Quartalsheft 4 / 2015 Dezember - Swiss National Bank
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Quartalsheft 4 / 2015 Dezember
Quartalsheft 4 / 2015 Dezember 33. Jahrgang
Inhalt Seite Bericht über die Geldpolitik 4 1 Geldpolitischer Entscheid vom 10. Dezember 2015 5 Geldpolitisches Konzept der SNB 6 2 Weltwirtschaftliche Rahmenbedingungen 7 3 Wirtschaftliche Entwicklung in der Schweiz 13 4 Preise und Inflationserwartungen 18 5 Monetäre Entwicklung 22 Konjunkturtendenzen 28 Dank 32 Geld- und währungspolitische Chronik 36 Quartalsheft 4 / 2015 Dezember 3
Bericht über die Geldpolitik Bericht für die vierteljährliche Lagebeurteilung des Direktoriums der Schweizerischen Nationalbank vom Dezember 2015 Der Bericht beschreibt die wirtschaftliche und monetäre Entwicklung und erläutert die Inflationsprognose. Er zeigt, wie die SNB die Wirtschaftslage beurteilt und welche Konse- quenzen sie daraus für die Geldpolitik ableitet. Der erste Teil («Geldpolitischer Entscheid vom 10. Dezember 2015») ist der im Anschluss an die Lagebeurteilung abgegebenen Medien- mitteilung entnommen. Dieser Bericht berücksichtigt Daten und Informationen, die bis zum 10. Dezember 2015 bekannt wurden. Alle Veränderungs- raten gegenüber der Vorperiode beruhen – falls nichts anderes angegeben wird – auf saisonbereinigten Daten und sind auf ein Jahr hochgerechnet.
1 etwas tiefer als im September. Für das laufende Jahr wird die Inflation bei –1,1% liegen; 0,1 Prozentpunkte höher Geldpolitischer Entscheid als noch im letzten Quartal vorhergesagt. Für 2016 wird unverändert eine Inflationsrate von – 0,5% erwartet, für vom 10. Dezember 2015 2017 liegt die Prognose nun bei 0,3% statt 0,4%. Die bedingte Inflationsprognose beruht auf der Annahme, dass der 3M-Libor über den gesamten Prognosezeitraum bei – 0,75% bleibt. Das Wachstum der Weltwirtschaft blieb im dritten Quartal unter den Erwartungen, in erster Linie wegen einer global Geldpolitik bleibt unverändert expansiv schwachen Industriekonjunktur und eines schwunglosen Die Schweizerische Nationalbank (SNB) belässt ihre Welthandels. Im Gegensatz zur Industrie entwickelte sich Geldpolitik unverändert expansiv. Das Zielband für den der Dienstleistungssektor aufgrund einer robusten Binnen- Dreimonats-Libor (3M-Libor) bleibt bei –1,25% bis nachfrage in den meisten Ländern günstig. – 0,25%. Der Zins auf Sichteinlagen bei der SNB beträgt weiterhin – 0,75%. Der Franken ist trotz einer gewissen Die SNB hat ihre globale Wachstumsprognose für die Abschwächung in den letzten Monaten nach wie vor deut- kurze Frist leicht nach unten angepasst. Insgesamt beur- lich überbewertet. Der Negativzins und die Zinsdifferenz teilt sie die weltwirtschaftlichen Aussichten vorsichtig zum Ausland machen den Franken weniger attraktiv und optimistisch. Sie sind jedoch mit erheblichen Risiken tragen weiterhin zu seiner Abschwächung bei. Gleich behaftet. Der Strukturwandel in China könnte die Indus zeitig bleibt die SNB am Devisenmarkt aktiv, um bei triekonjunktur und die Investitionstätigkeit weltweit Bedarf Einfluss auf die Wechselkursentwicklung zu neh- weiter belasten. Auch die strukturellen Schwächen Euro- men. Der Negativzins und die Bereitschaft der SNB, pas sowie die gegenwärtigen Sorgen um die öffentliche am Devisenmarkt einzugreifen, dienen dazu, den Druck Sicherheit könnten die Wirtschaftsentwicklung auf den Franken zu verringern. Die Geldpolitik der schwächen. SNB hilft so, die Preisentwicklung zu stabilisieren und die Wirtschaftsaktivität zu unterstützen. Die verringerte Dynamik der Weltwirtschaft wirkte sich auch auf die Schweiz aus. Gemäss der ersten offiziellen Die neue bedingte Inflationsprognose hat sich gegenüber Schätzung stagnierte das Bruttoinlandprodukt (BIP) im September insgesamt kaum geändert (Grafik 1.1). Ver dritten Quartal. Damit lag die ausgewiesene Wirtschafts- glichen mit dem letzten Quartal liegt sie in der kurzen Frist leistung unter den Erwartungen. Die genaue Betrachtung leicht höher. Gemäss der neuen Prognose hat die Inflation einer breiten Reihe von Indikatoren deutet auf eine etwas ihren Tiefpunkt bereits im vergangenen Quartal durch- positivere Konjunkturentwicklung hin. Dennoch bleibt schritten. Weil sich die Aussichten für die Weltwirtschaft die Auslastung der Schweizer Wirtschaft unbefriedigend leicht eingetrübt haben, verläuft die Prognose mittelfristig und die Arbeitsnachfrage bleibt gedämpft. Grafik 1.1 bedingte inflationsprognose dezember 2015 Veränderung des Landesindexes der Konsumentenpreise gegenüber Vorjahr in Prozent % 2,0 1,5 1,0 0,5 0,0 –0,5 –1,0 –1,5 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Inflation Prognose Dezember 2015 mit Libor -0,75% Prognose September 2015 mit Libor -0,75% Quelle: SNB Quartalsheft 4 / 2015 Dezember 5
Für 2015 rechnet die SNB unverändert mit einem realen In den letzten Monaten entwickelte sich das Wachstum Wachstum von knapp 1% für die Schweiz. Mit der allmäh- der Hypothekarvolumen und der Immobilienpreise für lichen Belebung der weltweiten Konjunktur dürfte sich selbstgenutztes Wohneigentum etwa im Einklang mit den die Auslandnachfrage nach Schweizer Waren und Dienst- Fundamentalfaktoren. Entsprechend sind die Ungleich leistungen weiter festigen. Auch die Binnennachfrage gewichte auf diesen Märkten unverändert geblieben. Die dürfte robust bleiben. Für das Jahr 2016 erwartet die SNB SNB wird die Entwicklungen auf dem Hypothekar- und ein Wachstum von rund 1,5%. Immobilienmarkt weiterhin aufmerksam beobachten. In diesem Zusammenhang wird sie regelmässig prüfen, ob der antizyklische Kapitalpuffer angepasst werden muss. Geldpolitisches Konzept der SNB sache, dass der LIK die effektive Teuerung leicht über- Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat den gesetz- zeichnet. Gleichzeitig lässt sie zu, dass die Teuerung im lichen Auftrag, die Preisstabilität zu gewährleisten Konjunkturzyklus etwas schwankt. Zweitens fasst die und dabei der konjunkturellen Entwicklung Rechnung SNB ihre Beurteilung der Lage und des geldpolitischen zu tragen. Handlungsbedarfs vierteljährlich in einer Inflations prognose zusammen. Diese Prognose zeigt unter der Die Umsetzung dieses Auftrags hat die SNB in einem Annahme eines konstanten kurzfristigen Zinssatzes die dreiteiligen geldpolitischen Konzept präzisiert. Erstens von der SNB erwartete LIK-Entwicklung über die nach- versteht die SNB unter Preisstabilität einen Anstieg des folgenden drei Jahre. Drittens legt die SNB ihr ope Landesindexes der Konsumentenpreise (LIK) von weni- rationelles Ziel in Form eines Zielbands für den Dreimo- ger als 2% pro Jahr. Damit berücksichtigt sie die Tat nats-Libor (3M-Libor) des Schweizer Frankens fest. Tabelle 1.1 beobachtete inflation dezember 2015 2012 2013 2014 2015 2012 2013 2014 1. Q. 2. Q. 3. Q. 4. Q. 1. Q. 2. Q. 3. Q. 4. Q. 1. Q. 2. Q. 3. Q. 4. Q. 1. Q. 2. Q. 3. Q. 4. Q. Inflation – 0,9 – 1,0 – 0,5 – 0,3 – 0,4 – 0,4 0,0 0,0 0,0 0,1 0,0 – 0,1 – 0,7 – 1,1 – 1,4 – 0,7 – 0,2 0,0 bedingte inflationsprognose dezember 2015 2015 2016 2017 2018 2015 2016 2017 1. Q. 2. Q. 3. Q. 4. Q. 1. Q. 2. Q. 3. Q. 4. Q. 1. Q. 2. Q. 3. Q. 4. Q. 1. Q. 2. Q. 3. Q. 4. Q. Prognose September 2015, mit Libor -0,75% – 1,4 – 1,5 – 0,9 – 0,7 – 0,4 – 0,1 0,1 0,3 0,5 0,7 0,9 1,1 – 1,2 – 0,5 0,4 Prognose Dezember 2015, mit Libor -0,75% – 1,3 – 0,8 – 0,7 – 0,4 – 0,1 0,1 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 1,2 – 1,1 – 0,5 0,3 Quelle: SNB 6 Quartalsheft 4 / 2015 Dezember
