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Ausgabe 139 – Juli 2021 Ernest Hemmingway Der alte Mann und das Mehr a mals D Seite 4 Ralf Tibusek Als die Queen kam Seite 8 Aretha Franklin Die Queen of Soul Seite 13
angesprochen Damals ... Klaus Ehrenfeuchter Kaum hatten meine Finger die Süßigkeit gegriffen, die mir eine Tante gab, hörte ich andere Erwachsene sagen: „Wie sagt man?“ Ob damals, heute oder Und dann musste schnell und deutlich von meiner Seite ein „Danke!“ kommen. Erst morgen – Gott ist bei mir dann war die süße Schenkung abgeschlos- und hält mein Leben in sen. Man gewöhnte sich daran, weil ein seiner Hand. „Raider“ oder Kinderschokolade einfach zu gut schmeckten. Wenn ich ab und zu mit meinen Brüdern um den Um die politischen Unruhen der 68er zu verstehen, Tagessieg im Ringen kämpfte, durfte besser kein war ich als Sechsjähriger noch zu jung. Unvergesslich Erwachsener kommen. Vor allem dann nicht, wenn für mich jedoch bei der Olympiade 1972 in München es Schreie und Tränen gab. Besonders hart wurde es die damals 16-Jährige Ulrike Meyfahrt, die am 4. Sep- nämlich, wenn ein Erwachsener dazwischen ging und tember den Fosbury-Flop sprang und sich mit über- wir gezwungen wurden, uns die Hand zu geben und sprungenen 1,90 m die Goldmedaille im Hochsprung uns wieder zu vertragen. Nur äußerlich, den Schein sicherte und anschließend noch mit 1,92 m einen wahrend, gaben wir uns die Hand. Innerlich wuss- neuen Weltrekord überflog. Am Tag darauf nur noch ten wir, dass erst ein weiterer Ringkampf den Sieger Schreckensmeldungen in den Nachrichten durch den zeigen würde. Terrorakt des palästinensischen „Schwarzen Septem- Singles waren keine Alleinstehenden, sondern kleine ber“. Die Tötung der israelischen Olympiamannschaft Schallplatten mit je einem Lied auf der Vorder- und schockte die Republik. Rückseite. Zwei Zitate aus den Psalmen der Bibel helfen mir im Damals war manches anders. Blick auf meine eigene Lebenszeit: „Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht was er dir Gutes getan hat“ und „Meine Zeit steht in Gottes Händen.“ Bei allen nostalgischen Erinnerungen bin ich ein Mensch, der gerne im Heute lebt und sich auf die Singles waren keine Zukunft freut. Vielleicht liegt es daran, dass ich seit Alleinstehenden, dem Kinofilm „Der Club der toten Dichter“ das Motto „carpe diem“ (nutze den Tag) gerne anwende. Als sondern kleine Schall- Christ weiß ich: Ob damals, heute oder morgen – platten mit je einem Gott ist bei mir und hält mein Leben in seiner Hand. Bilder: stock.adobe.com, Privat Lied auf der Vorder- und Mit ganz herzlichen Grüßen Rückseite. Klaus Ehrenfeuchter Herausgeber 2
„Ich bete für Sie“ ARD stellt privates Hilfsprojekt aus Mittelhessen vor Mehrere Hundert Reaktionen hat der frühere Lokaljournalist Die- ter Lemmer (Treis bei Gießen) bisher auf seinen Auftritt in der ARD-Sendung „Live nach neun“ erhalten. Darin stellte er sein Projekt „Ich bete für Sie“ vor. Seit Februar 2020 betreibt der heute 63-jährige Rentner diese Gebets- seite im Internet. Mit Gott so reden wie mit einem Mitmenschen Zwei Schlüsselerlebnisse hätten ihn beeindruckt, dass man mit Gott dass Gebet für viele Menschen ein dazu motiviert, die Seite ins Leben einfach so reden konnte wie mit Tabuthema sei und in der Öffentlich- zu rufen. So habe es in seiner Redak- den Mitmenschen.“ keit zu wenig über Gott gesprochen tion beim „Gießener Anzeiger“ – dort Aus beiden Begebenheiten sei werde. Wie er erläuterte, hatte er war er bis April 2018 tätig – ein Ser- schließlich der Wunsch entstan- nach seiner Zusage, an der Sen- vicetelefon gegeben, bei dem sich den, im Ruhestand für Menschen dung mitzuwirken, „ein leichtes Leser mit Anregungen und Anliegen zu beten, so der evangelische Christ, Grummeln im Bauch“. Er habe dann zu Wort melden konnten. Einmal der zur hessen-nassauischen Kirche gebetet und sei danach „ganz ruhig habe ihn ein Mann angerufen, der gehört. und gelassen“ gewesen. Lemmer gerade eine Krebsdiagnose erhal- wurde von seinem Wohnort Treis in ten und nur noch wenige Wochen zu Nach Gebet ruhig und die Sendung nach Köln zugeschaltet. leben hatte. Er habe dem Kranken gelassen Nach seinen Angaben hat er keine vor allem zugehört. Am Ende des festen Gebetszeiten am Tag. Wenn Gesprächs habe er ihm gesagt, dass In einem Einspielfilm für die ARD- ihn eine E-Mail mit einem Anliegen er ihm keinen Rat geben, aber für Sendung sagte Lemmer: „Ich bin erreiche, bete er oft spontan. Alle ihn beten könne. Das habe sein Ge- davon überzeugt, dass Gott da ist.“ Bittsteller erhielten eine Rückmel- genüber sehr positiv aufgenommen. Personen, die möchten, dass dung. Zum anderen habe er als Journa- Lemmer für sie betet, können ihm list immer wieder an Hintergrundge- eine E-Mail schreiben. Die Anliegen sprächen mit Politikern teilnehmen reichten von Gesundheit über Beruf können, die der damalige Geschäfts- bis zur familiären Situation. Hin und „Ich bin davon über- Bilder: Screenshot ARD Mediathek führer der Christlichen Medieniniti- wieder bekomme er auch Rückmel- ative pro, Wolfgang Baake (Wetzlar), dungen, dass sich die Situationen zeugt, dass Gott da ist.“ organisiert habe. Zum Auftakt und positiv entwickelt haben: „Ich freue zum Abschluss der Tagungen ha- mich, wenn es Leuten hilft, und ich DIETER LEMMER be Baake immer ein freies Gebet glaube, dass es hilft.“ www.ich-bete-fuer-sie.de gesprochen: „Das hat mich stark In der Sendung bedauerte Lemmer, 3
