische Artikulationen hervorgebracht haben, um sich stereotypen Bildmustern entgegenzustellen: indigene Amerikaner, Afro- amerikaner und Hispanoamerikaner. Ein spannender Aspekt des Themas besteht darin, dass diese Künstler*innen oftmals politisch aktiv sind und ihre Auseinandersetzung mit dem Rassismus häufig auch mit Kritik am Kolonialismus, Sexismus oder an der Umweltzerstörung verbinden. Zu den besprochenen Positionen gehören voraussichtlich Fritz Scholder, Jaune Quick-to-See Smith, Archibald John Motley, Jr., Jacob Lawrence, Kara Walker oder Judith Baca. Auch ein Seitenblick auf Rassismus und Anti-Rassismus in Hollywood ist vorgesehen. Am Ende beschäftigen wir uns zudem mit künstlerischen Reaktionen auf den Tod von George Floyd. Das Seminar findet digital via Zoom statt. Die Zoom-Zugangsdaten werden zum 1.4.2021 via Rundmail an alle Angemeldeten verschickt und zudem unter StudIP unter "Informationen" zur Verfügung gestellt. Einführende Literatur • Fine, Peter Claver: The Design of Race. How Visual Culture Shapes America. London, New York: Bloomsbury, 2021. • González, Jennifer A.; et al. (Hg.): Chicano and Chicana Art. A Critical Anthology. Durham, London: Duke University Press, 2019. 32
• Hasters, Alice: Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen aber wissen sollten. München: Carl Hanser, 2020. • Kimmich, Dorothee (Hg.): Was ist Rassismus? Kritische Texte. Stuttgart: Reclam, 2017. • Painter, Nell Irvin: Creating Black Americans. Oxford, New York u. a.: Oxford University Press, 2006. • Rushing III, W. Jackson (Hg.): Native American Art in the Twentieth Century. London, New York: Routledge, 1999. • Uwagwu, Chioma; et al.: How the Death of George Floyd Sparked a Street Art Movement. In: Smithsonian Magazine (30.09.2020), URL: https://www.smithsonianmag.com/smithsonian-institution/how-death- george-floyd-sparked-street-art-movement-180975711/ (Zugriff: 09.03.2021). Video-Empfehlung zur Vorbereitung • https://www.3sat.de/kultur/kulturdoku/ich-bin-kein-kostuem-100.html 33
M.A.-Seminar Prof. Dr. Ulrike Gehring Kunst und Mechanik: Bild – Funktion – Technik Donnerstag, 12-14 Uhr, digital via Zoom, Beginn: 08.04. 2021, Veranstaltungsnummer: 13702333 Gemessen an der Ausdifferenzierung künstlerischer Techniken und handwerklicher Verfahren um 1600 mag es nicht wundern, dass die Kategorisierung in artes mechanicae und artes liberales nicht mehr angemessen schien. Das Verhältnis von theoretischer Sachkenntnis und praktischem Erfindungsreichtum bedurfte einer Neuregelung. Wichtiger als eine Hierarchisierung war dabei die Frage nach dem Verhältnis von Kunst und Wissenschaft, bzw. Kunst und Technik oder Kunst und Mechanik. Wer zeichnete mit welchen Entwurfstechniken neu erfundene und zunächst nur als Idee vorliegende Apparaturen? Welche Visualisierungs- verfahren standen dem Erfinder oder Künstler zur Verfügung, um mechanische Bewegung anzudeuten, bewegliche Maschinenteile auf dem Papier zu animieren oder Architekturdarstellungen räumlich zu visualisieren? Im Seminar soll von konkreten Entwürfen ausgegangen und unter Zuhilfenahme zeitgenössischer Traktate die Frage erörtert werden, inwiefern der Vorgang des Zeichnens Methode und Werkzeug in einem ist. Auf die vorangestellte Diskussion, wie es zur Emanzipation der Mechanik gegenüber der Kunst kam, folgen unterschiedliche ‚Spielformen‘ der mathematischen Wissenschaften, perspektivische Entwurfstechniken, 34