2 Grafik 2.1 Weltwirtschaftliche globale exporte Periodendurchschnitt = 100 Rahmenbedingungen Index 107,5 105,0 102,5 100,0 97,5 Die Weltwirtschaft wuchs im dritten Quartal schwächer 95,0 als erwartet. Das lag in erster Linie an einer weltweit ver- 92,5 haltenen Industriekonjunktur und einem schwunglosen 90,0 Welthandel (Grafik 2.1). 2011 2012 2013 2014 2015 Welt Aufstrebende Länder In einigen grossen Schwellenländern wie Russland Industrieländer und Brasilien ist die Konjunktur weiterhin sehr schwach. Zudem hat sich seit Beginn des Jahres die Industrie Quellen: CPB, Thomson Reuters Datastream tätigkeit in China infolge des Strukturwandels deutlich verlangsamt. Dies hat die Aktivität im verarbeitenden Grafik 2.2 Gewerbe weltweit gedämpft und zum Rückgang der Roh- warenpreise beigetragen. Vor diesem Hintergrund bleibt aktienmärkte die globale Investitionstätigkeit zurückhaltend. Darunter litten im dritten Quartal besonders Volkswirtschaften, Index Index die eng in den Welthandel eingebunden sind oder Roh- 150 50 waren exportieren. 140 45 130 40 Im Gegensatz zur Industrie blieb die Entwicklung im 120 35 Dienstleistungssektor in den meisten Ländern günstig, 110 30 was einer robusten Binnennachfrage zu verdanken ist. 100 25 Unterstützt durch den Rückgang der Energiepreise und 90 20 eine weitere Besserung der Bedingungen am Arbeits- 80 15 markt hat sich insbesondere in den USA und in Europa der Konsum der privaten Haushalte belebt. 70 10 2011 2012 2013 2014 2015 MSCI World (linke Skala; Periodenbeginn = 100) Implizite Volatilität (VIX) (rechte Skala) Quelle: Thomson Reuters Datastream Tabelle 2.1 weltwirtschaftliches basisszenario Szenario 2011 2012 2013 2014 2015 2016 BIP, Veränderung gegenüber Vorjahr in Prozent Global 1 4,0 3,1 3,3 3,5 3,3 3,7 USA 1,6 2,2 1,5 2,4 2,4 2,6 Eurozone 1,6 – 0,9 – 0,3 0,9 1,5 1,8 Japan – 0,4 1,7 1,4 – 0,1 0,6 1,1 Erdölpreis in USD pro Fass 111,4 111,7 108,7 99,0 53,6 48,0 1 Gewichtet gemäss Kaufkraftparitäten (USA, Eurozone, Grossbritannien, Japan, China, Südkorea, Indien, Brasilien und Russland) Quellen: SNB, Thomson Reuters Datastream Quartalsheft 4 / 2015 Dezember 7
Grafik 2.3 Die SNB hat ihre Wachstumsprognose für die Weltwirt- schaft für die kurze Frist leicht nach unten angepasst. Für internationale langfristzinsen die mittlere Frist bleibt das Szenario dagegen unverändert. 10-jährige Staatspapiere Gestützt durch die sehr expansive Geldpolitik, die tiefen % Energiepreise sowie die leichten Impulse der Fiskalpolitik 4,0 dürfte sich die moderate Erholung in den Industrieländern 3,5 insgesamt fortsetzen. In diesem Umfeld dürfte die Teuerung 3,0 wieder anziehen. 2,5 Die Wachstumsprognosen sind weiterhin mit erheblichen 2,0 Risiken behaftet. Der Strukturwandel in China könnte 1,5 die globale Industriekonjunktur und die Investitionstätig- 1,0 keit weiter belasten. Zudem sind die strukturellen Schwä- 0,5 chen Europas nicht behoben. Die Wirtschaftsentwick- 0,0 lung könnte auch von den gegenwärtigen Sorgen um die 2011 2012 2013 2014 2015 öffentliche Sicherheit belastet werden. USA Japan Deutschland Den Prognosen der SNB liegen Annahmen zum Erdölpreis Quelle: Thomson Reuters Datastream und zum Euro-Dollar-Wechselkurs zugrunde. Für Erdöl der Sorte Brent unterstellt die SNB einen Preis von 48 Dollar pro Fass, für den Eurokurs in US-Dollar einen Wert von Grafik 2.4 1.08. Beides entsprach einem 20-Tage-Durchschnitt zum europäische langfristzinsen Erstellungszeitpunkt des Basisszenarios. 10-jährige Staatspapiere INTERNATIONALE FINANZ- UND ROHWARENMÄRKTE % 17,5 Nach den Turbulenzen an den Finanz- und Rohwaren- 15,0 märkten vom Sommer begannen sich die Aktienmärkte 12,5 Anfang Oktober weltweit zu erholen. Dazu trugen günstige 10,0 Arbeitsmarktdaten in den USA, entschärfte Wachstums- 7,5 sorgen um China sowie die Markterwartung einer weiteren Lockerung der Geldpolitik in der Eurozone bei. Der glo- 5,0 bale Aktienmarktindex MSCI World lag Anfang Dezember 2,5 allerdings immer noch rund 7% unter dem im April erreich- 0,0 ten Höchststand. Die an Optionen gemessene implizite 2011 2012 2013 2014 2015 Volatilität von US-Aktien (VIX), die als Mass für Markt Deutschland Italien Portugal unsicherheit gilt, normalisierte sich, nachdem sie im Frankreich Spanien August auf den höchsten Stand seit 2011 gestiegen war Quelle: Thomson Reuters Datastream (Grafik 2.2). In diesem Zusammenhang liessen die Renditen lang Grafik 2.5 fristiger Staatsanleihen in den meisten Mitgliedländern der Eurozone nach (Grafik 2.4). In den USA und Japan wechselkurse tendierten die Renditen seitwärts (Grafik 2.3). Handelsgewichtet, Periodenbeginn = 100 Index Erwartungen bezüglich divergierender Geldpolitiken in 130 den USA und der Eurozone prägten die Entwicklung am Devisenmarkt. Der US-Dollar gewann angesichts der an 120 den Finanzmärkten für Dezember erwarteten Leitzins 110 anhebung an Wert, während sich der Euro abschwächte. 100 Der Yen blieb stabil (Grafik 2.5). 90 Die Rohwarenpreise gaben insgesamt weiter nach (Gra- 80 fik 2.6). Der Preis von Erdöl der Sorte Brent fiel angesichts 70 hoher Lagerbestände und der verhaltenen Nachfrage zwischenzeitlich auf den tiefsten Stand seit Anfang 2009. 60 Auch die Preise von Industriemetallen fielen teilweise auf 2011 2012 2013 2014 2015 ein Mehrjahrestief. Die Nahrungsmittelpreise stagnierten USD JPY EUR dagegen. Quelle: Thomson Reuters Datastream 8 Quartalsheft 4 / 2015 Dezember