Der alte Mann und das Mehr Literaturnobelpreisträger Ernest Hemmingway war sein ganzes Leben auf der Suche nach dem Sinn Er ist schon zu Lebzeiten ein Mythos. Der Nobelpreisträger, der im Nebenberuf Abenteurer, Hochseefischer, U-Boot- und Großwildjäger war. Keine Bar und keine Frau sind vor ihm sicher. Ernest Hemmingways Machogeha- den Bahamas, Belgien, Bulgarien, be, seine vier Ehen, seine Sucht China, Deutschland, Frankreich, nach Abenteuern und seine lebens- Hong Kong, Italien, Kenia, Kuba, Lu- gefährlichen Unfälle machen ihn zur xemburg, Mexiko, Österreich, Peru, lebenden Legende. Gern zeigt er sich Schweiz, Spanien, Tansania, Türkei, in der Pose des Boxers. Als einer, Uganda – und noch manche mehr. der sich durchboxt und als Gewinner Als rastloser Weltenbummler reist aus dem Ring steigt. Ihn faszinie- er um den ganzen Erdball, immer ren Stierkampf wie Hahnenkampf. auf der Suche nach neuen Abenteu- Leben und Tod sind seine Themen. ern. Auch heute noch, 60 Jahre nach Ernest Hemingway (ca. 1930) Viele Fotos zeigen ihn in der Sie- seinem Tod, kann man in verschie- gerpose: Als Angler mit großen Fi- denen Ländern auf seinen Spuren Das Wesentliche taucht im schen, als Großwildjäger vor einem unterwegs sein. Selbst in Deutsch- Kopf auf erlegten Büffel, vor geschossenen land gibt es einen Hemingway-Trail. Löwen, Antilopen und Nashörnern. Und am Triberger Wasserfall erinnert Hemingway ist Reporter, Auslands- Er ist davon überzeugt: Ein richtiger eine Schiefertafel an seinen Besuch korrespondent, Kriegsberichter- Mann stellt sich den Herausforde- im Jahr 1922. statter an verschiedenen Fronten rungen und bewährt sich darin. und wird einer der erfolgreichsten Schriftsteller seiner Zeit. Die New Bilder: stock.adobe.com, William James, Ermeni Studios Schon als 17-Jähri- York Times nennt ihn „den wichtigs- ger schreibt Ernest ten Autor nach dem Tod von Shake- Hemingway in sein „Ich will einmal speare“. Die „Eisbergmethode“ ist Tagebuch: „Ich will reisen und sein besonderes Markenzeichen. Er einmal reisen und streicht aus seinen Texten jedes schreiben.“ schreiben.“ Wort heraus, das er für über- Beide Wünsche flüssig hält. Das Wesentliche gehen in Erfüllung. bleibt unter der Schreib- In seinem Reisepass Hemingway als oberfläche verborgen. Es sind die Stempel von 19-jähriger Soldat tauchte erst im Kopf des Lesers auf. 4
Mit Freunden wettet er um 10 Dol- lar, dass er eine Story aus nur sechs Wörtern schreiben kann. Er gewinnt die Wette. Die Kurzgeschichte lau- tet: „For sale: Baby shoes. Never worn.“ Auf Deutsch sind es sogar nur 4 Worte: „Zu verkaufen: Baby- schuhe, ungetragen.“ Hemingway sucht die Gefahr und Leben ist ein dunkler Weg gewor- Das Arbeitszimmer von Hemingway in testet seine Grenzen aus. Seine Er- den, der nach Nirgendwo hinführt Key West lebnisse sind die Grundlage für sei- und wieder nach Nirgendwo, immer ne Geschichten und Romane. 1953 und ewig nach Nirgendwo … dunkel In einer Kurzgeschichte erzählt He- erhält er den Pulitzer-Preis für seine und ohne Ende nach Nirgendwo.“ mingway von einem Kellner in einem tragische Novelle „Der alte Mann kleinen Café. Mitternacht ist vorü- und das Meer“. 1954 bekommt er Was hat der Schriftsteller doch nicht ber. Der letzte Gast ist gegangen. den Literaturnobelpreis für die Ge- alles erlebt und überlebt: Unsäglich müde schaut er in das schichte, mit der er indirekt den Tri- • Die schwere Verwundung als Sa- leere Lokal. „Was hat der vergangene umph und die Tragik seiner eigenen nitätsfreiwilliger im 1. Weltkrieg Tag eigentlich gebracht?“, denkt er. Existenz beschreibt. Ein zentraler in Italien. „Es war alles ein Nichts.“ Und dann Satz im aussichtslosen Kampf des • Eine Infektion durch Anthrax in betet er: „Unser Nichts, der du bist alten Fischers Santiago gegen die Frankreich. Mehrere schwere im Nichts. Nichts ist dein Name. Dein Haifische lautet: „Der Mann ist nicht Autounfälle mit schlimmen Ver- Nichts komme. Dein Nichts gesche- geschaffen, um zu unterliegen. Ein letzungen. he wie im Nichts so im Nichts. Unser Mensch kann vernichtet, aber nicht • 2 Flugzeugunglücke an zwei aufei- tägliches Nichts gib uns heute ... besiegt werden.“ nander folgenden Tagen in Afrika. Erlöse uns vom Nichts, denn dein Die Helden Hemingways sind • Mehrmals wird er von der Presse ist das Nichts und das Nichts und typische Vertreter der „Lost Gene- für tot erklärt. das Nichts …“ ration“. Sie versuchen, ihr Leben zu Hemingway liest amüsiert seinen meistern und ertragen ihr Schicksal eigenen Nachruf. Und dementiert: Was bin ich froh, dass niemand in mit Fassung, „Das Glück bleibt mir weiterhin dieses Verzweiflungsgebet einstim- treu.“ men muss. Wir können beten: „Vater Verzweiflung oder Hoffnung unser im Himmel.“ Aber dann setzt der rastlos Getrie- Und damit haben wir die Adresse, Hemingway hat das Leben genos- bene, von Selbstzweifel, schwe- zu der man in jeder Lage kommen sen, und seine erregenden und ren Depressionen und paranoiden kann. Und Zugang zu dem, bei dem wunderbaren Seiten ausgekostet. Ängsten geplagte 61-Jährige seinem man begründete Hoffnung über den Und doch scheint es, dass er wie Leben selbst ein Ende. Mit seinem Tod hinaus bekommt. Robert Jordan, der Hauptfigur in Lieblingsjagdgewehr erschießt sich seinem Roman „Wem die Stunde der große Jäger selbst. Tragisch, Ernst Günter schlägt“, empfunden hat. Mitten wenn die Hoffnungslosigkeit am Wenzler im Liebesrausch denkt der: „Mein Ende steht. Ernest Miller Hemingway, geboren am 21. Juli 1899, war einer der ein- flussreichsten und bekanntesten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts. 1953 erhielt der US-Amerikaner den renommierten Pulitzer-Preis für seine Novelle Der alte Mann und das Meer, 1954 den Literaturnobel- preis. Er starb vor 60 Jahren am 2. Juli 1961. 5