‚prozessuale Darstellungen’ mechanischer Vorgänge wie beispielsweise der Gußtechnik in den Enzyklopädien des 18. Jahrhunderts, Entwürfe spek- takulärer Theatermaschinen, Automaten(menschen) als Ursprung ‚künst- lichen Lebens‘ und maschinelle Aufzeichnungssysteme, die Zeichenvorgänge zu optimieren und standardisieren suchen. Um dem Format eines digitalen Semesters gerecht zu werden, wird es regelmäßig asynchrone Lektürevertiefungen geben. Diese werden gerahmt von gemeinsamen Gesprächen und Diskussionen via Zoom, denen ebenfalls ausgewählte Texte zugrunde liegen. Literatur (Auswahl): • Bredekamp, Horst et al. (Hrsg.): Das Technische Bild, Berlin 2008. • Holländer, Hans et al. (Hrsg.): Erkenntnis, Erfindung, Konstruktion: Studien zur Bildgeschichte von Naturwissenschaften und Technik vom 16. bis zum 19. Jahrhundert, Berlin 2000. • Seidl, Ernst, u. a. (Hrsg.), Ex machina Leonardo da Vincis Maschinen zwischen Wissenschaft und Kunst, Tübingen 2019. 35
M.A.-Seminar Vertretungsprofessorin Dr. Theresa Holler Der epistemische Blick: Bild und Wissen (800–1400) The Epistemic Gaze: The Visualization of Knowledge (800–1400) Dienstag, 16–18 Uhr, digital, Beginn: 06.04.2021, Veranstaltungsnummer: 13702362 Kunst und Wissenschaft sowie Mobilität und Vernetzung werden traditionell mit der Neuzeit und weniger mit der Vormoderne assoziiert. Zu den bis heute bestehenden Mittelalterfiktionen gehört beispielsweise, dass das Wissen der Antike im Westen untergegangen sei oder dass man sich die Erde als Scheibe vorgestellt habe. Dabei entwickeln insbesondere die Künstler und Gelehrten der Vormoderne kreative Visualisierungsstrategien, um die Erde im Gesamtgefüge des Kosmos zu visualisieren, um astronomische Beobachtungen in ein Bild zu überführen oder um optische Theorien zu veranschaulichen. Zentren des Wissens sind neben den Höfen der Kaiser und Fürsten vor allem die Klöster. Hier wird das antike Erbe tradiert und kopiert, transformiert und verbreitet. Antike Bildprogramme werden markant erweitert und weisen teils experimentellen Charakter auf. 36
Im Seminar werden wir uns einerseits mit unterschiedlichen Formen der Visualisierung von Wissen auseinandersetzen (diagrammatische Bilder, tabellarische Bilder, enzyklopädische Bilder, etc.) und andererseits unterschiedliche Wissensbereiche erarbeiten. Wir werden uns mit Weltkarten und kartographische Karten beschäftigen, mit Himmelskunde und Computistik, mit Medizin, dem menschlichen Körper und mit Botanik. Methodisch werden wir uns mit Fragen zum epistemischen Bild auseinandersetzen und diese für das Mittelalter fruchtbar machen. Die Frage, was Wissenschaft in der Vormoderne bedeutet und wo Wissen anfängt, wird uns dabei ebenso beschäftigen wie die Frage, was Information von Wissen unterscheidet. Wir werden zentrale Texte aus dem Bereich der Bildwissenschaft, Wissenschaftsgeschichte und Kunstgeschichte lesen und kritisch hinterfragen. Einführende Literatur • Bredekamp, Horst et al. (Hrsg.): Das Technische Bild, Berlin 2008. • Cook, Harold J. et al. (Hrsg.): Ways of making and knowing: the material culture of empirical knowledge, Ann Arbor, Mich. 2014. • Daston, Lorraine: Epistemic images, in: Alina Payne (Hrsg.), Vision and Its Instruments. Art, Science, and Technology in Early Modern Europe, University Park, Pennsylvania 2015, 13–35. • Daston, Lorraine und Galison, Peter: Objectivity, New York 2007. • Kupfer, Marcia et al. (Hrsg.): The Visualization of Knowledge in Medieval and Early Modern Europe, Turnhout 2020. • Lüthy, Christoph und Smets, Alexis: Words, lines, diagrams, images: Towards a history of scientific imagery, in: Evidence and Interpretation in Studies on Early Science and Medicine: Essays in Honor of John E. Murdoch 14, 2009, S. 398–439. • Ogilvie, Brian W., The Science of Describing. Natural History in Renaissance Europe, Chicago 2008. • Paravicini Bagliani, Agostino (Hrsg.): La conoscenza scientifica nell’Alto Medioevo, Spoleto 2020. • Park, Katharine: Observation in the Margins, 500 – 1500, in: Lorraine Daston und Elizabeth Lunbeck (Hrsg.), Histories of Observation, Chicago 2011, S. 15–44. 37
• Smith, Pamela H.: The body of the artisan: art and experience in the scientific revolution, Chicago 2012. 38
M.A.-Seminar Dr. Stefan Moebus Museumskonzeption Freitag, 10–12 Uhr, digital und Ortstermin, Beginn: 23.04.2021, Veranstaltungsnummer: 13702392 Derzeit wird am städtischen Museum im Andreasstift in Worms eine Landesausstellung zur Widerrufsverweigerung Martin Luthers vor 500 Jahren vorbereitet. Nach Ende der Laufzeit der Ausstellung ist geplant, das Museum in neuer Form im Jahr 2022 zu eröffnen. Die Neukonzeption des Museums bzw. der in die Jahre gekommenen Dauerausstellung ist besonders aus zwei Gründen erforderlich und mit bestimmten Erwartungen verknüpft: 1. Die bisher präsentierte Dauerausstellung ist nach museums- didaktischen und inhaltlichen Maßstäben nicht mehr zeitgemäß. Eine Neukonzeption muss den heutigen Erwartungen und Interessen von Korporationen und Besuchern („Kunden“) entsprechen. 39
2. Im Zuge der Vorbereitung der Landesausstellung wurden zusätzliche Räumlichkeiten erschlossen und museumstauglich ertüchtigt. Auch hier besteht in der Öffentlichkeit die Erwartung, dass es für diese Räume eine entsprechende Nutzungskonzeption geben wird. Wünschenswert ist eine sinnvolle Balance zwischen Daueraus- stellungsbereich und räumlichen Möglichkeiten für Wechselausstellungen. Inhaltlich werden die theoretischen Grundlagen erarbeitet; z. B. welche Aspekte muss ein Museumskonzept beinhalten bzw. berücksichtigen; Berührungspunkte zwischen Sammlungskonzept, Objektbestand und Dauerausstellung/Wechselausstellung und anderes mehr. Das Ziel ist, eine museale Präsentation zu gestalten und zu konzeptionieren. Das Museum in Worms besitzt daher Modellfunktion und gibt vor Ort Gelegenheit zum praktischen Bezug. Literatur • Pöhlmann, Wolfger (2007): Handbuch zur Ausstellungspraxis von A-Z, Berliner Schriften zur Museumsforschung Bd. 5, Berlin, Gebr. Mann Verlag. • Waidacher, Friedrich (1999): Handbuch der Allgemeinen Museologie, 3. Aufl., Wien, Köln, Weimar, Böhlau Verlag. 40
6. Kolloquia 41
B.A.-/M.A.-/Diss.-Abschlusskolloqium Prof. Dr. Ulrike Gehring Neue Forschungen zur Kunst der Moderne und der Gegenwart Donnerstag, 18–20 Uhr, digital, Beginn: 08.04.2021, Veranstaltungs- nummer: 13702348 Das Kolloquium richtet sich an Studierende und Promovierende, die eine B.A.-/M.A.-Arbeit oder Dissertation in Angriff nehmen möchten oder diese bereits verfassen. Anders als in Seminaren mit vorgegebenen Themen können hier eigene Fragestellungen vorgestellt und vor dem Hintergrund der aktuellen Forschung diskutiert werden. Kandidaten/innen, die noch auf der Suche nach einem geeigneten Thema für ihre Abschlussarbeit sind, bietet das Kolloquium die Möglichkeit, zuzuhören oder selbst eine Ideenskizze zu referieren. Doktoranden/innen sollten den Besuch der Veranstaltung als verpflichtend ansehen. Laufende Forschungsprojekte anderer Universitäten können gerne als 'Gastvorträge' eingebracht werden, insbesondere, wenn ein thematischer Bezug zu hiesigen Forschungsarbeiten besteht oder das Projekt universitäts- übergreifend betreut wird. Gäste sind herzlich willkommen. 42