USA Grafik 2.6 Die US-Konjunktur verlor im dritten Quartal an Schwung. rohwarenpreise Im Zuge eines Lagerabbaus stieg das BIP im dritten Index USD/Fass Quartal um 2,1%, nach einem Wachstum von 3,9% in der 600 140 Vorperiode (Grafik 2.7). Gestützt durch tiefe Benzinpreise und einen robusten Beschäftigungsanstieg entwickelte 550 120 sich der private Konsum weiterhin positiv. Die Arbeits 500 100 losenquote fiel im November auf 5,0% (Grafik 2.10). Als Zeichen einer fortgesetzten Erholung am Arbeitsmarkt 450 80 reduzierte sich auch der Anteil der Teilzeitstellen. Insge- 400 60 samt bleibt aber der Arbeitsmarkt leicht unterausgelastet. 350 40 Das Wirtschaftswachstum dürfte kurzfristig wieder anzie- 300 20 hen. Der Beschäftigungsaufbau stimuliert den privaten 2011 2012 2013 2014 2015 Konsum und den Wohnungsbau weiterhin. Darüber hinaus Rohwaren Erdöl: Brent, Spot (rechte Skala) dürften die staatlichen Ausgaben dank der Zunahme der Nahrungsmittel Steuereinnahmen ausgeweitet werden. Die Aufwertung des US-Dollars und die verhaltene Auslandnachfrage Quelle: Thomson Reuters Datastream dämpfen jedoch die Industriekonjunktur weiter. Aufgrund einer schwächeren Expansion in der zweiten Jahreshälfte Grafik 2.7 hat die SNB ihre gesamtwirtschaftliche Wachstums prognose für 2015 und 2016 auf 2,4% bzw. 2,6% gesenkt reales bip: industrieländer (Tabelle 2.1). Veränderung gegenüber Vorperiode % Wegen der tiefen Erdölpreise verharrte die Konsumenten- 12,5 preisinflation in den USA in den vergangenen Monaten 10,0 nahe null. Die Kernteuerung stieg dagegen leicht auf 1,9% 7,5 im Oktober (Grafiken 2.11 und 2.12). 5,0 2,5 Die Federal Reserve (Fed) beliess das Zielband für den 0,0 Leitzins im Oktober unverändert bei 0% – 0,25% (Gra- –2,5 fik 2.13). Sie machte aber deutlich, dass eine weitere –5,0 Verbesserung am Arbeitsmarkt und Anzeichen einer anzie- –7,5 henden Inflation den Beginn einer allmählichen Nor –10,0 malisierung im Dezember erfordern würden. Die Fed geht 2011 2012 2013 2014 2015 allerdings weiterhin davon aus, dass die Lage der US- USA Japan Eurozone Wirtschaft noch eine Weile tiefere Zinsen als üblich erfor- dert, selbst nachdem Preisstabilität und Vollbeschäftigung Quelle: Thomson Reuters Datastream erreicht sein werden. EUROZONE Grafik 2.8 Die Konjunkturerholung in der Eurozone setzte sich mit reales bip: aufstrebende länder abgeschwächtem Tempo fort. Das BIP stieg im dritten Veränderung gegenüber Vorperiode Quartal um 1,2% und lag damit nur noch leicht unter dem % Niveau, das vor dem Beginn der Krise Anfang 2008 15 erreicht worden war. Getragen wurde das Wachstum von der Binnenwirtschaft: Der private Konsum gewann 10 etwas an Schwung, was zu einer Stimmungsaufhellung im 5 Detailhandel beitrug. Dagegen legten die Exporte nur noch leicht zu, nachdem sie in den Vorquartalen kräftig 0 gewachsen waren. Dies widerspiegelte sich in einer –5 stagnierenden Wertschöpfung in der Industrie. Die Arbeits losenquote in der Eurozone nahm weiter ab. –10 2011 2012 2013 2014 2015 Von der lockeren Geldpolitik, dem schwachen Euro und China 1 NIEs 2 Brasilien den günstigen Rohstoffpreisen gehen weiterhin positive 1 Schätzung: SNB Wachstumsimpulse aus. Auch die Fiskalpolitik dürfte 2 Gewichtet gemäss Kaufkraftparitäten (Südkorea, Taiwan, Hongkong, Singapur) die Wirtschaftstätigkeit im kommenden Jahr insgesamt Quelle: Thomson Reuters Datastream Quartalsheft 4 / 2015 Dezember 9
Grafik 2.9 etwas stützen, insbesondere auch vor dem Hintergrund des starken Migrationsstroms nach Europa. Verschiedene einkaufsmanager-indizes industrie Faktoren erschweren allerdings eine schnellere Gangart. Index Die verhaltene Wirtschaftsentwicklung in den Schwellen- 60,0 ländern dürfte die Auslandnachfrage und die Investitions tätigkeit dämpfen. In einigen Mitgliedländern der Eurozone 57,5 stellen die Sanierung der öffentlichen Finanzen und die 55,0 Umsetzung wachstumsfördernder Reformen nach wie vor bedeutende Herausforderungen dar. Hinzu kommen Sorgen 52,5 um die öffentliche Sicherheit. Die SNB belässt ihre 50,0 Wachstumsprognose für die Eurozone für 2015 bei 1,5%. 47,5 Für 2016 fällt die Prognose mit 1,8% dagegen leicht tiefer aus (Tabelle 2.1). 45,0 42,5 Die Konsumentenpreisinflation in der Eurozone liegt 2011 2012 2013 2014 2015 weiterhin unterhalb des von der Europäischen Zentralbank (EZB) angestrebten Ziels von knapp 2%. Aufgrund der USA Japan Eurozone China tiefen Energiepreise schwankte die Jahresteuerung in den Quelle: Markit Economics Ltd 2009, alle Rechte vorbehalten letzten Monaten um null und lag im November bei 0,1% (Grafik 2.11). Die Kernteuerung notierte nahezu unverän- dert bei 0,9% (Grafik 2.12). Grafik 2.10 arbeitslosenquoten In diesem Zusammenhang beschloss die EZB im Dezember weitere Lockerungsmassnahmen. Sie senkte den Einlage- % satz um 10 Basispunkte auf – 0,3%. Zudem soll das im 14 März begonnene Wertschriftenkaufprogramm um ein hal- 12 bes Jahr, d.h. bis März 2017, verlängert und das Spektrum der zu erwerbenden Wertpapiere auf Schuldtitel von 10 Gemeinden und Regionen ausgeweitet werden. Die Rück- 8 zahlungen auslaufender Anleihen werden reinvestiert. Weiter versprach die EZB, den Banken im Rahmen ihrer 6 Refinanzierungsgeschäfte bis mindestens Ende 2017 unlimitiert Liquidität bereitzustellen. 4 2 JAPAN 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 In Japan ist die Wachstumsentwicklung nach wie vor USA Japan Eurozone volatil. Nach einem Rückgang im zweiten Quartal expan- Quelle: Thomson Reuters Datastream dierte das BIP im dritten Quartal wieder (Grafik 2.7). Die Industriedynamik schwächte sich zwar unerwartet ab. Gestützt durch den privaten Konsum sowie einen boomen- Grafik 2.11 den Tourismus aus Asien legte die private Endnachfrage jedoch wieder zu. konsumentenpreise Veränderung gegenüber Vorjahr Die japanische Konjunktur bleibt insgesamt fragil. Die % Sorge um ein schwächeres Wachstum in China belastete in 7 den vergangenen Monaten das Geschäftsklima. Die jüngs- ten Signale aus der Exportindustrie sind jedoch ermutigend. 6 Im Dienstleistungssektor bleibt die Stimmung insgesamt 5 gut. Die Arbeitslosenquote fiel im Oktober auf den tiefsten 4 Stand seit 1995 (Grafik 2.10). Vor diesem Hintergrund 3 ist damit zu rechnen, dass das gesamtwirtschaftliche Lohn- 2 wachstum allmählich anzieht und den privaten Konsum 1 stützt. 0 –1 2011 2012 2013 2014 2015 USA Japan Eurozone China Quelle: Thomson Reuters Datastream 10 Quartalsheft 4 / 2015 Dezember