Als die Queen kam Ein ganzes Leben mit der britischen Königin Gerade einmal vier Jahre alt war Augenblick mal- Redakteur Ralf Tibusek, als die Queen 1965 nach Deutschland kam. Von seinem großen Bruder be- kam er aus der Schule die Union Jack genannte bri- besuchen, sondern das ganze Deutschland. Irgendwie war ich erleichtert. tische Fahne aus Papier mitgebracht. Mit der briti- schen Fahne in der Hand stand er wie viele andere Es war der erste Besuch des britischen Könighauses Kölner am Straßenrand und winkte der Queen zu nach dem Zweiten Weltkrieg. Dass es damals dar- – und sie ihm, war er überzeugt. Seitdem hat er um ging, die beiden Völker zu versöhnen, ahnte ich eine ganz besondere Beziehung zu England. als kleiner Stöpke nicht. Und auch nicht, dass gute Stimmung für den angedachten EU-Beitritt Großbri- Bilder: stock.adobe.com, foto.digitalarkivet.no, Screenshot ARD Mediathek „Die Queen kommt uns besuchen“, platzte es aus tanniens gemacht werden sollte, nachdem Frankreich meinem älteren Bruder beim Mittagessen in unserer und Charles de Gaulle mit aller politischer Macht den kleinen Küche heraus. Gerade war er aus der Schule Beitritt verhindern wollten und das tatsächlich über gekommen und hatte sich nach dem Händewaschen Jahre noch schafften. hungrig an den Tisch gesetzt. Doch vorher musste er Ich war froh, am entscheidenden Tag mit meinem diese Nachricht loswerden. Fähnchen ganz vorne am Straßenrand stehen zu können Ich wusste nicht, was eine „Queen“ war, aber der und zwischen den Querstreben der Absperrgitter – Köln angekündigte Besuch musste anscheinend etwas als Karnevalsstadt war da gut ausgerüstet – freien Blick Tolles sein. Meine Mutter erklärte mir dann, dass die auf die Queen zu haben. Die EU, damals noch die EWG, Queen eine Königin sei wie aus dem Märchen, nur also die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft, kannte halt in echt. Und mein Bruder meinte lachend, ich ich nicht. Ich lernte sie erst kennen, als 1966 ein erster müsse nicht die Spielecke in unserem Kinderzimmer Fernseher in unseren Haushalt Einzug hielt: Um die aufräumen. Denn die Queen käme nicht uns persönlich Fußball-Weltmeisterschaft gucken zu können, wie meine 6
Mutter behauptete. Während mein Was glaubt die Queen? Vater die wichtigen Nachrichten- sendungen als Hauptgrund am Abendbrottisch anführte ... Geguckt haben wir dann aber nach der Fußball-WM vor al- lem EWG mit Hans-Joachim Kulenkampf. Dass sein Quiz „Einer wird gewinnen“ nach dem EU-Vorgänger benannt war und nicht umgekehrt, habe ich erst viel später begriffen. © Dirk Vorderstraße 47 Jahre bis zum Brexit Zum 1. Januar 1973 ist dann das Vereinigte Königreich offiziell der EWG beigetreten und hat 47 Jahre erst die Die Anglikanische Kirche in GB ist eine Staatskirche. Wirtschaftsgemeinschaft und dann die Europäische Ihr Oberhaupt ist der König oder die Queen. Das hat Union bestimmt. Ab 1979 war dann Prime Minister Heinrich VIII. eingeführt, als er sich von der katholi- Maggie Thatcher über elf Jahre prägend für das Ver- schen Kirche löste, um seine Ehe scheiden zu können hältnis England – EU. Gelernt habe ich in der Zeit, was und um für den Mord an der ein oder anderen Ehefrau es mit Menschen macht, wenn man einmal getroffene nicht vom Papst und den (britischen) Bischöfen zur Vereinbarungen einfach aufkündigt und nochmals neu Verantwortung gezogen werden zu können. Was für verhandelt. Während ich gleichzeitig immer wieder Heinrich VIII. ein Machtmittel war, sieht bei Queen die Insel besuchte und vielen Menschen begegnet Elisabeth ganz anders aus. Zwar spricht sie nur sehr bin, die ihren christlichen Glauben nicht nur sonntags selten über ihren persönlichen Glauben. Aber die Aus- in der Kirche, sondern ganz konkret im Alltag gelebt wahl der so genannten „Hofprediger“ zeigt ein hohes haben. In England spricht man erstaunlicherweise Interesse an Glaubensfragen. 1959 wurde John Stott über seinen Glauben. zum Chaplain (Kaplan) berufen. Und bei seinem Ein- 2020 habe ich dann erlebt, wie noch immer Queen tritt in den Ruhestand 1991 zum „außerordentlichen Elisabeth in der vorgelesenen Regierungserklärung ih- Kaplan“ bis zu seinem Lebensende 2011. John Stott, res Premiers Boris Johnson den britischen Austritt aus langjähriger Pfarrer der All Souls Kirche in London ver- der EU erklärt hat: Sie kam in die EU, sie ging aus der trat sein Leben lang, dass der christliche Glaube auf EU. Und sie ist die Person, die wie keine andere mein der persönlichen Beziehung zu Jesus Christus beruht ganzes Leben irgendwie prominent präsent war und ist. und man eine bewusste Entscheidung für ein Leben Ralf Tibusek mit Gott treffen sollte. „Für mich ist das Leben Jesu Christi, des Friedefürsten, eine Inspiration und ein Anker in meinem Leben. Er ist ein Vorbild für Versöhnung und Vergebung. Er streckt seine Hand in Liebe aus, akzeptiert uns und will uns heilen. Das Beispiel Christi hat mich gelehrt.“ QUEEN ELISABETH II. Das Fernsehen dokumentiert den Dom-Besuch der Queen in Köln. 7