In der ersten Sitzung (08.04.2021) werden Vortragstermine – sofern noch nicht geschehen - festgelegt und Prüfungsmodalitäten (B.A./M.A.) – soweit noch nicht in der Sprechstunde erfolgt – erläutert. Da zahlreiche Teilnehmer/innen von außerhalb kommen und wir weiterhin strengen Corona-Auflagen unterliegen, soll die Veranstaltung auch in diesem Sommersemester digital, dafür aber wöchentlich stattfinden. 43
B.A.-/M.A.-/Diss.-Abschlusskolloqium Vertretungsprofessorin Dr. Theresa Holler Forschungskolloquium Mittwoch 18–20 Uhr, digital, Beginn: 07.04.2021, Veranstaltungsnummer: 13702331 Das Kolloquium, welches sich der visuellen Kultur der Vormoderne widmet, bietet ein Forum für die Forschungsinteressen, schriftlichen Arbeiten und Diskussionen der Teilnehmer. Diskutiert werden Projektskizzen und einzelne Kapitel von Masterarbeiten und Dissertationen, aber auch methodologisch wichtige Aufsätze im Bereich der Kunstgeschichte des Mittelalters. Ziel ist es, ein kollaboratives Umfeld zu bieten, in dem die Studierenden ihre Forschungen präsentieren und konstruktives Feedback erhalten können. Die Struktur der Sitzungen wird gemeinsam festgelegt und richtet sich nach dem Arbeitsstand der Teilnehmenden. 44
7. M.A.-Exkursion 45
M.A.-Exkursion Vertretungsprofessorin Dr. Theresa Holler Kunst im Bodenseeraum geplant für Juli/August/September 2021 Die nahe beieinander liegenden Bodenseeklöster Reichenau und St. Gallen bilden zusammen mit dem Bischofssitz Konstanz Brennpunkte der früh- mittelalterlichen Kulturgeschichte. Sie sind besonders in der karolingischen und ottonischen Zeit Kunst- und Wissenszentren von internationalem Rang und ‚Parallelorte‘, deren äußerst fruchtbare künstlerische und literarische Produktion in der Zusammenschau besonders deutlich wird. Hier entstehen im Auftrag einer Elite materiell kostbare und aufwendig gestaltete Handschriften, die kurz nach ihrer Herstellung zu ihren verstreut lebenden Auftraggebern wechseln. Dagegen zeugen in situ erhaltene Wandbilder von dem einstigen 46
Bildschmuck und Reliquien von der religiösen Praxis vor Ort. Frühe Bibliotheksinventare geben Auskunft über den ehemals reichen Bücherschatz und medizinische Rezeptsammlungen aus dem 9. Jahrhundert sind Zeugnis eines bis nach Asien reichenden Handels mit seltenen Gewürzen und Kräutern. Konstanz ist im 14. Jahrhundert die Wirkungsstätte des Mystikers Heinrich Seuse und wird Anfang des 15. Jahrhunderts Austragungsort des Konzils zur Überwindung des abendländischen Schismas. Von 1414–1418 beherbergt die damals ca. 6.000 Einwohner umfassende Stadt zeitweise mehr als 30.000 Menschen und erlebt seinen wirtschaftlichen Höhepunkt. Anhand einer 5-Tagesexkursion werden wir uns mit der reichen Kunstlandschaft des Bodenseeraums beschäftigen und die Verbindung dieser drei Orte zueinander und in ihrem Austausch mit der ‚Welt‘ analysieren. Neben Konstanz, der Insel Reichenau und St. Gallen werden wir auch die Sylvesterkapelle in Goldbach und die Leonhardskapelle in Nauders besuchen. Zur Vorbereitung auf die Exkursion lesen Sie bitte • Walter Berschin: Eremus und Insula. St. Gallen und die Reichenau im Mittelalter - Modell einer lateinischen Literaturlandschaft, 2. erw. Aufl., Wiesbaden 2005. 47
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