Grafik 2.12 Die Konsumentenpreisinflation bewegte sich in den letz- ten Monaten im Zuge sinkender Energiepreise um null. Im kerninflation 1 Oktober lag die Jahresteuerung bei 0,3% (Grafik 2.11). Veränderung gegenüber Vorjahr Unter Ausschluss der Energie- und Nahrungsmittelpreise % notierte sie bei 0,8% (Grafik 2.12). Die längerfristigen 4 Inflationserwartungen gaben in den vergangenen Monaten leicht nach und blieben damit weiterhin unterhalb des 3 Inflationsziels der japanischen Zentralbank von 2%. Diese 2 hat seit der Lockerung von Ende Oktober 2014 ihre auf 1 Ausdehnung der monetären Basis ausgerichtete Geldpoli- tik unverändert gelassen (Grafik 2.14). 0 –1 AUFSTREBENDE VOLKSWIRTSCHAFTEN –2 In den aufstrebenden Volkswirtschaften blieb die Kon- 2011 2012 2013 2014 2015 junkturentwicklung sehr uneinheitlich. China überraschte USA Japan Eurozone China mit einem anhaltend robusten BIP-Wachstum im dritten 1 Ohne Nahrungsmittel und Energie Quartal (Grafik 2.8). Dies reflektierte eine günstige Ent- Quelle: Thomson Reuters Datastream wicklung der Wertschöpfung im Dienstleistungssektor, während die Aktivität in der Industrie weiter an Schwung verlor. In Indien wuchs das BIP weiterhin solide. In Russ- Grafik 2.13 land stagnierte es, während es in Brasilien erneut stark schrumpfte. offizielle zinssätze In China liegt das Wachstumsziel der Regierung von rund % % 7,0% für dieses Jahr in Reichweite. Die verschiedenen 3,0 7,0 wirtschaftlichen Stimulierungsmassnahmen, darunter die 2,5 6,5 Lockerung der Geldpolitik, vorangetriebene Infrastruktur- 2,0 6,0 projekte sowie die jüngste Senkung der Mehrwertsteuer 1,5 5,5 für Kleinwagen werden die Konjunktur in den kommenden Quartalen stützen. Ferner gab die chinesische Regierung 1,0 5,0 das neue Wachstumsziel für die kommenden fünf Jahre 0,5 4,5 bekannt. Demnach soll die Wirtschaft jedes Jahr um min- 0,0 4,0 destens 6,5% wachsen, um bis 2020 das angestrebte Ziel 2011 2012 2013 2014 2015 einer Verdoppelung der Wirtschaftsleistung im Vergleich zu 2010 zu erreichen. Hohe Überkapazitäten und die USA 1 Eurozone 3 Verschuldung im Industrie- und Bausektor bergen jedoch Japan 2 China 4 (rechte Skala) nach wie vor grosse Risiken. 1 Federal Funds Rate 3 Hauptrefinanzierungssatz 2 Tagesgeldzielsatz 4 Einjähriger Ausleihsatz Quelle: Thomson Reuters Datastream Für Indien rechnet die SNB weiterhin mit einem Wachs- tum in der kurzen Frist nahe dem Potenzial (rund 7,0%). Verzögerungen bei der Umsetzung von Wirtschafts Grafik 2.14 reformen infolge politischer Uneinigkeiten bringen leichte Abwärtsrisiken mit sich. Die russische Wirtschaft dürfte monetäre basis sich im Zuge einer Stabilisierung der Energiepreise in den Relativ zum BIP kommenden Quartalen allmählich erholen. In Brasilien % trüben sinkende Realeinkommen aufgrund der hohen Infla- 70 tion, eine straffe Geld- und Fiskalpolitik, eine steigende Arbeitslosigkeit sowie politische Unsicherheiten den 60 Wachstumsausblick ein. 50 Auch die Inflation entwickelte sich in den aufstrebenden 40 Volkswirtschaften uneinheitlich. In China tendierte 30 die Jahresteuerung seit Jahresbeginn seitwärts und unter- schritt den von der Zentralbank für 2015 angestrebten 20 Zielwert von 3,0% (Grafik 2.11). In Indien blieb die Teue- 10 rung weitgehend stabil (5,0%). In Brasilien und Russland 2011 2012 2013 2014 2015 dagegen blieb die Inflation unter anderem wegen der schwachen Währungen sehr hoch (10,5% bzw. 15,0%). USA Japan Eurozone Quelle: Thomson Reuters Datastream Quartalsheft 4 / 2015 Dezember 11
Chinas Zentralbank senkte die Leitzinsen und den Reserve haltungssatz im September und Oktober weiter. Damit liegt der einjährige Ausleihsatz mit 4,35% auf einem histo- rischen Tief (Grafik 2.13). Auch die Zentralbank Indiens senkte den Leitzins im September weiter. In Russland und Brasilien beliessen die Zentralbanken den Leitzins jeweils unverändert auf hohem Niveau, um die Inflation und die Abwertung zu bekämpfen. 12 Quartalsheft 4 / 2015 Dezember
3 Grafik 3.1 wachstumsbeiträge nach sektoren Wirtschaftliche Entwicklung Veränderung gegenüber Vorperiode in der Schweiz % 6 4 2 0 –2 Die verringerte Dynamik der Weltwirtschaft hat sich auch –4 auf die Schweiz ausgewirkt. Gemäss erster offizieller 2011 2012 2013 2014 2015 Schätzung stagnierte das BIP im dritten Quartal. Damit lag Verarbeitende Industrie Banken die ausgewiesene Wirtschaftsleistung allgemein unter Handel Bau den Erwartungen. Unternehmensnahe Dienstleistungen Andere Öffentliche Verwaltung und Gesundheit BIP Die Produktion wurde von einer ungünstigen Entwicklung Quelle: Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) der Wertschöpfung im Handel und bei den Finanzdienst- leistungen gedämpft. Die Wertschöpfung in der verarbei- tenden Industrie nahm insgesamt zwar leicht zu, entwickelte Grafik 3.2 sich in den einzelnen Branchen aber sehr unterschiedlich. Hinzu kam ein ungewöhnlich starker Rückgang der Ener- wachstumsbeiträge: nachfrageseitig gieproduktion und damit ein Sonderfaktor nicht-konjunk- Veränderung gegenüber Vorperiode tureller Natur. % 15 Nachfrageseitig zeigte sich ein etwas positiveres Bild. Zwar litt die Nachfrage nach industriellen Vor- und Zwi- 10 schenprodukten sowie nach Ausrüstungsgütern unter der 5 überraschend schwachen Entwicklung der globalen Indus- 0 triekonjunktur. Allerdings entwickelten sich sowohl der –5 private und öffentliche Konsum als auch die Exporte ins- gesamt dynamischer als im ersten Halbjahr. Somit wuchs –10 die Endnachfrage stärker als das BIP. Zudem deutet –15 eine Reihe zusätzlicher Indikatoren auf eine etwas posi 2011 2012 2013 2014 2015 tivere Konjunkturentwicklung hin. Inländische Endnachfrage Lager Exporte (ohne Wertsachen) BIP Dennoch blieb die Auslastung der Schweizer Wirtschaft Importe (ohne Wertsachen) unbefriedigend und die Arbeitsnachfrage gedämpft. Quelle: SECO Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote stieg seit der letzten Lagebeurteilung von 3,3% auf 3,4% an. Grafik 3.3 Angesichts starker Preisnachlässe bleibt die Margenlage für viele Unternehmen eine grosse Herausforderung. Die inländische endnachfrage: ergriffenen Massnahmen zur Senkung der Produktions- wachstumsbeiträge Veränderung gegenüber Vorperiode kosten und zur Effizienzsteigerung zeigen jedoch erste Wirkungen. Die Belebung der Nachfrage dürfte in den % kommenden Monaten zu einer Entspannung der Margen- 8 lage beitragen. 6 Die Schweizer Wirtschaft dürfte in den kommenden Quar- 4 talen moderat wachsen. Die SNB rechnet für 2015 unver- 2 ändert mit einem Wirtschaftswachstum von knapp 1%. Mit der allmählichen Belebung der Weltwirtschaft dürfte 0 sich die Auslandnachfrage nach Schweizer Waren und –2 Dienstleistungen festigen. Auch die Binnennachfrage dürfte robust bleiben. Für das Jahr 2016 erwartet die SNB ein 2011 2012 2013 2014 2015 Wachstum von rund 1,5%. Privater Konsum Staatl. Konsum Ausrüstungsinv. Bauinvestitionen Inländische Endnachfrage Quelle: SECO Quartalsheft 4 / 2015 Dezember 13