54 ll-WM 19 ba Von der Fuß M 2021 E bis zur Der größte Sieg 1954 fand das Turnier der Fußball-Nationalmann- schaften zum ersten Mal unter der Bezeichnung Fuß- ball-Weltmeisterschaft statt. Und erstmals konnten die Spiele sogar direkt im Fernsehen übertragen und von weltweit etwa 90 Millionen Menschen vor rund vier Millionen Schwarz-Weiß-Fernse- hern verfolgt werden. In Westdeutschland gab es zu Be- ten Worte zu Helmut Rahns Siegtor: Aus dem Hintergrund müsste Rahn ginn des Jahres 1954 erst 11.658 „Sechs Minuten noch im Wankdorf- schießen – Rahn schießt – Toooor! angemeldete Fernsehgeräte. Die Stadion in Bern, keiner wankt, der Re- Toooor! Toooor! Toooor!“ Und dann: WM in der Schweiz sorgte dafür, gen prasselt unaufhörlich hernieder… „Das Spiel ist aus! – Deutschland ist dass am Ende des Jahres bereits Jetzt Deutschland am linken Flügel Weltmeister …“ 84.278 Fernsehgeräte bei der Post durch Schäfer. Schäfers Zuspiel zu angemeldet waren. Was wirklich wichtig ist Am 4. Juli 1954 dann das für viele Das Hinausrufen einer solchen Sie- Deutsche legendäre Endspiel in gesmeldung erinnert mich daran, Bern. Außenseiter Deutschland ringt dass so etwas auch in der Bibel vor- die klar favorisierten Ungarn mit 3:2 kommt. Sie nennt es „Evangelium nieder und wird zum ersten Mal Fuß- verkünden“. Dabei geht es in der ball-Weltmeister. Jenes „Wunder von Bibel auch um einen Sieg. Jedoch Bern“ hatte eine starke Symbolkraft geht es nicht um Fußball oder ein als ein Zeichen des Aufbruchs nach anderes Spiel. Es geht um den Sieg dem verlorenen Weltkrieg und den Jesu über Sünde, Tod und Teufel. Entbehrungen der Nachkriegszeit. Jesus Christus gab sein Leben für Manche bezeichnen den Sieg als uns, damit die Trennung zwischen „die eigentliche Geburtsstunde der dem Gott der Bibel und uns sündi- Bundesrepublik Deutschland“. Die gen Menschen aufgehoben werden Spieler um Kapitän Fritz Walter und kann. Das gilt für diejenigen, die Bundestrainer Sepp Herberger gin- sich für eine Beziehung mit Jesus Bilder: stock.adobe.com, kicker gen als „Helden von Bern“ in die Morlock wird von den Ungarn abge- Christus entscheiden. Für mich der deutsche Sportgeschichte ein. Heute wehrt – und Bozsik, immer wieder größte Sieg. lebt nur noch Horst Eckel (geb. 1932). Bozsik, der rechte Läufer der Ungarn Gespannt bin ich aber auch, Herbert Zimmermann kommen- am Ball. Er hat den Ball – verloren welche Nation dieses Jahr bei der tierte damals als deutscher Radio-Re- diesmal, gegen Schäfer. Schäfer nach Euro2021 den Sieg bejubeln darf. porter das Endspiel. Seine oft zitier- innen geflankt. Kopfball – abgewehrt. Klaus Ehrenfeuchter 8
Haben Sie auch erlebt, dass bei Familientreffen im- mer wieder Erlebnisse aus dem Zweiten Weltkrieg erzählt wurden? Manches war spannend, anderes „Das habe wiederholte sich fast jedes Mal. Heute weiß man wie wichtig Zeitzeugen sind. Vor allem auch im Blick auf ich mit Gott den Holocaust braucht es Menschen, die da- von erzählen, damit es nie mehr dazu erlebt“ kommen soll. Wer etwas zu Erzählen hat, der hat auch heute noch begeisterte Zuhörer. Im Judentum hat das Erzählen der eigenen Volksgeschichte seit Jahrtausenden dazu geführt, dass der Glaube an den Schöpfergott wei- tergegeben wurde. In vielen christ- lichen Familien war das mündliche in den Alltag von uns Menschen. es, dass Kinder einmal fragen wer- Weitergeben biblischer Geschichte Der Regenbogen erinnert an die den: „,Was soll das alles, diese von David und Goliath, Daniel in der Geschichte von Noah und der Sint- ganzen Vorschriften, Gesetze und Löwengrube und den vielen Jesus- flut und gibt heute Hoffnung. Wenn Bestimmungen? Warum hat der geschichten normal. Ob Eltern oder nachts klarer Sternenhimmel ist, Herr, unser Gott, sie uns befohlen?‘ Großeltern, man las sie aus den Kin- kann man von Abraham erzählen, Wenn dein Kind so fragt, sollst du derbibeln vor, jene Geschichten von dem viele Nachkommen verspro- ihm antworten: ,Wir waren Sklaven Gott und seinen Menschen. Oder chen wurden. Es soll ermutigen, in Ägypten und mussten für den Pha- man erzählte sie einfach so, weil sie die Zusagen Gottes für einen per- rao arbeiten. Aber der Herr hat uns bekannt waren. Das ist heute nicht sönlich in der Bibel zu entdecken. aus Ägypten geführt – mit seiner mehr selbstverständlich. starken Hand. Der Herr hat Zeichen Ein Ethnologe erzählte: In ei- und Wunder vollbracht …‘“ nem kleinen afrikanischen Dorf Später in der babylonischen Ge- legte sich der Stammesführer den fangenschaft und in der Zeit des ersten Fernseher zu. Anfangs Wenn nachts klarer Neuen Testamentes wurde vieles schaute das Dorf jeden Abend Sternenhimmel ist, kann aufgeschrieben. Und das ist nun und man ließ sich nicht mehr man von Abraham er- teils vielfach dokumentiert in der vom Stammesältesten wie frü- Bibel. her Geschichten erzählen. Nach zählen, dem viele Nach- Man kann die großen Taten einiger Zeit kehrten die Leute zu kommen versprochen Gottes nachlesen, aber auch sei- ihm zurück. „Es stimmt“, sagten ne Hilfe in vielen kleinen alltägli- sie zu ihm. „Das Fernsehen kennt wurden. chen Situationen. Heute lässt sich viel mehr Geschichten als du, und vieles im Internet als Doku anschau- es sendet pausenlos. Aber das Fern- en. Es bleibt trotzdem faszinierend, sehen kennt uns nicht.