GESAMTNACHFRAGE UND PRODUKTION Solide inländische Endnachfrage Die inländische Endnachfrage belebte sich weiter (Gra- Stagnation im dritten Quartal fik 3.3 und Tabelle 3.1). Treibende Kräfte bildeten der Gemäss erster offizieller Schätzung stagnierte das BIP im private und öffentliche Konsum. Die privaten Konsum- dritten Quartal. Die Entwicklung der Wertschöpfung nach ausgaben werden von der anhaltend hohen Zuwanderung Branchen fiel uneinheitlich aus (Grafik 3.1). In der Industrie und der günstigen realen Einkommensentwicklung und im Gastgewerbe legte die Wertschöpfung moderat gestützt. Auch die Ausrüstungsinvestitionen legten wei- zu. Im Bau, im Handel und bei den Finanzdienstleistungen ter leicht zu. Die Bauinvestitionen waren indessen schrumpfte sie dagegen. Zudem war im Sommer ein unge- weiterhin rückläufig. Seit Mitte 2014 geht die Wohn wöhnlich starker Rückgang der Energieproduktion zu bautätigkeit deutlich zurück. verzeichnen. Leichtes Exportwachstum Eine systematische Auswertung relevanter Wirtschafts Die Exporte expandierten im dritten Quartal weiter und indikatoren deutet auf eine etwas positivere Grunddynamik trugen erneut zu einem positiven Aussenbeitrag zum BIP- der Wirtschaft hin. So ist beispielsweise das Niveau des Wachstum bei (Tabelle 3.1). Das Exportwachstum reflek- KOF Konjunkturbarometers mit einem leichten Wachstum tierte allerdings vor allem eine günstige Entwicklung im kompatibel. Bereich der Chemikalien und pharmazeutischen Produkte. Viele Exportbranchen litten dagegen weiterhin unter den schwierigen Wechselkursbedingungen und der Verlang samung des globalen Industriezyklus, die sich in einem schwunglosen Welthandel widerspiegelt. Die Importe leg- ten insgesamt leicht zu. Tabelle 3.1 reales bip und komponenten Wachstumsraten gegenüber Vorperiode in Prozent, annualisiert 2011 2012 2013 2014 2013 2014 2015 4. Q. 1. Q. 2. Q. 3. Q. 4. Q. 1. Q. 2. Q. 3. Q. Privater Konsum 0,8 2,7 2,2 1,3 2,4 0,5 1,3 1,5 1,1 0,8 1,2 1,7 Staatlicher Konsum 2,1 2,1 1,3 1,3 3,7 – 2,8 – 1,0 3,0 8,6 0,4 – 0,3 7,3 Anlageinvestitionen 4,3 2,9 1,2 2,1 2,2 3,3 0,1 3,4 1,6 0,4 3,3 – 0,9 Bau 2,5 2,9 3,1 3,3 6,4 4,5 0,6 1,7 – 5,6 2,7 – 1,2 – 3,7 Ausrüstungen 5,3 2,8 0,0 1,3 – 0,5 2,5 – 0,3 4,5 6,5 – 1,1 6,3 0,9 Inländische Endnachfrage 1,9 2,7 1,8 1,5 2,5 0,8 0,7 2,2 2,1 0,7 1,6 1,7 Lagerveränderung 1 0,3 – 1,0 0,7 – 0,4 7,7 – 7,5 – 0,4 4,8 – 0,5 – 0,8 – 3,1 – 2,6 Exporte total 2 3,5 3,0 0,0 4,2 – 10,5 14,9 2,9 – 2,1 3,9 – 0,4 1,4 2,4 Waren 2 6,2 0,9 – 2,3 5,1 – 16,8 19,0 10,0 – 7,0 3,2 2,7 0,9 4,3 Waren ohne Transithandel 2 6,5 1,7 – 1,0 4,0 – 3,3 11,4 2,5 8,7 – 2,3 – 9,7 3,1 1,9 Dienstleistungen – 2,2 7,4 4,7 2,4 3,0 7,3 – 10,0 8,4 5,5 – 6,4 2,3 – 1,3 Importe total 2 4,7 4,4 1,3 2,8 6,0 – 2,8 3,2 7,3 1,6 2,0 – 4,6 0,8 Waren 2 3,1 2,3 0,7 1,7 13,8 – 10,6 10,3 2,2 – 6,5 2,1 – 12,0 – 0,1 Dienstleistungen 8,6 9,3 2,9 5,1 – 9,2 16,4 – 10,4 19,0 20,1 1,8 11,1 2,3 Aussenbeitrag 3 – 0,1 – 0,2 – 0,6 1,0 – 8,1 8,8 0,2 – 4,2 1,4 – 1,1 2,6 0,9 BIP 1,8 1,1 1,8 1,9 1,8 2,1 0,4 2,5 2,8 – 1,3 0,9 – 0,1 1 Wachstumsbeitrag in Prozentpunkten (inklusive statistischer Diskrepanz) 2 Ohne Wertsachen (nicht-monetäres Gold und andere Edelmetalle, Edel- und Schmucksteine sowie Kunstgegenstände und Antiquitäten) 3 Wachstumsbeitrag in Prozentpunkten Quelle: SECO 14 Quartalsheft 4 / 2015 Dezember
ARBEITSMARKT Grafik 3.4 erwerbstätige Die seit Jahresbeginn registrierte Verlangsamung der Wirt- Veränderung gegenüber Vorperiode schaftsaktivität wirkt sich auf den Arbeitsmarkt aus. Die % Erwerbstätigkeit stagnierte zuletzt, und die Arbeitslosig- 3,0 keit stieg erneut etwas an. Vorlaufende Indikatoren der Beschäftigung wie die Beschäftigungskomponente des 2,5 PMI und die Umfragen der KOF deuten jedoch für die 2,0 kommenden Monate auf eine Stabilisierung der Lage am 1,5 Arbeitsmarkt auf verhaltenem Niveau hin (Grafik 3.12). 1,0 0,5 Stagnation der Erwerbstätigkeit 0,0 Gemäss Erwerbstätigenstatistik stagnierte die saison –0,5 bereinigte Zahl der Erwerbstätigen im dritten Quartal. –1,0 Diese Entwicklung ist jedoch auch vor dem Hintergrund –1,5 eines starken Anstiegs im Jahr 2014 zu sehen 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 (Grafik 3.4). Total Quelle: Bundesamt für Statistik (BFS), Saisonbereinigung: SNB Aufgrund einer Revision der Beschäftigungsstatistik lie- gen zurzeit keine Daten zur Beschäftigung für das dritte Quartal vor (Grafik 3.5). Das Bundesamt für Statistik Grafik 3.5 (BFS) wird die Daten mit Verzögerung veröffentlichen. beschäftigung in vollzeitäquivalenten Leicht höhere Arbeitslosigkeit 1. Q. 2006 = 100 Die Arbeitslosigkeit stieg in den letzten Monaten in Index zahlreichen Branchen leicht an. In der Industrie fiel der 117,5 Anstieg etwas stärker aus als im Dienstleistungssektor. Ende November waren unter Ausschluss saisonaler 115,0 Schwankungen insgesamt 147'000 Personen als arbeitslos 112,5 registriert. Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote lag 110,0 bei 3,4% (Grafik 3.6). 107,5 105,0 102,5 100,0 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 Industrie Dienstleistungen Bau Total Quelle: BFS, Saisonbereinigung: SNB Grafik 3.6 arbeitslosenquote % 4,5 4,0 3,5 3,0 2,5 2,0 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 Saisonbereinigt Nicht saisonbereinigt Bei den Regionalen Arbeitsvermittlungszentren registrierte Arbeitslose in % der Erwerbspersonen gemäss Volkszählung 2000 (3 946 988 Erwerbs- personen) bis 2009 und ab 2010 gemäss Volkszählung 2010 (4 322 899 Erwerbspersonen). Quelle: SECO Quartalsheft 4 / 2015 Dezember 15
Grafik 3.7 KAPAZITÄTSAUSLASTUNG kapazitätsauslastung industrie Unterauslastung in der Industrie % Die Auslastung der technischen Kapazitäten in der ver 85 arbeitenden Industrie stieg gemäss KOF-Umfrage im 84 dritten Quartal geringfügig von 81,3% auf 81,4% an. Sie liegt damit weiterhin deutlich unter ihrem langjährigen 83 Durchschnitt (Grafik 3.7). Auch der Nutzungsgrad der Maschinen im Bausektor erhöhte sich im dritten Quartal 82 etwas. Im Gegensatz zur verarbeitenden Industrie befin- 81 det sich die Auslastung im Bau nach wie vor über ihrem langjährigen Durchschnitt (Grafik 3.8). Im Dienstleis- 80 tungssektor deuten die Umfragen auf eine durchschnitt- liche Auslastung hin. 79 2011 2012 2013 2014 2015 Negative Produktionslücke Kapazitätsauslastung Langfrist-Mittelwert Wie gut die Produktionsfaktoren einer Volkswirtschaft Quelle: KOF/ETH ausgelastet sind, zeigt die Produktionslücke, die als pro- zentuale Abweichung des beobachteten BIP-Niveaus vom geschätzten gesamtwirtschaftlichen Produktionspotenzial berechnet wird. Mit der BIP-Stagnation im dritten Quartal Grafik 3.8 weitete sich die Lücke weiter aus. Das mittels einer Pro- kapazitätsauslastung bau duktionsfunktion geschätzte Potenzial ergab für das dritte Quartal eine Lücke von –1,6%, gegenüber –1,3% im % Vorquartal. Andere Schätzmethoden für das Produktions- 79 potenzial (Hodrick-Prescott-Filter und multivariater Filter) 78 signalisieren eine weniger negative Lücke (Grafik 3.9). 77 Die verschiedenen Schätzungen spiegeln die unterschied- 76 lichen Ansätze zur Berechnung des Produktionspoten zials wider. Der Produktionsfunktionsansatz berücksich- 75 tigt die Arbeitsmarktsituation und den Kapitalstock der 74 Volkswirtschaft. Da sich vor allem das Arbeitsangebot in 73 den letzten Jahren – in erster Linie als Folge der Zuwan- derung – stetig erhöht hat, ist das Potenzial und ent 72 sprechend die Lücke gemäss dieser Methode grösser als 2011 2012 2013 2014 2015 bei den rein statistischen Filtermethoden. Kapazitätsauslastung Langfrist-Mittelwert Quelle: KOF/ETH Grafik 3.9 produktionslücke % 4 3 2 1 0 –1 –2 –3 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 Produktionsfunktion HP-Filter MV-Filter Quelle: SNB 16 Quartalsheft 4 / 2015 Dezember