“ Erntet man Beeren im Garten, kann wenn man anderen erzählt, warum man darauf hinweisen, dass Gott man an Gott glaubt und was die- Erzählen ist eine gute versprochen hat, Saat und Ernte ser Gott, der sich in Jesus zeigte, in Bilder: stock.adobe.com Tradition werden nicht aufhören. Zeichen der Geschichte bewirkt hat und im und Erinnerungsstücke werden im eigenen Leben geschenkt hat. Ich Der jüdischen und christlichen Tradi- Judentum in das familiäre Leben wünsche mir, dass Sie Menschen tion gelingt besonders gut das Ein- bewusst eingebunden. kennen, die davon erzählen können. binden der biblischen Geschichten Im fünften Buch des Mose heißt Klaus Ehrenfeuchter 9
ausgestattet. Sie boten Dolby-Rauschunterdrü- ckung, Auto Reverse und zum Teil auch ei- ne Aufnahmefunktion. Das waren Problematisch war es, wenn es Bandsalat gab. Es gibt so viele Dinge, noch Zeiten… die in meiner Jugend- zeit anders waren als heute. Niemand sollte überrascht sein, wenn es bei den Enkeln ein … als man mit einem Diafilm lediglich 36, mit manchen ungläubiges Staunen hervorruft: sogar nur 24 Bilder machen konnte. Niemand wäre es Dass in der Vor-Handy-Ära in jedem Ort Telefonzellen eingefallen, einfach drauflos zu fotografieren. Ärgerlich standen. Dass man mit einer Drehscheibe wählte und war es, wenn man im Ausland noch Filme nachkaufen die Telefonnummer in einem dicken Telefonbuch suchte. musste. Eine der ersten Aktionen nach dem Urlaub war Dass man eine Bahnsteigkarte lösen musste, wenn es, die Filmröllchen zur Entwicklung einzuschicken. Man man keinen Fahrschein hatte. wartete sehnsüchtig, bis die entwickelten Filmstreifen Dass wir Maikäfer in Schuhschachteln sammelten. wieder zurückkamen. Und hoffte inständig, dass nicht Denn: „Es gibt keine Maikäfer mehr.“ zu viele Bilder verwackelt oder falsch belichtet waren. Retuschieren war nicht möglich. Etwas Gutes hatte es: Es war wirklich so, wir haben Wühlmäuse gefangen, Jedes (gelungene) Bild war wichtig. um die Schwanzprämie zu bekommen, Schnecken ge- sammelt, um mit jedem Kilo unser Taschengeld auf- … als man noch mit einer großen Straßenfaltkarte nach zubessern und Unmengen Kartoffelkäfer vom Acker dem Weg suchte. Fand man den Zielort im Verzeichnis, abgesammelt, damit die nicht die Felder kahlfressen. stand dahinter ein Buchstabe und eine Zahl. Damit hatte man den Quadranten, in dem sich der Ort befand. Hatte man den Ort gefunden, ging es auf die Suche nach der besten Strecke. Das Gute dabei war, man wusste deutlich mehr als heute von dem, was links und rechts der Strecke lag. … als auf dem Fernsehgerät das Testbild erschien, wenn kein Programm angeboten wurde. Und als es mit Schwarzweißfernsehen und zunächst nur mit ei- nem Programm begann. Erst ab 1963 kam das Zweite Deutsche Fernsehen, und ab 1964 wurde ein drittes Pro- gramm angeboten. Wenn man nicht pünktlich daheim war, verpasste man die Sendung. Keiner hätte je daran gedacht, dass man einmal jederzeit sein Programm anschauen kann, wann es gerade passt. Farbfernsehen gab es erst ab 1967. Und als die Programme immer Kaum zu glauben, dass es keine Sicherheitsgurte im mehr wurden, kam 1975 die Fernbedienung dazu. Auto und nirgendwo ein Tempolimit auf der Autobahn gab, dass es keine extra Kindersitze gab – im VW- … als Kassettenrekorder und Walkman das Hören von Käfer saßen wir als Kinder im Staufach hinter dem Musik und Hörspielen auch unterwegs möglich mach- Rücksitz, dass wir ohne Fahrradhelme auch über die ten. Die guten Geräte waren mit einem Radioempfänger meist unbefestigten Wege fuhren. 10
Das waren noch Zeiten, als man noch mit einer BUCH DES mechanischen Schreibmaschine schrieb,als es noch keine Kopierer gab, und man mit dem Ma- MONATS trizendrucker Vervielfältigungen machte, als das Telegramm die schnellste Übermittlungsform für schriftliche Nachrichten war. Farah liebt ihren Beruf, den teuren Lebensstil und die schicke Kleidung, die sie sich leisten kann. Doch als die Nein, es war nicht die „gute alte Zeit“. Auch wenn Familie dringend eine große Summe Geld braucht, um ei- das Leben deutlich überschaubarer war. Man muss- ne lebensrettende OP für ihre Mutter bezahlen zu können, te nicht immer online und erreichbar sein und wird Farah innerhalb weniger Tage zwangsverheiratet. Ihr hat mehr wirklich miteinander geredet, statt per neues Leben als Ehefrau und schnell auch Mutter wird zur I-Phone miteinander zu kommunizieren. Hölle. Ihr Mann verbietet ihr die Berufsausübung, setzt alle seine Vorstellungen und Wünsche mit Gewalt durch. Mit Aber längst nicht alles war gut. Wenn ich nur an ihrem alten Leben schließt Farah ab und bringt ihre schicken die Tatzen in der Schule denke. Auch wenn sich Kleider zur Sammelstelle bei einer christlichen Kirche. Dort im Rückblick manches verklärt. Karl Valentin hat trifft Farah auf syrische Flüchtlingsfrauen, die zum Glauben es zutreffend formuliert: „Heute ist die gute, alte an Jesus Christus gefunden haben. Sie ist fasziniert von Zeit von morgen.