Grafik 3.10 REALWIRTSCHAFTLICHE AUSSICHTEN vorlaufende indikatoren Die Prognosemodelle der SNB, die neben den typischen Index Index makroökonomischen Einflussgrössen auch die verfügba- 62,5 110 ren Indikatoren berücksichtigen, deuten auf eine mode- rate Expansion des BIP im vierten Quartal hin. Die SNB 60,0 105 rechnet für 2015 unverändert mit einem Wachstum von 57,5 100 knapp 1%. 55,0 95 Im Verlauf von 2016 dürfte sich die Konjunktur in der 52,5 90 Schweiz allmählich beleben. Mit der Verbesserung des internationalen Umfelds sind von den Exporten posi- 50,0 85 tive Impulse zu erwarten. Die Binnennachfrage dürfte 47,5 80 robust bleiben. Für das Jahr 2016 erwartet die SNB ein 45,0 75 Wachstum von rund 1,5%. 2011 2012 2013 2014 2015 PMI KOF-Barometer (rechte Skala) Quellen: Credit Suisse, KOF/ETH Grafik 3.11 erwartete bestellungseingänge Trendkomponente Saldo 40 30 20 10 0 –10 –20 –30 2011 2012 2013 2014 2015 Alle Industrien Maschinen Metall Chemie Uhren Quelle: KOF/ETH Grafik 3.12 vorlaufende indikatoren der beschäftigung Index 1,5 1,0 0,5 0,0 –0,5 –1,0 –1,5 2011 2012 2013 2014 2015 PMI 1,2 KOF BFS 2 1 Monatswerte 2 Trendkomponente: SNB Quellen: BFS, Credit Suisse, KOF/ETH Quartalsheft 4 / 2015 Dezember 17
4 Die mittel- und langfristigen Inflationserwartungen blie- ben im dritten und vierten Quartal weitgehend unver Preise und Inflations ändert. Sie bewegen sich damit weiterhin im positiven Bereich. erwartungen Am Immobilienmarkt stiegen die Preise für Wohneigen- tum im dritten Quartal leicht an. Der Preisauftrieb hat sich in den letzten zwei Jahren zwar deutlich abgeschwächt, doch wurden die in den Vorjahren entstandenen Ungleich- gewichte damit nicht entschärft. Die Preise für Wohn- objekte bewegen sich weiterhin auf einem hohen Niveau. Die Jahresteuerungsrate der Konsumentenpreise hat sich bei –1,4% stabilisiert. Damit liegt sie allerdings weiterhin KONSUMENTENPREISE unterhalb des Bereichs, den die SNB mit Preisstabilität gleichsetzt. Die Kerninflationsraten liegen näher bei null, Stabilisierung der LIK-Teuerungsrate sind aber ebenfalls negativ. Die am Landesindex der Konsumentenpreise (LIK) gemessene Jahresteuerungsrate blieb zwischen August Der Rückgang der Jahresteuerungsrate in den negativen und November unverändert bei –1,4% (Tabelle 4.1). Diese Bereich begann im Herbst 2014, ausgelöst durch stark Stabilisierung der Jahresteuerungsrate ergibt sich daraus, gesunkene Erdölpreise. Unter dem Einfluss der Franken- dass der Indexstand in den letzten Monaten nicht mehr aufwertung setzte er sich im ersten Halbjahr 2015 fort. weiter gesunken ist. Der von der Aufhebung des Mindest- In den kommenden Monaten werden die rückläufigen kurses im Januar ausgehende Abwärtsdruck auf die Indexwerte nach und nach aus der Berechnung der Jahres- Preise hat sich schrittweise reduziert. teuerungsrate fallen. Dies dürfte dazu beitragen, dass sich die Jahresteuerungsrate im Laufe des Jahres 2016 wieder allmählich der Nulllinie annähern wird. Tabelle 4.1 landesindex der konsumentenpreise und komponenten Veränderung gegenüber Vorjahr in Prozent 2014 2014 2015 2015 4. Q. 1. Q. 2. Q. 3. Q. September Oktober November LIK total 0,0 – 0,1 – 0,7 – 1,1 – 1,4 – 1,4 – 1,4 – 1,4 Inländische Waren und Dienstleistungen 0,4 0,4 0,5 0,2 0,0 0,0 – 0,1 – 0,3 Waren 0,3 0,2 0,0 – 0,7 – 1,0 – 1,1 – 0,9 – 0,9 Dienstleistungen 0,4 0,5 0,6 0,5 0,3 0,3 0,1 – 0,2 private Dienstleistungen ohne Mieten 0,4 0,6 0,8 0,5 0,4 0,4 0,1 – 0,4 Mieten 1,2 1,1 1,0 1,2 0,9 0,7 0,7 0,1 öffentliche Dienstleistungen – 0,8 – 1,2 – 0,8 – 0,9 – 0,9 – 0,8 – 0,8 0,0 Ausländische Waren und Dienstleistungen – 1,2 – 1,6 – 4,2 – 4,8 – 5,4 – 5,5 – 4,9 – 4,4 ohne Erdölprodukte – 1,0 – 0,8 – 1,5 – 2,7 – 3,1 – 2,9 – 2,7 – 2,9 Erdölprodukte – 2,4 – 6,7 – 19,3 – 16,6 – 18,5 – 20,0 – 17,9 – 13,5 Quellen: BFS, SNB 18 Quartalsheft 4 / 2015 Dezember
Negative Teuerungsbeiträge der Auslandgüter … Grafik 4.1 Der Beitrag der Auslandgüter zur LIK-Jahresteuerungsrate lik: in- und ausländische güter ist weiterhin deutlich negativ. Die negativen Teuerungs Veränderung des LIK gegenüber Vorjahr in Prozent. Beiträge der raten haben sich aber etwas abgeschwächt. Dies gilt vor Komponenten in Prozentpunkten. allem für Erdölprodukte (Grafik 4.1). 1,5 … und der Inlandgüter 1,0 Die Beitrag der Inlandgüter zur LIK-Jahresteuerungsrate 0,5 hat sich im Laufe des Jahres schrittweise verringert und ist seit September negativ. Diese Bewegung wurde in den 0,0 letzten Monaten durch die Teuerung der Dienstleistungen, –0,5 darunter auch der Mieten, getrieben. Die Teuerung der –1,0 inländischen Waren blieb demgegenüber vergleichsweise stabil (Grafik 4.2). –1,5 2011 2012 2013 2014 2015 Weiterer Rückgang der Kerninflationsraten Total Ausland ohne Erdölprodukte Die Kerninflationsraten sind seit Januar 2015 kontinuier- Inland Erdölprodukte lich gesunken und bewegen sich seit März im negativen Quellen: BFS, SNB Bereich. Im November lagen die Kerninflationsrate 1 des BFS (BFS1) und der getrimmte Mittelwert der SNB (TM15) tiefer als im August (Grafik 4.3). Grafik 4.2 lik: inländische waren und dienstleistungen Veränderung des LIK Inland gegenüber Vorjahr in Prozent. Beiträge der Komponenten in Prozentpunkten. 1,00 0,75 0,50 0,25 0,00 –0,25 –0,50 –0,75 2011 2012 2013 2014 2015 Total inländische Waren und Dienstleistungen Waren Dienstleistungen ohne Mieten Mieten Quellen: BFS, SNB Grafik 4.3 kerninflation Veränderung gegenüber Vorjahr % 1,0 0,5 0,0 –0,5 –1,0 –1,5 2011 2012 2013 2014 2015 LIK TM15 BFS1 Quellen: BFS, SNB Quartalsheft 4 / 2015 Dezember 19
Grafik 4.4 PRODUZENTEN- UND IMPORTPREISE preise des gesamtangebots Veränderung gegenüber Vorjahr Stabilisierung der Teuerungsrate der Angebotspreise Die Angebotspreise (Produzenten- und Importpreise) % bewegen sich weiterhin deutlich unter ihrem Vorjahres 2 niveau (Grafik 4.4). Darin widerspiegeln sich in erster 0 Linie der bis Januar 2015 erfolgte starke Rückgang des –2 Weltmarktpreises für Erdöl und die Aufwertung des Frankens, die sich der Aufhebung des Mindestkurses im –4 Januar 2015 anschloss. Seit August sind zunächst die –6 Produzenten- und dann die Importpreise leicht gestiegen, –8 was dazu geführt hat, dass ihre negativen Jahresraten nicht mehr weiter gesunken sind. –10 –12 IMMOBILIENPREISE 2011 2012 2013 2014 2015 Total Produzentenpreise Importpreise Leicht steigende Preise für Wohneigentum Quelle: BFS Die verfügbaren Immobilienpreisindizes deuten mehr heitlich darauf hin, dass die Preise für Wohneigentum im dritten Quartal leicht gestiegen sind. Dies gilt sowohl für Eigentumswohnungen (Grafik 4.5) als auch für Grafik 4.5 Einfamilienhäuser. transaktionspreise eigentumswohnungen Nominal (hedonisch), Periodenbeginn = 100 Seit Anfang dieses Jahres hat sich der Preisauftrieb am Markt für Wohneigentum weiter reduziert. Die Preise Index bewegen sich indessen weiterhin auf hohem Niveau. 180 170 Abschwächung der Mietteuerung 160 Die Mietteuerung schwächte sich im dritten Quartal leicht 150 ab (Grafik 4.6). Davon waren sowohl die im LIK erfassten 140 Mieten betroffen, die als Mass für die Bestandsmieten 130 betrachtet werden können, als auch die von Wüest & Partner 120 erfassten Mieten am Markt angebotener Wohnungen 110 (Angebotsmieten). Die Angebotsmieten lagen im dritten 100 Quartal wie die Bestandsmieten rund 1% über ihrem 90 Vorjahresniveau. 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 Wüest & Partner Fahrländer Partner IAZI Der vom BFS jährlich publizierte Leerwohnungsanteil Quellen: Fahrländer Partner, IAZI, Wüest & Partner stieg per 1. Juni 2015 weiter an und erreichte mit 1,2% den höchsten Stand seit 2001. Zum Anstieg gegenüber dem Vorjahr trugen sowohl die zur Miete als auch die zum Kauf Grafik 4.6 angebotenen Wohnungen bei. Der wachsende Anteil leer stehender Wohnungen am Wohnungsbestand dürfte sich wohnungsmieten und referenzzinssatz tendenziell dämpfend auf die Mieten und Preise von Woh- Nominal, Veränderung gegenüber Vorjahr (linke Skala) nungen auswirken. % % 5 2,8 4 2,6 3 2,4 2 2,2 1 2,0 0 1,8 –1 1,6 2011 2012 2013 2014 2015 Bestandsmieten Angebotsmieten Hypothekarischer Referenzzinssatz (rechte Skala) Quellen: BFS, Bundesamt für Wohnungswesen (BWO), Wüest & Partner 20 Quartalsheft 4 / 2015 Dezember
INFLATIONSERWARTUNGEN Mittel- und langfristige Erwartungen Die mittelfristigen Inflationserwartungen sind ebenfalls Stabile Inflationserwartungen weitgehend stabil geblieben. Die Teilnehmer der im dritten Die mittels Umfragen erhobenen Inflationserwartungen Quartal durchgeführten CFO-Umfrage von Deloitte sind weiterhin stabil. Nachdem das Preisniveau und die prognostizierten die Inflationsrate in zwei Jahren auf 0,8% Inflationsraten von Herbst 2014 bis Sommer 2015 stark (Umfrage im Vorquartal: 0,7%). Die von den SNB-Dele- gefallen sind, rechnet ein wachsender Anteil der Befragten gierten für Wirtschaftskontakte geführten Gespräche liefern auf sechs oder zwölf Monate mit steigenden Preisen bzw. ähnliche Ergebnisse. Im vierten Quartal erwarteten die einem Anstieg der Inflationsrate. Gesprächspartner wie bereits im Vorquartal, dass die Infla- tionsrate in drei bis fünf Jahren 0,6% betragen wird. Kurzfristige Erwartungen Gemäss der im Oktober durchgeführten Haushaltsumfrage Umfragen zu den langfristigen Inflationserwartungen zei- des SECO stieg der Anteil der befragten Haushalte, die gen nach wie vor, dass diese durch die Aufhebung des auf zwölf Monate mit höheren Preisen rechnen, auf 45%. Mindestkurses kaum beeinflusst wurden und gut verankert Kleinere Anteile als im Juli gingen demgegenüber von bleiben. sinkenden oder unveränderten Preisen aus (Grafik 4.7). Gemäss Credit Suisse ZEW Financial Market Report erwarteten im November zwei Drittel der befragten Finanzanalysten unveränderte Inflationsraten auf sechs Monate (August 2015: 71%). Der Anteil der Befragten, der von steigenden Inflationsraten ausging, wuchs von 15% auf 25%, während der Anteil, der tiefere, d.h. noch stärker negative Inflationsraten erwartete, von 15% auf 9% sank. Die Gespräche der SNB-Delegierten für regionale Wirt- schaftskontakte mit Unternehmen aus allen Teilen der Wirtschaft bestätigen die Stabilität der Inflationserwartun- gen. Im vierten Quartal rechneten die Gesprächspartner wie im Vorquartal mit einer Inflationsrate in sechs bis zwölf Monaten von – 0,4%. Grafik 4.7 preiserwartungen Haushaltsumfrage zur erwarteten Preisentwicklung auf 12 Monate % 60 50 40 30 20 10 0 2011 2012 2013 2014 2015 Abnahme Mässiger Anstieg Unverändert Starker Anstieg Quellen: SECO, SNB Quartalsheft 4 / 2015 Dezember 21
5 GELDPOLITISCHE MASSNAHMEN SEIT DER LETZTEN LAGEBEURTEILUNG Monetäre Entwicklung Unverändert expansiver geldpolitischer Kurs An der geldpolitischen Lagebeurteilung vom 17. September 2015 bestätigte die SNB ihren expansiven geldpolitischen Kurs. Sie beschloss das Zielband für den 3M-Libor unver- ändert bei –1,25% bis – 0,25% zu belassen. Auch der Zins auf bei der SNB gehaltene Sichtguthaben von Banken und Als die SNB im Januar 2015 den Mindestkurs gegenüber anderen Finanzmarktteilnehmern, die einen bestimmten dem Euro aufhob, war abzusehen, dass sich die Geld Freibetrag überschreiten, blieb unverändert bei – 0,75%. politik in den grossen Währungsräumen gegensätzlich entwickeln würde. Der SNB war auch bewusst, dass Die SNB bekräftigte ausserdem, sie werde bei der Gestal- dies erhebliche Auswirkungen auf das internationale tung ihrer Geldpolitik weiterhin der Wechselkurssituation Währungsgefüge mit sich bringen würde. Das ist dann und deren Einfluss auf Inflation und Wirtschaftsentwick- tatsächlich auch eingetreten und lässt sich am Kurs lung Rechnung tragen. Sie bleibe bei Bedarf am Devisen- des Frankens gegenüber verschiedenen Währungen markt aktiv, um die monetären Rahmenbedingungen zu deutlich ablesen. Kurz vor der Lagebeurteilung im beeinflussen. Dezember 2015 notierte der Franken gegenüber dem US-Dollar nahezu auf demselben Niveau wie Ende Höhere Sichtguthaben bei der SNB 2014. Gegenüber dem Euro war der Franken dagegen Seit der Lagebeurteilung vom September 2015 sind die rund 10% stärker als anfangs Jahr. Der exportgewichtete gesamten bei der SNB gehaltenen Sichtguthaben leicht Frankenkurs lag um etwa 8% höher als im Januar, gestiegen. In der Woche zum 4. Dezember 2015 (letzte nachdem er zeitweilig um rund 20% angestiegen war. Kalenderwoche vor der Lagebeurteilung von Mitte Dezember 2015) lagen sie mit 467,5 Mrd. Franken um Gleichzeitig mit der Aufhebung des Mindestkurses senkte 3,2 Mrd. Franken höher als in der letzten Kalenderwoche die SNB im Januar 2015 die Zinsen auf –0,75%. Damit vor der Lagebeurteilung von Mitte September 