“ ihren strahlenden Gesichtern. Nach anfänglichem Zögern Und wie schrieb doch schon der weise Salo- beschließt auch Farah, an diesen Jesus zu glauben. Eine mo: „Alles hat seine Zeit!“ Er hatte vor allem die Entscheidung, die ihr Leben radikal verändert. Gegensätzlichkeit des Lebens im Blick: „ … ge- boren werden hat seine Zeit, sterben hat seine Frauen, die in einem muslimisch geprägten Umfeld leben, Zeit; … weinen hat seine Zeit, lachen hat seine erzählen in diesem Buch ihre bewegenden Lebensgeschich- Zeit; klagen hat seine Zeit, tanzen hat seine Zeit…“ ten. Sie sprechen von ihren Ängsten, Hoffnungen und davon, In 15 Gegensatzpaaren fächert er das Leben wie die Begegnung mit Jesus Christus ihr Leben auf den auf. Alles hat seine Zeit – das gilt auch im Blick Kopf gestellt hat. Eindrückliche Lebensberichte, die unter auf den Wechsel der Zeiten. die Haut gehen. Das Leben gilt es anzunehmen. Die Höhen und die Tiefen. Genauso gilt es sich den guten und weniger guten Zeiterscheinungen zu stellen. Gut zu wissen, dass alle Zeit Gottes Zeit ist. Das Gestern, das Heute und das Morgen. Und dass er über den Zeiten steht. „Jesus Christus ist derselbe gestern und heute und in Ewigkeit“, heißt es im Neuen Testament in der Bibel. Ihm können wir uns mit unserer Lebenszeit anvertrauen. Und uns darauf verlassen, dass er mit uns durch die Zeiten geht. Deshalb ist Christsein keine verklärte Vergangen- heitsgeschichte, sondern eine hoffnungsfrohe Zukunftsgeschichte. Unser Glaube hat sein Fundament in den großen Taten Gottes in der Vergangenheit. Bilder: stock.adobe.com Wir erleben seinen Beistand, seine Hilfe und seinen Trost im Heute. JoAnn und Tom Doyle Und wir haben die begründete Hoffnung für die Aufbruch in die Freiheit Zukunft, dass das Schönste noch vor uns liegt. Frauen in der islamischen Welt begegnen Jesus Ernst Günter Wenzler 240 S., gebunden, ISBN 978-3-7655-3746-2, Gießen 2021, € 15,- 11
Die Spanische Grippe mie in vielen Ländern einerseits nicht sauber die Todeszahlen do- kumentiert wurden, andererseits die Zahlen nicht offen gelegt wurden, reichen die Schätzungen heute von mindestens 20 Millionen Toten welt- weit bis zu 100 Millionen, die an Atemnot oder einer aufgesetzten Lungenentzündung verstarben. Al- lein in Deutschland sollen es knapp 500.000 Tote gewesen sein. Man spricht von drei Wellen, in denen die Pandemie zwischen 1918 und 1920 um die Welt lief. Trost gab damals vielen Chris- 100 Jahre vor Corona hat es bereits eine andere Pandemie ge- ten die Erfahrung des israelischen geben, die ähnlich schlimme Verläufe hatte wie Corona Königs Joschafat aus biblischen Zeiten: „Wenn Unglück, Schwert, „Beim Impfen wie auch wie in der Australien. Allerdings nicht kürzlich, Überschwemmung, Pest oder Hun- Maskenfrage herrschte lange Zeit ein sondern 1918 aus einem Internie- ger über uns kommen, wollen wir vor lebhafter Streit, der nur insofern zu rungslager in New South Wales. dieses Haus und vor dein Angesicht, Gunsten der Masken entschieden Er erlebte mit, wie die Spanische Gott, hintreten; denn dein Name wurde, weil der behördliche Zwang Grippe, ganz so wie heute Corona, ist gegenwärtig in diesem Haus. Wir dahinter saß, während Impfen frei- als schreckliche Pandemie um die wollen in unserer Not zu dir rufen willig war. Bei den ersten Fällen in Welt zog. Bis 1920 tötete sie mehr und du wirst uns dann hören und Sydney war das ganze Lagergebiet Menschen als vorher im Ersten Welt- wirst helfen.“ in ein Quarantäne-Areal verwandelt krieg umgekommen waren. Heute sind Christen noch immer worden, es konnte niemand von davon überzeugt und glauben fest draußen rein und es kam niemand Schwierigkeiten mit der und erfahren, wie die Evangelische von hier raus.“ Dokumentation Allianz am 3. Juni schrieb in ihrer Der deutsche Marinesoldat Fritz Stellungnahme Zeit der Hoffnung: Stegherr schickte diese Zeilen an Weil während des Weltkriegs und „Gebet bewegt den Arm Gottes.“ seine Familie in Deutschland aus auch wegen der Wucht der Pande- Ralf Tibusek Bilder: stock.adobe.com, Harris & Ewing photographers, Dorotheum Die spanische Grippe traf vor allem Männer Ende der zwanziger Jahre – und schwangere Frauen. Der österreichische Maler Egon Schiele – einer der be- deutendsten Expressionisten – setzte dem Geschehen ein Denkmal mit seinem unvollendeten Bild „Die Familie“. Es porträtierte ihn, seine Frau Edith und den gemeinsamen kleinen Sohn. Eine Familie, die es nie geben sollte, weil Edith am 28. Oktober 1918 verstarb, als sie im sechsten Monat schwanger war. Der Christ Schiele selbst starb drei Tage später – am Reformationstag –, nachdem er in der Zwischenzeit „Die Familie“ begonnen hatte zu malen. Schiele wurde 28 Jahre alt. Seinen persönlichen Glauben an den Gott der Bibel hatte er 1908 in dem Bild Egon Schiele „Kniender Jüngling vor Gottvater“ eindrücklich zum Ausdruck gebracht. 12
Ar e t h a F r a n k l i n Die Queen of Soul „Respekt“ wollte sie zeigen vor dem Leben der Menschen. „Respekt“ erbat sie sich von den Menschen. „Respekt“ forderte sie ein von der weißen US-Bevölkerung vor der schwarzen Community. Das drückte sie auch in ihrem Lied während der Amtseinführung von Barack Obama aus. Jetzt verfilmt Hollywood das Leben der 1942 geborenen Soulsänge- rin Aretha Franklin drei Jahre nach ihrem Tod unter dem Titel „Respect“. und Pastors ein und aus, kochten auch mal eine Suppe auf den Herd. Aretha kam früh zur Gospelmusik, die für sie Ausdruck ihres Glaubens tischen Zwischenfall in einem Flug- und Lebens war. 1956, mit zeug ist die Künstlerin nicht mehr 14 Jahren, nahm sie ihr geflogen. „Respect“ war ihr politisch erstes Album: „Songs of wichtigstes Lied. Ihr selbst war aber Faith – Lieder des Glau- immer der Gospel „What a friend bens“ in der Gemeinde we have in Jesus“ Trost im Alltag ihres Vaters auf. Da ahnte und Vermittler von Zuversicht. Sie sie noch nicht, dass sie in vertraute fest darauf, was sie so oft Aretha Franklin (1968) ihrer 62-jährigen Musik- sang: „Was für einen Freund haben karriere über 75 Millionen wir in Jesus. All unsere Verstrickun- Oscarpreisträgerin Jennifer Hudson Platten verkaufen sollte, mit 20 Sin- gen und Verwundungen hält er aus. wurde für die Rolle ausgesucht, gles Platz 1 in den Billboard-Charts Was für ein Privileg, alles zu Gott die ihr alles andere als leicht fällt. einnahm. Aufgetreten ist sie aber bringen zu können im Einerseits war Franklin ihr großes ab Mitte der 80erjahre nur noch in Gebet.“ Vorbild, andererseits hat es zahllose Nordamerika. Nach einem trauma- Ralf Tibusek Brüche im Leben der Soulsängerin und Schauspielerin gegeben. Aretha Bilder: stock.adobe.com, Billboard Magazine, WEBN-TV Franklin wuchs nach der Trennung Oscar-Preisträgerin Jennifer Hudson kann der Eltern bei ihrem Vater auf. Mit 12 den christlichen Glauben von Aretha Franklin Jahren wurde sie nach Missbrauch gut nachvollziehen: „Ich bin ein Kind Gottes, durch einen Mitschüler schwanger in die christliche Gemeinde hinein geboren. mit ihrem ersten Sohn Clarence. Es ist absolut natürlich.“ Über Aretha Franklin: „Ich habe das Getragen hat sie schon damals ihr Gefühl, dass eine unserer engsten Verbindungen unser Glaube Glaube und die Kirchengemeinde, in der sie aufwuchs. Gospelgrößen ist.“ Über ihre Lebenserfahrung mit Gott: „Gott hat immer noch wie Mahalia Jackson gingen in dem etwas Größeres auf Lager. Das weiß ich, weil ich sein Wirken oft Haus des alleinerziehenden Vaters erlebt habe.“ 13
150 J AHRE D EUTSCHLAND Otto von Bismarck: Reichsgründer, Eiserner Kanzler und Lotse 1871, vor 150 Jahren, wurde das oder soll ich sagen zu bestechen, gegen Altersarmut hinzu. Bismarck Deutsche Reich gegründet. Bestand den Staat als soziale Einrichtung wollte so „in der großen Masse der Deutschland vorher aus einer Reihe anzusehen, die ihretwegen besteht Besitzlosen die konservative Gesin- Kleinstaaten, begann man jetzt ei- und für ihr Wohl sorgen möchte.“ nung erzeugen, welche das Gefühl ne gewisse Einheit zu sehen unter der Pensionsberechtigung mit sich der Herrschaft eines Kaisers, den es bringt“, argumentierte er selbst. jahrhundertelang nicht mehr gege- Während das allseits bekannt ist, ben hatte. Für die Reichsgründung weiß man meist wenig von einer ganz steht ein Name: Otto von Bismarck. anderen Seite Bismarcks, seinem Als preußischer Ministerpräsident persönlichen Glauben. setzte er nach dem Sieg der zahl- Erzogen in einem Mix aus Land- reichen deutschen Verbündeten im junkertum (väterlicherseits) und Deutsch-französischen Krieg nicht Großbürgertum (mütterlicherseits) nur die Reichsgründung durch, son- sowie traditionellem Luthertum hatte Bilder: stock.adobe.com, The Bridgeman Art Library, Richard Carstensen dern auch seinen Landesfürsten als Bismarck nach der Konfirmation keine Kaiser Wilhelm I. Als erster Reichs- Kirche mehr aufgesucht. Erst der Tod kanzler holte er sich nicht nur den von Marie von Blankenburg, der Frau Otto von Bismarck als junger Student Spitznamen „Eiserner Kanzler“ wegen seines besten Freundes Moritz, löste seiner hart geführten Auseinander- 1846 bei Bismarck eine Sinnfrage aus. setzungen im Parlament – vor allem So kam es zunächst zur Einrichtung Hatte er bisher „Orientierungslosig- gegen die SPD – und außerhalb des einer Unfallversicherung. Später ka- keit und innere Leere“ beklagt und Parlaments gegen die katholische men die Krankenversicherung (All- durch sein wildes Leben auch zum Kirche. Man sieht in ihm auch den gemeine Ortskrankenkasse – AOK), Ausdruck gebracht, brachte ihn das Begründer des modernen Sozial- eine Invaliditätsversicherung, die tiefe Gottvertrauen der pietistischen staates. „Mein Gedanke war, die Berufsgenossenschaften und zu- Verwandtschaft der Blankenburgs arbeitenden Klassen zu gewinnen, letzt, 1889, die Rentenversicherung dazu, neu zu denken und zu fragen. 14
In einem Brief an seinen angehen- den Schwiegervater Heinrich von „Ich weiß Puttkamer schrieb er: „Was sich in nicht, wie ich das mir regte, gewann Leben, als sich, bei der Nachricht von dem tödlichen früher ausgehalten habe. Erkranken unserer verstorbenen Sollte ich jetzt Leben wie da- Freundin in Cardemin, das erste in- mals, ohne Gott, ohne Dich, brünstige Gebet, ohne Grübeln über ohne die Kinder – ich wüsste in die Vernünftigkeit desselben, von meinem Herzen losriß, verbunden der Tat nicht, warum ich dies mit schneidendem Wehgefühl über Leben nicht ablegen sollte Otto und Johanna von Bismarck meine eigene Unfähigkeit zu beten, wie ein schmutziges (geb. von Puttkammer) und mit Tränen, wie sie mir seit den Tagen meiner Kindheit fremd gewe- Hemd.