2015. Zwi- hat sich die Zinsdifferenz zum Ausland, die zuvor wegen schen den Lagebeurteilungen von Mitte September 2015 der rückläufigen Zinsen im Ausland stark geschrumpft und Mitte Dezember 2015 betrugen sie durchschnittlich war, wieder deutlich ausgeweitet. Auch nach der leichten 466,9 Mrd. Franken. Davon entfielen 401,3 Mrd. Franken Zinssenkung der EZB im Dezember 2015 blieb die Zins- auf Giroguthaben inländischer Banken und die restlichen differenz gegenüber dem Euro deutlich grösser als zu 65,6 Mrd. Franken auf übrige Guthaben auf Sicht. Beginn des Jahres. Dies trug dazu bei, dass sich der Fran- ken von seinen Höchstständen kurz nach der Aufhebung Hohe Überschussreserven der Banken des Mindestkurses wieder abschwächte. Die gesetzlich erforderlichen Mindestreserven betrugen zwischen dem 20. August und dem 19. November 2015 Die Entwicklung der Geldaggregate verlief seit Anfang durchschnittlich 14,4 Mrd. Franken. Insgesamt übertrafen Jahr stabil. Im Oktober kam es zu einer Umschichtung die Banken das Mindestreserveerfordernis im Durch- von Einlagen auf Transaktionskonti zu Spareinlagen, die schnitt um rund 391,7 Mrd. Franken (Vorperiode: 382,8 Mrd. zu einem Rückgang der Geldmenge M1 führte, sich Franken). Die Überschussreserven der Banken sind damit aber nicht auf die Wachstumsraten der breiteren Geld- nochmals gestiegen. mengen M2 und M3 auswirkte. Solche Umschichtungen dürften aktuell sowohl durch die Zinsen als auch das regulatorische Umfeld motiviert sein. Das Wachstum der Hypothekarkredite und der Immobi- lienpreise entwickelte sich in den letzten Monaten etwa im Einklang mit den Fundamentalfaktoren. Entsprechend sind die Ungleichgewichte auf diesen Märkten unver ändert geblieben. 22 Quartalsheft 4 / 2015 Dezember
Grafik 5.1 GELD- UND KAPITALMARKTZINSEN geldmarktsätze Geldmarktzinssätze weitgehend unverändert % Die Zinsen am Geldmarkt bewegten sich im vierten Quar- 1,0 tal weiterhin im negativen Bereich. Sowohl die Zinssätze für besicherte Geldmarktgeschäfte (Swiss Average Rates) 0,5 als auch die Zinssätze für unbesicherte Geldmarktgeschäfte (Libor) lagen nahe am SNB-Einlagenzins von – 0,75% 0,0 (Grafik 5.1). Der 3M-Libor lag damit auch nahe der Mitte –0,5 seines Zielbands von –1,25% bis – 0,25%. –1,0 Langfristige Zinssätze tiefer im negativen Bereich Die Rendite zehnjähriger Bundesobligationen bewegte –1,5 sich in den drei Monaten seit der Lagebeurteilung von –2,0 Mitte September immer im negativen Bereich. Sie erreichte zwischenzeitlich neue historische Tiefstände 2011 2012 2013 2014 2015 unter – 0,3%. Mitte Dezember belief sie sich auf rund 3M-Libor Zielband SARON – 0,2% und lag damit tiefer als Mitte September. Quellen: Bloomberg, SIX Swiss Exchange AG, SNB Renditekurve nach unten verschoben Die Renditekurve von Bundesobligationen verschob sich Grafik 5.2 zwischen Mitte September und Mitte Dezember nach unten (Grafik 5.2). Mitte Dezember waren Renditen von zinsstruktur eidgenössischer anleihen Bundesobligationen mit Laufzeiten unter 13 Jahren Nach Nelson-Siegel-Svensson Laufzeit in Jahren (hor. Achse) negativ. Die Renditen widerspiegeln Erwartungen einer % anhaltenden Phase mit tiefen kurzfristigen Zinsen. 0,75 0,50 Tiefe langfristige Realzinsen 0,25 Der geschätzte langfristige Realzins belief sich Mitte 0,00 Dezember auf – 0,2%. Er lag damit leicht unter dem bereits –0,25 sehr niedrigen Niveau vom ersten Quartal dieses Jahres –0,50 (Grafik 5.3). –0,75 Die Schätzung des Realzinssatzes stützt sich auf die –1,00 Entwicklung der zehnjährigen Renditen von Bundesobli- –1,25 gationen und die für den gleichen Zeithorizont mit Hilfe 0 5 10 15 20 eines vektorautoregressiven (VAR) Modells geschätzten Mitte Dezember 2015 Mitte Juni 2015 Inflationserwartungen. Mitte September 2015 Quelle: SNB Grafik 5.3 geschätzter realzinssatz 10-jährige Obligationen der Eidgenossenschaft Inflationserwartungen geschätzt mit VAR-Modell % 2,5 2,0 1,5 1,0 0,5 0,0 –0,5 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 Quelle: SNB Quartalsheft 4 / 2015 Dezember 23
Grafik 5.4 WECHSELKURSE devisenkurse Franken stärker gegenüber dem Euro und schwächer 1.125 gegenüber dem US-Dollar Seit der Lagebeurteilung von Mitte September hat der 1.100 Franken gegenüber dem Euro etwas an Wert gewonnen 1.075 (Grafik 5.4). In der ersten Monatshälfte Dezember kostete 1.050 der Euro rund 1.08 Franken, nachdem der Kurs im September kurzfristig bis auf 1.10 Franken gestiegen war. 1.025 1.000 Gegenüber dem US-Dollar hat der Franken seit Mitte 0.975 Oktober an Wert verloren. Die Aufwertung des US-Dollars spiegelt die in den Augen der Marktteilnehmer gestiegene 0.950 Wahrscheinlichkeit einer Zinserhöhung durch die Federal 0.925 Reserve im Dezember wider. Jul 15 Aug Sep Okt Nov Dez USD in CHF EUR in CHF Am 3. Dezember kündigte die EZB eine Lockerung ihrer Quelle: SNB Geldpolitik an. Die Märkte hatten eine stärkere Lockerung erwartet, weshalb der Euro nach der Ankündigung gegen- über dem US-Dollar stärker wurde. Auf den Frankenkurs des Euros hatte die Enttäuschung der Märkte jedoch keine Grafik 5.5 wesentlichen Auswirkungen, da die Märkte davon aus mci nominal gingen, die SNB würde für eine unveränderte Zinsdifferenz sorgen. Gegenüber dem US-Dollar gewann der Franken % gleich wie der Euro an Wert. 1,5 Etwas lockerere monetäre Bedingungen 1,0 Auf exportgewichteter Basis notierte der Franken Mitte Dezember leicht schwächer als zum Zeitpunkt der Lage- 0,5 beurteilung im September. Damit sind die monetären Bedingungen etwas expansiver geworden. 0,0 Der in Grafik 5.5 gezeigte Monetary Conditions Index –0,5 (MCI) kombiniert Veränderungen des 3M-Libors und des nominalen exportgewichteten Aussenwerts des Frankens –1,0 zu einem Mass der monetären Bedingungen. Um der Unsi- Jul 15 Aug Sep Okt Nov Dez cherheit über die relativen Wirkungen von Veränderungen MCI 3:1 MCI 5:1 der Zinssätze und des Wechselkurses Rechnung zu tragen, Quelle: SNB sind zwei Versionen des Indexes abgebildet, die sich in der Gewichtung der beiden Komponenten unterscheiden. Der Index wird zum Zeitpunkt der letzten Lagebeurteilung Grafik 5.6 auf null gesetzt. Negative Werte des MCI zeigen eine Lockerung der Geldpolitik an. realer aussenwert des frankens Exportgewichtet, Januar 1999 = 100 Hoher realer Aussenwert des Frankens Index Der exportgewichtete reale Aussenwert des Frankens liegt 135 weiterhin auf einem hohen Niveau. Die ab Mai beobachtete 130 Abschwächung hat sich seit September deutlich verlang- 125 samt (Grafik 5.6). 120 115 110 105 100 95 90 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 Real (24 Länder) Quelle: SNB 24 Quartalsheft 4 / 2015 Dezember
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