“ sen sind. Gott hat mein damaliges Gebet nicht erhört, aber er hat es auch nicht verworfen, denn ich ha- „Ich weiß nicht, wie ich das früher wieder täglich und las auch täglich be die Fähigkeit, ihn zu bitten, nicht ausgehalten habe. Sollte ich jetzt in der Bibel. „Nur im Einklang mit wieder verloren, und fühle, wenn Leben wie damals, ohne Gott, ohne dem Christentum schien ihm ein nicht Frieden, doch Vertrauen und Dich, ohne die Kinder – ich wüss- sinnvolles und erfolgreiches Han- Lebensmut in mir, wie ich sie sonst te in der Tat nicht, warum ich dies deln jetzt möglich“, schreibt der nicht mehr kannte.“ Leben nicht ablegen sollte wie ein Historiker Christoph Nonn in seiner Seit dieser Zeit spielte der Glau- schmutziges Hemd“, schrieb er Biografie „Bismarck“. be an einen persönlichen Gott für Jahre später an seine Frau. Bis zu Bismarck eine zentrale Rolle. seinem Lebensende betete er nun Ralf Tibusek Falls Sie AUGENBLIC Kmal ... AUGEN Falls Sie AUGENBLICKmal nur ab und zu in die Hand be- kommen, es aber gerne regelmäßig lesen würden, können Sie die Zeitschrift abonnieren. Bei der für Sie günstigsten BLICK MAL Das Abonnement verlängert sich automatisch um ein weiteres Jahr, Adresse können Sie AUGENBLICKmal bestellen – und haben wenn bis zum 31.10. keine anders monatlich Ihr druckfrisches Exemplar. Die Zeitschrift mit den lautende Mitteilung eingeht. guten Nachrichten Brunnen Verlag GmbH, Bezugspreis Jahresabonnement D: € 6,60 Gottlieb-Daimler-Str. 22, 35398 Gießen CH: CHF 8,80 jährlich zzgl. Versand, Einzelpreis € 0,70 Liebenzeller Gemeinschaftsverband e.V., Liobastraße 11, 75378 Bad Liebenzell Herausgeber: Bestellung/Zahlung: Brunnen Verlag GmbH, Liebenzeller Gemeinschaftsverband, Süddeutscher Gemeinschaftsverband e.V., Gottlieb-Daimler-Str. 22, Tel. 07052-40891-0, Fax: 07052 40891-19 35398 Gießen E-Mail: info@lgv.org Kreuznacher Straße 43c, 70372 Stuttgart Liebenzeller Gemeinschaftsverband e.V., Konto Sparkasse Pforzheim Calw Klaus Ehrenfeuchter, IBAN: DE 37 666 500 850 003 301 800 Liobastraße 11, 75378 Bad Liebenzell Süddeutscher Gemeinschaftsverband COUPON Tel. 0711-54998430, Fax: 0711-54998455 Süddeutscher Gemeinschaftsverband e.V., E-Mail: zentrale@sv-web.de JA, ich möchte AUGENBLICKmal abonnieren; Ernst Günter Wenzler, Kreuznacher Straße 43c, Konto Evangelische Bank Jahresbezugspreis: € 6,60 zzgl. Versandkosten. 70372 Stuttgart IBAN: DE 03 520 604 100 000 415 014 Redaktion: Brunnen Verlag Ralf Tibusek , Tel. 0641-6059-170 Kundenbetreuung/Versand: Vorname, Name E-Mail: ralf.tibusek@brunnen-verlag.de Tel. 0641-6059-106 · Fax: 0641-6059-100, E-Mail: zeitschrift@brunnen-verlag.de Layout, Satz: Jonathan Maul, Brunnen Verlag, Gießen Konto Postbank Frankfurt Straße/Nr. IBAN: DE 19 5001 0060 0018 2596 04 Titelbild: stock.adobe.com Schweiz: Druck: Weiss Druck, Monschau SCM Bundes-Verlag (Schweiz) PLZ/Ort Tel. 043 288 80 10 · Fax: 043 288 80 11 Erscheinungsweise: 12x im Jahr Datum/Unterschrift 15
In der nächsten Ausgabe: Wenn Türen sich öffnen AUS ALLER WELT Ein Drittel betet mindestens einmal täglich Statista: 38 Prozent der deutschen Wofür die Deutschen beten Bevölkerung bezeichnen sich als gläubig Am häufigsten beten die Deutschen Hamburg (IDEA) – Ein Drittel der Bürger in Deutschland bei einer Beerdigung (42 Prozent), (34 Prozent), die sich als gläubig bezeichnen, betet während des Gottesdienstes (38 nach eigenen Angaben mindestens einmal täglich. Das Prozent), für Familienangehörige/Freunde in Not (37 ergab eine repräsentative Umfrage des Statistik-Portals Prozent), bei persönlichen Nöten (34 Prozent) sowie „Statista“ (Hamburg). Fast jeder Fünfte (18 Prozent) in Momenten großer Dankbarkeit und Glücks (30 Pro- tut dies sogar mehrmals täglich. 16 Prozent wenden zent). Bei einem starken persönlichen Wunsch und bei Foto: stock.adobe.com sich einmal täglich an Gott und 13 Prozent mehrfach einschneidenden Erlebnissen – zum Beispiel einem Um- in der Woche. 22 Prozent der Religiösen beten weniger zug oder einer Operation – sprechen jeweils 23 Prozent als einmal pro Monat und sieben Prozent verzichten Gebete. Vor Prüfungen tun dies 16 Prozent. Für die Erhe- gänzlich darauf. bung wurden rund 2.000 Bürger ab 18 Jahren befragt. Marvin Schulz: „Ich schöpfe Kraft und Stärke aus dem Glauben.“ Er hat noch den 2:2-Endstand ge- Physiotherapeuten, der ein guter Freund von mir ist, gen den Schweizer Fußballmeister bin ich noch stärker dazugekommen. An einem Abend Young Boys Bern erzielt. Marvin haben wir zusammen gebetet.“ Dabei habe er eine echte Schulz, 26-jähriger Leistungsträ- Verbundenheit gefühlt, was seinen Glauben gestärkt ger des Schweizer Erstligisten FC habe. Kurz nach dem Gebet wurde er zu einem anderen Luzern hätte fröhlich sein können. Aber sein Gesicht Arzt geschickt. „Dieser fand heraus, wo die Rückschläge ist schmerzverzerrt. Am darauffolgenden Tag stellt man herrühren. Ab da erfolgte die Heilung schneller. Man beim Ex-Mönchengladbacher eine Verletzung am rechten kann es als Gebetserhörung bezeichnen.“ Fußgelenk fest, die zwingend operiert werden muss. „Der Glaube bedeutet mir sehr viel, weil ich viel Kraft und Foto: fcl.ch Saisonaus, vielleicht Karrierestop? Nicht zum ersten Stärke daraus schöpfen kann“, sagt Marvin Schulz. Und: Mal hilft Schulz sein christlicher Glaube. „Durch den „Man kann in guten und in schlechten Zeiten beten.“ 16
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